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© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Mater latina Der Einfluss des Lateinischen auf die slawischen Der Einfluss des Lateinischen auf die slawischen Sprachen: Sprachen: Hier ist grundsätzlich auf die wichtige schrift-, kultur- Hier ist grundsätzlich auf die wichtige schrift-, kultur- und religionsgeschichtliche Trennung in die und religionsgeschichtliche Trennung in die Slavia romana Slavia romana ((süd-) westslawische Sprachen: Polnisch, Tschechisch, ((süd-) westslawische Sprachen: Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Sorbisch; Slowenisch, Kroatisch) und in die Slowakisch, Sorbisch; Slowenisch, Kroatisch) und in die Slavia orthodoxa Slavia orthodoxa ((süd-)ostslawische Sprachen: Serbisch, ((süd-)ostslawische Sprachen: Serbisch, Mazedonisch, Bulgarisch, Weißrussisch, Ukrainisch, Mazedonisch, Bulgarisch, Weißrussisch, Ukrainisch, Russisch) zu verweisen. Russisch) zu verweisen. Während die Slavia romana dem lateinischen Einfluss viel Während die Slavia romana dem lateinischen Einfluss viel früher und stärker ausgesetzt war, blieb für die Slavia früher und stärker ausgesetzt war, blieb für die Slavia orthodoxa, insbesondere das Russische, das Griechische orthodoxa, insbesondere das Russische, das Griechische jahrhundertelang prägend . Der eurolateinische Einfluss jahrhundertelang prägend . Der eurolateinische Einfluss beginnt für das Russische erst im 17. Jhdt., zumeist beginnt für das Russische erst im 17. Jhdt., zumeist vermittelt über west- und mitteleuropäische europäische vermittelt über west- und mitteleuropäische europäische Sprachen wie Französisch, Deutsch und Polnisch. Sprachen wie Französisch, Deutsch und Polnisch. Im heutigen Russischen lassen sich die Im heutigen Russischen lassen sich die eurolateinischen eurolateinischen Latinismen im Alltagswortschatz auf etwa 10% Latinismen im Alltagswortschatz auf etwa 10% (z.B. ca. 6500 (z.B. ca. 6500 unter den 60.000 häufigsten Wörtern des Russischen) unter den 60.000 häufigsten Wörtern des Russischen) schätzen. schätzen.

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Mater latinaMater latina

Der Einfluss des Lateinischen auf die slawischen Der Einfluss des Lateinischen auf die slawischen Sprachen:Sprachen:

Hier ist grundsätzlich auf die wichtige schrift-, kultur- Hier ist grundsätzlich auf die wichtige schrift-, kultur- und religionsgeschichtliche Trennung in die und religionsgeschichtliche Trennung in die Slavia romanaSlavia romana ((süd-) westslawische Sprachen: Polnisch, Tschechisch, ((süd-) westslawische Sprachen: Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Sorbisch; Slowenisch, Kroatisch) und in die Slowakisch, Sorbisch; Slowenisch, Kroatisch) und in die Slavia orthodoxaSlavia orthodoxa ((süd-)ostslawische Sprachen: Serbisch, ((süd-)ostslawische Sprachen: Serbisch, Mazedonisch, Bulgarisch, Weißrussisch, Ukrainisch, Mazedonisch, Bulgarisch, Weißrussisch, Ukrainisch, Russisch) zu verweisen. Russisch) zu verweisen.

Während die Slavia romana dem lateinischen Einfluss viel Während die Slavia romana dem lateinischen Einfluss viel früher und stärker ausgesetzt war, blieb für die Slavia früher und stärker ausgesetzt war, blieb für die Slavia orthodoxa, insbesondere das Russische, das Griechische orthodoxa, insbesondere das Russische, das Griechische jahrhundertelang prägend . Der eurolateinische Einfluss jahrhundertelang prägend . Der eurolateinische Einfluss beginnt für das Russische erst im 17. Jhdt., zumeist beginnt für das Russische erst im 17. Jhdt., zumeist vermittelt über west- und mitteleuropäische europäische vermittelt über west- und mitteleuropäische europäische Sprachen wie Französisch, Deutsch und Polnisch. Sprachen wie Französisch, Deutsch und Polnisch.

Im heutigen Russischen lassen sich die Im heutigen Russischen lassen sich die eurolateinischen eurolateinischen Latinismen im Alltagswortschatz auf etwa 10%Latinismen im Alltagswortschatz auf etwa 10% (z.B. ca. (z.B. ca. 6500 unter den 60.000 häufigsten Wörtern des Russischen) 6500 unter den 60.000 häufigsten Wörtern des Russischen) schätzen. schätzen.

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Slavia romanaSlavia romana ((süd-) ((süd-) westslawische westslawische Sprachen: Polnisch, Sprachen: Polnisch, Tschechisch, Tschechisch, Slowakisch, Sorbisch; Slowakisch, Sorbisch; Slowenisch, Slowenisch, Kroatisch) und Kroatisch) und

Slavia orthodoxaSlavia orthodoxa ((süd-)ostslawische ((süd-)ostslawische Sprachen: Serbisch, Sprachen: Serbisch, Mazedonisch, Mazedonisch, Bulgarisch, Bulgarisch, Weißrussisch, Weißrussisch, Ukrainisch, Russisch)Ukrainisch, Russisch)

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Mater latinaMater latina

Lateinische Elemente im russischen Alltagswortschatz:Lateinische Elemente im russischen Alltagswortschatz:

z.B. die Monatsnamen:z.B. die Monatsnamen: январянвар – janvár'; – janvár'; февральфевраль – fevrál'; – fevrál'; мартмарт – mart; – mart; апрельапрель – –

aprél'; aprél'; маймай – maj; – maj; июиюньнь – ijun'; – ijun'; июльиюль – ijul'; – ijul'; августавгуст – – ávgust; ávgust; сентябрьсентябрь – sentjábr; – sentjábr; октяоктябрьбрь – oktjábr'; – oktjábr'; нояноябрьбрь – – nojábr'; nojábr'; декядекябрьбрь – dekjabr'. – dekjabr'.

Vgl. ferner z.B. Vgl. ferner z.B. магистрмагистр – magístr "Magister", – magístr "Magister", университетуниверситет – universitét "Universität", – universitét "Universität", шкопашкопа – – šškola "Schule", kola "Schule", минутаминута – minúta "Minute" etc. – minúta "Minute" etc.

Auch in der Auch in der WortbildungWortbildung sind eurolateinische Elemente z.B. sind eurolateinische Elemente z.B. in produktiven Mustern der russischen Derivation vertreten:in produktiven Mustern der russischen Derivation vertreten:

z.B. z.B. революцияреволюция– revoljúcija "Revolution", – revoljúcija "Revolution", демонстрациядемонстрация – – demonstrácija "Demonstration, Beweis"; demonstrácija "Demonstration, Beweis";

sowie das Derivationsmuster sowie das Derivationsmuster de(z)-de(z)- X - X -acijaacija: "De-/Ent- X – : "De-/Ent- X – ierung“: ierung“:

z.B. z.B. demobilizacijademobilizacija ("Demobilisierung"), vgl. ferner: ("Demobilisierung"), vgl. ferner: denuklejarizacija denuklejarizacija ("Entnuklearisierung"), ("Entnuklearisierung"), degumanizacijadegumanizacija ("Enthumanisierung"), ("Enthumanisierung"), departizacijadepartizacija ("Entparteiisierung"), ("Entparteiisierung"), defederalizacijadefederalizacija ("Entföderalisierung"); sowie mit ("Entföderalisierung"); sowie mit griechischen Basislexemen: griechischen Basislexemen: deideologizacijadeideologizacija ("Entideologisierung"), ("Entideologisierung"), depolitizacijadepolitizacija ("Entpolitisierung"), ("Entpolitisierung"), dezorganizacijadezorganizacija ("Desorganisation"), ("Desorganisation"), etc. etc.

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Mater latinaMater latina

Einige Beispiele für eurolateinische Einige Beispiele für eurolateinische Elemente im Elemente im TschechischenTschechischen::

advokátadvokát (Anwalt), (Anwalt), andanděěll (Engel), (Engel), aparátaparát (Apparat), (Apparat), apostapostóóll (Apostel), (Apostel), autorautor (Autor), (Autor), demonstracedemonstrace (Demonstration), (Demonstration), dramatickdramatickýý (dramatisch), (dramatisch), fakultafakulta (Fakultät), (Fakultät), kkřížříž (Kreuz), (Kreuz), komickkomickýý (komisch, drollig), (komisch, drollig), kuchinkuchiněě (Küche), (Küche), medicínamedicína (Medizin), (Medizin), pilulkapilulka (Pille, (Pille, Tablette), Tablette), projektprojekt (Projekt), (Projekt), receptrecept (Rezept), (Rezept), transformacetransformace (Transformation), (Transformation), univerzitauniverzita (Universität). (Universität).

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Mater latinaMater latina

Nach der Nach der Niederlage der Niederlage der Magyaren in der Magyaren in der Schlacht am Schlacht am Lechfeld gegen den Lechfeld gegen den deutschen Kaiser deutschen Kaiser Otto I. d. Größen Otto I. d. Größen 955 n. Chr. 955 n. Chr. beschleunigte sich beschleunigte sich ihre ihre Sesshaftwerdung. Sesshaftwerdung.

Im 10. Jahrhundert Im 10. Jahrhundert vollzog sich unter vollzog sich unter Größfürst Géza Größfürst Géza (970-997) und (970-997) und seinem Sohn König seinem Sohn König Stephan I. (997-Stephan I. (997-1038) die 1038) die Christianisierung Christianisierung Ungarns.Ungarns.

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Mater latinaMater latina

Eurolatein im ungarischen Wortschatz:Eurolatein im ungarischen Wortschatz: Latein war für lange Zeit die Amtssprache Ungarns, Latein war für lange Zeit die Amtssprache Ungarns,

auch in von Ungarn eroberten Gebieten wie Kroatien. auch in von Ungarn eroberten Gebieten wie Kroatien. Erst 1844 wurde Latein durch Ungarisch als Amtssprache Erst 1844 wurde Latein durch Ungarisch als Amtssprache ersetzt. ersetzt.

Z.B. die MonatsnamenZ.B. die Monatsnamen: : január, február, március, január, február, március, április, május, június, július, augusztus, szeptember, április, május, június, július, augusztus, szeptember, október, november, decemberoktóber, november, december. .

Vgl. ferner z.B.: Vgl. ferner z.B.: autóautó (Auto) < frz. (Auto) < frz. voiture voiture automobileautomobile "selbstbeweglicher Wagen" < gr. "selbstbeweglicher Wagen" < gr. ἀἀυτόςυτός– – autós "selbst" + lat. autós "selbst" + lat. mobilis, -emobilis, -e "beweglich", "beweglich", demokráciademokrácia (Demokratie) < lat. (Demokratie) < lat. democratiademocratia < gr. < gr. δημοκρατίαδημοκρατία, , iskolaiskola (Schule) < (Schule) < scholaschola, , kollégakolléga (Kollege) < (Kollege) < collegacollega, , misemise (Messe) < (Messe) < missamissa, , oltároltár (Altar) < (Altar) < altarealtare, , oráorá (Stunde) < (Stunde) < horahora, , perszepersze (natürlich, selbstverständlich) < (natürlich, selbstverständlich) < per seper se, , postaposta (Post) (Post) < ital. < ital. postaposta < lat. < lat. posita statioposita statio "festgesetzter "festgesetzter Aufenthaltsort" (= Wechselstationen für die berittenen Aufenthaltsort" (= Wechselstationen für die berittenen Postboten im Spätmittelalter), Postboten im Spätmittelalter), sekrestyesekrestye (Sakristei) < (Sakristei) < sacristiasacristia, , receptrecept (Rezept) < (Rezept) < receptumreceptum, , templomtemplom (Kirche) < (Kirche) < templumtemplum, , traktortraktor (Traktor) < t (Traktor) < trahererahere etc. etc.

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Mater latinaMater latina

Ins Ins TürkischeTürkische wurden wegen des wurden wegen des hohen Prestiges hohen Prestiges der französischen der französischen Sprache und Sprache und Kultur im 19. Kultur im 19. Jhdt. vor allem Jhdt. vor allem französische französische Wörter entlehnt. Wörter entlehnt. Daher erscheinen Daher erscheinen eurolateinische eurolateinische Ausdrücke im Ausdrücke im modernen modernen TürkischenTürkischen oft oft "in französischem "in französischem Gewand".Gewand".

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Eurolateinischer Einfluss aufs Türkische via Eurolateinischer Einfluss aufs Türkische via Französisch:Französisch:

Einige BeispieleEinige Beispiele: : ajandaajanda < < frz. frz. agendaagenda ("Notizbuch") ("Notizbuch") < lat. < lat. agereagere, , anketanket < frz. < frz. enquêteenquête ("Meinungsumfrage") < lat. ("Meinungsumfrage") < lat. inquirereinquirere, , apartmanapartman ("Mietshaus") < frz. ("Mietshaus") < frz. appartementappartement ("Wohnung"), ("Wohnung"), asansörasansör << frz. frz. ascenseurascenseur ("Lift") < lat. ("Lift") < lat. ascendereascendere, , bateribateri < < frz. frz. batteriebatterie ("Schlagzeug"), ("Schlagzeug"), demokrasi demokrasi < lat. < lat. democratiademocratia < gr. < gr. δημοκρατίαδημοκρατία, , kalitekalite < frz. < frz. qualité < qualité < lat.lat. qualitas qualitas, , otooto < frz. (< frz. (voiturevoiture)) auto(mobile) auto(mobile) "selbstbeweglicher Wagen" < gr. "selbstbeweglicher Wagen" < gr. ἀἀυτόςυτός – autós – autós "selbst" + lat. "selbst" + lat. mobilismobilis, , enteresanenteresan < frz. < frz. interéssantinteréssant < lat. < lat. interesseinteresse, , enternasyonalenternasyonal < < interinter- + - + nationalisnationalis, , konferanskonferans < frz. < frz. conférenceconférence ("Vortrag, ("Vortrag, Konferenz") < lat. Konferenz") < lat. conferreconferre, , müzisyenmüzisyen < frz. < frz. musicienmusicien,, planplan < frz. < frz. planplan ("Grundriss, Plan, Karte") ("Grundriss, Plan, Karte") < lat. < lat. planta planta ("Fusssohle"), ("Fusssohle"), profesörprofesör < frz. < frz. professeurprofesseur < lat. < lat. professorprofessor, , sinemasinema < frz. < frz. cinéma, cinéma, cinématographecinématographe < gr. < gr. κίνημακίνημα – kínema "Bewegung" + – kínema "Bewegung" + γράφεινγράφειν – gráphein "schreiben", – gráphein "schreiben", şşansans < frz. < frz. chancechance ("Glück") < lat. ("Glück") < lat. caderecadere, , terörterör < frz. < frz. terreurterreur < lat. < lat. terrorterror. .

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Gräkolatein in den Fachsprachen 1: LinguistikGräkolatein in den Fachsprachen 1: Linguistik Deutsch: Deutsch: z.B. z.B. Ablativ, Akkusativ, Akzent, Allomorph, Allophon, Dativ, Ablativ, Akkusativ, Akzent, Allomorph, Allophon, Dativ,

Deklination, Dialekt, Etymologie, Form, Funktion, Genitiv, Deklination, Dialekt, Etymologie, Form, Funktion, Genitiv, Genus, Grammatik, Intonation, Kasus, Kommunikation, Konjugation, Genus, Grammatik, Intonation, Kasus, Kommunikation, Konjugation, Modus, Morphem, Nomen, Nominativ, nonverbal, Numerus, Modus, Morphem, Nomen, Nominativ, nonverbal, Numerus, Ökolinguistik, Onomastik, Paradigma, Phonem, Phonetik, Ökolinguistik, Onomastik, Paradigma, Phonem, Phonetik, Phonologie, PhrasePhonologie, Phrase,, Plural, Polysemie, Pragmatik, Pronomen, Plural, Polysemie, Pragmatik, Pronomen, Proposition, Prosodik, Psycholinguistik, Semantik, Sem, Semem, Proposition, Prosodik, Psycholinguistik, Semantik, Sem, Semem, Semiotik, Singular, Struktur, Synonymie, Syntax,Semiotik, Singular, Struktur, Synonymie, Syntax, Transformation,Transformation, VerbumVerbum... ...

Englisch:Englisch: z.B. z.B. ablative, accent, accusative, allomorph, allophone, case, ablative, accent, accusative, allomorph, allophone, case,

communication, dative, declination, dialect, ecolinguistics, communication, dative, declination, dialect, ecolinguistics, etymology, form, function, grammar, intonation, mode, morpheme, etymology, form, function, grammar, intonation, mode, morpheme, noun, onomastics, paradigm, phoneme, phonetics, phonology, noun, onomastics, paradigm, phoneme, phonetics, phonology, phrase, plural, polysemy, pragmatics, pronoun, proposition, phrase, plural, polysemy, pragmatics, pronoun, proposition, prosody, psycholinguistics, seme, sememe, semantics, semiotics, prosody, psycholinguistics, seme, sememe, semantics, semiotics, singular, structure, synonymy, syntax, transformation, verbsingular, structure, synonymy, syntax, transformation, verb……

Französisch:Französisch: z.B. z.B. ablatifablatif, , accentaccent, , accusatifaccusatif,, allomorphe, allophone, cas, allomorphe, allophone, cas,

communication, datif, déclinaison, dialecte, étymologie, forme, communication, datif, déclinaison, dialecte, étymologie, forme, fonction, grammaire, intonation, mode, morphème, nom, fonction, grammaire, intonation, mode, morphème, nom, onomastique, paradigme, polysémie, phonème, phonétique, onomastique, paradigme, polysémie, phonème, phonétique, phonologie, phrasephonologie, phrase, , plurielpluriel, , pragmatique, pronom, proposition, pragmatique, pronom, proposition, prosodie, psycholinguistique, séme, sémème, sémantiqueprosodie, psycholinguistique, séme, sémème, sémantique (M. Bréal (M. Bréal 1897), 1897), sémiologiesémiologie (F. de Saussure 1916), (F. de Saussure 1916), singulier, structure,singulier, structure, synonymie, syntaxesynonymie, syntaxe, , transformation, verbetransformation, verbe... ...

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Systematische Unterscheidungen, die auf diese Systematische Unterscheidungen, die auf diese Weise in der Weise in der LinguistikLinguistik getroffen werden: getroffen werden:

(Überschneidungen mit) Nachbardisziplinen: z.B. (Überschneidungen mit) Nachbardisziplinen: z.B. Semiotik, Psycholinguistik, ÖkolinguistikSemiotik, Psycholinguistik, Ökolinguistik

Linguistische Teildisziplinen: z.B. Linguistische Teildisziplinen: z.B. Syntax, Syntax, Semantik, Semantik, PragmatikPragmatik

Bedeutungsrelationen der Zeichen: z.B. Bedeutungsrelationen der Zeichen: z.B. Polysemie, Polysemie, Präsupposition, ImplikationPräsupposition, Implikation

Sprachliche Einheiten und ihre Sprachliche Einheiten und ihre Realisierungen: z.B. Realisierungen: z.B. Phrase, Phrase,

Proposition, Proposition, Phonem, Allophon, Phonem, Allophon, Morphem, AllomorphMorphem, Allomorph

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Gräkolatein in den Fachsprachen 2: RhetorikGräkolatein in den Fachsprachen 2: Rhetorik

Argmentationstheorie:Argmentationstheorie: z.B. z.B. Argument, Argumentation, Argumentum ad hominem, Argumentum Argument, Argumentation, Argumentum ad hominem, Argumentum

ad baculum, Argumentum ad misericordiam, Argumentum ad populum, ad baculum, Argumentum ad misericordiam, Argumentum ad populum, Argumentum ad verecundiam, Enthymem, Epicheirem, Ethos, Argumentum ad verecundiam, Enthymem, Epicheirem, Ethos, Konklusion, Locus (communis), Logos, Maxime Konklusion, Locus (communis), Logos, Maxime (< (< propositio propositio maximamaxima), ), Paradeigma, Pathos, Prämisse, Sophismus, Syllogismus, Paradeigma, Pathos, Prämisse, Sophismus, Syllogismus, Topos, ...Topos, ...

Stilfigurentypologie:Stilfigurentypologie: z.B. z.B. Alliteration, Anapher, Asyndeton, Concessio, Confessio, Alliteration, Anapher, Asyndeton, Concessio, Confessio,

Ellipse, Epipher, Exclamatio, Ironie, Isokolon, Homoioteleuton, Ellipse, Epipher, Exclamatio, Ironie, Isokolon, Homoioteleuton, Hypallage, Hyperbaton, Hyperbel, Hysteron-Proteron, Hypallage, Hyperbaton, Hyperbel, Hysteron-Proteron, Interrogatio, Klimax, Litotes, Metapher, Metonymie, Obsecratio, Interrogatio, Klimax, Litotes, Metapher, Metonymie, Obsecratio, Onomatopoiie, Oxymoron, Paradoxon, Paronomasie, Onomatopoiie, Oxymoron, Paradoxon, Paronomasie, Personifikation, Polyptoton, Polysyndeton, Praeteritio, Personifikation, Polyptoton, Polysyndeton, Praeteritio, Sermocinatio, Subiectio, Synekdoche, Zeugma, ...Sermocinatio, Subiectio, Synekdoche, Zeugma, ...

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Gräkolatein in den Fachsprachen 3: PharmazieGräkolatein in den Fachsprachen 3: Pharmazie

Pharmazie:Pharmazie: "Wissenschaft von den Arzneimitteln, von "Wissenschaft von den Arzneimitteln, von ihrer Herkunft, ihrer Herstellung u. Überprüfung", < gr. ihrer Herkunft, ihrer Herstellung u. Überprüfung", < gr. φαρμακείαφαρμακεία – pharmakeía "Gebrauch von Heilmitteln, – pharmakeía "Gebrauch von Heilmitteln, Giften, Zaubermitteln", < gr. Giften, Zaubermitteln", < gr. φάρμακονφάρμακον – phármakon – phármakon "Zaubermittel, Gift, Heilmittel". "Zaubermittel, Gift, Heilmittel".

Allgemein gilt für Arzneimittelnamen (Allgemein gilt für Arzneimittelnamen (PharmakonymePharmakonyme): Die ): Die Mehrzahl der Pharmakonyme beruhen auf Wörtern, die den Mehrzahl der Pharmakonyme beruhen auf Wörtern, die den klassischen Sprachen entnommen sind.klassischen Sprachen entnommen sind.

Viele Pharmakonyme sind nach den Krankheitsbezeichnungen Viele Pharmakonyme sind nach den Krankheitsbezeichnungen ((PathonymenPathonymen) gebildet, die sie als zentralen ) gebildet, die sie als zentralen Wortbestandteil enthalten. Wortbestandteil enthalten.

Andere Pharmakonyme sind nach ihren erwünschten Andere Pharmakonyme sind nach ihren erwünschten therapeutischen Effekten (therapeutischen Effekten (DynamonymeDynamonyme), ),

nach den von der Krankheit betroffenen Körperteilen nach den von der Krankheit betroffenen Körperteilen ((MeronymeMeronyme) )

oder nach den enthaltenen Wirkstoffen (oder nach den enthaltenen Wirkstoffen (HylonymeHylonyme) ) benannt. benannt.

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Mater latinaMater latina

Einige Beispiele für (gräko-)lateinische Elemente in Einige Beispiele für (gräko-)lateinische Elemente in Pharmakonymen:Pharmakonymen:

TINNITINTINNITIN (ibid. 36f.): (ibid. 36f.): TinnitTinnit + in < lat. + in < lat. tinnitustinnitus "Geklingeln, Klirren"; vgl. den Terminus "Geklingeln, Klirren"; vgl. den Terminus Tinnitus Tinnitus (aurium)(aurium) "Ohrensausen, Ohrgeräusche". Medikament zur "Ohrensausen, Ohrgeräusche". Medikament zur Behandlung von Tinnitus. Behandlung von Tinnitus.

INFLUBENE INFLUBENE (ibid. 110): (ibid. 110): Influ - + beneInflu - + bene < ital. < ital. influenzainfluenza < lat. < lat. influereinfluere "hineinströmen" + lat. "hineinströmen" + lat. benebene "gut", vgl. "gut", vgl. den Terminus den Terminus Influenza Influenza "Grippe". Medikament zur "Grippe". Medikament zur symptomatischen Behandlung von Grippe und grippalen symptomatischen Behandlung von Grippe und grippalen Infekten.Infekten.

NERVANNERVAN (ibid. 167): (ibid. 167): Nerv- + -anNerv- + -an < lat. < lat. nervusnervus "Nerv" + - "Nerv" + -anan namenabschließendes Suffix. Ein rasch wirksames namenabschließendes Suffix. Ein rasch wirksames Schmerzmittel.Schmerzmittel.

ADOLORINADOLORIN (ibid. 132): (ibid. 132): A- + dolor- + inA- + dolor- + in < gr. < gr. ἀἀ-- aa- -

privatives Präfix "nicht-, un- + privatives Präfix "nicht-, un- + dolordolor < lat. < lat. dolordolor "Schmerz" + -"Schmerz" + -inin namenbeschließendes Suffix. Medikament namenbeschließendes Suffix. Medikament zur symptomatischen Schmerzbehandlung. zur symptomatischen Schmerzbehandlung.

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Mater latinaMater latina Lateinische Arzneimittelnamen:Lateinische Arzneimittelnamen: Z.B. ADOLORIN Z.B. ADOLORIN [[otc.kwizda.at]otc.kwizda.at] • • bei Schmerzzuständen aller Artbei Schmerzzuständen aller Art • • bei Fieber und grippale Infektebei Fieber und grippale Infekte • • wirkt entzündungshemmendwirkt entzündungshemmend • • ist rasch wirksamist rasch wirksam ADOLORIN SchmerztablettenADOLORIN Schmerztabletten Anzuwenden bei Schmerzzuständen, Anzuwenden bei Schmerzzuständen,

wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Rheuma- und Muskelschmerzen, Rheuma- und Muskelschmerzen, Menstruationsbeschwerden; Fieber Menstruationsbeschwerden; Fieber und Schmerzen bei und Schmerzen bei Erkältungskrankheiten und Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten.grippalen Infekten.

Adolorin ist eine Adolorin ist eine Wirkstoffkombination (1 Tablette Wirkstoffkombination (1 Tablette enthält als pharmakologisch enthält als pharmakologisch wirksamen Bestandteil wirksamen Bestandteil Propyphenazon, Paracetamol und Propyphenazon, Paracetamol und Coffein) mit rasch einsetzenden Coffein) mit rasch einsetzenden schmerzstillenden, schmerzstillenden, fiebersenkenden und schwach fiebersenkenden und schwach entzündungs-hemmenden entzündungs-hemmenden Eigenschaften. Eigenschaften.

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Mater latinaMater latina Lateinische Arzneimittelnamen:Lateinische Arzneimittelnamen: Z.B. ADOLORIN [Z.B. ADOLORIN [otc.kwizda.at]otc.kwizda.at] • • bei Schmerzzuständen aller Artbei Schmerzzuständen aller Art • • bei Fieber und grippale bei Fieber und grippale InfekteInfekte • • wirkt entzündungshemmendwirkt entzündungshemmend • • ist rasch wirksamist rasch wirksam ADOLORINADOLORIN Schmerz Schmerztablettentabletten Anzuwenden bei Schmerzzuständen, Anzuwenden bei Schmerzzuständen,

wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, RheumaRheuma- und Muskelschmerzen, - und Muskelschmerzen, MenstruationsMenstruationsbeschwerden; Fieber beschwerden; Fieber und Schmerzen bei und Schmerzen bei Erkältungskrankheiten und Erkältungskrankheiten und grippalen grippalen InfektenInfekten..

AdolorinAdolorin ist eine ist eine WirkstoffWirkstoffkombinationkombination (1 (1 TabletteTablette enthält als enthält als pharmakologischpharmakologisch wirksamen Bestandteil wirksamen Bestandteil Propyphenazon, ParacetamolPropyphenazon, Paracetamol und und Coffein) mit rasch einsetzenden Coffein) mit rasch einsetzenden schmerzstillenden, schmerzstillenden, fiebersenkenden und schwach fiebersenkenden und schwach entzündungs-hemmenden entzündungs-hemmenden Eigenschaften. Eigenschaften.

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Mater latinaMater latina Eurolateinische Elemente:Eurolateinische Elemente:

AdolorinAdolorin:: A- + dolor- + inA- + dolor- + in < gr. < gr. aa- privatives Präfix - privatives Präfix "nicht-, un- + "nicht-, un- + dolordolor < lat. < lat. dolordolor + - + -inin Suffix; Suffix; adeade:: "lebwohl! < altfrz. "lebwohl! < altfrz. adéadé!, bereits im Mittelalter entlehnt, !, bereits im Mittelalter entlehnt, adéadé = = Adieu!Adieu! < frz. < frz. à dieu!à dieu! (16.-17. Jhdt.) < lat. (16.-17. Jhdt.) < lat. ad deumad deum; ; TabletteTablette < frz. < frz. tablettetablette "Holzbrett zum Abstellen von "Holzbrett zum Abstellen von Geschirr" im 19./20. Jhdt. in der Bedeutung "Tablette" Geschirr" im 19./20. Jhdt. in der Bedeutung "Tablette" erneut entlehnt; < frz. erneut entlehnt; < frz. tabletable "Brett, Tafel" < lat. "Brett, Tafel" < lat. tabulatabula "Brett, Tafel"; "Brett, Tafel"; gratisgratis:: < lat. < lat. gratisgratis, ursprgl. , ursprgl. gratiisgratiis; ; erstarrter Ablativ von lat. gerstarrter Ablativ von lat. gratia,ratia, wörtl. "um bloßen Dank" wörtl. "um bloßen Dank" = "umsonst";= "umsonst"; ApothekeApotheke:: < lat. < lat. apotheca apotheca "Vorratskammer (für "Vorratskammer (für Heilkräuter)" < gr. apothéke "Speicher, Scheune“. Heilkräuter)" < gr. apothéke "Speicher, Scheune“.

InfektInfekt:: < lat. < lat. infectuminfectum "Infektionskrankheit"< lat. "Infektionskrankheit"< lat. inficereinficere "tränken, färben, vergiften"; "tränken, färben, vergiften"; RheumaRheuma:: "schmerzhafte "schmerzhafte Gelenks-/Muskel-/Nervenerkrankung": < lat. Gelenks-/Muskel-/Nervenerkrankung": < lat. rheumarheuma < gr. < gr. rheúma "Fließen, Strom, Rheuma". rheúma "Fließen, Strom, Rheuma". MenstruationMenstruation:: < lat. < lat. menstruaremenstruare "die Monatsblutung haben"; "die Monatsblutung haben"; FieberFieber:: < lat. < lat. febrisfebris; ; KombinationKombination:: < spätlat. < spätlat. combinatiocombinatio "Vereinigung"; "Vereinigung"; PharmakologiePharmakologie "Wissenschaft von der Heilmitteln": < gr. "Wissenschaft von der Heilmitteln": < gr. phármakon "Gift, Heilmittel", gr. lógos "Wort, Rede, Satz";; phármakon "Gift, Heilmittel", gr. lógos "Wort, Rede, Satz";; PropyphenazonPropyphenazon und und ParacetamolParacetamol sind Verkürzungen chemischer sind Verkürzungen chemischer Strukturformeln, und enthalten u.a. eurolateinische Elemente Strukturformeln, und enthalten u.a. eurolateinische Elemente wie die Präfixe wie die Präfixe propro-, -, parapara-, -, acetumacetum "Essig", - "Essig", -phenphen- < gr. - < gr. phaíno "scheinen"; phaíno "scheinen"; EffektEffekt:: < lat. < lat. effectuseffectus "Vollendung, "Vollendung, Wirkung". Wirkung".

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Mater latinaMater latinaLatein in der europäischen Geístesgeschichte: LogikLatein in der europäischen Geístesgeschichte: Logik

DieDie Logik Logik im Sinn einer Theorie im Sinn einer Theorie vom folgerichtigen, konsistenten vom folgerichtigen, konsistenten bzw. logisch gültigen Schließen bzw. logisch gültigen Schließen wurde in Europa von wurde in Europa von PlatonPlaton (427- (427-347 v.Chr.) vorbereitet und von 347 v.Chr.) vorbereitet und von seinem größten Schüler seinem größten Schüler AristotelesAristoteles (384-322) explizit (384-322) explizit formuliert in Teiltheorien von formuliert in Teiltheorien von mehr oder weniger strengen mehr oder weniger strengen Formen des Schließens Formen des Schließens mustergültig ausdifferenziert. mustergültig ausdifferenziert.

Aristoteles unterschiedet Aristoteles unterschiedet verschiedene Arten von verschiedene Arten von Syllogismen/ SchlüssenSyllogismen/ Schlüssen (dt. (dt. Syllogismus, engl. syllogism, Syllogismus, engl. syllogism, frz. syllogisme < gr. frz. syllogisme < gr. συλλογισμόςσυλλογισμός – syllogismós – syllogismós "Zusammenrechnen, logischer "Zusammenrechnen, logischer Schluß"). Apodeiktische Schlüsse Schluß"). Apodeiktische Schlüsse behandelt er in seinen behandelt er in seinen Analytiken, dialektische Analytiken, dialektische Schlüsse in seiner Topik und Schlüsse in seiner Topik und rhetorische Schlüsse (dt. rhetorische Schlüsse (dt. Enthymem, engl. enthymeme, frz. Enthymem, engl. enthymeme, frz. enthymème < gr. enthymème < gr. ἐἐνθύμημανθύμημα– – enthenthýýmema "Gedanke, Grund, mema "Gedanke, Grund, rhetorischer Schluß") in seiner rhetorischer Schluß") in seiner Rhetorik. Rhetorik.

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Mater latinaMater latina

Die Die StoikerStoiker (grundlegend: (grundlegend: ChrysipposChrysippos von Soloi von Soloi; ca. ; ca. 281-208 v.Chr.) fügten den 281-208 v.Chr.) fügten den gültigen Schlüssen solche gültigen Schlüssen solche der der AussagenlogikAussagenlogik hinzu, hinzu, die heute üblicherweise die heute üblicherweise mit lateinischen Termini mit lateinischen Termini bezeichnet werden (bezeichnet werden (Modus Modus ponens, Modus tollens, ponens, Modus tollens, Disjunktiver SyllogismusDisjunktiver Syllogismus):):

Modus (ponendo) ponensModus (ponendo) ponens: : Wenn p, dann q; p; also: Wenn p, dann q; p; also: q. q.

Modus (tollendo) tollens:Modus (tollendo) tollens: Wenn p, dann q; nicht-q; Wenn p, dann q; nicht-q; also: nicht-p. also: nicht-p.

Disjunktiver Syllogismus Disjunktiver Syllogismus (auch: (auch: Modus tollendo Modus tollendo ponensponens): Entweder p oder ): Entweder p oder q; nicht-p; also: q. q; nicht-p; also: q.

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Mater latinaMater latina

Schließlich wurden in der mittelalterlichen Schließlich wurden in der mittelalterlichen Scholastik (und zwar von Scholastik (und zwar von William of ShyreswoodWilliam of Shyreswood und und Petrus HispanusPetrus Hispanus im 13. Jhdt.) die gültigen im 13. Jhdt.) die gültigen aristotelischen Syllogismen, die auf 24 gültige in aristotelischen Syllogismen, die auf 24 gültige in vier Figuren erweitert worden waren, mit vier Figuren erweitert worden waren, mit lateinischen Merkformeln bezeichnet, die lateinischen Merkformeln bezeichnet, die mnemotechnisch Auskunft über ihre Struktur geben:mnemotechnisch Auskunft über ihre Struktur geben:

1. Figur: 1. Figur: Barbara, Celarent, Darii, Ferio, Barbara, Celarent, Darii, Ferio, Barbari, CelarontBarbari, Celaront

2. Figur: 2. Figur: Baroco, Cesare, Camestres, Festino, Baroco, Cesare, Camestres, Festino, Camestrop, Cesaro Camestrop, Cesaro

3. Figur: 3. Figur: Bocardo, Datisi, Disamis, Ferison, Bocardo, Datisi, Disamis, Ferison, Darapti, Felapton Darapti, Felapton

4. Figur: 4. Figur: Calemes, Dimatis, Fresison, Bamalip, Calemes, Dimatis, Fresison, Bamalip, Calemop, FesapoCalemop, Fesapo

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Mater latinaMater latina

Konklusion: (Graeco-)latine loquimur!Konklusion: (Graeco-)latine loquimur!

Der Einfluß des griechisch-lateinischen WortschatzesDer Einfluß des griechisch-lateinischen Wortschatzes, , insbesondere der eurolateinischen Wörter in den modernen insbesondere der eurolateinischen Wörter in den modernen europäischen Sprachen, in der Alltagssprache wie in der europäischen Sprachen, in der Alltagssprache wie in der Fachsprache, Fachsprache, kann als enorm bezeichnet werdenkann als enorm bezeichnet werden, sowohl in , sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht. quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht.

Dies gilt nicht nur für die romanischen Sprachen, sondern auch, Dies gilt nicht nur für die romanischen Sprachen, sondern auch, wie die obigen zahlreichen Beispiele gezeigt haben, auch für die wie die obigen zahlreichen Beispiele gezeigt haben, auch für die germanischen und slawischen Sprachen und sogar auch für nicht-germanischen und slawischen Sprachen und sogar auch für nicht-indoeuropäische Sprachen wie das Ungarische und Türkische. indoeuropäische Sprachen wie das Ungarische und Türkische.

Daraus kann gefolgert werden, dass eine Kenntnis des Daraus kann gefolgert werden, dass eine Kenntnis des lateinischen Grundwortschatzes sehr hilfreich bei der Erlernung lateinischen Grundwortschatzes sehr hilfreich bei der Erlernung der meisten europäischer Sprachender meisten europäischer Sprachen, beileibe nicht nur der , beileibe nicht nur der romanischen Sprachen oder des Englischen sehr nützlich sein romanischen Sprachen oder des Englischen sehr nützlich sein kann.kann.

Ferner kann und soll der Lateinunterricht für möglichst breite Ferner kann und soll der Lateinunterricht für möglichst breite

Schichten der Bevölkerung dazu beitragen, dass die Schichten der Bevölkerung dazu beitragen, dass die Bildungsbarrieren, die durch Unkenntnis der wissenschaftlichen Bildungsbarrieren, die durch Unkenntnis der wissenschaftlichen Fachterminologien, aber auch "gelehrter" gräkolateinischer Fachterminologien, aber auch "gelehrter" gräkolateinischer Elemente im Alltagswortschatz moderner europäischer Sprachen Elemente im Alltagswortschatz moderner europäischer Sprachen entstehen, zumindest teilweise abgebaut werden. entstehen, zumindest teilweise abgebaut werden.