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A bdominoplastiken sind heute sowohl bei Frauen als auch bei Männern häufig durch- geführte Operationen, nachdem sich seit den 1970er Jahren das ästhetische Körperbe- wusstsein deutlich verändert hat. Es sind je- doch überwiegend Frauen, die sich einer Ab- dominoplastik unterziehen wollen, da sie mehr dem Modediktat unterworfen sind und auch in der Dessous- und Bademode eine „gute Figur“ zeigen möchten. Der Literatur zufolge wurde erstmals eine Abdominoplastik bei einer Patientin zur Behandlung einer Abdominalhernie am 5. April 1890 von Darmers und Marx über eine transversale suprapubische spindel- förmige Inzision, die von der Spina iliaca anterior zur Gegenseite reichte, durch- geführt. Dabei resezierten die Chirurgen zur Konturverbesserung des Abdomens 2 kg des Dermis-Fett-Gewebes. Bis zu jener Zeit hatte man sich auf konservative Behandlungs- methoden beschränkt, die u. a. diätetische Maßnahmen, physikalische Therapien und die Anlage supportiver Korsetts vorsahen. Chirurgische Behandlungen des protusiven Abdomens bestanden nicht. Erst durch den Gynäkologen Howard At- wood Kelley (Abb. 1), Professor am John Hopkins Hospital in Baltimore, USA, erlang- te die Abdominoplastik aus rein ästhetisch plastisch-chirurgischer Sicht neue Bedeu- tung. Er gilt heute als Vater der Abdomino- plastik. Sein Verdienst war es nicht nur, die Gynäkologie von der Geburtshilfe zu trennen und sie als eigenständiges Fach zu etablie- ren, sondern auch die Fettschürzenplastik zu inaugurieren. Er setzte sich intensiv mit der operativen Fettschürzenkorrektur aus ästhe- tischer Sicht auseinander und veröffentlichte die Technik der Abdominoplastik erstmals 1899. Vielen seinen Patienten verhalf er da- durch zu einer verbesserten Körperkontur und ermöglichte ihnen ein unbeschwerteres Leben ohne die vielmals quälende Intertrigo. Seit jener Zeit ist eine Vielzahl verschiede- ner Techniken, Methoden und Regime ent- wickelt worden, die sich vornehmlich in ihren Schnittführungen, Muskel-, Faszien- und/ oder Fettgewebsplastiken unterscheiden (Abb. 2). Sowohl vertikale, mediale und trans- versale Schnittführungen wie auch die Kom- bination dieser Möglichkeiten wurden be- schrieben, die zu mehr oder minder zufrie- denstellenden Ergebnissen führten (Abb. 3). Hatte man dem für die Ästhetik wichtigen Nabel bislang wenig Beachtung geschenkt, änderte sich das nach der Veröffentlichung der Arbeit von Beck im Jahre 1917. Er schlug vor, den Nabel in die transversale Narbe zu integrieren und die Neoposition des Nabels erstmals oberhalb der transver- Historische Entwicklung der Abdominoplastik 1 Abb. 1. Howard Atwood Kelly.

1 Historische Entwicklung der Abdominoplastik · in Höhe des Nabels und ca. 10 cm lateral da-von unterminiert. Eine offene Liposuktion reduziert die subkutane Fettschicht, speziell

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A bdominoplastiken sind heute sowohl beiFrauen als auch bei Männern häufig durch-geführte Operationen, nachdem sich seit den1970er Jahren das ästhetische Körperbe-wusstsein deutlich verändert hat. Es sind je-doch überwiegend Frauen, die sich einer Ab-dominoplastik unterziehen wollen, da siemehr dem Modediktat unterworfen sind undauch in der Dessous- und Bademode eine„gute Figur“ zeigen möchten.

Der Literatur zufolge wurde erstmals eineAbdominoplastik bei einer Patientin zurBehandlung einer Abdominalhernie am5. April 1890 von Darmers und Marx übereine transversale suprapubische spindel-förmige Inzision, die von der Spina iliacaanterior zur Gegenseite reichte, durch-geführt. Dabei resezierten die Chirurgen zurKonturverbesserung des Abdomens 2 kg desDermis-Fett-Gewebes. Bis zu jener Zeit hatteman sich auf konservative Behandlungs-methoden beschränkt, die u. a. diätetischeMaßnahmen, physikalische Therapien unddie Anlage supportiver Korsetts vorsahen.Chirurgische Behandlungen des protusivenAbdomens bestanden nicht.

Erst durch den Gynäkologen Howard At-wood Kelley (Abb. 1), Professor am JohnHopkins Hospital in Baltimore, USA, erlang-te die Abdominoplastik aus rein ästhetischplastisch-chirurgischer Sicht neue Bedeu-tung. Er gilt heute als Vater der Abdomino-plastik. Sein Verdienst war es nicht nur, dieGynäkologie von der Geburtshilfe zu trennenund sie als eigenständiges Fach zu etablie-ren, sondern auch die Fettschürzenplastik zuinaugurieren. Er setzte sich intensiv mit deroperativen Fettschürzenkorrektur aus ästhe-tischer Sicht auseinander und veröffentlichtedie Technik der Abdominoplastik erstmals

1899. Vielen seinen Patienten verhalf er da-durch zu einer verbesserten Körperkonturund ermöglichte ihnen ein unbeschwerteresLeben ohne die vielmals quälende Intertrigo.

Seit jener Zeit ist eine Vielzahl verschiede-ner Techniken, Methoden und Regime ent-wickelt worden, die sich vornehmlich in ihrenSchnittführungen, Muskel-, Faszien- und/oder Fettgewebsplastiken unterscheiden(Abb. 2). Sowohl vertikale, mediale und trans-versale Schnittführungen wie auch die Kom-bination dieser Möglichkeiten wurden be-schrieben, die zu mehr oder minder zufrie-denstellenden Ergebnissen führten (Abb. 3).

Hatte man dem für die Ästhetik wichtigenNabel bislang wenig Beachtung geschenkt,änderte sich das nach der Veröffentlichungder Arbeit von Beck im Jahre 1917. Erschlug vor, den Nabel in die transversaleNarbe zu integrieren und die Neopositiondes Nabels erstmals oberhalb der transver-

Historische Entwicklungder Abdominoplastik

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Abb. 1. Howard Atwood Kelly.

salen Inzisionslinie mit in das chirurgischeKonzept einzubeziehen, um den ästhetischenAnforderungen Rechnung tragen zu können.1940 erweiterte Somalo die Abdominoplastikund beschrieb die zirkuläre Dermolipekto-mie. Spadafora führte 1962 die anterolateralehorizontale Hautresektion zur Straffung deringuinalen und lateralen hypogastrischenRegion ein, die die Basis der modernentransversalen Schnittführungen der folgen-den Jahre darstellt. Mit der Einbeziehungdes superfiziellen Fasziensystems (SFS) in

das chirurgische Konzept der Abdomino-plastik, die auf die Beschreibungen von TedLockwood Anfang der 1990er Jahre zurück-geht, ließen sich gegen Ende des 20. Jahr-hunderts Verbesserungen der funktionellenund ästhetischen postoperativen Langzeit-ergebnisse erzielen. Ein verfeinertes intra-und postoperatives Management führte imweiteren Verlauf der Jahre schließlich zu re-duzierten Komplikationsraten und kosme-tisch zufriedenstellenden postoperativen Er-gebnissen (Abb. 4).

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Abb. 2. Entwicklung der Abdominoplastiken. AP = Abdominoplastik; FNP = Floated Navel Plasty; Endo-AP = endoskopisch assis-tierte Abdominoplastik; MIC = minimalinvasiv chirurgische Abdominoplastik.

1 Historische Entwicklung der Abdominoplastik � 3

Abb. 3. Historische Entwicklung der horizontalen sowieder kombiniert horizontalen und vertikalen Schnittführungen.

Ziel aller dieser in einem Zeitraum von100 Jahren entwickelten Techniken ist dieKonturverbesserung des Abdomens durchResektion überschüssigen Gewebes sowiedurch Muskel- und Faszienraffung und dieVermeidung von ästhetisch unbefriedigendensichtbaren Narben bei gleichzeitiger Verjün-gung der Nabel- und Mons-pubis-Region.

Nach den ursprünglich in den 1960er Jah-ren propagierten horizontalen Schnittfüh-rungen von Spodafora, Callia und modifi-ziert nach Pitanguy, die die inguinale Regionin Höhe des Mons pubis überquerten undentsprechend der damaligen Mode die Nar-ben durch die Bikinihöschen verdecken lie-ßen, etablierte sich in den 1970er Jahren dieso genannte W-Schnittführung nach Reg-

� 1 Historische Entwicklung der Abdominoplastik4

Abb. 4. Entwicklung des intra- und postoperativen Managements der Abdominoplastik.

nault (Abb. 5). Obwohl diese Methode viel-fach noch heute als Standardverfahren imeuropäischen Raum gilt, sind die ästheti-schen Langzeitergebnisse zum Teil enttäu-schend und unbefriedigend. Häufig ist initialdie zentrale Bauchdecke zu sehr gespanntund der inguinale und laterale Anteil desAbdomens durch eine Hauterschlaffung ge-kennzeichnet. Die Narbe liegt sehr hoch, dieMons-pubis-Region ist unnatürlich positio-niert, laterale Narben werden sichtbar undhypertrophisch, weil sie natürliche Hautlini-en kreuzen. Ungünstige und ästhetisch un-befriedigende breite Narbenbildungen supra-pubisch mit teils überhängenden Gewebs-anteilen über und unterhalb der Narbe, eineSchnittführung weit oberhalb der Schambe-haarung, eine schlechte Betonung der Taillesowie eine asymmetrische und irreguläre hy-pertrophische Narbenbildung sind nicht sel-ten Gründe für die Unzufriedenheit der Pa-tienten nach dieser klassischen Abdomino-plastik.

Überarbeitete Prinzipien, der Einsatz derLiposuktion als adjuvante Maßnahme sowiedie Weiterentwicklung und die Modifikatio-nen einiger Operationstechniken ermög-lichen heute die Verwirklichung ästhetischanspruchsvoller Ergebnisse in der Abdomi-noplastik. Die Konzepte und Methoden fo-kussieren sich dabei auf einen spannungs-freien Wundverschluss ohne das Risiko vonLappennekrose, Narbenerweiterungen, Nar-benhypertrophien oder Mons-pubis-Elevatio-nen.

1 Historische Entwicklung der Abdominoplastik � 5

Abb. 5. Suprapubischer Narbenverlauf nach der klassischenAbdominoplastik nach Regnault.

D ie Prinzipien der unterschiedlichen Ab-dominoplastiken sind gleich:� nicht mehr Gewebe als nötig dissezieren,

um eine Muskel-Faszien-Plastik vorneh-men zu können;

� extensive Liposuktion im Bereich dernicht unterminierten Zonen;

� Vereinigung des superfiziellen Fasziensys-tems (SFS) mit nicht resorbierbarem Naht-material der Stärke 2 � 0;

� Verminderung der suprapubischen Haut-spannung bei gleichzeitiger lateraler in-guinaler Gewebsspannung.

Die Inzision sollte immer so kurz wie möglichgestaltet werden. Im epigastrischen Bereichsollte die Fettabsaugung nur entlang der Ge-fäßverläufe erfolgen. Selbst wenn man derMeinung ist, die gesamte Haut zwischen Monspubis und Nabel entfernen zu können, sollteman besser 3–4 cm nach Separierung des Na-bels belassen, um einen spannungsfreienWundverschluss zu garantieren. Die Resektiondes subkutanen Fettgewebes unter Sicht im

Hypogastrium ist weniger traumatisch als eineLiposuktion und reduziert das postoperativeSerom. Um das Risiko der Elevation der Mons-pubis-Region zu vermeiden, empfiehlt sich dieFixierung des proximalen Mons-pubis-Berei-ches an der tiefen Faszie nach Abschluss derMuskelaponeurosenplastik (Abb. 112).

Spezielle Prinzipien und Technikender klassischen Abdominoplastik

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Abb. 112. Fixierung der Bauchdecke im kaudalen Bereich;Längsschnitt in Höhe der Mons-pubis-Region. Um die postope-rative Elevation der Mons-pubis-Region zu vermeiden, emp-fiehlt sich die Fixation des Dermis-Fett-Lappens an der musku-loaponeurotischen Faszie.

Abb. 113. Intraoperative Positionierung des Patienten für ei-nen spannungsfreien Wundverschluss nach Mobilisation desAbdominoflaps. Vorteilhaft erweist sich die Flexion des Pa-tienten um 20–30�.

Vorteilhaft erweisen sich auch die Flexiondes Patienten um 20–30� nach Abschluss derMuskelaponeurosenplastik und die Mobilisa-tion des Hautlappens, um einen spannungs-freien Wundverschluss sicherzustellen (Abb.113). So wird nicht nur eine sichere Nutriti-on gewährleistet, sondern auch hypertrophi-schen Narbenbildungen in der unmittelbarenpostoperativen Phase vorgebeugt.

Micro-Abdominoplastik (Typ I)

Die Micro-Abdominoplastik bezeichnet diesolitäre Liposuktion im Bereich des Abdo-mens. Sie ist indiziert bei Patienten mit nor-maler Haut- und Muskeltonizität mit hypo-gastrischen Fettansammlungen, bei denennach Liposuktion durch Hautretraktion eineKonturverbesserung zu erwarten ist. Überzwei suprapubisch angelegte Stichinzisionensowie Inzisionen in der Taille und im Gebietdes Nabels werden kleinkalibrige Fettabsau-gekanülen eingeführt, um die hypogastri-schen Fettansammlungen fächerförmig zureduzieren, einen semilunaren Sulkus wiederzu kreieren, epigastrische Fettanteile zu ent-fernen und eine Depression in der Mittelliniezu erzeugen (Abb. 114–116). Dabei sollte dieLiposuktion in Tumeszenzanästhesie mitkleinkalibrigen Kanülen erfolgen, die in ih-rem Innendurchmesser 5 mm nicht über-schreiten sollten.

� 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik82

Abb. 114. Anordnungen und Markierungen der Stichinzisio-nen für eine geplante Liposuktion im Bereich des Hypo- undEpigastriums.

Micro-Abdominoplastik (Typ I) � 83

Abb. 115. Anordnungen der kreuzweise überlappenden Lipo-suktionskanäle über suprapubische und umbilikale Zugängesowie im Hypo- und Epigastrium.

Abb. 116. Lagerung zur Liposuktion des Hypo- und Epigas-triums. Der Patient wird in supiner hyperextendierter Positiongelagert. Dies wird erreicht, indem ein Kissen unter dem Ge-säß bis in die Lumbalregion platziert wird, um eine Lordosie-rung der Lumbalregion zu erzielen. Die Aspiration beginnt

quadrantenweise. Die Absaugkanüle wird dabei parallel zurAbdominalwand geführt und mit der Handfläche kontrolliert.Die Gleichmäßigkeit der Fettgewebsabsaugung im tieferenFettgewebe wird durch den Pinchtest erfasst.

Mini-Abdominoplastik (Typ II und III)

Die idealen Kandidaten für eine Mini-Abdo-minoplastik sind Patienten der Typ-II-Klas-sifikation, die einen suprapubischen Haut-überschuss ohne nennenswerte Erschlaffungdes muskuloaponeurotischen Systems auf-weisen (Abb. 117).

Es wird ein kurzer suprapubischer Schnittangelegt, der die Inguinalregion nicht über-schreitet und in der Regel eine Länge von10 cm aufweist (Abb. 118). Die Haut wird bisin Höhe des Nabels und ca. 10 cm lateral da-von unterminiert. Eine offene Liposuktionreduziert die subkutane Fettschicht, speziellin der Taille und im Bereich des oberen Ab-domens, in der Mittellinie sowie lateral desM. rectus abdominis (semilunare Konkavi-tät). In Abhängigkeit vom Ausmaß desHautüberschusses ist selten mit elliptischenHautresektionen von mehr als 8 cm zu rech-nen. Der Hautlappen wird entlang der Scar-pa-Faszie im subkutanen Fettgewebe biszum Nabel ausgedünnt. Der suprapubischeBereich wird nach einer Fettabsaugung ander suprafiziellen Körperfaszie fixiert unddie Wundränder werden dreischichtig vonlateral zur Mittellinie vereinigt. Alternativkann zuerst die Liposuktion durchgeführtwerden, wobei dies die Dissektion und Un-terminierung des abdominalen Flaps erleich-tert und beschleunigt.

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Abb. 117. Typ-II-Abdomenklassifikation in Frontalansicht.

Abb. 118. Lokalisation der suprapubischen Inzision bei derTyp-II- und Typ-III-Abdominoklassifikation. Die suprapubischeInzision sollte nicht länger als 12 cm sein.

Aufgrund der ähnlichen Charakteristik er-folgt bei Patienten der Typ-III-Abdominoklas-sifikation zusätzlich zur Korrektur der musku-loaponeurotischen Erschlaffung der Bauch-

decke eine bis zum Nabel reichende suprapu-bische Rektusscheidenrhaphie der Aponeuro-se der Mm. recti abdominis (Abb. 119, 120).

Mini-Abdominoplastik (Typ II und III) � 85

Abb. 119. Suprapubische Mm.-recti-abdominis-Approximationdurch Plikation der Rektusscheide.

Abb. 120. Querschnitt durch die vordere muskuläre Bauch-wand unterhalb des Nabels. Deutlich zu erkennen sind die Dia-stase zwischen den Mm.-recti-abdominis-Bäuchen und die An-ordnung der Fadenführung zur Approximation der Mm. rectiabdominis (oben im Bild). Approximation und Plikation derRektusfaszie (Bildmitte). Rektus-Faszien-Rhaphie unterhalb desNabels im Querschnitt. Durch sich überkreuzende Einzelknopf-nähte im Übergangsbereich der Vagina des M. rectus abdomi-nis am Übergang der Linea alba lassen sich die beiden Rektus-bäuche approximieren (unten im Bild).

Medi-Abdominoplastik (Typ IV)

Unter Medi-Abdominoplastik, die bei einerTyp-IV-Klassifikation angewandt wird, ver-steht man die erweiterte Mini-Abdomino-plastik vom Typ III in Kombination mit ei-

ner basalen Absetzung des Nabels (FloatingNavel) (Abb. 121) bzw. dem Ausschneidenund der Reinsertion des Nabels mit anschlie-ßendem vertikalem Verschluss der alten Na-belposition (Slit-Navel-Variante) (Abb. 122).Diese Formen der Abdominoplastik werden

� 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik86

Abb. 121. Längsschnitt der Floated Navel Plasty.Der Bauchnabel wurde epifaszial der Rektusscheide von derBasis abgesetzt, nachdem die Gefäße umstochen und derStumpf an der Rektusscheide fixiert worden ist. Bei der

Floated Navel Plasty sollte der Nabel postoperativ nicht mehrals 4 cm kaudalwärts verlagert werden, um ästhetisch stören-den Disproportionen vorzubeugen.

Abb. 122. a Medi-Abdominoplastik:diese Art der Abdominoplastik kann die Ausscheidung undanschließende Reinsertion des Nabels erforderlich machen,

wenn die Floating Navel-Variante nicht möglich ist. b Illustra-tion nach Abschluss der Medi-Abdominoplastik mit Reinser-tion des Nabels und Verschluss der alten Nabelposition.

a

b

zur Korrektur von moderatem suprapubi-schem Hautüberschuss und unterschiedlichgroßen Mengen unerwünschter Fettansamm-lungen, bei Erschlaffungen des muskuloapo-neurotischen Systems vom Xiphoid bis zumMons pubis über eine erweiterte suprapubi-sche Inzision durchgeführt, die in der Regelnicht länger als 20 cm sein sollte(Abb. 123–126).

Nach erfolgter Liposuktion im hypo- undepigastrischen sowie lateralen Abdomenbe-reich wird eine muskuloaponeurotische Plas-tik, vorzugsweise eine Rektusscheidenplikati-on vom Xiphoid bis zur Symphyse, ggf. un-ter basaler Absetzung des Nabels und an-schließender Refixierung 2–3 cm unterhalbseiner ursprünglichen Position (Floated Um-bilicus nach Wilkinson) vorgenommen undanschließend eine großzügige elliptische

Medi-Abdominoplastik (Typ IV) � 87

Abb. 123. Medi-Abdominoplastik mit basaler Absetzung desNabels (Floating Navel). Wenn keine Reinsertion und keineextreme Transposition des Nabels vorgesehen sind, wird derNabel von der Basis abgesetzt. Dadurch erhält man für dieMuskel- und Faszienrhaphie einen besseren Zugang und ei-nen übersichtlicheren Operationssitus.

Abb. 124. Intraoperativer Situs nach Abschluss der M.-rectus-Faszien-Plikation.

� 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik88

Abb. 125. Floated Navel Plasty; intraoperativer Situs.Nach Abschluss der Muskel-Faszien-Rhaphie wird der Nabelzur Verkürzung des Nabelstiels durch mehrmaliges Drehen imUhrzeigersinn spiralförmig verkürzt und je nach Situation2–4 cm unterhalb seiner ursprünglichen Position an der Fas-zie des M. rectus abdominis reinseriert und fixiert.

Abb. 126. Reinsertion des Nabelstiels basal an der Fasziedes M. rectus abdominis.

bzw. trapezförmige Hautresektion durchge-führt (Abb. 127).

Besteht ein größerer Hautüberschuss, so-dass es nach Resektion zu einer kaudalenVerlagerung des Nabels über eine Distanzvon 4 cm kommt, die eine ästhetische Dis-harmonie zur Folge haben könnte, so erge-ben sich zwei Möglichkeiten:� Zur vertikalen Zentrierung des nach kau-

dal verlagerten flottierenden Nabels kanneine Reduktion des proximalen haartra-genden Hautanteils der Mons-pubis-Regi-on in Erwägung gezogen werden. Dadurchwird der zu resezierende Hautüberschussim Hypogastrium reduziert und ein har-monischer Abstand des Nabels zwischenXiphoid und Mons pubis wird wieder er-zeugt.

� Der Nabel wird nicht basal abgesetzt, son-dern längs ovalär umschnitten. Die Haut-inzision wird mehrschichtig verschlossenund der Nabel wird entsprechend einerI-Umbilikoplastik reinseriert (Slit-Navel-Plastik). Zurück bleibt eine vertikale Nar-be von ca. 1–1,5 cm Länge, die in der Re-gel kosmetisch wenig auffällig ist, abertrotzdem nicht immer toleriert wird.

Zur Korrektur des überschüssigen hypogast-rischen Hautgewebes kann es erforderlichwerden, die suprapubische Inzision bogen-förmig oder leicht abgewinkelt nach kranialin Richtung Spina iliaca superior anterior zuverlängern. Zur Vermeidung potenziellerDog-Ear-Bildungen nach Mobilisation undFixierung des hypogastrischen Flaps emp-fiehlt sich die Tunnelierung des subkutanenFettgewebes im Bereich der Dog Ears mitgleichzeitiger moderater Fettabsaugung.

Wie bei der Micro- und Mini-Abdomino-plastik erfolgt auch bei der Medi-Abdomino-plastik die Konturierung des Epigastriumsdurch ergänzende Fettabsaugung (Lipoabdo-minoplastik nach Saldanha).

Medi-Abdominoplastik (Typ IV) � 89

Abb. 127. Bestimmung der Nabelposition, der Mittellinieund der anschließenden „High-Bikini-Cut-Inzision“.