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1 Psychoanalytische Interventionstechnik Ein Überblick Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze Dozentin: Dipl.-Psych. C. Eichenberg Referentin: Annika Klein Datum: 27.04.06

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Psychoanalytische Interventionstechnik

Ein Überblick

Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze

Dozentin: Dipl.-Psych. C. Eichenberg

Referentin: Annika Klein

Datum: 27.04.06

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Gliederung• Vorbemerkungen

• Das psychoanalytische Arrangement und die psychoanalytische Arbeit

• Arten der Intervention

• Übung

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Allgemeine Vorbemerkung zur

psychoanalytischen Psychotherapie • Psychoanalyse heißt :• psychoanalytisches Arbeiten ohne

Zeitbegrenzung und ohne Fokussierung (bzw. mit wechselndem Fokus)

• hier Übergänge in die analytische Psychotherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

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Allgemeine Vorbemerkung zur psychoanalytischen Intervention

• jeder Therapeut muss eigenen Interventionstil entwickeln

• Interventionsstil hängt auch von Merkmalen des Therapeuten ab und damit möglichen Übertragungsangeboten

 • Wichtig: Psychoanalyse als

Behandlungstechnik erfordert Reflektion des eigenen Tuns

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1. Das psychoanalytische Arrangement und die psychoanalytische Arbeit

1.1 Das Setting

1.2 Intervention und Beziehung

1.3 Therapeutenverhalten und Regression in der Einzeltherapie

1.4 Gegenübertragung als rollenabhängiges Konzept

1.5 Phantasien und Grenzen

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Das psychoanalytische Arrangement

und die psychoanalytische Arbeit 1.1 Das Setting• Situation: Couch vs. Face to Face

→ hat sowohl auf das Befinden des Klienten als auch des Therapeuten Einfluß 

• mitbestimmt durch Rollenvorschriften, Asymmetrie zwischen Klient und Therapeut

 

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1.1 Das Setting• Vereinbarung der Grundregel:

„der Patient soll alles sagen, was er denkt und was er fühlt, emotional und körperlich“

• Therapeut soll es dem Klienten ermöglichen, die Regel einzuhalten:

→ hält sich möglichst neutral und sanktionsfrei, aber: konfrontiert, klärt, deutet

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1.2 Intervention und Beziehung

• Wirksame Interventionen basieren auf einem Anteil der Beziehung zwischen Therapeut und Klient, den man Arbeitsbeziehung nennt

• wird vom Klienten eingegangen, weil er den Wunsch nach Erkenntnis und Besserung von Symptomen hat

• vom Therapeuten,weil er forschen und heilen möchte

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1.3 Therapeutenverhalten und

Regression in der Einzeltherapie • undurchsichtiges Therapeutenverhalten

fördert regressives Verhalten

• Grund: Übertragungsauslöser, fördert Übertragungen aus einer Zeit, als Eltern mehr über Kind wussten, als Kind über sie

• zudem wirkt hier die Rollenasymmetrie zwischen Therapeut und Klient besonders übertragungsfördernd

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1.4 Gegenübertragung als

rollenabhängiges Konzept • Gegenübertragung= die Reaktionen des Analytikers auf seinen

Patienten in dessen Gesamtheit• sowohl realistische als auch durch Übertragung verzerrte

Einschätzungen• man geht von Unterschieden der Gegenübertragung des Analytikers

von entsprechenden Phänomenen bei anderen Menschen aus:• durch Beobachtung und Interpretation seiner Gegenübertragung

kann der Therapeut sie: -diagnostisch verwerten -und im besten Fall in den Dienst des therapeutischen Handelns

stellen

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1.5 Phantasien und Grenzen

• in der Übertragung geht es oft um grenzenlose Wünsche, die an Grenzen stoßen, wenn sie bewußt werden

• Klienten lernen im Laufe eines therapeutischen Prozesses, mit Begrenztheit umzugehen und selber in Beziehungen Grenzen zu setzen

• unbewusste Wunschanteile müssen erst einmal erschlossen werden

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1.5 Phantasien und Grenzen

• Phantasien können unterschiedlich realistisch sein

• der Therapeut sollte jeder Phantasie zunächst offen zuhören

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2. Arten der Intervention2.1 Konfrontieren2.2 Deuten und Klarifizieren 2.3 Verstehen 2.4 Zutreffende Deutungen 2.5 Therapeutische Arbeit zwischen Therapeut und Klient aufteilen2.6 Ich-Stützende Interventionen 2.7 Akustisches, nonverbales Intervenieren2.8 Unbeabsichtigte Beeinflussungen 2.9 Das Schweigen des Analytikers 2.10 Explizit und implizit Ratschläge geben2.11 Geschichten erzählen, Metaphern benutzen 2.12 Humor2.13 Fokussierende Interventionen 2.14 Spontanes vs. reflektiertes Therapeutenverhalten 2.15 Taktische und strategische Ziele, enge und weite Zielsetzungen  

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2.1 Konfrontieren

• das Konfrontieren des Klienten mit bestimmten Erlebens- und Verhaltensweisen ist eine der wichtigsten, aber auch schwierigsten Aufgaben in der Therapie

 • erfordert die Fähigkeit aufseiten des

Therapeuten, die Reaktion des Klinenten ungefähr vorraussagen zu können

 

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2.1 Konfrontieren

Wichtiges Ziel einer Psychoanalyse:

• der Klient soll Sich- Selbst Konfrontieren lernen

• dazu nötig: • Identifizierung mit dem Analytiker,

Übernahme dessen konfrontativen Verhaltens 

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2.1 Konfrontieren

• gerade zu Beginn einer Therapie fällt es Klienten oft schwer, Konfrontationen anzunehmen

• im alltäglichen Leben enthalten Konfrontationen meist eine Art von Kritik

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2.1 Konfrontieren

• Therapeut muss taktvoll vorgehen, z.B. ansprechen, wie der Klient die Konfrontation erlebt

→ dieses Vorgehen bietet die Möglichkeit, unangenehme Folgen einer Konfrontation zu bearbeiten

• man kann dadurch z.B. auch auf habituelle Reaktionsformen stoßen

( z.B. Klient unterdrückt Kränkungen häufig)

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2.1 Konfrontieren

es gilt:

• Beziehungsabläufe, die sich stereotyp wiederholen, sollten, sobald sie deutlich geworden sind,

konfrontiert und in ihren Komponenten untersucht werden

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2.2 Deuten und Klarifizieren Deuten: • dem Klienten wird eine neue Bedeutung für etwas

vermittelt, das für ihn vorher eine andere Bedeutung hatte

Klarifizieren:• bewusste Inhalte werden verknüpft

• ausgehend von vorhandenen Informationen

werden neue Informationen gewonnen und Verbindungen zwischen den Sachverhalten hergestellt

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2.2 Deuten und Klarifizieren

• das Deuten vom Therapeuten kann als eine Art Hilfs-Ich-Funktion gesehen werden

• die Bedeutung hätte auch vom Klienten gefunden werden können, dem steht allerdings ein Widerstand entgegen

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2.2 Deuten und Klarifizieren

• Therapeut stellt beim Deuten Verbindungen zwischen Bewusstem und Unbewusstem her

• fließender Übergang zum Klarifizieren, d.h. dem Verknüfen bewusster Inhalte

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2.2 Deuten und Klarifizieren

• Klarifizieren kann Zielen dienen, die zwischen den folgenden Polen liegen:

• mit dem Klienten ein Verstehen der Situation bearbeiten

• dem Klienten ein Verständnis vermitteln, dass der Therapeut schon hat und von dem er überzeugt ist

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2.2 Deuten und Klarifizieren

• Klarifizierungen können zu Veränderungen des Erlebens und Verhaltens führen

• soweit das Erleben und Verhalten auf unzutreffenden Annahmen beruhte

→in dem Sinne, dass Zusammenhänge nicht gesehen oder falsche Zusammenhänge angenommen wurden 

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2.3 Verstehen

• in allen psychoanalytischen Therapieformen wird der Klient verstanden und der Therapeut vermittelt ihm sein Verständnis

• wichtiger Wirkfaktor: sich von einer Person verstanden fühlen, die sich in der Übertragung in einer Elternposition befindet

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2.3 Verstehen

• häufig Diskrepanz zwischen dem Selbstverständnis eines Klienten und der Art und Weise, wie der Therapeut ihn versteht

• der Therapeut konfrontiert den Klienten mit der Tatsache, dass er sich selbst nur teilweise versteht

• versucht, ihm ein neues Verständnis zu

vermitteln, um am Ende zu einer Übereinstimmung zu gelangen

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2.3 Verstehen

• Übereinstimmung kann unterschiedlich aussehen:

→ der Klient kann die Sichtweise des Therapeuten übernehmen

→ oder ihn davon überzeugen, dass er sich geirrt hat

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2.3 Verstehen

Folgen des Verstehensprozesses: • Verständnis des Klienten wird erweitert• er erlebt, dass immer wieder eine

Übereinstimmung zwischen ihm und dem Therapeuten hergestellt wird

• macht die Erfahrung, dass man unterschiedliche Standpunkte haben kann und trotzdem übereinstimmt

• therapeutische Beziehung als Modell für Verständnisprozesse

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Übung

• Bildung von Dreiergruppen:

• Person A redet fünf Minuten über eine Situation/ ein Problem

• Personen B und C hören schweigend zu

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Übung

• B fasst zusammen, was sie verstanden hat

• A gibt an, wie gut sie sich verstanden gefühlt hat

• C beobachtet aus der Metaperspektive

• Rollentausch

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2.4 Zutreffende Deutungen Woran erkennt man, dass eine Deutung

wirksam wird?

• Merkmale können z.B. sein, dass sich die Übertragungssituation oder die Selbsteinschätzung verändert 

• auch Gegenübertragungsreaktionen können ein Zeichen sein, dass eine Deutung etwas in der Beziehung Klient-Therapeut verändert hat

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2.4 Zutreffende Deutungen

unzutreffende Bedeutungen:

• können etwas bewirken

• z.B. wenn ein Scheinverstehen zustande kommt, dass therapeutisch wirksam wird, weil es eben zur Übereinstimmung zwischen Therapeut und Klient kommt

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 2.5 Therapeutische Arbeit zwischen Therapeut und Klient aufteilen

• der deutende Therapeut leistet etwas, das der Klient in der Regel auch selber leisten könnte

• wobei der Klient natürlich nicht direkt in sein eigenes Unbewusstes hineinblicken kann

• das Unbewusste ist zunächst nur durch induktive, hypothetische Schlussbildung zugänglich

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2.5 Therapeutische Arbeit zwischen Therapeut und Klient aufteilen

• der Therapeut hat hier nicht so starke Widerstände

• ist zudem geübter im Ziehen solcher Schlüsse

• auf sein Unbewusstes schließen kann auch der Klient

• ihm kann Unbewusstes durch Regression oder durch Bearbeitung von Abwehrmechanismen bewusst gemacht werden

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2.5 Therapeutische Arbeit zwischen Therapeut und Klient aufteilen

• manche Klienten bringen Deutungen mit, die sie zwischen den Stunden finden

• mögliche Gründe: → dient einem Widerstand z.B. weil der

Therapeut von einer anderen, zutreffenderen Deutung abgelenkt werden soll

→stellt Kooperationangebot dar, das der Therapeut aufgreifen sollte

• Klient betreibt dann Selbstanalyse

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2.5 Therapeutische Arbeit zwischen Therapeut und Klient aufteilen

• gilt auch für Konfrontieren und Klarifizieren:

• auch hier kann der Klient: wenn Beziehung zu Therapeut im

Prinzip gut ist und nicht zu starke Widerstände vorliegen

• diese Funktionen zunehmend übernehmen

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2.6 Ich-Stützende Interventionen • Funktionsweise des Ichs soll durch

Psychoanalyse verbessert werden, Entwicklungsaufgaben nachträglich gelöst werden

• „ wo Es war, soll Ich werden“ oder auch „wo Über-Ich war, soll Ich werden“

• auch die vom Ich habituell gewählten Abwehrmechanimen können bewusst gemacht werden und im Weiteren von reiferen Strategien abgelöst werden

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2.6 Ich-Stützende Interventionen

• Therapeut kann Ich- Funktionen übernehmen

• so im Sinne einer Förderung die Entwicklung des Ichs anregen

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2.7 Akustisches, nonverbales Intervenieren

• bekannteste, non- verbale Intervention: „Mhm“

• weiter Interpretationsspielraum für den Klient

• Einsatz des „Mhm“s hat, je nach Klient, dessen Störungsbild und seinen persönlichen Eigenschaften, unterschiedliche Auswirkungen

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2.7 Akustisches, nonverbales Intervenieren

Gründe, warum Analytiker „Mhm“ äußert:

• weiß noch nicht, was er sagen könnte

• glaubt, dass der Zeitpunkt, etwas Bestimmtes zu sagen, noch nicht gekommen ist

• „Mhm“ als Kompromiss zwischen Sprechen und Schweigen, z.B. will Therapeut zeigen, dass er noch zuhört

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2.7 Akustisches, nonverbales Intervenieren

• andere non- verbale Interventionsform:

• „ Minusintervention“, d.h. Intervenieren durch Unterlassen z.B. ein

Lachen unterdrücken, weil der Therapeut fürchtet, den Klienten dadurch zu kränken

• jedes Nicht-Reagieren, das vom erwarteten Therapeutenverhalten abweicht, wirkt sich auf den Klienten aus

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2.8 Unbeabsichtigte Beeinflussungen • gerade im non-verbalen Verhalten

geschieht vieles, was Therapeut und Klient nicht merken 

• kurzdauernde gestische oder mimische Äußerungen des Therapeuten können sich im Sinne der Therapie positiv oder negativ auswirken

→ z.B. leugnet der Therapeut Gegenübertragung, verrät sie aber durch nonverbales Verhalten

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2.9 Das Schweigen des Analytikers

• Klient erlebt die emotionale Qualität des Schweigens als Ausdruck der Beziehung zum Therapeuten:

• es kann als feinselig erlebt werden und Bestrafungswünsche des Klienten erfüllen

• es kann Schuldgefühle hervorrufen 

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2.9 Das Schweigen des Analytikers

• Analytiker arbeitet während des Schweigens, ist nicht bloß rezeptiv 

• Schweigen kann den Klienten vor unreflektierten Gegenübertragungsreaktionen schützen, bietet allerdings keinen Schutz davor,die Gefühle vollständig zu verbergen

(s. non-verbale Reaktionen) 

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2.9 Das Schweigen des Analytikers• gemeinsames Schweigen kann als wortloses

Sich-Verstehen gedeutet werden, aber auch als Gegeneinander-Schweigen

• Gründe für die unterschiedliche Interpretation:

→ bestehende Übertragungen

→ Schweigen löst neue Übertragungsreaktion aus

→ auch abhängig von Störungsbild des Klienten:

z.B. erleben narzisstische Klienten Schweigen

als bestätigend, Depressive eher als fordernd

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2.10 Explizit und implizit Ratschläge geben

• Ratschläge geben gilt gemeinhin als unanalytisch

• entspricht nicht der neutralen Schiedsrichterhaltung des Analytikers

• in der Regel wird man sich eher damit auseinander setzen, weshalb der Klient ein bestimmtes Verhalten beabsichtigt oder fürchtet, sich hinreißen zu lassen

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2.10 Explizit und implizit Ratschläge geben

• aus vielem, was der Analytiker sagt, lässt sich sein Standpunkt zu einer bestimmten Thematik ableiten

• hier sollte der Analytiker möglichst genau seinen eigenen Standpunkt kennen, wenn er mit dem Klienten bestimmte Themen bearbeitet 

• ein Klient, der dringend Orientierung benötigt, wird versuchen, aus den Äußerungen des Therapeuten einen Rat hinauszulesen

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2.11 Geschichten erzählen, Metaphern benutzen

• Metaphorik kann den Nachteil haben, dass der Klient sich eventuell auf der Ebene der Sprache bewegen kann, ohne eine Übersetzung in sein konkretes Handeln zu leisten

• d.h Ergebnisse metaphorischen Denkens benötigen eine Übersetzung in die konkrete Lebenspraxis

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2.11 Geschichten erzählen, Metaphern benutzen

• Geschichten können vom Therapeuten oder vom Klienten erzählt werden

• vom Klienten vorgebracht: können Vorgänge in der inneren Welt

beleuchten• vom Therapeut vorgebracht: auch abhängig von persönlichen Phantasien

des Therapeuten• es kann passieren, dass Klient darin andere als

intendierte Bedeutung sieht

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2.11 Geschichten erzählen, Metaphern benutzen

• das Erzählen von Geschichten kann in psychoanalytischer Therapie wirksam sein

• ist aber mit Risiken verbunden, sollte sparsam gebraucht werden

 

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2.12 Humor

• Gefahr: Klient kann sich ausgelacht fühlen

• daher sollte nach dem Gebrauch von Humor anschließend eine kurze Gegenübertragungsanalyse stattfinden

• hilfreich für zukünftigen Gebrauch von Humor

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2.12 Humor• Voraussetzung aufseiten des

Therapeuten:• er muss den Klienten im Prinzip mögen,

sonst ist die Gefahr zu groß, dass im Humor unsublimierte Aggression rüber kommt

• Therapeut muss sich klar sein, ob und welche Art von Spaß der Klient verträgt

• dies ist auch von der Störung des Klienten abhängig

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2.13 Fokussierende Interventionen • Vorraussetzung, dass Interventionen sich auf

bestimmte Thematik konzentrieren können, ist, dass der Therapeut die Thematik formuliert und im Kopf behält

• hängt auch von ihrer Komplexität ab

• Fokus sollte man mit einem Blick überschauen können, auch „gute Gestalt“

• methaphorische Foci oft prägnanter, aber ungenauer als Beschreibungen

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2.13 Fokussierende Interventionen• Therapeut, der Fokus im Kopf hat, kann nicht

mit der geforderten „frei schwebenden Aufmerksamkeit“ zuhören, die unbedingte Neutralität erfordert

• nicht nur in Fokaltherapie wird fokussiert, Thomä und Kächele bezeichneten klass. Psychoanalyse als Therapie mit wechselndem Fokus

• d.h. eine bestimmte Thematik steht auch hier zeitweilig im Vordergrund

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2.13 Fokussierende Interventionen• nicht zweckmäßig, wenn Therapeut von

einem zum anderen Thema springt• schiebt Klient eine andere Thematik in den

Vordergrund, sollte der Therapeut sich fragen:

• ob er diese Problematik, die wahrscheinlich dem Widerstand dient, zunächst bearbeitet und dann zur ursprünglichen Thematik zurückkehrt

• oder ob er das Abwehrmanöver des Klienten direkt anspricht (und damit die ursprüngliche Thematik bearbeitet)

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2.13 Fokussierende Interventionen

• bei der Entscheidung können verschiedene Aspekte bedacht werden:

• kann der Klient eventuell die Bearbeitung des

ersten Themas zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ertragen?

• es könnte sich auch um eine habituelle Vorgehenswesie handeln, dass der Klient dazu neigt, andere Thematiken in den Vordergrund zu stellen, wenn es um die Bearbeitung eines ihm unangenehmen Themas geht

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2.13 Fokussierende Interventionen

• klassische Fokaltherapie wird infolge ihres begrenzten Indikationsbereiches und wegen der Schwierigkeit, einen treffenden Fokus zu finden, zur Zeit wenig praktiziert

• heute sind die meisten psychoanalytischen Therapien Therapien mit mehreren Foci, auch im Sinne der multiplen Determiniertheit fast aller Symptome 

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2.14 Spontanes vs. reflektiertes

Therapeutenverhalten Positive Auswirkungen spontanen Vehaltens:

• eine persönliche Äußerung des Therapeuten kann die negativen Folgen einer abstinenten therapeutischen Haltung ausgleichen

• „ Der Therapeut ist doch ein ganz normaler Mensch“

• kann eine Übertragung idealisierter Objekte auflösen

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2.14 Spontanes vs. reflektiertes Therapeutenverhalten

Negative Auswirkungen spontanen Verhaltens:• abstinente Haltung des Therapeuten, der zu

Vorwürfen und Verführungsversuchen des Klienten schweigt, gibt Sicherheit

• abstinente Haltung gibt Klienten Raum zum Phantasieren und Experimentieren, innerhalb diesen Rahmens setzt Therapeut bewusst Grenzen

• hier ist kein Platz für spontane Äußerungen 

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2.14 Spontanes vs. reflektiertes Therapeutenverhalten

• mit zunehmender Erfahrung lernt Therapeut, in welchem Rahmen er spontan reagieren darf

• wichtig: Einfluß der Äußerung auf den Klienten muss überlegt werden

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2.15 Taktische und strategische

Ziele, enge und weite Zielsetzungen • taktische Intenventionen:

dienen kurzfristigen Zielen

 • strategische Ziele:

sind auf Endziele einer Therapie gerichtet

 • andere Bezeichnung:

nahziel- und fernzielorientierte Interventionen

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2.15 Taktische und strategische Ziele, enge und weite Zielsetzungen

• Nahziel Interventionen stehen mittelbar im Dienste von Fernzielen

• kann auf einen Umweg führen, den man gehen muss, um Fernziel zu erreichen

• oft viele taktische Möglichkeiten, sich den Fernzielen zu nähern

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2.15 Taktische und strategische Ziele, enge und weite Zielsetzungen

• Therapeut muss hier auch berücksichtigen, dass der Klient außerhalb der therapeutischen Situation in Beziehungen lebt

• Veränderungen des Klienten wirken sich auch auf diese Beziehungen aus

• berücksichtigt der Therapeut das nicht, kann das den Erfolg einer Therapie verhindern

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2.15 Taktische und strategische Ziele, enge und weite Zielsetzungen

• Frage nach der Verantwortung des Therapeuten den nahen Bezugspersonen des Klienten gegenüber

• Beziehungen zu Angehörigen können durch die Intervention des Therapeuten wesentlich verändert werden

• Therapeut kann stets nur Kompromiss anstreben, auch bspw. bzgl. der Offenlegung der gesamten Wahrheit gegenüber den Angehörigen

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2.15 Taktische und strategische Ziele, enge und weite Zielsetzungen

• bei der Festlegung von Zielen ist es wichtig, dass der Analytiker nicht seine eigenen Wertvorstellungen für allgemeingültig hält

• es sollte mit dem Klienten ein Kompromiss zwischen eventuell unterschiedlichen Wertvorstellungen gefunden werden

• besonders wichtig bei unterschiedlicher Sozialisation und Schichtzugehörigkeit von Klient und Therapeut

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Literatur:

• König, K.,

„ Einführung in die psychoanalytische Interventionstechnik“,

Klett-Cotta, Stuttgart, 2001