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10. Januar 2011 Alttoskanisch

10. Januar 2011 Alttoskanisch. Vom späten Mittelalter bis zur frühen Neuzeit 2

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10. Januar 2011

Alttoskanisch

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Vom späten Mittelalter bis zur frühen Neuzeit

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Es gibt noch kein institutionalisiertes Sprachmodell und keine Wahrnehmung des Wandels als Verfall durch traditionsbewusste Sprachwächter

Die neuen sprachlichen Strukturen werden daher problemlos in den Texten eingesetzt

Sprachwandelprozesse lassen sich mithilfe von schriftlich überlieferten Texten rekonstruieren

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Zu den charakteristischen Zügen des archaischen Florentinischen, die es von späteren Phasen abgrenzen, gehört z.B. das Vorherrschen des männlichen Artikels lo gegenüber il.

Die Endungen der ersten Person Plural -emo und -imo waren trotz des ersten Auftretens von -iamo noch sehr vital, während -amo frühzeitig durch -emo ersetzt worden war.

Auch syntaktische Konstruktionen wie mógliama, casasa etc., die in späteren Jahrhunderten nur südlich der Toskana überlebten, waren noch möglich.

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Die syntaktische Autonomie von il gegenüber lo ist zwar seit 1277 belegt, aber noch bei Dante überwiegt lo.

Die Konjugationsendung -iamo ist zwar bereits in den frühesten literarischen Texten anzutreffen, konnte sich aber noch nicht völlig durchsetzen.

So verwendet Dante neben -iamo auch häufig noch die Endung -emo (avemo, conoscemo, vivemo, vedemo etc.).

Die Passato-remoto-Endungen der dritten Person Plural lauteten noch meistens -aro, -ero, -iro

gegenüber später normalem -arono, -erono und -irono.

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Der männliche Artikel il hatte sich endgültig gegenüber lo durchgesetzt, dessen Gebrauch nunmehr auf bestimmte Konstellationen beschränkt war (vor Vokal mit Apostrophierung, vor s + Konsonant sowie nach per).

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Die Endung -emo ist von -iamo weitgehend verdrängt worden, aber noch nicht völlig außer Gebrauch (z.B. avemo bei Boccaccio).

Die Pronomina lei und lui wurden bereits im Nominativ verwendet, stellten aber noch nicht den Normalfall dar.

Die Endung der ersten Person Singular Indikativ Imperfekt lautete noch -a (io aveva, era, amava etc.).

Die Passato-remoto-Endungen -aro, -ero, -iro wurden durch -arono, -erono und -irono ersetzt.

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Zu den markantesten Merkmalen gehören die Ausdehnung von el auf Kosten von il (ohne dieses jedoch völlig zu verdrängen),

die Verwendung invariabler Possessivpronomina (Sg. mie, tuo, sua; Pl. mia, tua, sua),

die Ersetzung von -ano durch -ono (lavono), die durch Analogie mit dem Präsens entstandene erste Person Singular Imperfekt auf -o (io lavavo statt io lavava),

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die Ersetzung der Passato-remoto-Endung -arono durch -orono und -orno, die Ersetzung von -iamo durch -iano in der ersten Person Plural (laviano statt laviamo),

die Ersetzung von -ero durch -eno im Passato remoto, Konditional und Konjunktiv Imperfekt (disseno, lavasseno, laverebbeno statt dissero, lavassero, lavarebbero) etc.

Diese innovativen Formen alternierten je nach Autor mit den älteren.

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Im Florentinischen haben sich lat. [ĕ] und [ŏ] auch nach [r] zu [jɛ] und [wɔ] entwickelt: priego (= it. prego), pruova (= it. prova), truova (= it. trova) etc.;

im Westtoskanischen (z.B. im Bestiario toscano [ca. 1300]) gilt diese Regel nicht: prego, pregano, trova, trovano;

im Florentinischen fehlt der Diphthong in der Regel vor Palatallauten: figliolo;

im Westtoskanischen hingegen tritt hier meistens die Diphthongierung ein: filliuoli (Bestiario).

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Der Wandel von vortonischem [ar] zu [er] ist im Florentinischen belegt: loderò;

in Siena hingegen entwickelt sich nachtonisches [er] zu [ar]: lat. VIVERE > vìvare (vs. it. vivere).

Seit ca. 1250 ist die Synkopierung von averò, doverò, poterò etc. zu avrò, dovrò, potrò etc. zu beobachten.

In Giambullaris Florentinischer Grammatik von 1551 finden wir arò etc.

Der Diphthong <ia> wandelt sich zu <ie>: sia > sie, siano > sieno etc.

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Der Plural auf -ora, der in Süditalien wesentlich vitaler ist, findet auch im Toskanischen noch Verwendung: arcora (= it. archi) campora (= it. campi) pratora (= it. prati) luogora (= it. luoghi) etc.

zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert wird diese Pluralbildungsmöglichkeit außer Gebrauch kommen.

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Der männliche Artikel lo ist noch dominant, doch auch die Variante il, die zuvor nur bei vorangehendem Vokal möglich war (Gröbersches Gesetz), verselbständigt sich allmählich; im Plural alternieren li, i und gli; in den Dialekten der Westtoskana wird im Singular el und im Pl. e’ verwendet;

sporadisch kommen diese Formen auch in Florenz zum Einsatz.

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Die dritte Person Plural Indikativ der e-Konjugation -eno (< lat. -ENT) ist noch vital: cadeno (= it. cadono), conosceno (= it. conoscono), dormeno (= it. dormono), cresceno (= it. crescono) etc.

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Die enklitischen Possessivpronomina -mo, -ma, -sa etc. sind noch vital: mógliama (= it. mia moglie), càsasa (= it. la sua casa) [Florenz]; fratelma (= it. mio fratello), cognàtoma (= mio cognato) [Siena 13. Jh.]. .“Liiij. soldi dispesi in uno convito che feci a

cognatoma . . . “

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Die Form wurde in Florenz allerdings über das Mittelalter hinaus verwendet, z.B. von N. Machiavelli im Theaterstück Clizia…

[…]Pirro: Che sarà poi?

Cleandro: Rizza gli orecchi, Cleandro!Nicomaco: Io ho imposto a mogliama che chiami Sostrata, moglie di Damone, …

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…sowie im Stück Mandragola:

Nicia: Una fatica ci resta, e d'importanza.Callimaco: Quale?Nicia: Farne contenta mogliama, a che io non credo ch'ella si disponga mai.

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Die Form ist auch bei dem Florentiner Kommödienautor Giovanni M. Cecchi(16.Jh.) belegt.

Vgl. auch Vocabolario degli Accademici dellaCrusca (1612):

MOGLIAMA. Mia moglie. Lat. mea uxor. Bocc. 76. 8. Mogliama nol mì crederrà. Sen. Pist. E' ti ricorda bene della pazza, che fu di mogliama.

Ausgabe von 1750

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Graphie

Phonetik/Phonologie

Morphosyntax

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Alternanz zwischen <k> und <ch> zur Wiedergabe von [k]: ke (= it. che); chuore (= it. cuore), chose (= it. cose), chome (= it. come).

Sporadische Verwendung von <k> und <q> zur Wiedergabe von [g]: Kerardi (= it. Gherardi); quadannio (= it. guadagno) [Pistoia 1259].

Die Verbindungen <th> (insbes. in Pisa, Lucca, Pistoia) und <tz> (z.B. in Florenz) dienen zur Wiedergabe von [ts]: vethosa (= it. vezzosa); in Pisa und Lucca repräsentiert <z> häufig stimmhaftes -s- [z]: bizogno (= it. bisogno), uzare (= it. usare).

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Im Florentinischen haben sich lat. [ĕ] und [ŏ] auch nach [r] zu [jɛ] und [wɔ] entwickelt: priego (= it. prego), pruova (= it. prova), truova (= it. trova) etc.;

im Westtoskanischen (z.B. im Bestiario toscano [ca. 1300]) gilt diese Regel nicht: prego, pregano, trova, trovano;

im Florentinischen fehlt der Diphthong in der Regel vor Palatallauten: figliolo;

im Westtoskanischen hingegen tritt hier meistens die Diphthongierung ein: filliuoli (Bestiario).

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Der Wandel von vortonischem [ar] zu [er] ist im Florentinischen belegt: loderò; in Siena hingegen entwickelt sich nachtonisches [er] zu [ar]: lat. VIVERE > vìvare (vs. it. vivere).

Seit ca. 1250 ist die Synkopierung von averò, doverò, poterò etc. zu avrò, dovrò, potrò etc. zu beobachten.

Der Diphthong <ia> wandelt sich zu <ie>: sia > sie, siano > sieno etc.

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Zahlreiche Wörter zeigen eine Sonorisierung der intervokalischen Verschlusslaute: imperadore (= it. imperatore), armadura (= it. armatura), savere (= it. sapere) etc.

Vor [s] + Konsonant wird prosthetisches [i] gesetzt.

Bei den Pluralformen der Wörter auf -co und -go treten in der Graphie Schwankungen auf: cuoci (= it. cuochi), cronice (= it. cronache).

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Der Plural auf -ora, der in Süditalien wesentlich vitaler ist, findet auch im Toskanischen noch Verwendung: arcora (= it. archi); campora (= it. campi), pratora (= it. prati), luogora (= it. luoghi) etc.; zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert wird diese Pluralbildungsmöglichkeit außer Gebrauch kommen.

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Der männliche Artikel lo ist noch dominant, doch auch die Variante il, die zuvor nur bei vorangehendem Vokal möglich war (Gröbersches Gesetz), verselbständigt sich allmählich; im Plural alternieren li, i und gli; in den Dialekten der Westtoskana wird im Singular el und im Pl. e’ verwendet; sporadisch kommen diese Formen auch in Florenz zum Einsatz.

Die dritte Person Plural Indikativ der e-Konjugation -eno (< lat. -ENT) ist noch vital: cadeno (= it. cadono), conosceno (= it. conoscono), dormeno (= it. dormono), cresceno (= it. crescono) etc.

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Die enklitischen Possessivpronomina -mo, -ma, -sa etc. sind noch vital: mógliama (= it. mia moglie), càsasa (= it. la sua casa) [Florenz]; fratelma (= it. mio fratello), cognàtoma (= mio cognato) [Siena].

Die Grenzen zwischen Bei- (Parataxe) und Unterordnung (Hypotaxe) sind noch nicht klar ausgeprägt.

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Wenn dem Hauptsatz der Nebensatz vorangeht, kann dieser durch e oder sì (= così eingeleitet werden.

Zur Bezeichnung dieses Phänomens hat sich der Ausdruck Parahypotaxe eingebürgert:

E quando ei pensato alquanto di lei, ed io ritornai a la mia debilitata vita [Dante];

S’io dissi falso, e tu falsasti il conio [Dante]

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paraipotassi s. f. [comp. di para(tassi) e ipotassi]. – Procedimento sintattico, largamente diffuso nell’italiano dei primi secoli, in cui l’ipotassi (subordinazione) è modificata da un elemento proprio della paratassi (coordinazione), così che il periodo si costruisce premettendo una prop. secondaria (temporale, condizionale, comparativa, o anche causale), di forma esplicita o di forma implicita, al gerundio o al part. pass., e riprendendo la prop. principale con e (o anche sì, nel senso di così), o altra parola pleonastica (per es., con e: in Dante, Inf. XXX, 115: s’io dissi falso, e tu falsasti il conio; o in Boccaccio, Decameron VIII, 9: E finita la canzone, e ’l maestro disse ...).

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Die klitischen Pronomina können nicht am Satz- oder Versanfang stehen, ebensowenig nach den Konjunktionen e und ma (Tobler-Mussafia-Gesetz): e dissegli (= it. e gli disse)

Im Florentinischen des 13. Jahrhunderts geht das Akkusativobjekt noch häuig dem Dativobjekt voran: lo mi (= it. me lo)

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(1) Die Form abbo (mit der Variante abo) stammt aus dem Dialekt von Siena. Sie ist normal bei Cecco Angiolieri (z.B. „tant abbo di Becchina novellato“), während Dante sie zur Aufrechterhaltung des Reims einsetzt: gabbo - abbo - babbo. Im Sienesischen diente abbo in der ersten Person Singular auch zur Bildung des Futurs: dirabbo (it. dirò), farabbo (it. farò), metterabbo (it. metterò) etc. (vgl. Rohlfs II, § 587). Die Variante aggio (< lat. HABEO) ist auch in süditalienischen Mundarten anzutreffen.

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(3) Die Konditionalform avrebbeno geht aus einer Kontamination von avrebbero mit und der Präsensendung -eno der Verben der e-Konjugation hervor, die in einigen toskanischen Dialekten existierte, z.B. in Lucca (vgl. Rohlfs II, § 532). Sie konkurrierte mit avriano.

(4) Die Imperfektform avavate ist offensichtlich unter dem Einfluss der a-Konjugation entstanden (amavate, cantavate etc.).

(5) Die Passato-remoto-Form ebbeno stellt wiederum eine Kreuzung aus ebbero (< lat. HABUERUNT) und der regional verbreiteten Präsensendung -eno der e-Konjugation dar.

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(2) Die erste Person Plural HABEMUS hat sich zunächst regulär zu avemo weiterentwickelt und wurde dann durch die Konjunktivform abbiamo (< HABEAMUS) verdrängt (vgl. Rohlfs II, § 541 und Manni 1994, 327-331).

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abbo = ho (Dante, Div. Comm., Inf. XXXII, 5)   io premerei di mio concetto il suco piú pienamente; ma perch’io non

l’abbo, non sanza tema a dicer mi conduco; ché non è impresa da pigliare a gabbo discriver fondo a tutto l’universo, né da lingua che chiami mamma o

babbo

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aggio = ho (Petrarca, Canz. XCVI)   Io son de l’aspettar omai sì vinto e de la lunga guerra de‘ sospiri, ch‘ i‘ aggio in odio la speme e i

desiri ed ogni laccio ond’è ‘l mio core

avinto.

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avemo = abbiamo (Dante, Div. Comm., Purg. IV, 86; Par. III, 72)

 Ma se a te piace, volontier sapreiquanto avemo ad andar; ché ‘l poggio

salepiù che salir non posson li occhi miei.  Frate, la nostra volontà quietavirtù di carità, che fa volernesol quel ch’avemo, e d’altro non ci asseta.

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avrebbeno = avrebbero (Boccaccio, Dec., Giorn. VII, Nov. 7, 46)

  ... per la qual cosa, come che poi piú

volte con Anichino e egli e la donna ridesser di questo fatto, Anichino e la ebbero assai agio di quello per avventura avuto non avrebbeno a far di quello che loro era diletto e piacere ...

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avrian(o) = avrebbero (Petrarca, Canz. CCCXLVIII)

  ... da le man, da le braccia che

conquiso senza moversi avrian quai più rebelli fur d’Amor mai, da‘ più bei piedi snelli, da la persona fatta in paradiso ...

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èbben(o) = ebbero (Petrarca, Canz. CXX)   Quelle pietose rime in ch’io

m’accorsi di vostro ingegno e del cortese

affetto, èbben tanto vigor nel mio conspetto che ratto a questa penna la man

porsi,...

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(1) Die alttoskanische Variante enno ‘sie sind‘ stellt eine Analogiebildung nach dem Vorbild der dritten Person Plural von dare, fare, sapere (danno, fanno, sanno) etc. dar und ist von der dritten Person Singular è abgeleitet.

Diese Form hat sich bis in die jüngste Zeit in toskanischen Dialekten erhalten: ènno iti (= it. sono andati), ènno tornati (= it. sono tornati) (vgl. Rohlfs II, § 540).

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(2) Aus dem Infinitiv essere hat sich das regelmäßige Partizip essuto mit der aphäretischen Variante suto nach dem Vorbild der it. e-Konjugation entwickelt (Rohlfs II, § 622).

(3) Die Paragoge èe statt è wurde in der Regel durch das Reimschema erzwungen.

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(4) Das Futur von essere besaß einige zusätzliche Formen, die aus dem Sprachgebrauch verschwunden sind: fia, fie (it. sarà), fiano, fieno (it. saranno).

Es handelt sich um Reliktformen des Indikativ und Konjunktiv von lat. FIERI ‘werden’, ‘gemacht werden’, ‘geschehen’ (vgl. Kap. 4.6.5.n, Tab. 87), der Passivform von FACERE ‘machen’ (vgl. auch Rohlfs II, § 592).

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(5) Im Konditional verwendete das Altflorentinische in der ersten und dritten Person Singular die Formen fora und saria (it. sarei; it. sarebbe).

Die Variante fora (vgl. Rohlfs II, § 602) geht auf das lat. Plusquamperfekt zurück.

Das Konditional auf -ia (saria, averia, voria etc.) ist seit dem Beginn der toskanischen Literatur belegt, aber seltener gegenüber den Formen auf -ei, -esti, -ebbe etc. (vgl. Rohlfs II, § 594).

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enno = sono (Dante, Div. Comm., Inf. V, 38)

Intesi ch’a così fatto tormento enno dannati i peccator carnali, che la ragion sommettono al talento

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suto, -a = stato, -a (Boccaccio, Dec., Giorn. II, Nov. 6, 55)

Quello che tu offeri di voler fare sempre il disiderai, e se io avessi creduto che conceduto mi dovesse esser suto ...

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suto, -a = stato, -a (Boccaccio, Dec., Giorn. II, Nov. 6, 55)

Quello che tu offeri di voler fare sempre il disiderai, e se io avessi creduto che conceduto mi dovesse esser suto ...

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èe = è (Dante, Div. Comm., Inf. XXIV, 90; Purg. XXXII, 10)

  né tante pestilenzie né sí ree mostrò già mai con tutta l’Etiopia né con ciò che di sopra al Mar Rosso

èe. quando per forza mi fu volto il viso ver la sinistra mia da quelle dee, perch’io udi‘ da loro un „Troppo fiso!“; e la disposizion ch’a veder èe ne li occhi pur testé dal sol percossi, sanza la vista alquanto esser mi fée.

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fia = sarà (Dante, Div. Comm., Inf. I, 122; V, 135)

  A le qua ‘ poi se tu vorrai salire, anima fia a ciò piú di me degna: con lei ti lascerò nel mio partire; Quando leggemmo il disiato riso esser baciato da cotanto amante, questi, che mai da me non fia diviso, la bocca mi baciò tutto tremante.

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fieno = saranno (Dante, Div. Comm., Purg. XIII, 133)

„Li occhi“ diss’io „mi fieno ancor qui tolti,ma picciol tempo, ché poca è l’offesafatta per esser con invidia volti. [...]“Troppo sarebbe larga la bigonciache ricevesse il sangue ferrarese,e stanco chi ‘l pesasse a oncia a oncia,che donerà questo prete corteseper mostrarsi di parte; e cotai doniconformi fieno al viver del paese.

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fora = sarebbe (Petrarca, Canz. CCCLXVI)

... e per saperlo pur quel che n’avenne fora avenuto, ch’ogni altra sua voglia era a me morte, ed a lei fama rea.

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saria = sarebbe (Boccaccio, Dec., Giorn. X, Nov.7, 21)

  Forse che non gli saria spiacenza se el

sapesse quanta pena i‘ sento, s’a me dato ardimento avesse in fargli mio stato sapere.

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(1) Die dritte Person Singular Präsens puote leitet sich von lat. POTEST ‘er kann’ her.

Sie alternierte in mittelalterlichen Texten mit der heute üblichen apokopierten Form può.

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(2) Die Form ponno der dritten Person Plural Präsens stellt eine Analogiebildung zum Singular sowie zu Flexionsformen anderer Verben dar, wie z.B. danno, fanno oder stanno.

Sie alternierte im Mittelalter mit der diphthongierten Variante puonno.

Sie stellt eine Ableitung von der apokopierten Singularform può + -nno dar.

Durch Monophthongierung von puonno ist die Form ponno entstanden (vgl. hierzu auch Rohlfs II, § 547).

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(3) Die Konditionalform poria in der ersten Person Singular stellt eine Variante von potria dar.

(4) Formal identisch mit der ersten Person ist die dritte Person.

(5) Die Imperfektform potieno stellt eine Variante von potevano dar. Im vorliegenden Fall haben wir die Nachstellung des unbetonten Pronomens mi aufgrund des Tobler-Mussafia-Gesetzes.

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puote = può (Petrarca, Canz. LXV)

Non prego già, né puote aver più loco che mesuratamente il mio cor arda; ma che sua parte abbi costei del foco.

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ponno = possono (Petrarca, Canz. CCCLX)

Poi che suo fui, non ebbi ora tranquilla, né spero aver, e le mie notti il sonno sbandirò, e più non ponno...

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poria = potrei (Petrarca, Canz. LXXIII)

I‘ non poria già mai imaginar, non che narrar, gli effetti che nel mio cor gli occhi soavi fanno; tutti gli altri diletti...

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poria = potrebbe (Petrarca, Canz. CXCIII)

ché quella voce infin al ciel gradita suona in parole sì leggiadre e care, che pensar no ‘l poria chi non l’à udita.

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Mittelalter bis Renaissance

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Der Dichter und Philosoph Dante Alighieri wurde 1265 in Florenz geboren und verstarb 1321 in Ravenna.

Er bediente sich sowohl des Lateinischen als auch seiner Florentiner Muttersprache.

In letzterer verfasste er die Vita nuova (1294), das Convivio (1304-07) sowie sein Hauptwerk, die Divina Commedia (1306-1321).

In der Gelehrtensprache Latein schrieb er sein unvollendet gebliebenes sprachphilosophisches Werk De vulgari eloquentia (1303-04) sowie den staatsphilosophischen Traktat De Monarchia (ca. 1313-18).

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Seinen literarischen Ruhm verdankt Dante jedoch ausschließlich der Divina Commedia, deren Rezeption unmittelbar nach dem Tode des Dichters einsetzte.

Bereits sein Sohn, Jacopo Alighieri, schrieb Zusammenfassungen und Kommentare zum literarischen Hauptwerk des Vaters.

Einer der prominentesten Dante-Exegeten des 14. Jahrhunderts war wohl Giovanni Boccaccio, der einen Trattatello in laude di Dante verfasst hatte.

In zahlreichen italienischen Städten gab es öffentliche Lesungen über Dante.

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Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurden erste Übersetzungen der Commedia ins Lateinische angefertigt, die als philosophisches und theologisches Werk hochgeschätzt war.

Die ersten Dante-Kommentare erschienen ausschließlich in lateinischer Sprache, bis gegen 1330 der Bologneser Jacopo della Lana den ersten vollständigen Kommentar in der Volkssprache verfasste.

Francesco da Buti schrieb um 1385 eine lexikalisch-grammatisch-rhetorische Interpretation der Divina Commedia unter Vernachlässigung des Inhalts.

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Während des lateinisch dominierten Humanismus im 15. Jahrhundert blieb Dante zwar in hohem Ansehen, doch vielen Gelehrten gefiel die Volkssprache nicht, die sich überdies in der Zwischenzeit stark gewandelt hatte.

Prominente Fürsprecher hatte Dante jedoch in dem Humanisten Leonardo Bruni (1370-1444) und vor allem in Cristoforo Landino (1424-1498) mit seinem Comento sopra la Comedia (1481).

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Pietro Bembo (1470-1547), der im 16. Jahrhundert die Sprache der großen Trecentisten zum Modell erhoben hatte, gab 1502 zusammen mit dem Typographen Aldo Manuzio (1450-1515) in Venedig eine wichtige Dante-Ausgabe heraus, doch aus seinem ästhetischen Musterkanon wurden Dantes Sprache und Stil ausgeschlossen.

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Die schriftliche und mündliche Verbreitung des Werkes

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Bis 1470

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Manuskript (15. Jh.) Transkription

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Codice 204  (Strozzi 152) Firenze - Biblioteca Medicea Laurenziana Carta:  1 Recto, Colonna 1   [Cantica: I   Canto: I    Versi 1-72] Visualizzazione attuale: trascrizione  con notazioni filologiche

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Manuskript (15. Jh.) Transkription

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Codice 231  (Fondo Nazionale II.I. 36) Firenze - Biblioteca Nazionale Centrale Carta:  4 Recto, Colonna 1   [Cantica: I   Canto: I    Versi 1-66] Visualizzazione attuale: trascrizione  con notazioni filologiche

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Codice 204  (Strozzi 152) Firenze - Biblioteca Medicea Laurenziana Carta

Codice 231  (Fondo Nazionale II.I. 36) Firenze - Biblioteca Nazionale Centrale

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Kopie von G. Boccaccio Ausschnitt aus einer Illustration aus dem MS

72Firenze / Biblioteca Riccardiana / Riccardiano / 1035 / (O. II. 17)/ XIV

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Öffentliche Dante-Lesungen seit dem späten 14. Jh.

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Das Volgare in Siena

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Das Sienesische

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San Bernardino da Siena (1380 -1444 )Studium der Grammatik,

Rhetorik und Jurisprudenz in Siena

1402: Eintritt in den Franziskanerorden

Seit 1417: erfolgreiche Predigten in zahlreichen Städten Oberitaliens (die erste Etappe war Genua)

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S. Bernardino da SienaEr gilt in der Geschichte

der Predigt gilt als einer der erfolgreichsten Vertreter der volksgemäßen Beredsamkeit.

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Auf Bitten der Stadtregierung von Siena hielt Bernardino ab dem 15. August jeweils bei Tagesanbruch insegesamt 45 Predigten

Da die Kirchen zu klein für die Menschenmassen waren, wurden die Predigten auf der Piazza del Campo abgehalten

Rechts standen die Frauen, links die Männer

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Dilettissimi cittadini miei, le preallegate parole so' di David profeta a 90 salmi, in volgare dicendo: - Idio ha comandato agli angeli suoi, che guardino te in tutte le tue vie. - Doh! elli mi pareva nella notte precedente vedere quasi in sulla aurora quello che è scritto nell'Apocalisse al settimo capitolo, dove dice così: Vidi quatuor angelos stantes super quatuor angulos terrae, tenentes quatuor ventos terrae, ne flarent super terram, neque super mare, neque in ullam arborem. 79

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S. Bernardino bei der Predigt

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Dico che elli mi parve vedere Siena, la quale aveva quatro porti in quatro parti. E parevami vedere la gloriosa Vergine Maria madre di Jesu Cristo, la quale gli stava dinanzi, e pregava il suo Figliuolo con umili prieghi, e diceva: - o Figliuolo mio, io ti domando questa grazia, la quale voglio che tu me la conceda: io voglio che tu guardi la città di Siena, la quale mi tiene per advocata, da ogni pericolo e da ogni adversità. […] 81

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[…] E se noi voliamo considerare e comprèndare come questo sia vero, vediamo prima quattro notabili, belli, utili e gentili inverso coloro che hanno alcuna gentile intelligenzia. E parlaremo contro coloro i quali credono nel destinato delle costellazioni; ché sònno assai che dicono e credono e tengono una grande eresia, dove stamane cognosciaranno la verità, e l'errore dove so' stati. […]

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Dilettissimi, le parole proposte so' di David profeta, in volgare dicendo così: - Elli convertì i cuori loro, cioè de' pagani, che odiassero el popolo suo, e che facessero inganni e tradimenti a' servi suoi. - Doh, non è elli un orrore a pensare che Idio facci fare uno male o una cosa che in sé è peccato?

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Non è elli uno stupore a considerarlo? Mai sì. Oh! elli il parla la Scrittura antiveduta per David profeta. E ha una condizione la Scrittura, che ella ha di molti sentimenti; ma a pensare nella scorza di fuore, elli è uno stupore. Ma se tu vai considerando più altamente, tu vedrai esser vero che i pulcini e 'l nido re la chioccia so' tutti atti a farci afràgnare coi giudìci di Dio. […]

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