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1Grundlagen der BWL 1
Vorlesung
Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre
Sommersemester 2013Teil 1
Prof. Dr. Andreas Birk
2Grundlagen der BWL 2
Grundlagen der BWL
Inhaltsübersicht
I. Einführung
II. Grundlagen
III. Produktion
IV. Absatz
V. Investition und Finanzierung
VI. Rechnungswesen
VII. Rechtsform- und Standortwahl
3Grundlagen der BWL 3
Inhaltsverzeichnis
I. Einführung1. Struktur der Veranstaltung2. Hinweise zur Eigenorganisation und zum Lernverhalten
II. Grundlagen1. Was ist Wissenschaft2. Einordnung der Betriebswirtschaftslehre3. Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL4. Gründung eines Unternehmens5. Unternehmensführung6. Planung und Entscheidung im Unternehmen7. Organisation des Unternehmens
III. Produktion1. Produktions- und Kostentheorie2. Produktionsplanung
IV. Absatz1. Absatzpolitische Ziele2. Absatzpolitische Instrumente
4Grundlagen der BWL 4
Inhaltsverzeichnis
V. Investition und Finanzierung1. Investitionsplanung und Investitionsrechnung2. Unternehmensbewertung3. Grundlagen der Finanzplanung4. Quellen der Außenfinanzierung5. Quellen der Innenfinanzierung
VI. Rechnungswesen1. Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung2. Jahresabschluss3. Prüfung des Jahresabschlusses4. Rechnungslegung im Konzern5. Internationale Rechnungslegung 6. Bilanzpolitik und Bilanzanalyse7. Bilanztheorien8. Kostenrechnung9. Controlling
VII. Rechtsform- und Standortwahl1. Auswahlkriterien für die Wahl der Rechtsform2. Überblick über die Rechtsformen3. Wahl des Standorts
5Grundlagen der BWL 5
Einführung
Struktur der Veranstaltung
4 Semesterwochenstunden
50 % Stoffvermittlung durch VorlesungEinteilung des Stoffs in mehrere Module
40 % Stoffvertiefung durch Aufgaben und ÜbungenEigenverantwortliche Erarbeitung der LösungenGemeinsame Besprechung der Lösungen
10 % Sonderthemen
Anforderungen in der Klausur
• Dauer 120 Minuten (entspricht 100 Punkten)
• Beide Kurse schreiben an einem Tag dieselbe Klausur
• Wissensfragen beantworten
• Transferaufgaben bewältigen
• Rechenaufgaben lösen
• Multiple Choice Fragen beantworten
6Grundlagen der BWL 6
7Grundlagen der BWL 7
Vorgehensweise zur erfolgreichen Bewältigung des Studiums
1. Seien Sie neugierig!
2. Lernen Sie lernen!
3. Bereiten Sie sich auf die Vorlesungen vor.
4. Wiederholen Sie den Stoff der Vorlesungen sofort.
5. Prüfen Sie, was für ein Lerntyp Sie sind und halten Sie sich daran.
5. Starten Sie so früh wie möglich mit einer professionellen Wissensverwaltung!
6. Organisieren Sie Ihren Wissensbestand frühzeitig mit Schlagworten!
Einführung
8Grundlagen der BWL 8
Einführung
Lernen Sie lernen
1. Seien Sie neugierig!• Bibliothek• Bücher, Fachzeitschriften• Tageszeitung, Nachrichten• Nebenjob, Praktikum• Diskussionen
2. Lernen Sie lesen• Gezielte Auswahl des Lesestoffs• Lesetempo (Schnelllesen, Überschriften, Zusammenfassung)• kritische Distanz zur Lektüre• eigene Fragen stellen (Aussagen hinterfragen)• eigene Zusammenfassung erstellen
Literaturhinweis: Schräder-Naef, Rationeller Lernen lernen, 21. Aufl., Weinheim, Basel, Berlin
9Grundlagen der BWL 9
Einführung
Lernen Sie lernen
3. Lernstrategien entwickeln• Zusammenhänge suchen, Gesetzmäßigkeiten finden• eigene Aktivitäten entwickeln (Spickzettel)• Bezugspunkte zwischen Sachverhalten herstellen• Kontrolle durch Feedback (Lerngruppe)
4. MotivationErfolgreiches Lernen hängt mit folgenden Faktoren zusammen• Interesse am Fachgebiet• Gefühl, den Anforderungen gewachsen zu sein• Möglichkeit der eigenständigen und eigenverantwortlichen Gestaltung • Anwendungsorientiert, Bezug zum Alltag• Auf Selbstvertrauen basierend
Erfolg beruht auf der eigenen Anstrengung, nicht auf Zufall Belohnen ist besser als bestrafen
10Grundlagen der BWL 10
Literaturempfehlungen
Leitbuch:
• Wöhe, Günter (2010)Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 24. Aufl., München 2010
• Wöhe, Günter (2008)
Übungsbuch zur Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre, 13. Aufl.,
München 2010
• Straub, Thomas (2012)
Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Spezielle BWL-Zeitschriften:
• Der Betrieb, Betriebsberater, ZfB, zfbf, wisu, WiSt, Der Betriebswirt, DBW
Sonstige BWL-Zeitschriften (zitierfähig)
• FAZ, Handelsblatt, FTD, Wirtschaftswoche, manager magazin, (impulse),
• The McKinsey Quarterly, Harvard Business Manager
Einführung
11Grundlagen der BWL 11
Grundlagen
Wissenschaft ist der Erwerb von neuem Wissen durch Forschung, seine Weitergabe durch Lehre und der gesellschaftliche, historische und institutionelle Rahmen, in dem dies organisiert betrieben wird.
Forschung ist die methodische Suche nach neuen Erkenntnissen, ihre systematische Dokumentation und Veröffentlichung in Form von wissenschaftlichen Arbeiten.
Der Erwerb neuen Wissens erfolgt mit wissenschaftlichen Methoden, die bestimmte Kriterien erfüllen:
Wissenschaftliche Ergebnisse werden ausführlich dokumentiert. Dafür gibt es Standards, die die Nachvollziehbarkeit aller Teilschritte der Schlussfolgerungen sicherstellen sollen. Wichtig ist dabei auch eine ausführliche Dokumentation verwendeter Quellen und die Berücksichtigung des aktuellen Standes der Forschung auf einem Gebiet. Dadurch werden Forschungsergebnisse vergleichbar und ein inhaltlicher Fortschritt in einem Fachgebiet erst möglich. Forschungsarbeiten beziehen sich aufeinander. Sie stützen, widerlegen oder verfeinern vorhandene Theorien.
Ein wichtiges Prinzip jeder ernsthaften Wissenschaft ist die Skepsis im Sinne einer kritischen Haltung gegenüber eigenen wie fremden Ergebnissen und Thesen. Wissenschaftliches Wissen unterscheidet sich von doktrinärem Wissen dadurch, dass beim doktrinärem Wissen offene oder subtile Machtmittel zur Durchsetzung von Behauptungen benutzt werden und Hinterfragung durch einzelne unerwünscht ist, während wissenschaftliches Wissen zumindest prinzipiell von jedem durch den Gebrauch des eigenen Verstandes und eigener Erfahrung eigenständig überprüft werden kann. Auf die gleiche Weise kann wissenschaftliches Wissen auch von Offenbarungswissen abgegrenzt werden.
Offenbarungswissen, welches etwa durch innere Erkenntnis einzelner zu Stande kommt, kann durch andere nicht eigenständig überprüft werden und ist somit nicht wissenschaftlich.
Was ist Wissenschaft?
12Grundlagen der BWL 12
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Einteilung der Wissenschaften nach dem Gegenstand (Untersuchungsobjekt)
Idealwissenschaften Realwissenschaften
Durch Denken erschaffen
Untersuchungsobjekte sind in der Wirklichkeit vorhanden
• Logik• Mathematik
Naturwissenschaften
Befassen sich mit der gesamten Natur einschließlich des Menschen
Geisteswissenschaften(Sozialwissenschaften)
Befassen sich mit der gesamtenKultur, d.h. dem, was durch dieMenschen in Erscheinung tritt
Wirtschaftswissenschaften sind einTeilgebiet der Geisteswissenschaften
13Grundlagen der BWL 13
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Wirtschaftswissenschaft, auch Ökonomik, ist die Lehre von der Wirtschaft (Ökonomie). Sie wird üblicherweise in die Bereiche Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Volkswirtschaftslehre (VWL, früher Nationalökonomie) unterteilt.
Die Volkswirtschaftslehre untersucht grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten in einer Gesellschaft, sowohl in Bezug auf einzelne wirtschaftende Einheiten (Mikroökonomie) als auch gesamtwirtschaftlich (Makroökonomie).
Die Betriebswirtschaftslehre befasst sich mit den wirtschaftlichen Zusammenhängen und Gesetzmäßigkeiten einzelner Unternehmen und liefert Erkenntnisse für betriebliche Strukturen und Prozesse.
Um wirtschaftstheoretische Modelle empirisch zu überprüfen und ökonomische Phänomenequantitativ zu analysieren, werden ökonometrische Methoden eingesetzt.
Interdisziplinäre Bereiche der Wirtschaftswissenschaften • Wirtschaftsethik• Wirtschaftsgeschichte• Wirtschaftsgeographie• Wirtschaftsinformatik• Wirtschaftsingenieurwesen• Wirtschaftsmathematik• Wirtschaftsrecht
14Grundlagen der BWL 14
Einordnung der BWL
Historische EntwicklungLuca Pacioli (ca. 1445 – 1514): Beschreibung der doppelten BuchführungJacques Savary (1675): Le parfait negociant
1898 Gründung der ersten Handelsschulen (Leipzig, St. Gallen, Aachen, Wien; Mannheim 1907)erstmalige Bezeichnung der BWL als Wissenschaft
19. JahrhundertBedarf nach ökonomisch ausgebildeten Führungskräften steigt aufgrund stark fortgeschrittener Industrialisierung
Gründung von Handelshochschulen für FührungskräfteKlare Abgrenzung zur VWL = Staatswissenschaft (Nationalökonomie)BWL = Privatwirtschaftslehre oder Handelswissenschaft
Wichtige Vertreter der Fachrichtung:Eugen SchmalenbachErich GutenbergHeinrich Nicklisch, Wilhelm Rieger, Fritz Schmidt, Edmund Heinen
15Grundlagen der BWL 15
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften- Gliederung der BWL -
Funktionale Gliederung
UnternehmensführungKoordinations- und Steuerungsfunktion
Produktion AbsatzInvestition
und Finanzierung
RechnungswesenInformationsfunktion
16Grundlagen der BWL 16
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften- Gliederung der BWL -
Institutionelle Gliederung
Branchenzugehörigkeit Spezielle Betriebswirtschaftslehre
Kreditwirtschaft
Versicherungen
Industrie
Tourismus...
Bankbetriebslehre
Versicherungsbetriebslehre
Industriebetriebslehre
Tourismusbetriebslehre...
Weitere Gliederungsmöglichkeiten
• Genetische Gliederung: Nach dem Werdegang des Betriebs- Gründung, lfd. Betrieb, Liquidation
• Prozessorientierte Gliederung: Nach den Teilprozessen der Unternehmensführung- Zielbildung, Planung, Entscheidung, Ausführung Kontrolle
17Grundlagen der BWL 17
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Erkenntnismöglichkeiten der Betriebswirtschaftslehre
Induktives VorgehenErkenntnis durch reines Beobachten von Tatbeständen, Abstraktion von belanglosen Erscheinungen und daraus abgeleitete kausale Erklärung der Wirklichkeit
Grenzen der Erkenntnismöglichkeit:- i.d.R. liegen komplexe Zusammenhänge vor, die allein durch Beobachten nicht erklärt werden können- Betriebliche Tatbestände sind stets Wirkungen von Ursachenkomplexen, die durch Beobachten nicht entschlüsselt werden können- Experimente sind in Betrieben nicht möglich
Deduktives VorgehenAllein durch Nachdenken werden die Grundprinzipiender betrieblichen Prozesse erfasst und nur die logische Seite der Gegenstände wird betrachtetDurch gesetzte Prämissen werden die Zusammenhänge zwischen den betrieblichen Größen abgeleitet
Anstelle von Experimenten werden Wirtschaftsmodelle (Arbeitshypothesen) gebildet
Anwendung der ceterius-paribus Methode- Untersucht wird der Einflusses einer Größe (Ursache) auf eine andere Größe (Wirkung) wobei alle anderen Einflussgrößen konstant bleiben, z.B.: - Wie ändern sich die Kosten, wenn die Einsatzmenge eines Produktionsfaktors (z.B. Personal) verändert wird und alle anderen Produktionsfaktoren konstant bleiben
18Grundlagen der BWL 18
Betriebswirtschaftliche Forschung will mit Modellen die komplexen Zusammenhänge der wirtschaftlichen Wirklichkeit vereinfachen und sie überschaubar zu machenModell = vereinfachtes Abbild der Realität
= ein Mittel, um sich an die wirtschaftliche Wirklichkeit heranzutasten. = Bilder, um diese Wirklichkeit zu begreifen.
Arten von Modellen• Beschreibungsmodelle (deskriptive Modelle)
= Abbildung empirischer Erscheinungen (z.B. Erfassung der Geschäftsvorfälle durch die Buchführung eines Betriebes)
2. Erklärungsmodelle (explikative Modelle)= Aufstellen und Testen von Hypothesen über Wirkungszusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten (z.B.: Prämienlohn steigert die Arbeitsleistung der Mitarbeiter)
3. Entscheidungsmodelle= Suche nach optimalen Handlungsmöglichkeiten durch Übertragung der Erkenntnisse aus einem Erklärungsmodell auf einen praktischen Arbeitsbereich (z.B. wie muss der Prämienlohn konkret gestaltet sein, um den Gewinn zu maximieren)
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Modellbildung
19Grundlagen der BWL 19
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Die Betriebswirtschaftslehre ist eine angewandte Wissenschaft- Die menschlichen Bedürfnisse sind praktisch unbegrenzt- Die zur Bedürfnisbefriedigung geeigneten Mittel stehen nur in begrenztem Umfang zur Verfügung- Diese Knappheit der Ressourcen zwingt die Menschen zu wirtschaften.BWL kann deshalb als die Lehre vom sorgsamen Umgang mit knappen Ressourcen verstanden werden.
Die Betriebswirtschaftslehre gibt den betrieblichen Entscheidungsträgern Handlungsempfehlungen zur Optimierung betrieblicher Prozesse.Damit müssen die Ziele wirtschaftlichen Handels bekannt sein.
20Grundlagen der BWL 20
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Das wirtschaftliche Handeln der Menschen kann von unterschiedlichen Zielen bestimmt werden
Ziele wirtschaftlichen Handelns
Individualismus Kollektivismus
Jedes einzelne Wirtschaftssubjekt strebt nach Maximierung des Eigennutzes
=> Wirtschaftstheoretisch fundierte BWL
Eine Personengruppe strebt nach Maximierung des Gemeinwohls
=> Verhaltenstheoretisch fundierte BWL
Modell des homo oeconomicus !
Wissenschaftliche Aussagen stützen sich immer auf Theoriebildung Theoriebildung setzt Verallgemeinerung voraus Zur Theoriebildung werden Modelle entwickelt, die einen Ausschnitt der Wirklichkeit in
vereinfachter Form abbilden
Realitätsfremder Idealismus
21Grundlagen der BWL 21
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Modellfigur der betriebswirtschaftlichen Theorie= vereinfachende Kunstfigur
Homo OeconomicusVereinfachtes Modellbild
Grundannahmen für wirtschaftliches Handeln
Rationalität Streben nach Nutzenmaximierung
Jede Handlung erfolgt streng rational, dabei wird ausschließlich der eigene Vorteil bedacht Modellannahmen:- Jeder strebt nach maximalem Eigennutz- Extrinsische Anreize sind Auslöser wirtschaftlichen Handelns- Vollständige Information zur Beurteilung der Handlungsalternativen liegt vor- Entscheidung nach dem Rationalprinzip (die bessere Alternative wird vorgezogen, keine emotionalen Entscheidungen)
Prinzip, nach dem Entscheidungsprozesse von Individuen auf deren Bestreben reduziert wird, ihr Budget beim Kauf verschiedener (Mengen von) Produkte(n) so aufzuteilen, - dass der aus den verschiedenen (Mengen von) Produkten resultierende individuelle Gesamtnutzen so hoch wie möglich ist.
22Grundlagen der BWL 22
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Streben nach Nutzenmaximierung
Ziel
Befriedigung der (unbegrenzten) Bedürfnisse
Wirtschaftlich handeln bedeutet somit, Entscheidungen über knappe Ressourcen zu treffen, um ein möglichst hohes Maß an Bedürfnisbefriedigung zu erreichen.
Ein Erklärungsansatz für die menschlichen Bedürfnisse ist die Maslow'sche Bedürfnispyramide (Bedürfnishierarchie)
23Grundlagen der BWL 23
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Erläuterungen zur Maslow'schen Bedürfnispyramide
Die menschlichen Bedürfnisse bilden die „Stufen” der Pyramide und bauen dieser eindimensionalen Theorie gemäß aufeinander auf. Der Mensch versucht demnach, zuerst die Bedürfnisse der niedrigste
Stufe zu befriedigen, bevor die nächste Stufe zum neuen und stärkeren Bedürfnis wird. Ein starkes Bedürfnis erhöht die Motivation um es zu befriedigen.
Die unteren drei Stufen in der Pyramide (und auch Teile der vierten) nennt man auch Defizitbedürfnisse. Diese Bedürfnisse müssen befriedigt sein, damit man zufrieden ist, aber wenn sie erfüllt sind, hat man keine weitere Motivation diese zu befriedigen (wenn man nicht mehr durstig ist, versucht man bspw. nicht mehr zu trinken). Einmal gestillte Defizitbedürfnisse bleiben aber nicht auf Dauer gestillt.
Unstillbare Bedürfnisse können demgegenüber nie wirklich befriedigt werden. Diese treten auf der fünften Stufe auf, teilweise aber auch schon auf der vierten. Beispiel: Ein Individuum hat Erfolg gehabt (viel Geld verdient) und möchte diesen Erfolg immer wieder übertreffen.
Kritik: Maslows Bedürfnispyramide beruht auf einem westlich-industriell sozialisierten Statusdenken und setzt einen Individualismus voraus, die nicht selbstverständlich sind. In Gesellschaften, für die die unteren Bedürfnisse relevant sind, streben die Menschen keineswegs danach, primär ihre körperlichen Grund-bedürfnisse zu stillen, bevor sie nach Sicherheit und sozialen Beziehungen streben. Vielmehr sind die sozialen Beziehungen in Form des Aufgenommenwerdens und Verbleibens in einer Gruppe, Familie oder Stammesgemeinschaft die Voraussetzungen für Sicherheit und die Befriedigung der körperlichen Grundbedürfnisse. Dementsprechend steht auch das Wohl der Gruppe über dem eigenen. Man ist bereit, für die Gruppe zu sterben, denn ohne sie ist man ohnehin nicht lebensfähig.
24Grundlagen der BWL 24
75.000 Dollar reichen zum größten Glück, (Tagesschau 07.09.2010)Geld und Einkommen haben einer US-Studie zufolge großen Einfluss auf die Zufriedenheit und das Glücksgefühl der Menschen. Die Lebensqualität in einem Haushalt steigt demnach bis zu einem Jahreseinkommen von 75.000 Dollar - umgerechnet knapp 60.000 Euro - immer weiter an. Ab dieser Grenze seien die Menschen nach ihrem eigenen Empfinden bei weiter wachsendem Einkommen aber nicht glücklicher, fanden Forscher der US-Universität Princeton heraus.
Spitzenverdiener haben nicht genug ZeitZwar schätzten viele Menschen bei einer weiteren Einkommensteigerung über 75.000 Dollar hinaus ihr Leben besser ein als zuvor, erklärten die Autoren der Studie. Die Betroffenen empfänden aber trotzdem weder mehr Glück noch hätten sie weniger Stress. "Vielleicht sind 75.000 Dollar auch eine Schwelle, über der es den Menschen nicht mehr möglich ist, das zu tun, was am meisten zählt für ihr emotionales Wohlbefinden: Zeit mit der Familie verbringen, Krankheit und Schmerz vermeiden oder die freie Zeit genießen", schrieben die Autoren, die Ökonomen Angus Deaton sowie der Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahnemann.Für die Studie werteten sie mehr als 450.000 Fragebögen aus, die US-Bürger in den Jahren 2008 und 2009 beantwortet hatten. Die Teilnehmer stuften in diesen Fragebögen ihr Leben auf einer Skala von 0 bis 10 von dem "denkbar schlechtesten" bis zum "denkbar besten" Leben. Neben dieser Einschätzung fragten die Wissenschaftler auch nach dem "emotionalen Wohlbefinden" der Teilnehmer. Darunter verstehen sie die alltäglichen Erfahrungen eines Menschen - also wie häufig und wie stark er Freude, Stress, Traurigkeit, Ärger und andere Gefühle erlebt.
"Geld kauft Lebenszufriedenheit, aber kein Glück"Die Autoren folgerten aus den Ergebnissen der Studie, "dass Geld Lebenszufriedenheit kauft, aber kein Glück". Ihre Untersuchung zeige allerdings nicht, dass wohlhabende Menschen nicht glücklich darüber wären, wenn ihre Einkommen von 100.000 auf 150.000 Dollar ansteige. Sie belege nur, dass über einer bestimmten Grenze das emotionale Wohlbefinden durch andere Faktoren ihrer Lebensumstände beeinflusst werde. Die Studie bestätige zudem einen Zusammenhang zwischen geringem Einkommen und den Empfindungen bei einem Unglück. "Ein geringes Einkommen verschärft den emotionalen Schmerz, der Unglücke wie Scheidung, Krankheit oder Einsamkeit begleitet", schrieben Deaton und Kahnemann. Die Ergebnisse der Studie beziehen sich auf die USA. Dort verfügt rund ein Drittel aller Haushalte über ein Jahreseinkommen von mehr als 75.000 Dollar.
Geld macht nicht glücklich
25Grundlagen der BWL 25
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Rationalität des wirtschaftlichen Handelns
Die Entscheidung über die Verwendung der Ressourcen erfolgt nach dem ökonomischen Prinzip (Rationalprinzip), dem obersten Grundprinzip der BWL.
Das ökonomische Prinzip verlangt, das Verhältnis aus Produktionsergebnis (Output, Ertrag) und Produktionseinsatz (Input, Aufwand) zu optimieren.
Daraus ergeben sich drei Erscheinungsformen des ökonomischen Prinzips:
MAXIMALPRINZIP: Mit gegebenem Mitteleinsatz (Aufwand) das größtmögliche Ergebnis (Erfolg, Ertrag) erzielen!
Das Forschungsbudget der Abteilung beträgt 10 Mio. Euro. Entwickeln Sie Produkte, die den höchstmöglichen
Umsatzzuwachs für das Unternehmen erbringen!
MINIMALPRINZIP: Ein vorgegebenes Ziel (Erfolg, Ertrag) mit dem geringst möglichen Mitteleinsatz (Aufwand) erreichen!
Der Umsatz soll um 10% pro Jahr wachsen. Setzen Sie dafür so wenig wie möglich Ressourcen (Personal,
Kapital, etc.) ein!
OPTIMUMPRINZIP: Ein möglichst günstiges Verhältnis zwischen Mitteleinsatz (Aufwand) und
Ergebnis (Erfolg, Ertrag) ist zu erreichen.
Weitere Prinzipien von Bedeutung: Umweltschonungsprinzip; Humanitätsprinzip
26Grundlagen der BWL 26
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Das Auswahlprinzip der Betriebswirtschaftslehre
Als praktische Wissenschaft muss die BWL ihre Fragestellungen an den Zielen orientieren, die von den Menschen, die unternehmerische Entscheidungen treffen, verfolgt werden.
Welche Ziele werden mit einem Betrieb verfolgt?
Gewinnmaximierung(langfristig / kurzfristig)
Optimale Versorgung der Gemeinschaft mit Gütern und Dienstleistungen
Langfristige Gewinnmaximierung wird i.d.R. als oberstes Ziel anerkanntKritik an dieser Thesea) Gewinnmaximierung ist gar nicht das zentrale Ziel der Unternehmen, weil bei unternehmerischen Entscheidungen stets eine Vielzahl von Zielen angestrebt wird, bei denen Gewinnmaximierung zwar vorrangig ist aber nicht immer dominiert.b) Die Maximierung eines Gewinns ist nicht quantifizierbar und kann deshalb nicht angestrebt werden.c) Das Gewinnprinzip unterstellt, dass sich der Unternehmer über ethische und soziale Prinzipien hinwegsetzt und nur den persönlichen „Profit“ sucht
Aus dieser Kritik abgeleitete Erkenntnisse:- Gewinnstreben wird nicht in der Strenge des homo-oeconomicus-Modells durchgeführt, sondern erfolgt unter Nebenbedingungen zu denen monetäre Ziele (Sicherung der Zahlungsfähigkeit, Kapitalerhaltung, Umsatzsteigerung) und nicht monetäre Ziele (Prestige, Macht, Unabhängigkeit) gehören.
27Grundlagen der BWL 27
AufgabeMax Vollgas ist Alleininhaber einer Tankstelle, die ausschließlich mit Eigenkapital (200.000 EUR) finanziert ist und deren Jahresgewinn zur Zeit 40.000 EUR beträgt. Vollgas spielt mit dem Gedanken, seinen Betrieb um eine automatische Waschanlage zu erweitern, deren Investitionsvolumen gerade 200.000 EUR beträgt. Der Jahresgewinn würde in diesem Falle auf 72.000 EUR ansteigen. Vollgas, der kein Fremdkapital aufnehmen möchte, müsste im Falle einer Betriebserweiterung seinen Bruder als Kompagnon aufnehmen, der das zusätzlich erforderliche Eigenkapital einbrächte und zur Hälfte am Gewinn beteiligt würde.
Halten Sie die Betriebserweiterung für zweckmäßig, wenna) Die Firma Vollgas nach dem maximalen Gewinn strebt (Auswahlprinzip =
Gewinnmaximierung) oder wennb) Max Vollgas nach einer maximalen Verzinsung seines Eigenkapitals strebt
(Auswahlprinzip = Eigenkapitalmaximierung)?
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Das Auswahlprinzip der Betriebswirtschaftslehre
28Grundlagen der BWL 28
Einordnung der BWL in das System der Wissenschaften
Das Auswahlprinzip der Betriebswirtschaftslehre
Halten Sie die Betriebserweiterung für zweckmäßig, wenna) die Firma Vollgas nach dem maximalen Gewinn strebt?
Die Betriebserweiterung würde zu einer Steigerung des Gewinns um 32.000 EUR führen. Unter dem Aspekt Gewinnmaximierung ist die geplante Betriebserweite-rung somit sinnvoll.
b) Max Vollgas nach einer maximalen Verzinsung seines Eigenkapitals strebt?
Unter dem Aspekt der Eigenkapitalrentabilität muss Max die Betriebserweiterung ablehnen. Aktuell liegt die Eigenkapitalrentabilität der Firma bei 20 %, nach der Betriebserweiterung geht sie auf 18 % zurück (Max bleiben noch 36.000 EUR am Gewinn).
Grunderkenntnis: Sobald mehrere Handlungsalternativen von einer unterschiedlichenEigenkapitalbasis ausgehen, ist nicht die absolute Höhe des Gewinns, sondern der aufdas Eigenkapital bezogene Gewinn (Eigenkapitalrentabilität) die für den Unternehmerentscheidende Größe.
29Grundlagen der BWL 29
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
Träger der Wirtschaft
Privathaushalte Öffentliche Institutionen
Unternehmen Non-Profit-Organisationen
Privathaushalte dienen in der Regel der Selbstversorgung einer Familie und tragen so in begrenztem Umfang zu Bedürfnisbefriedigung der Gesellschaft bei.
Öffentliche Institutionen: Verwaltungen und öffentliche Unternehmen, die dem Staat gehören und von diesem geleitet werden, produzieren meist öffentliche Güter, die von Unternehmen oderHaushalten so nicht her- und bereitgestellt werden.
Unternehmen sind auf Gewinnerzielung angewiesen. Sie fokussieren die generelle Bedürfnisbe-friedigung von privaten Personen oder Gruppen. Konstitutive Merkmale eines Unternehmens sind: Das Erwerbswirtschaftliche Prinzip, d.h. Streben nach GewinnmaximierungDas Autonomieprinzip, d.h. die Selbstbestimmung des WirtschaftsplansDas Prinzip des Privateigentums, d.h. die Verfügungsrechte an Unternehmen und deren Gewinnen liegen in der Regel bei Privatpersonen oder anderen Unternehmen.
Non-Profit-Organisationen stellen private und öffentliche Güter her- und bereit, z.B. Stiftungen, Vereine, Kirchen. Sie müssen zunehmend wirtschaftlich handeln, um sich finanzieren zu können.
30Grundlagen der BWL 30
Gegenstand der BWL
Untersuchung unternehmerischen Handelns =
- die Entscheidungsprozesse in einem
- privaten Betrieb im
- marktwirtschaftlichen Wettbewerb
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
Rahmenbedingungen: die rechtliche und gesellschaftliche Wirtschaftsordnung
= das bestehende Wirtschaftssystem
Marktwirtschaft
- liberale Wirtschaftsordnung
- garantiert Vertragsfreiheit und Privateigentum
31Grundlagen der BWL 31
Zentrale Planwirtschaft
Sozialistische Wirtschaftsordnung mit Zentralsteuerung und Staatseigentum, Planerfüllung, keine Entscheidungsfreiheit
Staatseigentum der Produktionsmittel (Grundstücke,Gebäude)
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
Voraussetzungen für beide Wirtschaftssysteme• Einsatz von Produktionsfaktoren• Einhaltung des Wirtschaftlichkeitsprinzips• Wahrung des finanziellen Gleichgewichtes (Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit)
= systemunabhängige Bestimmungsfaktoren
Aktuelle EntwicklungenThese: Die Globalisierung führt zu einem Ende der sozialen Marktwirtschaft
Beobachtung: Finanzmarktkrise führt zur Verstaatlichung von Kreditinstituten
32Grundlagen der BWL 32
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
Abgrenzung artverwandter Begriffe
• UnternehmungBetrieb im marktwirtschaftlichen System
• FirmaName, unter dem ein Kaufmann seine Geschäfte betreibt
• FabrikProduktionsstätte, Ort der Erstellung von Sachgütern
• GeschäftEinzeltransaktion bzw. Ort der Abwicklung von Einzeltransaktionen
33Grundlagen der BWL 33
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
Quelle: Statistisches Jahrbuch 2010, Kapitel 19
Aktive Unternehmen nach Beschäftigtengrößenklassen
34Grundlagen der BWL 34
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
Größenklassen der EU für Forschungs- und Entwicklungsbeihilfen
35Grundlagen der BWL 35
Der Prozess der betrieblichen Leistungserstellung und -verwertung
Beschaffungsmarkt
Produktionsfaktoren Arbeit Betriebsmittel Finanzielle Werkstoffe
Mittel ProduktionKombination der PF
Produkte/Dienstleistungen
Absatzmarkt
Auszahlungen
Einzahlungen
Kapital-markt
Staat
Verkauf
Erwerb
Finanzierung
Zins, Dividende
Subventionen
Steuern
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
36Grundlagen der BWL 36
Bestimmungsgrößen wirtschaftlichen Handelns
Erfolgsmaßstab
Produktivität (1)
Wirtschaftlichkeit (2)
Gewinn (3)
Rentabilität (4)
Erfolgsdefinition
mengenmäßiger Outputmengenmäßiger Input
wertmäßiger Output Ertrag . wertmäßiger Input Aufwand
Ertrag – Aufwand
Erfolgsgröße z.B. Gewinn EK-Rentabilität
Basisgröße Eigenkapital
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
(1) mengenmäßiges Verhältnis von Ergebnis zu Einsatz; geringe Aussagekraft, wenn mehrere Produktionsfaktoren (Input) eingesetzt werden
(2) Der mengenmäßige Input und Output werden mit Faktorpreisen bewertet(3) Gewinn ist die positive Differenz zwischen Ertrag und Aufwand(4) Eine absolute Größe wird in Bezug zu einer Basisgröße gesetzt
Ertrag: Wert aller erbrachten Leistungen der PeriodeAufwand: Wert aller verbrauchten Leistungen der Periode
37Grundlagen der BWL 37
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
Aufgabe 6, S. 6 ÜBAus 10 kg Draht können 1.000 Schrauben hergestellt werden. Der Wert des Drahtes beläuft sich auf 2 EUR/kg. Der Wert einer Schraube beträgt 0,02 EUR.
A) Wie hoch sind die Produktivität (mengenmäßige Wirtschaftlichkeit) und die wertmäßige Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von 10 kg Draht zur Herstellung von 1.000 Schrauben?
B) Sie erhalten den Auftrag die Produktivität der Schraubenherstellung um 10% zu steigern. Welche Möglichkeiten haben Sie?
C) Sie erhalten den Auftrag, die wertmäßige Wirtschaftlichkeit der Schraubenher-stellung um 10% zu erhöhen. Welche Möglichkeiten stehen Ihnen zur Verfügung?
Lösungshinweis: Variieren Sie einmal die Mengen, zum anderen die Preise.
Aufgabe zur betrieblichen Leistungserstellung
38Grundlagen der BWL 38
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
Aufgabe zur betrieblichen Leistungserstellung
A) Wie hoch sind die Produktivität (mengenmäßige Wirtschaftlichkeit) und die wertmäßige Wirtschaftlichkeit?
Produktivität = Ausbringungsmenge / Faktoreinsatzmenge= 1.000 Schrauben /10 kg Draht = 100 Schrauben / kg Draht
Wirtschaftlichkeit = wertmäßiger Faktorertrag /wertmäßiger Faktoraufwand= (1.000 Schrauben x 0,02 EUR/Schraube)/(10 kg Draht x 2,0 EUR /Kg Draht) = 1
B) Sie erhalten den Auftrag die Produktivität der Schraubenherstellung um 10% zu steigern. Welche Möglichkeiten haben Sie?a) Produktivität = 1.100 Schrauben / 10 kg Draht = 110 Schrauben / kg Draht
hier bleibt die Faktoreinsatzmenge konstantb) Produktivität = 1.000 Schrauben / 9,09 kg Draht = 110 Schrauben / kg Draht
hier bleibt die Ausbringungsmenge konstant
C) Erhöhung der wertmäßigen Wirtschaftlichkeita) Erhöhung der Menge: 1.100 Schrauben x 0,02 EUR / 10 kg Draht x 2 EUR = 1,1b) Minderung der Menge: 1.000 Schrauben x 0,02 EUR/9,09 kg Draht x 2 EUR = 1,1c) Erhöhung der Preise: 1.000 Schrauben x 0,022 EUR/10 kg Draht x 2 EUR = 1,1d) Minderung der Preise: 1.000 Schrauben x 0,02 EUR/ 10 kg Draht x 1,818 EUR = 1,1
39Grundlagen der BWL 39
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
Eine Steigerung der Wirtschaftlichkeit erreicht man – bei gegebener Ausbringungsmenge – durch eine
1. Verringerte Faktoreinsatzmenge (technische Verbesserungen)
2. Senkung der Faktorpreise (harte Preisverhandlungen, niedrigere Löhne)
3. Erhöhung der Absatzpreise
Der Prozess der betrieblichen Leistungserstellung und -verwertung
40Grundlagen der BWL 40
Aufgaben ABWL
Ein Betrieb hat folgende Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung:
Aktiva Bilanz zum 31.12.01 Passiva
Anlagevermögen 6.000 Eigenkapital 1.1.01 24.000Umlaufvermögen 37.600 Schulden 16.000
Gewinn 01 3.600 43.600 43.600
Gewinn- und Verlustrechnung 01.01. – 31.12.01Umsatzerlöse 20.000Wareneinsatz 6.000 Löhne 9.440Schuldzinsen 960Gewinn 3.600
Die Schulden sollen sich seit dem 01.01.01 nicht verändert haben.a) Welche Gesamtkapitalrentabilität wurde im Betrieb erzielt?b) Welche Eigenkapitalrentabilität wurde im Betrieb erzielt?
Bestimmung der Rentabilität Aufgabe 8, S. 9 ÜB
41Grundlagen der BWL 41
Gesamtkapitalrentabilität
Gewinn + Fremdkapitalkosten 3.600 + 960 = 11,4 %
Eigenkapital + Fremdkapital 24.000 + 16.000
Eigenkapitalrentabilität
Gewinn . 3.600= 15,0 %
Eigenkapital 24.000
Aufgaben ABWL
42Grundlagen der BWL 42
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
Sie haben ein Preisausschreiben gewonnen. Bedingung ist, dass Sie den Gewinn in Höhe von 5.000 Euro selbst abholen müssen. Sie haben die Wahl zwischen drei Transportmöglichkeiten, die Sie in
a) 10 Minutenb) 2 Stundenc) 4 Stunden
an das Ziel bringen.
Frage: Welches Transportmittel wählen Sie unter den Anwendung des ökonomischen Prinzips?
Effektivität und Effizienz
Der Prozess der betrieblichen Leistungserstellung und -verwertung
43Grundlagen der BWL 43
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
Effektivität und Effizienz
Kurz vor Abfahrt teilt man Ihnen noch die Kosten der jeweiligen Transport-möglichkeiten mit. Leider müssen Sie die Transportkosten selbst bezahlen.
a) 1.500 Eurob) 450 Euroc) 180 Euro.
Frage: Welches Transportmittel wählen Sie jetzt unter der Anwendung des ökonomischen Prinzips?
Der Prozess der betrieblichen Leistungserstellung und -verwertung
a) 5.000 EUR - 1.500 EUR = 3.500 EUR; 3 Std. 50 Min.b) 5.000 EUR - 450 EUR = 4.550 EUR; 2,00 Std.c) 5.000 EUR - 180 EUR = 4.820 EUR; 0,00 Std.
345,00 EUR / Std.135,00 EUR / Std.
44Grundlagen der BWL 44
Sie müssen von München nach Hamburg fahren. Ihnen stehen drei Fahrzeuge zur Verfügung. Für welches Fahrzeug entscheiden Sie sich? Diskutieren Sie bei Ihrer Entscheidungsfindung die Anwendung des ökonomischen Prinzips!
Porsche Carrera GT
612 PS
HighSpeed 330 km/h
Neupreis: 452.690 Euro
BWM 530d
235 PS
HighSpeed 224 km/h
Neupreis: ca. 40.000 Euro
Smart fortwo cdi
45 PS
HighSpeed 135 km/h
Neupreis: ca. 10.000 Euro
Der Betrieb als Erkenntnisobjekt der BWL
Der Prozess der betrieblichen Leistungserstellung und -verwertung
45Grundlagen der BWL 45
Überblick zur Unternehmensführung
Managementprozess - Kreislaufmodell- Entscheidungsrechte
Corporate Governance Ordnungsrahmen für die Kontrolle des Managements
Unternehmensziele - Zielbeziehungen - Rangordnung von Zielen - Zielsysteme
Planung und Entscheidung - Merkmale der Planung, - Phasenschema der Planung- Struktur der Planung
Strategische Planung - Ansätze des strategischen Managements
Ausgleichsgesetz der Planung - Beachtung der Engpassfaktoren
Instrumente der strategischen Planung
46Grundlagen der BWL 46
Koordination
1. Zielbildung
2. Planung
3. Entscheidung4. Ausführung
5. Kontrolle
Information
Information
UnternehmensführungManagementprozess
47Grundlagen der BWL 47
Unternehmensführung
Die Unternehmensführung hat die Aufgabe, den Prozess der betrieblichen Leistungserstellungund –verwertung so zu gestalten, dass die Unternehmensziele auf höchstmöglichem Niveau erreicht werden.
Zielbildung: Unternehmerische Tätigkeit beginnt mit der Konkretisierung der UnternehmenszieleIm Vordergrund steht dabei die langfristige Gewinnmaximierung
Planung und Entscheidung: Zur Erreichung der Ziele kann die Unternehmensführung verschiedene Aktivitäten (Handlungsalternativen) ausüben. Aufgabe der Planung ist es, die möglichen Alternativen für die Erreichung der Ziele zu identifizieren und zu bewerten. Die Entscheidung fällt für die Alternative mit dem höchsten Zielerreichungsgrad aus.
Ausführung: Nachdem die Entscheidung über die Handlungen getroffen worden ist, müssen diegeeigneten Maßnahmen zur Realisierung des Vorhabens ergriffen werden. Die Betriebsmittelmüssen beschafft die Werkstoffe müssen bereitgestellt werden, Personal muss vorhanden sein.Organisations- und Personalabteilung sorgen für eine effiziente Gestaltung der Durchführung.
Kontrollen begleiten die Ausführungsphase. Zweck der Kontrolle ist die Feststellung von Planabweichungen. Damit kann bei negativen Abweichungen frühzeitig gegengesteuert werden.
Informationen müssen über alle Phasen hinweg zur Verfügung stehen. Sie müssen effizient beschafft und entscheidungsrelevant sein.
Koordination: Sämtliche Teilsysteme müssen insgesamt vom Management koordiniert werden.
48Grundlagen der BWL 48
Unternehmensführung
Unternehmensführung setzt Ziele voraus, die es zu erreichen gilt.Daraus entstehen folgende Fragestellungen:1. Welche Ziele soll ein Unternehmen verfolgen?2. Wer trifft die unternehmerischen Entscheidungen?3. Wer partizipiert am Unternehmenserfolg?
LösungsansätzeStakeholder-Ansatz: Ein Unternehmen ist eine Koalition verschiedener Anspruchsgruppen (Kunden, Lieferanten, Arbeitnehmer, Geldgeber, Staat, ...) - das sind die Stakeholder mit unterschiedlichen Interessen -- oberstes Unternehmensziel ist deshalb die Steigerung des Allgemeinwohls, nicht die GewinnmaximierungDie Lösungsfindung erfolgt hier in einem Harmoniemodell- Es bestehen aber zwischen einzelnen Gruppen extrem konträre Ziele- Einvernehmliche Verhandlungen führen in der Regel zu keinen Ergebnissen.
Tatsächlich relevant ist der Shareholder-Ansatz zur Unternehmensführung
49Grundlagen der BWL 49
Anspruchsgruppen Anspruch an das Unternehmen Beitrag an das Unternehmen
Eigenkapitalgeber Gewinnausschüttung, Wertsteigerung
Eigenkapital
Fremdkapitalgeber Zuverlässiger Kapitaldienst(Zins und Tilgungsleistungen)
Fremdkapital
Arbeitnehmer Leistungsgerechte Vergütung, Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitsbedingungen, Karriere
Ausführende Arbeit (Lebensarbeitszeit)
Management Gehalt, Macht, Einfluss, Prestige
Dispositive Arbeit
Kunden Preiswerte und qualitative Produkte
Abnahme hochwertiger Güter
Lieferanten Zuverlässige Bezahlung, stabile Lieferbedingungen
Lieferung hochwertiger Produkte
Öffentlichkeit Steuerzahlungen, Schonung der Umwelt, Einhaltung der Rechtsvorschriften
Infrastruktur, Rechtsordnung, Umweltgüter
Unternehmensführung
Stakeholder-Ansatz
50Grundlagen der BWL 50
Unternehmensführung
Shareholder-Ansatz
Ein Unternehmen hat vorrangig die Ziele der Eigenkapitalgeber zu berücksichtigen.
Die unternehmerische Entscheidungsbefugnis liegt deshalb ausschließlich bei den Eigenkapitalgebern
Damit entsteht bei Fremdorganschaft (managementgeführte Unternehmen) in der Regel ein Prinzipal-Agent-Problem
Der Unternehmenserfolg steht in vollem Umfang den Eigenkapitalgebern zu- Begründung: Eigenkapitalgeber haben das unternehmerische Risiko zu tragen -- der Gewinn wird als Risikoprämie verstanden -- Die Risikotragung wird aber durch das Insolvenzrecht begrenzt- Die anderen Beteiligten werden durch feste Verträge abgesichert
z.B. Darlehen –> Zinsen; Arbeitnehmer –> Gehaltsanspruch; Lieferanten –> Zahlungsansprüche--Diese tragen aber auch ein hohes Maß an Risiko ohne Gewinnanspruch
Grundsätzlich gilt Vertragsfreiheit- Jeder kann frei entscheiden, ob und mit wem er einen Vertrag abschließt
(auch Arbeitnehmer?)- Vertragsverletzungen können eingeklagt werden- Der Staat schützt die „Schwachen“ durch geeignete Schutzgesetze, z.B. Mutterschutz, Arbeitsschutzrechte, etc.
51
Eigenkapitalgeber
Delegation: Manager (Gehälter?)
Eigentümergeführte Unternehmen Managementgeführte Unternehmen
Der Eigentümer trägt die Gesamtverantwortung und hat das volles Gewinn- und Verlustrisiko
Die zentralen Führungsentscheidungen werden auf Geschäftsführer (Manager) übertragen, die selbst nicht wesentlich am Unternehmen beteiligt sind (z.B. BASF)
- Fehlende Fähigkeiten/Interessen der Eigentümer zur Unternehmensführung
- Breit angelegte Eigenkapitalakquisition
Träger von Führungsentscheidungen
Unternehmensführung
Grundlagen der BWL
52
Unternehmensführung
Struktur einer Aktiengesellschaft
Hauptversammlung
- Eigentümerversammlung
Aufsichtsrat
- Kontrollorgan
Vorstand
- Ausführungsorgan
• Wählt den Aufsichtsrat
• Fasst Grundsatzbeschlüsse
• Stimmt über die Höhe der Dividende ab
• Wählt den Abschluss- prüfer
• Bestellt den Vorstand
• Überwacht die Geschäftsführung
• Beauftragt den Ab- schlussprüfer - Zusammenarbeit der Kontrollorgane wird verbessert
• Eigenverantwortliche Geschäftsführung
- Vertrag für maximal 5 Jahre
- Kann verlängert werden
• Hat Berichtspflichten an den Aufsichtsrat
Organe einer Aktiengesellschaft
53Grundlagen der BWL 53
Der Erfolg eines Unternehmens ist von mindestens zwei Faktoren abhängig:1. Externen Rahmenbedingungen z.B. gute/schlechte Konjunktur2. Interne Strukturen, z.B. effiziente/ineffiziente Unternehmensführung
Bei den internen Strukturen besteht eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten.
Corporate Governance befasst sich mit der bestmöglichen Verteilung von Verfügungsrechtenfür eine erfolgreiche Unternehmensführung und -kontrolle. Die Aktionäre übertragen dem Vorstand die Leitungsfunktion in der Erwartung, dass der Vorstand die Eigentümerinteressenvertritt und den Shareholder-Value steigert. In der Realität besteht das Risiko, dass dieErwartungen der Eigenkapitalgeber vom Vorstand nicht erfüllt werden. Hierfür kann es zweiverschiedene Gründe geben:
OpportunismusUnfähigkeit des Vorstands.
Im ersten Fall verfolgt der Vorstand eigene Interessen, die von denen der Eigentümer abweichen.Im zweiten Fall ist er der Führungsaufgabe nicht gewachsen. In beiden Fällen haben dieAktionäre das Problem, die Abweichungen von ihren Erwartungen rechtzeitig zu entdecken.
Corporate Governance soll hier einen Ordnungsrahmen schaffen, der den Beteiligten möglichstwenig Spielraum für opportunistisches Verhalten bietet und eine effiziente Kontrolle der Unternehmensführung ermöglicht.
Unternehmensführung
Corporate Governance
54Grundlagen der BWL 54
Ziel Erfolgreiche Unternehmensführung
- Schaffung eines Ordnungsrahmens durch Verteilung von Verfügungsrechten
Gestaltungs-felder
Strukturen,
Prozesse und Personen
Transparenz Kontrolle
Instrumente - Gewaltenteilung
- Anreizsysteme
- Risikoüberwachungs- Systeme
- Informationen für Stakeholder
- Investor Relations
Stärkung von Kontrollinstanzen z.B. Aufsichtsrat, Wirtschaftsprüfer
Umsetzung Gesetzliche und unternehmensinterne Regelungen
DCGK: Deutscher Corporate Governance Kodex
Compliance-Erklärung von Vorstand und Aufsichtsrat gem. § 161 AktG
Vorstandsvergütungsgesetz: § 87 AktG
Unternehmensführung
Ziele und Gestaltungsfelder der Corporate Governance
55
Unternehmensführung
Ziele und Gestaltungsfelder der Corporate Governance
Strukturen, Prozesse, PersonenDie Festlegung der Strukturen, Prozesse und Personen zur Unternehmensführung soll die
effiziente Erreichung der zuvor festgelegten Ziele des Unternehmens sicherstellen - Die Aktionärsinteressen sollen erfüllt werden.
Die Gestaltung der Aufgaben ist so vorzunehmen, dass den Leitungsorganen wenig Raum zur Abweichung von diesen Erwartungen gegeben wird.
InstrumenteDurch Gewaltenteilung werden Verfügungsrechte auf mehrere Personen verteilt, damit
die Möglichkeit opportunistischen Verhaltens einzelner Akteure eingeschränkt wird. (z.B. Zustimmungserfordernis des AR zu bestimmten Entscheidungen)
Anreizsysteme sollen die Gefahr opportunistischen Verhaltens der Beteiligten reduzieren. Anreize können durch eine erfolgsabhängige Entlohnung oder durch Haftungsvorschriften geschaffen werden
Risikoüberwachung soll die zeitnahe Versorgung der Führungsorgane mit den benötigten Informationen sicherstellen.Risiken sollen frühzeitig erkannt werden - z.B. § 92 AktG: Einrichtung eines Risikofrüherkennungssystem
Grundlagen der BWL
56
Unternehmensführung
Ziele und Gestaltungsfelder der Corporate Governance
TransparenzAls herausragender Corporate Governance Grundsatz gebietet Transparenz die
umfassende Information der Stakeholder, besonders aber der Shareholder über Risiken und Chancen des Unternehmens
Der Vorstand muss im Lagebericht einen Einblick über die Risikosituation des Unternehmens geben.
Der Lagebericht wird zusammen mit dem Jahresabschluss offen gelegt werden.Zur Pflege der Investor Relations geben Unternehmen zusätzliche Informationen, die über
den gesetzlichen Mindestumfang hinausgehen.Die Bezüge der Vorstandsmitglieder von kapitalmarktorientierten Kapitalgesellschaften
müssen veröffentlicht werden
KontrolleDie Kontrolle erfolgt im Wesentlichen durch den Jahresabschlussprüfer und durch den
Aufsichtsrat.Kapitalmarktmechanismen sorgen außerdem für eine Kontrolle der Unternehmensführung
Tatsächlich werden die Kontrollmechanismen durch Unternehmenskrisen und Insolvenzen zunehmend in Frage gestellt.
Grundlagen der BWL
57Grundlagen der BWL 57
Unternehmensführung
Unternehmensziele sind Maßstäbe, an denen unternehmerisches Handeln gemessen werden kann
Zielbildung und Zielkonkretisierung gehören zu den wichtigsten ManagementfunktionenZiele sind notwendig, um Handlungen zu bewerten und optimale Entscheidungen treffen
zu können
Zwischen verschiedenen Zielen kann ein großes Konfliktpotential bestehen- Bsp.: Was ist eine gerechte Entlohnung? --Leistungsgerecht? = Akkordlohn -- Bedarfsgerecht? = Familienvater mit vier Kindern
Unternehmensziele
Welche Ziele soll ein Unternehmen verfolgen: Ökonomische Ziele: Gewinnmaximierung; Unternehmenswachstum, ... Soziale Ziele: gute Arbeitsbedingungen, Arbeitsplatzsicherheit,
Sozialleistungen, ... Ökologische Ziele: Ressourcenschonung, Abfallvermeidung, Umweltschutz, ...
Nach traditioneller betriebswirtschaftlicher Auffassung verfolgen Unternehmen ausschließlich ökonomische Ziele
58Grundlagen der BWL 58
Unternehmensführung
Zielbeziehungen
Komplementäre Ziele
z1
z2
Komplementär: Das Erreichen eines Ziels wird durch das andere Ziel unterstützt oder wenigstens nicht behindert:z.B.: Gewinnmaximierung und Minimierung des Ausschusses
z1
z2Konkurrierende Ziele
Konkurrierend: Das Erreichen eines Ziels verhindert die Realisierung des anderen Ziels; zentrale Fragestellung ist hier die optimale Vorgehensweise, z.B.: langfristige Gewinnmaximierung und gleichzeitig Steigerung des Marktanteils - Problem: höhere Marktanteile sind i.d.R. nur über geringere Absatzpreise zu erzielen -> die Ziele müssen bewertet werden -> daraus muss eine Rangordnung abgeleitet werden
Indifferente Ziele
Indifferent: Das Erreichen von Ziel 1 hat keinen Einfluss auf das Erreichen von Ziel 2, z.B. mehr Umweltschutz beeinflusst nicht die Qualität der Produkte
Bei einer Mehrzielplanung sollen mindestens zwei Ziele gleichzeitig verfolgt werden. Diese Ziele können komplementär, konkurrierend oder indifferent sein.
59Grundlagen der BWL 59
Unternehmensführung
Rangordnung von Zielen
Rang Zielvorschrift Geltungsbereich
Oberziel
Zwischenziel
Unterziel
Langfristige Gewinnmaximierung
Kostenminimierung bei gegebener Produktqualität und Absatzmenge
Abfallminimierung durch Lagerzeitkontrolle
Gesamtunternehmen
Produktionsleitung
Lagerhaltung
Funktion der Zwischenziele: Aus dem Oberziel müssen für nachgeordnete Instanzen brauchbare Arbeitsanweisungen abgeleitet werdenBeispiel:Ein Lagerverwalter kann aus dem abstrakten Oberziel Gewinnmaximierung für sich keine Entscheidungsgrundlage für seinen Arbeitsbereich ableiten
- Er benötigt detaillierte Vorgaben für seine Arbeit, die in das gesamte Zielsystem eingebunden sind
60Grundlagen der BWL 60
Unternehmensführung
ZielsystemeBedeutung von ZielsystemenUnternehmen verfolgen stets mehrere Ziele gleichzeitigDiese Ziele müssen in eine sinnvolle Ordnung (Zielsystem) gebracht werden
Zielmerkmal Interpretation
Motivationsfunktion
Realitätsbezug
Widerspruchsfreiheit
Verständlichkeit
Kontrollierbarkeit
Zielsetzung muss einen Impuls zur Verbesserung der
Ausgangssituation liefern
Ziele müssen erreichbar sein
Ziele sollten kompatibel sein, Konkurrenzbeziehungen
sind zu vermeiden
Zielrealisierung setzt Zielverständnis voraus
Je niedriger die Hierarchieebene, desto höher sind die
Anforderungen an die Operationalität (Sachziel statt Formalziel)
Je konkreter die Zielvorgabe, desto leichter die
Kontrollierbarkeit der erreichten Leistung Vereinbarung von Einzelzielen mit jedem Mitarbeiter Zielerreichungsgrad entscheidet über die Höhe des Gehalts
61Grundlagen der BWL 61
Führungskräfte kennen Unternehmensziele nicht
Mitarbeiterführung gelingt, wenn die Firmenvision klar vermittelt wird. Nun stellt eine Umfrage fest, dass viele Führungskräfte das Unternehmensziel gar nicht kennen.
Die meisten Fach- und Führungskräfte in Deutschland wissen nicht genau, was die Ziele ihres Unternehmens sind. Nicht einmal jeder Zweite (44 Prozent) kennt laut einer Umfrage der Online-Jobbörse Stepstone den Kurs seines Arbeitgebers für 2012 exakt. Während jedem Dritten (33 Prozent) der Unternehmensfahrplan gar nicht bewusst ist, hat rund ein Viertel (23 Prozent) der 4.800 in Deutschland befragten Führungskräfte zumindest eine grobe Ahnung von der Strategie der Firma. 2006 hatten noch zwei von drei Befragten (69 Prozent) angegeben, ein klares Bild von den Unternehmenszielen zu haben.
Dabei liegt Deutschland im europäischen Vergleich nicht so schlecht: Nur die niederländischen (49 Prozent) und österreichischen (46 Prozent) Kollegen sind nach der Studie besser informiert. Dagegen ist das Bewusstsein für die Unternehmensstrategie bei Schweden (27 Prozent) und Franzosen (28 Prozent) nur sehr dezent vorhanden.
Insgesamt nahmen an der nicht repräsentativen Studie 8.028 Menschen in Deutschland, Österreich, Dänemark, Schweden, Frankreich, Belgien und den Niederlanden teil. Im Schnitt wussten 41 Prozent über die Strategie ihres Unternehmens genau Bescheid.
Quelle: ZEIT online, 08.02.2012
62Grundlagen der BWL 62
Unternehmensführung
Planung und Entscheidung
Planung ist die gedankliche Vorbereitung zielgerichteter Entscheidungen
Planung ist die geistige Vorwegnahme der Zukunft
Planung ist das Bindeglied zwischen Zielsetzung und kalkuliertem Handeln
Merkmale der Planung:Planungsgegenstand = Fragestellung; z.B. wie viel Personal soll ein Unternehmen
habenPlanungssubjekt = Person, die mit der Durchführung der Planung betraut istPlanungsdaten = Parameter, die auf den Planungsgegenstand einwirken,
z.B. Gehälter, Arbeitszeiten, Planungszeitraum = kurzfristig, mittelfristig, langfristig
63Grundlagen der BWL 63
Unternehmensführung
Phasenschema der Planung
Zielbildung: Unterscheidung zwischen Oberzielen, Zwischenzielen und Unterzielen; z.B. Steigender Shareholder-Value, Steigende Umsatzrentabilität, Steigende UmsätzeZwischen- und Unterziele sind aus den Oberzielen abzuleiten
Problemanalyse: Beginnt mit Feststellung des Istzustands (z.B. Liquidität ist unzu- reichend); es folgt die Prognose der wesentlichen Einflussfaktoren (z.B. Prognose der künftigen Einzahlungen und Auszahlungen)
Alternativenermittlung: Mit welchen Mitteln können die festgestellten Probleme gelöst werden; (z.B. kürzere Zahlungsziele, Personalkosten sparen, Darlehen aufnehmen, Preise erhöhen, Produktionsablauf ändern)
Alternativenbewertung: Für jede Alternative ist deren Zielbeitrag zu ermitteln, dann ist zu entscheiden, welche Alternative(n) umgesetzt wird(werden)
Planung ist als ständig wiederkehrende Aufgabe des Managements zu verstehen
64Grundlagen der BWL 64
Unternehmensführung
Struktur der Planung
Unternehmensplanung ist ein komplexer Prozess und umfasst die gesamte Bandbreite unternehmerischen Handelns von der Unternehmensgründung bis zu Verkauf/LiquidationDie Komplexitätsproblematik wird durch Teilplanungen reduziert
Sachliche Planung z.B. nach funktionalen Anforderungen- Beschaffung, Produktion, Marketing, Finanzierung, Investition, Personal - Zusammenführung der Teilpläne im Finanzplan:
= Zentrales Steuerungs- und Kontrollinstrument im Unternehmen- bei Mehrproduktunternehmen erfolgt die Planung nach Sparten vgl. die Einteilung auf der BASF-Homepage: Produkte & BranchenUnser Portfolio umfasst Chemikalien, Kunststoffe, Veredlungsprodukte, Pflanzenschutzmittel sowie Feinchemikalien und reicht bis zu Erdöl und Erdgas
Zeitliche Planung strukturiert das Planungsproblem in die Bereiche- strategische Planung langfristig- taktische Planung mittelfristig- operative Planung kurzfristig
65Grundlagen der BWL 65
Unternehmensführung
Struktur der Planung
Merkmal
Planung
strategisch taktisch operativ
Fristigkeit 5 Jahre und mehr 2 – 5 Jahre Max. 1 Jahr
Unsicherheitsgrad Extrem hoch Hoch Gering
Datenprognose Vorw.qualitativ
Grob strukturiert
Quantitativ
Grob strukturiert
Quantitativ
Fein strukturiert
Kapazitätsveränderung Ja: für die Rahmenplanung
Ja: für die Detailplanung
Nein: Kapazität = Datum
Zuständigkeit Unternehmens-leitung
Mittlere Führungsebene
Untere Führungsebene
66Grundlagen der BWL 66
Unternehmensführung
Strategische Planung
Der strategischen Planung geht die Grundsatzplanung vorausHier erfolgt die Festlegung von
- Branchenzugehörigkeit- Führungskonzeption- Informations- und Ausschüttungspolitik- Finanzierungsgrundsätzen
Die Grundsatzplanung führt die oberste Führungsebene ggf. der Mehrheitsaktionär durch
Strategische Planung reicht weit in die ZukunftIst mit einem extrem hohen Prognoserisiko verbundenQuantitative Aussagen sind nur sehr begrenzt möglichi.d.R. sind nur qualitative Aussagen möglich, z.B. Wachstumsstrategie im Marktsegment A verfolgen, im Marktsegment B zurückziehen
Hauptgegenstand der Strategischen Planung sind- Sicherung der bestehenden Erfolgspotentiale- Erschließung neuer Erfolgspotentiale- Verringerung von Risikopotentialen
67Grundlagen der BWL 67
Unternehmensführung
Strategisches Management
Strategisches Management beschäftigt sich mit der nachhaltigen Entwicklung, Planung und Umsetzung unternehmerischer Ziele nach innen und der Ausrichtung des Unter-nehmens gegenüber seiner Umwelt.Die strategischen Entscheidungen der Geschäftsleitung eines Unternehmens legen die Rahmenbedingungen für sämtliche weiteren Entscheidungen des Unternehmens fest.
Der Ursprung des strategischen Managements kommt aus der militärischen Denkweise und bezeichnet die Kunst, ein Herr zu führen. Berühmte militärische Strategen waren Sun Tzu (ca. 534 – 453 v. Chr.) „Die Kunst des Krieges“Niccolo Machiavelli (1469 – 1527) „Il Principe“Carl von Clausewitz (1780 – 1831) „Vom Kriege“
68Grundlagen der BWL 68
Unternehmensführung
Die wesentlichen Ansätze des strategischen Managements
Es gibt verschiedene Ansätze, Unternehmensstrategien abzuleiten und zu entwickeln. Die bekanntesten Ansätze sind:
Marktorientierter Ansatz (von außen nach innen)
Dieser Ansatz sieht den Erfolg eines Unternehmens in der strategischen Anpassung an extern gegebene Fak-toren. Das Unternehmen analysiert zuerst die Umwelt, um anschließend im Innern die Ziele und Maßnahmen zu formulieren, die einen Wettbewerbsvor-teil gewährleisten sollen.
Grundlage ist eine Branchenanalyse und die sich daraus ergebende Positionierung in der Branche.
Ressourcenorientierter Ansatz (von innen nach außen)
Die Grundüberlegung besteht darin, die Entwicklung der Unternehmensstrategie an den internen Ressourcen und Fähig-keiten des Unternehmens auszurichten. Ziel ist es, Marktschancen zu schaffen, um einen Wettbewerbsvorteil zu generieren.
Die wesentlichen Determinanten eines Wettbewerbsvorteils sind die Mobilisie-rung und die geschickte Kombination der Ressourcen und Kompetenzen eines Unternehmens.
69Grundlagen der BWL 69
Unternehmensführung
Gegenstand strategischer Analyse
unternehmensbezogen umweltbezogen
• Stärken/Schwächen
• Kernkompetenzen
• Vorhandene Potentiale
• Entwicklungspotentiale
im eigenen Unternehmen
Nachfrager Lieferanten Konkurrenten Gesetzliche Rahmen-
bedingungen
Fragestellungen im Rahmen der strategischen Analyse:• Wie werden sich Nachfragerwünsche entwickeln?• Wird es zu Veränderungen der gesetzlichen bzw. marktmäßigen Rahmenbedingungen kommen?• Wo liegen unsere Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz?• Sollen wir uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren oder durch Diversifikation des Angebots die Risiken minimieren?
Daraus ergeben sich Vorgaben für die taktische Planung aber keine konkreten Handlungsanweisungenfür die einzelnen Funktionsbereiche.
70Grundlagen der BWL 70
Unternehmensführung
Taktische und operative Planung
Im Rahmen der taktischen Planung werden die groben Rahmenvorgaben der strategischen Planung konkretisiert.Gegenstand der taktischen Planung ist die mittelfristige • Forschungs- und Entwicklungsplanung• Absatzplanung• Produktions- und Beschaffungsplanung• Personalplanung• Investitions- und Finanzierungsplanung
Parameter Taktische Planung Operative Planung
Planungsziel Optimierung langfristig wirksamer Kapazitäten
Feinplanung auf der Basis gegebener Kapazitäten
Planungszeitraum Mehrere Jahre (Dauer der Kapazitätsbindung)
Maximal ein Jahr
Planungs-gegenstände
Struktur des Produktions- und Absatzprogramms
Stammpersonalkapazität
Betriebsmittelkapazität
Bestellmengen
Einzelaufträge
Maschinenbelegung
Erfolgsmaßstäbe Ein- und Auszahlungen Ein- und Auszahlungen, Deckungsbeiträge, Erlöse, Kosten
71Grundlagen der BWL 71
Unternehmensführung
Koordination von Teilplänen
Zur praktischen Bewältigung des komplexen Planungsproblems muss ein System von Teilplänen entwickelt werdenMit der Erstellung von Teilplänen entsteht die Gefahr von suboptimalen LösungenUm dies zu verhindern, müssen die Teilpläne koordiniert werdenMögliche Koordinationsformen sind• Retrograde/progressive Planung und Gegenstromverfahren• Rollende Planung• Ausgleichsgesetz der Planung
Retrograde Planung: Top down
Planungsebene 1
Planungsebene 2a Planungsebene 2b
Teilpläne werden aus dem Gesamtplan abgeleitetVorteil: die Zielsetzungen der Teilpläne entsprechen in
hohem Maß den Zielen des GesamtunternehmensNachteil: die Vorgabe von Plandaten von“oben“ kann zu
Anforderungen führen, die nicht erfüllbar sindgeringe Identifikation der unteren Ebenen mit den Zielen des Unternehmens
72Grundlagen der BWL 72
Unternehmensführung
Koordination von Teilplänen
Gegenstromverfahren
Planungsebene 1
Planungsebene 2a Planungsebene 2b
Unternehmensführung stellt zunächst einen vorläufigen Rahmenplan aufVon der untersten Planungsebene bis zurück zur Unternehmensführung erfolgt eine Prüfung auf Realisierbarkeit der Planungsvorgaben
Vorteil: vermeidet die Nachteile der andern Konzepte
Progressive Planung: Bottom up
Planungsebene 1
Planungsebene 2a Planungsebene 2b
Teilpläne werden an die übergeordnete Stufe weiter geleitet, diese koordiniert die PläneVorteil: Planung geht unmittelbar von den Betroffenen aus Identifikation mit den Planungsergebnissen führt zu höherer MotivationNachteil: Teilpläne können sich widersprechen, Kein Blick für die Gesamtziele des Unternehmens
73Grundlagen der BWL 73
Unternehmensführung
Koordination von Teilplänen
Zeitlich differenzierte Teilpläne können nach dem Prinzip der rollenden Planung miteinander verknüpft werden.
Operativer Plan Taktischer Plan Strategischer Plan
t0 t1 t5 t10
Operativer Plan
Taktischer Plan Strategischer Plan
t1 t2 t6 t11
74Grundlagen der BWL 74
Unternehmensführung
Ausgleichsgesetz der PlanungSukzessive Planungen müssen ihren Ausgangspunkt im betrieblichen
Engpassbereich haben (Minimumsektor)
Die gesamte betriebliche Planung muss kurzfristig nach dem Engpasssektor ausgerichtet werden. (Die Kette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied). Dieses Ausgleichsgesetz der Planung stellt kurzfristig eine Restriktion der betrieblichen Planung dar, langfristig wird es das Ziel des Unternehmens sein, den Engpass zu beseitigen.
Eine simultane Lösung aller Teilprobleme liegt vor, wenn alle Entscheidungsparameter im Beschaffungs-, Produktions-, Absatz-, Investitions- und Finanzierungsbereich in einem geschlossenen Modell (Totalmodell) optimiert werden. Derartige Totalmodelle sind in der Planungspraxis untauglich.
Eine sukzessive Planung liegt vor, wenn zunächst ein Teilplan (z.B. der Produktionsplan) verabschiedet wird. Bei der Optimierung des nächstfolgenden Teilplans werden die Ergebnisse des bereits verabschiedeten Teilplans als Datum gesetzt.Sukzessive Teilpläne führen zu suboptimalen Lösungen.Die Reihenfolge der Teilpläne muss dem Ausgleichsgesetz der Planung folgen.
75Grundlagen der BWL 75
Unternehmensführung
Instrumente strategischer Planung
Stärken-Schwächen-AnalyseZiel: die Wettbewerbsposition eines Unternehmens zu verdeutlichenMethode: Vergleich des Unternehmens nach verschiedenen Merkmalen mit den WettbewerbernProblem: Subjektivität der Bewertung
Ressourcen
Beurteilung
schlecht mittel gut
7 6 5 4 3 2 1 0 1 2 3 4 5 6 7
Marktanteil
Strategie
Finanzsituation
F & E
Produktion
Infrastruktur
Logistik
Kosten
Führungssysteme
Produktivität
Eigenes Unternehmen
Stärkster Wettbewerber
76Grundlagen der BWL 76
Unternehmensführung
ErfahrungskurvenanalyseZeigt den Zusammenhang zwischen Stückkosten und der kumulierten ProduktionsmengeErgebnis: bei jeder Verdoppelung der kumulierten Produktionsmenge gehen die Stückkosten
um ca. 20 –30 % zurück
Instrumente strategischer Planung
UrsachenStatische Ursachen: Fixkostendegression; Economies of ScaleDynamische Ursachen: Lernkurveneffekte, technischer Fortschritt, RationalisierungsmaßnahmenVorteileKosteneinsparungen durch Lerneffekte, technischen Fortschritt, Economies of Scale
Strategieempfehlung: Konzentration auf ein einziges Produkt, z.B. NiveaNachteileÜberbetonung der Kosten, Voraussetzung eines problemlosen Absatzes, Flexibilitätsverluste
77Grundlagen der BWL 77
Die Economies of Scale beschreiben die Beziehung zwischen Größenordnung und Wirtschaftlichkeit. Skalen- oder Größenvorteile werden gemessen.
Durch eine Erhöhung der Produktionsmenge ergeben sich geringere Durchschnittskosten. Die wichtigste Ursache hierfür ist die so genannte Fixkostendegression. Die gesamten Fixkosten werden auf eine größere Produktionsmenge verteilt. Durch eine hohe Produktions- und Verkaufsmenge können ein hoher Marktanteil und die Kostenführerschaft erreicht werden. Für Konkurrenten wird es schwierig in den Markt einzusteigen.
Die Economies of Scope sind Kostenvorteile, die durch einen Verbundvorteil bei einer steigenden Produktvielfalt entstehen.
Voraussetzung dafür ist, dass bei den einzelnen Produkten auf gemeinsame Ressourcen wie Produktionsanlagen oder Vertriebskanäle zurückgegriffen werden kann (Synergieeffekte). Sind demnach die Gesamtkosten der Produktion für mehrere Produkte niedriger als die Summe der Produktionskosten der einzelnen Produkte bei getrennter Fertigung, so spricht man von Economies of Scope.
Unternehmensführung
Instrumente strategischer Planung
78Grundlagen der BWL 78
Unternehmensführung
Instrumente strategischer Planung
Produktlebenszyklusanalyse zeigt den Zusammenhang zwischen dem • Lebensalter • Der Umatz- und Ertragsentwicklung eines Produkts.
Idealtypisch wird der Produktlebenszyklus in fünf (vier) Phasen eingeteilt1. Einführungsphase: Auf einem neuen Markt steigt der Absatz eines unbekannten Produkts
nur langsam an. Produktionskosten und Markteintrittskosten übersteigen die Produkterlöse bei weitem. Gewinn und Cash-Flow sind negativ. Es ist noch nicht erkennbar, ob das Produkt zu einem Flop wird.
2. Wachstumsphase: Das Produkt hat sich am Markt durchgesetzt, wenn es die Wachstumsphase erreicht. Umsatz, Gewinn und Cash-Flow steige stark an.
3. Reifephase: Umsätze, Gewinn und Cash-Flow steigen immer noch an und streben ihrem Höhepunkt zu. Die Zuwachsraten lassen bereits nach.
4. Sättigungsphase: Das Produkt verliert an Marktattraktivität. Umsatz, Gewinn und Cash- Flow sind rückläufig. Bald liefert das Produkt keine positiven Deckungsbeiträge mehr.
5. Degenerationsphase: Die Umsatzerlöse sind rückläufig, die Gewinne sind ebenfalls stark rückläufig.
79Grundlagen der BWL 79
Unternehmensführung
Produktlebenszyklus
80Grundlagen der BWL 80
Unternehmensführung
Instrumente strategischer Planung
Produkt-Portfolio-Matrix
Question Marks: Geschäftsfelder, mit ungewisser ZukunftKönnen zu Stars und Cash-Cows werden oder floppen.Benötigen einen hohen Finanzbedarf von außen (Investoren) oder von bereits vorhandenen Cash-Cows.
Stars: Geschäftsfelder mit hohem Marktwachstum und hohem Marktanteil
Cash-Cows sind Selbstläufer. Das Produkt ist in der Reifephase. Ein hoher Netto-Cash-Flow wird erwirtschaftet, der für die Entwicklung neuer Produkte eingesetzt werden kann.
Poor Dogs: Produkte in diesem Segment befinden sichIn der Sättigungsphase. Bei rückläufiger Nachfrage wird nur noch ein geringer Deckungsbeitrag erwirtschaftet.
Die Produkt-Portfolio-Analyse will das Ziel langfristiger Gewinnmaximierung durch einen optimalen Mix aus innovativen, reifen und traditionellen Produkten erreichen.Vgl. die klassische Vier-Feld-Matrix von der Boston-Consulting-Group
81Grundlagen der BWL 81
Unternehmensführung
Instrumente strategischer Planung
Marktwachstums-/Marktanteils-Portfolio verbindet vier strategische Elemente
Marktwachstum LebenszykluskonzeptHoch
Niedrig
Einführungs- und Wachstumsphase
Reife- und Sättigungsphase
Marktanteil Erfahrungskurve
Hoch
Niedrig
Niedrige Stückkosten
Hohe Stückkosten
KritikpunkteDas Analyse-Tool "Boston Matrix" hat zahlreiche Mängel. Eine erste Voraussetzung ist die richtige Definition des Marktes. Dazu bietet das Tool keine Hilfe. Weiter wird angenommen, dass der Marktanteil ein guter Indikator für die zu erwartenden Cash-Zuflüsse sei und das Markt-Wachstum ebenso deutliche Hinweise auf den Cashbedarf gäbe. Beides trifft nicht unbedingt zu. Vereinfachende Ratschläge, einem "armen Hund" den Gnadenschuss geben, eine "Question Mark" zu einem Star zu entwickeln, eine "Cash Cow" zu melken, ein "Stern" leuchten zu lassen, genügen im allgemeinen nicht, um dem Management die Orientierung zu erleichtern. Es ist sehr fraglich, ob "Hunde", "Kühe", "Sterne" und "Fragezeichen" brauchbare Symbole sind, um darauf eine Unternehmensstrategie für eine komplexe, dynamische Zukunft aufzubauen.
82Grundlagen der BWL 82
• Eigentümer
von Einzelunternehmen (z.B. Bäcker Schmidt)
Herr/Frau Schmidt haben zwei Funktionen: Sie tragen das
Geschäftsrisiko und leiten das Unternehmen
• Angestellte Geschäftsführer, Vorstände, allg: Manager
von Kapitalgesellschaften (i.d.R.), z.B. Deutsche Bank AG,
Deutsche Post AG
Manager tragen nur das Risiko der Geschäftsleitung, nicht das
Kapitalrisiko; das tragen die Eigentümer (z.B. Aktionäre!)
Unternehmensführung
Wer trifft die Führungsentscheidungen
83Grundlagen der BWL 83
Unternehmensführung
Führungsstile
84Grundlagen der BWL 84
Management by Exception (MbE): Führen durch Abweichungskontrolle
• Mitarbeiter soll Normfälle seines Aufgabengebiets selbständig bearbeiten
• Führungskraft greift nur ein, wenn Arbeitsergebnis vom Normalwert abweicht oder wenn
kritische Situationen (Ausnahmefälle) auftreten
• Führungskräfte werden dadurch von Routineentscheidungen entlastet, dass Mitarbeiter solange
selbständig Entscheiden können, bis Toleranzgrenzen überschritten bzw. Ausnahmefälle
auftreten
• Problem: Exakte Festlegung von Grenzwerten und Festlegung der Ausnahmefälle?
Unternehmensführung
Managementtechniken
85Grundlagen der BWL 85
Management by Delegation (MbD): Führen durch Delegation von Aufgaben
• Führungskraft überträgt delegierbare Aufgaben an Mitarbeiter
• Führungskraft beschränkt sich auf die Erfolgskontrolle
• Mitarbeiter hat Kompetenz und Verantwortung im delegierten Bereich
• Zwangsläufiges Führungsprinzip bei größeren Unternehmen;
• Konkretisierung in weiteren Management-by-Prinzipien
Management by Decision Rules- Mitarbeiter entscheiden nach Entscheidungsregeln
Management by Results- Mitarbeiter erhalten konkrete Zielvorgaben (z.B. Umsätze, Stückzahlen, etc.)
Unternehmensführung
Managementtechniken
86Grundlagen der BWL 86
Management by Objectives (MbO): Führung durch Zielvereinbarung
• Führungsinstanz und Mitarbeiter legen gemeinsam Zielvereinbarungen fest, die in periodischen
Abständen erneuert werden
• Mitarbeiter hat die volle Gestaltungsfreiheit, wie er seine Ziele erreichen will
• Das Handeln des Mitarbeiters wird unterstützt durch ein Anreizsystem
• Problem: Bildung von klaren, exakten, realistischen und dazu noch flexiblen Zielen;
als Folge oft Ausweichen auf Ersatzgrößen, z.B. Umsatz
Theoretisch schlüssiges Konzept (Profitcenter-Prinzip) mit praktischen
Umsetzungsproblemen
Unternehmensführung
Managementtechniken
87Grundlagen der BWL 87
Harzburger Führungsmodell
• Reaktion auf autoritär-patriarchalischen Führungsstil
• Mitarbeiter arbeiten weitgehend selbständig
• Für die Mitarbeiter existieren umfangreiche und detaillierte Führungsanweisungen (Rechte und
Pflichten bezgl. Information, Kontrolle und Bewertung) und Stellenbeschreibungen
(Kompetenzen und Verantwortungsbereich); für die Durchführung eines Mitarbeitergespräches
gibt es eine mehrseitige Anweisung
• Problem: Bürokratisch und sehr viel Freiraum für Mitarbeiter
Unternehmensführung
Managementtechniken
88Grundlagen der BWL 88
Organisation des Unternehmens
Grundlagen
Betriebliche Tätigkeit basiert auf Arbeitsteilung. Mit steigender Betriebsgröße wächst die Organisationsaufgabe des Managements.
Unter Organisation versteht man das Bemühen der Unternehmensleitung, den komplexenProzess betrieblicher Leistungserstellung und Leistungsverwertung so zu strukturieren, dassDie Effizienzverluste auf der Ausführungsebene minimiert werden.
Die Ursachen von Effizienzdefiziten liegen im
Nichtwissen (Koordinationsproblem)
Nichtwollen (Motivationsproblem)
der Mitarbeiter
89Grundlagen der BWL 89
Organisation
Aufbauorganisation
Gestaltung der
Institution
Ablauforganisation
Gestaltung der
Arbeitsabläufe
Organisation des Unternehmens
Grundlagen
Die Aufbauorganisation basiert auf langfristigen Entscheidungen der Unternehmensleitung zurRegelung der Beziehungen zwischen Personen, Abteilungen und Betriebsmitteln.Änderungen der Aufbauorganisation, z.B. Massenentlassungen, Aufgabe von Geschäftsfeldern,Produktionsverlagerungen, bezeichnet man als Restrukturierung.Die Ablauforganisation beruht auf kurz- bis mittelfristigen Entscheidungen der mittleren undunteren Führungsebene zur zeitlichen und räumlichen Strukturierung von Arbeitsabläufen.
Neben der oben beschriebenen formellen Organisation gibt es noch die in der Praxis oft unbe-wusst gebildete „informelle“ Organisation. Diese Organisationsform entsteht durch Sympathie, Antipathie, gemeinsame Interessen oder unterschiedlichen sozialen Status der Mitarbeiter
90Grundlagen der BWL 90
Aufgaben
Ablauf- und Kapazitätsplanung (Wöhe Üb, S. 40)Die WOHLFAHRT AG beschäftigt 800 Mitarbeiter und plant den Bau einer Werkskantine. Man rechnet damit, dass 90% der Beschäftigten von der neuen Kantine Gebrauch machen werden. Der Leiter der Personal- und Sozialabteilung möchte die Kantine mit 600 Stühlen bestücken lassen. Sein Assistent macht ihn darauf aufmerksam, dass diese Zahl zu gering sei; man benötige mindestens 720 Sitzplätze. Wem würden Sie recht geben, wenn Sie zusätzlich erfahren, dass
a) Die Kantine mit drei Ausgabeabschnitten versehen werden soll,b) An jedem Schalter vier Essen/Minute ausgegeben werden,c) Die Mittagpause eine Stunde dauert,d) Warteschlangen an den Schaltern nicht entstehen (d.h. die Mittagspause dauert für jeden 60
Minuten, beginnt und endet aber zu individuell verschiedenen Zeitpunkten ) unde) Die Beschäftigen maximal 30 Minuten Zeit auf das Mittagessen verwenden?
Welche Kapazität sollte die neue Kantine nach Ihrer Meinung haben?
Teilen Sie die Nutzung der Kantine in drei Phasen ein.
91Grundlagen der BWL 91
Aufgaben
Ablauf- und Kapazitätsplanung (Wöhe Üb, S. 40)Das Mittagessen lässt sich in drei Phasen einteilen:Phase I: Zu Beginn dieser Phase sind alle Sitzplätze leer, die Kantine füllt sich allmählich.
Beendet ist diese Phase zu dem Zeitpunkt, in dem der erste Mitarbeiter die Kantine nach beendeter Mahlzeit verlässt (Abstrom = Null).
Phase II: Dieser Zeitabschnitt ist gekennzeichnet, dass jeder eintretende Mitarbeiter einen Platz einnimmt, den soeben ein anderer Mitarbeiter geräumt hat. (Zustrom = Abstrom). Diese Phase ist dann beendet, wenn der letzte Mitarbeiter die Kantine betreten hat.
Phase III: Mit Beginn dieser Phase werden die Ausgabeschalter geschlossen (Zustrom = Null). Von da an dauert es noch 30 Minuten, bis der letzte Mitarbeiter die Kantine verlassen hat. Dann ist die Phase III beendet.
Wenn Phase I durch den Abgang des ersten Mitarbeiters gekennzeichnet ist, dann dauert diese Phase 30 Minuten (Dauer eines Mittagessens). Während dieser Zeit werden 3 x 4 x 30 = 360 Personen an den Ausgabeschaltern bedient. Da während dieser Phase niemand die Kantine verlässt, müssen 360 Sitzplätze vorhanden sein.
Phase II ist beendet, wenn der letzte Mitarbeiter die Kantine betreten hat. In diesem Zeitabschnitt müssen die restlichen 360 Mitarbeiter bedient werden. Für sie sind keine weiteren Sitzplätze erforderlich. Phase II dauert demnach ebenfalls 30 Minuten (360 /(4 x 3)).
Da in Phase III niemand mehr die Kantine betritt, sind keine weiteren Sitzplätze erforderlich.
Damit sind insgesamt 360 Sitzplätze notwendig.
92Grundlagen der BWL 92
Ablauf- und Kapazitätsplanung (Datenvariation)
Es gelten alle Bedingungen der Aufgabe 5) bis auf Bedingung d) und e). Es soll jetzt angenommen werden, dass die Mittagspause für jedermann um 12 Uhr beginnt und um 13 Uhr endet. Außerdem ist davon auszugehen, dass jeder Mitarbeiter maximal nur noch 20 Minuten Zeit auf die Einnahme der Mahlzeit verwendet und anschließend die Kantine verlässt.
a) Wie viele Sitzplätze sind unter diesen Bedingungen erforderlich?
b) Wie groß ist die Kapazität der Kantine?
Lösungshinweis: Zerlegen Sie den Ablauf wieder in drei Planungsphasen.
Aufgaben
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Ablauf- und Kapazitätsplanung (Datenvariation I)Phase I: Beginn 12.00; Ende 12.20, wenn der erste Mitarbeiter die Kantine verlässt
Phase II: Beginn 12.20; Ende 12.40. Da jeder Mitarbeiter um 13.00 zu seinem Arbeitsplatz zurück gekehrt sein muss, andererseits aber 20 Minuten Zeit zum Essen benötigt, muss er sein Essen spätestens um 12.40 am Schalter in Empfang genommen haben.
Phase III: Beginn 12.40; Ende 13.00. Mit Beginn dieser Phase werden die Ausgabeschalter geschlossen; am Ende dieses Zeitabschnitts hat der letzte Mitarbeiter die Kantine verlassen.
Aufgaben
Während Phase I werden 20 x 3 x 4 = 240 Personen an den drei Schaltern bedient. Es müssen zunächst 240 Sitzplätze vorhanden sein.
Im Verlauf der Phase II findet auf den Sitzplätzen lediglich eine Umschichtung statt, da Zustrom und Abstrom (12 Personen / Minute) gleich stark sind. Im Verlauf der Phase III werden die Sitzplätze nach und nach geräumt.
Es werden nur noch 240 Sitzplätze benötigt; es können aber auch nur noch 480 Personen ihre Mahlzeiten einnehmen. Dementsprechend wäre die Kapazität der Kantine in diesem Falle auf 240 Sitzplätze bzw. auf 480 Essensausgaben / Mittagspause zu beziffern.
Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit zur Revision der Ablaufplanung.