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Weidesaison 2018 auf den Weidehöfen der AHG erfolgreich abgeschlossen. Gemeinsames Weideprojekt der AHG mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Grub zeigt immer deutlichere Erfolge. Seit dem Jahr 2016 (Weidehof Neuhof) bzw. 2017 auf den restlichen Weidehöfen wird ein gemeinsames Weideprojet zusammen mit der AHG Kempten und der LfL Grub umgesetzt. Ziel dieses Projektes ist die Optimierung der Weideführung und somit eine Optimierung der Jungviehaufzucht für die Mitgliedsbetriebe. Die bisher praktizierte extensive Koppelumtriebsweide (hinsichtlich Nutzungsintensität) war geprägt durch hohe Futterverluste, mangelnde Futterqualität und starke Verunkrautung der Weideflächen. Die Umstellung auf eine Kurzrasenweide im Frühjahr und Herbst, kombiniert mit einer Koppelumtriebsweide im Sommer zeigt bereits eine enorme Verbesserung der Weideflächen (Bild 1). Bild 1: Ein hervorragend bestockter, grasbetonter Weidebestand im dritten Projektjahr am Weidehof Neuhof; April 2018. Auch im Jahr 2018 wurde die Infrastruktur auf den Weiden verbessert. Am Neuhof, Illasberg und Tannhof wurde die veraltete Stacheldrahtumzäunung gegen ein modernes Zaunsystem erneuert. Neue Tränkestellen wurden am Röhrwang, am Tannhof, am Leinauer sowie am Reisach erstellt (Bild 2).

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Weidesaison 2018 auf den Weidehöfen der AHG erfolgreich abgeschlossen.

Gemeinsames Weideprojekt der AHG mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Grub zeigt immer deutlichere Erfolge.

Seit dem Jahr 2016 (Weidehof Neuhof) bzw. 2017 auf den restlichen Weidehöfen wird ein gemeinsames Weideprojet zusammen mit der AHG Kempten und der LfL Grub umgesetzt. Ziel dieses Projektes ist die Optimierung der Weideführung und somit eine Optimierung der Jungviehaufzucht für die Mitgliedsbetriebe. Die bisher praktizierte extensive Koppelumtriebsweide (hinsichtlich Nutzungsintensität) war geprägt durch hohe Futterverluste, mangelnde Futterqualität und starke Verunkrautung der Weideflächen. Die Umstellung auf eine Kurzrasenweide im Frühjahr und Herbst, kombiniert mit einer Koppelumtriebsweide im Sommer zeigt bereits eine enorme Verbesserung der Weideflächen (Bild 1).

Bild 1: Ein hervorragend bestockter, grasbetonter Weidebestand im dritten Projektjahr am Weidehof Neuhof; April 2018.

Auch im Jahr 2018 wurde die Infrastruktur auf den Weiden verbessert. Am Neuhof, Illasberg und Tannhof wurde die veraltete Stacheldrahtumzäunung gegen ein modernes Zaunsystem erneuert. Neue Tränkestellen wurden am Röhrwang, am Tannhof, am Leinauer sowie am Reisach erstellt (Bild 2).

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Bild 2: Neuanlage von Tränkeeinrichtungen am Tannhof, Frühjahr 2018

Jedes Projektjahr stellt die Beteiligten vor neue Herausforderungen. War es in 2017 der verspätete Wintereinbruch Ende April, so waren es in 2018 die außergewöhnlichen Temperaturen sowie Niederschläge. Für alle spürbar war der Sommer 2018 geprägt durch überdurchschnittliche Temperaturen und deutlich unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Einen Aufschluss über den tatsächlichen Temperaturverlauf (Graphik 1) und die Niederschlagsmengen (Graphik 2) geben stellvertretend die Daten der Wetterstation Kempten.

Graphik 1: Monatliche Mittelwerte der Lufttemperatur in o C, Kempten; Quelle: dwd

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Gerade die Wintermonate Februar und März waren kälter als der langjährige Mittelwert. Alle nachfolgenden Monate zeigten ein überdurchschnittliches Temperaturmonatsmittel. Vor allem der extrem warme April beschleunigte das Graswachstum enorm. Auf Grund des verspäteten Wintereinbruchs am 27.04.2017 gab es bei den AHG - Mitarbeitern teilweise Vorbehalte zu einem fachlich rechtzeitigen Weideauftriebs an den Weidehöfen. Dieses Zögern beeinträchtige den folgenden Sommer die Weideführung z.T. beträchtlich. So konnte der massive Massenzuwachs auf den Weiden vor allem in den Monaten April bis Juni oft nicht rechtzeitig genutzt werden. So musste leider auf manchen Weidehöfen im Juli in überständige Koppeln eingetrieben werden (Bild 3).

Bild 3: Überständiger Weidebestand im Juli 2018, Illasberg, im Hintergrund der abgelassene Forggensee

Hier bestätigte sich wieder einmal die Weideregel:

Man kann nie zu früh auftreiben – nur zu spät!

Zur weiteren Optimierung des Weidemanagement soll der Auftrieb von „Halbzeitvieh“ stärker beworben werden. Hierbei handelt es sich um trächtige Rinder, welche ab Juli abkalben und somit während der Sommermonate nach ca. 90 Tagen („Halbzeit“) abgeholt werden

Auch der verzögerte Auftrieb 2018 um den 20. April hätte bei einem verspäteten Wintereinbruch wie 2017 dazu geführt, dass die Rinder für wenige Tage im Schnee gestanden hätten! In den Monaten Februar bis April fielen deutlich geringere Niederschlagsmengen im Vergleich zum langjährigen Mittel. Die Vegetation konnte aber die reichlichen Niederschläge der vorangegangenen Wintermonate nutzen. In Kombination mit den hohen Temperaturen kam es zu einem enormen Wachstumsschub im April und Mai. Die folgenden Sommermonate waren durch weit unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen geprägt (Graphik 2).

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Graphik 2: Monatliche Niederschlagshöhe in mm, Station Kempten; Quelle: dwd

So wuchs die Sorge, ob für die aufgetriebenen Tiere ausreichend Weidefutter nachwächst. Gerade in dieser Phase zeigte sich die Richtigkeit eines früheren Auftriebs und einer intensiven Weideführung. Zumindest die erstbeweideten Koppeln reagierten mit einem intensiven Wiederaustrieb. Da sich im Laufe des Projektes die Bestockung und somit die Narbendichte deutlich verbessert hat, war die Verdunstung auf den Weiden reduziert. Dies zeigte sich vor allem auf den Weiden Tannhof und Neuhof, welche auf einer Schotterterrasse mit geringer Humusauflage liegen.

Auf allen Höfen wurde auch in 2018 der Weidebetrieb früher begonnen als vor Projektlaufzeit. Allerdings erfolgte er in der Regel um mindestens eine Woche zu spät gemessen am Vegetationsstand. Die Anzahl der aufgetriebenen Rinder konnte ebenfalls auf der Mehrzahl der Weiden auch im Jahr 2018 auf hohem Niveau gehalten werden. Wobei auf Grund der stetig verbesserten Nutzung des Weideaufwuchses und Verbesserung der Aufwuchsqualität ist auf einigen Höfen eine weitere Aufstockung der Rinder vorgesehen.

Letztlich entscheidend für eine Aussage zur Weideleistung der Weidehöfe ist zum einen die Anzahl der Gesamt Weidetage. Diese Zahl ergibt sich aus der Summe der aufgetriebenen Tiere und der Weidetage. Als Beispiel sollen die Weidehöfe Reisach und Tannhof 2018 erwähnt werden. Am Hof Reisach wurde die Anzahl der aufgetriebenen Rinder um 52 % erhöht, die Summe der Weidetage jedoch nur um 6 %. Der Grund liegt darin, dass einerseits einige Tiere Ende Mai auf die Alp zogen, andererseits ein nicht unerheblicher Teil der Rinder im Lauf des Sommers vorzeitig abgeholt und mit anderen Tieren nachbeschickt wurde. Am Hof Tannhof wurde die Anzahl der Rinder um 9 % gesenkt, jedoch die Gesamtweidetage um 11 % erhöht. Der hohe Futterrest in einigen Koppeln zeigte jedoch, dass eine Erhöhung der Tierzahlen dringend geboten ist.

Zum anderen ist die konkreteste Aussage die Kalkulation des gefressenen Futterertrages in dt TM/ha. Hier zeigt sich wieder einmal, dass eine rechtzeitige Nutzung des Aufwuchses den Wiederaustrieb fördert und eine angemessene Tierzahl den Weiderest minimiert. Die Umsetzung der Weidevorgaben konnte leider

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noch nicht einheitlich auf allen Weidehöfen einheitlich umgesetzt werden. So erklärt sich die hohe Streuung des Anstiegs des genutzten Ertrages.

Das in der Vergangenheit erforderliche Mulchen der Weidereste nach Weideabtrieb konnte 2018 auf allen Höfen unterbleiben (Bild 4 und 5).

Bild 4: Weidereste am Bild 5: Perfekt abgeweidete Fläche am Furthof, Herbst 2016. Furthof, Herbst 2018

Aus den nachfolgenden Tabellen 1 - 7 sind die Weidedaten der einzelnen Weidehöfe aus den jeweiligen Projektjahren im Vergleich zu den Vorjahren zu entnehmen.

Tabelle 1: Weidedaten der jeweiligen Weidehöfe aus dem Projektjahr 2018 im Vergleich zu den Referenzjahren 2014 - 2016. (Neuhof 2014 - 2015).

Weidehof Jahr erster

Auftrieb

letzter

Abtrieb

Anzahl

Rinder

Gesamt

Weidetage

kalk. Ertrag

dt TM/ha

Neuhof

2014-15 11. Mai 05. Nov 219 31.443 63

2018 21. Apr 03. Nov 288 45.706 91

Abweichung - 20 - 2 + 32 % + 45 % + 46 %

Illasberg

2014-16 07. Mai 20. Okt 95 13.186 45

2018 24. Apr 23. Okt 123 19.491 65

Abweichung - 13 + 3 + 29 % + 48 % + 44 %

Tannenhof

2014-16 12. Mai 04. Okt 178 23.876 65

2018 27. Apr 26. Okt 163 26.573 75

Abweichung - 15 + 22 - 9 % + 11 % + 15 %

Furthof

2014-16 14. Mai 20. Okt 221 30.572 59

2018 25. Apr 27. Okt 248 37.777 74

Abweichung - 19 + 7 + 12 % + 24 % + 25 %

Röhrwang

2014-16 29. Apr 28. Okt 132 17.385 67

2018 19. Apr 26. Okt 163 23.903 85

Abweichung - 10 - 2 + 23 % + 37 % + 32 %

Hinterwald-

manns

2014-16 10. Mai 08. Okt 62 6.960 59

2018 13. Apr 18. Okt 59 8.314 68

Abweichung - 27 + 8 - 4 % + 19 % + 15 %

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Reisach

2014-16 10. Mai 24. Okt 48 5.133 52

2018 28. Apr 08. Okt 73 5.416 52

Abweichung - 12 - 16 + 52 % + 6 % 0 %

Fazit:

Auch das Projektjahr 2018 hat gezeigt, dass ein rechtzeitiger Auftrieb zu Vegetationsbeginn entscheidend für ein erfolgreiches Weidejahr ist. Nur so lässt sich verhindern, dass im weiteren Verlauf in überständiges Weidegras eingetrieben werden muss. Eine zusätzliche Erleichterung in der Weideführung würde der Auftrieb von trächtigen Tieren bringen, welche ab Juli kalben und somit während der Weidezeit abgeholt werden. Für 2019 soll diese Vorgehensweise bei den Auftreibern stärker beworben werden. Das Kombisystem Kurzrasenweide im Frühjahr und Herbst und Koppelumtrieb im Sommer hat sich bewährt. Die deutliche Verbesserung der Grasbestände sowie eine dichtere Grasnarbe verhinderten stärkere Ertragseinbußen auf Grund der Trockenheit. Die erzielten Ergebnisse auf den Weidehöfen der AHG können als Vorbild einer professionellen Jungviehaufzucht auf der Weide dienen und in der Praxis Nachahmung finden.

Siegfried Steinberger LfL Tierernährung, Grub

Thomas Bechteler AHG Kempten