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Geistiges und künstlerisches Schaffen

223 - Geistiges und künstlerisches Schaffen · Omraam Mikhaël Aïvanhov PROSVETA VERLAG Geistiges und künstlerisches Schaffen Reihe Izvor – Band 223

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Page 1: 223 - Geistiges und künstlerisches Schaffen · Omraam Mikhaël Aïvanhov PROSVETA VERLAG Geistiges und künstlerisches Schaffen Reihe Izvor – Band 223

Geistigesund künstlerisches

Schaffen

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Aus dem Französischen übersetztOriginaltitel:

Création artistique et création spirituelle

© 1986, Éditions Prosveta S.A., France, ISBN 2-85566-372-5Französische Originalausgabe

© 1987, Éditions Prosveta S.A., France, ISBN 2-85566-432-2Deutsche Ausgabe: »Geistiges und künstlerisches Schaffen«

© 1999, Prosveta Verlag, Deutschland, ISBN 3-89515-052-5

© Copyright 2011 by Prosveta Verlag GmbH,Heerstr. 55, 78628 Rottweil.

Alle Rechte für alle Länder vorbehalten. Jeder Nachdruck sowie jedeBearbeitung, Darstellung, Bild-, Ton- oder sonstige Ausgabe bedürfen

der ausdrücklichen Genehmigung des Herausgebers.

ISBN 978-3-89515-052-4

Druck 2011: Interpress, Ungarn

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Omraam Mikhaël Aïvanhov

PROSVETA VERLAG

Geistigesund künstlerisches

Schaffen

Reihe Izvor – Band 223

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Da Meister Omraam Mikhaël Aïvanhovseine Lehre ausschließlich mündlich überlieferte,

wurden seine Bücher aus stenografischenMitschriften, Tonband- und Videoaufnahmen

seiner frei gehaltenen Vorträge erstellt.

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INHALT

I Kunst, Wissenschaft und Religion ................ 7

II Die göttlichen Quellen der Inspiration ........ 14

III Die Aufgabe der Fantasie ............................ 28

IV Dichtung und Prosa .................................... 40

V Die Stimme.................................................. 56

VI Chorgesang .................................................. 65

VII Die beste Weise, Musik zu hören ................ 74

VIII Magie der Gestik ........................................ 83

IX Die Schönheit ............................................ 106

X Idealisieren als Mittel zum Erschaffen ...... 120

XI Das lebendige Meisterwerk ...................... 136

XII Der Aufbau des Tempels............................ 148

Nachwort .......................................................... 155

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Um die Kunstproblematik möglichst anschau-lich darzulegen, ist es notwendig, von der mensch-lichen Struktur auszugehen.

Der Mensch kann als eine Dreiheit definiertwerden: Er denkt durch seinen Intellekt, fühltdurch sein Herz und wirkt durch seinen Willen.Der Gegenstand des Intellekts ist die Wissen-schaft, der Bereich des Herzens die Religion, dieMoral. Der Wille muss handeln, gestalten, kreie-ren. Deswegen kann man sagen, die Kunst gehörezum Bereich des Willens. Musik, Tanz, Bildhaue-rei und Dichtkunst, Architektur, Malerei usw. sindunterschiedliche Ausdrucksmöglichkeiten, die derMensch gefunden hat, um das, was seinen Kopfund sein Herz erfüllt, in die äußere Welt zu über-tragen. Kunst steht also in enger Verbindung mitWissenschaft und Religion.

Wissenschaft strebt nach Licht, Religion nachWärme und Kunst nach Kreativität. Leider haben

I

KUNST, WISSENSCHAFT UND RELIGION

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sich die Menschen angewöhnt, jede für sich zu se-hen, sie sogar gegeneinander zu stellen. Wie oftwurden schon Wissenschaft und Kunst von derReligion abgelehnt; wie oft hat die Wissenschaftdie Religion verhöhnt, die Kunst als unbedeutsamerklärt, während die Kunst sich über die auf sie be-züglichen Meinungen der Wissenschaft und Reli-gion mokiert. Jedoch im Leben, in der Natur, imMenschen selbst zeigt es sich, dass die drei zu-sammengehören, gemeinsam wirken. Nie habendie Eingeweihten diese drei Bereiche getrennt.Jetzt, da die Trennung vollbracht ist, ist die Reli-gion nicht mehr im Stande, die Wissenschaftlerfestzuhalten, die sie verwerfen. Diese Ablehnungkommt aber in Wirklichkeit daher, dass ihnen diewahre Wissenschaft verschlossen bleibt; ihre Wis-senschaft ist lediglich auf die physische, grobstoff-liche Ebene ausgerichtet. Von der wahren Wissen-schaft haben sie keine Ahnung; die wissenschaftlicheErkenntnis der »drei Welten«, auf denen doch alleReligionen beruhen, bleibt ihnen unzugänglich.Die Kunst ist zwischen beiden ins Schwanken ge-raten: Entweder sie widersetzt sich der Moral undder Religion oder sie steht im Widerspruch zurWissenschaft.

Ich wiederhole es nochmals: In der Natur bil-den Religion, Wissenschaft und Kunst ein Ganzes.Nur im Kopf der Menschen sind sie voneinandergetrennt. Solange diese Trennung besteht, wird das

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wahre Verständnis fehlen. Wissenschaft, Religionund Kunst bilden eine Einheit. Aus dieser Einheitheraus kann alles erklärt, alles begriffen werden.Man sollte die Aktivitäten des Herzens, des Intel-lekts und des Willens niemals trennen. Alle dreisollten fest miteinander verbunden und vereintdieselbe Richtung einschlagen. Das Herz solltedas, was der Intellekt gebilligt hat, mit eigenerKraft, Liebe und Begeisterung unterstützen undder Wille sollte es durch Handlungen bestätigen.Wenn der Intellekt mit dem, was das Herz spürt,nicht in Einklang steht und sich widersetzt oderwenn der völlig haltlose Wille nur eingesetzt wird,um den Intellekt oder das Herz zufrieden zu stel-len, gerät der Mensch in Gefahr. Die Wissenschaftist ein Bedürfnis des Intellekts, die Religion einBedürfnis des Herzens und die Kunst ein Bedürf-nis des Willens, etwas zu kreieren, zu gestalten.Diese drei Bedürfnisse sind miteinander verbun-den. Denn was ihr denkt, wird zuerst empfunden,dann geliebt und schließlich ausgeführt.

Wie geht es im gewöhnlichen Leben? Zuerstschmiedet der Mensch Pläne. Dann wünscht er, sieauf der materiellen Ebene konkretisiert zu sehen.Schließlich macht er sich an die Arbeit, um diesePläne auszuführen. Da haben wir es ja: Gedanke,Gefühl, Handlung. Immer sollte der Gedanke derHandlung vorangehen. Sicher tun es einige oft um-gekehrt: Sie handeln, ohne auf die Frage gründlich

9Kunst, Wissenschaft und Religion

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einzugehen. Daraus ergeben sich selbstverständ-lich Fehlschlüsse, Leid und Bedauern. Darf manohne sachliche Überlegung handeln? Ja, aber vo-rausgesetzt, dass der Mensch völlig geläutert undso hoch entwickelt ist, dass ihm jede Anregungzum Handeln von der Gottheit selbst übertragenwird. Gewiss gibt es – aber selten genug – außer-gewöhnliche Wesen, die sich mit der Gottheitdurchaus identifiziert haben. Sollten solche Wesenvor jeder Handlung nachdenken, dann würden sieein rein menschliches Element in sich aufnehmen,das für die göttlichen Strömungen, denen sie sichganz und gar anpassen, eine Störung bedeutenwürde. Nach der Handlung schauen diese Wesensich an, was sie getan haben, und stellen fest, dassalles gut ist. Sie handeln wie Gott selbst. Merkteuch einmal, wie die Genesis die sechs Tage derSchöpfung darstellt: Jeden »Tag« sprach Gott einpaar Worte. So sind die unterschiedlichen Ele-mente des Universums zutage getreten. Am Endejedes einzelnen Tages hat Gott festgestellt, »es seigut«. Will man handeln wie Gott, so muss manIhm ähnlich sein. Solche Ähnlichkeit anzustreben,kommt für uns einem anhaltenden Arbeitsaufwandvon Äonen gleich!

Im Laufe der Jahrhunderte – je nach der Ent-wicklungsstufe der jeweiligen Zivilisation – habenWissenschaft, Religion und Kunst um den Vorranggestritten. Im Abendland ist die Religion lange

10 Geistiges und künstlerisches Schaffen

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Zeit vorherrschend gewesen. Dadurch wurde dieEntfaltung von Kunst und Wissenschaft gehemmt.Dann setzte eine Periode ein, in der die Kraft derReligion nachließ. Endlich gewann die Wissen-schaft die Oberhand. Heutzutage sieht es so aus,als verfügten die Künstler über die Zukunft. Siewerden immer mehr geliebt und gefeiert, als wollesich der Himmel derzeit durch die Künstler, Musi-ker, Dichter, Maler und Bildhauer offenbaren. Auswelchem Grunde?

Nichts ist für die Menschen wesentlicher alsdie Kunst. Das geht auf die Kindheit der Mensch-heit zurück. Welches sind übrigens die ersten Aus-drucksmöglichkeiten eines Kindes? Philosophie,Wissenschaft und Moral sind für das Kind nochkeine Begriffe. Dagegen ist es schon ein Künstler.Es gestikuliert, schreit, hat ein lebhaftes Mienen-spiel. Boshafte Zungen behaupten, dass es weine.Aber nein! Ich will es richtig stellen und sage also,dass es sich eben im Singen versucht, wenigstensübt es tüchtig, bis Kehlkopf und Lunge sich voll-ends entwickelt haben. Schaut euch doch an, wiees tanzt – auch wenn es kaum stehen kann – undwie es zeichnet und malt, bevor es Lesen undSchreiben gelernt hat. Stellt ihm Würfel oder Sandzur Verfügung, da ragen schon Häuser und Burgenempor. Das Kind ist Architekt geworden!

Die Kunst hat als Erste die Geschichte derMenschheit geprägt. Dann hat die Religion eine

11Kunst, Wissenschaft und Religion

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überwiegende Rolle gespielt. Später ist es der Wis-senschaft gelungen sich durchzusetzen. In der Zu-kunft – ich betone es nochmals – wird die Kunstwieder die Oberhand gewinnen. Warum die Kunst,und nicht die Religion oder die Wissenschaft?

Seit Jahrhunderten ist die Religion – oder eherdie Vertreter der Religion – ihrer Aufgabe nichtwirklich gewachsen. Die geistigen Ziele wurdenaufgegeben und durch materielle Zwecke ersetzt:Autorität, Prestige, Macht und Geld. Statt dieMenschen im wahren Glauben zu unterweisen, ha-ben sie ihnen den Fanatismus beigebracht. Stattdie Menschen zu befreien, haben sie des Öfterenlediglich nach Unterwerfung und Ausbeutung ge-strebt. Jesus pflegte den Pharisäern und Schriftge-lehrten zu sagen: »Weh euch, Schriftgelehrte undPharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreichzuschließt vor den Menschen! Ihr geht nicht hi-nein, und die hinein wollen, lasst ihr nicht hinein-gehen« (Mt 23,13). Solch ein Vorwurf ist für diemeisten Kleriker aller Religionen gültig. Des-wegen verlassen die Menschen in immer größererAnzahl die Kirchen und Tempel. Was nun die Wis-senschaft anbelangt, so wird sie zu solchenSpitzenleistungen herausgefordert, dass sie letztenEndes eine Angelegenheit von Spezialisten gewor-den ist. Auch wenn die Menschen wohl die Vor-teile sehen, die die Forschungsergebnisse mit sichbringen, gehen diese doch weit über ihr Begriffs-

12 Geistiges und künstlerisches Schaffen

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vermögen hinaus und können folglich wenig Inte-resse wecken.

Gegenwärtig vermag die Kunst allein die Men-schen innerlich zu bewegen. Sie kann uns für daswirkliche Leben aufnahmebereit machen. Damitsoll nicht gesagt werden, dass keine Kritik ange-bracht wäre, was die aktuellen Formen der Kunstbetrifft, im Gegenteil. Man könnte sogar behaup-ten, die Kunst sei weit entfernt von dem, was dieEingeweihten unter dem Wort »Kunst« verstehen,d. h. eine Tätigkeit, die die wirkliche Wissenschaftund die wirkliche Religion mit einbezieht. DieKunst ist es, die die Welt erlösen wird, aber nureine Kunst, die zielbewusst und durch die Wahr-heiten der Weisheit und der Liebe verklärt ist. InZukunft wird den Künstlern der Vorrang gebühren,denn der wahre Künstler ist Priester, Philosophund Wissenschaftler zugleich. Die Aufgabe desKünstlers besteht eben darin, das auf der materiel-len Ebene zu verwirklichen, was die Intelligenz alswahr konzipiert und das Herz als gut spürt, damitdie höhere Welt, die Welt des Geistes herabzukom-men und sich in der Materie zu verkörpern ver-möge.

13Kunst, Wissenschaft und Religion

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Auf Erden kann der Mensch überhaupt nichtsverbessern, solange er nicht fähig ist, sich durchseine Gedanken zu erheben, um andere Bilder, an-dere Daseinsformen zu betrachten, die über ihmstehen und ihm als Vorbilder oder Ratgeber dienenkönnen.

Jesus sagte: »Dein Wille geschehe wie im Him-mel so auf Erden« (Mt 6, 9-13). Hätte Er selbstnicht den Himmel gesehen, so wäre Er nicht im-stande gewesen, einen solchen Wunsch zu äußern.Im Himmel herrscht eine derartige Pracht undVollkommenheit, dass man sich nur wünschenkann, die Erde werde eines Tages zu seinem Spie-gelbild. Als notwendige, grundlegende Vorausset-zung dafür sollte aber der Mensch fähig sein, sichden irdischen, so mittelmäßigen, faden und chaoti-schen Verhältnissen zu entziehen, um zuerst diehimmlischen Sphären anschauen zu können, dannwieder auf die materielle Ebene hinabzusteigen,

II

DIE GÖTTLICHEN QUELLEN DER INSPIRATION

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wo er die Dinge genau nach den wahrgenomme-nen Vorbildern richtig stellen und organisierenkönnte. Darin besteht eben die Aufgabe der Einge-weihten: In ihrer Meditation, in ihrer Versenkungvermögen sie der himmlischen Vollkommenheitgewahr zu werden, sie zu sich herabzuholen; siebemühen sich dann, ihr einen Ausdruck hier aufErden zu geben. Solches Verfahren ist in den eso-terischen Schulen üblich. Aber die Menschen, diediese Methode nicht kennen, sind nicht daran ge-wöhnt, die materielle Ebene zu verlassen und einehöhere Welt wahrzunehmen; darum haben sie letz-ten Endes etwas Abscheuliches aus dem irdischenBereich gemacht.

Das Ziel der Meditation, der Versenkung istkein anderes, als dem Menschen die nötigen Mittelzu verschaffen, damit er sich zu einem höherenBewusstseinszustand entwickeln kann, was sichdann auf seinen Geschmack, sein Verhalten, seinUrteilsvermögen auswirkt. Das Wesentliche istaber zu wissen, wie man sich dabei anstellen soll,welches Thema aufzugreifen ist. Viele meditieren,aber ihre Themen sind höchst prosaisch: die Erle-digung ihrer eigenen Angelegenheiten, finanzielleGewinne, die beste Weise, eine Frau zu küssenusw. »Was machst du? – Ich meditiere!« Worüberer meditiert, weiß der liebe Gott allein! Auch dieKatze meditiert, sie meditiert über die beste Artund Weise, eine Maus zu fangen. Es gibt unter-

15Die göttlichen Quellen der Inspiriation

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schiedliche Stufen im Bereich der Meditation.Trotz ihrer Meditationen waten die Menschen im-mer noch in denselben Schwächen, denselben Las-tern, denselben Grobheiten. Da haben wir den Be-weis, dass sie mit dem geheimnisvollen Verfahrender Meditation noch nicht vertraut sind.

In der wirklichen Meditation schwingt sich derMensch bis zu einer Welt hinauf, die seine eigeneWelt übertrifft. Er wird in Entzückung versetzt undvon dem Wunsch beseelt, diese Entzückungwiderzuspiegeln. Sitzt ihr nach einer Meditationabgestumpft und matt da, spürt ihr keinen inner-lichen Schwung, dann ist eure Meditation nutzlosgewesen. Eine Meditation sollte wenigstens eineVeränderung bewirken, in eurem Blick, in euremLächeln, in euren Gesten, in eurem Gang. Siesollte all dem etwas Neues, Subtileres hinzufügen,ein Teilchen wenigstens, das mit der göttlichenWelt in Einklang steht. Das sind die Kriterien, dieuns ermöglichen, unsere Meditation richtig zu be-urteilen.

In der ersten Phase der Meditation steht der In-tellekt im Vordergrund; er greift ein erhabenesThema heraus, auf welches ihr euch konzentriert.Nach einer Weile sollte aber die Konzentrationnachlassen und in die kontemplative Phase über-gehen: Überlasst euch dann der Betrachtung dieserPracht und Herrlichkeit, denn es ist euch gelungen,eine Verbindung herzustellen. Lasst euch von die-

16 Geistiges und künstlerisches Schaffen

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ser Pracht durchfluten; und – wenn möglich – ver-sucht, euch mit ihr zu identifizieren. Die erstePhase besteht also aus der Meditation und derKonzentration; dann setzt die Kontemplation ein:Fixiert euch auf ein Idealbild. Lasst euch durchflu-ten, labt euch, und ihr werdet glücklich sein. Ver-sucht, euch mit diesem Idealbild zu identifizieren,bis ihr in einem Gefühl der Vollendung schwebt.Sind das nicht verwertbare, segensreiche Metho-den? Sie können, wenn ihr mit ihnen vertraut seid,zu erheblichen Ergebnissen führen. Andernfallswird euer ganzes Leben sinnlos vorübergehen. Ihrwerdet euch nur einbilden, ihr hättet schon etwasgeleistet, während ihr in Wirklichkeit überhauptnichts getan habt.

Alle anerkannten Genies der Vergangenheit –Maler, Bildhauer, Musiker oder Dichter – habennach solchen Methoden gearbeitet. Auf dieseWeise sind die Meisterwerke der Menschheit ent-standen.

Bevor sie die Arbeit begannen, sammelten sichdie Künstler, meditierten und baten um göttlichenSegen; denn das Licht, das die Fantasie erleuchtet,wird nur vom Himmel verliehen. Es enthüllte sichdann die wirkliche Schönheit vor ihren geistigenAugen, und es wurde ihnen möglich, diese Schön-heit zum Ausdruck zu bringen, sie zu übertragen.Gelingt es dem Menschen, diese höhere Verbin-dung herzustellen, dann wird er imstande sein,

17Die göttlichen Quellen der Inspiriation

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Meisterwerke zu schaffen. Wie kommt das? Ebendadurch, dass alles, was sich in ihm abspielt, mitdem spirituellen Licht, das ihn durchflutet, in Ein-klang steht. Nichts Unsterbliches kann außerhalbdes Geistes entstehen.

Ihr könnt euch sicher an zahlreiche Gedichteaus dem Altertum erinnern: Am Anfang stand im-mer eine Beschwörung der Götter oder der Musen,die als Anweisung für den Künstler gelten sollte.Bevor er zu schaffen begann, wandte er sich denhöheren Wesen zu mit der Bitte, sie mögen ihn beiseiner Arbeit unterstützen. Seele und Geist desMenschen sind mit Antennen versehen, die dieVereinigung mit der Gottheit ermöglichen. Gotthat den Menschen nach Seinem Ebenbild erschaf-fen. Folglich hat Er ihn fähig gemacht, prachtvolleDinge an den Tag zu bringen. Diese potenzielleBegabung sollte er nicht vernachlässigen, wie esdie meisten Menschen heutzutage tun, sondern siepflegen und entwickeln.

Wo sind denn die Künstler, die beten und me-ditieren, bevor sie zu schaffen beginnen? Alle sindGenies, das leuchtet jedem ein! Wozu denn eineHilfe vom Himmel? Sie brauchen keine Inspira-tion. Dieses Element von oben, das den Werkender Vergangenheit derartigen Wert verleiht, wirdfolglich nicht mehr in ihren Leistungen mit einbe-zogen sein, sondern durch die Widerspiegelungvon dem höllischen Element des Unterbewusst-

18 Geistiges und künstlerisches Schaffen

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seins ersetzt. Die Künstler, die solche Werkeschaffen, führen die Menschheit in den Abgrund.Genauso steht es mit den Denkern und den Schrift-stellern, die weder meditieren noch Ekstasen erle-ben, die sich nie zu den himmlischen Sphären hi-naufgearbeitet haben, um die Struktur desUniversums wahrzunehmen. Sie schreiben Bü-cher, die ihre Leser völlig zersetzen, Zweifel, Auf-stand und Lust zur Unordnung und Anarchie er-wecken. Viele Werke werden heutzutage vonSchriftstellern produziert, die sich nie bemüht ha-ben, sich bis zu den höheren Sphären des Geisteszu erheben. Ihr wundert euch, woher ich das weiß?Einfach durch den inneren Zustand, den dieseWerke in uns hervorrufen. Gelingt es einemSchriftsteller nicht, die höhere Natur in uns zutagezu fördern, dann ist es ein Beweis, dass er denHimmel nie aufgesucht hat.

Wenn ihr euch die Meisterwerke eines mit demHimmel eng verbundenen Künstlers anschaut,kommt ihr selbst in Verbindung mit Wesen, dieeuch überflügeln; ihr fangt an, mit den Erlebnissenihres Schöpfers selbst vertraut zu werden; ohneeuer Zutun fühlt ihr euch fast dazu gezwungen,auch den von ihm begangenen Weg einzuschlagen.Der Künstler reißt euch mit in die Bereiche, die erselbst wahrgenommen und ausgekostet hat. Daliegt die Zweckmäßigkeit der Kunst, ihre didakti-sche Seite. Erhebt sich der Mensch zu den höheren

19Die göttlichen Quellen der Inspiriation

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Regionen, dann vermag er sich Teilchen herauszu-holen, die in ihm weiterarbeiten und derenSchwingungen so beschaffen sind, dass sie sogarWandlungen auf der ganzen Welt bewirken. Darinbesteht das Ideal eines wirklichen Künstlers, einesEingeweihten.

Eingeweihte, Mystiker und Künstler haben dasgemeinsam, dass sie sich auf die Menschheit güns-tig auswirken: die Künstler durch ihre Meister-werke, die Mystiker durch ihre spirituellen Erleb-nisse, ihre Tugenden; die Eingeweihten und diegroßen Meister durch ihre Tätigkeit, das Licht zuverbreiten. Die Meister stelle ich noch höher alsdie Vorigen, weil sie mit dem Himmel eine fast un-mittelbare Verbindung herstellen können. DieKünstler machen sich an die Arbeit, um Formenhervorzubringen, die dem idealen Schönheitsbe-griff möglichst entsprechen. Die Mystiker, dieGeistlichen arbeiten an der Veredelung des psychi-schen und moralischen Lebens, also an dem Inhalt;die Eingeweihten, die großen Meister wirken imBereich des Sinnes, also in der Welt der Ideen, derPrinzipien. Diese drei Kategorien von Menschenverbinden sich in dem gemeinsamen Wunsch, dieMenschheit unentwegt zur Vervollkommnung zubringen. Ihr unterschiedliches Verfahren entsprichtaber ihren Fähigkeiten und Veranlagungen: Dieersten haben mit den Formen zu tun, die zweitenmit dem Inhalt, die dritten mit dem Sinn. Jeder

20 Geistiges und künstlerisches Schaffen

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Kategorie (Künstler, Mystiker, Eingeweihte) wer-den unterschiedliche Möglichkeiten und Ausdrucks-weisen verliehen; jede hat ihre eigene Bestim-mung. Es geht um dieselbe Realität, dieselbeQuintessenz; in der Ausdrucksweise liegt aber dieDifferenzierung.

Diese drei Kategorien entsprechen den dreiGrundprinzipien, auf denen die menschliche Be-schaffenheit beruht: Geist, Seele und Körper – In-tellekt, Herz und Wille – Gedanke, Gefühl undHandlung. In Wirklichkeit sind diese drei Prinzi-pien notwendig, aber die Intelligenz, der Verstandrückt in den Vordergrund; dann kommt die Moral,der mystische Sinn, ein weites empfänglichesHerz; zuletzt die Handlung, das Wirken, um dieganze Welt umzuwandeln. Wer fähig ist, diese»drei Welten« der Philosophie, der Religion (dieauch die Moral mit einbezieht) und der Kunst zuumfassen, gilt als vollkommener Mensch.

Das Gebet Jesu durchzuführen, ist das ersteAnliegen eines Eingeweihten. »Dein Wille ge-schehe wie im Himmel so auf Erden«. Die gesamteesoterische Philosophie, das Gesamtprogramm desSchülers, des wirklichen Christen ist darin inbe-griffen. Damit ist nicht gemeint, man solle sich le-diglich mit dem Aussprechen der Formel zufriedenstellen und den Herrn nur darum bitten, Er mögeandere (als uns selbst) beauftragen, dieses Gebet in

21Die göttlichen Quellen der Inspiriation

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die Tat umzusetzen; nein, uns obliegt die Verwirk-lichung. Unsere Pflicht ist es, uns mit dieser Auf-gabe zu befassen, damit die Erde dem Himmelähnlich werde.

Folgendes solltet ihr wissen: Um euch in diehohen Sphären hinaufzuschwingen und imstandezu sein, die himmlischen Realitäten wahrzuneh-men und zu betrachten, müsst ihr bereit sein, alleure Zeit aufzuopfern, Liebe und Selbstüberwin-dung an den Tag zu legen. Tut ihr das nicht, dannwird es euch niemals gelingen, den Himmel inirgendeiner Form auf Erden zu verwirklichen.Denn die Dinge entstehen nicht irgendwie. Es istausgeschlossen, der Schönheit einen Ausdruck zuverleihen, ohne zuvor gelernt zu haben, wie manmit ihr in Verbindung kommt. Zahlreiche Künstlerglauben jedoch fest daran, dass sie trotz ihres sinn-losen, chaotischen Lebens hervorragende Meister-werke schaffen werden. Nein; solange sie nicht da-nach streben, Ordnung und Läuterung in ihr Lebeneinzuführen, werden sie lediglich Vogelscheuchenhervorbringen, die der von ihnen erreichten Ent-wicklungsstufe genau entsprechen.

Übrigens ist der Mensch nur, was er eben ist;die ewige göttliche Schönheit in ihrer ganzen Lau-terkeit kann er in keine Form bringen. Wenn erdiese Schönheit in sein Wesen, sein Herz, seinenIntellekt aufnimmt, prägt er sie doch, teilt ihr Ele-mente aus seiner eigenen Beschaffenheit, seinem

22 Geistiges und künstlerisches Schaffen

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eigenen Temperament mit. Das Ausmaß derSchönheit, das der Künstler erlangen und durchsein Werk ausdrücken kann, hängt also hauptsäch-lich davon ab, was er selber ist. Die Schönheitgleicht einem Lichtstrahl, dessen ganze Pracht erstdann sichtbar wird, wenn er durch ein völligdurchsichtiges Medium geht. Ist das Medium aberundurchdringlich, dann wird der Strahl abgelenktund deformiert. Deswegen ist es so wichtig für denKünstler, dass er unermüdlich an sich selbstweiterarbeitet, bevor er zu kreieren beginnt. SeineSubstanz wird dann durch und durch abgeklärt,dermaßen verfeinert, sublimiert, bis sie fähig wird,die göttliche Pracht und Herrlichkeit wie durch ei-nen Kristall widerzuspiegeln.

Übrigens heißt es in Frankreich: »Das schönsteMädchen kann nur geben, was es hat.« Wer nichtsbesitzt, hat auch nichts zu verschenken. Das giltumso mehr für den Künstler. Diese zur Kreativitäterforderlichen Elemente müssen in ihm vorhandensein. Führt jemand euch ein monströses Werk vor,dann ist das schon ein Beweis, dass er Ungeheuerin sich birgt; weiter braucht man nicht zu suchen.Man kann nichts Göttliches schaffen, wenn mannicht den Himmel in sich schalten und waltenlässt. Um mehr zu geben als man ist, muss manseine eigenen Grenzen überschreiten. Der Künst-ler sollte bis zu jenen höchsten Sphären gelangenund dort die Elemente in sich aufnehmen, die er

23Die göttlichen Quellen der Inspiriation

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weitergeben will. Selbstüberwindung, das ist dasGeheimnis der göttlichen Kunst. Sie allein befä-higt den Künstler, seinen Mitmenschen etwas Bes-seres, Erhabenes vorzuführen.

Die Menschen hoffen immer auf etwas Neues,etwas Besseres, etwas Schöneres. Im Theater, imKino, im Konzert, in den Bibliotheken, Ausstel-lungen und Museen jagen sie eben diesen Dingennach. Alle bergen – tief in sich – dieses instinktiveVerlangen nach etwas Besserem. Die Armen! Siewissen nicht, dass sie sich bis zu den höheren Re-gionen der Seele und des Geistes hinaufschwingensollten, um fähig zu sein, Inspiration zu erlangen,statt dieses »Bessere« im Konzert, im Theater, inder Music-Hall oder im Nachtlokal zu suchen.

Was versteht man unter dem Wort »Inspira-tion«? Eben eine Wesenheit, die sich eines Men-schen bemächtigt und durch ihn eine Offenba-rungsmöglichkeit sucht. Damit ihr mich besserversteht, nehmen wir das Beispiel eines Pianistenoder eines Violinisten, der in Konzerten auftritt.An bestimmten Abenden übt sein Spiel keine be-sondere Wirkung aus, niemand fühlt sich bewegt.Es strömt kein Fluidum, keine Ausstrahlung, keineKraft aus ihm, überhaupt nichts, was seine Zuhö-rer bewegen, erschüttern oder in die höheren Re-gionen emporheben könnte. An anderen Abendenhingegen wird er plötzlich von etwas durchdrun-gen. Ohne sein Zutun – dieses bestimmte »Etwas«

24 Geistiges und künstlerisches Schaffen

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in ihm weiß es aber genau – werden sein Anschlag,seine Gestik, sogar seine Haltung dem Instrumentgegenüber völlig anders. Es treten unerklärlichePhänomene ein. Jeder sagt dann: »Wie wunderbar!Wie himmlisch! Eine solche Eingebung hat er ge-habt!«

Der Esoterik zufolge ist die Inspiration nichtsanderes als ein Kontakt, eine Verbindung mit einerKraft, mit einer Intelligenz, mit einer Wesenheit,die aus höheren Sphären kommt. Sie lässt sich inuns nieder, und das, was wir zu vollziehen nichtimstande sind, führt sie aus. Ein Beispiel: EinDichter möchte schreiben, doch das Blatt Papierbleibt weiß; er selbst kommt sich leer vor, die Ein-gebung bleibt aus. Und plötzlich regt sich etwas inihm; eine Erleuchtung, eine Strömung kommt überihn, und er nimmt sie in sich auf. Er braucht sogarnicht mehr nach Worten zu suchen. Es ist, als dik-tiere ihm jemand, und er selbst staunt über denniedergelegten Text. Woher kommt das? Wer istes, der genau Bescheid weiß, wo das Material zufinden ist? Wer vermag denn die nötigen Elementezu sammeln, sie zusammenzustellen, um solcheausdrucksvollen Erscheinungsformen zu schaffen?

Auf sich selbst angewiesen, ist der Mensch nichtbesonders fähig, geniale, übermenschliche, göttli-che Leistungen zu vollbringen. Aber manchmal be-rühren und inspirieren ihn hochentwickelte Wesen-heiten. Deswegen sollte er lernen, wie er solche

25Die göttlichen Quellen der Inspiriation

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Wesenheiten heranziehen kann. Sie stehen in seinerNähe und warten. Bemerken sie einmal einen Men-schen, dem es gelungen ist, Licht, Ordnung undFrieden in sich walten zu lassen, dann überkommensie ihn mit unbeschreiblicher Freude, helfen ihmund helfen den anderen durch ihn.

Der Drang, den die kosmische Intelligenz inuns eingeprägt hat, spornt uns immer wieder zuweiterer Arbeit an, damit die Menschheit auf demWeg der Entwicklung vorankomme. Seht eucheinmal die Pflanzen und Tiere an: Nach Jahrtau-senden sind sie immer noch die Gleichen, sie ent-wickeln sich sehr langsam; die Menschen hinge-gen haben die Möglichkeit, rasch voranzukommen.Aber ohne Eingeweihte, ohne Meister, die sie füh-ren und belehren, bleiben sie dermaßen unter demEindruck der äußerlichen, sachlichen, oberfläch-lichen Seite der Existenz, dass sie ihr zum Opferfallen. Die bedeutendsten Freuden, die höchstenBefriedigungen suchen sie unentwegt um sich he-rum, in der Peripherie. Um das Ersehnte zu finden,sollten sie jedoch oben suchen – oder unten, in derTiefe –, was eigentlich dasselbe ist, aber auf unter-schiedliche Weise formuliert. Jede Gestaltung, diedie Menschen zustande gebracht haben, ist nichtsweiter als ein ferner Widerschein der göttlichenWelt.

Sogar die größten Künstler sind in ihren Aus-drucksmöglichkeiten begrenzt, und es ist ihnen

26 Geistiges und künstlerisches Schaffen

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nicht möglich, in ihren Stunden der Eingebung alldas, was sie sehen, hören oder fühlen, genau zuübertragen. Selbst Beethoven, Mozart, Leonardo daVinci, Michelangelo oder Rembrandt ist es nicht ge-lungen. Bildet euch nicht ein, die beste Möglichkeitder Entwicklung sei in den Museen vorhanden. Esist schon richtig, sie zu besuchen, es lohnt sich so-gar. Das habe ich auch getan; auf der ganzen Welthabe ich Museen und Ausstellungen besucht, Tem-pel und Kirchen besichtigt, bin ins Konzert, ins The-ater gegangen. Es ist aber sehr wenig im Vergleichzu den Besichtigungen, die ich in anderen Regionengewagt habe. In jenen Regionen habe ich einePracht und Herrlichkeit wahrgenommen und be-trachten können, die alle Meisterwerke auf der Weltbei weitem übertrifft. Da habt ihr die Erklärung, wa-rum ich mich oft ohne Achtung, ohne Bewunderungvon bestimmten »Schöpfungen« distanziere. Ich binnicht daran schuld, man hat mich andere Realitätenvon überwältigender Schönheit und Vollkommen-heit schauen lassen!

Bis jetzt habt ihr die von mir dargelegten Rat-schläge und Methoden nachprüfen können: Siesind vernünftig, glaubwürdig und gut. Das habt ihrfeststellen können. Ich bitte euch, den Rat, den icheuch noch heute gebe, zu beachten: Um zum wirk-lichen Schöpfer zu werden, solltet ihr über euchselbst hinausgehen, euch übertreffen.

27Die göttlichen Quellen der Inspiriation

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Vom selben AutorReihe Gesamtwerke

1 Das geistige Erwachen3 Die beiden Bäume im Paradies4 Das Senfkorn – Symbole

im Neuen Testament5 Die Kräfte des Lebens6 Die Harmonie7 Die Reinheit, Grundlage geistiger Kraft 9 »Im Anfang war das Wort«10 Sonnen-Yoga (Surya-Yoga)

Die Herrlichkeit von Tiphereth11 Der Schlüssel zur Lösung der

Lebensprobleme12 Die Gesetze der kosmischen Moral13 Die neue Erde 16 Alchimie und Magie der Ernährung –

Hrani-Yoga27 Die Pädagogik in der Einweihungslehre32 Die Früchte des Lebensbaums 14/15 Liebe und Sexualität (Doppelband)17/18 Erkenne Dich selbst –

Jnani Yoga (Doppelband)23/24 Eine neue Religion (Doppelband)25/26 Der Wassermann und das

Goldene Zeitalter (Doppelband)

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Vom selben AutorTaschenbuchreihe IZVOR

200 Hommage an Meister Peter Deunov201 Auf dem Weg zur Sonnenkultur202 Der Mensch erobert sein Schicksal203 Die Erziehung beginnt vor der Geburt204 Yoga der Ernährung205 Die Sexualkraft206 Eine universelle Philosophie207 Was ist ein geistiger Meister?208 Das Egregore der Taube – Innerer Friede und Weltfriede209 Weihnachten und Ostern in der Einweihungslehre210 Die Antwort auf das Böse211 Die Freiheit, Sieg des Geistes212 Das Licht, lebendiger Geist213 Die menschliche und göttliche Natur in uns214 Liebe, Zeugung und Schwangerschaft215 Die wahre Lehre Christi216 Geheimnisse aus dem Buch der Natur217 Ein neues Licht auf das Evangelium218 Die geometrischen Figuren und ihre Sprache219 Geheimnis Mensch. Seine feinst. Körper u. Zentren220 Der Tierkreis, Schlüssel zu Mensch und Kosmos221 Alchimistische Arbeit und Vollkommenheit222 Die Psyche des Menschen223 Geistiges und künstlerisches Schaffen224 Die Kraft der Gedanken225 Harmonie und Gesundheit226 Das Buch der göttlichen Magie227 Goldene Regeln für den Alltag228 Einblick in die unsichtbare Welt229 Der Weg der Stille230 Die Himmlische Stadt231 Saaten des Glücks232 Feuer und Wasser - Wunderkräfte der Schöpfung233 Eine Zukunft für die Jugend234 Die Wahrheit, Frucht der Weisheit und der Liebe235 Im Geist und in der Wahrheit - Wie finde ich zu Gott236 Weisheit aus der Kabbala237 Das kosmische Gleichgewicht - Die Zahl 2238 Der Glaube versetzt Berge239 Die Liebe ist größer als der Glaube241 Der Stein der Weisen242 Unerschöpfliche Quellen der Freude243 Das Lächeln des Weisen

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Vom selben AutorReihe Broschüren

301 Das neue Jahr302 Die Meditation303 Die Atmung304 Der Tod und das Leben im Jenseits305 Das Gebet306 Musik und Gesang im spirituellen Leben307 Das hohe Ideal309 Die Aura311 Wie Gedanken sich in der Materie

verwirklichen312 Die Reinkarnation313 Das Vaterunser315 Die Quelle des Lebens318 Die wesentliche Aufgabe der Mutter

während der Schwangerschaft319 Die Seele, Instrument des Geistes320 Menschliches und göttliches Wort321 Weihnachten und das Mysterium der

Geburt Christi322 Die spirituellen Grundlagen der Medizin323 Meditationen beim Sonnenaufgang

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Unterschied zwischen den Buchreihen:

Reihe Gesamtwerke

Diese Bücher enthalten in jedem Kapitel einenVortrag von Omraam Mikhael Aivanhov (außerBand 13).

Reihe Izvor

Jedes Kapitel enthält Auszüge aus den VorträgenOmraam Mikhael Aivanhovs. Die Texte der ReiheIzvor sind teilweise in den Büchern der ReiheGesamtwerke enthalten.

Reihe Broschüren

Themenbezogene Auszüge aus den Büchern derReihen Gesamtwerke und Izvor.

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Auslieferung der Bücher

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Chemin de la Ceramone 131808 Les Monts-de-Corsier

Tel. 021 9219218, Fax 021 9229204 E-Mail: [email protected]

Internet: www.prosveta.ch

Wenn Sie sich über die Anwendung der Lehre von Omraam Mikhael Aivanhov informieren möchten

wenden Sie sich bitte an eine der folgenden Adressen:

DeutschlandUWB e.V., Marienstr. 33, 78588 Denkingen

Internet: www.uwb-ev.de, E-Mail: [email protected]

SchweizFBU, Chemin de la Céramone, 1808 Les-Monts-de-Corsier

Telefon 021-921 93 90, Telefax 021-923 51 27

ÖsterreichUWB, Postfach 335, 5016 Salzburg