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27. Tagung in Gießen vom 9. bis 11. April 1973

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Page 1: 27. Tagung in Gießen vom 9. bis 11. April 1973

GesellschaP f u r Ernahrungsphysiologie der Haustiere

27. Tagung in GieBen vom 9. bis 11. April 1973

Vorsitz: M. KIRCHGI~SSKER

1. A. H. MORWARID und F. KHALAF - Teheran

Einflul? der Friihentwohnung auf das Wachstum der Lammer bis zur 12. Lebenswoche

In vier Gruppen mit insgesamt 40 Lammern wurde insbesondere der EinfluB der Saugezeit bzw. der Fruhntwohnung auf die Gewichtsentwidtlung bis zur 12. Le- benswoche untersucht. Die Tiere bekamen nach dern Absetzen keine Trankmilch. Das Futter der Lammer nach dem Absetzen bestand aus dem Kraftfutter (mit 10 O/o

Magermilchpulver) und gutem Luzernegrasheu. Aus den Ergebnissen konnte abge- leitet werden: 1. Das Absetzen der Lammer nach 4, 6, 8 bzw. 12 Wochen ist moglich. 2. Das Absetzen nach 4 Wochen hatte eine Depression auf das Gewicht der Tiere.

Dies war jedoch nur in den ersten Wochen nach dem Absetzen feststellbar. 3. Die Tiere, die nach vier Wochen abgesetzt waren, hatten am Ende des Versuches

niedrigere Zunahmen als die, die erst nach 6, 8 bzw. 12 Women abgesetzt wor- den sind. Dies war jedoch unter Berudtsichtigung der Streuung innerhalb der Gruppen statistisch nicht signifikant.

2. E. BOEHNCKE und J. GRoPr - Miinmen

Studien iiber die N-Bilanz von Mastkalbern im Wachstumsexperiment

AnlaBlich der 26. Tagung der Gesellschaft fur Ernahrungsphysiologie der Haustiere in Munchen wurde uber die Beziehungen zwischen dem Harnstoff -Kreatininquotien- ten im Harn und der N-Retention von Mastkalbern berichtet. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wurde eine Methode zur Abschatzung der N-Retention von Mast- kalbern entwickelt und an bisher 132 (109 mannl. und 23 weibl.) Tieren uberpruft.

Legt man eine mittlere Verdaulichkeit des Milchproteins von 92 O/o, einen Kreatinin- koeffizienten von 37 mg/kg Korpergewicht und 24 Stunden und den Harnstoff-N- Anteil am Gesamt-Harn-N von 81 O/o zugrunde, so 1aBt sicfi die N-Retention von Mastkalbern aus der Harnstoff - und Kreatininkonzentration einer Spontanharn- probe nach der folgenden Beziehung abschatzen:

Harnstoff [mg/ml] Kreatinin [mglml]

,N-Ansatz" [g/24 h] = N-Aufnahme [g/24 h] . 0,92 - - - _ _ ~ _ _ - - -

21 332 * 10-6. KG [kg] Der nach dieser Methode ermittelte N-Ansatz (g/24 h) war in der Regel eng mit

der taglichen Gewicfitszunahme korreliert und betrug im Mittel 32 g N/1000 g Gewichtszunahme. Dieser Wert steht in guter Ubereinstimmung mit den Ergebnissen

2. Tierphyniol., Tiercrnahrg. u. Futtermittelkde. 32 (1973). 1-41 @ 1973 Verlag Paul Parey. Hamburg und Berlin ASTM-Coden: ZTTFAA

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2 27. Vortragstagung

von Zucxl<lc und Mitarbeitern, die in 71 klassischen Bilanzperioden an insgesamt 14 Mastkalbern eine N-Retention von 3 1,7 g/ 1000 g Gewichtszunahme erhielten.

Abweichend von diesen Ergebnissen lie8 sich in unseren Untersuchungen bei Ver- suchsgruppen, in denen die tagliche Zunahme einiger Tiere unter dem Einflu8 eines Anabolikums auf Werte uber 2000 g angestiegen war, keine Korrelation zwischen N-Retention und Gewichtszunahme mehr auffinden. Der Grund fur die fehlende Korrelation liegt darin, d a 8 die N-Einlagerung/lOOO g Gewichtszunahme bei Zu- nahmen uber 2000 g/Tag mit 27-29 g signifikant unter die bisher ermittelten Durch- schnittswerte abgesunken war.

Es mu8 als wahrscheinlich angenommen werden, da8 der Wassergehalt des Zu- wachses dieser ,,Hochleistungstiere" erhoht war. O b die relativ verringerte N-Ein- lagerung eine Folge der Anabolika-Behandlung ist, oder ob sie vielmehr eine physio- logische Begleiterscheinung uberhohter Wachstumsraten darstellt, kann noch nicht entschieden werden. Vergleichswerte von unbehandelten Tieren mit Tageszunahmen uber 2000 g fehlen.

Als Vorteil der vorgeschlagenen Methode mag gelten, dafi sie das Futterungs- experiment mit groCen Tierzahlen kontrollierend zu begleiten vermag und es er- moglicht, die Wirkung wachstumssteigernder Substanzen auf den Proteingehalt des Gewichtszuwachses mitzuerfassen.

3. C. WEKK u n d H. P. PFIRTER - Zurich

Der Einflufl der Proteinversorgung auf den Verlauf des Wachstums bei Mastschweinen

Bei Schweinemastversuchen wird die Zuwachsleistung in der Regel an H a n d des uber die ganze Mastperiode (z. B. 25-100 kg Lebendgewicht) berechneten durchschnitt- lichen Tageszuwachses beurteilt. Den auf diese Weise erhaltenen mittleren Tages- zunahmen, die einem linear verlaufenden Gewichtsverlauf entsprechen, konnen jedodi ganz unterschiedliche Wachstunisverhaltnisse in den einzelnen Gewichtsabschnitten ZU-

grunde liegen, auch w,enn die Mittelwerte identisch sind. Deshalb vermittelt die Kenntnis des Tageszuwachses als Funktion des Lebendgewichtes bei manchen Frage- stellungen wertvolle zusatzliche Informationen. Voraussetzung dafur ist, d a 8 die Tiere im Verlaufe der Mast periodisch gewogen werden, was in den nachstehend be- schriebenen Schweinemastversuchen mit rationierter Futterzuteilung und Einzelhal- tung wochentlich der Fall war. An die Daten dieser Wagungen wurde fur jedes ein- zelne Schwein eine Wachstumskurve als Polynom 3. Grades angepa8t. Nach ent- sprechenden Umformungen wurden fur jedes Tier die Tageszunahmen in Abhangigkeit des Lebendgewichtes berechnet und daraus die Mittelwerte fur die Versuchsvariantca bestimmt.

Besonders interessante Einfliisse auf den Verlauf des Tageszuwachses lie8 in unse- ren Untersuchungen die Proteinversorgung wachsender Schweine erkennen, in denen bei durchwegs gleicher Energiezufuhr (72 StE/100 kg Futter) der Gehalt des Allein- {utters an verdaulichem Rohprotein (VP) von 13,l O/O uber 14,5 O/O auf 16,l ' O / o und 17,5 O / o angehoben wurde. Erwartungsgemafi waren die Tageszunahmen nach Mast- beginn um so hoher, je besser die Proteinversorgung der Tiere war. Der Kurvenverlauf zeigt weiter, da8 die maximalen Tageszunahmen bei um so niedrigerem Korperge- wicht erreicht wurden, je gro8er das Proteinangebot war und nachher in bemer- kenswerter Weise wieder absanken. Das Ausma8 des Abfalls stand in Beziehung zum Proteinangebot. Bei Variante 1 mit 13,l O/o V P wurde im beobachteten Gewichts- abschnitt, der sich bis auf 100 kg Lebendgewicht erstreckte, kein Maximum erreicht.

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Die a n H a n d einer Grobzerlegung errnittelte Schlachtkorperzusarnmensetzung der in jeder Versuchsvariante gehaltenen 10 Schweine ergab keine signifikanten Unterschiede im Anteil wertvoller Fleischstucke (Karree, Schulter- und Schinkenfleisch) sowie in1 Fettanteil (Rudrenspeck, Schulter- und Schinkenspedc). Die durchschnittlichen Tages- zunahmen der Varianten 2 bis 4 waren nahezu identisch (763, 773, 771 g), jene der Variante 1 fielen a b (702 g). Die beobachteten charakteristischen Veranderungen des Tageszuwachses in Abhangigkeit des Lebendgewichtes konnten auch in entsprechen- den Versuchen rnit geringerem Energieniveau (65 StE/100 kg Futter) festgestellt wer- den.

Der Verlauf des Tageszuwachses bei einer Normalration (14,2O/o VP) rnit tierischem und pflanzlichem Protein und einer durch Lysin und Methionin auf den Wert dieser Ration erganzten Gerstendiat ohne zusatzliche Proteintrager (8,O O/o VP) zeigt ein deutliches Absinken des Tageszuwahses bei hoherer Proteinversorgung nach Erreichen maximaler Zunahrnen irn Bereich von 70 kg Lebendgewicht. Bei der mit Arninosauren erganzten Gerstendiat waren die Tageszunahrnen bis zu einem Lebendgewicht von rund 75 kg geringer, iiberstiegen aber jene der Normaldiat anschlieflend. Die uber die ganze Mast berechneten durchschnittlichen Tageszunahmen und auch die Schlacht- korperbeschaffenheit lieflen zwischen den beiden Varianten keine signifikanten Unter- schiede erkennen.

Der schlechtere Tageszuwachs in der 1. Masthalfte bei den proteinarmeren Rationen und auch bei der mit Arninosauren erganzten Gerstenration diirfke auf den Mangel an essentiellen Aminosauren, wobei nicht nur Lysin und Methionin + Cystin von Be- deutung sind, oder auch auf den Mangel a n Gesamtprotein zuriickgefuhrt werden, wahrend der Ruckgang der Tageszunahmen bei proteinreicheren Rationen in der Ausrnastphase durch die Ausscheidung grofler Stickstoff mengen und damit einer zu- satzlichen Belastung des Stoff - und Energiewechsels bedingt zu sein scheint. Nahere Hinweise hierzu werden weitere Versuche rnit im Laufe der Mast abgestuften Pro- teingaben vermitteln.

4 . DORA A. ROTH-MAIER - Weihenstephan

Zum Einsatz verschiedener Maiskolbenshrotsilagen in der Shweinemast

In zwei Verdauungs- und zwei Mastversuchen wurde die Verwendung einer pfliick- gehackselten und einer pfliickgedroschenen Maiskolbenschrotsilage (Corn-cob-mix) fur die Schweinemast getestet. Die beiden Mastversuche wurden in Gruppenhaltung im Gewichtsbereich von 30-100 kg durchgefiihrt. Alle Tiere erhielten iiber die gesamte Mast taglich 300 g Eiweiflkonzentrat. Die Kontrollgruppen wurden rnit einer Grund- mischung aus Getreide und Miihlennachprodukten nach Rationsliste gefuttert, die Maiskolbenschrotsilagen wurden ad lib. angeboten.

Die pfluckgehackselte Maiskolbenschrotsilage (1 1 O/O Rohfaser in der TS) wies eine Verdaulichkeit der organischen Substanz von 78 O / o auf und enthielt 6,8 o i l , verd. Rohprotein und 807 G N in der TS. In der Mast waren die Gewichtsentwicklung und Futterverwertung der Tiere rnit pfluckgehackselter Silage ahnlich gut wie bei der Kontrollgruppe. Irn Corn-cob-mix ( 8 0 / 0 Rohfaser in der TS) war die organische Substanz zu 82 O / o verdaulich, es enthielt 8 o/o verd. Rohprotein und 847 G N in der TS. Auch mit diesem Futter wurden in der Mast ahnliche Zunahmen und eine ahn- liche Futterverwertung erzielt wie bei der Kontrollgruppe rnit Getreidefutterung.

Aus diesen Ergebnissen wurden Fiitterungsempfehlungen abgeleitet, die als Bei- futter taglich 300 g EiweiCkonzentrat mit 50-55 O / o Rohprotein vorschlagen. Zur Deckung des GN-Bedarfs miissen die Schweine bei der pfliickgehackselten Maiskolben- schrotsilage 1,O-2,5 kg TS, beim Corn-cob-mix 0,9-2,4 kg T S aufnehrnen.

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5. H. M. MULLER und W. SCHNEIDER - Hohenheim

EinfluS verschiedener Behandlungen auf die scheinbare Verdaulichkeit und den Keimbesatz eines Futtermittels

Es ist bekannt, dail durch eine Behandlung von Futtermitteln (Zerkleinern, Mahlen, Pelletieren) die scheinbare Verdaulichkeit der Rohnahrstoff e beeinflufit werden kann. Nicht geklart ist, inwieweit sich bei Mischfuttermitteln eine Iangere Behandlung mit iiberhitttem Wasserdampf (Langzeitkonditionierung) auf die scheinbare Verdaulich- keit der Rohnahrstoff e auswirkt. Weiterhin gibt es wenig Unterlagen dariiber, wie der Keimbesatz von Futtermitteln durch Pelletieren bzw. durch Dampfbehandlung verandert wird.

Zur Klarung dieser Fragen wurde gepriift, wie die scheinbare Verdaulichkeit der Rohnahrstoffe und der Keimbesatz eines Schweinemastalleinfutters durch die Lang- zeitkonditionierung (20 Minuten Wasserdampf von 200° C) und durch eine Kombi- nation dieser Behandlung mit Pelletieren verandert werden. Zum Vergleich wurde unbehandeltes, mehlformiges Futter untersucht sowie Material, das nach einer Kurz- zeitkonditionierung (5 Minuten Wasserdampf von 140° C) pelletiert wurde.

Die verschiedenen Behandlungen hatten keinen EinfluB auf den Gehalt des Schweinemastalleinfutters an Rohnahrstoffen. Bei der Auswertung der Versuche zur sheinbarmen Verdaulichkeit wurde deshalb mit den Mittelwerten gerechnet.

Fur die Bestimmung der scheinbaren Verdaulichkeit standen vier mannl'iche, kastrierte Schweine (Wurfgeschwister) zur Verfugung. Jeder Versuch dauerte 10 Tage (5 Tage Vorperiode, 5 Tage Sammelperiode). Als Indikator wurde CrnOs verwendet. Der Stickstoff wurde im Frischkot bestimmt, die anderen Analysen wurden im ge- friergetrodtneten Kot durchgefiihrt.

Alle drei Behandlungen (Langzeitkonditionierung + Pelletieren, Kurzzeitkondi- tionierung + Pelletieren) veranderten die scheinbare Verdaulichkeit der org. Sub- stanz, des Rohproteins und des Rohfettes signifikant (P < 0,05).

Es wurde durchweg eine Zunahme beobachtet; sie lag bei der org. Substanz max. bei 2,9 O / o , beim Rohprotein max. bei 4 O/O und beim Rohfett max. bei 15 O / o , bezogen auf die scheinbare Verdaulichkeit des unbehandelten, mehlformigen Futters. Bei allen drei Rohnahrstoff en waren die Diff erenzen zwischen den Behandlungen nicht signi- fikant. Die scheinbare Verdaulichkeit von Rohfaser und NFE wurde durch keine der Behandlungen signifikant verandert.

Der Gehalt des Schweinemastalleinfutters an aeroben Bakterien, anaeroben bzw. fakultativ anaeroben Bakterien, coliformen Bakterien und Pilzen wurde durch alle

Tabelle I

Keimgehalt eines Schweinemastalleinfutters in Abhingigkeit von der Behandlung in Ola

A : Unbehandelt, nicht pelleticrt; B: dampfbehandelt (langzeitkonditioniert), nicht pelle- tiert; C : dampfbehandelr (kurzzeitkonditioniert), pelletiert; D: dampfbehandelt (langzeit- konditioniert), pelletiert.

~ ~ ~

A B C D ~ ~~~ ~

Aerobe Bakterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 24,2 37,7 13,3 Anaerobe + fakultativ anacrobe Bakterien . . 100 4,1 6,6 5 2 Coliforme Bakterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 3,9 2,7 0,7 Pilze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 1,5 3,1 0,3

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drei Behandlungen stark und hochsignifikant (P < 0,Ol) herabgesetzt. Auch zwischen den Behandlungen traten hochsignifikante bzw. signifikante Unterschiede auf, sie waren allerdings nur gering (Tab. 1).

Die Langzeitkonditionierung und ihre Kombination mit dem Pelletieren brachten also keine wesentlichen Vorteile gegenuber der Kurzzeitkonditionierung in Kombina- tion mit Pelletieren.

Vorsitz: A. MEHNER - Celle

6. S . HARNISCH - Celle

Energie- und Stickstoff umsatz nach Verfutterung von Geflugel-Trockenkot an Legehennen

Unter den Aspekten der Massentierhaltung hat die Aufbereitung von Geflugelexkre- menten durch Trocknung an Bedeutung gewonnen. Die Verwendung solcher Trocken- produkte - urspriinglich als Diingemittel gedacht - zu Fiitterungszwecken ist ver- schiedentlich geprufl worden.

In Zulageversuchen sollte geklart werden, welcher Energie- und Proteinwert bei Repassage zu erwarten ist; hierbei wurden bis zu 200/0 Trockenkot verabreicht. - Die umsetzbare Energie von Trodcenkot lag in diesen Versuchen so niedrig (1,18 ? 0,14 Mcal/kg), dafl eine Verwendung nennenswerter Mengen in Rationen kaum moglich erscheint. Fur die Stickstoff -Fraktion ergab sich trotz des hohen Nichtprotein- N-Anteils eine deutliche Retention im Tierkorper.

7. E. NIESS - Bonn

Untersuchungen zur Beeinflussung der Fettverdaulichkeit durch rohes Sojabohnenmehl beim Kuken

Ungetoastetes Sojabohnenmehl beeintrachtigt bei Aufnahme durch junge Kuken die Fettverdaulichkeit. Es wird vermutet, dafl die Gallensauren mit den auf Grund der Trypsininhibitorwirkung nur unvollstandig abgebauten Proteinen unresorbierbare Komplexverbindungen eingehen und dadurch verstarkt mit dem Kot ausgeschieden werden.

Dieser Effekt ware dann identisch mit der Wirkung von Cholestyrarnin, eineni nihtresorbierbaren Ionenaustauscherharz, das Gallensauren fest bindet und so deren Ruckresorption verhindert. Gleichzeitig werden hierdurch Plasma- und Leberchole- steringehalt gesenkt. Falls der Wirkungsmechanismus von Cholestyramin und rohem Sojaschrot hinsichtlich der Galknsaurenausscheidung gleich ist, so miidten im Tier- korper auch gleichgerichtete Reaktionen festzustellen sein.

Um diese Hypothese zu prufen, wurde an 1, 2 und 6 Wochen alten Kuken ge- toastetes und rohes Sojaschrot gefijttert sowie getoastetes Schrot mit Zusatz v m 4 O / t i

Cholestyramin. Jeweils nach 1-, 2-, 3- und 4tagiger Futterung der Rationen wurden Kuken nach lostundiger Nuchterung getotet, das Gallenblasengewicht, der Choleste- ringehalt im Serum und in der Leber sowie die Fettverdaulichkeit wurden ermittelt. Die Ergebnisse lieden folgende Zusammenhange erkennen:

Nuchterne Kuken, die 1 bis 4 Tage lang rohes Sojabohnenmehl erhielten, haben geringer gefullte Gallenblasen als mit getoastetem Sojamehl gefutterte Kuken; diese Reaktion ist bei 1 und 6 Wochen alten Tieren weniger stark ausgepragt als bei 2 Wochen alten Kiiken; gleichzeitig ist die Fettverdaulichkeit durch rohes Sojaschrot in

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allen gepruflen Altersstufen erheblich reduziert. Der Cholesteringehalt des Serums wird durch rohes Sojaschrot bei 1 Woche alten Kuken stark, bei 2 Wochen alten Ku- ken weniger stark erhoht, bei 6 Wochen alten Kuken ist er unverandert.

Dagegen ist bei ,,Cholestyramin" die Gallenblasengrofle kaum verandert und der Cholesteringehalt des Blutes in allen Altersgruppen signifikant erniedrigt. Die Fett- verdaulichkeit ist nur bei 1 Woche alten Tieren deutlich reduziert, bei 2 Wochen und 6 Wochen alten Tieren ist sie nur in der Tendenz abfallend. Die zu Beginn gestellte Frage kann somit vorerst wie folgt beantwortet werden:

Cholestyramin wirkt durch Bindung der Gallensauren und Verhinderung der Ruckresorption. Dadurch kommt es zu einem Mange1 an Gallensauren im intestina- len Lumen und je nach Ausmafl des Mangels zu einer verminderten Fettverdauung.

Die Leber wird vermutlich zu einer verstarkten Gallensaurebildung veranlaflt. Dadurch wird die Bereitstellung an Gallenflussigkeit aufrechterhalten und die Gallen- blasengrofle ist fast unverandert. Rohes Sojabohnenmehl dagegen rufl eine deutliche Reaktion der Gallenblase hervor. Wie in fruheren Versuchen gezeigt, verursacht rohes Sojabohnenmehl bereits 30 Minuten nach der Aufnahme durch das Kuken einc verstarkte Abgabe von Gallenflussigkeit aus der Gallenblase. Daher stehen nur zu Anfang des Verdauungsvorganges genugend Gallensauren zur Verfugung, im Ablauf des Verdauungsprozesses konnen die erforderlichen Mengen an Gallensauren nicht nachgeliefert werden und dadurch wird die Fettresorption reduziert. Das betriflt besonders sehr junge Kuken, deren Cholesterinsynthesekapazitat auf Grund der hohen Cholesterinaufnahme aus dem Eidotter noch gering ist.

8. H. BECK, H. ERBERSDOBLER und J. GROW - Miinchen

Erdolhefe 1 als Referenzprotein

In Fortfuhrung friiherer Experimente sollte der Futterwert von Erdolhefe weiter ge- pruft werden. Dazu wurden isokalorische, halbsynthetische Rationen fur Broiler- und Wachtelkuken verwendet, in denen Erdolhefe (methionin- und argininerganzt) als alleinige Proteinquelle diente. Als vergleichbare Rationskomponenten wurden Soja (Sojaschrot: isol. Sojaprotein, methionin- und glycinerganzt, = 2 : 1) und Fischmehl auf proteinaquivalenter Basis eingesetzt.

In einem ersten Versuch an insgesamt 1680 Huhnerkuken (B 975) wurden die auf Gasol- bzw. n-Paraffinbasis gezuchteten Alkanhefen Lavera (L) und Toprina (T) sowie Soja und Fischmehl mit 20, 30 bzw. 400/0 (entsprechend ca. 12, 18 und 24"/u Rationsprotein) eingemischt. Nach 4 Wochen wurde in den drei Sojagruppen ein mitt- leres Korpergewicht (g Futter/g Zunahme) von 322 (2,31), 593 (1,63) bzw. 700 g (1,34) gemessen. Die korrespondierenden Werte der Hefegruppen L und T lagen mit durchschnittlich 192 (3,19), 301 (2,33) bzw. 284 g (2,36) hochsignifikant niedriger. Die Korrelation zwischen Wachstumsrate und Proteinangebot war hier weit weniger deutlich ausgepragt als in den Kontrollgruppen.

In den anschlieflenden Versuchen sollten die Ursachen dieser Wachstumsdepression aufgefunden und nach Moglichkeit auch ausgeglichen werden.

Die Zulage von 0,3 ppm Selen bzw. 75 ppm Vitamin E zu 20 O / n Heferationen (Basalzusatz: 25 ppm Vitamin E) erbrachte eine Verbesserung der 19-Tage-Gewichts- entwicklung von Huhnerkuken um 9 O / n .

In einer Versuchsserie an Jap. Wachtelkiiken mit Zusatz einer Mischung der essen- tiellen Aminosauren wurde Methionin als erste und Arginin als zweite limitierende

' Alkanhefc der BP in Hamburg .

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Aminosaure im Hefeprotein bestimmt. Dabei erwies sich ein Argininzusatz von max. 3 O/o zum Hefeprotein als bedarfsdedcend. Dmie rechnerisch (Analysenwerte des Hefe- proteins: 1,6 O/o Methionin + 1,0 O / o Cystin; angenommener Bedarf: 3,8 O / o Schwefel- aminosauren) ausreichende Methioninerganzung des Hefeproteins von 1,2 O/o, bei gleichzeitigem Argininzusatz, genugte dagegen nicht, um eine maximale Wachstums- rate zu erreichen. In Versuchen, in denen 1,2; 1,8 und 2,4 o / o dl-Methionin voni Hefeprotein zugesetzt wurden, konnte in der 1,8 O/o-Methioningruppe beste Ge- wichtsentwicklung beobachtet werden.

Auch bei Huhnerkuken wurde nach 4 Versuchswochen (RP-Gehalt der Basalration: ca. 12 O / o ) in der 1,8 O/o-Methioningruppe rnit 223 g ein um 13 O / o hoheres Korper- gewicht erhalten als in der 1,2 O/o-Methioningruppe mit 198 g.

Es wird geschlossen, dafl die Verfugbarkeit der Schwefelaminosauren im Hefe- protein geringer zu veranschlagen ist als die der anderen essentiellen Aminosauren, was in der Tendenz auch durch Bestimmungen der Aminosaurenverdaulichkeit von anderen Hefeproteinen bestatigt wurde.

Auch nach vollstandigem Ausgleich der hier aufgefundenen Faktoren, welche den Futterwert von Erdolhefe limitieren, bestand bei Huhnerkuken ein deutlicher Vor- teil zugunsten der Futterkomponente Soja, nicht dagegen bei Wachtelkuken.

9. K. KONIG, H. ERBERSDOBLER und J. GROW - Munchen

Entwicklung einer vollsynthetischen Ration fur Kuken

Bereits 1912 gelang es ABDERHALI)EN, mit einer Aminosaurenmischung (aus einenl Proteinhydrolysat) einen H u n d iiber 8 Tage im Stoffwechselgleichgewicht zu halten. Seitdem wurde eine Vielzahl vollsynthetischer Rationen entwickelt und rnit wechseln- dem Erfolg eingesetzt. So erreichte HEGSTED 1944 rnit einer solchen Kostform bei Kuken tagliche Zuwachsraten von 2,7-3,s g und damit etwa 35 O / o der Gewichts- entwicklung der mit Casein gefutterten Kontrolltiere. FOX et al. verabreichten 1958 uber 28 Tage kristalline Aminosauren an Kuken, muflten aber in der 3. und 4. Ver- suchswoche erhebliche Gewichtseinbuflen der Tiere hinnehmen. DI<.\s und SCC I..I ' , dic iiber eine relativ kurze Zeitspanne (8.--14. Lebenstag) eine vollsynthetische Kostforin an Kuken verfutterten, konnten 1965 als erste gleiches Wachstum im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (isoliertes Sojaprotein) messen. Die Zusamrnensetzung dieser Aminosauren-Mischung stellt deshalb auch die Basis fur die meisten Arbeiten jiingc- ren Datums dar.

Trotz Leistungsgleichheit (mit einer Aminosauren-Mischung) gegenuber Nahrungs- protein (Casein oder Sojaprotein) konnten die absoluten Wachstumsraten bisher nicht uberzeugen. Bei der Entwicklung einer eigenen vollsynthetischen Diat wurde deshalb rnit der systematisdzen Suche nach optimal geeigneten Rationskomponenten begonnen.

Dabei zeigte sich, da8 unter den geprufien Kohlenhydraten (Maisstarke, Maltose. Saccharose, Glucose) sowohl auf der Basis von Sojaprotein als auch in einer Amino- saurenration mit Saccharose die besten Zuwachsraten gemessen werden konnten.

Der Fettanteil einer vollsynthetischen Ration rnit 19 O / o R P sollte sich twischen 10 und 15 O / o bewegen.

In mehreren Versuchen wurden verschiedene Mischungen kristalliner Aminosauren untersucht, die anfanglich auf der von DEZN und Scan angegebenen Rezeptur be- ruhten. Von uns vorgenommene Anderungen beschrankten sich im wesentlicfien auf die Konzentration der Aminosauren Arginin, Histidin, Phenylalanin, Tryptophan, Threonin und auf das Leucin/Isoleucin-Verhaltnis. In den Untersuchungen wurdeii mit der in Tabelle 1 wiedergegebenen Aminosaurenzusammensetzung die gunstigsten

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Ergebnisse (2-Wochen-Versuch) erhalten. Deshalb wurde dieser Rationstyp auch fur einen 4-Wohn-Vergleich rnit DL-Methionin + Glycin-erganztem Sojaprotein her- angezogen.

Tabelle 1

AminosZurengehalt C/o) der Mischung

I L-Arginin . HCI . . . . . . . . . . . . . . 1,45 L-Threonin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,79 L-Histidin . HCI . H,O . . . . . . . . 0,58 L-Leucin ..................... 1,48 L-Lysin . HCI . . . . . . . . . . . . . . . . 1,45 L-Isoleucin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,88

DL-Methionin . . . . . . . . . . . . . . . . 0,64 L-Glutarninsaure . . . . . . . . . . . . . . 12,lO

L-Tyrosin .................... 0,74 L-Valin ...................... 0,89 L-Phenylalanin . . . . . . . . . . . . . . . 0,88 Glycin ....................... 1,67

L-Cystin ..................... 0,42 L - P r o h ..................... 1,07 L-Tryptophan . . . . . . . . . . . . . . . . 0,28

1

Dabei erhielten zwei Gruppen zu je 5 x 2 Hahnenkuken (B 975) vom ersten Le- benstag beide Rationen zum Verzehr. Nach 14 Tagen wurden in der Aminosauren- gruppe rnit 248 g Korpergewicht und einer Futterverwertung von 1,24 absolut gute Ergebnisse erzielt. Das Korpergewicht der Sojaprotein-Kuken lag mit 24 1 g gering- fugig unter dem genannten Wert. In der Futterverwertung waren zu diesem Zeit- punkt mit 1,24 : 1,28 g Futter/g Zunahme gleichgerichtete Unterschiede zu verzeich- nen. In der Folge verlief die Wachstumskurve beider Gruppen etwas flacher. Dies muR auf die fur Kuken in der 3. - 4. Lebenswoche zu kleinen Laborkafig-Einheiten zu- ruckgefuhrt werden.

Deshalb wurden in der Kontrollgruppe nach 4 Versuchswochen nur 582 g Korper- gewicht erreicht. Die Versuchsgruppe lag rnit 617 g um 6 O/o iiber diesem Wert. Die Unterschiede in der Endfutterverwertung zwischen 1,45 der Aminosaurengruppe und 1,67 g Futter/g Zunahme der Kontrollgruppe waren mit P < 0,025 signifikant.

Bereits die Aufnahme von 2 DL-Aminosauren Try und Phe mit entsprechend erhohter Konzentration in die Mischung hatte eine merkliche Wachstumsdepression zur Folge. Funf DL-Formen in der Mischung (Try, Phe, Thre, Ileu und Val) fuhrten schliefllich zu einer hochsignifikanten Wachstumsdepression. Das 2-Wochen-Gewicht lag in dieser Gruppe um 29 O/o unter der L-Aminosauren-Gruppe. Die Futterverwer- tung war von 1,24 auf 1,54 abgesunken.

Aminosauren-Diaten enthalten in der Regel Natriumbikarbonat und ein ,,anti acid" (A1 [OH]. + Mg-trisilikat) zur Pufferung. Der Verzicht auf diese beiden Komponenten fiihrt zu Wachstumsdepressionen. Es genugt aber, solchen Rations- typen 1 O/o NaHCOs zuzusetzen.

10. CH. HESSE, I<. PIETRZIK und D. HOTZEL - Bonn

Spezifische Bestimmung von Corticosteron im Plasma von Ratten

Corticosteron laat sich fliissigchromatographisch von den anderen Steroidhormonen abtrennen und quantitativ bestimmen. Vor der Extraktion wird den Proben Predni- solon als innerer Standard zugesetzt. Es wurde in einer Saule von 30 cm Lange ge- trennt, die mit Spherosil XOA 400 der KorngroRe 4 - 8 ~ gefullt war. Als mobile Phase diente der unpolare Anteil einer Mischung auf 1872 ml Dichlormethan, 94 ml Xthanol und 34 ml Wasser. Eine Messung ist nach etwa 10 Minuten beendet. Zur Detektion wurde ein Photometerdetektor bei 240 nm betrieben. An der Erfassungs-

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27. Vortragstagung 9

grenze konnen no& etwa 30 ng Corticosteron, das sind etwa 0,l nMol, nachgewiesen werden. Es lief3 sich zeigen, daB die maximale Syntheserate der Nebennierenrinde nach

zweimaliger Gabe von ACTH im Abstand von zwei bis drei Stunden und Proben- nahme 15 Min. nach der zweiten Injektion gemessen werden kann. Ober Bestimmun- gen von Corticosteron bei Pantothensauremangelratten wird an anderer Stelle be- richtet.

11. J. GROPP, U. LOSCH und J. TIEWS t - M u d e n

Ringuntersuchungen zum Allgemeinen Hemmstofftest mit definiertem Tiermaterial

Von den Instituten fur Ernahrungsphysiologie und Tierphysiologie der Veterinarme- dizinischen Fakultat der Universitat Munchen wurden im Juni 1972 Ringuntersuchun- gen uber die Aussagefahigkeit und Reproduzierbarkeit des Allgemeinen Hemmstoff - testes (mit Bac. subtilis BGA) eingeleitet. Dies erschien notwendig, weil die Mehrzahl der bis dahin publizierten Untersuchungen sich auf Schlachthofmaterial erstredrte, dessen Herkunfl und Vorbehandlung dem jeweiligen Untersucher unbekannt bleiben muate.

Deshalb wurden insgesamt 40 Rinder, 102 Mastkalber sowie 60 Schweine unter definierten Bedingungen gehalten und gefuttert. Von jedem Tier wurden bei der Schlachtung je 1 Leber-, Nieren-, Zwerchfell- und Muskulaturprobe entnommen. Diese Gewebsproben wurden dann entsprechend der Zahl der Untersucher unterteilt, so daf3 sofort nach der Schlachtung an jeden Untersucher ein kompletter Probensatz zum Versand gebracht werden konnte. Die verschiedenen Probensatze enthielten ein identisches Material.

An der Untersuchung haben teilgenommen: Institut fur Veterinarmedizin des BGA Berlin, BFA Kulmbach, LUFA Kiel, Institut fur Hygiene und Technologie des Flei- sches Hannover, Lehrstuhle fur Hygiene und Technologie der Lebensmittel tierischen Ursprungs sowie der Milch Munchen, TGD Bayern Grub, Staatl. Veterinar-Unter- suchungsamt Krefeld, Bayer. Landesanstalt fur Tierseuchenbekampfung OberschleiB- heim, Schlachthof Munchen, Institut fur Tierphysiologie Munchen.

In 2 Versuchsdurchgangen wurden 40 Rinder antibiotikafrei gefuttert. Eine vor- genommene therapeutische Behandlung 48 Stunden vor der Schlachtung war aus den Testergebnissen (positive Befunde) nur dann zu erkennen, wenn Antibiotika der Tetracyclin-Gruppe verwendet worden waren. Chloramphenicol sowie ein Sul- fonamid (2-Sulfanil-amido-5,methoxypyrimidin) wurden als Ruckstand nicht er- kannt.

In einem ersten Kalberversuch an 47 Tieren wurde vorwiegend geprufl, ob futter- mittelrechtlich zugelassene nutritive Dosen von CTC, OTC oder ZBA einen Einfluf3 auf das Untersuchungsergebnis ausuben. 86 O/o der Leber- und 77 O/O aller Nieren- proben der mit 120 ppm CTC gefutterten Kalber wurden beanstandet, dagegen nur 32 bzw. 18 O/o der korrespondierenden Proben einer 120-ppm-OTC-Gruppe. Diese Diff erenz wird auf die unterschiedliche Sensibilitat des Testkeimes gegenuber den verwendeten Antibiotika zurudrgefuhrt. In der ZBA-Gruppe lag die mittlere Bean- standungsquote auf Kontrollgruppenniveau.

In einem 3. Kalberversuch an 8 Tieren konnte gezeigt werden, daf3 auch die ge- ringste futtermittelrechtlich zugelassene CTC-Dosis (60 ppm) im Milchaustauschfutter no& zu Beanstandungen fuhrt (83 O/o aller Muskelproben).

In einem Schweineversuch an insgesamt 60 Tieren konnte ebnfalls bestatigt wer- den, dai3 die nutritive CTC-Dosis (24 mg/kg Schweinemastalleinfutter) zu einer ge-

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10 27. Vortragstugung

genuber der Kontrollgruppe erhohten Beanstandungsrate fiihrt. Die in prophvlak- tischer Dosierung (250 ppm) iiber das Futter verabreichten Antibiotika Chloram- phenicol und Tylosin hatten dagegen keinen Einflug auf das Untersuchungsergebnis.

In allen Versuchsdurchgangen traten - allerdings vorwiegend auf Organproben konzentriert - unspezifische Hemmungen (= falschpositive Reaktionen) auf.

Aus 8061 Einzelergebnissen wird gefolgert, dat3 das Testverfahren in der bisher gultigen Arbeitsvorschrift nur mangelhaft reproduzierbare Ergebnisse liefern kann. Dies wird unterstrichen durch die grot3e Spannweite (0-100 O i o ) , welche Mittelwerte in der Grogenordnung von 31-79 o/o begleiten kann.

Auf Grund der Empfindlichkeit des Testkeimes gegen die Tetracyclin-Antibiotiks ergaben sich in der Vergangenheit hohe Beanstandungsquoten bei Proben von Mast- kalbern, die in der Regel zu Unrecht einem Grauen Arzneimittelmarkt zur Last gelegt wurden, tatsachlich aber auf rechtlich einwandfreie nutritive Antibiotika zuruck- zufiihren sein diirflen.

Das Testverfahren in seiner bisherigen Form ist als unpraktikabel abzulehnen. Eine Neufassung der Untersuchungsmethodik im Sinne einer besseren Standardi-

sierung des Hemrnstoff testes, die vom Bundesgesundheitsanit Berlin bereits eingeleitet ist, wird fur dringend notwendig erachtet.

Aber auch dieses Verfahren sollte vorab einer wissenschaftlichen Priifung auf brei- ter Basis zugefuhrt werden, bevor es Bestandteil gesetzlicher Regelungen wird.

Vorsitz: W. WOHLBIER - Hohenheim

12. J. T. HANSSEN - Vollebekk

Kalziurn und Phosphor fur Jungsauen und Jungeber im Wachstumsabschnitt 20-100 kg Lebendgewicht

Um den Bedarf a n C a und P bei starker und begrenzter Aufzucht fur Eber und Sauen zu untersuchen, haben wir in unserem Institut Wachstumsversuche iiber ver- schiedene Wachstumsintensitat und Hohe der Mineralversorgung durchgefuhrt. Auger der Messung der taglichen Zunahme, Futterverbrauch und Schlachtkorperuntersuchun- gen, hat man das Bewegungsvermogen registriert. Pathologisch-anatomische Verande- rungen a n den Knochen und Gelenken wurden ebenfalls untersucht, urn evtl. eine Verbindung zwischen diesen Veranderungen und den ganz gewohnlichen Bewegungs- storungen zu finden. Eine solche Verbindung haben wir nicht gefunden.

13. B. J U H A S Z , B. S Z ~ G C D I und M. K ~ R ~ S Z T E S - Budapest

Untersuchungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes bei Schafen

Die Untersuchung des Wasser- und Elektrolythaushaltes / K ' , N a ' , H ' , C1- / haben wir an ungarischen Kammwollmerino-Schafen durchgefuhrt. Wir haben festgestellt, dag die Versuchsschafe riiglich vom N a 1 2,s o/o, vom K - 14,6 o/o und vorn CI- 0,7 O/o

im Organismus zuriickgehalten haben. Die mit Jarett- und Speichelfisteln sowie mit Harnblasenkathetern versehenen

Schafe belasteten wir mit einer grofieren Menge von Wasser und NaCI, danach be- stimmten wir in einstundigen Zeitabstanden das Volumen des produzierten Speichels und Harns, deren K c-, N a + - und C1--Konzentration und ausgeschiedene Menge. Wir stellten die identischen Komponenten sowie den pH-Wert des Blutes beziehungs-

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27. Vortragstagung 11

weise dessen auf das Gleichgewicht zwischen Siuren und Basen beziigliche Parameter fest.

In Isotopenuntersuchungen stellten wir mit Na"-Dosierung bei ahnlicher Bela- stung die Veranderung des extrazellularen Wasserraumes und rnit K42 den K-Umsatz der Blutzellen fest.

Die K+-Konzentration steigt an, die Osmolaritat des Organismus verringert sich, der extrazellulare Wasserraum wachst. Die Speichelproduktion verandert sich nicht wesentlich. Mit der hyposmotischen Hypervolemie nimmt die Harnausscheidung zu, der H a r n ist hyposmotisch.

Bei gerneinsamer Belastung von NaCl und Wasser wachst die N a + - und CI--Kon- zentration des Blutes, das Volurnen des extrazellularen Wasserraumes nimmt zu, seine K+-Konzentration verringert sich, es bildet sich eine isoosmotische/hyperosmotische/ Hypervolemie heraus. Die Speichelproduktion verringert sich voriibergehend, die Harnproduktion nimmt zu, zusammen mit der gesteigerten NaC1-Ausscheidung.

Bei NaCf-Belastung wachst der Gehalt des Blutes an N a ' und Cl-, die Konzen- tration des K + verringert sich, in der ersten Stunde vermindert sich der extrazellu- Iare Wasserraum, normalisiert sich dann, es bildet sich die hyperosmocische Hypovo- lernie heraus. Die Speichelausscheidung nimmt voriibergehend zu, normalisiert sich dann, wenig hyperosmotischer H a r n wird ausgeschieden.

In der H-Ionen-Konzentration des Blutes kommt es zu keiner wesentlichen Ver- anderung.

Wir haben Daten beziiglich des extra- und intrazellularen Austausches von K +

und N a + - bei verschiedenen Belastungen - erbracht. Wir haben iiber die bei der Veranderung der osmotischen und auf das Volumen

bezuglichen Verhaltnisse des extrazellularen Raumes sich herausbildenden Mechanis- men berichtet.

Wir haben schliealich auf jene Fragen hingewiesen, in deren Zusammenhang wir dem untersuchten Elektrolyt- und Fliissigkeitshaushalt Bedeutung zumessen.

14. GY. T ~ L G Y E S I und J. MARKUS - Budapest

Die Elektrolytausscheidung der Kuhe in Abhangigkeit von der taglichen Zufuhr

Nach der Analyse der Exkremente der Kiihe auf 12 Elemente ist die Harnprobe fur die Beurteilung des Versorgungsgrads am besten geeignet. Auch die Untersuchung von Kotproben hat mehr Aussagekrafl als die Analyse der Milch. Im allgemeinen spiegelt die Elektrolytkonzentration des Harns und Kots die Zusammensetzung der Rationen in solchem Mafle wieder, wie es das Blut niemals vermag.

15. F. J. SCHWARZ - Weihenstephan

Durchtritt und Aufnahme von Kupfer a m isolierten Rattendarm

Studien uber den EinfluB verschiedener organischer Komplexliganden auf den intesti- nalen Cu-Durchtritt und die Cu-Aufnahme der Darmwand wurden mit der Methode der umgestiilpten Darmsackchen in vitro durchgefuhrt. Die stabilen Cu-Aminosaure- komplexe wurden der Mucosalosung in einer Konzentration von 10-4 Mol/l zugesetzt. Nach einer Inkubation von 60 Minuten wurde der Cu-Gehalt der Serosalosung und der Darmwand bestimmt. I m Vergleich dazu wurden relative Absorptionsraten ge- setzt, die in vivo nach Zulage der Cu-Verbindungen zu einer Caseindiat mit dem Leber-Speichertest an Ratten erzielt wurden. Insgesamt wurden die Cu-Aminosaure-

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12 27. Vortragstagung

komplexe von Cu-(L-Ala)z, Cu-(L-Leu)z, Cu-(Gly)z und einige Cu-Peptidkomplexe dieser Aminosauren sowie Cu-(L-Thr)z und Cu-(L-Val)l uberpruft. Es konnte gezeigt werden, dai3 sich auf Grund des spezifischen Einflusses verschiedener Liganden sowie des Polymerisationsgrades der Aminosauren ahnliche relative Unterschiede in den Absorptionsraten in vitro und in vivo ergaben.

16. E. GRASSMANN - Weihenstephan

Zur Interaktion von Kupfer und Eisen im tierischen Stoffwechsel

Fur den vorliegenden Bericht interessierten besonders Wechselwirkungen zwischen Kupfer und Eisen bei der Verfugbarkeit dieser Spurenelemente im Stoffwechsel. Als Ma13 fur die Cu-Verfugbarkeit dienten die Coeruloplasmin-Aktivitaten, als Kriterien der Fe-Verfugbarkeit die Hamoglobinwerte und die Katalase-Aktivitaten des Blutes.

Die hohe Speicherung von Eisen im Cu-Mange1 wurde nach Os.\tii und Mitarbeiter in neuerer Zeit mit einer behinderten Mobilisierung des Eisens auf Grund zu geringer Coeruloplasmingehalte erklart. D a die Coeruloplasmin-Aktivitat auch bei suboptima- ler Cu-Versorgung sehr schnell abfallt, wurde untersucht, ob in diesem Bericht bereits ein Einflul3 auf die Fe-Verwertung zu erkennen ist. Depletionsversuche mit Ratten zeigten, dafl Eisen in der Leber sehr schnell akkumuliert wird. Nach 33 Tagen sind die Hamoglobingehalte, nach 47 Tagen auch die Katalase-Aktivitaten des Blutes niedriger als bei Cu-versorgten Kontrolltieren.

Zur Priifung der Reversibilitat des Einflusses der mangelnden Cu-Versorgung wurde nach 33 Tagen Kupfer zugelegt. Durch eine einmalige Zulage von 300pg pro Tier zeigen die Leber-Fe-Gehalte nach 24 Stunden bereits etwas verringerte Mittel- werte, die Katalase-Aktivitaten sind deutlich erhoht, bei den Hamoglobinwerten laBt sich innerhalb der Versuchsdauer noch kein Einflufl erkennen. Eine Zulage in Hohe von 3,2pg/g Diat uber 14 Tage werden samtliche Versuchskriterien an die Werte der Kontrollgruppen angeglichen. Lediglich die Fe-Konzentrationen in der Leber lassen e r k n n e n , dai3 innerhalb der Zulagezeit die Fe-Akkumulation no& nicht vollstandig abgebaut wird. Zur Klarung der Frage, inwieweit Kupfer als Coeruloplasmin oder in ionischer Form wirksam ist, wurde geringfiigig an Kupfer depletierten Ratten gleiche Mengen Kupfer als Sulfat bzw. Schweine-Coeruloplasmin intravenos injiziert. 6 Stun- den nach der Injektion waren die Coeruloplasmin-Aktivitaten in der Cu-Mangel- gruppe durch die Coeruloplasmin-Injektion deutlich erhoht. Die Cu- und Fe-Gehalte der Leber sowie die Hamoglobinwerte und Katalase-Aktivitaten waren unverandert. Wahrend jedoch keine der Injektionen die Fe-Konzentration im Plasma der mit Kupfer versorgten Vergleichstiere beeinfluke, wurde sie bei den Cu-depletierten Rat- ten innerhalb der Versuchszeit durch die Cu-Injektion geringfugig erhoht, durch die Coeruloplasmin-Injektion auf das Niveau der Vergleichstiere angehoben. Dies deutet an, da13 Coeruloplasmin die Mobilisierung des in der Leber gespeicherten Eisens kata- lysiert. Gleichzeitig deutet sich eine Beziehung zur Oxidaseaktivitat an, da es diese Funktion auch im artfremden Organismus erfullt.

Als Folge einer Eisendepletion wurden nach 22 Tagen erhohte Cu-Konzentrationen der Leber und verringerte Coeruloplasmin-Aktivitaten nachgewiesen. Dieser Eff ekt blieb aus, wenn die Tiere nach lotagiger Depletion eine Fe-Zulage erhielten. In be- stimmten Grenzen scheint die erhohte Cu-Speicherung in der Leber zu Lasten einer verringerten Coeruloplasminsynthese zu gehen. Der Vergleich der einfachen Cu- Depletion bzw. Fe-Depletion mit Tieren, die mangelnd an Eisen und Kupfer versorgt waren, brachte keine eindeutigen Hinweise auf zusatzliche Effekte.

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27. Vortragstagung 13

17. P. ROTH - Weihenstephan

Aktivitatsanderungen von Zink-Metalloenzymen nach unterschiedlichen Diitzinkgehalten

Nach einer Depletionsdauer von 14 Tagen wurde der Einflufl unterschiedlicher Zink- zulagen auf die Aktivitat gewisser zinkabhangiger Enzyme untersucht. Die Zinkge- halte der verwendeten halbsynthetischen Caseindiaten betrugen 96, 12, 4,5 und

Die Aktivitaten der alkalischen Phosphatase im Serum und im Femora sowie der Carboxypeptidase A im Pankreas waren nach 14tagiger Depletion (1,2 pprn Zn) im Vergleich zu Kontroll- und ,,pair-fed"-Tieren (jeweils 96 pprn Zn) stark erniedrigt.

Die Lactat-Dehydrogenase der Leber war zwar gegenuber ad libitum gefutterteii Kontrolltieren erniedrigt, zeigte aber keine Unterschiede zu den ,,pair-fed"-Tieren.

Ein Diatzinkgehalt von 4,5 ppm erhohte die Aktivitat der alkalischen Phospha- tase im Femurknochen und der Carboxypeptidase A im Pankreas nicht, sowie die alkalische Phosphatase im Serum nur unwesentlich. 12 pprn Zink erbrachten eine den beiden Kontrollgruppen entsprechende Aktivitat der Serum-alkalischen Phosphatase und der Pankreas-Carboxypeptidase A innerhalb drei und der Knochen-alkalischen Phosphatase innerhalb acht Repletionstagen.

1,2 ppm.

18. H . J. LANTZSCH - Hohenheim

EinfluR von parenteral verabreichtem Xthylendiamintetraacetat auf den Zinkstoffwechsel

In zwei Versuchen mit insgesamt 36 wachsenden mannlichen Wistar-Ratten wurde der Einflufl intraperitonealer Injektionen von 25, 50 oder 100 mg Ca . Na, . EDTA . 6 Hz0 pro Tier und Tag bei 1-, 2- und 6tagiger Verabfolgung auf vers&edene Kri- terien des Zinkstoffwechsels untersucht. Die Tiere wurden dabei in Einzelkafigen aus Plexiglas, die eine unkontrollierte Aufnahme von Zn ausschlieflen und eine getrennte Sammlung von Kot und Harn ermoglichen, gehalten. Sie erhielten taglich eine kon- stante Futtermenge von 15 g einer halbsynthetischen Glukose/Kasein-Diat mit 25 ppn' Zn, die quantitativ verzehrt wurde. Ein Teil der Tiere wurde 18 Tage vor den EDTA-Injektionen durch eine einmalige I.-p.-Injektion von Zn-65 in der Glycinform zur Bestimmung der intestinalen Zn-Sekretion und Zn-Absorption radioaktiv mar- kiert.

1, 2 oder 6 Injektionen von taglich 25 mg und 1 und 2 Injektionen von 50 mg EDTA erhohten die Zn-Ausscheidung im Urin zwischen 2,4 bis 3,O mcg/mg EDTA. Nach 6 Injektionen von 50 mg bzw. 2 und 6 Injektionen von 100 mg EDTA stieg die absolute Zn-Ausscheidung im Urin weiterhin an, fie1 aber pro mg injiziertes EDTA kontinuierlich von 1,9 uber 1,7 auf 1,1 mcg ab. Als Ursache ist eine Abnahme der Zn-Konzentration im extracellularen Raum anzusehen, wie die Abnahme der Zn-Konzentration im Blutserum anzeigt.

Nach Gabe von 6 ma1 25, 50 oder 100 mg EDTA wurde die intestinale Zn-Sekre- tion drastisch reduziert und praktisch vollig eingestellt. Der Anstieg im Urin-Zn kann mit einer ,,Umleitung" der Zn-Ausscheidung vom Darm zur Niere erklart werden. Da aber auch die intestinale Zn-Absorption durch EDTA gehemmt wird, ist der Abfall der Zn-Sekretion in den Darm zu einem gewissen Anteil auch auf die ver- minderte Zn-Absorption zurudrzufuhren.

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Unter den untersuchten Organen und Geweben wurde neben dem Blutserum eine Abnahme der Zn-Konzentration in der H a u t von 4,6 auf 3,O mcg Zn pro g H a u t in der Gruppe n i t 6 Injektionen von 100 mg EDTA festgestellt.

19. J. PALLAUF, W. G. HOEKSTRA und E. KASARSKI - WeihenstephadMadison

Zum EinfluB von Arginin auf die intestinale ‘ZZZn-, 1 W d - und Wo-Aufnahme beim Kuken in vi t ro

Seit Iangerem ist bekannt, dafl bei Rationen mit Sojaprotein ein wesentlich hoherer Zinkbedarf vorliegt als bei Casein- oder Ovalbumindiaten. Dieser Effekt konnte zum Teil auf den hohen Phytatgehalt der Sojabohne zuruckgefuhrt werden. Der Zink- Phytatkomplex, der die Absorptionsbedingungen fur das Zink verschlechtert, scheint aber nicht der alleinige Grund fur die Unterschiede in der Zinkverwertung aus Diaten mit pflanzlichen bzw. tierischen Proteinen zu sein. Vor allem die unterschied- liche Aminosaurenzusammensetzung durfte von erheblichem Einflufl sein. So ver- scharften bei Kuken Argininzulagen zu nicht ausreichend mit Zink versorgten Diaten die Zinkmangelsyniptome.

In den vorliegenden Untersuchungen wurde deshalb bei zwei verschiedenen Zink- stufen der Einflufl variierter Argininmengen in der Diat und im Inkubationsmediunl auf die intestinale In-vitro-Aufnahme von 65Zn und im Vergleich dazu von IoCd und ‘i0Co studiert.

Duodenumstrips von Kiiken, die 2 Wochen Iang Caseindiaten mit 9 bzw. 89 pprn Zink und Argininzusatzen von 0,O; 0,6; 1,4 oder 4,4 O / o erhalten hatten, wurden 15 Minuten in einer dem Serum isotonisch gcmachten H ~ ~ ~ ~ ~ ~ s - P u f f e r l o s u n g rnit 10 mh1 Glucose, 0,O oder 50 mM Arginin und 1,1 . 10-6 M an radioaktiv markiertem Zn, C d oder Co inkubiert. Die Ergebnisse wurden auf cpm pro g Duodenum umge- rechnet.

Fur “Zn ergab sich bei allen Diatargininstufen eine signifikant erhohte Aufnahme nach zinkarmer Ernahrung unabhangig davon, ob das Inkubationsmedium Arginiii enthielt oder nicht (P < 0,Ol). Die “Co-Aufnahme hingegen wurde durch zinkarme Ernahrung nicht und die 10Td-Aufnahme nur bei fehlendem Argininzusatz in der Diat erhoht. Ansteigende Diatarginingehalte erhohten bis 1,4 O / o Arginin in der Diat die Aufnahme an Zn, Co und C d in der Regel deutlich (P < 0,05), wahrend uber den Argininbedarf hinausgehende Zusatze von 4,4 0 / 0 keine weitere Steigerung be- wirkten. Stark verringert wurde die Aufnahme bei allen 3 Elenenten unter Anwe- senheit von Arginin im Inkubationsmedium (P < 0,Ol).

Vorsitz: H. SCHNEEBERGER - Liebefeld

20. H. HARDEBECK, M. S u r ~ und G. KRAMPITZ -Bonn

Untersuchungen zur Wirkung von Cadmium auf das H u h n

Als akut toxische Dosis bei einrnaliger oraler Verabreichung von CdCI:! an 3-4 Wochen alte HNL-Hahnchen ergab sich eine LD,, von 165-190 mg Cd/kg Korper- gewicht.

In einem Versuch uber funf Wochen wurde bei Dosierungen uber 90 ppm C d im Futter (als CdClr) die Entwicklung junger Hahnchen zunehmend beeintrachtigt. Kon- zentrationen uber 200 ppm wirkten relativ kurzfristig letal. Gehalte von 7-30 pprn

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27. Vortragstagung 15

hatten hingegen einen positiven Einflufl auf die Gewichtsentwicklung der Tiere, ob- wohl fur Cadmium bisher keine fur den hoheren Organismus erforderliche Funktion nachgewiesen werden konnte.

Nach oraler Verabreichung von Cd11jmCI wurde das Isotop vorwiegend in den Nieren und Lebern der Hahnchen angesammelt. Herz, Lunge, Gehirn, Muskulatur, Haut , Skelett und Hoden enthielten wesentlich weniger Cd'l5m.

In den Eiern konnte Cdll5m nach oraler Applikation an Legehennen nicht nach- gewiesen werden. Erst bei intravenoser Verabreichung wurden kleinste h4engen (ppb) in den Eidotter transportiert.

Cadmium hemmt die Aktivitat der Zn-haltigen Carboanhydrase verschiedener Spezies. In einem Versuch uber 6 Monate an 3 Gruppen von HNL-Legehennen (Kon- trolle, 3 ppm, 61 ppm Cd) wurde daher der mogliche EinfluB von Cadmium-Chlorid auf die Eischalenbildung untersucht.

Gewichtsentwicklung, Futteraufnahme und Legeleistung der Tiere wurden durch die Cd-Zulagen geringfugig, aber signifikant erniedrigt. Dagegen konnte eine ein- deutige Beeintrachtigung der Eischalenqualitat (Elastizitat, Bruchfestigkeit, Schalen- dicke) nicht festgestellt werden. Untersuchungen mit dem Raster-Elektronenrnikroskop lieflen keine Strukturunterschiede in den Schalen erkennen. Als einziger EinfluB einer Cd-Konzentration von 61 ppm ergab sich eine abweichende Zusammensetzung der loslichen Proteine der Schalenmatrix in Form einer zusatzlichen, bisher nicht beob- achteten Fraktion.

21. Hi. ABEL, U. TER MEULEN und S. MOLNAR - Gottingen

Vergleichende Untersuchungen zur Lipogenese bei Ratten und Mastbroilern

Wachsende Ratten und Mastbroiler wurden funf Women lang rnit fettarrnern (3 O/o

Pflanzenfett) und fettreichem (Ratten 30 O / o , Broiler 17 O/o Pflanzenfett), isokalori- schern Futter ad lib. gefuttert. Die fettarme Futterung fuhrte bei beiden Tierarten zu etwa gleichen Leberfettgehalten (52,O ? 10,6 mg/g Rattenleber bzw. 55,O +. 9,3 mg/g Broilerleber). Bei den Ratten entfielen 11,3 k 4,7 mg auf Triglyceride und 29,l t 2,3 mg auf Phospholipide, bei den Broilern auf die gleichen Lipidfraktionen 25,7 t 10,5 mg bzw. 19,6 t 2,3 mg. Das fettreiche Futter bewirkte bei den Ratten einen Anstieg (71,6 k 12,l mg/g), bei den Broilern eine Erniedrigung (49,l k 5,2 mg/g) des Leberfettgehaltes. In den Rattenlebern stiegen die Triglyceride auf 26,s k 16,s mg/g und die Phospholipide auf 34,4 f 2,1 mg/g. In den Broilerlebern sanken die Triglyceride 15,4 t 4,5 mg/g, wahrend die Phospholipide auf 26,s k 1,7 mg/g vermehrt wurden.

Die relative Bedeutung der Synthese einzelner Lipidfraktionen wurde durch In- cubation von Lebergewebeschnitten mit U 14C-Glucose und 1 14C-Acetat uberpruft. Nach fettarmer Futterung und dreistundiger Incubation mit U 14C-Glucose befanden sich bei den Ratten 36 o / o der Lebergesamtlipidaktivitat in den Triglyceriden und 46 O / o in den Phospholipiden, bei den Broilern dagegen 78 o / o in den Triglyceriden und nur 15 o/o in den Phospholipiden. GroBere Futterfettmengen bewirkten bei bei- den Tierarten stark verminderte Einbauraten von Radiokohlenstoff in die Leber- gesamtlipide. Dabei sank die relative Bedeutung der Triglyceridsynthese, wahrend die Bedeutung der Phospholipid- und Cholesterinsynthese stieg.

Bei 3 Oio Futterfett wiesen NADP-Malat-Dehydrogenase, Isocitrat-Dehydrogenase und ATP-Citrat-Lyase in der Broilerleber hohere Aktivitaten als in der Rattenleber auf. Demgegenuber waren diese Enzyme im Rattenfettgewebe wirksamer als im Broilerfettgewebe. Glucose-6-P-Dehydrogenase zeigte im Leber- und Fettgewebe der

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16 27. Vortragstagung

Broiler nur geringfugige Aktivitaten, wahrend die Phosphoenolpyruvat-Carboxy- kinase-Aktivitat der Broilerleber diejenige der Rattenleber weitaus ubertraf.

22. E. SCHARRER - Miinchen

Zur pH-Abhangigkeit der intestinalen Glucoseresorption beim Schaf

Glucose und Galactose sowie die meisten in Nahrungsproteinen vorkommenden Aminosauren werden vom Dunndarmepithel der Monogastrier, wie zahlreiche Un- tersuchungen am isolierten Diinndarm von Laboratoriumstieren ergeben haben, aktiv, d. h. gegen ein Konzentrationsgefalle resorbiert.

Da entsprechende Untersuchungen bei Wiederkauern bislang nicht vorlagen, wur- den von uns derartige Versuche durchgefuhrt. Insbesondere interessierte das Verhal- ten des intestinalen Glucosetransports in Abhangigkeit von der Vormagenentwick- lung, da beim Wiederkauer mit fortschreitender Vormagenentwicklung in zunehmen- dem Mafie weniger Kohlehydrate in den Dunndarm gelangen.

Zum Vergleich wurde auch der intestinale Transport einer Aminosaure (L-Leucin) mit untersucht. Alle Versuche wurden an umgestulpten Dunndarmsacken durchgefiihrt. Der pH-Wert des Inkubationsmediums betrug, wenn nicht anders angegeben, 7,4.

Es wurden folgende Ergebnisse erhalten: 1. Das mittlere Jejunum 2 Wochen alter, rnit Milchaustauschtranke ernahrter Lam-

nier resorbierte D-Glucose und L-Leucin annahernd in gleichem Umfang gegen ein deutliches Konzentrationsgefalle.

2. Dagegen konnte am mittleren Jejunum 3-4 Monate alter ruminierender Schafe im Gegensatz zu L-Leucin fur Glucose kein Transport gegen ein Konzentrations- gefalle nachgewiesen werden.

3. Bei Erniedrigung des pH-Wertes des Inkubationsmediums von pH 7 auf p H 6 , p H 5 und p H 4 war auch am Diinndarm (proximales Jejunum, ca. 1,5 m distal vom Pylorus) von ruminierenden Schafen ein geringgradiger Glucosetransport ge- gen ein Konzentrationsgefalle nachweisbar.

Aus den Ergebnissen geht hervor, daR sich der aktive intestinale Glucosetransport beim Schaf mit fortschreitender Vormagenentwiddung graduell zuriickbildet.

23. E. WEIGAND - Weihenstephan

Zur SO,-Vertraglichkeit und zum SO,-Gehalt der Mil& bei hohen Sulfitgaben a n Milchkiihe

Milchkuhe verzehrten mit Trodtenschnitzeln, die bei der Herstellung mit Disulfit versetzt wurden, zweimal taglich etwa 10 g SO2 uber einen Zeitraum von 110 Ta- gen. Wiederholte klinische Untersuchungen der Kiihe vor und wahrend der SOz-Fut- terung erbrachten keine Anzeichen einer gesundheitlichen Schadigung der Tiere, auch nicht irn Vergleich zu Kontrollkiihen. Milchproduktion und Fettgehalt der Milch blieben unbeeinfluflt. Der SOe-Gehalt der Milch blieb wahrend der Sulfitfutterung unverandert niedrig. Ebenso enthielten Blut und H a r n der Kuhe nur geringe SO2- Konzentrationen, wie sie auch vor der SOr-Futterung und bei Kontrollkiihen vor- handen waren.

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27. Vortragstagung 17

Vorsitz: D. GIESECKE - Miinchen

24. K. SCHALLER und H. HOLLER - Hannover

Untersuchungen iiber die Resorption von Vitamin B, (Thiamin) am isolierten Rattendarm

Im Zusammenhang mit der no& ungeklarten Xtiologie des Thiaminmangels bei der Cerebralnekrose, wurden In-vitro-Resorptionsversuche mit umgestulpten Darmsacken an Ratten durchgefuhrt. Es wurde nach dem Verfahren von WILSON u. WISIWAS (1954) in leicht modifizierter Form vorgegangen und pro Tier bis auf das Duodenum fast der gesamte Dunndarm verwendet.

In Studien an 67 hungernden Tieren wurde die Resorption von freiem Thiamin und Thiaminpyrophosphat (TPP) uberpruft. In sinngemaber Obereinstimmung mit Befunden anderer Autoren zeigte sich, dab 1. die Thiamindurchlassigkeit von der Darmlokalisation abhangig war, und zwar in

duodenumnahen Abschnitten mehr Thiamin zur Serosaseite gelangte als in weiter distal gelegenen

2. die Resorptionsrate im Verhaltnis zum Angebot mit steigendem Thiaminangebot (1,s bis 150pMol/l) abnahm

3. Thiamin bei sehr niedrigem Angebot (0,l 5pMol/l) beiderseits der Darmwand aktiv resorbiert wurde.

Weiter wurde festgestellt, dai3 4. auch das aktive Transportvermogen fur Thiamin sowie 5. eine Thiaminpyrophosphatase-Aktivitat, wie sich in den Resorptionsstudien rnit

Auf Grund der Gleichartigkeit des Verteilungsmusters von aktiver Transportleistung und Aufspaltungsvermogen fur TPP entlang dem Darm, wird die Hypothese vertre- ten, dai3 eine TPPase-Aktivitat im Darmgewebe fur den aktiven Thiamintransport Bedeutung hat.

TPP zeigte, die erwahnte Abhangigkeit von der Darmlokalisation aufwiesen.

25. F. KovAcs - Budapest

Uber die praventorische Wirkung des Vitamin B, gegen das oesophageale Magengeschwiir des Schweines

Das Vorkommen der Krankheit in ungarischen Bestanden betragt urn 100/0, aber ihre Haufigkeit und ihre Bedeutung nimmt schnell zu. Wie bekannt, ist die Schadi- gung von komplexer Natur, beruht aber hauptsachlich auf Futterqualitat und fiitte- rungstechnologischen Ursachen. In eigenen Versuchen rnit Vitamin-Bi-Zugaben im Futter gelang es, die Haufigkeit der Krankheit zu vermindern.

26. K. PIETRZIK, CH. HESSE, E. SCHULZE Z U R WIESCH und D. HOTZEL - Bonn

Untersuchungen zur Ermittlung des Versorgungszustandes an Pantothensaure

In einem auf 12 Wochen begrenzten Tierversuch sollte untersucht werden, welche Auswirkungen ein experimentell induzierter Pantothensaure-Mange1 auf den StofT- wechsel der Ratte hat.

Der Pantothensaure-Mange1 wurde durch die Futterung wachsender Ratten rnit halbsynthetischer und teilweise pantothensaurefreier Kost, mit und ohne Zusatz von

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18 27. Vortrugstagc;ng

Antivitamin (R-Methyl-Pantothensaure) hervorgcrufen. Die Darmflora wurde durch Zusatz des nicht resorbierbaren Antibiotikums Neomycin ausgeschaltet.

U m einen Einblick in den Versorgungszustand an Pantothensaure zu bekommen, wurden folgende Parameter bei Versuchsbeginn und nach zwei, vier, acht bzw. zwolf Wochen untersucht : 1. Gewichtsentwicklung und Futterverzehr Die pantothensaurefrei ernahrten Tiere unterschieden sich signifikant von den Tieren, die optimal rnit Pantothensaure versorgt wurden. Dabei ist die Depression der Ge- wichtsentwicklung zwischen den einzelnen Mangelgruppen unterschiedlich stark. Das ist durch die unterschiedliche Induzierung des Pantothensaure-Mangels bedingt (mit und ohne Zusatz v o n R-Methyl-Pantothensaure bzw. Neomycin). Der Futterverzehr zeigte entsprechende Ergebnisse. 2. Corticosteron im Blutplasma Die Biosynthese der Corticosteroide war im extremen Pantothensaure-Mange1 ge- genuber den optimal versorgten Gruppen signifikant reduziert.

Durch die unterschiedliche Induzierung des Pantothensaure-Mangels (s.o.) wurde die Steroidsynthese bei den einzelnen Gruppen jedoch verschieden stark beeinflufit. Ein Teil der Gruppen antwortete auf den Pantothensaure-Mange1 mit anfangs ver- mehrter Steroidausschuttung. Die Gruppen, denen zusatzlich Antivitamin verabreicht wurde, reagierten bereits nach vier Wochen mit verminderter Corticosteronsynthese. 3. Acetylierungsfahigkeit des applizierten Sulfanilamids In allen Gruppen wurde das nicht acetylierte Sulfanilamid zu den jeweiligen Unter- suchungsterminen im Blut und im H a r n gemessen. Dabei zeigten die Pantothrnsaure- Mangelgruppen verglichen mit den pantothensaureversorgten Gruppen ein signifikant reduziertes Acetylierungsvermogen. N u r eine Mangelgruppe, die Neomycin erhielt, unterschied sich nicht von den optimal versorgten Vergleichsgruppen. 4. Pantothensaure-Ausscheidung im Urin Bei den Pantothensaure-frei ernahrten Tieren war bereits nach zwei Wochen eine signifikant verminderte Ausscheidung im Urin vorhanden. Teilweise konnte nach der achten Woche keine Pantothensaure mehr im Urin nachgewiesen werden.

Um bei unterschiedlicher Pantothensaure-Versorgung den Vcrsorgungszustand rnit Hilfe der hier erwahnten Parameter zu ermitteln, wurden weitere Untersuchungen in Angriff genommen.

27. R . BUHLMANN. K. BERNHARD, G. BRUBACHER, H. R. GLATTLI und K. STRElrF - Base]

Experimenteller Biotinmangel beim Schwein

Im Rahmen einer Versuchsreihe uber experimentellen Biotinmangel beim Schwein wurde durch Zugabe von 5 Oio Eiklarpulver als Avidinquelle sowie 10 O / o Cerelose zu einer handelsublichen Ration beim Ferkel Biotinmangel erzeugt. Bei den Mangel- tieren waren der Plasmabiotinspiegel vermindert und die Gewichtsentwicklung beein- trachtigt. Als wichtigste Mangelsymptome wurden Rauhigkeit im Haarkleid, Haar - ausfall, Schuppenbildung in der Epidermis, Rhagaden in den Mundwinkeln, Rissc und andere Defekte in den Klauen und am Kronsaum sowie Storungen der Epitheli- sierung von Zunge und Mundschleimhaut beobachtet.

Die Zusammensetzung der Korperfette und die Aktivitaten der am Fettsaure- stofiwechsel beteiligten Enzyme zeigten bei Biotinmangel eine Reihe signifikanter Ver- anderungen. So z. B. ein durch die verminderte Aktivitat der A C C ' bedingter redu-

I (Acctyl-CoA-Carboxylasc).

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27. Vortragstagung 19

zierter Einbau von Acetyl-CoA in die Leberlipide. Bei den weiblichen Tieren ist im Mangel durchwegs eine starke Aktivitatszunahme der drei untersuchten, N A D P H - liefernden Enzyme zu erkennen; bei den mannlichen Tieren indessen tritt keine Ver- anderung ein. Die Aktivitat des Enzymes, welches fur die Verlangerung von Fett- sauren in den Lebermikrosomen verantwortlich ist, ist im Biotinmangel erhoht.

Das Fettgewebe zeigt eine geschlechtsabhangige Aktivitatsveranderung der FFS 2

und der NADPH-liefernden Enzyme. Bei den weiblichen Mangeltieren tritt ein redu- zierter Einbau von Malonyl-CoA in die Lipide auf, bei den mannlichen Mangeltieren das Entgegengesetzte. Unabhangig vom Geschlecht ist der Lipidgehalt des Fettgewebes im Mangel vermindert. Der Anteil der Myristinsaure ist fast verdoppelt, derjenige der gesattigten Verlangerungsprodukte signifikant vermindert und der Anteil an unge- sattigten Fettsauren erhoht. Dies hat zur Folge, dafl das Depotfett von Mangeltieren eine wesentlich weichere Konsistenz hat als dasjenige der Kontrolltiere. Die Serum- analyse ergab eine Verminderung der Albumine im Mangel sowie eine Erhohung des Cholesteringehaltes bei den weiblichen Tieren.

Prozentuale Beeinflussung einiger Enzyme durch Biotinmangel

Organ Enzym

~ ~

Leber Isocitrat-Dehydrogenase (IC-DH)

(M-DH) Malat-Deh ydrogenase

Fettgewebe Malonyl-Coenzym A

Glucose-6-Phosphat-Deh ydro- genase (G6P-DH) Isocitrat-Dehydrogenase

Malat-Deh ydrogenase (IC-DH)

(M-DH)

157 + 112 - 151 + 87 +

Q d 0 d

38 + 246 +

48 + 154 + 55 +

132 + 28 +

282 + Aktivitat in O/o der Aktivitat des entsprechenden Enzyms normaler Kontrolltiere.

28. V. SCHULZ - Miinhen

Beitrag zur Bestimmung der biologischen Vitamin-K-Aktivitat

Die unterste Nachweisgrenze des chemisch-analytischen Verfahrens zur Bestimmung einer Vitamin-K-Aktivitat im Mischfutter liegt heute bei 1 ppm (TIEWS und GRIMM, Mundwn 1972).

Es besteht dennoch Bedarf nach einem biologischen Testverfahren, dessen hohere Empfindlichkeit vorausgesetzt werden mud, um auch Alleinfutter auf ihren Gehalt an Vitamin-K und dessen Stabilitat mit hinreichender Sicherheit untersuchen zu kon- nen.

In zwei Versudxdurchgangen (V I u. V 11) mit insgesamt 864 Broilerkiiken (Typ B 975, d ) wurden die Thromboplastinzeiten (nach QUICK) in Abhangigkeit zu

(Fettsauresynthetase).

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20 27. Vortrdgstagung

unterschiedlichen Menadion'-Dosierungen im Futter gepriift. Die Gewinnung homo- logcn Thromboplastins fur den In-vitro-Test erfolgte aus Eintagskukengehirnen.

Als Basalfutter diente eine Vitamin-K-arme Mais-Maisstarke-Sojaschrot-Ration (21 O / o RP, 3160 kcal UE/kg). Der Testperiode von 14 Tagen (V 11: 13 Tage) Ring eine 33tagige (V 11: 25 Tage) Vorfutterung der Tiere mit 1 ppm Cumatetralyl (synth. Vit.-K-Antagonist) als zusatzlichem StreBfaktor voraus. Die Gesamtmortali- tat betrug 8 O/O (V 11: 4 O/O).

Wahrend der Testperiode in V I war durch Zufiitterung von 125, 250, 500, 1000 bzw. 2000 mcg Menadion/kg Futter ein deutlicher Abfall der Thromboplastinzeiten (TPZ) bei allen verwendeten Cumatetralyl-(CT-)Dosierungen (5, 10, 15 sowie 20ppm) zu verzeichnen (r = 0,92 fur 2 0 p p m CT). Die Differenz der T P Z ohne Menadion-Zusatz im Futter zwischen der 5- und 20-ppm-CT-Dosierung betrug im Mittel von je 7 x 3 Tieren 11 5 Sekunden.

Bei einem Gehalt von 15 ppm CT betrugen die Menadion-Dosierungen wahrend der Testperiode von V I1 0, 30, 60, 90 und 120 mcg/kg Futter. Zudem war ein der Testperson beziiglich des Menadion-Gehaltes unbekanntes Testfutter (was derart ZU-

geschnitten war, daB es einer Vitamin-K-Aktivitat von 60 mcgikg entsprach) in die Testserie mit eingeschlossen.

Die mittlere TPZ der Tiere dieser Testfutter-Ration (23 Einzelbestimmungen uber 6 Testtage innerhalb 13 Versuchstagen) war mit 118 Sekunden der einer 60-mcg-Ver- gleihsration (1 14 see) nahezu identisch. Der entsprechende rechnerisch ermittelte Wert einer linearen Regression (y = 166,5 - 0,76x) lautet 121 Sekunden.

Es kann hiermit ein praktikables biologisches Modell fur eine weitgehend sichere Vitamin-K-Aktivitatsbestimrnung im Mischfutter angegeben werden.

Vorsitz: J. LANDIS - Zurich

29. H. STFINHART - Kassel

Zur Bildung von Komplexen zwischen Proteinen und lipophilen Substanzen

Bei In-vitro-Verdauungsversuchen mit Dialysemoglichkeit der Reaktionsprodukte wurde festgestellt, dafi bei Zusatz verschiedener lipophiler Substanzen zum Inkuba- tionsansatz von isoliertem Sojaprotein mit Pepsin die Verdauung negativ beeinflufit wurde.

Mit Hilfe dreier verschiedener Versuchstechniken konnte eine Wechselwirkung zwischen den verwendeten Proteinen Pepsin und Sojaprotein einerseits und den lipo- philen Zusatzen Laurinsaure, Palmitinsaure, Ulsaure, Linolsaure, Na-cholat und Cho- lesterin andererseits nachgewiesen werden. Es bildeten sich schon nach kurzer Zeit Lipoproteinaggregate bei relativ tiefen pH-Werten ( p H 2,2 entspricht einer 6,3x lo-" n Salzsaure). 1. Die elektronenmikroskopischen Aufnahmen von Sojaprotein zeigten ein stark auf-

gelockertes Netzwerk, in das allerdings haufig Knoten der hydrophoben Sojapro- teinbestandteile eingelagert waren. Bei Zusatz von Ulsaure blieb die Netzstruktur erhalten, die Proteinfaden waren allerdings stark verklumpt und es war ein dunk- ler Mantel erkennbar, der die an die lipophilen Proteinbereiche aggregierte 01- saure darstellte.

2. Bei der gelchromatographischen Auftrennung der peptischen Verdauungsprodukte von Sojaprotein unter Zusatz von Linolsaure und anschliegender Absorptionsmes-

' Als Menadion-Dimethyl-Pyrirnidinol-Bisulfit (MPB).

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27. Vortragstagung 21

sung bei 280 mp erschienenen Linolsaurepeaks beim Molekulargewicht des unver- dauten Sojaproteins und des Pepsins.

3. Beim Zusatz 14C-markierter Lipoide zum peptischen Inkubationsansatz und an- schlieflender gelchromatographischer Auftrennung der Verdauungsprodukte befand sich die meiste Radioaktivitat im hochmolekularen Bereich und nicht in dem Be- reich, der den Additiven entsprochen hatte.

30. H. ERBERSDOBLER - Miinchen

Ober Zusammenhange zwischen der Aminosaurenverfugbarkeit und der Magenentleerung bei Rat ten

Bei friiheren Untersuchungen fie1 auf, dafl nach Fiitterung eiweiflreicher Rationen (75 o / o Protein) die hitzegeschadigten Proteine den Magen schneller verlieflen als die unerhitzt gebliebenen oder die schonend behandelten Vergleichsproben (G. Weber: med. vet. Diss. 1972). Es bestand eine deutliche Beziehung zwischen der Magenent- leerungsrate und dem Gehalt freier Aminosauren im Pfortaderplasma, wobei hohe Plasma-Aminosaurenwerte mit einer verlangsamten Magenentleerung gut korrelier- ten (H. ERRI.:IISDORT~I:I< ,,The normal course of digestion of food proteins" in: ,Proteins in Human Nutrition" Academic Press, 1973; s. auch S~.H.IRI<EII et al. 2. Tierphysio. Tierern. Futtermittelkde. 22, 265, 1967).

Insgesamt diirfie die Vorstellung, dafl die besser verwertbaren Proteine den Ma- gen verzogert verlassen, zutrefiender sein. Dies um so mehr als die Aktivitat des Pylorus und z. T. auch die Magenperistaltik mehr im Sinne einer Hemmung beein- fluflbar sind.

Zur Klarung dieser Fragen wurde in einem breiter angelegten Versuch ein uner- hitztes isol. Sojaprotein und ein stark hitzegeschadigtes Sojaprotein ( 140° C, 24 h) jeweils in Rationen mit einem Proteingehalt von 10-80 o / o an 300 g schwere mann- liche Albinoratten gefuttert. Die Versuchstiere waren 14 Tage lang an die jeweiligen Testrationen adaptiert worden, wobei in der letzten Woche die Mahlzeiten punktlidi taglich zweimal 30 (morgens) bzw. 60 (abends) Minuten lang angeboten wurden. Dieses Training und die Zugabe von 0,15 O / o Saccharin zu den Rationen bewirkten, dafl bei der Testfiitterung die Mahlzeiten innerhalb von 15 Minuten vollstandig ver- zehrt wurden. Eine Stunde nach dieser Testfutterung wurden die Plasmaaminosaur,en- werte und der noch verbliebene Trockensubstanzinhalt im Magen festgestellt. Fur die Ermittlung des Gehalts freier Aminosauren im Pfortaderplasma (z. T. auch Aorten- plasma) wurde stets das Blut von zwei Tieren einer Gruppe vereinigt. Einen Teil der bisherigen Ergebnisse zeigt die folgende Tabelle.

Magenentleerung bzw. Gehalt freier Aminosauren im Pfortaderplasma 1 h nach einer Test- mahlzeit von Rationen mit unterschiedlihen Proteingehalten

Proreingehalt der Rationen 10 010 1 20 o/o 40 O/a ~ 80 ( l o ~~

Magenentleerung in mg T.S.Ih Sojaprotein, unerhitzt . . . . . . . . 10425269 12105 150 1 1 5 9 f 1 7 1 705k165 Sojaprotein, hitzebehandelt . . . . 10055112 1078k132 11425306 1091 k 1 8 7 10 Aminosauren im Pfortader- plasma in pMoNlO0 rnl Sojaprotein, unerhitzt . . . . . . . . . 540 I 920 Sojaprotein, hitzebehandelt . . . . 250 i 280 260 I 290 280 I 370 450 I 540

280 I 300 325 I 365 460 I 490

I I

Page 22: 27. Tagung in Gießen vom 9. bis 11. April 1973

22 27. Vortragstagung

Wie man aus der Tabelle ersehen kann, erfolgte bis zum Proteingehalt der Ra- tionen von 40 O/o die Magenentleerung recht gleichmafiig bei einem Durchschnittswert von 1106 mg T.S. in der ersten Stunde (Testmahlzeit = 1800-2300 mg T.S.). Dies galt auch fur (in der Tab. nicht aufgefiihrt) eine proteinfreie Ration und fur Futter- mischungen, denen 10 o/o bzw. 200/0 Cellulose zugemischt worden war, Die eiweifi- reiche (80 O/a) Ration mit dem hitzegeschadigten Protein verhielt sich dabei wie die iibrigen Futtermischungen, denen sie im Gehalt an verdaulichem Protein (s. Plasma- aminosaurenwerte) off ensichtlich auch naher stand. Bei der Hochproteinration mit dem unerhitzt gebliebenen Sojaprotein war dagegen die Magenentleerung hoch signi- fikant verzogert. Auch bei Ratten, die Rationen rnit 60 o / o Protein erhalten hatten, war eine Verzogerung der Magenentleerung noch gut nachweisbar (diese Ergebnisse sind in der Tab. ebenfalls nicht enthalten). Ahnliche Befunde, allerdings bei einem etwas niedrigeren Proteinniveau, wurden auch von C. PERAINO et al. (Canad. J. Bio- chem. 37, 1475, 1959) berichtet.

Damit scheinen sich hohe Aminosaurenkonzentrationen im Blut (oder schon im Darm bzw. in der Darmwand) hemmend auf die Magenentleerung auszuwirken. Vor Jahren hatten R. J. CRIDER und S. M. WALKER (Arch. Surg. li7, 10, 1948) gefunden, d a 8 analog zur Glukose intravenose Infusionen von Aminosauren die Hungerperistal- tik des Magens hemmen. Off ensichtlich haben die resorbierbaren Aminosauren (Pep- tide) im Darm oder im Blut eine Signalfunktion moglicherweise im Sinne des von CRIDER und WALKER diskutierten Regelkreises. Unverdauliche Proteine, Proteinbruch- studre oder Peptide, die die Darmwand nicht durchdringen, beeinflussen dagegen nach den vorliegenden Ergebnissen diesen speziellen Mechanismus nicht.

Damit kann zusammenfassend festgestellt werden, dafi sich ein hohes Angebot an verdaulichem Protein (= an verfugbaren Aminosauren) hemmend auf die Magenent- leerung auswirkt. I n dem Bereich hoher Proteinversorgung ergibt sich eine enge Be- ziehung zwischen der Aminosaurenkonzentration im Blut (d. h. der Aminosauren- verfugbarkeit) und der Magenentleerungsrate.

31. H. MARTENS und J. H A R M E Y ~ R - Hnnnovcr

In-vitro- und In-vivo-Messungen iiber die Passage von Aminosauren durch die Pansenwand

Die Pansenschleimhaut ist fur Wasser, verschiedene Elektrolyte und Metabolite des Pansenstoffwechsels gut permeabel. In-vitro-Untersuchungen an Pansenschleimhauten von Rindern ergaben, dafi sich aus anfangs gleichen Konzentrationen von ' C - m a r - kierten Aminosauren zu beiden Seiten der Schleimhaut im Laufe von 4 Stunden ein Konzentrations- und Radioaktivitatsunterschied entwickelte rnit einer hoheren Amino- saurenkonzentration auf der Lumenseite. Das entstehende Konzentrationsgefalle war besonders ausgepragt fur Serin und Alanin. Diese auf eine Sekretion von Aminosau- ren in den Pansen hinweisenden Ergebnisse wurden in vivo an Ziegen uberpriift. In dem durch eine Fistel entleerten und mit isotonischer Kochsalzlosung gewaschenen Pansen wurden 4 1 einer aminosaurenfreien Pufferlosung 5 Stunden bebrutet. 2 Stun- den nach Versuchsbeginn wurde durch intravenose Injektion einer Aminosaurenlosung der Plasmaaminosaurenspiegel um das 3-28fache erhoht. Der Einstrom von Amino- sauren in den Pansen erfolgte unabhangig vom Plasmaaminosaurenspiegel. Wahrend die Konzentration fur Glycin bis zum Versuchsende anstieg, stellte sich fur die ubri- gen Aminosauren nach 2-3 Stunden ein Fliefigleichgewicht ein, bei dem Ein- und Ausstrom der Aminosauren gleich grofi waren. Die Grofie dieses gleichseitigen Fluxes wurde mit 'KC-markierten Aminosauren a n 2 Schafen bestimmt. In den entleerten

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27. Vortragstagung 23

und gewaschenen Pansen wurde eine Puff erlosung gegeben, die neben bestimmten Elektrolyten 18 Aminosauren in einer Konzentration von 15 pMol/ml enthielt. 15 dieser Aminosauren waren l4C-markiert. Die Pufferlosung wurde wahrend der sechs- stundigen Versuchszeit mit CO1 begast. Der ZufluR von Speichel in den Pansen wurde rnit Hilfe eines Speichelfangers unterbunden. Zum Ausgleich fur den durch den Speichel cntstandenen Elektrolyt- und Flussigkeitsverlust wurde eine dem Salzgehalt des Speichels entsprechende Losung kontinuierlich in die V. jugularis infundiert.

Aus der Veranderung der Gesamtradioaktivitat, der spezifischen Radioaktivitat und der Konzentration der einzelnen Arninosauren ergab sich, dafl alle vorhandenen Aminosauren mit Ausnahme von Prolin sowohl in den Pansen sezerniert als auch resorbiert werden. Die GroBe des Ein- und Ausstroms ist fur die einzelnen Amino- sauren sehr verschieden. Prolin und Arginin sind nach 60 bzw. 270 Minuten nicht mehr in der kunstlichen Pansenflussigkeit nachweisbar. Histidin und Tryptophan nehmen in ihrer Konzentration im Laufe des Versuches ab. Der Ausstrom dieser Aminosauren iibersteigt den Einstrom. Phenylalanin, Tyrosin und Threonin, Serin, Methionin, Asparaginsaure und Cystin strornen mit etwa gleichgrofler Rate ein und aus. Ihre Konzentration bleibt wahrend des Versuches gleich und ihre spezifische Markierung nimmt ab. Valin, Leucin und Isoleucin s t r o m n in groflerem Mace in den Pansen ein als aus. Ihr Nettoeinstrorn ist allerdings gering. Bei Glutaminsaure, Alanin und Glycin dagegen ist ein nennenswerter Nettoeinstrom in den Pansen zu verzeichnen. Die Konzentration dieser Aminosauren steigt irn Laufe von sechs Stun- den von 15 pMol/ml auf 37 bzw. 45 und 90 !rMol/ml. Der Nettoeinstrom ist bei den Aminosauren am groaten, die verstarkt in beiden Richtungen durch die Pansenwand diff undieren.

Durch den Einstrom von Aminosauren wird den Mikroorganismen nicht nur Stick- stoff sondern auch umsetzbare Energie zu Verfugung gestellt. Diese Energiezufuhr kann unter Urnstanden bei den Wiederkauern von Bedeutung sein, die langer dauern- den Trockenzeiten und damit verbundenen Hunger- und Durstperioden ausgesetzt sind. Man kann sich vorstellen, daR unter diesen Urnstanden die Mikroorganismen vor einem Absterben geschutzt werden mussen und es darauf ankommt, eine minimale Stoffwechselrate im Pansen dieser Tiere aufrechtzuerhalten. Dagegen kann bei unseren Hochleistungstieren, die groflere Mengen von Proteinen fressen, dem Ausstrom von Aminosauren eine gewisse Bedeutung auf Grund der gefundenen Permeabilitat ZU- kommen. Mit Hilfe vorliegender Angaben haben wir berechnet, dafl bei einer Hoch- leistungskuh 4 bis 5 O/o des mit Futterproteinen aufgenommenen Methionins durch die Pansenwand aufgenommen werden konnen und damit dem mikrobiellen Abbau entzogen werden. Hierbei haben wir zugrunde gelegt, dafl etwa 500/0 des Futter- proteins im Pansen hydrolysiert werden.

32. M. HEGEDUS - Budapest

Microbiological evaluation of protein quality with Tetrahymena pyriformis W method

The importance of protein quality in animal feeding is evident as soon as an attempt is made to economize and to establish for the rations the lowest level of protein that will give efficient production.

Microbiological assay of protein quality could be regarded as a compromise between the chemical assessment of protein, which does not reflect biological avail- ability, and the biological methods with higher animals, which are too expensive and time consuming for routine use.

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24 27. Vortragstagung

The applications and merits of the protozoal method using Tetrahymena pyri- formis W as test-organism are discussed in comparison with rat Net Protein Utiliza- tion / N P U / and ra t Protein Efficiency Ratio /PER/ methods.

3 3 . K. J. GRONEUER, H. HARDEBECK, F. FUHR und G. KRAMPITZ - Bonn

Untersuhungen zum Nucleinsaurenstoffwechsel an Huhnerembryonen

Aufgabe der vorgetragenen Untersuchungen war es, eine Methodik zu entwickeln, rnit deren Hilfe man Einflusse von bioziden Wirkstoff en auf den Nucleinsaurenstoff- wechsel im Huhnerembryo studieren kann. D a bisher keine molekularbiologischen Studien zur Embryogenese des Huhnes vorlagen, war es unumganglich, als Grundlagc fur spatere Untersuchungen zur Wirkung von Bioziden Kenntnisse zur Nucleinsau- renbiosynthese und zum Stoffwechsel von Nucleinsaurenbausteinen zu erarbeiten.

Urn Art und Verteilung der Huhnerembryo-Nucleinsauren untersuchen zu kon- nen, wurde eine qualitative Extraktion der Nucleinsauren nach K i i t n ~ (1965) vor- genommen. Mit Hilfe der MAK-Chromatographie und der Polyacrylamid-Gel-Elek- trophorese konnten eine DNS- und 4 RNS-Komponenten isoliert werden. Auf Grund der Wanderungsstrecke im Polyacrylamid-Gel und der Elutionscharakteristika bei der MAK-Chromatographie wurde angenommen, daR die beiden hohermolekularen Ribonucleinsauren mit der 18s- und 28s-rRNS identisch sind, wahrend die beiden niedermolekularen Fraktionen als 5s - rRNS und 4s- tRNS anzusehen sind. Ein Ver- gleich der Nucleinsaurenextrakte von 6, 8, 10 und 12 Tage alten Huhnerembryonen ergab keine Unterschiede in der Verteilung der einzelnen Nucleinsauren.

Untersuchungen zum EinfluR von DDT auf die Nucleinsaurenverteilung ergaben keine signifikanten Unterschiede zwischen DDT- und Kontrollgruppen. Es wurde 1 rng p,p'-DDT, gelost in 0,05 ml Olivenol, in den Dotter injiziert.

In Untersuchungen zum Einbau von 2-14C-Uracil wurde eine 14C-Markierung aller DNS- und RNS-Basen des Embryos sowie aller nicht essentiellen Aminosauren festgestellt. Die spezifische Aktivitat der Purinbasen war nur wenig geringer als die der Pyrirnidinbasen. Dieser Umstand sowie die Markierung der Aminosauren deuten darauf hin, daR die 14C-Markierung uber 14C-Abbauprodukte des Uracils erfolgte. Nach den bisherigen Kenntnissen uber den Uracil-Stoffwechsel wird das in der 2-C- Position befindliche 14C quantitativ als "COf freigesetzt. Aus diesem Grunde rnuate eine 14C-Markierung uber ,,aktives 14CO2" angenomrnen werden. Alle Daten uber den Verbleib des 14C wiesen darauf hin, daR Uracil fast ausschliefilich einem enzyma- tischen Abbau unterliegt.

34. H. BRUNE und E. NIEMANN - Giel3en

Justus von Liebig und Wilhelm Henneberg - die VHter der wissenschafilichen Tierernahrung

Aus AnlaR des 100. Todestages JUSTUS VON LIEBIGS gab die Gesellschaft fur Ernah- rungsphysiologie der Haustiere am 18. April 1973 einen Ernpfang im Liebig-Museum.

Zuvor wurde in einer kurzen Gedenkrede ein kleiner Ruckblick auf die Entwick- lung der Tierphysiologie und Tierernahrung gegeben und dabei der beiden bedeuten- den Vater der wissenschaftlichen Tierernahrung, Jusrus VON LIEBIG und WILHELM HENNEBERG, gedacht.

Im Jahre 1840 erschien JUSTUS VON LIEBIGS Werk ,,Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie", das eine Wende in der Entwick-

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27. Vortragstagung 25

lung der Nahrungsproduktion einleitete, und das revolutionar fur die kunftige Weiterentwidrlung der Gesellschaft wurde.

1842 veroffentlichte LI I < R I G ,,Die Thier-Chemie oder organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie". Dieses Buch wurde, wie sonst kaum ein wissenschaftliches Werk, weit verbreitet und bildete die Grundlage fur die Ent- widrlung der modernen Ernahrungswissenschaften. LI~:BI(; gab in der ,Thier-Chemie" erste Impulse fur die Anwendung von Naturwissenschaften auf die Gebiete der Agrarwissenschaften und Medizin mit weitreichenden Folgen fur die Verbesserung des sozialen Status der Bevolkerung.

LI ~ I G bildete in seinen relevanten SchriRen zuerst eine Theorie und distanzierte sich von vorgefaBten Begriffen seiner Zeit. E r ha t Deduktion betrieben und damit eine neue Epoche der Ernahrungswissenschaften eroff net, die ihn bis heute unleugbar als den Nestor auf dem Gebiet der Ernahrung aufweist.

Die ,,Thier-Chemie" war der entscheidende Anlafl, im Rahmen der Agricultur- chemie die ,,Theorien" von L I K I ~ I G durch die Praxis in neu errichteten landwirtschaft- lichen Versuchsstationen zu erproben. Die Umsetzung des tierphysiologischen Gedan- kens der ,Thier-Chemie" in die Tierernahrung gelang aber erst LIEBIGS Schuler WILH I<I.N HENK I'R I<R( ; in konsequenter Folge. Der Gedankenaustausch zwischen Schuler und Lehrer spiegelt sich in einem ausgedehnten Briefwechsel bis zu LIEBIGS Tod wider. Dieser Kontakt fuhrte in wenigen Jahrzehnten zu der wissenschafllichen Entwidrlung der Tierernahrungslehre unter dem starken EinfluB der Gedanken JUSTUS VON LIEBIGS.

Dennoch sind HENNEBFRGS Leistungen so eigenstandig, dafl es berechtigt ist, ihri als den ,,Begrunder der wissenschaftlichen Tierernahrung" zu bezeichnen.

W. HENNKRI-KC. studierte 1846-1848 in GieBen und verbrachte den groflten Teil seiner Zeit in LIEBIGS Laboratorium. Angeregt durch LIEBIG und SCHLEIDEN sowie seinen Vater, beschloi3 H. 1849, sich der Agricultur zu widmen.

Am 16. 2. 1849 antwortete LII'RI(; auf die Mitteilung seines Entschlusses: .,Sit haben mir, mein Lieber Freund, mit ihrem freundlichen Briefe vom 10. Februar eine grode Freude gemacht, denn ich sehe aus dem Inhalt derselben und der Beilage, daB sie der Wissenschafl treu geblieben und stets bemuht sind, dieselbe praktisch und a n - wendbar zu machen.. .''

Mit Hilfe von LIi<Hii; und dessen Freund WOI'HI,I<R gelang es H E S Y E B E R c ; 1857, die Hannov. Konigl. Landwirthschaflsgesellschafl zu bewegen, in Weende bei Gottingen cine IandwirtschaRliche Versuchsstation einzurichten. HENNEBERGS Haupt - arbeitsgebiet wurde die Tierphysiologie und ihre Anwendung bei den verschiedenen landwirtschaftlichen Nutztieren.

Die erstmals durchgefiihrten Gaswechsel-Untersuchungen mit GroBtieren in Got- tingen machten HICS s ER E R G in Fachkreisen weithin bekannt und stellten den Beginn der Lehre von der energetischen Bewertung der Nahrstoff e fur landwirtschaftlichc Nutztiere dar. Mit Hilfe von H E r r l ~ : n E R c ; gelang schliei3lich der Durchbruch von L I E I ~ I ( ; S Ideen auf dem Gebiet der Tierernahrung.

Fur seine umfangreichen und hervorragenden Arbeiten auf dem Gebiet der Tier- physiologie und Tierernahrung erhielt er 1872 die goldene Liebig-Medaille.

Verfolgt man den Verlauf der Geschichte der Tierernahrungswissenschaft, so haben dic Theorien LIEBIGS die Anwendung der Chemie in der Physiologie erst ermog- licht und damit uber eine rationelle Futterung die Verbesserung der Nahrung des Menschen im Industriezeitalter erreicht.

Die Rezepturgestaltung fur die Fiitterung von Nutztieren vollziehr sich heutr: nach den Erkenntnissen JUSTUS VON LIEBIGS. Fur die Rationsgestaltung verwendet man Nahrstoffkategorien. Ausgehend vom Nahrstoffbedarf unterscheiden wir heute drei Klassen von Nahrstoffen: A. die semiessentiellen; B. die physiologisch obligaten;

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26 27. Vortragstngung

C. die okonomisch obligaten Nahrstoffe. Die Einordnung in eine Nahrstoff skala entspricht einem ErkenntnisprozeR, der

vor nunmehr 130 Jahren in Gieflen durch J~.SI.IX von Lii<i<ii; und seineni Schuler Wi[.iii<i..\i H i .~~ i< i< i< i< i ; in den Grundlagen entwickelt wurde.

Vorsitz: S. Z . ZEL TER - Jouy-en- Josas

3 5 . K . ROHR - Braunschweig-Volkenrode

Moglichkeiten des Einsatzes von Alleinfutter bei Milchkiihen

Die Entwicklung eines Alleinfutters fur Milchvieh, in dem alle essentiellen Rations- bestandteile incl. Rauhfutter enthalten sind, ist mit erheblichen Schwierigkeiten ver- bunden. Diese Schwierigkeiten ergeben sich aus den verdauungs- und stoff wechselspe- zifischen Anforderungen der Milchkuh, die nicht nur einen Mindestanteil an Grund- futter, sondern auch eine bestinimte hlindestgrofle der Rauhfutterpartikcl bedingen.

In einer umfangreichen Versuchsserie an Kuhen n i t Pansenfistel wurden lose und kompaktierte Mischungen aus verschiedenen Rauhfuttern und Konzentraten hinsicht- lich ihrer Einsatzmoglichkeiten uberprufl. Lose Mischungen mit gemahlenem bzw. gehackseltem Stroh (Partikelgrofle: 9 bzw. 13 mm) erwiesen sich als wenig geeignet. Bei Strohanteilen zwischen 15 und 30 o/o belief sich die Trockenmasseaufnahme auf 10-12 kg pro Kuh und Tag. Enthielten die Mischungen weniger als 25 o / o Stroh, so war ein deutlicher Abfall des Milchfettgehaltes zu verzeichnen.

Wesentlich bessere Ergebnisse wurden beim Einsatz loser Mischungen rnit gehack- seltem Heu (42 O/o der Gesamtmischung) bzw. Trockengrun (40-60 O/o) erzielt. Die Trockenmasseaufnahme lag hier zwischen 14 und 17 kg. Das Acetat : Propionatver- haltnis im Pansen erreichte den im Hinblick auf die Milchfettsynthese geforderten Mindestwert von 3 : 1.

Das Pelletieren der losen Mischungen hatte keinen gesicherten Einflufl auf die Futteraufnahme sowie die Verdaulichkeit der Rohnahrstoffe. Die beim Preflvorgang stattfindende Nachzerkleinerung der Rauhfutterpartikel fuhrte jedoch zu einer ver- minderten Wiederkaudauer und - uber Anderungen der Pansenfermentation - zu einem Milchfettabfall. Diese nachteilige Wirkung war bei Pcllets rnit 8 mm Durch- messer erwartungsgemafl starker ausgepragt als bei solchen mit 13 mm Durchmesser. Briketts aus Trockengrun und Kraftfutter (50 : 50) unterschieden sich hinsichtlich Futteraufnahme und Pansenfermentation nicht von der entsprechenden losen Mi- schung, die Wiederkaudauer war jedoch wie bei den Pellets erniedrigt.

36. H. HACEMEISTER - Kiel

Einflufl der Art des Futtereiweifles und der Formaldehydbehandlung auf die bakterielle Eiweiflsynthese in den Vormagen und die

Eiweiflversorgung des Tieres

Futtereiweifl wird unterschiedlich schnell von den Bakterien in den Vormagen abge- baut. Durch Formaldehydbehandlung kann die Geschwindigkeit des Abbaus verrin- gert werden, so daR einerseits weniger Ammoniak aus den Vormagen verlorengeht und andererseits mehr endogener Harnstoff aus dem rumino-hepatischen Kreislauf in den Pansen zuruckfliefit. Letzterer steht dann fur die bakterielle Proteinsynthese zur Verfugung. Wie sich bei Milchviehrationen mit Kasein und Sojaschrot die Form-

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27. Vortragsragung 27

aldehydbehandlung des Proteins auf die bakterielle EiweiRsynthese (gemessen an der Menge Diaminopimelinsaure im Darm), die Verdaulichkeit und den Verbleib von N im Darm auswirkt, wurde an zwei Milchkiihen gemessen, die mit einer Pan- senfistel und rnit einer Umleitungsfistel am Duodenum versehen waren. Die Rationen bestanden aus Heu (etwa 33 O/o der Trockenmasse), Gerste und Tapioka sowie der zu prufenden Proteinkomponente, die 45-50 O/o des N der Ration ausmachte.

Die Ergebnisse der Untersuchung sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Bei den Rationen 1 und 6 (Harnstoff und unbehandeltes Kasein) gelangten 196

bzw. 199 g N entsprechend 84 bzw. 86 O/o des Futter-N in den Darm. Bei behandel- tem Kasein und Sojaschrot waren es dagegen 251 bzw. 261 g N entsprechend 110 und 113 O/o. Die Menge a n Bakterien-N lag bei behandeltem Kasein und teilweise behandeltem Sojaschrot am niedrigsten, wobei je 100 g in den Vormagen abgebaute organische Substanz jedoch nur eine innerhalb der Fehlergrenze der Methode liegende Abweichung festzustellen war.

Das Ziel, Futterprotein vor den1 bakteriellen Abbau zu schiitzen, wird am Rest-N besonders deutlich, das neben Darmsekret im wesentlichen das unabgebaute Futter-N darstellt. Bei den Rationen 1 und 6 gelangten nur 25 O / o des Futter-N unabgebaut in den Darm, wahrend es bei der Sojaschrotration 46 O/o und bei der Ration rnit be- handeltem Kasein sogar 66 O/o waren. Die angegebene scheinbare Verdaulichkeit von N ist rnit 64-80 O/o wenig aussagefahig, da sie von der in den Darm flieaenden N- Menge abhing. Im Darm war die Verdaulichkeitsanderung von 76 auf 68 O / o wesent- lich geringer.

Die Untersuchung zeigt, daR Futterproteine unterschiedlicher Fermentationsrate im Vormagen auch unterschiedliche Ausnutzung zeigen, und daR weiter eine Behand- lung mit Formaldehyd von merklicher Wirkung ist.

Tabelle 1

EinfluS der Forrnaldehydbehandlung von Kasein und Sojaschrot auf Bakterien-N, Rest-N, N-Verdaulichkeit und N-Verbleib irn Darrn

I Trodtenrnasseaufnahrne (kg/Tag) . .~ N-Aufnahrne (g/Tag) . . . . . . . . . . N am Duodenum (g/Tag) . . . . . . . davon:

Bakterien-N (g/Tag) . . . . . . . . . . Rest-N (g/Tag) . . . . . . . . . . . . . .

N irn Kot (g/Tag) . . . . . . . . . . . . . . N-Verdaulichkeit irn gesarnten Ver-

dauungstrakt ("0) . . . . . . . . . . . . irn Darrn (O/o) . . . . . . . . . . . . . . .

Diff. Duodenum-Kot-N (giTag) . . O/o der N-Aufnahrne . . . . . . . . . . . . Bakterienprotein je 100 g in Vor-

rnagen urngesetzte organische Sub- stanz (g N X 6,25) . . . . . . . . . . .

(O/o der N-Aufnahme) . . . . . . . .

7 I 3

Karein ,ia,ein Kasein unhe- 30 O/o

handelt hehande't behandelr

8511 8553 8722 237 238 223

Ration

199

139 60 25 48

80 76

151 64

21

26 1

104 157 66 82

66 69

179 75

20

251

172 79 35 80

64 68

171 77

4 5 b

Sojarchrot 33 010 he-

25 '/a ::?; handelt HarnsrofT

Harnstoff

8911 8517 8912 229 235 229 261 259 196

154 128 143 107 131 53 46 56 23 78 84 54

66 64 76 70 68 72

183 175 142 80 74 62

25 20 21

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28 27. Vortragstdgung

37. E. PFFFFER - Gorringen

Einf lui der Ar t des Futtereiweiies und der Formaldehyd-Behandlung auf die Aminosaure-Versorgung des Tieres

I n Duodenal-Inhalt und Kot der im vorigen Referat beschriebcnen Tiere wurden Aminosaure-Analysen durchgefuhrt. Besieht man die Diff erenz zwischen den Amino- saure-N-Mengcn in Duodenal-Inhalt und Kot auf den Futter-N, so ergeben sich fol- gende Werte in O i o :

bei Futterung von Harnstoff - 38 unbehandeltem Kasein - 42

Sojaschrot + Harnstofi - 46 Sojaschrot - 52

50 O i o behandeltem Kasein - 5 1 100 O i o behandeltem Kasein - 55

Das Aminosaure-Muster schwankt nur in a d e r s t geringem Mafie, Einfliisse drs Futter-Proteins sind allenfalls bei Leucin, Glutaminsaure, Prolin und Glycin zu er- kennen. Die Aminosaure-Versorgung der Kuhe wird also nicht durch die Amino- saure-Muster, sondern durch die F luha ten beeinflufit. Die aus dem Darm nicht in1 Kot ausgeschiedene Menge an essentiellen Aminosauren lag mit Ausnahme des Histi- dins bei Futterung von Sojaschrot oder behandeltem Kasein wesentlich hoher als bei Fiitterung von unbehandelteni Kasein oder Harnstoff. Der durch die Formaldehyd- Behandlung erreichte Anstieg lag im einzelnen zwischen 2 2 O i o (Threonin) urn 75 O i o (Arginin).

38. V. MELOSCH - Kiel

Zusarnmenhange zwishen bakterieller Eiweiisynthese in den Vormagen, N-Bilanz und Harnstoffaussheidung

Im Zusanimenhang mit der Verfutterung von formaldehydbehandeltem EiweiR an Wiederkauer ist zu erwarten, dafi die Harnstoff- und damit auch die N-Ausscheidung uber den H a r n eingeschrankt wird, da wesentlich mehr Futterprotein unabgcbaut in

N-Umsatz, N-Verdaulichkeit und N-Bilanz (Mittel aus 6 Tieren)

< I S % S I S X X I S % S I S S

Versucb I unbehandelt . . . . 10,9 5 , 0 f 0 , 2 6,7?0,3 3 , 5 f 0 , 4 5 4 , 1 f 1 , 8 -0,XfO,2 behandelr . . . . . . t1,O 5.1f0,2 5,3?0,3 2 .6f0 .2 53,6?1,6 0 , 6 f 0 , 3 Differenz . . . . . , 0,1 0,1 f 0 . 4 -1 ,4f0 ,4 ' -0 ,9fO,3 ' - 0 , 5 f 3 , 2 1,4?0,4'

Versucb I 1 unbehandelt . . . . 16,1 5 ,5f0 ,2 12,1&0,3 7,5+0,6 6 5 , 8 f 1 , 2 -1,5?0,3 behandelr . . . . . . 16,3 7,5?0,4 7,5+0,3 4 , 6 f 0 , 4 54,0?2,2 1,3?0,5 Differenz , . . . . . 0.2 2,0?0,3:' -4,6?0,5" - 2 , 9 f 0 , 6 " -11.8f2.0" 2 ,8+0,53

I

' P < 0,oz. - 2 P < 0,Ol. - :I P < 0,001.

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27. Vortragstagung 29

den Darm gelangt und dennoch erhebliche Mengen Bakterienprotein in den Vormagejl synthetisiert werden. Letzteres deutet auf eine erhohte Harnstoff rucksekretion hin. Es bleibt jedoch die Frage offen, ob die N-Ausscheidung iiber den Harn so stark re- duziert wird, daf3 sich daraus eine hohere N-Bilanz ergibt.

Deshalb wurden an sechs Hammeln N-Bilanz-Messungen im Gruppenperioden- versuch durchgefuhrt. Im Versuch I erhielten die sechs Tiere taglich 500 g Heu und 400 g Tapiokapellets sowie Zulagen von 30,5 g unbehandeltem Kasein bzw. 28,s g Kasein, das mit Formaldehyd behandelt worden war. Im Versuch I1 wurden die Zulagen bei gleicher Grundration auf 60 g unbehandeltes bzw. 60 g behandeltes Kasein gesteigert.

39. W. KAUFMANN - Kiel

Zur Bedeutung und zur Nutzung der bakteriellen EiweiRsynthese in der Fiitterung der Wiederkauer

Die in vorstehenden Arbeiten (HAGEMEISTER, PFEFFER, MELOSCH) angefuhrten Ergeb- nisse werden auf Protein aus Grunfutter sowie Harnstoff erweitert. Es ergibt sich, daB die Ausnutzung (im Darm verbleibender N-Anteil aus dem Futter-N) nicht nur von der Behandlung mit Formaldehyd und der Art des Proteins abhangt, sondern auch von den Verhaltnissen zwischen Energie und Protein im Futter. Bei weitem Verhalt- nis (verd. Eiweif3 zu StE etwa 1 : 10) wird bei Welschem Weidelgras mit 7 O / o Roh- protein und mit 10 O / O Rohprotein ein im Darm verbleibender N-Anteil von 100 O/O

bzw. 900 /0 des verfutterten N gefunden. Die Verdaulichkeit im Darm ist zwar bei 10 O / o Rohproteingehalt um 6 O/O gestiegen, doch wirken sich die NHa-Verluste im Vormagen starker auf die Ausnutzung aus als die Verdaulichkeit im Darm. Fur Harnstoff werden bei unterschiedlichen Verhaltnissen hinsichtlich Energie zu Protein gleiche Messungen durchgefuhrt. Die Ausnutzung des Harnstoffs wird nach folgen- der Gleichung errechnet:

Harnstoff-Ausnutzung = A x

A = Verdaulichkeit des Rohprotein-N im Darm B = Harnstoff-N in der Ration C = Restliches Futter-N in der Ration D = Im Vormagen nicht abgebautes Futter-N im Darm (Gesamt-N im Darm -

Bakterienprotein-N im Darm) E = Bakterienprotein-N im Darm

Es ergibt sich im Bereich von verdaul. EiweiB : StE = 1 : 5,5 bis 1 : 6 eine Aus- nutzung von 50 bis 60 O / o . Diese Ausnutzung sinkt bei engeren Verhaltnissen und steigt bei weiteren Verhaltnissen von Energie : Protein.

Aus den vorliegenden Ergebnissen wird versucht, den Bedarf an Rohprotein bzw. verdaul. Protein je Liter Milch zu errechnen. Es ergeben sich fur verdaul. Protein Bedarfswerte je Liter Milch zwischen 45 und 70 g, je nach der Art des verwendeten Proteins bzw. dessen Fermentierbarkeit im Vormagen und der entsprechenden Nut- zung des rumino-hepatischen Zyklus.

Auf Grund der tabellarisch dargestellten Ergebnisse kann gefolgert werden: I . Die Verfutterung behandelter Kaseinzulagen bewirkte eine verminderte N- und

Harnstoff-N-Ausscheidung uber den Harn. 2. Mit dieser Verminderung war eine erhohte N-Bilanz verbunden, obwohl bei

hohen Kaseinzulagen die scheinbare N-Verdaulichkeit durch die Behandlung ab- nahm. Hiermit konnten die Ergebnisse einiger australischer und neuseelandischer Autoren bestatigt werden.

, dabei ist E

B + C - D

Page 30: 27. Tagung in Gießen vom 9. bis 11. April 1973

30 27. Vortragstagung

3. Die Abnahme der scheinbaren N-Verdaulichkeit bei der Ration mit behandelter Kaseinzulage im Versuch I I kann als Zeichen besserer N-Nutzung gewertet wer- den, weil weniger N H s im Pansen entsteht. Umgekehrt kam offenbar die hohe scheinbare N-Verdaulichkeit der Ration mit unbehandelter Kaseinzulage im Ver- such I1 nur durch hohere, aber nicht nutzbare NHa-Mengen im Pansen zustande.

4. Mit steigender Kaseinzulage nahm die N-Nutzung ab und war der Effekt der Behandlung noch etwas deutlicher.

40. J. DFLORT-LAVAL - Jouy-en-Josas

Einflufi des durch Gerbstoff behandelten Futtereiweifies auf die Milchleistung der laktierenden Ziege

Die Behandlung von Futterproteinen mit naturlichen (Pflanzenextrakten, wie z. B. Kastanien oder Quebratcho) oder synthetischen (Formaldehyd, Glyoxal) Gerbsubstan- Zen verringert ihre Loslichkeit und ihre Desaminierung im Pansen. Man konnte feststellen, daB durch diese Behandlung einerseits die Verdaulichkeit des Stickstoff s in einer Diat vermindert, aber andererseits die eff ektive Absorption an Aminosauren beim Schaf erhoht wurde und somit das Tier seine Stickstoffbilanz verbessert.

Nur vereinzelte Versuche befaaten sich bis zur Zeit mit anderen Proteinen als mit jenen des Kaseins und mit Tieren von einem hohen Produktionsniveau. Wir haben versucht an Hand von zwei aufeinanderfolgenden Versuchen, einerseits hinsichtlich der Bilanz, andererseits betreff s der Produktion, die Wirkung des Gerbens von Fut- terproteinen auf die Milchleistung erwachsener Ziegen zu bestimmen. Jeder dieser Versuche erstreckt sich uber 16 Wochen. Diese Zeit umfaat eine 8wochige Hauptver- suchszeit, die rnit Kontrollzeiten von jeweils 4 Wochen am Anfang und am Ende beginnen bzw. enden.

Bei der Bilanzuntersuchung charakterisiert sich die Hauptversuchszeit durch ein Herabsetzen des Stickstoffgehaltes der Futterrationen (45 g VRPiskand. FE). Eine der Versuchsgruppen (3 Tiere) erhielt als Stickstofferganzung eine mit Kastanien- gerbstoff behandelte Mischung von ErdnuB- und Leinmehl.

Unter unseren Versuchsbedingungen rufl die Reduktion des Stickstoff gehaltes eine hohere Bilanzverbesserung in Gegenwart (+ 24 o / o ) als in Abwesenheit (+ 14 O / o )

von gegerbten Proteinen hervor. Auch die Bestandigkeit der Milchleistung ist bei der Versuchstiergruppe stets auf einem hoheren Niveau.

Die Milchleistungsuntersuchung wurde mit Hilfe von drei vergleichbaren Gruppen von jeweils 4 Tieren durchgefuhrt, deren Futterverbrauch, sowie Milchfett- und Milchstickstoff produktion gemessen wurde. Der gegerbte Stickstoffzusatz setzte sich zusammen aus einer Mischung von Erdnussen (50), Raps (30) und Soja (20), welche nacheinander mit Kastaniengerbstoff und Formaldehyd behandelt wurden.

Zwei dieser Versuchsgruppen erhielten eine Diat mit einem Mindeststickstoffzusatz in gegerbter (80 T) oder ungegerbter Form (80). Die dritte Gruppe dient zur Kon- trolle (100).

Unter diesen Bedingungen wurden durch die Reduktion des Futterstickstoffgehaltes wahrend der 8 Wochen zwischen der jeweiligen Bwochigen Vor- und Nachkontroll- zeit mit normalstickstoffhaltigem Futter, im Vergleich zu der erwarteten Produktion, eine Reduktion der Milchmenge (- 5,3 o / o ) und des Milchstickstoffes (- 4,2O/~) in der Versuchsgruppe mit dem Mindeststickstoff niveau (80) hervorgerufen. In der Ver- suchsgruppe (80 T) betrug die Veranderung bezuglich der Milchmenge - 0,8 O i o und + 5,6 O/o fur den Stickstoffgehalt. Letztere Daten sind ahnlich (respektiv + 1,4 O/o

und +7,1 O/o) jener der Kontrollgruppen rnit hohem Stickstoffniveau (100).

Page 31: 27. Tagung in Gießen vom 9. bis 11. April 1973

27. Vortrngstagung 31

Trotz des begrenzten Tierbestandes, auf dem die Ergebnisse dieser Arbeiten be- ruhen, scheint es sich dennoch zu bestatigen, daC durch das Gerben der Proteine eine bessere Verwertung fur die Milchproduktion erzielt werden kann.

41. S . Z. ZELTER und G. CHARLET-LERY - Jouy-en-Josas

EinfluB der technologischen Behandlungen (Silierung oder Trodtnung) von reifen und unreifen Vollmaiskolben auf die Harnstoff-

und Soja-N-Verwertung bei wachsenden Jungbullen

Silierte oder kunstlich getrocknete unreife und reife Vollmaiskolben wurden in letzten Jahren gelaufig als Grundfuttermittel fur Wiederkauer verwendet.

Die Frage ist, inwieweit das Reifestadium und diese technologischen Behandlungs- methoden sich auf die Verdaulichkeit der Energie und den Trockensubstanzverzehr bei Jungbullen auswirken.

Der Rohproteingehalt des Maiskolbens ist, wie bekannt, weitaus unzureichend fur die Jungbullenmast. Zur Erganzung dieses Getreides ware es wunschenswert, hin- sichtlich der aktuellen und zukunitigen Weltvorratslage an Proteinen, die Ulsaat- ruckstande durch Harnstoff zu ersetzen.

Im Gegensatz dazu liegt der Starkegehalt im Mais besonders hoch. Aber nur leicht verfugbare Kohlenhydrate begunstigen die mikrobielle Aminosauresynthese aus N P N im Pansen. Neuere Untersuchungen bewiesen, dai3 feuchte Hitzebehandlungen die Starkekorner schadigen und somit ihre Angreifbarkeit durch die amylolytische Pan- senmikroflora erleichtern. Andererseits sollte der groflte Teil der Maisstarke durch die Silierung in organische Sauren vergoren werden, um somit den Pansenmikroorganis- men diese unentbehrliche Energiequelle zu entziehen. Welche Wirkung diese Behand- lungen auf die Harnstoff-N-Bewertung ausuben ist jedoch unbekannt. Urn diese Fragen zu beantworten wurden uber drei Jahre Untersuchungen an

Jungbullen durchgefuhrt.

Versuchsmethodik

Als Grundfutter wurden Vollmaiskolben der Ernte 1967, 1968 und 1971 verwendet. Dieses Futter stellt 80-85 O / o des gesamten Trockensubstanzverzehrs dar.

1967 und 1968 wurden die Kolben in unreifem Stadium geerntet. 1971 wurden ebenfalls reife Maiskolben behandelt.

Ein Teil der unreifen Kolben wurden sofort in gasdichte Behalter einsiliert. Ein weiterer Teil der unreifen und die reifen Maiskolben wurden in Grastrocknern bei einer Temperatur von 110-120° C getrocknet. Ein Teil der reifen Kolben wurde auch durch kalte oder leicht erwarmte (f 4' C) Beliiftung wahrend 45 Tagen getrocknet. AnschlieCend wurden die getrockneten Kolben durch ein 5-mm-Gitter fein gemahlen und mit gemahlenem Weizenstroh (10 o / o ) , vitaminierter Mineralmischung (2,5 "in), Harnstoff (20-23 g/kg Maiskolben T.S.) oder Sojaschrot (1 56 g/kg Maiskolben T.S.) erganzt und schliefllich pelletiert. Fur das Silagefutter wurde Harnstoff wahrend des Einsilierens untergemischt. Sojaschrot wurde gleichzeitig mit dem Silagefutter verab- reicht.

Die Vollrationen enthalten 11-12 O i o Rohfaser, 13,2-13,8 o / o Rohproteine in T.S. Sojaschrot oder Harnstoff-N stellten 34-41 O/O des gesamten N der Ration dar.

Wahrend der drei Jahre wurden Verdauungs- und N-Bilanzmessungen durchge- fuhrt, 1971 aufierdem freiwillig Trockensubstanzaufnahme und Korpermassezunah- men gemessen.

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32 27. Vortragstdgung

E rgebnisse

Die Ergebnisse waren folgende: Der Gehalt an verdaulicher organischer Sub- stanz ist merkbar unveranderlich von Jahr zu Jahr und wird von dem Reifestadium des Maiskolbens nicht beeinflufit. Die technologische Behandlung der Kolben scheint jedoch die Verdaulichkeit der organischen Substanzen recht schwach und die Rohfaser bedeutend zu beeinflussen; bei Silierung ist die Verdaulichkeit der organischen Sub- stanzen etwas besser, wahrscheinlich, weil die Struktur der Teilchen des Silagefutters wesentlich groi3er ist als beim pelletierten Futter.

2O/ Retinierter N war signifikant niedriger bei Silagemais rnit Harnstoff als bei Trockenmais rnit Harnstoff.

Zwei Urnstande konnten derartige Differenzen erklaren: a. Die losliche N-Konzentration in der Silagediat war wesentlich starker als in

den getrockneten Maiskolben. Der Harnstoff rnui3te deshalb im ersten Fall ungunsti- ger bewertet werden.

b. Die Trocknung hat die Konzentration a n leicht angreifbarer Starke wesentlich erhoht, wahrend die Silierung diese Konzentration stark erniedrigt. Sornit sollte die Harnstoff verwertung wesentlich niedriger sein fur das Silagefutter als fur die ent- sprechenden Trockendiaten. In dieser Hinsicht scheint zwischen kunstlicher Trocknung und Beluftung kein Unterschied zu bestehen. Es ergibt sich also, dai3 ebenfalls der Gehalt a n leicht angreifbarer Starke ein entscheidender Faktor fur die Harnstoffver- mertung darstellt.

3O/ Es gibt keinen Unterschied zwischen der N-Verwertung des Harnstoffes und jener des Sojaschrotes, wenn sie den getrockneten Maiskolben erganzen. I m Falle der silierten Maiskolben ist die Harnstoff verwertung signifikant niedriger als die S o b - schrotverwertung. Sojaschrot hingegen wird mit Silage- oder Trockenmaiskolben gleichgut verwertet.

4 O / Der tagliche Trockensubstanzverzehr pro 100 kg Korperrnasse ist um + 12 '10 signifikant hoher in der Gruppe der belufteten Maiskolben als in der Silagegruppe und urn 11 o /o hoher als in der kunstlich getrockneten Kolbengruppe.

Die tagliche Gewichtszunahme ist ebenfalls hoher rnit beluftetern Mais (1715 g) a h mit Silagemais (1309 g), dieses erklart sich wahrscheinlich durch eine grogere Trocken- substanzaufnahme bei beliifletem Mais.

Aus diesen Ergebnissen scheint hervorzugehen, dai3 getrocknete und auch silierte, unreife und reife Vollmaiskolben ein sehr gutes Grundfutter fur die intensive Jung- bullenmast sind, wenn dieses Futter korrekt mit Rohfaser, Mineralien und Rohpro- teinen erganzt wird.

Mit getrockneten Maiskolben als einzige Energiequelle (80-85 O / o Trockcnsubstanz der gesamten Ration) kann Harnstoff (20-23 g/kg T.S. Maiskolben) vorteilhaft das Sojaschrot (150 g/kg T.S. Maiskolben) ersetzen und eine hohe Korpergewichts- zunahrne sichern. Mit Silagemaiskolben ist solcher Ersatz nicht befriedigend, da Soja- schrot weitaus bessere Leistungen aufweist.

42. J. HARMLYER und J. VARADV - Hannover

Messungen des Harnstoff umsatzes bei kleinen WiederkEuern bei verschiedener Futterung und Hunger

Harnstoff hat bei Wiederkauern eine doppelte Funktion zu erfullen. E r ist wie bei monogastrischen Tieren harnpflichtiges Endprodukt des Stickstoffwechsels und ferner Substrat fur mikrobielle Synthesen in den Vorrnagen. Wahrscheinlich hangt es mit

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27. Vortragstagung 33

dieser Doppelrolle zusammen, daf3 sich der Plasmaharnstoff spiegel bei Wiederkauern in bestimmten Situationen anders verhalt als bei monogastrischen Tieren. Entzieht man Schafen und Ziegen fur drei Tage das Futter, so steigt der Plasmaharnstoffspiegel in dieser Zeit auf nahezu das Doppelte an. Ein derartiges Ansteigen kann bei Schwei- nen und auch bei Menschen nicht beobachtet werden. Wir haben durch Messung der Harnstoff kinetik die Ursachen fur das abweichende Verhalten des Plasmaharnstoff - spiegels bei Schafen und Ziegen untersucht. In insgesamt 47 Versuchen wurde der Harnstoff -Stoffwechsel unter vier verschiedenen Bedingungen gemessen, bei dencn s k h der Plasmaharnstoff spiegel signifikant voneinander unterscheidet : bei proteingefutterten Tieren, Plasmaharnstoff spiegel 5,02 pMollm1, bei proteinfrei gefutterten Tieren mit 100 O / o Harnstoff -N, Plasmaharnstoffspiegel 5,65 pMol/ml, nach zwei bis dreitagigem Futterentzug jeweils im Anschlua an die genannten Ra- tionen, Plasmaharnstoff spiegel entsprechend 7,45 und 6,21 pMol/ml.

Die taglichen Einnahmen an verdaulicher Energie und verdaulichem Stidstoff betrugen pro kg Korpergewicht bei Proteinfutterung 49,4 kcal und 236 mgN und bei proteinfreier Futterung 43,7 kcal und 230 mgN.

Die Untersuchungen ergaben, dai3 unter den gewahlten Bedingungen die Menge des aus dem Blut in den Magen-Darm-Trakt diff undierenden Harnstoff s (endogener Umschlag) mit steigendem Plasmaharnstoff spiegel abgenommen hatte. Der endogene Umschlag betrug bei Sojafutterung 4,69; bei 100 O/O Harnstoff-N-Futterung 4,38 und bei Hunger nach den entsprechenden Diaten 0 und 1,96pMol/Min. . kg Korper- gewicht. Die Harnstoffsynthese in der Leber betrug unter den vier genannten Bedin- gungen entsprechend 9,56; 6,88; 5,27 und 3,86 pMol/Min. * kg Korpergewicht und war damit bei hungernden Tieren jeweils signifikant niedriger als bei gefutterten Tieren. Bei Verabreichung eines proteinfreien Futters mit 100 " / o Harnstoff -N war die Synthese ebenfalls signifikant kleiner als bei Proteinfutterung. Der Harnstoff - verteilungsraum war unter den vier verschiedenen Bedingungen nicht signifikant ver- schieden. Aus diesen Ergebnissen ziehen wir folgende Schlusse: 1. Ursache des Anstiegs der Plasmaharnstoff konzentration nach zwei- bis dreitagigem

Futterentzug ist eine mit geringer zeitlicher Verzogerung einsetzende drastische Verminderung des endogenen Harnstoff umschlags, d. h. des Harnstoff einstroms aus dem Blut in den Magen-Darm-Trakt. Danach nimmt die Harnstoffsynthese in der Leber ebenfalls ab und es stelit sich bei erhohtem Plasmaharnstoff spiegel kurz- zeitig ein neues Fliedgleichgewicht ein.

2. Eine unterschiedliche Verteilung des Harnstoffs, z. B. im extra- und intrazellula- rem Korperwasser kann als Ursache fur das Ansteigen der Plasmaharnstoff konzen- tration bei Hunger und bei Verfutterung von 100 o / o Harnstoff-N ausgeschlossen werden.

3. Da bei proteinfreier Futterung trot2 angestiegenem Plasmaharnstoff spiegel die Harnstoff synthese in der Leber im Vergleich zu Proteinfutterung abnimmt, ergeben sich bei der von uns verwendeten proteinfreien Diat keine Hinweise fur eine ver- starkte Ammoniakresorption aus dem Pansen, durch die die Entgiflungsfahigkeit der Leber uber das normale MaR hinaus belastet werden konnte.

4. Der Rudtstrom von Harnstoff in den Magen-Darm-Trakt, der als Diffusionsvor- gang aufzufassen ist, hangt nicht ausschliedlich vom Plasmaharnstoff spiegel ab.

Diese Ergebnisse sprechen dafur, dai3 die Durchlassigkeit der Wande des Magen- Darm-Traktes, insbesondere der Vormagenwande gegenuber Harnstoff rationsabhan- gige Veranderungen aufweist.

Page 34: 27. Tagung in Gießen vom 9. bis 11. April 1973

34 27. Vortragstagung

43. J. R. REICHL - Hohenheim

Verdauung von Bakterien durch Protozoen im Pansen

Schon 1929 hat M.\s(;oI,I-, in seinem ,,Handbuch der Ernahrung und des Stoff- wechsels der landwirtschafllichen Nutztiere" eine ausfiihrliche Hypothese uber die Verdauung von Bakterien durch Pansenprotozoen formuliert. Diese Hypothese wurde in zahlreichen Arbeiten von HUNGATE in den USA und COLEMEN in England durch Kultivierung von Pansenprotozoen bestatigt. Ober die quantitativen Verhaltnisse der Verdauung von Bakterien durch Protozoen wissen wir jedoch relativ wenig.

Aus einem Schafpansen wurden 6 Protozoen-Arten isoliert und in Monokultur rnit Bakterien gehalten. Jeweils die Halfte des Kultivierungsmediums wurde taglich, zusammen rnit den darin enthaltenen Protozoen und Bakterien, entfernt und durch 10 ml eines Mineral-Puffers und 10 mg fein gemahlener Luzerne ersetzt. Jede Flasche rnit Protozoen und Bakterien hatte eine Parallele, in der nur Bakterien ohne Proto- zoen lebten. Es wurde vorausgesetzt, dai3 die Differenz in der Bakterienzahl zwischen beiden Parallelen der Verdauung von Bakterien durch Protozoen in den Kulturen entspricht.

Die Zahl der Bakterien, die durch die Protozoen im Pansen verdaut wird, is: aui3erordentlich groi3. In einem kleinen Protozoon (z. B. Entodinium caudatum) be- finden sich ungefahr 100 Bakterien. Die Verdauungsrate wurde mit 2CO Bakterien in der Minute, d. s. ungefahr 300 000 Bakterien am Tag bestimmt. Fur die groflen P r o - tozaen-Arten (z. B. Diplodinium multivesiculatum) wurde eine Verdauungsrate von ungefahr 2 Millionen Bakterien je Protozoon und Tag bestimmt.

41. R. GuNzrL und D. GIESI CKL - Miinchen

Quantitative Beziehungen zwischen Glucose und Freien Fetts3uren im Blut von Schafen

U m den physiologischen Bereich des Glucosegehaltes im Blut von Wiederkauern bes- ser zu kennzeichnen und Versuchsbedingungen zu finden, unter denen sich die Wirk- samkeit glucogener Substanzen in geeigneter Weise ermitteln lafit, wurde an 5 er- wachsencn, mannlichen kastrierten Schafen der Gehalt der Glucose im Blut und der Freien Fettsauren im Plasma (FFS) unter Bedingungen normaler Fiitterung mit Heu ad libitum, des Futterentzuges und der induzierten Glucosurie gemessen.

Bei gefiitterten Tieren bestand zwischen Glucose und FFS eine enge und sehr hoch gesicherte reziproke Beziehung (r = - 0,715; p < 0,001). Innerhalb 3-12 h nach Beginn der Futteraufnahme ergaben sich mittlere Werte von 5 19-530 mg Glucose/l (k 10 so/o) und 142-231 ~ M o l FFS/l (k 31 s o i o ) . Die vor Fiitterung ermittelten Werte waren rnit 421 mg Glucose/l und 300 pM01 FFS/I signifikant .verschieden (p < 0,01), wiesen eine erheblich groi3ere Streuung auf (k 18 bzw. 47 s o i o ) und diirf- ten hauptsachlich fur die physiologische Variationsbreite verantwortlich sein.

Futterentzug bis zu 3 Tagen bewirkte eine Verdopplung der mittleren FFS-Kon- zentration bei gleichbleibendem Glucosespiegel im Blut (486-518 mg/l k 10 so/'o). Bei zusatzlich mit Phlorizin induzierter Glucosurie erniedrigte sich der Glucosegehalt am 2. und 3. Tag auf 409 mg/l (k 12 s o i o ) und die FFS-Konzentration stieg auf mittlere Werte von 1291 pMol/l (2 28 sO/o). Unter diesen Bedingungen war die Be- ziehung der Metaboliten nur schwach gesichert (r = - 0,536; p < 0,05).

Nach diesen Befunden wird die Glucostase bei Wiederkauern durch die Gluco- neogenese besonders wirksam stabilisiert. FFS sind daher zur Beurteilung der Stoff-

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27. Vortragstagung 35

wechsellage besonders gut geeignet und sollten auch zur Messung der Wirksamkeit von glucoplastischen Substanzen fur Wiederkauer unter Bedingungen der induzierten Glucosurie herangezogen werden.

45. R. HAUFFE und W. v. ENCELHAROT - Hohenheirn

Verweildauer von festen Teilchen und von Flussigkeit im Blattermagen von Schafen

Bei Schafen wurde in die Psalter-Labmagenoff nung ein flexibler Schlauch implantiert, durch den der gesamte aus dem Psalter ausfliefiende Vormageninhalt gesammelt wer- den konnte. Vergleichsproben wurden durch eine groi3e Pansenfistel aus der Haube entnommen.

Der Trockensubstanzgehalt in der Haube betrug im Mittel aller Versuche 9,1 ? 3,4 O/o, der im PsalterausfluB aber nur 5,9 ? 2,4 O/o. Da durch Stoffwechselvorgange nur wenig Trockensubstanz im Psalter verdaut werden kann, wird unter Berucksich- tigung der Wasserresorption gefolgert, daB die in den Blattermagen flieflenden Ingesta ca. 40 O/o weniger Trockensubstanz enthalten als der Haubeninhalt. Es kann ange- nommen werden, daB im wesentlichen die feineren Teile der Trodcensubstanz in den Psalter gelangen. Die Zusammensetzung des Haubeninhaltes ist daher in bezug auf den Trockensubstanzgehalt nicht reprasentativ fur den ZufluB zum Psalter.

Die mittlere Retentionszeit (R) von Flussigkeit und Trockensubstanz im Psalter wurde mit drei verschiedenen Markersubstanzen untersucht: (1) Polyethylenglycol (PEG), (2) Chromoxyd (Crz03) als feines Pulver in Suspension - und (3) 144Ce-mar- kierte 2,s oder 5 mm lange Heuteilchen. Je zwei Marker (1 + 2 oder 1 + 3) wurden mit etwas Vormageninhalt gemischt und langsam in die Hauben-Psalterofhung ver ~

abreicht. Der PsalterausfluB wurde bis zu 10 Stunden alle 20 Minuten gesammelt. Durch den Nahweis beider Marker in den Proben konnte der Ausscheidungsverlauf ermittelt werden.

Flussigkeit passiert den Psalter schnell: die mittlere Retentionszeit von PEG be- trug 36 Minuten. Auch sehr kleine, suspendierte Teilchen werden nicht wesentlich langer zuruckgehalten (R Cr209 = 47 Min.). Heuteilchen bleiben demgegenuber im Mittel wesentlich langer im Psalter (R 144Ce = 150 Min.); es konnten no& nach 10 Stunden markierte Heupartikel nachgewiesen werden. Die Retention hangt von der Passagerate des Vormageninhaltes durch den Psalter ab; bei hohem FluB konnen bis zu 70 O/o der Heupartikel smnell passieren, und nur ca. 30 O/o werden langer zurudt- gehalten. Es wird angenommen, daB dieser schnell passierende Anteil im wesentlichen durch den Psalterkanal und z w i s b n den langen Blattern hindurch in den Labmagen kommt. Bei mittlerem und geringem Flufl gelangt der uberwiegende Teil der Trodten- substanz zunachst zwischen die Blatter des Psalterkorpers und wird durch die Peri- staltik des Korpers langsarn zum Labrnagen hin weiterbefordert.

46. D. GIESECKE und S. WIESMAYR - Munchen

Ferrnentationsrate und Desoxyribonucleinsauren in Haube und Psalter von Ziegen und Schafen

Die Verdauungsfunktion der 3. Vormagenabteilung ist noch ungeklart. Nach einer vor wenigen Jahren aufgestellten Hypothese werden aus der Haube ubertretende Cellulosefasern durch adsorbierte Cellulasen im Psalter zu loslichen Kohlenhydraten

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36 27. Vortragstugung

depolymerisiert, die aber infolge Inaktivitat der Mikroorganismen nicht zur Fermen- tation sondern als Glucose zur Resorption gelangen.

Um die mikrobielle Funktion im Psalter besser zu charakterisieren, haben wir in 7 Versuchen an 3 Ziegen mit Pansen- und Psalterkanule und in 20 Versuchen an 4 Schafen mit Pansenkanule, Psalterschlauch und Labmagenkanule bei Futterung von Heu und Krafifutter Hauben- und Psalterinhalt gewonnen, die Fermentationsrate in vitro ohne (endogen) und mit Zusatz von verschiedenen Substraten (Cellobiose, Mal- tose, Glucose, manometrisch gemessen und zur Kennzeichnung der mikrobiellen Zell- masse den DNS-Gehalt bestimmt.

Nach den erhaltenen Befunden ist der Anteil der mikrobiellen Masse im Psalter hoher (bei Ziegen ca. 60 O/u) als in der Haube, die Fermentationsgeschwindigkeit der Digesta (endogen) aber geringer. Als Substrate zugesetzte losliche Kohlenhydrate erhijhen die Fermentationsrate im Psalterinhalt wesentlich starker als im Hauben- inhalt (bei Ziegen 820 bzw. 440 O/o).

Aus diesen Ergebnissen wird gefolgert, dal3 die Fermentation im Psalter nicht durch Inaktivitat der Mikroorganismen sondern durch Substratmangel limitiert wird. I n Anbetracht der Retentionszeit von Futterpartikeln im Psalter (vgl. H \ I ~ F I + . u. v. E\(; i . . i , i i . \ i<i i I ) kann der endogenen Fermentation ein substantieller Anteil am Verdauungsstofiwechsel im Vormagen zugeschrieben werden.

Fermentation in Haube und Psalter von Shafen

' P s a , r e r salter rcI311v (Haube = 100) Haube M c r ~ u n g c n

(Mi t re1 werre)

. . . . . . . . . . . . . . Trockenmassegehalt (TM, O/o) 12,8 5,5 DNS ( r n g l g TM) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4,09 5,60 Fermentationsrate

endogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.30 0,51 zugesetzte Substrate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4,44 3.17 Zunahme (o/o) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341 62 1

I ' / t I CO,/,trg DNS . h-1.

43 37

39 71 82

Vorsitz: K. DREPPER - Kiel

47. K. KOLI.ING - Munchen

Studien iiber den Eruktationsmechanismus beim Schaf

Die Untersuchungen wurden an Schafen mit mehreren Dauerfisteln im Pansen unter Ausnutzung der ballonkymographischen und rontgenologischen Methode durchge- fuhrt.

Es zeigte sich, dal3 die sich wahrend der anaeroben Fermentation im Ruminoreti- culum bildenden und im kaudodorsalen Teil des Pansens ansammelnden Gase durch die eng korrelierte motorische Tatigkeit verschiedener Abschnitte des Ruminoreticulum periodisch eruktiert werden.

Der Ruktus erfolgt unter Beteiligung des kaudalen ventralen Pansenblindsackes (I . Kontraktion), des dorsalen Pansensakes (11. Kontraktion) und des Netzmagens (Relaxation), die die fur ihn notwendigen Bedingungen erfullen, namlich:

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27. Vortragstagung 37

I . Bewegung der Gasblase von kaudal nach kranial zur Kardia hin. 11. Freilegung der Kardia von den sie bedeckenden Nahrungsmassen.

111. Austreibung der Gase durch die Kardia in den Oesophagus und von dort in die

Die primate Kontraktion des kaudalen ventralen Pansenblindsackes findet im Ver- lauf des Netzmagen-Pansenzyklus unmittelbar nach den aufeinanderfolgenden Bewe- gungen des Netzmagens (biphasische Kontraktion), des dorsalen Pansensackes (I. Kon- traktion) und des ventralen Pansensackes (I . Kontraktion) statt und bildet den Ab- schluB der ersten Phase der Pansenbewegungen (Mischungszyklus) ; beginnt sich wah- rend ihres Verlaufes der dorsale Pansensadc erneut zu kontrahieren (11. Kontrak- tion), SO kommt es zu einer Relaxation des Netzmagens und es erfolgt ca. 3 Sekunden nach dem Einsetzen der Dorsalsadtkontraktion ein Ruktus. Danach vollfuhren der ventrale Sack und der kaudale ventrale Blindsack des Pansens nacheinander je einc sekundare Kontraktion und beenden die zweite und letzte Phase der Pansenbewegun- gen (Eruktationszyklus) des Netzmagen-Pansenzyklus. Der Moment der Eruktation im Verlauf des Netzmagen-Pansenzyklus ist von der Starke der primaren Kontrak- tion des kaudalen ventralen Pansenblindsackes abhangig und kann eine verschieden lange Zeit nach Beginn des Zyklus auftreten. Dies beruht auf der engeren Korrela- tion, die zwischen der Starke der I . Kontraktion des kaudalen ventralen Blindsadces und dem Beginn der 11. Kontraktion des Dorsalsackes des Pansens besteht. In der Regel erfolgt im Verlauf eines Netzmagen-Pansenzyklus ein Ruktus-Zyklus mit zwei Phasen der Pansenbewegungen - oder kann auch fehlen - -2yklus mit einer Phase der Pansenbewegungen. Unter normalen physiologischen Bedingungen konnen, wenn auch selten, zwei Eruktionen in einem Netzmagen-Pansenzyklus vonstatten gehen. Der Eruktationsmechanismus ist auch in diesem Falle unverandert. Der Netzmagen-Pan- senzyklus besteht jetzt aus einem Mischungszyklus und zwei Eruktationszyklen der Pansenbewegungen. Auch wahrend der verschiedenen Aktivitaten und Positionen der Tiere wird der Ruktus nach dem oben beschriebenen Mechanismus ausgeiibt. Ledig- Iich die Frequenz ist unterschiedlich. Die hochste Anzahl der Eruktatiomn ist wah- rend der Futteraufnahme, eine etwas geringere wahrend des Wiederkauens und die niedrigste wahrend der Ruhe und besonders dann - wenn das Tier liegt und augen- scheinlich sddaft - zu beobachten.

Im Moment der Eruktation sind in der Atmung Veranderungen feststellbar - stufenformiger Anstieg des Intratracheadrudtes - die den SchluR zulassen, daR der groi3te Teil der eruktierten Pansengase direkt aus der Maulhohle uber die Trachea in die Lunge stromt.

Maulhohle.

48. K. H. MENKE und U. EHRENSVARD - Hohenheim

Ein Verfahren zur Bestimrnung der Stoff- und Energiebilanz irn kiinstlichen Pansen

Es wird ein Verfahren beschrieben, das gegeniiber den bekannten Methoden folgende Vorteile besitzt : 1. Pansensafientnahme und Vergarung finden unter streng anaeroben Bedingungen

statt. Damit ist auch eine kontrollierte Zugabe von Sauerstoff vor der Vergarung moglich.

2. Bei der Destillation der fliichtigen Fettsauren wird zugleich das Kohlendioxid in Athanolamin aufgefangen. Methan wird zu Kohlendioxid verbrannt und ebenfalls getrennt aufgefangen. Das Verfahren erlaubt die Bestimmung der Radioaktivitat

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3s 27. Voriragsfagung

im CO. und CH4 sowie die titrimetrische Bestimmung des COz in organischer Losung.

3. Im Destillationsruckstand wird der Gesamt-N und der filtrierbare N durch einen Mikrokjeldahl-Aufschlufl bestimmt, bei dem zugleich das gebildete COz aufgefan- gen und radiometrisch und titrimetrisch bestimmt wird.

4. Der Filterruckstand wird in der Kalorimeterbombe verbrannt. Neben der Brutto- energie wird das gebildete COz radiometrisch und titrimetrisch erfaflt.

5 . Lipoide werden mit einer Losung aus n-Hexan und Isopropanol extrahiert und gravimetrisch und radiometrisch analysiert.

In den ersten Versuchen wurde der Einflufi eines Zusatzes von 100 mg Glukose auf die Vergarung von 100 mg "C-U-Haferspelzen in 50 ml Pansensaft untersucht. Durch den Glukosezusatz stieg die Gasproduktion von 10,8 auf 16,3 ml pro Stunde. Die Radioaktivitat in fliichtigen Fettsauren sank von 50,4 O / o auf 46,l ' O / o , im Acetat von 31 O/O auf 22,4 0 i 0 (p < 0,Ol). Zugleich stieg die Radioaktivitat im Propionat von 13,8 O/o auf 18,O O / o , wahrend die Radioaktivitat im Butyrat konstant blieb. Das be- rechnete molare Verhaltnis der radioaktiven fliichtigen Fettsauren (Acetat : Propionat : Butyrat in Mol-O/o) veriinderte sich von 73 : 22 : 5 auf 62 : 33 : 5 nach Glukosezusatz. Die entsprechenden Daten im gesamten Pansensaft sind 64 : 21 : 1 3 vor der Inkuba- tion, 63 : 22 : 14 nach der Inkubation ohne Glukosezusatz und 62 : 22 : 14 mit Glu- kosezusatz. Die Produktion an markiertem COz und CH4 war erheblich grofler als aus der Produktion an Acetat und Butyrat bereehnet werden kann.

Unter Berucksichtigung der zusatzlichen Vergarung von Kohlenhydraten zu C G und CH1 wird die Ausnutzung der Energie in vcrdaulichen Kohlenhydraten der markierten Haferspelzen zur Bildung von markierten fluchtigen Fettsauren mit 66 '10 berechnet. Durch Zusatz von inaktiver Glukose steigt die Ausnutzung der radioakti- ven Kohlenhydrate auf 70 O / o .

Ein Vergleich der spezifischen Aktivitaten im COz und CHI zeigt, dafl zur Methanbildung ein C0,-Pool herangezogen wird, der noch nicht im vollen Gleich- gewicht mit dem wahrend der Garung gebildeten radioaktiven COz steht.

49. A. BORNEMANN, H. CASELMANN und H. H E N K ~ L - Kiel

Die energetische Bewertung von Grassilage

Die Beurteilung des energetischen Futterwertes von Grunfuttermitteln und deren Konservierungsprodukten stutzt sich bei allen Futterberechnungen nicht nur auf den verdaulichen Anteil der Nahrstoffe, sondern erfordert zusatzliche Korrekturfaktoren, wie z. B. den Rohfaserabzug bei der Berechnung der Starkeeinheiten. Ober die Be- rechtigung und die Groflenordnung dieser Korrekturen gibt es unterschiedliche An- sichten. Fur unsere Versuche stand uns aus einem landwirtschaftlichen Betrieb eine Grassilage vom zweiten Schnitt eines Feldgrasbestandes Mitte der Bliite zur Ver- fiigung. Die entsprechenden Rohnahrstoffwerte in der Trockensubstanz waren:

Die Silage war in einem Fahrsilo zubereitet worden und von befriedigender bis mafliger Qualitat. In einem Zulageversuch mit Hammeln wurde eine Verdaulichkeit von nur 45 o i o der organischen Substanz festgestellt.

In einem Futterungsversuch von 98 Tagen wurde die gleiche Silage, die in Por- tionsbeuteln tiefgefroren aufbewahrt wurde, a n eine Gruppe von funf Hammeln zu einer Grundfutterration zugelegt, wahrend eine vergleichbare Gruppe als Zulage Starke erhielt. Die Tiere waren aus einer Gruppe von 24 Schafen ausgesucht worden, nachdem ihre Vergleichbarkeit durch eine gleichmaflige Aufzucht vom 6. Lebenstag

Tr. Sbst. 22,7 O/o; R-Protein 9,9 O / o ; Rohfaser 34,8 o/o; N F E 45,2 O/o.

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27. Vortragstagung 39

bis zum 8. Lebensmonat iiberprufi worden war. Eine vergleichbare dritte Gruppe wurde vor Beginn des eigentlichen Futterungsversuches geschlachtet und durch Total- analyse die Obereinstimmung in der Korperzusammensetzung festgestellt. Am Ende des Fiitterungsversuches wurde auch bei den Versuchstieren durch Totalanalyse die Korperzusammensetzung ermittelt. Bei gleichem Proteinansatz hatte die Starkegruppe einen hoheren Fettansatz von im Mittel 1,2 kg. Unter Berucksichtigung eines Fett- ansatzvermogens der verdaulichen Starke von 2628 cal/g war nach unseren vorlaufi- gen Ergebnissen der energetische Ansatzwert der untersuchten Silage je kg Trocken - substanz mit 258 g verdaulicher Starke vergleichbar. Fur die gleiche Silage berechne- ten wir einen Starkewert von 229, wobei ein Rohfaserabzug von 0,58 StE je Prozent Rohfaser berucksichtigt wurde. Einen Korrekturfaktor in dieser Grogenordnung hal- ten wir nach den Ergebnissen unserer Untersuchung fur gerechtfertigt.

50. N. ALBERS, K. H. SCHRODER und H. HENKEL - Kiel

Die Verwertung der Futterenergie bei Mastkiiken

In einem Futterungsversuch mit mannlichen Mastkuken wurde der EinfluR einer un- terschiedlichen Energieversorgung bei gleicher Protein, Mineral- und Wirkstoffauf- nahme auf die Lebendgewichtsentwicklung, Futterrohverwertung und Zusammenset- zung ganzer Korper untersucht. Aui3erdem wurden die Gehalte an Fett, Protein und Asche in den verwertbaren Schlachtteilen bei reprasentativen Tieren der Futterungs- gruppen ermittelt.

Nach einer Vorbereitungszeit bis zum 14. Lebenstag der Tiere begann der Ver- such mit einem mittleren Gewicht von 303 Gramm und endete mit dem 49. Lebenstag. Die Mastkiiken, auf drei Futterungsgruppen verteilt und in Einzelkafigen gehalten, erhielten eine Ration aus Mais und Fischmehl, die taglich zugeteilt wurde und SO

bemessen war, dai3 zwischen den Gruppen ein Unterschied von jeweils 5 D/o in der Energieaufnahme bestand. Aus jeder Futterungsgruppe wurden 16 Tiere zur Aus- wertung ausgewahlt.

Es wurde festgestellt, dai3 entsprechend dem Energieangebot die Lebendgewichts- zunahme anstieg. Die Zunahmen betrugen wahrend der Versuchszeit 1141, 1196 und 1228 g und unterschieden sich deutlich (P = 0,Ol). Die Futterrohverwertung ver- schlechterte sich mit hoherer Energieaufnahme geringfiigig und betrug 1 : 2,03; 1 : 1,99 und 1 : 1,97. Die Schlachtkorperanalysen ergaben einen erhohten Trodcen- substanz- und Fettansatz mit steigendem Energieangebot. Die Trockensubstanz be- trug 380 g, 399 g und 418 g, der Fettansatz 112, 120 und 137 g, bei einer Grenzdif- ferenz von 14,4 fur Trockensubstanz und 13,3 fur Fett. Der Proteinansatz und der Aschegehalt betrug bei der Gruppe mit der geringsten Energieaufnahme nur 142 g bzw. 34,l g. Die Gruppe mit dem hochsten Energieangebot und die Gruppe rnit einer nur um 5 O/o verminderten Energiezufuhr unterschieden sich nicht voneinander und hatten 244 g Protein bzw. 36,5 g Asche angesetzt. Mit steigendem Energieangebot erhohte sich der Fettanteil besonders im bratfertigen Rumpf einschliei3lich der ei3baren Innereien.

Die Versuchsergebnisse lassen den Schlui3 zu, dai3 eine urn 5 O/o verminderte Ener- giezufuhr nur den Fettansatz verringert und keinen EinfluR auf den Proteinansatz ausubt. Auch fur die 10 O/oige Energieverminderung scheint das gleiche zuzutrefien, jedoch kann ein moglicher E in f ld auf den Proteinansatz nicht mit Sicherheit ausge- schlossen werden.

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40 27. Vortrrgsfugr;rzg

51. A. J. NIELSEN - Kopenhagen

Experiments concerning feed evaluation in growing pigs - theoretical background and practical applications

The results described here are only an extract from a series of experiments perforni- ed with growing pigs. For more details the reader is referred to the list of literature.

The purpose of the experiments was to determine the energy value of different diets in growing pigs. The diets were composed so they both fulfilled the pigs requirement for essential nutrients and provided a considerable variation in the not essential nutrients.

The composition of the dry matter in diets varied within the following range:

Protein 17 - 2.3 O/O

Fat 1.6 - 4.8 O/O

NFE 60 - 71 010

Fiber 3 - 10 o / o Metabolizable energy 3100 - 4000 kcal per kg dry matter

The experiments comprised 80 pigs or 10 litters each of 4 female and 4 male castrate pigs. During the growth period from 20 to 90 kg 6 energy balance experiments were performed with each pig. The experiments were performed according to a syste- matically design, which permitted the use of analysis of covariance for determination of the energy value.

After conclusion of the experiments the pigs were slaughtered, dissected, ground and analysed. The purpose was to investigate whether the pigs actually contained the deposits determined in the balance experiments. The amount of energy deposited during the growth period from 20 to 90 kg varied from 160000 kcal to 240000 kcal, which shows that considerable genetic differences exist in the Danish Landrace.

Analyses of the results showed that crude fibre has a highly significant depressiv effect on the digestibility of the different nutrients. Digestibility of energy was decreased by 2.9 units for each percent increase in feed fibre.

With regard to the energy value of the diets the analyses of covariance gave the following results: 1. Deposited energy = 2.3 XI + 5.1 xi - 7.1 x:j + 1.9 xq - intercept

Relative 1.2 2.7 3.8 1 .o

2. Deposited energy = 0.53 ME + 2.2 zn - 1.6 z3 - intercept

3. Deposited energy: 0.53 ME + 0.16 ME/kg feed dry matter - intercept

Where: xi, xz, x3 and x4 are g digested protein. fat, fibre and NFE, respectively.

Where: ME = metabolizable energy, z2 = g feed fat, ZQ = g feed fibre.

Where: Deposited energy = 1786 kcal, S = 80 kcal or 4.5 O/o, R* = 0.86. The explanation for the negative coefficient to digested fibre in equation 1 must

be that fibre act as an “index” for the amount of digestion work and for the chemical composition of especially the carbohydrate fraction of the diets.

Equation 2 shows that the value of metabolizable energy depends on the com- position of the diets. The positive contribution of fat and the negativ contribution of fibre to deposited energy in excess of the contribution to metabolizable energy can in principle be regarded as expressions for differences in the energy concentration of the diets. Energy concentration = kcal metabolizable energy per kg feed dry matter.

Equation 3 shows that the value of metabolizable ,energy is significant influenced by the energy concentration. The value of metabolizable energy increases with in- creasing concentration. An increase in the concentration by 3.3 kcal metabolizable

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27. Vorrragstagung 41

energy per kg dry matter results in the same increase in energy deposition as supply of one more (extra) kcal metabolizable energy.

The explanation for the influence of concentration on the value of metabolizable energy is due to two facts: 1 ) that the part of metabolizable energy lost as heat is more or less proportional to the amount of feed dry matter, 2) that the chemical composition of the feeds change as the concentration increases or decreases.

The effect of energy concentration is of high significance seen from an economical point of view and should therefore be taken into account in practical feed evaluation.

52. J. LANDIS und H. BICKEL - Zurich

Zur Frage der energetischen Futterbewertung, einige Gedanken und Berecfinungen

Seit einigen Jahren ist die Frage der energetischen Futterbewertung auf Grund neue- rer und umfangreicher Stoffwechseluntersuchungen vielfach und grundsatzlich disku- tiert worden. Meist wird anerkannt, dai3 fur die Bemessung des tierischen Bedarfes und teilweise auch fur die Futtermittelbewertung von der energetischen Produktions- wirkung, d. h. von der Nettoenergie auszugehen sei.

Aus Kreisen der landwirtschaftlichen Betriebsberatung und der praktischen Land- wirte kommt die Forderung, die Tierernahrungsfachleute sollten zu den genannten Vorschlagen Stellung nehmen und neue Richtlinien fur eine auch nach den neuen Forschungsergebnissen optimale Futterordnung herausgeben.

Wir h a h n versucht, fur den Fall der Milchkuh die Vorschlage von Fr,.\ri. et al. (1972), VAN ES et al. (1970) und von S[ . I I I I ;K~KK et al. (1971) mit der herkomm- lichen Starkewertrechnung zu vergleichen und praktisch relevante Abweichungen her- auszuarbeiten. Zu diesem Zweck wurden in Modellrechnungen fur Milchviehrationen unterschiedlicher Verdaulichkeit die Produktionswirkung (Nettoenergie fur die Milch- bildung), das Milchleistungspotential und die notigen Krafifuttermengen geschatzt.

Fur Grundfutterrationen mit einer Verdaulichkeit der organischen Substanz von mindestens 65 O / o ergaben die Systeme von Fr.l\,i-i, et al. und von V.\S Es et al. ein ahnliches Leistungspotential und dementsprechend einen ahnlichen Kraflfutterbedarf. Nach dem Starkewertsystem beredmet, liegt das Leistungspotential von Grunfutter- rationen wesentlich hoher, fur Durrfutterrationen aber tiefer als nach den vorgenann- ten Systemen. Krafifuttermittel werden nach dem Starkewertsystem am hochsten bewertet (vermutlich uberbewertet). Fur Rationen hoher Verdaulichkeit (VK der org. Substanz uber 75 O / o ) ergibt sich nach dem Vorschlag von Sc.Iiii:\ii\ss et al. das niedrigste Leistungspotential.