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ANNALS OF ANATOMY 97. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft in Halle (Saale) vom 22. bis 25. Miirz 2002 Begriifiung Univ.-Prof. Dr. med. Jochen Fanghiinel, Greifswald, amtierender Vorsitzender der Anatomischen Gesellschaft Sehr geehrter Herr Staatssekretilr Dr. Eichler, sehr verehrte Frau Oberbtirgermeisterin Hilugler, Magnifizenz Prof. Dr. Grecksch, Spectabilis Prof. Dr. Osten, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, Kongresse dienen nicht nur der wissenschaftlichen Infor- mation und dem Erfahrungsaustausch, sondern sind auch HOhepunkte im Leben wissenschaftlicher Gescllschaften und fiir Universitilten bedeutsame Ereignisse. In diesem Sinne begrtiBe ich Sie im Namen des Vorstandes unserer Gesellschaft sehr herzlich zur heutigen Er6ffnungssitzung der 97. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft in den Mauern der 500 Jahre altehrwiirdigen Martin-Luther- Universitilt Halle-Wittenberg. Wir alle sind fasziniert von der modernen Tagungsstiltte. Der Universitiltsplatz ist eine Harmonie von alt und neu und wird uns ewig in Er- innerung bleiben. Meine Damen und Herren, die 1502 vom Kurfiirst Friedrich dem Weisen gcgr~ndete alma mater wittenbergensis (Leukorea) und die 1694 vom Kurfiirst Friedrich III. gegriindete alma mater hallensis entwickelten sich rasch und geh6rten mit zu den bedeu- tendsten Universitilten in Deutschland. Beide Universitil- ten wurden 1818 nach den Napoleonischen Kriegen vereinigt. Groge Pers6nlichkeiten wirkten an diesen Stilt- ten. So Martin Luther, Philipp Melanchthon, der Anatom Abraham Vater in Wittenberg, der Philosoph Christian Wollf, der Jurist Samuel Stryck, viele bekannte Mediziner wie Friedrich Hoffmann, der Archilologe und Kunsthisto- riker Johann Joachim Winkelmann und der Theologe Friedrich Daniel Schleiermacher in Halle. Nicht zu ver- gessen sind die Franckeschen Stiftungen, welche ein Zen- trum der Aufklilrung und des Pietismus unter Prilgung August Hermann Franckes in Halle waren und noch sind. Und schlieglich wehte ein frischer Wind der Reformation yore benachbarten Wittenberg aus nach Halle, so dass auch letztlich der spiltere Einfluss von Martin Luther - dem Namenspatron der Universitilt Halle-Wittenberg - und Philipp Melanchthon auf das geistige universitilre Le- ben in Halle spiirbar war und ist. Liebe Kolleginnen und Kollegen, unsere Gesellschaft tagt nunmehr zum 3. Male in Halle. Das 1. Mal mit ihrer 16. Versammlung genau vor 100 Jah- ren, 1902, unter dem Vorsitz von Friedrich Merkel, das 2. Mal mit ihrer 33. Versammlung, 1924, unter Ferdinand Hochstetter (Abb. 1). Aber auch die 1. Prilparatoren-Zu- sammenkunft fand hier 1906 unter Wilhelm Roux statt (abb. 2). Nunmehr sind wir den Herren Fischer, Peschke, Schult- ka und Viebahn dankbar, dass wir uns in Halle zum drit- ten Mal hier treffen dtirfen. Ich m6chte aber auch in eigener Sache danken; denn ich hatte das selten groBe Gliick, bei einem ungewOhnlichen Wissenschaftler, mei- nem hochgeschiltzten Lehrer und Freund, dem Ehrenmit- glied unserer Gesellschaft, Herrn Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Scharf, der nahezu 30 Jahre das Direktorat des hiesigen Instituts inne hatte, auf dem Gebiet der Wachstumsfor- schung das Laufen zu lernen. Dir ein ganz besonderer GruB, lieber Jochen! Die Hallesche Anatomie, meine Damen und Herren, ist eine traditionsreiche Lehr- und Forschungsstiltte. Keine gcringeren als Friedrich Hoffmann, Georg Daniel Coschwitz, der Begriinder des 1. Theatrum anatomicum, Philipp Friedrich Meckel, Johann Christian Reil, Johann Friedrich Meckel d.J., Alfred Wilhelm Volkmann, Her- mann Welcker (der erste Direktor des neuen, jetzigen Anatomiegebiludes), Wilhelm Roux, Giinther Hertwig und Joachim Hermann Scharf lehrten, forschten hier und prilgten das Gesicht der Hallenschen Anatomie maggeb, lich. Johann Friedrich Meckel d.J. wurde heute Nachmit- tag mit dem gelungenen Satellitensymposium ,,Evolu- tionsbiologie -von Meckel zum Genom" als Begrtinder der wissenschaftlichen Teratologie besonders geehrt. Meine Damen und Herren, in den nilchsten 3 Tagen erwartet uns ein hochaktuelles, reichhaltiges wissenschaftliches Programm. Mit 79 Vortril- gen und 176 Postern werden die Hauptthemen ,,Zytoplas- Ann Anat (2002) 184:561-568 @ Urban & FischerVerlag http:/ Iwww.urbanfischer.deljournalslannanat 0940-9602102118416-561 $15.00/0

97. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft in Halle (Saale) vom 22. bis 25. März 2002

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ANNALS OF ANATOMY

97. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft in Halle (Saale) vom 22. bis 25. Miirz 2002

Begriifiung

Univ.-Prof. Dr. med. Jochen Fanghiinel, Greifswald, amtierender Vorsitzender der Anatomischen Gesellschaft

Sehr geehrter Herr Staatssekretilr Dr. Eichler, sehr verehrte Frau Oberbtirgermeisterin Hilugler, Magnifizenz Prof. Dr. Grecksch, Spectabilis Prof. Dr. Osten, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Kongresse dienen nicht nur der wissenschaftlichen Infor- mation und dem Erfahrungsaustausch, sondern sind auch HOhepunkte im Leben wissenschaftlicher Gescllschaften und fiir Universitilten bedeutsame Ereignisse. In diesem Sinne begrtiBe ich Sie im Namen des Vorstandes unserer Gesellschaft sehr herzlich zur heutigen Er6ffnungssitzung der 97. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft in den Mauern der 500 Jahre altehrwiirdigen Martin-Luther- Universitilt Halle-Wittenberg. Wir alle sind fasziniert von der modernen Tagungsstiltte. Der Universitiltsplatz ist eine Harmonie von alt und neu und wird uns ewig in Er- innerung bleiben.

Meine Damen und Herren, die 1502 vom Kurfiirst Friedrich dem Weisen gcgr~ndete alma mater wittenbergensis (Leukorea) und die 1694 vom Kurfiirst Friedrich III. gegriindete alma mater hallensis entwickelten sich rasch und geh6rten mit zu den bedeu- tendsten Universitilten in Deutschland. Beide Universitil- ten wurden 1818 nach den Napoleonischen Kriegen vereinigt. Groge Pers6nlichkeiten wirkten an diesen Stilt- ten. So Martin Luther, Philipp Melanchthon, der Anatom Abraham Vater in Wittenberg, der Philosoph Christian Wollf, der Jurist Samuel Stryck, viele bekannte Mediziner wie Friedrich Hoffmann, der Archilologe und Kunsthisto- riker Johann Joachim Winkelmann und der Theologe Friedrich Daniel Schleiermacher in Halle. Nicht zu ver- gessen sind die Franckeschen Stiftungen, welche ein Zen- trum der Aufklilrung und des Pietismus unter Prilgung August Hermann Franckes in Halle waren und noch sind. Und schlieglich wehte ein frischer Wind der Reformation

yore benachbarten Wittenberg aus nach Halle, so dass auch letztlich der spiltere Einfluss von Martin Luther - dem Namenspatron der Universitilt Halle-Wittenberg - und Philipp Melanchthon auf das geistige universitilre Le- ben in Halle spiirbar war und ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, unsere Gesellschaft tagt nunmehr zum 3. Male in Halle. Das 1. Mal mit ihrer 16. Versammlung genau vor 100 Jah- ren, 1902, unter dem Vorsitz von Friedrich Merkel, das 2. Mal mit ihrer 33. Versammlung, 1924, unter Ferdinand Hochstetter (Abb. 1). Aber auch die 1. Prilparatoren-Zu- sammenkunft fand hier 1906 unter Wilhelm Roux statt (abb. 2).

Nunmehr sind wir den Herren Fischer, Peschke, Schult- ka und Viebahn dankbar, dass wir uns in Halle zum drit- ten Mal hier treffen dtirfen. Ich m6chte aber auch in eigener Sache danken; denn ich hatte das selten groBe Gliick, bei einem ungewOhnlichen Wissenschaftler, mei- nem hochgeschiltzten Lehrer und Freund, dem Ehrenmit- glied unserer Gesellschaft, Herrn Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Scharf, der nahezu 30 Jahre das Direktorat des hiesigen Instituts inne hatte, auf dem Gebiet der Wachstumsfor- schung das Laufen zu lernen. Dir ein ganz besonderer GruB, lieber Jochen!

Die Hallesche Anatomie, meine Damen und Herren, ist eine traditionsreiche Lehr- und Forschungsstiltte. Keine gcringeren als Friedrich Hoffmann, Georg Daniel Coschwitz, der Begriinder des 1. Theatrum anatomicum, Philipp Friedrich Meckel, Johann Christian Reil, Johann Friedrich Meckel d.J., Alfred Wilhelm Volkmann, Her- mann Welcker (der erste Direktor des neuen, jetzigen Anatomiegebiludes), Wilhelm Roux, Giinther Hertwig und Joachim Hermann Scharf lehrten, forschten hier und prilgten das Gesicht der Hallenschen Anatomie maggeb, lich. Johann Friedrich Meckel d.J. wurde heute Nachmit- tag mit dem gelungenen Satellitensymposium ,,Evolu- tionsbiologie - v o n Meckel zum Genom" als Begrtinder der wissenschaftlichen Teratologie besonders geehrt.

Meine Damen und Herren, in den nilchsten 3 Tagen erwartet uns ein hochaktuelles, reichhaltiges wissenschaftliches Programm. Mit 79 Vortril- gen und 176 Postern werden die Hauptthemen ,,Zytoplas-

Ann Anat (2002) 184:561-568 @ Urban & Fischer Verlag http:/ Iwww.urbanfischer.deljournalslannanat

0940-9602102118416-561 $15.00/0

matisch-nukle/ire Kommunikation der Frtihentwicklung" und ,,Chronoendokrinologie" sowie Themen der Embryo- logie, Zellbiologie, Neurobiologie, Makroskopischen und klinischen Anatomie sowie auch Themen der Biomecha- nik abgehandelt. Ich m/3chte den Herren Beier (Aachen), Gardner (Oxford), Wolf (Mtinchen), Vollrath (Mainz) und Reiter (San Antonio/Texas) ganz herzlich danken, dass sie die Referate zu den genannten Hauptthemen tibernommen haben. So bietet das Programm der 97. Ver- sammlung wiederum ein lebendiges Bild der wissen- schaftlichen Aktivit~ten und Interessen unserer Mit- glieder und Wissenschaftler anderer Disziplinen.

Lassen Sie uns den wissenschaftlichen Meinungsstreit pflegen, auch im Sinne unseres gesch~itzten Freiburger Anatomen Kurt Goerttler: ,,Wenn die Wissenschaft nicht

lebendig erhalten wird durch Weitergabe des Wissens von Mensch zu Mensch, durch Diskussionen und pers6nliches Gesprfich und durch das Miterleben neuer Gedanken, dann stirbt sie."

Unser Dank gilt ganz besonders den Organisatoren und Gastgebern dieser Tagung, besonders ftir das beach- tenswerte Rahmenprogramm. Wir alle freuen uns, die tiber 1000-j~hrige geschichtstr~ichtige Stadt Halle und ihre Umgebung kennen z.u lernen. Halle - die Stadt des Salzes und der Halloren, aber auch die Geburtsstadt des Grof3- meisters der Barockmusik Georg Friedrich H~indel, der hier 1685 das Licht der Welt erblickte. 18 Jahre lang hat Hfindel hier gelebt, bevor er endgtiltig tiber mehrere Zwi- schenstationen nach England tibersiedelte. Wir werden bei der Stadtftihrung unter vielen interessanten Sehens-

Abb. 1. Die Teilnehmer der 33. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft in Halle (Saale) 1924 unter dem Vorsitz von Ferdinand Hochstetter.

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wtirdigkeit auch die Marktkirche St. Marien kennen ler- nen, an deren beriihmter Georg-Reichel-Orgel Georg Friedrich Hfindel als Organist bis zu seinem Weggang 1703 spielte, in weleher aber auch Martin Luther pre- digte.

Der Ausflug nach Naumburg an der Saale wird gewiss ein architektonischer Leckerbissen. Der seit dem 13. Jahr- hundert erbaute Dora ist ein Meisterwerk romanischer und gotischer Baukunst, was seinesgleichen in Deutsch- land sucht. Ganz besonders sei der Westlettner und der Westchor mit den vom Naumburger Meister geschaffenen Stifterfiguren genannt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, alle Aktivitfiten bei der Vorbereitung eines solchen Kon- gresses bediirfen selbstverst~indlich ideeller und materiel- ler Unterstiitzung. So m6chte ich den Leitungen und Verwaltungen der Medizinischen Fakult/~t und auch der Universit~it sowie den Instanzen der Stadtverwaltung und den der Anatomie verbundenen Firmen meinen aufrichti- gen Dank aussprechen, die uns in einer Ausstellung ihre

neuesten Gerfite und Produkte vorstellen und aul3erdem mit zur Finanzierung dieser Tagung beigetragen haben. Dem Lau-Verlag Reinbek und dem Institut fiir Anatomie und Zellbiologie danken wir fiir die kostenlose Obereig- nung des aufschlussreichen Sammlungfiihrers, der uns die Geschichte des Instituts und vor allem der Meckelschen Sammlung noch nfiher bringt. Nicht zuletzt abet ganz herzlichen Dank den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Halleschen Instituts sowie auch den fleif3igen Studen- ten, welche die aufwendigen Vorbereitungsarbeiten nicht gescheut haben und uns auch w~hrend der Tagung be- treuen werden.

Meine Damen und Herren, es ist h6chst erfreulich, dass wieder viele auslfindische Mitglieder der Anatomischen Gesellschaft, abet auch Ge- lehrte anderer Gesellschaften, nach Halle gekommen sind und damit ihre Verbundenheit und die notwendige fachli- che Gemeinschaft zum Ausdruck bringen.

Schmerzlich nahmen wir zur Kenntnis, dass wir seit der letzten Versammlung in Mtinster von einigen verehrten

L Pr6paratoren-Zusammenkunft zu Halle (Saale) im August 1906. tm Bild 9anz rechts der Pr6parator Bitkenroth.

Abb. 2. Die Teilnehmer der 1. Pr~iparatorenzusammenkunft in Halle (Saale) 1906 unter Vorsitz von Wilhelm Roux. Aus: Schultka R (1999) Die Hallesche Anatomie und ihre Sammlungen. Ein Institutsftihrer. Lau-Verlag, Reinbek.

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Mitgliedern und gesch~ttzten Kollegen Abschied nehmen mussten, die als Hochschullehrer und Wissenschaftler un- ser Fach wesentlich vertreten und gef6rdert haben.

Ich m6chte Sie bitten, sich zum Gedenken an die Ver- storbenen yon Ihren Pl~itzen zu erheben. Sieben Mitglie- der unserer Gesellschaft haben uns ftir immer verlassen:

Prof. Dr. Morio Sato, 2nd Department of Anatomy, To- ho University in Tokio, Japan,

Prof. Dr. Kaplan Arinci, Institut ftir Anatomie in An- kara, Ttirkei, gest. am 23. Februar 2001,

Prof. Dr. Gerhard Petty, vormals Direktor des Anato- mischen Instituts der Philipps-Universit~it Marburg, in Kaltenleutgeben bei Wien, gest. am 15. Mfirz 2001. Herr Kollege Petry hat einen Teil seiner Ausbildung hier im Halleschen Institut erfahren.

Prof. Dr. Heinz Feneis, vormals Anatomisches Institut der Eberhard-Karls-Universitfit Tiibingen, in Bredtstedt, Schleswig-Holstein, gest. am 9. Mai 2001,

Prof. Dr. Theofried Peters, Institut ffir Anatomie und Zellbiologie der Justus-Liebig-Universit~it Giegen, gest. am 26. Juli 2001,

Prof. Dr. Wilhelm Burkl, Institut ft~r Histologie und Embryologie der Karl-Franzens-Universit~it Graz (Oster- reich), gest. am 2. August 2001,

Prof. Dr. Dr. Dietrich Starck, ehemals Johann-Wolf- gang-von-Goethe-Universit~it, Frankfurt/Main - Ehren- mitglied der Anatomisches Gesellschaft, gest. am 14. Oktober 2001.

Wir werden den Kollegen ein ehrendes Andenken be- wahren. Sie haben sich zu Ehren der Verstorbenen von Ihren Pl~itzen erhoben - ich danke Ihnen.

Werte Anwesende, ich wiinsche uns allen einen reichen wissenschaftlichen Gewinn und ergiebige Diskussionen in den Sektionssit- zungen, aber auch in den Pausengespr~ichen. M6ge die Wissenschaft mehr denn je verbindend sein und so m/Schte ich Johann Gottfried Herder zitieren: ,,Alle Ein- richtungen der Menschen, alle Wissenschaften k6nnen, wenn sie rechter Art sind, keinen anderen Zweck haben, als uns zu humanisieren." M6ge unsere diesj~hrige Zu- sammenkunft auch in diesem Sinne dazu beitragen, die Wissenschaftsentwicklung in unseren L~indern weiter zu f0rdern. Ich wt~nsche Ihnen auch erlebnisreiche Stunden in Halle. M6gen Sie am Ende der Tagung zufrieden den Heimweg antreten und das Geftihl haben, dass sich die Reise nach Halle getohnt hat.

Ich danke Ihnen und daft nun Herrn Staatssekret~ir Dr. Eichler um sein Grul3wort bitten.

GruBworte

Dr. rer. nat. Wolfgang Eichler Staatssekret~ir des Kultusministeriums des Landes Sachsen-Anhalt

Sehr geehrter Herr Professor Fanghfinel, sehr geehrte Frau Oberbargermeisterin, sehr geehrter Herr Professor Grecksch, sehr geehrter Herr Professor Osten,

sehr verehrte Damen und Herren!

Minister Harms, der wegen anderer unabweisbarer Ver- pflichtung leider nicht - wie urspriinlich beabsichtigt - zu Ihnen sprechen kann, hat mich gebeten, Sie zu begrtigen. G e m bin ich dieser Bitte nachgekommen, treffen sich doch renommierte Angeh6rige einer traditionsreichen und in der Fachwelt bert~hmten Wissenschaftsorganisation aus Deutschland und auch aus dem Ausland.

Diese 97. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft versteht sich - Herr Prof. Fangh~inel hat darauf verwiesen - auch als ein Beitrag zur 500-Jahr-Feier der Martin-Lu- ther-Universitfit Halle-Wittenberg.

Besser als mit wissenschaftlichen Aktivitfiten, besser als mit lebendigem Austausch unter Wissenschaftlern l~sst sich eine Universit~it nicht feiern. Daftir ist ein Jubi- l~ium ein guter Anlass; nicht mehr und nicht weniger.

Ich bin deshalb Herrn Prof. Fischer mit seinem Institut dankbar, dass er die Mtihen nicht gescheut hat, diese Ta- gung ftir 2002 nach Halle zu holen und auszurichten.

Der Hinweis auf die 16. Versammlung Ihrer Gesell- schaft vor fast genau 100 Jahren in Halle hilft das Bild verdichten, das den 6stlichen Teil Deutschlands als be- deutenden Bestandteil der reichen deutschen Wissen- schafts- und Universit~itsgeschichte zeigt. Eine Univer- sit~itsfeier ist Anlass, sich solcher Zusammenh~inge be- wusst zu werden. Es ist nahe liegend, nach den Verwer- fungen, die im 0stlichen Tell Deutschlands zwischen 1933 und 1989 fiir die Wissenschaft zu beklagen waren, an sol- chen Traditionslinien anzuknt~pfen. Und es ist verstfind- lich, dass dies manchmal mit einem gewissen auf- kl~irenden Stolz getan wird: Halle hat mit Universitfit und Franckeschen Stiftungen einen wichtigen Beitrag zur deutschen Wissenschafts- und Geistesgeschichte geliefert. Das ist keine rt~ckwfirtsgewandte Perspektive. Wenn es heute gilt, das Potential dieses Raumes, mehr oder weni- ger zutreffend Mitteldeutschland genannt, zu bestimmen und zu nutzen, werden Wissenschaft und Universitfit die- ses Raumes dabei eine groge Rolle spielen.

Ich nehme dieses Grugwort vor Wissenschaftlern aus allen Teilen Deutschlands zum Anlass, dazu einige Ge- danken zu ~iuf3ern.

Nicht wegen des Wahlkampfes, sondern weil nach 10 Jahren groger Anstrengungen ftir den Aufbau der neu- en Bundesl~inder eine Neuorientierung erforderlich ge- worden ist, wird momentan t~ber die Fortsetzung des ,,Aufbau Ost" diskutiert. Dabei wird dem Potential von

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Wissenschaft, Forschung und Entwicklung in den Oberle- gungen eine zentrale Rolle zugewiesen. Sie werden sich als Wissenschaftler mit mir dariiber freuen k6nnen, dass es gelungen ist, in dieser bundesweiten Debatte die Wis- senschaft als wesentlichen Faktor ffir die Entwicklung der neuen Bundesl~inder ins Bewusstsein zu rficken. Davon werden Sie in den alten Bundesl~indern - d e s s e n bin ich mir sicher - fiber kurz oder lang ebenfalls profitieren. Ich verweise nur auf den Geburtenriickgang, der sich etwas sp~iter als hier auch in den alten Bundeslfindern einstellen und eine Debatte tiber die kapazitfitsorientierte Finanzie- rung der Hochschulen auslOsen wird. Im Rtickblick der letzten 10 Jahre des Umbaus und der Entwicklung zeigt sich, dass die neuen Bundesl~inder bei der Integration der fibernommenen Wissenschaftsstruktur in das f6derale Sys- tem zunfichst um zwei Aspekte bemfiht waren: erstens, die Korrektur offensichtlicher Fehlentwicklungen und Mfingel der Vergangenheit und zweitens die Erhaltung der Qualit~it und Differenziertheit des Potentials und ihre Steigerung in der anschlieBenden Phase des Neuaufbaus.

Wo stehen wir jetzt, nach mehr als zehn Jahren ,,Auf- bau Ost"? - Wir haben einiges erreicht und k6nnen be- haupten: Die neuen Bundesl~nder besitzen eine durchaus leistungsffihige Wissenschafts- und Forschungsinfrastruk- tur.

Im Vergleich zur Entwicklung der Wirtschaft wird die- ser Erfolg beim Aufbau des 6ffentlich finanzierten Wis- senschaftssystem besonders augenf~illig.

Zu dieser Aussage berechtigt beispielsweise die Tat- sache, dass allein die hiesige Medizinische Fakultfit ab- gesehen yon 2 Graduiertenkollegs und einer DFG For- schergruppe an 4 Sonderforschungsbereichen und ,,Trans- regios" beteiligt ist bzw. diese etabliert hat.

Die Magdeburger Fakultfit ist mit ihrem Schwerpunkt Neurowissenschaften in einer ebenso bemerkenswerten Situation zu finden [Das Kultusministerium verhandelt gerade mit dem BMBF fiber die Anschaffung eines 7-Tes- la-Gerfites zur Erforschung des Hirnstoffwechsels, das die Wissenschaftler in Magdeburg technisch-apparativ in eine internationale Spitzenposition bringt].

Hinsichtlich der Forschung ist von den Professoren und deren wissenschaftlichen Mitarbeitern in den letzten Jah- ren eine immense Anstrengung vollbracht worden, um in der Zeit der Auf- und Umbauarbeit diese wissenschaftli- chert Erfolge zu erzielen. Nach vielen schwierigen Diskus- sionen um die landesinternen Verteilungen von Mitteln blicken wir jetzt nicht ohne Stolz auf unsere beiden Medi- zinischen Fakult~iten.

Kann sich ein Land wie Sachsen-Anhalt denn tiber- haupt zwei teure Hochschulklinika leisten? - wurde im- mer wieder diskutiert und h/Sre ich auch manche von Ihnen leise fragen. Diese Diskussion hat uns in Sachsen- Anhalt in der ersten H/ilfte der ,,Neunziger" stark be- schfiftigt. Natfirlich gab es Stimmen, die die SchlieBung einer der Fakult~iten empfahlen. Es ware m0glicherweise auch dazu gekommen, hfitte der Wissenschaftsrat nicht beiden ein erhebliches Forschungspotential bescheinigt, das sich jetzt mehr und mehr unter Beweis stellt. An bei-

den Standorten errichten wir momentan Neubauten far einen GroBteil der klinischen Bereiche. M0glich wurde das nach einer kritischen Bestandsaufnahme durch das Land und die beiden Hochschulklinika. Das Paket, wel- ches danach geschnfirt wurde, verlangte den Klinika Reduzierungen der Bettenzahl, organisatorische Verfinde- rungen und den Abbau yon entbehrlichen Doppelvorhal- tungen ab, das Land verpflichtete sich zu Finan- zierungsgarantien - in den letzten Jahren wurden fast 500 Mio. ~ in die Hochschulklinika investiert. Das Land hat dabei yon Anfang an auf alternative Finanzierungs- methoden gesetzt:

- Ffir die beiden Klinika-Neubauten haben wit als erstes der Bundesl~inder die Drittvorfinanzierung nach dem HBFG in Anspruch genommen.

- Das Landeszentrum ftir Zell- und Gentherapie z.B. ist als ein Public-Private-Partnership-Modell mit der Deutschen Krebshilfe realisiert worden.

- Forschungsverffigungsfl~che, z.B. das Zentrum ft~r an- gewandte medizinische und humanbiologische For- schung, wurde mit dem europ~ischen Fonds ffir Regio- nalentwicklung erbaut (auch hier ein Public-Private- Partnership-Modell).

Apropos organisatorische Verfinderungen: Es ist bundes- weit weniger beachtet worden, dass das Land Sachsen- Anhalt als erstes Bundesland per Hochschulmedizinge- setz 1997 den Klinika eine weitgehende Verselbstfindi- gung eingerfiumt hatte, die wiederum die Voraussetzung ffir die vielf~iltigen, innovativen Aktivitfiten war. Momen- tan handeln das Kultusministerium und die beiden Medizinischen Fakultfiten mit ihren Klinika Zielvereinba- rungen fiber die weitere Entwicklung aus, dabei soll die Eigenverantwortung weiter ausgebaut und ein optimaler, leistungsorientierter Finanzmitteleinsatz erreicht werden. Diese Bemfihungen um alternative L6sungen auf beiden Seiten der Trennlinie Staat und Hochschule wird mehr und mehr zu einem Standortvorteil des Landes Sachsen- Anhalt, der neuen Bundesl~inder iiberhaupt. Unter dem Druck der vorhandenen Probleme im Osten kommen weitreichende Strukturfinderungen zustande: Jfingstes Beispiel sind die innovativen, leistungsorientierten Struk- turen innerhalb der Fakult~iten, die im Rahmen des BMBF-Programmes Klinische Forschung in den neuen Bundeslfindern - ,,nBL3" - geschaffen wurden.

Hier sei insbesondere das Programm zur F/Srderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Forschung an der medizinischen Fakultfit Halle genannt, das den Na- men des Hallenser Anatomen Wilhelm Roux trfigt. Die Fakultfit - d e s s e n bin ich mir sicher - wird bald die Frfichte dieser Anstrengungen ernten, ein solches Programm der leistungsorientierten Umverteilung von Mitteln zugunsten von Nachwuchsf6rderung und For- schungsinfrastruktur verabredet zu haben.

Die Frage des wissenschaftlichen Nachwuchses gewinnt in den neuen Bundeslfindern immer gr6Bere Bedeutung. Der erwartete Beitrag des Wissenschaftssystems zur Ent- wicklung der neuen Bundeslfinder kOnnte trotz der sicht-

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baren Investitionen und des erreichten Standes erheblich durch die Abwanderung von Absolventen und Nach- wuchswissenschaftlern geschm~lert werden. Bislang konnte wegen besserer Berufschancen und besserer Ver- gfitung die Abwanderung der Absolventen und der Nach- wuchswissenschaftler in die alten Bundesl~inder nicht gestoppt werden. Damit gehen wachsende Schwierigkei- ten bei der Rekrutierung von qualifiziertem wissenschaft- lichem Personal einher, die nunmehr ein drastisches Gegensteuern erfordern.

Far die mobilen, die besten Nachwuchswissensehaftler muss unmittelbar Abhilfe geschaffen werden. Die Stellen f~ir den Nachwuchs mtissen - um Abwanderung zu ver- hindern und die Probleme bei der Rekrutierung zu umge- hen - beziiglich der Perspektiven und der Langfristigkeit attraktiver gemacht werden. Dazu gehOrt zweifelsohne auch die Attraktivit~t von Forschungsgruppen und die in- frastrukturelle Ausstattung. Abgesehen davon ist aber die 100%-Vergfitung ftir exzellente Leute offensichtlich auch eine Frage der Selbstachtung. Augerdem mtissen wir ge- meinsam gr613ere Anstrengungen unternehmen, um ftir die hiesigen Hochschulklinika als Ausbildungsstgtten zu werben.

Die Prtffungsergebnisse der Studierenden beider Fakul- t~ten des Landes bei der Arztlichen Vorprfifung sind im Bereich zwischen sehr gut und gut angesiedelt und somit als Zeichen ftir gute Lehre zu werten. Das spiegelt sich lei- der noch nicht in den Bewerberzahlen pro Studienplatz wider. Wir mfissen den Standortnachteilen, die dies verur- sachen, grof3e Aufmerksamkeit zollen. Herr Prof. Fischer hat reich wissen lassen, dass sich insbesondere ftir die Ana- tomien in ganz Deutschland ein besonderes Nachwuchs- problem abzeichnet. Wenn die entsprechenden Erhe- bungen abgeschlossen sind und reprSsentative Ergebnisse vorliegen, stehe ich Ihnen mit meinem Haus gern als ein Gesprfichspartner zur Verffigung, m6glicherweise mtissen wir sogar konzertiert auf Bundesebene aktiv werden.

Ich habe von Erfolgen der hiesigen Wissenschaftler ge- sprochen, auch um das Engagement jener zu wiirdigen, die dies vollbracht haben. Natarlich gibt es in der Wissen- schaft kein Ausruhen. Ich mOchte abet besonders darauf verweisen, dass die Aufbauphase noch immer nicht abge- schlossen ist, also weitere Anstrengungen des Staates und des Wissenschaftssystems erforderlich sind.

Meine Damen und Herren! Die 97. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft hat ein breit gef~ichertes und anspruchsvolles wissenschaftli- ches Programm. Es reflektiert die Bedeutung der nicht- klinischen Fficher ftir die medizinische Forschung.

Ich grtil3e nochmals alle Referenten und Teilnehmer Ihres Kongresses und wansche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in den Mauern der altehrwfirdigen Martin-Lu- ther-Universitgt Halle-Wittenberg und in der Stadt Halle.

Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Wilfried Grecksch Rektor der Martin-Luther-Universifiit Halle-Wittenberg

Herr Staatssekretgr, Frau Oberbfirgermeisterin, Spectabilis, Herr Kollege Fangh~nel, Herr Kollege Beier, meine Damen und Herren, verehrte G&iste!

Ich heige die Anatomische Gesellschaft zu ihrer 97. Ver- sammlung in der Martin-Luther-Universit~it herzlich will- kommen, die zum dritten Male in Halle stattfindet. Also: Die Halleschen Anatomen sind demnach anerkannte und aktive Mitglieder Ihrer Gesellschaft. Im Anatomischen Institut werden die meisten Ihrer Aktivit~iten in den n~ichsten drei Tagen stattfinden, und ich bin sicher, dass Sie das Ambiente, die Gastfreundschaft und die Atmo- sphfire des Hauses genieBen und in guter Erinnerung be- halten werden.

Zu den Hauptthemen Ihrer Tagung haben Sie interna- tional renommierte Vortragende eingeladen; auch das Sa- tellitensymposium zur Evolutionsbiologie, 79Vortr~ge und 176 wissenschaftliche Poster haben eine grof3e Zahl von Interessenten angelockt. ReferentInnen und Teilneh- merInnen kommen aus allen L~indern der EU, viele aus den osteurop~ischen Beitrittsl~ndern sowie aus Russland, Bulgarien, Rumfinien, dem ehemaligen Jugoslawien, der Ttirkei, aus Australien, Brasilien und aus den USA. Viele Beitr~ige zeigen die internationalen Verflechtnngen Ihrer Mitglieder dnrch gemeinsame Autorenschaften aus zwei oder mehr Lgndern.

Das wissenschaftliche Programm der Veranstaltung be- legt, dass die Anatomie einen festen Platz in den moder- nen Biowissenschaften einnimmt. Neben der klinisch- funktionellen Anatomie linden sich alle modernen Me- thoden der Zell- und Molekularbiologie. Mir f ie lder ho- he Anteil interdisziplinfirer Forschung auf. Einerseits arbeiten Sie zusammen mit Klinikern, andererseits mit fast allen Fachbereichen, die an einer klassischen Volluni- versitgt wie der Martin-Luther-Universit~t vertreten sind. Diese welt gefasste Bandbreite tiberraschte mich.

Ich freue reich sehr, dass Sie gerade im Jubilfiumsjahr der Alma Mater Halensis et Vitebergensis nach mehr als einem Dreivierteljahrhundert Pause wieder nach Halle, an eine der traditionell bedeutenden mitteldeutschen Universitfiten, gekommen sin& Denn die Wurzeln der heutigen Martin-Luther-Universitfit reichen ja bis in die Friihe Neuzeit zuriick: Die beiden Universit~iten Witten- berg und Halle waren Jahrhunderte lang fahrend in Deutschland und Europa. Die vom sfichsischen Kurffir- sten Friedrich dem Weisen 1502 erOffnete Wittenberger Universit~t war die erste deutsche Universit~tsgrtindung in der beginnenden Neuzeit. Als Ausgangspunkt der Re- formation - bekannt ist Luthers Thesenanschlag 1517 - errang die Leucorea innerhalb karzester Zeit europa- weite Bedeutung. Von Wittenberg aus wurde damals ein

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grundlegender Wandlungsprozess for Wissenschaft und Gesellschaft eingeleitet. Hier wurden neue Lehrinhalte und Forschungsgegenstfinde entwickelt. 1518 formulierte Philipp Melanchthon in seiner Antrittsvorlesung die Grundziige des humanistischen Bildungsideals und berei- tete damit die nachhaltige Erneuerung des akademischen Studiums und der schulischen Bildung vor.

1694 wurde dann von Friedrich III. yon Brandenburg die hallesche Universitfit gegrtindet, die bald ftihrend war fiir Friihaufkl~irung und Pietismus. Bis 1817 gab es dann je eine Hohe Schule in Halle und Wittenberg.

Im Ergebnis des Wiener Kongresses fiel 1815 der eins- tige sgchsische Kurkreis Wittenberg an Preugen. Damit wurde die Hoffnung auf Wiederer6ffnung der durch Napoleon 1813 geschlossenen Wittenberger Universit~it zunichte gemacht. Ein k6niglich-preugischer Kabinettsbe- schluss verffigte im Jahr 1817 die Vereinigung der beiden Universitfiten: Sie wurde mit der Obernahme von 7 Wit- tenberger Professoren in den Senat der Halleschen Uni- versitfit vollzogen.

Bis heute bemerkenswert ist, dass die hallesche Univer- sitSt in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle spielte. Bei- spielsweise entstand hier das erste deutsche universitgre Klinikum, eine erste Form des heute weltweit verbreite- ten ,,bedside teaching". Die Geschichte der hiesigen Me- dizinischen Fakult~it ist mit Namen wie Friedrich Hoffmann, Johann Juncker und Christian Reil verbunden, aber ebenso mit der ersten deutschen Frau, die an einer Universit~it promoviert wurde, und zwar im Jahr 1756: Dorothea Erxleben. Vielleicht haben Sie in den nfichsten Tagen Gelegenheit, sich ihre Btiste anzusehen, die seit dem 300@hrigen Universitfitsjubilfium 1994 auf dem Ge- lfinde des Klinikums Kr(511witz steht.

Was die unmittelbare Gegenwart betrifft: Die Bautfitig- keit, sowohl an der Universitfit insgesamt als auch speziell an der Medizinischen Fakultgt, kann sich sehen lassen. Einiges, vor allem die sanierten Teile des Altklinikums hier an der Magdeburger Strage sowie den neugestalteten Universitfitsplatz, werden Sie wfihrend Ihres Aufenthalts bestimmt besuchen.

Die Medizinischen Fakultfit in Halle hat in den letzten ffinf Jahren ca. 50 Mio. Euro an Drittmitteln, davon der gr6gte Teil yon der DFG und aus Bundesmitteln, einge- worben. An der Fakult/it sind etabliert bzw. bestehen Be- teiligungen an

- drei SFBs (Sprecheruniversitfit einmal Halle, ferner Leipzig, Jena),

- ein SFB Transregio (Halle, G6ttingen, Hannover), - eine DFG-Forschergruppe, - zwei Graduiertenkollegs, - e i n Koordinierungszentrum far Klinische Studien

(KKS Halle), - ein Landeszentrum for Zell- und Gentherapie, - ein Interdisziplinfires Zentrum ftir angewandte medizi-

nische und humanbiologische Forschung (ZAMED), - und, zusammen mit Magdeburg, ein Forschungszen-

trum Immunologie,

- drei Nachwuchsgruppen gibt es bereits, zwei weitere stehen unmittelbar vor der Besetzung.

Dass die Attraktivit~it der Martin-Luther-Universit/it im Wachsen begriffen ist, dokumentieren die permanent stei- genden Studierendenzahlen, die durch Vielfalt und Quali- t/it der angebotenen Studieng~inge (auch interdisziplin~ire und englischsprachige z~ihlen dazu) und durch das beson- dere Ambiente der Saalestadt angezogen werden. Es sind mittlerweile weit fiber 14 000, dabei ein erfreulich hoher Anteil auslfindischer Studierender.

Oberhaupt ist die Interdisziplinaritfit ein pr~gendes Moment in Forschung und Lehre unserer Universit~it, wie man u.a. an der wachsenden Zahl der Interdisziplinfiren Wissenschaftlichen Zentren, an den vielf~iltigen Aktivit~i- ten innerhalb der Universit~itspartnerschaft Halle - Leip- zig - Jena, auch mit der Universit~t Magdeburg, und an den Kooperationen mit augeruniversit~iren Forschungs- einrichtungen sieht.

Natiirlich, das muss ich nicht betonen, gibt es auch in einem Jubil~iumsjahr nicht nur Bejubelnswertes. Wie an allen Universit~iten in den neuen Bundesl~ndern bestehen quasi lokale Schwierigkeiten und vielschichtige ungel/Sste Probleme. Das sind unsanierte Gebfiude, tiberh6hte Mie- ten, fehlende Ausstattungen und auch Personalprobleme, die ftir die notwendige (personelle) Erneuerung hinder- lich sind - sowohl im Gesamtrahmen der Universitfit wie an der Medizinischen Fakultfit im Besonderen. Als Spezi- fikum ftir Halle steht tiberdies in Ktirze die Frage der Nachnutzung des Altklinikums an, wenn nach Fertigstel- lung des neuen Klinikums viele Bereiche nach Kr/511witz gezogen sein werden. Die weitere Erhaltung ftir die firzt- liche Aus- und Weiterbildung und als Forschungsstandort, far die es bereits ein ~ul3erst flexibles und attraktives Nachnutzungskonzept gibt, dtirfte eine Aufgabe sein, die nur mit Mitteln aus Berlin und Brfissel, und ich fiige hin- zu: auch aus privater Hand gel/Sst werden kann.

Dass die Umsetzung eines solchen Konzepts durchaus real ist, zeigt ja das Beispiel des Anatomischen Institutes. Vor zehn Jahren war es in einem schlechten baulichen Zustand, mit veralteten Lehreinrichtungen und For- schungsflfichen. Durch ein Stufenprogramm ist es nicht nur im Begriff, seine alte Herrlichkeit wiederzugewinnen (die Arbeiten an der Fassade werden im Herbst abge- schlossen sein), sondern verftigt fiber modernste Lehr- und Forschungseinrichtungen - und tiber die weltbe- riihmte Meckelsche Sammlung, die mittlerweile in voll- st~indig renovierten R~iumen untergebracht ist. Sie werden sie sicher selbst in Augenschein nehmen. Lassen Sie mich Ihnen abschliegend einen interessanten und er- folgreichen Verlauf der 97. Versammlung Ihrer Anatomi- schen Gesellschaft wtinschen und Sie herzlich einladen, die Universitfitsstadt Halle an der Saale, sofern es Ihre Zeit erlaubt, in diesem Jubilfiumsjahr noch oft zu besu- chen. Ich darf Ihnen versichern: Es gibt viel zu sehen und zu erleben!

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Univ.-Prof. Dr. med. Bernd Osten Dekan der Medizinischen Fakult~it der Martin-Luther-Universi- t~it Halle-Wittenberg

Sehr geehrter Herr Staatssekret~ir Dr. Eichler, Magnifizenz, sehr verehrte Frau Oberbtirgermeisterin Htiugler, meine sehr verehrten Damen, meine Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, distinguished guests,

im Namen der Medizinischen Fakultfit der Martin-Lu- ther-Universitfit Halle-Wittenberg und ganz pers6nlich auch in meinem eigenen Namen darf ich Sie sehr herzlich zu Ihrer 97. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft hier in Halle an der Saale willkommen heigen.

Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie Halle (Saale) zu Ihrem Tagungsort erkoren haben, weil es zum einen eine Auszeichnung for die hiesige Anatomie ist und eine Aner- kennung ftir die Leistungen der Professoren Fischer, Pesch- ke, Schultka, Viebahn, Marzotko und ihrer Arbeitsgruppen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und zum anderen auch im 500. Jahr des Bestehens ihrer Martin-Luther-Universit~it eine Auszeichnung far die Stadt Halle (Saale), die sich ja in- zwischen ihres Images einer dtisteren Industriestadt im Zentrum einer umweltverschmutzten Region entledigt hat, wie Sie sich schon hoffentlich iaberzeugen konnten bzw. in den n~chsten Tagen tiberzeugen werden.

Meine geschfitzten Vorredner haben Sie ja bereits um- fassend tiber die aktuellen politischen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und sonstigen Geschehnisse an unserer Alma mater informiert, auf Wiederholungen m6chte ich verzichten. Gleichwohl m6chte ich aber doch noch einmal kurz Bezug nehmen auf das Erreichte in der Forschung in den letzten Jahren seit der Wende 1989 an unserer Fakul- tilt und an der Universitfit.

Halle ist in der Tat inzwischen ein Standort internatio- nal beachteter Forschung, auch in der Medizin, wobei sich die Nachbarschaft mit dem Biozentrum, dem Biologikum, dem Max-Planck-Institut, dem Fraunhofer-Institut, dem Technologie- und Grtinderzentrum (TGZ), dem Landes- zentrum ftir Zell- und Gen-Therapie und anderen segens- reich bemerkbar macht.

Die Medizinische Fakultfit hat im letzten Jahr 2 SFB zugesprochen bekommen und ist an 3 weiteren beteiligt, hat sich erfolgreich eingebracht in das Forschungsprojekt NBL3, ist Standort eines Koordinierungszentrums far Kli- nische Studien (KKS). Sie hat sich heute Nachmittag mit einer viel beachteten Pr~isentation ihrer Forschungs- leistungen der Offentlichkeit vorgestellt und man kann sich auch aus unserer Sicht nur den Worten des Literatur- Nobelpreistrtigers Gtinter Grass vom gestrigen Tage an- schliegen, der anltisslich eines Besuches in den Francke- schen Stiftungen formulierte: ,,Halle darf sich freuen und muss nieht in provinzieller Demut verharren".

Ich darf Ihnen nochmals einen erfolgreichen Verlauf Ihrer Tagung wtinschen und einen rundum angenehmen Aufenthalt in Halle (Saale) im 500. Jahr ihres Universi- tfitsjubilfiums.

Ingrid H~iuBler Oberbiirgermeisterin der Stadt Halle

Herr Staatssekrettir, Magnifizenz, Spektabilis, sehr geehrter Herr Professor Fanghfinel, meine sehr verehrten Damen und Herren!

Ich begrti/3e alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 97. Versammlung Ihrer Gesellschaft hier in der Saalestadt sehr herzlich.

Das Jahr 2002 ist ein Jahr bedeutender Jubiltien: 500Jahre Universitfit Halle-Wittenberg und 350Jahre Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina.

Vor genau 100 Jahren - 1902 - land in Halle die erste Anatomentagung statt.

Die Geschichte der anatomischen Forschung in Halle reicht bis in das 17. Jahrhundert zurtick. Das Institut far Anatomie und Zellbiologie beherbergt in seinen Rfiumen die bertihmten Meckelschen Sammlungen mit ca. 7 000 Exponaten, so dass dadurch ein Bezug zum Sympo- sium ,,Evolutionsbiologie: Von Meckel zum Genom" des heutigen Tages hergestellt wird.

Die Verflechtung der Universit~it mit der Stadt und ih- re Bedeutung ftir die Wirtschaft sind ungebrochen, da die Universitfit wichtiger Impulsgeber far Halles innovative und kreative Entwicklung ist. Wir bemiihen uns, die di- rekte Verbindung von Wirtschaft, Wissenschaft und Tech- nik im WIP zu konzentrieren und zu f6rdern. So wird im Bio-Zentrum Halle auf die Entwicklung innovativer Pro- dukte und Prozesse als Impulsgeber gesetzt.

Gelungene Beispiele unserer Aktivitfiten sind auch die Technologie- und Grtinderzentren im Wissenschafts- und Innovationspark Heide-Stid. In ihrem Umfeld befinden sich unter anderem der naturwissenschaflliche Campus der Martin-Luther-Universittit, das Max-Planck-Institut for Mikrostrukturphysik und das Umweltforschungszen- trum Halle-Leipzig.

Unter dem Motto ,,Halle - Stadt mit Sternen" versu- chen wir gerade, auf ungewohnte und tiberraschende Weise die Neugier zu wecken. Selbstbewusst heil3t es auf einem der Plakatmotive: ,,Auch Nobelpreistrager hatten ihre Bltitezeit in Halle". Wer im Internet surft und unsere Adresse www.halle.de anklickt, der erffihrt Genaueres tiber das Wirken bedeutender Forscher hier in Halle. Wir sind eine Stadt der Wissenschaft, deshalb freuen wir uns besonders dartiber, Sie bei uns begrtigen zu diirfen!

M6ge Ihre Jahrestagung einen erfolgreichen Verlauf nehmen und m6gen die Tagungsteilnehmer die Gelegen- heit nutzen, einige der SchOnheiten Halles kennen zu ler- h e n .

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