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Grafik & Foto: KEYSTONE, Quelle: Caritas Vorarlberg Asylwerber in Vorarlberg Anzahl Asylwerber 1500 1200 900 600 300 0 DEZ 2005 DEZ 2006 DEZ 2007 DEZ 2008 DEZ 2009 OKT 2010 MAI 2011 NOV 2012 DEZ 2013 DEZ 2014 MAI 2015 100 80 60 40 20 0 Quotenerfüllung in % 938 662 1399 89 82 92 85 86 93 95 90 96 87 73 SCHULEINTRITT Eltern stärker einbinden. Seite 10 Vermutlich wird erst die nächste große Krise die entscheidende Wende bringen. Franz Josef Radermacher, Mathematiker. Seite 14 » Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz Ihr Kontakt zur AK Vorarlberg Telefon zum Ortstarif 050/258 Betriebsreferat – 1500 Info Arbeitsrecht – 2000 Insolvenzrecht – 2100 Sozialrecht – 2200 Lehrlinge/Jugend – 2300 Arbeitsrecht Feldkirch – 2500 Familie/Frauen – 2600 Konsumentenschutz – 3000 Steuerrecht – 3100 AK Bregenz – 5000 AK Dornbirn – 6000 AK Bludenz – 7000 /akvorarlberg www.ak-vorarlberg.at Zeitwort Zahlenspielereien Man liest das ja allenthalben gerne, und sei es nur, um sich einen Augen- blick lang in den Beträgen zu suhlen: Die Familien Porsche und Piech konnten ihr Vermögen vergangenes Jahr um 20 Milliarden Euro auf 65 Milliarden Euro ausbauen. Da schau her! Unvorstellbare 170 Milliarden Euro besitzen die 100 reichsten Öster- reicher. Da passt der ganze österreichische Staatshaushalt ganz locker zwei Mal rein. Nun wollen wir hier nicht den üblichen Neidkomplex schüren, noch wälzen wir kommunistische Enteignungsfantasien. Porsche, Piech & Co haben die Kohle nicht geschenkt bekommen. Und doch geht einem Franz Josef Radermacher nicht aus dem Sinn, der bün- dig erklärt: Es gäbe genügend Essen für doppelt so viele Menschen, wie sie die Erde derzeit erdulden muss. Es ist einfach nur falsch verteilt. tm Juni 2015 Nr. 5/2015, XXIX. Jahrgang Zugestellt durch Post.at Lage in Syrien und Irak lässt Zahl der Asylwerber weiter wachsen – neben Unterbringung fordert Caritas auch erweiterten Zugang zum Arbeitsmarkt – derzeit sieben Vorarlberger Asylwerber als Lehrlinge BILANZ. Der Bürgerkrieg in Syrien und viele andere Konflikte weltweit treiben immer mehr Menschen in die Flucht. Das statistische Amt Eurostat hat erhoben, dass vergan- genes Jahr um 44 Prozent mehr Menschen als 2013 in der EU um Schutz ansuchten: Insgesamt waren es rund 625.000 Personen. Die Zahl relativiert sich freilich, wenn man bedenkt, dass allein aus Syrien laut UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR seit Beginn der Krise 3,7 Mil- lionen Menschen fliehen mussten. Österreich verzeichnete 2014 rund 28.000 Asylanträge. Heuer dürften es mehr werden, der bishe- rige Höchstwert von 39.354 im Jahr 2002 scheint in Reichweite. Was bedeutet das für den Ar- beitsmarkt? Gegenwärtig haben es in Vorarlberg sieben Jugendliche in ein Lehrverhältnis in sogenannten Mangelberufen geschafft. „Als Sai- sonkräfte bringen wir jährlich etwa 15 Leute unter“, sagt Martin Fella- cher von der Flüchtlingshilfe der Ca- ritas. Wie viele der derzeit rund 1400 Asylwerber im Land tatsächlich in den Arbeitsmarkt integrierbar wä- ren, hat die Caritas aktuell nicht er- hoben. Seite 3 Flüchtlingszahlen fordern alle EU-Staaten 174. Vollversammlung der AK fordert den „Blum- Bonus neu“ für mehr betriebliche Lehrstellen OHNE AUFSCHUB. Lehrlingsex- perte Egon Blum ließ vor der 174. Vollversammlung der Arbeiterkam- mer keinen Zweifel aufkommen: Wenn nicht gegengesteuert wird, wird das ehemalige österreichische Vorzeigemodell der Lehre knallhart gegen die Wand gefahren. Alle fünf Fraktionen des Arbeitnehmerparla- ments fordern deshalb in einem ge- meinsamen Antrag den Gesetzgeber auf, „raschest geeignete Maßnah- men zu setzen, damit der Lehrstel- lenschwund gestoppt werden kann“. Insbesondere verlangen die 70 Vor- arlberger Kammerrätinnen und Kammerräte dreierlei: Die Einführung eines dreiteili- gen „Blum-Bonus neu“, bestehend aus Qualitäts-, Zusätzlichkeits- und Treue-Bonus, die Abschaffung der unnützen und kontraproduktiven Lehrlings- kündigung sowie die Einführung eines Ausbil- dungs-Fondsmodells analog zu dem der Vorarlberger Elektro- und Me- tallindustrie auf gesetzlicher Basis. Die Zeit drängt: Seit 2008 hat sich die Zahl der Lehranfänger in Öster- reich auf 21.503 praktisch halbiert. Seite 6 Der QR-Code führt Sie zur Rede Egon Blums vor der AK-Voll- versammlung. Online unter http://vbg.arbei- terkammer.at/vvlehre BELASTET Vorarlbergs Eltern geben 6,5 Millionen Euro für Nach- hilfe aus. Sophia hat Glück: Mutter Lilian unterstützt sie beim Lernen, ihre Schwester Olivia schaut inter- essiert zu. Seite 9 Rechtliches Chaos um Studentenheime Die Verträge mit Studentenhei- men strotzen vor gesetzwidrigen Bestimmungen. Die AK hat Musterverträge von zehn Wiener Studentenheimträgern überprüft und 407 gesetzwidrige Klauseln gefunden. Der QR-Code führt Sie direkt zur Analyse der AK. On- line unter http://bit. ly/1Q8330m Foto: Jürgen Gorbach Die Lehre darf nicht absandeln KONSUMENT Olivenöle im Test. Seite 12

Aktion Juni 2015

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Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

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Page 1: Aktion Juni 2015

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Asylwerber in VorarlbergAnzahl Asylwerber1500

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87

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SCHULEINTRITT Eltern stärker einbinden. Seite 10

Vermutlich wird erst die nächste große Krise die entscheidende Wende bringen.Franz Josef Radermacher, Mathematiker. Seite 14»

Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

Ihr Kontakt zur AK Vorarlberg Telefon zum Ortstarif 050/258

Betriebsreferat – 1500Info Arbeitsrecht – 2000Insolvenzrecht – 2100Sozialrecht – 2200Lehrlinge/Jugend – 2300Arbeitsrecht Feldkirch – 2500Familie/Frauen – 2600Konsumentenschutz – 3000Steuerrecht – 3100AK Bregenz – 5000AK Dornbirn – 6000AK Bludenz – 7000

/akvorarlberg www.ak-vorarlberg.at

Zeitwort

Zahlenspielereien Man liest das ja allenthalben gerne, und sei es nur, um sich einen Augen-blick lang in den Beträgen zu suhlen: Die Familien Porsche und Piech konnten ihr Vermögen vergangenes Jahr um 20 Milliarden Euro auf 65 Milliarden Euro ausbauen. Da schau her!

Unvorstellbare 170 Milliarden Euro besitzen die 100 reichsten Öster-reicher. Da passt der ganze österreichische Staatshaushalt ganz locker zwei Mal rein. Nun wollen wir hier nicht den üblichen Neidkomplex schüren, noch wälzen wir kommunistische Enteignungsfantasien. Porsche, Piech & Co haben die Kohle nicht geschenkt bekommen. Und doch geht einem Franz Josef Radermacher nicht aus dem Sinn, der bün-dig erklärt: Es gäbe genügend Essen für doppelt so viele Menschen, wie sie die Erde derzeit erdulden muss. Es ist einfach nur falsch verteilt.

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Lage in Syrien und Irak lässt Zahl der Asylwerber weiter wachsen – neben Unterbringung fordert Caritas auch erweiterten Zugang zum Arbeitsmarkt – derzeit sieben Vorarlberger Asylwerber als Lehrlinge

BILANZ. Der Bürgerkrieg in Syrien und viele andere Konflikte weltweit treiben immer mehr Menschen in die Flucht. Das statistische Amt Eurostat hat erhoben, dass vergan-genes Jahr um 44 Prozent mehr Menschen als 2013 in der EU um Schutz ansuchten: Insgesamt waren

es rund 625.000 Personen. Die Zahl relativiert sich freilich, wenn man bedenkt, dass allein aus Syrien laut UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR seit Beginn der Krise 3,7 Mil-lionen Menschen fliehen mussten.

Österreich verzeichnete 2014 rund 28.000 Asylanträge. Heuer

dürften es mehr werden, der bishe-rige Höchstwert von 39.354 im Jahr 2002 scheint in Reichweite.

Was bedeutet das für den Ar-beitsmarkt? Gegenwärtig haben es in Vorarlberg sieben Jugendliche in ein Lehrverhältnis in sogenannten Mangelberufen geschafft. „Als Sai-

sonkräfte bringen wir jährlich etwa 15 Leute unter“, sagt Martin Fella-cher von der Flüchtlingshilfe der Ca-ritas. Wie viele der derzeit rund 1400 Asylwerber im Land tatsächlich in den Arbeitsmarkt integrierbar wä-ren, hat die Caritas aktuell nicht er-hoben. ▸ Seite 3

Flüchtlingszahlen fordern alle EU-Staaten

BEOBACHTER. 350 wage­mutige Pilotinnen und Pilo ten haben sich beim AK­Charity­Race der Kart­bahn gemessen. Seite 12.

174. Vollversammlung der AK fordert den „Blum- Bonus neu“ für mehr betriebliche Lehrstellen

OHNE AUFSCHUB. Lehrlingsex-perte Egon Blum ließ vor der 174. Vollversammlung der Arbeiterkam-mer keinen Zweifel aufkommen: Wenn nicht gegengesteuert wird, wird das ehemalige österreichische Vorzeigemodell der Lehre knallhart gegen die Wand gefahren. Alle fünf Fraktionen des Arbeitnehmerparla-ments fordern deshalb in einem ge-meinsamen Antrag den Gesetzgeber auf, „raschest geeignete Maßnah-men zu setzen, damit der Lehrstel-lenschwund gestoppt werden kann“. Insbesondere verlangen die 70 Vor- arlberger Kammerrätinnen und Kammerräte dreierlei:● Die Einführung eines dreiteili-gen „Blum-Bonus neu“, bestehend

aus Qualitäts-, Zusätzlichkeits- und Treue-Bonus,● die Abschaffung der unnützen und kontraproduktiven Lehrlings-kündigung sowie● die Einführung eines Ausbil-dungs-Fondsmodells analog zu dem der Vorarlberger Elektro- und Me- tallindustrie auf gesetzlicher Basis.Die Zeit drängt: Seit 2008 hat sich die Zahl der Lehranfänger in Öster-reich auf 21.503 praktisch halbiert.

▸ Seite 6

▸ Der QR-Code führt Sie zur Rede Egon Blums vor der AK-Voll-versammlung. Online unter http://vbg.arbei-terkammer.at/vvlehre

BELASTET Vorarlbergs Eltern geben 6,5 Millionen Euro für Nach­hilfe aus. Sophia hat Glück: Mutter Lilian unterstützt sie beim Lernen, ihre Schwester Olivia schaut inter­essiert zu. Seite 9

Rechtliches Chaos um Studentenheime Die Verträge mit Studentenhei-men strotzen vor gesetzwidrigen Bestimmungen. Die AK hat Musterverträge von zehn Wiener Studentenheimträgern überprüft und 407 gesetzwidrige Klauseln gefunden.

▸ Der QR-Code führt Sie direkt zur Analyse der AK. On-line unter http://bit.ly/1Q8330m

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Die Lehre darf nicht absandeln

KONSUMENTOlivenöle im Test. Seite 12

Page 2: Aktion Juni 2015

2 Meinung Juni 2015

Die Zukunft der Lehre AKtion Mai: So geht die Lehre kaputtIn der Vorarlberger Monatszeitung AKtion war zu lesen, wie besorgnis- erregend der Rückgang der Lehr-linge am Arbeitsmarkt ist. Über-rascht hat mich die Aussage, Mütter schämen sich heutzutage, zugeben zu müssen, dass ihr Kind nur eine Lehre macht. Genauso überrascht bin ich über die Aussage, dass un-sere Jugendlichen schlecht über die Lehre informiert sind und dies ein Grund zum Abbruch der Lehre ist.

Mein Lehrverhältnis hat 1985 begonnen. Zu der Zeit war es wich-tig, eine Lehre zu machen und ab-zuschließen. Die wenigsten hatten damals wie heute das Glück, ihren Traumberuf zu erlernen. Stolz auf das, was wir leisteten, waren wir aber auf jeden Fall.

Wenn ich lese, dass sich 7552 Unternehmen seit 2008 bundes-weit aus der Lehrlingsausbildung zurückgezogen haben und wir in vier Jahren mit 30.000 Lehrabsol-venten weniger rechnen müssen, finde ich „besorgniserregend“ nicht ausreichend, um zu beschreiben, in was für einer Situation wir uns befinden.

Unsere Gesellschaft hat wohl verlernt, den Blick auf das Wesent-liche zu richten. Den Schülern an den Pflichtschulen wird erzählt, ohne Matura ist ein Weiterkommen kaum möglich. Zukünftig haben wir mit einer Arbeitslosenrate zu kämpfen, die wir uns nicht leisten können und die um einiges höher sein wird, als dies im Moment schon der Fall ist. Geeignete Fach-kräfte aus dem Ausland belegen immer mehr die Stellen, die von unserer Jugend belegt werden sollten und auch belegt werden könnten, wenn man in sie inves-tieren würde. Momentan blicken unsere jungen Erwachsenen in eine düstere und ungewisse Zukunft, in der sie recht chancenlos im Regen stehen gelassen werden.

Als ein weiteres Problem emp-finde ich die diversen Aufnahme- bzw. Eignungstests, bei denen ein durchaus geeigneter Jugendlicher aus dem Rennen um eine Lehrstelle

im wahrsten Sinne des Wortes geschossen werden kann, wenn er einen nicht so guten Test abliefert. Dem gegenüber stehen Maturan-ten, die überfüllte Studienrich- tungen belegen im Wissen, dass es mit diesen am Arbeitsmarkt alles andere als rosig aussieht. Unsere Zukunftsträger entscheiden sich aber trotzdem nicht für eine Lehre, weil man sich dafür ja schämen muss und es kein Weiterkommen gibt. Bei unserer Bevölkerung scheinen die Vorteile einer Lehre in Vergessenheit geraten zu sein. Von Anfang an hat der Jugendliche einen Verdienst. Nach abgeschlos-sener Lehre besteht die Möglich- keit, eine Meisterprüfung zu ab-solvieren und sich selbstständig zu machen. Es gibt die Möglichkeit die Matura während der Lehrzeit zu machen. Einem Studium steht somit auch nach der Lehrzeit nichts im Weg. Wo sonst hat unser Nachwuchs mehr Chanchen ? Mit etwas Durch-haltevermögen ist so viel möglich.

Es muss in unserem Land ein Umdenken stattfinden. Wir sollten stolz sein, Karriere mit Lehre zu

ma-

chen, denn sonst werden wir es sein, die sich im Ausland eine Arbeit suchen müssen, da hier kein Platz mehr für uns ist. Der Treue- sowie der Qualitätsbonus, von dem AK-Präsident Hubert Hämmerle spricht, ist auf jeden Fall ein wert-voller Anreiz. Allerdings wird sehr viel mehr erforderlich sein, um der Lehre wieder einen angemessenen Stellenwert zu geben.

Daniela Rogg-Ortler, Lauterach

Auf die AK ist Verlass

Dank an die Konsumenten-beratung der AKIn der heutigen Zeit der schnellen Geldbeschaffung zu Lasten anderer ist es nötiger denn je, dass es solche Institutionen wie den Konsumen-tenschutz gibt.

Heute habe ich Ihr Schreiben betreffend des deutschen Verlags erhalten. Die Freude kann ich Ihnen kaum beschreiben, die Sie mir damit gemacht haben. Auf die AK und ihre Mitarbeiter ist Verlass. Vielen herzlichen Dank für Ihre Intervention.

Josef Fugel, Laterns

Super ThemenwahlWissen fürs LebenPer Zufall bin ich jetzt auf YouTube auf die Serie ‚Wissen fürs Leben‘ ge-stoßen. Nicht nur, dass ich die The-menauswahl super finde, gefällt mir auch Ihre Rahmengestaltung sehr gut! Daumen hoch und danke für Ihre Arbeit!

Manfred Durnwalder, Krems

Leserforum

Einladung zur Telefon-SprechstundeMit AK-Präsident Hubert Hämmerle

9. Juni von 14 bis 15 Uhr unter 050/258-6800

„Mit Reda kond d’Lüt zemma“ ist das Motto von AK-Präsident Hubert Hämmerle. Nutzen Sie die Gelegenheit und machen Sie Ihre Fragen, Anliegen und Vorschläge zum Thema.

Stark für Sie. www.ak-vorarlberg.at

GRIECHENLANDInnensicht der Krise. Seite 3

NUR ZU TEUER? Ältere Arbeitslose sind etwas wert. Seite 6

Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

Ihr Kontakt zur AK Vorarlberg Telefon zum Ortstarif 050/258

Betriebsreferat – 1500Info Arbeitsrecht – 2000Insolvenzrecht – 2100Sozialrecht – 2200Lehrlinge/Jugend – 2300Arbeitsrecht Feldkirch – 2500Familie/Frauen – 2600Konsumentenschutz – 3000Steuerrecht – 3100AK Bregenz – 5000AK Dornbirn – 6000AK Bludenz – 7000

/akvorarlberg www.ak-vorarlberg.at

Zeitwort

Nicht wegen der Lorbeeren Im Mai holt das Weltkriegsgedenken Vorarlberg ein. Es gab das Land gar nicht mehr, als die vierte marokkanische Gebirgsdivision hier 1945 ihre Zelte aufschlug. Dass sich General René de Hesdin überreden ließ, den 40-jährigen Dornbirner Bauern Ulrich Ilg zum Chef einer zivilen Lan-desregierung zu ernennen, hatte auch praktische Gründe: Die Menschen hungerten. Daher sollten die Bauern die Führung übernehmen.

Drei Bauern also, ein Kaufmann, ein Angestellter, ein Postbeamter, ein Schlosser und ein Eisenbahner nehmen am 24. Mai 1945 im Mehl-büro der Vorarlberger Müllervereinigung die Arbeit auf. „Wir sehen voraus, dass hier keine Lorbeeren zu ernten sind“, sagt Ulrich Ilg in sei-ner ersten Rede. Was sie alle antreibt, ist einzig die Sorge um das Land. Politik bedeutet in ihrem ureigensten Kern Dienst an der Gemeinschaft. Daran erinnert uns der Mai 2015. tm

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ALARMIEREND. Österreich war einmal berühmt für die duale Aus-bildung. Und heute? „Heute schämt sich eine Mutter, wenn sie zugeben muss, dass ihr Kind nur eine Leh-re macht.“ Immer weniger Betriebe bilden aus. Die Zahl der Lehrlinge bricht ein. Egon Blum redet nicht nur so daher. Der ehemalige Regierungs-beauftragte für Jugendbeschäfti-gung und Lehrlingsausbildung hat dramatische Zahlen erhoben.

Erschreckende ZahlenSeit 2008 haben sich bundesweit 7552 Unternehmen aus der Lehr-lingsausbildung zurückgezogen. Heute sind noch 30.570 dabei. Auch die Zahl der Lehrlinge brach richtig-gehend ein. Wahrgenommen wird das nicht, weil die offizielle Statis-tik alle Lehrlingsplätze zusammen-zählt. Dabei mussten bereits 2013 über 9300 Jugendliche in überbe-trieblichen Ausbildungszentren unterrichtet werden, weil sie keine Plätze in Unternehmen fanden.

Die bereinigte Statistik der be-trieblichen Lehrlinge weist einen Schwund von 22.372 seit 2008 aus. „Das ist mehr als die Demogra-fie“, unterstreicht Blum. Tatsäch-lich verringerte sich die Zahl der 15-Jährigen im selben Zeitraum um 20.787. Auch in Vorarlberg tut der

Rückgang inzwischen weh. Und die Zukunftsaussichten sind beängsti-gend: „Hilflos reden wir vom Fach-kräftemangel, dabei werden wir in den kommenden vier Jahren 30.000 Lehr-Absolventen weniger haben.“

HandlungsbedarfDass das Jahr 2008 die Wende ins Ne-gative brachte, kommt für AK-Präsi-dent Hubert Hämmerle nicht von ungefähr. „2008 hat die Regierung gegen heftigen Protest die erleich-terte Lehrlingskündigung beschlos-sen.“ Ein Jahr später wurden die Zwi-schenprüfung in der Lehre und der Blum-Bonus abgeschafft.

▸ Seiten 4/5

„In Österreich“ keine Herkunftsgarantie Pro Kopf konsumieren Österrei-cher jedes Jahr rund sieben Liter Apfelsaft. Für den Test, den der Verein für Konsumenteninfor-mation (VKI) mit der AMA Mar-keting durchgeführt hat, wurden 20 Apfelsäfte untersucht: Zehn Direktsäfte, neun Säfte aus Kon-zentrat und ein naturtrüber Saft mit Zimtaroma. Die Ergebnisse sind durchwegs positiv. Nur die Äpfel kommen manchmal von weit her. ▸ Seiten 11/12

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Seit 2008 haben sich österreichweit 7552 Unterneh-men aus der Lehrlingsausbildung verabschiedet – 22.372 Lehrplätze gingen verloren.

So geht die Lehre kaputt

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2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Abschaffung Blum-BonusEinführung LehrlingskündigungAbschaffung Qualitätsprämie

Zahl aller Lehrlinge in Öster-reich und in Vorarlberg

Wie falsche Politik wirkt

AK hat Roamingopfer 12.000 Euro erspart2014 wurden die AK-Konsumen-tenberater 4410 mal mit Proble- men bei Handy, Internet und TV konfrontiert. Dabei geht es teil-weise um gewaltige Summen. Allein die sechs größten Fälle von Sandra Leichte umfassten 25.000 Euro. Einem Lustenauer hat der Einsatz der AK Vorarlberg 12.000 Euro erspart. Die AK fordert lange schon dringend nötige gesetzliche Nachbesserungen. ▸ Seite 8

LUSTVOLLER BILDUNGSSOMMER Alle Sommerkurse des BFI der AK in einer eigenen Beilage auf einen Blick.

Vorläufiges „Aus“ für SonntagsöffnungFür die Gewerkschaft ist mit der Urabstimmung die Sache vom Tisch. 95,9 Prozent der Wiener Handelsangestellten haben der Sonntagsöffnung eine klare Ab-sage erteilt. Auf die Frage „Wollen Sie persönlich am Sonntag arbei-ten?“ antworteten sie mit Nein. Beteiligt haben sich an der Befra-gung freilich nur 8699 Handels- angestellte, knapp ein Viertel der 37.526 Beschäftigten, die von der Gewerkschaft zur Urabstimmung eingeladen worden sind. Anlass-bezogen wird das strittige Thema spätestens rund um den Song Contest (19. bis 23. Mai) erneut diskutiert.

Stark. Selbstbewusst. Kompetent.

Spezifische AngeboteGesundheit

BildungsabschlüssePotenzial und Energie

Kompetenz und Leistung

BILDUNGS-SOMMER 2015M i t W e i t e r b i l d u n g z u m p e r s ö n l i c h e n E r f o l g

DIE NEUEN

SOMMERKURSE

für Erwachsene, Kinder

und Jugendliche

von 22. Juni bis 11. September

Impressum Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz ▸ Herausgeber, Medieninhaber und Sitz der

Redaktion: AK Vorarlberg, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, E-Mail: [email protected] ▸ Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe www.ak-vorarlberg.at/impressum.htm ▸ Redaktion: Dietmar Brunner, Jürgen Gorbach, Thomas Matt, Arno Miller ▸ Infografik: Bettina Krepper, Gerhard Riezler ▸ Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach Aus Gründen der Lesbarkeit wird in der AKtion nur die männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen.

Liebe Leser,wir freuen uns über Ihre Zuschrif-ten! Schreiben Sie uns an AK Vorarlberg, Leserforum, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, per E-Mail an [email protected] oder auf facebook.com/akvorarl- berg. Wegen der vielen Zusendun-gen war es uns leider nicht möglich, alle erhaltenen Beiträge zu veröf-fentlichen. Die Redaktion behält sich das Recht zu kürzen vor.

Die AKtion berichtete in ihrer Mai­Ausgabe ausführlich über die außerordentlich problematische Entwicklung am Lehrstellenmarkt.

Leitartikel von AK-Direktor Rainer Keckeis

Als Banker noch „Beamte“ waren Können Sie sich noch erinnern? An die Zeit, als es ein Ban-kensystem gab, auf das sich die Menschen fast blind verlas-sen haben und bei dem sie sich sicher fühlten? Ein System, das so seriös war, dass die dort Tätigen ehrfurchtsvoll als „Bankbeamte“ bezeichnet wurden? Das Image der Institute war über jeden Zweifel erhaben und die Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter zutiefst überzeugt, durch ihre Arbeit den Menschen Gutes zu tun. Ob es gelingt, diesen Zustand je wieder zu erreichen, steht wohl in den Sternen.

Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass wir in Zukunft starke Regionalbanken brauchen, die nah bei den Menschen sind, deren Sorgen und Nöte kennen. Geschäfts-banken, die unsere vielen

Klein- und Mittelbetriebe mit den erforderlichen finanziellen Mitteln versorgen. Denn sie können am besten beurteilen, wie sich die Situation vor Ort darstellt.

Im Zuge der Finanzkrise wurden den Banken viele bürokra-tische Hürden auferlegt. Es wird teilweise kontrolliert, was das Zeug hält. Das mag für systemrelevante Großinstitute durchaus berechtigt erscheinen, kleine regionale Banken leiden aber erheblich unter den überbordenden Vorschriften. Geben wir den Regionalbanken die Chance, zu ihrer alten Performance zurückzufinden. Das tut dem Land gut, der Wirtschaft und den hier lebenden Menschen, vor allem aber auch den Kolleginnen und Kollegen, die jeden Tag versuchen, an ihrem Bank-Arbeitsplatz ihr Bestes zu geben.

▸ E-Mail: [email protected]

Ein Albatros bracht den Wind, um abheben zu können. Einmal in der Luft, ist er ein sehr guter Flieger. In der gegen-wärtigen Asyldebatte schlagen die Wellen hoch. Die eine Seite spricht von „Mauern um Europa aufziehen“ und will „Flüchtlingsboote vernichten“. Die andere Seite engagiert

sich in Bürgerbewegungen wie in Alberschwende oder in Sibratsgfäll, um integrierten Flüchtlingen das Hierbleiben zu ermöglichen.

Weiterhin werden viele Flüchtlinge aus den Kriegen Vorarlberg erreichen. Die geflohenen Menschen plagen Sorge um Angehörige im Heimatland und Traumati-

sierung. Die behördlichen Überprüfungen dauern mitunter lange und bedeuten: warten auf den Asylbescheid.

Die Offene Jugendarbeit Dornbirn bietet hierzu eine Chance an: den Hauptschulabschluss-Kurs Albatros. In jugend-gerechter Umgebung kann unter fachlicher Anleitung im Jugendhaus Vismut auf die Hauptschulabschlussprüfungen gelernt werden. Die amtlichen Prüfungen werden von der Paedakoop Schule Schlins abgenommen. Albatros ist nicht nur für einheimische Schulabbrecher ein Erfolgsmodell, sondern steht auch Asylwerbern offen. In den vier Jahren haben 25 Asylwerber die Prüfungen geschafft! Weitere zehn sind derzeit am Lernen, auch sie haben bald ein europaweit gültiges Zeugnis in der Hand. Damit steht der Weg zur Lehre offen. Neben Mathe, Englisch und Deutsch kennen die Zu-gewanderten unsere Geschichte, unser Land, haben unsere Werte kennengelernt und viele Freunde im Jugendhaus gefunden. Das Angebot soll in nächster Zeit aufgrund der hohen Nachfrage ausgebaut werden.

▸ E-Mail: [email protected]

Martin Hagen leitet die Offene Jugendarbeit Dornbirn.

Geben wir den Regionalbanken die Chance, zu ihrer alten Perfor-mance zurückzu-finden.

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Gastkommentar von Martin Hagen

Gute Startbedingungen

Neben Mathe und Deutsch lernen die Zugewander-ten unsere Werte.

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Page 3: Aktion Juni 2015

Juni 2015 Thema 3

SERIE Die EU einfach erklärt – Teil 5

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Verteilung der Asylwerber auf die Länder der EUNach diesen Kriterien könnte die EU künftig Asylwerber auf ihre Mitgliedsstaaten verteilen

Deutschland

Österreich

Luxemburg

Malta

Tschechien

Großbritanien

Dänemark

Niederlande

Rumänien

Estland

Ungarn

Schweden

Belgien

Finnland

Polen

Slowenien

Frankreich

Litauen

Lettland

Irland

Bulgarien

Italien

Slowakei

Portugal

Zypern

Kroatien

Spanien

Griechenland

Land

17,3

BIP (Mio. Euro)2.903.790

328.996

83.100

7962

154.930

2.222.361

257.444

655.375

150.019

19.526

103.303

429.468

402.027

204.015

413.134

37.246

2.142.022

36.288

24.060

185.412

42.011

1.616.254

75.215

173.053

17.506

43.085

1.058.469

179.081

Bevölkerung80.767.463

8.506.889

549.680

425.384

10.512.419

64.308.261

5.627.235

16.829.289

19.947.311

1.315.819

9.877.365

9.644.864

11.203.992

5.451.270

38.017.856

2.061.085

65.835.579

2.943.472

2.001.468

4.605.501

7.245.677

60.782.668

5.415.949

10.427.301

858.000

4.246.809

46.512.199

10.903.704

Asylwerber202.815

28.065

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Arbeitslose (in %)

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SCHLÜSSELFRAGE. Die Bilder zählen längst zum traurigen Nach-richtenalltag: Am Kai von Lam-pedusa bleibt von all den zerplatz-ten Hoffnungen nichts übrig als Leichensäcke und die Schreie der Angehörigen. Auf der gefährli-chen Überfahrt nach Europa gera-ten Zehntausende Migranten aus Afrika in Seenot, Tausende sterben. Und die Zahlen wachsen.

Die Zahlen wachsen weiter2010 noch flohen nur rund 10.000 Menschen über das Mittelmeer, 2011 auf dem Höhepunkt des Ara-bischen Frühlings waren es dann rund 70.000. Ein Jahr später kamen nur 22.000 Boat-People nach Euro-pa, 2013 waren es 60.000. Diese Zahl hat sich 2014 mehr als verdreifacht: Mehr als 218.000 Flüchtlinge ge-langten vergangenes Jahr über das Mittelmeer. Und es werden mehr: Die EU-Grenzschutzagentur Frontex rechnet für 2015 mit 500.000 bis zu einer Million Menschen.

Der Weg übers Wasser ist nur eine Route, wenngleich die spekta-kulärste. Die EU müht sich händerin-gend um Lösungen. Sie erklärt den Menschenschmugglern den Krieg.

Bald schon sollen ihre Boote in Flammen aufgehen. Die EU-Außen- beauftragte Federica Mogherini strebt eine Resolution des UNO-Si-cherheitsrates an, die eine Zerstörung der Fahrzeuge in Nordafrika erlaubt – auch weil inzwischen die Angst wächst, dass die Terrororganisation IS als Flüchtlinge verkleidete Terro-risten übers Meer schicken könnte.

Das ist die eine Seite. Die andere ist kaum einfacher zu lösen. Brüssel sucht einen Weg, die Flüchtlinge ge-rechter zu verteilen. Warum? „Das Dublin-System funktioniert nicht, wie es sollte.“ Die Kommission gibt zu, dass die bisherige Praxis, wo-nach die Neuankömmlinge dort um Flüchtlingsstatus ansuchen, wo sie zum ersten Mal EU-Boden betreten haben, nicht mehr trägt. Mit Itali-en, Frankreich, Deutschland und Schweden tragen nur vier EU-Län-der die Hauptlast. Deshalb will Brüs-sel nun eine besondere Klausel im EU-Vertrag anwenden, den Artikel 78, Absatz 3.

Der besagt, dass der Rat auf Vor-schlag der Kommission vorläufige Maßnahmen zugunsten jener Län-der beschließen kann, die durch ei-nen „plötzlichen Zustrom von Dritt-

staatsangehörigen in eine Notlage“ geraten sind. Es geht um Quoten für die Aufteilung der Neuankömm-linge aus Syrien und Eritrea auf alle EU-Mitglieder. Die Zuweisung der Flüchtlinge soll anhand eines Verteilungsschlüssels erfolgen, der Wirtschaftsleistung, Bevölkerungs-größe, Arbeitslosenquote und die Zahl der bisher aufgenommenen Asylsuchenden berücksichtigt.

Wenn aber Flüchtlinge nicht nur untergebracht, sondern auch inte- griert werden sollen, ist es wichtig, zu wissen, wie aufnahmefähig der jeweilige Arbeitsmarkt ist. Ein ge-deihendes Land wie Deutschland bietet ganz andere Möglichkeiten als etwa Griechenland oder Spanien, wo die Arbeitslosenquoten bei rund 25 Prozent liegen. Schon jetzt sig-nalisieren viele Länder Gegenwehr. Großbritanniens Innenminister teilte mit, sein Land werde jegliche Vorschläge ablehnen, unfreiwillige Quoten einzuführen. Auch Polen, Ungarn und Lettland wehren sich. Die drei großen Aufnahmeländer Deutschland, Schweden und Öster-reich, dazu Dänemark und Bulga-rien, können sich hingegen Quoten vorstellen.

Wie viel verträgt der Arbeitsmarkt?Österreich nimmt 28.000, Deutschland über 200.000 Asylbewerber auf, Portu-gal nur 500 – EU will Flüchtlinge gerechter verteilen – Da regt sich Widerstand

Asylwerber in der EU

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Entwicklung der Asylwerber von 2008 bis 2014

626.710+45 %

432.055

226.330

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Österreich 2014:28.035 (+60 %)

Häu�gste Herkunftsländer 2014

Syrien122.800 Afghanistan

41.300

Kosovo*37.900

Eritrea36.925

* de facto keine Aussicht auf Asyl,Anzahl nach Informationskampagne2015 stark zurückgegangen

WichtigeRouten

Page 4: Aktion Juni 2015

4 Politik Juni 2015

Krach in der Firma? Streit um den Dienstvertrag? Die AK-Experten kämpfen für die Rechte der Arbeit-nehmer – wenn es nötig ist, auch vor Gericht. Vom Lehrling bis zum älteren Arbeitnehmer sind in der AK Vorarlberg alle gleich willkommen. Unsere Experten haben im vergan-genen Jahr erneut Millionen für die AK-Mitglieder erfochten. Sie fühlen auch dem heute völlig unübersicht- lichen Konsum- und Dienstleistungs- sektor regelmäßig auf den Zahn: Wenn der Urlaub danebenging oder das Internet sich als Falle erwies – in ihrer AK dürfen Arbeitnehmer zu Recht Hilfe erwarten. Kompetent und kostenlos. All die Beratungsleis-tungen, Studien und politischen In-terventionen werden mit der Arbei-terkammerumlage finanziert. Dein Beitrag ist unsere Stärke. Danke – im Namen aller, denen wir schon helfen durften oder noch helfen werden.

Die AK lässt dich nicht hängen!

37.031 ▸ Lesen leicht gemacht. In Feldkirch und Bludenz bietet die AK zwei topmo-derne Bibliotheken an, die im vergangenen Jahr von rund 37.000 Leserinnen und Lesern frequentiert wurden. Zusammen haben sie fast 150.000 Bücher ausgeliehen.

5582 ▸ Bei Jobverlust geholfen. Da zieht es Menschen buchstäblich den Boden un-ter den Füßen weg: Weil sie direkt oder indirekt von Insolvenz betroffen waren, wandten sich 5000 Menschen telefonisch und 500 persönlich an die AK-Spezi-alisten im Bereich Insolvenzrecht. An die 3000 Briefe und Anträge prägen das vergangene Jahr. In allen Verfahren zusammen konnten Arbeitnehmern rund 5,7 Millionen Euro gesichert werden.

3142 ▸ Willkommen im Arbeitsleben! Unendlich spannend ist so ein Eintritt ins Berufsleben, aber oft auch von Fragen und Problemen begleitet: Mehr als 2500 Mal haben Vorarlberger im vergangenen Jahr bei der Lehrlings- und Jugendabteilung Unterstützung erbeten, 600 Mal kamen sie persönlich vorbei, 200 Beratungen erfolgten über E-Mail. Durch Interventionen haben unsere Experten für 53 Lehrlinge insgesamt rund 40.000 Euro erwirkt.

23.675 ▸ Kampf gegen Abzocke, Kostenfallen & Co. Im vergangenen Jahr führten die Konsumentenberater der AK Vorarlberg insgesamt mehr als 23.000 Be-ratungen durch. 3800 Personen haben persönlich vorgesprochen, in mehr als 16.500 Fällen wandten sich die Konsumenten telefonisch an die Konsumen-tenberatung und in 3200 Fällen nahmen die Konsumenten schriftlich mit der AK Kontakt auf. In über 2300 Fällen haben unsere Experten schriftlich interveniert, dabei haben sie für die Konsumenten einen messbaren Erfolg von 900.000 Euro erzielt.

26.167▸ Probleme im Arbeitsleben. Die Arbeitswelt wird immer härter. Umso wichtiger sind die AK-Arbeitsrechtsprofis. Sie haben im vergangenen Jahr mehr als 26.000 Beratungen geleistet, über 4500 persönlich, fast 19.000 tele-fonisch und über 2600 Mal per E-Mail. In 550 Fällen haben sie erfolgreich für die Arbeitnehmer insgesamt mehr als 650.000 Euro außergerichtlich erstrit-ten. Vor Gericht lässt sich ihr Erfolg mit nahezu 380.000 Euro beziffern: Geld, das Arbeitnehmern zugutekam oder das sie doch nicht bezahlen mussten.

7100 ▸ Bildung großgeschrieben. Ohne Weiterbildung geht am Arbeitsmarkt heute nichts mehr. Fast die Hälfte der 7100 Menschen, die 2014 das umfang-reiche Bildungsangebot der AK Vorarlberg wahrgenommen haben, waren auch AK-Mitglieder. Da jedes AK-Mitglied zehn Prozent Kursermäßigung auf jeden Kurs erhält, wurden rund 30.000 Euro direkt an AK-Mitglieder weitergegeben. Mehr als 350 Arbeitnehmer haben den AK-Bildungsgutschein eingelöst und damit eine weitere finanzielle Ermäßigung im Gesamtwert von 35.300 Euro erfahren.

18.604 ▸ Erfolgreich Steuern sparen. In Steuerfragen haben Vorarlbergerinnen und Vorarlberger mehr als 5800 Mal persönlich in der AK Hilfe gesucht. Unsere Fachleute haben zudem fast 13.000 telefonische Anfragen beantwortet und mehr als 200 Fälle per E-Mail bearbeitet. Sie haben im Dienst der Arbeitneh-mer rund 5500 Arbeitnehmerveranlagungen durchgeführt und mehr als 200 Einkommenssteuererklärungen bewerkstelligt. In über 530 Fällen haben sie Berufungen durchgeführt und Anregungen gegeben.

6683 ▸ Pension, Krankheit und Pflegegeld. Bei den Sozialrechtsexperten der AK Vorarlberg sind Arbeitnehmer gut aufgehoben, wenn es etwa um Fragen der Pension, Karenz oder ums Pflegegeld geht. 2014 hat das Juristenteam insgesamt 485 Klagen und 413 Schriftsätze beim Sozialgericht sowie vier Berufungen beim Oberlandesgericht Innsbruck eingebracht. 2278 Mal haben Arbeitnehmer in persönlichen Gesprächen Rat und Hilfe erfahren, 4405 Anfra-gen wurden telefonisch beantwortet, 2261 Schreiben haben die Abteilung im vergangenen Jahr verlassen.

Page 5: Aktion Juni 2015

Juni 2015 Politik 5

37.031 ▸ Lesen leicht gemacht. In Feldkirch und Bludenz bietet die AK zwei topmo-derne Bibliotheken an, die im vergangenen Jahr von rund 37.000 Leserinnen und Lesern frequentiert wurden. Zusammen haben sie fast 150.000 Bücher ausgeliehen.

5582 ▸ Bei Jobverlust geholfen. Da zieht es Menschen buchstäblich den Boden un-ter den Füßen weg: Weil sie direkt oder indirekt von Insolvenz betroffen waren, wandten sich 5000 Menschen telefonisch und 500 persönlich an die AK-Spezi-alisten im Bereich Insolvenzrecht. An die 3000 Briefe und Anträge prägen das vergangene Jahr. In allen Verfahren zusammen konnten Arbeitnehmern rund 5,7 Millionen Euro gesichert werden.

3142 ▸ Willkommen im Arbeitsleben! Unendlich spannend ist so ein Eintritt ins Berufsleben, aber oft auch von Fragen und Problemen begleitet: Mehr als 2500 Mal haben Vorarlberger im vergangenen Jahr bei der Lehrlings- und Jugendabteilung Unterstützung erbeten, 600 Mal kamen sie persönlich vorbei, 200 Beratungen erfolgten über E-Mail. Durch Interventionen haben unsere Experten für 53 Lehrlinge insgesamt rund 40.000 Euro erwirkt.

26.167▸ Probleme im Arbeitsleben. Die Arbeitswelt wird immer härter. Umso wichtiger sind die AK-Arbeitsrechtsprofis. Sie haben im vergangenen Jahr mehr als 26.000 Beratungen geleistet, über 4500 persönlich, fast 19.000 tele-fonisch und über 2600 Mal per E-Mail. In 550 Fällen haben sie erfolgreich für die Arbeitnehmer insgesamt mehr als 650.000 Euro außergerichtlich erstrit-ten. Vor Gericht lässt sich ihr Erfolg mit nahezu 380.000 Euro beziffern: Geld, das Arbeitnehmern zugutekam oder das sie doch nicht bezahlen mussten.

7100 ▸ Bildung großgeschrieben. Ohne Weiterbildung geht am Arbeitsmarkt heute nichts mehr. Fast die Hälfte der 7100 Menschen, die 2014 das umfang-reiche Bildungsangebot der AK Vorarlberg wahrgenommen haben, waren auch AK-Mitglieder. Da jedes AK-Mitglied zehn Prozent Kursermäßigung auf jeden Kurs erhält, wurden rund 30.000 Euro direkt an AK-Mitglieder weitergegeben. Mehr als 350 Arbeitnehmer haben den AK-Bildungsgutschein eingelöst und damit eine weitere finanzielle Ermäßigung im Gesamtwert von 35.300 Euro erfahren.

18.604 ▸ Erfolgreich Steuern sparen. In Steuerfragen haben Vorarlbergerinnen und Vorarlberger mehr als 5800 Mal persönlich in der AK Hilfe gesucht. Unsere Fachleute haben zudem fast 13.000 telefonische Anfragen beantwortet und mehr als 200 Fälle per E-Mail bearbeitet. Sie haben im Dienst der Arbeitneh-mer rund 5500 Arbeitnehmerveranlagungen durchgeführt und mehr als 200 Einkommenssteuererklärungen bewerkstelligt. In über 530 Fällen haben sie Berufungen durchgeführt und Anregungen gegeben.

6683 ▸ Pension, Krankheit und Pflegegeld. Bei den Sozialrechtsexperten der AK Vorarlberg sind Arbeitnehmer gut aufgehoben, wenn es etwa um Fragen der Pension, Karenz oder ums Pflegegeld geht. 2014 hat das Juristenteam insgesamt 485 Klagen und 413 Schriftsätze beim Sozialgericht sowie vier Berufungen beim Oberlandesgericht Innsbruck eingebracht. 2278 Mal haben Arbeitnehmer in persönlichen Gesprächen Rat und Hilfe erfahren, 4405 Anfra-gen wurden telefonisch beantwortet, 2261 Schreiben haben die Abteilung im vergangenen Jahr verlassen.

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Page 6: Aktion Juni 2015

6 Arbeit Juni 2015

Weiberkram von Univ.-Prof. Irene Dyk-Ploss

Streikgefahr? Noch streiken sie nicht, die österreichischen Kinder-gartenbediensteten, obwohl sie sowohl in Bezug auf das Einkommen wie auch die Gruppengrößen mindestens ebenso viele Gründe hätten wie ihre Kolleginnen und Kollegen in Deutschland. Im Gegensatz zu den streikenden Nachbarn fehlt unserem Kin-derbetreuungspersonal eine schlagkräftige Interessenver-tretung – aufgrund der un-terschiedlichen Träger (Land, Gemeinden, Betriebe, private Träger) sind mindestens drei verschiedene Gewerkschaften zuständig. Daher wird sich am durchschnittlichen Be-treuungsschlüssel von durch-schnittlich einer Fachkraft auf 12 (bis 20) Kindergartenkinder (Deutschland 1: 3 bis 1:8) wohl nicht so schnell etwas ändern, ebenso wenig an der Bezah-lung, die um 100 bis 200 Euro unter der in Deutschland liegt.

Und während mittlerwei-le alle Lehrer akademisch ausgebildet werden, hinkt die wichtige Vorschulbildung auch hier nach. Also Grund genug für Streiks …

▸ E-Mail: [email protected]

HINTER DER BÜHNE. Der Ball, die Gala, die Firmenfeier – heute mimt die Werkstattbühne des Bregenzer Festspielhauses ein uriges Bierzelt, morgen schlüpft sie zusammen mit den Seefoyers in das Gewand eines Festsaals. Was immer der Kunde wünscht, sagt Eva-Maria Feuer-stein. Als frisch gebackene Veran-staltungsmanagerin erfährt sie seit Februar, wie Flexibilität zur zweiten Natur wird.

AKtion: Schon die erste eigene Ver-anstaltung gemanagt? Eva-Maria Feuerstein: Ja, aber das war nur ein kleiner Workshop. Was reizt Sie besonders an Ihrer Aufgabe?Feuerstein: Die Vielseitigkeit. Dass man von allen Gewerken die Fäden in der Hand hält und das alles ma-nagt. Dass man mit vielen verschie-denen Leuten zu tun hat und lernt, mit ihnen umzugehen. Dass man punktgenau liefern muss. Dieser Lösungsfindungsprozess ist span-nend. Auch wenn einen Kunden manchmal scharf an die Grenze führen? Feuerstein: Das ist eigentlich kein Problem. Im Grunde gibt es nichts

Unmögliches. Außer wenn man mit Gesetzen wie Brandschutz usw. in Berührung kommt. Hat sich Ihre Berufswahl schon früh abgezeichnet?Feuerstein: Jedenfalls war ich bei unserem Maturaball an der HTL Dornbirn im Kernteam dabei. Wird’s bei euch im Veranstaltungs-management jetzt eigentlich ruhiger, wenn die Festspiele den ganzen Platz beanspruchen? Feuerstein: Ja, tatsächlich. Wir nutzen die Gelegenheit und schau-en auch über den Gartenzaun. Man kann immer etwas lernen. Ab und an werden wir auch hinzugezogen, wie bei der Eröffnungsveranstal-tung. Da tut man dann einfach zu-sammen. Es ist schon eine eigene Atmosphäre hier. Familiär. Irgend-wie viel behüteter, weil wir halt alles im Haus haben. Alle Werkstätten, Licht und Ton usw. Wenn man etwas Spezielles braucht, dann ist das alles da. Daraus erwächst ein gewisses Grundvertrauen in die Leute. Was braucht man, um in Ihrem Job gut über die Runden zu kommen?Feuerstein: Man braucht eine ge-wisse Eigenmotivation, die durch den Tag trägt. Auch wenn der Kun-

de komplett genervt ist, musst du immer freundlich und sehr flexibel sein. Lösungsorientiertes Denken ist das A und O. Du darfst dich nie in ein Problem reinsteigern. Und Nerven wie Drahtseile … Feuerstein: Ja, das auch. Da hilft mir vermutlich mein Wäldarnaturell. Wenn Sie sich’s aussuchen könnten, welche Veranstaltung würden Sie gerne über die Bühne bringen?Feuerstein: Alles, was Messe, Fir-menveranstaltung, Kongress ist. Konzerte mit Bands und Yeah und so, das brauch ich eher nicht. Was macht Eva-Maria Feuerstein, wenn sie nicht hinter den Kulissen arbeitet?Feuerstein: Dann bin ich gern in der Natur und geh spazieren. Beim Musikverein in Langenegg spiele ich Querflöte und Piccolo. Wofür geben Sie am liebsten Geld aus?Feuerstein: Ich bin ein Mädchen (lacht) und kaufe extrem gern ein.Wenn Sie sich ein Jahr lang nicht um Ihren Lebensunterhalt kümmern müssten, was würden Sie tun?Feuerstein: Vermutlich würde ich trotzdem irgendetwas organisieren. Es macht mir einfach Spaß.

SERIE Die kleinste wirtschaftliche Einheit: Der Mensch – Folge 6

Nerven wie DrahtEva-Maria Feuerstein veranstaltet Feste, Messen und Kongresse – in diesem Job ist lösungsorientiertes Denken das Um und Auf.

Eva­Maria Feuerstein organisiert fürs Leben gerne.

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VeranstaltungsmanagementWirtschaft sind wir alle. Der einzelne Mensch ist die kleinste wirtschaft-liche Einheit. In dieser Reihe stellt die „AKtion“ Menschen und die Berufe vor, mit denen sie ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Beruf: Veranstaltungsmanagement (in Deutschland bereits ein Lehr-beruf oder etwa an der Hochschule für Internationales Management in Heidelberg zu erlernen. Feuerstein wählte diesen Weg.)Ausbildung: Bachelorstudium 3 Jahre Einstieg: Geschieht oft über Praktika, der Verdienst ist am Anfang entsprechend niedrig, z. B. 1300 Euro, wohlgemerkt nach abgeschlosse-nem Studium. Eva-Maria Feuerstein hat’s besser erwischt, sie wird bei Kongresskultur Bregenz nach städtischem Besoldungsschema bezahlt. Normalwochenarbeitszeit: 40 Stunden; kann je nach Veranstaltungs-dichte auch mehr sein, nicht aber mehr als 60 Stunden.

Vollversammlung fordert „Blum-Bonus neu“ – Steuerreform: Finanzminister soll Abbau der kalten Progres-sion gewährleisten – auch Betroffene von Nettolohnvereinbarungen dürfen nicht leer ausgehen.

Weil Fachkräfte fehlenAK-ANLIEGEN. Das Vorarlberger Arbeitnehmerparlament setzte sich in seiner 174. Vollversammlung mit dem Notstand am Lehrstellenmarkt auseinander. „Heuer gibt es im Ländle acht Prozent weniger Erst-jahreslehrlinge“, das ist laut Lehr-lingsexperte Egon Blum „weit weni-ger als der demografische Wandel erklären kann“. Er belegt das auch: Die Zahl der 15-Jährigen nahm in Vorarlberg von 2008 bis 2014 um 339 ab, im selben Zeitraum gab es 771 Lehrlinge weniger.

Blum und AK-Präsident Hubert Hämmerle beklagen das enorme Imageproblem der Lehre. Dass je-der Fünfte heute durchfällt, komme manchem Unternehmen freilich

ganz gelegen. „Diese Leute verdie-nen weniger und werden auch nicht abgeworben“, so Blum.

Gegenteiliger Effekt trat einDie nackten Zahlen indes will nie-mand wahrhaben. Noch heute hält Österreich an der Lehrlingskündi-gung fest: Sie wurde 2008 einge-führt, um nach Ansicht der Wirt-schaftsvertreter den Betrieben die Ausbildung wieder schmackhaft zu

machen. 5000 zusätzliche betrieb-liche Lehrstellen sollten entstehen. Jetzt sind es über 21.000 weniger geworden.

Alle fünf Fraktionen der AK- Vollversammlung sind sich darin einig, dass sofort gegengesteuert werden muss. Für den AK-Präsiden-ten, der selber zahlreiche Lehrlinge ausgebildet hat, ist klar: „Es braucht Maßnahmen, die dafür sorgen, dass wieder mehr betriebliche Lehr-stellen angeboten werden und die Qualität der Lehre verbessert wird.“ Im Einzelnen fordert die AK-Vollver-sammlung den Gesetzgeber dazu auf:

● Vorgeschlagen wird ein „Blum- Bonus neu“, der sich aus drei Kom-ponenten zusammensetzt: einem Qualitätsbonus (3000 Euro für alle Lehrlinge, die nach dem zweiten Lehrjahr einen verpflichtenden Qualifikationsnachweis erbringen), einem Zusätzlichkeitsbonus (3000 Euro pro zusätzlichem Lehrling für maximal fünf Lehrlinge pro Unter-nehmen) sowie einem Treuebonus (je 2000 Euro für maximal zwei Lehrlinge pro Jahr für Unterneh-men, die den Lehrlingsstand vom Vorjahr aufrechterhalten.)● Weiters soll das seit über 30 Jahren bewährte „VEM-Fondsmodell“ auf alle Betriebe ausgeweitet werden. Alle VEM-Betriebe zahlen 2,4 Pro-mille der Bruttolohn- und Gehalts-summe in einen Ausbildungsfonds ein. Diese Gelder werden schließlich u. a. für Rückvergütungen bei positi-vem Abschluss des zweiten Lehrjah-

res, für die Ausbildner-Ausbildung oder für berufsbezogene Informati-onen und Aktivitäten verwendet.● Zum Dritten muss die Lehrlings-kündigung wieder fallen.

Entlastung nicht verschenkenDie Vollversammlung hat sich auch noch einmal mit der Steuerreform befasst. Alle Kammerräte fordern den Finanzminister gemeinsam auf, die sogenannte kalte Progressi-on durch die jährliche Indexierung des Einkommenssteuerrechts an die Preisentwicklung abzubauen. Außerdem muss sich die Steuerre-form auch auf echte Nettolohnver-einbarungen auswirken. „Es darf nicht sein, dass da der Unternehmer die Vorteile einstreicht“, sagt der AK-Präsident.

▸ Vollversammlung Mehr Infos auf www.ak-vorarlberg.at

»Ein Bekenntnis zum Produktions- standort ist nur wahr in Verbindung mit einem echten Bekenntnis zur Lehre.

Hubert HämmerleAK-Präsident

AK­Präsident Hämmerle lud Lehrlingsexperte KR Egon Blum als Referenten ein.

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Page 7: Aktion Juni 2015

Juni 2015 Politik 7

Geht es nur mit Mindestlohn?

Mindestlöhne sollen sicherstellen, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können, gleichzeitig beugen sie auch Altersarmut vor.

FAIR. In Österreich verschlechtert sich die soziale Situation vieler Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmer seit Jah-ren. Reallohneinbußen und stark ge-stiegene Kosten der Grundversorgung belasten die Haushalte in hohem Maße. Unhaltbar ist in diesem Zusammen-hang, dass selbst mit einem Vollzeitjob die Gefahr von Armut gegeben ist. Von einem oft geforderten General-Kollek-tivvertrag sind wir meilenweit entfernt,

damit sind immer mehr Menschen von Armut bedroht.

Durch einen gesetzlichen, flächen-deckenden Mindestlohn soll ein fairer marktwirtschaftlicher Wettbewerb über alle Branchen hinweg sicherge-stellt werden. Denn die Lohnuntergren-

ze verhindert, dass sich Unternehmen durch zu geringe Löhne ungerechtfer-tigte Wettbewerbsvorteile verschaffen, die dann vom Sozialstaat ausgeglichen werden müssen. Die Beschäftigten sol-len vor Dumpinglöhnen geschützt wer-den, um ein Einkommen zu beziehen,

das zum Leben reicht, ohne mit Sozial-leistungen aufstocken zu müssen.In Europa gibt es in 22 Ländern Min-destlöhne, z. B. in der Schweiz oder auch in Deutschland, wo Wirtschaftsvertre-ter Horrorszenarien prognostizierten. Fakt ist: In Deutschland sinkt die Ar-beitslosigkeit, obwohl mit Jahresbeginn der Mindestlohn eingeführt wurde – und der Inlandskonsum boomt.▸ E-Mail: [email protected]

ETAPPENZIEL. Welcher Lohn/Gehalt ist für einen Vollzeitjob in unserem Land angemessen? Was ist das Mindes-te, das Frauen und Männer verdienen müssen, um bei uns im Lande ein ange-messenes Leben bestreiten zu können? Darüber wird heute ebenso wie seit Be-ginn des 19. Jahrhunderts unter Wirt-schaftsexpertInnen, PolitikerInnen und GewerkschafterInnen intensiv dis-kutiert und gestritten. Derzeit fordern

ÖGB und AK für einen Vollzeitjob einen KV-Mindestlohn von 1500 Euro. Diesem Ziel sind die Gewerkschaften bereits sehr nahe gekommen. Es gibt nur noch wenige Branchen und Berufsgruppen, (Gastronomie, Reinigungskräfte, Fri-seurgewerbe und Angestellte bei Frei-

beruflern), die unter dieser Grenze liegen. Hiervon sind vor allem Frauen betroffen. Sie würden besonders von höheren Mindestlöhnen profitieren.

Klar ist aber auch, dass die 1500 Euro nur ein Etappenziel sein können. Laut Vorarlberger Armutskonferenz sollte

der Mindestlohn für einen Fulltime-job zumindest 1600 Euro betragen, die Gewerkschaft der Privatangestellten strebt sogar 1700 an. Forderungen, die völlig gerechtfertigt sind und von uns unterstützt werden. Denn die Arbeit der Beschäftigten muss endlich wieder wertgeschätzt und fair bezahlt werden – 1600 Euro sind hierfür das Mindeste.▸ E-Mail: [email protected]

GERECHTIGKEIT. „Zu wenig zum Le-ben, zu viel zum Sterben“. Mit diesem Zitat kann man die Situation vieler in Österreich bezeichnen. Beim Mindest-lohn scheiden sich die Geister. Wer in einem Kollektivvertrag ist, sei es bei den Metallern, Textilern oder in der Lebens-mittelproduktion, der kann sich glück-lich schätzen, denn bis auf ein paar wenige Gehaltsstufen wurden die 1500 Euro brutto schon geknackt. Viele aber,

die sich in freien Berufen bewegen wie angestellte Masseure oder Zahntechni-kerassistenten, können davon nur träu-men. Sie haben keinen KV und schauen dabei oft durch die Finger. Für diese wäre ein gesetzlicher Mindestlohn wie in Deutschland fast wie Weihnachten.

Deutschland beweist übrigens, dass die meisten Statistiken zum Thema Min-destlohn nicht das Papier wert sind.

Entgegen dieser Studien sinkt in Deutschland die Arbeitslosigkeit, wäh-rend sie in Österreich steigt. Doch wie hoch soll er denn sein, der Mindest-

lohn? Kann man mit 1500 Euro brutto leben? Mit Einschränkungen ist das sicher möglich, aber bei den momenta-nen Preissteigerungen wird dieses Geld nicht lange reichen. Wir fordern schon seit Jahren die 1600 Euro brutto. Auch das wird nicht genug sein, aber es wird vielen Menschen Gerechtigkeit brin-gen, die in ihrem Job genauso 40 Stun-den pro Woche arbeiten wie andere.▸ E-Mail: [email protected]

NICHT NEU. Die Liste Gemeinsam for-dert seit über 20 Jahren einen gesetzli-chen Mindestlohn. Letztmalig haben wir in der Arbeiterkammer 2006 einen Antrag dazu gestellt. Leider wurden un-sere Initiativen stets abgelehnt. Umso mehr freut uns, dass nun auch andere Fraktionen zur Einsicht gelangt sind, dass ein gesetzlich geregelter Mindest-lohn eine sinnvolle Maßnahme zur Ar-mutsbekämpfung ist. Wenn rund eine

halbe Million vollzeitbeschäftigter Ös-terreicher/innen für ihre harte Arbeit zu wenig für ein ordentliches Leben bekommen, dann muss es eine allge-meine Regelung für einen Mindeststun-denlohn von neun Euro geben, der jähr-lich zu valorisieren ist. Zu bedenken ist

dabei, dass diese Mindestlöhne direkt wieder in den Konsum fließen und so-mit die Wirtschaft fördern und Arbeits-plätze sowie Steuereinnahmen sichern. Die Schaffung eines gesetzlichen Min-destlohns stellt keinen Eingriff in die Kollektivvertragsrechte der Sozialpart-

ner dar, sondern bringt den Wunsch der Gesellschaft zum Ausdruck, dass in ei-nem der reichsten Länder der Welt kein Mensch für einen Lohn arbeiten soll, der nicht existenzsichernd ist. Gerade in den untersten Einkommensgruppen ist das Instrument des Kollektivvertrags zu schwach. Ein Mindestlohn nützt vor al-lem atypisch Beschäftigten und Frauen.▸ E-Mail: Sadettin.Demir@gemeinsam -ug.at

ANDERE EBENE. Mindestlöhne ha-ben nichts mit Gerechtigkeit zu tun. In Österreich sind sie bedeutungslos, weil nur wenige Arbeitnehmer ohne kollek-tivvertragliche Regelungen oder Sat-zungen des Einigungsamtes geschützt werden. Bedeutungsvoller wäre der Mindestlohn, wenn man ihn als eu-ropäische Maßnahme sieht, wenn der Mindestlohn in den EU-Staaten auf 60 Prozent des Median-Einkommens des

jeweiligen Landes festgelegt würde. Dann würden die Arbeitnehmer tat-sächlich profitieren, aus dem damit ver-bundenen Kaufkraftschub bei unseren europäischen Haupthandelspartnern und durch einen Ausgleich des inner-europäischen Lohngefälles. Gerechte

Einkommen brauchen allerdings andere Operatoren, wo das staatliche Eingreifen tatsächlich wirkungsvoller ist, weil die Steuerung den Sozialpartnern entzogen ist: Das ist ganz besonders in der Steuer- und Sozialpolitik der Fall. Da braucht es Maßnahmen, die das Auseinanderdrif-

ten der Einkommen und Vermögen be-schränken. Feudale Einkommens- und Vermögensverhältnisse sind so verkehrt wie eine soziale Absicherung nur über das Arbeitsleben wie im Dampfmaschi-nenzeitalter. Es lohnte sich auch über ein bedingungsloses Grundeinkommen vorurteilsfrei nachzudenken. Unsere Zeit braucht neue Antworten. Da sollten wir uns nicht herumdrücken. ▸ E-Mail: [email protected]

Fraktionsobmann Edgar Mayer

Fraktionsobfrau Manuela Auer

Fraktionsobmann Wolfgang Kofler

Fraktionsobmann Sadettin Demir

Fraktionsobmann Adnan Dincer

Liste AK­Präsident Hubert Hämmerle – ÖAAB/FCG

Liste Manuela Auer – FSG

Liste Freiheitliche + Parteifreie Arbeitnehmer – FA

Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige

Liste NBZ – Neue Bewegung für die Zukunft

EINKOMMEN. Seit Jahren wird in Österreich über die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns diskutiert. Die einen wollen den Mindestlohn nur in Kollektivverträgen verankert wis-sen, die anderen auf gesetzlicher Basis, damit wirklich niemand schlechter bezahlt werden kann. Viele Unterneh-mer würden am liebsten alles nur auf betrieblicher Ebene direkt mit ihren Be-diensteten aushandeln. Mindestlöhne sind festgeschriebene Arbeitsentgelte,

die Beschäftigten als Minimum zuste-hen. Das Arbeitseinkommen kann als Stundenlohn oder monatliches Entgelt festgelegt sein. Mindestlöhne gibt es in vielen europäischen Staaten und in Nordamerika. Sie werden in der Regel vom Staat durch ein Gesetz festgelegt, wobei die genaue Höhe regelmäßig an-gepasst wird. Ziel ist es, ein angemesse-nes Einkommensniveau festzusetzen und einen Unterbietungswettbewerb zu verhindern.

Lohnarmut – ein Problem, das auch bei uns existiert. Geht es nur mit einem gesetzli-chen Mindest-lohn?

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Faire Löhne – 1600 Euro sind das Mindeste!

Wie viel Mindestlohn ist genug?

Für Armutsbekämpfung und Wirtschaftsförderung

Neue Fragen brauchen auch neue Antworten!

Nur ein gesetzlicher Mindestlohn fängt alle Beschäftigten auf

Page 8: Aktion Juni 2015

8 Magazin Juni 2015

UV-Strahlung und Arbeiten im Freien

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Was ist UV-Strahlung?Sonnenstrahlen setzen sich aus mehreren Elementen zusammen:»»»

wärmespendende Infrarot-Strahlung (IR)sichtbare Strahlung (Licht)ultraviolette Strahlung (UV); zwar machen die UV-Strahlen nur wenige Prozent der aufder Erde auftre�enden Sonnenstrahlung aus, aber das reicht, um die Haut zu schädigen.

Sonnencreme

Welcher Hauttyp kann wie lange ungeschützt in die Sonne?

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Laut einer Umfrage kennen rund zwei Drittel das UVA- und UVB-Symbol auf Sonnenschutzprodukten nicht,weitere 20 Prozent können es nicht deuten, rund sechs Prozent verwechseln die beiden Zeichen. Das steckt dahinter:UVA-Licht führt zu vorzeitiger Hautalterung. UVB-Licht bräunt, verursacht aber auch Sonnenbrand.Beide Strahlungstypen können Hautkrebs verursachen.32 Millionen Euro haben die Österreicher 2014 für Sonnenschutzprodukte ausgegeben. Waren vor zehn JahrenPräparate mit einem durchschnittlichen Lichtschutzfaktor 10 gebräuchlich, sind es heute Produkte mit einemFaktor zwischen 20 und 30Ein Erwachsener braucht ungefähr 30 Milliliter Sonnenschutz, das entspricht rund sechs Teelö�eln voll.Oft wird zu wenig nachgecremt. Das Werbeversprechen „nur einmal täglich“ auf Sonnenschutzprodukten ist nicht nur verboten, sondern auch fahrlässig.

SchutzmaßnahmenUm die UV-Dosis so gering wie möglich zu halten, kann man Bestrahlungsdauer und Bestrahlungsstärke verringern.Das geschieht durch:

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Technische Schutzmaßnahmen: Arbeitsplatz beschatten, UV-absorbierende Scheiben bei Fahrzeugen wie z. B. Baggern und Kränen. Organisatorische Schutzmaßnahmen: Arbeitszeiten im Rahmen des Arbeitszeitgesetzes anpassenund den Arbeitsbeginn vorverlegen, Außenarbeiten morgens und am späten Nachmittag, Innenarbeitenzwischen 11 und 15 Uhr verrichten, Pausen im Schatten verbringen.Persönliche Schutzmaßnahmen: Tragen von UV-Schutzkleidung, Kop�edeckung, UV-Schutzbrillen,Verwendung von Sonnencreme.Faustregel: Ist der eigene Schatten kleiner als man selbst, sind Schutzmaßnahmen notwendig.

Spengler und Straßenarbeiter, Schienenleger und Verschubarbei-ter, Menschen am Bau und in der Landwirtschaft – allen steht ein anstrengender Sommer bevor. Oft genug verrichten sie ihre Arbeit in brütender Hitze. Die Sonne aber bringt eine hohe Dosis UV-Strahlung mit sich. Diese schädigt Haut und Augen. Der berühmte Sonnenbrand wird allzu gern verniedlicht, dabei ebnet er den Weg für Hautkrebs. Das kann den Tod bedeuten.

Schatten kann UV-Strahlung um mehr als

50 % reduzieren.

Sand re�ektiert biszu 25 % des UV.

In Gebäuden ist mangut vor solarer UV-

Strahlung geschützt.

Über 90 % der UV-Strahlungkönnen leichte Bewölkung durchdringen

Mit zunehmender Seehöhenimmt die UV-Strahlung zu

(ca. 10–30 % pro 1000 m).

Je nach Einfallswinkel ist die UV-Strahlungauch unter der Wasserober�äche sehr stark.

Schnee kann bis zu80 % der UV-Strahlungre�ektieren.

Wichtig: Zu Mittag und zur Sommer-sonnenwende ist die UB-Belastung amhöchsten. Die UV-Belastung hängt nichtvon der Umgebungstemperatur ab!

KeltischerTyp

blond-braune Haare,helle Augen, meistSommersprossen,bräunt langsam

Mischtyp Südländischwirkender Typ

10Minuten

10–20Minuten

20–30Minuten

mehrals 30Minuten

meist rote Haare, immerSommersprossen, wirdeigentlich nicht braun

Nordeuro-päischer Typ

braune Haare,vorwiegend brauneAugen

bräunliche Haut,nie Sommersprossen

SPANNEND. Arbeiterkammer und VN laden am Donnerstag, 11. Juni 2015, ab 19.30 Uhr zum Lese hof in die Bibliothek der AK nach Feld-kirch ein. Zwei Gäste haben zum Thema „Querköpfe“ Spannendes aus ihren privaten Bibliotheken heraus-gekramt und werden diese Bücher vorstellen und daraus vorlesen. Vor-arlberg ist ja reich an Beispielen: Von Franz Michael Felder bis Oscar Sand-ner erstreckt sich die bemerkens-werte Reihe derer, die sich das Den-ken nicht verbieten ließen. Auch die beiden Gäste beim Lesehof nehmen

den Titel des Abends durchaus für sich selber in Anspruch: Ohne Mi-chael Manhart wäre das Skigebiet Arlberg heute nicht, was es ist. Sein Engagement hat ihm Applaus und Kritik in Hülle und Fülle eingetra-gen. „Viel Feind, viel Ehr“, würde der gebürtige Tiroler sagen.

Der Hörbranzer Pfarrer Roland Trentinaglia, besser als „Trenti“ be-kannt, steht Manhart um nichts nach. Frauenpriestertum und ver-heiratete Seelsorger kann er sich vorstellen. Sein Leben lang ist er dem offenen Wort verpflichtet.

AK und VN laden zum Lesehof „Querköpfe“Michael Manhart und Roland Trentinaglia stellen Bücher aus ihren eigenen Beständen vor.

PLATZHALTER

Gewinnen Sie eine Gemüsekiste als AboSenden Sie die Antworten auf die drei Fragen zu dieser Ausgabe der „AKtion“ bitte bis 20. Juni 2015 an [email protected] oder auf einer Postkarte an AK Vorarlberg, AKtion, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, und Sie nehmen an der Verlosung für ein zehn Wochen dauern-des Abo einer Gemüsekiste teil. Wir wünschen Ihnen viel Glück! Der Rechtsweg ist ausgeschlos-sen. Gewonnen hat in der Maiausgabe Christine Einsiedler aus Gortipohl. Wir gratulieren!

● Frage 1: Wie viele Flüchtlinge suchten 2014 in der EU Schutz? ● Frage 2: Wie viel Geld geben Vorarlberger Eltern im laufenden Schuljahr für Nachhilfe aus? ● Frage 3: Aus welchem europäischen Land kommen die meisten getesteten Olivenöle?

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Michael Manhart: Streitbarer Seilbahn­Pionier vom Arlberg.

Roland Trentinaglia: Legende im Priesterrock.

AK und VN laden zum LesehofThema: „Querköpfe“Termin und Ort: 11. Juni 2015 ab 19.30 Uhr in der AK FeldkirchProgramm: Seilbahnpionier Michael Manhart und Pfarrer Roland Trenti-naglia stellen Bücher vorModeration: Thomas MattAnmeldung: Musikalische Umrahmung durch ein Ensemble des Vorarl- berger Landeskonservatoriums. Gemütlicher Ausklang mit Umtrunk. Der Eintritt ist frei. Anmeldung bis spätestens Freitag, 5. Juni 2015 unter [email protected] oder Telefon 050/258-4026.

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Was diesen Monat zählt

LEHRE Mit Monatsbeginn treten zahlreiche Änderungen

für die Ausbildung im Einzelhandel in Kraft • MEDIZIN Ab 26. Juni dürfen österreichische Apotheken Arzneimittel auch übers Internet ver-kaufen • ENERGIE Für den Wechsel des Energie-anbieters ändern sich die Bestimmungen

Page 9: Aktion Juni 2015

Juni 2015 Bildung 9

»BELASTUNG. Die Eltern-Befra-gung vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) ergab, dass der Bedarf für Nachhilfe ungebro-chen hoch ist. Ein Fünftel der Eltern gab an, bezahlte Nachhilfe in An-spruch zu nehmen, dieser Wert ver-änderte sich gegenüber dem letzten Schuljahr nicht.

Die Gesamtbelastung für Nach-hilfe beläuft sich für die davon be-troffenen Haushalte in Vorarlberg im Schnitt auf 844 Euro. Damit steht Vorarlberg nach Wien (882 Euro) auf einem unrühmlichen zweiten Platz.

Insgesamt geben die Eltern bis Ende des laufenden Schuljahres in Vorarl-berg 6,5 Millionen Euro für Nachhil-fe aus. Österreichweit sind es rund 119 Millionen Euro.

Förderunterricht entlastetMehr als die Hälfte der Vorarlberger Eltern wünschen sich den Ausbau der Ganztagsschule und Förderpro-gramme an den Schulen. Denn die aktuelle Nachhilfestudie zeigt klar: Förderunterricht und Ganztags-schule entlasten die Eltern. Derzeit würden es viele Schülerinnen und

Schüler ohne private Nachhilfe nicht schaffen, die von der Schule vor-gegebenen Lernziele zu erreichen. „Den größten positiven Effekt sehen wir dort, wo die Schule ihre Aufga-ben nicht auslagert. Denn fast jeder zweite Befragte sagt, aufgrund der schulischen Nachmittagsbetreu-ung sei keine Nachhilfe mehr not-wendig. Dies muss unmittelbare Auswirkungen auf schulpolitische Handlungen haben“, fordert Ger-hard Ouschan, Leiter der AK-Bil-dungspolitik, den Ausbau der ver-schränkten Ganztagsangebote.

Die Hälfte der Eltern ist durch bezahlte Nachhilfe finanziell stark oder spürbar belastet. Das ist ein Alarmzeichen weit über schulische Belange hinaus, denn bezahlte Nachhilfe wird für ein Drittel der Schüler mit Nachhilfebedarf ausge-geben, um eine negative Note zu ver-hindern. Nach wie vor sind es in vie-len Fällen die Lehrpersonen selbst, die Nachhilfe geben. Sie erteilen über 30 Prozent der bezahlten au-ßerschulischen Förderung. Zumin-dest führt die erteilte Nachhilfe im Regelfall zum gewünschten Erfolg.

In der Schule verstehenEin wichtiger Punkt ist auch die Ver-besserung der Kommunikation zwi-schen Schule und Elternhaus. Fast jeder fünfte Haushalt (16 Prozent) weiß nicht, ob überhaupt zusätzli-cher Förderunterricht an der Schule des Kindes angeboten wird. Bei den Elternwünschen zur Eindämmung der Nachhilfe ergeben sich im Jah-resvergleich nur wenig Änderun-gen. 92 Prozent wünschen sich, dass der Unterricht so gestaltet wird, dass Kinder den Lehrstoff wirklich ver-stehen, und mehr Zeit zum Üben des Stoffes in der Schule.

„Das sind zwei Forderungen, die sich aus unserer Sicht eigentlich er-übrigen sollten. Man darf als Steuer-zahler und damit als Schulerhalter davon ausgehen, dass Kinder ohne Nachhilfebedarf aus der Schule kommen. Die angemessene Ver-mittlung und das Üben des Stoffes sind der ureigene Zweck der Schule. Wenn das nicht erfüllt wird, stellt sich das Schulsystem selbst in Frage“, so Gerhard Ouschan abschließend.

Nachhilfe: Eltern geben 6,5 Millionen Euro aus

KOSTENFAKTOR Durchschnittlich gibt jede betroffene Vorarlberger Familie 844 Euro im laufenden Schuljahr aus.

Man darf als Steuerzahler davon ausgehen, dass Kinder ohne Nachhilfebedarf aus der Schule kommen.Gerhard Ouschan Leiter der AK-Bildungs-politik

Lilian Scheiber unterstützt ihre Tochter Sophia beim Lernen. Viele Vorarlberger Schüler sind aber auf bezahlte Nachhilfe angewiesen.

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Kursangebote des BFI der AK VorarlbergDas BFI der AK Vorarlberg hat zahlreiche Kurse für Schüler im Programm, insbesondere für die Vorbereitung auf das neue Schul-jahr und mögliche Nachprüfun-gen. Hier ein paar Beispiele:

End of summer jamIn einer EDV-Woche für Schüler der fünften bis achten Schulstu-fe wird in lockerer Atmosphäre alles rund um den Computer the-matisiert (7. bis 11. September).

Schlaue Köpfe lernen richtigMit kreativen Techniken werden zehn- bis 14-jährige Schüler auf die Nachprüfung vorbereitet und lernen, mit allen Sinnen zu lernen (17. bis 21. August).

BFI-SommerschuleLernwoche für Schüler, die die 4. Klasse Volksschule absolviert haben und sich auf die Mittel-schule oder das Gymnasium vorbereiten wollen (7. bis 11. September).

▸ Unter diesem QR-Code finden Sie Infor-mationen zum Kursangebot für Schüler während der Sommerferien.

Nachhilfesituation in Vorarlberg 2015Basis sind Haushalte (Mehrfachnennungen bei mehreren Kindern möglich), Angaben in Prozent

MathematikNote verbessern

negative Note im Zeugnis verhindern

höhere Leistungsgruppe (HS)

vertiefte Allgemeinbildung (NMS)

Aufnahme in die AHS/BMS/BHS ermöglichen

andere Gründe

andere Sprache

Deutsch

naturwissenschaftl./techn. Fach

kaufmännischesFach

anderes Fach

Externe NachhilfeHat Ihr Kind im laufenden Schuljahr oder letzten Sommereinmal eine Nachhilfe durch andere Personen erhalten?

Gründe für die NachhilfeWarum hat das Kind Nachhilfe gebraucht?

Nachhilfe: In welchem Fach?In welchen Fächern hat Ihr Kind Nachhilfedurch andere Personen erhalten?

Finanzielle Belastung durch NachhilfeWie sehr sind Sie durch die bezahlte Nachhilfe �nanziell belastet?

* Netto-Einkommen bis 1600 Euro

2011

2012

2013

2014

2015

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0 20 40 60 80

sehr stark belastet spürbar belastet ein wenig belastet so gut wie gar nicht belastet keine Angabe

2015*

2010

1710

717

2033

1626

3829

34

3047

3726

2739

33

32

29

20

302424

15

15

18

keineNachhilfe

69 %

20 %

11 %

bezahlteNachhilfe

unbezahlteNachhilfe

6454

4131

282

62

626

33

100

Page 10: Aktion Juni 2015

10 Bildung Juni 2015

SCHNITTSTELLE. Rund 120 Inter-essierte durfte die AK Vorarlberg zur Fachtagung „Zusammenarbeit mit Eltern im Übergang vom Kindergar-ten in die Volksschule“ in Feldkirch begrüßen. Hauptsächlich infor-mierten sich Kindergartenpädago-ginnen, Volksschullehrerinnen und Elternvertreter über die Kooperation an dieser entscheidenden Schnitt-stelle in der Bildungslaufbahn der Kinder.

Mit ihrem Impulsreferat lieferte Elke Schlösser die Grundlagen für die anschließende Arbeit der Teil-nehmerinnen. Sie kristallisierte fünf grundlegende Punkte heraus, die in der Arbeit und Kommunika-tion mit Eltern eine Schlüsselrolle spielen: die innere Haltung der Pä-dagogin, Sensibilität, Transparenz der Abläufe, Kommunikation als solches und immer mehr auch die

interkulturelle Handlungskompe-tenz.

„Interkulturelle Pädagogik ist seit etwa 18 Jahren mein erklärtes Fachgebiet und ich stelle immer wie-der fest“, sagt Schlösser im Vortrag, „dass Fachleute zwar gut definieren können, was man darunter versteht und was sie mit Kindern tun, um sie interkulturell zu stabilisieren. Wenn man dann aber danach fragt, welche Kompetenzen brauche ich denn in meiner Person, egal ob Mutter, Früh-pädagogin oder Steuerberater, dann wird es manchmal still.“

QualifizierungslehrgangNach dem Vortrag wurde in Grup-pen an verschiedenen Fragestellun-gen zum Übergang vom Kindergar-ten in die Volksschule gearbeitet, mit besonderem Augenmerk auf die richtige Zusammenarbeit mit

Eltern. Deutlich wurde allerdings auch, dass nicht nur die Arbeit mit Eltern wichtig ist, sondern auch die Kooperation der verschiedenen Bildungseinrichtungen auf Augen- höhe. Vielfach wurde in der an-schließenden Diskussion ange-merkt, dass die Motivation zur

Zusammenarbeit von Kindergärten und Volksschulen hoch ist, einige Rahmenbedingungen aber noch angepasst werden müssen.

„Die Fachtagung war aus unse-rer Sicht ein voller Erfolg und hat gezeigt, dass es in Vorarlberg viele tolle Ansätze für mehr Kooperation

mit den Eltern gibt“, sagt Gerard Ouschan, der Leiter der AK-Bil-dungspolitik.

Die Impulse und Ideen der Fach-tagung sollen in einem weiteren Schritt nutzbar gemacht werden, insbesondere in einem gemeinsa-men Qualifizierungslehrgang für Pädagoginnen aus dem Kindergar-ten und der Volksschule. Ziel dieses weiterführenden Lehrgangs ist es, einen gemeinsamen Sensibilisie-rungsprozess für die Zusammen-arbeit beider Institutionen mit den Eltern in Gang zu setzen und wirk-same Methoden dafür zu erarbeiten.

„Wir wollen mit diesem Lehr-gang Grundlagen für die Arbeit der Pädagogen schaffen und regionale Kooperationen mitbegründen. Wenn wir es an der Basis schaffen, also in den Städten und Gemeinden selbst, die Zusammenarbeit zu stärken, dann hat das eine Vorbild-wirkung für das ganze Land“, sagt Gerhard Ouschan abschließend.

▸ Als Lösungswort ist ein Begriff aus der aktuellen politischen Diskussion gesucht. Auflösung Seite 14

AUFKLÄRUNG. Seit vielen Jahren ist die „Gemeinsame Schule“ ein kontroversiell diskutiertes Thema. Am 23. Juni soll ab 20 Uhr der Fra-ge nachgegangen werden, wie eine Schule, die den Anspruch hat, allen Schülern gerecht werden zu wollen, funktionieren kann.

Initiiert wird die Veranstaltung vom Landeselternbüro, mit Unter-stützung der AK Vorarlberg. „Nach der Präsentation der Ergebnisse des Forschungsprojektes des Landes Vorarlberg zur Schule der Zehn- bis 14-Jährigen sehen wir einen großen Bedarf an Aufklärung der Bevölke-rung beziehungsweise der Lehrkräfte und an einer sachlichen Diskussion“,

sagt Gerhard Ouschan, der Bereichs-leiter der AK-Bildungspolitik.

ErwartungshaltungDr. Gabriele Böheim (Pädagogische Hochschule Vorarlberg) und Prof. Dr. Michael Schratz (Institut für Lehrerbildung und Schulforschung der Universität Innsbruck) wollen mit ihren Referaten Licht ins Dun-kel der Diskussion bringen und die Erwartungen und Gelingensbedin-gungen einer Schule der Zehn- bis 14-Jährigen beleuchten.

Gemeinsame SchuleLandeselternbüro initiiert Vortragsveranstaltung über die Erwartungen an die gemeinsame Schule.

Die Impulse der Fachtagung sollen in einem Qualifizierungslehrgang für Pädagogen und Pädagoginnen nutzbar gemacht werden.

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Die gemeinsame Schule soll Bildungsgerechtigkeit fördern.

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▸ Informationen und Anmeldung online unter www.levv.at/anmel-dung

Impulse für die FrühpädagogikAK-Fachtagung beschäftigte sich mit dem Übergang vom Kindergarten in die Volksschule.

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UMFRAGE Warum ist der Übergang vom Kindergarten in die Volksschule aus Ihrer Sicht wichtig?

Bessere Begleitung

Aus Elternsicht ist der Übergang vom Kinder-garten in die Volksschule sehr wichtig. Wir wünschen uns mehr Kommunikation und eine bessere Begleitung in dieser Zeit. Der Vortrag von Elke Schlösser war hervorragend und in unserer Arbeitsgruppe wurden viele gute Ideen gesammelt.Birgit Walch, Landeselternbüro

Interessante Impulse

Ich finde die Ini-tiative der Arbei-terkammer gut, wie man Eltern noch stärker ein-binden kann. Die Impulse, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hier bei dieser Fachtagung erar-beitet haben, sind auch für mich sehr interessant und aufschluss-reich für meine Arbeit.Karin Engstler, Landesschul-inspektorin für Pflichtschulen

Großer Schritt

Die Zusammen-arbeit von Kin-dergärten und Volksschulen ist enorm wichtig. Der Schritt vom Kindergarten in die Volksschule ist aus meiner Sicht ein sehr großer, und nur, wenn die Begleitung der Eltern und Kinder professionell ist, kommen alle gut in und durch diese wichtige Zeit.Maria Magdalena Vistica, Kindergarten Wallstraße Hard

Sensibilität gefordert

Die Veranstal-tung hat mich interessiert, weil Elternarbeit generell für mich sehr wichtig ist. Speziell aber der Übergang vom Kindergarten in die Volksschule. Der erfordert viel Sen-sibilität und Einfühlungsvermögen von den Pädagoginnen, um Eltern optimal zu begleiten.Silvia Benzer, Direktorin Volksschule Mähdle Wolfurt

Zusammenarbeit von Pädagogen mit ElternKooperation mit Eltern beim kindgerechten Übergang vom Kindergarten in die Volksschule hat zum Ziel, wichtige Prozesse für alle Beteiligten transparent zu gestalten. Wie das funktionie-ren kann, soll dieser Lehrgang für Pädagoginnen und Pädago-gen zeigen. Anmeldeschluss ist der 17. Juli 2015.

▸ Unter diesem QR-Code finden Sie das An-meldeformular und die Informationen zum Weiterbil-dungslehrgang für Pädagogen.

Page 11: Aktion Juni 2015

Juni 2015 Arbeit 11

LehrzeitendeMelanie ist als Einzelhandels-kauffrau im dritten Lehrjahr. Gemäß Lehrvertrag endet ihre Lehrzeit am 31. 8. 2015. Ihre Lehrabschlussprüfung wird sie im Juli ablegen. Von der AK Lehrlings- und Jugendabteilung erfährt sie Folgendes zu ihrem Lehr-zeitende: Wenn Melanie die Lehrabschlussprüfung positiv ablegt, so endet ihr Lehrver-hältnis automatisch mit dem darauffolgenden Sonntag, dann beginnt die Weiterver-wendungszeit. Diese beträgt laut Berufsausbildungsgesetz grundsätzlich drei Monate, kann aber durch den Kollek-tivvertrag verlängert werden. Ihr Kollektivvertrag sieht eine Weiterverwendungszeit von fünf Monaten vor. Für Melanie bedeutet das, dass ihr Lehrberechtigter sie nach Lehrzeitende als Fachkraft für zumindest fünf Monate weiterbeschäftigen muss. Ob die Weiterverwendungszeit in Anspruch genommen wird, liegt immer in der Entschei-dung des Lehrlings.

▸ Information und Beratung:www. akbasics.at

von Birgit Kaufmann,

Referentin der AK-Lehrlings-

abteilung

LEHRLINGS-TIPP

QUIZ Wann bekomme ich die Abfertigung NEU ausbezahlt? ● Wenn Sie die Firma verlas-sen (Ausnahme: Arbeitneh-merkündigung, unberechtigter Austritt und verschuldete Entlassung) und insgesamt 36 Beitragsmonate haben, un-abhängig davon, ob bei einem oder mehreren Dienstgebern.● Sie müssen mindestens zwei Jahre im selben Unter-nehmen gearbeitet haben, um beim Ausscheiden aus dem Betrieb eine Abfertigung zu erhalten.● Nach zehn Jahren unun-terbrochener Arbeit in einer Firma besteht ein Anspruch auf Auszahlung.

▸ Auflösung auf Seite 14

VON WEGEN ROH. An den Keller-fenstern der Landwirtschaftsschule drücken sich die Mädels die Nasen platt und verfolgen atemlos, wie die Burschen mit den weißen Schür-zen dem Kalb zuleibe rücken. Die Qualitätsbestimmung hat Berufs-schullehrer Thomas Halbeisen ein Lächeln entlockt: „Eine Kalbin war das, 17 Monate alt, eine Kreuzung zwischen Braunvieh und Belgier. Ernährungszustand, Fleisch, Fett,

Muskelmasse – besser geht’s gar nicht.“ Acht junge Männer lernen heute von ihm und dem Produkti-onsleiter der Firma Tann, Milo Lov-ric, die Finessen im Handwerk des Fleischverarbeiters.

Schon haben sie das Tier zerteilt. Nun entsteht in dem weiß gekachel-ten Raum an langen Tischen unter fachkundigen Händen, was später als Schnitzel und Bratenstück die Auslagen von Metzgereien ziert.

Das Kernproblem des Berufs-stands ist schnell auf den Punkt gebracht: Keiner will Metzger sein, aber alle wollen essen. Lukas Ganahl (18) weiß das. Es rührt ihn wenig. Seine Lehre macht er in der Metzge-rei Salzgeber in Tschagguns. In der elterlichen Landwirtschaft hat er früh schon mitgeholfen, Fleischpro-dukte selber herzustellen.

Wie muss einer sein, der Flei-scher werden will? „Früh aufstehen

muss er“, sagt Ganahl, „weil die The-ke ja in der Früh voll bestückt sein muss.“ Und genau arbeiten muss er auch. Lukas, Fabian, Martin und die anderen handhaben die schar-fen Klingen mit beeindruckender Geschicklichkeit. Den linken Arm schützt ein Kettenhandschuh.

Persönliche Bezüge„Alle haben sie hier einen Bezug zum Thema“, sagt ihr Lehrer Halb-

eisen. Jedenfalls fast alle. Fatih Yil-dirim (18) aus Hohenems hat keine Landwirtschaft oder Metzgerei zu-hause. Er wusste erst gar nicht, wo die Reise hingehen soll. Bei Rewe hat er dann geschnuppert und sich fürs Fleischerhandwerk entschie-den. Auch Schweine verarbeitet der Moslem ohne Probleme, „nur essen möcht’ ich sie nicht“.

Das echte LebenJust in dem Moment zieht ein ver-heißungsvoller Duft durch den Raum, und Thomas Halbeisen kehrt mit backfrischem Leberkäse aus der Wursterei zurück. „Wir essen ihn ohne Brot“, sagt er und lacht, „das wäre nur Luxus.“ Die Fleischverkäu-ferlehrlinge haben den Leberkäse am Vortag gemacht. Anerkennend quittieren die Fleischerlehrlinge nun deren Arbeit mit vollen Backen.

Im Grunde hätte der Beruf viel für sich. Krisensicher ist er allemal und ziemlich gut bezahlt auch. 611 Euro verdient ein Fleischerlehrling im ersten Jahr, 1100 Euro netto im dritten. Er lernt eine Menge hier. Auch das Pökeln und Räuchern: köstliches Bündnerfleisch hängt da im Fleischtrockner, manche Stücke

werden in den kommenden drei Mo-naten fast die Hälfte ihres Gewichts verlieren, ehe sie zum Verzehr geeig-net sind: „Dann aber sind das richti-ge Spezialitäten“, betont Halbeisen, der den Lehrlingen vor allem viel zum Thema artgerechte Haltung beibringt. Denn ein guter Fleischer geht mit Respekt an die Arbeit.

▸ Mehr zum Beruf erfahren Sie an der Berufsschule: www.lbsfe1.snv.at

Gerade mal 16 junge Vorarlberger erlernen das Fleischerhandwerk, sechs lassen sich zu Fleischverkäufern ausbilden. Der Markt wartet dringend auf sie. Zu Besuch in der hohen Schule von Messer und Kutter.

Manchmal greift der Meister selber zum scharfen Stahl. Dann gehen die Jungen auf Distanz.

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Echte Messerakrobaten

»Es wäre ein anspruchsvoller, schöner Beruf. Aber mit Nachwuchs schaut es schlecht aus.

Thomas HalbeisenBerufsschullehrer

Fatih Yildirim (18) aus Hohen­ ems ist im zweiten Lehrjahr.

BERATUNG ZÄHLT. Früher gab es Köchinnen. Auf deren Urteil konnte man getrost vertrauen. Sie verstan-den ihr Fach. Heute fühlt sich man-che Kundschaft an der Fleischtheke unwohl. Schön sieht der Braten ja aus. Aber wie mach ich ihn wenigs-tens nicht kaputt?

Bei Rebecca Richtfeld lernen sechs angehende Fleischverkäufer die nötige Geduld und das entspre-chende Fachwissen, um ratloser

Kundschaft zur Seite zu stehen. So wie Julia Farkasova (19). Die ge-bürtige Slowenin steht im zweiten Lehrjahr in Herberts Dorfmetzg. Sie mag den Umgang mit Kunden, „das hat mir gleich Spaß gemacht“. Im Übrigen kocht sie selber gerne. Das kommt ihr sehr zugute.

Dass nur sechs junge Menschen den noch sehr neuen Lehrberuf er-griffen haben, findet nicht nur Aus-bildnerin Richtfeld schade. Sie hat

ihren Meisterbrief seit April 2014 in der Tasche. Der eigene Zweig des Fleischverkäufers wurde auch aus

Imagegründen eröffnet. Auch diese Ausbildung schließt nach drei Jah-ren ab.

Was mach ich jetzt mit der Kalbsnuss?Gute Fleischverkäufer helfen dem Kunden geschickt aus der Verlegenheit seines Erfahrungsmangels.

Sechs Lehrlinge lernen bei Rebecca Richtfeld u. a., wie man Platten so herrichtet, dass die Gäste kaum widerstehen können.

Kurz gemeldet … ● Rund 5,6 Millionen oder 22 Prozent der Jugendlichen in Euro-pa sind im Schnitt der 28 EU-Län-der arbeitslos. Dabei spreizt sich die Schere laut EU-Statistik zwi-schen 7,7 Prozent in Deutschland und 53,2 Prozent in Spanien. ● Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier hat in einer neuen Studie erhoben, dass beinahe je-der zweite Schüler mehr Informa-tion und Beratung über Bildungs- und Auswahlmöglichkeiten nach der achten Schulstufe will. Vor allem an den Gymnasien herrscht Nachholbedarf.

▸ Unter diesem QR-Code finden Sie Infos zur „My future“-Mappe, mit der die AK Vorarl- berg Berufsorientie-rung leichter macht.

Page 12: Aktion Juni 2015

12 Konsumentenschutz Juni 2015

VKI-TEST. Alle eingekauften Öle tragen die Bezeichnung „nativ extra“ („extra vergine“) und gehö-ren damit der höchsten Gü-teklasse an. Olivenöle dieser Güteklasse müssen unter anderem in Geruch und Ge-schmack fehlerfrei sein. So legt es eine eigene EU-Verord-nung fest, die darüber hinaus auch noch bestimmte chemi-sche Anforderungen stellt.

Verkostung durch ProfisOb ein Olivenöl tatsächlich nativ extra ist oder doch nur nativ, also schon leichte sen-sorische Fehler aufweist, können ausschließlich Fach-leute riechen und schme-cken. Die Experten verkoste-ten die Proben und erstellten für jedes Öl ein eigenes senso-risches Profil sowie eine Cha-rakterisierung. Kein einziges Öl erreichte bei den Experten die Bestnote. Immerhin fünf Proben haben sie aber sen-sorisch als gut beurteilt. Drei Öle mussten von den Profi-verkostern aufgrund eines Fehlgeschmacks zurückge-stuft werden: Bei San Fabio, aber auch bei Bertolli und Carapelli kann von extra ver-gine nicht die Rede sein.

Weichmacher sind kri-tische Substanzen, die aus Kunststoffen herausgelöst werden können. Ins Olivenöl gelangen sie während des Herstellungsprozesses durch Kontakt mit Schläuchen und Behältern oder ungeeigneten Flaschenverschlüssen. Die gute Nachricht: 15 Öle wa-ren in Sachen Weichmacher komplett sauber! Viel zu viel davon steckte im Olivenöl von Billa, worauf Billa strenge Kontrollen angekündigt und die betreffende Charge aus den Regalen genommen hat.

SchadstoffePAK sind gefährliche Um-weltschadstoffe, von denen einige beim Menschen ein-deutig krebserregend wir-ken. Kein einziges der getes-teten Öle war frei von PAK. Zahlreiche Öle enthalten

nach wie vor einen regel-rechten Schadstoffcocktail. So stecken in Ja! Natürlich, Mani und Minos gleich neun verschiedene PAK. Die we-nigsten PAK, nämlich vier, wurden in Alnatura, einem Bio-Produkt, festgestellt. Ob-wohl seit Jahren bekannt ist, dass in vielen Ölen eine Men-ge an verschiedenen Schad-stoffen steckt, gibt es bei den PAK noch immer keine offi-ziellen Richtwerte über den zulässigen Gesamtgehalt. Ein untragbarer Zustand, denn auch geringe Mengen an ein-zelnen Schadstoffen können in Summe zu hohen Belas-tungen führen.

WärmebehandlungDurch Wärmebehandlung kann man fehlerhafte Öle „upgraden“ und so aus einem nativen Öl ein extra nati-ves machen, was natürlich verboten ist. Nach wie vor kann man eine thermische Behandlung nicht hundert-prozentig nachweisen, son-dern nur eine hohe Wahr-scheinlichkeit feststellen. Nur bei Carapelli blieb bis zum Schluss der Verdacht auf eine verbotene Wärme-behandlung bestehen. Nach Abzug der Messunsicherheit lag dann aber auch dieses Öl haarscharf unter dem defi-nierten Grenzwert.

Etikett gibt anderes vorProfis können schmecken, woher die Oliven fürs Öl kom-men. Alle Proben stimmten mit der angegebenen Her-kunft überein. Kunden kön-nen sich also sicher sein, dass dort, wo etwa Griechenland auf dem Etikett steht, auch Oliven aus Hellas in der Fla-sche sind. Ärgerlich ist nur, dass immer mehr Ölverkäu-fer auf EU-Mischungen set-zen, bei der Aufmachung ih-rer Öle am Etikett aber etwas ganz anderes suggerieren.

▸ Alle Testergebnisse im Detail (kostenpflichtig) unter www.konsument.at/oliven oel052015

Wilde Mischung Immer mehr Ölverkäufer setzen bei der Rohware auf EU-Mischungen statt auf regionale Herkunft. Wer sich hier auf hübsche Bildchen auf den Etiketten verlässt, wird knallhart angeschmiert. Und die Belastung mit Schadstoffen ist immer noch ein Thema.

GesundOlivenöl kann aufgrund seiner Fettsäurenzusammensetzung wärmstens empfohlen werden. Die darin enthaltene Ölsäure beeinflusst den Cholesterinspiegel günstig. Sekundäre Pflan-zenstoffe können vor Krankheiten schützen.

Richtig lagernWie jedes Öl reagiert auch Olivenöl empfindlich auf Wärme und Licht. Deshalb am besten das Öl kühl, dunkel und gut verschlossen aufbewahren.

Bald verbrauchenNach spätestens 15 Monaten, sagen Experten, ist jedes Öl „hinüber“. Also nicht zu lange mit dem Aufbrauchen warten. Ist eine Flasche Öl bereits vor langer Zeit geöffnet worden, sollte man vor der Verwendung erst riechen und kosten. Verdorbenes Öl erkennt man leicht an seiner Ranzigkeit.

KONSUMENTEN-TIPP

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Herkunft der Oliven Iliada Natives Olivenöl Extra 0,50 5,49 10,98 gut (65) ❍ ❍ GR + + GR + o ++ o ++ – 7 ❍ ++Filippo Berio Natives Olivenöl extra 0,50 8,99 17,98 gut (64) ❍ ❍ I + + I + o ++ o ++ – 5 ❍ ++Ja! Natürlich Olivenöl extra nativ, fruchtig 0,75 8,79 11,72 gut (63) ● ● GR o + GR o o ++ o ++ – 9 ❍ ++natürlich für uns Natives Olivenöl extra 1,00 13,30 13,30 gut (61) ● ● I o + I o o ++ o ++ – 7 ❍ ++Monini Natives Olivenöl Extra Gran Fruttato 0,75 8,89 11,85 durchschnittlich (59) ❍ ❍ I o + I o o ++ o ++ – 5 ❍ ++Mani Olivenöl nativ extra 1,00 12,29 12,29 durchschnittlich (57) ❍ ❍ GR o o GR + o ++ o ++ – 9 ❍ ++Alnatura Bio Olivenöl Nativ Extra 0,50 6,40 12,80 durchschnittlich (57) ● ● E o o E o + ++ + ++ o 4 ❍ ++S-Budget Natives Olivenöl extra 0,75 3,59 4,79 durchschnittlich (55) ● ❍ EU, Mischung o o EU o o ++ o ++ – 6 ❍ ++Primadonna Natives Olivenöl Extra 0,75 2,79 3,72 durchschnittlich (54) ● ❍ GR, I o o EU o o ++ o ++ – 8 ❍ ++Spar Natur pur Bio Olivenöl extra nativ 0,50 6,49 12,98 durchschnittlich (54) ● ● GR o o GR o o ++ o ++ – 8 ❍ ++Gaea Natives Olivenöl Extra 0,50 8,99 17,98 durchschnittlich (54) ❍ ❍ GR, Kreta, Kritsa Domäne o o GR o o ++ o ++ – 8 ❍ ++Minos Olivenöl Extra Nativ 0,75 5,49 7,32 durchschnittlich (51) ● ❍ GR o o GR + – ++ – –1) – 9 ❍ ++Olio Carli Olio extra vergine di oliva Delicato 0,50 6,99 13,97 durchschnittlich (47) entf. ❍ EU, Mischung o o EU + o ++ o ++ – 7 ❍ ––Conte De Cesare Natives Olivenöl extra 0,50 6,99 13,98 durchschnittlich (44) ❍ ❍ I o o I o – ++ – o – 6 ❍ oSan Fabio Natives Olivenöl extra 0,75 3,59 4,79 nicht zufriedenstellend (0) ● ❍ EU, Mischung ––2) ––2) EU + o ++ o ++ – 7 ❍ oBertolli Natives Olivenöl Extra 0,50 4,89 9,78 nicht zufriedenstellend (0) ❍ ❍ EU, Mischung ––2) ––2) EU + o ++ o ++ – 7 ❍ ––Carapelli Natives Olivenöl extra 0,75 7,37 9,82 nicht zufriedenstellend (0) ❍ ❍ EU, Mischung ––2) ––2) EU o o ++ o ++ – 7 ❍3) oBilla Natives Olivenöl extra 0,75 7,99 10,65 nicht zufriedenstellend (0) ● ❍ I + + I + ––2) ++ ––2) ––4) – 5 ❍ ++

Zeichenerklärung: ● = ja ❍ = nein entf. = entfällt E = Spanien, EU = Europäische Union, GR = Griechenland, I = Italien 1) Der Migrationswert für DEHP (Diethylhexylphthalat) wird überschritten, aber nach Abzug der Messunsicherheit liegt der Gehalt unter dem Migrationswert. 2) führt zur Abwertung 3) Verdacht auf Wärmebehandlung gegeben, aber Werte liegen nach Abzug der Messunsicherheit knapp unter dem Grenzwert für Pyropheophytin. 4) Der DEHP-Gehalt liegt über dem Migrationswert. Dieses Öl muss bei der Herstellung und/oder Lagerung mit einem Kunststoff in Kontakt gekommen sein, der DEHP in zu großer Menge abgibt. Beurteilungsnoten: sehr gut (++), gut (+), durchschnittlich (o), weniger zu-friedenstellend (–), nicht zufriedenstellend (––) … für Schadstoffe (Weichmacher, PAK): keine Belastung (++), leichte Belastung (+), mittlere Belastung (o), hohe Belastung (–), sehr hohe Belastung (––) … für SENSORIK (Experten- und Laien-verkostung): sehr gut (++), gut (+), befriedigend (o), ausreichend (–), mangelhaft (––) Prozentangaben = Anteil am Endurteil Preise: Juni 2015

Testergebnisse Olivenölebei gleicher Punktezahl Reihung nach Preis/l in €

AK-Konsumentenschützer wurde ins deutsche Fernsehen eingela-den – Getränkehersteller versucht Kritiker mundtot zu machen.

Vemma: Die Warnung zieht weite KreiseENERGYDRINK. Nach Öster-reich und anderen Ländern lockt die US-Firma Vemma nun verstärkt in Deutsch-land mit ihren Versprechen, wonach der Vertrieb ihres Energydrinks „Verve!“ eine hervorragende Einkommens-quelle wäre. Das blieb weder deutschen Konsumenten-schützern noch deutschen Fernsehstationen verborgen. Sowohl die ARD als auch RTL luden Mag. Paul Rusching in ihre Sendungen „Report München“ bzw. „Stern TV“ ein. Denn wer im Internet nach Vemma sucht, landet schnell beim Konsumenten-schützer der AK Vorarlberg.

Seit er im Vorjahr mit ei-ner wahren Welle besorgter Eltern und Jugendlicher kon-frontiert wurde und vor den fragwürdigen Vertriebs- und Werbemethoden der Firma warnte, ist der AK-Konsu-mentenschützer für die un-terschiedlichsten Medien im In- und Ausland als „der“ Vemma-Experte gefragt.

EinschüchterungsversuchDer Firma Vemma schmeckt das immer weniger. Zuletzt versuchte sie mit einem mehrseitigen Anwaltsschrei-ben, Mag. Paul Rusching

mundtot zu machen. Mit un-missverständlichen Drohun-gen, ansonsten vor Gericht zu ziehen, sollte er daran gehin-dert werden, im deutschen Fernsehen Stellung zu Vem-ma zu beziehen und von den Erfahrungen von – zum Teil minderjährigen – Konsumen-ten mit dem „System Vem-ma“ zu berichten. Werder die TV-Sender noch Rusching ließen sich einschüchtern.

Detail am Rande: Die Hamburger Rechtsanwalts-kanzlei, die im Auftrag von Vemma lange Briefe schreibt, ist wie Vemma selbst Gegen-

stand von zig Internet-Bei-trägen. Sie kommt dort, vor-sichtig ausgedrückt, nicht sonderlich gut weg.

Deutschland, Nigeria …Zurück zu Vemma: Auf seiner Webseite bezeichnet das ame-rikanische Unternehmen in einer Grafik „Austria“ als zweitwichtigsten Markt hin-ter den USA. An dritter Stel-

le folgt bereits Deutschland, wo die Diskussion über den Vorwurf, das System Vem-ma sei wie ein Pyramiden-spiel aufgebaut, gerade auf einen Höhepunkt zusteuert. Danach folgen Nigeria (!) und die Schweiz. In der Schweiz war ebenfalls bereits im Vor-jahr der Sturm über Vemma hereingebrochen. Das zu-ständige Staatssekretariat für Wirtschaft SECO riet, bei derartigen Geschäftsmo-dellen „sehr vorsichtig“ zu sein: Teilnehmer am System können sich selbst zivil- oder strafrechtlich verantwortlich

machen, sollte sich das Sys-tem als illegal erweisen.

Die Allgemeinen Ge-schäftsbedingungen von Vemma sind selbst für Juris-ten ein harter Brocken. Dass sie erst vor Kurzem geändert wurden, hat sie nicht transpa-renter gemacht. Der AK-Kon-sumentenschutz bleibt des-halb bei seiner Warnung, die Finger von Vemma zu lassen.

»Warnungen vor dem System Vemma füllen unzählige Internet-Seiten und -Foren.

Mag. Paul RuschingAK-Konsumentenschutz

Klein gemacht. Katzenliebhaberin Maria Hackl ist verärgert. Schon ihre erste Kat-ze habe „Sheba“ bekommen, und das sei jetzt über 20 Jahre her. Von heute auf morgen ist eine Packung Katzenfutter allerdings nicht mehr mit 100 Gramm, sondern nur noch mit 85 Gramm gefüllt. Am Ladenpreis änderte sich für die Konsumentin nichts. Sie fühlte sich getäuscht, schrieb dem Hersteller Mars und der AK Vorarlberg. Die Antwort von Mars kam schnell und in bestem Marketing-Deutsch. „Katzen bevorzugen naturgemäß kleine Mahl-zeiten. Viele Katzenhalter mit nur einer Katze portionieren das Futter aus einer Packung für mehrere Mahlzeiten, wobei häufig Restfutter entsorgt werden muss (…) Mit der neuen Portionsgröße wird es für Katzenhalter einfacher, die richtige Portionsgröße zu füttern …“ Denn es gebe eine neue „Fütterungsempfehlung“ und deren Umsetzung „beugt Übergewicht bei den Samtpfoten vor und vermeidet unnötige Reste und Abfall“. Und zum Preis schreibt Mars: „Unsere unverbindliche Preisempfehlung gegenüber der 100-g-Schale ist entsprechend reduziert.“ Diese könne aber nur eine „Orientierungsgröße“ für den Handel sein: „Da jeder sein Geschäft anders führt, werden am Markt durchaus unterschiedliche Preise verlangt.“

„KATZEN BEVORZUGEN NATURGEMÄSS …“

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Page 13: Aktion Juni 2015

Juni 2015 Konsumentenschutz 13

gImageReaderBei gImageReader handelt es sich um ein OpenSource OCR-Programm (Optical Cha-racter Recognition). Also eine Software, die Text innerhalb von Bildern erkennt und diese wieder als Text ausgeben kann. Sie können die neues-te Version dieses Tools von http://sourceforge.net/pro jects/gimagereader/files/3.1/ herunterladen. Nach der Installation des Programms sollten Sie sich noch die deutschen Sprachdefinitionen herunterladen (http://code.google.com/p/tesseract-ocr/downloads/list). Diese müs-sen danach in das Programm-verzeichnis C:\Program Files (x86)\gImageReader\share\tessdata entpackt werden – und schon sollte die Software auch „Deutsch verstehen“. Nach dem ersten Start von gImageReader können Sie die Bilder per Drag and Drop in das linke Fenster ziehen. Das Programm kann mit TIFF, JPEG, aber auch mehrseitigen PDF-Dateien umgehen.

▸ E-Mail:oliver.fink@ ak-vorarlberg.at

von Oliver Fink, Leiter der EDV-

Abteilung der AK Vorarlberg

COMPUTER-TIPP

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Sammelaktion gegen Lyoness Europe AGDer Verein für Konsumentenin-formation (VKI) führt im Auftrag des Sozialministeriums eine Verbandsklage gegen die Lyoness Europe AG. Gegenstand sind 61 gesetzwidrige Klauseln in den AGB. Nachdem Lyoness gegen ein Urteil des Handelsgerichts Wien Berufung einlegte und ein rechtskräftiges Urteil erst 2016 zu erwarten ist, wird der VKI nun anderweitig aktiv. Geschädig-ten wird die Teilnahme an einer Sammelaktion ermöglicht – wo-bei auf eine Rechtsform aus den Niederlanden zurückgegriffen wird. „Dort existiert ein Ver-fahren für die Abwicklung von Massenschäden, das Vorteile für beide Seiten mit sich bringt“, so VKI-Chefjurist Peter Kolba: Eine unabhängige Stiftung agiert als direkter Verhandler. Kommt dabei ein Vergleich zustande, kann die Stiftung diesen durch ein Gericht für bindend erklären lassen. Innerhalb der EU hat die Entscheidung dieselbe Wirkung wie ein Gerichtsurteil. ▸ Mehr auf www.verbraucher-recht.at

Kurz gemeldet …● 61 Prozent der Österreicher schätzen die Gefahr gering ein, Opfer von Internet-Kriminalität zu werden.● Honig wird als Folge des Bie-nensterbens teurer.● Die Abschaffung der Roaming- Gebühren ist auf frühestens 2018 verschoben.

Wilde Mischung Immer mehr Ölverkäufer setzen bei der Rohware auf EU-Mischungen statt auf regionale Herkunft. Wer sich hier auf hübsche Bildchen auf den Etiketten verlässt, wird knallhart angeschmiert. Und die Belastung mit Schadstoffen ist immer noch ein Thema.

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Herkunft der Oliven Iliada Natives Olivenöl Extra 0,50 5,49 10,98 gut (65) ❍ ❍ GR + + GR + o ++ o ++ – 7 ❍ ++Filippo Berio Natives Olivenöl extra 0,50 8,99 17,98 gut (64) ❍ ❍ I + + I + o ++ o ++ – 5 ❍ ++Ja! Natürlich Olivenöl extra nativ, fruchtig 0,75 8,79 11,72 gut (63) ● ● GR o + GR o o ++ o ++ – 9 ❍ ++natürlich für uns Natives Olivenöl extra 1,00 13,30 13,30 gut (61) ● ● I o + I o o ++ o ++ – 7 ❍ ++Monini Natives Olivenöl Extra Gran Fruttato 0,75 8,89 11,85 durchschnittlich (59) ❍ ❍ I o + I o o ++ o ++ – 5 ❍ ++Mani Olivenöl nativ extra 1,00 12,29 12,29 durchschnittlich (57) ❍ ❍ GR o o GR + o ++ o ++ – 9 ❍ ++Alnatura Bio Olivenöl Nativ Extra 0,50 6,40 12,80 durchschnittlich (57) ● ● E o o E o + ++ + ++ o 4 ❍ ++S-Budget Natives Olivenöl extra 0,75 3,59 4,79 durchschnittlich (55) ● ❍ EU, Mischung o o EU o o ++ o ++ – 6 ❍ ++Primadonna Natives Olivenöl Extra 0,75 2,79 3,72 durchschnittlich (54) ● ❍ GR, I o o EU o o ++ o ++ – 8 ❍ ++Spar Natur pur Bio Olivenöl extra nativ 0,50 6,49 12,98 durchschnittlich (54) ● ● GR o o GR o o ++ o ++ – 8 ❍ ++Gaea Natives Olivenöl Extra 0,50 8,99 17,98 durchschnittlich (54) ❍ ❍ GR, Kreta, Kritsa Domäne o o GR o o ++ o ++ – 8 ❍ ++Minos Olivenöl Extra Nativ 0,75 5,49 7,32 durchschnittlich (51) ● ❍ GR o o GR + – ++ – –1) – 9 ❍ ++Olio Carli Olio extra vergine di oliva Delicato 0,50 6,99 13,97 durchschnittlich (47) entf. ❍ EU, Mischung o o EU + o ++ o ++ – 7 ❍ ––Conte De Cesare Natives Olivenöl extra 0,50 6,99 13,98 durchschnittlich (44) ❍ ❍ I o o I o – ++ – o – 6 ❍ oSan Fabio Natives Olivenöl extra 0,75 3,59 4,79 nicht zufriedenstellend (0) ● ❍ EU, Mischung ––2) ––2) EU + o ++ o ++ – 7 ❍ oBertolli Natives Olivenöl Extra 0,50 4,89 9,78 nicht zufriedenstellend (0) ❍ ❍ EU, Mischung ––2) ––2) EU + o ++ o ++ – 7 ❍ ––Carapelli Natives Olivenöl extra 0,75 7,37 9,82 nicht zufriedenstellend (0) ❍ ❍ EU, Mischung ––2) ––2) EU o o ++ o ++ – 7 ❍3) oBilla Natives Olivenöl extra 0,75 7,99 10,65 nicht zufriedenstellend (0) ● ❍ I + + I + ––2) ++ ––2) ––4) – 5 ❍ ++

Zeichenerklärung: ● = ja ❍ = nein entf. = entfällt E = Spanien, EU = Europäische Union, GR = Griechenland, I = Italien 1) Der Migrationswert für DEHP (Diethylhexylphthalat) wird überschritten, aber nach Abzug der Messunsicherheit liegt der Gehalt unter dem Migrationswert. 2) führt zur Abwertung 3) Verdacht auf Wärmebehandlung gegeben, aber Werte liegen nach Abzug der Messunsicherheit knapp unter dem Grenzwert für Pyropheophytin. 4) Der DEHP-Gehalt liegt über dem Migrationswert. Dieses Öl muss bei der Herstellung und/oder Lagerung mit einem Kunststoff in Kontakt gekommen sein, der DEHP in zu großer Menge abgibt. Beurteilungsnoten: sehr gut (++), gut (+), durchschnittlich (o), weniger zu-friedenstellend (–), nicht zufriedenstellend (––) … für Schadstoffe (Weichmacher, PAK): keine Belastung (++), leichte Belastung (+), mittlere Belastung (o), hohe Belastung (–), sehr hohe Belastung (––) … für SENSORIK (Experten- und Laien-verkostung): sehr gut (++), gut (+), befriedigend (o), ausreichend (–), mangelhaft (––) Prozentangaben = Anteil am Endurteil Preise: Juni 2015

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Testergebnisse Olivenölebei gleicher Punktezahl Reihung nach Preis/l in €

Page 14: Aktion Juni 2015

14 Politik Juni 2015

Guter Überblick Weil uns die Gegenwart ein Jubiläum nach dem anderen um die Ohren haut, würde so ein wenig historische Grund-kenntnis die Alltage doch we-sentlich erleichtern. Also her mit den Geschichtsbüchern? Dabei denkt man an dicke, schwere Wälzer und schau-dert. Aber der Wiener His-toriker Karl Vocelka hat die Geschichte Österreichs von den Anfängen vor mehr als 1000 Jahren bis zum Beitritt zur EU in 128 Seiten verpackt. Knackiger geht nicht. Dass dieser Querfeldein-Ritt auch noch gut lesbar gelungen ist, lässt das Fachbuch beinah zur leichten Sommerlektüre werden. Jedenfalls passt es in jede Badetasche und ist vier mal dünner als „Fifty Shades of Grey“.

Thomas Matt Redakteur

▸ E-Mail: thomas.matt@ ak-vorarlberg.at

Karl Vocelka: Österreichische Geschichte; C.H.Beck, 128 Seiten,

Taschen-buch, ISBN

978-3-406-

50869-1; 9,20

Euro

BÜCHER-TIPP

HOFFEN AUF TAG X. Franz Josef Radermacher (65) ist Mathemati-ker. Er sieht die Welt entsprechend nüchtern. In der AK-Vortragsreihe „Wissen fürs Leben“ trat der Vater der ökosozialen Marktwirtschaft und unermüdliche Prediger einer „Welt in Balance“ mit heftigen Zu-kunftsaussichten ans Rednerpult: „2050 werden rund zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben.“ Ra-dermacher zeichnet drei Szenarien, die auf die Welt zukommen können:

Wenn die Erde kollabiert● Die übelste Variante ist der öko-logische Kollaps: „Wenn technisches Know-how nicht vernünftig ein-gesetzt und Ressourcen nicht ver-nünftig verwendet werden, wird der Mensch die Welt zerstören.“ Die Erde erlischt im Kampf der Menschen ums tägliche Brot, um Wasser, um Orte, an denen man überhaupt noch existieren kann. Wahrscheinlich-keit? „15 Prozent.“● Die zweite Option ist nicht we-sentlich besser. Die „Brasilianisie-

rung der Welt“ bedeutet ein extre-mes Auseinanderklaffen von Arm und Reich durch brutale Kontin-gentierung von Reichtum und Res-sourcen. „Der Mittelstand wird weit-gehend eliminiert.“ Die Folge: 98 Prozent der Gesellschaft verarmen,

zwei Prozent schwimmen im Luxus. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Fall (der in Brasilien bereits Wirk-lichkeit ist), global eintritt, beziffert Radermacher mit 50 Prozent.● Dritte Option, „die Traumlö-sung“: Die Menschheit versteht, wie beide Horrorszenarien abgewen-det werden können, und reagiert zeitgerecht und angemessen. So entstünde eine Art Europa auf die ganze Welt übertragen. Wie ernst-haft rechnet Radermacher damit? Immerhin zu 35 Prozent.

Der Handlungsreisende in Sa-chen „Zukunft der Welt“ hat durch-aus auch Tröstliches in seinem Koffer. Zehn Milliarden Menschen, hält die Erde so etwas überhaupt aus? „War-um denn nicht?“, kontert Raderma-cher. „Schließlich produzieren wir heute schon so viel vegetarische Nahrung, dass sie für 13 Milliarden Menschen reichen würde.“ Weil wir aber kein „Welt-Sozialsystem“ ha-ben, klappt die Verteilung nicht.

Wenn ich das Sagen hätteDiese weltweite Dimension lässt Radermacher nicht los. Dass die Nationalstaaten keine tragfähigen Lösungen für die Probleme auf dem

Planeten gebären, weiß man inzwi-schen. Was aber würde er, Raderma-cher, tun, wenn er das Sagen hätte? Das wird Gegenstand seines nächs-ten Buches sein. Er hat zwölf Hand-lungsfelder skizziert. (sieht Factbox).

Jedenfalls glaubt Radermacher fest daran, „auch wenn ich es mir nicht wünsche“, dass erst eine wei-tere Katastrophe wenigstens von der Dimension der Finanzkrise kommen muss, ehe nachhaltige Entwicklungen Platz greifen. „Denn ohne Krise wurstelt der Mensch un-berührt so weiter“, weil er die Not-wendigkeit von Veränderung erst unter Druck begreift.

„Eine Katastrophe wäre durchaus hilfreich“Weder „freier Markt“ noch Planwirtschaft werden die Welt retten, Franz Josef Radermacher schlägt den Mittelweg vor – erst muss freilich noch eine weitere Krise die Menschen so richtig wachrütteln.

Radermacher: Die nächste große Krise wird kommen und uns den Weg zur Veränderung ebnen.

Autor und BuchProf. Dr. Dr. Franz Josef Rader-macher ist Vorreiter der öko- sozialen Marktwirtschaft und Mitglied des Club of Rome, dem wohl bekanntesten internati-onalen Expertengremium für Nachhaltigkeit.

Franz Josef Radermacher: Welt mit Zukunft: Die öko-

soziale Perspektive; Murmann Verlag, 400 Seiten, gebunden,

ISBN 978-3-86774-111-8; 20,50 Euro

Auflösung von Seite 11Wenn Sie die Firma verlassen (Ausnahme: Arbeitnehmerkündigung, unberechtigter Austritt und verschuldete Entlassung) und insgesamt 36 Beitragsmonate haben, unabhängig davon, ob bei einem oder mehreren Dienstgebern.

▸ Das kleine 1x1 des Arbeits-rechts finden Sie unter quiz.arbeiterkammer.at im Internet.

Auflösung des Rätsels von Seite 10

Das gesuchte Lösungswort lautet: STEUERN SPAREN

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Was würde den Fortbestand der Welt retten?

1. Verschmelzung von Welthandelsorganisation, UNO und Finanzmarkt zu einem globalen Regime2. Schutz der kulturellen Vielfalt gegen den Markttrend zur Uniformität3. Das Internet unter Kontrolle bringen: „Wir müssen den gläsernen Mensch verhindern.“4. Herstellung vollkommener Transparenz über jede Art von Eigentum und alle finanziellen Transaktionen gegenüber den Finanzbehörden 5. Regulierung des Finanzsektors: Unternehmen dürfen nicht zu groß werden – Marktriesen wie Google u. ä. würden so künftig unmöglich6. Besteuerung aller grenzüberschreitenden Transaktionen, Einebnung der Steuerparadiese7. Adäquate Besteuerung von Einkommen und Vermögen8. Schaffung eines weltweiten, von den Staaten co-finanzierten Sozial-systems9. Die Staaten der Welt übernehmen gleichermaßen Verantwortung für die Grundbedürfnisse der Menschen: Wasser, Nahrung, Infrastruktur, Gesundheit, Bildung10. Der Fortbestand aller globalen Güter wie der Meere z. B. wird unter Kontrolle der UN mittels Steuern gesichert. 11. Der Schutz der biologischen Vielfalt (Regenwälder) wird durch alle Länder gemeinsam finanziert12. Lösung des Klimaproblems durch neue Energiequellen, Auffors- tungsinitiativen usw. Wieder von allen Staaten gemeinsam

Eltern arbeiten mehr als kinderlose PaareEltern arbeiten in Deutschland deutlich mehr als kinderlose Paa-re und Singles. Paare mit Kindern und Alleinerziehende sind im Durchschnitt mehr als 58 Stunden pro Woche mit Haushalt, Familie und Job beschäftigt. Das sind gut 9,5 Stunden mehr als kinderlose Paare und Singles. Das erhob das Statistische Bundesamt.

Die Arbeiterkammer ist für Kostenwahrheit – eine Studie entkräftet Behauptun-gen, die eine Verteuerung der Nahversorgung voraussagen.

▸ Der QR-Code führt Sie direkt zur AK-Studie zum Herunterladen: wien.arbeiterkammer.at/service/studien

Was es wirklich kostetZum Teil sind es Schauermär-chen, die die Wirtschaftslobby erzählt. Die Arbeiterkammer hat seriös berechnen lassen, wie hoch die Preissteigerung bei Le-bensmitteln durch eine flächen-deckende Lkw-Maut ausfallen würde. Die folgenden Beispiele gelten jeweils für 1 Kilogramm bzw. 1 Liter: Milch 0,2 Cent, Zucker 0,2 Cent, Frischfleisch 0,8 Cent, Kartoffeln 0,1 Cent, Brot 0,4 Cent, Tomaten 0,2 Cent.

BELASTUNG. Der Schwerverkehr setzt dem Straßennetz erwiesener-maßen am stärksten zu. Abgesehen davon, dass durch die Ortschaften fahrende „Brummis“ auch die An-rainer immens belasten. Während die Bemautung und damit auch die Finanzierung des hochrangigen Straßennetzes geregelt ist, schauen die Erhalter der Landes- und Ge-meindestraßen durch die Finger.

Ab 2016 soll sich das schrittwei-se ändern. Fachleute wie die Mehr-zahl der Politiker gehen davon aus, dass nach vielen Vorarbeiten eine flächendeckende Lkw-Maut auch in Österreich kommen wird. Damit

wäre für mehr Kostenwahrheit in der Verkehrspolitik gesorgt.

Verständlich, dass die Wirt-schaft gegen jegliche flächende-ckende Lkw-Maut ist. Die Arbei-terkammer spricht sich für die Einführung einer ausgeweiteten Lkw-Maut aus, was auf den ersten Blick überraschen mag. Schließlich, so die Wirtschaft, müssten die Kos-ten zwangsläufig auf die Konsumen-ten abgewälzt werden.

Kostenanteil ist geringDie Arbeiterkammer ist aus ver-schiedenen guten Gründen für eine entsprechende Umstellung des

Mautsystems. Generell wäre die Be- mautung ein Anreiz, weiter in um-weltfreundliche(re)n Verkehr zu in-vestieren. Die angeblich horrenden Mehrkosten würden die Konsumen-ten nicht oder kaum spüren (siehe Kasten).

In einer gemeinsamen Studie mit dem Österreichischen Institut für Raumplanung wurde speziell für den Nahrungs- und Genussmittel- sektor eine umfassende Kosten- Nutzen-Analyse erstellt. Eine der Schlussfolgerungen: Im Gegensatz zu den geäußerten Bedenken würde gerade die Wettbewerbssituation für regionale Anbieter verbessert.

AK stellt die Fakten zur Lkw-Maut klar

▸ Der QR-Code führt Sie direkt zur AK-Studie zum Herunterladen: wien.arbeiterkammer.at/service/studien

Was es wirklich kostetZum Teil sind es Schauermär-chen, die die Wirtschaftslobby erzählt. Die Arbeiterkammer hat seriös berechnen lassen, wie hoch die Preissteigerung bei Le-bensmitteln durch eine flächen-deckende Lkw-Maut ausfallen würde. Die folgenden Beispiele gelten jeweils für 1 Kilogramm bzw. 1 Liter: Milch 0,2 Cent, Zucker 0,2 Cent, Frischfleisch 0,8 Cent, Kartoffeln 0,1 Cent, Brot 0,4 Cent, Tomaten 0,2 Cent.

Page 15: Aktion Juni 2015

Juni 2015 Menschen 15

Danke, liebe Kolleginnen und Kollegen!Betriebsrat sein bedeutet Engagement für andere – AK Vorarlberg und ÖGB orga-nisierten deshalb als Dankeschön für jene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich seit 20 und mehr Jahren für ihre Kollegen einsetzen, das erste Vorarlberger Betriebsrätefest.

Walter Beck, LKH Rankweil, 30 Jahre

Otto Beer, Raiba Rechenzentrum, 30 Jahre

Walter Burgatz, Vlbg. Energie­netze, 24 Jahre

Cornelia Bussolon, Blum, 26 Jahre

Reinhard Decker, Rotes Kreuz, 28 Jahre

Anita Dünser, Baur, 33 Jahre

Adolf Baumgartner, Raiba Landesbank, 30 Jahre

Kai Arbinger, Tridonic, 24 Jahre

Einsatz für die Kolleginnen und Kollegen verdient Anerken­nung: AK­Präsident Hubert Hämmerle bedankte sich bei langgedienten Betriebsräten aus Vorarlberger Betrieben.

UNTERSTÜTZUNG. In Vorarlberger Betrie-ben unterschiedlichster Größe arbeiten rund 1200 Betriebsräte. Der überwiegende Teil ist ehrenamtlich tätig. Betriebsräte investieren viel Zeit, und die Sandwich-Position zwischen Unternehmen und Belegschaft ist mitunter alles andere als einfach. Die AK Vorarlberg unterstützt sie nach Kräften.

Mit einem festlichen Abend hat sich die AK Vorarlberg bei den Betriebsräten für ihr Engagement bedankt und Kolleginnen und Kollegen geehrt, die diese Aufgabe seit vielen Jahren bewältigen. Dieses Betriebsrätefest wird zur jährlichen Einrichtung. Die AK Vor-arlberg verzichtet stattdessen künftig auf ih-ren traditionellen Neujahrsempfang.

Harald Einwaller, Vlbg. Energie­netze, 24 Jahre

Helmut Engler, Liebherr, 21 Jahre

Willi Frick, Mondelez, 21 Jahre

Johannes G. Gogl, EU­RO, 24 Jahre

Herbert Gort, Grass, 25 Jahre

Heinz Ebner, Stadtwerke Feld­kirch, 26 Jahre

Manfred Dür, VKW, 21 Jahre

Gerhard Hipp, LKH Rankweil, 20 Jahre

Ronald Jäger, Stadtwerke Feld­kirch, 21 Jahre

Richard Jenny, Wildbach­ undLa w i nenverb., 29 J.

Isolde Knafl, Alli­anz, 25 Jahre

Siegfried König, Blum, 26 Jahre

Hermann Kron­berger, Baur, 31 Jahre

Kurt Hämmerle, Sparkasse Dorn­birn, 27 Jahre

Harald Gstallnig, Dogro, 24 Jahre

Norbert Loacker, Grass, 30 Jahre

Armin Mair, Mondelez, 21 Jahre

Otto Marent, Liebherr, 29 Jahre

Thomas Melmer, VGKK, 23 Jahre

Dietmar Merlitz, Dogro, 28 Jahre

Heribert Morscher, Baur, 33 Jahre

Dr. Klaus Linz­meier, LKH Blu­denz, 20 Jahre

Kurt Lampert, Stadtwerke Feld­kirch, 20 Jahre

Peter Neumann, Liebherr, 29 Jahre

Willi Oss, VGKK, 23 Jahre

Karl­Heinz Osti, LKH Bludenz, 20 Jahre

Wolfgang Partel, Liebherr, 29 Jahre

Karl Pokorny, Vor arlberger Kin­derdorf, 21 Jahre

Werner Posch, VGKK, 31 Jahre

Gabriele Nesen­sohn, LKH Hohen­ ems, 22 Jahre

Wilhelm Mun­genast, Getzner Textil, 30 Jahre

Karl Heinz Ströhle, Sapa, 30 Jahre

Paul Sinz, VKW, 23 Jahre

Marianne Scheibl, Spar AG, 21 Jahre

Reiner Tschenett, Vlbg. Energie­netze, 23 Jahre

Günter Tischner, Liebherr, 21 Jahre

Bernhard Strolz, Wildbach­ und La wi nenverb., 26 J.

Klaus Willi, Sapa, 23 Jahre

Adolf Weber, Vlbg. Energie­netze, 23 Jahre

Roman Walser, Mondelez, 21 Jahre

Erich Zucalli, Tridonic, 25 Jahre

Ewald Zengerle, Generali, 30 Jahre

Engin Yilmaz, Grass, 25 Jahre

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Page 16: Aktion Juni 2015

16 Menschen Juni 2015

ZERO. Dass dem Leiter der WK-Lehrlingsstel-le, Christoph Jenny, zum Lehrlingsdebakel nicht mehr einfällt als das Argument der Demografie, ist schon erstaunlich.

HERO. Sehr beein-druckend, wie sich Angelika Schwarz-mann, Gemeinde-chefin von Alber-

schwende, mit vielen Bürgern für Asylwerber

stark macht.

TREFFPUNKT AK VORARLBERG Menschen bewegen

GESUND. AK und IFES fragten im Arbeitsge-sundheitsmonitor die Österreicher nach ihrer gesundheitlichen Verfas-sung. 91 Prozent der Vor-arlberger geht’s demnach gut oder sehr gut.

MADE IN V. Wer vom nächs-ten richtig großen Openair stolz einen Becher mit dem Foto seiner Lieblingsband darauf nachhause trägt, hat Ware aus Sulz im Gepäck. Die Patienten wiederum, die dank erfolgreicher Au-gen-OP wieder sehen können, dürfen nahe der Rankwei-ler Autobahnauffahrt ruhig einmal einen Blick zur Seite

riskieren. Spectra Physics ist in Santa Clara, Tel Aviv und eben auch in Rankweil zuhause. Hier werden Laser entwickelt und gebaut, die u. a. in der Augenheilkunde zur Anwendung kommen.

Doch zurück nach Sulz. Geschäftsführer CEO Mar-tin Rhomberg und Betriebs-leiter Gerhard Marte führ-ten AK-Präsident Hubert Hämmerle und sein Team durch ein Unternehmen, dem man seinen bald 120-jähri-gen Bestand nicht ansieht. Begonnen haben sie mit Pa-pierhülsen, auf die Garne für die lokale Textilindustrie auf-gewickelt wurden. Heute fer-tigt Fries Kunststoffbecher, Kübel, aber auch Einsätze für Spülmaschinen, Schutz-helme und vieles mehr. Die Abnehmer sind in 50 Staaten der Erde zuhause.

Die Niederlassung von Spectra Physics in Rankweil geht auf die 1999 in Hohen- ems gegründete Firma High Q Laser zurück. Entwickelt und gebaut werden hier La-ser, die u. a. in der Medizin

und in der Satelliten-Naviga-tion zum Einsatz kommen. Unter den 110 Mitarbeitern in Vorarlberg, die inzwischen rund 2500 Ultrakurzpuls-La-ser am Markt platziert haben, finden sich auch laut Martin

Reischmann, Leiter Ope-rations, auch fünf Mechat-ronic-Lehrlinge. Das hoch spezialisierte Unternehmen stellt freilich nur Lehrlinge ein, die auch wirklich erfolg-versprechend sind.

Da sind Spezialisten am WerkAK-Präsident Hubert Hämmerle zu Besuch bei Fries Kunststoff-technik in Sulz und Spectra Physics in Rankweil.

Der Produktionsbereich bei Spectra­Physics hat durchaus Laborcharakter.

Hubert Hämmerle diskutiert mit den Lehrlingen von Fries in ihrer Werkstatt.

AK­Präsident legt selber Hand an: Er kann’s noch.

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AUSZEICHNUNG. Nic.at ist die offizielle Registrie-rungsbehörde für Internet-adressen in Österreich. Sie verwaltet alle Internetadres-sen, die mit .at enden – und

davon gibt es mittlerweile 1,2 Millionen. Jetzt hat die Behörde erstmals die 100 erfolgreichsten österreichi-schen Adressen im Rahmen der „Lieblinks der Nation“-

Kampagne vorgestellt. Das gemeinsame Portal der neun Länderkammern der AK belegte dabei den aus-gezeichneten 11. Platz. Eine schöne Bestätigung für die

Zusammenarbeit der In-ternet-Redaktionen der Ar-beiterkammern! Denn mit dem letzten Relaunch des AK-Portals 2013 firmieren die Internet-Auftritte aller Bundesländer unter der ge-meinsamen Adressierung arbeiterkammer.at. An der Spitze stehen – wenig über-raschend – google.at und orf.at.

Nic.at hat überdies die User über ihre persönlichen „Lieblinks“ abstimmen las-sen. Dabei reihten sie das AK-Portal auf den 4. Platz.

Die AK Vorarlberg sagt Danke!▸ Direkt zur beliebten Homepage: ak-vorarlberg.at

Internet: Wir sind „Lieblink“

Das Team (v.l.) hinter dem Internet­Service der AK Vorarlberg: Thomas Matt, Jür­gen Gorbach, Dietmar Brunner, Sabine Fischer, Monika Mathies, Bettina Krepper.

Das Portal der Arbeiterkammern gehört zu den beliebtesten Seiten der Österreicher.

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Zwei Schulklassen haben die AK in Feldkirch besucht. Einmal machte sich die eine Gruppe der Bildungs-gesellschaft ibis acam über die Sozialpartnerschaft schlau. Aus der Polytechnischen Schule Bregenz fuhr eine Klasse des Fachbereichs Fitness und Sport ins Oberland, um mehr über die Arbeitnehmervertretung zu erfahren. Birgit Kaufmann von der Lehrlings- und Jugendabteilung machte sie mit den Aufgaben der Kammer vertraut.

SCHULKLASSEN ZU BESUCH

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