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Dr. Rolf Packroff: Rechtsvorschriften für Nanomaterialien Traditioneller Arbeitsschutz für innovative Materialien?, 30.09.2014, Dresden Sicherheitswissenschaftliches Kolloquium Aktuelle Entwicklungen zu den Rechtsvorschriften für Nanomaterialien Dr. Rolf Packroff Wissenschaftlicher Leiter Fachbereich "Gefahrstoffe und biologische Arbeitsstoffe" Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin „Nanotechnologie – traditioneller Arbeitsschutz für innovative Materialien?, 30.09.2014, Dresden 1

Aktuelle Entwicklungen zu den Rechtsvorschriften für ... 50 100 150 L a b s 12. Dr. Rolf Packroff: Rechtsvorschriften für Nanomaterialien ... Baytubes amin-func Arry ARSM003 FutureCarbon

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Dr. Rolf Packroff: Rechtsvorschriften für Nanomaterialien

Traditioneller Arbeitsschutz für innovative Materialien?, 30.09.2014, Dresden

SicherheitswissenschaftlichesKolloquium

Aktuelle Entwicklungen zu denRechtsvorschriften für Nanomaterialien

Dr. Rolf PackroffWissenschaftlicher Leiter

Fachbereich "Gefahrstoffe und biologische Arbeitsstoffe"

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

„Nanotechnologie – traditioneller Arbeitsschutz für innovativeMaterialien?, 30.09.2014, Dresden

1

Dr. Rolf Packroff: Rechtsvorschriften für Nanomaterialien

Traditioneller Arbeitsschutz für innovative Materialien?, 30.09.2014, Dresden22

http://www.ginkgomaps.com/

Forschung, Entwicklung, Politikberatung, Transfer

Dortmund

Berlin

Chemnitz

Dresden

www.baua.de

Bilder: BAuA / Vox / Völkner

Die BAuA nimmt als Ressortforschungseinrichtung des Bundes eineSchlüsselstellung bei der Gestaltung einer sicheren und gesunden

Arbeitswelt ein.

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Fachbereich 4"Gefahrstoffe undbiologische Arbeitsstoffe„Leitung: Dr. Rüdiger PipkeWiss. Leitung: Dr. Rolf Packroff

Fachbereich 5„Bundesstelle Chemikalien,Zulassung Biozide“Leitung: Dr. Ann Bambauer

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Dortmund (Haus I)

Dortmund (Haus IV)

Berlin (Haus C) Nano-Labor (4.5)

Gefahrstofflabor (4.4)

mikrobiologisches Labor (4.7)

biochemisches Labor (4.7)

Biomonitoring-Labor (4.2)

arbeitsmedizinisches Labor (4.5)

4

FB 4: "Gefahrstoffe und biologische Arbeitsstoffe"

Fachbereichsleitung

Wissenschaftliche Leitung

Prozessleitung REACH

Prozessleitung Biozide

Gruppe 4.1 (Do)

Expositionsszenarien

Gruppe 4.2 (B)

Biomarker

Gruppe 4.3 (Do)

Toxikologie

Gruppe 4.4 (Do)

Gefahrstofflabor

Gruppe 4.5 (B)

Wirkung von Gefahrstoffen

Gruppe 4.6 (Do)

Gefahrstoffmanagement

Gruppe 4.7 (B)

Biologische Arbeitsstoffe

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Übersicht

• Nanomaterialien

• Risikoforschung

• Belastungen am Arbeitsplatz

• Toxikologische

Charakterisierung

• Vorsorge und Regelsetzung

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"klassischerWerkstoff"

< 100 nm = 0.1 µm = 0.0001 mm

bestimmen physikalische und chemische Eigenschaften

Nanomaterial

Binnenatome Oberflächenatome

Nanomaterialien

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Nanostrukturen in der Natur

Photos:BAuA/Fox

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Nanosilber (Ag)

REM-Aufnahme: BAuA

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Kohlenstoffnanoröhrchen (CNT)

REM-Aufnahme: BAuA

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Nano-Titandioxid (TiO2)

REM-Aufnahme: BAuA

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Nano-Zinkoxid (ZnO)

REM-Aufnahme: BAuA

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Fragebogen an 1.750 „Nanofirmen" und Forschungseinrichtungen,454 Antworten, 194 Nanomaterialien, ~ 50% in der Forschung

Zahl der Nanomaterialien

TOP 5 Nanomaterialien: Industrie1. Kieselsäure (amorphes SiO2)2. Titandioxid (TiO2)3. Quarz (SiO2)4. Polymere / Composite5. Carbon Black (C)

TOP 5 Nanomaterialien: Forschung1. Multiwalled carbon nano tubes (MWCNT)2. Titandioxid (TiO2)3. Silber (Ag)4. Gold (Au)5. organische Nanomaterialien

Vorkommen und Verwendung vonNanomaterialien in Deutschland (2011)

0 50 100 150

La

bs

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3 µm

Nanoprodukte

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Nanomaterialien sind sehr klein und

können sich daher im Organismus

besser verteilen als größere Partikel

Neuartige technische Eigenschaften

sind mit neuartigen

Gesundheitsgefahren verbunden

Nanomaterialien sind so gefährlich wie

Asbest

Nano - Besorgnis

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Kenntnisstand zurSicherheit von

Nanomaterialienfür Mensch und

Umwelt

Forschungsbedarf

Prioritätensetzung

Die gemeinsame Forschungsstrategieder deutschen Bundesoberbehörden

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Forschungsstrategie1. Bilanzierung 2007 - 2011

Insgesamt wurden 84 Projekte begonnen,

davon waren 36 Projekte bis Ende 2011

abgeschlossen

Projektarten

• in den Häusern durchgeführte Projekte(Eigenforschung)

• Vergaben und Zuwendungen an externeForschungsnehmer (Fremdforschung)

• Beteiligung an öffentlich gefördertenVerbundprojekten in Deutschland undin der EU (Drittmittelforschung)

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Wirkungdes

Stoffes("hazard")

Exposition

Stoffbelastungvon Mensch und

Umwelt

Risikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

Basis für die Risikoforschung

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Belastung von Mensch und Umwelt

Mit neu entwickeltem BAuA Shaker-Verfahren kann das Verstaubungsverhalten unddie Gestalt von freigesetzten Partikeln aus Materialproben charakterisiert werden.

Das Verstaubungsverhalten ist ein wichtiges Kriterium zur Bewertungeiner möglichen Belastung von Mensch und Umwelt

im Lebenszyklus von Nanomaterialien

Die Stäube aus Kohlenstoffnanoröhrchenweisen eine hohe Vielfalt auf, in Einzelfällenwurden asbestähnliche Fasern gefunden.

Bild: BAuA/Fox/Völkner

Bild: BAuA/Nanolabor

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Exposition

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Vielfältige Morphologien von CNT

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Exposition

Gruppierung von Nanofasern anhand morphologischer Charakteristika

Geschlossenes Cluster (Agglomerat)

OffenesCluster

Einzelfaser Rigide Fasern

Ziel:Bewertungder Rigidität

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1 2 3 410

2

103

104

105

106

Baytubes C150PMER MRCSD (Summe)Nanocyl (z.T. Summe)TCI 2158Sigma 724769TCI 2148 (z.T. Summe)n-Tec MWCNT (bis 700 nm)Arry ARIGM001Arry ARIGM002NTX3 (z.T. Summe)TCI C2154Baytubes amin-funcArry ARSM003FutureCarbon CNF-PLArry ARS002 (bis 271 nm)FutureCarbon CNT_MW

Ma

teri

al(P

art

ike

lan

za

hl)

Einstellung

Einstellung

Frequen Auslenkun Probenmeng

Hz mm mg

1 12 17 100

2 20 17 100

3 12 17 350

4 20 17 350

CarboLifeCycleZusammenfassung Partikelanzahl (aus Integral der Fitfunktion)

Baytubes C150P

Nanothinx NTX3

n-Tec MWCNT

Arry ARSM003

Kohlenstoffnanoröhrchen (CNT):eine große Spannbreite der Staubung

CarboLifeCycle (Förderung: BMBF (DE))

http://www.cnt-initiative.de/de/projekte_carbolifecycle.php

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Exposition

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Exposition - Arbeitsplatz

Die Messung von Nanomaterialien am Arbeitsplatz istanspruchsvoll und aufwändig, in Feldstudien können belastbare Aussagen

mit geeigneten Messverfahren und -strategien erhoben werden.

• Messungen sind möglich mit modifizierten Methodenfür Fein- und Ultrafeinstäube.

• Ein neues Verfahren zur Probenahme im Atembereichwurde entwickelt.

• Eine neue Messstrategie berücksichtigt die Hintergrund-belastungen mit ultrafeinen Partikeln aus der Umgebung.

• In Arbeitsplatzproben dominieren mikroskalige Agglomerateund Aggregate, nanoskalige Partikel sind eher selten.

• Bislang wurde keine signifikante Erhöhung der Partikel-konzentrationen bei den Feldmessungen an Arbeits-plätzen gefunden.

Bilder: BAuA/Nanolabor

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Exposition

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GBS = alveolengängigegranuläre, biobeständige

Stäube

Nano-materialien

WHO-Fasern(lang, dünn,

biobeständig)

Wirkungen durchdie Partikelmorphologie

Aufnahmeweg: Einatmen• Entzündungsreaktionen• Kanzerogenität

Wirkungen durch diechemischen Eigenschaften

Spezifische Toxizität

Aufnahmewege:Einatmen, Haut

Gefährlichkeitsmerkmalevon Stoffen und Gemischen

Es wurden noch keine neuen Wirkungen gefunden,die nur Nanomaterialien betreffen

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Gesundheitliches GefährdungspotenzialWirkung

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„They never walk alone …“

... und im biologischen Milieu

... in der Luft

1µm

Ein Nanopartikel bleibtungern allein….

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Wirkung

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Bakterien, Partikel

Lysosomen

Phagolysosom

Lyse nicht beibiobeständigen Partikeln

Quelle: Wikipedia, verändert

Hypothese:>6% Volumenbeladung:oxidativer Stress→ Entzündung

Alveoläre Makrophagen und ihr Job

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Wirkung

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Cyto-TP

Abscheidung von Nanomaterialien auf Zellen

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Granuläre Biobeständige Stäube

GBS Prinzip• granulär• einatembar (Alveolarstaub)• biobeständig (un-/schwerlöslich)• ohne bekannte spezifischeToxizität

Wirkungsendpunkte• Entzündung (Lungengewebe)• Lungenkrebs

gilt für Alveolarstaub aus• pulverförmigen Materialien• aus Arbeitsverfahren• aus Nanomaterialen

TiO2 TiO2

Schweiss-rauch

freigesetzt ausNanomaterial: Arbeitsplatzprobe:

1 µm 600 nm

300 nmBilder: BAuA / Nanolabor

auchArbeitsplatzprobe:

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Wirkung

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WHO-Fasern

2 µm

2 µm

Bilder: BAuA / Nanolabor

Faserprinzip• faserförmig (Länge/Durchmesser > 3/1)• dünn (unter 3 µm)• lang (über 5 µm - 100 µm)• biobeständig

Wirkungsendpunkte• Entzündung (Lungengewebe)• Krebs (Lunge, Mesotheliom, ...)

gilt für• Asbest (und andere Faserminerale)• Künstliche Mineralfasern (KMF)• faserförmige Nanomaterialien• innovative Fasermaterialien

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Nano-Titandioxid-

Fasern

RigideKohlen-

stoffnano-röhrchen

Wirkung

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Nanomaterialien, die eine spezifischeToxizität aufweisen

z. B. Cd2+

... zeigen katalytische Aktivität

... setzentoxischeIonen frei

... habenreaktive

funktionelleGruppen

HC CH2

O

schwerlösliche Materialien leichtlösliche Materialien

...verlieren im Körperin kurzer Zeit

ihre Nanoeigenschaften

... und damit entsprichtdas Risiko dem

der Bulkmaterialien

Beispiele: Nano-Silber, Nano-NickelBeispiel:Nano-Kieselsäure

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Wirkung

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Explosionsfähige Stäube

• brennbar (exotherme Reaktion mit Luft)• Partikeldurchmesser unter 500 µm

gilt für explosionsfähigen Staub aus• pulverförmigen Materialien• aus Arbeitsverfahren• aus Nanomaterialen

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Wirkung

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Risikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

Vorsorgestrategie fürNanomaterialien am Arbeitsplatz

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EU - Vorsorgeprinzip

Wissenszuwachs

Risiko

2014

Uns

iche

rhei

tder

Bew

ertu

ngRisikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

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BinnenmarktrechtSicheres

In-Verkehr-Bringenvon chemischen

Produkten

Arbeitsschutz

Art. 114 AEUV* (bindend)REACH

CLP(GHS)-VORegelungen für Produktgruppen

Art. 153 AEUV*

* Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union

Die Europäischen Säulen zumSchutz vor chemischen Risiken

Verbraucherschutz

Umweltschutz

Art. 169 AEUV*

Art. 191 AEUV*

Mindest-standards

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RahmenrichtlinieSicherheit und Gesundheit

bei der Arbeit89/391/EG

Arbeitsschutzgesetz1995

Sicherheit und Gesundheitmit chemischen Arbeitsstoffen

98/24/EGGefahrstoffverordnung

2005 / 2010Schutz vor kanzerogenenund mutagenen Arbeitsstoffen

2004/37/EG

Arbeitsschutz

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Risikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

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Regulation im Arbeitsschutzrecht

• Ausschuss für Gefahrstoffe: BekGS 527 mit Empfehlungenfür die Gefährdungsbeurteilung bei Tätigkeiten mit Nanomaterialien.

• Arbeitsplatzgrenzwert für nano-GBS ist in Diskussion. Basis ist derneue AGW für (mikro-)GBS von 1.25 mg/m³ bei Dichte 2.5.Derzeitige Empfehlung der BekGS 527: 0.5 mg/m³

• Ergänzung der Gefahrstoffverordnung nicht erforderlich- Anhang "partikelförmige Gefahrstoffe“ gilt- Vorsorgeprinzip (§6 (12) für nicht-geprüfte neue Stoffe(giftig und Verdacht auf Mutagenität unterstellt)

• WHO: evidenzbasierte Leitlinie zum Arbeitsschutz mit Nanomaterialien(in Vorbereitung)

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Risikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

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Tätigkeiten / Gefahrstoffe identifizieren

Maßnahmenselbst

ableiten

Zugängliche Informationen beschaffen

StandardisierteArbeitsverfahren

anwenden

Maßnahmen durchführen und dokumentieren

Wirksamkeit der Maßnahmen (regelmäßig) prüfen

HerstellerEinführer Experten

GefährdungsbeurteilungRisikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

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Risikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

Gefährdungsbeurteilung

Bekanntmachung für Gefahrstoffe BekGS 527 des Ausschusses fürGefahrstoffe (AGS): Hergestellte Nanomaterialien

"Biobeständige Nanomaterialien mit faserförmiger, starrer Struktur, sogenannteNanofasern oder Nanoröhrchen, die den WHO-Faserkriterien entsprechen, könnenasbestartige Wirkung aufweisen. Materialien aus dieser Stoffklasse sindbeispielsweise bestimmte Arten von Carbon Nanotubes."

Eine erhöhte Gefährdung ist anzunehmen, bei

Nanomaterialien, die biobeständige starre WHO-Fasern freisetzen

anderen faserförmigen Nanomaterialien, für die der Hersteller nicht nachweisenkann, dass die Fasern nicht starr oder biolöslich sind bzw. keine WHO-Fasernfreigesetzt werden können.

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3. Einfache Werkzeuge für dieGefährdungsbeurteilung

Vortrag Annette Wilmes

Risikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

Gefährdungsbeurteilung

Vortrag Annette Wilmes

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GG Luftkonzentration

Feststoffe [mg/m³]

A 1 < c ≤ 10

B 0,1 < c ≤ 1

C 0,01 < c ≤ 0,1

D 0,001 < c ≤ 0,01

E c ≤ 0,0001

Berücksichtigung eineretwas höheren Wirkungsstärke

für GBS-Nanomaterialien

Gefährlichkeits-gruppe

B

3. Einfache Werkzeuge für dieGefährdungsbeurteilung

Risikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

Anwendung des EMKG (I)

Arbeitsplatzgrenzwert für GBS (TRGS 900): 1,25 mg / m³

GG = Gefährlichkeitsgruppe

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Gefährlich-

keitsgruppe

Mengen-

gruppe

Freisetzungsgruppe

niedrig mittel hoch

B

(0,1-1

mg/m³)

Niedrig (g) 1 1 1

Mittel (kg) 1 2 2

Hoch (t) 1 3 3

Risikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

Anwendung des EMKG (II)

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AllgemeineSchutzmaßnahmenund Grundpflichten

TechnischeSchutzmaßnahmen

GeschlossenesSystem

Risikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

EMKG - Schutzleitfäden

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• Pulver 112 Meldungen

• Pasten 28 Meldungen

• Suspensionen 131 Meldungen

• Komposite/ 52 Meldungen

Verbundstoffe

• Andere Zustände (auf Glas, Metallen wachsend, Schichten, Filme)

3 µm

EmissionsarmeVerwendungsformen

In der BAuA Firmenbefragung (2011) wurden folgende Angabenzu den Verwendungsformen von Nanomaterialien gemacht:

Risikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

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Registration

Evaluation

Authorisation of

CHemicals

EinstufungKennzeichnung

Verpackung

Classification

Labelling

Packaging

SicherheitsdatenblattRegistrierung

StoffbewertungZulassung

Beschränkungen

Bild: ECHA

Binnenmarktrecht

Hazard

Risk

Risikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

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Hersteller /Importeur

Expositions-szenario

eSDS Arbeitgeber

Gefährdungs-beurteilung

Schutzmaßnahmen

Wirksamkeitsprüfung

REACH GefStoffV

Risikokommunikation in der LieferketteRisikobeschreibung

Risikobewertung

Risikomanagement

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Die Anforderungen zum Schutz vor Gefährdungen durchNanomaterialien müssen widerspruchsfrei in diebestehenden Regulationen zu Chemikaliensicherheit,Arbeits-, Umwelt- und Verbraucherschutz integriert werden

• Nanomaterialien und REACH - Hintergrundpapierzur Position der deutschen Bundesbehörden (2012)

• Kurzinfo der deutschen nationalen Auskunftsstellezur Charakterisierung von Nanomaterialien unter REACH (2012)http://www.reach-clp-helpdesk.de/de/Downloads/

• Vorschlag der deutschen Bundesbehörden zur Anpassung derAnhänge der REACH-Verordnung (2013)

Chemikalienverordnung REACH

Sichere Nanotechnologien - wo stehen wir heute?

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Vorschlag der Bundesoberbehörden

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Pott, F - ASP 8/77

Nano-Materialien

(innovative)Materialien

Wichtig für die sichereGestaltung neuer Technologien:

Die gesundheitsschädlichenWirkungen von biobeständigenPartikeln und Fasern könnenauch bei Materialien auftreten,die Dimensionen über 100 nmaufweisen.

Risikobeschreibung

Risikobewertung

RisikomanagementReicht die Nanodefinition?

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Regulationsbedarf: Chemikaliensicherheit (I)

• Die Prüf- und Informationsanforderungen unter REACH sind imHinblick auf Gefährdungen durch biobeständige, alveolengängigePartikel unvollständig.

• Eine geringe Wasserlöslichkeit eines Materials ist ein Indiz für einerelevante Biobeständigkeit, hier sollte - unabhängig von einerEinstufung - eine Pflicht zur Ableitung von Expositionsszenarieneingeführt werden.

• Für diese Materialien sollte ein Staubungstest verpflichtend sein. DieStaubungskennzahlen sollten im Sicherheitsdatenblatt kommuniziertwerden.

• Materialien mit einer relevanten Freisetzung alveolengängigerPartikel müssen durch eine EM-Untersuchung morphologischcharakterisiert werden. Hierbei steht die Identifizierung vonPotenzialen zur Freisetzung kritischer Fasern (WHO) im Vordergrund.

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Regulationsbedarf: Chemikaliensicherheit (II)

• Bei rigiden WHO-Fasern sollte ein geeigneter Test auf Biopersistenzdurchgeführt. Bei hoher Biopersistenz kann Asbest als Basis fürExpositionsszenarien verwendet oder durch weitere geeignete Tests(z.B. ip-Test) eine stoffspezifische Expositions-Risiko-Beziehung(ERB) ermittelt werden.

• Bei granulären Partikeln (auch nicht-rigide Fasern) kann eindichteabhängiger GBS-Grenzwert als Basis für Expositionsszenarienangesetzt werden, wenn der Stoff keine spezifische Toxizitätaufweist. Eine abweichende Bewertung kann durch einenBiopersistenztest begründet werden.

• Ist eine 28-Tage Inhalationsstudie erforderlich, sollte sie durch eineexpositionsfreie Nachbeobachtungszeit ergänzt werden.

• Eine spezifische Toxizität kann durch die bestehende Informations-und Prüfstrategie abgedeckt sein, ggf. auch besondere Testserforderlich machen.

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Prüfstrategie für Partikeleigenschaften

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REACH GefStoffV

no data = no market

Basissicherheit für allechemischen Stoffe ab 1 t/a

nach Tonnage gestaffeltesPrüfprogramm

no data = giftig, ätzend,Verdacht auf Mutagenität

keine Mengenschwelle

Bei negativenPrüfergebnissen dürfen

Schutzmaßnahmen"gelockert" werden

Erst zusammen sind sie stark .....

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Staub bleibt Dauerbrenner im Arbeitsschutz

"grinders syndrome"

Asbest

silikogene Stäube

Mehlstaub

KMF

Schweißrauch

Dieselmotoremissionen

Nanopartikel

.........

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Staub: Ursache für viele Berufskrankheiten

Erkrankungen von Atemwegen, Lungen, Rippenfell, Bauchfellim Berufskrankheiten-Verfahren (Deutschland)

02.0004.0006.0008.000

10.00012.00014.00016.00018.00020.000

BK angezeigt

davon anerkannt

Quelle: Jahresberichte zur Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SUGA)Bild: Pathologie-Abteilung des National Institute for Occupational Health, Johannesburg, Südafrika

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Achtsamkeit gegenüber Stäuben, insbesondere inStartups und Forschungseinrichtungen, durch weitere

Kampagnen und gezielte Beratung stärken.

USA: NIOSH Nanotechnology field team

in Arbeit: Handlungshilfe (EU, NANOVALID)

in Diskussion: EU Nano-Observatory

Fehlerhafte "Bilder" zu Nanomaterialien und zurQuantenchemie korrigieren

http://www.nanopartikel.info/ (“DaNa”)

Risikokommunikation

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Weiterführende Informationen

www.baua.de/nanotechnologie

www.baua.de/emkg

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Vielen Dank