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Amenity Migration und ethno- linguistische Minderheiten in den italienischen Alpen Ein Zwischenbericht 1 von Michael Beismann, Roland Löffler, Judith Walder und Ernst Steinicke 1 Vorbemerkung und Entwicklung der Fragestellung Über viele Jahrzehnte hinweg und bis weit in die 1970er Jahre hinein war die überwiegende Zahl der Tal- schaften in den italienischen Alpen (außerhalb Südtirols und des Trentino) mit ausgeprägter Abwanderung und dementsprechenden Einwohnerverlusten konfrontiert. Die Gründe für diese Bergentvölkerung lagen im All- gemeinen in den ungünstigen agrarsozialen Strukturen sowie in den fehlenden Arbeitsplätzen im sekundären und tertiären Sektor (Penz 1984, Steinicke 1991). Seit den 1980er Jahren hat sich jedoch die Bevölkerungsabnahme verlangsamt bzw. ist zum Stillstand gekommen (Löffler und Steinicke 2007a). Dennoch werden in der einschlä- gigen Literatur immer noch Probleme behandelt, die mit dem Themenkreis Abwanderung in Verbindung stehen (z.B. Perlik 1999, 2006, Varotto und Psenner 2003 oder Bätzing 2005). In der Tat sind z.B. die Ortswüstungen in Nordfriaul oder die Verfallserscheinungen in den italieni- schen Westalpen lohnenswerte Forschungsobjekte (Čede und Steinicke 2007). Folgende Überlegungen führten nun dazu, die demographischen Prozesse in den italienischen Alpen neu zu untersuchen: In den französischen Südalpen, wo noch 1980 eine ähnliche demographische Ausgangssituation wie 23 1 Im vorangegangenen IGG-Band „Alpine Kulturlandschaft im Wandel - Hugo Penz zum 65. Geburtstag“ skizzierten Löffler und Steinicke (2007a) ein Forschungsvorhaben über die gegen- wärtigen demographischen Veränderungen im italienischen Alpenraum. Inzwischen hat der FWF dieses Projekt, „The Impact of Current Demographic Transformation on Ethno-Lin- guistic Minorities in the Italian Alps“, genehmigt. Erste Er- gebnisse liegen bereits vor und sollen hier vorgestellt werden. Mag. Michael Beismann, Mag. Judith Walder , Mag. Roland Löffler und a.Univ.-Prof. Ernst Steinicke untersuchen in den italienischen Alpen den sozio- und ethnokultu- rellen Wandel durch neue Zuwanderung. Vor dem Hintergrund der zuvor in Kalifornien erstmals beob- achteten „Amenity Migra- tion“ zeichnen sich im süd- lichen Alpenbogen bisher unbekannte Entwicklungen ab, in den vielfach bekann- ten Abwanderungsgebieten kommt es zur demogra- phischen Trendwende.

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Amenity Migration und ethno-linguistische Minderheiten in den

italienischen AlpenEin Zwischenbericht1

von Michael Beismann, Roland Löffler, Judith Walder und Ernst Steinicke

1 Vorbemerkung und Entwicklung der FragestellungÜber viele Jahrzehnte hinweg und bis weit in die

1970er Jahre hinein war die überwiegende Zahl der Tal-schaften in den italienischen Alpen (außerhalb Südtirols und des Trentino) mit ausgeprägter Abwanderung und dementsprechenden Einwohnerverlusten konfrontiert. Die Gründe für diese Bergentvölkerung lagen im All-gemeinen in den ungünstigen agrarsozialen Strukturen sowie in den fehlenden Arbeitsplätzen im sekundären und tertiären Sektor (Penz 1984, Steinicke 1991). Seit den 1980er Jahren hat sich jedoch die Bevölkerungsabnahme verlangsamt bzw. ist zum Stillstand gekommen (Löffler und Steinicke 2007a). Dennoch werden in der einschlä-gigen Literatur immer noch Probleme behandelt, die mit dem Themenkreis Abwanderung in Verbindung stehen (z.B. Perlik 1999, 2006, Varotto und Psenner 2003 oder Bätzing 2005). In der Tat sind z.B. die Ortswüstungen in Nordfriaul oder die Verfallserscheinungen in den italieni-schen Westalpen lohnenswerte Forschungsobjekte (Čede und Steinicke 2007). Folgende Überlegungen führten nun dazu, die demographischen Prozesse in den italienischen Alpen neu zu untersuchen:

• In den französischen Südalpen, wo noch 1980 eine ähnliche demographische Ausgangssituation wie

23

1 Im vorangegangenen IGG-Band „Alpine Kulturlandschaft im Wandel - Hugo Penz zum 65. Geburtstag“ skizzierten Löffler und Steinicke (2007a) ein Forschungsvorhaben über die gegen-wärtigen demographischen Veränderungen im italienischen Alpenraum. Inzwischen hat der FWF dieses Projekt, „The Impact of Current Demographic Transformation on Ethno-Lin-guistic Minorities in the Italian Alps“, genehmigt. Erste Er-gebnisse liegen bereits vor und sollen hier vorgestellt werden.

Mag. Michael Beismann, Mag. Judith Walder, Mag. Roland Löffler und a.Univ.-Prof. Ernst Steinicke untersuchen in den italienischen Alpen den sozio- und ethnokultu-rellen Wandel durch neue Zuwanderung. Vor dem Hintergrund der zuvor in Kalifornien erstmals beob-achteten „Amenity Migra-tion“ zeichnen sich im süd-lichen Alpenbogen bisher unbekannte Entwicklungen ab, in den vielfach bekann-ten Abwanderungsgebieten kommt es zur demogra-phischen Trendwende.

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Beiträge Innsbrucker Bericht 2008-10

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in den italienischen Alpen bestand, ist seit den 1990er Jahren ein deutliches Bevölkerungswachstum feststellbar (Coy und Steinicke 2006). Viele kulturräum-liche Parallelen wiesen darauf hin, dass die italienischen Alpen dieser neuen Entwicklung phasenverzögert folgen würden.

• Überdies sprachen einzelne Beobachtungen dafür, dass sich die bergwärts gerichtete Freizeitwanderung in Italien verstärkt hat, v.a. aber, dass sich Frei-zeitwohnsitze immer mehr zu Zweitwohnsitzen entwickeln, was mit Zuzügen ins Gebirge einherschreitet (Löffler und Steinicke 2007a). Eine vergleichbare neuartige Zuwanderung wurde bereits in einem FWF-Forschungsprojekt von Löffler und Steinicke (2007b) in der kalifornischen Sierra Nevada untersucht und nachgewiesen. Hierbei legten sie auch ein Augenmerk auf das relativ neue Phänomen der „Amenity Migration“ (Moss 2003).

Somit erschien es reizvoll, einen Blick in die neue demographische Statistik der italienischen Alpen zu werfen und sie zu analysieren. Einen ersten Schritt dazu hat Beismann (2009) in seiner Diplomarbeit vorgenommen.

Die Forschungsidee des Projektes ist es also, die Existenz und Verbreitung der neu-en Zuwanderung samt sozioökonomischer und siedlungsgeographischer Folgen in den italienischen Alpen zu analysieren und die Konsequenzen am Beispiel von Minderhei-tengemeinden aufzuzeigen. Unter Berücksichtigung des bisherigen Forschungsstandes ließen sich dabei drei Leitthesen entwickeln:

These 1: Seit den 1990er Jahren erfahren Teile der italienischen Alpen einen neuen demographischen Trend: Wohlhabende Stadtbewohner errichten verstärkt Zweit-wohnsitze in abgelegene Gebirgslagen, die vor kurzer Zeit noch ausgesprochene Entvölkerungsgebiete bildeten.

These 2: Diese „Amenity Migration“ erreicht aber nicht die Gesamtheit der peripher gelegenen Hochgebirgsteile. In den kommenden 20 Jahren ergibt sich deshalb eine fragmentierte Entwicklung, die sich zwischen den Extrempositionen „stark wach-sende Amenity-Siedlungen“ einerseits und „Ghosttowns“ andererseits bewegt.

These 3: Der sozioökonomische und siedlungsgeographische Wandel, der durch die Amenity Migration hervorgerufen wird, bildet ein Konfliktpotential zwischen (seit langem) ansässigen und neu zugewanderten Bewohnern. Die ethno-linguisti-schen Minderheiten (außerhalb Südtirols) - in ihrer Anzahl und Verbreitung u.a. aufgrund der jahrzehntelangen Gebirgsentvölkerung stark geschwächt - werden durch die neue Zuwanderung in ihrem eigenen Territorium minorisiert.

Drei PhD-Studierende, Judith Walder, Roland Löffler und Michael Beismann, allesamt Absolventen des Innsbrucker Geographischen Institutes, arbeiten unter der Leitung von Ernst Steinicke an den unterschiedlichen Themenkreisen, die sich aus den genannten Thesen ergeben. Im vorliegenden Artikel sollen die ersten Erkenntnisse dargestellt werden.

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Amenity Migration und ethno-linguistische Minderheiten

2 Amenity Migration

In den italienischen Alpen zeichnet sich seit den 1990er Jahren ein demographi-scher Wandel ab: Es lassen sich Zuwanderungen sowohl in Haupttäler und tourismus-intensive Gebiete als auch in periphere, ehemals stark entvölkerte Hochgebirgslagen feststellen (Steinicke 2008). Das Forschungsfeld der „Amenity Migration“ (Moss 2003) beschreibt in diesem Fall die Verschiebung der Wohnsitzpräferenz vom urbanen Raum in abgelegene, aber attraktive ländliche Regionen. Dieses Phänomen ist die treibende Kraft der gegenwärtigen Siedlungserweiterung und des aktuellen Bevölkerungszuwachses in verschiedenen italienischen Alpenregionen. Wesentliche Pullfaktoren für diese Amenity Migration sind die naturräumlichen Vorzüge, eine höhere Lebensqualität, ein größeres Freizeitangebot, der günstige Wohnungsmarkt im italienischen Gebirge sowie die Unab-hängigkeit vom Arbeitsplatz dank der neuen Kommunikationsinfrastruktur. Es kommt so vermehrt zu einer Verlagerung der zirkulären Wochenend- und Freizeitmobilität hin zum saisonalen bis permanenten Wohnsitz, wodurch die Aufenthaltsdauer im Zielgebiet deutlich erhöht wird. Da immer mehr Personen arbeitsplatzungebunden sind, steigt die Motivation und das Verlangen, auch berufliche Aspekte in den „neuen“ Wohnort zu verlagern. Diese beiden Charakteristika – längere Verweildauer und Erwerbstätigkeit (ausgenommen Pensionisten) im Zielgebiet – sind die entscheidenden Unterschiede zwischen Amenity Migranten und Touristen. Ähnliches gilt für Freizeitwohnsitze und Zweitwohnsitze. Erstere sind vornehmlich auf den Fremdenverkehr ausgerichtet, Zweitere betreffen zu einem großen Teil die Amenity Migration. Ausgehend von diesem Trend der Wiederbesiedlung peripherer ländlicher (hochalpiner) Gebiete stellt sich die Frage, welchen Stellenwert dieses Phänomen in den italienischen Alpen einnimmt und welche Auswirkungen damit zusammenhängen.

Viele dieser „Newcomer“ haben den neu gewählten (zweiten) Wohnsitz auf Grund von Urlaubsreisen kennen gelernt. Andere zählen zu dem großen Teil ehemaliger Abwanderer, die sich auf der Arbeitssuche in die außeralpinen Städte bzw. Industrie-gebiete begeben haben und nun wieder in ihre Heimatdörfer zurückkehren. Wieder andere verfügen seit Generationen über ein Haus in den neuen Zuwanderungsgebie-ten, welches sie nach wie vor als Zweitwohnsitz für sich (und Freunde) nutzen oder aber auch schon in ihren Hauptwohnsitz umgewandelt haben. Dazu zählen ebenso Pensionisten, die ihren Zweitwohnsitz nun als Alterswohnsitz nutzen. Einen nicht zu unterschätzenden Teil machen zudem die „Telecommuter“ aus, die beruflich flexibel und wenig Arbeitsplatz-gebunden sind.

Einer aktuellen Studie von Di Simine und Mercuri (2009, S. 8) zufolge umfasst der Anteil an Zweitwohnsitzen in 260 ausgewählten italienischen Alpengemeinden rund 60 % des Gesamtwohnraumes und wird, sofern sich der aktuelle Trend fortsetzt, weiter ansteigen. In einigen Gemeinden westlich von Turin liegt der Prozentsatz an Zweitwohnungen sogar bei über 90 %. Diese Extremwerte machen deutlich, dass sich auf Grund dieses neuen demographischen Trends unweigerlich Probleme für die

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Beiträge Innsbrucker Bericht 2008-10

26

betroffenen Gebiete ergeben. Über kurz oder lang wird es auf Grund des Zuzugs und der damit verbundenen Nachfrage nach Gebäuden und Grundstücken zu einem Immo-bilienpreisanstieg kommen. Dies wiederum kann zu einer Abwanderung ortsansässiger Bevölkerungsteile führen, da diese sich entsprechenden Wohnraum nicht mehr leisten können. Außerdem begünstigen Zweitwohnsitze Zersiedelungsprozesse mit all ihren unerwünschten Konsequenzen im raumplanerischen Sinn. Die Minderheitensprachen, welche sich in vielen der betroffenen Gebiete erhalten konnten, sind durch die Zu-wanderung stark gefährdet, da sie vom Italienischen überlagert und immer weniger gesprochen werden (Walder et al. 2010).

Zum anderen darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass auch positive Akzente gesetzt werden, wie etwa die Revitalisierung verlassener Gebäude (oder sogar ganzer Dörfer) und damit einhergehend die Verhinderung der Entstehung von „Geisterdör-fern“. Kurzfristig profitiert in erster Linie das Bau- und Handwerksgewerbe von der Instandsetzung bzw. -haltung der Gebäude, und lokale Versorgungs- und Dienstleis-tungsstrukturen können weiter bestehen. Da in vielen Gemeinden von den vergangenen Abwanderungswellen ungünstige bio-demographische Strukturen nachwirken, kann die neue Zuwanderung (Über-)Alterung und Geburtendefizite verändern.

In Bezug auf das Phänomen der Amenity Migration im Alpenraum gibt es bis dato noch wenige Untersuchungen. Ansatzweise hat sich Perlik (1999, 2008) damit beschäftigt, wobei er Amenity Migration mit „Wohlstandsmigration“ übersetzt (Perlik 2008, S. 145). Allerdings befasst er sich mehr mit der in die Alpentäler hineinrei-chenden Exurbia italienischer Großstädte. Aus der Feder von Farrario (2008) stammt eine Studie über den Rückgang der Landwirtschaft und der damit einhergehenden Transformation von ehemals „ruraler Landschaft“ zur „Freizeitlandschaft“ sowie den Folgen dieses Funktionswandels auf Grund einer neuen Nutzung - vorwiegend durch Amenity Migranten. Der Wiederbesiedlung des ländlichen alpinen Raums widmen sich auch Löffler und Steinicke (2007a) sowie Steinicke (2008). Über den Alpenraum hinaus ist das Phänomen der Amenity Migration v.a. im nordamerikanischen Raum Gegenstand mehrerer Untersuchungen gewesen. In Kanada beschäftigt sich - neben Gripton (2001) oder Stefanick (2008) - besonders Chipeniuk (2004, 2008a, 2008b) seit längerem mit Fragen rund um Amenity Migration. Für das Gebiet der USA stam-men bedeutende Studien von Deller (2001), Kuentzel und Ramaswamy (2005), Kruger (2006) sowie von Löffler und Steinicke (2006, 2007b, 2008). Einer der Vorreiter auf dem Forschungsfeld der Amenity-led Migration ist Moss (2003, 2005, 2008), dessen zahlreiche Publikationen einen entscheidenden Beitrag zu diesem Thema darstellen. Weitere relevante Arbeiten bezüglich des Amenity Migration Phänomens in Amerika, Europa sowie dem asiatisch-pazifischen Raum finden sich in dem von Moss (2006) herausgegebenen Sammelband „The Amenity Migrants“. Zahlreiche Fallbeispiele sowie theoretische Überlegungen sind außerdem im Tagungsbericht zur Amenity-Konferenz in Banff, Kanada, zusammengefasst (Moss et al. 2008).

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16501700

1700

1650

1750

1800

Ruessobach

Nutzungsformen Gebäudeganzjährig bewohntZweitwohnsitz Nicht-Einheimischer

Hotel eines EinheimischenZweitwohnsitz Einheimischer

öffentliches Gebäudesonstige Nutzung

BachStraße

Höhenlinie

Lysbach

0 25 50 m

27

Amenity Migration und ethno-linguistische Minderheiten

Abb. 1: Nutzungskartierung in der Walsersiedlung Gressoney-la-Trinité.

Quelle: eigene Erhebungen

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Beiträge Innsbrucker Bericht 2008-10

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Eine Nutzungskartierung in der walserdeutschen Sprachinsel in Gressoney-la-Trinité im hinteren Lystal (Region Aostatal) soll das Phänomen der Amenity Migration in einer Minderheitenregion verdeutlichen (Abb. 1): Mehr als die Hälfte der Gebäude in der rund 300 Einwohner zählenden Gemeinde dienen als Zweitwohnsitz, wobei sich ein Großteil in Besitz von Auswärtigen befindet. Die ethno-dynamischen Auswirkungen dieser Zuwanderung haben Steinicke und Piok bereits im Jahr 2003 diskutiert.

3 Erfassung der ethno-linguistischen MinderheitenIm Bezug auf die aktuelle Verbreitung der sieben im italienischen Alpenraum

siedelnden ethno-linguistischen Minderheiten wurde im Rahmen des vorliegenden FWF-Projekts erstmals eine bis auf Gemeindeebene reichende kartographische Dar-stellung dieses ethnischen Mosaiks vorgelegt.

Allein schon die Tatsache, dass es hierfür zweier Karten bedarf - einer nach ob-jektiven linguistischen Kriterien (Abb. 2), einer zweiten nach der jeweiligen kommu-nalen Selbsteinschätzung (Abb. 3) - spiegelt das politische Dilemma wider, geeignete Maßnahmen für einen effektiven Minderheitenschutz zu schaffen: Das im Jahr 1999 in Kraft getretene Staatsgesetz Nr. 482 zum Schutz der „minoranze linguistiche storiche“ (Gazzetta ufficiale n. 297, 20.12.1999) räumt den Gemeinden das Recht ein, sich in

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Lago diGarda

LagoMaggiore

Lagodi

Como

Lagod'Iseo

Lagod'Idro

PIEMONTE

VENETO

LOMBARDIA

TRENTINO-ALTO ADIGE/SÜDTIROL

VALLE D'AOSTA

LIGURIA

FRIULI-VENEZIAGIULIA

Udine

Aosta

Cúneo

Verona

Trento

Milano

Torino

Belluno

Vicenza

Venézia

Bolzano/Bozen

Verbánia

Vercelli

Pordenone

F

A

CH

SLO

Gorízia

StaatsgrenzeRegionProvinz

Ethnische Minderheiten in Norditaliennach sprachlichen Kriterien

0 40 8020 km

OSTALPEN

deutsche Relikte

Deutsch

Friulanisch

Friulanisch/SlowenischFriulanisch/Slowenisch/DeutschFriulanisch/Deutsch

Ladinisch

Slowenisch

Deutsch/Ladinisch

WESTALPEN

FrankoprovenzalischFrankoprovenzalisch/Französisch

Okzitanisch

historisches WaldensergebietOkzitanisch/Französisch

Walserdeutsch

Quelle: eigene Erhebungen

Abb. 2: Verbreitungsgebiete der historischen Sprachminderheiten im italienischen Alpen-raum nach sprachlichen Kriterien.

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Amenity Migration und ethno-linguistische Minderheiten

ethno-linguistischer Hinsicht selbst zu deklarieren. Kommunen, in denen autochthone Minderheiten leben, können so in den Genuss von staatlichen Finanzmitteln kommen, um die kulturellen Besonderheiten zu bewahren. Die allgemeine Unkenntnis über die exakte Verbreitung der Volksgruppen im italienischen Alpenraum macht es jedoch möglich, dass Gemeinden, in denen aus objektiver Sichtweise (seit Jahrhunderten) keine sprachlichen Minderheiten (mehr) leben, sich selbst als Minderheitenterritorium „einschätzen“. Eine ausführliche Diskussion der beiden Verbreitungskarten findet sich bei Walder et al. (2010).

Auf den Fortbestand der autochthonen Sprachminderheiten werden aber nicht nur zukünftige politische Maßnahmen, sondern auch neue demographische Entwicklungen Einfluss nehmen. Während früher in peripher gelegenen Gebieten die Assimilation nur schwach voranschritt und hauptsächlich die wirtschaftlich bedingte Abwanderung oder das Geburtendefizit zur Dezimierung der Minderheiten beitrug, sind die Minder-heitenangehörigen durch die neue Zuwanderung einem verstärkten Assimilationspro-zess ausgesetzt, was zuallererst im Verschwinden der Minderheitensprachen aus dem Alltagsleben deutlich wird. Es ist daher wenig überraschend, dass sie, abgesehen von Südtirol und in abgeschwächtem Maße vom Aostatal, heute v.a. in der älteren Generation verbreitet sind. Durch den ohnehin hohen statistischen Anteil an oberen Altersklassen

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Lago diGarda

LagoMaggiore

Lagodi

Como

Lagod'Iseo

Lagod'Idro

PIEMONTE

VENETO

LOMBARDIA

TRENTINO-ALTO ADIGE/SÜDTIROL

VALLE D'AOSTA

LIGURIA

FRIULI-VENEZIAGIULIA

Udine

Aosta

Cúneo

Verona

Trento

Milano

Torino

Belluno

Vicenza

Venézia

Bolzano/Bozen

Verbánia

Vercelli

Pordenone

F

A

CH

SLO

Gorízia

StaatsgrenzeRegionProvinz

Ethnische Minderheiten in Norditaliennach dem Gesetz Nr. 482/99

0 40 8020 km

OSTALPEN

Deutsch

Friulanisch

Friulanisch/SlowenischFriulanisch/Slowenisch/DeutschFriulanisch/Deutsch

Ladinisch

Slowenisch

Deutsch/Ladinisch

WESTALPEN

FrankoprovenzalischFrankoprovenzalisch/Französisch

Okzitanisch

historisches WaldensergebietOkzitanisch/Französisch

Walserdeutsch

Abb. 3: Verbreitungsgebiete der historischen Sprachminderheiten im italienischen Alpen-raum nach der kommunalen Selbsteinschätzung (lt. Staatsgesetz Nr. 482/99)

Quelle: eigene Erhebungen

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Beiträge Innsbrucker Bericht 2008-10

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entsteht daher oftmals der Eindruck, die Minderheitengruppen seien intakt. Mit dem Aussterben der älteren Jahrgänge wird es jedoch schon bald zu einer starken Regression der Verbreitungsgebiete nach sprachlichen Kriterien kommen, während die Minderhei-tengebiete nach kommunaler Selbsteinschätzung, nicht zuletzt aufgrund der finanziellen Anreize, in dieser Form bestehen bleiben werden oder sich sogar ausdehnen könnten. Inwiefern die neue Zuwanderung in den betreffenden Gemeinden den sprachlichen Assimilationsprozess beschleunigen wird oder ob sie andererseits mancherorts dazu beitragen kann, neben dem baulichen bzw. infrastrukturellen einen „kulturellen“ Re-vitalisierungsprozess einzuleiten, ist Gegenstand aktueller Untersuchungen.

4 Die neue demographische Entwicklung in den italienischen Alpen

Zwar bestehen Studien, in denen man das starke gegenwärtige Bevölkerungs-wachstum des norditalienischen Raums thematisiert (z.B. Heins 2006), doch - wie eingangs angesprochen - werden traditionelle Abwanderungsgebiete in den Alpen noch immer für solche gehalten. Beispielsweise schreibt Bätzing im Jahre 2005 (S. 288) vom aktuellen Entstehen großer Entsiedlungsgebiete in den italienischen Westalpen. Bei differenzierter Analyse der Bevölkerungsentwicklung zeigt sich jedoch ein völlig anderes Bild (Beismann 2009): Von großflächigen Abwanderungstendenzen kann keine Rede mehr sein.

Abb. 4: Bevölkerungsentwicklung 2002-2010 Quelle: ISTAT (2010); eigene Berechnung und Darstellung

Udine

Verona

Tor ino

Milano Venezia

Bevölkerungsentwicklung der italienischenAlpengemeinden zwischen 2002 und 2010

0 10050km

F

CH

A

SL

ITALY

10,1 bis 56

5,1 bis 10

0,1 bis 536,7 bis 10

9,9 bis 5

4,9 bis 0

Abnahme (%) Zunahme (%)

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Amenity Migration und ethno-linguistische Minderheiten

Das Grundgerüst des Innsbrucker FWF-Projekts bildet eine Datenbank, die für alle 1756 italienischen Alpengemeinden (abgegrenzt nach Tappeiner et al. 2008) die demographischen Informationen des italienischen Statistikinstitutes ISTAT von 1992 bis 2010 enthält. Mittlerweile bereichern Daten zu Zweitwohnsitzen in Beispielsgemeinden und zum Sprachgebrauch in 457 Gemeinden mit autochthonen ethno-linguistischen Minderheiten die statistische Basis.

Um die Entwicklungen seit 1992 einordnen zu können, erscheint es vorerst notwen-dig, kurz auf die Bätzing-Karten zur Bevölkerungsveränderung in den Alpen von 1951 bis 1981 sowie von 1981 bis 2000 (Bätzing 2002) einzugehen. Erstere weist für die meisten italienischen Alpengemeinden außerhalb Südtirols einen Einwohnerverlust von über 25 % aus, speziell für den Raum südlich und östlich des Aostatales, sowie für große Teile der Venezianischen Alpen. Anders ausgedrückt, die italienischen Berggemeinden - abgesehen von Südtirol, dem Trentino und dem Randalpenbereich - zeichnen sich in dieser Zeitspanne durch vorherrschenden Bevölkerungsrückgang aus. Vergleicht man diese Karte mit jener für die Jahre 1981 bis 2000, so sind in denselben Regionen noch immer Verluste festzustellen, wenngleich weniger intensiv (vgl. dazu auch Steinicke 2008). Auch die eigene demographische Analyse, welche die Periode von 1990 und 2010 abdeckt, zeigt zwar in den genannten „Problemgebieten“ noch immer Bevölke-rungsrückgänge, doch ist ein weiteres signifikantes Abklingen feststellbar (Abb. 4).

Abb. 5: Migrationssaldo der italienischen Alpengemeinden 1992-2000 Quelle: ISTAT (2010); eigene Berechnung und Darstellung

Udine

Verona

Tor ino

Milano Venezia

Wanderungssaldo der italienischenAlpengemeinden zwischen 1992 und 2000

0 10050km

F

CH

A

SL

ITALY

5,1 bis 36

2,1 bis 5

0,1 bis 226,1 bis 5

4,9 bis 2

1,9 bis 0

Negativ (%) Positiv (%)

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Beiträge Innsbrucker Bericht 2008-10

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Eine Interpretation der gegenwärtigen Bevölkerungsentwicklung macht es erforder-lich, die Migrationsdynamik zu erfassen. Abb. 5 und 6 verdeutlichen, dass die italieni-schen Alpengemeinden heute in ihrer Gesamtheit ein Zuwanderungsgebiet bilden. In demographischer Hinsicht nähern sich demgemäß die italienischen Westalpen immer mehr den französischen Südalpen.

In der Migrationsentwicklung der 1990er Jahre überraschen die nördlichen Teile Südtirols mit teils stark negativen Werten. Das Bevölkerungswachstum ist dort auf die hohen Geburtenraten zurückzuführen, was - in abgeschwächtem Maße - auch in der unmittelbaren Gegenwart noch zutrifft. Ob die strenge Reglementierung des Zweiwohn-sitzwesens in Südtirol dafür die Hauptrolle spielt, ist ebenfalls Gegenstand laufender Forschung. Sind in den Westalpen kaum mehr Abwanderungsregionen zu erkennen, so gilt das für den östlichsten Teil des Untersuchungsgebietes, v.a. im nördlichen Ca-dore sowie in Nordfriaul, nicht, wo sich das persistente Geburtendefizit mit laufenden Fortzügen überlagert (vgl. dazu Steinicke 2008). In der Region rund um den Comer See wechseln Ab- und Zuwanderungsgemeinden auf engstem Raum. Den Gründen soll auch hier demnächst im Zuge eines Lokalaugenscheines nachgeforscht werden.

Im Folgenden seien noch einige Fakten der neueren Entwicklung und - damit zusammenhängend - weitere Forschungsfragen aufgelistet:

Abb. 6: Migrationssaldo der italienischen Alpengemeinden 2002-2010 Quelle: ISTAT (2010); eigene Berechnung und Darstellung

Udine

Verona

Tor ino

Milano Venezia

Wanderungssaldo der italienischenAlpengemeinden zwischen 2002 und 2010

0 10050km

F

CH

A

SL

ITALY

5,1 bis 51

2,1 bis 5

0,1 bis 218,7 bis 5

4,9 bis 2

1,9 bis 0

Negativ (%) Positiv (%)

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Amenity Migration und ethno-linguistische Minderheiten

• Wiesen in den 1990er Jahren noch 420 Gemeinden (24%) der italienischen Alpen vorherrschende Abwanderung auf, so überwiegt sie nach 2002 nur mehr in 283 Gemeinden (16%).

• Die meisten der 261 Gemeinden, die von negativem zu positivem Migrations-saldo gewechselt haben, lassen kaum klassische Arbeitswanderung oder Sub- bzw. Exurbanisierung vermuten. Dort wird gegenwärtig Art und Motivation der Zuwanderer untersucht.

• Bei 360 Gemeinden steigt die Zuwanderung sehr stark an. Hier muss ebenfalls per Lokalaugenschein die Statistik erst verifiziert werden. Handelt es sich näm-lich v.a. um Remigranten, also um Arbeitsemigranten, die nach der Pensionierung nach Hause zurückkehren, so ändert sich an der bio-demographischen Struk-tur nur wenig. Sind es hingegen mehrheitlich junge Personen, die zuwandern, dann ist abzuklären, ob und wie sie dort klassische Arbeit finden oder ob sie möglicherweise die Arbeit großteils über neue Medien im Internet erledigen können. In manchen dieser Gemeinden ist tatsächlich bereits eine Steigerung der Geburtenrate eingetreten.

• Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist davon auszugehen, dass sich die Zuwanderung in kleinen, peripheren Gemeinden v.a. aus folgenden drei Gruppen zusammensetzt: - Remigranten, die das Leben in der alten Heimat schätzen und dort noch

Immobilien besitzen,- Familien aus den neuen südöstlichen EU-Ländern und der Türkei, die sowohl

bessere Arbeitsmöglichkeiten als auch höhere Lebensqualität suchen,- Familien der mittleren sozialen Schichten, die naturverbundenes Leben und

nicht zuletzt kühlere Sommertemperaturen suchen und hauptsächlich aus großen Städten der norditalienischen Ebene kommen.

Zweitwohnsitze, die in vielen dieser Gemeinden 50% und mehr der vorhandenen Bausubstanz bilden, sind größtenteils weiterhin lediglich zu Urlaubszwecken oder im Ruhestand der Besitzer bewohnt. Dieses Phänomen scheint zumindest in den kleineren Gemeinden im ostalpinen Teil keinesfalls der Träger der Zu-wanderungswelle zu sein.

• In Gebirgsorten mit über 5.000 Einwohnern (Alpenstädten) ist das Bevölke-rungswachstum durchaus mitgetragen von gut situierten Italienern aus den großen Städten der Ebene, die im Ruhestand ihr Leben, oft das ganze Jahr über, in ihrem ehemaligen Freizeitwohnsitz verbringen.

5 Zusammenfassung und Ausblick

Bisherige Hauptaufgabe des vorliegenden FWF-Projekts war es, einerseits die ethno-linguistische Vielfalt sowie Komplexität im italienischen Teil des Alpenraums bis auf Gemeindeebene darzustellen – ein Vorhaben, das bislang lediglich für einzelne

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Volksgruppen oder überhaupt nur schematisch bzw. im kleinen Maßstab erfolgt ist. Andererseits wurde erstmals die aktuelle demographische Trendwende im italienischen Hochgebirge analysiert. Dabei ließ sich eindeutig erkennen, dass der aktuelle demo-graphische Wandel die Bewahrung der autochthonen Sprachminderheiten gefährdet. Das Phänomen der Amenity Migration beschränkt sich allerdings nur auf bestimmte alpine Gemeinden, sodass auch weiterhin eine fragmentierte Entwicklung - Bevölke-rungszuwachs und Siedlungserweiterungen einerseits und fortschreitende Entvölkerung bis hin zur Entstehung von „Ghost towns“ andererseits - erwartet werden kann.

Bezüglich der aktuellen Zuwanderung in viele italienische Alpengemeinden bilden die genauen Herkunftsgebiete von Amenity Migranten sowie deren soziodemographische Struktur künftige Untersuchungsfelder. Es wird zu erheben sein, ob die „Newcomer“ ausschließlich aus italienischen bzw. italienischsprachigen Provinzen stammen oder ob auch eine grenzüberschreitende Migration zu beobachten ist. Da rüber hinaus sollen die kultur- und sozialräumlichen Unterschiede von Regionen mit Bevölkerungswachstum gegenüber solchen mit Einwohnerverlusten aufgezeigt werden, da sowohl in Aktiv- als auch in Passivräumen der Fortbestand der ethno-linguistischen Minderheiten bedroht ist.

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Lebensqualität imAlpenraum

Lebensqualität imAlpenraum

Lars Keller

INNSBRUCKERINNSBRUCKERGEOGRAPHISCHE STUDIENGEOGRAPHISCHE STUDIEN 36

INNSBRUCKER GEOGRAPHISCHE STUDIENBand 36 - Lars Keller: Lebensqualität im Alpenraum

Auf welche Weise und in welchem Aus-maß unterscheidet sich die Lebensqua-lität in den Regionen des Alpenraums und ist dies in einem wissenschaftli-chen Modell nachzuweisen? Aus 50 Indikatoren entsteht ein den Gedanken der Nachhaltigkeit folgendes Ranking für die Lebensqualitäts-Dimensionen, gewichtet durch anerkannte Experten auf dem Gebiet der Alpenforschung.

336 Seiten 84 Karten, 78 Tabellen,40 Abbildungen, 1 CD-Rom € 34,00 ISBN 978-3-901182-39-6