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Anormale Zusammensetzung der Frauenmilch. Von Dr. reed. P. Plantenga mid Dr. chem. J. Filippo im Haag (Holland). ('_Eing~ancen am 7. Mdrz 1916.) Als Beispicl einer ungewShnlich zusammengesetzten Milch hat yon jeher die Milch gegolten, die in den ersten Tagen nach der Geburt sich abscheidet, das Colostrumi). Sehon der salzige Gesehmack des Tiercolostrums l~iBt eine andere als die normale Zusammensetzung vermuten. Entsprechend haben bereits hltere chemische Analysen ganz bedeutende Unterschiede zwi- sehen Colostrum und reifer Milch erkennen lassen, und zwar als wich- tigste Kritcrien: einen grSl3eren EiweiB- und Salzgehalt und ein ge- ringeres Quantmn Zucker. Neuere, genauere Untersuchungen haben beziiglich dieser Stoffe dasselbe Ergebnis geliefert. Indessen s~immen die Resulta~e ntu' im groBen ganzen, w~hrend in den Einzelheiten nicht bloB die Angaben der verschiedenen Untersucher, sondern auch sogar die Ziffern des einzelnen th'tifenden ziemlieh auseinandergehen, was um so mehr auffMlt, da bei reifer Milch solches bei weitem nicht in so starkem Ma[~e vorkommt. Diese Schwankungen kolmten nicht, wie man wohl gemeint hat, dureh Rassenunterschiede bedingt sein, da sie auch bei Analysen yon Tieren gleieher Rasse zutage traten; die Ursache mui~te also eine andere sein. Auch Tiemann irrte, als er die Erklarung in den Eigentfimlich- keiten der Tierindividualitht suchte. E ngel gebtihrt das Verdienst, darauf hingewiesen zu haben, dab mit grSBter Wahrscheinlichkeit die Ursache darin liege, dab die Zeit der Probeentnahme fiir die Zusammen- setzung yon gr6Bter Wichtigkeit ist, indem ein Unterschied yon wenigen Stunden nach dem Augenblick der Geburt sehon bedeutende Unter- schiede in der Milchzusammensetzung hervorrufen kann. Und gerade die Zeit der Probeentnahme in Beziehung zur Geburtsstunde wird yon den Prtifenden nieht angegeben. Es kann natiirlich die MSglichkeit nicht verneint werden, daI~ der Primi- oder Multipara-Zustand des Tieres yon EinfluB sein kSnnte; in- dessen ist in den seltenen Fallen, wo dieser Umstand berticksichtigt worden ist, ein EinfluB nicht erkennbar gewesen. i) Vgl. Engel, in Ascher-Spiro, Ergebnissc der Physiologic.

Anormale Zusammensetzung der Frauenmilch

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Page 1: Anormale Zusammensetzung der Frauenmilch

Anormale Zusammensetzung der Frauenmilch. Von

Dr. reed. P. Plantenga mid Dr. chem. J. Filippo im Haag (Holland).

('_Eing~ancen am 7. Mdrz 1916.)

Als Beispicl einer ungewShnlich zusammengesetzten Milch hat yon jeher die Milch gegolten, die in den ersten Tagen nach der Geburt sich abscheidet, das Colostrumi).

Sehon der salzige Gesehmack des Tiercolostrums l~iBt eine andere als die normale Zusammensetzung vermuten. Entsprechend haben bereits hltere chemische Analysen ganz bedeutende Unterschiede zwi- sehen Colostrum und reifer Milch erkennen lassen, und zwar als wich- tigste Kritcrien: einen grSl3eren EiweiB- und Salzgehalt und ein ge- ringeres Quantmn Zucker. Neuere, genauere Untersuchungen haben beziiglich dieser Stoffe dasselbe Ergebnis geliefert. Indessen s~immen die Resulta~e ntu' im groBen ganzen, w~hrend in den Einzelheiten nicht bloB die Angaben der verschiedenen Untersucher, sondern auch sogar die Ziffern des einzelnen th'tifenden ziemlieh auseinandergehen, was um so mehr auffMlt, da bei reifer Milch solches bei weitem nicht in so starkem Ma[~e vorkommt. Diese Schwankungen kolmten nicht, wie man wohl gemeint hat, dureh Rassenunterschiede bedingt sein, da sie auch bei Analysen yon Tieren gleieher Rasse zutage traten; die Ursache mui~te also eine andere sein.

Auch T i e m a n n irrte, als er die Erklarung in den Eigentfimlich- keiten der Tierindividualitht suchte. E ngel gebtihrt das Verdienst, darauf hingewiesen zu haben, dab mit grSBter Wahrscheinlichkeit die Ursache darin liege, dab die Zeit der Probeentnahme fiir die Zusammen- setzung yon gr6Bter Wichtigkeit ist, indem ein Unterschied yon wenigen Stunden nach dem Augenblick der Geburt sehon bedeutende Unter- schiede in der Milchzusammensetzung hervorrufen kann. Und gerade die Zeit der Probeentnahme in Beziehung zur Geburtsstunde wird yon den Prtifenden nieht angegeben.

Es kann natiirlich die MSglichkeit nicht verneint werden, daI~ der Primi- oder Multipara-Zustand des Tieres yon EinfluB sein kSnnte; in- dessen ist in den seltenen Fallen, wo dieser Umstand berticksichtigt worden ist, ein EinfluB nicht erkennbar gewesen.

i) Vgl. Engel, in Ascher-Spiro, Ergebnissc der Physiologic.

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Mit Nachdruck sei abet noch einmal festgesteUt, dal~, wie grol~ die Abweichungen in der Zusammensetzung der versehiedenen Colostra aueh sein mochten, stets der Gehalt an EiweiB und Salzen erhSht und der Zuckergehalt verringert war.

]~ber die Bestandteile des Colostrums ist folgendes bekanntgeworden. Eiweil~. In den meisten Fallen wurde ein vermehrter Gehalt an

�9 . .

Casein gefunden. W i n t e r s t e i n und S t r i e k l e r haben mittels che- miseher Verfahren, B a u e r und Enge l auf biochemischem Wege dar- getan, dal3 da s Colostrumcasein mit dem Milehcasein identisch ist.

Aul~er Casein enth~lt das Colostrum auch Albumin, und vor allem ein bedeutendes Quantum Globulin, wodurch das Colostrum sieh in der Zusammensetzung yon der Normalmilch durchaus unterscheidet, und info!gedessen beim Kochen gerinnt. Eine yon S e b eli e n vorgenommene Analyse des Colostrums zeigt Iolgende Ziffern:

EiweiB total 15,5~o, woven 3,4% Casein, 2,0% Albumin,

10,1% Globulin. Das Verhi~ltnis der dutch W~rme pr~cipitierbaren EiweiBe ist also dem der Milch gerade entgegengesetzt. Sogar in den Fiillen, we der Gesamt- gehalt an Eiweil~ nicht so stark erhSht ist, finden wir niehtsdesto- weniger dasselbe umgekehrte Verh~tltnis yon Albumin und Globulin.

Auch das Albumin zeigt sich in grSl~erer Menge im Colostrum als in der Milch.

Ob das Colostrumglobulin identiseh sei mit Serumglobulin, ist his- her noch nicht mit vollkommener Sicherheit festgestellt; biologiseh ist durch die Untersuehungen Baue r s und Enge l s beider Identitiit sehr wahrscheinlich geworden,

Fe t t . Das Ergebnis der vers?hiedenen Analysen ist fiir Fett 2--6 bis 7 ~/o- K6 n ig nemat als mittleren Fettgehal t yon 51 Proben Colostrum 3,97~). ])as colostrale Fett hat goldgelbe-Farbe und scheidet sich unvollkommen und ungenfigend ab.

Vermutlich s i n d Colostrumfet$ und Milchfett nieht ganz gleich- wertig; zeigte sich doch aus einigen Untersuchungen, dal~ erstgenanntes an fliichtigen Fetts~uren sehr arm ist ( H a m m a r s t e n , S. 529).

Zucker . In allen Einzelf~llen hat die Untersuehung einen be- deutqnd verringqrten Zuckergehalt ' nachgewiesen. Wi n t e r s t e i .n und S t r i c k l e r haben in Jahre 1906 utld Sebel ien und ' S u n d e im Jahre 190.8 mit Sicherheit nachweisen kfnnen, cla.B der im Colostrum befind-

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liche Zucker Lactose war. Es dfirfte neben dem Milchzuckcr auch noch Arabinose da sein, aber jedenfalls in sehr geringer Quantit~t.

As c h e. Der Aschegehalt des Colostrums ist gr6Ber als der Aschegehalt der Milch und belAuft sich auf etwa 1--1,5% (K6nig). Von h6chster Wichtigkeit ist die Verschiebung von Kalium und Natrium. Der Ge- halt an Kalium hat stets betr~ichtlich abgenommen, der des Natrium aber stark zugenommen. Der Magnesiumgehalt ist meistens etwas vermehrt, der Schwefelgehalt verringert. Die Ziffern fiir Chlor st immen schlecht.

Als Folge dieser und anderer hier nieht erw~hnter Vergnderungen ist das spezifische Gewicht des Colostrums hSher als das der Milch und auch der Troekenrest sehr groB. Colostrum wird dutch Shure und Lab koaguliert, aber nicht auf dieselbe Weise wie Milch. Es zeigt sich nAmlieh, dab in unverdiinntem Colostrmn das Casein sich schwer niedersehlagcn l~Bt, in mit Wasser verdtinntem Colostrum aber ebenso leicht wie in Milch. Der grebe Gehalt an Albumin und Globulin ist die Ursaehe, dab W~rme ein sehr gro[~es Gerinnsel hervorruft. Bei Graviditiitscolostra sind die Ver~nderungen, soweit untersucht, in noch grSl~erer Anzahl vorhanden als nach der Geburt.

Die Verwandlung des Colostrums in Milch verlguft derart, dal~ schon naeh den ersten 24 Stunden ein starker 13bergang zu der Norm stattfindet, der ungef~hr in den ftinf folgenden Tagen beendet ist.

Frauenmilchcolostrumanalysen geben, soweit sie zuverl~ssig sind, Resultate, welche im wesentlichen mit denen der Tiercolostraunter- suchung ilbereinstimmen. Von der Asehenzusammensetzung des Frauen- eolostrums ist so gut wie niehts bekannt, indessen ist es wahrschein- lich, dab auch bier der Natriumgehalt grSl3er ist.

In bezug auf den Ubergang yon Colostrum zu Milch sell auch auf die Untersuchungen yon E n g e l und E i e h e l b e r g hingewiesen werden, die gezeigt haben, dab in einigen Fallen das Fett noah lange Zeit seine colostralen Eigenschaften 15ehalten kann, nachdem alles andere Anormale dos Colostrums schon verschwunden ist. Erst wenn die Milchsekretion bedeutend reiehlieher wird, nimmt das Fett qualitativ die Eigenschaften gewShnliehen Milchfettes an.

Bis vor kurzer Zeit meinte man, dai] die Colostrumperiode die ein- zige sei, w~hrend welcher eine Ab~nderung in der Zusammensetzung der Milch vork~me. Aueh da, we ~ einige auf Grund klinischer Wahr- nehmung zu der Vermutung sieh bereehtigt glaubten, dab vielleieht doeh noeh bis dahin unbekannt gebliebene Veranderungen in der Zu-

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sammensetzung aueh der sphteren Milch die Ursvmhe der yon ihnen dann nnd wann bei Menstruation und Gravidit~t w~hrend des S~iugens wahrgenommenen StOrungen sein k6nnten, hat man diese Vermutung stets nachdrfieklich zurfiekgewiesen und bis auf heute diese M6glieh- keit aufs bestimmteste verneint, im Handbuch der Kinderheilkunde yon P f a u n d l e r und S c h l o f l m a n n sagt z. B. E n g e l : ,,Bei den engen Beziehungen, in welehen die Milchsekretion zur Keimdrtise steht, ist zu erwarten, daft der Wiedereintritt der Menstruation oder gar eine erneute Schwangerschaft, welche beide w~hrend der Lactation auszubleiben pflegen, irgendeine Wirkung austiben werde. In der Tat pflegt aueh in beiden F~illen ein Nachlassen der Sekretion einzutreten, das aber bald wieder yon erh6hter Leistungsf~higkeit g e - folgt ist, wenn nur ungestSrt weitergestillt wird. Eine Qualit~ts- veri~nderung der Milch tr i t t nieht ein, eine Sehadigung des Kindes resultiert nieht." ~hnlich ~ul3ert sich B a m b e r g auf Grund yon drei yon ihm beobaehteten F~llen: ,,Die Wahrnehmung zeigt, dal~ yon in Betracht kommenden, dutch die Menstruation bewirkten quanti tat iven Ver~nderungen nieht gesproehen werden kann. Ebenso zeigt sich, da[~ die ehemisehe Zusammensetzung der Frauenmilch in bezug auf EiweiB, Fett , Zueker und Asche durch die Menstruation nieht gestSrt wird. Da das klinisehe Verhalten der angelegten Kinder ebenfalls in keiner Weise die Annahme einer Ver~inderung der Milch rechtfertigte, ist man auch nieht gezwungen, an durch die Analyse nicht festgestellte feinere Untersehiede zu denken. So erhi~lt durch unsere Beobaehtungen die Annahme das Kind schi~digender, dutch die Menstruation bewirkter Ver~nderungen der Frauenmileh keine Stiitze."

Demgegeniiber ist yon verschiedenen Beobachtern immer wieder darauf hingewiesen worden, dab bei einer Anzahl yon Kindern w~hrend der Menstruation mehr oder weniger starke St6rungen auftreten. In besonders nachdrticklicher Weise hat das veto Standpunkt des praktischen Arztes aus A s c h o f f betont, der sogar behauptet, da/~ dieser EinfluB in einigen Fhllen so groB sei und auf das Kind einen so nachteiligen EinfluB bUS- fiben kOnne, dab es erforderlich sei, das Kind zu entwShnen.

Wir stimmen aus eigener Erfahrung dem vollkommen bei. W~hrend das Kind w~thrend der Menstruation vielfach keine einzige St6rung zeigt nnd auch die Milchsekretion nieht im geringsten gest6rt ist, sehen wit in einer anderen Serie yon F~llen, zumal naeh wiederholtem Auftreten der Menstruation, ein langsames, abet fortw~hrendes Sinken der Zu- nahme an K6rpergewicht, so daft es sehlieBlich ein bedeutendes Defizit

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geben kann. In einer dritten Gruppe yon Fallen, welehe auch eine ziemlich groBe Anzahl Kinder umfaf3t, treten ein oder zwei Tage vor dem Durehbrechen der Menses so deutliehe und typische StSrungen auf, dab es mSglich ist, der Mutter die Menstruation vorherzusagen. Die Kinder, die vorher ganz gesund sind, werden unruhig, trinken nicht ordentlieh weiter, wollen dann und wann sogar wahrend mehrerer Mahlzeiten nicht mehr als einige wenige Ziige nehmen, oder, falls sie die Brust ganz oder zum Teil leertrinken, so folg$ darauf ein heftiges Erbrechen. Die Entleerungen werden diinner, griiner in der ]?arbe und linden h~ufiger start. Gewich~szunahme bleibt w~hrend dieser Tage aus. Brechen die Menses durch, so hSren ziemlich schnell alle diese StSrungen auf, um wieder einer ganz normalen Entwicklung des Kindes Platz zu maehen, bis eine folgende Menstruation wieder dem regelm~l~igen Gang eine kurze Weile Einhalt rut.

Der Zusammenhang zwischen Menstruation und dem Auftreten dieser St6rungen beim Kinde erhellt gentigend aus der regelmKBigen Wiederkehr der StSrungen kurz vor jeder Menstruation, und aus dem regelmal3igen Verschwinden der St6rungen jedesmal danach. Eine Ver~nderung in des Kindes Konstitution kann eine dergleiehen periodiseh auftretende StSrung natiirlich nicht erkl~ren.

Kraft dieser Wahrnehmungen halten wir, gleieh Aschof f , fiir wahrscheinlich, dab nicht bloB, wie doch sehoa seit geraumer Zeit mit ziemlich groBer Sicherheit dargetan worden, in dem Zeitraum kurz vor dem I)urchbrechen der Menstruation, in vielen FKilen, und besonders in solchen, wo die Milehabscheidung von Anfang an sehon nicht so iiberaus krKftig ist, die Milchsekretion abgenommen hat, son- dern, dab die wahrgenommenen St6runge~ wirklich aueh mit grol~er Wahrscheinlichkeit darauf hinweisen, dab auch Verhnderungen in der Zusammensetzung der Milch in diesem Zeitraum bestehen, und die Ursaehen der StSrungen bei dem Kinde sein k6nnten.

Man ist nun in bezug atff die Tiermileh in den letzteu Jahren schon etwas besser unterrichtet. Versuehe yon S S l d n e r zeigten, dab eine Milchzuckergehaltabnahme nfit einem hohen Gehalt an Mineralbe- standteilen zusammengeht. La in (1905) wies. darauf hin, dab bei kra~lkhaften Empfindungen des Euters der Milchzuekergehalt der Milch abnimmt, w~thrend B o n n e m a , K o n i n g u, a. d~rauf hin-. wiesen, da b eine Abnahme yon Milchzuckergehalt in der Regel mit einer Zunahme des Chlorgehalts der Milch zusammenging.- S t a p e nsea hat'gezeigt, dab bei dem Rind am Ende der Lactationsperiode der Chlor-

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gehalt der Milch stark zunimmt und der Milehzuckergehalt stark ab-

nimmt, und auch S j o l l e m a (s. Verhandlungen des Vereins zur FSr- derung der Milchkunde 1910, Teil 2) hat 1910 auf diese Tatsache die Aufmerksamkeit gelenkt.

Angeregt durch diese Untersuchungen haben wir es unternommen, zu priifen, ob auch in den Fallen, wo die Kinder kttrz vor dem Auf- treten der Menstruation die genannten StSrungen zeigten, analoge

Veranderungen in der Zusammensetzung der Frauenmilch nachzu- weisen sind, welche im allgemeinen eine sehr grol~e 't~bereinstimmung

zeigen mit denen, welche wir bei der Colostrummileh finden.

Normal

Normal

Normal

Normal

Normal

Menstruation ohne StSrung beim Kinde

M i t t e i l u n g de r U n t e r s u e h u n g e n .

Kind sechs Monate alt. Menstruation der Mutter noch nicht ein-

ge~reten. Waehstum und Entwicklung ungest5rt.

Kind sieben Monate alt. Menstruation der Mutter noch nicht ein-

getreten. Wachstum und Entwicklung ungestSrt.

Kind 61/z Monate alt.. Menstruation der Mutter noch nicht ein-

getreten. Wachstum und Entwieklung ungestSr t.

Kind ftinf Monate alt. Menstruation der Mutter noch nicht ein-

getreten. Wachstum und Ent,wicklung ungestSrt. Kind vier Monate alt, Mutter hat einmal menstruiert ohne eine

StSrung beim Kinde. Jetzt trinkt das Kind sehr gut, aber

w~chst nicht und hat dyspeptisehen Stuhl.

Bei Abnahme der LN'ahrungsquantit~it tritt Gewiehtszunahme ein, und haben die Faeces bessere Zusammensetzungen

Milchprobe entnommen einige Stunden vor dem Menstruationsdurchbruch; das Kind, fiinf Monate alt, nimmt ordentlich Nahrung und wiichst gut. Faeces normal.

Milchzucker: 7,85%

Chlor 42,2 mg per 100 g

Milehzucker 7,4%

Chlor 35,9 mg

Milchzucker: 7,45%

Chlor 43,2 mg

Milchzucker: 7,45% .

Chlor 31,O.mg

Milchzueker: 7,36%

Chlor 41,6 mg

Milehzucker: 7,6s%

Chlor 24,4 nag

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Menstruation Milehprobe entnommen -~: 24 Stunden Milchzueker: ohne StSrung vor dem Menstruationsdurehbruch; 7,65~o beim Kinde das Kind, 71/2 Monate alt, w/iehst gut. Chlor 30,1 mg

Faeces normal.

Menstruation Milchprobe, entnommen kurz vor dem Milehzucker: ohne .St6rung Menstruationsdurchbruch; das Kind, 6,80~o beim Kinde gut vier Monate alt, wKchst gut, nimmt Chlor 27,2 mg

ordentlich 1%~ahrung. Faeces ganz nor- mal.

Wie zuvor, abcr vier Tage sp/iter:

Durchschnittlich 7,4~o Milchzueker.

,, 33,6 mg per 100 g.

Milchzucker: 7,20%

Chlor 27,2 mg

Die Probeziffer, d .h . das Verh/iltnis des Milchzuckerquantum zu 100 mg Chlor betr/igt aIso durchschnittlich: 22,0 (17,2--26,5).

Menstruation mit Ver~nderung beim Kinde.

Menstruation mit Veriinderung beim Kinde

Menstruation mit Ver/inderung beim Kinde

Menstruation mit Ver~nderung beim Kinde

Milchprobe 4 Stunden vor dem Men- struationsdurchbruch entnommen. Kind 7 Monate alt. Nahrungsverweigerung, Gewichtsabnahme und stark dyspep- tische Faeces.

Entnahme der Milehprobe ungefithr gleich- zeitig mit dem Dnrehbrechen der Men- struation. Kind 51/2 Monate alt; vor-

h e r geringe Nahrungsverweigerung, auch Speichelauswurf, Stillstand in der Gewichtszunahme, und leicht dyspep- tische Faeces.

Milchprobe ungef/ihr 30 Stunden vor dem Menstruatlonsdurchbruch entnommcn. Kind 71/2 Monate alt; Gewichtsab- nahme, dyspeptische Faeces, frequente Entleerung, abwechselnd g~nzliehe oder teilweise Nahrungsverweigerung, im letzteren Fall meistens mit Brechen verbunden.

Milchprobe ungefiihr 24 Stunden vor dem Menstruationsdurchbrueh entnommen; zweite Menstruation, auch beim ersten- mal Ver/inderungen bcim Kinde. Kind gut 7 Monate alt, Gewiehtsstillstand, gKnzlichc oder teilweise Nahrungsver- weigerung, Speichelauswuff, dyspep- tische Faeces, welche frequent ent- leert werden.

Milehzucker: 6,80%

Chlor 92,8 mg Proportionsziffer

7,3

Milchzucker: 7,36~o

Chlor 56,3 mg Proportionsziffer

13,1

Milehzucker: 4,58%

Chlor 116 mg Proportionsziffer

3,0

Milehzucker: 4,04%

Chlor 101,3 mg Proportionsziffer

4,0

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Menstruation mit Ver~nderung beim Kinde

Gravidit~tt mit Veriinderung beim Kinde

Gravidit~t mit Veriinderung beirn Kinde

Ende Lactations- periode

Wie die vorige,

Anormale Zusammensetzung der Frauenmileh.

Milchprobe kurz vor dem Menstruations- durchbruch entnommen.

Kind ist 51]2 Monate alt. Die vorhergehende erste Menstruation

ist ohne StSrung beim Kinde vor sich gegangen.

Jetzt Gewiehtsabnahme, ziemlieh starke Nahrungsverweigerung, Erbrechen und dyspeptische Entleerung.

Das Kind ist gut 8 Monate alt. Mutter meint, seit ein paar Monaten gra-

vida zu sein, was sp~iter bestiitigt wtlrde.

Das Kind, das anfiinglieh ordentlich wuchs, trinkt weniger gut, zeigt eine sieh allm~ihlieh verringernde Gewichts- zunahme und gibt dann und wann Speichel yon sich und hat dyspep. tisehen Stuhl.

Kind 81/2 Monate alt. Mutter ungef~hr 6 Monate gravida. Seit 3 Wochen I~Bt sieh beim Kinde eine

fortwiihrende Gewichtsabnahme kon- statieren, eine teilweise Verweigerung der Nahrung, Erbreehen, dyspeptisehe Faeces und frequente Entleerung.

Kind l0 Monate alt; die Mutter hat 48 Stunden nieht gesiiugt; yon Stauung ist abet niehts zu bemerken, ein nur geringes Quantum Milch ist auszu- driicken, w~hrend dies friiher mit Leichtigkeit vor sieh ging.

aber 24 Stunden sp~iter, w~hrend in der Zwischenzeit die Briiste wiederholt ausgedrtiekt worden sind, um alle Stauung zu vermeiden.

AkuteStauung Das Kind, 31/2 Monate alt, bekommt eine hcftige Angina mit vollkommener Na. rungsverweigerung, wodurch die Briiste stark gespannt sind und sehr sehmel z- zen.

173

Milehzueker: 6,20%

Chlor 72,4 mg Proportionsziffe r

8,6

Milehzueker: 6,52%

Chlor 71 mg Proportionsziffer

9,2

Milchzucker: 6,2~%

Chlor 71 mg Proportionsziffer

9,2

Milchzueker: 5,61%

Ohlor 168,1 mg Proporfionsziffer

3,3

Milchzucker: 4,9~%

Chlor 191,8 nag Proportionsziffer

2,6

Milchzucker: 7,85%

Chlor 30,1 mg Proportionsziffer

25,4

Fassen wir zusammen, so stellt sich heraus, da[~ in al len von uns

un te r sueh ten normalen F~illen, das sind also die, we weder Mut te r

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174 P. Plantenga und J. Filippo:

noeh Kind eine Ver~nderung der Norm zeigten, die Chlorziffer nie hfher war als 50 mg per 100 g Milch, aber meistens welt darunter blieb.

Dal~ dasselbe gilt fiir alle Falle, wo die Mutter menstruierte, aber das Kind trotzdem keine einzige Veri~nderung zeigte; in einem dieser F~lle wurde die Milch vier Tage sparer noeh einmal untersueht, ohne dab sich irgend ein wiehtiger Unterschied in der Zusammensetzung gezeigt hiitte.

DaB in allen diesen Fi~llen der Milchzuckergehalt ziemlich gro8 war, wenigstens im VergIeieh mit anderswo publizierten Ziffern, wobei oft als durchsehnittliche Ziffer 7% ( S o m m e r f e l d ) angegeben wird.

DaB in den fiinf F~llen, wo vor Eintreten der Menstruation d e r Mutter StSrungen beim Kinde auftraten, in einem Fall, wo die Milch- probe fast gleichzeitig mit dem Durchbruch der Menses genommen wurde, nur eine geringe Ver~ndertmg in der Zusammensetzung der Milch wahrgenommen wurde, und zwar eine geringe Steigerung der Chlorziffer.

DaB in den beiden anderen F~llen, in denen die Milchpr0be wenig- stens 24 Stunden vor dem Durehbruch der Menses abgenommen wurde und dieses mit der Zeit zusammenfiel, wo sehr bedeutende Ver~nde, rungen beim Kinde wahrzunehmen waren, ein viel gr613eres Steigen der Chlorziffer und aueh eine auffallend starke Abnahme des Mileh- zuekergehalts gefunden wurde, eine Abnahme, welche in den anderen F~llen jedenfalls nicht so spreehend ist, sogar in einem Fall gi~nz- lieh fehlt.

DaB in zwei Fi~llen, wo wiihrend der Siiugeperiode eine neue Gravi: dit~t hervortrat , und anch dies mit StSrungen beim Kinde zusammen- ging, eine nieht groBe, aber doch deutliche Zunahme des Chlorgehalts und eine, sei es auch geringe, Abnahme des Milehzuckergehalts fes$- gestellt werden konnte.

DaB in einem Fall, wo die Milch am Ende der Lactationsperiode unters~mht worden ist, das erstemal, naehdem die Mutter 48 Stunden nieht gesi~ugt hatte, und sich sehr wenig Milch ausdrtieken lieB, obwohl yon Stauung, niehts zu bemerken war, die Ver~nderungen sehr bedeutend waren, und zwar in demselben Sinne, n~tmlieh Zunahme der Chlor-und Abnahme der Milchzuekerziffer.

DaB eine andere Probe, yon derselben Frau abgenommen, jedoch 24 Stunden spiite~, naehdem in der Zwischenzeit, um alle Stauung auszusehlieBen, die Briiste wiede rho l t en t l ee r t worden waren, noch

s ~ r k e r e Ver~nderungen im gleichen Sinne gab. SchlieBlieh, dai] in einem Fall, wo plStzlich eine sehr starke Stauung

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Anormale Zusammensetzung der Frauemnilch. 175

auftrat, keine einzige Abweichung yon der Norm in der Zusammen- setzung der Milch wahrzunehmen war.

DaB in allen diesen Fallen das Quantum der Milch, welehe ab- geschieden wurde, geringer war als normal . . . . .

Da, wo die Sekret ionsehr stark abnahln, kam auch die gelbe Farbe des Colostrums zum Vorschein.

Wenn wir dem n0ch zufiigen, dal~ in allen genannten Fallen a u c h Colostrumk6rperehen in der Milch gefunden werden konnten, so ist kS deutlich, dal~ in allen den Fallen, wo die Menstruation der saugenden Mutter St6rungen beim Kinde hervomfft , in allen Fallen erneuter Graviditat, die gleichfalls zusammengeht nfit Veranderungen im Zu- stande des Kindes u n d da, wo am Ende der Laetationsperiode, die Milchsekretion bedeutend abnimmt, Verandernngen in der Zusammen- setzung der Milch auftreten, die in vielen Hinsichten mit den sehon seit geraumer Zeit bei der eolostralen Milch wahrgenommenen Ver- ~nderungen fibereinstimmen.

DaB in allen den genannten Fallen ColostrmnkSrperehen in der Milch gefunden werden, war sehon bekannt, und wurde nach der Theorie von C z e r n y fiber das Entstehen und das Dasein der Colostrumk6rper- chert als Folge der Stauung erklart. Diese Theorie besagt bekanntlieh, dab ColostrumkSrperehen tiberall da auftreten, wo Stauung, Sekretion und Resorption zu gleicher Zeit stattfinden. Die Colostrumk6rperchen selbst mfissen nach C z e r n y als mit Fet t beladene Leukoeyten auf- gefaSt werden. Wir aber haben, wie P o p p e r , C. de L a n g e u . a., in den Colostrumk6rperehen keine Leukoeyten sehen k6nnen, son- dern nut mit Fe t t beladene Epithelzellen. Auch von Stauung haben wit in diesen Fallen keine Zeiehen linden k6nnen, wahrend i n einem Fall mit entsehieden starker Stauung yon Veranderung keine Spur war.

Wit meinen deshalb, alle diese Veranderungen in einem und dem- selben Sinne erklarcn zu kSnnen, woraus auch deutlieh wird, dall die St6rung am h~ufigsten in den Fallen wahrgenommen wird, wo die Milchsekretion yon Anfang an nicht so ganz kraftig gewesen ist. Namlieh, daI~ in allen diesen Fallen eine verringerte Funktion des Epithels der Brustdriisen besteht, welche nicht nur aus einer Sekretionsabnahme zu erschliegen ist, sondern auch aus dem UnvermSgen der Zelle, aus der sic umspiilenden Lymphe eine Fliissigkeit abzuscheiden, die in der Zusammensetzung den Milchmolken gleichkommt.