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Anwendung glyphosathaltiger Herbizide Sachstand und Hintergründe BfR-Symposium, Berlin, 20. Januar 2014 apl. Prof. Dr. Peter Zwerger Dr. Lena Ulber, Dr. Henning Nordmeyer Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland Dr. Jürgen Schwarz Institut für Strategien und Folgenabschätzung www.jki.bund.de

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1 Zwerger Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland

Anwendung glyphosathaltiger Herbizide –

Sachstand und Hintergründe BfR-Symposium, Berlin, 20. Januar 2014

apl. Prof. Dr. Peter Zwerger

Dr. Lena Ulber, Dr. Henning Nordmeyer

Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland

Dr. Jürgen Schwarz

Institut für Strategien und Folgenabschätzung

www.jki.bund.de

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Gliederung

• Wirkungsweise und Wirkungsspektrum

• Anwendungsumfang und Anwendungen

- Ackerbau

- auf der Stoppel

- vor der Saat

- zur Bekämpfung von herbizidresistenten Ungräsern

- zu Mulchsaaten

- vor der Ernte

- Grünland: Grünlanderneuerung

• Auftreten Glyphosat-resistenter Unkraut-Biotypen

• Zusammenfassung

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• Glyphosat ist der einzige bekannte

Herbizidwirkstoff, der effektiv die EPSP

Synthase blockiert;

• EPSP Synthase ist nur in Pflanzen, Pilzen

und Bakterien vorhanden.

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Hemmung der Biosynthese aromatischer Aminosäuren Glyphosat hemmt die EPSP-Synthase (mono-site-inhibitor)

Phosphenolpyruvat (PEP) Erythrose-4-phophat (E-4-P)

O

HOOC

OH

OH

COOH

OH

COOH

OH

OHPhosphat-O

+Phosphat-O

COOH

CH2

COOH

OH

OPhosphat-O COOH

CH2

- Phosphat

5-EPSPS

PhenylalaninTyrosinTryptophan

Eingriffsort von

Glyphosat

Glyphosat bindet und blockiert dadurch die Aktivität des Enzyms

5-enolpyruvylshikimate-3-phosphate synthase (EPSPS)

EPSP Synthase

Shikimate-3-phosphate Phoshoenolpyruvate 5-enolpyruvyl-3-shikimate phosphate

(S3P) (PEP) (EPSP)

Eingriffsort von

Glyphosat

Phenylalanin

Thyrosin

Tryptophan

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Grundprinzipien der Glyphosatwirkung

• Aufnahme über Blätter/Stängel (über nicht verholztes, lebendes

Pflanzengewebe) („grüne Pflanze“)

• Systemisch: Wirkstoff verteilt sich in der ganzen Pflanze, einschließlich

der Wurzeln/Rhizome

• Abbau in der Pflanze spielt in den meisten Arten eine untergeordnete

Rolle

• Symptome zunächst nur an den jüngsten Blättern

• Vollständiges Verwelken der empfindlichen Pflanzen

• Wirkgeschwindigkeit ist abhängig von der Stoffwechselintensität und

Witterung

• Nicht-selektiver herbizider Wirkstoff (selektiv bei Roundup-Ready-

Kulturen)

• Aufnahme über den Boden vernachlässigbar

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Anwendungsumfang (Steinmann et al. 2012*: Befragung von 896 Landwirten)

Vo

ren

rte

• Ackerbau: 39,4 % der Ackerfläche

- Stoppel-Anwendungen 68,1 %

- Vorsaat-Anwendungen 20,7 %

- Vorernte-Anwendungen 11,2 %

* Crop Protection 42 (2012) 164 -169

Sto

pp

el

Vo

rsa

at

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7 Zwerger Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland

Verfügbarkeit von Glyphosat => geringere Eingriffsintensitäten

Pflugverzicht => Entwicklung bodenschonender Produktionsverfahren

mit reduzierter Bodenbearbeitung (konservierende BB,

Minimal-BB, Direktsaat)

=> Verminderung der Bodenerosion, Erhöhung der

Tragfähigkeit, Erhalt der Bodenstruktur, …

Glyphosat und Bodenbearbeitung

Steinmann – DLG-Wintertagung 2013-01-16:

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8 Zwerger Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland

Vorsaat-Anwendungen

Vorsaat

• reduzierte Formen der Grundboden-

bearbeitung bedingen das Beseitigen

von unerwünschtem Aufwuchs

- „Ackerhygiene” („Grüne Brücke“)

- Bearbeitbarkeit der Fläche

• zur Bekämpfung von herbizidresistenten

Ungräsern (Alopecurus myosuroides,

Apera spica-venti, ...), die mit selektiven

Herbiziden in den Folgekulturen nicht

mehr ausreichend bekämpft werden

können

(unabhängig von der Bodenbearbeitung)

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Vorsaat-Anwendungen – Mulchsaaten: Zuckerrübe, Mais

Vorsaat

• Gezielte Begrünung im Herbst

=> Verminderung der Bodenerosion,

Erhalt der Bodenstruktur,

Verminderung des N-Austrags,

…,

2014-01-13 Immensen

2014-01-13 Immensen

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Vorernte-Anwendungen: Bekämpfung der Spätverunkrautung und Sikkation

Vorernte

Getreide

• ausgenommen Saat- und Braugetreide

• ab BBCH 89 (Vollreife)

• Kornfeuchte < 25 %

• nur Lagergetreide (bei Sikkation)

• bis 7 Tage vor der Ernte

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Vorernte-Anwendungen: Bekämpfung der Spätverunkrautung und Sikkation

Vorernte

Raps, Senf-Arten, Brassica-Arten

Futtererbse, Ackerbohnen

Öllein

(ausgenommen Saatguterzeugung)

• ab BBCH 85 (50 % der Schoten/

Hülsen reif)

• bis 7 bis 14 Tage vor der Ernte

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• Wiesen und Weiden

• zur Unkrautbekämpfung (insbesondere

ausdauernde Arten)

• während der Vegetationsperiode,

5 bis 7 Tage vor der Saat

• mit Umbruch oder umbruchlos

Grünland: Grünlanderneuerung

3,3 % der Grünlandfläche wird mit Glyphosat behandelt (Steinmann et al. 2012)

Bekämpfungserfolg (% zur

unbehandelten Kontrolle)

kg Glyphosat / ha

1,44 1,80

Kleiner Sauerampfer

Rumex acetosella 100

Krauser Ampfer

Rumex crispus 58

Wiesen-Sauerampfer

Rumex acetosa 40 66

Gewöhnlicher Löwenzahn

Taraxacum officinale 62 51

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Anzahl resistenter Unkrautarten für einzelne Herbizide (Auszug)

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14 Zwerger Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland

Zusammenfassung - Glyphosat

• Glyphosat besitzt einen einzigartigen Wirkmechanismus.

• Das breite Wirkungsspektrum gegen einjährige und ausdauernde Arten sowie

die fehlende Aufnahme über den Boden erlauben einen sehr breiten Einsatz in

der Landwirtschaft.

• Im Ackerbau ist Glyphosat ein wichtiges Instrument für die reduzierte

Bodenbearbeitung.

• Bei suboptimalen Abreifebedingungen kann Glyphosat zur Bekämpfung der

Spätverunkrautung und Sikkation eingesetzt werden, damit die

Mähdruscheignung erreicht wird.

• Auf Wiesen und Weiden ermöglicht Glyphosat die Bekämpfung einzelner

ausdauernden Unkrautpflanzen sowie das Erneuern stark verunkrauteter

Grünlandflächen.

• Weltweit wurden bisher 25 Glyphosat-resistente Unkrautarten nachgewiesen;

in Europa sind es bisher 5 Arten; in Deutschland noch keine Funde.