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566 Zuschriften. [ Die Natur- [wissenschaften Zuschriften. Der Heransgeber bittet, I. im Mannskript der Zusehri]ten oder in einem Begleitschreiben die Notwendigkeit ether raschen Ver6ffentlichung an dieser Stelte zu begrignden, 2. die Mitteilungen auf einen Umfang yon hSehstens ether Druckspalte zu beschr~nken. Bet li~ngeren Mitteilungen mug der Verfasser mit Ablehnung oder mit VerOffentlichung nach 1Angerer Zeit rectinen. Fiir die Zuschriften halt slch der Herausgeber nicht fiir verantwortlich. Atmung der roten BlutkSrperchen, hervorgerufen durch atmungserregende Substanzen. Die kernlosen roten Blutk6rperchen der Wirbel- tiere atmen praktisch nicht -- wenn Atmung definiert wird als Verbrauch yon molekularem Sanerstoff zur Oxydation yon organischen N~hrstoffen. t31utk6rper- ehen verwandeln Zucker in Milchs~.nre, ein ProzeB, der eine intramolekulare Umlagerung des Zuckers ohne Verbrauch eines Oxydationsmittels ist. Vor einiger Zeit haben HARROP und BARRONZ gezeigt, dab Btutk6rperehen durch Methytenblan nnd verwandte Farbstoffe zum Atmen veranlaBt werden. M]~YERHOF ~ hatte schon besehrieben, dab z.B. e~hitzte Extrakte yon mit Aceton vorbehandelten tIefezeIlen durch Methylenbtau zum Verbrauch yon Sauerstoff veranlaBt werden. In diesen und ~hnlichen F~llen ist aber das zum ,,Atmen" veranlagte Objekt einder Struktur v61Iig beranbtes Derivat yon Zellen. Unbeschgdigte Zellen werden dutch Methylenblau in ihrer Atmung nicht gef6i-dert. Zu dieser Feststellung mug man abet jetzt hinzuffigen: mit Ansnahme solcher Zellen, welehe schon im natfirIichen Zustand und unter physiologischen Bedingungen schlecht oder nieht atmen, tBei solchen Zellen wird die Atmung durch Methylenblau wesent- lich gef6rdert. Anger far BlntkOrperehen zeigte ngmlich BARRON 8 auch flit nnbefruchtete Echinodermeneier, dab sie in ihrer Atmung d{~rch Methylenblau wesentlich gef6rdert werden. Diese Eier haben im unbefruchteten Zustande eine sehr geringe Atmung. O. WARBIJRG ~ zeigte vor langer Zeit, dab diese Atmnng mit dem Moment der Befruchtung pl6tzlich um ein Vielfaehes erh6ht wird. Au/3er dutch Befruchtnng Mann man diese Erh6hnng der Atmung also aueh durch Methylenblau oder ver- wandte Farbstoffe hervorrufen. Die Wirkung des Methylenblau ist die eines Xataly- sators. Der Farbstoff wird yon der Zelle schneller reduziert als melokuIarer Sauerstoff, und der reduzierte Farbstoff wird durch Sauerstoff wieder oxydiert. Das Methylenblan mug also im stationgren Znstand des Atmungsversuchs teilweise im reduzierten Znstand vor- handen seth. Die Menge des reduzierten Farbstoffs ist aber im Vergleich mit dem oxydierten Farbstoif so klein, dab man keine Abnahme der F~rbnng bemerken kann. Die Wirkung des Methylenblau ist an sich ohne physiologische Bedeutung. Die Sache gewinnt aber sofort eine solche Bedentung, indem es uns gelungen ist, ein dem Methylenblau analog wirkendes Agens in vielen Organen naehzuweisen. W~sserige Extrakte aus ver- schiedenen Organen bringen t3Intk6rperchen zur At- mnng, nnd zwar in abnehmendem Mage in folgender Reihenfolge: Leber, Niere, Milz, Hoden, Lymphdrfisen. Wenig oder manchmal gar nicht w~rksam ist Muskel, Gehirn, Blutserum. Eine Isotiernng des wirksamen G. A. I-IARRO1 ~ u. E. S. G. BARRON, J, of exper. Med. 48 , 207 (I928). O. MEYERHOF, Arch. f. Physiol. 169, 87 (1917) ; xTo, 367 (1918). E. S. G. BARROVr, J. of hi01. Chem. 8I, 445 (1929). O. \¥ARBURG, Hoppe-Seylers Z. 57, I (19o8). Prinzips ist bisher nicht gelungen. Es unterscheidet sich yon WA~BIJR~S Atmungsferment durch seine v6Ilige Unempfindliehkeit gegen Kohlenoxyd. Die Atmnng der Blutk6rperchen unter der Wirkung yon Methylenblau oder yon Leberextrakt ist in 99 % CO + 1% Oe genau so grof3 wie in Luft. Die Anwesenheit yon Zucker ist ffir diese Atmung unbedingt erforder- lich. Es ist m6glich, dab ein vor l~tngerer Zeit yon ]3ATTELLI u n d STEI~N ~ besehriebenes Experiment in naher Beziehnng zu nnserem Befund steht. Diese fanden, dab die yon ihnen sog. akzessorische Atmung, z. B. yon Lebergewebe oder Extrakten aus solchem, durch Zugabe yon ]31utk6rperchen deutIich, wenn auch nicht bedeutend, vermehrt wird. Eine wesentliche Abweichnng ist allerdings, dab diese Autoren keinen Unterschied fanden, ob sie intakte oder hXmolysierte 131utk6rperchen anwendeten, w~hrend nnser Befund nur mit intakten Btutk6rperchen erhalten werden kann. Zwei Versuchsbeispiele mit Bianinchenerythroeyten : Medium : RingerI6snng + o, 18 % GIykose. Sauerstoffverbraueh der Blutk6rperehen, gewonnen aus 2 ccm ]31ut, ifi I cram pro Stunde: a) bei ~3 ° b) bei 37 ° Rote Blutk6rperchen allein . . . 6 7 Leberextrakt allein ....... 2 9 I31ntk6rperchen + Methylenblau . 35 35 Blutk6rperchen + Leberextrakt . 2o 61 New York, Rockefeller Institut f~r Medical Research, den 3 o. April 193o, L. MICI~A~LIS. X. SALOMON. Wirkung des Organisators auf verschieden alte pr~isumptive Epidermis. Durch die Arbelten SPX~tA~NS und seiner Mitarbei- ter ist bekannt, dab bestimmte Gebiete des Amphibien- keims die F~hlgkeit besitzen, eine Medullarplatte in der pr~sumptiven Bauchepidermis der jungen Gastrula zu indnzieren. Andererseits weiB man aus Unter- suchungen der gteichen SchuIe, dag die Potenzen des Ektoderms w&hrend der Gastrnlation eingeschrankt werden (SPElvIANN 1918, ~IANGOLD 1923, MARX 1925, LEtIMANI~ 1928 nnd 1929). Es l~13t sich dementspre- chend beoba.ch*eid, dab aueh die Reaktionsf~higkeit der pr~snmptiven Epidermis auf den Induktionsreiz organi- satorischen Materials im Laufe der Entwicklnng framer mehr abnimmt nnd sehlieglich aufh6rt (MANGOLD 1929). Auf Anregnng yon I-Ierrn Prof. SPE~AI~N unterzog ich die Frage nach der "Wirkung des Organisators auf die presumptive Epidermis verschieden alter Urodelen- keime einer n~heren Analyse. Die Untersuchung wurde in ether gr6Beren Anzahl einheitlich angelegter Experimente an Triton taeniatus und Amblystoma ausgeffihrt. Als Organisator dienten gleichgroge Stiicke der oberen Urmnndtippe j fingerer und ~tlterer Gastrnlae. Die Implantate wurden median unter die ]3anchepider- mis vorderer (213 n~her nntersuchte FMle) und hin- refer (56 nntersuchte F~lle) Keimregionen verschieden alter Larven -- junge Gastrula bis Sehwanzknospen- stadium -- gebracht. x BA:CTXLLIU. L. STERS", Biochem. Z. 21, 487 (I9o9).

Atmung der roten Blutkörperchen, hervorgerufen durch atmungserregende Substanzen

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566 Zuschriften. [ Die Natur- [wissenschaften

Zuschriften. Der Heransgeber bittet, I. im Mannskript der Zusehri]ten oder in einem Begleitschreiben die Notwendigkeit ether raschen Ver6ffentlichung an dieser Stelte zu begrignden, 2. die Mitteilungen auf einen Umfang yon hSehstens ether Druckspalte zu beschr~nken. Bet li~ngeren Mitteilungen mug der Verfasser mit Ablehnung oder mit

VerOffentlichung nach 1Angerer Zeit rectinen. Fiir die Zuschriften halt slch der Herausgeber nicht fiir verantwortlich.

A t m u n g der roten B l u t k S r p e r c h e n , h e r v o r g e r u f e n d u r c h a t m u n g s e r r e g e n d e S u b s t a n z e n .

Die kernlosen roten Blutk6rperchen der Wirbel- tiere atmen praktisch nicht -- wenn Atmung definiert wird als Verbrauch yon molekularem Sanerstoff zur Oxydation yon organischen N~hrstoffen. t31utk6rper- ehen verwandeln Zucker in Milchs~.nre, ein ProzeB, der eine intramolekulare Umlagerung des Zuckers ohne Verbrauch eines Oxydationsmittels ist. Vor einiger Zeit haben HARROP und BARRONZ gezeigt, dab Btutk6rperehen durch Methytenblan nnd verwandte Farbstoffe zum Atmen veranlaBt werden. M]~YERHOF ~ hat te schon besehrieben, dab z .B. e~hitzte Extrakte yon mit Aceton vorbehandelten tIefezeIlen durch Methylenbtau zum Verbrauch yon Sauerstoff veranlaBt werden. In diesen und ~hnlichen F~llen ist aber das zum , ,Atmen" veranlagte Objekt e i n d e r Struktur v61Iig beranbtes Derivat yon Zellen. Unbeschgdigte Zellen werden dutch Methylenblau in ihrer Atmung nicht gef6i-dert. Zu dieser Feststellung mug man abet jetzt hinzuffigen: mit Ansnahme solcher Zellen, welehe schon im natfirIichen Zustand und unter physiologischen Bedingungen schlecht oder nieht atmen, tBei solchen Zellen wird die Atmung durch Methylenblau wesent- lich gef6rdert.

Anger far BlntkOrperehen zeigte ngmlich BARRON 8 auch flit nnbefruchtete Echinodermeneier, dab sie in ihrer Atmung d{~rch Methylenblau wesentlich gef6rdert werden. Diese Eier haben im unbefruchteten Zustande eine sehr geringe Atmung. O. WARBIJRG ~ zeigte vor langer Zeit, dab diese Atmnng mit dem Moment der Befruchtung pl6tzlich um ein Vielfaehes erh6ht wird. Au/3er dutch Befruchtnng Mann man diese Erh6hnng der Atmung also aueh durch Methylenblau oder ver- wandte Farbstoffe hervorrufen.

Die Wirkung des Methylenblau ist die eines Xataly- sators. Der Farbstoff wird yon der Zelle schneller reduziert als melokuIarer Sauerstoff, und der reduzierte Farbstoff wird durch Sauerstoff wieder oxydiert. Das Methylenblan mug also im stationgren Znstand des Atmungsversuchs teilweise im reduzierten Znstand vor- handen seth. Die Menge des reduzierten Farbstoffs ist aber im Vergleich mit dem oxydierten Farbstoif so klein, dab man keine Abnahme der F~rbnng bemerken kann.

Die Wirkung des Methylenblau ist an sich ohne physiologische Bedeutung. Die Sache gewinnt aber sofort eine solche Bedentung, indem es uns gelungen ist, ein dem Methylenblau analog wirkendes Agens in vielen Organen naehzuweisen. W~sserige Extrakte aus ver- schiedenen Organen bringen t3Intk6rperchen zur At- mnng, nnd zwar in abnehmendem Mage in folgender Reihenfolge: Leber, Niere, Milz, Hoden, Lymphdrfisen. Wenig oder manchmal gar nicht w~rksam ist Muskel, Gehirn, Blutserum. Eine Isotiernng des wirksamen

G. A. I-IARRO1 ~ u. E. S. G. BARRON, J, of exper. Med. 48 , 207 (I928).

O. MEYERHOF, Arch. f. Physiol. 169, 87 (1917) ; xTo, 367 (1918).

E. S. G. BARROVr, J. of hi01. Chem. 8I, 445 (1929). O. \¥ARBURG, Hoppe-Seylers Z. 57, I (19o8).

Prinzips ist bisher nicht gelungen. Es unterscheidet sich yon WA~BIJR~S Atmungsferment durch seine v6Ilige Unempfindliehkeit gegen Kohlenoxyd. Die Atmnng der Blutk6rperchen unter der Wirkung yon Methylenblau oder yon Leberextrakt ist in 99 % CO + 1% Oe genau so grof3 wie in Luft. Die Anwesenheit yon Zucker ist ffir diese Atmung unbedingt erforder- lich.

Es ist m6glich, dab ein vor l~tngerer Zeit yon ]3ATTELLI und STEI~N ~ besehriebenes Experiment in naher Beziehnng zu nnserem Befund steht. Diese fanden, dab die yon ihnen sog. akzessorische Atmung, z. B. yon Lebergewebe oder Extrakten aus solchem, durch Zugabe yon ]31utk6rperchen deutIich, wenn auch nicht bedeutend, vermehrt wird. Eine wesentliche Abweichnng ist allerdings, dab diese Autoren keinen Unterschied fanden, ob sie intakte oder hXmolysierte 131utk6rperchen anwendeten, w~hrend nnser Befund nur mit intakten Btutk6rperchen erhalten werden kann.

Zwei Versuchsbeispiele mit Bianinchenerythroeyten : Medium : RingerI6snng + o, 18 % GIykose.

Sauerstoffverbraueh der Blutk6rperehen, gewonnen aus 2 ccm ]31ut, ifi I cram pro Stunde:

a) bei ~3 ° b) bei 37 ° Rote Blutk6rperchen allein . . . 6 7 Leberextrakt allein . . . . . . . 2 9 I31ntk6rperchen + Methylenblau . 35 35 Blutk6rperchen + Leberextrakt . 2o 61

New York, Rockefeller Inst i tut f~r Medical Research, den 3 o. April 193o, L. MICI~A~LIS. X. SALOMON.

W i r k u n g des O r g a n i s a t o r s auf v e r s c h i e d e n a l te pr~isumptive E p i d e r m i s .

Durch die Arbelten SPX~tA~NS und seiner Mitarbei- ter ist bekannt, dab bestimmte Gebiete des Amphibien- keims die F~hlgkeit besitzen, eine Medullarplatte in der pr~sumptiven Bauchepidermis der jungen Gastrula zu indnzieren. Andererseits weiB man aus Unter- suchungen der gteichen SchuIe, dag die Potenzen des Ektoderms w&hrend der Gastrnlation eingeschrankt werden (SPElvIANN 1918, ~IANGOLD 1923, MARX 1925, LEtIMANI~ 1928 nnd 1929). Es l~13t sich dementspre- chend beoba.ch*eid, dab aueh die Reaktionsf~higkeit der pr~snmptiven Epidermis auf den Induktionsreiz organi- satorischen Materials im Laufe der Entwicklnng framer mehr abnimmt nnd sehlieglich aufh6rt (MANGOLD 1929).

Auf Anregnng yon I-Ierrn Prof. SPE~AI~N unterzog ich die Frage nach der "Wirkung des Organisators auf die presumptive Epidermis verschieden alter Urodelen- keime einer n~heren Analyse. Die Untersuchung wurde in ether gr6Beren Anzahl einheitlich angelegter Experimente an Triton taeniatus und Amblystoma ausgeffihrt. Als Organisator dienten gleichgroge Stiicke der oberen Urmnndtippe j fingerer und ~tlterer Gastrnlae. Die Implantate wurden median unter die ]3anchepider- mis vorderer (213 n~her nntersuchte FMle) und hin- refer (56 nntersuchte F~lle) Keimregionen verschieden alter Larven -- junge Gastrula bis Sehwanzknospen- stadium -- gebracht.

x BA:CTXLLI U. L. STERS", Biochem. Z. 21, 487 (I9o9).