9
Schaumburger Land Tourismusmarketing e.V. Schloßplatz 5 31675 Bückeburg Tel. 05722 890550 Fax 05722 890552 [email protected] www.schaumburgerland-tourismus.de Text: Ruth Brunngraber-Malottke Mit Unterstützung von Gefördert durch Stand März 2012 · Gestaltung: Formfürsorge, Hannover Eine Gewähr und Haftung für den Streckenverlauf, die Befahrbarkeit sowie die Qualität und Sicherheit des Weges als auch für die weiteren, in dieser Broschüre enthaltenen Informationen wird nicht übernommen. Änderungen und Irrtum bleiben vorbehalten. Auf den Spuren von Wilhelm Busch Radwandern Rundtour über 26,5 km im Schaumburger Land Wiedensahl Klanhorst Neuenknick Seelhorst Mittelbrink Wiedensahl

Auf den Spuren von Wilhelm Busch

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Radroute um den Geburtsort von Wilhelm Busch, 26,5 km

Citation preview

Page 1: Auf den Spuren von Wilhelm Busch

Stand April 07 · Gestaltung: formfuersorge, Hannover

Schaumburger LandTourismusmarketing e.V.Schloßplatz 531675 BückeburgTel. 05722 890550Fax 05722 890552info@schaumburgerland-tourismus.dewww.schaumburgerland-tourismus.de

Text:

Ruth Brunngraber-Malottke

Mit Unterstützung von

Gefördert durch

Stand März 2012 · Gestaltung: Formfürsorge, Hannover

Eine Gewähr und Haftung für den Streckenverlauf, die Befahrbarkeit sowie die Qualität und Sicherheit des Weges als auch für die weiteren, in dieser Broschüre enthaltenen Informationen wird nicht übernommen. Änderungen und Irrtum bleiben vorbehalten.

Auf den Spuren vonWilhelm Busch

Radwandern

Rundtour über 26,5 km

im Schaumburger Land

WiedensahlKlanhorstNeuenknickSeelhorstMittelbrinkWiedensahl

Page 2: Auf den Spuren von Wilhelm Busch

110 m

100 m

90 m

80 m

70 m

60 m

50 m

40 m

30 m

110 m

100 m

90 m

80 m

70 m

60 m

50 m

40 m

30 m

Der Routenverlauf

Wir starten am Wilhelm-Busch-Geburtshaus in Wiedensahl. Wenn wir in der Dorfmitte sind, biegenwir links ab und verlassen den Ort nach Westen.Durch die Felder erreichen wir Klanhorst. Weiter gehtes durch einzelne Waldabschnitte in Richtung Quinheide. Nächstes Ziel ist Neuenknick. Von hierführt uns der Weg wieder nach Osten, vorbei amFindlingswald in den Ortsteil Seelhorst. Kurz vor Wiedensahl halten wir uns nochmals links in Richtung Wiedensahler Genossenschaftsforst. Von dort wechseln wir in den Schaumburger Waldund nähern uns über das Forsthaus Natenhöhe derWaldsiedlung Mittelbrink. Diesen Ort verlassen wirüber den Landwehrwall und radeln, aus Osten kommend, nach Wiedensahl. Hinter den Höfen ent-lang, am ›Sahl‹ vorbei, erreichen wir den Pfarrhof.Hier endet die Tour.

Wiedensahl

Klanhorst

Neuenknick

Seelhorst

Mittelbrink

Wiedensahl

1

2

3

4

5

6

4,5 km

Bahn:

ÖPNV:

Neuenknick Seelhorst

3 4

Bahnverbindungen | ÖPNV

Fahrplanauskünfte unter Tel. 0180 5996633 oder0800 1507090. DB-Radfahrer-Hotline:01805 151415Wiedensahl hat keinen direkten Anschluss an dieDeutsche Bahn. Die nächsten Bahnhöfe:Bahnhof StadthagenStrecke Minden—HannoverBahnhof Petershagen-LahdeStrecke Minden—NienburgMit dem Bus kann man Wiedensahl mit der Linie2121 der SVG erreichen. Auskünfte: 05721 703359Anrufbus Niedernwöhren e.V., Tel. 05721 935093,www.anrufbus-niedernwoehren.de (bis 8 Personen)

110 m

100 m

90 m

80 m

70 m

60 m

50 m

40 m

30 m

110 m

100 m

90 m

80 m

70 m

60 m

50 m

40 m

30 m

Der historische Hintergrund

Herzlich willkommen in Wiedensahl!

Am 15. April 1832 wurde der Maler, Autor und Bilder-geschichtenzeichner Wilhelm Busch in diesem Dorfgeboren, das zeitlebens für ihn von großer Bedeutungwar. Nur von einigen Reisen unterbrochen, verbrachteWilhelm Busch den größten Teil seines Lebens indieser reizvollen Region. Fast alle seiner berühmtenBildergeschichten sind hier ent stan den, aber auchzahlreiche Ölgemälde und Hand zeichnungen nachMotiven aus der Natur.

Wir laden Sie ein, auf Spurensuche zu gehen. Wirführen Sie zu den Orten rings um Wiedensahl, diefür den Maler und Zeichner Busch Motiv und Inspira-tion waren. Sie lernen dabei nicht nur die Wege ken-nen, auf denen er wanderte, sondern auch die Häu-ser, in denen er wohnte.

Der Vergleich zwischen Buschs Darstellungen undden heutigen Ansichten zeigt die großen Verände-rungen ebenso wie das, was sich über die Zeitenerhalten hat. Wir wünschen Ihnen viel Freude undviele interessante Entdeckungen auf den Spuren vonWilhelm Busch.

Strecke:

Länge:Beschaffenheit:

Ausschilderung:

Wiedensahl—Klanhorst—Neuenknick—Seelhorst—Mittelbrink—WiedensahlRundtour über 26,5 kmüberwiegend Waldwege sowie Nebenstraßen mitwenig Autoverkehrja, in eine Richtung

Tourendaten

3 km 7 km

Wiedensahl

Klanhorst

1

2

Page 3: Auf den Spuren von Wilhelm Busch

Station 1Um das Jahr 1866 schuf Wilhelm Busch mehrere Dar-stellungen von Haus Dörgeloh, jenem alten Hof, dersich damals schräg gegenüber von seinem Eltern-haus befand. Aus dem Kreis dieser Arbeiten ist dasGemälde ›Haus Dörgeloh‹ in zweifacher Hinsichtinteressant. Während es einerseits als überzeugen-des Beispiel für Buschs zunehmend gelösten maleri-schen Stil ab Mitte der sechziger Jahre des 19. Jahr-hunderts gilt, repräsentiert es auf der anderen Seiteein bemerkenswertes Zeugnis für das oftmals rechtunkonventionelle Vorgehen des Wiedensahler Meisters. So malte er dieses Bild, das die Blickrich-tung aus seinem Fenster im neuen Elternhaus wieder -gibt, nicht auf einen herkömmlichen Malgrund, son-dern direkt auf den Lehmputz seines Zimmers. ErstJahrzehnte später wurde es bei Renovierungsarbei-ten unter einer alten Tapete wieder entdeckt.

Neben seiner künstlerischen Qualität gewährt dieDarstellung von ›Haus Dörgeloh‹ auch Einblicke indie alte Struktur des Dorfes. So lagen die einzelnenHöfe früher deutlich weiter entfernt von der Dorf-straße als heute. ›Haus Dörgeloh‹ existiert heutenicht mehr. Es fiel 1934 einem Brand zum Opfer.

Wilhelm Busch(1832–1908)

Haus DörgelohWiedensahl Nr. 20,

um 1866 Öl aufLehmputz/Pappe

32,6 x 40 cmWilhelm-Busch-

Museum Hannover

110 m

100 m

90 m

80 m

70 m

60 m

50 m

40 m

30 m

8 km 3 km

Gastronomie

Busch-KellerHauptstraße 6831719 WiedensahlTel. 05726 488

Bolten’s DeeleHauptstr. 7931719 WiedensahlTel. 05726 1481

Dörp Kaffee WiedensahlHauptstr. 9331719 Wiedensahl, Tel.05726 383

Gasthaus RonnenbergHauptstraße 10631719 WiedensahlTel. 05726 426

Lindenauer KrugLindenauer Str. 6332469 Petershagen/OT NeuenknickTel. 05705 605

Gasthaus MittelbrinkMittelbrink 431712 NiedernwöhrenTel. 05726 474

Tret-LagerSachsenh.-NienbrüggeTel. 05725 7738

Radtechnik LindemeierNienstädtTel. 05724 4222

Zweirad CenterStadthagenTel. 05721 9388938

Radladen StädingStadthagenTel. 05721 1882

PedaloMeerbeckTel. 05721 32318

Karl Heinz FaulHelpsenTel. 05724 8309

Wilhelm-Busch-GeburtshausTel. 05726 388www.wilhelm-busch-geburtshaus.de

Museum im Alten PfarrhausTel. 05726 774www.heimatbund-wiedensahl.de

ZollstockmuseumTel. 05726 727

Service/Verleih

Museen

Mittelbrink Wiedensahl

5 6

Page 4: Auf den Spuren von Wilhelm Busch

Station 3Im lieben, alten Wiedensahl,Aus dem guten, wohlbekannten HausDurch den Garten in's Feld hinaus.Ich sah den Wind in Wellen ziehnÜber die grünen Saaten hin.Ich ging gemach den schmalen SteigBis in die Wiesen blüthenreichUnd legte mich in's bunte Kraut,Da wo man zum Dorf hinüber schaut,Und sah grad wie in KindertagenAus den Bäumen die Kirche ragen, [...](aus einem im August 1872 geschriebenenBrief von Wilhelm Busch)

Einen stimmungsvoll vergleichbaren Blick auf Wie-densahl bietet Wilhelm Buschs wenige Jahre zuvorentstandenes Gemälde der Wiedensahler Ernteland-schaft. Auf einem niedrigen Feldhocker sitzend,gleichsam aus der Froschperspektive heraus, legteder Künstler diese Landschaftsdarstellung an.

Das Gemälde entstand an der niedrigsten Stelle inder Feldmark, zwischen den Anhöhen von Wieden-sahl und Raderhorst. Hier befindet sich ein moorigesGelände, auch Bruch genannt. In früherer Zeit wardiese Gegend nur schwer erreichbar und die Wegeunpassierbar. Heute wird hier die Rollbeeke, der Ent-wässerungsgraben der Wiedensahler Feldmark kurzvor der nordrhein-westfälischen Landesgrenze über-quert.

Wilhelm Busch(1832-1908)

WiedensahlerErntelandschaft,

1865/70Öl auf Pappe

19,8 x 30,5 cmPrivatbesitz

Station 2Im Jahr 1831 heiratete der Kaufmann Johann Frie-drich Wilhelm Busch, der Vater von Wilhelm Busch,in das Haus Nr. 89 in Wiedensahl ein. Nachdem erdas hierin bereits vorhandene kleine Geschäft in denfolgenden Jahren erfolgreich ausgebaut hatte, wurdedas Haus für die junge, wachsende Familie allmählichzu eng. Deshalb ließ er 1846/47 in direkter Nachbar-schaft ein neues Wohnhaus errichten. Im Gegensatz zu dem zuvor bewohnten alten Fach-werkbauernhaus mit seinem tief heruntergezogenenStrohdach zeichnete sich das neue Backsteingebäudedurch eine eher städtisch anmutende Architektur aus.Im Herbst 1847 übersiedelte die Familie in das neueHaus. Hier gab es nun ausreichend Platz für Wohn-und Schlafzimmer, einen geräumigen Kaufmanns -laden mit angrenzendem Kontor und mehrere Wirt-schaftsräume. Das alte Wohnhaus mit seinen Ställen,ländlichen Wirtschafts- und Lagerräumen blieb da-neben unverändert stehen und wurde fortan alsLagerstätte für größere Kaufmannsgüter genutzt.

Bei seinen Aufenthalten in Wiedensahl bewohnteWilhelm Busch im so genannten neuen Elternhauszwei im Südgiebel gelegene Zimmer. Hier schuf erviele bedeutende Arbeiten. In der um 1860/62 ange-legten Zeichnung hat der Künstler das neue Eltern-haus von der gegenüberliegenden Dorfstraßenseiteaus wiedergegeben.

Wilhelm Busch(1832–1908)

Das neue Eltern-haus, 1860/62

Bleistift aufPapier

72 x 118 mmPrivatbesitz

Page 5: Auf den Spuren von Wilhelm Busch

Station 5Als aufmerksamer Naturbeobachter hat sich WilhelmBusch in vielen seiner Zeichnungen und Gemäldeauch mit den im Schaumburger Land zahlreich vor-handenen Findlingssteinen künstlerisch auseinan-dergesetzt.

In der von ihm mit der Ortsbezeichnung Östring -husen versehenen Studie, liegt bildbeherrschend imLandschaftsvordergrund ein mächtiger Findling aufeiner sonnigen Wiese. Seine dem Betrachter zuge-wandte Seite ist ebenso wie die sich unmittelbardaran anschließende Grasnarbe mit kräftigen Strich-gruppen verschattet charakterisiert. Halb verdecktvon dem urzeitlichen Gesteinsblock breitet sich imHintergrund eine baumreiche, hügelige Landschaftaus.

Die kleinformatige Studie stammt aus dem Wieden-sahler Skizzenbuch, das der Künstler in den Jahren1855/57 während seiner Wanderungen und Spazier-gänge mit heimischen Impressionen füllte.

Der in der Zeichnung dargestellte Findlingsstein,der vormals als germanische Kultstätte gedient habensoll, wurde bereits zu Wilhelm Buschs Lebzeitengesprengt und im Straßenbau verarbeitet. An dieOrtsbezeichnung Östringhusen, die heute kaum nochbekannt ist, erinnert in der Ortschaft Neuenknick einStraßenname.

Wilhelm Busch(1832–1908)

Östringhusen,1855/57

Bleistift aufPapier

99 x 170 mmPrivatbesitz

Station 4 Beschränkt

Halt dein Rößlein nur im Zügel,Kommst ja doch nicht allzu weit.Hinter jedem neuen HügelDehnt sich die Unendlichkeit.

Nenne niemand dumm und säumig,Der das Nächste recht bedenkt.Ach, die Welt ist so geräumig,Und der Kopf ist so beschränkt!(aus: Zu guter Letzt, 1904)

Mit der ›Geräumigkeit der Welt‹ gegenüber der›Beschränktheit des Kopfes‹ hat sich Wilhelm Buschnicht nur in seinem dichterischen Werk häufigbeschäftigt, sondern auch in zahlreichen Arbeitenseines bildnerischen Schaffens. Immer wieder war esdie enorme Weite der heimatlichen Landschaft, dieer, auf einem niedrigen Feldhocker sitzend, in Unter-sicht zeichnerisch oder malerisch festgehalten hat.Ein besonders eindrucksvolles Zeugnis für diese vonihm künstlerisch angestrebte Wiedergabe der sichweit dehnenden Raumtiefe der norddeutschen Flach-landschaft bietet die Farbstiftzeichnung ›ZwischenRosenhagen und Quienhaide‹. Sie entstand in denJahren 1875/80 unweit von Wiedensahl.

Wilhelm Busch(1832–1908)

Zwischen Rosen-hagen und

Quienhaide,1875/80

Farbstifte überBleistift auf

Papier299 x 488 mm

Privatbesitz

Page 6: Auf den Spuren von Wilhelm Busch

Station 7Bei der Betrachtung von Wilhelm Buschs Gemälden,Zeichnungen nach der Natur, Bildergeschichten undschriftstellerischen Arbeiten fällt auf, dass sich derKünstler in zahlenmäßig vielen Werken mit demMotiv der Windmühle beschäftigt hat. Bei den beidenvon ihm ausschließlich dargestellten Windmühlenhandelt es sich um die einst im Osten von Wieden-sahl stehen de alte Bockmühle und die am süd lichenDorfrand gelegene neue Holländerwindmühle.In der Zeichnung Birkenallee zur Bockmühle amRand von Wiedensahl führt eine perspektivisch ver-kürzt wiedergegebene Birkenallee zum gestalteri-schen Bildzentrum. Neben dem Haus des Müllers isthier in der Ferne die Bockmühle in Seitenansichtnach rechts zu erkennen. Die kleine Landschafts-studie dürfte im Zeitraum 1875/80 entstanden sein.Für ihre Ausarbeitung wählte der Künstler einenknappen, flotten grafischen Duktus, der der Zeich-nung einen recht spontanen Charakter verleiht.

Die dargestellte Bockmühle wurde 1590 auf der(heute mit Bäumen bewachsenen) Anhöhe vor Wie-densahl erbaut und mit der Konzession des KlostersLoccum von Mühlenpächtern betrieben. Im Jahr 1751 wurde die Mühle in eine Erbenzinsmühle umge-wandelt und anschließend viele Jahre von einer Pächterfamilie geführt. Bis zur Errichtung der Hollän-derwindmühle Mitte des 19. Jahrhunderts wurde hier alles Korn aus Wiedensahl gemahlen. Die alteBockmühle wurde 1927/28 abgerissen.

Wilhelm Busch(1832–1908)

Birkenallee zurBockmühle am

Rand von Wieden-sahl, 1870/75

Bleistift auf Papier101 x 162 mmWilhelm-Busch-

Museum Hannover

Station 6Max und Moritz gar nicht träge,Sägen heimlich mit der Säge,Rizeratze! Voller Tücke,In die Brücke eine Lücke.(aus: Max und Moritz, 1865)

Die wohl berühmteste Brücke im Werk von WilhelmBusch befindet sich im dritten Streich von ›Max undMoritz‹. Anders aber als in der populären Bilderge-schichte, in der die Brücke für den geplagten Schnei-der Böck zu einem höchst unheilvollen Ort wird,geht von den Brücken in Buschs Gemälden und Hand-zeichnungen eine eindeutig positivere Stimmungaus. Dies zeigt sich neben anderen Beispielen auch an dem Ölbild Brücke über die Ils. Es entstand um1865 in der Nähe von Wiedensahl.

In der im Querformat angelegten Darstellung wirdder Blick des Betrachters von links vorne seitlich nachrechts über den Ilsbach hinweg auf die kleine Brückegelenkt. Eine dichte Baumreihe, die die gesamte Bild-breite einnimmt, beschließt die atmosphärischedichte Komposition am flachen Horizont.

Der über die Steinbrücke führende Kollweg ist dieälteste Wegverbindung von Wiedensahl in RichtungNorden. Nach dem Ausbau der heutigen Landstraßenach Loccum verlor er an Bedeutung. Eine besondereStellung hat der Kollweg aber noch in heutiger Zeit:Er markiert die Grenze zwischen der WiedensahlerFeldmark und dem westfälischen Bereich und somitauch die Landesgrenze zwischen Niedersachsen undNordrhein-Westfalen.

Wilhelm Busch(1832–1908)

Brücke über dieIls, um 1865

Öl auf Malpapiermit Leinwand-

struktur25,2 x 29,2 cm

Privatbesitz

Page 7: Auf den Spuren von Wilhelm Busch

Station 9Ich hab den Sommer her viel in Wald und Wiesen her-umgezeichnet, vermerkt Wilhelm Busch im August1878 in einem Brief an seinen Ebergötzener FreundErich Bachmann. Die während seiner Streifzügedurch die heimatliche Landschaft entstandenenNaturstudien bezeugen nicht nur seine grafischenFähigkeiten, sondern auch seine Eigenschaft als›Zeichner guter Stunden‹. So schuf er – vermutlichoft innerhalb nur weniger Stunden – umfangreicheFolgen verwandter Landschaftszeichnungen, indenen er die wechselnden Stimmungen der ihnumgebenden Natur optisch zur Anschauung brachte.

Der in der ersten Hälfte der 80er-Jahre des 19. Jahr-hunderts entstandene Blick über die Felder nach Wie-densahl gehört zu einer Reihe von Landschaftsstudien,in denen Wilhelm Busch seinen Geburtsort unterdem Eindruck sich rasch nähernder Regenwolken vonver schiedenen Standorten aus zeichnerisch festge-halten hat.

Wilhelm Busch besuchte hin und wieder den Försterin Natenhöhe. Auf seinem Weg dorthin benutzte ereinen Fußweg östlich des Dorfes durch den Wald.Hier bot sich ihm der Blick auf Wiedensahl, wie erihn auch in der Zeichnung wiedergegeben hat.Obwohl sich die Feldmark nach der Verkoppelungvollkommen geändert hat, ist das lang gestreckteDorf auch heute noch wie vor 130 Jahren zu sehen.

Wilhelm Busch(1832–1908)

Blick über dieFelder nach Wie-

densahl, 1880/85Bleistift auf Papier

199 x 317 mmWilhelm-Busch-

Museum Hannover

Station 8In der 1866 datierten Zeichnung gilt Wilhelm Buschskünstlerisches Interesse einmal nicht der weitenWiedensahler Flachlandschaft, sondern einem in ihrbefindlichen Detail. Im Mittelpunkt der Darstellungsteht die nahsichtige Wiedergabe der Naturbehau-sung eines Hirten. Die aus Flechtwerk errichteteHütte steht im Schutz einer alten Eiche. Ihr Eingangwird in der Mitte von einem dünnen, hellen Stammunterteilt. Dahinter lenken kräftige, dunkle Strich -lagen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf dasverschattete Innere der kleinen Zufluchtstätte. Gegenüber der grafisch konzentrierten Behandlungder Hütte schrumpft Buschs künstlerische Aufmerk-samkeit bei der Gestaltung der Waldbäume im Hin-tergrund merklich.

Der Wiedensahler Wald ist heute zum größten TeilGemeinschaftsbesitz und wird als Genossenschafts-forst bewirtschaftet. In den vergangenen Jahrhun-derten wurde in diesen Waldflächen auch Viehgehütet. Im Jahr 1748 erbaute man hier für die Unter- kunft eines Hirten ein kleines Haus und für das Vieheinen großen Stall. In weiter entfernten Waldflächenerrichteten sich die Hirten kleine Schutzhütten ausWeidenzweigen, ganz in der Art wie es die von Buschgezeichnete Hütte erkennen lässt.

Wilhelm Busch(1832–1908)

Die Zuflucht desWiedensahlerHirten, 1866

Bleistift auf Papier215 x 290 mmWilhelm-Busch-

Museum Hannover

Page 8: Auf den Spuren von Wilhelm Busch

Station 11Die sechs Jahre von 1872 bis 1878, die Wilhelm Buschim Pfarrhaus zu Wiedensahl wohnte, sind nur ein Bruch -teil der sechsundsechzig Jahre, in denen ihm Wieden-sahl überhaupt Heimat und Zuflucht war.[...] Dennochsind sie im Leben des damals Vierzig bis Sechsundvier-zigjährigen von eigener, unauswechselbarer Bedeutung:Jahre der Abklärung, unerlässlicher Entscheidungen,philosophischer und religiöser Selbstvergewisserung und(in seinem Metier) der Vollendung, fasst Kurt Kuschedie Bedeutung der Wiedensahler Pfarrhausjahre fürWilhelm Busch zusammen.

Im November 1872 war der Künstler aus dem nahegelegenen Elternhaus in die Familie seiner SchwesterFanny, ihrem Ehemann Pastor Nöldeke und derenKindern ins Wiedensahler Pfarrhaus übersiedelt. Erbewohnte hier bis zum März 1879 im Obergeschosszwei Zimmer, in denen er zahlreiche berühmte Werkegeschaffen hat. Bereits einige Jahre vor seinem Umzughat Wilhelm Busch den Pfarrhof in mehreren Gemäl-den dargestellt. So auch in dieser Ansicht des Gebäu-des, die er in den Jahren 1865/70 geschaffen hat.In früheren Jahrhunderten bedeutete die zur Pfarr-stelle gehörige Landwirtschaft die finanzielle Grund-lage der Pfarrer und ihrer Familien. Bis etwa 1860war das Vieh im vorderen Teil des Pfarrhauses unter-gebracht. Kurz vor der Wende ins 20. Jahrhundertbaute die Gemeinde diesen Bereich zum Gemeinde -saal um. Die Pastoren hatten mittlerweile die Land-wirtschaft aufgegeben. Heute befindet sich imersten Geschoss des Pfarrhauses das WiedensahlerHeimatmuseum.

Wilhelm Busch(1832–1908)Pfarrhof in

Wiedensahl,1865/70 Öl aufPapier/Pappe26,7 x 32,3 cmPrivatbesitz

Station 10Ich sitze so still weg in unserm Hüttchen; der grüneKachelofen ist schön warm; die Zigarette dampft. Ihrehübsche Photographie steht vor mir auf dem Tisch. Nurvor Dämmrung schlürfe ich ein Stündchen über das Feldund durch den Wald; heute wie Gestern und Morgen wie-der so. So lieb mir die Münchener Freunde sind – dasGewurl der Stadt, die Gesellschaften, Kneipereien, dasnächtliche Hocken, werden mir zuletzt immer peinlich.Rück ich dann wieder in mein gutes, einsames Wieden-sahl, so fühl ich: nur hier ist meine angestammte undangewöhnte Heimstätte, schrieb Wilhelm Busch imJanuar 1880 in einem Brief an Marie Hesse. Mit die-ser Schilderung brachte er die zentrale Rolle, die seinGeburtsort zeitlebens für ihn eingenommen hat, aufeine anschauliche Formel. An diesen Ort zog es ihn,der viel reiste, immer wieder zurück. Hier in derAbgeschiedenheit des Dorfes entstanden auch fastalle seine Werke. Dazu gehört auch jene Ansicht vonWiedensahl, deren Darstellung sich über die Breitevon zwei Skizzenbuchseiten erstreckt.

Wiedensahl wurde erstmals 1253 als ›widensole‹urkundlich erwähnt. Der Sahl, der sich auch heutenoch gegenüber der Kirche befindet, ist der Resteines kleinen Waldsees, an dessen Ufer einst ein altersächsischer Edelhof stand. Das Hagenhufendorf Wiedensahl wurde 1250 von den Schaumburger Grafen gegründet. Es ist in der Reihe der Schaum-burger Hagenhufendörfer das einzige doppelseitigbebaute Dorf.

Wilhelm Busch(1832–1908)Wiedensahl,

um 1872Bleistift auf Papier

218 x 295+ 236 mm

Wilhelm-Busch-Museum Hannover

Page 9: Auf den Spuren von Wilhelm Busch

1

6

5

2

3

4

5

6

7 8

9

4

3 11+1210

2 1

Fürstenroute

Pilgerweg Loccum

Volkenroda

Weserlandroute

Station 12Die Stille des Pfarrhauses tut mir wohl, vermerktWilhelm Busch 1874 in einem Brief an seine Frankfur-ter Freundin Johanna Kessler. Dass er sich hier aberauch schon in den Jahren vor seinem Einzug äußerstwohlgefühlt hat – Busch lebte von November 1872bis März 1879 im Wiedensahler Pfarrhaus – belegenzahlreiche Äußerungen in seinen Briefen sowie eineumfangreiche Gruppe von Arbeiten aus seinem male-rischen und zeichnerischen Werk.

Seit der Heirat seiner Schwester Fanny mit PastorNöldeke im Jahr 1859 war der Künstler häufiger Gastim Pfarrhaus. Die sich ihm hier bietende menschlichwarme und geistig anregende Atmosphäre wirktesich äußerst fruchtbar auf sein künstlerisches Schaf-fen aus.

Um 1860 beschäftigte sich Wilhelm Busch in mehre-ren Arbeiten mit der Diele des Wiedensahler Pfarr-hauses. Es gefällt mir aber auf dem Hausflur an derlangen Tafel neben den hölzernen Säulen recht gut,besonders wenn die Lampe angesteckt ist, ist in einemBrief von ihm aus dem Jahr 1876 zu lesen. Diese positive Empfindung klingt auch in dem um 1860 inwarmen Graubraun- und Ockertönen angelegtenGemälde der Pfarrhausdiele an.

Wilhelm Busch(1832–1908)

Diele in Wiedensahl,

um 1860 Öl aufPapier/Pappe.27,8 x 38,4 cmWilhelm-Busch-

Museum Hannover

Gastronomie

Legende

Rastplatz

ForsthausInfopoint

Windmühle