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208 t t . J . DENECKE: WeichteilverschlulL Auf osteoplastisehes Vorgehen wird wegea der Gefahr einer postoperativen Osteomyelitis b~sser verzichtet. 9. Die Aspiration wird je naeh Verlauf 1--3 Tage spiiter wiederholt. Bei bedrohliehem akutem tIirndruek sollte sofort (oder nach wenigen Stunden) mit dem Neurochirurgen beraten werden, ob man zus~tzlich drainiert oder exstirpiert. 10. Ffillt sieh der Abscel~ immer wieder, so ist trotz gutem Allgemein- befinden nach fiinf Aspirationen die Drainage auszuffihren oder die Ex- stirpation durch den Neurochirurgen zu veranlassen. Die eiazelnen Punktionen kSnnen bis zu 5 Wochen lang ausgefiihrt werden. Bei Klein- hirnabseessen sollte man im allgemeinen sehon bei der zweiten Aspiration und Vorliegen yon Eiter die Punktionsbehandlung aufgeben. 11. Ein yon uns noeh zu bestimmender Kollege holt allj/~hrlich die Abschrfften der Krankengesehiehten s/s Patienten mit Him- abseessen yon allen tIN0-Kliniken und groSen Abteflungen, die auch fiber einen Neuroehirurgen verffigen, ein u~d unterrichtet diese Kliniken fiber das Ergebnis seiner Umfrage. NatfirHch bleibt es den einzelnen Kliniken fiberlassen, welche Methoden sie anwenden wollen oder ob sit die Patienten prinzipie11 dem Neuroehirurgen iiberlassen. Ich sehe jedoeh keinen anderen Ausweg als den einer gemeinsehaftliehen Selbst- kontrolle zum Wohle der Patienten aber auch zur Aufwertung der 0tologie in dieser besonderen Situation, in der uns auch der Neuro- ehirurg nieht zu helfen vermag. 11. tI. J. DEN~,cI(E-Heidelberg: Ausheilung und plastische Wieder- herstellung nach Eingriffen wegen otogener und rhinogener endokranieller Komplikationen Naeh Ausheilung yon otogenen und rhiaogenen endokraniellen Kom- plikationen durch entspreehend ausgedehnte Eiagriffe kSnnen hoeh- gradige Entstellungen zurfiekbleiben. Die Patienten tragen dann oft die Bitte vor, die zurfiekgebliebenen Defek~e dureh plastisehe MaB- nahmen zu beheben. Derartige Naehoperationea bergen erhebliche Ge- fahren in sich, die den Operateur besonders am Ohr, wo die Ana~omie yon Sinus, Labyrinth, Facialis, Dura und Carotis dureh Narben ver- ~ndert sein kann, vor scuwierige Probleme stellea. Der die plastische Korrektur vornehmende Arzt sollte die otochirurgisehen Belange des- halb sieher beherrschen oder einen erfahrenen Otochirurgen zu l~ate ziehen, um lebensgef~hrliehe Komplikationen zu vermeiden. -- Es gibt allerdings Deformit~ten, die sieh kaum mehr beheben lassen. Wurden die Eingriffe re_it &usgedehnten Knochenresektionen bei endokraniellen

Ausheilung und plastische Wiederherstellung nach Eingriffen wegen otogener und rhinogener endokranieller Komplikationen

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208 tt .J. DENECKE:

WeichteilverschlulL Auf osteoplastisehes Vorgehen wird wegea der Gefahr einer postoperativen Osteomyelitis b~sser verzichtet.

9. Die Aspiration wird je naeh Verlauf 1--3 Tage spiiter wiederholt. Bei bedrohliehem akutem tIirndruek sollte sofort (oder nach wenigen Stunden) mit dem Neurochirurgen beraten werden, ob man zus~tzlich drainiert oder exstirpiert.

10. Ffillt sieh der Abscel~ immer wieder, so ist trotz gutem Allgemein- befinden nach fiinf Aspirationen die Drainage auszuffihren oder die Ex- stirpation durch den Neurochirurgen zu veranlassen. Die eiazelnen Punktionen kSnnen bis zu 5 Wochen lang ausgefiihrt werden. Bei Klein- hirnabseessen sollte man im allgemeinen sehon bei der zweiten Aspiration und Vorliegen yon Eiter die Punktionsbehandlung aufgeben.

11. Ein yon uns noeh zu bestimmender Kollege holt allj/~hrlich die Abschrfften der Krankengesehiehten s/s Patienten mit Him- abseessen yon allen tIN0-Kliniken und groSen Abteflungen, die auch fiber einen Neuroehirurgen verffigen, ein u~d unterrichtet diese Kliniken fiber das Ergebnis seiner Umfrage. NatfirHch bleibt es den einzelnen Kliniken fiberlassen, welche Methoden sie anwenden wollen oder ob sit die Patienten prinzipie11 dem Neuroehirurgen iiberlassen. Ich sehe jedoeh keinen anderen Ausweg als den einer gemeinsehaftliehen Selbst- kontrolle zum Wohle der Patienten aber auch zur Aufwertung der 0tologie in dieser besonderen Situation, in der uns auch der Neuro- ehirurg nieht zu helfen vermag.

11. tI. J. DEN~,cI(E-Heidelberg: Ausheilung und plastische Wieder- herstellung nach Eingriffen wegen otogener und rhinogener endokranieller Komplikationen

Naeh Ausheilung yon otogenen und rhiaogenen endokraniellen Kom- plikationen durch entspreehend ausgedehnte Eiagriffe kSnnen hoeh- gradige Entstellungen zurfiekbleiben. Die Patienten tragen dann oft die Bitte vor, die zurfiekgebliebenen Defek~e dureh plastisehe MaB- nahmen zu beheben. Derartige Naehoperationea bergen erhebliche Ge- fahren in sich, die den Operateur besonders am Ohr, wo die Ana~omie yon Sinus, Labyrinth, Facialis, Dura und Carotis dureh Narben ver- ~ndert sein kann, vor scuwierige Probleme stellea. Der die plastische Korrektur vornehmende Arzt sollte die otochirurgisehen Belange des- halb sieher beherrschen oder einen erfahrenen Otochirurgen zu l~ate ziehen, um lebensgef~hrliehe Komplikationen zu vermeiden. -- Es gibt allerdings Deformit~ten, die sieh kaum mehr beheben lassen. Wurden die Eingriffe re_it &usgedehnten Knochenresektionen bei endokraniellen

Ausheilung yon otogenen und rhinogenen endokraniellen Komplikationen 209

Komplikationen z. B. schon im Kleinkindalter durchgefiihrt, so k6rmen Waehstumssehs resultieren, die plastisch kaum zu korrigieren sind.

Schon die harmlos erseheinende StellungsstSrung des ~uBeren Ohres zum seitliehen Sch~delprofil naoh Unfs und Ohroperationen wegen Osteomyelitis und Meningitis, die eine ausgedetmte Resektion yon Felsenbeinanteflen nStig maehten, kann ein plastisehes Problem dar- stellen. I~aeh derartigen weitreichenden Knochenresektionen kann die Entstellung so hoehgradig sein, dab man die Ohrmusehel fiberhaupt rSeht sieht, wenn man den Patienten yon veto oder yon hinten betraehtet, weft sie vollst~ndig in der ResektionshShle verschwindet. Dies ist be- senders dann der Fall, weml der Eingriff sehon im Kleinkindalter vor- genommen wurde, weft darm eine muldenfSrmige Vertiefung im Bereieh des Ohres entsteht, ~hnlich wie man sie bei MiBbildungen beobaehten k&nl2.

Fiir das operative Vorgehen ist die sorgf~ltige Erhebung der Ana- mnese und des Befundes yon groBer Bedeutung, insbesondere sollte man sieh vor dem Eingriff dar~ber informieren, ob bei der Voroperation die Dura der mittleren oder hinteren Seh~delgrube, der Sinus oder der N. facialis freigelegt oder das Labyrinth angegangen wurden.

Sind sehon frfihere Versuohe zur Korrektur der Ohrmusehelstellung vorgenommen worden, oder ist die Mulde im Bereieh der seitliehen Sch~delwand recht tier, so reicht das retroaurieul/~re Hauptgebiet ffir die Plastik keinesfalls aus. Es muB dann ein Transpositionslappen veto Hals, ein Stiellappen yon Oberarm oder ein Rundstiellappen verwendet werden. Bei tiefen Mulden ist zu bedenken, dab zu ihrer Auff~illung sehr viel Fe t t zur Verfiigung stehen muB, lind der Lappen auch uater Be- riicksichtigtmg der Schrumpfungsneigung des Fettgewebes sehr fettreich auszubilden.

Bevor die Einhefltmg yon Haut und Fe t t vorgenommen wird, muB das Wundbet t sorgf~ltig vorbereitet werden. Soweit es sieh um den Zustand naeh Antrotomie handelt, wird der Hautselmitt in die patho- logiseh verlagerte Umsehagsfalte der Ohrmusehel gelegt und das ~uBere Ohr yon seiner narbigen Fixation am Sch~del gelSst. Dabei ist es not- wendig, auf eventuelle Knochendefekte zu achten, damit keine Ver- letzungen yon Dura, Sinus oder Faeialis zustande kommen. Die Ab- 16sung der Ohrmusehel oberhalb und unterhalb des GehSrganges mut] unter Erhaltung der ern~hrenden Basis mSglichst weir nach ve to er- folgen, bis sie bequem in einer iiberkorrigierten Stellung verbleibt, da der Narbenzug das Ohr sps wieder etwas in den Seh~del hiaeinzieht. Im Bereich des Geh6rgangs wird die Spannu~g durch narbentrennende Ineisionen gelSst und der GehSrgang r~ach MSgliehkeit dadurch ver- l~ngert. Gelingt die Verl~ngerung auf diese Weise nieht ausreiehend, so kann man dazu auoh Haut yon der Hinterwand der 0hrmusehel

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benutzen, die in Form eines Insellappens transplantiert wird. Vernarbte atrophische Haut im Bereich des fehlenden Warzenfortsatzes ist besser zu entfernen, damit glatte Wundverhi~ltnisse entstehen.

Wird der Eingriff nach einer Radikaloperation vorgenommen, dann ist es notwendig, den gesamten die RadikalhShle auskleidenden t taut- sehlauch bei der Mobilisation mit nach vorn zu wi~lzen mud den dahinter entstehenden Itohlraum durch mittransplantierbes Fe t t reiehlich auf- zuffillen. Welm man groBe RadikalhShlen nicht auf diese Weise ver- kleiner~, entstehen bei der postoperativen ~Jberwachung leicht Schwie- rigkelten.

Liegt zusgtzlieh eine retroaurieulgre Fistel vor, dann sind die Ri~nder der Fistel so zu nmschneiden und zu mobilisieren, dal~ die Ohrmuschel bequem nach auBen und vorn luxiert werden karm. Danach wird die Fistel sorgfifltig dureh versenkte Catgutni~hte zum GehSrgang ver- schlossen. - - Ist die retroaurieuli~re ttaargrenze durch frfihere Eingriffe odor als Unfallfolge zu stark nach vorn verlager~, so ist sie wieder in die richtige Situation zu bringen oder entsprechend zu resezieren.

Es ist eine selbstvers~i~ndliche Voraussetzung, dab Mittelohrprozesse, die in der l~olge yon frfiheren Operationen oder yon Unfgllen zuriick- geblieben und noch nicht restlos ausgeheflt sind, vor dem plastischen Eingriff naeh den otoehirurgischen Grunds&tzen versorgt werden miissen. Trfimmersplitter nach UnfaUeinwirkm~g sind natfirlich zu ent- fernen, damit sie keinen AnlaI~ zu langwieriger Fistelbildung geben. Erst wenn die Wundverhgltnisse regelreeht herausgearbeitet sind, kann die Deekung vollzogen wer4en.

Bedient man sieh dabei eines Transpositionslappens yore Hals, so wird der Hautschnit t fiber dem M. sternocleidomastoideus naeh ab- w~rts verl~ngert uad ein t taut lappen umschnlt~en, der dem Wund- defekt entspricht uncl die Drehung seines distalen Endes zum oberen Wundrand bequem zulgBt. Mit dem Hautlappen werden mSglichst groBe Mengen subcutanen Fettgewebes yon der Gefg]~sehneide bzw. aus der Submandibularloge entnommen, die in die Seh~delmulde eingeleg~ werden. Ist die muldenfSrmige Vertiefung fin Bereieh yon Schlgfenbein- schuppe und Hinterhauptsehuppe erheblich, so wird die Kopfschwarte in diesem Bereieh untermlnier~ und das ~ettgewebe zur Aufffillung daruntergesehoben. Mit der Hautnaht wird am oberon Wundrand be- gonnen uncl die Haut des Lappens in die retroauriculi~ren Wundrgnder so eingen~ht, dab die I~aht besonders im Bereich des oberen Wund- winkels spanmmgsfrei zu ]iegen kommt. Die Hautanreieherung in diesem Bereieh bewirkt, dab der obere Ohrmusehelanteil den nStigen Abstand vom Seh/idel beibeh/ilt und nieht sparer dureh Narben an don Sch/~del herangezogen wird. I)a in diesem Bereieh der distale Anteil des Trans- positionslappens verwendet wird, besteht die Gefahr, dab man bier mit

Ausheilung yon otogenen und rhinogenen endokraniellen Komplikationen 211

der Haut zu spars~m ist. -- Nach dem EhmAhen des Lappens wird die Ohrmuschd mit leichten Heftpflasterzfigen nach vorn fixier~, damit einerseits die Ern~hrung des Lappens nicht durch eine eventuelle Zu- riickverlagerung clef Ohrmuschel gestSrt werden und andererseits die Hautanlagerung im Bereich der I-Iinterwand der Ohrmuschel gl~tt auf- liegen kann. Auf diese Weise entsteht eine topogr~phisch fast normal liegende retroauricul~re Umschlagsfalte.

Die Deckung mittels eines ttaut-Fettlappens yon der Innenseite des Oberarms bedeutet gegeniiber dem Transpositionslappen vom Hals die Vermeidung einer sichtbaren Narbe am Hals. Technisch ist das Ein- nAhen des Lappens ffir den Operateur etwas schwieriger, da die Be- urteflung der Stellung der Ohrmuschel durch den erhobenen Arm er- schwert ist. Fiir den Patienten bringt die Benutzung des Oberarm- lappens die Belastung eines fixierenden Gipsverbandes ffir 10--14 Tage mit sich. Zeitlich entsteht gegeniiber dem Transpositionslappen vom Itals keine Verl~ngerung.

Die Verwendung eines RundstieUappens hat ebenfalls den Vorteil der Vermeidung einer Narbe im Bereich der Entnahmestelle am H~ls. Aul~erdem kann durch den Rundstiellappen wesentlich mehr Fettgewebe mittransportiert werden ~ls durch die beiden zuerst gen~nnten Lappen. Zeitlich ist dieses Verfahren allerdhlgs erheblich aufwendiger und durch die Verl~ngerung des Kliniksaufenthaltes fiir den Patientea kost- spieliger. -- Das Einns des Lappens erfolgt in gleicher Weise wie beim Transpositionslappen vom Hals.

Nach etwa 10--14 T~gen kann die Basis des Lappens, sei es der Transpositionslappen yore Hals, der Stiellappen yore Ober~rm oder der Rundstiellappen, abgetrennt und gegebenenfalls zurfickverlagert werden. Kleine Modelierungen kSnnen d~rm noch erforderlich sein. -- HAl~liche retroauriculAre Mulden nach Ohroperationen lassen sich auf diesem Wege ebenfalls gut korrigieren.

Nach der Ausheflung yon Kleinhirnabscessen, die vom Trautmann- schen Dreieck aus angeg~ngen wurden, kann es zu in die RadikalhShle hineinragenclen liquorhaltigen Dura~ussackungen kommen. Da diese durch EinreiBen der Wand zu LiquorfluB und Meningitis AnlaB geben kSnnen, und sie auBerdem die Kontrolle der R~dikalhShle behindern, sollte man sie auf jeden Fall operativ beseitigen. Hierzu eignet sich eben- falls der Transpositionslappen vom Hals, der in der oben beschriebenen Weise nach Abtragen der Aussackung und Deepithelisierung des den Dttradefekt umgebenden Gewebes in geniigend grol]er Ausdehnung auf die neu geschaffene WundflAche geschlagen und durch Ns und Druck- verband fixiert wird. Es ist d_ringend zu empfehlen, den Lappen vor der Transposition zu autonomisieren, d~mit er den nStigen Druck des Ver- bandes ohne Schaden aush~lt. -- N~ch E~nheilung erfolgt die Rfick-

212 tt.J. D~]~CxE: Ausheilung yon otogenen und rhinogenen Komplikationen

verlagerung des Lappenstiels und der VersohluB der retroauricul/~ren Wunde. Wurde mit dem Lappen geniigend Fe~tgewebe/iberpflanzt, so kann dieses zur Auff/illung mad Verkleinerung der RadikalhShle benutzt werden.

LiquorfiuB aus dem Porus acusticus int. nach Labyrinthektomie und Tumorentfernung 1/~Bt sich nach Abkliugen der entziindlichen Reaktionen mit ttilfe eines etwas anders ausgebildeten Lappens vom Itals, vom Oberarm oder yore K6rper als l~undstiel beheben. Der Lappen muB dabei ~n seinem distalen Ende durch Deepithelisierung in einen gestielten Dermalappen mit anhaftendem Fettgewebe verwandett werden. Es is~ ratsam, auch diesen Lappen vorher mSglichst lange zu autonomisieren, weil er dutch einen Druckverband lest ha den Duradefekt hineingedrfickt werden muB und sein distales Ende sonst leicht abstirbt. Bei ~usreichender Autonomisierung shad derar~ige Nekrosen des ffir den Erfolg entscheidenden Lappenendes zu vermeiden.

Bei ausgedehnten Prozessen in der Pyramidenspitze mit Wand- sch~digung der Carotis int., wie sie bei lange bestehendea Cholesteatomen trod Tumoren der Pyramidenspitze vorkommen, ist die Anwendung des gleichen deepithelisierten Lappens zur Vermeidung einer Gef/~Bwand- ruptur empfehlenswert. Der oben beschriebene gestielte Dermalappen mit anhaftendem Fettgewebe bietet ehle grSBere Sicherheit als der frei transplantierte Dermalappen, den D'AnGENT zur Protektion der co]laren Carotiden in Anwendung gebrach$ hat.

Ist im Kleinkindalter eine Knochenresektion ira Bereich der Joch- bogenwurzel und des vorderen Anteils der mittleren Sch~delgrube wegen einer endocranieUen Komptikation notwendig gewesen, dann kann am wachsenden Sch/~del eine allm/~hlich immer mehr in Erschei- hung tretende Asymme~rie des Gesichts auftreten, weil das Kiefergelenk seinen Fixationspunkt verloren hat und im Laufe der Zeit nach oben verlagert wird. Dieser Schaden ist am ~usgewachsenen Sch~del kaum mehr zu beheben, da die Organe entsprechend asymmetrisch gewachsen sind. Es sollte deshalb nach derartigen Resektionen sofort pos~operativ die Wiederherstellung einer normalen Gelenkabstiitzung auf plastischem Wege erfolgen.

Im Bereich der vorderen Sch~delgrube haben sich zur Abdeckung der Duradefekte nach Unfi~Uen, ]:[irnabsceBoperationen, Tumorresek- tionen und bei Liquorrhoe verschiedener Genese die gleiehen Plastik- lappen wie am Ohr immer wieder bew~hrt. Man kann je nach der Lage des Falles Transpositionslappen yon der Stirn, gestielte Lappen vom Ober~rm oder Rundstiellappen verwenden. D~ die L~ppen naoh ihrer ~berpflanzung dutch einen Druokverbancl fixier8 werden m/issen~ empfiehlt es sich auch bier, eine ausreichend lange Autonomisierung vor- zunehmen. -- Ffir die tiefer im Sch~del liegenden Defekte im Bereieh

Diskussion zu den Vortriigen 9--11 213

des h i a t e r e n Siebbeins u n d der Kof ibeinhShle werden wie a m Ohr en~- sp rechend vorbere i tebe D e r m a l a p p e n a m Stiel ve rwende t .

Die Deformit /~ten im Bere ieh der S t i rn u n d der Nasenwurze l kSnnen durch Kuns tsgof fe in lagerungen behoben werden, die in d iesem Gebie t wegen der Ruh igs t e l l ung fiber J a h r z e h n t e gu t ve r t r agen werden. W u r d e bei de r vo rangegangenen Operabion die D u r a fre igelegt und l iegen s t a rke na rb ige Verwaehs tmgen der D u r a m i t der H a u t vor , die die Imp la n t a $ ion yon Kuns$s to f fp la t t en unmSgl ieh machen , so isg nach oberf lgchl icher Deepi the l i s ie rung des e inges tmkenen Gebie tes zun~chsg die EinJaeilung fetSreicher L a p p e n yore Obe ra rm oder fe t t r e icher R u n d s t i e l l a p p e n an- gebrach t , in die sp /~er ohne Gef/~hrdung des E n d o c r a n i u m s Kunsts$offe i m p l a n t i e r t werden kSnnem

Dislcussion zu den Vortriigen 9--11

F. Z(iLhNER-Freiburg i. Br.: Den Vorschlag des Kollegen M~NI)~Ic~, unsere Erfahmmgen fiber die Therapie der Hirnabscesse dureh gemeinsame Verarbeitung der Krankenberichte zu ld~ren, halte ich ffir sehr zweckm/~13ig und bin gerne bereit mitzuwirken. Was die sehr konservative Punktionsbehandlung betrifft, mSchte ich an das Verfahren yon HOF~ erirmern, der bei positiver Punktion sofort neben der Naciel ein feines RShrchen einfiihrte, dumit keine weiteren Verletzungen durch erneute Punktionen nStig werden.

G. TItEISSING-]~rlangen: Fiir besondere Fiille, bei denen die yon DEW-eKE vor- gesehlagene Plastik wegen cler GrSl~e des Prolapses keine sichere Aussicht auf Dauer- erfo]g bietet, empfiehlt sich eine Knochenplas~ik yore I)armbeinkamm, die ich bei einem grol3en Prolaps nach ausgedehntem Kleinhirnabscel~ an der hinteren Pyra- midenfl~ehe angewandt h~be. Das Verfahren vermeidet eine liingere Drucktampo- nude uncl bietet gr51~ere Sieherheit.

R. KIRSTEIN-Stuttgar~: In der Stuttgar~er Klinik wurden vom 1.4. 1953 bis 31.3. 1963 2390 Ohroperationen bei entzfindlichen ~i~elohrerkrankungen durch- gefiihrt. Unter diesem Krankengut fanden sich 5 Sehlgfenlappenabscesse, 6 Sinus- thrombosen und 29 otogene Meningitiden. Der allgemein beobaehtete Riickgang oto- und rhinogener endokranieller Komplikationen ergibt sich somit aueh aus unserer Statistik. Bei der Ausbildung des Naehwuchses mug diesem Umstand Reehnung getragen werden.

Zur Diagnostik oto-rhinogener Hirnabseesse wurde das EEG 1943 erstmals yon Du~s rxG und mir herangezogen. Die Methode hat sich beim Stirn- und Schli~fen- lappenabseel3 bew~hrg und sollte daher grundsgtzlich vorgenommen werden.

L. FORSCttNER-Buenos-Aires: Die H~ufigkeit der otogenen cerebralen Kompli- kationen hgngg natiirlieh heutzutage yon den jewefligen hygienischen Verh~ltnissen ab, in denen siela ein Land befindet. So konnte in dem vor wenigen Monaten s~att- gefundenen panamerikanisehen KongreB in Bogota ein columbianiseher Ko]lege in einer Information, gewonnen durch systematiseh vorgenommene Obduktions- befuncle, naehweisen, dab 350/0 aller Hirnabseesse otogenen Ursprungs sind. Das entsprieht ungefghr dem Prozentsatz in unseren a]ten Lehrbiiehern.

214 Diskussion zu den Vortr~gen 9--11

2. Zum Vortrag yon Herrn ~V[UNDNICH: Wie die Situation unscres Nachwuchses beziiglich der Behandiung otogener cerebraler Komplikationen ist, erhellt sieh blitz- artig aus fo]gendem: Im Dezember 1953 pr'g, sentierte ein junger amerikanischer Otologc in der Sitzung der amerikanischen Gesellschaft ffir Oto-Rhino-Laryngologie einen TemporallappenabsceB, bei dem dcr AbsccB yore Neurochirurgen, das Ohr 14 Tage spgter yon ihm operiert wurde. In der nachfolgenden Debatte fr~gte natiir- lich ein glterer Kollege sofort, warum cr nicht vom Ohr ausgehend in das Gehinl eingedrungen sei und den AbsceB einzeitig mit dem Ohre operiert habe. Darauf ant- wortete der junge Kollege hSchst freimfitig, er habe wghrend seiner ganzen Ausbil- dungszeit nut cinch einzigen, noch dazu fglschlich diagnostizierten HirnabsceB gesehen und habe daher das Gefiihl gehabt, dal] sich dcr Neurochirurge im Gehirn besser auskenne als er.

Um dicser unangenehmen Tatsache zu bcgegnen, bleibt meiner 1VIeinung nach nur eine L6sung: jcde groBe Hals-Nasen-Ohrenklinik oder Abtcilung mfiBtc einen ihrer jungen ~rzte fiir eine Zeitlang stgndig an cine Neurochirurgie sehieken, um sieh in den modernen Methoden der Diagnostik und Therapie dieses Faehes aus- zubilden. Nur dann kSnnen unsere Probleme mater unserer Leitung gelSst werden. Es k6nnte sonst vorkommen, dab sich die Neurochirurgen einen stgndigen Oto- Rhino-Laryngologen an ihrer Abteilung anschaffen.

K. JATHO-KS]n: Als Erfahrungsbeitrag zu der Ausffihrung yon Herrn )/IO~D- ~rm~ daft ieh bemerken, dab gcgenw~rtig in der Universit~ts-HNO-Klinik KS]n der Fall eines auBerordentich grol~en, otogenen rechtsseitigen Rezidivabscesses mit tgg- lichen Spfilungen yon wasserlSslichem Leukomycin behandelt wird, das auch gegcn das bakteriologiseh nachgewiesene Bacterium proteus wirksam ist. Einc spastische L~hmung der gesamten ]inken KSrperh~lfte mit StSrungen der Sensibilit~t sowie eine sondierbare AbsceBtiefe yon 8 cm (l) l~iBt die Ausdehnung des Abscesses bis ins Marklager der vorderen Zentralwindung des Parietalhirns annehmen. Da das Resul- tat nach AbsceBexstirpation quoad functionem unsicher ist, stehcn wir nun vor der Frage, ob nicht die Entfernung der Absecl3kapsel mit dem damit verbundenen Substanzverlust bei einem so groBen AbsceB die Aussiehten auf weitere Rfiekbildung der komple~ten L~hmung verschlechtert.

A. HERRMANN-1VIfinchen: Es sind gerade 6 Jahre her, dab Herr G~LI~GS aus Utrecht meine Klinik besuchte. Als wir in den Operationssaal kamen, war Herr Mt~D~rm~ gerade dabei, einen HirnabsceB zu operieren. Ich fragte Herrn Ko]legen GERLrgGS, was man gegenw~rtig in Holland ffir die geeigne~e Therapie beim Sch1~- fenlappcnabsceB halten wih'de. Er antwor~ete, man versuche die Absccsse zu punk- tieren und mit Penicillin zu ffillen. Herr MO~ni~rlcH ffihrte diese Behandiung durch. Der AbsceB heflte naeh einer Punktion und einer Ffillung mit Reverin aus.

Seither hat sich die Punktionsbehandlung an unserer Klinik eingebfirgert. Sie haben yon Herrn Mi~D~CH fiber diese Methode gehSrt. Sic ist fiir das Gehirn zwcifelsohne schonender als die herkSmmliche Incisions- und -drainagebehandiung.

Natfirlich wird dig Reverinbehandlung Bur bei Strepto-Staphylo-Pneumo- und Meningokokkenabscesscn yon I~utzen sein. Bei den Proteus-, Pyocyaneus- und Coliinfektionen, also den stinkenden Abscessen, wird man besser noch breitbasiger, wie es auch schon Herr JAT~o andeutete, behandeln mfissen. Im ganzen gesehen, ist diese geschlossene Behandiung viel schonender als unsere friihere breite Incisions- therapie. Wo die Punktion allein nicht zum Ziele f'fihr~, kann die Incisionsbchand- lung oder die Aussch~lung des Abscesses durchgeffihrt werden.

Den Vorseh~ag yon Herrn ~(i~D~CH, Sammelberiehte fiber die AbsceBbehand- lung herauszugeben, wfirde ich unterstfitzen, denn es fallen im Gegensatz zu frfiher

C. A~AzzI und P. L. CovA: Neurinome des VIII. Hirnnerven 215

viel weniger Absee~f~lle an. In Greifswald batten wir in manehen Jahren fiber 25 F~lle pro Jab_r, in Mfinehen haben wit heute 2 ~ l l e , also e~w~ ~/~ yon frfiher.

F. FREMEL-Wien (Schlul~wort): Die ~ehrz~hl unserer otogenen Hirnabseesse stature% aus der vorantibiotischen Ara, unsere Heilungssta~istik ist daher schlech~. Fiir den KleinhimabsceB fanden wir eine Heilung yon 200/0, f'dr den Sehls absceB in 300/0 . Professor F~M~L, der aus gesundheitliehen Grfinden ]eider nieht zum Kongrel3 kommen konnte, mSchte eine ~/ionographie fiber den otogenen Hirn- abscel3 herausbringen. Seine histologischen Untersuchungen ergaben fibrigens, da8 der otogene HirnabseeB meist nieht abgekapselt ist.

K. MIJNDNICH-iYlfinster (Westf.) (SehluSwort) : Ich freue reich fiber die gilnstige Aufnahme meines Vorschlages. Vielleicht k6nnten w~hrend der Geschs zwei Kliniken, davon eine federffihrend, gews werden, welche die Umfrage even- tuell auch im nicht deutsch sprechenden Ausland durchffihren.

Den Hinweis yon Herin Fo~sam~EB mSch~e ieh als eine sehr wi]lkommene Ergs zur Kenntnis nehmen, um unsere Assistenten noch besser auszubilden.

H. J. DENECKE-Heidelberg (Sehluihvort): Der :Beitrag yon Herrn T~E~ssI~G uaterstreieh$ wie sicher die otologischen Verfahren bei Komplikationen yon sei~en der Kleintfirndura im Bereich der Pyramidenhinterfl~che sin&

12. C. AGAZZI (a. G.) u n d P. L. Cova (a. G.)-MJlano: Neurinome des VIII. Hirnnerven. Klinische und radiologische Betrachtungen

]:)as N e u r i l e m m o m des Fae ia l i sne rvs i s t eine sel tene, gu ta r t ige Ge- schwulst . MI~m~K~ h a t in seiner LRera tu r f ibe r s i ch t 42 Fgl le vorgefunden.

Dieser T u m o r en t s t eh t aus d e m Iqeuri lemm, u n d zwar sowohl aus dem Nervenb indegewebe , als auch aus den Zellen der Sehwannsehen Seheide.

Man k a n n diese Gesehwuls t lgngs des VI I . Ne rven au f seinem ganzen i n t r a t e m p o r a l e n Ver lauf f inden: a m hgufigsten in der v e r t i k a l e n oder m a s t o i d a l e n Por t ion , gefolgt yon der ho r i zon ta l en oder t y m p a n a l e n P o r t i o n (10 Fgl le in der L i t e ra tu r ) . I n de r e rs ten oder l a b y r i n t h g r e n P o r t i o n dagegen, bis zum Gangl ion geniculi , k a n n m a n n i ch t i m m e r m i t S ieherhei t bes t immen, ob die Geschwuls t ~us d e m V I I . oder v ie lmehr aus dem V I I I . I~erven en t s teh t , der vie] 5fret yon a inem Neur inom betroffen wird.

Die k l in ischen Zeichen des i n t r a t e m p o r a l e n Neur inoms des VI I . Ne rven warden durch die l angsame Ausdehnung der Geschwuls t be s t immt , d ie daher lang s y m p t o m f r e i b le iben k a n n ; as k o m m t d a n a in al len F~l len zu einer Nervenpara lyse , die l angsam progress iv oder aueh plStzl ich auf- t r e t e n und ~ueh vor f ibergehend zurf iekgehen k~nn.

Al lgemein bek lagen sich die P a t i e n t e n n i ah t f iber Sehmerzen.