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Vorname Name Autor/-in 28.08.2011 Vorname Name Autor/-in 28.08.2011 1 Autismus-Spektrum-Störungen …ein Überblick mit dem Ziel zu verstehen Heike Meyer Egli Dozentin

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Vorname Name Autor/-in 28.08.2011Vorname Name Autor/-in 28.08.2011 1

Autismus-Spektrum-Störungen

…ein Überblick mit dem Ziel zu verstehen

Heike Meyer EgliDozentin

Selbstzeugnis

„Es ist so, dass in meinem Gehirn

offensichtlich zu wenig Teamarbeit

stattfindet“ (Zöller 2002)

28.08.2011Heike Meyer Egli 2

Der Begriff und ein Vorurteil

Autos (griechisch):• „für sich“• „selbst-selbstbezogen“

• Kim Peek

Autismus-Spektrum-Störung ASS

atypischer AutismusLate- onset Autismus

- LFA: low-funktioning Autism- HFA: high-funktioning Autism

Frühkindlicher Autismus Asperger SyndromLFA HFA

Frühkindlicher Autismus

klinische Diagnostik: vgl. DSM-IV-TR

Kriterien

Qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion(…)Beeinträchtigung im Gebrauch von Blickkontakt, Gestik und Mimik zur Steuerung sozialer Interaktionen.

Unfähigkeit, entwicklungsgemäße Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen.,Kein Teilen von Freude, Interessen etc.

Mangel an sozialer oder emotionaler Gegenseitigkeit.

Qualitative Beeinträchtigung der Kommunikation Verzögertes Einsetzen oder völliges Ausbleiben der Entwicklung gesprochener Sprache.

Bei ausreichendem Sprachvermögen Beeinträchtigung der Fähigkeit zur Gesprächsführung.

Stereotyper oder repetitiver Gebrauch der Sprache (z.B. Echolalie).

Fehlen variierter, spontaner Rollenspiele oder sozialer Imitationsspiele (z.B. Gugusda)

Beschränkte, repetitive oder stereotype Verhaltensweisen, Interessen oder Aktivitäten

Beschäftigung mit stereotypen und begrenzten Interesseninhalten, wobei entweder Schwerpunkt oder Intensität der Beschäftigung abnorm sind. (z.B. Spielzeuggiesskannen in den Händen drapieren)

Festhalten an bestimmten dysfunktionalen Gewohnheiten oder Ritualen.

stereotype und repetitive motorische Manierismen (z. B. Flattern mit den Händen)

Beschäftigung mit Teilen von Objekten (z.B. Rotieren der Räder eines Spielzeugautos).

Asperger Syndrom

klinische Diagnostik: DSM-IV-TR – Gillberg &Gillberg

Kriterien

Qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion

-Unfähigkeit, mit Gleichaltrigen zu interagieren

- mangelnder Wunsch dies zu tun- mangelndes Verständnis für

soziale Signale- sozial und emotional

unangemessenes Verhalten

(vgl. Gillberg & Gillberg 1989)

Eingeschränkte repetitive und stereotype

Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten

- Spezialinteressen- Ausschluss anderer Aktivitäten- mehr Routine als Bedeutung

(vgl. Gillberg & Gillberg 1989)

Störung der schulischen und

beruflichen Integration

kein Entwicklungsrückstand

im kognitiven und sprachlichen Bereich

Selbstzeugnis

«Wenn ich mir eine Aufgabe nicht selbst gestellt hatte,

schweiften meine Gedanken ganz ab….Lernen wurde,

wenn es nicht um etwas ging, das ich mir selbst suchte,…

schwer zu begreifen.» Williams 1992

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Triade Neuropsychologischer Störungen vgl. Firth

Triade neuropsychologischer

Störungen

Störungen der exekutiven Funktionen

Störungen der zentralen Kohärenz

Störungen der Theorie of Mind (TOM)

Störungen der Zentralen Kohärenz

Zentrale Kohärenz:• Fähigkeit, Informationen im

Zusammenhang, im Kontext wahrzunehmen

• Menschen mit Autismus fällt es schwer kontextbezogen wahrzunehmen

• Stimmt das so?

Neuropsychologische StörungenStörungen der zentralen Kohärenz

• Wahrnehmung von Menschen mit Autismus ist eher detailorientiert (vgl. Röhrenblick) (Marburger Spezialambulanz)

• Talent zu ausgeprägter Detailorientierung(Baron-Cohen 2009)

• Talent zur Hypersystematisierung (Baron-Cohen 2009)

Störungen der zentrale Kohärenz oder Talent zur Hypersystematisierung

• Keine verallgemeinerten Bilder einer Kategorie,

• keine Prototypen, im Kopf, sondern eher eine `Videothek‘

• z.B. nicht die durchschnittliche Katze, sondern alle Katzen, die mir einmal begegnet sind(vgl. Grandin 1995)

Talent zur DetailorientierungTalent zu besonderen Gedächtnisleitungen

Beispiel: Stephen Wiltshirehttp://www.hammertoff.de/stephen-die-lebende-kamera-wiltshire/2009/11/11/

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Talent ungewöhnliche Zusammenhänge herzustellenSynästhesien

«Ich schreibe beim Rechnen nie etwas auf …es ist viel leichter für mich, mir die Lösung mithilfe meiner synästhetischen Formen vorzustellen, als Techniken anzuwenden, die in den Schulrechenbüchern gelehrt werden». (Tammet 2007, 18/19)

53 x 131

6943

28.08.2011Vorname Name Autor/-in 13

Talent zur DetailorientierungTalent zu Hypersystematisierung ….

Wahrnehmung• des Gesehenen wie Kamera• des Gehörten wie Mikro

ohne Bewertung - Filterung

Selbstzeugnis

`Man sieht alles auf einmal,alles ist so verworren.Man braucht so lange,

um zu sortierenund

um sich zu erinnern, was was ist‘ (Zöller 1996)

Störungen der zentralen Kohärenz

Filterschwäche (Schirmer 2010, 73)

• Wesentliches kann schwer von Unwesentlichem unterschieden werden

• Sensory Overload

Störungen der Exekutiven FunktionenHandlungsblockaden

Reizüberflutung

Neben Aktivierungsstörungen… eine mögliche Quelle von Denk- und Handlungsblockaden (vgl. Krischniok 2010, 49; Degener/Müller 2008, 72)

)

Neuropsychologische StörungenStörungen der Exekutiven Funktionen

Exekutive Funktionen• Vorausschau• Planung• zielgerichtetes Handeln

– Impulskontrolle– mentale Flexibilität (vgl. Degener, Müller 2008,

70 u.74)

frontalhirnreguliertEin funktionelles Netzwerk

Neuropsychologische StörungenStörungen der Exekutiven Funktionen

Weitere Folgen: • Tendenz an einmal gewählter Strategie festzuhalten (geringe Flexibilität)• Wenig Interesse, neue Strategien bzw.. Handlungskompetenzen

kennenzulernen bzw. wenig Einsicht in die Vorteile dessen usw.• Erschwerte Kontrolle des ersten Impulses• Stereotype Verhaltensweisen (vgl. Degener, Müller 2008, 70f)

Aber:Exekutive Funktionen im Zusammenhang mit Spezialinteressen nicht beeinträchtigt (Baron-Cohen 2009)

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Exekutive Funktionen - Monotropismus

Menschen mit ASS neurotypische Menschen

wenige, hocherregende Interessen viele, nicht hoch erregende Interessen(vgl. Murray u.a. 2005)

28.08.2011Heike Meyer Egli 20

monotropisch polytropisch

Selbstzeugnis

«Worte waren kein Problem,wohl aber die Erwartung anderer,

dass ich darauf reagierte».Williams, Donna 1992

28.08.2011Vorname Name Autor/-in 21

Neuropsychologische StörungenStörungen der Theory of mind

Soziale Kognition - Empathie

Verhalten durch Zuschreibung von Gefühlen, Bedürfnissen etc. bei sich und anderen interpretierenund verstehen können

• Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, Absichten, Erwartungen und Meinungen anderer Personen vorwegnehmen können

Bild.: Reading ind in the Eye Test baron Cohen

Theory of mind

• Basis von Empathie– kognitive– emotionale

• zentral für erfolgreiche soziale Interaktion (Dziobek,Fleck 2008, 38)

Störungen der Theory of mind

Wenn mentale Zustände anderer Menschen erschwert erfasst werden können, dann:

• ist es schwer Ironie, Redewendungen und Humor zu verstehen

• Täuschungen zu durchschauen

• sich einfühlsam zu verhalten

• keine Schadenfreude zu zeigen

• diplomatisch zu sein …..

Neuropsychologische StörungenStörungen der Theory of mind

Ein Brett vor dem Kopf haben.Ein Auge auf jemanden werfen.

Störungen der Theory of mind

Bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen ist:

• die emotionale Empathie nicht beeinträchtigt• die kognitive Empathie ist beeinträchtigt, d.h. dem

Eingefühlten kann kein Name geben – keine Bedeutung zugewiesen werden (vgl. Dziobek, Fleck 2008, 55)

28.08.2011Vorname Name Autor/-in 25

Asperger-Syndrom

Entdeckender, ressourcenorientierter, Zugang vgl. Gray, Attwood

Kriterien

Ressourcen im Bereichsoziale Interaktion

Loyalität, Zuverlässigkeit,

Unvoreingenommenheit,Ehrlichkeit,

Beharrlichkeit

Ressourcen im Bereich Kommunikation

Klare eindeutige Kommunikation ohne

versteckte Botschaften

Grosser Wortschatz

Freude an Wortspielen, Wortklang

Ressourcen im kognitiven Bereich

Detailwahrnehmung

Einzigartige Problemlösungen

Ungewöhnliches Gedächtnis

(enzyklopädisches Wissen)

Mögliche sonstige Ressourcen

Sensorisch hoch sensibel(z.B. Hören)

Stark in Einzelsportarten

Hohe Eignung für universitäre Studien

Schwerpunkte der Begleitung

Was WieTragfähige Beziehungen anbieten Annehmende GrundhaltungGelingende Interaktion und Kommunikation ermöglichen

Ausdrucksmöglichkeiten anbieten, Gemeinsame «Sprache» finden

Zukunftsperspektiven eröffnen Ressourcen identifizieren, Spezialinteressen ernst nehmen und auf ihnen aufbauen

Zeitliche und räumliche Orientierung sichern

Visualisierung und Strukturierung –Tagespläne, Raumordnung…

Inhaltliche Orientierung sichern -Wesentliches selektieren helfen

Visualisierung (z.B. farbige Markierungen)

28.08.2011Vorname Name Autor/-in 27

Schwerpunkte der Begleitung

Was WieHandlungsgewissheit schaffen Ablaufroutinen, Selbstinstruktionspläne

etc. Soziale Handlungskompetenzen stärken

Sozialtraining

Soziale Erwartungen und Situationen verstehbar machen

Klare Sprache, «Dolmetschhilfen», Social Stories, Comic stripConversations

28.08.2011Vorname Name Autor/-in 28

Talent – Soziale Erwartungshaltungen

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Kim Peek sieht alles. Er ist hundert Prozent Detail«. (Snyder, Alan, australischer Hirnforscher)

in: Steinberger, Karin (2006). Inselbegabte, die Geistesgiganten: http://www.scribd.com/doc/25472149/Inselbegabte-Savants )

Kim Peek macht das Radio an, Klassik, volle Lautstärke, dann singt er mit. Er singtimmer mit, weil er jedes Lied kennt, das er einmal gehört hat. Jede Note. In Konzerte kann man ihn deshalb schon lange nicht mehr mitnehmen. In Shakespeare-Aufführungen auch nicht. Ein Fehler, und er sprengt dieVorstellung.

Literatur

Degner, M.; Müller, C.M. (Hrsg.) (2008). Besoneres Denken – Förderung nach dem TEACCH-Ansatz. Nordhausen. Verlag Kleine WegeFirth, Uta (1992). Autismus. Ein kognitionspsychologisches Puzzle. Heidelberg: SpektrumGillberg, Carina, Gillberg, C. (1989). Diagnosekriterien für Asperger Syndrom. http://www.aspiana.de/neben/gillberg.htm. Stand: August 2011Gray, Carol; Attwood, T. (1999). Die Entdeckung von «Aspie». Kriterien von Attwood und Gray. http://autismus-kultur.de/autismus/autistic-pride/die-entdeckung-von-aspie.html. Stand: August 2011Krischniok, Alina (2010). Circles of Support: Eine empirische Netzwerkanalyse. Wiesbaden: VS VerlagSass, H.; Wittchen, H.U.; Zaudig, M. (2003). Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen. (DSM-IV-TR). Göttingen: HogrefeTrevarthen, C.; Aitken, K. (1994). Brain development, infant communication, and empathy disorders: Intrinsic factors in childmental health. In: Development and Psychopathology.l Cambridge: Cambridge University Press, 6 (1994)Williams, Donna (1994). Ich könnte verschwinden, wenn Du mich berührst. Erinnerungen an eine autistische Kindheit. München: KnaurZöller, D. (2001): Autismus und Körpersprache. Störungen der Signalverarbeitung zwischen Kopf und Körper. Berlin: Weidler BuchverlagZöller, D. (2002). Gestützte Kommunikation (FC).Pro und Contra. Berlin: Weidler Buchverlag Zöller, D. (2004) : Autismus und Lernen. Erfahrungen mit unterschiedlichen Förder- und Lernstrategien. Berlin: Weidler Buchverlag

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