Autismus-Spektrum-Störungen über die Lebenspanne · Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Noterdaeme, ASS, Verlauf, 2015 Überblick 1943-1944 1966 1965-1980

Autismus-Spektrum-Störungen über die Lebenspanne

Oktober 2015

Prof. Dr. Michele Noterdaeme Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie

Noterdaeme, ASS, Verlauf, 2015

Überblick

1943-1944

1965-1980 1966

1979

1975 1911 1990-1994

2015

Date of download: 9/8/2015 Copyright © 2015 American Medical Association. All rights reserved.

From: The Lifetime Distribution of the Incremental Societal Costs of Autism

Arch Pediatr Adolesc Med. 2007;161(4):343-349. doi:10.1001/archpedi.161.4.343

Age distribution of incremental societal costs of autism (present value).Figure Legend:

Date of download: 10/17/2015 Copyright © 2015 American Medical Association. All rights reserved.

From: The Lifetime Distribution of the Incremental Societal Costs of Autism

Arch Pediatr Adolesc Med. 2007;161(4):343-349. doi:10.1001/archpedi.161.4.343

Age distribution of own and not own indirect incremental costs (present value).Figure Legend:

Noterdaeme, ASS, Verlauf, 2015 6

Bedürfnisse der Eltern

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Information durch Fachkräfte

Unterstützung durchFachkräfte

Unterstützung durch Nicht-Fachkräfte

Finanzierung

Eingliederung des Kindes

Eingliederung der Eltern

Wiberg & Noterdaeme 2007


DSM 5 Neurodevelopmental Disorders


Entwicklungsstörungen

•  Beginn in der frühen Kindheit

•  Störungen von Funktionen, die eng an die biologische Reifung des ZNS gebunden sind

•  Mehr Jungen als Mädchen

•  Stetiger, chronischer Verlauf, ohne Rezidiven oder Remissionen


ASS Merkmale

1.  Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit

2.  Defizite in der nonverbalen Kommunikation

3.  Unfähigkeit, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzunehmen

Soziale Kommunikation

1.  stereotype und repetitive motorische/sprachliche Manierismen

2.  offensichtlich zwanghafte Anhänglichkeit an spezifische, nicht funktionale Handlungen und Rituale

3.  umfassende Beschäftigung mit gewöhnlich mehreren stereotypen und begrenzten Interessen

4.  Hyper- oder Hyporeaktivität für sensorische Reize)

Repetitives Verhalten


Im ersten Lebensjahr „alles ist ok!?“


MAX

MORITZ

Die Lebenspanne

Schwangerschaft, Geburt o.B. Neonatal- und Säuglingszeit o.B. Einzelkinder, obere Mittelschicht, Reaktives Lächeln, Imitieren, Sprachentwicklung zunächst o.B., folgen einfachen Anweisungen, Reaktion auf Name, ruhige Kinder, keine Schlafprobleme, keine Regulationsprobleme, keine Essprobleme

1. LJ

1. LJ


Alter bei Beginn - Elternberichte

0

5

10

15

20

25

0-2 3-4 5-6 7-8 9-10 11-12 13-14 15-16 17-18 19-20 21-22 23-24

Age (monhts)

Perc

en

t

Chawarska, Paul, Klin et al., 2007, JADD.

•  Durchschnittsalter bei ersten Sorgen – 15 LM (SD=6.5)

•  Erste Sorgen: soziale Probleme

Sprachverzögerung

•  Große Variabilität


Erste Auffälligkeiten Art der Symptome

%

%

Noterdaeme et al. Autism 2010

p <.001


Autismus Diagnose 6. bis 12. LM •  In Studien mit Hochrisikokindern konnten

im Alter von 6 bis 10 LM. keine wesentlichen Unterschiede gefunden werden zwischen Kindern, die später als ASD diagnostiziert wurden und Kindern, die sich unauffällig entwickelten.

•  Erklärung – Natürlicher Verlauf von ASD – Begrenzte Sensitivität der

Untersuchungsmethoden


Im zweiten Lebensjahr „was ist da los?!“


MAX

MORITZ

Die Lebenspanne

Stagnierende Sprachentwicklung Kein joint attention oder gemeinsames Spiel, ist viel für sich

Echolalie, viele repetitives Verhalten freundliches Kind

2. LJ

2. LJ


Autismus in der Vorschulzeit „da ist was los!!“


MAX

Die Lebenspanne

Integrationsprobleme KITA, Vorstellung KiA, Ergotherapie KJPP, Logopädie, Diagnose GB (IQ=60), Diagnose ASS wird ausgeschlossen, Förderschule G, KM fühlt sich nicht Ernst genommen, bricht Kontakt ab. Einschulung DF mit Schulbegleiter, Integrationsprobleme Wechsel in der Landesschule für KB, erneute Vorstellung in der KJPP

3. bis 6. LJ


MORITZ

Die Lebenspanne

Vorstellung KJPP, Diagnose Autismus im 3 LJ, Logopädie, keine Integrationsprobleme, Einschulung GS ohne Schulbegleiter, IQ obere DS, wechselt auf Gymnasium, Einzelberatung und Psychoedukation, Ergotherapie

3. bis 6. LJ


Diagnostik von ASS

Keine validen Biomarker

Verhaltensbasiert

Psychische Störung/ Konstrukt (latent)

Beobachtbares (manifestes) Verhalten


Früherkennung Kanner-Asperger

Alter bei Diagnose Autismus

24,022,0

20,018,0

16,014,0

12,010,0

8,06,04,02,0

80

60

40

20

0

Std.abw. = 3,61

Mittel = 6,2

N = 356,00

Alter bei Diagnose Asperger Syndrom

17,0

16,0

15,0

14,0

13,0

12,0

11,0

10,0

9,0

8,0

7,0

6,0

5,0

4,0

12

10

8

6

4

2

0

Std.abw. = 3,28

Mittel = 9,1

N = 42,00

Noterdaeme et al. Autism 2010


Treffersicherheit

Noterdaeme et al., in Vorbereitung


Diagnosen

Noterdaeme et al. in Vorbereitung

%

Kommunika2veBeeinträch2gung

SozialeBeeinträch2gung

BegrenzteInteressen&repe22ve,stereotypeVerhaltensmuster

(Soziale)Phobien

SchizoideStörung

Au2smus-Spektrum-Störung

Zwangs-störung

UmschriebeneSprachstörung

ADHS

Epilepsie

Gene2scheSyndrome

Mu2smus

Bindung-störung

Depression

TicstörungIntelligenz-minderung

Schlaf-störungen

GIStörungen

Hörstörung

U1 Geburt unspezifisch U2 3.-10. Tag unspezifisch U3 4.-6. Wo unspezifisch U4 3.-4. Mo unspezifisch U5 6.-7. Mo unspezifisch U6 10.-12. Mo unspezifisch U7 21.-24. Mo Zunehmend spezifisch

U7a 34.-36. Mo Typische Konstellation U8 46.-48. Mo Typische Konstellation U9 60.-64 Mo Typische Konstellation

J1 13 Jahre Anpassungsprobleme verdecken Kernproblematik


Figure 1.Stability of Clinical Diagnosis

Guthrie et al. Page 14

J Child Psychol Psychiatry. Author manuscript; available in PMC 2014 May 01.

NIH

-PA Author Manuscript

NIH


NIH


Stabilität der frühen Diagnosen

Guthrie et al. 2013, Journal of Child Psychology and Psychiatry

N=82 19 LM 36 LM


Stabilität der frühen Diagnosen

•  Stabilität einer ASD Diagnose bei Kindern über 36 LM ist gut belegt, für Kinder unter 24 LM liegen nur wenige Studien vor.

•  die Entstehung und Entwicklung von autistischen Verhaltensweisen im 1. und 2. LJ wird noch nicht ganz verstanden

•  Frühe Diagnose stabil über einen Zeitraum von 2 Jahren, wenn ADOS-T Teil einer umfassenden Evaluation

•  Bei stabiler Diagnose Verbesserung in den sozialen Fertigkeiten, Verschlechterung im Bereich repetitives Verhalten

I Noterdaeme, ASS, Verlauf, 2015

Autismus in der Jugendzeit „wie geht‘s weiter?“


MAX

MORITZ

Die Lebenspanne KM stellt M. vor, Störverhalten in der Schule Diagnose wird gestellt, Schulwechsel, SOKO und Einzeltherapie in der Schule

KM stellt M. vor, Läuft prima, sichtlich stolz, Gymnasium, keine Therapie


Prognose und Verlauf


MAX

MORITZ

Die Lebenspanne Schule abgeschlossen in WB, SOKO beendet,vorübergehend Zwangsstörung, Einzelcoaching Kunstaltelier

Studiert, ist fast selbstsbtändig


Verlauf

Alter bei EV: 7 Jahre Alter bei WV: 29 Jahre

IQ >50

Einschränkungen bezüglich •  Selbständiger Lebensführung •  Geregelter Arbeit •  Freundschaften •  Partnerschaften

Howlin, Goode, Hutton, Rutter 2004 J Child Psychology and Psychiatry

%


Verlauf Asperger Syndrom

Nottingham N=93

MRC N=46

Höhere Ausbildung 11 % 4 %

Arbeit 22 % 9 %

Betreutes Wohnen/Heim 16 % 53 %

Elternhaus 71 % 41 %

Eigene Wohnung 7 % 3 %

Interesse an Sexualität 76 % 76 %

Verheiratet 1 % 2 %


Take Home

Entwicklungsstörung die ein Leben lang bestehen bleibt, Risiko für weitere Störungen und Fehlanpassungen

Das psychosoziale Outcome ist sehr variabel und eher ungünstig, es gibt wenig Längsschnittstudien (neuen diagnostische Kriterien)

Intelligenz, Sprache und Komorbiditäten (PS) sind wichtige Prädiktoren

Eltern und Geschwistern sind auch lebenslang betroffen

Psy

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