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Bedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitätsmessungen in der Onkologie am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLC PD Dr. med. Salah-Eddin Al-Batran, Krankenhaus Nordwest, Frankfurt Kostenfreie zertifizierte Fortbildung im Gesundheitswesen Mit freundlicher Unterstützung von:

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Bedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitäts messungen in der Onkologie am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLCPD Dr. med. Salah-Eddin Al-Batran, Krankenhaus Nordwest, Frankfurt

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Zertifizierte Fortbildung für ÄrzteOnkologie:Lebensqualitätsmessungen am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLC

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Zertifizierte Fortbildung für ÄrzteOnkologie:Lebensqualitätsmessungen am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLC

Von großer Bedeutung ist, dass die Patienten selbst Auskunft über ihr Befinden und ihre Funktionsfähigkeit geben“ [Bullinger und Hasford 1991].

Insbesondere in der Onkologie gewinnt die gesund-heitsbezogene Lebensquali tät zunehmend an Bedeu-tung, da viele Behandlungskonzepte mit erheblichen Nebenwirkungen behaftet sind und Heilungschancen nicht für jeden Patienten gegeben sind. Neben der Ver-längerung des progressionsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens ist sie wichtigstes Therapieziel in der pal liativen wie in der kurativen Situation.

Das Lungenkarzinom ist mit ca. 40.000 Todesfällen pro Jahr die häufigste Krebstodesursache in Deutschland [Goeckenjan et al. 2010]. Das nicht-kleinzellige Lungen-karzinom (NSCLC) macht mit 80% den Hauptanteil am Lungenkrebs aus [Thomas et al. 2002]. Beim NSCLC liegt die mediane Überlebenszeit ohne Berücksichtigung mod erner zielgerichteter Therapiekonzepte im fortge-schrittenem Stadium nur bei etwa 8-12 Monaten [Goe-ckenjan et al. 2010]. Vor diesem Hintergrund gewinnt der Erhalt oder die Verbesserung der gesundheitsbezo-genen Lebensqualität als Therapie ziel besonders an Bedeutung. So ist die regelmäßige Beurteilung der gesund heitsbezogenen Lebensqualität der NSCLC-Pati-enten durch praktikable standardisierte Fragebögen in der Leitlinie verankert. Die Selbstbewertung der Lebens-qualität durch den Patienten steht dabei im Vordergrund [Goeckenjan et al. 2011].

Diese Fortbildung befasst sich mit den aktuellen vali-dierten Messinstrumenten zur Erfassung des krankheits-spezifischen Symptomempfindens von onkologischen Patienten. Der Fokus liegt dabei auf praktikablen Messin-strumenten zur (Selbst-)Beurteilung der Lebensqualität im klinischen Alltag bei Patienten mit NSCLC. Darüber hinaus werden unterschiedliche Therapieoptionen beim Lungenkarzinom vorgestellt und der Einfluss auf die Le-bensqualität beleuchtet.

1. EinleitungLebensqualität (Quality of Life, QoL) ist ein Begriff, der heute in fast alle Lebensbereiche Einzug gehalten hat. Ursprünglich entlehnt er sich dem Forschungsfeld der Ökonomie und Soziologie und versucht das soziale und gesellschaftliche Wohlbefinden über rein objektive Kri-terien wie z. B. Einkommen und Vermögen hinaus zu beschreiben. Bereits in den 20er Jahren verwendete einer der Gründerväter der Wohlfahrtsökonomie, der Engländer A. C. Pigou, erstmalig den Begriff Lebens-qualität, wenn er von „non-economic-welfare“ sprach [Birnbacher 1998]. Der Begriff der Lebensqualität ist demnach ein mehrschich ti ger Begriff, dem nicht allein objek tive Kriterien, sondern auch das sub jektive Wohl-befinden zugrunde liegen. In der Medizin wurde der Begriff Lebensqualität erstmalig Mitte der 70er Jahre verwendet. Der Therapieerfolg wird nicht mehr allein anhand klassischer messbarer Kriterien wie z. B. Funk-tiona litätsprüfungen, Tumorreduktion oder Gesamtü-berleben gemessen, sondern die Selbstbewertung, also das subjektive Erleben des Therapieerfolges, spielt eine Rolle [Birnbacher 1998].

Obwohl die Lebensqualität gerade in der Medizin heute immer mehr in den Fokus rückt, bleibt der Begriff Le-bensqualität in der Medizin wie in allen anderen Wis-senschaften schwer zu definieren. Ein Versuch, die Vielschichtigkeit des Begriffs zu erfassen, stammt von der Weltgesundheitsorganisation: „Lebensqualität ist die subjektive Wahrnehmung einer Person über ihre Stellung im Leben in Relation zur Kultur und den Wertsystemen, in denen sie lebt und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Standards und Anliegen“ [WHO 1993]. In der Medizin entwickelte sich der Begriff der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (Health Related Quality of Life, HRQoL). Eine in Deutschland anerkannte Definition stammt von Bullinger: „Gesundheitsbezo-gene Lebensqualität ist mit Gesundheitsindikatoren gleichzusetzen und bezeichnet ein multidimensionales psychologisches Konstrukt, das durch mindestens vier Komponenten zu operationalisieren ist: Das psychische Befinden, die körperliche Verfassung, die sozialen Bezie-hungen und die funktionale Kompetenz der Befragten.

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2.2 FACT-L(FACT-G und Lungenkrebs-modul L)-Fragebogen

Der Kernfragebogen FACT-G (Functional Assessment of Cancer Therapy - General) wurde wie EORTC QLQ-C30 für alle Entitäten entwickelt. Als Messinstrument für Lungenkrebspatienten dient der Fragebogen FACT-L. Die Fragen betreffen körperliches Wohlbefinden (Physi-cal well-being, PWB), soziales/familiäres Wohlbefinden (Social/family well-being, SWB), emotionales Wohl-befinden (Emotional well-being, EWB), funktionales Wohlbefinden (Functional well-being, FWB) und die Lungenkrebs-Subskala (Lung Cancer Subscale, LCS) (Abbildung 1) [LoRusso et al. 2003, Cella et al. 1995]. Die Antwortskala ist 5-stufig. PWB-, FWB- und LCS-Skalen werden als FACT-L TOI (Trial Outcome Index) zusammengefasst, welcher besonders im Rahmen von klinischen Studien zur Bestimmung der Lebensquali-tät speziell von Lungenkrebspatienten ein gesetzt wird [Damm et al. 2012, Temel et al. 2010, Hollen und Gralla 1996].

2.3 LCS-Fragebogen

Der LCS-Fragebogen ist ein Modul des FACT-L und konzentriert sich auf die Bewertung der lungenkrebs-spezifischen Symptome (Abbildung 1) [Butt et al. 2005, LoRusso et al. 2003, Cella et al. 1995]. Die sieben Items Kurzatmigkeit, Husten, Engegefühl in der Brust, Atem-not, Gewichtsverlust, Denkvermögen und Appetitman-gel werden in einer 5-stufigen Skala von 0-4 („überhaupt nicht“ bis „sehr“) gemessen. Dabei stehen Änderungen im LCS-Score in direktem Zusammenhang mit der ob-jektiven Ansprechrate (objective tumor response) sowie der Krankheitsprogression; bei einer Abweichung von 2 Punkten auf der Skala spricht man von einer klinischen Relevanz [LoRusso et al. 2003].

Der LCS-Score ist, wie der FACT-L, ein validiertes Messinstrument zur Bestimmung der Lebensqualität durch den Lungenkrebspatienten anhand krankheits-spezifischer Symptome. Obwohl die Fragebögen bis-her hauptsächlich in klinischen Studien angewendet wurden, erhofft man sich beim Einsatz im klinischen Alltag, den individuellen Therapieverlauf zeitnah zu beobachten und eventuelle Symptomveränderungen und Therapiereaktionen besser zu erfassen und bei der Therapieentscheidung zu berücksichtigen. Ziel ist das bessere Management der Lungenkrebspatienten durch die Bestimmung der gesundheitsbezogenen Lebens-qualität wie es in der Leitlinie verankert ist [Goeckenjan et al. 2011].

Der LCS-Score eignet sich gut zur frühzeitigen Erfassung krankheitsspezifischer Symptome. Therapieerfolge bzw. -veränderungen können durch den LCS-Score frühzeitig detektiert werden und machen den Fragebogen damit zu einem alltagstauglichen Messinstrument in der Be-handlung von Lungenkrebspatienten.

2. Validierte Methoden zur Messung der Lebensqualität

Üblicherweise werden validierte Messinstrumente zur systematischen Beurteilung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in klinischen Studien verwendet. Später, im klinischen Alltag, werden meist keine weiteren Daten zum individuellen Therapie erfolg – gemessen anhand der Lebensqualität – erhoben. Wichtige Informationen über Therapieerfolge oder -misserfolge gehen so mögli-cherweise verloren. Dem Einsatz von Messinstrumenten zur Beurteilung der Lebensqualität im klinischen Alltag mit Fokus auf die subjektive Einschätzung der Lebens-qualität kommt somit eine hohe Bedeutung zu.

Neben Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit einer Behandlung soll die Beurteilung der Lebensqualität über den individuellen und subjektiven Wert der Therapie für den Patienten Auskunft geben. Notwendige Vorausset-zungen zur Erfassung der Lebensqualität sind Validität (Gültigkeit), Reliabilität (Zuverlässigkeit) und Objektivität eines Fragebogens. Zudem ist die Praktikabilität wichtig, denn der Fragebogen soll vom Patienten selbst ausge-füllt werden können und leicht verständlich für ihn sein. Dabei ist die Wahl des Fragebogens u.a. abhängig von der Therapiewahl und dem Behandlungsziel [Aaronson 1991].

2.1 EORTC-QLC43(EORTC QLQ-C30 und Lungen krebs modul EORTC QLQ-LC13)- FragebogenDas europäische Standardinstrument zur Erfassung der Lebensqualität in onkologischen Studien ist das Euro-pean Organisation for Research and Treatment of Cancer Quality of Life Questionnaire (EORTC QLQ-C30). Dieser Kernfragebogen ist auf die meisten Tumorerkrankungen anwendbar und wird um spezielle Module je nach Indi-kation ergänzt. Für Lungenkrebserkrankungen wird der Frage bogen als EORTC-QLC43 bezeichnet und ist eine Kombination aus Kernfragebogen und lungenkrebs-spezifischem Modul [Hollen und Gralla 1996]. Die insge-samt 30 Fragen des Kernfragebogens beziehen sich auf funktionale Beeinträchtigungen, spezi fische Symptome, wie Übelkeit und Schmerzen sowie Beeinträchtigungen bei der Arbeit, der Freizeit und bei familiären und sozia-len Aktivitäten. Zum Schluss beantworten die Patienten zwei Fragen, in denen sie ihre Gesamtlebensqualität pauschal beurteilen. Die Antwortskalen sind 4- oder 7-stufig. Das Lungenkrebsmodul LC13 ergänzt das Kern-modul mit 13 Fragen zu Symptomen und Nebenwir-kungen von Lungenkrebspatienten wie beispielsweise Husten und Bluthusten [Damm et al. 2012, Hollen und Gralla 1996]. Für die Auswertung werden die Angaben auf den Antwortskalen mittels einer mathematischen Formel in prozentuale Scores (0 bis 100) transformiert. Bei der Beurteilung der Gesamtlebensqualität wird eine Änderung ≥ 10 Punkte als klinisch relevant erachtet.

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2.4 LCSS-Fragebogen

Beim Lung Cancer Symptom Scale (LCSS)-Fragebogen beantwortet der Patient selbst nur 9 Fragen, während der Betreuer 6 zusätzliche Fragen beantworten kann (optional). Der LCSS wurde dazu entwickelt, den Auf-wand der Erhebung für Patienten und Personal zu re-duzieren. Er bewertet die generellen körperlichen und funktionalen Einschränkungen, beinhaltet aber auch die Lungenkrebs-typischen Beschwerden: Appetitlosigkeit, Husten (zusätzlich Bluthusten bei EORTC-QLC43 und LCSS), Atemstörungen, Fatigue und Schmerz. Der LCSS ist ein praktisches und valides Instrument, welches sich für den klinischen Einsatz gut eignet. Anders als beim EORTC-QLC43 und FACT-L nutzt der LCSS keine nume-rische, sondern eine visuelle Analogskala (VAS). Die Antworten werden jeweils auf einer 100 mm VAS ange-geben, wobei (0) die niedrigste und (100) die höchste Be-wertung ist [Damm et al. 2012, Hollen und Gralla 1996].

Bei der Erhebung der Lebensqualität mittels der o. g. Instrumente, und zwar sowohl in Studien als auch im kli-nischen Alltag, muss der Patient unbedingt auf das Zei-tintervall achten, auf das sich der jeweilige Fragebogen bezieht. Die EORTC-QLC43- und FACT-L-Fragebögen betrachten jeweils die vergangene Woche; der LCSS-Fragebogen hingegen nur die letzten 24 Stunden.

regelmäßige Beurteilung der gesund-heitsbezogenen Lebensqualität der NSCLC-Patienten durch praktikable standardisierte Fragebögen in der Leit-linie verankert. Die Selbstbewertung der Lebensqualität durch den Patienten steht dabei im Vordergrund [Goecken-jan et al. 2011].

Diese Fortbildung befasst sich mit den aktuellen validierten Messinstru-menten zur Erfassung des krankheits-spezifischen Symptomempfindens von onkologischen Patienten. Der Fokus liegt dabei auf praktikablen Messinst-rumenten zur (Selbst-)Beurteilung der Lebensqualität im klinischen Alltag bei Patienten mit NSCLC. Darüber hinaus werden unterschiedliche Thera-pieoptionen beim Lungenkarzinom vorgestellt und der Einfluss auf die Lebensqualität beleuchtet.

2. Validierte Methoden zur Messung der Lebensqualität

Üblicherweise werden validierte Messinstrumente zur systematischen Beurteilung der gesundheitsbezoge-nen Lebensqualität in klinischen Stu-dien verwendet. Später, im klinischen Alltag, werden meist keine weiteren Daten zum individuellen Therapie-erfolg – gemessen anhand der Lebens-qualität – erhoben. Wichtige Informa-tionen über Therapieerfolge oder -Misserfolge gehen so möglicherweise verloren. Dem Einsatz von Messins-trumenten zur Beurteilung der Lebens-qualität im klinischen Alltag mit Fokus auf die subjektive Einschätzung der Lebensqualität kommt somit eine hohe Bedeutung zu.

Neben Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit einer Behandlung soll die Beurteilung der Lebensqualität über den individuellen und subjektiven Wert der Therapie des Patienten Aus-kunft geben. Notwendige Vorausset-zungen zur Erfassung der Lebensqua-lität sind Validität (Gültigkeit), Relia-bilität (Zuverlässigkeit) und Objekti-

vität eines Fragebogens. Zudem ist die Praktikabilität wichtig, denn der Fragebogen soll vom Patienten selbst ausgefüllt werden können und leicht verständlich für ihn sein. Dabei ist die Wahl des Fragebogens u.a. abhängig von der Therapiewahl und dem Be-handlungsziel [Aaronson 1991].

2.1 EORTC-QLC43 (EORTC QLQ-C30 und Lungen-krebsmodul LC13)-Fragebogen

Das europäische Standardinstrument zur Erfassung der Lebensqualität in onkologischen Studien ist das Euro-pean Organization for Research and Treatment of Cancer Quality of Life Questionnaire (EORTC QLQ-C30). Dieser Kernfragebogen ist auf die meisten Tumorerkrankungen anwend-bar und wird um spezielle Module je nach Indikation ergänzt. Für Lungen-krebserkrankungen wird der Frage-bogen als EORTC-QLC43 bezeichnet und ist eine Kombination aus Kern-fragebogen und Lungenkrebs-spezifi-schem Modul [Hollen und Gralla 1996]. Die insgesamt 30 Fragen des Kernfragebogens beziehen sich auf funktionale Beeinträchtigungen, spezi-fische Symptome wie Übelkeit und Schmerzen sowie Beeinträchtigungen bei der Arbeit, der Freizeit und bei fami-liären und sozialen Aktivitäten. Zum Schluss beantworten die Patienten zwei Fragen, in denen sie ihre Gesamt- Lebensqualität pauschal beurteilen. Die Antwortskalen sind 4- oder 7-stu-fig. Das Lungenkrebsmodul LC13 er-gänzt das Kernmodul mit 13 Fragen zu Symptomen und Nebenwirkungen von Lungenkrebspatienten wie bei-spielsweise Husten und Bluthusten [Damm et al. 2012, Hollen und Gralla 1996]. Für die Auswertung werden die Angaben auf den Antwortskalen mittels einer mathematischen Formel in prozentuale Scores (0 bis 100) transformiert. Bei der Beurteilung der Gesamtlebensqualität wird eine Änderung ≥ 10 Punkte als klinisch relevant erachtet.

2.2 FACT-L(FACT-G und Lungen-krebsmodul L)-Fragebogen

Der Kernfragebogen FACT-G (Functio-nal Assessment of Cancer Therapy - General) wurde wie EORTC QLQ-C30 für alle Entitäten entwickelt. Als Messinstrument für Lungenkrebspati-enten dient der Fragebogen FACT-L. Die 41 Fragen betreffen körperliches Wohlbefinden (Physical well-being, PWB), soziales/familiäres Wohlbefin-den (Social/family well-being, SWB), emotionales Wohlbefinden (Emotional well-being, EWB), funktionales Wohl-befinden (Functional well-being, FWB) und die Lungenkrebs-Subskala (Lung Cancer Subscale, LCS) (Abbildung 1) [LoRusso et al. 2003, Cella et al. 1995]. Die Antwortskala ist 5-stufig. PWB-, FWB- und LCS-Skalen werden als FACT-L TOI (Trial Outcome Index) zusammengefasst, welcher besonders im Rahmen von klinischen Studien zur Bestimmung der Lebensqualität speziell von Lungenkrebspatienten ein-gesetzt wird [Damm et al. 2012, Temel et al. 2010, Hollen und Gralla 1996].

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2.3 LCS-Fragebogen

Der LCS-Fragebogen ist ein Modul des FACT-L und konzentriert sich auf die Bewertung der Lungenkrebs-spezifischen Symptome (Abbildung 1) [Butt et al. 2005, LoRusso et al. 2003, Cella et al. 1995]. Die sieben Items Kurzatmigkeit, Husten, Engegefühl in der Brust, Atemnot, Gewichtsverlust, Denkvermögen und Appetitmangel werden in einer 5-stufigen Skala von 0-4 („überhaupt nicht“ bis „sehr“) gemessen. Dabei stehen Änderungen im LCS Score in direktem Zusammen-hang mit der objektiven Ansprechrate (objective tumor response) sowie der Krankheitsprogression; bei einer Ab-weichung von 2 Punkten auf der Skala spricht man von einer klinischen Rele-vanz [LoRusso et al. 2003].

Der LCS Score ist wie der FACT-L ein validiertes Messinstrument zur Bestimmung der Lebensqualität durch den Lungenkrebspatienten anhand krankheitsspezifischer Symptome. Ob - wohl die Fragebögen bisher haupt-sächlich in klinischen Studien ange-wendet wurden, erhofft man sich beim Einsatz im klinischen Alltag, den indi-viduellen Therapieverlauf zeitnah zu beobachten und eventuelle Symptom-veränderungen und Therapiereaktionen besser zu erfassen und bei der Therapie-entscheidung zu berücksichtigen. Ziel ist das bessere Management der Lun-genkrebspatienten durch die Bestim-mung der gesundheitsbezogenen Le-bensqualität wie es in der Leitlinie verankert ist [Goeckenjan et al. 2011].

Der LCS Score eignet sich gut zur frühzeitigen Erfassung krankheitsspe-zifischer Symptome. Therapieerfolge bzw. -veränderungen können durch den LCS Score frühzeitig detektiert werden und machen den Fragebogen

damit zu einem alltagstauglichen Messinstrument in der Behandlung von Lungenkrebspatienten.

2.4 LCSS-Fragebogen

Beim Lung Cancer Symptom Scale (LCSS)-Fragebogen beantwortet der Patient selbst nur 9 Fragen, während der Betreuer 6 zusätzliche Fragen beant-worten kann (optional). Der LCSS wurde dazu entwickelt, den Aufwand der Erhebung für Patienten und Perso-nal zu reduzieren. Er bewertet die gene-rellen körperlichen und funktionalen Einschränkungen, beinhaltet aber auch die Lungenkrebs-typischen Beschwer-den: Appetitlosigkeit, Husten (zusätz-lich Bluthusten bei EORTC-QLC43 und LCSS), Atemstörungen, Fatigue und Schmerz. Der LCSS ist ein prak-tisches und valides Instrument, wel-ches sich für den klinischen Einsatz gut eignet. Anders als beim EORTC-QLC43 und FACT-L nutzt der LCSS keine numerische, sondern eine visu-

elle Analogskala (VAS). Die Antworten werden jeweils auf einer 100 mm VAS angegeben, wobei (0) die niedrigste und (100) die höchste Bewertung ist [Damm et al. 2012, Hollen und Gralla 1996].

Bei der Erhebung der Lebensqualität mittels der o. g. Instrumente und zwar sowohl in Studien als auch im klini-schen Alltag muss der Patient unbe-dingt auf das Zeitintervall achten, auf das sich der jeweilige Fragebogen bezieht. Die EORTC-QLC43- und FACT-L-Fragebögen betrachten jeweils die vergangene Woche; der LCSS-Fragebogen hingegen nur die letzten 24 Stunden.

Lungenkrebs-Subskala (Lung Cancer Subsale, LCS) – Kurzatmigkeit – Appetit

– Gewichtsverlust – Engegefühl in der Brust

– Denkvermögen – Atemnot

– Husten

Krebs-spezifische Subskala – Darm – Prostata

– Kopf und Hals – Eierstock

– Lunge

Krankheits-spezifischeSubskala

SWB6 Items

EWB7 Items

FWB7 Items

PWB7 Items

Abbildung 1: Charakteristische Merkmale des FACT-L-Fragebogens und des LCS Score [modifiziert nach LoRusso et al. 2003]

EWB = emotionales Wohlbefinden FWB = funktionales Wohlbefinden

PWB = körperliches WohlbefindenSWB = soziales/familiäres Wohlbefinden

Abb. 1: Charakteristische Merkmale des FACT-L-Fragebogens und des LCS-Score [modifiziert nach LoRusso et al. 2003]

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Erlotinib eingesetzt werden. Hinsichtlich Remissionsrate und progressionsfreiem Überleben zeigten sich Gefiti-nib [Mok et al 2009, Maemondo et al. 2010, Mitsudomi et al. 2010, Han et al. 2012] und Erlotinib [Zhou et al. 2011, Rosell et al. 2012] gegenüber der Chemotherapie signi-fikant über legen bei günstigerem Nebenwirkungsprofil.

3.3 Chemotherapie und Lebensqualität

Mögliche Symptomverbesserungen der Chemotherapie können selbstverständlich durch Nebenwirkungen der Chemotherapie überlagert werden, da diese mit Ein-schränkungen des Allgemeinzustandes und des Perfor-mance-Status verbunden sind. Inwieweit die Effektivität oder die assoziierten Nebenwirkungen der Chemothe-rapie den stärkeren Einfluss auf die Lebens qualität aus-üben, hängt stark von Art, Dynamik und Symptomen der Erkrankung ab. Daten zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität unter konven tioneller Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC wurden in einem Review anhand von 32 rando misierten Studien analysiert. Die Studien zeigten durchgängig, dass be-stimmte Komponenten/Aspekte der HRQoL unter Che-motherapie im Vergleich mit Best Supportive Care (BSC) trotz assoziierter Nebenwirkungen gesteigert werden konnten [Fallowfield und Harper 2005]. Beispiels weise konnte in einer prospektiv randomisierten Studie für Patienten mit NSCLC im fortgeschrittenem Stadium und einem Performance-Status (PS) von ≤ 2 gezeigt werden, dass die Lebensqualität unter einer Kombinati-onschemotherapie plus BSC gesteigert werden konnte, während dies bei Patienten, die nur BSC erhielten, nicht der Fall war [Thongprasert et al. 1999]. Dieser Zusam-menhang wurde ebenfalls in einer groß angelegten Untersuchung bei Patienten mit Magen- oder Ösopha-gus- oder mit fortgeschrittenem gastroösophagealem Karzinom untersucht. Dazu wurden alle publizierten Phase-II- und Phase-III-Studien ausgewertet [Al-Batran und Ajani 2010]. Beispielsweise konnte in einer rando-misierten Studie bei Patienten mit fortgeschrittenem Magenkarzinom gezeigt werden, dass die gesundheits-bezogene Lebensqualität unter Chemotherapie für 6 Monate und unter BSC nur für 2 Monate erhalten wer-den konnte [Glimelius et al. 1997]. Eine andere Studie zeigte, dass im Vergleich zu Cisplatin/5-Fluor ouracil(FU) (CF) die Kombination aus Docetaxel und Cisplatin/5-FU (DCF) bei Patienten mit metastasiertem Magen- oder gastroösophagealem Karzinom trotz hämatologischer Nebenwirkungen die Lebensqualität signifikant länger erhalten konnte: die Zeit bis zur 5%-igen Verschlechte-rung der Lebensqualität lag unter DCF bei 6,5 Monaten gegenüber 4,2 Monaten bei CF [Ajani et al. 2007]. Die Lebensqualität kann demnach trotz erheblicher Ne-benwirkungen erhalten werden. Allerdings konnte die Lebensqualität nur in wenigen Chemotherapieregimen im Vergleich zum Ausgangsbefund gesteigert werden, meist in denen mit überlegener Wirksamkeit/Effektivi-tät. Die damit einher gehenden Nebenwirkungen waren für die Lebensqualität in dieser Patientengruppe offen-bar nicht ausschlag gebend [Al-Batran und Ajani 2010].

3. Therapieoptionen beim Lungenkarzinom: Einfluss auf die Lebensqualität3.1 Effektivität versus Toxizität

Bei der Wahl der Therapie ist neben der Verlängerung des progressionsfreien Überlebens und des Gesamtü-berlebens die Verbesserung oder zumindest der Erhalt der Lebensqualität oberstes Behandlungsziel. Um das Behandlungsziel zu erreichen, müssen bei der einge-setzten Medikation/Therapie Effektivität und Toxizität gegeneinander abgewogen werden. Dabei beeinflussen Effektivität und Toxizität abhängig von der Art und Ag-gressivität der Erkrankung die resultierende Lebensqua-lität unterschiedlich stark. So kann eine toxische, aber wirksame Therapie bei einem Patienten mit einem rasch wachsenden, symptomatischen Tumor unter dem Strich zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen, wäh-rend selbst sehr geringe Nebenwirkungen bei einem nicht symptomatischen, langsam wachsenden Tumor zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen können. Für die Lebensqualität wäre demnach ein Maximum an Effektivität bei einem Minimum an Toxizität optimal. Große Hoffnungen in dieser Hinsicht werden in die personalisierte Therapie gesetzt. Neben der Symptomkontrolle und dem Nebenwirkungsma-nagement können aber auch der Applikationsweg (oral/intravenös) und der Zeitraum bis zum Wirkeintritt (Tage/Wochen) eine gewichtige Rolle für den Therapieerfolg in Bezug auf die Lebensqualität spielen.

3.2 Historische Entwicklung der Therapie beim Lungenkarzinom

Standardtherapie beim Lungenkarzinom ist die platin-haltige Kombina tionschemotherapie. Bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC (Stadium IIIB/IV) und gutem Allgemein zustand wird die Kombination mit Cisplatin zur Verbesserung der Überlebenszeit, der Krankheitskon-trolle und der Lebensqualität empfohlen [Goeckenjan et al. 2011]. Bei relevant eingeschränkter Organfunktion kann Cisplatin gegen Carboplatin ausgetauscht werden. Alternativ kann dann auch eine platinfreie Kombination mit zwei „Drittgenerationszytostatika“ angewendet werden [Goeckenjan et al. 2011]. NSCLC-Patienten mit reduziertem Allgemeinzustand im Stadium IIIB/IV oder Kontraindikation gegen eine platinbasierte Kombinati-onstherapie können eine zytostatische Monotherapie mit z. B. Vinorelbin oder Gemcitabin erhalten [Goecken-jan et al. 2011].

Die zunehmende molekulare Differenzierung verschie-dener Tumoren in weitere Subentitäten führt heute zu einer personalisierten Krebstherapie und damit zu einer verbesserten Patien tenauswahl. Beispielsweise können bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und aktivie-render Mutation im EGFR (Epidermal Growth Factor Re-ceptor) die Tyrosinkinase-Inhibi toren (TKI) Gefitinib oder

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Diese überraschend schnelle Symptomkontrolle bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC wurde bereits im Rahmen der IDEAL-1-Studie beobachtet [Fukuoka et al. 2003, Douillard et al. 2002]. Anders als in der IPASS-Studie waren die Patienten in der IDEAL-1-Studie vorbe-handelt (Zweitlinientherapie nach Chemotherapie). Die meisten Patienten zeigten ebenfalls nach 8 Tagen eine Verbesserung der Symptome (LCS), ganz ähnlich wie es in der IPASS-Studie in der Erstlinientherapie bestätigt wurde (Abbildung 2).

Der außergewöhnlich schnelle Wirkeintritt und damit einhergehend die schnelle Symptomverbesserung (we-niger Husten und Atemnot, Besserung des Appetits und des Gewichtsverlust) unter Gefitinib im Vergleich zur Chemo therapie wird in der Fachliteratur als „Lazarus-Phänomen“ bezeichnet. Im modernen medizinischen Sinne bezieht sich das „Lazarus-Phänomen“ auf ein Ereignis, bei dem eine Person von selbst zum Leben zurückkehrt, nachdem die Wiederbelebung aufgegeben wurde. Es ist nicht davon auszugehen, dass solche me-dizinischen Wunder in der onkologischen Praxis gehäuft auftreten werden, doch sollte der sinnvolle Einsatz von molekular-basierten personalisierten Therapiestrate-gien, insbesondere bei Patienten mit einem schlechten bis sehr schlechten Performance-Status unbedingt Be-achtung finden [Langer et al. 2009]. Grunderkrankungen und erwartete Nebenwirkungen sind ein großes Hin-dernis für aggressivere Therapie strategien bei NSCLC-Patienten mit schlechtem Performance-Status.

Vergleichbare Ergebnisse gibt es bei Untersuchungen zum kolorektalen Karzinom; auch hier gab es keinen Zusammenhang zwischen dem Toxizitätsprofil der Che-motherapie und der Lebensqualität [Funaioli et al. 2008]. Diese Daten sind insbesondere in dem Zusammenhang interessant, dass viele Onkologen nicht die intensiveren 3-Wirkstoff-Kombinationen einsetzen, weil sie befürch-ten, dass eine höhere Toxizität die Lebensqualität der Patienten reduzieren würde [Al-Batran und Ajani 2010].

3.4 Behandlung mit EGFR-TKI am Beispiel von Gefitinib

Die Verbesserung der Lebensqualität durch die Opti-mierung der Effektivität sowie des Verhältnisses von Effektivität zu Toxizität im Rahmen der zielgerichteten Therapie zeigt sich beim Lungenkarzinom am besten am Beispiel der TKIs. Aktuelle Studien zeigen, dass z. B. für Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkarzinom und aktivierenden EGFR-Mutationen die Therapie mit Ge-fitinib hinsichtlich der Lebensqualität von erheblichem Vorteil ist. In der IPASS-Studie verbesserte sich die Le-bensqualität der Patienten mit fortgeschrittenem EGFR-mutierten NSCLC in etwa 70% der Fälle unter Gefitinib. Die mediane Zeit bis zur Verbesserung der lungen-krebsspezifischen Symptome und der Lebensqualität betrug unter Gefitinib-Therapie 8 Tage (LCS) (Tabelle 1), während sich unter der Standardchemotherapie keine klinisch relevante Veränderung zeigte (LCS) [Throngpra-sert et al. 2011].

54 Bedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitätsmessungen in der Onkologie am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLCBedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitätsmessungen in der Onkologie am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLC

3. Therapieoptionen beim Lungenkarzinom: Einfluss auf die Lebensqualität

3.1 Effektivität versus Toxizität

Bei der Wahl der Therapie ist neben der Verlängerung des progressions-freien Überlebens und des Gesamt-überlebens die Verbesserung oder zu-mindest der Erhalt der Lebensqualität oberstes Behandlungsziel. Um das Behandlungsziel zu erreichen, müssen bei der eingesetzten Medikation/ Therapie Effektivität und Toxizität gegeneinander abgewogen werden. Dabei beeinflussen Effektivität und Toxizität abhängig von der Art und Aggressivität der Erkrankung die resul-tierende Lebensqualität unterschied-lich stark. So kann eine toxische, aber wirksame Therapie bei einem Patienten mit einem rasch wachsenden, sympto-matischen Tumor unter dem Strich zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen, während selbst sehr geringe Nebenwirkungen bei einem nicht symptomatischen, langsam wachsen-den Tumor zu einer erheblichen Be-einträchtigung der Lebensqualität führen können. Für die Lebensqualität wäre demnach ein Maximum an Effektivität bei einem Minimum an Toxizität optimal. Große Hoffnungen in dieser Hinsicht werden in die perso-nalisierte Therapie gesetzt. Neben der Symptomkontrolle und dem Neben-wirkungsmanagement können aber auch der Applikationsweg (oral/intra-venös) und der Zeitraum bis zum Wirk-eintritt (Tage/Wochen) eine gewich-tige Rolle für den Therapieerfolg in Bezug auf die Lebensqualität spielen.

3.2 Historische Entwicklung der Therapie beim Lungenkarzinom

Standardtherapie beim Lungenkarzi-nom ist die platinhaltige Kombina-tionschemotherapie. Bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC (Stadi-um IIIB/IV) und gutem Allgemein-zustand wird die Kombination mit

Cisplatin zur Verbesserung der Über-lebenszeit, der Krankheitskontrolle und der Lebensqualität empfohlen [Goeckenjan et al. 2011]. Bei relevant eingeschränkter Organfunktion kann Cisplatin gegen Carboplatin ausge-tauscht werden. Alternativ kann dann auch eine platinfreie Kombination mit zwei „Drittgenerationszytostatika“ angewendet werden [Goeckenjan et al. 2011]. NSCLC-Patienten mit redu-ziertem Allgemeinzustand im Stadi-um IIIB/IV oder Kontraindikation gegen eine platinbasierte Kombina-tionstherapie können eine zytostatische Monotherapie mit z.B. Vinorelbin oder Gemcitabin erhalten [Goecken-jan et al. 2011].

Die zunehmende molekulare Diffe-renzierung verschiedener Tumoren in weitere Subentitäten führt heute zu einer personalisierten Krebstherapie und damit zu einer verbesserten Patien-tenauswahl. Beispielsweise können bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und aktivierender Mutation im EGFR (Epidermal Growth Factor Receptor) die Tyrosinkinase-Inhibi-toren (TKI) Gefitinib oder Erlotinib eingesetzt werden. Hinsichtlich Remis-sionsrate und progressionsfreiem Überleben zeigten sich Gefitinib [Mok et al 2009, Maemondo et al. 2010, Mitsudomi et al. 2010, Han et al. 2012] und Erlotinib [Zhou et al. 2011, Rosell et al. 2012] gegenüber der Chemotherapie signifikant über-legen bei günstigerem Nebenwir-kungsprofil.

3.3 Chemotherapie und Lebens-qualität

Mögliche Symptomverbesserungen der Chemotherapie können selbstver-ständlich durch Nebenwirkungen der Chemotherapie überlagert werden, da diese mit Einschränkungen des Allge-meinzustandes und des Performance Status verbunden sind. Inwieweit die Effektivität oder die assoziierten Neben-wirkungen der Chemotherapie den

stärkeren Einfluss auf die Lebens-qualität ausüben, hängt stark von Art, Dynamik und Symptomen der Erkran-kung ab. Daten zur gesundheitsbezo-genen Lebensqualität unter konven-tioneller Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC wurden in einem Review anhand von 32 rando-misierten Studien analysiert. Die Stu-dien zeigten durchgängig, dass be-stimmte Komponenten/Aspekte der HRQoL unter Chemotherapie im Ver-gleich mit Best Supportive Care (BSC) trotz assoziierter Nebenwirkungen gesteigert werden konnten [Fallow-field und Harper 2005]. Beispiels-weise konnte in einer prospektiv ran-domisierten Studie für Patienten mit NSCLC im fortgeschrittenem Stadium und einem Performance Status (PS) von ≤ 2 gezeigt werden, dass die Lebensqualität unter einer Kombina-tionschemotherapie plus BSC gestei-gert werden konnte, während dies bei Patienten, die nur BSC erhielten, nicht der Fall war [Thongprasert et al. 1999]. Dieser Zusammenhang wurde ebenfalls in einer groß angelegten Untersuchung zum Thema Ösophagus-karzinom und Lebensqualität unter-sucht. Dazu wurden alle publizierten Phase-II- und Phase-III-Studien aus-gewertet [Al-Batran und Ajani 2010]. Beispielsweise konnte in einer rando-misierten Studie gezeigt werden, dass die gesundheitsbezogene Lebensqua-lität unter Chemotherapie für 6 Monate und unter BSC nur für 2 Monate er-halten werden konnte [Glimelius et al. 1997]. Eine andere Studie zeigte, dass im Vergleich zu Cisplatin/5-Fluor-ouracil(FU) (CF) die Kombination aus Docetaxel und Cisplatin/5-FU (DCF) trotz hämatologischer Neben-wirkungen die Lebensqualität signifi-kant länger erhalten konnte: die Zeit bis zur 5%-igen Verschlechterung der Lebensqualität lag unter DCF bei 6,5 Monaten gegenüber 4,2 Monaten bei CF [Ajani et al. 2007]. Die Lebensqualität kann demnach trotz erheblicher Nebenwirkungen erhalten werden. Allerdings konnte die Lebens-

qualität nur in wenigen Chemothera-pieregimen im Vergleich zum Aus-gangsbefund gesteigert werden, meist in denen mit überlegener Wirksam-keit/Effektivität. Die damit einher-gehenden Nebenwirkungen waren für die Lebensqualität in dieser Patienten-gruppe offenbar nicht ausschlag-gebend [Al-Batran und Ajani 2010]. Vergleichbare Ergebnisse gibt es bei Untersuchungen zum kolorektalen Karzinom; auch hier gab es keinen Zusammenhang zwischen dem Toxi-zitätsprofil der Chemotherapie und der Lebensqualität [Funaioli et al. 2008]. Diese Daten sind insbesondere in dem Zusammenhang interessant, dass viele Onkologen nicht die intensiveren 3-Wirkstoff-Kombinationen einsetzen, weil sie befürchten, dass eine höhere Toxizität die Lebensqualität der Patien-ten reduzieren würde [Al-Batran und Ajani 2010].

3.4 Behandlung mit EGFR-TKI am Beispiel von Gefitinib

Die Verbesserung der Lebensqualität durch die Optimierung der Effektivi-tät sowie des Verhältnisses von Effek-tivität zu Toxizität im Rahmen der zielgerichteten Therapie zeigt sich beim Lungenkarzinom am besten am Beispiel der TKIs. Aktuelle Studien zeigen, dass z.B. für Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkarzinom und aktivierenden EGFR-Mutationen die Therapie mit Gefitinib hinsichtlich der Lebensqualität von erheblichem Vorteil ist. In der IPASS-Studie ver-besserte sich die Lebensqualität der Patienten mit fortgeschrittenem EGFR-mutierten NSCLC in etwa 70% der Fälle unter Gefitinib. Die mediane Zeit bis zur Verbesserung der Lungen-krebs-spezifischen Symptome und der Lebensqualität betrug unter Gefitinib-Therapie 8 Tage (LCS) (Tabelle 1), während sich unter der Standardche-motherapie keine klinisch relevante Veränderung zeigte (LCS) [Throng-prasert et al. 2011].

Diese überraschend schnelle Symp-tomkontrolle bei Patienten mit fortge-schrittenem NSCLC wurde bereits im Rahmen der IDEAL-1-Studie beobach-tet [Fukuoka et al. 2003, Douillard et al. 2002]. Anders als in der IPASS- Studie waren die Patienten in der IDEAL-1-Studie vorbehandelt (Zweit-linientherapie nach Chemotherapie). Die meisten Patienten zeigten eben-falls nach 8 Tagen eine Verbesserung der Symptome (LCS), ganz ähnlich wie es in der IPASS-Studie in der Erstlinientherapie bestätigt wurde (Abbildung 2).

Der außergewöhnlich schnelle Wirk-eintritt und damit einhergehend die schnelle Symptomverbesserung (weni-ger Husten und Atemnot, Besserung des Appetits und des Gewichtsverlust) unter Gefitinib im Vergleich zur Chemo therapie wird in der Fachlitera-tur als „Lazarus-Phänomen“ bezeich-net. Im modernen medizinischen Sinne bezieht sich das „Lazarus-Phänomen“ auf ein Ereignis, bei dem eine Person von selbst zum Leben zurückkehrt, nachdem die Wiederbelebung aufge-geben wurde. Es ist nicht davon aus-zugehen, dass solche medizinische

% Patienten mit Verbesserung (n)

Mediane Zeit bis zur Verbesserung in Tagen

Functional Assessment of Cancer

Therapy – Lung (FACT-L)

n = 131

70,2 (92)

8

Trial Outcome Index (TOI)

n = 131

70,2 (92)

11

Lung Cancer Subscale

(LCS) n = 131

75,6 (99)

8

Tabelle 1: Zeit bis zur Verbesserung der Lebensqualität und der Symptome bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und positivem EGFR-Mutationsstatus unter der Therapie mit dem TKI Gefitinib (IPASS-Studie) [modifiziert nach Thronprasert et al. 2011]

Abbildung 2: Änderung des LCS-Scores abhängig von der Zeit nach Therapiebeginn bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und nachgewiesener aktivierender EGFR-Mutation unter Gefitinib im Vergleich zur Chemotherapie (IPASS-Studie) [modifiziert nach Thongprasert et al. 2011]

Wochen

Änderung LCS Score

1

15

10

5

0

-5

-103 6 9

Gefitinib (n=131)Carbo/Pac (n=128)

Klinisch relevante VerbesserungKlinisch relevante Verschlechterung

Tab. 1: Zeit bis zur Verbesserung der Lebensqualität und der Symptome bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und positivem EGFR-Mutationsstatus unter der Therapie mit dem TKI Gefitinib (IPASS-Studie) [modifiziert nach Thronprasert et al. 2011]

Abb. 2: Tage bis zum Wirkeintritt unter Gefitinib bei vorbehan-delten Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC (IDEAL-1-Studie)[modifiziert nach Fukoka et al. 2003 und Douillard et al. 2002].

10

20

30

40

50

60

70

0 4 8 12 16 20 24 28 TageZeitspanne bis Symptomverbesserung

Patie

nten

(%)

Page 8: Bedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitätsm ... · Bedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitätsm essungen in der Onkologie am Beispiel des fortgeschrittenen

8 / 20

Zertifizierte Fortbildung für ÄrzteOnkologie:Lebensqualitätsmessungen am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLC

Auch Grad 3/4 Nebenwirkungen nach CTC-Klassifika-tion (Common Toxicity Criteria) traten unter Gefitinib wesentlich später auf als unter Chemo therapie: Die mediane Zeit bis zum Auftreten der Nebenwirkungen lag unter Gefitinib bei 12,1 Monaten im Vergleich zu 0,5 Monaten unter Chemotherapie Carboplatin/Paclitaxcel [Thongprasert et al. 2011].

Diese Daten werden durch die Ergebnisse der Phase-III-Studie NEJ002 unterstützt (Abbildung 4). Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen den Wert der Therapie mit Gefitinib gegenüber der Chemotherapie (Carboplatin/Paclitaxel) bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und positivem EGFR-Mutationsstatus in der Erstlinien-therapie [Oizumi et al. 2012, Inoue et al. 2011]. Die Pati-enten bekamen randomisiert entweder täglich Gefitinib oder an Tag 1 alle drei Wochen Chemotherapie mit Car-boplarin/Paclitaxel. Hinsichtlich der Progression zeigte sich Gefitinib gegenüber der platinbasierten Chemothe-rapie auch in dieser Studie deutlich überlegen: 10,8 vs. 5,4 Monate [Inoue et al. 2011]. Auch wenn das Gesam-tüberleben bei NSCLC-Patienten im fortgeschrittenem Stadium mit positivem EGFR-Mutationsstatus in der Erstlinientherapie unter Gefitinib gegenüber Chemothe-rapie sich wegen des hohen Cross-Overs nicht signifi-kant unterscheidet (96% der Chemotherapie-Patienten erhielten durch das Cross-Over-Design auch Gefitinib), so wird vor dem Hintergrund der gesteigerten Lebens-qualität und der längeren progressionsfreien Zeit die Erstlinientherapie mit Gefitinib für Patienten mit NSCLC im Stadium IIIB/IV und aktivierender EGFR-Mutation ausdrücklich empfohlen [Inoue et al. 2012, Oizumi et al. 2012].

Die signifikante Verbesserung der Lebensqualität und der Symptome von NSCLC-Patienten mit akti-vierender EGFR-Mutation unter Gefitinib in der Erst-linientherapie zeigen den Wert der personalisierten Therapie. Ziel gerichtete Substanzen und definierte Patientenkollektive führen zu einer hohen Effektivität bei gleichzeitig weniger Nebenwirkungen als unter Kombinations-Chemotherapien.

Neuere Studien betonen die Rolle von weniger toxischen Substanzen bei Patienten mit einem PS 2 oder höher. Eine kleine Phase-II-Studie untersuchte die Wirksamkeit und Durchführbarkeit einer Gefitinib-Behandlung bei Pa-tienten mit fortgeschrittenem NSCLC mit aktivierenden EGFR-Mutationen, bei denen aufgrund ihres schlechten PS keine Indikation für eine Chemo therapie bestand. Die Studie lieferte folgende Ergebnisse: Bei etwa zwei Drittel der Patienten mit einem PS ≥ 3 zu Studienbeginn konnte der PS auf ≤ 1 verbessert werden, insgesamt konnte eine PS-Verbesserungsrate von 79% erreicht werden. Da es bisher für diese Patientenpopulation mit einer kurzen Lebenserwartung sonst keine andere Stan-dardtherapie außer der BSC gibt, wird die Unter suchung auf EGFR-Mutationen empfohlen [Inoue et al. 2009].

Die Effektivität der Behandlung mit Gefitinib konnte bereits bei nicht vorbehandelten NSCLC-Patienten mit aktivierender EGFR-Mutation gezeigt werden: im Ver-gleich mit der Chemotherapie kam es unter Gefitinib zu einer signifikanten Verlängerung des progres sionsfreien Überlebens (PFS) (9,5 vs. 6,3 Monate) [Mok et al. 2009]. Auch bei Ansprechrate, Symptomkontrolle und Verträg-lichkeit zeigte sich Gefitinib gegenüber der Standard-therapie überlegen [Mok et al. 2009]. Die Wirksamkeits-daten aus den vorab veröffentlichten Daten spiegeln sich in den aktuellen Ergebnissen der IPASS-Studie zur Lebensqualität und Symptomverbesserung (sekundäre Endpunkte) wider. Die Ergebnisse der IPASS-Studie zei-gen, dass unter Gefitinib nicht allein eine erhebliche Ver-besserung der Symptome und der Lebensqualität ge-genüber der Standardchemotherapie mit Carboplatin/Paclitaxel auftrat, sondern auch die Nebenwirkungen traten erst später auf [Thonprasert et al. 2011]. Die medi-ane Zeit bis zur Zunahme der Symptome unter Gefitinib bei den EGFR-muta tionspositiven NSCLC-Patienten lag bei 15,6 (FACT-L), 16,6 (TOI) und 11,3 (LCS) Monaten, während bei den Patienten unter Chemotherapie bereits nach 3 (FACT-L) bzw. 2,9 (TOI und LCS) Monaten eine Verschlechterung der Lebensqualität eintrat (Abbildung 3) [Thongprasert et al. 2011].

76 Bedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitätsmessungen in der Onkologie am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLCBedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitätsmessungen in der Onkologie am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLC

Diese Daten werden durch die Ergeb-nisse der Phase-III-Studie NEJ002 unterstützt (Abbildung 4). Die Ergeb-nisse dieser Studie unterstreichen den Wert der Therapie mit Gefitinib ge-genüber der Chemotherapie (Carbo-platin/Paclitaxel) bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und positi-vem EGFR-Mutationsstatus in der Erstlinientherapie [Oizumi et al. 2012, Inoue et al. 2011]. Die Patien-ten wurden an Tag 1 alle 3 Wochen (bis zu 6 Zyklen) randomisiert 1:1 in die Gruppen Gefitinib oder Chemo-therapie eingeteilt (Cross-Over-De-sign). Hinsichtlich der Progression zeigte sich Gefitinib gegenüber der platinbasierten Chemotherapie auch in dieser Studie deutlich überlegen: 10,8 vs. 5,4 Monate [Inoue et al. 2011]. Auch wenn das Gesamtüberle-ben bei NSCLC-Patienten im fortge-schrittenem Stadium mit positivem EGFR-Mutationsstatus in der Erstli-nientherapie unter Gefitinib gegen-über Chemotherapie sich wegen des hohen Cross-Overs nicht signifikant unterscheidet (fast 100% der Chemo-therapie-Patienten erhielten durch das Cross-Over-Design auch Gefitinib), so wird vor dem Hintergrund der ge-steigerten Lebensqualität und der län-

geren progressionsfreien Zeit die Erst-linientherapie mit Gefitinib für Pati-enten mit NSCLC im Stadium IIIB/IV und aktivierender EGFR-Mutation ausdrücklich empfohlen [Inoue et al. 2012, Oizumi et al. 2012].

Die signifikante Verbesserung der Lebensqualität und der Symptome von NSCLC-Patienten mit aktivieren-der EGFR-Mutation unter Gefitinib in der Erstlinientherapie zeigen den Wert der personalisierten Therapie. Ziel-gerichtete Substanzen und definierte Patientenkollektive führen zu einer hohen Effektivität bei gleichzeitig

Wunder in der onkologischen Praxis gehäuft auftreten werden, doch sollte der sinnvolle Einsatz von molekular-basierten personalisierten Therapie-strategien insbesondere bei Patienten mit einem schlechten bis sehr schlech-ten Performance Status unbedingt Beachtung finden [Langer et al. 2009]. Grunderkrankungen und erwartete Nebenwirkungen sind ein großes Hin-dernis für aggressivere Therapie-strategien bei NSCLC-Patienten mit schlechtem Performance Status. Neue-re Studien betonen die Rolle von weni-ger toxischen Substanzen bei Patienten mit einem PS 2 oder höher. Eine kleine Phase-II-Studie untersuchte die Wirk-samkeit und Durchführbarkeit einer Gefitinib-Behandlung bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC mit aktivierenden EGFR-Mutationen, bei denen aufgrund ihres schlechten PS keine Indikation für eine Chemo-therapie bestand. Die Studie lieferte folgende Ergebnisse: Bei etwa zwei Drittel der Patienten mit einem PS ≥ 3 zu Studienbeginn konnte der PS auf ≤ 1 verbessert werden, insgesamt konnte eine PS-Verbesserungsrate von 79% erreicht werden. Da es bis-her für diese Patientenpopulation mit einer kurzen Lebenserwartung sonst keine andere Standardtherapie außer der BSC gibt, wird nun die Unter-suchung auf EGFR-Mutationen emp-fohlen [Inoue et al. 2009].

Die Effektivität der Behandlung mit Gefitinib konnte bereits bei nicht vor-behandelten NSCLC-Patienten gezeigt werden: im Vergleich mit der Chemo-therapie kam es unter Gefitinib zu einer signifikanten Verlängerung des progres-sionsfreien Überlebens (PFS) (9,5 vs. 6,3 Monate) [Mok et al. 2009]. Auch bei Ansprechrate, Symptom-kontrolle und Verträglichkeit zeigte sich Gefitinib gegenüber der Standard-therapie überlegen [Mok et al. 2009]. Die aktuellen Ergebnisse aus der IPASS-Studie hinsichtlich Lebens-qualität und Symptomverbesserung (sekundäre Endpunkte) stimmen mit

den Wirksamkeitsdaten (primäre End-punkte) aus den vorab veröffentlich-ten Daten überein. Die Ergebnisse der IPASS-Studie zeigen, dass unter Gefitinib nicht allein eine erhebliche Verbesserung der Symptome und der Lebensqualität gegenüber der Stan-dardchemotherapie mit Carboplatin/Paclitaxel auftrat, sondern auch die Nebenwirkungen traten erst später auf [Thonprasert et al. 2011]. Die mediane Zeit bis zur Zunahme der Symptome unter Gefitinib bei den EGFR-muta-tionspositiven NSCLC-Patienten lag bei 15,6 (FACT-L), 16,6 (TOI) und 11,3 (LCS) Monaten, während bei den Patienten unter Chemotherapie bereits nach 3 (FACT-L) bzw. 2,9 (TOI und LCS) Monaten eine Verschlechterung der Lebensqualität eintrat (Abbildung 3) [Thongprasert et al. 2011].

Auch Grad 3/4 Nebenwirkungen nach CTC-Klassifikation (Common Toxi-city Criteria) traten unter Gefitinib wesentlich später auf als unter Chemo-therapie: Die mediane Zeit bis zum Auftreten der Nebenwirkungen lag unter Gefitinib bei 12,1 Monaten im Vergleich zu 0,5 Monaten unter Che-motherapie Carboplatin/Paclitaxcel [Thongprasert et al. 2011].

weniger Nebenwirkungen als unter Kombinations-Chemotherapien.

Demgegenüber steht die geringere Lebensqualität sowie die Symptom-verschlechterung und verkürzte pro-gressionsfreie Zeit unter Gefitinib bei NSCLC-Patienten ohne aktivierende EGFR-Mutation [Thongprasert et al. 2011]. Für diese Subpopulation ist die Chemotherapie (Carboplatin/Paclitaxel) die erste Therapiewahl (Tabelle 2). Ein weiteres interessantes Beispiel, dass bei mangelnder Wirksamkeit eine Ver-besserung der Lebensqualität ausbleibt, selbst wenn die Therapie verträglich ist.

Abbildung 3: Zeit bis zur Verschlechterung der Lebensqualität (FACT-L) bei NSCLC- Patienten mit aktivierender EGFR-Mutation unter Gefitinib im Vergleich zur Chemotherapie (IPASS-Studie) [modifiziert nach Thonprasert et al. 2011]

Monate

Anteil ohne Verschlechterung (%)

100

80

60

40

20

0

FACTL-L EGFR M+

8 124 16 20 24

Gefitinib (n=131)Carboplatin/ Paclitaxel (n=128)

15,6 Monate

3,0 Monate

Abbildung 4: Zeit bis zu einer klinisch relevanten Verschlechterung der Symptome Schmerz und Kurzatmigkeit (um 3 Punkte auf einer 11-Punkte-Ratingskala) bei NSCLC-Patienten mit aktivierender EGFR-Mutation unter Gefitinib im Vergleich zur Chemotherapie (NEJ002-Studie) [modifiziert nach Oizumi et al. 2012]

Wochen

Wahrscheinlichkeit

1,0

0,9

0,8

0,7

0,6

0,5

0,4

0,3

0,2

0,1

0,08 124 4,8 16 20

Gefitinib

Carboplatin/Paclitaxel

Auch hier wird ersichtlich, dass die molekulare Charakterisierung des Tumors bei NSCLC-Patienten für eine optimale Therapie unerlässlich ist [Thongprasert et al. 2011]. Indivi-duelle Behandlungskonzepte sowie die regelmäßige subjektive Beurteilung der Lebensqualität sind ausschlag-gebend für einen optimalen Therapie-erfolg.

Median (95% CI)Gefinitib: nicht erreichtC/P: 4,84 (3,86-8,70)HR= 0,28 (0,17-0,46)Log-rank p < 0,0001Gefinitib (n=72)C/P (n=76)

Subpopulation EGFR mutations-positive Subpopulation

EGFR mutations-negative Subpopulation

FACT-L

70,2% vs. 44,5% p<0,0001 95% CI

14,6% vs. 36,3% p=0,0021 95% CI

TOI

70,2% vs. 38,3% p<0,0001 95% CI

12,4% vs. 28,8% p=0,0111 95% CI

LCS

75,6% vs. 53,9% p=0,0003 95% CI

20,2% vs. 47,5% p=0,0002 95% CI

N

259

169

Tabelle 2: Bestimmung der Lebensqualität unter Gefitinib im Vergleich zu Carboplatin/Paclitaxel anhand verschiedener Fragebögen (IPASS-Studie): Anteil der Patienten mit andauernder klinischer Verbesserung [Thongprasert et al. 2011]

CI = Confidence Interval, N = Anzahl der Patienten, QoL = Quality of Life, FACT-L = Functional Assessment of Cancer Therapy-Lung, TOI = Trial Outcome Index, LCS = Lung Cancer Subscale

Abb. 3: Zeit bis zur Verschlechterung der Lebensqualität (FACT-L) bei NSCLC-Patienten mit aktivierender EGFR-Mutation unter Gefitinib im Vergleich zur Chemotherapie (IPASS-Studie)[modifiziert nach Thonprasert et al. 2011]

Page 9: Bedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitätsm ... · Bedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitätsm essungen in der Onkologie am Beispiel des fortgeschrittenen

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Zertifizierte Fortbildung für ÄrzteOnkologie:Lebensqualitätsmessungen am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLC

Daten aus drei NEJ-Studien wurden zusammengeführt [Narumi et al. 2012]. Auch bei den älteren Patienten konnte aufgrund des Cross-Overs keine signi fikante Verbesserung des Gesamtüberlebens unter Gefitinib gegenüber der Chemotherapie (Carboplatin/Paclitaxel) nachgewiesen werden (30,8 vs. 26,4 Monate), allerdings zeigte sich auch hier sowohl bei der Ansprechrate (73,2% vs. 26,4%) als auch beim PFS (14,3 vs. 5,7 Monate) eine signifikante Verbesserung unter Gefitinib gegenüber der Chemotherapie [Narumi et al. 2012]. Aufgrund der guten Verträglichkeit und der verbesserten Lebensqualität bei gleichzeitig hoher Wirksamkeit von Gefitinib bei älteren NSCLC-Patienten mit positivem EGFR-Mutationsstatus und vor dem Hintergrund, dass ältere Patienten meist nur wenige Therapielinien erhalten, wird die Erstlinien-therapie von Gefitinib auch für ältere NSCLC-Patienten ausdrücklich empfohlen [Narumi et al. 2012]. Einer weniger toxischen Therapie sollte allgemein selbst bei Gleichwertigkeit hinsichtlich der Effektivität gegenüber der toxi scheren Alternative in der ersten Linie der Vor-zug gegeben werden. Die Erstlinientherapie nimmt ei-nen erheblichen Teil der verbleibenden Lebenszeit des Patienten ein und ist daher für die Lebensqualität von besonderer Relevanz.

Demgegenüber steht die geringere Lebensqualität so-wie die Symptomverschlechterung und verkürzte pro-gressionsfreie Zeit unter Gefitinib bei NSCLC-Patienten ohne aktivierende EGFR-Mutation [Thongprasert et al. 2011]. Für diese Subpopulation ist die Chemotherapie (Carboplatin/Paclitaxel) die erste Therapiewahl (Tabelle 2). Ein weiteres interessantes Beispiel, dass bei man-gelnder Wirksamkeit eine Verbesserung der Lebensqua-lität ausbleibt, selbst wenn die Therapie verträglich ist.

Auch hier wird ersichtlich, dass die molekulare Cha-rakterisierung des Tumors bei NSCLC-Patienten für eine optimale Therapie unerlässlich ist [Thongprasert et al. 2011]. Individuelle Behandlungskonzepte sowie die regelmäßige subjektive Beurteilung der Lebens-qualität sind ausschlag gebend für einen optimalen Therapieerfolg.

3.5 Bedeutung spezieller Behandlungsgruppen

Die Ergebnisse der Phase-III-Studie NEJ002 für Gefiti-nib in der Erstlinientherapie bestätigten sich auch bei älteren Patienten (≥ 70 Jahre, PS 0-2) mit fortgeschritte-nem NSCLC und positivem EGFR-Mutationsstatus. Die

7Bedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitätsmessungen in der Onkologie am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLC

geren progressionsfreien Zeit die Erst-linientherapie mit Gefitinib für Pati-enten mit NSCLC im Stadium IIIB/IV und aktivierender EGFR-Mutation ausdrücklich empfohlen [Inoue et al. 2012, Oizumi et al. 2012].

Die signifikante Verbesserung der Lebensqualität und der Symptome von NSCLC-Patienten mit aktivieren-der EGFR-Mutation unter Gefitinib in der Erstlinientherapie zeigen den Wert der personalisierten Therapie. Ziel-gerichtete Substanzen und definierte Patientenkollektive führen zu einer hohen Effektivität bei gleichzeitig

weniger Nebenwirkungen als unter Kombinations-Chemotherapien.

Demgegenüber steht die geringere Lebensqualität sowie die Symptom-verschlechterung und verkürzte pro-gressionsfreie Zeit unter Gefitinib bei NSCLC-Patienten ohne aktivierende EGFR-Mutation [Thongprasert et al. 2011]. Für diese Subpopulation ist die Chemotherapie (Carboplatin/Paclitaxel) die erste Therapiewahl (Tabelle 2). Ein weiteres interessantes Beispiel, dass bei mangelnder Wirksamkeit eine Ver-besserung der Lebensqualität ausbleibt, selbst wenn die Therapie verträglich ist.

Abbildung 4: Zeit bis zu einer klinisch relevanten Verschlechterung der Symptome Schmerz und Kurzatmigkeit (um 3 Punkte auf einer 11-Punkte-Ratingskala) bei NSCLC-Patienten mit aktivierender EGFR-Mutation unter Gefitinib im Vergleich zur Chemotherapie (NEJ002-Studie) [modifiziert nach Oizumi et al. 2012]

Wochen

Wahrscheinlichkeit

1,0

0,9

0,8

0,7

0,6

0,5

0,4

0,3

0,2

0,1

0,08 124 4,8 16 20

Gefitinib

Carboplatin/Paclitaxel

Auch hier wird ersichtlich, dass die molekulare Charakterisierung des Tumors bei NSCLC-Patienten für eine optimale Therapie unerlässlich ist [Thongprasert et al. 2011]. Indivi-duelle Behandlungskonzepte sowie die regelmäßige subjektive Beurteilung der Lebensqualität sind ausschlag-gebend für einen optimalen Therapie-erfolg.

Median (95% CI)Gefinitib: nicht erreichtC/P: 4,84 (3,86-8,70)HR= 0,28 (0,17-0,46)Log-rank p < 0,0001Gefinitib (n=72)C/P (n=76)

Subpopulation EGFR mutationspositive Subpopulation

EGFR mutationsnegative Subpopulation

FACT-L

70,2% vs. 44,5% p<0,001

14,6% vs. 36,3% p=0,002

TOI

70,2% vs. 38,3% p<0,001

12,4% vs. 28,8% p=0,011

LCS

75,6% vs. 53,9% p<0,001

20,2% vs. 47,5% p<0,001

N

259

169

Tabelle 2: Bestimmung der Lebensqualität unter Gefitinib im Vergleich zu Carboplatin/Paclitaxel anhand verschiedener Fragebögen (IPASS-Studie): Anteil der Patienten mit andauernder klinischer Verbesserung [Thongprasert et al. 2011]

CI = Confidence Interval, N = Anzahl der Patienten, QoL = Quality of Life, FACT-L = Functional Assessment of Cancer Therapy-Lung, TOI = Trial Outcome Index, LCS = Lung Cancer Subscale

7Bedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitätsmessungen in der Onkologie am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLC

geren progressionsfreien Zeit die Erst-linientherapie mit Gefitinib für Pati-enten mit NSCLC im Stadium IIIB/IV und aktivierender EGFR-Mutation ausdrücklich empfohlen [Inoue et al. 2012, Oizumi et al. 2012].

Die signifikante Verbesserung der Lebensqualität und der Symptome von NSCLC-Patienten mit aktivieren-der EGFR-Mutation unter Gefitinib in der Erstlinientherapie zeigen den Wert der personalisierten Therapie. Ziel-gerichtete Substanzen und definierte Patientenkollektive führen zu einer hohen Effektivität bei gleichzeitig

weniger Nebenwirkungen als unter Kombinations-Chemotherapien.

Demgegenüber steht die geringere Lebensqualität sowie die Symptom-verschlechterung und verkürzte pro-gressionsfreie Zeit unter Gefitinib bei NSCLC-Patienten ohne aktivierende EGFR-Mutation [Thongprasert et al. 2011]. Für diese Subpopulation ist die Chemotherapie (Carboplatin/Paclitaxel) die erste Therapiewahl (Tabelle 2). Ein weiteres interessantes Beispiel, dass bei mangelnder Wirksamkeit eine Ver-besserung der Lebensqualität ausbleibt, selbst wenn die Therapie verträglich ist.

Abbildung 4: Zeit bis zu einer klinisch relevanten Verschlechterung der Symptome Schmerz und Kurzatmigkeit (um 3 Punkte auf einer 11-Punkte-Ratingskala) bei NSCLC-Patienten mit aktivierender EGFR-Mutation unter Gefitinib im Vergleich zur Chemotherapie (NEJ002-Studie) [modifiziert nach Oizumi et al. 2012]

Wochen

Wahrscheinlichkeit

1,0

0,9

0,8

0,7

0,6

0,5

0,4

0,3

0,2

0,1

0,08 124 4,8 16 20

Gefitinib

Carboplatin/Paclitaxel

Auch hier wird ersichtlich, dass die molekulare Charakterisierung des Tumors bei NSCLC-Patienten für eine optimale Therapie unerlässlich ist [Thongprasert et al. 2011]. Indivi-duelle Behandlungskonzepte sowie die regelmäßige subjektive Beurteilung der Lebensqualität sind ausschlag-gebend für einen optimalen Therapie-erfolg.

Median (95% CI)Gefinitib: nicht erreichtC/P: 4,84 (3,86-8,70)HR= 0,28 (0,17-0,46)Log-rank p < 0,0001Gefinitib (n=72)C/P (n=76)

Subpopulation EGFR mutationspositive Subpopulation

EGFR mutationsnegative Subpopulation

FACT-L

70,2% vs. 44,5% p<0,001

14,6% vs. 36,3% p=0,002

TOI

70,2% vs. 38,3% p<0,001

12,4% vs. 28,8% p=0,011

LCS

75,6% vs. 53,9% p<0,001

20,2% vs. 47,5% p<0,001

N

259

169

Tabelle 2: Bestimmung der Lebensqualität unter Gefitinib im Vergleich zu Carboplatin/Paclitaxel anhand verschiedener Fragebögen (IPASS-Studie): Anteil der Patienten mit andauernder klinischer Verbesserung [Thongprasert et al. 2011]

CI = Confidence Interval, N = Anzahl der Patienten, QoL = Quality of Life, FACT-L = Functional Assessment of Cancer Therapy-Lung, TOI = Trial Outcome Index, LCS = Lung Cancer Subscale

Abb. 4: Zeit bis zu einer klinisch relevanten Verschlechterung der Symptome Schmerz und Kurzatmigkeit (um 3 Punkte auf einer 11-Punkte-Ratingskala) bei NSCLC-Patienten mit aktivierender EGFR-Mutation unter Gefitinib im Vergleich zur Chemotherapie (NEJ002-Studie) [modifiziert nach Oizumi et al. 2012]

Tab. 2: Bestimmung der Lebensqualität unter Gefitinib im Vergleich zu Carboplatin/Paclitaxel anhand verschiedener Fragebögen (IPASS-Studie): Anteil der Patienten mit andauernder (≥ 21 Tage) klinischer Verbesserung [Thongprasert et al. 2011]

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4. Fazit

In der Behandlung onkologischer Patienten stehen die Wirksamkeit einer Therapie (progressionsfreies Über-leben und Gesamtüberleben) sowie die Lebensqualität als Therapieziele an oberster Stelle. Therapien, die eine effektive Symptomkontrolle bewirken wie z. B. die plat-inhaltige Kombina tionschemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC oder die Dreier-Kombination DCF beim Ösophaguskarzinom, gehen häufig auch mit entsprechend assoziierten Nebenwirkungen oder wie im Falle von DCF auch mit einer erhöhten Toxizität einher. Untersuchungen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität zeigen allerdings, dass die assoziier-ten Nebenwirkungen in diesen Therapieregimen nicht ausschlaggebend für die Lebensqualität sind. Mit dem Einzug der personalisierten Therapie kommt zusätzlich zur schnellen und effektiven Symptomverbesserung ein verbessertes Verträglichkeitsprofil. Bestimmte Subpo-pulationen – wie im Falle der Therapie mit Gefitinib die Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und positivem EGFR-Mutationsstatus – profitieren dabei mit einer si-gnifikant verbesserten Lebensqualität gegenüber einer Chemotherapie. Untersuchungen zur Lebensqualität zeigen aber auch, dass die Subpopulation von Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC ohne aktivierende EGFR-Mutation nicht von einer Gefitinib-Therapie profitiert. Dieses Patientenkollektiv profitiert von der systemischen Behandlung mit Carboplatin/Paclitaxel. Am Beispiel der NSCLC-Patienten zeigt sich, dass erst ausgewählte Pa-tientenkollektive und damit einhergehend individuelle Behandlungskonzepte den Therapieerfolg ermög lichen. Zur Bestimmung des Therapieerfolges treten die Un-tersuchungen zur Lebensqualität immer mehr in den Vordergrund. Gerade in der klinischen Praxis sollte ge-mäß der S3-Leitlinie die gesundheitsbezogene Lebens-qualität von Lungenkrebspatienten regelmäßig beurteilt werden, um Therapiereaktionen rechtzeitig beurteilen zu können. Es existieren für Lungenkrebspatienten hauptsächlich 4 Fragebögen, anhand derer die sub-jektive Einschätzung der Lebensqualität durchgeführt werden kann: der EORTC-QLC43-Fragebogen, dessen Kernmodul ein Standardinstrument zur Erfassung der Lebensqualität in onkologischen Studien darstellt, der FACT-L-Fragebogen, der wie der EORTC-QLC43-Frage-bogen aus einem krankheitsübergreifenden Fragebogen hervorgeht und um ein spezifisches Lungenkrebsmodul (LCS-Score) erweitert wurde, sowie der LCSS-Fragebo-gen. Zur Bestimmung der Lebensqualität im klinischen Alltag bietet sich der LCS-Score an. Der LCS-Score ist ein praktikables und validiertes Messinstrument zur subjek-tiven Bestimmung der Lebensqualität und konzentriert sich auf die Bewertung von 7 lungenkrebsspezifischen Symp tomen (Kurzatmigkeit, Husten, Engegefühl in der Brust, Atemnot, Gewichtsverlust, Denkvermögen und Appetitmangel). Durch die Selbstbeurteilung der Pati-enten können Therapiereak tionen rasch erkannt werden und therapiebedingte Erfolge dokumentiert werden.

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Zertifizierte Fortbildung für ÄrzteOnkologie:Lebensqualitätsmessungen am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLC

1. Welche der folgenden Aussagen zur Bedeutung des Begriffs Lebensqualität ist richtig?

a. Dem Begriff Lebensqualität liegen allein objektive Kriterien zugrunde.b. Die Lebensqualität wird heute ausschließlich anhand klassischer messbarer Kriterien (Funktionalitätsprüfungen

Tumorreduktion, Gesamtüberleben) bestimmt.c. Für die Bestimmung der Lebensqualität spielt die Selbstbewertung des Therapieerfolges eine Rolle.d. Es existiert in Deutschland keine anerkannte Definition für die gesundheitsbezogene Lebensqualität.e. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität ist das einzige Therapieziel in der palliativen wie in der kurativen

Situation.

2. Die mediane Überlebenszeit liegt ohne Berücksichtigung moderner zielgerichteter Therapiekonzepte beim fort-geschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) bei…

a. 3 Monaten.b. 4-6 Monaten.c. 8-12 Monaten.d. 2-3 Jahren.e. 5 Jahren.

3. Welche der folgenden Aussagen zu den validierten Methoden zur Messung der Lebensqualität ist falsch?

a. EORTC QLQ-30 ist ein europäisches Standardinstrument zur Erfassung der Lebensqualität in onkologischen Stu-dien und ist der Kernfragebogen für die meisten Tumorerkrankungen.

b. Der FACT-L-Fragebogen setzt sich aus Fragen zum körperlichen, sozialen/familiären, emotionalen und funktio-nalen Wohlbefinden sowie zur Lungenkrebs-Subskala (LCS-Score) zusammen.

c. Änderungen im LCS-Score stehen in direktem Zusammenhang mit der objektiven Ansprechrate und der Krankheitsprogression.

d. Der LCS-Score eignet sich zur frühzeitigen Erfassung krankheitsspezifischer Symptome; Therapieerfolge bzw. -verände rungen können durch den LCS-Score frühzeitig detektiert werden.

e. Der LCSS-Fragebogen nutzt eine visuelle Analogskala, die von 0 mm (niedrigste Bewertung) bis 50 mm (höchste Bewertung) reicht.

4. Welches Symptom wird bei der Lungenkrebs-Subskala (LCS) nicht abgefragt?

a. Schlaflosigkeitb. Kurzatmigkeit und Atemnotc. Gewichtsverlustd. Husten und Engegefühl in der Bruste. Denkvermögen

5. Welche der folgenden Aussagen zum Verhältnis von Effektivität zu Toxizität im Hinblick auf die Verbesserung oder den Erhalt der Lebensqualität ist richtig?

a. Hinsichtlich der resultierenden Lebensqualität stehen Effektivität und Toxizität in keinem Zusammenhang mit Art und Aggressivität der Erkrankung.

b. Eine toxische Therapie kann in keinem Fall zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen.c. Für die Lebensqualität wäre ein Maximum an Effektivität und Minimum an Toxizität optimal.d. Für ein gutes Verhältnis von Effektivität und Toxizität bietet auch die personalisierte Therapie keine Chancen.e. Der Zeitraum bis zum Wirkungseintritt ist für die Lebensqualität bedeutungslos.

LernkontrollfragenBitte kreuzen Sie jeweils nur eine Antwort an.

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Zertifizierte Fortbildung für ÄrzteOnkologie:Lebensqualitätsmessungen am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLC

6. Welche der folgenden Aussagen zur Chemotherapie und Lebensqualität ist falsch?

a. Mögliche Symptomverbesserungen der Chemotherapie können durch Nebenwirkungen der Chemotherapie überlagert werden.

b. Inwieweit die Effektivität oder die assoziierten Nebenwirkungen der Chemotherapie den stärkeren Einfluss auf die Lebensqualität ausüben, hängt stark von Art, Dynamik und Symptomen der Erkrankung ab.

c. Studien bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC zeigten, dass bestimmte Komponenten/Aspekte der gesund-heitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL) unter Chemotherapie im Vergleich mit Best Supportive Care (BSC) trotz assoziierter Nebenwirkungen gesteigert werden konnten.

d. Bei Patienten mit Ösophaguskarzinom zeigten Studien, dass die Chemotherapie gegenüber BSC hinsichtlich der Lebensqualität unterlegen war.

e. Bei Untersuchungen von Patienten mit kolorektalem Karzinom gab es keinen Zusammenhang zwischen dem Toxi zitätsprofil der Chemotherapie und der Lebensqualität.

7. Welche der folgenden Aussagen zur EGFR-TKI-Behandlung mit Gefitinib ist falsch?

a. In der IPASS-Studie verbesserte sich die Lebensqualität der Patienten mit fortgeschrittenem EGFR-mutierten NSCLC unter Gefitinib in etwa 70% der Fälle.

b. Die mediane Zeit bis zur Verbesserung der lungenkrebsspezifischen Symptome und der Lebensqualität betrug in der IPASS-Studie unter Gefitinib 8 Tage (LCS).

c. In der IDEAL-1-Studie dauerte es 3 Wochen bis zu einer Verbesserung der Symptome.d. Der schnelle Wirkeintritt und die schnelle Symptomverbesserung unter Gefitinib im Vergleich zur Chemotherapie

wird in der Fachliteratur als „Lazarus-Phänomen“ bezeichnet.e. Auch für die Patientenpopulation mit schlechtem Performance-Status (PS) und kurzer Lebenserwartung wird die

Untersuchung auf EGFR-Mutationen empfohlen.

8. Welche der folgenden Aussagen zur Verschlechterung der Lebensqualität in der IPASS-Studie ist richtig?

a. Die mediane Zeit bis zur Zunahme der Symptome (LCS) bei NSCLC-Patienten mit positivem EGFR-Mutationssta-tus war unter Gefitinib und Chemotherapie gleich.

b. Die mediane Zeit bis zur Verschlechterung der Lebensqualität (LCS) betrug unter Gefitinib 15,6 Monate.c. Die mediane Zeit bis zur Verschlechterung der Lebensqualität (FACT-L) betrug unter Chemotherapie 15,6 Monate.d. Die mediane Zeit bis zur Verschlechterung der Lebensqualität (FACT-L) betrug unter Gefitinib 15,6 Monate.e. Unter Chemotherapie kam es zu keiner Verschlechterung der Lebensqualität.

9. Welche der folgenden Aussagen zur Phase-III-Studie NEJ002 ist falsch?

a. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen den Wert der Therapie mit Gefitinib gegenüber der Chemothe-rapie bei NSCLC-Patienten im fortgeschrittenem Stadium und mit positivem EGFR-Mutationsstatus in der Erstlinientherapie.

b. Unter der Chemotherapie wurde eine klinisch relevante Verschlechterung der Symptome Schmerz und Kurzat-migkeit (um 3 Punkte auf einer 11-Punkte-Ratingskala) früher erreicht als unter Gefitinib.

c. Hinsichtlich der Progression zeigte sich Gefitinib gegenüber der platinbasierten Chemotherapie in dieser Studie überlegen (10,8 vs. 5,4 Monate).

d. Das Gesamtüberleben unterschied sich in der Erstlinientherapie unter Gefitinib gegenüber der Chemotherapie hoch signifikant.

e. Vor dem Hintergrund der gesteigerten Lebensqualität und der längeren progressionsfreien Zeit wird die Erstlini-entherapie mit Gefitinib für Patienten mit NSCLC im Stadium IIIB/IV und aktivierender EGFR-Mutation ausdrück-lich empfohlen.

10.Welche der folgenden Aussagen zu den Ergebnissen der Phase-III-Studie NEJ002 bei älteren NSCLC-Patienten (≥ 70 Jahre, PS 0-2) ist richtig?

a. Das Gesamtüberleben konnte unter Gefitinib gegenüber Chemotherapie signifikant verbessert werden.b. Die Ansprechraten unter Chemotherapie und unter Gefitinib unterschieden sich nicht signifikant.c. Das progressionsfreie Überleben (PFS) war unter Gefitinib signifikant besser als unter Chemotherapie (14,3 vs.

5,7 Monate).d. Bei diesem Patientenkollektiv waren die Verträglichkeit und die Lebensqualität unter der Gefitinib-Behandlung

besonders schlecht.e. Gefitinib wird bei diesem Patientenkollektiv nicht empfohlen.

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Auswertung der Lernerfolgskontrolle

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Erklärung: Ich versichere, dass ich die Beantwortung der Fragen selbstständig und ohne fremde Hilfe durchgeführt habe. Der Zustellung des Zertifikates durch den Sponsor stimme ich zu.

Antwort auf Frage a b c d e

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Oder Sie scannen den QR-Code mit Ihrem Mobilgerät. Einen geeigneten QR-Reader finden Sie unterwww.barcoo.com

□ Chefarzt□ sonstiges

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Welche Aspekte wurden in dieser Fortbildung nicht oder zu wenig berücksichtigt?

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Vielen Dank für Ihre Mitarbeit

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A Meine Erwartungen hinsichtlich der Ziele und Themen der Fortbildung haben sich erfüllt.

B Während des Durcharbeitens habe ich fachlich gelernt.

C Der Text hat Relevanz für meine praktische Tätigkeit.

D Die Didaktik, die Eingängigkeit und die Qualität des Textes sind sehr gut.

E Gemessen am zeitlichen und organisatorischen Aufwand hat sich die Bearbeitung gelohnt.

F In der Fortbildung wurde die Firmen- und Produktneutralität gewahrt.

G Diese Form der Fortbildung möchte ich auch zukünftig erhalten.

H

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% Kongresse, Symposien, Workshops

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Notizen:

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Bedeutung und praktische Umsetzung von Lebensqualitätsmessungen in der Onkologie am Beispiel des fortgeschrittenen NSCLC

Der Autor:PD Dr. med. Salah-Eddin Al-BatranÄrztlicher Direktor des Instituts für klinisch-onkologische Forschung (IKF)Krankenhaus NordwestUniversitäres Centrum für Tumorerkrankungen FrankfurtSteinbacher Hohl 2-2660488 Frankfurt am Main

Review:Prof. Dr. med. Harald-Robert Bruch, BonnDr. med. Karl Schumacher, Darmstadt

BildnachweisTitelbild: © Patrizia Tilly @ fotolia.com

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