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BEGLEITMATERIAL: ZIVILCOURAGE- HÜRDEN Zusammengestellt von Julia Baumgartner und Christoph Sulzer im Rahmen des Jahresschwerpunkts 2010/11 der Katholischen Jugend Österreich: „Traust di nie – Eintreten für mehr Zivilcourage“

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Begleitmaterial:

Zivilcourage-HürdenZusammengestellt von Julia Baumgartner und Christoph Sulzerim rahmen des Jahresschwerpunkts 2010/11 der Katholischen Jugend Österreich: „Traust di nie – eintreten für mehr Zivilcourage“

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 2

inHalTsverZeicHnis

Einstellungssache - eine Einleitung .........................................................3Was ist Zivilcourage? ...........................................................................3Warum Zivilcourage-Hürden? ................................................................4Inhalt und Verwendungsweise ..............................................................6

Workshop zu den Zivilcourage-Hürden ....................................................7

Gruppenstunden zu den Zivilcourage-Hürden ......................................... 12 HINSCHAUEN - sehen was ist ...................................................... 12 BEURTEILEN - Verantwortung erkennen ......................................... 14 TUN - konkretes Eingreifen ........................................................... 17 Drei Hürden zu Zivilcourage .......................................................... 20

Materialsammlung ............................................................................. 25 1. Hinschauen: sehen was ist ...................................................... 25 Methoden ............................................................................. 25 Weitere Materialien ................................................................ 29

2. Beurteilen: Verantwortung erkennen ......................................... 31 Methoden ............................................................................. 31 Weitere Materialien ................................................................ 43

3. Tun: Konkretes Eingreifen ....................................................... 44 Methoden ............................................................................. 44 Weitere Materialien ................................................................ 48

Anhang ........................................................................................... 50 Verbotsgesetz ............................................................................ 50 Europäische Menschenrechtskonvention ........................................ 52 Kopiervorlagen ............................................................................ 59

Literaturtipps, Linktipps ...................................................................... 65

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 3 S

einsTellungssacHe

Wie komme ich von der Einstellung „ich tu’ lieber nix, bevor ich was falsches mache“ zu „ich tu’ lieber etwas, bevor ich das Falsche mache, weil ich nix mache“?Wichtig für zivilcouragiertes Handeln ist die Grundeinstellung! Die entsteht nicht erst in einer herausfordernden Situation, sondern schon jetzt. In Situa-tionen, in denen mein Handeln gefragt ist, muss es meist sehr schnell gehen, ich habe nicht Zeit, lange abzuwägen, mir die Folgen auszurechnen oder eine genaue Strategie zu überlegen. Entweder, ich mache etwas, oder ich tue es nicht. Im Nachhinein ist es zu spät, auch wenn ich dann natürlich die besten Einfälle hätte, was zu sagen oder tun gewesen wäre.Es ist wichtig, sich über die eigenen Werte, das was mir ganz besonders wichtig ist, klar zu sein.Es ist auch wichtig, Mut zu haben und sich bei Kleinigkeiten einfach mal etwas sagen zu trauen. Dadurch trainiert man eine zivilcouragierte Grundhal-tung und die ist wichtig, wenn´s mal um viel geht und die Hürden hoch sind!

was isT Zivilcourage?

Zivilcourage ist…- eine persönliche Herausforderung für jedeN von uns.- Jahresschwerpunkt der KJÖ im Arbeitsjahr 2010/11.

DefinitionZivilcourage kommt von franz. courage civil = sozialer Mut im bürgerlichen Zusammenleben

Zivilcourage beDeutet> öffentliches> aktives Handeln> aus moralischer Überzeugung > für etwas/jemanden > gegenüber Stärkeren> trotz persönlichem Risiko> auf Grundlage universaler Menschen-/Grundrechte.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 4

Zivilcourage Zeigen heisst Daher…… aktives, öffentliches und mutiges Handeln für andere… auf Seiten der Schwächeren stehen… sich von Gerechtigkeit und Menschenrechten leiten lassen… eingreifen statt zuschauen… Angst überwinden… persönliche Nachteile und Risiken in Kauf nehmen… kritisch und verantwortungsbewusst zu sein

waruM Zivilcourage-Hürden?

Zivilcourage kann man übenUm zivilcouragiert handeln zu können, braucht es im Vorfeld mehrere Voraus-setzungen, Kompetenzen und Entscheidungen.Neben sozialen und kognitiven Kompetenzen, moralischem Urteilsvermögen, Selbstbewusstsein, Verantwortungsbewusstsein, einem sozialen Netz usw., ist es auch wichtig, aufmerksam hinzuschauen, wo etwas nicht passt, statt einfach nur zuzuschauen! Sich die eigenen Möglichkeiten und Ressourcen be-wusst zu machen und dadurch Handlungsspielraum zu gewinnen, muss eben-so gefördert werden, wie der Mut und die Bereitschaft, persönliche Nachteile in Kauf zu nehmen und sich zu einer Handlung zu Überwinden. In diesem Sinne kann man zivilcouragiertes Handeln trainieren und üben.

Zivilcourage-hürDen überwinDenDie Zivilcourage-Hürden sind „Trainingsgeräte“ und sollen die mehrfache Überwindung symbolisieren und deutlich machen, die zivilcouragiertes Han-deln braucht. Entscheidend ist dabei, dass alle drei Hürden überwunden werden. Die Bewusstmachung und Auseinandersetzung mit den Hindernissen kann bei der Überwindung hilfreich sein. Zivilcourage beginnt nicht erst in einer Konfliktsituation, sondern schon viel früher, beim Bewusstwerden der eige-nen Werte und Überzeugungen, beim Aufbauen von Selbstbewusstsein, beim Üben im Kleinen…

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 5 S

Das trainingsprogramm

hinschauen: sehen, was ist

beurteilen: verantwortung

erkennen

tun: konkretes eingrei-

fen

Aufmerksamkeit, Wahr-nehmung der Situation, Erkennen eines Konfliktes, non-verbale Kommu-nikationsformen deuten können

Hürde 1:nicht sehen, wegschauen, ignorieren, Abge-brühtheit, Angst vor Betroffenheit, Konflikt nicht als solchen erken-nen, Distanz

Eigene Werte kennen, Verantwortung wahrnehmen, Ressourcen& Handlungsmög-lichkeiten über-legen, Risiken einschätzen können

Hürde 2:unterentwickel-tes moralisches Urteilsvermö-gen, Situation nicht einschät-zen können, Gleichgültigkeit, Verantwortung abgeben, Gefühl der Ohnmacht

Überwindung, Mut, sich ein-mischen trauen, Bereitschaft, Risiko auf sich zu nehmen, aus Anonymität her-austreten, aktiv werden

Hürde 3:Angst vor den Folgen, kein Risiko eingehen, Angst, etwas falsch zu ma-chen, fehlendes Selbstbewusst-sein, fehlende Initiative, Passi-vität

Zivil-couragiertes

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 6

inHalT und verwendungsweise

In diesem Begleitheft zu den Zivilcourage-Hürden ist folgendes enthalten: Hürden-Workshop (erlebnisorientiert) vier Gruppenstunden zur Thematisierung der einzelnen Hürden eine umfassende Methoden- & Materialsammlung sortiert nach den drei Hürden

Anhang: Verbotsgesetz, Europäische Menschenrechtskonvention, Kopier vorlagen Literaturtipps, Linktipps

Im Begleitmaterial ist alles enthalten, was für die Durchführung des Work-shops gebraucht wird. Auch für die vorgeschlagenen Gruppenstunden ist kaum zusätzliches Material von Nöten. Die ersten drei Gruppenstunden beschäftigen sich je mit einer Hürde und sind daher gut aufeinanderfolgend verwendbar. Die vierte Gruppenstunde thematisiert alle drei Hürden.Die weiteren Methoden in der Materialsammlung dienen als Ergänzung und zur Vertiefung und können zu weiteren Gruppenstunden zusammengestellt werden.

Ziel ist es, anhand der hürden die hindernisse für zivilcouragiertes handeln zu thematisieren und die fähigkeiten zur überwindung bewusst zu machen und zu stärken.

Rückmeldungen zum Begleitmaterial, besonders den Workshop oder die Grup-penstunden betreffend, nehmen wir gerne entgegen, um sie in eine eventuelle Überarbeitung einzubauen. Wenn du Verbesserungsvorschläge hast schick uns doch ein Mail:[email protected] oder [email protected]

Quellen:Hilpert, Konrad, in: Kasper, Walter (Hg.), Lexikon für Theologie und Kirche, 10, Freiburg im Breisgau u.a. ³2001, 1472f.Hermann, Angela/Meyer, Gerd, Was fördert, was hindert Zivilcourage?, in: Meyer, Gerd u a. (Hg.), Zivilcourage lernen. Analysen – Modelle – Arbeitshil-fen, Tübingen 2004, 71.Lünse, Dieter, Zivilcourage – eine individuelle Tugend, in: Brix, Emil (Hg.), Zivilcourage, Wien 2004, 19-22.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 7 S

worksHop MiT den Zivilcourage-Hürden

Dauer: 60 - 90 min Gruppengröße: 5-15 TN (ab 13 Jahre)Material:• 3 Hürden• Augenbinden• Laminierte Kärtchen (Situationen (13), Hürdennamen (3), Wortpuzzle (21))• Post-its• Stifte• „Stoffwand“

1. einstieg: wortpuZZle mit dem Satz: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär’ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“ (Farin Urlaub) (siehe Kopiervorlage!)Jede Person erhält 1-2 Worte aus dem Satz. Die Gruppe soll nun den Satz herausfinden (ev. ohne zu reden).Wenn die Übung geschafft ist, kann noch kurz über den Satz gesprochen werden: Von wem ist er? Worum geht es in diesem Satz?Er ist eine Aufforderung etwas zu tun, sich für etwas einzusetzen. Zivilcoura-ge ist so ein Einsatz für das, was uns sehr wichtig ist: z.B. für Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit, Gleichberechtigung…Bis wir aber mutig handeln, müssen wir einige Hindernisse überwinden. Diese Hindernisse sollen in diesem Workshop thematisiert werden.

2. was verstehen wir unter „Zivilcourage“Schlägerei in S-Bahn Für nur wenig Aufsehen sorgte eine Schlägerei unter Jugendlichen in der S-Bahn zwischen Köstendorf und der Stadt Salzburg vergangenen Montag.

„Haben sich brutal ins Gesicht geschlagen“Erwin K. aus Neumarkt hat den Vorfall beobachtet. „In Eugendorf sind fünf oder sechs Jugendliche eingestiegen, zwei davon waren Mädchen. Ich habe gemerkt, dass da eine Rauferei entsteht. Als ich mich umdrehe, sehe ich, wie sich zwei der Burschen gegenseitig ins Gesicht schlagen. Einer der beiden ist dann gleich am Boden gelegen. Sie waren extrem aggressiv und haben brutal aufeinander einge-schlagen“, so Erwin K. Schockierend sei aber nicht nur das Verhalten der Jugend-lichen gewesen, sondern auch das der übrigen Fahrgäste, meint K. „Die Fahrgäste zeigten keinerlei Reaktion. Keiner ist bei der Rauferei eingeschritten oder hat irgendwas gemacht.“ Er habe schließlich die Polizei alarmiert.Quelle: http://salzburg.orf.at – 17.8.2010 (gekürzt)

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 8

Artikel vorlesen und nachfragen, was die TN getan hätten, wenn sie diesen Vorfall in der S-Bahn mitbekommen hätten. Ausgehend von diesem Beispiel wichtige Charakteristika von Zivilcourage erläutern: öffentliches Eingreifen, persönliche Nachteile in Kauf nehmen, Mut und Angst, Ver-antwortung übernehmen, auf Seiten des Schwächeren stehen, Unrechtsempfinden. In weiterer Folge werden die Hindernisse für zivilcouragiertes Handeln thema-tisiert. Dies passiert in 3 Schritten - symbolisch anhand unserer drei Hürden. Jeder Schritt besteht aus einem Aktionselement sowie einer kurzen Diskussion.

3. hinschauen: sehen, was istDie TN verbinden sich die Augen, dann werden die drei Hür-den im Raum aufgestellt. Die TN sollen nun versuchen, die Hürden zu überwinden.Nach einiger Zeit dürfen die Augenbinden abgenommenwerden und die erste Hürde wird thematisiert:• Was war die Schwierigkeit bei dieser Übung?• Warum kann ich die Hürde nicht überwinden, wenn ich sie nicht sehe?• Was hat diese Übung mit Zivilcourage zu tun?• Ich muss zuerst eine Situation überhaut wahrnehmen und hinschauen, um zu erkennen, das Zivilcourage gefragt ist!

Die TN sammeln ungerechte Situationen aus ihrem Alltag, die sie oder andere wahrgenommen haben – egal, ob es zu einem Eingreifen kam oder nicht.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 9 S

• Wo war etwas ungerecht/mein Gerechtigkeitssinn gestört (und ich habe trotzdem nichts getan?)• Bei welcher Situation habe ich mir das letzte Mal gedacht, dass das ziemlich unfair ist?• Wo wäre es gut gewesen, wenn jemand eingegriffen hätte, aber keiner tat es? Die Situationen werden auf Post-it´s notiert und auf die Hürden geklebt.

Wir haben uns die Situationen jetzt genau angesehen, also hingeschaut und sie nicht ignoriert. Das ist der erste wichtige Schritt zu zivilcouragiertem Han-deln.

4. beurteilen: verantwortung erkennenEs werden 13 kritische Situationen mit Tesa-Krepp auf die drei Hürden geklebt. Die TN sollen diese Situationen reihen - von gerecht/das passt bis ungerecht/so geht’s nicht.Beim Ordnen darf ruhig diskutiert werden. Es soll schließlich eine gemeinsame Reihung gefunden werden, die für alle passt.Die TN wählen drei Situationen aus und überlegen dazu unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten: Was könnte ich in dieser Situation tun? Wie eingrei-fen? Was machen?

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Die zweite Hürde stellt die Einschätzung und Bewertung der Situation dar. Daraus ergeben sich die eigene Verantwortung sowie die Handlungsmöglich-keiten.

5. tun: konkretes eingreifenEine Hürde wird in die Mitte des Raumes gestellt. Zwei Personen halten den Stoff so, dass man beim überwinden der Hürde nicht sieht, wohin man springt. Nun darf jedeR TN über die Hürde springen: der „Sprung ins Ungewisse“. (Da-rauf achten, dass keine Gegenstände hinter der Hürde sind, über die die TN stolpern könnten!)Es ist schön, wenn alle TN diesen Sprung wagen, es sollte aber niemand dazu gedrängt werden.

Danach werden die Erfahrungen ausgetauscht: Wie ging es mir bei diesem Sprung? Wie war es für mich?Was war schwierig? Was erleichterte es mir?Was ist der Zusammenhang mit Zivilcourage?Wie könnte diese Hürde in konkreten Situationen heißen? Was hindert mich, einzugreifen?

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(Die „Namen“ für diese Hürde können auf Postits geschrieben und auf die Hürde geklebt werden, zum Beispiel „Angst“, „Ausgelacht werden“, „Ko-misch angeschaut werden“)

Viele Elemente, die in dieser Situation verunsichern, sind auch in der Angst vor einem öffentlichen Eingreifen enthalten: nicht wissen, was einen erwartet, was danach passiert, Angst, es nicht zu können, sich lächerlich zu machen,Risiko, ob es die richtige Entscheidung ist

Hilfreich hingegen sind andere Menschen, die unterstützen/ermutigen, das Wissen, dass ich das kann/Selbstvertrauen, Mut, sich überwinden und Risiko-bereitschaft.

6. hürDenlaufDie drei Hürden werden hintereinander mit ca. drei Meter Abstand aufge-stellt, Kärtchen mit den Namen der Hürden darauf geklebt. Die dritte Hürde eventuell mit Stoffwand. Nun darf jedeR TN diese Hürden in einem Durchlauf überwinden, als Symbol dafür, dass das Bewusstwerden der Hindernisse und die Auseinandersetzung damit erleichtert, sich etwas zuzutrauen und einzu-greifen.

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gruppensTunden Zu denZivilcourage-Hürden

gruppenstunDe: hinschauen – sehen, was istDauer: ca. 1 StundeMaterial:• Kärtchen mit Worten für Wortpuzzle• eine Hürde• Plakat, Stifte• ev. Zeitungen, Scheren

einstieg: wortpuzzle z.B. mit dem Satz „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär’ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“ (Farin Urlaub) (siehe Kopiervorlage!)Oder „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünscht für diese Welt“ (Ma-hatma Gandhi)Jede Person erhält 1-2 Worte aus dem Satz. Die Gruppe soll nun den Satz herausfinden (ev. ohne zu reden).Wenn die Übung geschafft ist, kann noch kurz über den Satz gesprochen werden: Von wem ist er, aus welchem Hintergrund? Worum geht es in die-sem Satz?Er ist eine Aufforderung etwas zu tun, sich für etwas einzusetzen. Zivilcoura-ge ist so ein Einsatz für das, was uns sehr wichtig ist: z.B. für Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit, Gleichberechtigung…Bis wir aber mutig handeln, müssen wir einige Hindernisse überwinden. Heute wollen wir uns mit dem ersten Hindernis beschäftigen.

hinschauen: sehen was istDie Hürde wird aufgestellt und benannt: sie steht für das Hinschauen und Wahrnehmen eines Konfliktes, nicht wegschauen und ignorieren.Es werden Situationen gesammelt, wo Leute etwas ignoriert haben, statt einzugreifen, wo ich weggeschaut habe, ev. auch Situationen aus der Zeitung suchen. Diese Situationen werden auf einem Plakat gesammelt und auf die Hürde geklebt.

was lese ich in dir [Diese Übung soll die Wahrnehmungsfähigkeit und Sensibilität für das Gegen-über schärfen. Nonverbale Kommunikation spielt in Konfliktsituationen eine wesentliche Rolle.]Es werden Paare gebildet, die sich schweigend gegenüber aufstellen und von oben bis unter genau beobachten, dabei achten sie besonders auf Mimik und Gestik des Gegenübers.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 13 S

Dann schließen beide die Augen und überlegen, in welcher Stimmung sie sind (z.B. müde, gespannt, gelangweilt…). Noch mit geschlossenen Augen verändern die Personen Mimik und Gestik und drücken damit den Gefühlszu-stand aus. Auf ein akustisches Zeichen des/der Spielleiters/Spielleiterin öffnen sie die Augen und betrachten einander wieder (Welches Gefühl wird ausge-drückt? Was sehe ich?). Dann werden die Augen wieder geschlossen und jede Person spiegelt das Gefühl ihres Gegenübers (d.h. welches Gefühl wurde mir vermittelt und wie drücke ich das aus?). Auf ein akustisches Zeichen hin werden die Augen wieder geöffnet und geschaut, wie man gespiegelt wurde.Der ganze Vorgang wiederholt sich, nur dass die Teilnehmenden an ein wichtiges (schönes oder negatives) Ereignis der vergangenen Woche denken sollen.Danach erzählen die Partner einander, was sie in ihrem Gegenüber gesehen und wie sie es verstanden haben. War es einfach zu erkennen? Wie wurde es gespiegelt? Was für ein Gefühl war es, gespiegelt zu werden?Es kann auch einen Austausch in der ganzen Gruppe geben, wenn es ge-wünscht wird.

gegenseitig führen [Diese Übung fördert Empatie/Einfühlungsvermögen und die Aufmerksamkeit für den/die andereN. Es wird die Sensibilität für die eigenen und fremden grenzen gefördert.]Die Paare bekommen einen Stift oder Strohhalm, den sie zusammen zwischen ihren Zeigefingern halten. So soll nun einer den anderen durch den Raum füh-ren, ohne den Strohhalm zu verlieren. Die Führung wechselt nach einiger Zeit. Zum Schluss kann auch offen gelassen werden, wer wen führt. Das ganze kann mit oder ohne Sprechen ausprobiert werden. Es können auch der Per-son, die geführt wird, die Augen verbunden werden. Erschwerend sind auch Hindernisse im Raum.Zum Schluss der Übung können sich alle im Plenum austauschen:Wie ging es mir in der Rolle (FührendeR oder GeführteR)? Konnte ich Ver-trauen haben? Konnte ich die Grenzen meines Gegenübers leicht erkennen? Wodurch? Es sollen auch Vergleiche mit alltägliche Situationen eingebracht werden: Wo hatte ich diese Gefühl/diese Erfahrung? Geht es dir im täglichen Leben manchmal ähnlich?

wir schauen aufeinanderAuf das Plakat mit den am Anfang gesammelten Situationen wird ein Symbol gemalt und ein Titel dazugeschrieben, der gemeinsam gefunden wird. Dieses Symbol soll ausdrücken, was wir heute als für Zivilcourage wichtig gelernt haben. (z.B. ein Auge und „Wir schauen aufeinander“)Das Plakat kann auf die Hürde gehängt werden, die bis zur nächsten Jugend-stunde stehen bleibt oder wo anders aufgehängt werden.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 14

lied zum abschlussZum motivierenden Abschluss kann ein Lied (z.B. „Deine Schuld“ von Farin Urlaub/Die Ärzte oder „Steh auf“ von Culcha Candela)zum Thema angehört werden oder ihr singt gemeinsam „Wir mischen mit“.

gruppenstunDe: beurteilen – verantwortung erkennenDauer: ca. 1 StundeMaterial:• eine Hürde• Ev. Klebeband• Zetterl, Stifte• bunte Papierstreifen, Stifte einstieg: aufstellungMit einem Klebeband wird am Boden eine Linie aufgeklebt (man kann sich diese Linie aber auch einfach vorstellen). Der/die SpielleiterIn nennt nun Situ-ationen, zu denen sich die TeilehmerInnen positionieren sollen. „Das finde ich ok. Das ist gerecht.“ ist am einen Ende der Linie, „Das finde ich ungerecht. Das widerspricht meinen Werten und Prinzipien.“ am anderen Ende. Auch dazwischen ist jede Position möglich. Wenn sich alle positioniert haben, kann der/die SpielleiterIn einzelne Personen kurz nach den Gründen für ihre Position fragen. Dann kommt die nächste Situation und die TN stellen sich neu auf.Situationen:• Ich sehe, dass meine Mutter ein T-Shirt einer Marke kauft, die Kinderabeit unterstützt.• Ich höre, dass ein Entführer bei den Vernehmungen gefoltert wird, damit er den Aufenthaltsort des Opfers Preis gibt.• Ich sehe, wie meine Freundin einen Kaugummi auf die Parkbank klebt.• Ich sehe, wie in meinem Stammlokal eine Schlägerei ausbricht, weil Max mit Ina der Freundin von Moritz geflirtet hat.• Ich höre, dass mein Onkel von Linz nach München mit dem Flugzeug fliegt.• Ich sehe einen gestürzten Mopedlenker am Straßenrand, an dem die Autos vorbeifahren.• Ich sehe vor der Wahl ein Plakat auf dem steht: „Deutsch statt nix versteh’n“.• Ich sehe, wie sich mein Nachbar am Sonntag die Zeitung aus dem Zeitungsständer nimmt, ohne zu zahlen.• Ich sehe, wie jemand eine Red-Bull-Dose in die Wiese wirft.• Ich bin dabei, wie mein Cousin bei der Familienfeier einen Türken-Witz erzählt.• Ich lese in der Zeitung, dass beim Atomkraftwerk Temelin ein zusätzlicher Reaktor gebaut wird.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 15 S

• Ich höre, wie meine Oma erzählt, dass im Nachbarhaus Neger eingezogen wären.• Ich sehe, wie eine Klassenkollegin von Burschen aus einer höheren Klasse verarscht wird.

werte-tauschbörse & lebenswert-marken [Für Zivilcourage ist eine wichtige Voraussetzung, zu wissen, was mir wichtig ist und wofür ich mich überhaupt einsetzen würde. Darum ist die Auseinan-dersetzung mit den Werten eine gute Grundlage.]Jede Person enthält 3-5 Kärtchen, auf die sie einen Wert schreiben soll, der ihr Leben besonders lebenswert macht. Alle Karten werden in einem Korb gesammelt. Nun kommt es zu einer Werte-Tauschbörse:Jede Person zieht aus dem Körbchen wieder 3-5 Werte heraus. Nun finden sich die MitspielerInnen in 3er und 4er Gruppen zusammen, in denen sie Wer-te miteinander tauschen können. Ziel jeder Person soll es sein, durch gutes Handeln, Werte zu erhalten, die das Leben besonders lebenswert machen. Dabei muss nicht 1:1 getauscht werden. Nach ein paar Minuten werden neue Kleingruppen gebildet und wieder getauscht. Insgesamt gibt es vier Tauschrunden.Zum Schluss klebt jede Person ihre Wertemarken auf ein Blatt Papier, schreibt den eigenen Namen dazu und kann es in der Abschlussrunde im Plenum vor-stellen. Impulsfragen dazu: Welche Begriffe auf deinem Plakat sind für dein Leben wirklich wichtig? Welche nicht so sehr? Welche hättest du gerne ge-habt? Wie ist es, wenn man für etwas Wichtiges mehrer unwichtigere Dinge eintauschen muss? Gleicht der Lebenswert das aus? Sollte man aus möglichst vielen Dingen Wert für sein Leben schöpfen oder genügen wenige?...

schwarzfahrer & handlungsmöglichkeitenMitten im Raum wird die Hürde aufgestellt. Die TN befinden sich alle auf einer Seite der Hürde. Nun wird ihnen die Situation aus dem Kurzfilm „Schwarzfahrer“ geschildert (natürlich kann auch der Film gezeigt wer-den. Er dauert 10 min und ist zu finden unter: http://www.youtube.com/watch?v=XFQXcv1k9OM)

Situation:Eine ältere Dame sitzt in der Straßenbahn, auf dem Schoß ihre Tasche, als ein Schwarzer einsteigt und fragt, ob der Platz neben ihr noch frei sei. Als er keine Antwort erhält, setzt er sich hin.Da beginnt die Dame zu schimpfen:„Warum setzen Sie sich nicht woanders hin? Es gibt noch genug Plätze hier.Jetzt kann man schon nicht mehr Straßenbahn fahren, ohne belästigt zu werden.Wer von unsern Steuern profitiert, sollte sich wenigstens anständig beneh-men. Als ob man sich nicht an unsere Sitten anpassen könnte.Warum kommt ihr denn überhaupt alle hierher. Hat euch denn jemand eingeladen?

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 16

Wir haben es alleine geschafft. Wir brauchen keine Hotten-Totten, die uns nur auf der Tasche herumliegen. Und jetzt, wo wir selber so viele Arbeitslose haben. Und dann arbeitet ihr alle noch schwarz. Als ob das jemand kontrol-lieren könnte, wo von denen einer aussieht, wie der andere. Man müsste wenigstens verlangen können, dass sie ihre Namen ändern, bevor sie zu uns kommen. Sonst hat man ja gar keinen Anhaltspunkt. Im Übrigen riechen Sie penetrant. Aber das kann man ja schließlich nicht verbieten.Als ob nicht die Italiener und Türken schon genug wären, jetzt kommt auch noch halb Afrika. Das wäre früher nicht passiert, dass alle rein durften zu uns.Mein Hans sagte immer: Lassen wir einen rein, dann kommen sie alle. Die ganze Sippschaft. Die vermehren sich ja wie die Kanickel da unten, alle quer durcheinander. Kein Wunder, dass die da alle Aids haben. Die kriegen wir nie wieder los. Wenn das jetzt so weiter geht bei uns, gibt’s bald nur noch Türken, Polen und Neger hier. Man weiß ja schon bald nicht mehr in welchem Land man lebt.“

An dieser Stelle wird die Geschichte erstmal unterbrochen.Neben diesen beiden Personen sitzen noch einige weitere in der Straßenbahn:Ein Junge mit seiner Mutter, die gleich gegenüber sitzen, ein Mann, der zur Arbeit fährt und spät dran ist, eine junge Frau im Business-Look mit einer Aktentasche, zwei Tennagerinnen, ein alter Mann mit Kappe und Gehstock, eine ältere Frau mit einer Einkaufstasche, zwei junge Burschen, die sich in ei-ner anderen Sprache unterhalten, ein Mann der Zeitung liest, ein junger Mann mit Kopfhörern, der die Musik sehr laut aufgedreht hat, … und einige andere MitfahrerInnen.Was könnten diese Personen tun/sagen, um die Situation zu verändern?Die TN sollen nun nach Handlungsmöglichkeiten für die ZuhörerInnen su-chen. Jede Möglichkeit wird auf einen bunten Papierstreifen geschrieben [als Symbol für die Kreativität, die man in heiklen Situationen braucht] und auf die Hürde in der Mitte geklebt. Bei jedem Streifen darf eine Person der Gruppe die Hürde überwinden. Ziel ist es, so viele Handlungsmöglichkeiten zu finden, dass alle TN von einer Seite der Hürde auf die andere kommen.(wenn viel Zeit ist, kann die Situation mit verschiedenen Eingriffen nachge-spielt werden)

Zum Abschluss dürfen die TN erfahren, wie die Geschichte weitergeht: Eine sehr kreative Handlungsmöglichkeit findet der Schwarze selbst.Nach einiger Zeit steigt ein Kontrolleur ein: „Guten Tag Fahrscheinkontrolle. Ihre Fahrscheine, bitte.“Die Passagiere holen ihre Fahrscheine heraus, auch der Schwarze und die Dame. Während sie in ihrer Tasche kramt redet sie weiter: „Ich trau mich schon nicht mehr auf die Straße wenns dunkel wird. Man liest ja soviel in der Zeitung.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 17 S

Naja, wir haben uns jedenfalls einen Hund angeschafft, als man den Türken die Wohnung unter uns gegeben hat. Man kann ja nie wissen. Sozialfall, von-wegen. Die wollen alle nicht arbeiten.“In diesem Moment nimmt ihr der Schwarze die Fahrkarte aus der Hand und isst sie.Die Frau ist verdattert, da steht auch schon der Kontrolleur neben ihr: „Fahr-scheinkontrolle, Ihren Fahrschein bitte.“Die Dame: „Der Neger hier hat ihn eben aufgefressen.“Kontrolleur: „Also so eine blöde Ausrede hab ich auch noch nie gehört! Wenn Sie keinen Fahrschein haben, muss ich Sie bitten, mit mir mitzukommen.“Kopfschüttelnd steigt der Kontrolleur mit der Dame aus, die ihm zu erklären versucht, dass die Ausländer „unsere Fahrscheine aufessen“ und stellt ihr einen Strafzettel aus.

abschluss: pflückzitateFür den Abschluss können auf einer Schnur Zitate zum Thema (siehe Kopier-vorlage) aufgehängt werden, die sich die TN pflücken und mit nach Hause nehmen dürfen.

gruppenstunDe: tun – konkretes eingreifenDauer: ca. 1 StundeMaterial:• rohe Eier• eine Hürde• Post it’s, Stifte

Die hürde vor dem tunDie Hürde steht im Raum und wird zu Beginn kurz angesprochen: ein gro-ßes Hindernis in schwierigen Situationen ist es, den Mut aufzubringen, sich öffentlich etwas sagen oder tun zu trauen. Es geht heute also um die dritte Hürde, die direkt vor der Tat, vor dem konkreten Tin steht. Es gibt ein paar Übungen, die den Mut fördern können.

stabil stehen – flexibel sein[sich nicht gleich umwerfen lassen, wissen wofür man (ein)steht]Die TN bilden Paare, die sich gegenüber stehen. Je eine Person macht sich ganz steif und starr, die andere stößt sie an und bringt sie aus dem Gleichge-wicht. Danach wird der Vorgang wiederholt, aber diesmal lockert die Person ihre Muskeln, nimmt eine flexible, bewegliche Haltung ein und denkt an et-was, was ihr sehr wichtig ist.Es folgt ein kurzer Austausch in der Gruppe: Wie komme ich leichter zu Fall? In welcher Situation kann ich diese Übung brauchen? Wofür stehe ich fest?

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stimmschulung[oft ist es wichtig, einfach Aufmerksamkeit zu erregen, dafür braucht man auch unter Stress eine sichere und laute Stimme]Die TN werden kurz darauf aufmerksam gemacht, dass die Stimme lauter ist, wenn man möglichst ruhig weiter atmet und locker steht. Das ist besonders wichtig, wenn man außer Atem ist (wegen Aufregung oder sportlicher Akti-vität). Sie dürfen kurz ein bisschen ausprobieren. Dann gehen alle kreuz und quer durch den Raum und sprechen laut durcheinander. Der/die SpielleiterIn tippt eine Person an, die sich nun den anderen deutlich und lautstark bemerk-bar machen soll (zB. Handtasche geklaut, von jem. Angemacht worden, Brand bemerkt…). Möglichst viele TN sollen das ausprobieren können.Danach kann man einen kurzen Austausch machen: Wie wirkt deine Stimme auf dich selbst? Fühlst du dich stark? Traust du dich richtig laut zu werden? Wie ist das für dich?

panik vermeiden Um in einer Stresssituation möglichst ruhig zu bleiben ist es gut, zu wissen, dass die körperlichen Reaktionen wie schwitzen, schneller Herzschlag, zittern, weiche Knie… ganz normal sind. Auch trotz Angst und Aufregung kann man versuchen ruhig zu bleiben und überlegt handeln.Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Atmung. Dazu eine kleine Übung, die unbedingt im sitzen durchgeführt werden soll (es kann sonst sein, dass je-mandem zu schwindelig wird):Die TN atmen 7 mal tief ein und kaum aus, beim letzen mal können sie tief ausatmen. Was passiert? Was verändert sich? Wie fühlt sich mein Körper an?Meist wird man etwas schwindelig und schwummrig im Kopf, die eigene Stimme hört sich entfernt an… Man nennt diese Atemtechnik „Hyperventilieren“, weil man zu viel Sauerstoff einatmet. Meist tut man das in Stresssituationen automatisch, was innere Un-ruhe und Benommenheit auslöst. Dagegen hilft, langsam tief aus, oder in die hohle Hand zu atmen. Es hilft auch schon, an etwas gutem zu riechen. Das beruhigt, lässt dich klar denken und gibt eine sichere Stimme.

Es gibt noch eine zweite Strategie, Panik zu vermeiden. Sie beruht auf die Tatsache, dass der Mensch nicht gleichzeitig denken und fühlen kann, son-dern im Gehirn Emotion und Kognition voneinander getrennt sind. Dazu noch eine Übung: Denk an eine Situation der letzten Woche, in der du dich total wohl gefühlt hast, die einfach schön war, fühle dich hinein, sei ganz in der Situation, spüre das gute Gefühl,…… dann rechne 7x7-9.Was ist geschehen? Das Gefühl ist mit einem Schlag weg, wenn man zu rechnen/denken beginnt.Wie kann man das in schwierigen Situationen anwenden?Panik kann vermieden werden, indem man bewusst den Kopf einschaltet, eine

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kleine Rechenaufgabe löst, sich eine Telefonnummer vorsagt… Das hilft, um wieder möglichst klar denken zu können und sich nicht von einem schlechten Gefühl überrumpeln zu lassen.

ei kochen lassen[Selbstbewusstsein ist wichtig für Mut, es kann mit Kleinen Überwindungen gestärkt werden.]Die TeilnehmerInnen erhalten jeweils ein Ei, das sie gekocht zurück bringen sollen. Dazu müssen sie im Ort/in der Stadt irgendwo jemanden bitten, das Ei zu kochen. Nach 30 Minuten sollen alle wieder zurück sein. Dann dürfen sie erzählen: Wie ist es mir ergangen? Wie haben die Leute reagiert, die ich angesprochen habe? Fiel es mir leicht, jemanden anzusprechen? Kann ich mir vorstellen, Leute anzusprechen, um ernsthaft Hilfe zu bekommen?

anregungen für den alltag Gemeinsam wird überlegt, in welchen Bereichen man Zivilcourage im Kleinen, im Alltag üben könnte. Die Möglichkeiten und Vorsätze werden zwei mal auf Post it’s geschrieben, von denen eines auf die Hürde geklebt und das ande-re zur Erinnerung mit nach Hause genommen wird. Diese kleinen Übungen gehören schon zum konkreten Tun und sollen helfen diese dritte Hürde zu überwinden.Ev. kann in der nächsten Jugendstunde ausgetauscht werden, wie es den TN ergangen ist, was sie ausprobiert haben, oder ob sie sich nicht trauen/nicht daran dachten…(Beispiele für diese Kleinen Vorsätze können sein: im Supermarkt nach fair-trade oder Bio-Produkten fragen, - Beim Einkaufen kein Plastiksackerl neh-men und auf Plastiksparen hinweisen, - jemanden ansprechen, der/die etwas wegwirft > „sie haben etwas verloren“ „Da ist ein Mistkübel“, - jemanden ansprechen, der/die aus einer Aludose trinkt, was damit bewirkt wird…)

abschluss: taischrei Als Aktivierung und Ermutigung zum Handeln wird zum Abschluss der Ta-ischrei gemacht.Die Gruppe stellt sich im Kreis auf. Es wird dreimal tief ein- und ausgeatmet, dabei nehmen die TN jeweils den rechten Arm beim einatmen hoch und beim ausatmen zur Mitte. Statt dem dritten Mal ausatmen rufen alle laut „Tai“.

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gruppenstunDe: Drei hürDen Zu ZivilcourageDauer: ca. 1 ¾ StundeMaterial:• drei Hürden• Kärtchen mit Worten für Wortpuzzle• Kärtchen mit den Titeln der Hürden & Tixo• Plakate• Stifte• CD-Player&CD/Musik• Gummibärli/Kekse o.Ä.

einstieg: wortpuzzlez.B. mit dem Satz: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär’ nur deine Schuld, wenn sie so blaibt.“ (Farin Urlaub) (siehe Kopiervorlage!)Jede Person erhält 1-2 Worte aus dem Satz. Die Gruppe soll nun den Satz herausfinden (ev. ohne zu reden).Wenn die Übung geschafft ist, kann noch kurz über den Satz gesprochen wer-den: Von wem ist er, aus welchem Hintergrund? Worum geht es in diesem Satz?Kurze Einleitung: heute werden wir uns mit Zivilcourage beschäftigen. Was ver-steht ihr unter Zivilcourage? Was gehört dazu, damit etwas Zivilcourage ist? Hier soll kurz der Begriff geklärt werden. Wesentliche Elemente von Zivil-courage sind: Einsatz für etwas od. jemanden, aus überzeugung, trotz per-sönlichem risko. Diese Elemente können ev. mit Beispielen veranschaulicht werden (zB. wenn ich angegriffen werde und mich wehre, damit mir nichts passiert, ist das noch nicht Zivilcourage, sondern Notwehr.-Einsatz für; Wenn ich meine Meinung sage und weiß, dass alle mich dafür toll finden und mir Beifall klatschen, ist das nicht Zivilcourage.-Risiko; Wenn ich jemandem helfe, weil mich jemand anderer dazu zwingt oder ich Angst vor Strafe habe, ist das nicht Zivilcourage.-Überzeugung)Vieles kann uns davon abhalten, zivilcouragiert zu handeln. Darum habe ich heute Hürden mitgenommen.

erste hürde: hinschauen: sehen, was istDie erste Hürde wird in die Mitte gestellt, ihr Titel draufgeklebt und benannt: sie steht für das Hinschauen und sehen, was ist, anstatt einfach etwas zu ignorieren, um nichts tun zu müssen.Welche Eigenschaften braucht man, um eine Situation zu erkennen, in der Zivilcourage gefragt ist, also um diese Hürde überwinden zu können?[zB. Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen/Empatie…]Um diese Eigenschaften zu schulen machen wir jetzt eine Übung:

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was lese ich in dir [Diese Übung soll die Wahrnehmungsfähigkeit und Sensibilität für das Gegen-über schärfen. Nonverbale Kommunikation spielt in Konfliktsituationen eine wesentliche Rolle.]Es werden Paare gebildet, die sich schweigend gegenüber aufstellen und von oben bis unter genau beobachten, dabei achten sie besonders auf Mimik und Gestik des Gegenübers.Dann schließen beide die Augen und überlegen, in welcher Stimmung sie sind (z.B. müde, gespannt, gelangweilt…). Noch mit geschlossenen Augen verändern die Personen Mimik und Gestik und drücken damit den Gefühlszu-stand aus. Auf ein akustisches Zeichen des/der Spielleiters/Spielleiterin öffnen sie die Augen und betrachten einander wieder (Welches Gefühl wird ausge-drückt? Was sehe ich?). Dann werden die Augen wieder geschlossen und jede Person spiegelt das Gefühl ihres Gegenübers (d.h. welches Gefühl wurde mir vermittelt und wie drücke ich das aus?). Auf ein akustisches Zeichen hin wer-den die Augen wieder geöffnet und geschaut, wie man gespiegelt wurde.Der ganze Vorgang wiederholt sich, nur dass die Teilnehmenden an ein wichti-ges (schönes oder negatives) Ereignis der vergangenen Woche denken sollen.Danach erzählen die Partner einander, was sie in ihrem Gegenüber gesehen und wie sie es verstanden haben. War es einfach zu erkennen? Wie wurde es gespiegelt? Was für ein Gefühl war es, gespiegelt zu werden?Es kann auch einen Austausch in der ganzen Gruppe geben, wenn es ge-wünscht wird.

Alternativ kann auch diese Übung gemacht werden (mehr Bewegung):

gegenseitig führen [Diese Übung fördert Empatie/Einfühlungsvermögen und die Aufmerksamkeit für den/die andereN. Es wird die Sensibilität für die eigenen und fremden grenzen gefördert.]Die Paare bekommen einen Stift oder Strohhalm, den sie zusammen zwischen ihren Zeigefingern halten. So soll nun einer den anderen durch den Raum füh-ren, ohne den Strohhalm zu verlieren. Die Führung wechselt nach einiger Zeit. Zum Schluss kann auch offen gelassen werden, wer wen führt.Das ganze kann mit oder ohne Sprechen ausprobiert werden. Es können auch der Person, die geführt wird, die Augen verbunden werden. Erschwerend sind auch Hindernisse im Raum.Zum Schluss der Übung können sich alle im Plenum austauschen:Wie ging es mir in der Rolle (FührendeR oder GeführteR)? Konnte ich Ver-trauen haben? Konnte ich die Grenzen meines Gegenübers leicht erkennen? Wodurch? Es sollen auch Vergleiche mit alltägliche Situationen eingebracht werden: Wo hatte ich diese Gefühl/diese Erfahrung? Geht es dir im täglichen Leben manchmal ähnlich?

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Zweite hürde: beurteilen: verantwortung erkennenDie Zweite Hürde wird zur ersten in die Mitte gestellt, ihr Titel draufgeklebt und benannt: sie steht für das Beurteilen einer Situation, das Erkennen der eigenen Verantwortung und das suchen von Handlungsmöglichkeiten.Welche Eigenschaften braucht man, um eine Situation richtig einschätzen zu können, um die eigene Verantwortung wahrzunehmen und auch Handlungsmöglichkeiten zu finden?[eigenes Wertesystem, Selbstbewusstsein, Kreativität]

aufstellungMit einem Klebeband wird am Boden eine Linie aufgeklebt (man kann sich diese Linie aber auch einfach vorstellen). Der/die SpielleiterIn nennt nun Situ-ationen, zu denen sich die TeilehmerInnen positionieren sollen. „Das finde ich ok. Das ist gerecht.“ ist am einen Ende der Linie, „Das finde ich ungerecht. Das widerspricht meinen Werten und Prinzipien.“ am anderen Ende. Auch dazwischen ist jede Position möglich. Wenn sich alle positioniert haben, kann der/die SpielleiterIn einzelne Personen kurz nach den Gründen für ihre Position fragen. Dann kommt die nächste Situation und die TN stellen sich neu auf.Situationen:Ich sehe, dass meine Mutter ein T-Shirt einer Marke kauft, die Kinderarbeit unterstützt.• Ich sehe, wie einer aus meiner Klasse im Geschäft einen MP3-Player stiehlt.• Ich sehe, wie meine Freundin einen Kaugummi auf die Parkbank klebt.• Ich sehe, wie in meinem Stammlokat eine Schlägerei ausbricht, weil Max mit der Freundin von Moritz geflirtet hat.• Ich sehe, wie jemand sein Auto am Radweg parkt.• Ich sehe einen gestürzten Mopedlenker am Straßenrand, an dem die Autos vorbeifahren.

• Ich sehe vor der Wahl ein Plakat auf dem steht: „Deutsch statt nix versteh’n“.• Ich sehe, wie jemand im Zug raucht, wo Rauchverbot ist.• Ich sehe, wie meine Klassenkollegin beim Test einen Schummelzettel herauszieht.• Ich sehe, wie jemand eine Red-Bull-Dose in die Wiese wirft.

handlungsmöglichkeitenEine der oben genannten Situationen wird ausgewählt. Die TN werden in Kleingruppen aufgeteilt, die nun eine oder zwei mögliche Handlungsstrategi-en inklusive möglichen Folgen (was könnte dann passieren, was könnte die Reaktion der Gegenübers sein?) aufschreiben und anschließend dem Plenum vorstellen (z.B. als kurzes Theaterstück vorspielen, als Geschichte vorlesen,

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ein Bild/eine Bildgeschichte zeichnen…). So sollten sich ein paar Handlungs-möglichkeiten ergeben. Es können gemeinsam auch noch weitere ausgedacht, oder die vorhandenen verbessert werden.

Dritte hürde: tun: konkretes eingreifenDie dritte Hürde wird in die Mitte gestellt, ihr Titel draufge-klebt und benannt: sie steht für das Tun, fürs konkrete Ein-greifen in einer Situation.Welche Eigenschaften braucht man, um zivilcouragiert zu han-deln, in brenzligen Situationen einzugreifen, gegenüber einer Mehrheit oder Stärkeren etwas zu sagen…?[Mut, Selbstvertrauen, Kommunikationsfähigkeit, Spontaneität]

rette mich wer kann [spontan und schnell reagieren um zu helfen ist oft wichtig]Jede Person bekommt ein Zetterl mit einer Zahl von 1-6 (die Zahlen sollen unterschiedlich stark vertreten sein). Zu Musik laufen alle durch den Raum. Wenn die Musik stoppt, wird eine Zahl gerufen und alle Personen, mit dieser Nummer fallen mit einem lauten Seufzer um. Die anderen müssen die Umfal-lenden stützen, so dass sie nicht zu Boden stürzen.

ugha-ugha [Kommunikation ist ganz wichtig. Oft handelt man zivilcouragiert, indem man etwas sagt, auf etwas hinweist, etwas einfordert…]Es werden Paare gebildet, von denen je eine Person den Raum verlässt. Die Spielleitung gibt so viele Gummibärli/Kekse o.ä. wie Paare auf einen Tisch im Raum. Die Personen im Raum bekommen die Aufgabe, ihreN PartnerIn dazu zu bringen, ihnen ein Gummibärli/Keks in den Mund zu stecken (die Partner dürfen auf keinen Fall selbst essen!). Die Personen draußen müssen ihreN PartnerIn dazu bringen, sich beide Schuhe, oder einen Schuh und einen So-cken auszuziehen. Das ganze Spiel lang darf nichts gesprochen werden, außer Ugha-ugha (Gestik und Mimik sind erlaubt).Danach kann die Kommunikation kurz thematisiert werden: Wie hat die Kom-munikation funktioniert? Habe ich erreicht was ich wollte? Wie/Warum nicht? Was ist wichtig in einer erschwerten Kommunikation?

anregungen für den alltag [Zivilcourage braucht Übung im Alltag]Gemeinsam wird überlegt, in welchen Bereichen man Zivilcourage im Kleinen, im Alltag üben könnte. Die Möglichkeiten und Vorsätze werden zwei mal auf Post it’s geschrieben, von denen eines auf die Hürde geklebt und das ande-re zur Erinnerung mit nach Hause genommen wird. Diese kleinen Übungen gehören schon zum konkreten Tun und sollen helfen diese dritte Hürde zu überwinden.

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Ev. kann in der nächsten Jugendstunde ausgetauscht werden, wie es den TN ergangen ist, was sie ausprobiert haben, oder ob sie sich nicht trauen/nicht daran dachten…(Beispiele für diese Kleinen Vorsätze können sein: im Supermarkt nach fair-trade oder Bio-Produkten fragen, - Beim Einkaufen kein Plastiksackerl neh-men und auf Plastiksparen hinweisen, - jemanden ansprechen, der/die etwas wegwirft > „sie haben etwas verloren“ „Da ist ein Mistkübel“, - jemanden ansprechen, der/die aus einer Aludose trinkt, was damit bewirkt wird…)

überwinden der hürdenZum Abschluss dürfen die drei Hürden von allen TN überwunden werden.

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1. hürDe 1 - hinschauen: sehen, was ist

Aufmerksamkeit, Wahrnehmen der Situation (Was, Wer, Wo), Erkennen eines Konfliktes als solchen, verschiedene Rollen in Konfliktsituationen erkennen (Gegner, Verbündete, Opfer, Täter, Zuschauer…) nicht wegschauen/ignorieren, eigene Reaktionsmuster und Gefühle in Prob-lemsituationen kennen,nonverbale Kommunikationsformen deuten können (was wird vermittelt, was drücke ich aus…)> Hürde: nicht hinsehen, nicht erkennen, Abgebrühtheit, Angst vor Betrof-fenheit, Distanz

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wortpuzzleZitate und Kopiervorlage im Anhang!Thema: Einstieg ins ThemaZeit: 10 minAblauf:Jede Person erhält 1-2 Worte aus einem Satz. Die Gruppe soll nun den Satz herausfinden (ev. ohne zu reden) und die Worte der Reihe nach auflegen.Alternative:Die Worte können auch in einzelnen Luftballons sein, die in einem Staffellauf zerplatzt werden müssen, um die Worte zu einem Satz zusammenfügen zu können. Wenn die Übung geschafft ist, kann noch kurz über den Satz gespro-chen werden. (Von wem ist er, aus welchem Hintergrund, was sagt er aus, was heißt das für mich…?)

pflückzitateZitate als Kopiervorlage im Anhang!Thema: Gut geeignet als Ausstieg aus einem Thema, Motivation für denAlltag.Zeit: 5 minAblauf:Auf einer Schnur werden Zitate aufgehängt, die sich die TN pflücken und mit nach Hause nehmen dürfen.

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was lese ich in dirThema: Vorurteile, erster Eindruck, Aufmerksamkeit schulenZeit: 30 minAblauf:Es werden Paare gebildet, die sich gegenüber aufstellen und einander schwei-gend von oben bis unten genau beobachten (auf Mimik und Gestik achten). Dann schließen beide die Augen und überlegen, in welcher Stimmung sie sind (müde, gespannt, gelangweilt…). Noch mit geschlossenen Augen verändern die Personen Mimik und Gestik und drücken damit den Gefühlszustand aus. Auf ein akustisches Zeichen des Spielleiters/der Spielleiterin öffnen sie die Augen und betrachten einander wieder. (Welches Gefühl wird ausgedrückt? Was sehe ich?) Dann werden die Augen wieder geschlossen und jede Person spiegelt das Gefühl ihres Gegenübers (dh. welches Gefühl wurde mir vermit-telt, wie drücke ich das aus). Auf ein akustisches Zeichen hin werden die Augen wieder geöffnet und geschaut, wie man gespiegelt wurde.Der ganze Vorgang wiederholt sich, nur dass die Teilnehmenden an ein wichtiges (schönes oder negatives) Ereignis der vergangenen Woche denken sollen.

Nacharbeit:Die Paare erzählen einander, was sie in ihrem Gegenüber gesehen und wie sie es verstanden haben. War es einfach zu erkennen? Wie wurde es gespiegelt? Was für ein Gefühl war es, gespiegelt zu werden?Es kann auch einen Austausch in der ganzen Gruppe geben, wenn es ge-wünscht wird.

gegenseitig führenThema: Empathie/Einfühlungsvermögen schulen, auf den anderen schauen, Aufmerksamkeit, reagieren auf die andere Person, Sensibilität für eigene und fremde Grenzen fördernZeit: 30 min

Ablauf:Es werden Paare gebildet, die einen Stift oder Strohalm bekommen, den sie zusammen zwischen ihren Zeigefingern halten. So soll nun einer den anderen durch den Raum führen, ohne den Strohhalm zu verlieren. Die Führung wech-selt nach einiger Zeit. Zum Schluss kann auch offen gelassen werden, wer wen führt.Alternative: Eine Person führt die andere, indem sie die Hand in 20 cm Ab-stand wie einen Spiegel vor das Gesicht der anderen hält. Diese muss nun den Bewegungen der Hand folgen. Auch hier wechselt die Führung.Beide Varianten können mit oder ohne Sprechen ausprobiert werden. Es können auch der Person, die geführt wird, die Augen verbunden werden. Erschwerend sind auch Hindernisse im Raum.

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Die Partner sollen zwischendurch immer wieder die Gelegenheit haben, sich auszutauschen: Wie ging es mir in der Rolle (FührendeR oder GeführteR)? Konnte ich Vertrauen haben? Konnte ich die Grenzen meines Gegenübers leicht erkennen? Wodurch? Zum Schluss der Übung können sich alle im Plenum austauschen. Es sollen auch Vergleiche mit alltägliche Situationen eingebracht werden. (Wo hatte ich diese Gefühl/diese Erfahrung? Geht es dir im täglichen Leben manchmal ähnlich?)

bildgeschichte machenThema: Situationen anschauen, ev. auch Handlungsoptionen überlegen – passt auch zu Hürde 2 – beurteilen: Verantwortung erkennen)Zeit: variabelAblauf: Eine Bildgeschichte kann auf verschiedene Arten gemacht werden. Zuerst muss auf jeden Fall die Geschichte ausgedacht werden, für die ein Thema vorgegeben wird (zB. Zivilcourage, Ärger auf dem Schulhof, Ausgren-zung, selbst erlebte Situationen ….).Möglichkeiten für die Bildgeschichte können sein: Bilder aus Zeitungen aus-schneiden und verwenden, Sprechblasen dazu machen, Bilder wie bei einem Comic selbst malen, eine Fotostory machen (dazu braucht man Verkleidung usw., macht Jugendlichen meist sehr viel Spaß!)…Ev. kann man die Geschichte auch mit verschiedenen Schlüssen machen, also die Handlungsmöglichkeiten und Folgen davon aufzeigen.

Analyse von InternetseitenThema: Sensibilisierung, genau hinschauenZeit: variabelAblauf:Internetseiten werden genau angeschaut, verglichen und analysiert. Impulsfragen zur Analyse von Internetseiten:• Wie heißt die Seite, wer steckt dahinter, auf welchem Server liegt die Seite? (Partei, Kameradschaft, Einzelpersonen…)• Welche Angebote enthält die Seite, welche davon sind interaktiv? (Gästebuch, Downloads…)• Welche Atmosphäre hat die Seite? Wie ist der erste Eindruck?• Wie beurteilst du die Qualität der Seite? (Layout, Technik, Benutzerfreundlichkeit, Sachlichkeit)• Wie ist der Sprachstil? (jugendgemäß, eingedeutschte englische Wörter…)• Welche Themen werden angesprochen?• Wie offen rechtsextrem ist die Seite? Warum würdest du sie so einstufen?• Gibt es strafbare Inhalte? Welche? (offensichtlich oder versteckt)

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• Verstoßen Aussagen gegen Grundrechtsartikel? Wenn ja, gegen welche? (Menschenrechte, Verbotsgesetz – Anhang: Seite 32ff)• Was gefällt dir an der Seite? Was nicht?• Wer soll mit der Seite angesprochen werden? (jung/alt, gebildet/ ungebildet, Werbung nach außen oder Kontakt-Pool für die Szene)• Glaubst du, dass diese Seite bei Jugendlichen gut ankommt? Warum nicht?• Was kann man tun? (Nicht einfach ignorieren, sondern genau hinschauen und ev. melden z.B. unter www.jugendschutz.net/hotline das Formular ausfüllen und damit eine Beschwerde abgeben oder dem DÖW (= Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes) schreiben. Einige Infos findet man unter http://www.doew.at (DÖW sammelt, dokumentiert und kommentiert rechtsextreme Gruppierungen, Zeitschriften…) – da ist immer was zur Entstehung und dem Hintergrund der Gruppierungen, sowie zu rechtsextremer Symbolik… drin!! Wichtig ist, dass der/die GruppenleiterIn sich gut informiert. Mögliche Internetseiten: http://www.rfs.at/neu/ (Ring freiheitlicher Studenten, besonders auf Themen, Wahlkampfsachen, Wortwahl schauen) http://www.fpoe.at/ (FPÖ, Themen anschauen unter „Dafür stehen wir“) http://www.neue-ordnung.at/ (Zeitschrift, die pseudowissenschaftlich eine Brücke zwischen rechtskonservativ und rechtsextrem schlägt und von DÖW als rechtsextrem eingestuft wird) http://at.altermedia.info/ (angeblich „die wahrheit“, naja…) http://www.stop3g.at/ (Seite zur Abschaffung des NS- Verbotsgesetzes) http://nvp.at/ (Nationale Volkspartei1) www.kreuz.net (angeblich „katholische“ Nachrichten, diskriminierend ganz besonders gegen. Homosexualität, äußerst rechts- konservativ, pseudowissenschaftlich)analyse von songsThema: Sensibilisierung, genau hinschauenZeit: variabelAblauf:Liedtexte werden genau unter die Lupe genommen (z.B. von den neonazis-tischen Rockbands Inquisition (USA), Corpus Christii (Portugal), Caedes und Horna, Kraftschlag (Deutschland), Race War, Rassenhass, Weisse Wölfe, Blutstahl (Mitglieder dieser Bands wurden wegen verschiedenen Delikten schon mehrfach verurteilt, Alben wurden z.T. auf den Index für jugendge-fährdende Medien gesetzt, Interviews sind sehr aussagekräftig, Auftritte der Bands in Österreich verstoßen gegen das NS-Verbotsgesetz), der Text wird

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angeschaut, ev. übersetzt, ev. angehört…Impulsfragen zur Analyse von Songs:• Wie wirkt die Musik auf euch?• Was gefällt euch nicht?• Fasst die Inhalte zusammen – was wird ausgesagt?• Welche Teile der Texte lassen auf rechtsextreme/sexistische/ ausländerfeindliche/diskriminierende Inhalte schließen?• Welche Symbole kommen vor?• Kommen Lügen/Unwahrheiten vor?• Gibt es strafbare Inhalte? Gegen welche Artikel des Grundgesetzes wird verstoßen?• Sind Rückschlüsse auf Welt- und Menschenbild, Männer- oder Frauenbild möglich?• Was könnte die Faszination der Musik auf bestimmte Jugendliche ausmachen?

analyse von ZeitungsartikelnThema: Sensibilisierung, genau hinschauen, Berichterstattung ist nie ganz unabhängig und objektiv.Zeit: variabelAblauf: Zeitungsartikel aus verschiedenen Zeitungen zu einem Thema werden miteinander verglichen und anhand der Impulsfragen analysiert. Ev. kann den Zeitungen durch einen Leserbrief eine Rückmeldung gegeben werden.Alternative: Die TN werden in Gruppen geteilt und bekommen Zeitungsarti-kel zum selben Thema, aber aus unterschiedlichen Zeitungen. Jede Gruppe soll sich den Artikel genau anschauen (anhand der Impulsfragen) und stellt den Inhalt in einem kurzen Theaterstück dar. Die Stücke werden dem Plenum vorgeführt. Im Austausch sollen die Unterschiede zwischen den einzelnen Artikeln und Zeitungen herausgearbeitet werden.Impulsfragen: Welche Unterschiede fallen auf? Worauf wird (von welcher Zei-tung) der Schwerpunkt gelegt? Wie wirken Schlagzeilen? Welche Bilder sind dabei und was wird damit unterstrichenen? Was wird im Artikel hervorgeho-ben und was verschwiegen?

weitere materialien

bibelstellen:1 Samuel 3, 1-18 (Berufung Samuels: Aufruf zum hinhören und hinschauen; sagen, was ist) Lukas 10, 29-37 (barmherziger Samariter, hinschauen und reagieren, nicht ignorieren)

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impulstexte:

hinschauen, nicht wegschauenSchau hin, wo dich was stört,vielleicht wird deinen Wut so groß,dass du was wagst.Schau hin, wenn was nicht passt,vielleicht bewegt es dich so sehr,dass was passieren muss.Wegschauen ist keine Entschuldigung.Wer wegschaut, verweigert sich.

schaufensterHinschauen zuschauenaber nicht sehenwas gebraucht wirddass du gebraucht wirstjetzt

Abgeschirmtlebt es sich leichteroder nicht?Was draußen ist, ist mir doch wurscht!Auch wenn es kalt isteiskaltkein Herzschlag weckt mich auf

Ich abermöchte leben!

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2. hürDe 2 - beurteilen: verantwortung erkennen

Analyse der Situation, Einschätzbarkeit der Situation, Bezug zu den eigenen Werten herstellen (widerspricht das meinen Werten/Prinzipien?), moralisches Urteil, eigene Verantwor-tung erkennen (geht mich das was an?), Handlungsmöglich-keiten & Ressourcen (was kann ich tun? Möglichkeiten und Grenzen), Risiken einschätzen können & Bereitschaft, die in Kauf zu nehmen> Hürde: nicht an sich ran lassen, Abgebrühtheit, eigene Werte nicht kennen, unterentwickeltes moralisches Urteilsvermögen, „das geht mich nichts an“, Verantwortung abgeben, keine Handlungsoptionen haben, eigenen Ressour-cen nicht kennen, Gefühl der Unfähigkeit/Ohnmacht

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lebens-wertmarkenThema: Auseinandersetzung mit den eigenen Werten, sich derer bewusst werden, als Grundlage für HandlungenZeit: ca. 30 minAblauf:Jede Person enthält 3-5 Kärtchen, auf die sie einen Wert schreiben soll, der ihr Leben besonders lebenswert macht. Alle Karten werden in einem Korb gesammelt. Nun kann entweder mit der Wertversteigerung oder der Tausch-börse Fortgefahren werden:Werteversteigerung: Gesteigert werden kann einzeln oder eventuell in kleinen Gruppen. Dafür bekommt jede Person (bzw. Gruppe) gleich viel Spielgeld (Pa-piergeld, Murmeln, Kronkorken…) und versucht nun die Werte zu ersteigern, die ihr wichtig sind. Der/die SpielleiterIn ist Auktionär, gibt den Rufpreis eines Wertes bekannt und kann die Werte anpreisen. Alle können mitsteigern bis alle Werte versteigert sind oder niemand mehr Geld hat. (Um den Verlauf des Spieles abzukürzen oder etwas Spannung rein zu bringen können auch Son-derangebote ausgerufen werden, bei denen zum Beispiel zwei Werte zusam-men versteigert werden…)Tauschbörse: Jede Person zieht aus dem Körbchen wieder 3-5 Werte heraus. Nun finden sich die MitspielerInnen in 3er und 4er Gruppen zusammen, in denen sie Werte miteinander tauschen können. Ziel jeder Person soll es sein, durch gutes Handeln, Werte zu erhalten, die das Leben besonders lebenswert machen. Dabei muss nicht 1:1 getauscht werden. Nach ein paar Minuten werden neue Kleingruppen gebildet und wieder getauscht. Insgesamt gibt es vier Tauschrunden.Nacharbeit: Zum Schluss klebt jede Person ihre erhandelten oder ersteigerten Werte auf ein Blatt Papier, schreibt den eigenen Namen dazu und kann es in der Abschlussrunde im Plenum vorstellen. Impulsfragen: Welche Begriffe auf deinem Plakat sind für dein Leben wirklich

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 32

wichtig? Welche nicht so sehr? Welche hättest du gerne gehabt? Wie ist es, wenn man für etwas Wichtiges mehrer unwichtigere Dinge eintauschen muss? Gleicht der Lebenswert das aus? Sollte man aus möglichst vielen Din-gen Wert für sein Leben schöpfen oder genügen wenige?

AufstellungThema: eine Art Definition für sich selbst & gleichzeitig sich positionieren, Auseinandersetzung mit Zivilcourage/Gewalt… , man muss Standpunkt bezie-hen und die eigene Haltung hinterfragenZeit: variabel 10-45 minAblauf: Mit einem Klebeband wird am Boden eine Linie aufgeklebt (man kann sich die Linie aber auch einfach vorstellen). Der/die SpielleiterIn stellt nun Fragen, bzw. macht Aussagen, zu denen sich die TeilehmerInnen positionie-ren sollen. „Ja, ich stimme zu“/„Das finde ich ok. Das ist gerecht.“ ist am einen Ende der Linie, „nein, ich stimme nicht zu“/„Das finde ich ungerecht. Das widerspricht meinen Werten und Prinzipien.“ am anderen Ende. Auch dazwischen ist jede Position möglich (ich stimme zum Teil zu…). Wenn sich alle positioniert haben, kann der/die SpielleiterIn einzelne Personen nach den Gründen für ihre Position fragen. Dann kommt die nächste Aussage und die TN stellen sich neu auf.Aussagen zur Positionierung:Zivilcourage, was würde ich tun?• Wenn sich zwei streiten, dann sollte man sich nicht einmischen• Probleme anderer Leute sind nicht meine• Außenseiter sind meistens selbst Schuld an ihrer Situation• Wenn jemand meineN FreundIn blöd anmacht, dann stehe ich Ihr/ihm bei.• Bei einer Schlägerei auf der Straße sollte man sich raushalten, man weiß ja nicht, ob die Sache ernst ist oder alles nur Spaß.• Wenn im Supermarkt eine Frau ihr Kind schlägt, dann spreche ich sie nicht an, denn sie wird schon einen Grund dafür haben.

Ist das Zivilcourage oder nicht?• David sieht, wie auf dem Schulhof ein Schüler von einem andern geschlagen wird. Er greift ein und verprügelt den „Schläger“. Zeigt David Zivilcourage?• Ein Nazi mit geschorenen Haaren und Springerstiefeln geht zu einer Demo gegen Rechts und ruft laut „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ Ist er zivilcouragiert?• Sandras Onkel erzählt auf einer Familienfeier einen rassistischen Witz. Alle lachen – außer Sandra. Sie steht auf und verlässt den Raum. Ist das Zivilcourage?• Ein Polizist weigert sich, bei der Festnahme einer ins Kirchenasyl geflüchteten nigerianischen Familie beteiligt zu sein. Zeigt er Zivilcourage?

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 33 S

Situationen: gerecht/das passt – ungerecht/so geht’s nicht• Ich sehe, dass meine Mutter ein T-Shirt einer Marke kauft, die Kinderarbeit unterstützt.• Ich sehe, dass ein junges Mädchen im Bus sitzen bleibt, obwohl neben ihr ein alter Herr auf einen Stock gestützt steht.• Ich höre, dass ein Entführer bei den Vernehmungen gefoltert wird, damit er den Aufenthaltsort des Opfers preis gibt.• Ich sehe, wie einer aus meiner Klasse im Geschäft einen MP3-Player stiehlt.• Ich sehe, wie meine Freundin einen Kaugummi auf die Parkbank klebt.• Ich sehe, wie in meinem Stammlokat eine Schlägerei ausbricht, weil Max mit der Freundin von Moritz geflirtet hat.• Ich höre, dass mein Onkel von Linz nach München mit dem Flugzeug fliegt.• Ich sehe, wie jemand sein Auto am Radweg parkt.• Ich sehe, dass der Kassier im Supermarkt dem Mann vor mir zu wenig Geld raus gibt.• Ich sehe einen gestürzten Mopedlenker am Straßenrand, an dem die Autos vorbeifahren.• Ich sehe vor der Wahl ein Plakat auf dem steht: „Deutsch statt nix versteh’n“.• Ich sehe, wie jemand im Zug raucht, wo Rauchverbot ist.• Ich sehe, wie meine Klassenkollegin beim Test einen Schummelzettel herauszieht.• Ich sehe, wie sich mein Nachbar am Sonntag die Zeitung aus dem Zeitungsständer nimmt, ohne zu zahlen.• Ich sehe, wie jemand eine Red-Bull-Dose in die Wiese wirft.

Gewalt oder nicht Gewalt (hier kann man die Situationen auch reihen: jede Person erhält eine Situation. Ohne reden sollen sich nun alle nacheinander auf der Linie Positionieren. Auf der einen Seite die Situation in der eindeutig Ge-walt herrscht, auf der anderen Seite jene, in der keine Gewalt vorkommt und dazwischen verlaufend die anderen Situationen. Danach unbedingt thematisie-ren und im Plenum darüber sprechen.)• Ein Vater, der seinem Kind wegen schlechten Benehmens einen Klaps gibt.• Eine Mutter, die ihr Kind vor einem LKW von der Straße reißt und ihm dabei sehr weh tut.• Ein Rettungsschwimmer, der einen Ertrinkenden an den Haaren aus dem Wasser zieht.• Eine türkische Frau mit einem Kopftuch.• Stauffenberg, weil er Hitler töten wollte.• Ein Vater, der nie zu Hause ist.• Der Direktor einer Firma, die ihren Giftmüll in Entwicklungsländer schickt.• Ein Skater mit 30 km/h in der Fußgängerzone.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 34

• Ein Profiboxer, der seinen Gegner zu Boden zwingt.• Ein Metzger, der ein Kälbchen zu Wurst und Kälberbraten verarbeitet.• Ein 58-jähriger Lehrer, der Jugendliche nicht mehr ertragen kann.• Ein Mann, der seine Freundin überreden möchte, mit ihm zu schlafen, obwohl sie schon NEIN gesagt hat.• Ein Porschefahrer mit 215 km/h auf der Autobahn.• Ein Lehrer, der seine Schüler als dämlich bezeichnet.• Ein Politiker, der Flüchtlinge Asylschmarotzer nennt.• Ein Mädchen, das seinem Freund einen Knutschfleck macht.• Ein Junge der sich die Fingernägel abbeißt.• Ein Arbeitsloser, der „schwarz“ arbeitet.• Ein Obdachloser, der eine Bank ausräumt.• Ein Vater, der seine Pornofilme vor seinem Sohn versteckt.• Ein Arzt, der wegen Blinddarmentzündung den Bauch aufschneidet.• Ein Mann klaut wegen Hunger im Supermarkt ein Brot.• Ein Tierfreund, der die Fensterscheibe von einem Pelzgeschäft einschlägt.• Ein Polizist, der dir wegen Falschparken 50 Euro abnimmt.• Schumacher, der seine Steuern nicht an Deutschland zahlt.• Ein Polizist mit einem Gummiknüppel.• Rambofilme.• Ein Nachbar versteckt Flüchtlinge vor der Polizei.• Ein 14-jähriger, der raucht.• Ein Autofahrer mit Blitzstart an einer Ampel.• Ein Berufssoldat.• Ein „Freier“ im Bordell.• Ein Polizist, der einen Strafzettel hergibt.• Ein Mädchen, das Jeans aus Kinderarbeit trägt.• Ein Schüler, der seinen Lehrer provoziert.• Ein Mädchen, das seinen Freund betrügt.• Eine Firma, die Mitarbeiter entlässt.

was bedeutet Zivilcourage für dich?Thema: persönliche Auseinandersetzung mit ZivilcourageZeit: ca. 20 minAblauf: Einzelarbeit mit den Impulsfragen am Fragebogen, ev. Diskussion in KleingruppenNacharbeit: Austausch im PlenumFragebogen: siehe nächste Seite.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 35 S

was beDeutet für Dich Zivilcourage?

Gibt es Gründe, warum Menschen Zivilcourage zeigen sollen?

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Warum ist Zivilcourage in einer Demokratie wichtig?

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Bitte ankreuzen: sinnvoll oder unsinnig?sinnvoll unsinnig O O Einen Leserbrief schreiben O O einen Aufruf unterschreiben O O an einer Demonstration teilnehmen O O einen Informationsstand organisieren O O ein Flugblatt verteilen O O eine Mahnwache halten O O in einer Notsituation andere um Hilfe bitten O O jemanden vor anderen in Schutz nehmen O O sich in eine gewalttätige Auseinandersetzung einmischen O O als Zeuge zur Verfügung stehen O O eine gerichtliche Klage einreichenWas würde ich tun, wenn…?… Vorurteile über andere verbreitet werden?… ein Vorgesetzter einen deiner Kollegen demütigt?… Passanten belästigt werden?… ein Erwachsener ein Kind schlägt?… ein Autofahrer seinen Motor laufen lässt, während er das Fahrzeug von Schnee und Eis reinigt?… in einer Gruppe über Abwesende herabsetzend geredet wird?… ein Tier gequält wird?… Andersdenkende beleidigt werden?… mir ein „Skandal“ bekannt wird?… neben mir rassistische oder sexistische Witze gemacht werden?

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 36

DilemmadiskussionThema: es ist nicht immer leicht, eine Entscheidung zu treffen, oft ist genaue Analyse und hinterfragen wichtig. Dilemmata helfen, die eigenen Werte auf die Probe zu stellen.Zeit: 20-30 minAblauf:Heinz-Dilemma vorlesen. In Einzelarbeit Fragen beantworten. Danach Aus-tausch im Plenum: Welche Werte stehen jeweils hinter den Antworten und Begründungen? Was ist mir besonders wichtig?

heinz-Dilemma (L. Kohlberg, Stufen moralischen Urteilens)Eine Frau, die an einer besonderen Krebsart erkrankt war, lag im Sterben. Es gab eine Medizin, von der die Ärzte glaubten, sie könne die Frau retten. Es handelte sich um eine besondere Form von Radium, die ein Apotheker in der gleichen Stadt erst kürzlich entdeckt hatte. Die Herstellung war teuer, doch der Apotheker verlangte zehnmal mehr dafür, als ihn die Produktion gekostet hatte. Er hatte 2000 Dollar für das Radium bezahlt und verlangte 20000 Dol-lar für eine kleine Dosis des Medikaments.Heinz, der Ehemann der kranken Frau, suchte alle seine Bekannten auf, um sich das Geld auszuleihen, und er bemühte sich auch um eine Unterstützung durch die Behörden. Doch er bekam nur 10000 Dollar zusammen, also die Hälfte des verlangten Preises. Er erzählte dem Apotheker, dass seine Frau im Sterben lag, und bat, ihm die Medizin billiger zu verkaufen bzw. ihn den Rest später bezahlen zu lassen. Doch der Apotheker sagte: „Nein, ich habe das Mittel entdeckt, und ich will damit viel Geld verdienen.“Heinz hat nun alle legalen Möglichkeiten erschöpft; er ist ganz verzweifelt und überlegt, ob er in die Apotheke einbrechen und das Medikament für seine Frau stehlen soll.Sollte Heinz das Medikament stehlen oder nicht?

Fragebogen zur Beurteilung:1. Soll Heinz das Medikament stehlen? Warum/warum nicht?

2. Wenn Heinz seine Frau nicht liebt, soll er dann das Medikament für sie stehlen? Bzw. bedeutet es einen Unterschied, ob Heinz seine Frau liebt oder nicht? Warum/warum nicht?

3. Wenn es nicht um seine Frau, sondern um einen fremden Menschen ginge, sollte Heinz das Medikament stehlen? Warum/Warum nicht?

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 37 S

4. Sollte Heinz das Medikament für ein Haustier das er liebt stehlen? Warum/warum nicht?

5. Ist es wichtig, dass Menschen alles versuchen, was sie können, um das Leben eines anderen zu retten? Warum/warum nicht?

6. Es ist illegal, wenn Heinz einbricht. Ist diese Handlungsweise deshalb moralisch falsch? Warum/warum nicht?

7. Sollten Menschen im Allgemeinen alles versuchen, um dem Gesetz Folge zu leisten? Warum/Warum nicht?

mittel zur gewaltvermeidungThema: Gewaltvermeidung, welche Grundhaltung wirkt deeskalierendZeit: ca. 10 minAblauf: Die TN machen die Augen zu und konzentrieren sich ca. 10 Sekunden auf folgende Fragestellung: „Was ist das beste Mittel, über das jeder Mensch verfügt, damit Gewalt erst gar nicht entsteht?“ Dann startet eine Blitzlicht-runde, bei der jedeR den ersten Gedanken dazu sagt. Die Ergebnisse dieses Brainstormings werden auf einem Plakat gesammelt.Nacharbeit: Was haben die genannten Begriffe gemeinsam? Wie kann man diese Haltungen/Eigenschaften selbst einüben? Ev. kann versucht werden, diese Haltungen pantomimisch darzustellen, wie zum Beispiel eine möglichst neutrale Körperhaltung einnehmen…

prioritätenspiel: was fördert/behindert ZivilcourageThema: wichtige Grundlagen für Zivilcourage, was fördert sie, was wirkt hinderlich? Zivilcourage beginnt schon lange vor der eigentlichen Situation, die sie erfordert (in Familie, Erziehung, Umfeld, Freundeskreis, persönlicher Auseinandersetzung und Bewusstsein…)Zeit: ca. 20 minAblauf: Die TN sollen aus den aufgelisteten Faktoren je 6 aussuchen, die Zi-vilcourage fördern und 6, die sie behindern. Die ausgewählten Faktoren sollen dann in eine Reihenfolge von 1-6 entsprechend ihrer Wichtigkeit gebracht werden (1=fördert ZC am meisten/behindert am meisten). Dann wird in Klein-gruppen oder im Plenum über die Ranglisten diskutieren. Warum ist dieser Faktor förderlich/hinderlich? Wie kann man diesen Faktor puschen? Liegt das in meiner Verantwortung, oder in der einer anderen Person?

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 38

was fördert/was behindert Zivilcourage?Vorbilder haben Hoher GruppenzwangEindeutigkeit der Situation AngstHilfsbedürftigkeit des Anderen Wissen um NachteileSoziale Kompetenzen (Einfühlungs-vermögen)

Gefühl der Unterlegenheit

Übernahme von Verantwortung Sich nicht ausdrücken könnenRäumliche Nähe zu einer hilfsbedürf-tigen Person

Aufmerksamkeit, Wahrnehmen von Ungerechtigkeiten

Selbstsicherheit Rückhalt in der Familie/bei FreundenMitgefühl Klare eigene Kategorien von Recht

und UnrechtKonfliktfähigkeit Angst vor AutoritätenEigenen Stärken kennen Rückhalt in einer Glaubensüberzeu-

gungBereitschaft, Nachteile in Kauf zu nehmen

Von anderen Ablehnung erfahren

Übereinstimmung mit gesellschaftli-chen Grundwerten

Von anderen Zuspruch und Unter-stützung erfahren

Erziehung, die die eigene Meinung fördert

Risikobereitschaft

Gehorsam Bewusst Konsequenzen in Kauf nehmen

Gleichgültigkeit Starke Ausprägung des eigenen Gewissens

Sachkompetenz Kreativität/IdeenreichtumHohe soziale Position ObrigkeitshörigkeitNiedere soziale Position Direkte BetroffenheitHierarchien Einschätzbarkeit der Folgen

was würde ich in kauf nehmenThema: Risikobereitschaft, Folgen von Zivilcourage, persönliche Nachteile zugunsten der Grundwerte in Kauf nehmenZeit: ca. 20 minAblauf: Auf einem Plakat stehen verschiedene mögliche Folgen/Risiken von Zivilcourage. Jede Person erhält 5 Klebepunkte, die sie auf die Folgen verteilt, zu folgender Fragestellung: Welche Folgen würde ich in Kauf nehmen, wenn es die Situation erfordert? Jede Person muss alle Punkte vergeben, kann aber auch mehrer Punkte bei einer Folge hinkleben.

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So ergibt sich ein übersichtliches Bild. In einem Auswertungsgespräch soll-te besprochen werden, unter welchen Umständen die jeweiligen Folgen in Kauf genommen werden und wann sicher nicht. Für welchen Wert/welches Grundrecht/welches meiner Prinzipien nehme ich hohe Risiken und Nachteile in Kauf?

mögliche folgen/risiken:finanzieller VerlustVerschmutzung der Kleidungzu spät in die Schule/zur Arbeit kommenkörperliche Verletzungsich in einer Gruppe isolierenAusbildung oder Arbeitsplatz aufs Spiel setzenvon Freunden verlassen werdenöffentliche Empörung auf sich ziehenzu einer Geldstrafe verurteilt werdendie berufliche Karriere aufs Spiel setzenins Gefängnis kommen

handlungsmöglichkeitenThema: Handlungsmöglichkeiten überlegen, Kreativität und Ideenreichtum fördern, theoretische Strategien für konkrete Situationen überlegenZeit: 30-45 minAblauf: Es wird eine Situation vorgegeben, die Zivilcourage erfordert, aber mit offenem Ausgang. Zu zweit oder in Kleingruppen wird nun eine mögliche (positive oder auch negative) Handlungsstrategie inklusive mögliche Folgen (was könnte dann passieren, was könnte die Reaktion der Gegenübers sein?) aufgeschrieben und anschließend dem Plenum vorgestellt (z.B. als kurzes The-aterstück vorspielen oder als Geschichte vorlesen). So sollten sich ein paar Handlungsmöglichkeiten ergeben. Es können gemeinsam auch noch weitere ausgedacht, oder die vorhandenen verbessert werden.Nacharbeit: In einem Gespräch kann thematisiert werden, welche Gefühle sich wie ausdrücken und wie beim Gegenüber ankommen, welche Vorgehens-weise eskalierend/deeskalierend wirkt, was sinnvoll ist, wie negative Folgen in Grenzen gehalten werden können…

kurzfilm „schwarzfahrer“&handlungsmöglichkeitenThema: Handlungsmöglichkeiten finden, Vielfalt von Möglichkeiten erkennenZeit: variabelDie Situation aus dem Kurzfilm kann je nach den technischen Möglichkeiten entweder erzählt, oder der Film gezeigt werden(zu finden auf youtube: http://www.youtube.com/watch?v=XFQXcv1k9OM).

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 40

Der Film dauert 10 Minuten.Die TN sollen nun nach Handlungsmöglichkeiten für die ZuhörerInnen suchen. Wenn viel Zeit ist, kann die Situation mit verschiedenen Handlungsoptionen nachgespielt werden.Impulsfragen: Warum greift niemand ein? Gründe? Welche Möglichkeiten haben die Zusehenden zum Eingreifen? Was können sie sagen oder tun? Wie würde ich mich in dieser Situation verhalten?Ev. kann danach der Film: „Dienstag – Gewalt in der U-Bahn“ gezeigt werden. (In eine gestellte Gewaltszene wurde erfolgreich eingegriffen.)

Der Film:Eine ältere Dame sitzt in der Straßenbahn, als ein Schwarzer einsteigt und fragt, ob der Platz neben ihr noch frei sei. Er erhält keine Antwort und setzt sich hin.Da beginnt die Dame zu schimpfen: „Warum setzen Sie sich nicht woan-ders hin? Es gibt noch genug Plätze hier. Jetzt kann man schon nicht mehr Straßenbahn fahren, ohne belästigt zu werden. Wer von unsern Steuern profitiert, sollte sich wenigstens anständig benehmen. Als ob man sich nicht an unsere Sitten anpassen könnte. Warum kommt ihr denn überhaupt alle hierher. Hat euch denn jemand eingeladen? Wir haben es alleine geschafft. Wir brauchen keine Hotten-Totten, die uns nur auf der Tasche herumliegen. Und jetzt, wo wir selber so viele Arbeitslose haben. Und dann arbeitet ihr alle noch schwarz. Als ob das jemand kontrollieren könnte, wo von denen einer aussieht, wie der andere. Man müsste wenigstens verlangen können, dass sie ihre Namen ändern, bevor sie zu uns kommen. Sonst hat man ja gar keinen Anhaltspunkt. Im Übrigen riechen Sie penetrant. Aber das kann man ja schließlich nicht verbieten.Als ob nicht die Italiener und Türken schon genug wären, jetzt kommt auch noch halb Afrika. Das wäre früher nicht passiert, dass alle rein durften zu uns. Mein Hans sagte immer: Lassen wir einen rein, dann kommen sie alle. Die ganze Sippschaft. Die vermehren sich ja wie die Kanickel da unten, alle quer durcheinander. Kein Wunder, dass die da alle Aids haben. Die kriegen wir nie wieder los. Wenn das jetzt so weiter geht bei uns, gibt’s bald nur noch Türken, Polen und Neger hier. Man weiß ja schon bald nicht mehr in welchem Land man lebt.“Nach einiger Zeit steigt ein Kontrolleur ein: „Guten Tag Fahrscheinkontrolle. Ihre Fahrscheine, bitte.“Die Passagiere holen ihre Fahrscheine heraus, auch der Schwarze und die Dame. Während sie in ihrer Tasche kramt redet sie weiter: „Ich trau mich schon nicht mehr auf die Straße wenns dunkel wird. Man liest ja soviel in der Zeitung. Naja, wir haben uns jedenfalls einen Hund angeschafft, als man den Türken die Wohnung unter uns gegeben hat. Man kann ja nie wissen. Sozial-fall, vonwegen. Die wollen alle nicht arbeiten.“

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In diesem Moment nimmt ihr der Schwarze die Fahrkarte aus der Hand und isst sie.Die Frau ist verdattert, da steht auch schon der Kontrolleur neben ihr: „Fahr-scheinkontrolle, Ihren Fahrschein bitte.“Die Dame: „Der Neger hier hat ihn eben aufgefressen.“Kontrolleur: „Also so eine blöde Ausrede hab ich auch noch nie gehört! Wenn Sie keinen Fahrschein haben, muss ich Sie bitten, mit mir mitzukommen.“Kopfschüttelnd steigt der Kontrolleur mit der Dame aus, die ihm zu erklären versucht, dass die Ausländer „unsere Fahrscheine aufessen“ und stellt ihr einen Strafzettel aus.

Neben diesen beiden Personen sitzen noch einige weitere in der Straßenbahn:Ein Junge mit seiner Mutter, die gleich gegenüber sitzen, ein Mann, der zur Arbeit fährt und spät dran ist, eine junge Frau im Business-Look mit einer Aktentasche, zwei Tennagerinnen, ein alter Mann mit Kappe und Gehstock, eine ältere Frau mit einer Einkaufstasche, zwei junge Burschen, die sich in ei-ner anderen Sprache unterhalten, ein Mann der Zeitung liest, ein junger Mann mit Kopfhörern, der die Musik sehr laut aufgedreht hat, … und einige andere MitfahrerInnen.Was könnten diese Personen tun/sagen, um die Situation zu verändern?

Empfehlungen der Polizei in kritischen SituationenThema: Vorgegebene Handlungsmöglichkeiten beurteilenZeit: ca. 20 minAblauf: Zuerst soll die Gruppe raten, was die Polizei den BürgerInnen in Ge-waltsituationen empfiehlt. Was ist dabei wohl das Anliegen der Polizei?Dann werden die tatsächlichen Empfehlungen aufgelöst und die einzelnen Punkte diskutiert: Was haltet ihr von dieser Empfehlung? Wen schützt sie? Was können Folgen sein? Würdest du in einer Gewaltsituation so reagieren?

Dazugehörige Empfehlungen der Polizei: siehe nächste Seite.

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ng Dazugehörige empfehlungen der polizei:

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weitere materialien

Bibelstellen:1 Thessalonicher 5, 21 (Prüft alles, und behaltet das Gute!)Markus 4, 3-8 (Gleichnis vom Sämann, Handlungen/Worte gut überlegen, Folgen abschätzen)

Lieder:„Tanz“ von Stoppok„Viel zu schön“ von Stoppok„Deine Schuld“ von Farin Urlaub/Die Ärzte

Impulstext:Du bist gefragtNicht urteilen über andere,sondern beurteilen, was von dir gefragt ist,merken, dass du gebraucht wirsthier und jetztohne lange abzuwägen,nachzufragen.Du bist gefragt!

Situationen, in denen Zivilcourage gefragt ist:Folgenden Situationen eignen sich für Rollenspiele, zum Erarbeiten von Hand-lungsoptionen.Impulsfragen: Was geschieht? Habe ich ähnliches schon erlebt? Was tun die beteiligten Personen? Was könnten sie tun? Welche Möglichkeiten haben Zeu-gInnen? Was würdest du tun? Wie könnte die Geschichte ausgehen?• Jugendliche stehen in einer Schlange vor der Disco. Vor ihnen stehen ausländische Jugendliche, die nicht rein gelassen werden.• Ein Junge sitzt mit einem behinderten Mädchen bei McDonalds. Jugendliche am Nebentisch machen sich lustig und äffen das Mädchen nach.• Ein Ehepaar streitet. Der Mann schreit sie an und wird immer wütender. Er schubst sie umher.• Nachts in der Straßenbahn pöpelt eine Gruppe von jugendlichen mit kurz geschorenen Haaren andere Fahrgäste an. Sie trinken Alkohol aus Bierflaschen und grölen herum. Die anderen Fahrgäste fühlen sich deutlich belästigt.• Am Fahrkartenschalter vor dir verkauft der Bahnangestellte zwei jungen Leuten mit Rucksack, die kein Deutsch können, der Einfachheit halber zwei normale Tickets, ohne sie auf den Mitfahrerrabatt aufmerksam zu machen.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 44

3. hürDe 3 - tun: konkretes eingreifen

Überwindung, Mut, zu handeln wagen, sich einmischen und damit Risiko auf sich nehmen, aus Anonymität heraustreten, aktiv werden> Hürde: Angst vor den Folgen, persönliches Risiko nicht in Kauf nehmen, fehlendes Selbstbewusstsein (sich selbst nicht zutrauen), feh-lende Initiative, Passivität

methoDen

stabil stehen – flexibel seinThema: es ist wichtig zu wissen, wo und wie man steht. Wer gut steht, wird nicht so leicht umgeworfen. Eine Übung, die auch symbolisch verstanden werden darf: wenn ich mit Gelassenheit auf eine Situation zugehe, bringt mich nicht so schnell etwas auf der Ruhe, als wenn ich mich auf etwas ver-steife.Zeit: 10 minAblauf: Die TN bilden Paare, die sich gegenüber stehen. Je eine Person macht sich ganz steif und starr, die andere stößt sie an und bringt sie aus dem Gleichgewicht. Danach wird der Vorgang wiederholt, aber diesmal lockert die Person ihre Muskeln, nimmt eine flexible, bewegliche Haltung ein und denkt an etwas, was ihr sehr wichtig ist.Es folgt ein kurzer Austausch in der Gruppe: Wie kann ich sicher stehen? Wie komme ich leichter zu Fall? In welcher Situation kann ich diese Übung brauchen? Wofür stehe ich fest?Wie gut kenne ich meinen Körper und meine Grenzen?

stimmschulungThema: Aufmerksamkeit erregen, Auftreten durch eine starke StimmeZeit: 10 minAblauf: Die TN werden kurz darauf aufmerksam gemacht, dass die Stimme lauter ist, wenn man möglichst ruhig weiter atmet und locker steht. Das ist besonders wichtig, wenn man außer Atem ist (wegen Aufregung oder sportli-cher Aktivität). Sie dürfen kurz ein bisschen ausprobieren.Dann gehen alle kreuz und quer durch den Raum und sprechen laut durchei-nander. Der/die SpielleiterIn tippt eine Person an, die sich nun den anderen deutlich und lautstark bemerkbar machen soll (zB. Handtasche geklaut, von jem. Angemacht worden, Brand bemerkt…). Möglichst viele TN sollen das ausprobieren können.Nacharbeit: Wie wirkt deine Stimme auf dich selbst? Fühlst du dich stark? Traust du dich richtig laut zu werden? Wie ist das für dich?

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 45 S

Zur beruhigungThema: Handlungsfähigkeit in schwierigen Situationen/Stresssituationen/trotz Angst aufrecht erhalten, Reaktionen des eigenen Körpers kennen und be-wusst damit umgehenZeit: ca. 15 minEs ist ganz normal in brenzligen Situationen oder wenn man vor anderen Leuten sprechen soll, aufgeregt zu sein. Angst oder Aufregung sind natürli-che Körperreaktionen und können sich darin äußern, dass das Herz schneller schlägt, man zu zittern oder schwitzen anfängt, rot im Gesicht wird… Wichtig ist, zu wissen, dass man trotz der Angst handlungsfähig bleibt.Panik kann vermieden werden, indem man den Kopf ganz bewusst einschal-tet. Das kann man trainieren.Zur Beruhigung kann man zum Beispiel eine Rechenaufgabe lösen, bewusst lang-sam und regelmäßig atmen (Panik hängt ganz eng mit zu viel Ein-Atmung zusam-men), einen guten Duft tief durch die Nase einatmen (zB. Blume, Parfum).Ablauf: Die TN laufen und springen durch den Raum, bis sie außer Atem sind. Dabei sollen sie genau darauf achten, was mit ihrem Körper passiert, welche Merkmale für Stress sie aufweisen und wie sich die auswirken. Dann versu-chen alle ganz bewusst durch Atmung, riechen… zur Ruhe zu kommen.Danach Austausch: Was habe ich gefühlt? Wie fühlte sich mein Körper an? Was hat sich wodurch verändert? Was beruhigt mich? Wie kann ich das in brenzligen Situationen bewusst anwenden?

panik vermeiden - emotion&kognitionThema: Handlungsfähigkeit in schwierigen Situationen/Stresssituationen/trotz Angst aufrecht erhalten, Reaktionen des eigenen Körpers kennen und be-wusst damit umgehenZeit: ca. 5 minDer Mensch kann nicht gleichzeitig fühlen und denken, im Gehirn sind Emoti-on und Kognition voneinander getrennt. Panik kann vermieden werden, indem man bewusst den Kopf einschaltet.Ablauf: Die TN machen es sich gemütlich und denken an eine Situation der letzten Woche, in der sie sich total wohl gefühlt haben, sie fühlen sich ganz hinein, sind ganz in der Situation, spüren das gute Gefühl,…. Dann stellt der/die SpielleiterIn ihnen folgende Rechenaufgabe: 7x7-9.Impulsfragen: Was ist geschehen? (Das Gefühl ist mit einem Schlag weg, wenn man zu rechnen beginnt) Wie kann man das in schwierigen Situationen anwenden?

atemübungThema: ruhig bleiben durch ruhiges Atmen, im Schockzustand oder bei Auf-regung beginnen die meisten Menschen automatisch anders zu atmen (hyper-ventilieren), Folgen sind Schwindel, unsicherer Stand, auch die Stimme wird beeinträchtigt, bewusstes Aus-Atmen kann entgegenwirken.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 46

Zeit: 3 minAblauf: Die TeilnehmerInnen atmen 7x tief ein und kaum aus, beim letzten mal dann tief aus.Was passiert? (Im Normalfall Schwindel, schwummriges Gefühl im Kopf) Bewusstes Ein- und Ausatmen beruhigt und ist gut für eine sicher Stimme. Wenn man hyperventiliert hat hilft es, ein paarmal über ein Sackerl oder in die hohle Hand hinein ein und aus zu atmen.

rette mich wer kannThema: Aufeinander achten, einspringen, wenn es nötig istZeit: 15 minAblauf: Jede Person bekommt ein Zetterl mit einer Zahl von 1-6. Die Zahlen sollen dabei unterschiedlich stark vertreten sein. Zu Musik laufen alle durch den Raum. Wenn die Musik stoppt, wird eine Zahl gerufen und alle Personen, mit dieser Nummer fallen mit einem lauten Seufzer um. Die anderen müssen die Umfallenden stützen, so dass sie nicht zu Boden stürzen.

helfende freundeThema: Auflockerung, lustiges Spiel, einander beistehen, soweit es erforder-lich istZeit: 15 minAblauf: Der Fänger hat einen Hut auf und versucht, ihn einer anderen Person aufzusetzen. Die „Gejagten“ können sich aber gegenseitig helfen, indem sie sich zu zweit zusammenstellen. Sie dürfen aber nicht länger als 3 Sekunden und nicht zu dritt oder mehr beisammenstehen, sonst wird der Schutz wir-kungslos.

ugha-ughaThema: Kommunikation ohne Worte, Stimme/Intonation kann schon sehr viel ausdrücken, Körpersprache, Mimik, Gestik, Aufmerksamkeit, schauen und hören auf den/die andereNZeit:Ablauf: Es werden Paare gebildet, von denen je eine Person den Raum ver-lässt. Die Spielleitung gibt so viele Gummibärli/Kekse o.ä. wie Paare auf einen Tisch im Raum. Die Personen im Raum bekommen die Aufgabe, ihreN Partne-rIn dazu zu bringen, ihnen ein Gummibärli/Keks in den Mund zu stecken (die Partner dürfen auf keinen Fall selbst essen!). Die Personen draußen müssen ihreN PartnerIn dazu bringen, sich beide Schuhe, oder einen Schuh und einen Socken auszuziehen. Das ganze Spiel lang darf nichts gesprochen werden, außer Ugha-ugha. Gestik und Mimik sind erlaubt.Danach kann die Kommunikation kurz thematisiert werden: Wie hat die Kom-munikation funktioniert? Habe ich erreicht was ich wollte? Wie/Warum nicht? Was ist wichtig in einer erschwerten Kommunikation?

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 47 S

oragenspiel/melonenspielThema: Selbstbewusstsein stärken, sich überwinden (fremde Leute anzusprechen)Zeit: ca. 100 minAblauf: Die TeilnehmerInnen erhalten in Kleingruppen oder auch einzeln eine Orange/Melone. Diese soll nun gegen etwas anderes eingetauscht werden. Das Tauschen mit anderen TeilnehmerInnen ist verboten, sondern der Tausch soll irgendwo im Ort/in der Stadt stattfinden. Es kann auch mehrmals ge-tauscht werden (man kann die Vorgabe machen, dass mindestens drei mal getauscht werden muss). Ziel ist es, zum Schluss einen möglichst guten Tausch gemacht zu haben. Nach 90 min trifft sich die Gruppe wieder.Nacharbeit: Wie ist es mir ergangen? Wie haben die Leute reagiert, die ich angesprochen habe? Fiel es mir leicht, jemanden anzusprechen? Kann ich mir vorstellen, Leute anzusprechen, um ernsthaft Hilfe zu bekommen?

ei kochen lassen Thema: Selbstbewusstsein stärken, sich überwinden (fremde Leute anzusprechen)Zeit: ca. 30-60 minAblauf: Die TeilnehmerInnen erhalten jeweils ein Ei, das sie gekocht zurück bringen sollen. Dazu müssen sie im Ort/in der Stadt irgendwo jemanden bit-ten, das Ei zu kochen.Nacharbeit: Wie ist es mir ergangen? Wie haben die Leute reagiert, die ich angesprochen habe? Fiel es mir leicht, jemanden anzusprechen? Kann ich mir vorstellen, Leute anzusprechen, um ernsthaft Hilfe zu bekommen?

anregungen für den alltagThema: Zivilcourage im Kleinen üben, Selbstbewusstsein stärken, sich über-windenZeit: variabelAblauf: Es werden Möglichkeiten überlegt und für die kommende Woche ein Vorsatz genommen, wie man Zivilcourage im Kleinen üben kann. (Z. Bsp. - im Supermarkt nach fairtrade oder Bio-Produkten fragen, - Beim Ein-kaufen kein Plastiksackerl nehmen und auf Plastiksparen hinweisen, - jeman-den ansprechen, der/die etwas wegwirft > „sie haben etwas verloren“ „Da ist ein Mistkübel“, - jemanden ansprechen, der/die aus einer Aludose trinkt, was damit bewirkt wird…)Nacharbeit: beim nächsten Treffen Erfahrungen austauschen.

auseinandersetzung mit ZeitzeugenThema: von anderen lernen, sich ermutigen lassenZeit: variabelAblauf: Bilder oder Aussagen von zivilcouragierten Personen werden an-geschaut (es kann z. B. ein Wortpuzzle gelöst werden…). Dabei wird über folgende Fragen gesprochen:Aus welchem Hintergrund kommt die Person (politische Situation…)?

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 48

Was war der Person besonders wichtig, wofür setzte sie sich ein, was tat sie?Was wurde in Kauf genommen, welches Risiko wurde eingegangen?Welche Folgen hatte der Einsatz der Person (positiv/negativ, für sie selbst, für andere)?Was kann ich von der Person lernen? Welche Eigenschaften hätte ich gerne von ihr? Was ist für mich befremdlich, was verstehe ich nicht oder finde ich nicht gut?Ein paar zivilcouragierte Vorbilder findet man unter:www.friedenspaedagogik.de/themen/gewaltfr/aktionen/in_aktio.htmWeitere Personen: Die Mitglieder der „Weißen Rose“ (Sophie Scholl…), Ute Bock, Oskar Romero, Franz Jägerstätter, Mahatma Ghandi, Bertha von Suttner, Martin Luther King, Rosa Parks, Henry David Thoreau

weitere materialien

bibelstellen:Markus 11, 15-18 (Tempelreinigung)Johannes 2, 13-17 (Tempelreinigung ausführlicher, Wut beschrieben als „Ei-fer für dein Haus“)Lukas 10, 29-37 (barmherziger Samariter, „handle genau so“)

lieder:„Wir mischen mit“ von Claudia Mitscha-Eibl„Ich singe für die Mutigen“ von Claudia Mitscha-Eibl„Steh auf“ von Culcha Candela

impulstexte:

schau nicht zuWage den ersten Schrittund auch den zweitenwenn du gefragt bist.Wenn du nichts sagst, wer dann?Wenn du nichts tust, dann keiner.Überwinde deine Zweifel,sei du selbst!

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 49 S

mut tut gutIndem du Mut zeigst,wirst du stark.Zivilcourage kann man übenSchon im Kleinen, Alltäglichen.Und vielleichtbewegt dein Tunauch anderewer weiß?

schaufensterStill zusehenrühr dich nichtmach deinen Mund nicht auflass nichts zu nahe an dich ran

Wer weißwas sonst passiert

Vielleichtwürde noch jemand merkendass du schreien kannstwo niemand aufmucktund dein Gesichtwäre dir selbstwieder vertraut.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 50

anHang

verfassungsgesetZ vom 8. mai 1945 über Das verbot Der nsDap (verbotsgesetZ 1947) in Der fassung Der verbotsgesetZnovelle 1992:

§ 3 vg (wiederbetätigung) Es ist jedermann untersagt, sich, sei es auch außerhalb dieser Organisation, für die NSDAP oder ihre Ziele irgendwie zu betätigen.

§ 3 a. Einer gerichtlich strafbaren Handlung macht sich schuldig und wird mit Freiheitsstrafe von zehn bis zu zwanzig Jahren, bei besonderer Gefährlichkeit des Täters oder der Betätigung auch mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft:1. wer versucht, eine gesetzlich aufgelöste nationalsozialistische Organisation aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen oder mit einer solchen Organisati-on oder einer in ihrem Namen handelnden Person in Verbindung zu treten; als nationalsozialistische Organisation (§ 1) gelten: die NSDAP, die SS, die SA, das NSKK, das NSFK, der NS-Soldatenring, der NS-Offiziersbund, alle sons-tigen Gliederungen der NSDAP und die ihr angeschlossenen Verbände sowie jede andere nationalsozialistische Organisation;2. wer eine Verbindung gründet, deren Zweck es ist, durch Betätigung ihrer Mitglieder im nationalsozialistischen Sinn die Selbständigkeit und Unabhängig-keit der Republik Österreich zu untergraben oder die öffentliche Ruhe und den Wiederaufbau Österreichs zu stören, oder wer sich in einer Verbindung dieser Art führend betätigt;3. wer den Ausbau einer der in Z. 1 und der Z. 2 bezeichneten Organisationen und Verbindungen durch Anwerbung von Mitgliedern, Bereitstellungen von Geldmitteln oder in ähnlicher Weise fördert, die Mitglieder einer solchen Orga-nisation oder Verbindung mit Kampfmitteln, Verkehrsmitteln oder Einrichtun-gen zur Nachrichtenübermittlung ausrüstet oder in ähnlicher Weise die Tätig-keit einer solchen Organisation oder Verbindung ermöglicht oder unterstützt;4. wer für eine solche Organisation oder Verbindung Kampfmittel, Verkehrs-mittel oder Einrichtungen zur Nachrichtenübermittlung herstellt, sich ver-schafft oder bereithält.

§ 3 b. Wer an einer Organisation oder Verbindung der in § 3 a bezeichneten Art teilnimmt oder sie durch Geldzuwendungen oder in anderer Weise unter-stützt, wird, wenn die Handlung nicht nach § 3 a strafbar ist, wegen einer gerichtlich strafbaren Handlung mit Freiheitsstrafe von fünf bis zehn Jahren, bei besonderer Gefährlichkeit des Täters oder der Betätigung bis zu zwanzig Jahren, bestraft.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 51 S

§ 3 c. Die Strafbarkeit der in §§ 3 a und 3 b bezeichneten Handlungen er-lischt, wenn der Schuldige aus eigenem Antrieb, ehe die Behörde sein Ver-schulden erfährt, alles, was ihm von der Organisation oder Verbindung und ihren Plänen bekannt ist, zu einer Zeit, da es noch geheim war und ein Scha-den verhütet werden konnte, der Behörde entdeckt.

§ 3 d. Wer öffentlich oder vor mehreren Leuten, in Druckwerken, verbreiteten Schriften oder bildlichen Darstellungen zu einer der nach § 1 oder § 3 verbo-tenen Handlungen anfordert, aneifert oder zu verleiten sucht, insbesondere zu diesem Zweck die Ziele der NSDAP, ihre Einrichtungen oder Maßnahmen verherrlicht oder anpreist, wird, sofern sich darin nicht ein eschwerer verpön-te gerichtlich strafbare Handlung darstellt, mit Freiheitsstrafe von fünf bis zu zehn Jahren, bei besonderer Gefährlichkeit des Täters oder der Betätigung bis zu zwanzig Jahren, bestraft.

§ 3 e. (1) Wer die Begehung eines Mordes, eines Raubes, einer Brandlegung, eines Verbrechens nach §§ 85, 87 oder 89 des Strafgesetzes oder eines Verbrechens nach § 4 des Sprengstoffgesetzes [heute Brandstiftung, §§ 126, 173, 176 StGB] als Mittel der Betätigung im nationalsozialistischen Sinne mit einem anderen verabredet, wird mit Freiheitsstrafe von zehn bis zu zwanzig Jahren, bei besonderer Gefährlichkeit des Täters oder der Betätigung auch mit lebenslanger Freiheitsstrafe, bestraft.(2) Nach Abs. (1) wird nicht bestraft, wer sich in eine Verabredung der dort bezeichneten Art eingelassen hat, in der Folge aber aus eigenem Antrieb, ehe die Behörde sein Verschulden erfährt, alles, was ihm von der Verabredung bekannt ist, der Behörde zu einer Zeit entdeckt, da es noch geheim war und das beabsichtigte Verbrechen verhütet werden konnte.

§ 3 f. Wer einen Mord, einen Raub, eine Brandlegung, ein Verbrechen nach §§ 85, 87 oder 89 des Strafgesetzes oder ein Verbrechen nach § 4 des Sprengstoffgesetzes [heute Brandstiftung, §§ 126, 173, 176 StGB] als Mittel der Betätigung im nationalsozialistischen Sinne versucht oder vollbringt, wird mit Freiheitsstrafe von zehn bis zu zwanzig Jahren, bei besonderer Gefähr-lichkeit des Täters oder der Betätigung auch mit lebenslanger Freiheitsstrafe, bestraft.

§ 3 g. Wer sich auf eine andere als die in den §§ 3 a bis f bezeichnete Weise im nationalsozialistischen Sinn betätigt, wird, sofern die Tat nicht nach einer anderen Bestimmung strenger strafbar ist, mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren, bei besonderer Gefährlichkeit des Täters oder der Betätigung bis zu 20 Jahren bestraft.

§ 3 h. Nach § 3g wird auch bestraft, wer in einem Druckwerk, im Rundfunk oder in einem anderen Medium oder wer sonst öffentlich auf eine Weise, daß

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 52

es vielen Menschen zugänglich wird, den nationalsozialistischen Völkermord oder andere nationalsozialistische Verbrechen gegen die Menschlichkeit leug-net, gröblich verharmlost, gutheißt oder zu rechtfertigen sucht. § 3 i. Wer von einem Unternehmen der in §§ 3 a, 3 b, 3 d oder 3 e be-zeichneten Art oder von einer Person, die sich in ein solches Unternehmen eingelassen hat, zu einer Zeit, in der ein Schaden verhütet werden konnte, glaubhafte Kenntnis erhält und es vorsätzlich unterläßt, der Behörde Anzeige zu erstatten, obgleich er sie machen konnte, ohne sich, seine Angehörigen (§ 216 St.G. [heute: § 72 StGB]) oder unter seinem gesetzlichen Schutze ste-hende Personen einer Gefahr auszusetzen, wird mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren bestraft.

Quelle: http://www.nachkriegsjustiz.at/service/gesetze/gs_vg_3_1992.php

konvention Zum schutZe Der menschenrechte unD grunDfrei-heiten vom 4. november 1950, bgbl. 1958/210

Abschnitt I. Menschenrechte und GrundfreiheitenArtikel 2. Das Recht auf Leben(1) Das Recht jedes Menschen auf das Leben wird gesetzlich geschützt. Ab-gesehen von der Vollstreckung eines Todesurteils, das von einem Gericht im Falle eines mit der Todesstrafe bedrohten Verbrechens ausgesprochen wor-den ist, darf eine absichtliche Tötung nicht vorgenommen werden.(2) Die Tötung wird nicht als Verletzung dieses Artikels betrachtet, wenn sie sich aus einer unbedingt erforderlichen Gewaltanwendung ergibt:a) um die Vereitelung eines Menschen gegenüber rechtswidriger Gewaltan-wendung sicherzustellen;b) um eine ordnungsgemäße Festnahme durchzuführen oder das Entkommen einer ordnungsgemäß festgehaltenen Person zu verhindern;c) um im Rahmen der Gesetze einen Aufruhr oder einen Aufstand zu unterdrücken.Artikel 3. Verbot der FolterNiemand darf der Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung unterworfen werden.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 53 S

Artikel 4. Verbot der Sklaverei und Zwangsarbeit(1) Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden.(2) Niemand darf gezwungen werden, Zwangs- oder Pflichtarbeit zu verrichten.(3) Als „Zwangs- oder Pflichtarbeit“ im Sinne dieses Artikels gilt nicht:a) jede Arbeit, die normalerweise von einer Person verlangt wird, die unter den von Artikel 5 der vorliegenden Konvention vorgesehenen Bedingungen in Haft gehalten oder bedingt freigelassen worden ist;b) jede Dienstleistung militärischen Charakters, oder im Falle der Verweige-rung aus Gewissensgründen in Ländern, wo diese als berechtigt anerkannt ist, eine sonstige anstelle der militärischen Dienstpflicht tretende Dienstleistung;c) jede Dienstleistung im Falle von Notständen und Katastrophen, die das Leben oder das Wohl der Gemeinschaft bedroht;d) jede Arbeit oder Dienstleistung, die zu den normalen Bürgerpflichten gehört.Artikel 5. Recht auf Freiheit und Sicherheit(1) Jeder Mensch hat ein Recht auf Freiheit und Sicherheit. Die Freiheit darf einem Menschen nur in den folgenden Fällen und nur auf dem gesetzlich vor-geschriebenen Wege entzogen werden:a) wenn er rechtmäßig nach Verurteilung durch ein zuständiges Gericht in Haft gehalten wird;b) wenn er rechtmäßig festgenommen worden ist oder in Haft gehalten wird wegen Nichtbefolgung eines rechtmäßigen Gerichtsbeschlusses oder zur Er-zwingung der Erfüllung einer durch Gesetz vorgeschriebenen Verpflichtung;c) wenn er rechtmäßig festgenommen worden ist oder in Haft gehalten wird zum Zwecke seiner Vorführung vor die zuständige Gerichtsbehörde, sofern hinreichender Verdacht dafür besteht, daß der betreffende eine strafbare Handlung begangen hat, oder begründeter Anlaß zu der Annahme besteht, daß es notwendig ist, den Betreffenden an der Begehung einer solchen zu hindern;d) wenn es sich um die rechtmäßig Haft eines Minderjährigen handelt, die zum Zwecke überwachter Erziehung angeordnet ist, oder um die rechtmä-ßige Haft eines solchen, die zwecks Vorführung vor die zuständige Behörde verhängt ist;e) wenn er sich in rechtmäßiger Haft befindet, weil er eine Gefahrenquelle für die Ausbreitung ansteckender Krankheiten bildet, oder weil er geisteskrank, Alkoholiker, rauschgiftsüchtig oder Landstreicher ist;f) wenn er rechtmäßig festgenommen worden ist oder in Haft gehalten wird, weil er daran gehindert werden soll, unberechtigt in das Staatsgebiet einzu-dringen oder weil er von einem gegen ihn schwebenden Ausweisungs- oder Auslieferungsverfahrens betroffen ist.(2) Jeder Festgenommene muß unverzüglich und in einer ihm verständlichen Sprache über die Gründe seiner Festnahme und über die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen unterrichtet werden.(3) Jede nach der Vorschrift des Abs. 1 c) dieses Artikels festgenommene oder in Haft gehaltene Person muß unverzüglich einem Richter oder einem

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 54

anderen, gesetzlich zur Ausübung richterlicher Funktionen ermächtigten Beamten vorgeführt werden. Er hat Anspruch auf Aburteilung innerhalb einer angemessenen Frist oder auf Haftentlassung während des Verfahrens. Die Freilassung kann von der Leistung einer Sicherheit für das Erscheinen vor Gericht abhängig gemacht werden.(4) Jeder, der seiner Freiheit durch Festnahme oder Haft beraubt ist, hat das Recht, ein Verfahren zu beantragen, in dem von einem Gericht unverzüglich über die Rechtmäßigkeit der Haft entschieden wird und im Falle der Wider-rechtlichkeit seine Entlassung angeordnet wird.(5) Jeder, der entgegen den Bestimmungen dieses Artikels von Festnahme oder Haft betroffen worden ist, hat Anspruch auf Schadenersatz.Artikel 6. Recht auf gerichtliches Gehör - Rechte des Angeklagten - fair trial(1) Jedermann hat Anspruch darauf, daß seine Sache in billiger Weise öf-fentlich und innerhalb einer angemessenen Frist gehört wird, und zwar von einem unabhängigen und unparteiischen, auf Gesetz beruhenden Gericht, das über zivilrechtliche Ansprüche und Verpflichtungen oder über die Stichhaltig-keit der gegen ihn erhobenen strafrechtlichen Anklage zu entscheiden hat. Das Urteil muß öffentlich verkündet werden, jedoch kann die Presse und die Öffentlichkeit während der gesamten Verhandlung oder eines Teiles derselben im Interesse der Sittlichkeit, der öffentlichen Ordnung oder der nationalen Sicherheit in einem demokratischen Staat ausgeschlossen werden, oder wenn die Interessen von Jugendlichen oder der Schutz des Privatlebens der Prozeß-parteien es verlangen oder, und zwar unter besonderen Umständen, wenn die öffentliche Verhandlung die Interessen der Gerechtigkeit beeinträchtigen würden, in diesem Falle jedoch nur in dem nach Auffassung des Gerichts erforderlichen Umfang.(2) Bis zum gesetzlichen Nachweis seiner Schuld wird vermutet, daß der we-gen einer strafbaren Handlung Angeklagte unschuldig ist.(3) Jeder Angeklagte hat insbesondere (französischer Text; engl.: mindestens) die folgenden Rechte:a) unverzüglich in einer ihn verständlichen Sprache in allen Einzelheiten über die Art und den Grund der gegen ihn erhobenen Beschuldigung in Kenntnis gesetzt zu werden;b) über ausreichende Zeit und Gelegenheit zur Vorbereitung seiner Verteidi-gung zu verfügen;c) sich selbst zu verteidigen oder den Beistand eines Verteidigers seiner Wahl zu erhalten und, falls er nicht über die Mittel zur Bezahlung eines Verteidigers verfügt, unentgeltlich den Beistand eines Pflichtverteidigers zu erhalten, wenn dies im Interesse der Rechtspflege erforderlich ist;d) Fragen an die Belastungszeugen zu stellen oder stellen zu lassen und die Ladung und Vernehmung der Entlastungszeugen unter denselben Bedingun-gen wie die der Belastungszeugen zu erwirken;e) die unentgeltliche Beiziehung eines Dolmetschers zu verlangen, wenn er (der Angeklagte) die Verhandlungssprache des Gerichts nicht versteht oder

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 55 S

sich nicht darin ausdrücken kann.Artikel 7. Nulla poena sine lege (Keine Strafe ohne Gesetz)(1) Niemand kann wegen einer Handlung oder Unterlassung verurteilt wer-den, die zur Zeit ihrer Begehung nach inländischem oder internationalen Recht nicht strafbar war. Ebenso darf keine höhere Strafe als die im Zeitpunkt der Begehung der strafbaren Handlung angedrohten Strafen verhängt werden.(2) Durch diesen Artikel darf die Verurteilung oder Bestrafung einer Person nicht ausgeschlossen werden, die sich einer Handlung oder Unterlassung schuldig gemacht hat, welche im Zeitraum ihrer Begehung nach dem allge-meinen von den zivilisierten Völkern anerkannten Rechtsgrundsätzen strafbar war.Artikel 8. Gebot der Achtung der Privatsphäre(1) Jedermann hat Anspruch auf Achtung seines Privat- und Familienlebens, seiner Wohnung und seines Briefverkehrs.(2) Der Eingriff einer öffentlichen Behörde in die Ausübung dieses Rechts ist nur statthaft, insoweit dieser Eingriff gesetzlich vorgesehen ist und eine Maßnahme darstellt, die in einer demokratischen Gesellschaft für die nationale Sicherheit, die öffentliche Ruhe und Ordnung, das wirtschaftliche Wohl des Landes, die Verteidigung der Ordnung und zur Verhinderung von strafbaren Handlungen, zum Schutze der Gesundheit und der Moral oder zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer notwendig ist.Artikel 9. Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit(1) Jedermann hat Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfrei-heit; dieses Recht umfaßt die Freiheit des Einzelnen zum Wechsel der Religion oder der Weltanschauung sowie die Freiheit, seine Religion oder Weltanschau-ung einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen öffentlich oder privat, durch Gottesdienst, Unterricht, durch Ausübung und Betrachtung religiöser Gebräu-che auszuüben.(2) Die Religions- und Bekenntnisfreiheit darf nicht Gegenstand anderer als vom Gesetz vorgesehener Beschränkungen sein, die in einer demokratischen Gesellschaft notwendige Maßnahmen im Interesse der öffentlichen Sicher-heit, der öffentlichen Ordnung, Gesundheit und Moral oder für den Schutz der Rechte und Freiheiten anderer sind.Artikel 10. Recht der freien Meinungsäußerung(1) Jeder hat Anspruch auf frei Meinungsäußerung. Dieses Recht schließt die Freiheit der Meinung und die Freiheit zum Empfang und zur Mitteilung von Nachrichten oder Ideen ohne Eingriff öffentlicher Behörden und ohne Rück-sicht auf Landesgrenzen ein. Dieser Artikel schließt nicht aus, daß die Staaten Rundfunk-, Lichtspiel- oder Fernsehunternehmen einem Genehmigungsverfah-ren unterwerfen.(2) Da die Ausübung dieser Freiheiten Pflichten und Verantwortung mit sich bringt, kann sie bestimmten, vom Gesetz vorgesehenen Formvorschriften, Bedingungen, Einschränkungen oder Strafdrohungen unterworfen werden, wie sie im Gesetz vorgeschrieben und in einer demokratischen Gesellschaft im

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 56

Interesse der nationalen Sicherheit, der Aufrechterhaltung der Ordnung und der Verbrechensverhütung, des Schutzes der Gesundheit und der Moral, des Schutzes des guten Rufes oder der Rechte anderer, um die Verbreitung von vertraulichen Nachrichten zu verhindern oder das Ansehen und die Unpartei-lichkeit der Rechtsprechung zu gewährleisten, unentbehrlich sind.Artikel 11. Versammlungs- und Vereinsfreiheit(1) Alle Menschen haben das Recht, sich friedlich zu versammeln und sich frei mit anderen zusammenzuschließen, einschließlich des Rechts, zum Schutze ihrer Interessen Gewerkschaften zu bilden und diesen beizutreten.(2) Die Ausübung dieser Rechte darf keinen anderen Einschränkungen un-terworfen werden als den vom Gesetz vorgesehenen, die in einer demokra-tischen Gesellschaft im Interesse der äußeren und inneren Sicherheit, zur Aufrechterhaltung der Ordnung und zur Verbrechensverhütung, zum Schutze der Gesundheit und der Moral oder zum Schutze der Rechte und Freiheiten anderer notwendig sind. Dieser Artikel verbietet nicht, daß die Ausübung dieser Rechte für Mitglieder der Streitkräfte, der Polizei oder der Staatsverwal-tung gesetzlichen Einschränkungen unterworfen wird.Artikel 12. Recht der freien Wahl des EhegattenMit Erreichung des Heiratsalters haben Männer und Frauen das Recht, eine Ehe einzugehen und eine Familie nach den nationalen Gesetzen, die Ausübung dieses Rechts regeln, zu gründen.Artikel 13. Beschwerdemöglichkeit bei Verletzung der Rechte oder Freiheiten der KonventionSind die in der vorliegenden Konvention festgelegten Rechte und Freiheiten verletzt worden, so hat der Verletzte das Recht der Beschwerde bei einer na-tionalen Instanz einzulegen, selbst wenn die Verletzung von Personen began-gen worden ist, die in amtlicher Eigenschaft gehandelt haben.Artikel 14. Verbot der DiskriminierungDer Genuß der in der vorliegenden Konvention festgelegten Rechte und Freiheiten muß ohne Unterschied des Geschlechts, der Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauungen, nationaler oder sozialer Herkunft, Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermö-gens, der Geburt oder des sonstigen Status gewährleistet werden.Artikel 15. Einschränkung der Rechte und Freiheiten in Kriegs- und anderen Notständen(1) Im Falle eines Krieges oder eines anderen öffentlichen Notstandes, der das Leben der Nation bedroht, kann jeder der Hohen Vertragschließenden Teile Maßnahmen ergreifen, welche die in dieser Konvention vorgesehenen Ver-pflichtungen in dem Umfang, den die Lage unbedingt erfordert, und unter der Bedingung außer Kraft setzen, daß diese Maßnahme nicht in Widerspruch zu den sonstigen völkerrechtlichen Verpflichtungen stehen.(2) Die vorstehende Bestimmung gestattet kein Außerkraftsetzen des Artikels 2 außer bei Todesfällen, die auf rechtmäßige Kriegshandlungen zurückzufüh-ren sind, oder der Artikel 3, 4 (Absatz 1) und 7.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 57 S

(3) Jeder Hohe Vertragschließende Teil, der dieses Recht der Außerkraft-setzung ausübt, hat den Generalsekretär des Europarats eingehend über die getroffenen Maßnahmen und deren Gründe zu unterrichten. Er muß den Gene-ralsekretär des Europarats auch über den Zeitpunkt in Kenntnis setzen, in dem diese Maßnahmen außer Kraft getreten sind und die Vorschriften der Konven-tion wieder volle Anwendung finden.Artikel 16. Beschränkung der politischen Tätigkeit von AusländernKeine der Bestimmungen der Artikel 10, 11 und 14 darf so ausgelegt wer-den, daß sie den Hohen Vertragschließenden Parteien verbietet, die politische Tätigkeit von Ausländern Beschränkungen zu unterwerfen.Artikel 17. Regel für die Auslegung der KonventionKeine Bestimmung dieser Konvention darf dahin ausgelegt werden, daß sie für einen Staat, eine Gruppe oder eine Person das Recht begründet eine Tätigkeit auszuüben oder eine Handlung zu begehen, die auf die Abschaffung der in der vorliegenden Konvention festgelegten Rechte und Freiheiten oder auf weiter-gehende Beschränkungen dieser Rechte und Freiheiten, als in der Konvention vorgesehen, hinzielt.Artikel 18. MißbrauchsverbotDie nach vorliegenden Konvention gestatteten Einschränkungen dieser Rechte und Freiheiten dürfen nicht für andere Zwecke als die vorgesehenen ange-wandt werden.

[in Abschnitt II, III, IV und V folgen diese Themen:- Errichtung einer Europäischen Kommission und eines Europäischen Gerichts-hofs für Menschenrechte- Zusammensetzung, Aufgaben und Verfahren der Europäischen Kommission- Zusammensetzung, Aufgaben und Verfahren des Europäischen Gerichtshofs- Nationale Garantie]

1. ZusatZprotokoll Zur konvention Zum schutZe Der menschen-rechte unD grunDfreiheiten vom 20. märZ 1952, bgbl. 1958/210

Entschlossen, Maßnahmen zur kollektiven Sicherung gewisser Rechte und Freiheiten außer denjenigen zu treffen, die bereits im Abschnitt I der am 4. November 1950 in Rom unterzeichneten Konvention zum Schutz der Men-schenrechte und Grundfreiheiten (nachstehend als „Konvention“ bezeichnet) berücksichtigt sind, vereinbaren die unterzeichneten Regierungen, die Mitglie-der des Europarates sind, folgendes:Artikel 1.Jede natürliche oder juristische Person hat ein Recht auf Achtung ihres Eigen-tums. Niemandem darf sein Eigentum entzogen werden, es sei denn, daß das öffentliche Interesse es verlangt, und nur unter den durch Gesetz und durch die allgemeinen Grundsätze des Völkerrechts vorgesehenen Bedingungen.Die vorstehenden Bestimmungen beeinträchtigen jedoch in keiner Weise das

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 58

Recht des Staates, diejenigen Gesetze anzuwenden, die er für die Regelung der Benutzung des Eigentums in Übereinstimmung mit dem Allgemeininteres-se oder zur Sicherung der Zahlung der Steuern, sonstiger Abgaben oder von Geldstrafen für erforderlich hält.Artikel 2.Das Recht auf Bildung darf niemandem verwehrt werden. Der Staat hat bei der Ausübung der von ihm auf dem Gebiet der Erziehung und des Unterrichts übernommenen Aufgaben das Recht der Eltern zu achten, die Erziehung entsprechend ihren eigenen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen sicherzustellen.Artikel 3.Die verpflichten sich, in angemessenen Zeitabständen freie und geheime Wah-len unter Bedingungen abzuhalten, die die freie Äußerung der Meinung des Volkes bei der Wahl der gesetzgebenden Organe gewährleisten.Artikel 4.Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann im Zeitpunkt der Unterzeich-nung oder Ratifikation oder in der Folge zu jedem anderen Zeitpunkt an den Generalsekretär des Europarats eine Erklärung darüber richten, in welchem Umfang er sich zur Anwendung der Bestimmungen dieses Protokolls auf die in dieser Erklärung angegebenen Gebiete, für deren internationale Beziehun-gen er verantwortlich ist, verpflichtet.Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile, der eine Erklärung gemäß dem vorstehenden Absatz abgegeben hat, kann von Zeit zu Zeit eine weitere Erklä-rung abgeben, die den Inhalt einer früheren Erklärung ändert oder die Anwen-dung der Bestimmungen dieses Protokolls auf irgendeinem Gebiet beendet.

Quelle und voller Wortlaut: http://www.wienerzeitung.at/linkmap/recht/ver-fassung2.htm

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kopiervorlagen

Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär’ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.

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ng hinschauen:

sehen, was ist

beurteilen:Verantwortung erkennen

tun:Konkretes Eingreifen

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 61 S

situationen: gerecht/Das passt – ungerecht/so geht’s nicht

Ich sehe, dass meine Mutter ein T-Shirt einer Marke kauft, die Kin-derarbeit unterstützt.

Ich höre, dass ein Ent-führer bei den Verneh-mungen gefoltert wird, damit er den Aufent-haltsort des Opfers Preis gibt.

Ich sehe, wie meine Freundin einen Kau-gummi auf die Park-bank klebt.

Ich sehe, wie in mei-nem Stammlokat eine Schlägerei ausbricht, weil Max mit Ina der Freundin von Moritz geflirtet hat.

Ich höre, dass mein Onkel von Linz nach München mit dem Flugzeug fliegt.

Ich sehe einen gestürz-ten Mopedlenker am Straßenrand, an dem die Autos vorbeifah-ren.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 62

Ich sehe vor der Wahl ein Plakat auf dem steht: „Deutsch statt nix versteh’n“.

Ich sehe, wie mein Nachbar am Sonn-tag die Zeitung aus dem Zeitungsständer nimmt, ohne zu zahlen.

Ich sehe, wie jemand eine Red-Bull-Dose in die Wiese wirft.

Ich bin dabei, wie mein Cousin bei der Famili-enfeier einen Türken-Witz erzählt.

Ich lese in der Zeitung, dass beim Atomkraft-werk Temelin ein zu-sätzlicher Reaktor ge-baut wird.

Ich höre, wie meine Oma erzählt, dass im Nachbarhaus Neger eingezogen wären.

Ich sehe, wie eine Klassenkollegin von Burschen aus einer hö-heren Klasse verarscht wird.

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 63 S

Zitate Zu Zivilcourage

Aus Rage entsteht Gott sei Dank manchmal Courage. (Hans Clarin)

Das Schweigen von gestern rechtfertigt nie das Schweigen von heute. (Otto Schily)

Die Rettung der Menschheit besteht gerade darin, dass alle alles angeht. (Ale-xander Solschenizyn)

Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär’ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt. (Farin Urlaub)

Es ist Zeit, dass jetzt etwas getan wird. Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muss sich bewusst sein, dass er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird. Unterlässt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem eigenen Gewissen. (Claus Schenk Graf von Stauffenberg, kurz vor dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944)

Geh nicht nur die glatten Straßen. Geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub. (Antoine de Saint Exupery)

Im Leben lernt der Mensch zuerst gehen und sprechen. Später lernt er dann, still zu sitzen und den Mund zu halten. (Marcel Pagnol)

If not now, then when. (Tracy Chapman)

Je mehr Bürger mit Zivilcourage ein Land hat, desto weniger Helden wird es einmal brauchen. (Franca Magnani)

Mehr als das, was man tut, bereut man das, was man nicht tut. (unbekannt)

Mut ist nicht das Fehlen von Angst, es ist die Stärke trotzdem zu handeln. (unbekannt)

Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein! (Kurt Tucholsky)

Nicht, was Du denkst oder sagst, sondern nur, was Du tust oder lässt, macht Dich zu dem, der Du bist! (Lothar Habler)

Niemand hat das Recht zu gehorchen. (Hannah Arendt)

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ZIVILCOURAGE-HÜRDENS 64

Reden bewegt den Mund, handeln die Welt. (Jutta Metzler)

Sei artig und du wirst einsam sein! (Mark Twain)

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. (Mahatma Gandhi)

Selbst denken ist der höchste Mut. Wer wagt, selbst zu denken, der wird auch selbst handeln. (Bettina von Arnim)

Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert. (Aldous Huxley)

Was du tust, geschieht. (Graffito)

Was nicht ist, ist möglich. (unbekannt)

Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht. (Bertold Brecht)

Wer zu lange zögert, bevor er einen Schritt macht, verbringt vielleicht sein ganzes Leben auf einem Bein. (Anthony de Mello)

Wir mischen mit, wir mischen uns ein. Unser Leben kann voll Farbe sein. Und jeder Schritt zieht eine Spur… (Lied von Claudia Mitscha-Eibl)Wo die Zivilcourage keine Heimat hat, reicht die Freiheit nicht weit. (Willy Brandt)

Zivilcourage ist das, was von einem Menschen übrig bleibt, wenn der Vorge-setzte das Zimmer betritt. (Wernher von Braun)

Zivilcourage kann auch heißen, Ängsten Ausdruck zu geben. (Carola Stern)

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ZIVILCOURAGE-HÜRDEN 65 S

liTeraTurTipps

Jonas, Kai J. u.a. (Hg.), Zivilcourage trainieren! Theorie und Praxis, Göttingen 2007.

Lünse, Dieter, Zivilcourage – eine individuelle Tugend, in: Brix, Emil (Hg.), Zivilcourage, Wien 2004, 19-22.

Meyer, Gerd u. a. (Hg.), Zivilcourage lernen. Analysen – Modelle – Arbeitshil-fen, Tübingen 2004.

linkTipps

Hilfreiche Links für Material und Methoden rund ums Thema Zivilcourage:

www.aktion-tu-was.deHier kannst du kostenlos kleine Infokärtchen bestellen mit allen wichtigen Tipps für heikle Situationen.

http://www.aktion-zivilcourage.de

http://blk-demokratie.de/materialien/demokratiebausteine/programmthemen/zivilcourage.html

http://www.gesichtzeigen.de

http://www.gra.ch/lang-de/lehrmittel

http://www.bpb.de/publikationen/MD4JCR,0,0,Themen_und_Materialien.htmlBei der Bundeszentrale für politische Bildung kann das Buch „Zivilcourage lernen: Analysen – Modelle – Arbeitshilfen“ gratis heruntergeladen werden. Darin sind u.a. viele Methoden zu finden.

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Medieninhaberin: Katholische Jugend Österreich, Johannesgasse 16/1, 1010 WienFür den Inhalt verantwortlich: Julia Baumgartner (kj oö), Christoph Sulzer (kj sbg)Grafik & Layout: Viktoria HauderEigenvervielfältigung, Oktober 2010.Dieses Begleitheft ist für den kj-internen Gebrauch gedacht.