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Zeitschrift fur Untersuchung der Nahrungs- und Genussmittel,, sowie der Gebrauchsgegenstitnde. Heft 17. 1. September 1902. 5. Jahrgang. Beitrage zur Anatomie des Beerenobstes. Von A. L. Winton, Chemiker der Agricultural Experiment-Station in New-Haven, Conn. U. S. A. Die Fruchtkonserven sind hiiufig mit fremden Friichten und Sa.men ver- fs Der Nachweis derartiger FMschungen ist sehr schwierig, weil nicht yon allen Obstarten bisher genaue mikroskopische Untersuchungen verGffentlicht wurden. Um diese Liicke auszufiillen, habe ich zunii.chst die Anatomie des Beerenobstes studirt und theile im Nachfolgenden die anatomisehe Beschreibung der Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, Stachel- beeren, Preisselbeeren und Hucklebeeren mit. An dieser Stelle sei zuni~chst Herrn Professor Dr. J. M o eli e r, Direktor des pharmakologischen Institutes an der Grazer Universitiit, gedankt fiir seinen giitigen Rath und seine Kritik; ebenso dankt Verfasser Herrn Professor W. E. Brit- ton, friiher Hortikulturist (jetzt Entomologe) an der landwirthschaftlichen Ver- suchsstation in Connecticut, fiir seinen werthvollen Beistand im Nachweise des botanischen Ursprungs amerikanischer Friichte. Alle Figuren sind nach den Zeichnungen des Verfassers durch F. X. Ma- t o I o n y in Wien ausgefiihrt. 1. Die Erdbeeren. Die kultivirten Variet~ten der Erdbeere stammen meist yon Fragaria chiloensis Ehrh. ; einige jedoch sollen Bastarde dieser Art mit Fragaria vesca und Fragaria virginiana sein. In vielen Theilen Europas wird die kleine und wohlschmeckende Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) in grGsserer Menge verbraueht, als die kultivirte Erdbeere. Bailey 1) theilt die Erdbeeren yon Nord-Amerika in 3 Gruppen: 1. Die virginische Gruppe, welche die Fragaria virginiana, die ge- meine Erdbeere tier 5stlichen Staaten, mit ihren Abarten umfasst; 2. die Vesca-Gruppe, zu welcher die Erdbeere der alten Welt und die amerikanische Form -- yon Porter Fragaria americana genannt -- gehGrt; s) The Evolution of our Native fruits. London 1898, 428---432. ~. ez 50

Beiträge zur Anatomie des Beerenobstes

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Page 1: Beiträge zur Anatomie des Beerenobstes

Z e i t s c h r i f t fur

Untersuchung der Nahrungs- und Genussmittel,, sowie der Gebrauchsgegenstitnde.

Heft 17 . 1. S e p t e m b e r 1 9 0 2 . 5. Jahrgang.

Beitrage zur Anatomie des Beerenobstes.

Von

A. L. Winton, Chemiker der Agricultural Experiment-Station in New-Haven, Conn. U. S. A.

Die Fruchtkonserven sind hiiufig mit fremden Friichten und Sa.men ver- fs Der Nachweis derartiger FMschungen ist sehr schwierig, weil nicht yon allen Obstarten bisher genaue mikroskopische Untersuchungen verGffentlicht wurden. Um diese Liicke auszufiillen, habe ich zunii.chst die Anatomie des Beerenobstes studirt und theile im Nachfolgenden die anatomisehe Beschreibung der E r d b e e r e n , H i m b e e r e n , B r o m b e e r e n , J o h a n n i s b e e r e n , S t a c h e l - b e e r e n , P r e i s s e l b e e r e n und H u c k l e b e e r e n mit.

An dieser Stelle sei zuni~chst Herrn Professor Dr. J. M o e l i e r, Direktor des pharmakologischen Institutes an der Grazer Universitiit, gedankt fiir seinen giitigen Rath und seine Kritik; ebenso dankt Verfasser Herrn Professor W. E. Br i t - ton, friiher Hortikulturist (jetzt Entomologe) an der landwirthschaftlichen Ver- suchsstation in Connecticut, fiir seinen werthvollen Beistand im Nachweise des botanischen Ursprungs amerikanischer Friichte.

Alle Figuren sind nach den Zeichnungen des Verfassers durch F. X. Ma- t o I o n y in Wien ausgefiihrt.

1. Die Erdbeeren.

Die kultivirten Variet~ten der Erdbeere stammen meist yon Fragaria chiloensis Ehrh. ; einige jedoch sollen Bastarde dieser Art mit Fragaria vesca und Fragaria virginiana sein. In vielen Theilen Europas wird die kleine und wohlschmeckende Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) in grGsserer Menge verbraueht, als die kultivirte Erdbeere.

B a i l e y 1) theilt die Erdbeeren yon Nord-Amerika in 3 Gruppen: 1. Die v i r g i n i s c h e G r u p p e , welche die Fragaria virginiana, die ge-

meine Erdbeere tier 5stlichen Staaten, mit ihren Abarten umfasst; 2. die V e s c a - G r u p p e , zu welcher die Erdbeere der alten Welt und die

amerikanische Form - - yon P o r t e r Fragaria americana genannt - - gehGrt;

s) The Evolution of our Native fruits. London 1898, 428---432. ~. ez 50

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[ Zeitschr. f. Untereu�9 786 A.L. Winton, Anatomie des Beerenobstes. [_d. Nahr.-u. Genutmmittel.

3. die c h i l e n i s c h e G r u p p e , welche die chilenische Gattung mit allen ihren kultivirten Varietaten und die nordamerikanische, an den Kiisten des Stillen Oceans heimische Gattung mit ihren Abarten einschliesst.

Zur Zeit der Kolonisirung wurde die wilde Oder virginische Erdbeere m i t

ihren verschiedenen Abarten in amerikanischen G~.rten gezogen, jedoch in d e r

letzten Zeit fast vollstii.ndig durch die zahlreichen AbkSmmlinge der chilenischen Gattung verdr~ngt. Doch findet man noch jetzt wilde Erdbeeren in grSsserer Menge auf den Wiesen.

I. Makroskopisehe Struktur.

Die Wald-Erdbeere (Fr. vesca) ist klein, selten betr~gt ihr Durchmesser fiber 1 cm; sie trKgt die Niisschen in ttachen Einsenkungen. Die kultivirte Erdboere (Fr. chiloensis) ist gewSlmlich gross; sie hat oft 3 - -5 cm im Durchmesser und tr~gt die Niisschen in tiefen Gruben. Die Virginischen Erdbeeren (Fr. virginiana)

haben dieselbe GrSsse wie die Wald-Erdbeere, glei- chen aber den kultivirten darin, dass ihre Friicht- chen tief eingesenkt sin&

Der Fruchtboden, der essbare Theil der Erd- beere, besteht aus einem fleischigen Mark und einer fleischigen Rinde,zwischen

Fig. 20. Erdbeere. I Sammelfrucht, u 2. welchen sich eine diinne II Ntisschen, natfirliche Grssse.

II[ Niisschen, Vergr. 8. Sty Griffel; Sti Narbe; B Gef~s- Schicht yon fibrovascul/i- handel, ren Biindeln befindet. Von

IV Ntisschen im Querschnitt, Ver~. 32. F Perikarp; S Testa; letzterer strahlen Aoste R Raphe; E Endosperm; Em Embryo. durch die Rinde zu den

Friichtcben aus (Fig. 20). Die Oberfl/iche des Fruchtbodens erscheint rauh durch die mit einer ge-

wissen Regelm~issigkeit angeordneten Einsenkungen, in welchen die Friichtchen lagern.

Die Epidermis ist sp/irlich bebaart; die beil~ufig 1 mm langen Niisschen sind oval und zugespitzt. Jedes Niisschen liegt, etwas oberhalb seiner Basis, am Fruchtboden an und enthalt einen einzelnen anatropen Samen, welcher als ,exalbuminS.s" bezeichnet wird, well das Endosperm lmter der einfachen Lupe nicht erkennbar ist. Der Stylus, dessen L~nge etwa 2 mm betr~gt, erhebt sich an der ventralen Seite etwas fiber der Haftstelle. Das Perikarp ist hart und relativ dick, die Testa welch und diinn; der Embryo ist winzig. Zur Zeit der Fruchtreife ist der Kelch noch griin und blattartig, und auch die Stamina sind wohl erhalten. Beim AblSsen der Frucht bleibt tier Kelch und ein Theii des Markes auf dem Stengel zuriick.

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5. Jahrgang. ] 1. September 1902.1 A . L . W i n t o n , Auatomie des Beerenebstes. 7 8 7

II. H i s t o l o g i e ,

In h i s t o l o g i s e h e r B e z i e h u n g g l e i c h e n s i e h a l l e E r d b e e r - a r t e n .

Im Jahre 1866 beschrieb K r a u s ' ) die allgemeine Struktur des Perikarps und im Jahre 1886 unterzog T s c h i e r s k e ~) Struktur und Entwickelung ~ o n Perikarp, Endosperm, Fruchtboden und Griffel einer erschSpfenden Untersuchung. Keiner dieser Autoren besehrieb die Struktur der Testa. B l y t h a l gab Form und Dimensionen der Friichtchen an und erw~hnte kurz die Hi~tologie yon einigen der Gewebe, die sich in den eingemaehten Friichten vortlnden, ohne jedoch yon den Griffeln und Haaren zu sprechen, welche die wichtigsten Elemente der Diagnose bilden. M a r p m a n n 4) beschreibt einigeTheile des Niisschens und giebt eine Figur der Fliiehenansicht.

A. F r u c h t b o d e n .

1. Die Z e l l e n de r E p i d e r m i s (Fig. 21) sind zum grSssten Theil polygonal und isodiametrisch, an der Basis jedes einzelnen Haares sind sie gewShnlich

rosettenfSrmig angeordnet. Die nicht zahlreichen Haare sind oft iiber 1 mm lang

und verjiingen sich allm~hlich

yon der Basis ge- gen die Spitze zu. I)er Durchmesser des Lumens be- tr~gt in dem un- teren Theil mehr- mats soviel wie jener der W/~nde, verengtsich dann Fig. 21. Erdbeere. Aeussere Sehichten des Stempeltr~gers in der

Flachenansicht, Vergr. 160; ep Epidermis mit ~aar h and Spaltoffnung sto; plStzlich und bil- hy Hypoderm; k Zuckerkrystalle. det bei 3/4 L~inge des ganzen Haares nur einen sehmalen Kanal, kaum ein Viertel so breit als die W~nde. Die W~nde sind andererseits an der Basis am schmalsten. T s c h i e r s k e sagt, dass Stomata g~nzlich fehlen, doch babe ich solche bei

1) Ueber des Bau trockoner Perikarpien. P r ingsheim's Jahrbiicher, 5, 83--126. 3) Beii~rage zur vergleichenden hnatomie und Entwickelungsgeschichte einiger Dryadeno

frttchte. Zeitschrift f. Naturwissenschaft 59, 594--600. a) Foods, their Composition and Analysis, London 1896,- 161. 4) Zeitschrift fiir angewandte Mikroskopie, 1896, 2, 4.

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[Zeitttehr. f. U n P e g 788 A.L. Winton, Anatomie des Beerenobstes. [d. Nahr.-u. Oenum~atel.

allen yon mir untersuchten Exemplaren yon Fragaria chiioensis und Fragaria virginiana vorgefunden.

2. H y p o d e r m (Sarkogenschicht). T s c h i e r s k e hat gezeigt, dass der fleischige Fruchtboden tier Erdbeere seinen Ursprung einer hypodermalen Lage yon meristematischen Zellen verdankt, welche stets ohne Intereellularr/iume and meist tangential verliingert sind. I)iese Zellen, welchen er den Namen ,Sarkogen- Schicht" giebt, gleichen den korkbildenden Zellen (Phellogen) anderer Pflan~n, yon denen sie sich nur dutch die centripetale Bildung der neuen Zellen, ~owie dadurch unterscheiden, dass diese w~hrend der ganzen Wachsthumsperiode thiitig bleiben.

3. R i n d e n s c h i c h t . Die aus der Theilung der Sarkogenzellen hervor- gegangenen Tochterzeilen nehmen sehr schnell an GrSsse zu, runden sich und bilden Intercellularr/i.ume. Das so entstandene Gewebe macht die Hauptmasse der reifen Frucht aus. Die Zellen haben reichen Inhait, welcher unter dem Einfluss des Kochens oder des Alkohols eine runzelige, undurchsichtige Masse ergibt.

4. Gef i i s sb i inde l . Spiralige und ringfSrmige Gef/isse yon 0,0(O bis 0,010 mm Durchmesser und diinnwandige, l~ngliche Zellen sind die hauptsach- liehsten Bestandtheile der Biindel.

5. Mark . Grosse Beeren enthalten oft ausgedehnte Intercellularr~ume oder HShlungen des Markes, welche sich durch das Auseinanderreissen der Zellen wKhrend des schnellen Wachsens bilden.

B. P e r i k a r p (Fig. 22).

I. E p i k a r p (epi). In der Fl~i~henansicht zeigen sich die Zellen als dfiun- wandig und polygonal mit 0,005--0,05 mm im Durchmesser. Im Querschnitt und L~ngsschnitt sind sie, bei einer Dicke yon 0,020 ram, rechteckig. Die Cuticula besitzt die mehrfache Dicke der radialen Zellwandungen.

2. Me s o k a r p (rues). Es unterscheidet sich auffallend veto Mesokarp der meisten essbaren Friichte dadurch, dass es nicht saftig ist und nur aus einer, in einigen Theilen aus zwei Zell-Lagen besteht. Im Querschnitt erscheinen die Zellen denen der Epidermis ~.hnlich, nur haben sie gewShntich geringere Dimen- sionen. Die Zweige der zah]reichen an der Innenseite befindlichen Gef~ssbiindel (sp) laufen transversal um das Friichtchen.

3. Die K r y s t a l l s c h i c h t (k) beschreibt Kraus als aus 2 Zellschichten bestehend, T s c h i e r s k e jedoch wies nach, class ihr in den meisten F~llen nut eine Zellschicht angehSrt. Die Zellen sind polygonal, isodiametrisch, bei einem Durchmesser yon 0,006--0,020 ram. Die monoklinen, stets einfachen Krystalie sind ganz besonders bei der Beleuchtung durch polarisirtes Licht auffallend. Der Durchmesser jedes Krystalles ist beil~iufig halb so gross als der der Zelle, in welcher er enthalten ist.

4. Das ~ ,ussere E n d o k a r p (If), welches den grSsseren Theft des

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Perikarps ausmacht, wird durch 5 oder mehr Schichten geordneten, sklerenchymatischen Fasern gebildet. haben die Zellw/i.nde ungefi~hr gleichen Durchmesser wie das I,umen. Die Poren sind im L~ngsschnitt deutlich sichtbar.

5. Das i n n e r e E n d o - k a r p (qf) besteht aus densel- ben Elementen, wie das/i.ussere, doch ist es nut 1 - - 2 Lagen dick und die Zellen sind trans- versal angeordnet. Auf der dorsalen Seite erstrecken sich einige Fasern dieser Lage ra- dial durch das ~tussere Endo- karp, wodurch sie die Zerreis- sung des Perikarl)s wKhrend des Keimens erleichtern.

C. T e s t a .

yon meridional an- Wie der Querschnitt lehrt,

Fig. 22. E r d b e e r e. Querschnitt des Ntisschens, Vergr. 300; F Perikarp bestehend aus dem Epikarp epi, dem Mesokarp rues, dem Gefasubfindel sp, der Krystall- schicht k, dem ausseren Endokarp mit langsgestreckten Fasern If und dem inneren Endokarp mit quergestreckten Fasern qf; S Testa bestehend aus der Epidermis ep und der braunen Schicht br; N hyaline Schieht (Nucellus); E Endosperm, bestehend aus einer einfachen Schioht

Aleuronze]len. Die E p i d e r m i s (Fig. 22 und 23 ep) besteht aus diinn- wandigen Zellen, welche in der Fl~chenansicht polygonal, im Durchschnitt qua- drilateral erscheinen. Die Ze]lw~nde sind ausserordentlich diinn, werden aber durch verdickte, den Spiral- und Netzgefiissen Khnliche Biinder verst~trkt. Je- doch unterseheiden sie sich yon letzteren darin, dass sie die Zelle nieht voilst~indig umgeben, sondern an der ~usseren Seite der Oberfliiche i'ehlen, so dass beim Vorrichten eines Pri~parates die iiussere Wand zusam- menf~llt und die Seitenwand heruntersinkt (Fig. 23). Diese Schicht wird im Querschnitt schwer, in der Fl~ichenansicht jedoch leicht erkennbar.

2. B r a u n e S c h i c h t (Fig. 22 und 23 br). Die zweite Schicht der Testa besteht

Fig. 23. E r d b e e r e. Testa und Endos- aus l~nglichen, braunen Zellen, welche trans- perm in Fltichenansicht, Vergr. 300. versal iiber den Samen laufen. Querschnitte Bedeutung der Buchs~aben wie in Fig. 22. dieser Zellen sind quadrilateral mit Radial- w~nden yon 0,006 mm L'iinge. In der Fl~ichenansicht gesehen, sind sie zuge- spitzt und oft in Querreihen angeordnet. Sie erreichen eine Li~nge bis 0,015 und gewShnlich eine Breite zwischen 0,010 und 0,015 mm.

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[ Zeitaehr. f. U n ~ u n i 790 A . L . W i n t o n , Anatomie des Beerenobstes. [d. Nabr.-u. OemmamitteL

3. N u c e l l u s (Fig. 22 N). Diese Hiiile besteht haupts~ichlich aus oblite- rirten Zellen, welche eine Schicht yon 0,002--0,004 mm Dicke bilden; an der Innenseite sind die Zellen oft deutlich begrenzt.

D. E n d o s p e r m .

Durchschnitte ergeben, dass das Endosperm nur eine Zelle dick ist, ob- schon hie und da eine Zelle durch eine tangentiale Abtheilung .in Zwillingszeilen zerf~llt (Fig. 22 und 23 E).

In Glycerin-Pr~paraten aus frischem oder in Alkohol aufbewahrtem Material sind unregelmSssige, sph~rische AleuronkSrner ersichtlich. Diese Zellen gleichen in jeder Hinsicht der Aleuronschicht der Cerealien.

E. E m b r y o .

Zwei grosse Kotyledonen (ira Querschnitt jodes hemielliptisch) bildon die Masse des Embryos. Sie bauen sich aus diinnwandigen Zellen, ~hnlich demon der Kotyledonen vieler anderer Samen, auf und enthalten Protein und Fett, aber keine St~rke.

F. G r i f f e l .

Der Griffel der Erdbeere unterseheidet sich yon demjenigen anderer ess- barer Rosaceenfriichte durch seinen zusammengedriickten Grund und die hervor-

ragende GrSsse und Durchsichtigkeit soiner Epidermiszellen. Die Griffel (Fig. 24) sind im mittleren Theile ungefiihr 0,3 mm iv, Durchschnitt dick, veriiingen sich jedoch gegen die Narbe zu e t w a s , und sehr merklich gegen die Basis zu, we sie we- niger als 0,l mm dick sind.

Die Zellen der Epidermis (Fig. 25 ep), welche sehr gut ohne jede Pr~parstion studirt werden kSnnen, sind meist unge- f~ihr 0,04 mm breit, 0,10--0,15 mm lang und (wie man bei richtigem Einstellen des

Fig. 25. Erdbeere. Grif- Mikroskops sieht) 0,05 mm dick. Die fel in der Flilchenansicht, centrale Zone erscheint dunkler als die

Fig. 24. E r d - Vergr. 300; ep durchsich- durchsichtigen Riinder, in Folge sowohl b e e r e . Grif- tige Epidermis; sp Spire- der grSsseren Dichtigkeit der Theile als fel, Vergr. 32. "/den ; k Krystalldrusen.

auch der bedeutenderen Dicke. Behand- lung mit Kalilauge zeigt Spiral- und Ringgef~sse, sowie Reihen yon begleiten- den Krystallzellen, welche je eine Krystalldruse enthalten. Die Untersuchung tier bTarben der Rosaceenfriichte bietet vielfach Schwierigkeiten durch das Vor- kommen yon Pilzen, wetche oft vollst~ndig die Papillen verdecken.

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]II. Untersuchung yon Erdbeer-Konserven.

Die Griffel und Friichtchen kSnnen leicht mit der Pincette herausgehoben und in GrSsse und Gestalt unter der einfachen Lupe beobachtet werden. Die Griffel, welche sehon in der frischen Frucht durchsichtig sind und es noch mehr durch Kochen mit Zucker werden, kSnnen ohne Weiteres durch das Mikroskop untersucht werden. Ihre GrSsse (2 mm lang), ihre schmale Basis, ihre grossen, durcbsichtigen Epidermiszellen, sind besonders charakteristisch; die Spiral: gef~sse mit den begleitenden Krystalldrusen und dem oft durch Pilzf~den stacheligen Stigma unterstiitzen ferner die Erkennung. Krystalle werden mlt Hilfe des Polarisationsapparates deutlich unterschieden.

],'tir die Untersuchung des Perikarps und Samens sollten Durchschnitte derart angefertigt werden, dass man w~hrend des Schneidens die Friichtchen zwischen 2 Weichholzstiickchen oder in einen kleinen Schraubstock klemmt.

Besonders auffallend sind die beiden aus sklerenchymatischen Fasern be-. stehenden Endokarp-Schichten, welche in der Kusseren Schicht l~ings, in der in- neren qucr laufen. Das Endosperm besteht aus einer einzigen Zellschicht und umschliesst den verh~ltnissm~ssig grossen Embryo. Die Testa mit anhaftendem Endosperm kann nach dem" Aufschneiden des Perikarps isolirt und unter dem Mikroskop in der Fl~chenansicht untersucht werden.

Die Netzzellen der ~usseren Schicht sind hSchst charakteristisch. Bei PrSparaten, we]che in der Weise gemacht werden, dass man etwas

yon der Konserve auf ein Objektglas legt und zu einer diinnen Schicht presst, sieht man d'ts Gewebe des Fruchtbodens~ yon welchem die langen, zugespitzten, dickwandigen Haare und die langen Str~ihne yon Gef~issbiindeln diagnostisch yon Werth sind.

Der durch Zerfall der Parenchymzellen und ihres geschrumpften Inhaltes entstandene Brei biklet einen ansehnlichen Thei| der Konserve, ist aber zur Identificirung yon nur geringem Werth.

2. D i e H i m b e e r e n .

Die Himbeeren sind in vielen Theilen Europas heimisch nnd werden in ver- schiedenen Sorten kultivirt.

Nach B a i l ey ist die in Amerika kultivirte rothe Himbeere ein SprSssling des einheimischen Rubus strigosus Michx., welcher jedoch tier europKischen Himbeere (Rubus Idaeus L.) nahe verwandt ist. Die gelben Variet~ten sind nur Albino-Formen derselben Species. Die rothen und weissen Himberen der beiiien Arten wurden studirt und iibereinstimmend im anatomischen Baue ge- funden.

I. Makroskopische Struktur.

Die Rubus-Friichte (Fig. 26) halten, was die makroskopische u~d mikrosko- pisehe Struktur anbelangt, zwischen der Erdbeere (Fragaria) und den Steinfriichten

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r Zeit~hr. f. UntwI~mng 792 A.L. Winton, Anatomie des Beersnobstes. [d. Nahr.-u. Oe~mitteL

(Prunus) die Mitte. Sie gleichen der Erdbeere, insofern sie zusammengesetzte Friichte mit zahlreichen, individuell entwickelten Friichtchen auf einem gemein- samen Fruchtboden sind (obschon zum Unterschied ~ou der Erdbeere der Frucht- boden bei Rubus nicht fleischig ist und die Friichtchen auf ErhShungen statt in Vertiefungen tr~igt), den Steinfrfichten dagegen gleichen sie in der Struktur des Perikarps und Samens, indem jedes Friichtchen in der That eine Miniatur- Steinfrucht ist. Besonders ist die Aehnlichkeit zwischen dem Himbeerfriichtchen und dem Pfirsich schlagend. Bei beiden ist das Epikarp haarig, das Mesokarp ist fleischig, das Endokarp ist ein harter Stein mit runzeliger Oberfl~iche, und

die Testa und das Endokarp bilden eine diinne Hiille fiir den verh~ltnissmiissig grossen Embryo.

Auch gleichen sie sich in der histo- Iogischen Struktur, wie welter unten gezeigt werden wird. Die Steinfriicht- chen stehen zusamalengedr~ingt an der Spitze und den Seiten des Fruchtbodens. Die exponirte Oberfl~iche eines jeden ist konvex und weist an der Seite 4 bis 7 Facetten, welche yore Druck der angrenzenden Steinfrii~:htchen herriih-

Fig 26. Himbeere. I Sammelfrucht, natfir- ren, auf (Fig. 26). Diese Facetton sind liche GrSsse.

II Querschnitt eines Steinfriichtchens, Vergr. gewShnlich leicht konvex oder konkav, 82; Epi Epikarp; Hy ]:Iypoderm; Mes Meso- dutch ihre dichte Anreihung ist das karp; F tiusseres Endokarp; F' inneres Endo- dicke Fleisch an den Seiten der Stein- karl); S Testa; R Raphe; EEndosperm; Em Era- friichtchen v iel geringer als an der Aus-

bryo. senseite. lII Stein, nat(irliehe GrSsse.

Der nach aussen gewendete Theft 1v Stein Vergr. 8. der Oberfl~che und die Winkel sind be-

haart, die Facetten kahl. Beim Pfliieken einer Himbeere trennen sich die Friichtchen yore Fruchtboden und schliessen sich in Beeherform zusammen.

Nach T s c h i e r s k e haften die Individuen zusammen, sowohl in Folge des Ineinanderpassens der konkaven und konvexen Facetten als auch durch das Verh~ngen der gekriimmten Hiirchen. Der Griffel ist ungef~hr 4 mm lang und erhebt sich yore oberen Ende der nach aussen gerichteten Oberfl~iche der Frucht, scheinbar zwiscben den Friichtchen hervorkommend.

II. Histologie.

T s c h i e r s k e 1) giebt eine werthvolle Beschreibung der Struktur und Ent- wickelung des Perikarps, Endosperms und Griffels yon Rubus Idaeus, vernach-

') Zeitschrift fur Natarwissenschaft 59, 612--628.

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5. Jahrgang. I. September 1902. A. L, Winton, Anatomie des Beerenobstes. 703

l~issigt aber (wie bei der Erdbeere) die Testa. M a r p m a n n 1) giebt eine bei- li~ufige Beschreibung einiger Gewebe. V i l l i e r s und C o l l i n s) beschreiben kurz die mikroskopische Erscheinung des Griffels und die in den Konserven erkannten Theile des Epikarps, welche Beschreibung durch ein ungenaues Biid erl/~utert werden soil.

A. F r u c h t b o d e n .

1. Die E p i d e r m i s (Fig. 27) gleicht dem Epikarp der Frucht, aber die Haare sind weniger zahlreich und gewShnlich dickwandiger.

2. R i n d e n s c h i c h t . Da in der Himbeere keine Sarkogenschicht sich entwickelt und die Masse des Fruchtbodens der Kern ist, so ist die Rinden- schicht diinn.

3. B / i n d e k Die haupts~chlichsten Faserbiindel laufen nahe der Ober- fl~iche des Fruchtbodens. Sie sind kiirzer und st~irker ent- wiekelt als bei der Erdbeere und haben zahlreiche Ge- fiisse.

4. Der K e r n besteht aus runden Parenchym-Zel. len ohne Inhalt, mit Inter- cellularr~umen.

B. P e r i k a r p .

1. E p i k a r p (Fig. 27). Die Oberhautzellen sind po- Fig. 27. l t i m b e e r e . Epikarp mit schlangenf6rmigen ttaa-

ten h, geraden Haaren h' und Spaltfiffnung sto. Vergr. 160. lygonal. An dem ~usseren TheiI der Steinfrueht sind die Haare so h/iutig, dass in jeder Zellenecke ein Haar eingepflanzt isf. An der Basis vieler Haare bilden die Oberhautzellen Rosetten. Die Haare sind yon verschiedener Lgnge bis zu 0,7 ram. Die raeisten sind di]nnwandig (0,0005--0,0015 ram), bandartig, d. h. nahezu gleieh breit yon der Basis bis zur stumpfen Spitze. Ihr Lumen ist weit. Einige der l-~ngeren Formen haben dicke W/inde sowie sehmales Lumen und sind den Erd- beerhaaren ~.hnlich. Die diinnwandigen Haare sind gewShnlieh schlaff und dem- gem/iss vielfach gekriimmt und verfiht.

2. H y p o d e r m . Zwei oder mehr Zellschichten yon Collenchym bilden das Hypoderm, ein Wassergewebe, und dienen dazu, die Verdampfung des Frucht- saftes zu verzSgern (Fig, 26, II, Hy).

3. M e s o k a r p . Die 2 oder 3 /iusseren Sehichten des Mesokarps bestehen

i) Zeitschrift far angewandte Mikroskopie 1896, 2, 4. s) Traitd des altdration et falsification des substances alimentaires, Paris 1900, 829.

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I Zoitachr. f. UntmlmhSmg 794 A.L. Winton, Anatomie des Beerenobstes. Ld.Nahr.. u. 6~am.mittel"

aus isodiametrischen Zellen mit Intercellularr~umen mit zerstreuten Krystall- zelIen. Welter nach innen, wenigstens im dickeren Theile der Frucht, sind die Zellen in radialer Richtung ausserordentlich verl~ingert und ohne Intercellular- r~ume. T s c h i e r s k e stellt lest, dass hier die saftige Beschaffenheit der Frucht eine Folge des radialen Wachsthums der Zellen ist, und nicht wie bei der Erd-

beere yon der Biidung zahl- reicher isodiametrischer Zel- len durch eine meristemati- sche Schicht herriihrt.

Wie bei allen Rubus- Arten sind Zellen mit Kry- stalldrusen, besonders in der N~he der Griffelbasis hitufig.

. N e t z z e i l e n kommen in den inneren, an das En- dokarp grenzenden Schich- ten vor.

4. Das i i u s s e r e E n - dokarp(F ig . 28 If). Durch die tiefen Runzeln ist die Dicke dieser Hiille ~usserst verschieden. Wie bei der Erdbeere sind die Skleren- chym-Fasern longitudinal an- geordnet und kreuzen die des inneren Endokarps recht- winkelig.

Die Fasern sind etwas diinner als bei der Erdbeere und haben gewShnlich einen

Fig. 28. H i m b e e r e . Endokarp und Samen im Quer- elliptisch-polygonalenDurch- schnitt, u 300. End Endokarp, bestehend aus einer schnitt mit dem lil.ngeren atmseren Schicht mit l~tngsgestreckten Fasern If und einer inneren Schicht mit quergestreckten Fasern qf; S Testa Durchmesser in radialer bes~ehend aus der Epidermis ep, dem Parenchym (Nahr- Richtung. Ich finde, dass schieht) p, und der inneren Epidermis iep; N hyaline die Wiinde dieserFasern aus Schicht (Nucellus); E Endosperm mit AleuronkOrnern k. 2 Schichten bestehen, welche

yon einander sowohI in ihrem LichtbrechungsvermGgen als in ihrem Verhalten zu Reagentien sehr yon einander abweichen. ' Da die mittlere Lamelle nicht sichtbar ist, so zeigt die Membran im

Querschnitt das hussehen gewShnlicher dickwandiger Zellen. Chlorzinkjod f i rbt die iiussere Membran gelb, die innere blau; auch Safranin dient zur Unter- scheidung der beiden Schichten. Im Li~ngsschnitt sind zahlreiche Poren, welche beide Membranen durchziehen, bemerkbar.

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5. Jahrgang. ] 1. September 1902.J A: L. ~ u Anatomie des Beerenobstes . 795

Diese interessante Struktur der Himbeerfasern -- [ihnlich der in den Holz- und Bastfasern - - scheint der Aufmerksamkeit der Forseher bisher entgange~ zu sein.

5. I n n e r e s E n d o k a r p (Fig. 28 qt). Die Fasern dieses Theiles sind die- selben wie im iiusseren Endokarp, aber sie laufen in vier oder mehr Lagen transversal fiber die Frucht.~

C. T e s t a .

Die Samenschicht (l~ig. 28 S) der ttimbeerfriichte ~bnelt sehr jener der Steinfriichte. Der ttauptunterschied bestebt im Fehlen der Steinzellen in der Epidermis der Himbeeren.

1. E p i d e r m i s (Fig. 28 ep). Die Zellen sind in der Fl~ichenansicht polygonal, durchscbnittlich 0,035 bis 0,070 ram.

Im Querschnitt sind sie vierseitig mit cuticularisirter ~hlsserer Wand. 2. N u t r i t i v e S c h i e h t (Fig. 28 p). Diese besteht aus leeren und mehr

oder weniger kollabirten Zellen. 3. B r a u n e S c h i c h t (Fig. 28 iep). Die inhere Schicht der Testa be-

steht aus Zellen derselben Art wie an der ~usseren Epidermis, nur ungef~hr halb so gross. Diese Zellen sind yon denen der Naehbarschichten durch ihr~ dickeren W~nde und gelbbraune Farbe leicht zu unterscheiden.

4. N u eel lus. Das Einzige, was yore Kerngewebe iibrig bleibt, ist wie bei den Erdbeeren die Schicht der kollabirten Zellen, welche im Schnitt als ver- diekte Aussenwand des Endosperms erseheint (Fig. 28 N).

D. E n d o s p e r m .

Es besteht aus Aleuronzellen mit Resten anderer dem Embryo anliegender Zellen. An den beiden breiteren Seiten des Ellipsensehnittes (Fig. 26, II) be- finden sich 5--6 Zellschichten, aber die ZahJ wird geringer sowobl gegen die Ventral- als die Dorsalseite zu, wo nut 2--3 Schichten sind.

Die Zellen sind po]ygonal in der Fl~chenansicht, aber im Schnitt meistens quadrilateral in Radialreihen. Die AleuronkSrner sind denen der Erdbeere g[eich.

E. E m b r y o .

Die Struktur des Embryos ist im Wesentlichen dieselbe, wie bei der Erdbeere.

F. G r i f f e l .

1. E p i d e r m i s (Fig. 29 und 30). Die Zellen sind durch die zahlreichea Runzeln der Oberfl~che nicht so durehsiehtig, wie bei der :Erdbeere. Diese Runzeln kSnnen entweder durch Prgparirung mit Jod, wie T s ' c h ~ e r s k e em- pfiehlt, 0der besser durch Bleichen mit J a v e l l e ' s c h e r Lauge und F~rben mit, Safranin deutlich zum Vorschein gebracht werden.

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796 A.L. Winton, Anatomie des Beerenol~stes. [Zeitaehr. i~Untam~ug [d. Nahr . - u. Gsm~mlt i t to l ,

An dem verbreiterten Basistheil des Griffels sind einzelne Haare wie die des Epikarps verstreut.

2. B fin d el. Nach Erhitzung des Griffels mit verdiinnter Lauge erseheinen die Gefiisse und begleitenden Krystallzellen, deren jede nut eine Krystalldruse enthMt, sehr deutlich.

III. Untersuchung y o n H i m b e e r - K o n s e r v e n .

Griffel und Kern (Samen mit Endokarp) sind mit un- bewaffnetem Auge erkennbar; die ersteren kSnnen olme Wei- teres unter dem Mikroskop (wie bei Erdbeer-Konservma) be- obachtet werden und sind an ihrer L/inge (4 ram), der brei- teren, behaarten Basis und den kleingefurchten Epidermis- zellen zu erkennen. Auch die Gefasse und Krystallzellen sind auffallende Erkennungszeichen.

Die Steine sind yon den Samen anderer Gattungen durch ihre charakteristisch gefurchte Oberfliiche und yon der Brombeere durch ihren geringeren Umfang zu unterschoiden.

Der Querschnitt zeigt die beiden Schichten des Endo- karps, die Testa, das Endosperm und den Embryo.

Die Epidermis n,it grSsstentheils stumpfen, diinnwan- digen und gewundenen Haaren und die Krystallzellen des darunter liegenden Mesokarps kSnnen aus den gelatiniisen Theilen der Konserven leicht gefunden werden. V a s k u 1 iir e E l e m e n t s f e h l e n f a s t v o l l s t / i n d i g , da der Frueht- boden beim Pfliicken nicht mitgeht.

Die in den nSrdlichen Staaten Amerikas heimische s c h w a r z e H i m b e e r e (Rubus occidentalis, L.) ist die

Stammmutter aller unserer schwarzen u Sie unterscheidet sich yon der rothen Himbeere haupts~chlich durch die geringere GrSsse der Stein- friichtchen und ihre tief purpurschwarze Farbe, welche vom rothweinfarbigen Zeilsaft herriihrt. Die Kerne beider

Fig. 30. Himbeere. sind ungefahr yon gleicher GrSsse mad Griffel in der Fliichen- Gestalt. ansicht, Vergr 300; ep Die schwarze Himbeere hat im

Fig.29. Himbeere. Epidermis; sp Spiro- Griffel, Vergr. 82. :/den; k Krystalldrusen. Wesentlichen dieselbe mikroskopische

Struktur wie die rothen Arten. Konserven aus schwarzen Himbeereu sind yon dunkler Rothweinfarbung,

die Kerne sind ebenfalls dunkelroth.

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5. Jahrgaug. ] 1. September 1902.1 A.L. Winton, Anatomie des Beerenobstes. 797'

3. Die B r o m b e e r e n .

Die meisten Werke fiber systematische Botanik beschreiben die Thaubeere oder kriechende Brombeere als Rubus canadensis L., die grosse Brombeere als Rubus villosus Aiton; Ba i l ey1 ) dagegen, welcher die urspriieglichen Vertreter in europ~tischen Herbarien studirte, land, dass die Species Linn6's die dornen- lose Brombeere (Millspanghii Brillon) ist, deren Friichte nicht genossen werden, und A i t o n ' s Art die kriechende Brombeere ist.

Diese Namen wurden yon B a i l e y den Pfianzen wieder zugewiesen, denen sie urspriinglich beigelegt waren, und die grosse oder Busch-Brombeere, welche sonst unbenannt blieb, nannte er Rubus nigrobaccus.

Der Typus dieser letzteren Art ist die gemeine amerikanische Buseh-Brom- beere mit lis Frucht und ihr entstammen die langfriichtigen Variet~ten~ wie die ,Tailor" und die ,Ancient-Britton".

Rubus nigrobaccus var. sativus B a i l e y , die kurzfriichtige Busch-Brom- beere ist eine weniger h~ufige amerikanische Beere; sie ist der Stammvater der meisten Garten-Variet~ten. Die kriechende Brombeere (Rubus villosus Ait.) kommt mit Ausnahme des Westens in allen Theilen der Vereinigten Staaten wild und kultivirt vor. Rubus fruticosus, die europ~ische wilde Brombeere, kommt w e d e r wild noch kultivirt in Amerika vor. Die nachfolgenden Angaben beziehen sich auf Rubus nigrobaccus und Rubus villosus.

I. Makroskopische S truktur .

Die Brombeere entspricht im Allgemeinen in ihrer Struktur tier Himbeere~ unterscheidet sich jedoeh yon dieser durch folgende Einzelheiten:

1. Sowohl die Friichtchen als der Fruehtboden sind giinzlich kahI. 2. Die Frfichtchen sind ~fit breiter Basis an den Fruchtboden ange-

wachsen und trennen sieh beim Pfliieken nicht yon demselben. Es ist in der That keine Epidermis des Fruchtbodens vorhanden, da die Oberfl~che desselben. nahezu g~mz]ich yon der Basis der Friichtchen bedeckt ist, indem das Epikarp des einen mit dem des anstos- senden zusammenh~tngt.

3. Wie Fig. 31 zeigt, Ahneln die Kerne denen der Himbeere in Gestalt und Furchenzeichnung, sind aber welt grSsser.

4. Die Griffel sind nur 2 mm lang und erheben sich gewShnlich deuttich aus der Einsenkung der Frucht. Fig. 31. B r o m b e e r e.

S~ein, natfirliche Gr~isse und Sie sind unbehaart und gegen die Basis zu nieht ver- Vergr. 8. breitert (Fig. 32).

1) The Evolution of our Native fruits. London 1898, 366, 367, 379.

Page 14: Beiträge zur Anatomie des Beerenobstes

'~98 A . L . W i n t o n , Anatomie des Beerenobstes. {Z.~ ~ ~ .

II . H i s to log ie .

G o d f r i n 1) beschreibt die Samenschale yon Rubus fruticosus L., einer europKischen Art, und giebt eine Abbildung des Querschnittes. Ausserdem finde ich keine Litteratur fiber die Histologie der Brombeere.

A. F r u c h t b o d e n .

Die Struktur des Fruchtbodens unterscheidet sich in keiner wesentliahen Einzelheit yon der der Himbeere.

B. P e r i k a r p .

1. E p i k a r p (Fig. 33 epi). Die Zellen sind meistens IKnglich in der Art, class die langeren Durchmesser in koncentrischen Kreisen um die Griffel liegen

(Fig. 32). Stomata sind immer vorhanden, Haare nicmals bei Rubus nigrobaccus: selten bei Rubus villosus.

2. H y p o d e r m (Fig. 33 hy). Wie im Epikarp sind die Zellen gewShnlich l~nglich, aber viel grSsser und kreuzen sich mit den Oberhautzellen.

3. Mesoka r l ) . Diese Schicht gleicht so ziemlich der entsprechenden bei der Himbeere. Krystalldrusen (Fig. 33 k)

Fig. 33. B r o m b e e r e. Flachenansicht der ~usseren Schichten des Perikarps, Vergr. 160; epi Epikarp mit SpaltSffnung sto; hy Hypoderm; k Krystall-

drusen.

Fig. 32. B r o m - lJ e e r e. t~ riffel,Vergr.

32.

Lagen sind iibrigens dicker als bei der Himbeere; die innere aus 6--10 Zellschichten.

sind, besonders gegen die Ober- fl/iche zu, h~iufig.

4. E n d o k a r p . Wie bei der Him- beere haben die sklerenchymati-

scl~en Fasern des Endokarps te-

kund~ire und ter- ti~re Membranen und laufen in der ~iusseren Schicht longitudinal und in der inneren latitudinal. Beide besteht ngmlich

') Etude histologique sur les tdguments seminaux des Angiospermes. - - Soc. des Sciences de Nancy 1880, 153.

Page 15: Beiträge zur Anatomie des Beerenobstes

5. Jahrgang. ] ]. September 1902.J A .L . W i n t o n , Anatomie des Beerenobstes. 799

C. T e s t a .

�9 Es wurde festgestellt, dass die iiussere Epidermis der Himbeer-Samenhaut aus polygonalen Zellen mit ungef~hr doppeltem Durchmesser im Vergleich zu dem der inneren Epidermiszelien besteht. Das Umgekehrte trifft zu bei der Brombeere, so dass die Testa der Brombeere einer nach aussen gestiilpten Himbeer-Testa iihnelt.

Der mittlere Durchmesser der ~iusseren Epidermiszellen ist beil~iufig 0,025 ram, der grSsste Durchmesser 0,040 mm~ wohingegen der mittlere Durchmesser der inneren Epidermiszellen 0,040 mm und der grSsste Durchmesser 0,060 mm betri~gt.

D. G r i f f e l .

Die Epidermiszellen haben ungef~hr dieselbe GrSsse wie bei tier Himbeere, aber sie sind nicht stark gefurcht. H a a r e f e h l e n g i i n z l i c h . Krystalle und Gefs sind in Lauge-Priiparaten sichtbar.

III. Unteesuchung der Brombeer-Konserven.

Man findet Kerne und Griffel wie bei der Himbeere. Die Griffel sind weniger zahlreich und an ihrer geringeren L~nge, dem Mangel an Haaren und der Weichheit der Epidermis-Zellen erkennbar. In Konserven erkennt man ge- wShnlich nicht, dass die Griffel in einer Furche des Steinfriichtchens stehen.

Die Samen sind grSsser als bei der Himbeere, aber in histo]ogischer Struk- tur denselben sehr ~hnlich. Sie unterseheiden sich yon den letzteren durch das dickere innere Endokarp und durch den Umstand, dass die Zellen der ~usseren Epidermis der Samenschalen ungefiihr den halben Durchmesser jener der inneren Epidermis haben, ws das Umgekehrte bei der Himbeere der Fall ist. In Brombeer-Konserven f e h l e n d i e H a a r e g i i n z l i c h ; aber Ge- webe des F r u c h t b o d e n s , b e s o n d e r s die G e f ~ s s b i i n d e l , s i n d v o r - h a n d e n .

Im Vergleich zur Erdbeere sind die Gefitssbiindel kiirzer, aber starker ent- w]ckelt, mit grSsseren und zahlreicheren Gef~ssen. Auch sind liingliche Epi- dermiszellen und Krystalldrusen wahrnehmbar.

4 . D i e J o h a n n i s b e e r e n .

In Europa und Amerika werden die rothen und schwarzen Johannisbeeren venwendet.

D i e r o t h ~ J o h a n n i ~ b e e r e .

Sowohl die rot.hen als die weissen Gartenvarietiiten der Johannisbeere stammen yon der europs Art Ribes rubrum L. ab; drei im Garten der Untersuchungsstation .gezogene Varietiiten wurden yore Verfasser untersucht: vFays Prolific", eine rothe Varietiit mit Beeren yon oft 1,25 cm Durchmesser,

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i Z*it~-~r. ~ ~ ~ . 800 A.L. Winton, Anatomie des Beerenobstes. td. Nahr.-

,Versaillaise", eine kleinbeerige rothe Variet~t, und die ,Weisse Traube". Diese haben aile dieselbe mikroskopische Struktur.

I. Makroskopische Struktur.

Die KelchrShre der Johannisbeere ist mit dem Fruchtknoten verwachsen und die Frucht (eine echte Beere) tri~gt am Gipfel die geschrumpften Reste der

Bliithe. Die tiefspaltige Kelch- rShre triigt auf der I n ~ i t e flint" Blumenbliitter (viel kloiner als die Kelchlappen); mit d izen abwechselnd fiinf den Lappen ge- geniiberstehende Staubfiiden. Der kurze Griffel (ungefiihr yon der halben Liinge des Keiches) ist tief zweispaltig. Die Mittelriplmn je- der der 10 Bliithenhtillen setzen

Fig. 34. Rothe Johannisbeere . sich in der Frucht in Form yon I Ganze Beere, nattlrliche Gr~sse. li Querschnitt der Beere. L/ingsadern fort und sind durch

III L~ngssehnitt des Samens, Vergr. 8; S galletrartige das Epikarp deutlich sichtbar (Fig. Epidermis; S' innere Testa; R Raphe; E Endosperm; 34). Die anatropen Samen, l bis

Em Embryo. 8 an der Zahl, wachsen auf zwei IV und V Samen ohne gallertartige Epidermis natiir- wandstKndigen Placenten. In Folge

liche Gr~sse und Vergr. 8. ihrer dichten Anreihung sind sic

gewShnlich auf einer oder mehreren Seiten abgeflacht. Die ~ussere Testa ist gelatinSs und durchsichtig, so dass man durch sie

hindurch die zarten, fadengleichen Raphen und die harte, braune, inhere Testa sehen kann. Der winzige Embryo ist an der Basis des Endosperms eingebettet. Vom Gelatinemantel befreit, sind die Samen 4- -5 mm iang und 3- -4 mm breit.

II. Histologie.

L a m p e 1) erforschte die Entwickelung des Perikarps bei Ribes setotmm L. und Bly th ~) sowie V i l l i e r s und C o l l i n ~) beschreiben kurz einige Perikarp- gewebe bei der rothen Johannisbeere. Verf. hat das Perikarp, Samen und Bliithen- theile der letzteren Art studirt.

A. P e r i k a r p .

1. E p i k a r p (Fig. 35 epi). Wie man bei der Fl~ichenansicht bemerkt, rind die Oberhautzellw/~nde ungleichmiissig verdickt. In manchen Theilen sind die W~nde ganz verdickt und haben enge Poren, in anderen sind sic gar nicht oder

1) Zeitsehr. ffir Naturwissenschaft 69, 295. ~) Foods, their Composition and Analysis. London 1896, 162. s) Trait6 des alt6rations et falsifications des substances alimentaires, Paris 1900, 858.

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5. Jahrgang. 1 1. September 19~2.J A.L. Winton, Anatomie des Beerenobstes. 801

nur hie und da verdickt. H~ufig sind Zellen durch diinne Scheidew~nde in zwei Tochterzellen getheilt. SpaltSffnungen (sto) sind zahlreich. Der Querschnitt zeigt, dass die Zellen bedeutend breiter als hoch sind.

2. H y p o d e r m (hy). Unter der Epidermis liegen 2 - - 3 Schichten collenchy- matischer Zellen. In der Fl~chenansicht sind sie po- lygonal~ mjt 2 - - 3 mal so grossem Durchmesser als die Epidermiszetlen.

3. Mesokarp. Larape land; dass diese Gewebe durch das Wachsen der Zel- ]en w/ihrend der fr/iheren

Entwickelungsstadien ent- Fig. 35. Rothe Johannisbeere. Aeussere Schichten des Perikarps in der Fllichenansicht, Vergr. 160; epi Epi- steht, und nicbt durch Zell- karp mit SpaltSffnung sto ; hy Hypoderm ; B Gef~ssbiindel.

theilung. Die Zellen sind isodiametrisch oder m~chtig l~tnglich mit Durchmesser yon 0,1--0,3 ram, rait diinnen W~den und h~ufigen Iatercellularr~umen. Krystalldrusen sind in den inneren Schichten reichlich vor- handen.

4. E n d o k a r p (Fig. 36). Un- gleich der Stachelbeere hat die Jo- hannisbeere ein sk|erenchymatisches Endokarp. Dieses (ira Oberfl[ichen- schnitt zu beobachtende) Gewebe ist ungeraein charakteristisch. Die lan- gen Zellen sind in Gruppen angeord- net, deren jede aus 5--15 seitlich angereibten Zellen besteht. Die Zellen der benachbarten Gruppen kSnnen sich in gleicher oder verschiedener Richtung entwickeln. In der Regel ist das Lumen weir schm~ler als die Wand und h~iufig zu einer blossen Linie herabgemindert. Zablreiche Poren verbinden benachbarte Zellen. Die Zellen erreichen eine L~nge yon 0,5 tara; die Dicke der doppelten W~nde ist 0,005--0,02 ram.

N. 0'2.

Fig. 36. R o t h e J o h a n n i s b e e r e . Endokarp in der Fliichenansicht, Vergr. 160.

51

Page 18: Beiträge zur Anatomie des Beerenobstes

[ Zo i t~hr . f. Un~mue lmmg 802 A.L. Winton, hnatomie des Beerenobstes. [d. Nahr.-u.GenRmml~ml.

B. T e s t a .

1. S c h l e i m i g e Z e l l e n (Fig. 37 aep).

Fig. 37. Rothe Johannisbeere. Querschnitt eines Samens, Vergr. 300. S Testa bestehend aus der gallertigen itusseren Epidermis aep, dem Paren- ehym (Niihrschicht) p, der Krystallschicht k und der braunen Schicht (inneren Epidermis) iep; hya- line Schieht (Nueellus) N ; E Endosperm mit Aleuron-

kSrnern.

Fig. 38. Rothe Johannisbeere. Testa und Endosperm in der Fliichen- ansicht, Vergr. 300. Bedeutung der

Buchstaben wie in Fig. 37.

auch .die innere Epidermis dunkelbraun;

Die /iussere Schicht der Testa besteht aus grossen, mit gelati- nSser Substanz gefiiilten, diinn- wandigen Zellen. Diese Zellen ha- ben ungefiihr 0,09 ram, im tan- gentialen Durchmesser aber oft einen Radius yon mehr als 0,5 ram. An der ~usseren Oberfliiche sind sie meist konvex.

VermSge der GrSsse der Zellen bildet diese Hiille, trotzdem sie nur eine Zelisehicht dick ist, einen

Hauptbestandtheil der Samen- masse.

2. P a r e n c h y m (Fig. 37 p). Unter den Schleimzellen befinden sich einige Schichten yon mehr oder weniger abgeflachten Paren- chymzellen mit Intercellularr~u- men. Die inneren Schichten sind kleiner als die /iusseren und stAr- ker abgeflacht.

3. K r y s t a l l s c h i c h t (Fig. 37 k und 38 k). In der Fl~ichen-

ansicht sind die dunkelbraunen, dickwandigen Zellen dieser Schicht polygonal mit Durch- messern yon 0,08--0,020 ram. Die mittlere Lamelle ist farblos, die dicke Membran braun. Jede Zelle enth~ilt einen monoklinen Krystall, welcher nahezu oder vollst~indig die ZelihShle ausfiillt. Bei gekreuzten Nikol-Prismen heben sich diese Krystalle als leuchtende Flecken vom schwarzen Hintergrunde ab, verschwin- den aber, wenn man einen Tropfen Salzs/iure darauf giebt. Im Schnitt sieht man, class nut die radialen und inneren W~inde verdickt sind und dass in Folge dessen jeder Krystall der diinnen Aussenwand anliegt.

4. I n h e r e E p i d e r m i s (Fig. 37 iep und 38 iep). So wie die Krystallschicht ist

doch riihrt diese Farbe vom Zell-

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5. Jahrgang. ] I. September 1902.J A.L. Winton, Anatomie des Beerenobstes. 803

inhalt~ nicht von verdiekten Zellwiinden her. Die Zellen sind liinglich gestreckt bis zu 0,15 mm lang und 0,004--0,009 mm breit. Diese beiden Sehichten sind, wenn man sie vorher eine Weile in Kalilauge legt, veto Endosperm leicht los- zulSsen.

5. N u c e l l u s (Fig. 37 N). Ein Quersehnitt des Samens zeigt einen Cellu- losestreifen yon 0,01 mm Dicke zwisehen der Testa und dem Endosperm. Der- selbe besteht aus den kollabirten Zellen des Nucellus.

C. E n d o s p e r m .

Das Endosperm nimmt den grSsseren Theil der SamenhShle ein. Die Zellen sind in der iiusseren Schicht (Fig. 37 E) meist radial verl~ngert, abet isodia- metrisch im inneren Theil and enthalten hleuronkSrner sowie Fett. In den ~usseren Zellen sind die WKnde yon gleichm~tssiger Dicke (ungefithr 0,002 ram), abet im Cen- tram des Samens finden sich h~iufig knotige Verdickun- gen (Fig. 39).

III. Mikroskopisehe Untersuchung van Johannisbeer-Konserven.

Die Zellen des Endokarps sind die deutlichsten und am meisten charakteristischen Bestandtheile der Fig. 39. Ro~he Johan- Johannisbeer-Konserven. Fragmente der Epidermis and nisbeere. Querschnitt Bliithentheile sind deutlich erkennbar~ aber weniger dutch den Mitteltheil des werthvo]l fiir die Identificirung. Die ~iussere Gelatine- Endosperms, Vergr. 300.

hiille des Samens wird dutch das Kochen zerstSrt, aber die Krystallschicht und die innere Epidermis behalten ihre urspriinglich~ Form and kSnnen an Ober- fl~henpris erkannt werden (Fig. 38). Diese stellt man durch ErwRrmen der Samen in verdiinnter Lauge und Abschaben mit dem SkaIpel her. Samen- schnitte sind manchmal niitzlich, aber in der Regel geniigt die Untersuchung der Testa in der Fli~chenansicht.

Die s c h w a r z e Johanni~beere .

Diese Art (Ribes nigrum L.) ist in Amerika nicht einheimisch; die Garten- variet~ten stammen ausschliesslich yon europ~tischen Mutterpfianzen.

I. Makroskopische Struktur.

Die ~ussere Erscheinung der Friichte dieser Art unterscheidet sich yon tier rothen Johannisbeere durch die schwarze Farbe und die ]~ngeren Bliithen- theile. Die Samen sind etwas kleiner und zahlreicher (15 in jeder Beere) als bei den rothen Varietiiten.

Der Kelch ist u~gefi~hr 7 mm ]ang und die Lappen s ind zuriickgesch!agen. Auf der hussenseite der Oberfl~,che and am oberen Rande der Innenseite sind

51"

Page 20: Beiträge zur Anatomie des Beerenobstes

804 A.L. Winton, Anatomie des Beerenobstes. [Zeitechr. f. Unt~aueimug [ d. ~ahr.- u. 6emmattttel.

die Lappen mit zahlreichen Haaren bekleidet; aber die Innenseite der Ke[ch- rShre ist kahl, ebenso sind die Bliithen und Stempel kahl. Letzterer ist mindestens zu a/4 der L~nge ungetheilt und am Ende zweilappig.

II. Histologie.

M e y e n x) beobachtete 1837 die Driisen des Blattes der schwarzen Johannis- beere. L a m p e ~) studirte das Perikarp, beschreibt aber nicht die Driisen.

Die Zellen des Epikarps sind perlschnurfSrmig verdickt und yon ungefii~r derselben GrSsse wie die der rothen Johannisbeere. Hie und da sind die gl~nzenden, gelben discusfSrmigen Driisen (yon oft 0,17 mm oder mehr im Dumh- messer) .zu sehen (Fig. 40). Sie kommen in viei grSsserer Anzahl auf den

Bfiittern vor, wie M e y e n her- vorhob, welcher land, dass sie in der Struktur mit denen des Hopfens iibereinstimmen. Di~se Driisen bestehen aus einer eino zigen Zellschicht in Form eines Discus, der in der Mitre dutch einen kurzen mehrzelligen Stiel" aufsitzt. Das gelbe, 51ige Se- kret, weichem die Pflanze ihren charakteristischen Duff und Ge- schmack verdankt, ist in einem Reservoir enthalten, das durch die Trennung der Cuticula yon der Zeliwand entsteht.

Mesokarp, Endokarp und Fig. 40. SchwarzeJohann i sbee re . epiEpikarp Samen haben dieselbe allge-

mit Driise d in der Flachenansicht, Yergr. 160. meine Struktur wie bei der

rothen Johannisbeere. Unter dem Mikroskop bieten die Kelchhaare denselben Anblick wie die

des Epikarps der Himbeere. Sie sind gekriimmt, abgestumpft, diinnwandig und erreichen bis zu 0,6 mm L~nge.

HI. Mikroskopische Untersuchung yon Konserven &us sehwarzen Johannisbeetqm.

Die Konserven aus sehwarzen Johannisbeeren sind yon rSthlich schwarger Farbe und haben das charakteristisch pikante Aroma der frischen Frucht. Ferner unterscheiden sie sich yon ~ihnlichen Zubereitungen aus rothen Joh~nnis- beeren dureh die Driisen des Epikarps, die fiingeren Bliithentheile, die Haaro

1) M e y e n, Sekretionsorgane der Pflanzen. Berlin 1837. 3) Zeitschrift flit Naturwissenschaft 69, 295.

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5. Jahrgaug. ] 1. September 1902.1 A.L. Winton, Anatomie des Beerenobstes. 805

der ~usseren Oberfl~che des Kelches und die kleineren Samen. Mesokarp, Endo- karp und Samengewebe sind denen der rothe.n Johannisbeere gleich.

5. D i e S t a c h e l b e e r e n .

In Europa wird ebenso ausschliesslich Ribes Grossularia L. wie in Amerika Ribes oxyacanthoides L. angebaut.

Die ameriktmische Staehe lbeere .

Die amerikanischen Garten-Stachelbeeren stammen yon der heimischen Ribes oxyaeanthoides L. ab. ,Downing", die veto Verf. studirte Variet~it, h~lt B a i l e y fiir einen AbkSmmling dieser Art.

I. Makroskopische Struktur.

Die Staehelbeere hat so ziemlich dieselbe allgemeine Struktur Johannisbeere, aber die Frucht ist grSs- set (1--2 cm Durchmesser), Kelch und Stempel sind l~nger (6 ram) und behaart, und das kahle Perikarp ist dicker. Die Gelatinehiille des Samens ist dicker (oft 2 mm dick an der Raphenseite), da- gegen ist der aus dieser Hiille befreite Samen ungef~hr yon derselben GrSsse wie bei der Johannisbeere, jedoch schma- ler und nahezu IEnglichrund. Ungleich der europ~ischen Stachelbeere ist die Oberfl~che nicht stachelig (Fig. 41).

wie die

Fig. 41. Amerikanische Stachelbeero. I Ganze Beere, nattirliche GrSsse.

II Querschnitt der Beere. III Samen ohne galiertartige Epidermis,

Vergr. 8.

lI. Histologie.

A. P e r i k a r p .

1. E p i k a r p und 2. H y p o d e r m sind der rothen Johannisbeere gleich. 3. M e s o k a r p. Diese Sehicht besteht aus ungewShnlich grossen Zellen

(oft 5 mm im Durchmesser), welche dem freien Auge sichtbar und yon einander durch ein Netzwerk aus Zellen yon kaum 0,05 mm im Durchmesser getrennt sind. In den inneren Schichten sind die kleinen Zellen weniger zahlreich oder fehlen vollst~ndig. Besonders in der inneren Schicht sind Krystalldrusen in iippiger Fiille vorhanden. Der auffallendste histologische Unterschied zwischen der Johannisbeere und der Stachelbeere liegt in der Struktur des Endokarps, welches bei der Johannisbeere ein dichtes, sklerenchymatisches Gewebe, in der Stachelbeere eine Schicht yon Parenchym-Zellen mit so diinnen W~nden ist, dass diese schwer studirt werden kSnnen. Diese bemerkenswerthe VerschiedenheR

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806 X.L. Winton, Anatomic des Beerenobstes. [Zr

der Struktur zweier Friichte desselben Genus veranlasste reich, auch die Frucht yon R i b e s a u r e u m zu priifen..Bei dieser Frucht, welehe mehr der schwarzen Johannisbeere als der Stachelbeere gleicht, hatten die Endokarpzellen, ob~hon anscheinend parenchymatisch, dickere W~inde als die der letzteren, und die Zellen waren in ~ihnlicher Weise angeordnet wie die des sklerenchymatischen Endokarps der Johannisbeere. Das Studium dieser Hiille bei anderen Arten und in allen Entwickelungsstadien wiirde zweifellos zur Entdeckung anderer Zwischen- formen fiihren.

B. T e s t a , C. E n d o s p e r m und D. E m b r y o .

Die mikroskopische Struktur des Samens ist im Wesentlichen diesellm wie beim Johannisbeersamen.

E. B l i i t h e n t h e i l e .

Die Reste der Bliithentheile (Fig. 42) sind gewShnlich tiefbraun und kSnten mit Nutzen nur nach dem Bleichen (am besten mit J ave l l e ' s che r Lauge) und

F~irben beobachtet wer- den. Ein hervortretender Mittelnerv l~iuft yon je- dem der Keleh- und Blu- menkronenlappen yon der Basis bis nahe zur Spitze. Ungef~ihr vier sekund~ire Adern, welche theils yon

Fig. 42. Stachelbeere. Kelcb, Corolla, der Kelchmittelrippe nahe Staubgef~isse und Griffel, Vergr. 5. tier Basis, theiis yon der

Mittelrippe der Blumen- krone abzweigen, iamfen nahezu der ganzen Li$,ge nach parallel mit tier Mi.t- telader. Seitliche Abzwei- gungen yon der Mittel- ader sind im Keich nicbt zahlreich, wohl aber in

Fig. 43. Stachel- der Blumenkrone. beero. Epidermis Die Epidermiszellen yon dem Rande des des Kelches sind grSsat~n-

Fig. 44. Stachelbeere. Epidermis Kelches mit Hsaren, theils etwas gestreekt mad yon dem Kelchrohre, mit YIaaren, Vergr. 160. stehen in L~ingsreihen. Vergr. 160.

Gegen das Ende der Lap- pen zu haben sie wellige Konturen. Die ~iussere Oberfl~che des Kelches und der obere Theil der inneren Oberttiiche tragen nur einige wenige, verstreute

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5. Jahrgang. ] 1. September 1902.J A.L. Winton, Anatomie des Beerenobstes. ~07

Haare. Der Kelchschlund ist indessen dicht behaart. Diese Haare sind alle diinnwandig und erreichen bis zu 1 mm L~inge oder mehr. Die I~ngsten davon stehen in der KelchrShre.

Der Griffel ist tief gegabelt und mit quadrilateralen Epidermiszellen be- deckt, welche in Endreihen angeordnet sind. An der unteren Hiilfte tragen sie zahlreiche diinnwandige Haare yon 1 mm oder mehr Liinge (Fig. 43 u. 44).

lII. Mikroskopische Untersuchung" von Stachelbeer-Konserven.

E p i d e r mi s, M e s o k a r p und S a m e n haben dieselbe Struktur wie die entsprechenden Theile der Johannisbeere, aber das Endokarp ist nicht .skler- enehymatisch wie bei letzterer Frucht und daher nicht siehtbar. Die Bliithen- theile sind yon ungefi~hr derselben GrSsse wie bei der schwarzen Johannisbeerb (6 mm), aber die KelchrShre und die Griffel tragen zahlreiche lange Haare, w/ihrend diese Theile bei der schwarzen Johannisbeere kahl oder nur spiirlich behaart sind.

Die europ~itsche S t a c h e l b e e r e .

Ribes Grossularia L., die ihren deutschen Namen Stachelbeere mit Reeht fiihrt, gedeiht in den Vereinigten Staaten, da sie yore Mehltau befallen wird, nicht so gut, wie die glatth~utigen Varietiiten. Einige amerikanisctmn Variet~ten tragen iibrigens einzelne Sta- cheln und sind vielleicht europi~ischer Abstammung.

G a r e i n 1) beschreibt die mikroskopische Struktur des Perikarps v o n . R i b e s u v a - e r i s p a (R. G r o s s u - l a r i a), B ly the) widmet der Stachelbeere einen ein- zigen Satz, offenbar der europ~ischen Species.

Ich studirte die B~eren der ,Carmen", einer im Stationsgarten gezogene Variet~tt, ferner eine unbekannte Varietii, t, zweifellos der in Schottland wachsenden R i b e s G r o s s u l a r i a .

Abgesehen von den Stache]n ist die Struktur bei- der die gleiche wie bei der Frucht yon Ribes oxyacan- thoides.

Die Stacheln haben eine breite Basis und sind oft fiber 1 mm lang. Manehe Staeheln sind abgestumpft, andere haben einen kugelfSrmigen Kopf (Fig. 45). Fig. 45. Europlt isehe

S t a c h o l b e e r e (Ribes Die Epidermiszellen sind I~nglich und in Liings- Grossularia). Stachelnmit

reihen angeordnet. An der Basis gehen sie in die iso- und ohne kugelf~rmigen .diametrischen Zellen des Epikarps fiber. Kopf, Vergr. 32.

~) Garcin, Recherches sur l'histogdnbse des p6ricarps charnus. , Ann. sc. nat. Bota- nique 1890, [7] 12, 17--19.

~) Blyth , Foods, their Composition and Analysis. London 1896, 162.

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808 A.L. W i n ton, Anatomie des Beerenobstes. [ ~ . ~ . " ~ . ~ ~ .

6. Die He ide lbeeren .

Hierher gehSren Arten yon Vaccinium und Gaylussacia. Ich untersuohte die europ~iische und die amerikanische P r e i s s e t b e e r e und die nur in Amerika vorkommende H u c k 1 e b e e r e.

Die Preisselbeere.

B a i l e y 1) schreibt fiber Preisselbeeren folgendes: .Die kultivirte Preissel- beere, Vaccinium macrocarpum Ait., wurde zuerst gezogen oder veredelt mn 1810. Diese Kultur zog die Aufmerksamkeit ungef/Lhr um 1840 auf sich, ob- schon die Schwierigkeiten mit der Erzielung jeder neuen Ernte erst 1850 iiher- wunden zu werden anfmgen. Kap Cod war die erste Gegend, we die Preistel- beere gezogen wurde, bald folgte New-Jersey und spiLter Wisconsin und andere.

Diese kultivirte Preisselbeere ist Vaccinium macrocarpum hit . Es glebe noch andere essbare, jedoch unkultivirte VarietiLten. Die Preisselbeere oder Gebirgspreisselbeere, Vaccinium Vitis Idaea L., wird in grossen Mengen in Canada gepflfickt, we man sie fiir Saucen verwendet. Sie ist auch in Europa zu Hause, we sie sehr gesch~tzt wird.

I. Makroskopische Struktur.

Die verschiedenen Variet~ten der kultivirten Preisselbeere unterscheiden sich in Gestalt (sph~irisch, oval, birnfSrmig), in Farbe (rosenroth, roth, kasttmitm- braun) und in GrSsse (Durchmesser his 15 ram).

Das Epikarp ist weich und tr.~gt an der Krone vier kurze, zahnartige Kelchlappen, welche gewShnlich nach innen gekehrt sind. Dazwischen liegt ein kreisrunder Fleck mit einem Griibchen in der Mitte, welches durch das Schrumpfen der Blfithentheile entsteht.

Die Beere ist vierf~her ig; je- des Fach attt l~t auf einer cen~al gelegenen Placen- ta eine Anzahl

Fig. 46. K u l t i v i r t e P re i s e lbee re (Vacdublm maevoearpum). Samen, welche I Beere yon oben, nattirliche Gr5sse. nur einen kleinen

lI Querschnitt der Beere. Raum der imUeb- III Samen, Vergr. 8. rigen leeren Ka-

IV Querschnitt des Samens, Vergr. 15. S Epidermis der Testa; S' in- vit~it ausRillen here Testa: R Raphe; E Endosperm; Em Embryo.

(Fig. 46). In der nahezu reifen Frucht ist nur da~ Epikarp get~rbt; die iibrigen

Theile sind weiss; allein in der reifen Frucht sind gewShnlich alle Gewebe roth.

1) Bailey, The Evolution of our Native fruits. London 1898, 414 und 424.

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5. Jahrgang. ~ " 809 1. September 190'2.J A .L . W i n t o n , Anatomie des Beerenobstes.

Die gelben, kurzschnabeligen Samen haben' eine dicke Testa und ein fleischiges Endosperm mit l/inglichem Embryo yon m/issiger GrSsse in der Achse.

Die Gebirgspreisselbeere hat im Wesentlichen dieselbe makroskopische Struktur wie die kultivirten Arten, sie ist aber viel kleiner.

lI . Histologie.

Die folgende Beschreibung bezieht sich sowohl auf die kultivirte als auf die Gebirgspreisselbeere, da beide nahezu, ~enn nicht vollst/indig gleich in ihrer mikroskopischen Struktur sind.

A. P e r i k a r p .

1. Das E p i k a r p (Fig. 47) ist yon sehr einfacher Struktur mit Zellen (wie die Fl~chenansicht zeigt) yon 0,02--0,05 m m i m Durchmesser und Zell- wEnden yon ungefghr 0,003 mm Dicke. Der Querschnitt ergiebt, dass diese Schicht ungefiihr 0,025 dick, und dass die Epi- dermis stark verdickt ist.

2. Das H y p o d e r m (Fig. 47) ist zu seinem grSssten Theil nur eine Zellschicht dick, und die Zellen zeigen sich im Quer- schnitt mehr oder weniger isodiametrisch. Verdunstung ist geniigend durch die dicke Epidermis verhindert, welche ein stark entwicke]tes Hypoderm iiberfiiissig macht.

3. Die Me . sokarp -Ze l l en sind zu-

Fig. 47. K u l t i v i r t e P r e i s s e l b e e r e . Epikarp Fig. 48. K u l t i v i r t e P r e i s e l b e e r e . und Hypoderm in der F1/ichenansicht, Vergr. 160. Endokarp mit Spalt0ffnung, Vergr. 160.

�9 meist isodiametrisch, bis zu 0,20 mm im Durchschnitt, aber in den Theilungen der Fruchtkavit~ten sind sie kleiner.

4. Das E n d o k a r p (Fig. 48) ist 0 ,02- -0 ,05 mm dick und wird aus einer einzigen Zellschicht gebildet. Wie im Oberfi~ichenpr~parat zu sehen, sind die Zellen meist longitudinal ausgedehnt und haben wellige Konturen. Die verschwommen porSsen Zellw~tnde sind einigermassen dicker als die des Meso-

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| zeit~ehr, f. U ~ 810 A .L . W i n t o n , Anatomie des Beerenobstes. td. NaUt.-u.~ammat~

karps, aber ungleich denen einiger anderen Vaccinium-Arten sind sie nicht wahr- nehmbar sklerenchymatisch.

B. T e s t a .

1. E p i d e r m i s. Von allen Schichten der Preisselbeere ist die Epidermis die bemerkenswertheste und am meisten charakteristisehe, Die Zellen der reifen Samen erreichen bis 0,1 mm Breite und bis 0,4 mm L~nge, sind aber in verkiimmer- ten Samen viel kleiner. Wie der Querschnitt zeigt, sind die ~usseren Wii~ade (Fig. 49 ep) diinn und konvex, dagegen die gelben oder braunen inneren und rt~li-

Fig. 49. Kult ivir te Preisselbeere. Samen im Querschnitt, Vergr. 160. ep Epidermis der Testa mit sklerosirten Zellwinden und Schleim-

substanz; m inhere Testa; E Endosperm.

Fig. 50. Kulti~irte Preisselbeere. Epi- dermis der Testa in der FltLehenansieht,

Vergr. 160.

alen W~nde sklerenchymatisch verdickt (doppelte Radialw~inde oft 0,02 rata dick) und ausserdem haben die radialen W/~nde und manchmal die Kusseren und in-

neren W~nde eine durchsichtige, schleimige Lage mit deutlich geschichteter Struktur, welche nahezu das ganze Lumen ausfiillt. Mit Chlorzinkjod behandelt, werden die schleimi- gen Bildungen blau get~Xrbt, w~hrend die

Fig. 51. Berg-Preisselbeere(Vae- eigentlichen Zeilw~nde gelb bleiben. B e i dnium Vitls Idaea). Quersehnitt der Vaccinium Vitis Idaea haben sowohl die iius-

Testa, Vergr. 160. seren als die inneren W/inde oft eine ge-

schwollene Schicht; alas mag abet such bei Vaccinium macrocarpum vorkommen und diirfte nicht zu den cbarakteristischen Merkmalen der oben genannten Species (Fig. 51) gehSren. Die sklerenchymatischen Radial-und Innenw~inde sind

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5. Jahrgang. ] 1. September 1902.J A.L. W i n t o n , Anatomie des Beerenobstes. 811

yon zahlreichen Poren durchzogen, welche in den unreifen und verkiimmerten Samen nahezu rund, hingegen in den vollkommen reifen gewShnlich stark in die L~nge gezogen sind (Fig. 50).

2. Die i n n e r e T e s t a . Die iibrige Testa besteht aus zwei bis drei Schichten dickwandiger, porSser Zellen; die innerste Schicht ist gewShnlich stark zusammengefallen.

C. E n d o s p e r m .

Der durchschnittliche Durehmesser der Zellen betr~igt 0,035 mm. Prote'im kSrner sind durchwegs vorhanden, Sti~rke fehlt g~nzlich (Fig. 49 E).

D. E m b r y o .

Die mikroskopische Struktur des Embryos ist durch nichts bemerkens- werth.

I lI . Mikroskopische Untersuchung von Preisselbeer-Konserven.

Es s sich in den Konserven Fragmente des Epikarps nnd Endokarps, Biindel des Mesokarps und Samen. Besonders charakteristisch sind die porSsen Epidermiszellen der Testa mit sklerenchymatischen und schleimigen Schichten, welcbe sich im Fk~chenschnitt zeigen.

In unreifen oder verkiimmerten Samen sind diese Zellen kleiner, diinn- wandiger und haben rundere Poren als die reifen Samen. Manchmal er- seheinen im gelatinSsen Theil der'Konserve dureh das Kochen yon der Testa der unreifen Samen losgetrennte Zellen.

D i e H u c k l e b e e r e .

Diese Beere (Gaylussacia resinosa Torr. and Gray) ist in den Nordstaaten Amerikas sehr ver- breitet und liefert grosse Mengen fiir den Markt. Soweit ich erfahren konnte, wird sie nicht im Garten gezogen; aber einige yon den blauen Hei- delbeeren (Vaccinium)~ welche botanisch nahe ver- wandt und ~ihnlich im Aussehen und Geschmack sind, werden jetzt yon M e m s o n 1) in der Agri- kultural Experiment Station zu Maine veredelt.

I. Makroskol}ische Struktur.

Die Hucklebeere ist yon kugelfSrmiger Ge- stalt, yon blauschwarzer Farbe und hat 1 cm oder weniger Durchmesser (Fig. 52).

Fig. 52. Hucklebeere. (Gay- lussacia resinosa). ] Frucht yon

oben, natfirliehe Grssse. 1I Querschnitt der Frucht.

II[ Stein Vergr. 8. IV Querschnitt eines Steines,

Vergr. 8. End Endokarp ; S Testa; E Endosperm; Em Embryo.

1) Maine Agrie. Experim. Station Rep. 1898, 164--172. Bull. 76, Aug. 1901, Am. Gard. 1899, '20, 852.

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812 A.L. W i n t o n , Anatomie des Beerenobstes. fzeitsehr, f. Uatlmml~ug Ld. Nabr.- m ~mmmmll~L

Sic ist keine eigentliche Beere, sondern eine zehnzellige Steinfrucht; die harten Hiillen tier sogenannten Samen bilden die inneren Wandungen der Perikarpzellen. Das Epikarp ist welch, und die Frucht yon 5 gespitzten Kelch- lappen gekrSnt, /ihnlich denen der Preisselbeere. Im Centrum befindet sich zwischen diesen Lappen eine kleine Einsenkung, die Narbe des Griffels.

Die Kerne sind dicht um die Achse gelagert und in Folge dessen keil- f6rmig. Unter der Lupe erscheinen sic rauh und granulirt.

Innerhalb des dicken Endokarps liegt der Samen mit einer diinnen Testa und einem massigen Endospernl; in der Achse des Endosperms liegt ein lfmg- licher Embryo.

II. Histologie.

A. P e r i k a r p .

1. E p id e r m is. Oberfl~ichenpr/iparate zeigen die Zellen dieser Schicht in GrSsse und Form denen des Preisselbeer-Epikarps sehr ~ihnlich; der Querschnitt

indessen zeigt, dass die Oberhaut viel diinner ist.

2. H y p o d e r m (Fig. 53 hy). Das- selbe ist einige Zellschichten dick und bildet solchermassen einen Schutz gegen Verdampfen, was bei der Preisselbeere dank ihrer dicken Oberhaut nicht noth- wendig ist.

3. M e s o k a r p (Fig. 53 rues). Dutch zahlreiche Steinzeilen (st) unterscheidet sich diese Schicht wesentlich veto Me- sokarp der iibrigen Beeren, gleicht aber dem der Quitte und der Birne, obgleich die Steinzellen diinnwandiger und die sic umgebenden Parenchym-Zellen nicht

Fig. 58. H u c k l e b e e r e . Querschnitt dutch stark verliingert sowie nicht ausgvspro- den liuseren Theil des Perikarps, Vergr. 160. chert radial angeordnet sind. Diese epi Epikarp; hy Hypoderm; rues Mesokarp SteinzeUen sind eckig oder elliptisch bestehend sus Parencbymzellea und Stein- und haben bis zu 0,2 mm Durchmesser.

zellen st. Die W~,nde (0,02 mm oder auch weniger

dick) sind yon zahlreichen kleinen Poren durchbrochen. Sie kommen im ganzen Mesokarp einzeln oder in Gruppen vor und lassen sich.dureh Dl~ck leicht yore weichen Gewebe trennen.

4. E n d o k a r p (Fig. 54). Die hauptsKchlichsten Elemente dieser harten Hiille sind die Steinzellen, yon derselben GrSsse und Gestalt wie die des Meso- karps (obschon gewShnlich dickwandiger). In der dem Mesokarp zugekehrten Wand Liegen Fasern parallel mit der Fruchtachse, und gleiche Fasern bilden die innere Schicht der Hiille (11).

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5. Jahrgang. ] 1. September 190ZJ A .L . W in ton , Anatomie des Beerenobstes. 813

Dank der be- deutenderen

Gr6sse der Stein- zellen bei verh/ilt- nissm~ssig diin- her Wand lassen sich die Kerne der Hucklebeeren leichter zwischen den Zii, hnen zer- malmen, sis die der Preisselbee- ren.

B. T e s t a .

Sis besteht nur aus einer Zell- schicht, welche naeh dem Weg- schneiden des En-

doSperms ent-

Fig. 54. H a c k l e b e e r e . Querschnitt des Endokarps und Samens~ Yergr. 160. End Endokarp mit grossen isodiametrischen Steinzelleu and engen liingsgestreckten Fasern lf; S Testa; N hyaline Schichf.

(Nueellus}; E Endosperm.

Fig. 55. H u c k l e b e e r e . Testa in der Flltchenansicht, Vergr. 300.

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| Zeit~chr. f. Untm'm~hung 814 R e f e r a t e. - - Spirituosen und Essig. ld . Nahr.~ u. (]~ln~mittel.

fernt und im Fliichenschnitt s tudirt werden kann. Die meisten Zellen gestaiten sich phantastisch mit welligen Konturen und erreichen oft 0,2 mm L~nge (Fig. 55). WunderschSne Netzformen zeichnen die W/inde aus. Die rundlichen Poren haben 0,004 mm Durchmesser. Diese Halle ist hSchst charakteristisch. Die Raphe ist nicht auffailend.

C. E n d o s p e r m und D. E m b r y o gleichen in Struktur und Form denen der Preisselbeere.

I lL Mikroskopische Untersuchung der Hueklebeer-Konserven.

Die charakteristisehen Bestandtheile sind die grossen Zellen des Meso- und Endokarps und die netzartigen Zellen der Testa. Steinzellen des Meso- karps sind durch die ganze Masse zerstreut, abe t die des Endokarps sollten im Querschnitt untersucht werden. Die Testa sieht man am besten im Flitchen- pr i iparat .

Refera te .

Spirituosen und Essig. O. Saare und H. H a n o w : B e s t i l n m u n g des A e t h y l a l k o h o l s im F u s e l 5 1 .

I Zeitschr. Spiritusindustr. 1902, 25, 68. 50 ccm Fusel51 wurden im Scheidetrichter mit 100 ccm der amtlich vorge-

schriebenen ChlorcalciumlSsung ausgeschiittelt und nach Ablassen des letzteren noch zweimal mit je 50 ccm der LSsung nachgewaschen. Von den vereinigten Ausschfitte- lungen warden 100 ccm abdestillirt und das specifische Gewicht des Destillates pyknometrisch bestimmt; es ergab sich eia Alkoholgehalt yon 14,88~

Um die Zuverl/issigkeit des Resul'tates festzustellea, warden 50 ccm des Fusel51s mit 5 ccm reinem Alkohol vermischt und das Gemisch wie oben behandelt Das Destillat enthielt 12,36 ccm Alkohol; davon stammten 7,44 ccm aus dem Fus#lfl, also waren yon dent zugefiigten Alkohol 4,92 ccm enthalten. Es wurden nun ferner 10 ccm des Alkohols mit 100 ccm Wasser gemischt und darin der A l k o h o l ~ a l t pyknometrisch bestimmt; gefunden wurden 9 ccm Alkohol i n 100 ccm; es waren also (ohne Rficksicht auf die Kontraktion) in 110 ccm ~ 9,9 oder aus 55 ccm 4,95 ccm Alkohol enthalten.. Die Bestimmung war also genfigend genau.

Das RohfuselS1 enthielt 71,0 Vol.-~ Fusel51, nach der amtlichen Anweisung ermittelt. Die Zusammensetzung des RohfuselSls war demnach anzunehmen als:

Fusel51 Aethylalkohol Wasser 71,0 Vol.-~ 14,9 Vol.-~ 14,1 VoL-~

Zur Kontrolle, ob der Rest thats/ichlich Wasser sei, wurdea 10 ccm RohfuselS1 [nit 30 ccm Chloroform in einem Messrohre ausgeschfittelt, wobei FuselS1 und Aethyl- alkohol sich 15sell und das Wasser sieh ausscheiden musste. Es wurde eine Aus- scheidung von 1,4 ccm erhalten, d. h. 14~ Wasser. Die obige Zusammensetzung des RohfuselSls war algo zutreffend. H. R~'t~er.