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690 N. Simanowski: Beitriige zur Anatomie des Kehlkopfs. oder aucb in Glycerin einschliessen. Es ist gut die Fiirbemittel mSglichst verdtinnt und nicht zu lange einwirken zu lassen. Um die starke Diffusion beim Uebertragen yon Alkohol in Wasser zu mildern bediene ieh mich der feuchten Kammer. Sollten sich nach dem Farben zwischen den Schnitten Trti- bungen zeigen, so ftihre man, um dieselben zu beseitigen, naehdem entw~tssert worden ist, einen mit Nelkeniil befeuchteten Pinsel mehrmals zwischen den Schnitten dutch; aueh sin mehrmaliges abwechselndes Uebergiessen yon absolutem Alkohol und Terpen- tiniil bei schwacher Erw~trmung fiihrt zum Ziel. Im tibrigen schaden diese Triibungen der Gtite des Priiparates nicht, auch treten sie nur ein, wenn man dam Nelkentilcollodium zu concentrirt angewendet und zu dick aufgetragen hat. An Stelle des Nelkeniils kann man dam Collodium auch in Lavendeli~l l~isen. Die Methode eignet sich natilrlich auch znr Fixirung yon Schnitten, die vor der Einbettung in toto gef~trbt waren. (Aus dem anatomisehen Institute zu Strassburg, Els.) Beitr~ge zur &natomie des Kehlkopfs. Yon Dr. N. 8imanowsky aus Petersburg. Hierzu Tafel XXVI. I. Der Taschenbandmuskel. Im Jahre 1876 veriiffentlichte Rtidinger in der Monats- schrift fiir Ohrenheilkunde Nro. 9 eine Arbeit, in welcher er einen Muskel beschreibt, der in den falschen Stimmb~indern des Menschcn liings der medialen Wand des sings Morgagni gelegen ist und den er den Taschenbandmuskel nennt. Er spricht sich dartiber folgendermaassen aus: ,Der yon mir an Frontalschnitten beobachtete Muskel des i~lschen Stimmbandes hat eine etwas plattgedrtickte Form, einen Dieken-Durchmesser yon 1--2 ram. und liegt unmittelbar unter

Beiträge zur Anatomie des Kehlkopfs

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690 N. S i m a n o w s k i : Beitriige zur Anatomie des Kehlkopfs.

oder aucb in Glycerin einschliessen. Es ist gut die Fiirbemittel mSglichst verdtinnt und nicht zu lange einwirken zu lassen.

Um die starke Diffusion beim Uebertragen yon Alkohol in Wasser zu mildern bediene ieh mich der feuchten Kammer.

Sollten sich nach dem Farben zwischen den Schnitten Trti- bungen zeigen, so ftihre man, um dieselben zu beseitigen, naehdem entw~tssert worden ist, einen mit Nelkeniil befeuchteten Pinsel mehrmals zwischen den Schnitten dutch; aueh sin mehrmaliges abwechselndes Uebergiessen yon absolutem Alkohol und Terpen- tiniil bei schwacher Erw~trmung fiihrt zum Ziel. Im tibrigen schaden diese Triibungen der Gtite des Priiparates nicht, auch treten sie nur ein, wenn man dam Nelkentilcollodium zu concentrirt angewendet und zu dick aufgetragen hat.

An Stelle des Nelkeniils kann man dam Collodium auch in Lavendeli~l l~isen.

Die Methode eignet sich natilrlich auch znr Fixirung yon Schnitten, die vor der Einbettung in toto gef~trbt waren.

(Aus dem anatomisehen Institute zu Strassburg, Els.)

Beitr~ge z u r & n a t o m i e des Kehlkopfs .

Yon

Dr. N. 8 i m a n o w s k y aus Petersburg.

Hierzu Tafel XXVI.

I. Der Taschenbandmuskel.

Im Jahre 1876 veriiffentlichte R t i d i n g e r in der Monats- schrift fiir Ohrenheilkunde Nro. 9 eine Arbeit, in welcher er einen Muskel beschreibt, der in den falschen Stimmb~indern des Menschcn liings der medialen Wand des sings Morgagni gelegen ist und den er den T a s c h e n b a n d m u s k e l nennt. Er spricht sich dartiber folgendermaassen aus:

,Der yon mir an Frontalschnitten beobachtete Muskel des i~lschen Stimmbandes hat eine etwas plattgedrtickte Form, einen Dieken-Durchmesser yon 1--2 ram. und liegt unmittelbar unter

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der Schleimhaut der lateralen Fliiche des Taschenbandes, resp. an der medialen Wand der Morgagni'schen Tasche. Seinen Ursprung nimmt derselbe yon der lateralen vorderen Kante des Giessbecken- knorpels, hier angrenzend an die oberen Partien des muse. thyreo- arytaenoideus inferior. An der lateralen Fliiehc des falschen Stimmbandes nach oben und vorn verlaufend, erreieht er schliess- lich, nachdem er sich in viele MuskelbUndel gespalten hat, den seitliehen Rand des Kehldeekels, um in dessen unterer Hiilt'te gegen die obere Flache bin Anheftung zu finden."

l~ach R U d i n g e r s Besehreibung beschr~nkt sich also der Tasehenbandmuskel auf die laterale Fliiche des falschcn Stimm- bandes und hilft demnach die Innenwand des Morgagnischen Ven- trikels bilden. Aus der die Musculatur des Taschenbandes behan- delndcn Literatur, hinsichtlich deren ich auf den eben erwi~hnten Artikel verweise, in dem sic ausftihrlich behandelt worden ist, ersieht man, dass ein Theil der Anatomen diesen Muskel ftir inconstant hi~lt, die Anderen seiner gar nieht Erwi~hnung thuen, die Dritten ihn ftir BUndel erklii|'en, welche sieh yon anderen in dcr Niihe ge- legenen Muskelu (m. thyreo-arytaenoidens extern.) abspaiten sollcn 1).

R t i d i n g e r behauptet, dass dieser MuSkel bei Miinnern Ausserst selten fehle, bei Frauen dagegen in der Regel weniger stark ent- wiekelt sei.

Die Gegenwart eines solehen Muskels in einem Gebilde, wie es die falseh~cn Stimmbiinder sind, muss in der gcgenwiirtigen Auffassung, welche man yon der Function derselben hat, eine ge- wisse Aenderung hervorbringen u n d e s erseheint wahrseheinlieh, dass das Gebiet ihrer functionellen Thi~tigkeit ein grSsseres sei, als man bisher annahm. So kann dieser Muskel, wie R U d i n g e r sehr richtig bemerkt, cinch gewissen Einfluss auf die Resonanz- r~tume nnd die Stellung der falschen Stimmbiinder bei der Pho- nation haben.

Indem ieh eine allerdings relativ nur geringe Anzahl mensch- licher Kehlkiipfe, yon 15monatlichen Kindern bis zu 70jahrigen Erwaehsenen, untersuchte, bin ich, was das Vorkommen des Ta- sehenbandmuskels betrifft, ziemlich zu denselben Resultaten, wie RUdinger , gelangt. Ich finde gleiehfalls, dass dieser Muskel nur

1) Disse, s. d. Archiv, XI. 1875, bildet in 2 yon R i i d i n g e r , wie es scheint, iibersehenen Figureu den Taschenbandmuskel ab. Sp~ter (1879) gibt W. Krause , Handbuch tier Anat. II. p 421 eine Abbildung.

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sehr selten bet Mannern vollkommen fehlt, bet Frauen dagegen in der Regal nut schwach ausgebildet ist und bsi diesen letzteren offenbar auf derienigsn Stufe seiner Entwickelung stehen bleibt, die er bet Kindern in den ersten Lsbensmonaten erreieht hat. So fiel mir namentlich bet Frauen die Uebereinstimmung" dieses Mus- kels nach der Art und Weise der Anordnung und der Feinheit seiner Muskelbtindel mit den bet einem 15monatlichen Knaben beobachteten Structurvsrhiiltnissen aui:

Was die Lagerung des Muskels anlangt, so weiehen meine Beobachtungen yon denen R U d i n g e r s darin ab, dass es mir nie- mals gelungen ist, ein selbst~indiges Lager yon Muskelfasern in der Form sines isolirten Btindels namentlich an der Stelle aus- findig zu machen, wo sie R i i d i n g e r angetroffen und abgebildet hat. In der grSssten Anzahl der yon mir untersuchten F~lle nahm der Taschenband-Muskel eins Stelle nahe dem Centrum dsr falschen Stimmb~,tndersubstanz sin und bildete hier oft ziemlich starke Gruppen yon Muskelbiindeln, welche das falsche Stimmband in sagittaler Riehtung durchsetzten and in den mikroskopisehen Frontalsehnitten daher sich auf dem Quersehnitt prasentirten. Bis- weilen liegen die Muskelfasern nieht in ein, sondern in zwsi und drei Btindel angeordnet; mehr nach vorne zu yon dicsen BUndeln finden sieh auf den Frontalschnitten nicht selten noch feinere Muskelbiindel, die oft nur aus einzslnen Muskelfasern bestehen.

Es ist allerdings richtig, dass die gr~issere Zahl disser feineren MuskelbUndel iifter gegen die mediale Wand der Morgagni'schen Tasche geriehtet war, als umgekehrt, mithin also eine Richtung einhielt~ in welcher der yon R t i d i n g e r beschriebene Muskel ver- laufsn soll. Doch habe ich es niemals beobaehtst, dass diese fsinen Muskelbtindel sich vereinigten, um einen besonderen star- keren Zug zu bilden; auch konute ich reich nicht davon iiber- zeugen, dass die Fasern dicht unter dsr Schleimhaut gelegen seien. Naeh msinen Bsobachtungen liegen sie vielmehr mittsn in der Substanz der falschen Stimmb~inder ,selbst, umringt yon den da. selbst bsfindlichen Drtisen. Theilt man die ganze Liinge der Sehleimhautfalte, die die falsehen Stimmbander bildet, in drei gleiche Thsile, so findet man, dass der Muskel in vislen F~llen, und namentlich dann, wenn er gut ausgebildet ist, iblgenden Vsr- lauf zeigt: In der Mitts des L~ngsdurchmessers des falschen Stimmbandes nimmt der Musksl den ganzen o b e r e n Theil des

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Bandes ein; er reieht aber aueh his zum unteren Drittel der das i~lsehe Stimmband bildenden Sehleimhautfalte hinunter.

Gegen den Schildknorpel hin, also im vorderen Drittel des Morgagni'schen Bandes, steigt der Muskel zuweilen noeh tiefer hinab; gegen die Giesskannenknorpel hin nimmt er dagegen einen geringeren Raum in der Substanz der falschen Stimmbiinder ein and liegt, wio wit es spliter noch n~iher erSrtern werden, hSher. An dem letztgenannten Orto nimmt auch das ~lsche Stimmband in Folge der Vermehrunff der es durehsetzenden Drtisen an Urn- fang zu. Zuweilen st~sst man aufKehlk~pfe, in denen der Muskel so stark entwickelt ist, dass er die ganze Dieke des fa.lsehen Stimmbandes einnimmt, so dass dieses letztere dann wegen seines Reichsthums an Muskelgewebe der Structur der wahren Stimm- b~nder sich n~ihert. In diesen F~illen ist dann die Drtisenmenge auffallend gering, w~ihrend die einzelnen Muskclbtindel, indem sie sieh welter ausbreiten, bisweilen die Schleimhaut erreichen. Auf Tafel XXVI Fig. 1 A ist ein solehes Priiparat abgebiidet, welches den oft vorkommenden Reichthum an Muskelgewebe im falschen Stimmbande gut illustrirt.

Auf Tafel XXVI Fig. 1 B habe ich den nnteren Rand (die zwi- schen a und b d e r Fig. I A liegende Strecke) der i~lsehen Stimm- b~nder desselben Pr~iparates in vergrSssertem Maassstabe aufge- zeichnet, um die Btindel der querdurchschnittenen Muskelfasern, die mehr oberfl~ichlieh unter der Schleimhaut liegen, deutlicher zu zeigen. Es geh~rt diese "Abildung allerdings zu einem Pr~iparat, das uns dureh seinen ausserordentlichen Reichthum an Muskeln auffiel. Doeh will ich bemerken, dass ich bei dem relativ be- schr~nkten Materiale, das ich untersuehte, mehrmals auf einen ~ihn- lichen Muskelreiehthum stiess.

Auf vielen Pr~iparaten fand i e h ausser den querdureh- sehnittenen Muskelfasern auch solche, die auf dem Querschnitt in der Schief- nnd L~ingsrichtung verliefen. Letztere sind auf Taf. XXVI Fig. 1 B (front. M. M.) zu sehen. Diese FaserzUge verlaufen in der Regel in einer etwas schiefen Richtung dureh den oberen Ab- sehnitt der falschen Stimmb~inder in zierlieh wellenfSrmiffen Win- dungen und verlieren sieh dann in der Riehtung zu der inneren Oberfl~iche des Schildknorpels.

Zuweilen zweigen sieh yon diesen eben beschriebenen Mns- kelbttndeln einzelne Fasern ab, die F~cherartig in die eigentliche

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Falte der falschen Stimmblinder ausstrahlen, wobei sie, sich in immer feinere Muskelfasern theilend, in der FaKe nach abwarts verlaufen, um stellenweise his fast an die Schleimhaut zu reichen. Diese Faserziige nehmen gew(ihnlich den yon den sagittalen Fasern freigelassenen Raum ein and dr~tngen sich zwischen die hier in Menge befindlichen Drtisen. Sie finden sich, ebenso wie auch die feineren querdurchschnittcnen sagittalen Muskelbtindel, in griisserer Anzahl in der :Nahe der medialcn Wand der Morgag'ni'schen Tasche. Einc gewisse Gesetzm~issigkeit in dem Mengen-Verhaltnisse der sagittal and frontal verlaufenden Btindel untereinander habe ich nicht bemerken kiinnen. In den einen Kehlk(ipfen wiegen auf dem Frontalschnitt die querdurehschnittenen, in den anderen die schief- oder liingsgetroffenen Fasern vor. Bei einem 19jahrigen Jtingling fehlten die querdurchschnittenen Fasern beinahe g~tnzlich und fand man an ihrer Statt (auf den Querschnitten des Bandes) rclativ stark entwiekelte Langsfaserztlge, die also die Substanz der falschen Stimmbander in mehr |~ontaler Riehtung facherartig durch- zogen and bis fast an das submuciise Gewebe des untersten Theils der die falschen Stimmbander bildenden Falte reichten, um hier zwischen den Drtisen zu endigen. Bei einem 61jahrigen Manne dagegen land ieh beinahe ausschliesslich sagittale BUndel, dcren Hauptmasse in dem oberen Drittel des Bandes lag; wahrend Gruppen kleinerer Muskelbtindel sogar bis zur unteren Grenze des mittleren Drittel desselben reichten. Aus ahnlichen individuellen Verschiedenheiten miigen sieh auch die oben erwahnten Differen- zen in den Angaben yon Rt id inger and mir erkliiren.

Bei der Untersuchung des Ursprunges sowohl der Frontal- als Sagittalbtindel konnte ich an vielen Praparaten constatiren:

1) dass die Sagittalmuskeln mit den benaehbarten an der lateralen Wand der Morgagni*schen Tasche befindliehen m. m. thyreo-arytaenoideus and thyreo-ary-epifflottieus (I-Ienle) in ke i - n e r l e i Zusammenhang sieh befanden. Diese letzteren gelangen in manchen Fallen nach oben zu nicht einmal bis an den Grand der Morgagni'sehen Tasche, so dass zwischen ihnen und den Mus- keln der falschen Stimmbander ein ansehnlicher muskelfreier Raum iibrig bleibt. In anderen Fallen sah ich die an der lateralen Wand der Morgagni'schen Tasche gelegenen Muskeln, die sich auf den Praparaten bald quer, bald schief durehschnitten prasentirten, den oberen blinden Grand der Morgagni'schen Tasche tlbersehreiten

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und, die Richtung nach oben und etwas medianw~trts beibehaltcnd, in schiefer Direction den oberen Theil der falschen Stimmb~tnder durchlaufen, um sieh schliesslich wahrseheinlich an der Seitenwand des Kehlkopfes zu verlieren. (Vgl. Fig. 1 A. m. thyr. ar. ext.) Von diesen Muskein entspringen denn auch zum Theil die bereits oben besehriebenen in der Substanz der falschen Stimmbiinder schieffrontal verlaufenden Muskelbiindel.

2. Es liess sich ferner feststeUen, dass ein anderer Theil der in den falschen Stimmbandern sehief-frontal verlaufenden Muskel- bUndel mit den benaehbarten Muskeln in keinerlei Zusammen- hange standen. Es zeigt sich an mikroskopischen Schnitten zwei- fellos, dass dieselben yon der Wand des Kehlkopfes, zwischen den quer- und sehiefdurchsehnittenen MuskelbUndeln des m. thyreo-arytaenoides externus ihren Anfang nehmen und sich direct in die falsehen Stimmb~nder beffeben, am in denselben in der bereits erwithnten Weise zu enden. Es ist mir leider nicht gelungen, diese im wesentlichen frontal verlaufenden Muskelbtindel (s. Fig. 1 B t~ont. M. M.) durch Messer-Priiparation zu isoliren, denn obsehon sie mikroskopisch sehr deutlich wahrnehmbar sind, zeigen sie sich im Verhiiltniss zu dem miiehtigen mit Drtisen durch- setzten Bindegewebslager doch nur schwach entwickelt.

Um den Beginn, Verlauf und die Anhei%ungsweise der s a g i t t a le n Tasehenbandmuskeln festzustellen, fertigte ieh mir noch vollst~tndige Serien yon Frontalschnitten in der Riehtnng yon dem Schild- zu dem Giesskannenknorpel an. An dem Sehildknorpel ist die das falsche Stimmband bildende Sehleimhautfalte ziemlieh dtinn und relativ arm an Driisen; im weiteren Verlauf verdiekt sieh dieselbe in allen ihren Dimensionen namentlich dureh Zunahme der DrUsensubstanz und des interstitieIlen Bindegewebes; in der ~ ihe der Giesskannen- knorpel besteht sie sehliesslich in ihrer ganzen Dieke beinahe nur aus DrUsen.

Auf den ersten Sehnitten, vom Schildknorpel an gereehnet, erseheint die ganze Dicke des falsehen Stimmbandes yon den querdurehschnittenen Muskelbiindeln eing'enommen, zwiseben wel- chen zuweilen aueh liingsgetroffene zn sehen sind. Auf weiteren den Giesskannenknorpeln sieh nlthernden Sehnitten verdickt sich das falsehe Stimmband im Ganzen, w~ihrend der Muskel, wie es auf den Frontalschnitten zu sehen is~, eine hiJhere Lage als friiber, d. h. eine dem Kopfe mehr geniiherte Lage einnimmt. So kommt

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es, dass wenn in den ersten - - dem Sehildknorpel niiher geleg.enen - - Sehnitten, der Muskel zwei Drittel der Dieke des falsehen Stimmbandes einnahm, er jetzt nut die Hitlfte desselben umfasst; nut die Frontalbtindel, wenn solehe tiberhaupt vorhanden, reiehen tiefer herab. In der Niihe der Giesskannenknorpel finden sieh sehliesslieh querdurchsehnittene Muskeln nut noch im oberen Theil der Sehnitte, an der Basis des falschen Stimmbandes; der untere Theil ist ganz yon Drtlsen e!'ftillt, zwisehen welehen hin und wieder spi~rliehe Frontalbtindel verlaufen. Die grSsste Masse dieser letz- teren, die ant den in der :Nithe des Sehildknorpels ang.elegten Sehnitten sieh in dem oberen Theil des Stimmbandes befand, ver- liiuft nun, in tier h~ahe des Giesskannenknorpels, in sehiefer Rich- tung. am falsehen Stimmbande vorbei, und ist h(iher gelegen, als die Basis der Falte, die das Band bildet.

Untersucht man mikroskopiseh dutch Pri~paration den Beginn und die Insertion des Hauptmuskels des falschen Stimmbandes, d. h. der sag.ittalen Fasern, so findet man, dass derselbe yon der late- ralen Flitche des Giesskannenknorpels entspring.t und an der Basis der Epiglottis inserirt.

Was die Function der hier niiher g.esehilderten Muskeln der falschen Stimmbi~nder anlangt, so k~nnen die sagittalen BUndel die Tasehenbander ersehlaffen. Die fronto-vertieal, resp. sehief verlaufenden Muskelfasern k(innen die Falte selbst, welehe das Stimmband bildet, verktirzen, dabei meehaniseh das Secret aus den daselbst befindliehen Drtisen herausdrtieken und zugleieh die H(ihle der Morg.ag.ni'sehen Tasehe verffr~issern, indem sic ihre spalt- F6rmig.e Oeffnung. in eine klaffeUdere und weitere umwandeln. Es ist unzweifelhaft, dass Alles dieses einen bestin, mten Einfluss so- wohl auf die Phonation, als aueh namentlieh auf die Erzeugung des bestimmten, Jedem eig'enthiimliehen Klang.es der Stimme, als aueh auf den Grad der Resonanz des dureh den Kehlkopf erzeugten Lautes haben muss. Es ist vielleieht mSglieh dutch die Geg.en- wart dieses Muskels in den falsehen Stimmbi~ndern jene pathologi- sehen Falle zu erkl~tren, in denen die yon einer sog.. eatarrhali- sehen Paralyse der wahren Stimmb~tnder bei~llenen Kranken noeh zu phoniren im Stande sind. Die Phonation mUsste dann mit Hilfe der Taschenbander g.esehehen.

Ieh will nun noeh mit einig.en Worten der Befunde an den KehlkCipt'en yon Frauen g.edenken. Wie erwithnt, sind die in Rede

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stehenden Muskeln bet ihnen nur unvollkommen entwiekelt, oft nur auf einzelne Muskelbtindel besehriinkt und zuweilen nur mit Mtihe aufzufinden. Auf Grund der yon mir untersuchten Priiparate glaube ich annehmen zu dtirfen, dass diese Muskeln sich bet ihnen naeh der Geburt nicht wetter entwickeln, sondern auf der Stufe stehen bleiben, wie ich sic bet Kindern in den ersten Lebens- monaten vorfand.

So fand ich bet 2-, 3- und 5j!ihrigen Knaben diese Muskeln sehon ziemlieh gut entwickelt, w~thrend z.B. bet einem 24j~thrigen Mi~dchen, wie ~esagt, die Anordnung der Muskelbtindel und Fein- heit der einzelnen Fasern sieh auffallend den bet einem 15mortar- lichen Knaben g'efundenen Verh~tltnissen niiherten.

Es frligt sieh nun, in welcher Weise diese Muskeln zu der relativ bedeutenden Gri~sse, wie man sie bet erwachsenen Mitnnern finder, heranwachsen. So viel es mir mSglich war, diese Frag'e n~ther zu verfolgen, komme ich zu der Ueberzeugung, dass hiebei sowohl die Zahl der Muskelfasern sich vermehrt als auch jede ein- zelne Faser an Umfang zunimmt.

In der Hoffnung aueh bet Thieren einen iihnliehen Muskcl aufzufinden, untersuchte ieh die Kehlktipfe vom Ochsen, Schaf, yon der Gemse, dem Hund, der Katze, dem Schwein, Kaninehen und Hasen. Bet der Mehrzahl dieser Thiere sind die falschen Stimm- bander entweder sehr wenig aus~ebildet oder eben gar nicht vor- handen. Nut beim Sehwein, bet der Katze und namentlich beim Hunde sind dieselben besser entwickelt. Doeh habe ich nirg'ends einen ~thnlichen Muskel wie beim Mensehen in ihnen auffinden k~innen. Es sind mir dabei jedoch einige Eigenthtimlichkeiten in dem Gewebe der falschen und wahren Stimmblinder dieser Thiere aufgefallen, derer ieh sehliesslich kurz gedenken will. So ist z. B. bet dem Schafe die freie Fl~iehe beider Stimmb~tnder in eine grosse Anzahl yon Schleimhautfalten gelegt, die sehr reich an trauben- f'6rmigen DrUsen sind. Dagcgen sind sowohl bet dem Schweine, als beim Hunde die DrUsen nut in geringer Zahl vorhanden. Bet den Hunden fand ieh das Gewehe der falsehen Stimmbander in ihrer ganzen Ausdehnung am freien Rande verknorpelt. In solchen Fiillen befinden sich die DrUsen hinter dem Knorpel und erSffnen sich durch denselben hindureh in die Tasche. Es hat mir leider die Gelegenheit gefehlt aueh KehlkSpfe yon Affen zu untersuchen. Es w~re miiglich, dass in den falsehen Stimmb:,tndern derselben,

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wenigstens der anthropoiden Formen, sich ein dem Taschenband- Muskel des Menschen homologer Muskel vorfindet.

IL Die Nervenendigungen in den wahren Stimmb~ndern des Menschen und der S~ugethiere.

Es ist a priori anzunehmen, dass ein Organ wie der Kehl- kopf, tier einer h~ichst vollkommenen und detaillirten Function vorzustehen die Aufgabe hat, sich durch einen besonderen Reich- thum an :Nervenfasern auszeichnen mUsse. Die ausserordentliche Empfindlichkeit der Kehlkopfschleimhaut tiberhaupt und in specie der wahren Stimmbander, physikalischen wie chemischen Reizen gegenUber, ist denn auch zur Gentige Jedem bekannt, der einmal Gelegenheit gehabt hat an und in dem Kehlkopfe zu manipuliren. Es dtirfte daher nieht ohne Interesse sein dem mikroskopischen Verhalten der Kehlkopfnerven, namentlieh an den Chordae vocales, niiher nachzugehen.

Makroskopiseh sind die hTerven des Kehlkopfs ziemlich genau erforseht nnd wenn es auch in tier Frage tiber die Innervation des Larynx noeh einige dunkle Puncte giebt, so kiinnen wit doch die Hauptsachen als sichergestellt ansehen. Die Frage naeh dem mikroskopischen Verhalten der Kehlkopfsnerven und nach ihren Endigungen ist bisher nut wenig-behandelt worden.

Zwar sind bereits einige Versuehe gemaeht women, die Ver- h~tltnisse der hTervenendigungen in dem Kehlkopfe festzustellen; das bisher erlangte Resultat kann jedoch nieht als ein befi'iedi- gendes bezeichnet werden. So hat B o l d y r e w l ) , indem er die Sehleimhaut des Kehlkopfes yon Siiugethieren naeh Cohnhe im ' s Methode mit Goldehlorid behandelte, in der subepithelialen Schicht sin Nervengeflecht gefunden, yon dem einige Primitivfasern naeh seiner Beschreibung frei in dem Gewebe mit einer unbedeu- tenden Verdiekung endigten, wahrend andere in eine k~rnige granul(ise, yon einer kernhaltigen Seheide umgebene Masse tiber- gingen. Leider begnUgt sich der Verfasser mit dieser kurzen Be- schreibung und ist es hiebei zu bedauern, dass seiner Abhandlung keine Abbildungen beigelegt sind.

1) B o l d y r e w , Beitriige zur Kenntniss der Nerven, Blut- und Lymph- gef'~sse der Kehlkopfsschleimhaut. Dieses Archiv Bd. VII. 1871. S. 166.

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Ferner ist die Arbeit yon v. L u s c h k a ' ) zu erwiihnen. Er macerirte die Schleimhaut des Kehlkopfes in eincr schwachen L~isung yon SalzsRure und constatirte einen grossen Reichthum yon Nervenfasern, die in dem Gewebe ,netzartige Geflechte" bil- deten. Die Nervenendigungcn prlisentirten sich ihm in der Form yon eigenthtlmlichen birnfiirmigen oder ovalen Kiirperchen, die eine Breite yon 0,0035 mm. hatten und keine sic isolirende Schcide zeigten. In jedem solehen K(irperchen verlRuft ein feiner Axen- cylinder, der in demselben, bald hiiher, bald tiefer, abgerundet nnd meist etwas aufgetrieben endet. Die das knopffSrmige Ende des Axencylinders umgebende, sich jedoch, der fast gleichen licht- brcchenden Eigenschaft wegen, vom Axencylinder nicht immer scharf abgrenzende Substanz der Kiirperchen zeigte sich bald ho- mogen, bald fein ~'anulirt, indem sic nur ausnahmsweise eine wechselnde Anzahl feiner Molektile einschloss.

L u s e h k a fUgt dieser Besehreibung nichts weiter hinzu und erwRhnt nicht einmal, an welcher Stelle des Kehlkopfes cr diese Endigungen gesehen hat. Leider vermisst man auch hier wiederum Abbildungen, was um so misslicher ist, als es nach seiner Beschrei- bung sehr schwierig ist, sich eine klare Vorstellung yon den yon ibm beschriebenen Nervenendigungen zu bilden. Er beruft sich zwar aufAbbildungen, die in derArbeit yon M i e h a e l - F r e y f e l d - S zabadf i i ldy s) ersehienen sind und sagt,, die yon letzterem in der Schleimhaut der Zunge gefundenen Nervenendigungen Rhnelten sehr den yon ihm beobachteten; doch kiinnen diese Abbildungen, weil sie sehr schematisch gehalten sind, kaum zur Aufkliirung dessen dienen, was L u s c h k a im Kehlkopfe gesehen hat.

Fcrner sah L i n d e m a n n die Nervenfasern an der hinteren oder unteren OberfiRche der Epiglottis des Menschen in Form yon Endkolben endigen; auch fand er in der submuciisen Schicht der Epiglottis des Menschen Nervenganglien.

Da in der letzteren Zeit sowohl in der Epiglottis als aueh in

1) Luschka, Die Schleimhaut des Cavum laryngis. Dieses Archiv Bd. V. 1869. S. 127--136.

2) Michael-Freyfeld-Szabadfgldy. Virch. Arch. Bd. 38. 1867. S. 177--183.

3) Lindeman n, Ueber die Nerven der Kehlkopfschleimhaut. Zeitsehrift f. rationelle Medic. 3. Reihe. Bd. 36. S. 148 ft. 1869.

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anderen Theilen des Kehlkopfes Gebilde anfgefunden worden sind, die mit den schon lange bekannten Geschmacksorganen in der Zunge der Form nach grosse Aehnlichkeit darbieten, so halten wir es ftir nothwendig dieser letzteren mit einigen Worten Erwiibnnng zu thuen. Diese Bildungen sind bekanntlich zuerst in der Znnge der Stiugethiere gleichzeitig yon Lov~n ' ) and S e h w a l b e ~-) ent- deckt nnd sehr genau beschrieben worden. Schon damals sind bereits Vermuthungen fiber den Zusammenhang dieser Gebilde mit dem Nervensystem ausgesprochen women. (Lovdn, t tSn ig- schmi ed, SertoliS). Hi~n igs chmied 4) lieferte auch hbbildungen, die in htichst fiberzeugender Weise den unmittelbaren Znsammen- hang der Nervenfasern mit den Geschmaeksorganen bei der Katze illustrirten. Weitere Untersuchungen desselben Verfassers in Ge- meinschaft mit V i n t s c h g a u 5) ergaben, dass nacb einer Durch- schneidung des n. glossopharyngeus am Kaninchen rapide degene- rative Processe in den Geschmacksorganen an der entsprechenden Seite der Zunge Platz griffen. Dieses Experiment bewies den un- mittelbaren Zusammcnhang dicser Gebilde mit dem Nervensystem. Spiitcr sind diese Versuche nochmals yon V i n t s c h g a u ~) und aach yon R a n v i e r 7) mit dem gleichen Erfolge wiederholt worden.

Den Untersuehungen yon V'erson s) war es vorbehalten, in der Epiglottis des Menschen sog. becherftirmige Organe, Bildungen, die den an der Znnge gefundenen sehr tihnlich waren, aufzufinden. Es war ihm jedoch nieht gelungen einen Zusammenhang derselbcn mit dem Nervensystem ansfindig zu machen, deswegen traut er kS sigh auch nicht zu, denselben den Character rein nervttser Bil-

1) C h r i s t i a n Lov~n, Dieses Archly Bd. IV. S. 96. 1868. 2) G. Sehwalbe~ Dieses Archly Bd. IV. S. 154. 1868. 3) E. S e r t o l i , in ,Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und

der Thiere" yon Moleschot t . Bd. XL S. 403. 1876. 4) H S n i g s c b m i e d , Beitr. z. mikr. Anat. d. Geschmacksorgaae der

Siiugethiere. Zeitschr. f. wissensch. Zooh Bd. XXIII. S. 414. 1873. 5) M. v. V i n t s c h g a u , Beobachtungen tiber die Ver~nderungen der

Schmeckbecher nach Durchschneidung des n. glossopharyngeus. Pflfig. Arch.X.~(III. 6) Vi n t s c h g a u und HSnigs chmied, Nerv. glossopharyng.u.Schmeck-

becher. Pfliig. Arch. Bd. XIV. 7) R ~ n v i e r , Trait~ technique d'histologie, S. 949. 1882. 8) V erson , Stricker's Handbuch.

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dungen bcizulegcn. W. K ra us e 1) sah sic gleichfalls in der Epiglottis und erkltirt sie ftir vollkommen gleich mit den Geschmacksorganen der Zunge, well sie nach seiner Meinung mit den Nerven in Ver- bindung standen. Achnliche Gebilde sind auch bei vielen Thieren gefunden worden.

Die interessantesten Untersuchungen in dieser Riehtung sind vor Knrzem yon Dav i s 2) verSffentlicht worden. Bei Hunden fand er die becherfiirmigen Organe in den versehiedensten Abschnitten des Kehlkopfes; so im zweiten Viertel der Hinterfliiehe des Kehl- deckels, auf dem lig. ary-epiglottieum, der Innenfltiche des Giess- kanncnknorpels, zahlreich aueh auf der freien Fltiche des unteren Stimmbandes, nahe dessen hinterer Insertion hart an der Grenze des mit einer wellenftirmigen Linie endigenden Flimmerepithels. Auf den falsehen Stimmbiindern und in dem sinus Morgagni fand er dieselben nicht vor. Bei der Katze, dem Kaninehen, Kalb und Sehwein waren die Becher auf die hintere Fliiche der Epiglottis und die Giesskannenknorpel besehrlinkt.

Bei erwachsenen Mensehen beginnen nach seiner Angabe die Beeher bereits 3,5 mm unter der Spitze des Kehldeckels und er- streeken sich so welt, als die nicht flimmernde Auskleidung des larynx reieht, mit A u s n a h m e d e r S t i m m b i i n d e r . Die Inneniitiche der ligg. ary-epiglottica, wenigstens in ihrem oberen Theile, enthi~lt keine Beeher, dagegen ist die Innenfltiche der pars arytaenoidea an denselben reich. Ihre Grtisse variirt bei dem Menschen mehr als bei den Handen; bei den letzteren wiederum mehr als bei dem Kaninchen, Kalb und Schwein.

Der Zusammenhang dieser in deIn Kehlkopfe entdeckten Ge- bilde mit Nerven ist bisher nicht bewiesen worden. Dav i s be- hauptet zwar Nerven gesehen zu haben, die zu den Beehern ver- liefen, kennt aber die Art ihrer Vereinigung mit den Beehern nicht. Auf die oben citirten Arbeiten yon v. V i n t s e h g a u und Hi inig- s c h m i e d sich sttttzend, glaubt er in diesen Bildungen den Ge- schmacksorganen der Zunge ithnliche Endorgane sensibler Nerven erblicken zu sollen.

1) W. K r a u s e , Handbuch der allgemeinen und mikrosk. Anatomic, 1876. S. 197.

2) Davis , Die hecherftirmigen Organe des Kehlkopfes. Diese~ Archly Bd. XIV. S. 158--167.

Archiv f. mikr~sk. Ana~omie, Bd. 22. 46

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702 N. Simanowsky:

Aus dem Angeftihrten ist also zu ersehen, dass tiber die Nervenendig'ungcn in dem Kehlkopf~ tibcrhaupt bisher nur sehr weniff, speciell tiber die Endigung'en der Nerven in den wahren Stimmb~tndern aber so gut wie gar nichts Positives bekannt ge- worden ist.

Die yon uns unternommenen Untersuchunffen, die sich auf. die wahren Stimmblinder der Situffethiere und des Mensehen er- streckten und nach den weiter unten angeg'ebenen Methoden aus- ffeftihrt wurden, lassen sich in zwei Reihen trennen.

In dem einen Falle wurde das naeh einer bestimmten Methode bearbeitete Pr~parat unter der Lupe zerzupft und in Glycerin unter- sueht, wobei auf die Beziehungen der daselbst befindliehen hTerven zu den tibrigen Geweben besonders ffeachtet wurde.

In dem anderen Falle wurde das in bestimmter Weise behan- delte Priiparat erhiirtet und in feine Schnitte zerlefft.

In dem ersteren Falle wurden nun die Pr@arate in folgender Weise behandelt: Nachdem kleine Sttickchen aus den wahren Stimmbi~ndern mit dem in denselben befindlichen Muskel (m. thyreo- arytaenoid, intern.) herausg'esehnitten waren, wurden dieselben auf 5--10 Minuten in eine 5 % L(isung yon Ameisensiiure oder yon fi'isch ausgepressten Citronensaft hineingelegt. Hierauf wurden sic auf 15--20 Minuten in eine 1/~--1% Goldehloridl(isung g'e- braeht, yon dort wieder in die 5 % Ameisensaure transportirt, wo- selbst sic an einem dunklen Orte so lange aufbewahrt wurden, bis eine vollkommene Reduction des Goldes eingetreten war. Es pflegte dies in 2--4 Wochen der Fall zu sein.

Bei mikroskopisehcr Betrachtung tier geh(iri~ zerzupften Prii- parate in Glycerin fiel zuniichst der ausserordentliche Reichthum an doppeltconturirten Nervenfasern auf, die in dichten BUndeln alas Gewebe durehsetzten. Dort, wo die Reduction des Goldes nicht zu tibermassig war, konnte man die sehwachen Conturen der Schwann'- schen Scheide, stellenweise selbst ihre Kerne erkennen. Viele Ner- venfasern trennten sieh yon ihrem Btindel, bogen, kleinere oder gr(issere Schlingen bildend, ab, um sieh mit anderen NervenbUndeln zu vereinigen.

Gew~hnlieh beginnen die dicken Btindel sich zwischen den Muskelfasern dichotomisch zu theilen und bilden so Verzweigungen, die einige Aehnlichkeit mit Giinseftissen haben; diese letzteren theilen sich wiederum in einzelne Fasern, die nun direkt beinahe

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zu jeder einzelnen Muskelfaser verlaufen, um an der Oberfliiche der- selben in der bekannten Weise mit moLorischen Platten zu enden.

Ein anderer Theil der Nervenfasern begiebt sich, in Btindel angeordnet, zu der Epithelialschicht. Ihren weiteren Verlauf zu vel~iblgen, war bei diesem Verfahren nicht mSglich, da die Epithel- schicht gewiihnlieh abgel(ist war.

Die verwickeltere Frage tiber die Endiguugen der Nerven in dem Epithel der wahren Stimmb~tnder machte anfangs viele Schwierigkeiten. Denn, wenn auch die ttistiologie in dem Gold- chlorid ein treffliches specifisches Tinctionsmittel flir die Nerven- substanz gefanden hat, so deutet doch schon die Menge yon Va- riationen, in welchen diese Tinctionsmethode yon verschiedenen Autoren angewendet wird, darauf hin, dass man sich bei der Be- arbeitung verschiedener Organe und Gewebe niemals auf eine und dieselbe Behandlungsweise verlassen kann. Offenbar hiingt die Erlangung tines wtlnschenswerthen Resultates mit Hilfe dieses Reactives yon der Auffindung einer ftir den gegebencn Fall mchr oder minder passenden Modification dieses Impritgnationsverfahrens ab. Jedes Organ mit dem ihm eigenthtimlichen Gewebe hat seine bestimmten physikalisehen wie ehemischen Eigenschaften. Diese sind offenbar die Ursache, weshalb sich verschiedene Gewebe einer and derselben Behandlungsweise gegentiber sehr verschieden ver- halten. Indem wit die verschiedenen, yon C o h n h e i m 1), R a n v i e r 2) L S w i t a) and P f i t z n e r 4) empohlenen Methoden der Goldchlorid- behandlung durchprobirten, fanden wit, dass die you R a n v i e r und L i iwi t sich fUr unseren Fall am meisten eigncten.

Die gelungensten Pr~tparate erhielten wit nach folgenden zwei Modi derBearbeitung. Wir entnahmen genUgend kleine Stliekchen des wahren Stimmbandes, indem wir sic wo mSglich you ganz frisehen KehlkiSpfen mit einer krummen Scheere vorsichtig yon dem unterliegenden Gewebe abtrugen and dabei jede unniithige Berlihrung des Instrumentes mit ihrer Oberfi~che vermieden, weil

1) J. Cohnheim, Ueber die Endigung der sensiblen Nerven in der Hornhaut. Yireh. Arch. Bd. 38. S. 343. 1867.

2) Ranvier 1. c. p. 813 eL 826. 3) LSwit, Die 2~erven der glatten Muskulatur. Wien. Acad. Ber.

LXXXI. 1875. 4) P fit z n e r, Nervenendigung im Epithel. Morphol. Jahrbuch Bd. VII.

S 727. 1882.

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dadurch leieht das Epithel beschlidigt werden kann. Namenflich suehten wit des in die rima glottidis vorspringenden Randes des wahrenStimmbandes habhaft zu wcrden. DieserTheil sitzt seiner Unterlage lest auf und muss desshalb im Schnitt abgetragen werden, wahrend die Schleimhaut sowohl oberhalb zu den Morgagni'schen Taschen hin, als aueh nach unten, der Trachea zu, sich leicht yon ihrer Unterlage abpr~ipariren l~sst. Die so gewonnenen Stticke wurden direct in 1/2--1% Goldchlorid-oder Goldchloridnatrium-Liisung gelcgt und darin so lunge liegen gelassen, bis sic eine strohgelbe Farbe angenommen hatten (10--20--25 Minuten). Darauf wurden sic in destillirtem Wasser schwach abgewaschen, in 5% Ameisen- siiurel(isung hineingebracht und darin an einem hellen Orte - - am Besten in der N~he des Fensters -- so lange liegen gelassen, bis eine genUgende Reduction des Goldes eingetreten wer (10--20 St.). Es ist hierbei darauf zu achten, dass die Pri~parate dutch zu langes Liegen in der Ameisens~ure nicht zu stark reducirt werden.

Die Pr~tparate wurden dann in 75--80%, dann in absoluten Alkohol gebraeht. Die Sehnitte wurden naeh den gebr~uchliehen Verfahrungsweisen in Canadabalsam eingedeekt.

Die andere Methode, die uns ganz besonders gute Priiparate lieferte, war folgende: Der frische Gewebstheil wurde in 3o/0 SaN peters~iurelSsung gelegt, nach 2--10 Minuten in eine schwaehe AlaunlSsung - - zur Neutralisation der Siiure - - transferirt und dann in der oben besehriebenen Weise mit Goldehlorid etc. behandelt.

Nach diesen Behandlungsweisen untersuehte ich Kehlki~pfe yon Hunden, Kaninchen, Meersehweinehen, HUhnern und yon Mensehen. Die besten Pri~parate erhielt ich yon den Stimmbiindern des Hundes und beginne deswegen die Besehreibung der Befunde mit ihnen. Es ist mir hier gelungen in dem Epithel der wahren Stimmb~nder sehr klare und deutliche Bilder der Nervenendigungeu in den sog. Geschmackknospen (Krause) oder becherf~irmigen Organen zu erhalten, die, wie bereits bekannt, in den wahren Stimmbi~ndern dieser Thiere vorkommen.

Zu diesen becherf'6rmigen Organen zieht in der subepithelialcn Sehieht unter leiehter Sehllingelung ein kleines NervenbUndel oder eine einzelne Nervenfaser. Oft zeigen diesc Nerven in ihrem Verlaufe Varicosit~ten; ihre feinere Struktur ist jedoch in Folge der oft sehr intensiven Fitrbung nieht niiher festzustellen. [Inter

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einem oft fast rechten Winkel zweigen sich bald eine, bald mehrere Fasern yon dem Btindel zu der Epithelschieht ab und bilden an der Grenze derselben eine langliche knopff~irmige Auftreibung. Aus dieser Auftreibung entspringt ein i~iuerer Nervenfaden, der in die Epithelialschicht eintritt und leicht geschli~ngelt in das Becher- organ selbst hineindringt. In anderen F~llen, wenn zwei Becher- organe neben einander sieh befinden, was namentlich bei Hunden oft vorzukommen pfiegt, theilt sich aueh das yon der kolbigen An- sehwellung einfac, h abgehende b~ervenfiidchen im weiteren Verlauf in zwei Aeste, welche in die nebeneinander sitzenden Becherorgane eindringen und daselbst mit deutlich wahrnehmbaren Verzweigungen endigen. Stellenweise erscheinen diese als sehwarze nicht immer deutlieh (in dem Becherorgane) durchschimmernde feine Netze (s. Tar. XXVI Fig. 2).

Was nun die Form der Becherorgane selbst anlangt, so scheinen sic sieh von dan in der Zunge bekannten Gebilden dutch Nichts wesentlich zu unterscheiden. In ihrer Architeetur zeigen sie unter- einander eine gewisse Verschiedenheit. So erseheinen sic einmal in der Form yon runden etwas plattgedrUekten Knollen und be- stehen aus einer grossen Anzahl yon Zellen, das andere Maltrifft man ~hnliehe Gebilde, jedoeh in der Form yon schmalen cylinder- artigen Figuren, welche nur aus einigen in die Lange gezo.genen and perpendicular gestellten Epithelzellen bestehen, zwischen denen dieNerven enden. Wenn zur Bildung der erst besehriebenen Form ungef'~hr 20--40 Epithelzellen zusammentreten, so findet man in der letzteren Form nicht mehr denn 5--6

Zwischen diesen beiden Extremen giebt es selbstverstandlieh zahlreiche Uebergangsformen.

Ausser den soeben beschriebenen Nervenendigungen in den Geschmacksknospen selbst finden sich nun noch andere, die denen, welche man in der Epithelschicht der wahren Stimmbander bei den Kaninchen findet (s. w. u.), vollkommen gleieh sind. Es sind dies meist pinselartige Ausstrahlungen feiner Nervenf'aden, die zwischen die Zellen der Epithelschicht hineindringen und bis fast an die freie Oberfiaehe derselben gelangen. Aucb einzelne isolirte Nervenfliden zeigen ein i~hnliehes Verhalten.

Hier dieht unter der freien Oberflache biegen sie sieh oft um und enden mit einer kleinen, aber deutlichen hnschwellung. Es ist schwer zu entscheiden, ob diese letztere wirklich das freie Ende

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der Nervenfaser darstellt oder das Produkt einer ungleichm~issigen Reduktion des Goldes ist. Ebenso schwer ist es zu sagen, ob die Nerven zwischen den Epithelzellen oder in diesen letzteren selbst enden. Soviel ich sehen konnte schien es mir, dass die l~erven frei z w i s c h e n den Zcllen enden.

Was nun die eben erwKhnten pinself6rmigen Bildungen an- langt, so zeigten sie folgendes Verh~iltniss. Ein Nervenstiimmchen n~ihert sich der Epithelschicht und bildet hier oft eine deutliche ovale Auftreibung. Von dieser entspringt ein einzelner lqervenfaden, der dann entwede5 wie bereits erw~ihnt, oft his an die Oberfiiiche der Epithelschicht dringt, oder aber diese Nervenfaser theilt sich beim Eintritt in die Epithelsehieht in viele feincre Fiiden. welche dann biischelf'6rmig, ohne sich weir yon einander zu entfernen, vor- wiirts dringen. Unweit der fl'eien Oberfiiiche der Epithelschicht rUcken diese F~tden wicder n~thcr aneinander, indem sic hierbci oft Umbiegungen bildcn, (lie gegen das Inhere der pinselfSrmigen Figur gerichtet sind.

Vergleicht man diese Nervenendigungen mit den fi'tiher er- wiihnten, die in die kleinen, aus 5--6 Zellen bestchenden Becher- organe eintreten -- oder vielmehr yon diesen nur gleichsam um- rahmt werden - - s o kommt man unwillkiirlich auf den Gcdanken, es mi~chten diese scheinbar verschiedenen Gebilde nut Glieder einel- zusamn~engehiirigen Reihe sein. Es erscheint mir wahrscheinlich, dass in dem letzteren Falle, d. h. bei den kleinen ciniSchen Bcchcr- organen, die die Nervenpinsel umgebenden gew~ihnlichen Epithel- zellcn nur ihre Form und Anordnung ctwas ge~indert und auf diese Weise ftir dieselben cine Art yon Decke oder Einfassung gebildet haben, die sie yon allen Seiten schUtzt auf dem Wege zu dem Ziele ihrer functionellen Th~itigkeit d. h. zu der Oberflache des Organcs. Ist einc solche Auffassung zul~issig, so ist es auch erlaubt die grSsseren Becherorgane ebenso wic die kleinercn, da zwischen ihnen nur ein quantitativer Unterschied besteht, ebenfalls ft|r Ge bilde zu halten, die nut die Aufgabe haben, den Nervenendigungen zur Umhtillung und zum Schutze zu dienen.

Nachdcm wir nunmehr festgestellt haben, dass in den becher- fSrmigen Organen in der That Endigungen yon l~ervenfasern statt- finden, so dri~ngt sich die Frage wohl auf, wclcher Art die Empfin- dung sei, die sie vermitteln. Es sind diese Bildungen vollkommen denen der Zunge gleich, welchen bekanntlich die Aufgabe, speciell

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als Geschmacksorgane zu dienen, mit Recht zugeschrieben wird. Woftir soil man nun die ahnlichen, an anderen Localitiitcn des KSrpers, wie an der Epiglottis, dem Gaumen und den wahren Stimmb~ndern gefhndenen Gebilde halten?

Es scheint wohl, dass man dcr Annahme Platz geben mtisse, dass die Form allein, welche gewisse peripherische Nervenendigungen annehmen, noch durchaus nicht immer der Ausdruck tlir eine specifische functionelle Thi~tigkcit derselben zu sein braucht, sondcrn dass vielmehr ein und dieselbe Form an dem cinch Platze der Geschmacksfunction dient, w~hrcnd sie an einer anderen Localitlit einer ganz anderen Function, vielleicht einer Druck- oder Tast- empfindung z. B. vorzustehen die Aufgabe hat. Diese Auffassung crscheint um so berechtigter, als es uns bekannt ist, dass bei vielen Fischen die Nervcnendigungen an der ganzen Oberfl~tche des KSrpers cine den Geschmacksorganen sehr ahnliche Form haben. Es ist nun aber nicht gut mi~glich anzunehmen, dass dicse Fische an dcr ganzen Oberfl~ghe ihres Kiirpcrs nur Geschmacksempfindungen aus- zul~iscn im Stande seien. -- Ebcnso wenig erscheint cs plausibel, dass bccherfiirmige Organe an den wahren Stimmb~tndern ftir die- selbe Function vorhanden scien.

Beim Kaninchen fehlen nach meinen Befunden die Becher- organe in den wahren Stimmbiindern und zeigen bci ihnen die Nervenendigungen gewisse EigenthUmlichkeiten. So finden sich ausscr den pinselfSrmigen Endigungen, die mit den bei den Hunden bcobachteten vlillig Ubereinstimmen, noch andere Endigungen yon mehr bamnfiirmigem Habitus. In ihrem Verlauf zu der Epithel- schicht theilen sich namlich die Nervenfasern dendritisch und nach ihrem Eintritt in die letztere fahren sie in dcrsclben Weise fort, sich in neue Aeste zu spalten. Bis zu einer gewissen H(ihc an- gelangt biegen sie sich wieder nach unten um und erinnern in diesem ihrem Verhalten lebhaft an die Nervencndigungen in der Epithelschicht der Hornhaut.

Dieses Verhalten des NervencndstUckes, das kurz vor seiner Endigung einc bogenF6rmige Bicgung nach rtickwiirts bildct, ist yon mir oft bcobachtet wordcn. Wahrscheinlich ist dasselbe be- dingt durch die rclativ grSssere Resistenz der mehr solidercn obcrflitchlichen Epithellage, auf ~;r der zarte Nervenfaden hier stSsst, so dass er gezwungen wird, bei etwaigem weiteren Wachs- thum seine ursprtingliche Richtung zu ~indern.

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An einer nur verhaltnissmY~ssig geringen Anzahl yon Pri~pa- raten, die yore Meersehweinchen stammten, ist es mir gleichfalls gelungen, den eben beschriebenen iihnlicbe •erven-Endigungen zu finden. Ob es bei ihnen nieht aueh andere Arten yon Endigungen der Nerven in den wahren Stimmbi~ndern ffiebt, vermag ich ftir jetzt nieht zu sagen.

In dem Epithel der Stimmbiinder des Hundes konnte ieh eben- falls, wenn auch nieht immer mit der wfinschenswerthen Deutlieh- keit, ~ervenverzweigungen auffinden, die ihrem Character naeb sieh der baumf~rmigen Art, wie ieh sie bei Kaninehen gesehen, nii, herten. Beim Mensehen wollte es lang'e nicht gelinffen an den wahren Stimmbandern eine gentiffende Anzahl positiver Beobach- tungen fiber das Verhalten der ~tervenendigungen zu sammeln. Und dieses namentlich aus dem Grunde, well es ausserordentlich sehwer ist einen viillig frisehen und mit einer gesunden Schleim- haut versehenen menschliehen Kehlkopf zu erhalten. Ein friseher Kehlkopf ist abet eine der Haupt-Bedingungen ftir die Erlangung positiver Resultate nach der yon mir gettbten Methode der Be- arbeitung. Doch spielt hierbei die Frisehe der Gewebe nicht die einzig massgebende Rolle. So ist es mir oft genug gelungen sehr sch~ine 5Tervenendigungen an Praparaten zu erhalten, die 24--80 Stunden nach dem Tode den Thieren entnommen waren, und in einem Falle gelang es mir sogar in einem Kehlkopfe, der yon einem 10jlthrigen Miidehen 4 Tage naeh dem Tode gewonnen war, Nervenendigungen aufzufinden. Diesen Umstand weiss ich mir nieht zu erkliiren und halte ihn far einen Zufall. Stimmb~tnder, welche nicht friseh sind, nehmen in Gold eine braunliche oder grauviolette Fiirbung an und die Nerven selbst sind immer sebr unvollkommen gefiirbt. An Priiparaten, die yon dem erwi~hnten Madehen und yon einem 4jithrigen Knaben stammten, ist es mir abet gelungen, i~hnliche Becherorgane, wie bei den Hunden, nach- zuweisen; doch war ihre Gr(isse gerinffer und waren sie mehr in die Lange gezogen. Wir ftigen die betreffenden Abbildungen nicht bei, da sich die Organe wesentlicb so wie die bei den Hunden ge- fundenen verhielten, und dieAbbildung Fig. 2 scbon fertig vorlag, als es uns gelang beweisende Praparate yon den menschliehen Stimm- bi~ndern zu erhalten.

Ausser diesen Nervenendigunffen finden sich bei Menschen, ebenso wie bei ~unden und Kaninchen, zahlreiche, frei zwisehen

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de,n Epithel endende isolirte Nervenfiiden. Doch babe ich die pinself(Irmige Form bei dem Menschen vermisst. Ich zweifele in- dessen nicht daran, dass sich aueh solehe bei einer grSsseren An- zahl gtinstiger Untersuchungsobjecte werden auffinden lassen.

Die Resultate dieser Untersuchungen lassen sich folgender- maassen zusammenfassen:

1. In dem Epithel der wahren Stimmbiinder des Menschen finden sieh unzweifelhaft cbensolehe becherfSrmige Organe, wie sic' friiher bei den Hunden gefunden und beschrieben worden sind.

2. Bei Hunden and Mensehen stellen diese Becherorgane die Endigungsorte der Nervenfasern dar.

3. Bei Hunden and Kaninchen findet sieh in den wahren Stimmbandern noch eine andere und zwar pinself6rmige Form der Nervenendigung.

4. Sowohl bei Hunden und Kanincheu, als anch bei Men- schen und Meersehweinehen finden sich ausserdem noah intraepitheliale, Nervenendigungen, die ihrer Form naeh denen der Cornea gleiehen.

Erkliirung der Figuren auf Tafel XXVI.

Fig. 1A. Frontalschnitt dutch beide Stimmbiiuder eiacs 36ji~hrigen Manncs. 6real. Vergr. Bezeichnung an der Figur. a--b begrcift das in der folgenden Figur s~parat dargest~lltc Stiick.

Fig. 1B Das Stiick a--b der Figur 1A bei ca. 40facher Vergrgsserung. Sagitt. ram. front. M. M. ~ sagittale und frontale Taschenband-

muskeln. Fig. 2. Schnitt durch die Chorda voculis eines Hundes: 250real. Vergr.

Zwei becherfSrmige Organe (c) mit hinzutretcnder Nervenfaser, welche sich theilt und in beiden veriistelt, a und b Nervenbiindel, zum Epithel verlaufend, d Blutgef'dss.

Fig. 3. Schnittstiick der Chorda vocalis eines Hundes: Zwei Nervenfasern a, a, treten in das Epithel ein; an (a) links eine knopffSrmige An- schwellung; a (rechts) zelgt eine pinself~irmige intraepitheliale Ver- zweigung. Umbiegung einer intraepithelialen Nervenfibrille {links).

Fig. 4. Schnittstiick der Chorda vocalis vom Kaninchen: Intraepitheliale Nervenvcriistelung. a Nervenfaser mit knopffSrmiger Anschwellung und Endpinsel; Umbiegungen yon Nervenfibrillen. b Blutgef~sse.

Fig. 5. Intraepitheliale Nervenverzweigungen yon mehr baumfSrmigem Habitus im wahren Stimmbande eines Kaninchens. a~ a Nerven; b, b Blutgef'~isse.