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91 III. Beitriige zur pathologischen Anatomie und llistologie. Von Prof. FiJrster in Giittingen. (Fortsetzung yon Bd. XlII. S. 60.) 4. Das C?linderepithelial-Cancroid der Magen- und l)armschleimhaut und sein Verh~iltniss zum Platten- epithelial-Cancroid der ttaut. In der Schleimhaut des Magens uud I)armkanals findet sich zuweilen eine Geschwulst, welche ihren makroskopischen Eigen- schaften nach dem Markschwamm anzugehiiren scheint~ nach der mikroskopischen Untersuchung aber eine yore Markschwamm sehr verschiedene Geschwulstform darstellt, welche dem Cancroid oder Epithelialkrebs der ~iusseren Haut viillig analog ist, nur mit dem Unterschied, dass bei ihr die C?linderepithelialzelle das Hauptele- ment ist. Die Geschwulst erstreckt sich in der Regel ringfiirmig tiber eine umschriebene Stell% z.B. um den Pylorusmagen, sie erhebt sich an der Grenze meist scharf abgesetzt sogleich um mehrere Linien tiber das 2qiv(~au der angrenzenden normalen Schleimhaut und erreicht ~tiberhaupt eine Hiihe yon 6 und mehr Linien, nicht selten hat sie eine seicht gelappte oder zottige Ober- fl~iche, sie ist stets sehr weich, graulich roth und auf der Schnitt- flliche gewtihnlich milchig weiss und sehr saftreich, der weisse rahmige Salt quillt tropfenweis oder diffus hervor. Die Entartung ist auf die Schleimhaut und das submuciise Zellgewebe beschr~inkt 0der geht auch auf die Muscularis und Serosa tiber~ indem sich die 5teubildung diffus oder in einzelnen Vorsprfingen continuirlich fortsetzt oder in derselhen neue tterde entstehen. Untersucht man den yon der Schnittfl~iehe- abfliessen4en Saft mikroskopisch, so sieht man sofort, dass derselbe als histolo~,isches Element nur

Beiträge zur pathologischen Anatomie und Histologie

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III.

Beitriige zur pathologischen Anatomie und llistologie. Von Prof. F i J r s t e r in Giittingen.

(Fortsetzung yon Bd. XlII. S. 60.)

4. Das C ? l i n d e r e p i t h e l i a l - C a n c r o i d der Magen - und l ) a r m s c h l e i m h a u t und se in Verh~i l tn iss zum P l a t t e n -

e p i t h e l i a l - C a n c r o i d de r t taut .

In der Schleimhaut des Magens uud I)armkanals findet sich zuweilen eine Geschwulst, welche ihren makroskopischen Eigen- schaften nach dem Markschwamm anzugehiiren scheint~ nach der mikroskopischen Untersuchung aber eine yore Markschwamm sehr verschiedene Geschwulstform darstellt, welche dem Cancroid oder Epithelialkrebs der ~iusseren Haut viillig analog ist, nur mit dem Unterschied, dass bei ihr die C?linderepithelialzelle das Hauptele- ment ist. Die Geschwulst erstreckt sich in der Regel ringfiirmig tiber eine umschriebene Stell% z.B. um den Pylorusmagen, sie erhebt sich an der Grenze meist scharf abgesetzt sogleich um mehrere Linien tiber das 2qiv(~au der angrenzenden normalen Schleimhaut und erreicht ~ tiberhaupt eine Hiihe yon 6 und mehr Linien, nicht selten hat sie eine seicht gelappte oder zottige Ober- fl~iche, sie ist stets sehr weich, graulich roth und auf der Schnitt- flliche gewtihnlich milchig weiss und sehr saftreich, der weisse rahmige Salt quillt tropfenweis oder diffus hervor. Die Entartung ist auf die Schleimhaut und das submuciise Zellgewebe beschr~inkt 0der geht auch auf die Muscularis und Serosa tiber~ indem sich die 5teubildung diffus oder in einzelnen Vorsprfingen continuirlich fortsetzt oder in derselhen neue tterde entstehen. Untersucht man den yon der Schnittfl~iehe- abfliessen4en Saft mikroskopisch, so sieht man sofort, dass derselbe als histolo~,isches Element nur

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Cylinderepithelien zeigt, dieselben haben Gr~isse und Form der normalen Cylinderepithelien der Magen- ur, d Darmschleimhaut, sie

schwimmen im Sehfelde entweder frei herum oder sie liegen in

Reihen zusammen, als w~iren sie yon tier Oberfliiche,einer Schleim-

haut a bgeschabt, oder endlich sie bilden ovalejund rundliche Grup- pen, in welchen die Epithelien ebenso angeordnet sind wie in

einem Driisenacinus. Bringt man den Salt recht vorsichtig auf das

Objectglas, legt nnmittelbar auf den Tropfen eiu recht feinesDeck-

gl~ischen mit Verhtitung yon Druck und Verschiebung auf, so sieht man fast gar keine fi'eien C)~tinderepithelien oder Reihenfragmente

mehr, sondern nur die erw~hnten aciniisen 6ruppen. Dass die

Cylinderepithelien nie frei, sondern nut in der acini~sen Anord-

hung vorkommen, sieht man ferner am besten, wenn man die 6e-

schwulst erh~irtet odes' trocknet und dann feine Schnittchen yon

derselben untersucht. An solchen Pr~iparaten sieht man, einge-

better in ein zartes, capillarenreiches, areolares Bindegewebsstroma,

aus~C:/linderepithelien zusammengesetzte aciniise Kiirper yon sehr

verschiedener Gri~sse und Form; die einfachsten sind cylinderfiir-

mig oder liinglich-oval, die Zetlen stet~en, wie in den normalen

Driisen, in einfachen oder mehrfachen Lagen senkrecl~t zur Peri-

pherie und ihre ~iusseren Enden liegen so genau in einer Linie, dass es scheint, als ob-der Acinus yon einer feinen Membran um-

htillt sei, was abet in der That nicht der Fall ist, wie man sich vielfach tiberzeugen kann. Die inneren Enden der C~linderepithe-

lieu stossen entweder zusammen, so dass ein eigentliches Lumen des drtisenartigen Kiirpers gar nicht zu sehen ist, oder sie lassen

einen schmalen, auf dem Querschnitt runden, Raum frei, der sich dann als Lumen darstellt. In diesem Raume sieht man zuweilen feine eiweissartige Molecularmasse oder unregelm~ssig gelagerte Zellen; letztere sind yon sehr verschiedener l~atur, entweder niim- lich stellen sie in Verschrumpfung und Zerfall begriffene C~linder- epithetien dar, oder es sind ganz ~ohl erhaltene, aber unregel- m~issig ges!altete Zellen mit ungewiihnlich grossen Kernen und Kernkih'p~rchen, also Zellen, die nicht mehr nach dem T~pus der C),linderepithelialzelie gebildet werden. An diese einfachen Formen der Acini sChliessen sich neue zusammengesetztere an, in denen

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vom Hauptktfrper aus secund~ire Ausbuchtungen nach einer oder

mehreren Seiten hin gehen, so d ass ein sehr verwickelles Bild

dieses vielfach gestalteten und dicht aneinander gedriin-gten KSrpers zum Vorschein kommt. Der Typus tier Zellenanordnung bleibt in allen Formen derselbe.

Geht man zur Untersuchung der Obertlhche tiber, so finder man dieselbe entweder im Zerfall begriffen und also die beschrie- benen Elemente blossliegend ~und unter dem Einflusse d er Magen- contenta und des Magensaftes zu Grunde gehend, oder die Ober- flliche ist erhalten und mit Cylinderepithel bedeckt. In diesem Falle besteht zuwe]len die Oberflliche noch aus erhaltenen Ele- menten der normalen Schleimhaut, man sieht noch Reste der rei- henweis gestel!ten Magendrtisen und das Epithel ist offenbar alas normale des Magens; meistens ist abet yon solchen erhaltenen Elementen nichts mehr zu sehen, es erheben sich dann gewtihn- lich vom Stroma der Geschwulst zahlreiche !ange Papillen oder Zotten, die peripherisch prominiren, jede derselben ist mit Cylin- derepithel bedeckt und zeigt einen zarten Faserstamm mit Gef'~ss- schlinge. Sowohl im Magen als im Darmkanal ist es unmtiglich, eine Verbindung tier beschriebenen acini~sen, aus Cylinderepithelien zusammengesetzten Ktirper mit den normalen Drtisen der Schleim- haut nachzuweisen; ausser durch ihre ganz unregelm~ssige Form und Anordnung unterscheiden sich die neugebildeten Acini yon den normalen Drtisen besonders dutch den Mangel einer Mem- brana propria.

So wie diese Geschwulst ihrer iiusseren Erscheinung an der Darm- und Magenschleimhaut nach dem saftigen Markschwamme gleich ist, so ist sie es auch hinsichtlich ihrer secundliren Ver- breitung, indem in den meisten Fiillen neben der primliren Neu- bildung secundtire Entartung der Lymphdrtisen, tier Lunge und, neben primiirer Erkrankung des Magens, besonders der Leber ge- funden werden. Diese secundiiren Oebilde stimmen der ~iUsseren Erscheinung nach ebenfalls viillig mit secundiiren Markschwamm' knoten iiberein, wiihrend ihre histologischen Verhltltnisse genau m i t denen der primiiren Entartung iibereinstimmen. Die verschieden grossen Knoten haben eine weisse, an rahmigem Safte reiche Schnitt-

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flliche, der Salt zeigt ebenfalls nut C:/!inderepithelien und die wei- tere Untersuchung ergiebt auch hie r, dass d ie gauze Geschwulst aus acini~sen Gebilden besteht, die aus Cylinderepithelien zusam- menge~setzt sind und yon einem zarten Fasergeriist getragen wer- den. In einzelnen Fiillcn fehlen secundlire Productioijen; um die tI~iufigkeit der letzteren n~her zu bestimmen, mtissen erst noch zahlreichere Beobachtungen gemacht werden.

Die Zahl der bis jetzt tiber den C~linderepithelialkrebs in der Literatur niedergelegten Beobachtungen ist sehr gering. Die ersten hierhergehSrigen Fiille wurden yon R e i n h a r d t beschrieben (An- nalen der Charit4 If. 1. 1851. Ueber die H~-pertrophie der Drtisen- follikel der lntestinalschleimhaut), welcher diese Neubildung zwei- real am Pylorus und eiumal im Rectum beobachtete und die l)e- schriebenen aciniisen Kiirper als hypertrophische Drtisen ansah. Wir haben aber gerechten Grund an der Richtigkeit dieser letz= teren Ansicht zu zweifeln; im Magen kanu schon die Ableitnng dieser Gebilde yon vergrSsserten Drtisen deshalb gar nicht ge- stattet werden, weil die cylindrisch.en Magendrtisen mit wenig Aus- nahmen gar keiu C:~linderepithel haben, sondern die bekannten eckigen Laabzellen; ferner erreichen diese Geschwiilste nach Reiu-~ h a r d t ' s eigner Angabe eine Dicke yon 6 Linien und mehr, die unteren Enden seiner reihenweis stehenden, vergrSsserten Drtisen ragen nach ihm in das submuc(ise Zellgewebe und die Muscularis hinein und doch erreichen die griissten nach R e i n h a r d t nur eine L~inge yon ~Linie , w~ihrend sie doch nach den ersten Angaben 6 ~ Linien lang werden mtissten; was endlich die Angabe R e i u - h a r d t ' s betrifft, dass alle follicul~iren Gebilde mit einer Membrana propria versehen gewesen w~iren, so wollen wit, einem so ausge- zeichneten Beobachter gegeniiber, die Wahrheit derselben nicht geradezu absprechen, miissen uns aber doch einen gewissen Zweifel vorbehalten, da jedem erfahrenen Mikroskopiker bekannt ist, wie leicht bier eine T~iuschung unterlaufen kann; iibrigens wiirde die Anwesenheit einer Membranea propria meine Ansicht, dass alle besehriebenen acinSsen Gebilde b~eubildungen sind, nicht wider- legen, da auch die Neubildung einer solchen Membran vorkom- men kann, ~woriiber weiter bei Vergleieh der aeiniisen Gebilde des

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C~linderepithelialkrebses mit denen des Plattenepithelialkrebses ge-

sprochen w'erden soll. Abgesehe n von dieser Ansicht R e i n h a r d t ' s

stimmt seine Beschreibung genau mit den yon mir beobachteten Fiillen iiberein; im Magen begann die Entartung ,,unmittelbar am Pylorus und erstreckte sich von hier aus, eine bedeutende Ver- dickung der Schleimhaut in der ganzen Circumferenz des affieirten Theiles veranlassend, 1 - - 2 Zoll weit in den Magen hinauf, wo sie dann gewiJhnlieh pl(itzlich mit einem seharf abgeschnittenen und mehr oder weniger stark aufgeworfenen Rande encligte. In beiden Fiillen war gleichzeitig Krebs in anderen Organen vorhanden; in dem einen Falle in der Leber, den diege umgebenden Lymph- drtisen und in der Niere; in dem andercn in den ~troperitonealen Lyrnphdriisen, in den Bronehialdrtisen und 'den im Mediastinum

postieum und den Oesophagus herum gelegenen Lymphdriisen. Der dritte Fall halle seinen Sitz im obersten Theile des Rectum kurz vor dem Uebergange desselben in die Flexura sigmoidea colt; es fand sieh hier eine ringf'6rmige Strictur des Darms, welche eine

Liingsausdehnung von 2 Zoll besass und gewissermaasseh aus drei ill jener Riehtung aufeinander ~folgenden giirtelf'6rmigen Abschnitten bestand. In dem mittleren t Zoll breiten Abschnitte waren alle H~iute des Darms nur wenig verdickt, abet durch diehtes Binde-

gewebe zu ether derben schwieligen Masse; das Muskelgewebe zeigte sieh an mehreren Stellen atrophisch nnd dureh Bindegewebe verdriingt; in der Schleimhaut fanden sich nur einzclne hypertro- phisehe Fo|likel. Dieser mittlere Theil ging an seinem oberen, wie an seinem unteren Rande in einen wulstigen �89 Zoll breiten Ring tiber, welcher eine exquisite Follicularhypertrophie der Schleim- haut darstellte. In diesem Falle fehlte jegliche krebsige Degene- ration irgend eines Organs". Die Krebsmassen, die SiGh in den beiden ersten Fiillen in anderen Organen fanden, zeigten bet der mikroskopischen Untersuchung keine Cylinderepithelien, sondern ,,sehr grosse rundliche, ovale oder polyedrisehe ZeUen", worin meine Beobachtungen sehr abweichen, indem ich, wie auch Vi r - chow in seinem Falle, die mikroskopischen Elemente der seeun- d~iren Producte gleieh denen der prim~iren Neubildung land.

Die zweite Beobachtung machte R i d d e r (Mt i l l e r ' s Arehiv

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J852. Hft. 2. S. 178); derselbe land am Pylorusende des Magens eine platte Geschwulst, deren eine Hiilfte im Magen, d ie andere im Duodenum lag, sie war yon der umgebenen Schleimhaut scharf abgesetzt, war 1 � 8 9 Linien dick, welch, grau-weiss und bestand aus C?linderepithelien, yon der Art wie sie die Magensehleimhaut iiberzichen, dazwischen einige Ktirnchenzellen, Faserzellen und Ge-

ffisse; Muscularis und Peritoneum waren frei. Die Art und Weise der Anordnung der Epithelien konnte B i d d e r ~aicht feststellen, insbesondere erwlihnt er nichts yon aciniisen Gebilden; dennoch kann wohl mit grosset W ahrscheinlichkeit angenommen werden, dass diescr Fall zu der yon mir beschriebenen Geschwulstform geh~rt, da bei der grossen Weichheit dcr Neubildung die Zellen sehr leicht auseifianderfallen und am frischen Pr~parate schwer gute Schnittchen gelingen. B i d d e r stellte die yon ihm gefundene Geschwulst zu den Epithelialkrebsen.

Die dritte Mittheilung ist von V i r e h o w (Gaz. m6d. de Paris. 7.Avril :1855. S. 2 t . i ) ; an der vorderen Wand des Magens land man eine platte Geschwulst yon 5 Linien L~nge und 3 Linien Breite, welche im subserSsen Zellgewebe und tier Muscularis sass, nach Ertiffuung des Magens sah man an der kleineu Curvatur, �89 Zoll yore Pylorns entfernt~ eine Gcschwulst yon 2 Zoll Liinge, 1�89 Zoll Breite, ~ Zoll Hiihe, in der Mitte ulceri~s, sie durchsetzt die s~immtlichen Magenhaute und stiisst aussen an eine ehenso ent- artete L:cmphdriise. Ausserdem sah man Zwe, i linsengrosse Knoten in der Schleimhaut am P?lorus und einen ~ihnlichen n~iher an der Cardia. Ferner fand sich im Rectum, ungeflihr 2�89 Zoll oberhalb des Afters ein gtirtelfSrmiges Ulcus mit encephaloidartiger Infiltra- tion tier Riinder und Basis und an der hinteren Fliiche der linken Niere ein erbsengrosses, medullares, in der Rindensubstanz sitzen- des Kniitchen. Alle diese Gebilde waren weich, hatten eine weisse Schnittflliche mit rahmigem Safte, die Zellen desselben haben alle Charaktere der Cylinderepithelien. ,Eine gcnauere Untersuchung zeigt, dass diese Zellen zusammenh~ingende, hliufig verlistelte Mas- sen bilden, welche einem Driisenacinus gleichen, mit dem einzigen Unterschied, class alas Ende nicht immer abgerundet, sondern zu- weilen zugespitzt ist." Diese Beschreibung giebt in kurzen Umrissen

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alles charakteristische der feinen and groben Textur. V i r cbow stellt diese Geschwulst unter die Cancroide oder Epithelialkrebse.

t~iir selbst sinct yon dieser Geschwulst 5 Eille vorgekommen, babe ich bei Seetionen im Magen gefunden, t in einem yon

Baum exstirpirten Theile des Rectum. Die erste Beobachtung machte ich ira Jahre 1853") an der Leiche des am

11. Mai 1853 zor Section kommende-n Heinrich Laspe. Derselbe war unter den gewShnlichen Erscheinungen einer Pylornsverengerung und chronischen,Peritonitis gestorben; die Bauchhfhle enthiett eine grosse i~lenge helles Serum mit Fibiincoa- gulls, alle Eingeweide waren unter sich und mit der Bauchwand und Zwerchfell durch kurze oder lange, derbe oder zarte, fibr/ise Adhiisionen verwachsen, l)er Magen war stark erweitert, am Pylorusende durch Adh/isionen mit allen seincn Umgebungen fest verwachsen; ebendaselbst war die Magenwand s'o bedeutend ver-

dickt, dass dutch den Pylorns nur noch die Spitze des kleinen Fingers eingebracht werden kann. I)iese Verdickung komrat zum kleineren Theile auf Rechnung der Sehleimhaut, zum grSsseren auf die der Museulhris. Die Schleirahaut ist ira gan- zen Unffang des Pylorus urn 2 Lin. verdickt, in der Liinge yon 2 ZoI1, sic erhebt sich scharf abgesetzt yon tier gesunden, sowohl nach dera Magen zu als am Anfang des Duodenum; auf der Schnittflache erscheint sic weiss, saftig und ungew6hnlich

welch. I) ie Muscularis ist 4 - - 5 Lin. dick, die graurothe Muskelmasse ist mit senkrechten, unregelm~issig vertheitten Streifen und verwaschenen Flecken yon ver-

schiedener GrSsse durchse/zt; diese Flecken und Streifen haben eine weissgelbliehe Farbe-und geben auf Druck, wie die Schleimhaut, einen rahmigen Saft; sic h/ingen theils continuirlich mit der entarteten Schleirahaut zusamraen, theils liegen sic ~solirt in der Muskelraasse. Die feinere Untersuchung zeigte nun folgendes: in der Schleirahaut war das normale Epithel nocb. erhalten undging continuirlich in das tier angr.epzenden normalen Schleimhaut (iber, auch fanden sich in manchen Pr/iparaten noch normale Dr/isen; die Scliweliung war aber bedin~t durch Infiltra- tion des Bindegewebes der Schleimhaut und des submucSsen Ze!lgewebes rait Cy- linderepithelien, die zu driisenartigeu hcinis angeordnet waren. Dieselbe Beschaf- fenheit zeigten die saftigen Steilen in der Muscularis, deren Zellen iibrigens betr/ichtlich vergrSssert waren; ich kann sagen, dass raich damals tier Befund yon

Cylinderepithelraassen mitten in der verdickten Moscularis im hSchsten Grade iiber- raschte. Noeh gr/isser war abet mein Staunch, als ich deaselben Befund auch an der Leber machte; dieselbe war yon einer grossen hnzahl erbsen-his wallnuss- grosset runden Knotea durchsetzt, welche theils tier ira Parenchym, theils ober- fllichlich liegen; die grSsseren tier letzteren zeigen zum Theil den bei lirebsknoten der Leber so bekannten nabelf6rmigen Eindruck in der Mitre. Die Knoten sind scharf umschrieben, ohne eigenttich eingekapselt zu sein, ihre Schnittflltche ist

*) Ict~ hatte diesea Fall sehon damals .beschriebcn und wollte ihn eben an die lllustrirte mediciniscl~e Zeitung einschicken, als ich yon deren Banqueroute h6rte und den Artikel zuriickbehielt; hiermit erkl/irt sich die in raeinera Hand- buche II. S. 103. gegebene Notiz.

archiv f. pathol. Anat. Bd. X[V. Hit. 1 u. 2. 7

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weiss, sehr weich, reich an rahmigem Safte~ nut die grSsseren nnd insbesondere die nabelf/irraig eingczogenen Knoten haben eine etwas festere Textur, ihre Sehnitt- fl~iche ist trockener und hie und da gelh reticulirt, kurz die /iusserc Erseheinung dersdben war ganz die der gew5hnlichen Krebsknoten. Die mikroskopisehe Unter- snchung zeigte abet, dass der Salt fast our aus Cylinderepithelien bestand, welehe zu acin/isen Kbrpern gruppirt und in ein areolares, gef~issreiches Fasergeriist einge- bettet waren; die Cylinderepithelien hatten dieselbe Form und Gr/Jsse wie die in der Magengeschwul~t befind[ichen. Ausser diesen gellen fanden sich noch einige yon indiffel:enter Form: rundliche, 0vale, eekige, doeh konnte ~eh reich iiberzeugen~ (lass sie nicht frei und unabh~ingig yon den Acinis entstanden waren, sondern stets innerhalb derselben und zwar in ihrcr Mitte lagerten, wie schon oben bescbrieben worden ist.

Der zweite Fall karn mir erst im Januar 1855 zur Beobachtung~ nachdem ich bei alien bis ztr dieser Zeit vorkommenden Magenkrebsen vergeblich nach dieser Form gesucht hatte. Bei tier Section des Christian Beuermanri, 62 Jahr alt ans Barterode, welcher unter den Erscheinungen des Mageokrebses wie der vorige im hiesigen Itospitale gestorben war, fond sieh zuni~chst ira Magen eine ausgedehnte Entartung. l)ieselbe finder sieh am Pylorusmagen, hat eine L/~nge yon 3 Zoll und gellt riagfSrrnig urn dos ganze Luraen~ die Neubildung geht yon der Schleirahaut aus, hat eine HShe yon 6 - - 7 Lin., erhebt sich an den Grenzen olbtzlieh and biidet die norraale Schleirahaut pilzfSl~i 6 iiberwuchernde, lappige Massen; ihre Oberflfiche hat ein zottiges~ rothes Ansehen; in der Mitte ist sie durch nlcerSsen Zerfall sehr vertieft; wie ein Durchschnitt zeigt, sind hier die s~imratlichen Magen- hlin~e zerst(irt und die Perforation ist durch das hier fest angewachsene Panci'eas behindert, l)er Durchschnitt zeigt ferner~ dass die Entartung in der Umgebung dieser tiefsten Stelle yon ~ler Schleirahaut aus ouch auf die Muscula6s (ibergegan- gen ist, w/ihrend letztere nach den R~indern zu frei abet his zu 4 - - 5 Lin. verdickt ist. Die vordere Grenze der Geschwfllst liegt iibrigens noch ff Zoll vom Pylorus- rande ab. Die m]kroskopische Untersuehung zeigt nirgends erhattene Schleirahaut- eleraente, die Hauptraasse besteht ads den beschriebenen Cylinderepithela~nis nod ihrem Fasergerfist, hierzu kornrnt abet bier noch ein neues Eleraent, dieses sind vora Fasergeriist ausgehende Zotten~ welche aus einer Capiilarschlinge mit wenigern Bindegewebe und einer C~'linderepitheldecke bestehen nod vorzugsweise an der Oberfl~iche ausstrahlen~ so dass sie dieser einen characteristischen zottigen Habitus geben. Dort finden sic sich ouch an rielen Stellen in der Tiefe nod man sieht sic vorn Faserger/ist aus nach verscbiedenen Richtungen bin zwischen die heini gehen. Der linke LeberIappen ist fast ganz in zahlreiehen Knoten yon Haselnuss- his FatlstgrSsse untergegangen~ die IInoten haben theils frisches markiges hnsehen, theils sincl sic alt, fief eingezogen~ k/isig~ derb. hl le LymphdHisen am Magen nod tier Leher sind in kleinere and gdissere markschwammartige Knoten umgewandelt. In den Lungen finden sich zahlreiche hanfkorn- bis haselnussgrosse grauweissliche Knoten, w~hrcnd in der Spitze getbe Tuberkel lagern, hlIc diese secund~ren Knoten hatten dieselbe Beschaffenheit wie die Magengeschwulst, es wiederholten sieh in ihnen-nicht allein die Cylinderepithe!ialaeini , sondern auch die Zotten; in

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grosser Ausdehnung fand sich aber in ilmen die sehon mehrmals erw~illnte Bildung indifferenter gellen in der Mitre der hcini. Schon in dem abgesehabten Safte sah man neben den Cylinderepithelien auff/illig viel Zellen yon ~erschiedenster Gestalt und grossen Kernen, obgleiclr sic im Ganzen an Menge welt hinter den Cylinder- epithelien zur/ickstanden; an feinen Schnittchen sail man nur manche hcini unge- w/ilmlicb gross, kolbig, und in ihrer Mi(te eine grSssere Menge unregelmiissig gelagerter Z~ten yon indifferenter Gestalt and viol grGsseren llernen als die Gy- tinderepithetien; man konnte sich aber ferner auch dentlich fiberzeugen, dass diese grosskernigen Zellen dutch allmiilige Umbildung der C~'linderepithelien gebildet wurden; man sah niimticb, (lass die letzteren an Grfsse zunahmen, ihre Kerne sich bedeutend verliingerten und in 2 oder 3 Abtbeilnagen abschnfirten; um diese Kerne schniirten sich dann auch die Zetlen ab und so entstanden Zellen voa sehr verschiedener Form und GrSsse. Die Rildung indifferenter, weder der Form noch Anordnung nach an einen Typus gebundener Zellen findet sich in allen dnreh Neubildung aciniise~ KGrper characterisirten Geschwiilsten und i s t fiir.deren Beur- theilung yon Wichtigkeit, worauf ieh spiiter noeh eintnal zuriickkommen werde.

Im dritten Falle (Friedrich Brack, 47 Jabr alt, secirt am 29. October 1855) war die Entartung auf den Magen bescbdinkt, sic erstreckte sicb 2~ Zoll yore Rande des Pylorus in den Magen, d i e Schleimhaut bildete prominirende Wiilste, die Muscutaris ist stark verdiekt and die Neubildung senkt sich yon tier Schleim- haut ~aus in Form spitzer Forts/itze in sie herab. Der Rand tier Neubildung ist seharf abgesetzt, sic besteht nut aus den C~-linderepithelacinis nnd Fasergerfist und ist oberfiiichlich im Zerfall begriffen.

Im vierten Falle, tier mir im vorigen Jahre van auswiirts olme n/ihere An- gabon zukam; land sich die Veriinderung im i~lagen ganz wie im vorige~l Falle, ausserdem war auch die Leber mit einigen weissen Knoten durchsetzt , welche ebenfalls ganz dasselbe Verhalten zeigten, wie die frfiber beschriebenen derartigen

Knoten. Bet fiinfte Fall betrifft eine Frau, bei welcher Bantu die Exstirpation des

Rectum wegen Entar~ung dureh die in Redo stehende Neubildung vornahm. I)ie Entartang begann einige Linien yon der Uebergangsstelle der iiusseren Haut in die Schteimhaut, abet gleich hinter~ der hfterSffnnng und erstreckte sicb van hier in der L/inge yon beinahe 4 Zoll fiber den ganzen Umfang des Darmstfickes. Wie bei den beschriehenen derartigen Magengeschwiilsten ist die Neubildung gleich- miissig verbreitet und bildet keine abgeschlossenen, einzelnen Knoten, an der nn- teren und oberon, ziemlich geraden Greuzo erhebt sicb die Gescbwulst pliitz.Lich steil ~'iber die Scbleimbaut und bildet, 5--fi Lin. aufsteigend, pilzartig iiberwu- chernde Wfilste. lhre Consistenz ist sehr goring, die Oberilfiche ist wu]stig odor seicht lappig~ welch, glatt, graurGthlieh; in tier Mitte iss die Geschwulst in ulce- rSsem Zerfalle begriffen, dieselbe ist sehr vertieft, rauh, zottig, missfarbig. Ein Durchschnitt durch die ganze exstirpirte Masse zeigt zuniichst, dass die Entartung auf die Schleimbaut und das submucGse Zellgewebe besehr/inkt i s t ; diese Theile sind in tier Neubildung vGllig untergegangen~ wetche daher nach unlen scharf *,'on tier Muscnlaris begrenzt sin& Die Schnittflliehe der 5Ieubiktung ist weiss~ $iebt

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einen rahmartigen Welssen Salt, die HShe der Neubildung betrfigt 4 - - 6 Lin., naeh der Mitte zu wird sie geringer~ ganz in der Mitte liegt die Muscularis fast ganz blos uud yon der Netibildung sind nur noch wenige Spuren fibrig. Die Muscularis selbst ist 2 - - 3 Lin. dick~ ibre Schnittfliiche hat das bekannte f/ieherige hnsehen, ibre Muskelze[len sind bedeutend vergrfssert~ aber yon der Neubilduug finden sicb keine Fortsetzungen in diesel-be. Die Verdickung der Muscularis erstreekt sicb auch noch fiber die Grenzen der Neubildung naeh oben. I)as die Muscularis um- gebende Zellgewebe ist betrtichtlieh verdickt und verhtirtet, bildet eine weisse, fesle Masse, in welcher yon den Elementen der Neubildung keine Spur zu finden ist. lndem sich diese Zellgewebsverdickuug an der vorderen Wand des Rectum bis auf alas submuc~ise Zel]gewebe der hinteren Scheidenwand erstreckt~ erscheint die ietztere mit dem entarteten Rectum lest verwachsen und bet der Operation musste daher ein grosses Stiiek desselben mit entfernt werden; dasselbe ist fibrigens fret yon der Entartung und die Schieimhapt zeigt die gewShnIicbe Textur. Durch die Neu- bildung an und f/it sich schon~ aber ~uch dutch die Verdiekung der MuSeularis und des Zellgewebes ist die Wand des Rectum in so holbein Grade verdickt, dass das Lumen sehr verengt ist und der Durehgang der Kothmassen sehr behindert werden musste.

Die mikroskopiscbe Untersuchung tier Gesebwu]st ergab im Wesent~iellen die- selben Resultate wie die der Magengeschwfilste; yon den normalen eylinderfSrmigen Driisen war niehts mehr zu Sehen, die ganze Masse bestand aus einem zarten Fasergeriist~ in welcbes aus Cylinderepithelien zusammengesetzte aciniise RS~rper eingebettet waren. Die letzteren waren sehr vielgestaltig~ ,theils discret~ thetis nntereinander zusammenhlingend~ so dass im letzteren Falle das Faserbalkenwerk yon einem geuau in dessen Masclmn passenden C)dinderepithel-Balkenwerk Aurch- wach~en erschien. Oieses Zusammenfiiessen der acin6sen KSrper zu mehr zusam- menh/ingenden Massen seheint jedenfails ein secund/irer Vorgang zu seth, da in den jfingsten peripberischen Theiien der Geschwnlst nut discrete hcini vorkommen. An der Oberfl~iche ]iegen die Faserbalken nieht bloss~ sondern sind mit C)'linderepithel bedeekt; im hllgemeinen hat die Oberfl/iche einen zottigen Character~ indem sich viele zarte ZSttchen senkrecht yore Stroma erheben. Der Rand der unteren Grenze tier Geschwulst zeigt fibrigens eine Plattenepitbeldecke, welehe nach oben alfmfilig in C~(linderepithet /ibergeht; gerade wie bet Nasen- und Ohrpolypen diejenigeu Theile, welche nach aussen ragen und der Luft ausgesetzt sind~ stets Plattenepithel tragen, so batten auch bier der unterste Saum des Rectum und der sieh yon ibm erhebende Rand der Gesehwulst, so weit sic, permanent oder zeitweise, nach aussen vorlagen, Plattenepithel erhalten.

U e b e r die V e r h ~ i l t n i s s e d e r p r i m l i r e n E n t w i c k l u n g d i e s e r Gc-

s c h w u l s f f o r m gab d ieSes M a s t d a r m c a n c r o i d m e h r A u f s c h l u s s a l s

a l le f r t i h e r e n Fiflle. In l e t z t e r en ha t t e ich a l l e r d i n g s s t e t s in d e m

die i i u s s e r s t e n Acini u m g r e n z e n d e n B i n d e g e w e b e k l e i n e , i so l i r t e

u n d a l so ganz unabh~ing ig yon den g r S s s e r e n Ac in i s e n t s t a n d e n e

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t01

Aciai gesehen, aber ihre Entwicklung yon den ersten Anfiingen an

konnte ich nicht verfolgen', denn, wenn auch alle Bindegewebs-

zellen vergriissert und mit mehreren Kcrnen versehen waren, so liess sich nie ein Uebergang yon ihnen zu den Acinis nachweisen,

ebenso wenig eine andere Entwicklungsreihe. In diesem Falle aber

lhnden sich nicht allein im peripheri'schen Zellgewebe der Basis

kleine isolirte Cylinderepithelialacini uud grosse, an endogenen

Kernen reiche Bindegewebszellen, sonderu auch Uebergangsgebilde

zwiseheu beiden; es zeigten n~imlich zwei kleine Acini eine deut- liche Umhtillungsmembran, die sich an beiden schmalen Polen fadig

auszog und mit dem Ausl~iufer einer Bindegewebszelle in Verbin-

dung stand; kurz das Verhalteu war ganz so, wie es Vi rchow

bci dem Cholesteatmn fund und abbildete (S. dieses Archly Bd.Vlll. Taf. 9.), nur dass hier die Zellen deutlich Cylinderepithelialcharakter

hatten. W~ihrend die kleinsten Acini, nach ihrer Entstehung aus

Bindegewebszellen, yon einer Membran umhiillt erscheinen, war

diese an den griisseren nicht mehr zu sehen und scheint also

nach Vergr~sserung der Acini durch Vermehrung und VergriJsse-

rung ihrer Zelten zu schwinden. Obgieieh ausser diesen beiden

Acinis keine anderen als mit Bindegewebszellen in Verbindung ste-

hend und aus solehen hervorgehend gefunden werden konnten, so stehe ieh doeh nicht an, diesen Befund fiir hinreiehend zu halten,

um die Annahme zu rechtfertigen, dass alle Acini auf diese Weise

gebildet werden. Wollen wir nun, gestiitzt auf die vorgelegten Fiille, der be-

schriebenen 6eschwulstform im System tier Geschwtilste einen Platz .geben, so mtissen wit diesetbe nach ihrem histologisehen Verhalten

zu dem Cancroid oder Epithelialkrebs stellen. 9em makroskopi-

sehen Verhalten nach ist dieser Tumor ganz gleieh dem weichen Markschwamm und wird auch wohl yon allen 1)enjenigen, die nicht mit bewafft~etem Auge die Befunde erglinzen, ktinftig fort und fort zu diesem gestellt werden, was in praetiseher Hinsieht aueh des- halb ganz gut gesehehen kann, well auch hinsiehtlich der seeun- diiren Verbreitung unsere 6esehwulst grosse Aehnliehkeit mit dem Marksehwamm hat. Diese Verh~ltnisse kiinnen aber ftir uns nieht bindend sein, sonden~ ~nur der feinste Bau; fassen wir diesen ins

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Auge, so finden wit als wesentlichstes und charakteristisehes Ele- ment die Cylinderepithelialzelle und deren acin(ise Anordnung. Ganz analogen feinsten Bau hat abet dis Geschwulst, die wit bisher als Cancroid oder Epithelialkrebs im System verzeichnet finden, nur dass bei diesem die Plattenform der Epithelzelle obwaltet.

Diesen letzten Punkt muss ich, she ich welter gehe~ noch stwas weiter er(irtern, da er eine noch nicht allgemein angenom- mene Ansicht betrifft. Die meisten Autoren sind dartiber einig, dass die ihrem wesentlichen Elemente nach aus Plattenepithelien bestehende, Cancroid oder Epithelialkrebs genannte Geschwulst in der Haut und den Schleimhiiuten im Gewebe dieser Theile unab- h~ingig vom Epithel dieser Membranen und ihrer Drtisen entsteht, u n d e s hat sich noch vor Kurzem eine neue bedeutende Autorit~it, Bruns~ daftir ausgesprochen. Wenn auch die Thatsache feststeht,

dass in dsrUmgebung solcher Geschwiilste vom Rete Malpighii aus aciniis geibrmte Zellenauswtichse nach unten wuchern ki~nnen und yon Talg- und Schweissdriisen aus acini~se Auswiichse hervor- sprossen kiinnen, wenn ferner auch die MSglichkeit vorliegt, dass aus solchen Wucherungen Tumorsn hervorgehen kiinnen, so muss doch angenommen werden, dass die grosse Mehrzahl dsr Cancroide odsr Epithslialkrebse nicht auf diess Weise gsbitdet werden, son- dern selbstst~indig im Bindege%ebe entstehen, ebenso wis bei ihrer secund~iren Entwicklung in der Lsber, den Lungen, den Lymph- drtisen u. s. w. yon einer Entstehung aus pr~iexistirenden Drtissn und Epithelien nicht die Reds sein kann. Wir haben also im Cancroid eins Masse neugebildetsr Zellen mit der Form der Plat- tenepithelien vor uns, welche in einem fasrigen Stroma eingelagert sind; gehiiren nun aueh diese Zsllsn ihrer Form nach dem Epithel ant so kiinnen wit auf der anderen Seits streng genommen yon wirklichem Epithel nur dann sprechen~ wenn die Zellen i n typi- scher Anordnung den Ueberzug sinsr Membran, einer Papills oder eines Acinus bilden. Eine solche Anordnung findet nun beim Cancroid in der That auch Statt und zwar die aciniise und man kann den Satz aufstsllen~ dass im Anfang ihrer Entwicklung und bis zu einer gewissen Stufe ihrer Ausbildung alle Cancroide aus sinsr Anzahl isolirter acinSser KSrper bestehen, dis aus Platten-

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epithelien zusammengesetzt sind, leine Membrana propria in der Regel aber nicht besitzen; doch kommt zuweilen eine solche wirk-

lich vor, wie yon V i r c h o w in den prim~iren Acinis der Perlge- schwulst nachgewiesen wurde. An einer Form des Cancroides ist diese Thatsache sehr leicht nachzuweisen und ist ftir diese in ge- wisserWeise auch schon erkannti es ist das diejenige, in welcher sich jeder neugebildete Acinus zu einem stecknadelkopfgrossen,

weissen, runden KniJtchen cntwickelt und die Geschwulst auf der Schnittflliche d ann aus grtisseren oder kleineren Gruppen dieser KniJtchen, getragen yon einem fibrtisen Stroma, besteht. Schneidet man ein solches KniJtchen mit dem umgebenden Bindegewebe her- aus und betrachtet cs unter dem Mikroskope, so sieht man fol- gendes: das ganze Kn(itchen besteht aus Plattenepithelien, welche genau nach dem Typus der Epidermis angeordnet sind, die ~usser- sten Lagen zeigen die kleinsten und jtingstcn Zellen, genau dem Rete Malpighii entsprechend, nach innen werden sie allm~ilig griJsser und verhornen, so dass die mittelste Lage der Hornschicht der Epidermis entspricht. Auf der Schnittfliiche eines solchen Knilt- chens erscheinen die Zellen natiirlich concentrisch geschichtet, wie' wir das im Grossen auch bei den meisten Dermoidcysten der Haut finden. Bestehen die Kniitchen lange, s o zerfallen die Zellen in der Mitre durch Fettmetamorphose und verkaiken wohl auch, diese

Scilichten kann man wie ComedonenpfriiPfchen hervordrticken. Dies ist aber nur eine der verschiedenen Formen, in welchen sich das Cancroid uns darstellt und darf nicht als alleiniger Typus ange- sehen ~'erden, im Gegenthei'l, es giebt fast keine so proteusartige Geschwulstform als das Cancroid und es gehSrt vielj~ihrige Erfah- rung dazu, um sich noch in diesen Formen orientiren zu kiinnen. Die Acini sind anfangs stets mikroskopisch klein, ihre Zellen haben noch keinen scharf ausgepr~igten charakter und stellen sich unge- f'fihr so dar, wie die Einsenkung des Rete Malpighii zwischen zwei Papillen; die peripherischen Zellen stehen senkrecht zur Peripherie, die inneren sind eckig, aber noch nicht horizontal geschichtet. ttaben sich nun im Bindegewebe eine Anzahl solcher KiJrper ge- bildet, so kann die weitere Entwicklung sehr verschieden sein und deshaib dann auch das mikro- und-makroskopische Bild sehr ver~

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schieden ausfallen. Zuweilen entwickelt sich jedes Kiirperchen zu einem der beschriebenen Kniitchen u n d e s geht hieraus das schon angegebene Verhalten hervor. In anderen F~illen wachsen die Acini nicht allein gleichm~issig in,die Dicke, so dass runde, kuglige Kiir~ per aus ihnen werden, sondern sie wachsen nach einer oder meh- reren Richtungen knospenartig aus, die Knospen treiben neue u. s. f., so dass mehr oder weniger zusammengesetzte Kiirper nach dem ungeflihren Typus fraubiger Drtisen entstehen. Diese zusammen- gesetzten KiJrper greifen mit ihren Auswtichsen und Knospen stets in einander, so dass sic bald ftir das Auge kaum entwirrbar wer- den. Diese Entwicklung der Acini findet Sich viel hlit~figer als die erst angegebene, die Gesehwtilste aber, in welchen sie sich findet, haben je nach den verschiedenen weiteren Entwicklungs- stufen der zusammengesetzten Aeini ein sehr verschiedenes Ver- halten. Zuweilen wachsen die Acini rasch und sehr vielfach aus, aber ihre Zellen bleiben immer klein, es bildet sich im Innern keine Schicht gross'er verhornter Zellen und keine Verfettung, solcbe Tumoren kiinnerr einen betrlichtlichen Umfang erreichen, ihre Schnittfl~iche ist glatt, grauroth, feucht durch Blur und etwas farblose, helle Fliissigkeit; von weissen Punkten und Kiirpern ist nichts zu sehen, nirgends treten bei I)ruck comedonenartige Kiir- per hervor, schabt man sich etwas von der Schnittfl~iche ab oder zerzupft man einzelne Partikelchen, so sieht man dann unter dem Mikroskop gar keind frei herumschwimmenden Plattenepithelien, sondern nur triibe Mass'en, die aus kleinen, dicht aneinander ge- dr~ingten, eckigen Zellen zusammengesetzt sind; an manchen dieser Massen kann man die aciniise Form und die typische Zellenan- ordnung deutlich erkennen, meist gehiJrt aber hierzu die Anferti- gung vieler Pr~iparat% am besten tritt abe rde r aciniise Charakter der ganzen Neubildung an Schnittchen yon getrockneten oder er- h~irteten derartigen Tumoren hervor. Zuweilen findet man Can- croide der Art, auf deren Schnittfl~iche hie und da kleine, weisse Kiirper zu sehen sind, dann haben sich in den Acinis innen grosse Zellen in Menge gebildet, und in deren Centrum ist Verfettung eingetreten und es kann allmiilig der Charakter der Geschwulst ein ganz ver~inderter werden, wenn diese Vorglinge in sehr vielen

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Acinis eintreten. In anderen F~illen+ tritt yon vornherein in allen Acinis gleichzeitig mit ihrem knospenartigen Auswachsen eine reich-

liche Bildung grosser Epithelien und einer Hornschicht im Inneren der Acini ein, dadurch erhalten dieselben eine griissere H~irte, Trockenheit und eine weissliche Fiirbung, die Schnittfl~che erh~ilt dadurch das bekannte und sehr charakteristische Ansehen, dass weisse liingliche, rundliche und dendritische Kiirper in ein grau- rothes Stroma eingebettet erscheinen, wobei meist die weisse F~ir- bung fiber die rothe vorwiegt. Die Acini werden bier makrosko- pisch, abet wenn man sie in ihrem ganzen Zusammenhange sehen will, muss man Schnittchen an getrockneten oder erh~irteten Objecten machen, durch blosses Abstre{chen der Schnittflliche erh~ilt man rim" Fragmente der Acini, die aus deren Centrum herausgequetsch- ten concentrischen Zellenlager und einzelne grosse Plattenepithelien. In weiteren anderen F~illen erreichen die Acini mit ihren secun- diiren, tertiliren u. s. f. Auswtichsen einen solchen Umfang, dass

man sie selbst an grossen Schnittchen getrockneter Objecte nicht mehr vollstiindig iibersehen kann und nur an ihrer Peripherie die vorsprossenden neuen Acini zu sehen sind. Dass aber auch in solehen Fiillen ursprtinglich mikroskopische Acini den Anfang der 5Teubiidung bildeten, sieht man sehr gut an der Peripherie der Geschwiilste, denn hier sieht man oft neue, yon der Hauptge- schwulst getrennte, lileine Acini entstehen, indem das Wachsthum der Cancroide theils dutch das der einmal gebildeten Acini, thefts durch Bildung neuer Acini in der Peripherie vor sich geht~ In allen bisher angefiihrten F~illen zeigen die Zellen der Acini siimmt- lich den Charakter der Plattenepithelien der Epidermis und haben

auch deren typische Anordnung, ihre Kerne haben meist dieselbe GriSsse wie. die der Epidermiszellen, doch k(innen sie zuweilen einen viel bedeutenderen Umfang erreichen, worauf auch ihre Kern- kiirperchen stark vergriissert erscheinen, die Gestalt der Zelien wird durch dis schichtweise Lagerung im Inneren der Acini oft sehr mannigfach verlindert und sehr hiiufig kommen unter ihnen Chr:~+saliden tragende und Schachtelzellen vor. Es giebt abet end- lich auch F~lle, in ~velchen die Zellenbildung und der ganze Cha- rakter der Neubi!dung sich mehr und mehr yon dem bisher be-

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schriebenen Typus entfe rnt und sich dem Carcinom niihert. Was hier die einzelnen Zellen betrifft, so zeichnen sie sich meist durch

sehr grosse Kerne und KernkSrpercben aus, ihre Anordnung ist

zwar in gewisser Weise noch aciniis, d.h. sie bilden rundliche

liaufen, die in traubigen Gruppen zusatnmenliegen, aber tier Unter- sehied einer Schleimschicht und einer _Hornschicht hr auf, alle

Zellen erseheinen fast gleieh gross und gleich alt und so haben

wir nut noch einen Schritt zu dem gew~hnlichen Carcinom, in

welchem die cinen Maschenraum des Stroma ausftillenden Zellen

nieht mehr eine gebundene Masse bilden, sondern eincn ungeord-

neten Haufen yon Zellen mit fliissiger Intercellularsubstanz. Diese

Uebergangsformen haben ein grosses Interesse, doeh ist es nicht mein Zweck, hier dieselben ausf~ihrlieher zu beschreiben. Endlich

ist noeh yon den verschiedenen Formen des Cancroides die zu erwlihnen, in welchen vom stroma aus papillate Ki~rper mit Plat-

tenepithel vorsprossen. Alle Cancroide haben regelmlissig ein areo-

lares Bindegewebsstroma, welches mehr oder weniger gef~ssreich

ist, dasselbe kann abet in iilteren Tumoren, in welchen die Zellen massenhaft atrophiren und zerfallen und die Masse dann alas An-

sehen-eines sogenannten Atheroms oder Cholesteatoms gewinnt,

ebenfalls veriiden und kann daher in solchcn F~illen fehlen. Die Maschenr~iume dieses Stromas werden yon den aein(is geordneten

Epitheliallagen vollkommen ausgefiillt und es liegen daher die

iiussersten, kleinsten Zellenlagen eines Aeinus lest auf dem ~umge-

benden Faserbalken auf und man k~innte das beiderseitige Verhalten ~der Epithelien und der Faserbalken also auch wohl so fassen, dass

man das Cancroid als eine Geschwulst definirte, die aus einem areolaren Balkenkern besteht, dessert Maschenr~ume mit typisch angeordnetcn Plattenepithelien ausgekleidet sind. Gehen nun yon diesem Stroma einseitig neu auswachsende Balken aus, so erhalten auch diese eincn regelmiissigen Plattenepitheltiberzug und erseheinen dann als Papillen. Solehe Auswtichse kiinnen im Inneren der Ge-

schwulst an allen Stellen in grSsserer oder geringerer Menge sich bilden oder entstehen vorzugsweise an der Peripherie und geben dann dem Ganzen einen papillaren, condylomat(isen Habitus.

Ich konnte im Vorhergehenden nut eine sehr fltichtige Skizze

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der verschiedenen Erscheinungsweise der Cancroide geben, sie ist das Resultat einer grossen Anzahl yon Beobachtungen; mi~gen die

Formen auch iiusserlich noch so wechselnd sein, eins bleibt immer als constantes wesentliches Moment: die typische Anordnung der Epithelieu in den Maschenr~iumen des Gertistes zu aciniisen Kiir- pern. Wie entstehen nun diese primitiven Acini? Als~ich meine erste Arbeit fiber das Cancroid veriJffentlichte (lllustr. med. Zeitung

IlI. Bd. `1853.), hatte ich den acinSsen Bau desselben noch nicht erkannt, als erste Bildungsstufe erschienen mir Haufen nackter Kerne, die abet schon eine bestimmte concentrische Anordnung

(L. c. Fig. t . ) zeigten. Sp~iter erkannte ich, dass diese Kerne als endogene Producte in Bindegewebszellen gebildet werden, glaubte aber die Fiille, in welchen ich den aciniisen Bau erkannt hatte, yon den iibrigen ganz trennen ~zu mtissen und glaubte ftir diese in einem knospenartigen Auswachsen der ttautdrtisen den Bildungs- gang zu finden (s. Handb. der allg. path. Anat. 1855. I. Supplem. zu meinem Atlas '1856, C a n s t a t t ' s Jahresberichte fiir tS55). Im Verlauf der letzten beiden Jah re iiberzeugte ich mich aber immer mehr, dass die acinSse Form, wenn sie auch spltter undeutlich werden kann, doch ursprtinglich allen Cancroiden gemeinschaftlich ist; ich sah ferner, dass ihre Entstehung aus knospenartigem Aus-

wachsen yon Hautdrtisen nur fiir sehr wenig F~ille statuir t werden kann und in der Regel die Acini selbstst~ndig entstehen und kam auch bald zu der Ansicht, dass bei ihrer Bildung die Bindegewebs- zellen eine wichtige Rolle spielen, nut gelang es mir lange nicht eine Uebergangsstufe zwisehen einer Bindegewebsmutterzelle und einem Cancroidacinus zu finden (s. C a n s t a t t ' s Jahresberichte flit IS56). Im Verlauf dieses Jahres habe ich dieser Frage noah viel- fach meine Aufmerksamkeit geschenkt, es ist mir nun allerdings nicht gelungen, eine Bindegewebsmutterzelle zu sehen, in welcher die endogenen Zellen die t)~pische Form und Anordnung eines Cancroidacinus hatten, wohl aber sah ich in der lJmgebung (lie Bindegewebszellen sehr vergr(issert, gefiillt mit Kernen mit ziem- lich regelm~issiger Schichtung und daneben solche frei liegende Kernhaufen, deren umhfillende Membran schon veriJdet war. Indem sich dann um die Kerne ZeUen bildenl entstehen die kleinsten

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Aeini. Doch bleibt es immer mbglich , dass aueh noch Befunde gemaeht werden, die denen V i r e h o w ' s beim Cholesteatom und den yon mir bei der Cylinderepithelia]geschwulst gemachten mehr entspreehen. Bei der grossen Sehwierigkeit derartiger Untersu- chungen kann yon einem Abschlusse no eh nieht die Rede sein, so viel scheint mir abet festzustehen, dass die Cancroide yon den Bindegewebszellen hervorgehen k~nnen und in den meisten F~llen aus ihnen wirklieh hervorgehen.

Kehren wit nach dieser kurzen Beschreibung des gewiihn- lichen Cancroides oder Epithelialkrebses zu der beschriebenen C:f- liuderepithelialgeschwulst zurtick, so finden wit in ihren histologi- schen Verh~iltnissen die gri~sste Analogie. In beiden haben wir ein Faserstroma, in dessen Riiume genau typisch geordnete aus Epithelien gebildete acini~se Ktirper passen, hier haben wit aber Platten-, dort Cylinderepithel, tibrigens wiederholen sich bei beiden dieselben Verh~iltnisse. Bei beiden Formen kann das Geriist auch papilllir auswachsen, bei beiden kann die Zellenbildung in den Acinis einen mehr indifferenten Charakter annehmen und sich dem Carcinom n~ihern. Man ist also wohl berechtigt, mit B i d d e r (1. c.) die Cylinderepithelialgeschwulst m i t d e r Plattenepithelialgeschwulst zusammenzustellen und beide, wie es auch schon yon Vh 'chow (1. c.) geschehen ist, als C a n c r o i d zu bezeichnen. Die specjfi- schen Eigenthiimlichkeiten des Baues des Cancroides machen nun auch eine v@ige Trennung desselben vom Carcinom niithig und man kann es nicht gut mehr als Unterart des letzteren hinstellen, Man wird Cancroid (Epithelioma, Epitheliengesehwulst) jede Ge-' sehwulst zu nennen habeni Welche aus einer Anzahl anfangs mi- kroskopiseher, spiiter makroskopischer, aus t y p i s c h a n g e o r d - n e t e n Ep i th e l i a lz e l len zusammengesetzter Kiirper besteht, die anfangs in das normale Bindegewebe der Organe (Haut, Schleim- hiiute), spiiter, naeh betrlichtlicherem Wachsthume der Gesehwulst, in' die Alveolen eines neugebildeten Stromas eingebettet sind'. Der Name Careinom wird dann ausschliesslieh diejenigen Geschwtilste umfassen, in welchen die Alveolen des Stromas mit i n d i f f e r e n t e n und u n g e o r d n e t e n Z e l l e n m a s s e n gefiillt sind.

Sehliesslieh will ich noeh kurz das Verhalten des C~linder~

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epithelialcancroide s zu zwei anderen Geschwulstformen eri3rtern~ mit welehen es l)ei lliichtiger Untersuchung verwechselt werden

kSnnte, niimlich den Drtisenpolypen und Zottengeschwtilsten der Mastdarm- und Magenschleimhaut. Die Dvfisenpolypen des Mast- darmes, wie sie yon B i l l r o t h (Ueber den Bau der Sehleimpolypet~ t855.) und mir (Atlas Tar. XXV. Fig. 1, 2) besehrieben wurden, bestehen iihnlich, wie das Cancroid, aus aeiniJsen Ki~rpern, die aus Cylinderepithelien zusammengesetzt sind und keine Membrana propria haben, aber diese KiJrper haben hier vorwiegend Cylinder- form, stehen parallel neben einander und mtinden nach aussen, sind also Wiederholungen der cylinderf'6rmigen Darmdrtisem Fiir das blosse Auge zeichnen sieh diese Polypen dureh die dunkle braunrothe Farbe ihrer Oberflis und Schnittfl~iche und den Man- gel an Saft aus; meist enthalten sic auch kleine cystenartige, mit kothlihnlicher Masse angefiillte H~ihlen. Die Zottengeschwiilste haben eine weissliche, saftige Schnittfliiche und das yon letztercr Abgeschabte besteht unter dem Mikroskop aus lauter Cz/linderepi- thelicn, macht man sich aber feine Schnittchen, so sieht man, dass diese Zellen den Uebergang kleiner und grosset, gef~issreicber Zotten bilden und somit ist die Diagnose sehr leicht. Nur in solchen Fiillen erwachsen Schwierigkeiten fiir dieselbe, wenn vom Stroma eines Cancroides Zotten auswachsen, die mit Cylinderepi- thelien bedeckt sind, doch wird auch hier eine sorgf'~ltige Unter- suchung das Verh~iltniss bald klar macben. Specielleres fiber die

destruirenden Zottengeschwtilste, insbesondere der Mastdarmschleim- haut, behalte ich mir fur eine besondere Mittheitung vor.