2
782 t I ~ s LODENK~lg~EI¢ und K~(ar, B~eB~E(:i~E~: Beitrag zur Frage der tIitzeresistenz bakterieller Gifte. Klinische Wochenschrlft BEITRAG ZUR FRAGE DER HITZERESISTENZ BAKTERIELLER GIFTE. Von HANS LOI)ENKXMI~Et¢ und KARL BACI~LECtINER, Hamburg, St. Georg-Kr~nkenh~us. Die Ausl6sung yon mensehliehen Nahrungsmittel- vergiftnngsf/illen durch die Enteritisbakterien (Typ Breslau, G£rtner, tIeidelberg usw.) wird vielfaeh auf die Bildung yon fhermostabilen Giften zuriiekgeffihrt. Bei der Aufstellung der Fleisehbesehaubestimmungen hat man auf Grund dieser Lehre die Verniohtung yon TierkSrpern mit einem posi~iven Naehweis der genannten Erreger verfiigt. In neuerer Zeit sind nicht zu Unrecht. vet allen yon veterin~.rgrztlieher Seite (GLXssE~, BAH~ u.a.) Stimmen gegen die Giiltigkeit dieser Lehre erhoben worden, welehe sieh teilweise auf den Tierversueh, teilweise auf Selbst- versuehe bzw. Beobachtungen beim Mensehen stiitzen. Von den Verfeeh~ern der Lehre yon den hitzeresi- stenten Giften wurde als Versuehstier gr6gtengeils die weiBe Maus (BaaTEL) verwendet, welehe aber, wie LODENK31M]?ER an anderer Stelle ausffihrlieh dar- gelegg hat, fiir die LSsung des Problems vSllig un- geeignet ist. Die bei der weigen ?¢[aus erhobenen Befunde lassen sieh nieht ohne weiteres auf den Mensehen fibertragen, weft die fiir den ?¢[enschen und das Tier toxisch wirksamen bakteriellen Stoffe keines- wegs identisch sind. Bei dem Mangel an tierisehem Eiweig und der Verarmung unseres Volkes k6nnen wir uns eine grogziigige Vernichtung yon fiir den mensehlichen Genug verwertbaren Tierk6rpern nicht mehr leisten. Eine l~berprfifung der Gfiltigkeit der Lehre yon der IIitzeresistenz der Bakteriengifte ist daher ein Gebot der Stunde. ~Vir hatten Gelegenheit, eine ungewShnlieh umfangreiehe Epidemie yon bak- teriellen Nahrungsmittelvergiftungsf~,llen, welehe auf die Verseuchung einer grogen zur Abschlachtung bestimmten R, inderherde zurfic_kgefiihrt werden konn- re, zu verfolgen. Wegen ihrer seltenen Beobachtung und der dabei gesammelten Erfahrung, welche ein- deutig gegen die Bildung yon thermostabilen Giften bei den ,,eehten" Lebensmittelvergiftern spreehen, hul~en wit die nacMolgende Mitteitung fiir bereehtigt. Bei zahlreiehen Truppenteilen einer Armee traten ab Ende Juli 1943 im Gegensatz zu den Erfahrungen der vorausgegangenen Jahre mehrere Monate lang Gast,roenteritiden auf. Aueh ergaben die Unter- sachungen yon Stuhlproben des Kiiehenperson~ls bei 4 Einheiten ebenfalls den Nachweis yon Breslau- bakterien. Bemerkenswert ist, dab bei 26 befallenen Einheiten nur Einzelerkrankungen aufgetreten sind. Bei einer weiteren Einheit wurden neben einem Erkrankungsfall zwei gesunde Personen Iestgestellt, welehe vor~bergehend Brestaub~kterien aussehieden. Gruppenerkrankungen wurden bemerkenswerterweise ~mr 5mat, und zwar 11 t~/~lte in einem Feldlazarett, ferner 2, 3, 4 bzw. 28 F~lle bei Feldeinheiten beob- aehtet., welche sieh fiber den gesamten Armeebereieh verteilten. Aus der Tatsaehe, dab die einzelnen Ein- heiten yon den Fleisehvergiftungen im Verlaufe yon mehreren 3/[onaten zu versehiedenen Zeitpunkten betroffen worden sind, kann man den SehluB ziehen, dab zum mindesten 36 infizierte Sehlaeht~tiere ohne Kenntnis davon ffir den menschlichen GenuB frei- gegeben worden sind. Wenn wir das Sehla,chtgewicht nut nit 3 Zentnern annehmen und die einzelnen Portionen je Mahlzeit mit 125 g ansetzen, so waren mindestens 30000 (!) Personen, wahrscheinlich sogar wesentlich mehr bzw, wiederholt an den Fleisch- mahlzeiten betei]igt. Demgegeniiber betr/~gt die Erkranknngszuhl ,,nur" 76 Personen. Ffir die Frage nach dem Vorkommen yon thermostabilen Giften ist diese J~eststellung yon gr6gter Bedeutung. Wir kern- men sp/~ter noch einmal dara,uf zurfick. Die klinisehen Erseheinungen lieBen versehiedene Infektionserreger vermuten. Bei der Mehrzahl der Kranken und zwar bei 66 hat es sich urn eine In- fektioa nit den Enteritisbaeterium Typ Breslau gehandelt. Es zeigte sieh das bekannte Bild der Gastroenteritis. Neben leiehten, nut einige Tage an- haltenden klinisehen Erseheinungen wurden aller- sehwersge Krankheitsbilder erlebt, welehe einmaI sogar den behandelnden Arzt nieht zu Unreeht an Cholera denken lieB. Bei den restliehen 10 Erkran- kungen, in deren Stuhlproben das Enteritisbaeterium Typ Heidelberg naehgewiesen werden konnte, wurden gleiehfalls leiehte und sehwere Verlaufsformen ver- merkt. Einige Kranke fieberten nut wenige Tage und batten w/~hrend dieser Zeit Durehfall und vereinzelt auch h/iufiges Erbrechen. Daneben wurde auch ein sehweres paratyphSses Krankheitsbild nit sehr zahl- reichen Durchfgllen (bis 50 ti~gHeh), h/~ufiges Er- brechen und mehrere Woehen anhal~ender Singultus gesehen. Ein Kranker erinnert, e zun/~ehst an eine ICuhrinfektion, indem er einige Tage Fieber und blutig-sehleimige Stfihle aussebied. Todesf£lle wurden nicht beobaehtet. Die vermutliehen Fleisehvergiftungen wurden bei 24 Einheiten dutch den Breslau-Typ und bei 8 durch den Typ Heidelberg hervorgerufen. Beide Typen wm'den auch bei den erw~hnt, en gesunden Keim- ~usseheidern angetroffen. Da mir unter Feldver- h~.ttnissen eine exakte Typenbestimmung infolge Fehlens yon typenspezifischen Seren nicht mSglich war, iibernahm in dankenswerter Weise Herr Prof. Hoax, Essen, diese Aufgabe. Die epidemiologischen Erhebungen ergaben nun, dab alle betroffenen Einheiten der Erkrankten ihr Fleiseh direkt oder indirekt aus N. bezogen hagten. Man ha~e Juni 1943 etwa 800 l%inder als Schlaeht- tiere aus Litauen und Lettland dorthin fiberffihrt. Es waren bald Todesf~lle unter den Tieren aufge- treten, welehe man nit einer ehemisehen Intoxikation ohne entspreehende Unt,ersuehung zu erklgren ver- suchte. Der aufsiehtffihrende Veterini~r hatte li~ngere Zei~ eine Seuehe als Ursaehe nieht in Erw£gung gezogen. Ohne grebe Sehwierigkeiten konnten aber Ende November desselben Jahres Breslaubakterien in mehreren Wasserproben der Viehtrgnke auf der Weide wiederholt naehgewiesen werden. Der geo- logisehe Aufbau der Weidefl~chen begiinstigte die Verbreitung und Fortffihrung der Seuche nicht un- wesentlich. Die Zahl der verendenden Tiere nahm natfirlicherweise mit der Zeit zu. Im November gingen gleichzeitig sogar mehrere Tiere ein. Ihrem Tode

Beitrag zur Frage der Hitzeresistenz Bakterieller Gifte

Embed Size (px)

Citation preview

782 t I ~ s LODENK~lg~EI¢ und K~(ar, B~eB~E(:i~E~: Beitrag zur Frage der tIitzeresistenz bakterieller Gifte. Klinische Wochenschrlft

BEITRAG ZUR FRAGE DER HITZERESISTENZ BAKTERIELLER GIFTE.

Von

HANS LOI)ENKXMI~Et¢ und KARL BACI~LECtINER, Hamburg, St. Georg-Kr~nkenh~us.

Die Ausl6sung yon mensehliehen Nahrungsmittel- vergiftnngsf/illen durch die Enteritisbakterien (Typ Breslau, G£rtner, tIeidelberg usw.) wird vielfaeh auf die Bildung yon fhermostabilen Giften zuriiekgeffihrt. Bei der Aufstellung der Fleisehbesehaubestimmungen hat man auf Grund dieser Lehre die Verniohtung yon TierkSrpern mit einem posi~iven Naehweis der genannten Erreger verfiigt. In neuerer Zeit sind nicht zu Unrecht. vet a l len yon veterin~.rgrztlieher Seite (GLXssE~, BAH~ u.a . ) Stimmen gegen die Giiltigkeit dieser Lehre erhoben worden, welehe sieh teilweise auf den Tierversueh, teilweise auf Selbst- versuehe bzw. Beobachtungen beim Mensehen stiitzen. Von den Verfeeh~ern der Lehre yon den hitzeresi- stenten Giften wurde als Versuehstier gr6gtengeils die weiBe Maus (BaaTEL) verwendet, welehe aber, wie LODENK31M]?ER an anderer Stelle ausffihrlieh dar- gelegg hat, fiir die LSsung des Problems vSllig un- geeignet ist. Die bei der weigen ?¢[aus erhobenen Befunde lassen sieh nieht ohne weiteres auf den Mensehen fibertragen, weft die fiir den ?¢[enschen und das Tier toxisch wirksamen bakteriellen Stoffe keines- wegs identisch sind. Bei dem Mangel an tierisehem Eiweig und der Verarmung unseres Volkes k6nnen wir uns eine grogziigige Vernichtung yon fiir den mensehlichen Genug verwertbaren Tierk6rpern nicht mehr leisten. Eine l~berprfifung der Gfiltigkeit der Lehre yon der IIitzeresistenz der Bakteriengifte ist daher ein Gebot der Stunde. ~Vir hat ten Gelegenheit, eine ungewShnlieh umfangreiehe Epidemie yon bak- teriellen Nahrungsmittelvergiftungsf~,llen, welehe auf die Verseuchung einer grogen zur Abschlachtung bestimmten R, inderherde zurfic_kgefiihrt werden konn- re, zu verfolgen. Wegen ihrer seltenen Beobachtung und der dabei gesammelten Erfahrung, welche ein- deutig gegen die Bildung yon thermostabilen Giften bei den ,,eehten" Lebensmittelvergiftern spreehen, hul~en wit die nacMolgende Mitteitung fiir bereehtigt.

Bei zahlreiehen Truppenteilen einer Armee traten ab Ende Juli 1943 im Gegensatz zu den Erfahrungen der vorausgegangenen Jahre mehrere Monate lang Gast,roenteritiden auf. Aueh ergaben die Unter- sachungen yon Stuhlproben des Kiiehenperson~ls bei 4 Einheiten ebenfalls den Nachweis yon Breslau- bakterien. Bemerkenswert ist, dab bei 26 befallenen Einheiten nur Einzelerkrankungen aufgetreten sind. Bei einer weiteren Einheit wurden neben einem Erkrankungsfall zwei gesunde Personen Iestgestellt, welehe vor~bergehend Brestaub~kterien aussehieden. Gruppenerkrankungen wurden bemerkenswerterweise ~mr 5mat, und zwar 11 t~/~lte in einem Feldlazarett, ferner 2, 3, 4 bzw. 28 F~lle bei Feldeinheiten beob- aehtet., welche sieh fiber den gesamten Armeebereieh verteilten. Aus der Tatsaehe, dab die einzelnen Ein- heiten yon den Fleisehvergiftungen im Verlaufe yon mehreren 3/[onaten zu versehiedenen Zeitpunkten betroffen worden sind, kann man den SehluB ziehen, dab zum mindesten 36 infizierte Sehlaeht~tiere ohne Kenntnis davon ffir den menschlichen GenuB frei- gegeben worden sind. Wenn wir das Sehla, chtgewicht

nut n i t 3 Zentnern annehmen und die einzelnen Portionen je Mahlzeit mit 125 g ansetzen, so waren mindestens 30000 (!) Personen, wahrscheinlich sogar wesentlich mehr bzw, wiederholt an den Fleisch- mahlzeiten betei]igt. Demgegeniiber betr/~gt die Erkranknngszuhl ,,nur" 76 Personen. Ffir die Frage nach dem Vorkommen yon thermostabilen Giften ist diese J~eststellung yon gr6gter Bedeutung. Wir kern- men sp/~ter noch einmal dara,uf zurfick.

Die klinisehen Erseheinungen lieBen versehiedene Infektionserreger vermuten. Bei der Mehrzahl der Kranken und zwar bei 66 hat es sich urn eine In- fektioa n i t d e n Enteritisbaeterium Typ Breslau gehandelt. Es zeigte sieh das bekannte Bild der Gastroenteritis. Neben leiehten, nut einige Tage an- haltenden klinisehen Erseheinungen wurden aller- sehwersge Krankheitsbilder erlebt, welehe einmaI sogar den behandelnden Arzt nieht zu Unreeht an Cholera denken lieB. Bei den restliehen 10 Erkran- kungen, in deren Stuhlproben das Enteritisbaeterium Typ Heidelberg naehgewiesen werden konnte, wurden gleiehfalls leiehte und sehwere Verlaufsformen ver- merkt. Einige Kranke fieberten nut wenige Tage und bat ten w/~hrend dieser Zeit Durehfall und vereinzelt auch h/iufiges Erbrechen. Daneben wurde auch ein sehweres paratyphSses Krankheitsbild n i t sehr zahl- reichen Durchfgllen (bis 50 ti~gHeh), h/~ufiges Er- brechen und mehrere Woehen anhal~ender Singultus gesehen. Ein Kranker erinnert, e zun/~ehst an eine ICuhrinfektion, indem er einige Tage Fieber und blutig-sehleimige Stfihle aussebied. Todesf£lle wurden nicht beobaehtet.

Die vermutliehen Fleisehvergiftungen wurden bei 24 Einheiten dutch den Breslau-Typ und bei 8 durch den Typ Heidelberg hervorgerufen. Beide Typen wm'den auch bei den erw~hnt, en gesunden Keim- ~usseheidern angetroffen. Da mir unter Feldver- h~.ttnissen eine exakte Typenbestimmung infolge Fehlens yon typenspezifischen Seren nicht mSglich war, iibernahm in dankenswerter Weise Herr Prof. H o a x , Essen, diese Aufgabe.

Die epidemiologischen Erhebungen ergaben nun, dab alle betroffenen Einheiten der Erkrankten ihr Fleiseh direkt oder indirekt aus N. bezogen hagten. Man ha~e Juni 1943 etwa 800 l%inder als Schlaeht- tiere aus Litauen und Lett land dorthin fiberffihrt. Es waren bald Todesf~lle unter den Tieren aufge- treten, welehe man n i t einer ehemisehen Intoxikation ohne entspreehende Unt, ersuehung zu erklgren ver- suchte. Der aufsiehtffihrende Veterini~r hat te li~ngere Zei~ eine Seuehe als Ursaehe nieht in Erw£gung gezogen. Ohne grebe Sehwierigkeiten konnten aber Ende November desselben Jahres Breslaubakterien in mehreren Wasserproben der Viehtrgnke auf der Weide wiederholt naehgewiesen werden. Der geo- logisehe Aufbau der Weidefl~chen begiinstigte die Verbreitung und Fortffihrung der Seuche nicht un- wesentlich. Die Zahl der verendenden Tiere nahm natfirlicherweise mit der Zeit zu. Im November gingen gleichzeitig sogar mehrere Tiere ein. Ihrem Tode

Jg. 27, ltef~ 45/46 HANS LODE~KX~PER und K ~ B~C~ECJgNE~: B6itrag zur Frage der ttitzeresistenz b~kterieller Gifte. 78~ 1. Dezember 1949

gingen Mattigkeit und leiehte Durehfglle voraus. Inzwisehen waren wir dureh unsere epidemiologischen Erhebungen auf die lginderherde aufmerksam ge- worden. Die bakteriologisehe Untersuchung der Innenorgane yon artderen ebenfalls verendetert Tieren erbraehte eine reiehliehe Durehsetzung yon Mflz, Nieren und Leber mit Breslaubakterien. Daraufhin wurde der Restbestand der Rinderherde (279 Tiere) unter Sperre gesetzt und die k]inisch gesund erschei- nenden Tiere yon den Tieren mit erhShten Tem- peraturen, Durchf/~]len oder Mattigkeit getrennt. Auch wurde das gesamte Fleiseh vor seiner Ausgabe der bakteriologisehen Xontrolle unterworfen, wobei 1869Fleisch- und Organproben auf Paratyphus- Enteritisbakterien untersucht wurden. Dies butte zur Fotge, dab man yon nun an keine Lebensmittel- vergiftungen beobachtete. Bei den klinisch verdgeh- tigen Tieren (26) konnte in 4 Fg, Ilen Breslaubakterien aus den Kotproben gezttehtet werden. Die bei 250 Tieren vorgenommenen serologisehen Blutunter- suehungen (-~TIDAL-Reaktion) ergaben bei 39 Rindern erh6hte Werte. Die Serumproben yon 30Tieren agglutinierten Breslaubakterienaufschwemmungen in der Verdiinnung 1 : 400 und h6her. Zwei weitere Seren ]ieferten dazu erh6hte Titerwerte mit den Auf- sehwemmungen der Enteritisbakterien Typ G3iRTNER- Kiel und schlieBlieh agglutinierten 7 Seren sowohl die Aufsehwemmungen von Breslau- als aueh Para- typhus B SCI~OT~M~dLLE~ und bemerkenswerterweise auch Heidelberg-Bakterien. Der Umstand, dab Para- typhus-Enterit iskeime yon den 39 Tieren mit den erhShten Aggtutinationswerten yon 1:400 und dariiber uur in 25 Fallen aus den Fleiseh- und Organproben geztichtet werden konnten, maeht eine bei diesen Tieren bereits abgelaufene Infektion zum mindesten sehr wahrscheinlieh. Die positiven Agglutinationen mit dem Iteidelbergerstamm dureh einige Tierseren lieBen die Annahme einer vorliegenden Misehinfektion und den Zusammenhang mit den mensehlichen Erkrankungsf/~llen weiterhin bereehtigt erscheinen.

Die bakteriologische Untersuchung yon 267 Rin- dern des verseuehten Tierbestandes ergab 44real den Naehweis yon Erregern der Paratyphus-Enterit is- gruppe. In 23 F/ilIen wurden sie in Proben im Zu- sammenhang mit dem groBen Kreislauf, darunter in 2 Muskelproben und 4Lymphkno ten der vorderen und hinteren Fleischviertel gezfiehtet. In den tibrigen 21 F/~tten, zu denen aueh die bereits erw/~hnten 4 g inder mit den Breslaubakterien in den Kotproben hinzukommen, wurden die Erreger aus der Leber bzw. Leberlymphknoten oder der Galle ermittelt. Bei weiteren 10 inzwisehen eingegangenen Tieren stieg man auf eine Durchseuehung der Innenorgane mit den mehrfaeh genannten Keimarten. In allen positiven F/~llen gelang uns der Bakteriennachweis bereits dureh die direkte Aussaat auf der Agarplatte. Bei den negativen Fgllen liefien sieh aueh naeh dem Anreieherungsverfahren yon M~dLLE~-KAUF~ANS keine Erreger naehweisen. Bei der bioehemisehen Priifung waren 56 Stgmme yon 58 St/i, mmenrhamnose-

positiv. Nur 2 Stgmme verhielten sieh gegeniiber Rhamnose zweifelhaft. Kein Stamm bildete einen Sehleimwall. E i n Stamm bildete auf der Aseit~es- platte eine Kolonieform, welehe uns an das Vorliegen eines Heidelbergtyps denken lieB. Da uns unter den ~eldverh£1tnisse~x keine ausreiehenden typenspezi- fisehen Seren zur Verfiigung standen, tieBen sieh aus den teilweise reeht versehieden hooh ausgefMlenen Titerwerten mit dem Paratyphus B bzw. Breslau- Seren keine bindenden SehluBfolgerungen ziehen. Paratyphus-B-ScHoTTNt~LLER-Stgmme konnten wir bereits epidemiologiseh und kulturell mit hoher Wahrseheinliehkeit aussehlieBen. Bei der Unter- suehung der insgesamt 58 tierisehen StS~mme mit einem inzwisehen yon uns hergestellten Immunserum stiegen wir tats/~ehlieh auf einen Heidelbergstamm. Die resttiehen Kulturen waren alle Breslaustgmme. Ferner ergab die Untersuehung yon Stuhlproben der AngehSrigen einer Sehl~ehtereikompagnie, welehe seit 6 Monaten die Absehlaehtung der Tiere vorge- nommen hatten, in 9 Fgllen den Breslau- und in 1 Falle abermals den Heidelbergtyp. Bemerkens- werterweise sind bei ihnen w~hrend der ganzen 6Monate betragenden Zeit niemals Magendarm- stSrungen beobaehtet worden. Damit war der end- gtiltige Beweis erbraeht worden, dab Mle in der zweiten It~lfte des Jahres 1943 aufgetretenen Breslau- t{eidelberginfektionen mit dieser tierisehen Infektions- quetle im Zusammenhang gestanden haben. Hiermit ist das Bacterium enteritidis Typ Heidelberg erstmalig bei Tieren und zwar bei R.indern als pathogener Erreger naehgewiesen worden. HABs fund ihn 1933 anl£Blieh einer Lebensmittelvergiftung yon 19 Per- sonen naeh einer stattgefundenen Sehweinesehlaeh- tung, wobei 1 Fall sogar t6dlieh endete. Einige Zeit sparer wurden weitere Erkrankungen ia der Nach- barsehaft yon Heidelberg beobaehtet. Die eigentiiehen Infektionsquellen blieben aber ungeklfi.rt.

Wie es nun zu der Infektion der ~inderherde ge- kommen ist, dariiber verm6gen wir niehts auszusagen. Es konnte nur in Erfahrung gebraeht werden, dab die Verendung der ersten Tiere bald nach ihrer ~berfiihrung naeh N. erfolgte, so dab die Vermutung einer Einsehleppung der Seuehe aus den Lieferl~ndern sehr wahrseheinlieh ist. Epidemiologisehe Erhebun- gen konnten aus kriegsbedingten Umst/~nden nieht durchgefiihrt werden.

Zusammen]assung. Die im Vertaufe einer Nah- rungsmittelvergiftungsepidemie, welehe dureh eine mit den Enteritisbakterien Typ Breslau bzw. Heidelberg verseuehte Rinderherde verursaeht wurde, erhobenen Beobaehtungen sprechen eindeutig gegen die Bildung aon thermostabilen Giften dureh die genannten Erregertypen.

Literatur. BAm~, L.: Zbl. B~kter. usw. I Orig. 136, 433 (1936).- BA~rEL, H. : Zur Pathogenese der raenschliehen en~. Intoxikation usw. Berlin: t~. ]?fau 1940. ~ GLXSSE~: Arch. tie~rztl. WseJsr. 1947~ Nr 7/8, 234. --ttABS, tL: Zb]. Bakter. usw. I Orig. 130, 367 (1933). - - - LODENKX~P:EI~ H. : Z. inn. Ned. 4, 9 (1949).