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i566 dab infolge Schw~chung der allgemeinen und lokaleu Resi- stenz des Organismus die vorhandenen Saprophyten sich vor- ~tbergehend zu Parasiten verwandelten und der zwischen ihnen und dem Organis~rbus zu, stande gekommene Gleichgewichtszustand mehrmals gest6rt wurde. Da mehrere Autoren nicht nut bet Strepto-, sondern auch bet Staphylokokken- und Mischinfekfionen (ANSELM), alldere bet durch Bact. colt verursachten t(rankheiten (I~t~s bet Pyurie (TxMMING), wieder andere bet akutem Gelenk- rheumatismus (KLEE und ROMER) und bet Infektarthritiden (GANTErC~ER~ u n d T~IIM~E), ich selbst bet Erythema no- dosum, bet dutch Staphylococcus pyogenes albus und aureus hervorgerufener Harnrdhrellentztindung mit P. gute Erfolge erzietten, ist das Indikationsgebiet des P. sehr groB. Es ist einfacher und logischer und entspricht den beob- achteten Tatsachen besser, an Stelle yon verschiedenen bacteri- olden ~irkungen die Steigerung der Abwehrkraft des Organis- mus durch P. anzunehmei1, welche Hypotl~ese auch den bei den einzelnen Individuen nnd verschiedenen Krankheiten beobachtete~ Unterschieden der Wirkung gerecht wird. Das Versagen des P. bei einigen Streptokokkeninfektionen l~13t sich aueh nicht durch die bakterientdtende Wirkung mit Ausschaltung des Organismus erkl~iren, da die Existenz eines selbst~ndigen Erysipelstreptocoecus noch bet weitem nicht als festgestell~ anzusehen ist, Ffir die aktive Mitwirkllng des Organismus spricht auch die Beobachtung, dab der klinische Verlauf und das Verhalten des quantitativen und quatitativen Blutbildes nnter P.-Ein- wirkung im "Wesen mit den Befunden, wie wir sie bei spontaner (NEUMANN und GUNDERMANN, GODKEWITCH) Heilung des Erysipels, oder unter Rdntgenbestrahlung (LANG), ferner nach Injektion yon artfremdem EiweiB erleben kdnnen, fibereinstim- men ; dutch P. wird der Verlauf beschleunigt und abgekfirzt. Meine Betrachtungen werden auch dutch die guten ResuI- tare mit P. bet Staphylokokkellinfektionen der Tiere unter- stiitzt und auch dutch Versuch yon Do~A~t~ (zitiert bet GA~TE~BEI~a und THt~IE), wollach P. sowohl gegen Strepto- kokken als auch gegen Staphylokokken in vitro wirkungslos ist. Sicher ist das P., den Hg-Pr~iparaten und Arsenobenzolen ~ihnlich, trotz der enormen Verdiinnung, die es im Organismus erf~ihrt, wirksam und, wie jene nur gegen Spirochaeta pallida, nur gegen Kokken und ebenfalls im lebenden Organismus im- stande ist, eine xvVirkung zu entfalten. Die Erkllirung hierffir liegt im Organismus verborgen. Unter den gegell ErysipeI heute bekannten spezifischen und unspezifischen therapeu- tischen MaBnahmen scheint das leicht verwendbare P. das wirksamste zu sein, Im P. steht uns ein gegen Erysipel vorzi~glieh wirksames Chemotherapeutic, urn zur Ver]i~gung. Seine Wirkung ist derart frappant, wie wir sie bisher bet keinem antierysipelatdsen Mittel sahen. Seit der Anwendung des Mittels haben wit noch keinen Rotlaufkranken verloren, und die Heilung erfolgt unter P.-Anwendung in wenigen Tagen. Das P, ist eine wertvolle Bereieherung unseres Arzneischatzes, und im Besitz dleses Mittels sehen wit beruhigt dem Schieksal unserer Erysipel- krankell elltgegen. Aul3erdem empfiehlt Prof. BERDE, zum Tell auf Grund theoretischer Erwggungen, zum Tell aber auf Grund gfinstiger Beobachtungen, dab in allen F~illen, wo eine Streptokokkeninfektion droht (z. ]3. VerIetzung des Arztes bet chirurgischem Eingriff, beginnendes Panaritium, Phleg- mone usw.) einen Versuch mit der prophylaktisehen P.-An, wendung zu maehen, um auch in dieser Richtung genfigende Erfahrungen sammeln zu kdnnen. Literatur: ANSELM, Dtsch. reed. Wschr, x935, 264- ~ D~L- BANCO U. CALLOMO~r Handb. d. Haut- u. Geschleehtskrankh. 9/I. Berlin: Julius Springer I929. -- DOMAGK, Dtsch. reed. Wschr. x935, 250. :- GANTgNBSRG U. THIMME, Med. Welt ~935, lOO9. -- GM~LISr, Mfinch. reed. Wschr. 2935, 221 (nach GAI~T~BER~ u. THIMME zitiert). -- GRi~TZ, Ned. Klin. I934, 5 e. --IMttXUSER, Med. Klin. i935, 282. -- KL~E u. RdmER, Dtsch. med, Wschr. x935, ~53. -- LANG, Die Rdntgentherapie des Erysipels. Gedenkbuch f[lr Prof. BECK. Budapest 193 o. -- SCHERBE~, Wien. reed. ~\Tschr. 1935, 346- -- SCt~RA~Z, 5I~inch. med. %Yschr. 1935, 419 -- ScnaEvs, Dtsch. reed. \u I935, 255. - T~MN~, KinderArztl. Prax. 9, VI. KLINISCHE WOCt-IENSCHRIFT. 15 . JAHRGANG. Nr. 43 24. OKTOBER x935 BEITRAG ZUR METHODIK DER BLUTZUCKER- UNTERSUCHUNG IN DER DERMATOLOGIE. Von Dr. H. WILDE, Assistent der HauLklinik der St~dtischen Krankenanstalten, Essen (Chefarzt: ProL Dr. A. M. MEMMESHEIMER). Die Beziehnngen zwischen manifestem Diabetes und Haut- erkrankungen sind bekannt. Weniger verbreitet ist die IKennt- nis yon der Bedeutung des latenten Diabetes, d.h. dernur unter bestimmten Bedingungen nachweisbaren Stoffwechsel- st6rung dieser Art, Wir wissen heute, dab es zum Nachweis eines krankhaften Zuckerstoffwechsels nicht genfigt, Harn- analysen oder ]31utzuckernfichternwerte zu bestimmen, son- dern dab uns in zahlreichen F~llen erst die fortlaufende Unter- suchung des ]3Iutzuckers nach ]3elastung einen Einblick in den Ablauf des IZohlehydratstoffwechsels gew~hrt und die den gr6beren Untersuchungsmethoden nicht zug~nglichen St5rungen, wie sie beim sog. laterffen Diabetes vorhanden sind, aufdeckt. i Noch bis vor wenigen Jahren wurden~aus-Untersuchungen, die nur den Nflehternblutzuckerwert beriicksichtigen, weitgehende Schttisse gezogen (STRICKL:ER und ADAMS, FISH~:R). 1929 fordern URBACH und SICI-IlgR unter kritischer Wfirdigung eines umfang- reichen Schrifttums, dab bei ]31utzuekeruntersuchungeu Belastungs- kurven ausgehend vom Nfichternwert augelegt werden sollen, wenn man schon aus derartigen U~ltersuchungen Schlfisse aui den Charakter einer diabetischen StoffwechselstSruug ziehen will. Gr61geren Wert legeu sie aber auf den Vergleich der Btutzucker- belastungskurve mit der gleichzeitig angestellten ttautzucker- belastungskurve. Den Hautzucker bestimmten sie an lebensfrischen, yore Fettgewebe sorgf~ltig befreiten Hautstt~ckchen, die -- mittels Stanze gewonnen -- nach einer Mikromethode, die sie nach dem Prinzip von I-[AGEDORN ~.lnd JENSEN ausbauten, untersucht wurden. Als Belastung verabfolgteu sie IOO g Traubenzucker nt~chtern per os. Ihre Untersuchungen zeigten, dab unter normalei1 Verh~Ituissen ein gewisser Parallelismus zwischen Blut- und I-Iautzuckerknrve besteht, dab aber unter krankhaften Ver~uderungeu des Kohle- hydratstoffwechsets dieses Verh~iltnis sich unter UmstXnden weit- gehend Xndert, da dann das Ilantgewebe iuteusiver und lXnger Zueker zurfickhalteu kann. Die Unmdglichkeit, in allen F~tllen bet Verdacht auf Vorliegen eines latenten Diabetes bei Hautkranken fortlaufend Hautzuckeranalysen an mit der Stanze gewonnenen Hautstiickchen vorzunehmen, belastet diese an sich exakte Methode. OTT~5ISTEISI schl~gt deshalb die Untersuchung des ttaut- diaIysats nor, das mit Hilfe ether Glasglocke yon bestimmtem Durchmesser, in der eine abgemessene Menge \Vasser 5 Minuten iang auf die Haut einwirl~t, gewonnen wird. Hierbei triti neben ether Reihe yon anderen Stoffen, die bier auBer acht gelassen werden kdnnen, auch Hautzucker in die Flfissigkeit fiber, so dab der Dia- stasegehalt in der Flfissigkeit quantitativ bestimmt und diagnostisch verwertet werden kanu. Mit J-Iilfe dieser Methode gelanges ihr, in Verbindung nlit der Blutzuckerbelastungskurve nach intravendser Belastung nach WISLICKI, bet anscheinend stoffwechselgesunden Hautkranken, einen latenten Diabetes aufzudecken. Erw~hnens- wert ist, dab yon ihr und MARC~IONI~Xeine Erhdhung des Haut- diastasewertes auBer beim Diabetes nut noch bet Syphilis gefunden wurde. Sic grfindeten hierauf die fermentdiagnostisehe Methode zur Erkennung syphititiseher Erkrankungen. N a c h 1V2ARCHIO~'INI und OTTENSTEIN lassen sich hierans jedoch keine Schlt~sse auI das u handensein yon Stdrungen im I4ohlehydratstoffwechsel der Haut bet Syphilis ziehen, sic tfihren vielmehr die Steigerung der Diastase- bilduug im Hautorgan selbst auf den Einfiug der Spirochaeta pallida zur[lck. Vr ffir die Benrteilullg yon Blutzuckerwerten sind die Untersuchungen von MoNcoRPs, BOHNSTEDT und SCHMIDT fiber den Zucker- und Glutathiongehalt yon Blur llnd Haut bei Hdhensonne- und Crotondldermatitis. Sic fanden, dab der Ausfall der diagnostischen Blutzuckerbelastung nach WISLICKI Yon der Intensit~it der kiinsttich gesetzten Haut- entzfindung und dem Intervall zwischen entzfindungserregen- dem Reiz und Vornahme der Untersuchung abh~ngig ist. Dieses Ergebnis mahnt uns zur vorsichtigen Beurteilung der Bedeutung yon Kohtehydratstoffwechselstdrungen bet Haut- krankheiten, insbesondere bet Hautkrankheiten, die mit aus- gedehnten entzfindliehen Veriinderungen einhergehen. Des- gleichen ist- Uevor wir aus eiller ver~nderten 13Iutzucker- betastungsprobe auf einen sog. latellten Diabetes schlieBen --

Beitrag zur Methodik der Blutzucker-Untersuchung in der Dermatologie

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Page 1: Beitrag zur Methodik der Blutzucker-Untersuchung in der Dermatologie

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dab infolge Schw~chung der a l lgemeinen und lokaleu Resi- s tenz des Organismus die vorhandenen Saprophyten sich vor- ~tbergehend zu Parasiten verwandelten und der zwischen ihnen und dem Organis~rbus zu, stande gekommene Gleichgewichtszustand mehrmals gest6rt wurde.

Da mehrere Au to ren n ich t n u t bet Strepto- , sondern auch bet S taphylokokken- und Mischinfekfionen (ANSELM), al ldere bet durch Bact . colt ve ru r sach ten t ( r ankhe i t en (I~t~s bet Pyur ie (TxMMING), wieder andere bet a k u t e m Gelenk- rheumat i smus (KLEE und ROMER) und bet In fek ta r th r i t i den (GANTErC~ER~ und T~IIM~E), ich selbst bet E r y t h e m a no- dosum, bet du tch Staphylococcus pyogenes albus und aureus hervorgerufener Harnrdhre l len tz t indung mi t P. gute Erfo lge erzietten, ist das Indika t ionsgebie t des P. sehr groB.

Es ist e infacher und logischer und en tspr ich t den beob- ach te ten Ta t sachen besser, an Stelle yon verschiedenen bac ter i - olden ~ i r k u n g e n die Ste igerung der Abwehrk ra f t des Organis- mus durch P. anzunehmei1, welche Hypotl~ese auch den bei den e inzelnen Ind iv iduen nnd verschiedenen Krankhe i t en beobach te te~ Untersch ieden der Wi rkung gerecht wird. Das Versagen des P. bei einigen S t rep tokokken infek t ionen l~13t sich aueh nicht durch die bak te r i en td tende Wi rkung mi t Ausschal tung des Organismus erkl~iren, da die Ex i s t enz eines selbst~ndigen Erys ipe ls t rep tocoecus noch bet we i t em nicht als festgestell~ anzusehen ist,

Ff ir die ak t ive Mitwirkl lng des Organismus spr icht auch die Beobachtung, dab der klinische Ver lauf und das Verha l ten des q u a n t i t a t i v e n und qua t i t a t iven Blutbi ldes nn t e r P . -Ein- wi rkung im "Wesen mi t den Befunden, wie wir sie bei spontaner (NEUMANN und GUNDERMANN, GODKEWITCH) Hei lung des Erysipels , oder un te r Rdntgenbes t rah lung (LANG), ferner nach In jek t ion yon a r t f r emdem EiweiB erleben kdnnen, f ibereinst im- men ; du tch P. wird der Verlauf beschleunigt und abgekfirzt .

Meine Be t r ach tungen werden auch du tch die guten ResuI- ta re m i t P. bet S taphylokokkel l infekt ionen der Tiere un ter - s t i i tz t und auch du t ch Versuch yon Do~A~t~ (zit iert bet GA~TE~BEI~a und THt~ IE) , wollach P. sowohl gegen S t rep to- kokken als auch gegen S taphy lokokken in v i t ro wirkungslos ist.

Sicher ist das P., den Hg-Pr~iparaten und Arsenobenzolen ~ihnlich, t ro tz der enormen Verdi innung, die es im Organismus erf~ihrt, wi rksam u n d , wie jene nur gegen Spi rochae ta pallida, nur gegen Kokken und ebenfalls im lebenden Organismus im- s tande ist, eine xvVirkung zu entfa l ten . Die Erkl l i rung hierffir l iegt im Organismus verborgen. U n t e r den gegell Erys ipeI heu te bekann ten spezifischen und unspezif ischen therapeu- t ischen MaBnahmen scheint das le icht ve rwendbare P. das wirksamste zu sein,

I m P. steht uns ein gegen Erysipel vorzi~glieh wirksames Chemotherapeutic, urn zur Ver]i~gung. Seine Wi rkung ist de ra r t f rappant , wie wir sie bisher bet ke inem ant ierys ipela tdsen Mit te l sahen. Seit der Anwendung des Mit tels haben wi t noch keinen Ro t l au fk ranken verloren, und die He i lung erfolgt un te r P . -Anwendung in wenigen Tagen. Das P, is t eine wer tvol le B e r e i e h e r u n g unseres Arzneischatzes, und im Bes i tz dleses Mit tels sehen wi t beruhig t dem Schieksal unserer Erys ipel - krankel l ell tgegen. Aul3erdem empf ieh l t Prof. BERDE, zum Tell auf Grund theoret ischer Erwggungen , zum Tell aber auf Grund gfinstiger Beobachtungen , dab in allen F~illen, wo eine S t rep tokokkeninfek t ion d roh t (z. ]3. VerIe tzung des Arztes bet chi rurgischem Eingriff , beginnendes Panar i t ium, Phleg- mone usw.) e inen Versuch m i t der prophylaktisehen P. -An, wendung zu maehen, u m auch in dieser R ich tung genfigende E r f ah rungen sammeln zu kdnnen.

L i t e r a t u r : ANSELM, Dtsch. reed. Wschr, x935, 264- ~ D~L- BANCO U. CALLOMO~r Handb. d. Haut- u. Geschleehtskrankh. 9/I. Berlin: Julius Springer I929. -- DOMAGK, Dtsch. reed. Wschr. x935, 250. : - GANTgNBSRG U. THIMME, Med. Welt ~935, lOO9. - - GM~LISr, Mfinch. reed. Wschr. 2935, 221 (nach GAI~T~BER~ u. THIMME zitiert). - - GRi~TZ, Ned. Klin. I934, 5 e. --IMttXUSER, Med. Klin. i935, 282. -- KL~E u. RdmER, Dtsch. med, Wschr. x935, ~53. -- LANG, Die Rdntgentherapie des Erysipels. Gedenkbuch f[lr Prof. BECK. Budapest 193 o. -- SCHERBE~, Wien. reed. ~\Tschr. 1935, 346- -- SCt~RA~Z, 5I~inch. med. %Yschr. 1935, 419 �9 - - ScnaEvs, Dtsch. reed. \u I935, 255. - T ~ M N ~ , KinderArztl. Prax. 9, VI.

K L I N I S C H E W O C t - I E N S C H R I F T . 15 . J A H R G A N G . N r . 43 24. OKTOBER x935

BEITRAG ZUR METHODIK DER BLUTZUCKER- UNTERSUCHUNG IN DER DERMATOLOGIE.

Von

Dr . H . WILDE, Assistent der HauLklinik der St~dtischen Krankenanstalten, Essen

(Chefarzt: ProL Dr. A. M. MEMMESHEIMER).

Die Beziehnngen zwischen man i fe s t em Diabetes und H a u t - e rk rankungen sind bekannt . Weniger ve rb re i t e t ist die IKennt- nis yon der B e d e u t u n g des l a ten ten Diabetes , d . h . d e r n u r un te r be s t immten Bedingungen nachweisbaren Stoffwechsel- s t6rung dieser Art , Wi r wissen heute, dab es zum Nachweis eines k rankha f t en Zuckerstoffwechsels n ich t genfigt, Ha rn - ana lysen oder ]31utzuckernfichternwerte zu bes t immen, son- dern dab uns in zahlre ichen F~llen ers t die for t laufende Unte r - suchung des ]3Iutzuckers nach ]3elastung einen Einb l ick in den Ablauf des IZohlehydrats toffwechsels gew~hr t und die den gr6beren Un te r suchungsme thoden nicht zug~nglichen St5rungen, wie sie beim sog. laterffen Diabetes vo rhanden sind, aufdeckt . i Noch bis vor wenigen Jahren wurden~aus-Untersuchungen, die nur den Nflehternblutzuckerwert beriicksichtigen, weitgehende Schttisse gezogen (STRICKL:ER und ADAMS, FISH~:R). 1929 fordern URBACH und SICI-IlgR unter kritischer Wfirdigung eines umfang- reichen Schrifttums, dab bei ]31utzuekeruntersuchungeu Belastungs- kurven ausgehend vom Nfichternwert augelegt werden sollen, wenn man schon aus derartigen U~ltersuchungen Schlfisse aui den Charakter e iner diabetischen StoffwechselstSruug ziehen will. Gr61geren Wert legeu sie aber auf den Vergleich der Btutzucker- belastungskurve mit der gleichzeitig angestellten ttautzucker- belastungskurve. Den Hautzucker bestimmten sie an lebensfrischen, yore Fettgewebe sorgf~ltig befreiten Hautstt~ckchen, die - - mittels Stanze gewonnen -- nach einer Mikromethode, die sie nach dem Prinzip von I-[AGEDORN ~.lnd JENSEN ausbauten, untersucht wurden. Als Belastung verabfolgteu sie IOO g Traubenzucker nt~chtern per os. Ihre Untersuchungen zeigten, dab unter normalei1 Verh~Ituissen ein gewisser Parallelismus zwischen Blut- und I-Iautzuckerknrve besteht, dab aber unter krankhaften Ver~uderungeu des Kohle- hydratstoffwechsets dieses Verh~iltnis sich unter UmstXnden weit- gehend Xndert, da dann das Ilantgewebe iuteusiver und lXnger Zueker zurfickhalteu kann. Die Unmdglichkeit, in allen F~tllen bet Verdacht auf Vorliegen eines latenten Diabetes bei Hautkranken fortlaufend Hautzuckeranalysen an mit der Stanze gewonnenen Hautstiickchen vorzunehmen, belastet diese an sich exakte Methode.

OTT~5ISTEISI schl~gt deshalb die Untersuchung des t taut- diaIysats nor, das mit Hilfe ether Glasglocke yon bestimmtem Durchmesser, in der eine abgemessene Menge \Vasser 5 Minuten iang auf die Haut einwirl~t, gewonnen wird. Hierbei t r i t i neben ether Reihe yon anderen Stoffen, die bier auBer acht gelassen werden kdnnen, auch Hautzucker in die Flfissigkeit fiber, so dab der Dia- stasegehalt in der Flfissigkeit quanti tat iv bestimmt und diagnostisch verwertet werden kanu. Mit J-Iilfe dieser Methode gelanges ihr, in Verbindung nlit der Blutzuckerbelastungskurve nach intravendser Belastung nach WISLICKI, bet anscheinend stoffwechselgesunden Hautkranken, einen latenten Diabetes aufzudecken. Erw~hnens- wert ist, dab yon ihr und MARC~IONI~X eine Erhdhung des Haut- diastasewertes auBer beim Diabetes nut noch bet Syphilis gefunden wurde. Sic grfindeten hierauf die fermentdiagnostisehe Methode zur Erkennung syphititiseher Erkrankungen. Nach 1V2ARCHIO~'INI und OTTENSTEIN lassen sich hierans jedoch keine Schlt~sse auI das u handensein yon Stdrungen im I4ohlehydratstoffwechsel der Haut bet Syphilis ziehen, sic tfihren vielmehr die Steigerung der Diastase- bilduug im Hautorgan selbst auf den Einfiug der Spirochaeta pallida zur[lck.

Vr ffir die Benr te i lu l lg yon B lu t zucke rwer t en sind die Un te r suchungen von MoNcoRPs, BOHNSTEDT und SCHMIDT fiber den Zucker- und Glu ta th iongeha l t yon Blur l lnd H a u t bei Hdhensonne- und Crotondldermat i t i s . Sic fanden, dab der Ausfall der d iagnost ischen Blu tzuckerbe las tung nach WISLICKI Yon der Intensit~it der ki inst t ich gese tz ten H a u t - entzf indung und d e m In te rva l l zwischen entzf indungserregen- dem Reiz und Vornahme der Un te r suchung abh~ngig ist. Dieses Ergebnis m a h n t uns zur vors icht igen Beur te i lung der Bedeu tung yon Kohtehydra t s to f fwechse l s td rungen bet H a u t - krankhei ten , insbesondere bet Hau tk rankhe i t en , die m i t aus- gedehn ten entzf indl iehen Ver i inderungen einhergehen. Des- gleichen i s t - Uevor wir aus eiller ve r~nder ten 13Iutzucker- be tas tungsprobe auf einen sog. la te l l ten Diabetes schlieBen - -

Page 2: Beitrag zur Methodik der Blutzucker-Untersuchung in der Dermatologie

24. OKTOBER 1936 KLINISCHE WOCI-IENSCH

eine genaue interne Allgemeinuntersuchullg vorzunehmen, um nicht organische oder funktionelle Veriinderungen zu iiber- sehen, die -- wie wit wissell -- den Ablaut der Kurve be- einflussen k6nnen, so dab die Schlfisse, die wir bei AuBer- achtlassen des Einflusses derartiger Ver~nderungenn ant des l~urvenbild ziehen, falsch sein mfissen, i.

Wie wir aus dem Studium des einschl~igigen Schrifttums ersehen, sind die Blutzuckerbelastungsmethoden nach ein- maliger entweder oraler oder intraven6ser Belastung in derma- tologisehen Kreisen gel~ufig. An der Essener HautMinik be- dienen wir uns aber zur Blutzuckerbestimmung llach Be- lastung der Doppelbelastungsmethode nach STAUB-TRAUGOTT. Aul3er bei MILBRADT findet in der dermatologischen Lite- ratur der letzten Jahre, selbst im Handbuch yon JADASSOIIN und im ARzT-ZIELER sowie ill der 1936 erschienenen Nouvelle Pratique dermatologique, diese Methode keine Erw~ihnung. Da sie abet, wie auch schon ~iV~ILBRADT in seinen kritischen Untersuchungen der BlntzuekererhShung der Dermatosen be- ton i , geeigneter als die e inmal ige Belas tung zur Aufdeckung l a t en te r Pankreass t6 rungen ist, und da wir ebenfalls bei ver- gleichellden Un te r suchungen yon Blu tzuckerbe las tungen nach e inmal igen Zuckergaben und Be las tungen nach der Methode STAuB-TRAU~OT% le tz te re Un te r suchung genauer und geeig- ne te r fanden, uns einen E inb l i ck in dell Kohlehydra t s to f f - wechsel zu geben, ha l t en wi t es fiir angebracht , e rneut darauf hinzuweisen, zumal die e rwghnten Hau tzuckerbe las tungs - proben nach ~JRBACI-I und SICliER sowie nach ~V~ARCIIIONINI und OTTENSTEIN ftir Re ihenun te r suchungen schwerl ich ge- eignet sind.

Das Prinzip der Methode ist die zweimalige Belastung, und zwar werden dem 12 Stunden nfichtern gebliebenen Patienten nach Entnahme yon Ni~chternblut zweimal 3 ~ g Glucose in einem Intervall yon durchschnittlich I Stunde verabfolgt. Der Blutzucker wird alle x/2 Stunden bis zur 4. Stunde nach Versuchsbeginn be- stimmt.

Die versehiedene Beur te i lung, die die S taub-Traugo t t sche Be las tung in der L i t e r a t u r gefunden hat , ist - - wie aus dell Untersuchungen von SVARTZ und ENOCKSSON hervorgeht -- darauf zuriiekzufiihren, dab die zweite I(ohlehydratbelastung yon dell Nachprfifern dieser Methode zum Teil unter AuBer- achtlassen des Ablaufs der durch die erste Belastung hervor- gerufenen Blutzuckerkurve angesetzt wurde. Um dieser Ge- fahr zu entgehen, haben wir uns die Forderung dieser Autoren zu eigen gemacht, die auf Grund ihrer Untersuchungen ver- langen, ,,dab die zweite Ifohlehydratbelastung so angesetzt werden soil, dab sie mit ihrer Wirkung am besten den HShe- punkt oder den absteigenden Schenkel der Hyperglyk~mie- kurve nach der vorausgegangenen Belastung trifft. Einen bestimmten, ffir alle F/ille geeigneten Zeitabstand zwischen den verschiedenen Belastungen in einer Doppelbelastullgs- probe gibt es also nicht". Die Schliisse, die eine Staub-Trau- gottsehe Doppelbelastungskurve zul/iBt, sind nun folgende: Bei einem normal funktionierenden Pankreas ist die zweite Belastungszacke erniedrigt, dieses -- als positiver Staub- Traugottscher ]Effekt benannte -- Zeichen wird durch des

R I F T , 15 . J A H l Z G A N G . H r , 43 156 7

auf den ers ten Znckerreiz h in ausgeschi i t te te endogene InsuliI1 erkl~irt. I s t die zweite Belas tungszacke h6her His die erste, so spr icht dieses ftir eine unlgentigende Insul inmobi l i s ierung auf den du t ch die erste Belas tung gesetz ten Reiz, so dab eine l a ten te St6rung deut l ich wird. Es ist selbstversti i l ldlich, daft bei der Beur te i lung einer derar t igen Doppelkurve , ebenso wie bei einer e infachen Blu tzuckerbe las tungskurve , auch die Schnel l igkei t des Anstiegs sowie der absolut h6chst erre ichte Zuckerwer t und die Zei t des Abfalls bis zur N o r m gebt ihrend berf icksicht igt werden. Diese Un te r suchungsme thode h a t sich uns - - wie schon erw~ihnt - - bei der Aufdeckung yon l a t en ten Kohlehydra ts t0f fwechse ls t6rungen bei H a u t k r a n k e n sehr be- w~hrt . So konnten wir bei Hau te rk rankungen , insbesondere solchen, die durch Infek t ion m i t S taphylokokken , Hefen und hefen~ihnlichen Pi lzen hervorgerufen oder superinf izier t waren, die sich gegenfiber sonst e rp rob ten Behand lungsmethoden auf- f~illig refrakt i i r verhie l ten, und deren B lu t zucke rku rve nach e inmal iger Be las tung keine Anha l t spunk te fiir das Vorl iegen einer Kohlehydra ts tof fwechselschi id igung bot, m i t Hilfe der Doppe lbe las tung noch in 41% einen sog. l a t en ten Diabetes aufdecken. Bei 71, 5 % dieser Kranken bewirk te die nun gegen die Stoffwechsels t6rung ger ichte te Behand lung eine beschleu- nigte Abhei lung, w~ihrend bei den rest l ichen 28,5 % die gleiche Behal ld lungsar t n ich t sicher als die Haup tu r sache ffir die Besserung anzusehen war.

Ohne ant die s t r i t t ige Frage nach dem P r i m e r des gest6r ten Kohlehydra ts tof fwechsels bei Hau te rk ra l lkungen ei l lzugehen und ohne in jedem Fal l yon bei H a u t k r a n k e n l lach obiger Methode en tdeck t em sog. l a t e n t e m Diabetes diesem eine ur- s~chliche Bedeu tung beimessen zu wollen, empfehlen wir doch auf Grund nnserer Feststel lul lgen, ebenso wie die schon ge- nann ten Autoren, sowie IRos% ENGELIIARDT und andere, bei aus n icht recht erkl~irlichen Grfinden schlecht hei lenden Dermatosen auI den I (ohlehydra ts tof fwechsel zu achten. Zur Aufdeckung einer derar t igen S t6rung stel len wi t - - wie schon 1932 MILBRADT - - die S taub-Traugo t t sche Doppelbe las tung als den e inmal igen Zuckerbelas tungen i iberlegen herans. Er - gibt diese einen sog. l a ten ten Diabetes , dann ist eille gegen diese Stoffwechsels t6rung ger ichte te Behand lung in F o r m einer Di&tbehandlung, evtl . in Verb indung m i t Insulin- oder Syn- thal ingaben, indiziert . Der kausalgenet ische Zusammenhang zwischen H a u t k r a n k h e i t e n und St6rung im Kohlehydra ts tof f - wechsel ist ers t dann gesichert , wenn die ant id iabet i sche Be- hand lung erfolgreich war.

L i t e r a t u r : EI'rGELHARDT, Miinch. med. Wschr. I933, 2o37. -- FISHER, Arch. of Dermat. 26, 97 ~ (1932). -- IVIARCHIONINI U. OTTEN- STEIN, Arch. f. Dermat. i67, 244 (1933). - - MILBRADT, Arch. f. Dermat. 164, 399 (1931) -- Dermat. Wschr. 1932, 465 . -- MoN- coRPs, BOI~NSTEDT U. SCI~MIDT, Arch. f. Dermat, I69, 67 (1934). -- OTTENSTEIN, Arch. i. Dermat. 158, 691 (1929) -- t(lin. Wschr. 1931 , 859 -- Dermat. Z. 68, 293 (1934). - - RosT u. OTTENSTEIN, Arch. f, Dermat. i67, 602 (1933). - - STAUB, Z. klin. Med. 9 I, 44 (1922); 93, 133 (1922). -- STRICKLER U. ADAMS, Arch. of Dermat. e6, I (1932) .-- SVARTZ U. ENOKSSON, Klin. Wschr. I93I, 876. -- TRAU~OTT, Klin. Wschr. i922 , 892. -- URBAeH U. SICHER, Arch. f. Dermat. 157, 16o (1929). -- WISLIeKI, Dtsch. med. Wschr. 1928, 1831.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

DIE BEDEUTUNG DER DIPHTHERIEBACILLENTYPEN FOR DIE KLINIK DEE DIPHTHERIE.

Yon Prof. W. H-ILGERS und Prof. F. TIIOENES.

ANDERSON, HAPPOLD, ~V[ C LEOD und TIIOMSON haben im Jah re 1933 fiber ein neues Verfahren zur Zi ichtung und Diffe- renzierung yon Diphther iebac i l len ber ich te t und darauf hingewiesen, dab die yon ihnen durch ihr kul turel les Verha l ten unterschiedenen Diph the r i ebac i l l en typen in enger Beziehung zu den be im Menschen ausgel6sten Krankhe i t se rsche inungen stehen. Sic fanden, dab der Typus gravis i iberwiegend bei schweren F~llen, d e r Typus mit is hauptsS~chlich bei le ichten F~illen vork~ime, wghrend der Typus in termedius keine

sicheren Beziehungen zu der Auspr~gullg des Krankhe i t s - bildes e rkennen liege. Sic s te l l ten test, dab alle t6dl ichen F~ille und alle F~ille mi t L~ihmungserscheinungen in dem yon ihnen un te r such ten K r a n k e n g u t nur durch den Typus gravis bed ing t waren. Eine Reihe yon Nachunte r suchern ha t diese Befunde best~t igt , ja vere inzel t ist bereits der Meinung Ausdruck gegeben worden, dab der Nac;hweis des Typus mit is nur als ein harmloser Befund anzusehen'w~ire, dem im R a h m e n yon Ep idemien eine wesent l iehe Bedeu tung nicht zuk~me, so dab Bacillentr~iger yore Typus mit is im Gegensatz zu denen, die den Bacillus gravis beherbergen, vernachl~ssigt werden k6nnten.

I n eigenen Un te r suchungen wurde an 2oo F~illen yon Diphther ic , die klinisch genafl beobach te t wurden, die Be-