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(Abteilung der Vergleichenden Physiologie des Biologischen Instituts der Kommunistischen Akademie Moskau.) Beitrag zur Physiologie des Embryos (Embryosecretin). Von Ch. Koschtojanz. (Eingegangen am 2 ~. Februar 1931.) Die physiologische und bioehemische Erforschung der Embryos ver- schiedener Tierarten zeigt uns ein/~ul~erst interessantes Bild der Physio- Iogie und Biochemie der Ontogenesis. Das Studium hoehaktiver Stoffe (Hormone, Fermente) beim Embryo, das Studium der Topographie ihrer Bildung, der Zeit ihrer Entstehung und ihrer Wirkung hat fiir die theo- retische Physio]ogie und ffir die Biologie im allgemeinen grol~es Interesse. In diesem Beitrag sind Angaben mitgeteilt, die bei der Ausarbeitung folgender Fragen erhalten wurden: existiert Seeretin beim Embryo des Tieres ?, ist eine spezifisehe Topographie seiner Bildung vorhanden ? und endlich, in welchem Entwicklungsst~dium entsteht das Secretin ? Untersuchungsob]ekte. Als Untersuehungsobjekte dienten: Hundeembryonen in grol3er Menge, Hiihnerembryonen am 14. Tage der Inkubation, mensehliche Embryonen im Alter yon 3, 31/~ und 41/~ Monaten (aus Krankenh~usern) und neugeborene, noch nicht gestillte K~tzchen. Untersuchungsmethode. Aus verschiedenen Abschnitten des Verdauungskanals sowie aus dan embryon~len Geweben und Fltissigkeiten wurden salzsaure Extrakte zubereitet und in die Vena femoralis eines Hundes mit zeitweiliger Pankreasfistel unter Bedingungen eines akuten Versuches eingeffihrt. Das Sekret des Pankreas wurde durch einen graduierten Apparat registriert. Wir ftihren bier einen charakteristisehen Versuch an: ~und mit einer zeitwefligen P~nkre~sfis~el. Morphium-J~ther-Chloro~orm- N~rkose. Embryo 17--18 cm lang, leicht rait Haar bedeckt. L In die Vena femoralis 9 ccm SecreMn (yon einem erwachsenen Hunde) ein- geffihrt: im L~ufe yon 25 Minuten ~87 Teilungen. II. In die Vena femoralis salzsaurer Ex~rakt ~us dem ])uodenum des Embryo 9 ccm eingeftihr~: im Laufe yon 25 ~iinuten 440 Teilungen. III. In die Vena femor~lis salzsaurer Extrakt einer Embryoleber 9 ccm ein- geftihrt: im Laufe yon 25 Minuten 7 Teilungen. IV. In die Ven~ femor~lis Fruchtwasser (angesi~uertes) 9 ccm eingefiihrt: Selcretabsonderung nlcht vorhanden. V. In die Vena femoralis 9 ccm s~lzsaurer Extrakt des caudalen Abschnittes eines Embryo-Diirmdarmes eingefiihrt: Se~retabsonderung nicht vorhanden.

Beitrag zur Physiologie des Embryos (Embryosecretin)

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Page 1: Beitrag zur Physiologie des Embryos (Embryosecretin)

(Abteilung der Vergleichenden Physiologie des Biologischen Instituts der Kommunistischen Akademie Moskau.)

Beitrag zur Physiologie des Embryos (Embryosecretin). Von

Ch. Koschtojanz.

( Eingegangen am 2 ~. Februar 1931.)

Die physiologische und bioehemische Erforschung der Embryos ver- schiedener Tierarten zeigt uns ein/~ul~erst interessantes Bild der Physio- Iogie und Biochemie der Ontogenesis. Das Studium hoehaktiver Stoffe (Hormone, Fermente) beim Embryo, das Studium der Topographie ihrer Bildung, der Zeit ihrer Entstehung und ihrer Wirkung hat fiir die theo- retische Physio]ogie und ffir die Biologie im allgemeinen grol~es Interesse.

In diesem Beitrag sind Angaben mitgeteilt, die bei der Ausarbeitung folgender Fragen erhalten wurden: existiert Seeretin beim Embryo des Tieres ?, ist eine spezifisehe Topographie seiner Bildung vorhanden ? und endlich, in welchem Entwicklungsst~dium entsteht das Secretin ?

Untersuchungsob]ekte.

Als Untersuehungsobjekte dienten: Hundeembryonen in grol3er Menge, Hiihnerembryonen am 14. Tage der Inkubation, mensehliche Embryonen im Alter yon 3, 31/~ und 41/~ Monaten (aus Krankenh~usern) und neugeborene, noch nicht gestillte K~tzchen.

Untersuchungsmethode.

Aus verschiedenen Abschnitten des Verdauungskanals sowie aus dan embryon~len Geweben und Fltissigkeiten wurden salzsaure Extrakte zubereitet und in die Vena femoralis eines Hundes mit zeitweiliger Pankreasfistel unter Bedingungen eines akuten Versuches eingeffihrt. Das Sekret des Pankreas wurde durch einen graduierten Apparat registriert.

Wir ftihren bier einen charakteristisehen Versuch an:

~und mit einer zeitwefligen P~nkre~sfis~el. Morphium-J~ther-Chloro~orm- N~rkose. Embryo 17--18 cm lang, leicht rait Haar bedeckt.

L In die Vena femoralis 9 ccm SecreMn (yon einem erwachsenen Hunde) ein- geffihrt: im L~ufe yon 25 Minuten ~87 Teilungen.

II. In die Vena femoralis salzsaurer Ex~rakt ~us dem ])uodenum des Embryo 9 ccm eingeftihr~: im Laufe yon 25 ~iinuten 440 Teilungen.

III. In die Vena femor~lis salzsaurer Extrakt einer Embryoleber 9 ccm ein- geftihrt: im Laufe yon 25 Minuten 7 Teilungen.

IV. In die Ven~ femor~lis Fruchtwasser (angesi~uertes) 9 ccm eingefiihrt: Selcretabsonderung nlcht vorhanden.

V. In die Vena femoralis 9 ccm s~lzsaurer Extrakt des caudalen Abschnittes eines Embryo-Diirmdarmes eingefiihrt: Se~retabsonderung nicht vorhanden.

Page 2: Beitrag zur Physiologie des Embryos (Embryosecretin)

360 Ch. Koschtojanz: Beitrag zur Physiologie des Embryos (Embryosecrer

VI. In die Vena femoralis salzsaurer Extrakt eines Embryo-Dickdarmes ein- geffihrt: Se~etabsonderung nicht vorhanden.

VII. In die Vena femoralis salzsaurer Extrakt des Meconium eingefiihrt: Sekretabsonderung nicht vorttanden.

VIII. In die Vena femoralis salzsaurer Magenextrakt eines Embryo eingefiihrt: Selcretabsonderung nicht vorhanden.

IX. In die Vena Iemoralis salzsaurer Placentaextrakt eingeffihrt: Sekret- absonderung nicht vorhanden.

Der salzsaure Ex t rak t lediglich aus der Schleimhaut des kranialen Abschnittes des Diinndarmes (duodenum) noeh nieht gestillter K~tzchen und des Hundeembryos tuf t einen typisehen Seeretineffekt der Sekret- absonderung der Bauchspeicheldriise, bei Einffihrung dieses Extraktes in die Vena femoralis eines Hundes, hervor.

Aus anderen Darmabsehnitten, sowie Magen, Leber, Meconium und Fruehtwasser gelingt es kein Secretin zu erhalten. Seeretin kann aus dem kranialen Absehnitt des Diinndarmes nu t aus einem Hundeembryo bestimmten Alters zubereitet werden. Bei gallertartigem Embryo, das kaum eine L~nge yon 4--5 cm erreicht hat (Muttertier groB), hat der Ext rak t aus dem kranialen Abschnitt des Diinndarmes yon 8- -10 Em- bryos nicht die Eigensehaften yon Seeretin, w~hrend man aus einem kleinen Abschnitt des kranialen Teiles des Diinndarmes nut eines Em- bryos, der leicht mit Flaum bedeckt ist, bei einer KSrperli~nge yon 6--14 era, ein Ex t rak t mit hoehaktiven Eigenschaften yon Seeretin erhalten kann.

Beim mensehliehen Embryo im Alter yon 3 und 31/~ Monaten ist es nicht gelungen, Secretin zu erhalten. In dieser Entwicklungsperiode gibt esnach den Forschungen yon Tachibana ~ aueh keine Verdauungsfermente.

Lediglieh beim menscMichen Embryo im Alter yon 41/2 Monaten ist es gelungen, einen Ext rak t mit den Eigenschaften yon Seeretin zu er- halten. Das fi~llt mit den a]ten Beobachtungen yon Camu~ zusammen, der zum erstenmal Secretin bei einem menschlichen Embryo im Alter yon 5 Monaten nachgewiesen hat.

ZusammenIassung. Alle oben angefiihrten Angaben ifihren zur Schlul~folgerung, daI~

Seeretin ein Stoff spezifisch hormonaler Natur ist und dal3 seine Bildung topographiseh mit einer bestimmten morphologischen Struktur ver- bunden ist. Das Vorhandensein eines bestimmten Entwicklungsstadiums in dem es entsteht, unterstreicht, dal] die Bildung eines hoehaktiven Secretins lediglieh bei einer endgiiltigen Difierenzierung des Gewebes mSglich ist, das bei den untersuehten Objekten im kranialen Tell des Diinndarmes ange]egt ist.

1 T. Tachibana, Physiological investigation of fetus. Eine l%eihe yon ~IJt- teflungen in Jap. J. Obstert. 1927--19~9.