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XiV. Bemerkungen fiber die Lymphbahnen des inneren Ohres. Yon C. H a s s e in Breslau. Der Leser dieser Zeilen wird sie vielleicht mit.dem Geftihl der Entt~uschung zur Seite legen, denn start eigener weiterer Untersuchungen tiber dieses schwierige Thema findet derselb¢ nut eine Darstellung der bisherigen Erfahrungen und wird zu seinem Schrecken gewahr, dass wir yon der L~sung der ein- schl~gigen Fragen, namentlich so welt sic den Menschen be- treffen, noch ziemlich weir entfernt sind. Bei n~herer Ueber- legung und beim Durcharbeitcn der Literatur wird er sich freitich bald genug sagen~ dass ein¢ scharfe Pr~tcisirung der Fragen und ein deutliches Hcrvorhcben der bisherigen Leistungen und Me- thoden docll nicht so ganz unntitz ist. Von verschiedenen Seiten sind mir Klagen ge~tussert, dass auf dem fraglichen Gebiete ¢in¢ gewisse Verwirrung herrsche and man hat dem Wunsche Aus- druck verliehen, die etwaigen Unklarheiten aufgehellt zu sehcn. Wage ieh mieh nun an diese Aufgabe, so glaub¢ ich ein¢ ge- wisse Bereehtigung tier Thatsache entnehmen zu dUrfen, dass ieh seiner Zeit manehes Seherflein zur Kenntniss der Anatomic des Geht~rorganes beigetragen and namentlich auch ttber die Lymph- wege des inneren Ohres der Wirbelthiere einer einheitlichen Auf- fassung Bahn zu breehen versueht habe. Ieh habe aber viel- leicht dazu eine gewisse Verpfliehtung, weil manche meiner Be- hauptungen mit anderen Untersuchungen, namentlich tiber das mensehliehe Ohr in Widerspruch stehen, und somit leieht die Verwirrung vergrt~ssern kt~nnten. Ich urtheile nun aber nieht allein auf Grund der frUherver- ~ffentliehten Beobachtungen, sondern ich sttitze reich bei der Behandhng der vorliegenden Fragen zugleich auf bereits zu An-

Bemerkungen über die Lymphbahnen des inneren Ohres

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XiV.

Bemerkungen fiber die Lymphbahnen des inneren Ohres. Yon

C. H a s s e in Breslau.

Der Leser dieser Zeilen wird sie vielleicht mit.dem Geftihl der Entt~uschung zur Seite legen, denn start eigener weiterer Untersuchungen tiber dieses schwierige Thema findet derselb¢ nut eine Darstellung der bisherigen Erfahrungen und wird zu seinem Schrecken gewahr, dass wir yon der L~sung der ein- schl~gigen Fragen, namentlich so welt sic den Menschen be- treffen, noch ziemlich weir entfernt sind. Bei n~herer Ueber- legung und beim Durcharbeitcn der Literatur wird er sich freitich bald genug sagen~ dass ein¢ scharfe Pr~tcisirung der Fragen und ein deutliches Hcrvorhcben der bisherigen Leistungen und Me- thoden docll nicht so ganz unntitz ist. Von verschiedenen Seiten sind mir Klagen ge~tussert, dass auf dem fraglichen Gebiete ¢in¢ gewisse Verwirrung herrsche and man hat dem Wunsche Aus- druck verliehen, die etwaigen Unklarheiten aufgehellt zu sehcn. Wage ieh mieh nun an diese Aufgabe, so glaub¢ ich ein¢ ge- wisse Bereehtigung tier Thatsache entnehmen zu dUrfen, dass ieh seiner Zeit manehes Seherflein zur Kenntniss der Anatomic des Geht~rorganes beigetragen and namentlich auch ttber die Lymph- wege des inneren Ohres der Wirbelthiere einer einheitlichen Auf- fassung Bahn zu breehen versueht habe. Ieh habe aber viel- leicht dazu eine gewisse Verpfliehtung, weil manche meiner Be- hauptungen mit anderen Untersuchungen, namentlich tiber das mensehliehe Ohr in Widerspruch stehen, und somit leieht die Verwirrung vergrt~ssern kt~nnten.

Ich urtheile nun aber nieht allein auf Grund der frUher ver- ~ffentliehten Beobachtungen, sondern ich sttitze reich bei der Behandhng der vorliegenden Fragen zugleich auf bereits zu An-

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i~ng des vorigen Jahrzehntes yon mir vielfach unternommene Injectionen des Gehiirorganes namentlich der FrSsche, Injectionen, welche yore Cavum perilymphaticum ausgehend, nicht allein zur Ftillung der epispinalen und cerebraleu Raume, sondern auch zu der dcr Scheidcn der pcripheren Ner,-en~ ja der Lymphsiicke des Kiirpers flihrten und das Wesentliche der damals erst unvoll- standig bekannten~ ausgezeichneten Untersuchungen yon K e y und R e t z i u s bestatigten.

Die Injection geschah unter langsamem~ niederem Druck, naehdem ich zuvor die Bedeckung der Labyrinthkapsel theilweise fortgenommen und dnrch Einbohren einer Nadel in die Knorpel- haft zwischen Pro- und Opistoticum dem Liquor perilymphaticus theiiweise Abfluss verschafft hatte, mittelst erstarrender, gefiirbter LeimlSsung. Stellte ieh nun sciner Zeit diese Versuche an, um meine mittelst des Mikroskopes und der Praparirnadcl gewon- nenen Resultate tiber die Lymphbahnen des inneren Ohres (~er Wirbelthiere zu festigen, so befi~higen sie doch auch Angesichts der yon anderen Forschern angestellten Injectionen, die in den meisten Fallen ihren Ausgangspunkt yon der SchadelhShle hatten, zu einem Urtheil tiber den Werth derselben. Ich bin bei meinen Versuchen in der tiberwiegenden Mchrzahl der Fi~lle glticklich gewesen, namentlich dann~ wenn bei ErSffnung des Cavum pcri- lymphaticum die Fltissigkeit einigermaasscn reichlich abfloss. Ieh glaube demnach, dass ein wenn auch nut theilweiser Abfiuss lymphatischer Fltissigkeit eine nothwendige Vorbedingung flit das Gelingen der Injectionen ist und sollte dieser Punkt bei ktinfti- gen Versuchen besonders ins Auge gefasst werden. Bei Injectio- nen in die Schadelraumlichkeiten des Menschen und der Sauge- thiere ware es gewiss gerathen um eine Ftitlung des Cavum peri- lymphaticum zu erzielen, mit einer fe~nen Nadel die Membrana tympani secundaria zu durchstechen, oder wenn es sich bei den hSheren' Thieren um Versuchc beztiglich der endolymphatischen Zu- und Abflusswege handelt, den ~iusseren hiiutigen Bogengang nach sorgfaltiger ErSffnung des Knochenkanales zu trennen. Bei den VSgeln und anderen Wirbelthieren unterliegt ja die Frei- lcgung eines halbcirkelffrmigen Kanales auf kurze Strecken und ohne eingehende Verletzungen kcinen bcsonderen Schwierig- keiten. Bei den nackthiiutigen Amphibien mSchte es sich viel- leicht aueh empfehlen, der lymphatischen Fltissigkeit durch Er- iiffnung eines Rtickenlymphsaekes Abfluss zu verschaffen~ was sich ja ohne eingreifende Verletzung mit Leichtigkeit bewerk-

Aa'ehiv L Ohrenheilkunde. XVIL Bd. 13

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stelligen liisst. Dieses Bilden yon Gegeniiffnungen erseheint mir besonders bei Injeetionsversuchen yon seriisen~ rings yon unnach- giebigen Knoehenwiinden umgrenzten R~iumen wichtig und es kann meiner Meinung naeh das Tiidten der Thiere dutch Ver- blutung ans der Arteria femoralis die Enfleerung lymphatiseher Bahnen nicht ersetzen.

Die Erforsehung der endolymphatisehen Zufluss- resp. Abfluss- wege stellt unzweiiblhaft den sehwierigsten Theil der Untersu- ehung dar, und wenn ich seiner Zeit die Mi~glichkeit einer offe- hen Verbindung des Ductus endolymphaticus ftlr den Mensehen, die Stiugethiere und VSgel hervorhob, so muss ieh j e t z t diese M i i g l i e h k e i t v o l l k o m m e n a u s s e h l i e s s e n . Es unterliegt mir keinem Zweifel~ dass bei allen Thieren, bei denen im Verlaufe der Entwicklung eine Trennung des Reeessus labyrinthi, des Duetus endolymphaticus oder Aquaeduetus vestibuli yon der Kopfober- fiiiche zu Stande kommt, and das ist bei allen mit Ausnahme der Elasmobranehier der Fall~ der Duetus endolymphatieus~ mittelst des Saceulus endolymphaticus blind geschlossen und bei den S~ugethieren und dem Mensehen nnter oder in der Dura mater eingeschlossen endet. Es kann somit hSchstens auf dem Wege der Diffusion ein Zu- oder Abfiuss yon Lymphe zwisehen dem Cavum endolymphatieum and den epi- oder intraduralen Lymph- riiumen stattfinden. Demnach ist es unzweifelhaft, dass die Endo- lymphe andere Wege einsehliigt, and ich halts es far im h(iehsten Grade wahrseheinlich, dass dieselben in den Arachnoidealschei- den der in das hilutige Labyrinth eintretenden Nerven resp. Ge- fiissen, der Auditiva interna, zu suehen sind und dass somit aueh auf diesem Wege pathologische Processe yore Subaraehnoideal- raum aus auf das hiiutige Labyrinth und dessen Cavum endo- lymphatieum tibergreifen. Zur Entscheidung dieser Frage wUrden naeh ErSffnung eines hautigen Bogenganges die Injeetionen in den Subaraehnoidealraum wieder aufgenommen werden "milssen, wiihrend Injeetionen vom hiiutigen Labyrinth aus meiner Ansieht nach nut yon geringem Erfolge gekrSnt sein werden, da das Cavum endolymphatieum, wie seine Entwicklung lehrt~ jedeniitlls nieht als Anfang, sondern als Ende der bezUgliehen lymphati- sehen Bahnen anzusehen ist. Dieser eben hervorgehobene We~, auf den auch namentlich die Untersuchungen yon Key und R e t z i u s 1) hinweisen, wiirde dann sein bestes Vorbild in den

1) Studien in der Anatomic des ~ervensystems. I. H~lfte. Stockholm 187"¢.

Bemerkungen fiber die Lymphbahnen des inneren Ohres. 191

Abflussbahnen der Lymphe des Augenhintergrundes haben, wie sie bcsonders durch die Bemtihungen S e h w a l b e ' s sicher ge- stellt sind. Immerhin stehen wir bier noch am Anfange unserer Kenntniss und sind tiber den Bereich der Wahrseheinliehkeit noch nicht recht hinausgekommen.

Etwas anders steht es mit der Kenntniss der perilym- phatischen Bahnen und es ist ein Verdienst yon W ¢ b e r - L i e l l ) , bereits im Jahre t869, bevor racine eigenen ausge- dehnten vergleiehend- anatomlschen Untersuchungen publicirt werden konntcn~), beim Menschen and den S~ugethieren auf die Bedeutung des Aquaeductus cochleae wiederum hingewie- sen zu haben, nachdem der Werth desselben seit den Zeiten C o t u g n o ' s bei der Mehrzahl der Forseher vollkommen in Ver- gessenheit gerathen and selbst yon Hu s e hk e ~) hypothetiseh behandelt worden war. Da die einschliigige Literatur bis auf diese Bemerkungen yon H u s c h k e und die neuesten Mittheilun- gen yon W e b e r- L i e 14) sehr sorgfiiltig in dem ausgezeichneten Werke yon K e y and R e t z i u s (1. c.) dargestellt ist, so kann ich mir wohl ftiglich cine genaue historische Uebersicht erspa- ren und reich auf das Hervorheben der wichtigsten Punkte be- schriinken.

Ieh glaube, dass die Verwirrung, wclche etwa eingerissen sein m(ichte, daher entstanden ist, dass die verschiedenen For- seher zur Injection des Cavum perilymphaticum der Thiere sich zweier Methoden bedient und mit beiden Erfolge erzielt haben. Ohne es ausdrUcklich zu betonen, hat sich namenflich W e b e r - L i e l im Jahre 1869 der Injectionen des Subduralraumes bedient, wahrend er spater 1877 einfach vom Subarachnoidealraum spricht, ohne in denselben Injeetionsversuehe zu machen. Er beschriinkt sich vielmehr auf ¥ersuche zur Aspiration gefiirbter Fltlssigkeiten vom Ende des Aqnaeductns cochleae aus. Dadurch gertith das Gesammtresultat etwas ins Schwanken and kann leicht Unklar- heit hervorrufen. Als klares Resultat ist, abgesehen von den intcressanten Aspirationsversuehen, die Thatsaehe hervorzuheben, dass es W e b e r - L i e l 1869 gelang, durch Injection des Cavum subdurale mittelst des Aquaeductus cochleae einen Theil des Cavum perilymphaticum zu ftillen and somit einen Zusammenhang

1) Monatsschrift fiir Ohrenheilkunde. IiI. Jahrgang. ~qr. 8. 2) Anatomische Studien. Leipzig, Engelmann. 1870--1873. 3) Beitr~ge zur Physiologie. 1824. 4) Bertiner klinische Wochenschrift 1877. Iqr. 44.

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zwisehen dem Subduralraum und dem perilymphatischen Raum zu statuiren. Andererseits zeigte S e h w a 1 b e ~) , sehon v o r W e b e r- L i e 1", dass der Subduralraum li~ngs des Acusticus im inneren Geh(irgange mit dem Cavum perylymphatieum in Ver- bindung stehe, and zu den gleichen Resultaten gelangten K e y und R e t z i u s dutch Injectionen in den Subduralraum. Die Fltis- sigkeit drang aber durch die Lamina eribrosa des inneren Ge- h~rganges namentlich in die Scala tympani, jedoch ausserdem aueh in das kntieherne Vestibulum.

Diese Resultate ersehienen nan aber den beiden ausgezeich- neten Forsehern zweifelhaft, well sie auch bei Injectionen in den Subaraehnoidealraum gleiehe Resultate erzielten, nut mit dem Unterschiede, (lass die Injectionsmasse im letzteren Falle statt zwischen Araehnoideal- und Duralscheide des Nerven zu dringen in die Arachnoidealscheide drang. Ihr Misstrauen ge- genUber den eigenen Injectionen mag vielleicht unter dem Ein- drucke der W e b e r - L i e l'schen Beobachtungen and meiner eigenen bezUglich des Aquaeduetus cochleae als Abflussweg tier Perilymphe griisser sein, als reeht und billig. Ganz un- beschadet der Bedeutung des Aquaeductus cochleae halte ich daftir, dass ein Theil tier Lymphe seinen Weg dureh die Lamina cribrosa des inneren Geh(irganges und zwar yon dem Subdural- raum aus in der Duralscheide des Nerven zum Cavum peri- lymphatieum nimmt, und dass somit auch auf diesem Wege pathologische Processe im Bereiche des Subduralraumes sigh in das Cavum perilymphaticum fortsetzcn kSnnen. Immerhin wird es jedoch der Enge der Wege entsprechend wohl nur ein kleiner Theil der Lymphe sein, der dutch den inneren GehSrgang fliesst, der Hauptabfluss geschieht meines Eraehtens durch den Aquae- duetus cochleae, nur fragt es sieh in welcher Weise.

W e b e r - L i e l hat bei seinen ersten Injectionen in den Sub- duralraum die Scala tympani geftillt und den kn(ichernen Aquae- duetus cochleae yon einem gefarbten Kanal durchsetzt gesehen, spiiter land er bei Anwendung tier Aspirationsmethode, dass ein auf das periphere Ende der Schneekenwasserleitung gebraehter gefi~rbter Tropfen wie in einer RShre aufstieg und in die Scala trat. Wird nun aus diesen Beobaehtungen der Schluss gezogen, dass die Perilymphe in den Subduralraum, eventuell, was yon W e b e r - L i e l nieht bewiesen ist, in den Subarachnoidealraum

I) Centralblatt ffir die medicinischen Wissenschaften 1869. Nr. 30.

Bemerkungen tiber die Lymphbahnen des inneren 0hres. 193

fliesst oder umgekehrt aus diesen Raumen Liquor cerebrospinalis in das Cavum perilymphaticum normaler Weise tritt~ so ist das glaube ieh zu weit gegangen, abgesehen davon, dass ersteres unwahrscheintieh ist, weil in diesem Falle ein Abstr0men der Perilymphe in einer der gew0hnlichen Lymphbewegung entgegen- gesetzten Riehtung stattfinden mUsste. Aus den f~aglichen Be- obachtungen wiirde kein anderer Sehluss zu ziehen sein, als dass eine offene Verbindung durch den Aquaeductus cochleae des Ca- rum perilymphaticum mit anderen Lymphr~umen (Subdural- resp. Subarachnoidealraum) stattfinde, wie ich eine solehe aueh durch racine Injeetionsversuehe bei FrOsehen mit dem Arachnoideal- raum nachgewiesen und aueh fur die tibrigen Thiere insof~rn statuirt habe, als im Foramen jugulare sowohl das Cavum sub- araehnoideale, als der Ductus perilymphaticus, als das Jugular- lymphgefass zusammenstossen. Dass dabei der Abfluss in das periphere, ausserhalb des Seh~idels gelegene Lymphsystem das natUrliche ist, seheint mir keinem Zweifel zu unterliegen. Weitere Folgerungen haben auch K e y und R e t z i u s nicht gezogen, welehe bei ihren Injectionsversuehen yore Subduralraum aus nicht so gltieklieh waren, die Injeetionsmasse welter als bis in den An- fang des Aquaeduetus cochleae zu verfolgen, w~hrend sic dagegen bei Injectionen veto Subaraehnoidealraum aus wenigstens bei Saugethieren die Fltissigkeit durch den Aquaeduetus cochleae bis an das Cavum perilymphatieum zu verfolgen im Stande waren. Hebe ich nun noch einmal ausdriieklieh hervor, class meine ver- gleichend-anatomischen Untersuehungen gezeigt haben, dass bei den vier unteren Thierklassen das Cavum perilymphatieum ein serOser Raum ist, dass ferner dieser Raum dutch einen h~utigen Kanal, den Ductus perilymphaticus, weleher den Knochen, sei es in einfaeher Durehbohrung, sei es in einem kn~chernen Kanale durchsetzt, mit dem Jugularlymphsystem und wie die Injections- resultate an FrOsehen lehren mit dem Arachnoidealraum des Ge- hirns in Verbindung steht, dass ferner K e y und R e t z i u s ge- zeigt haben, dass das Cavum perilymphatieum beim Menschen sowohl wie bei den Saugern mit einem Endothel ausffekleidet ist, dass es mir ferner bei Siiuffethierembryonen einmal gelungen ist~ wie bei den tibrigen Thieren einen hi~utigen vom Cavum peri- lymphaticum ausgehenden Kanal naehzuweisen, ftir dessen Existenz auch die W e b e r- L i e l'schen Aspirationsversuche spreehen, so meine ieh ist es in hohem Maasse wahrscheinlich, (lass der knii- cherne Aquaeductus cochleae beim Menschen~ abgesehen yon seiner

194 XIV. HASSE, Lymphbahnen des inneren Ohres.

Duraauskleidung und yon den Gef~tssen , welehe er enth~tlt, einen Verbindungskanal des Cavum perilymphatieum mit dem Lymph- system, sowohl dem peripheren, wie dem centralen umschliesst, einen Kanal, welcher als die Fortsetzung der arachnoidealen Gehirn- und NervenhUlle anzusehen ist. DaFtlr sprieht, ganz ab- gesehen yon meinen vergleiehend anatomisehen Untersuehungen und meinen Injectionsresultaten der Aspirationsversueh yon Weber . Eine ~tusserst gewichtige StUtze bieten aber auch die Injectionsversuche yon Key und Retz ius . W~thrend, abgesehen yon der FUllung peripherer Lymphbahnen, bei den Injeetionen in den Subduralraum nur der Anfang des Aquaeductus cochleae geftillt wurde, drang beim Einspritzen in den Subaraehnoideal- raum die Fliissigkeit durch den ganzen Kanal his in das Cavum perilymphatieum. Vielleicht drang dabei in dem ersteren Falle die Masse nur zwischen der Duraauskleidung des kntiehernen Aquaeductus und dem h~tutigen Ductus perilymphaticus vor. Die vollkommene Injection, welche W e b e r- L i e 1 yore Subduralraum aus erzielte, schliesst, so werthvoll dieselbe ist, durehaus nieht eine Zerreissung des h~tutigen Aquaeductus und dadurch bedingten Eintritt in das Cavum perilymphatieum aus.

Zum Schlusse sei es mir gestattet, noch einmal kurz meine Ansiehten in der vorliegenden Frage darzulegen:

Die P e r i l y m p h e des i n n e r e n Ohres f l i e s s t h a u p t - s~tchl~ch d u rc h e inen h~tut igen, v i e l l e i e h t mi t En- d o t h e l a u s g e k t e i d e t e n D u e t u s p e r i l y m p h a t i e u s im U m f a n g e des F o r a m e n j u g u l a r e in das p e r i p h e r e L y m p h s y s t e m , w e l c h e s a u c h den L i q u o r c e r e b r o s p i - n a l i s des C av a m s u b a r a c h n o i d e a l e a u f n i m m t , zum g e r i n g e n T h e i l vom S u b d u r a l r a u m du reh den P o r u s a c u s t i c u s i n t e rn u s .

Der L i q u o r e n d o l y m p h a t i e u s f i n d e r s e i n e n Ab- f l u s s w e g d u r e h die A r a e h n o i d e a l s c h e i d e des Aeust. i- cus in d e n S u b a r a c h n o i d e a t r a u m and e r n e u e r t s ieh v i e l l e i e h t a u f dem W e g e de r D i f f u s i o n du rch den D u c t u s e n d o l y m p h a t i c u s und vor a l l en D i n g e n du rch des sen S a e c u l u s aus den e p i - o d e r e n d o d u r a l e n serS- sen Bahnen .

B r e s l a u , M~trz IS81.