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0. Lubarsch. 575 Es war mir im Anschlusse an friihere Rechnungenl) von Interesse, zu sehen, wie weit auch in diesem allgemeinen Falle die Cauchy’sche Dispersionsformel mit Beibehaltung dreier Glieder die Beobac,htungen darzustellen im Stande wke. Zur Berechnung verwandte ich wieder die yon Ditscheiner gegebenen Werthe, nur fur die Linie a, welche derselbe leider nicht beobachtete, benutzte ich die von van der Willigen gegebene Zahl 0,715 957 p. Die Berech- nung der Formel: n = i~ + y2 + -, L c 1. L mit Hiilfe der Methode der kleinsten Quadrate ergab fol- gende Werthe der Constanten: hngsnmcre scliiiellere Wclle a . . . 1,661 771 7 1,626 516 9 I . . . 0,0065Y3450 0,006 102 143 c . . . 0,000016 652 30 - 0,Ooo 040 307 80. Rechnet man mit diesen Constanten die Brechungsquotien- ten zuriick, so erhat man folgende Differenzen zwischen Be- obachtung und Rechnung (B - R), wobei diesclben in Ein- heiten der sechsten Decimale nusgedriickt sind: Inngsrunere aclinellere W. E... + 4,7 - 12,4 P. . . -ss(,3 4- 9,2 G . . . +31,6 - 0,G. i langsmerc achnellere W. u... + 2,6 + 18,O B . . . -37,G - 24,7 C . . . -!-29,9 + 7,0 D. . . +40,5 + 3’1 j Die Uebereinstimmung ist den vorstehenden Zahlen zu- folge von derselben Axt, wie ich sie bei der Berechnung der Beobachtungen Fraunhofer’s am Flintglase Nr. 23 und am destillirten Wasser gefunden habe. III. Bemwkungen XU den Arbdtm des Hmrn Lamansky iiber B’Zuorescmz; von Oscar Lubnrsch. Die Polemik, welche Hr. Laman s ky in Paris fiir die allgemeine Giiltigkeit des Stokes’schen Gesetzes in 1) v. v. Lsng, Wien. Ber. 82. p. 174. 1880.

Bemerkungen zu den Arbeiten des Herrn Lamansky über Fluorescenz

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Es war mir im Anschlusse an friihere Rechnungenl) von Interesse, z u sehen, wie weit auch in diesem allgemeinen Falle die Cauchy’sche Dispersionsformel mit Beibehaltung dreier Glieder die Beobac,htungen darzustellen im Stande wke. Zur Berechnung verwandte ich wieder die yon D i t s c h e i n e r gegebenen Werthe, nur fur die Linie a, welche derselbe leider nicht beobachtete, benutzte ich die von van d e r W i l l i g e n gegebene Zahl 0,715 957 p. Die Berech- nung der Formel:

n = i~ + y2 + -, L c 1. L

mit Hiilfe der Methode der kleinsten Quadrate ergab fol- gende Werthe der Constanten:

hngsnmcre scliiiellere Wclle a . . . 1,661 771 7 1,626 516 9 I . . . 0,0065Y3450 0,006 102 143 c . . . 0,000016 652 30 - 0,Ooo 040 307 80.

Rechnet man mit diesen Constanten die Brechungsquotien- ten zuriick, so e rha t man folgende Differenzen zwischen Be- obachtung und Rechnung ( B - R), wobei diesclben in Ein- heiten der sechsten Decimale nusgedriickt sind:

Inngsrunere aclinellere W. E . . . + 4,7 - 12,4 P. . . -ss(,3 4- 9,2 G . . . +31,6 - 0,G.

i langsmerc achnellere W. u . . . + 2,6 + 18,O

B . . . -37,G - 24,7 C . . . -!-29,9 + 7,0 D . . . +40,5 + 3’1 j

Die Uebereinstimmung ist den vorstehenden Zahlen zu- folge von derselben Axt, wie ich sie bei der Berechnung der Beobachtungen F r a u n h o f e r ’ s am Flintglase Nr. 23 und am destillirten Wasser gefunden habe.

III. Bemwkungen XU den Arbdtm des Hmrn L a m a n s k y iiber B’Zuorescmz;

von O s c a r L u b n r s c h .

Die Polemik, welche Hr. L a m a n s k y in Paris fiir die allgemeine Giiltigkeit des Stokes’schen Gesetzes in

1) v. v. Lsng, Wien. Ber. 82. p. 174. 1880.

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Wied. Ann. fortfuhrt I) , zwingt mich, seine neuen Versuche wiederum einer Kritik zu unterwerfen; einmal, weil der Ge- nannte meinen Namen bei Gelegenheit seiner letzten Notiz speciell erwahnt, und d a m , wed seine Versuche jedenfalls friiher angestellt sind als die letzten von Hrn. Lommel und mir selbst veroffentlichten.

Was znniichst die Bemerknngen des Hm. L a m a n s k y iiber meine im Aprilheft 1880 veroffentlichte Abweisung seiner Versuche und der dnraus gezogenen Polgerungen be- trifft ?, so beschrankt sich Hr. L a m a n s k y darauf, gegen meine Behauptung, er habe bei den genannten Versuchen die Diclte der flnorescirenden Schicht nicht beriicksichtigt, seine eigenen Worte anzufuhren: ,,Dam mes recherches , j'ai pris Ies fluides ii diffkrents etats de concentrntion et en couches de diffbrentes kpaisseurs; le rksultat a toujours ete le m2me." Ich habe allerdings nie daran gezweifelt, dass Hr. L a m a n s k y mit verschiedenen Dicken und Concentrationsgraden gear- beitet hat, aber tiber die wirkliclie Diclce der fluorescirenden Schicht hat er gnr keine Angaben gemacht, und darauf kommt es hierbei gerade an, meil man niir dann die absor- birende Wirkung der fluorescirenden Flussigkeit auf das ausstrahlende Fluorescenzlicht beurtheilcn kdnnte. Ausser- dem war meine so angefochtene Behauptung ja nur eine von mir selbst als nebensachlich bezeichnete; nebensHchlich, weil ich damit eben nur versuchte, fur die notorischen Fehler der von Hrn. L a m a n s k y erhaltenen Resultate eine Erk lkung zu finden. Auf meinen eigentlichen Einmurf aber, niimlich die Nachweisung der FehIer selbst, hat Hr. L a m a n s k y zii

meinem Bedauern gar ke inwor t der Erwiderung. Ich muss daher, indem ich auf die Ausfiihrungen meines damaligen Aufsatzes verweise, meine d o r t a u f g e s t e l l t e n B e h a u p - t u n g e n i n i h r e m ganzen U m f a n g e a u f r e c h t e rha l t en . Was die neuere Arbeit des Hrn. L a m a n s k y angeht, SO be- ginnt derselbe damit, dass er fur das auf die fluorescirende Flussigkeit projicirte Spectrum den von H a g e n b a c h , L o m - -

1) Lamansky, Wied. Ann. 11. p. 908. 1880. 2) Lubarsch, Wied. Ann. 9. p. 665. 1880.

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me1 und mir selbst im Einverstiindniss angenommenen Namen ,,flnorescirendes Spectrum" verwirft und statt dessen ,,Fluorescenzspectrum" setzt, also die Benennung, welche wir dem Spectrum des Fluorescenzlichtes (dem ,derivirten" Spec- trum von Stokes) gaben. Die Behauptung ferner, dass die in einem Glasgefbs beobschtete Fliissigkeit die Erschei- nungen nicht in derjenigen reinen Form zeige, wie die Methode des Hrn. L a m a n s k y , ist unrichtig; denn diese Methode zeigt, wie wir in der friiheren Arbeit gesehen haben und weiter unten wieder sehen werden, die Erscheinungen in einem getriibten Zustande. Weiterhin gibt Hr. L a - m a n s k y an, ,,j e d e s Pluorescenzspectrum (fluorescirendes Spectrum) w k e vollkommen einfarbig und hatte eine be- stimmte, fir das Fluorescenzlicht des betreffenden Kiirpers charakteristische Farbe." Dies ist nach den Beobuhtungen von L o m m e l und von mir selbst falsch und bezieht sich bekamtlich nur auf die von der Stokes'schen Regel abwei- chenden Korper, nicht aber auf die Mehrzahl der fluoresci- renden Substanzen, welche jener Regel folgen. Hr. La- m a n s k y hat sicher nicht iiberlegt, dass, wenn seine Beob- achtung mirklich richtig w k e , dieselbe gerade gegen das Stokes'sche Gesetz sprechen witrde; denn dieses verlangt j a gerade abwe ichende F a r b u n g dea f l u o r e s c i r e n d e n S p e c t r u m s i n d e m am wen igs t en b r e c h b a r e n T h e i l e d e ss e l b en. Die weitere Beobachtung, dass das fluoresci- rende Spectrum, von der Seite betrachtet, t r e p p e n a r t i g aussieht , d. h. dass die verschiedenen Spectralfarben ver- sehieden tief in die fluorescirende FlUssigkeit eindringen, ist durchaus nicht neu. Diese Erscheinung ist schon von S t o k e a in seiner ersten Untersuchung : ,, Deber die V e r h d s rung der Brechbarkeit des Lichtes" angegeben und von s&mmtlichen spsteren Beobachtern besprochen worden. Hr. L a m a n s k y sagt aber noch an dieser Stelle: ,,Die Strahlen von kleiner Wellenlhge (SOU wohl heissen: die von Strahlen kleiner W ellenlilnge erregten Strahlen) kommen aua grosse- rer Tiefe als die Strahlen von grasserer Wellenltlnge." Diese Angabe zeigt, dass Hr. L a m a n s k y no& weit von einer richtigen Vorstellung fiber das Wesen des vorliegenden Vor-

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ganges entfernt ist; denn es ist allgemein bekannt, dam dae stArkere oder schwllchere Eindringen des erregenden Lichtes in die iluorescirende Flbssigkeit nur von der A b s o rp t i o n s- fPhig ke i t derselben Air die betreflenden Strahlen, nicht aber von der Wel len l l lnge a n s i c h abhllngt, dass also z. B. die am starksten absorbirten Strahlen fast gar nicht , dagegen die ihnen zu b e i d e n Seiten benachbarten stiirker eindringen. Das treppenartige Aussehen des fluorescirenden Spectrums entgeht dem Beobachter auch durchaus nicht, wie Hr. L a - m a n s k y meint, wenn man das Spectrum, statt auf die freie Obedgche, auf eine Glaswand projicirt, hinter der die Flas- sigkeit eich befindet; schon S t o k e s h a t d i e vor l iegende E r s c h e i n u n g g e r a d e a u f d i e s e Ar t beobachtet. ')

Die nun folgenden Angaben tiber den Beginn der Pluo- rescenz im reinen Spectrum fir Magdnlaroth, Fluoresceln und Eosin sind zu wenig prgcise gegeben; ferner ist eine Anwen- dung des Glan'schen Photometers zur Bestimmung der Maxima im fluorescirenden Spectrum wohl nicht nothig, weil dieselben von fruheren Beobachtern bereits ofters bestimmt sind, und ihre Beziehung zu den Absorptionsmaximis ja geniigend be- kannt ist.

Hinsichtlich der Behauptung, dass ,,die Dicke der Schicht odor die Concentration der Fltiesigkeit einen wesentlichen Einfluss auf die Ausdehnung der Fluorescenzspectra nicht hat," machte ich auf die e inschl igen Ausfihrungen yon L o mm e 1 9 verweisen.

E s folgen sodann die numerischen Angaben iiber die Qrenzen der ,,Fluorescenzspectrd (dieser Name also hier wieder im urspriinglichen Sinne) von Magdalaroth, Fluoresceln und Eosin. Ich habe dieselben der Einfachheit wegen auf die Bnnsen'sche Scala reducirt und finde demnach bei a n . L a m a n s k y :

Magdalaroth . 40-53 Fluoresce'in . 53-82 Eosin. . . . 47-69

1) Stokea, Pogg. Ann. Ergbd. 4. p. 225. 5 59 u. 60. 1852. 2) Lommel, Pogg. Ann. 160. p. 82. 1871 u. Wied.Ann. 10. p.634.

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Dagegen haben siimmtliche friihere Forscher gefunden: Magdalaroth . 28-57 Fluorescein . 30-86 Eosin . . . 28-76.

Hieraus folgt also, dass, wenn auch die Fehler, die Hr. L a - m a n s k y bei der vorliegenden Arbeit gemacht hat, etwas weniger hervortreten als die in seiner frliheren Abhandlung vorkommenden, s e i n e A n g a b e n fiir f e i n e r e U n t e r - s u c h u n g e n doch n o c h n i c h t geni igen konnen . Hin- sichtlich der Griinde der neuen Fehler verweise ich auf das in meiner frtiheren Arbeit dariiber gessgte. Jedenfalls zeigen aber die fehlerhaften Resultate, dass auch die neue Methode (entgegen der Ansicht, die Hr. L a m a n s k y selbst auspricht) an denselben Mdngeln krankt, wie seine friihere.

Die Versuche endlich, welche Hi. L a m a n s k y anstellt, um die allgemeine Giiltigkeit der Stokes'schen Regel zu be- weisen, haben den grossen Fehler, dass die Voraussetzungen derselben eine Ausnahme von dem genannten Gesetze von vornherein ausschliessen.

Wenn man niimlich beweisen will, dass, wie S t o k e s selbst sich ausdrilckt , ,,die Brechbarkeit des erregenden Lichtes stets die obere Grenze bilde fiir die des erregten", so muss man doch vor alien Dingen dafiir sorgen, dass das Gegentheil, ngmlich eine etwaige Er h 6 h u n g der Brechbrrr- keit, a u c h mogl ich ist; man muss also das erregende Licht so wilhlen, dass s e i n e B r e c h b a r k e i t k l e i n e r ist, a l s d i e i i b e r h a u p t mogl iche h o c h s t e B r e c h b a r k e i t d e s d u r c h S o n n e n l i c h t h e r v o r g e r u f e n e n F luorescenz l i ch te s . Nur in diesem Falle, d. h. wenn das erregende Licht dem kritischen Gebiete zwischen der Anfangsstelle im fluoresci- renden Spectrum und der obersten Grenze des typischen Eluorescenzspectrums (derivirten Spectrums) angehort, kann man Sber die vorliegende Frage entscheiden. Wer dagegen zu diesen Versuchen Licht anwendet , dessen Brechbarkeit g ros se r ist als die der angegebenen Grenze, darf sich nicht wundern, wenn das Fluorescenzlicht stets weniger brechbare Bestandtheile zeigt. Hr. L o m m e l hat auch in einer Lusserst

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klaren Auseinsndersetzung l), welche noch dazu g e r a d e g e ge n e i n e A r b e i t d e s Hrn. L a m a n s k y q g e r i c h t e t war, auf den eben erwiihnten Umstand aufmerksam gemacht. Trotz- dem gebraucht Hr. L a m a n s k y duchweg nur erregendes Licht, d e s s e n B r e c h b a r k e i t g r o s s e r ist a l s d i e d e r b r e c h b a r s t e n s t r a h l e n des e n t s p r e c h e n d e n t y p i s c h e n F l u o r e s c e n z s p e c t r u m s und schliesst trotzdem aus den erhaltenen Resultaten ohne weiteres, dass das Stokes’sche Gesetz nllgemein richtig sei. Es ist gar nicht nothig, dass ich hier alle Zahlen der einschliigigen Tabelley in Bunsen’- sche Grade umrechne; es geniigt anzugeben, dass beim Fluoresce’in die oberen Grenzen des erregenden Lichtes zwischen 138 und 250 der Lamansky’schen Scala schwanken, wLhrend Hr. L a m a n s k y selbst vorher 138 a l s obere Grenze dea typischen Fluorescenzspectrums angibt; dass ferner beim Magdalaroth das erregende Licht die oberen Grenzen 112 bis 250, beim Eosin 141 bis 243 innehslt, wiihrend die obere Grenze des zugehorigen typischen Fluorescenzspectrums dort 54, hier 103 ist. Man sieht also, dass Hr. L a m a n s k y das von L o m m e l ihm gegeniiber betonte, hier allein zur Sprache kommende kritische Gebiet des Spectrums gar nicht einmal in Betracht gezogen hat; er schliesst bei seiner Untersuchnng die M a g l i c h k e i t e i n e r A u s n a h m e von dem Gesetze, dessen Richtigkeit er beweisen will, yon v o r n h e r e i n aus.

Auch die neuen Versuche des Hrn. L a m a n s k y bewei- sen demnach fUr oder gegen die allgemeine Giiltigkeit der Stokes’schen Regel gar nichts; ich muss zu meinem Be- dauern auch an diesem Orte den Vorwurf wiederholen, den ich ihm am Ende meiner frilheren Arbeit gemacht hatte.

B e r l i n , im September 1881.

1) Lommel , Wid. Ann. 8. p. 247. 1879. 2) Lamansky, Compt. rend. 86. p. 1192. 1879. 3) Vgl. 1. c. p. 912.