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878 KLINISCHE WOCHENSCH 65, 207 (1933). -- C. LEVADITI, Bull. Acad. M6d. Paris (3) Io9, 684 (1933). -- C. LEVADITI, P. R~VAU~, P. Ls u. R. SCHO~N, C. r. Soc. Biol. Paris lO6, 729 (I93I); Io7, ~525 (1931). -- H. L6H~., H. ROSENFELD, }t. SCHI,OSSBERGER U ]~. I{RUMEICH, Ned. Klim 29, 577 (1933). -- H. L~JnE u, H. SC~tLOSSBERGER, Med. I~21in. 33, 1427 u 1471 (1937). -- N. MELCZER, Dermatc. Wschr. xo6, 128 (1938). -- K. MEYER u. H. E. ANDERS, Klin. XA~schr. ~93 s, 318. -- K. MEYER, H. ROSEN~XLD U. H. E. ANDERS, Klm. ~'Vschr. 193 L 1653. -- A. MIDA~A U. L. VERCELLtNO, Bull. Soc. trang, Dermat. 41, 161 (1934). -- Y. MIYA~AWA, T. MITA-mJRA, It. YaOI, N Is~ni, ]71. NAKAJI3,IA, J, OKANISttI, S. WATANABE U. I42. SATO, jap. J. of exper. Med 13, I (I935). -- Y. MIYAGAWA, T. MITAlVtURA, H. X~AOI, N. ISHII u. J. OI~ANISHI, Jap. J. of exper. Med. I3, 331, 723, 733, 739 (r935); ~4, I97 (t936). -- P-MOLLARET U. J. VIEUe~A~, C. r. Soc. Biol. Paris I25, 936 (1937). -- M. NAgANO U. K. NnI~A- ZAWA, Jap. J. of Dermat. 4o, 16o (I936). -- E. G. NAueK u. t3. IVI~,I~AMOS, Arch. Schiffs- u. Tropenhyg. 4 I, 537 (1937). -- P. Ravau% BOULIN u. RABEAU, Presse m6d. 3 o, 453 (1922). -- P. RAVAUr, C. LEVADIrI, A. LAMELI~C~U. R. CAC~RA, Bull. Acad. M6d. Paris (3) Io7, 98 (I932). -- P. RAVAIJT u. SC~EIKEVlTCH, Bull. Soc m6d. H6p. Paris 45, 3 l~ (1921). BEMERKUNGEN ZUM INDIKATIONSBEREICH DER VITAMIN C-BEHANDLUNG. Von G. GAEHTGENS. Aus der Universit~ts-FrauenkIimk zu Leipzig (Direktor: Professor Dr. ROBERT SCHRODER). Die Frage, ob die Vitamine Pharmaca stud, d. h. Sub- stanzen mit umschriebenem spezifischem\VirkungsvermSgen, oder ob es sieh nm allgemeine, den Zellstoffwechsel stinm- lierende Stoffe handelt, deren Anwendung nur beim Vitamin- mangeI Erfolge verspricht, ist noch nicht entschieden. Die Tatsache, dab die klinischen Zeichen des Skorbuts, der- jenigen Krankheit, deren Entstehung auf das Fehlen des Vitamins C in der Nahrung, besser ausgedrfickt auf das Fehlen dieser Substanz im menschhehen Organismus zuriickzuffihren ist, bereits dutch kleine Dosen des Vitamins beseitigt werden k6nnen, besagt nichts fiber die Natur und den Wirknngs- mechanismus des C-Vitamins als Heilmittel. Sie sagt ledig- Itch aus, dab gleicherlIlai3en nur ein Tropfen genfigt, um das volle GefgB zum l~lberlanfen zu bringen, d. h. dab das Fehlen einer geringen Menge yon Vitamin C gentigt, nm aus einer kliniseh nicht manifesten und damit nicht leicht faBbaren eine manifeste, klassische, dutch klinisch umschriebene Symptomatologie sich auszeichnende Avitaminose zu machen. Der Indikationsbereich ffir die AseorbinsXure verbreitert sich mehr und mehr. Jedoch scheint mir nicht immer eine Be- rechtigung daffir vorzuliegen, wenn die Behandlang ether Erkrankung oder eines bestimmten Krankheitssymptoms mit Vitamin C empfohlen wird. Was ist die Folge ? -- Un- sicherheit in der Medikation, verzettelte Therapie, FehIen jeglicher gerichteter oder fiberlegter Behandlungsplane. Es ist nicht damit getan und bedeutet keinen Erfolg ~lnd keinen Fortschritt ffir die Vitaminforschung, wenn nun beispiels- weise bet Zustanden allgemeiner Mildigkeit Vitamin C ge- geben wird, weil sein Fehlen angeblich zur Friihjahrsmtidig- keit Ifihren soil. Ganz abgesehen davon, dab derartige Zu- st~inde viel zu sehr vom psychisehen Tonus eines Mensehen abhiingen -- der eine leidet an seiner Friihjahrsmiidigkeit das ganze Jahr hindnrch, der andere iiberhaupt nicht, oder er coupiert sie dutch gr613ere innere Straffheit -- scheint mir eine Behandlung, die sich grunds~tzlich nur ant solche oder ~ihnliche diffus charakterisierte Indikationen aufbaut, falsch zu seth. Sie muB zwangsl~ufig Iriiher oder sp~iter zu einem MiBerfolg ftihren, und die Therapiefolgen lassen sich vorans- sehen, wenn wit das Schicksal anderer Arzneimittel betrachten, yon denen heute kein Mensch mehr sprieht, yon ihrer An- wendung ganz zu schweigen. So kann es denn anch nicht verwundem, wem~ yon ether Reihe yon Autoren das Vitamin C als Heilmittel fiir be- stimmte Krankheiten empfohlen wird, yon anderen bet den gleichen Krankheiten verworfen wird; und ebenso wie yon RIFT. 17 . JAHRGANG. Nr. 25 18. JUNI 1938 einer Erfolgsstatistik der Vitamin C-Therapie berichtet wird, so kann bereits heute auch yon einer MilBerfolgsstatistik ge- sprochen werden. Fehlt abet der einheitliehe Erfolg oder zum mindesten der Erfolg in der gr6Bten Anzahl der Falle, so schwindet mit einem gewissen Reeht anch das Vertrauen auf die generelte Wirksamkeit des betreffenden Medikaments. Es scheint mir demgegeniiber zur Zeit angebrachter zu sein, bet der Verfolgnng klinischer therapentischer Zweeke yon der Tatsactle auszugehen, dab eben die Bedeutung der Vitamine ffir den Lebensablauf darin liegt, dab das Fehlen dieser Sub- stanzen zu manifes~en Mangetkrankheiten fi~hrt, die wiederum durch die Zufuhr akzessorischer Nahrstoffe geheilt werden. Die therapeutische Wirksamkeit der einzelnen Vitamine ant alien Gebieten der 1V~edizin wird also bet Mangelzust~inden am ausgesprochensten sein miissen. Es #lt daher die Frage nach der therapeutischen Bedeutung anders zu fassen. Nicht wesentlich ist die Fragestellung: wo hilft oder ntitzt ein bestimmtes Vitamin?, sondern vordringlich ist die Frage: ~o liegt ein ]i~r das be~timmte Vitamin eharakteristischer Mangelzusta~t vor? Die Folgerung aus der letzten Frage ist n~imlich eine ganz einfache: Liegt ein Vitamin C-Mangel vor, so muff ich diese Substanz zuffihren, gleiehgfiltig nnd un- geachtet dessert, was sie pharmakologisch bewirken k6nnte, ob einen Throlnbocytenanstieg oder -abfall, eine Znnahme des Albumins oder des Globulins u. dgl. m. Damit soll nicht gesagt werden, dag der Ascorbins~ure keinerlei pharma- kologische Bedeutung als Medikament zukommt. Durchaus das Gegenteil ist richtig, und ieh selbst besitze Anhattspunkte daffir zu glauben, dab wir das Vitamin C als Pharmakon anznsehen berechtigt sind. Ich werde darfiber an ether an- deren Stelle berichten. Jedoch muB betont werden, dab wir heute fiber die rein pharmakologische Wirkung der Ascorbin- sXure noch zu wenig orientiert sind, um darauf eine Therapie griinden zu k6nnen. In letzter Zeit wird mehrfach i~ber Mii3erfolge der Vita- min C-Therapie berichtet. 'W~LTgER ver6ffentlichte ktirztich eigene Resultate. Insbeson- dere wurde darauf hingewiesen, dab bet 3 Fallen yon Blutkrank- heiten, lymphatischer LeukXmie, myeloischer LeukXmie und aplastischer An~mie weder die h~morrhagische Diathese noch die fortschreitende Thrombopenie dutch groBe Vitamin C-Gaben be- einfluBt werden konnten. Bet 4 Kranken mit Hamaturien auf dem Boden ether H~mophihe sowie mehrerer Glomerulonephritiden blieben intraven6se Verabreichungen yon Ascorbinsaure erfolglos. In 3 weiteren FXllen yon essentieller Thrombopenie versagte die Vitamin C-Therapie v6Ilig. \VALTnEI~ glaubte anl3erdem festgestellt zu haben, dab im Laule ether 34t~igigen Behandlung mit t~glich Ioo mg Cebion intraven6s die Thrombocyten besonders rasch ab- sanken, nm sich Each Absetzen des Vitamins C rasch zu erbolen. Gleichzeitig wurde dabei eine Verringerung des Albumin-Globulin- Quotienten beobachtet. Im Gefolge einer schweren eitrigen Bron- chitis und Bronchopneumonie wurde nicht nur keine Besserung, sondern im Laufe der Behandlung mit hohen Dosen yon Vitamin C sogar ein schweres Rezidiv mit hoher Temperatur beobachtet, das wiederum naeh Absetzen der AscorbinsXure allmXhlich abklang. Dlese Befunde stehen nun zu vielen Angaben in der Literatur im Gegensatz, so zu STEPP, BOOER und SCHt~O~DER, ENGELKES, KI3HNAU, reihen sich abet ant der anderen Selte doch an die Untersnchungen yon TOSLOWITZ, ARMENTANO ned anderen Autoren an. _~hnliche gegens~tzliche Befunde hinsichtlich der Einwirkung des Vitamins C ant das weiBe Blutbild unter normalen nnd pathologischen Verh~iltnissen wnrden neuerdings yon SCI~:NETZ ver6ffentlicht. Es scheint mir schwer, eine hinreichende ErM~rung ffir das verschiedene Verhalten der corpuscnlaren Elemente des Blutes und der Bluteiweil3k6rper unter der Vitamin C-Behandlung zu finden. Wit kSnnen nur so viel sagen, dab eben unter versehiedenen Bedingungen die Ascorbins~iure versch~eden zn wirken scheint. Ob wir mit einer Vitamin C-Gabe nfitzen oder nicht, verm6gen wir scheinbar vorher nicht zu fibersehen, wenn wit unsere Therapie auf einzelne Faktoren aufbauen, die einer pharmako- logischen Einwirkung durch das Vitamin C nnterliegen. Ich selbst habe 3 FMle yon thrombopenischer Purpura gesehen, bet denen auch die aktivste Therapie mit Vitamin C zu keinem Erfolg ffihrte. Es ist abet unzweifelhaft, dab es F~lle

Bemerkungen zum Indikationsbereich der Vitamin C-behandlung

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Page 1: Bemerkungen zum Indikationsbereich der Vitamin C-behandlung

878 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

65, 207 (1933). - - C. LEVADITI, Bull. Acad. M6d. Paris (3) Io9, 684 (1933). - - C. LEVADITI, P. R~VAU~, P. Ls u. R. SCHO~N, C. r. Soc. Biol. Paris lO6, 729 (I93I); Io7, ~525 (1931). - - H. L6H~., H. ROSENFELD, }t. SCHI,OSSBERGER U ]~. I{RUMEICH, Ned. Klim 29, 577 (1933). - - H. L~JnE u, H. SC~tLOSSBERGER, Med. I~21in. 33, 1427 u 1471 (1937). - - N. MELCZER, Dermatc. Wschr. xo6, 128 (1938). - - K. MEYER u. H. E. ANDERS, Klin. XA~schr. ~93 s, 318. -- K. MEYER, H. ROSEN~XLD U. H. E. ANDERS, Klm. ~'Vschr. 193 L 1653. -- A. MIDA~A U. L. VERCELLtNO, Bull. Soc. trang, Dermat. 41, 161 (1934). - - Y. MIYA~AWA, T. MITA-mJRA, It . YaOI, N Is~ni, ]71. NAKAJI3,IA, J, OKANISttI, S. WATANABE U. I42. SATO, j ap . J. of exper. Med 13, I (I935). - - Y. MIYAGAWA, T. MITAlVtURA, H. X~AOI, N. ISHII u. J. OI~ANISHI, Jap. J. of exper. Med. I3, 331, 723, 733, 739 (r935); ~4, I97 (t936). - - P-MOLLARET U. J. V I E U e ~ A ~ , C. r. Soc. Biol. Paris I25, 936 (1937). - - M. NAgANO U. K. NnI~A- ZAWA, Jap. J. of Dermat . 4o, 16o (I936). -- E. G. NAueK u. t3. IVI~,I~AMOS, Arch. Schiffs- u. Tropenhyg. 4 I, 537 (1937). - - P. Ravau% BOULIN u. RABEAU, Presse m6d. 3 o, 453 (1922). - - P. RAVAUr, C. LEVADIrI, A. LAMELI~C~ U. R. CAC~RA, Bull. Acad. M6d. Paris (3) Io7, 98 (I932). - - P. RAVAIJT u. SC~EIKEVlTCH, Bull. Soc m6d. H6p. Paris 45, 3 l ~ (1921).

BEMERKUNGEN ZUM INDIKATIONSBEREICH DER VITAMIN C-BEHANDLUNG.

V o n

G. GAEHTGENS. Aus der Universit~ts-FrauenkIimk zu Leipzig

(Direktor: Professor Dr. ROBERT SCHRODER).

Die Frage , ob die V i t a m i n e P h a r m a c a stud, d. h . Sub- s t a n z e n m i t u m s c h r i e b e n e m s p e z i f i s c h e m \ V i r k u n g s v e r m S g e n , oder ob es sieh n m al lgemeine, d e n Zel ls toffwechsel s t i n m - l i e rende Stoffe h a n d e l t , de ren A n w e n d u n g n u r b e i m V i t a m i n - mange I Er fo lge ve r sp r i ch t , i s t noch n i c h t en t sch ieden . Die Ta t sache , d a b die k l in i schen Zeichen des Skorbu t s , der - j en igen K r a n k h e i t , d e r e n E n t s t e h u n g auf das F e h l e n des V i t a m i n s C in de r N a h r u n g , besser ausgedr f i ck t au f das F e h l e n dieser S u b s t a n z i m m e n s c h h e h e n O r g a n i s m u s zur i ickzuff ihren ist , be re i t s d u t c h kle ine Dosen des V i t a m i n s bese i t ig t w e r d e n k 6 n n e n , b e s a g t n i c h t s f iber die N a t u r u n d den W i r k n n g s - m e c h a n i s m u s des C-Vi tamins als He i lmi t t e l . Sie sag t ledig- Itch aus, d a b gleicherlIlai3en n u r ein T r op f en genfigt, u m das volle GefgB z u m l~lberlanfen zu b r ingen , d. h . d a b das F e h l e n e iner ge r ingen Menge yon V i t a m i n C gentigt , n m aus e iner k l in i seh n i c h t m a n i f e s t e n u n d d a m i t n i c h t l e ich t f aBba ren eine mani fes te , klassische, d u t c h kl in isch u m s c h r i e b e n e S y m p t o m a t o l o g i e s ich ausze i chnende A v i t a m i n o s e zu m a c h e n . Der I n d i k a t i o n s b e r e i c h ffir die AseorbinsXure v e r b r e i t e r t s ich m e h r u n d m e h r . J e d o c h sche in t mi r n i c h t i m m e r eine Be- r e c h t i g u n g daff i r vorzul iegen, w e n n die B e h a n d l a n g e ther E r k r a n k u n g oder eines b e s t i m m t e n K r a n k h e i t s s y m p t o m s m i t V i t a m i n C e m p f o h l e n wird. W a s i s t die Folge ? - - U n - s i che rhe i t in de r Medika t ion , ve r ze t t e l t e Therap ie , Feh Ien jegl icher ge r i ch t e t e r oder f iber legter B e h a n d l u n g s p l a n e . Es is t n i c h t d a m i t g e t a n u n d b e d e u t e t ke inen Er fo lg ~lnd ke inen F o r t s c h r i t t ffir die V i t a m i n f o r s c h u n g , w e n n n u n beispiels- weise bet Z u s t a n d e n a l lgemeiner Mild igkei t V i t a m i n C ge- geben wird, weil sein F e h l e n angeb l i ch zu r F r i i h j ah r smt id ig - ke i t I f ihren soil. G a n z abgesehen d a v o n , d a b de ra r t i ge Zu- st~inde vie l zu sehr v o m psych i sehen Tonus eines Mensehen a b h i i n g e n - - de r e ine le idet an se iner F r i i h j a h r s m i i d i g k e i t das ganze J a h r h i n d n r c h , de r ande re i i b e r h a u p t n ich t , oder er coup i e r t sie d u t c h gr613ere i nne re S t r a f fhe i t - - s che in t m i r e ine B e h a n d l u n g , die sich g runds~ tz l i ch n u r a n t solche oder ~ihnliche diffus c h a r a k t e r i s i e r t e I n d i k a t i o n e n a u f b a u t , fa lsch zu seth. Sie muB zwangsl~uf ig I r i iher oder sp~iter zu e inem MiBerfolg f t ihren, u n d die The rap ie fo lgen lassen sich v o r a n s - sehen, w e n n wi t das Schicksal ande r e r A r z n e i m i t t e l b e t r a c h t e n , yon d e n e n h e u t e kein Mensch m e h r spr ieh t , yon ih r e r An- w e n d u n g ganz zu schweigen.

So k a n n es d e n n a n c h n i c h t v e r w u n d e m , wem~ yon e ther Re ihe yon A u t o r e n das V i t a m i n C als H e i l m i t t e l fiir be- s t i m m t e K r a n k h e i t e n empfoh len wird, yon a n d e r e n bet den gle ichen K r a n k h e i t e n ve rwor fen wi rd ; u n d ebenso wie yon

R I F T . 17 . J A H R G A N G . N r . 25 18. JUNI 1938

e iner E r f o l g s s t a t i s t i k de r V i t a m i n C-Therap ie b e r i c h t e t wird, so k a n n be re i t s h e u t e auch yon e iner MilBerfolgsstat is t ik ge- sp rochen werden . F e h l t a b e t de r e inhe i t l i ehe Er fo lg oder z u m m i n d e s t e n de r Er fo lg in de r gr6Bten A n z a h l de r Fal le , so s c h w i n d e t m i t e inem gewissen R e e h t a n c h das V e r t r a u e n auf die generel te W i r k s a m k e i t des b e t r e f f e n d e n M e d i k a m e n t s . Es s che in t m i r demgegen i ibe r zu r Zei t a n g e b r a c h t e r zu sein, bet de r Ver fo lgnng k l in i scher t h e r a p e n t i s c h e r Zweeke yon de r Ta tsac t le auszugehen , d a b eben die B e d e u t u n g der V i t a m i n e ffir den L e b e n s a b l a u f da r in liegt, d a b das F e h l e n dieser Sub- s t a n z e n zu manifes~en M a n g e t k r a n k h e i t e n fi~hrt, die w i e d e r u m d u r c h die Z u f u h r akzessor i scher N a h r s t o f f e gehe i l t werden . Die t h e r a p e u t i s c h e W i r k s a m k e i t der e inze lnen V i t a m i n e a n t a l ien G e b i e t e n de r 1V~edizin wi rd also bet Mangelzus t~inden a m a u s g e s p r o c h e n s t e n sein miissen. E s # l t d a h e r die F r a g e n a c h de r t h e r a p e u t i s c h e n B e d e u t u n g ande r s zu fassen. N i c h t wesen t l i ch is t die F r a g e s t e l l u n g : wo h i l f t oder n t i t z t e in b e s t i m m t e s V i t a m i n ? , s o n d e r n vo rd r ing l i ch i s t die F r a g e : ~o liegt ein ]i~r das be~timmte Vitamin eharakteristischer Mangelzusta~t vor? Die Fo lge rung aus de r l e t z t en F rage is t n~imlich eine ganz e in fache : L ieg t ein V i t a m i n C-Mangel vor , so muff ich diese S u b s t a n z zuff ihren, gleiehgfi l t ig n n d un- g e a c h t e t dessert, was sie p h a r m a k o l o g i s c h b e w i r k e n k6nn t e , ob e inen T h r o l n b o c y t e n a n s t i e g oder -abfall , eine Z n n a h m e des A l b u m i n s oder des Globul ins u. dgl. m. D a m i t soll n i c h t gesag t werden , dag de r Ascorb ins~ure ke iner le i p h a r m a - kologische B e d e u t u n g als M e d i k a m e n t z u k o m m t . D u r c h a u s das Gegen te i l i s t r icht ig , u n d ieh se lbs t bes i tze A n h a t t s p u n k t e daff ir zu g lauben , dab wir das V i t a m i n C als P h a r m a k o n a n z n s e h e n b e r e c h t i g t s ind. I ch werde dar f ibe r a n e ther an- d e r e n Stel le b e r i c h t e n . J edoch muB b e t o n t werden , d a b wir h e u t e f iber die re in p h a r m a k o l o g i s c h e W i r k u n g de r Ascorb in - sXure n o c h zu wenig o r i e n t i e r t sind, u m d a r a u f eine T h e r a p i e g r i inden zu k 6 n n e n .

I n l e t z t e r Zei t wi rd m e h r f a c h i~ber Mii3erfolge de r Vi t a - m in C-Therap ie b e r i c h t e t .

'W~LTgER ver6ffentlichte ktirztich eigene Resultate. Insbeson- dere wurde darauf hingewiesen, dab bet 3 Fallen yon Blutkrank- heiten, lymphat ischer LeukXmie, myeloischer LeukXmie und aplastischer An~mie weder die h~morrhagische Diathese noch die fortschreitende Thrombopenie du tch groBe Vitamin C-Gaben be- einfluBt werden konnten. Bet 4 Kranken mit Hamatur ien auf dem Boden ether H~mophihe sowie mehrerer Glomerulonephrit iden blieben intraven6se Verabreichungen yon Ascorbinsaure erfolglos. In 3 weiteren FXllen yon essentieller Thrombopenie versagte die Vitamin C-Therapie v6Ilig. \VALTnEI~ glaubte anl3erdem festgestellt zu haben, dab im Laule ether 34t~igigen Behandlung mi t t~glich Ioo mg Cebion intraven6s die Thrombocyten besonders rasch ab- sanken, nm sich Each Absetzen des Vitamins C rasch zu erbolen. Gleichzeitig wurde dabei eine Verringerung des Albumin-Globulin- Quotienten beobachtet . Im Gefolge einer schweren eitrigen Bron- chitis und Bronchopneumonie wurde nicht nur keine Besserung, sondern im Laufe der Behandlung mit hohen Dosen yon Vitamin C sogar ein schweres Rezidiv mit hoher Temperatur beobachtet , das wiederum naeh Absetzen der AscorbinsXure allmXhlich abklang.

Dlese Be funde s t e h e n n u n zu v ie len A n g a b e n in de r L i t e r a t u r i m Gegensa tz , so zu STEPP, BOOER u n d SCHt~O~DER, ENGELKES, KI3HNAU, r e ihen s ich a b e t a n t de r a n d e r e n Selte doch a n die U n t e r s n c h u n g e n yon TOSLOWITZ, ARMENTANO n e d a n d e r e n A u t o r e n an. _~hnliche gegens~tz l iche Be funde h in s i ch t l i ch de r E i n w i r k u n g des V i t a m i n s C a n t das weiBe B lu tb i l d u n t e r n o r m a l e n n n d pa tho log i s chen Verh~il tnissen w n r d e n neue rd ings yon SCI~:NETZ ve r6 f fen t l i ch t . Es s che in t m i r schwer , eine h i n r e i c h e n d e E r M ~ r u n g ffir das ve r sch iedene V e r h a l t e n de r c o r p u s c n l a r e n E l e m e n t e des B lu tes u n d de r Blute iwei l3k6rper u n t e r der V i t a m i n C - B e h a n d l u n g zu f inden. W i t k S n n e n n u r so viel sagen, dab eben u n t e r v e r s e h i e d e n e n B e d i n g u n g e n die Ascorbins~iure versch~eden zn wi rken schein t . Ob wir m i t e iner V i t a m i n C-Gabe nf i t zen oder n i ch t , v e r m 6 g e n wir s c h e i n b a r v o r h e r n i c h t zu f ibersehen, w e n n wi t unsere T h e r a p i e au f e inzelne F a k t o r e n au fbauen , die e iner p h a r m a k o - logischen E i n w i r k u n g d u r c h das V i t a m i n C nn te r l i egen . I ch se lbs t h a b e 3 FMle yon t h r o m b o p e n i s c h e r P u r p u r a gesehen, bet d e n e n auch die a k t i v s t e T h e r a p i e m i t V i t a m i n C zu k e i n e m Erfo lg ff ihrte. Es i s t a b e t unzwei fe lhaf t , d a b es F~lle

Page 2: Bemerkungen zum Indikationsbereich der Vitamin C-behandlung

~8. JUNt ~938 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 17 . J A H R G A N G . Nr. 25 879 der gleichen Krankheit gibt, die auf diese Art der Behandlung ansprechen und wesentlich gebessert werden kSnnen. Be- merkenswert scheint mir abet zu sein, dab yon WALTI~ER direkt Schgdigungen der Thrombocytenbildung beobachtet wurden, ein Zeichen, dab die AscorbinsXure keineswegs ein indifferentes Mittel ist nnd nicht indikationslos noch dazu in hohen Dosen verwendet werden dart. Diese Tatsache stelIt zweifellos eine Neuigkeit dar. Sie besagt, dab im Gegen- satz zur bisherigen Anschauung C-Hypervitaminosen doch gef~rchtet werden mtissen und dab die Ascorbinsgure durch- aus Ms eine im pharmakologischen Sinne wirksame Substanz aufzufassen ist.

"Wir werden also dem inneren Kern der Vitaminbehand- lung nicht gerecht, wenn wir unsere Therapie symptomatisch aufbauen, wie das geschieht, wenn wir beispielsweise in dem ,,Blutung~symptom", gleichgfiltig welcher Art, eine Indikation ffir die Behandlung mit Vitamin C erblicken. Die Wahrschein- Iichkeit des Erfolges ist zwar durchaus gegeben, wird aber lmmer unsicher bleiben mfissen, wie bei jeder symptomatischen Therapie, da ein Symptom nichts fiber das Wesen einer Er- krankung auszusagen braucht. Dieser Weg der Therapie mit Vitaminen bleibt also vorerst noch durchaus problematisch, denn eine spezifisch gerichtete VvSrkung des Vitamins C auf irgendeinen Organkomplex, wie z. B. die ~u der Digi- talis auf das kranke Herz, existiert in diesem pharmakolo- gischen Sinne bisher noch nicht.

Die Hindernisse, den Indikationsbereieh ffir die Behand- lung mit Vitamin C abzugrenzen, lassen sich jedoch aus dem \u rgumen, wenn wit yon der Frage des jeweiligen C-Be- darts des betreffenden Organismns ausgehen, d. h. wenn wir die Frage nach dem Vorliegen und der H6he eines Vitamin C- Defizits stellen. Wit mi~ssen also /orde~n, daft ~nit ]eder be- wuflten Therapie mlt Asco~bi.r~diure die Au/steltung einer Vitamin C-Bilanz einhergeht. Es hat keinen Sinn zu erwarten, dag ein in seinem C-Gehalt vSllig ges~ttigter Organismus durch weitere hohe Vitamin C-Gaben in der Abwehr einer Erkrankung gest~rkt wird. Das Gegenteil t r i t t ein, wenn wir die nattirliche Eigenregulafion vernachlAssigen, die nicht nu t darin gesehen werden kann, sondern such gesehen werden mul3, wenn der Organismus auf die Vitamin C-Zufuhr bereits mit einer hohen Ausscheidung reagiert. Ist dieses Stadmm der Therapie erreicht, so ist es meiner Ansicht nach mfiNg, noch mehr zu geben; man schadet nur, da der Organismus im Bestreben das C-Vitamin auszuscheiden, immer wieder gehindert wird und nun vielleicht Kumulat ionen der noch zu wenig bekannten pharmakologischen \u der Ascorbins~ure auftreten k6nnen, die ffir den Stoffwechsel- ablaut durchaas nicht gleichgfiltig zu sein brauchen, Wir werden also, ~de ich bereits eingangs betont habe, unsere Fragestellungen anders formulieren mdssen. Es ist zu/ordern, dab nicht ~litteilungen dar~ber ergehen, in welehen Purpura- ]~llen die Vitam,in C-Medilcation versagt hat, so.ndern welche Purpura]glle mit einem Vitamin C-D@izit verbunden sind und wie diese au] die Behandlung mit V~tamin C reagiert haben. Dabei mfissen wit uns dessen bewuBt sein, dal3 eine Besserung eines mit einem C-Defizit verbundenen Krankheitsbitdes nnter dieser Therapm etwas t~ber die Genese der Erkrankung aussagen kann, abet keineswegs aussagen muB. Ich bin aber davon tiberzeugt, dab auch beim Fehlen diesbezfiglieher ~tiologischer Zusammenh~nge der Defizitausgleich immer eine wesentliche allgemeintherapeutische MaBnahme darsteItt, die vorgenommen werden muB, um den Organismus in die fiir ihn gfinstigste Lage zur Krankheitsabwehr zu setzen.

V~renn ich also zusammenfassend den Indikationsbereich der Vitamin C-Behandlung ganz kurz umreiBe, so m6ehte ich in diesem Zusammenhange bewuBt auf die erst kfirzlich gemachten Ausffihrungen des besten Kenners der Chemie und Physiologie des C-Vitamins, nXmlich seines Entdeckers ALBERT VON SZENT-GYORGYI, zurtickgreifen, in denen er seiner ~berzeugung Ausdruck gab, ,,dab die gr6Bte Anzahl menschlieher Krankheiten nicht der Unvotlst~ndigkeit un- seres K6rpers, sondern dem Umstande zuzuschreiben ist, dab wit in einer Weise und Umgebung leben, ffir die unser KSrper nicht gebaut ist". Die VvSdersprfiehe, die zwisehen

der scheinbaren pharmakologischen ~u der Vitamine auf der einen nnd der Avitaminose auf der anderen Seite liegen, lassen sich nach SZEI~T-GYORGYI dutch das ,,breite Band der Hypovitaminosen" leicht erkt~ren. Partielle Avitaminosen oder Hypovitaminosen vergesellschaftet mit einer sch~dlgenden Noxe oder einer debilen pers6nlichen Organdisposition ftihren zur Krankheit. V;Tieweit nun dutch eine Vitamintherapie ein gtinstiger Effekt erziett werden kann, h~ngt yon 2 Faktoren ab, einmal yon der Frage, wie- weir an dem Zustandekommen der Krankheit der Mangel an Vitaminen einen Anteil hat te und wieweit die pathologischen Vers noeh reversibel sind. Aus diesen Gedanken- g~ngen SZENT-GYORGYIS, in denen das Grunds~tzliche des gesamten Vitaminproblems verankert ist, leuchtet am besten nnd klarsten der Sinn ihrer therapeutischen Nutzanwendung hervor, der nicht so sehr auf die Erfassung der Vitamin- wirkung aN a.uf die Erforschung des Mangelzustandes ge- richtet ist.

L i t e r a t u r : SCUNE:rZ, Klin. Wschr. 1938 I, 267, -- SY~PP, KOH~AU u. SCHROEDER, Die VAamine und ihre klinische Anwendu ng. Stuttgart: Ferdinand Enke 1937. -- SZXNT-GY6RGYI, Dtsch reed. V,%chr. I937, Nr 48. -- WALTttER, Med. Klin. i938 I, 26o.

SYMPTOMATOLOGIE UND VERLAUF DER A-HYPERVITAMINOSE BEI RATTEN

INFOLGE ENTERALER, SUBCUTANER UND PERCUTANER DARREICHUNG VON VITAMIN A-KONZENTRATEN.

n. Mitteilnng% Percutane Verabreichung des Vitamin A.

Von

Dozent W. WESLAW u n d cand. reed, B. WRO~SKI,

A. V~rR6BLEWSKI und B. WROBLEWSKI. Aus dem Institut der A]lgemeinen lind Experirnentetlen Pathologie der Unlversitat

Pozna6 (Vorstand: Prof. Dr. med. L HOFFMAN).

I. Einleitung. Die percutane Darreichung yon Vitamin A- Pr~paraten zwecks Hervorrufung yon Hypervitaminose- zustand ist bisher, soweit uns bekannt ist, nicht angewandt worden. Gewisse Andeutungen in der fachmannischen Lite- ra tur gaben Anregung, n~here Untersuchungen in dieser Richtung zu unternehmen.

So ist z. B. die gfinstige ~Virkung yon Vitamin A-enthal- tenden Salben auI das Heilen yon Hautwunden (LAuB~R und ROCHOLL, CT~tEVALLIBR und CARCASSONNE n. a.) oder auch auf Binde- und Hornhautentztindungszust~nde sowie auch auf Frostbeulen und Brandwunden bekannt (BALA- C~IOWSKI). WALLOI~ und LECOQ beobachteten sogar einen waehstumsf6rdernden EinfluB des Vitamin A beim Ein- reiben desselben in die ausrasierte Rfickenhaut bei Ratten, deren Nahrung kein Vitamin A enthielt. LEvis und RETI gaben den Tieren (Ratten) einen Tropfen des Vitamin A- Pr~parates auf die Haut und stellten somit die lokale Em- wirkung dieses Vitamins fest (Verdickung der Haut, Haar- ausfaI1 usw.). Sie betonen, dab nur die Kopfhaut empfind- lich ist (seulement la peau du capuchon est sensible).

II. Versuch~bedingungen. Zu unseren Untersuchungen be- nutzten wit 54 Ratten, denen wir die bisher angewaudten Vitamin A- PrXparate: Cresavit (3 ~ Tiere) und Vogan (24 Tiere) mittels Ein- reibungen in die Rackenhaut zufdhrten. Bei kleineren Mengen des Konzentrats wurde nur in die Haut der Sacralgegend, bei gr6Beren (I ccm) in die ganze Rfickenhaut eingerieben. Der Umstand, dab die Tiere gewisse Mengen des Vitamins abIecken k6nnten, ist ftir den Verlauf des Experiments bedeutungslos, da wir schon vorher den Einflul3 verschiedener, per os verabreichter Dosen dieses Vita- mins, beobachte% hatten nnd oftmals die betreffenden Praparate Tieren, die einemWurfe angeh6rten gteichzeitig peroral und per- cutan in gleichen Nengen verabreicht haben.

Die Zusammenstellung des Versuchsmaterials, der ver- abreichten Dosen usw. gibt folgende Tabelle:

* I. diese Wschr. 1938, 777.