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52 ratgeber PREPAID-ANGEBOTE Die Beinahe- Kreditkarte Sie sehen aus wie normale Kreditkarten und funktionieren auch so. Doch Kredit gibts mit ihnen nicht: Prepaid-Karten, ideal für Heranwachsende, Nichtkreditwürdige und Ängstliche. Text: Martin Müller I m riesigen Kreditkartenmarkt sind Pre- paid-Karten zwar ein Nischenprodukt, aber besonders für zwei Zielgruppen sind sie attraktiv und nützlich. Erstens für Jugendliche, um sie an die Welt der bar- geldlosen Zahlungsmittel heranzuführen. Und zweitens für Erwachsene, die – etwa wegen früherer Betreibungen – keine «nor- malen» Kreditkarten erhalten. Mit einer Prepaid-Karte können auch sie alltägliche Dinge tun, die sich ohne Kreditkarte nur noch sehr schwer erledigen lassen. Zum Beispiel einen Mietwagen reservieren oder im Internet einen Flug buchen. Vor allem Junge nutzen die Prepaid-Karte Allein Viseca, die für Kantonalbanken, Bank Coop, Migrosbank und Raiffeisen das Kartengeschäft abwickelt, hat 200 000 Pre- paid-Karten im Umlauf. Der Hauptteil da- von gehört Studenten – die meisten erhal- ten die Karte über ihre Bank gratis. Post- finance zählt weitere 70 000 Prepaid-Kar- ten-Kunden, Tendenz auch hier steigend. Für den Zürcher Erziehungsfachmann Urs Abt ist klar: «Prepaid-Geldkarten für Jugendliche sind eine gute Sache. Sie bie- ten wie beim Prepaid-Handy einen Schutz, weil kein Kontoüberzug möglich ist.» Abt findet den Wechsel von der Mittel- zur Oberstufe den geeigneten Zeitpunkt, Kin- dern mehr Verantwortung zu übertragen. «Die Eltern sagen dem Heranwachsenden damit: ‹Wir haben Vertrauen in dich, und du hast die Kompetenz zu entscheiden, wofür du dein Geld einsetzen willst.›» Einige der Prepaid-Karten sind ab dem 12. oder 14. Altersjahr erhältlich, wobei die Prepaid-Karten im Vergleich: Das kann teuer werden Anbieter Cornèr Bank Credit Suisse Paysafecard Produktname Cornèrcard Reload MasterCard Prepaid Yuna To Go Auch erhältlich bei Tankstellen, Kioske Mindestalter 12 Jahre 12 Jahre keines Bankkonto nötig? nein ja nein Maximale Ausgaben pro Jahr Fr. 120 000.– keine Limite Fr. 3000.– Kontoauszug nur online nur online nur online Jahresgebühr Fr. 25.– / Fr. 50.– 1 0 / Fr. 40.– 2 Fr. 15.– Kosten für Aufladungen Fr. 2.– 1% 6% Fremdwährungszuschlag bei Einkäufen in Euro, USD usw. 0,9% 0 2% Kosten für Bargeldabhebungen 2,5%, mind. Fr. 6.– 3,75%, mind. Fr. 5.– nicht möglich Reihenfolge alphabetisch nach Anbieter grün: günstige Angebote; rot: teure Angebote Quelle: Angaben der Anbieter 1 Fr. 25.– für unter 26-Jährige, Fr. 50.– für alle anderen 2 kostenlos mit Viva-Banking- Paket 3 5% via Paysafe- card, 6% bei den Verkaufsstellen AM TELEFON Kalter Entzug im Pausenraum «Muss man verpasste Arbeitszeit nachholen?», fragt eines Morgens eine junge Stimme an der Bera- tungshotline des Beobachters. «Kommt darauf an, warum Sie die Arbeitszeit verpasst haben. Wenn der Grund dafür beim Arbeitgeber lag, müssen Sie nicht nachsitzen. Wenn Sie aber zu spät zur Arbeit kamen, dann schon.» «Ich habs doch gewusst», sagt der Anrufer. «Ich bin halt zu lang in der Pause gewesen.» – «Wie lang denn? Wenn es bloss fünf Minuten waren, müssen Sie noch nicht mit Konsequenzen rechnen», meine ich. «Hm», seufzt er: «Es war weit mehr als das – tatsäch- lich waren es drei Stunden.» «Wow!», höre ich mich ausrufen, «das ist natürlich eine ganz ande- re Ausgangslage.» – «Bevor sie mich verurteilen, müssen Sie noch den Rest der Geschichte kennen», verteidigt sich der junge Mann. Wer nicht hören will… «Klar bin ich immer einen Tick zu lange in der Pause geblieben.» Und natürlich habe ihn sein Chef wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass es irgendwann mal «chlöpfe», so à la: Wer nicht hören will, muss fühlen. «Aber er hätte mich ja nicht gleich im Pausen- raum einsperren müssen.» «Was…?», frage ich entsetzt. «Und jetzt will er auch noch, dass ich die verpasste Arbeitszeit nach- hole. Glauben Sie mir, diese paar Stunden zwischen Kaffeemaschi- ne und Putzlumpen und vor allem ohne Smartphone waren schon Strafe genug.» Anne Sciavilla ILLUSTRATION: SAMUEL JORDI

Beobachter: Die Beinahe- Kreditkarte

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Sie sehen aus wie normale Kreditkarten und funktionieren auch so. Doch Kredit gibts mit ihnen nicht: Prepaid-Karten, ideal für Heranwachsende, Nichtkreditwürdige und Ängstliche. Text: Martin Müller (Beobachter) http://www.goldene-regeln.ch

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Page 1: Beobachter: Die Beinahe- Kreditkarte

52 ratgeber

PREPAID-ANGEBOTE

Die Beinahe-KreditkarteSie sehen aus wie normale Kreditkarten und funktionieren auch so. Doch Kredit gibts mit ihnen nicht: Prepaid-Karten, ideal für Heranwachsende, Nichtkreditwürdige und Ängstliche. Text: Martin Müller

Im riesigen Kreditkartenmarkt sind Pre-paid-Karten zwar ein Nischenprodukt, aber besonders für zwei Zielgruppen

sind sie attraktiv und nützlich. Erstens für Jugendliche, um sie an die Welt der bar-geldlosen Zahlungsmittel heranzuführen. Und zweitens für Erwachsene, die – etwa wegen früherer Betreibungen – keine «nor-malen» Kreditkarten erhalten. Mit einer Prepaid-Karte können auch sie alltägliche Dinge tun, die sich ohne Kreditkarte nur noch sehr schwer erledigen lassen. Zum Beispiel einen Mietwagen reservieren oder im Internet einen Flug buchen.

Vor allem Junge nutzen die Prepaid-KarteAllein Viseca, die für Kantonalbanken, Bank Coop, Migrosbank und Raiff eisen das Kartengeschäft abwickelt, hat 200 000 Pre-

paid-Karten im Umlauf. Der Hauptteil da-von gehört Studenten – die meisten erhal-ten die Karte über ihre Bank gratis. Post-fi nance zählt weitere 70 000 Prepaid-Kar-ten-Kunden, Tendenz auch hier steigend.

Für den Zürcher Erziehungsfachmann Urs Abt ist klar: «Prepaid-Geldkarten für Jugendliche sind eine gute Sache. Sie bie-ten wie beim Prepaid-Handy einen Schutz, weil kein Kontoüberzug möglich ist.» Abt fi ndet den Wechsel von der Mittel- zur Oberstufe den geeigneten Zeitpunkt, Kin-dern mehr Verantwortung zu übertragen. «Die Eltern sagen dem Heranwachsenden damit: ‹Wir haben Vertrauen in dich, und du hast die Kompetenz zu entscheiden, wofür du dein Geld einsetzen willst.›»

Einige der Prepaid-Karten sind ab dem 12. oder 14. Altersjahr erhältlich, wobei die

Prepaid-Karten im Vergleich: Das kann teuer werdenAnbieter Cornèr Bank Credit Suisse Paysafecard Paysafecard Postfinance SBB UBS Valora VisecaProduktname Cornèrcard Reload MasterCard Prepaid Yuna To Go Yuna Card MasterCard Value Visa-Prepaid MasterCard Prepaid ok.— Prepaid MasterCard Prepaid-Karte

Auch erhältlich bei Tankstellen, Kioske

Tankstellen, Kioske Kioske Kantonalbank, Bank Coop, RBA Clientis, Valiant, Migrosbank, Raiffeisen

Mindestalter 12 Jahre 12 Jahre keines 18 Jahre 12 Jahre 14 Jahre 14 Jahre 14 Jahre 14 Jahre

Bankkonto nötig? nein ja nein nein ja ja ja nein nein

Maximale Ausgaben pro Jahr Fr. 120 000.– keine Limite Fr. 3000.– Fr. 60 000.– keine Limite keine Limite keine Limite Fr. 2500.– Fr. 120 000.– 8

Kontoauszug nur online nur online nur online nur online nur online ja, gratis ja, gratis nur online online gratis, Papier Fr. 1.50

Jahresgebühr Fr. 25.– / Fr. 50.– 1 0 / Fr. 40.– 2 Fr. 15.– Fr. 25.– 0 / Fr. 25.– / Fr. 50.– 4

Fr. 30.–5 0 / Fr. 50.– 6 Fr. 39.– 0 / Fr. 50.– 9

Kosten für Aufl adungen Fr. 2.– 1% 6% 5–6% 3 0 1%, mind. Fr. 2.– 0 4%, mind. Fr. 2.– 1%, mind. Fr. 5.–

Fremdwährungszuschlag bei Einkäufen in Euro, USD usw.

0,9% 0 2% 2% 0,9% 2% 1,75% 2% 1,5%

Kosten für Bargeldabhebungen 2,5%, mind. Fr. 6.– 3,75%, mind. Fr. 5.– nicht möglich 2,5%, mind. Fr. 5.– 3,5%, mind. Fr. 10.– 2,9%, mind. Fr. 5.– 3,5%, mind. Fr. 5.– 7 nicht möglich 3,5%, mind. Fr. 5.– 7

Reihenfolge alphabetisch nach Anbietergrün: günstige Angebote; rot: teure AngeboteQuelle: Angaben der Anbieter

1 Fr. 25.– für unter 26-Jährige, Fr. 50.– für alle anderen

2 kostenlos mit Viva-Banking-Paket

3 5% via Paysafe-card, 6% bei den Verkaufsstellen

AM TELEFON

Kalter Entzug im Pausenraum«Muss man verpasste Arbeitszeit nachholen?», fragt eines Morgens eine junge Stimme an der Bera-tungshotline des Beobachters. «Kommt darauf an, warum Sie die Arbeitszeit verpasst haben. Wenn der Grund dafür beim Arbeitgeber lag, müssen Sie nicht nachsitzen. Wenn Sie aber zu spät zur Arbeit kamen, dann schon.» «Ich habs doch gewusst», sagt der Anrufer. «Ich bin halt zu lang in der Pause gewesen.» – «Wie lang denn? Wenn es bloss fünf Minuten waren, müssen Sie noch nicht mit Konsequenzen rechnen», meine ich. «Hm», seufzt er: «Es war weit mehr als das – tatsäch-lich waren es drei Stunden.» «Wow!», höre ich mich ausrufen, «das ist natürlich eine ganz ande-re Ausgangslage.» – «Bevor sie mich verurteilen, müssen Sie noch den Rest der Geschichte kennen», verteidigt sich der junge Mann.

Wer nicht hören will…«Klar bin ich immer einen Tick zu lange in der Pause geblieben.» Und natürlich habe ihn sein Chef wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass es irgendwann mal «chlöpfe», so à la: Wer nicht hören will, muss fühlen. «Aber er hätte mich ja nicht gleich im Pausen-raum einsperren müssen.» «Was…?», frage ich entsetzt.«Und jetzt will er auch noch, dass ich die verpasste Arbeitszeit nach-hole. Glauben Sie mir, diese paar Stunden zwischen Kaffeemaschi-ne und Putzlumpen und vor allem ohne Smartphone waren schon Strafe genug.» Anne Sciavilla

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Erziehungsberechtigten den Antrag unter-schreiben müssen. Danach können aber die Jugendlichen selbständig entscheiden, wie viel Geld sie vom Bankkonto auf die Prepaid-Karte laden wollen.

«Die Jugendlichen sollen lernen, das Geld einzuteilen. Und sie sollen auch mal

den Schmerz eines Fehlkaufs aushalten», sagt Urs Abt. Das liesse sich natürlich auch mit Bargeld bewerkstelligen – doch Kinder bewegen sich immer mehr im Internet, und dort läuft ohne Kreditkarte praktisch nichts. Zudem lernen sie auf diese Weise gleich den sorgfältigen Umgang mit Sicher-

Prepaid-Karten im Vergleich: Das kann teuer werdenAnbieter Cornèr Bank Credit Suisse Paysafecard Paysafecard Postfinance SBB UBS Valora VisecaProduktname Cornèrcard Reload MasterCard Prepaid Yuna To Go Yuna Card MasterCard Value Visa-Prepaid MasterCard Prepaid ok.— Prepaid MasterCard Prepaid-Karte

Auch erhältlich bei Tankstellen, Kioske

Tankstellen, Kioske Kioske Kantonalbank, Bank Coop, RBA Clientis, Valiant, Migrosbank, Raiffeisen

Mindestalter 12 Jahre 12 Jahre keines 18 Jahre 12 Jahre 14 Jahre 14 Jahre 14 Jahre 14 Jahre

Bankkonto nötig? nein ja nein nein ja ja ja nein nein

Maximale Ausgaben pro Jahr Fr. 120 000.– keine Limite Fr. 3000.– Fr. 60 000.– keine Limite keine Limite keine Limite Fr. 2500.– Fr. 120 000.– 8

Kontoauszug nur online nur online nur online nur online nur online ja, gratis ja, gratis nur online online gratis, Papier Fr. 1.50

Jahresgebühr Fr. 25.– / Fr. 50.– 1 0 / Fr. 40.– 2 Fr. 15.– Fr. 25.– 0 / Fr. 25.– / Fr. 50.– 4

Fr. 30.–5 0 / Fr. 50.– 6 Fr. 39.– 0 / Fr. 50.– 9

Kosten für Aufladungen Fr. 2.– 1% 6% 5–6% 3 0 1%, mind. Fr. 2.– 0 4%, mind. Fr. 2.– 1%, mind. Fr. 5.–

Fremdwährungszuschlag bei Einkäufen in Euro, USD usw.

0,9% 0 2% 2% 0,9% 2% 1,75% 2% 1,5%

Kosten für Bargeldabhebungen 2,5%, mind. Fr. 6.– 3,75%, mind. Fr. 5.– nicht möglich 2,5%, mind. Fr. 5.– 3,5%, mind. Fr. 10.– 2,9%, mind. Fr. 5.– 3,5%, mind. Fr. 5.– 7 nicht möglich 3,5%, mind. Fr. 5.– 7

4 Fr. 25.– mit einem Jugend-konto, gratis mit einem Ausbildungskonto

5 gratis mit einem Generalabo oder Fr. 150.– in-klusive Halbtaxabo; für alle anderen: zuzüglich einmalige Aktivierungsgebühr Fr. 30.–

6 inbegriffen in diversen Paketen

7 im Ausland mindestens Fr. 10.–

8 für Studenten: max. 36 000 Fr.

9 gratis, solange in Ausbildung bis maximal 30-jährig (je nach Bank Unterschiede möglich)

Die Eltern können aus der Ferne das Konto aufladen: Prepaid-Karte

Ein fast anonymes ZahlungsmittelPrepaid-Karten empfehlen sich für Heranwachsende und Schuldner mit schlechter Kreditvergangenheit, aber auch für eine dritte Zielgruppe: Leute, die befürchten, dass ihre Kreditkartendaten gestohlen oder ihre Einkaufsgewohn-heiten im Netz ausspioniert werden – sei es von Geheimdiensten oder Gaunern. Die Credit Suisse wirbt ausdrücklich mit dem Argument der «Diskretion», weil auf ihrer Prepaid-Karte keine Kundendaten aufgedruckt sind und keine Kontoaus-züge verschickt werden.Gegen Internetbetrüger schützt die Pre-paid-Karte relativ gut, weil ein all fälliger Verlust auf den aktuellen Kartensaldo beschränkt ist. Gegen Geheimdienste schützen sie indes nur, wenn sie nicht an ein Bankkonto gekoppelt sind. Solche gibt es zwar (siehe Tabelle) – aber sie sind deutlich teurer als Angebote in Kombina-tion mit einem Konto. Auch beim Kauf einer anonymen Karte muss man sich zwar mit einem Ausweis identifizieren, aber der Name wird nicht auf die Karte aufgedruckt und ist ausser bei der Kaufstelle nirgends gespeichert. Gänzlich anonym bleibt man dennoch nicht: Für den Kauf braucht es zwingend eine Schweizer Handynummer, und die wird ja ebenfalls registriert.FO

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heitsmethoden, denn auch Prepaid-Karten haben selbstverständlich einen PIN-Code.

Im Prinzip sind Prepaid-Karten nichts anderes als eine wiederaufl adbare Ge-schenkkarte – mit dem Unterschied, dass sie nicht nur in einem einzigen Geschäft eingesetzt werden können. Genau dieser Umstand macht die Prepaid-Karte zum besseren Übungswerkzeug: Wer mal hier, mal dort etwas ausgibt, verliert schneller den Überblick, als wer nur in einem einzi-gen Laden einkaufen kann. Umgekehrt heisst das: Wer mit einer Pre-paid-Karte umgehen kann, kann es vermutlich später auch mit einer echten Kreditkarte.

Prepaid-Karten loh-nen sich auch als Ergän-zung zur Maestro-Karte bei Auslandsaufenthalten Heranwachsen-der (zum Beispiel im Austauschjahr): Die Eltern können aus der Ferne das Konto aufl aden.

Kein Kauf möglich mit veralteten GerätenBeim Einsatz unterscheiden sich Prepaid-Karten nicht grundsätz-lich von herkömmlichen Kreditkarten. Man kauft via Internet im In- oder Ausland Waren oder zahlt vor Ort die Hotel-rechnung. Einzige Aus-nahme: An veralteten Bezahlstellen (mit soge-nannten Ritsch-ratsch-Geräten) funktioniert die Prepaid-Karte nicht, weil diese Geräte kei-ne elektronische Abfrage des Kontostands erlauben, vereinzelt auch nicht an Maut-stellen oder in Taxis. Laut MasterCard sind in Europa und Nordamerika aber 90 Pro-zent aller Bezahlstellen mit elektronischen Geräten ausgerüstet. Weitere Einschrän-kung: Einige Anbieter lassen keinen Bar-geldbezug zu (siehe Tabelle).

Für Jugendliche gibt es bei den meisten Banken speziell tiefe Jahresgebühren für solche Prepaid-Karten. Allerdings ist es mit der Jahresgebühr nicht getan – anders als beim Prepaid-Handy kassieren die Anbie-ter von Prepaid-Karten jedes Mal, wenn sie aufgeladen werden. Einzige Ausnahmen sind hier UBS und Postfi nance. Postfi nance bietet die Karte zudem für Studenten und

Jugendliche in Ausbildung gratis an, unter 18-Jährige mit einem Jugendkonto erhalten sie für 25 Franken.

Teurer, dafür schneller aufgeladenDie anderen Prepaid-Karten der Banken kosten rund ein Prozent bei jeder Aufl a-dung. Teurer wirds bei den Angeboten der Kioskkette Valora oder der Firma Paysafe-card: Bei ihnen frisst das Aufl aden bis zu 6 Prozent weg – wer 100 Franken einzahlt,

kann nur für 94 Franken einkaufen. Marc Riedi, Geschäftsführer von Pay-safecard Schweiz, be-gründet diese hohen Kosten mit der niedrigen Jahresgebühr und dem Umstand, dass an sieben Wochen tagen von 6 bis 22 Uhr ein rasches und

unkompliziertes Aufl aden durch Tankstel-lenshop-Personal möglich sei.

Zudem locken diese Anbieter mit sofor-tiger Aufl adung, etwa Valora: «Nach zehn Minuten ist das Geld bereits auf der Karte.» Wer die Prepaid-Karte einer Bank via eine normale Banküberweisung aufl ädt, muss

dagegen oft einen Werk-tag warten, bis das Geld verfügbar ist. Zu den Jah-resgebühren und Auf-lade kosten kommt ein dritter wichtiger Kosten-faktor: der Fremdwäh-rungszuschlag, wenn man nicht in Schweizer Franken einkauft, son-dern etwa die Hotelrech-

nung in Barcelona bezahlt oder bei einem deutschen Internetshop bestellt.

Geld im Ausland abzuheben ist sehr teuerDieser Aufschlag beträgt je nach Anbieter zwischen 0 (Credit Suisse) und 2 Prozent (Paysafecard, SBB, Valora) und ist in der Regel gleich hoch wie bei normalen Kredit-karten. Wer die Karte sehr häufi g im Aus-land einsetzt, für den ist ein tiefer Fremd-währungszuschlag entscheidend. Die dies-bezüglich teure SBB-Karte kann das immerhin wettmachen, weil sie für Halb-tax- und Generalabokunden gratis ist.

Übrigens: Wie bei normalen Kreditkar-ten auch sind Bargeldabhebungen (etwa am Automaten im Ferienland) sehr teuer und nur in Notfällen zu empfehlen.

Wer die Prepaid-Karte oft für inter-

nationale Zahlungen einsetzt, ist mit

einem tiefen Fremd-währungszuschlag

besser bedient.

DAS NEUE URTEIL

Nicht alle erhalten einen AssistentenSeit 2012 bietet das IV-Gesetz eine neue Leistung für hilfl ose Personen an: den As sis tenz beitrag. Damit soll eine Assistenzperson entlöhnt und die hilfl ose Person in ihrer Selbständigkeit gefördert werden.Das Gesetz sieht den Assistenz-beitrag aber nur für Personen mit einer IV-Hilfl osenentschädigung vor. Wer eine andere Hilfl osen-entschädigung bezieht, etwa von der Unfallversicherung, erhält keinen solchen Beitrag. Das ist insofern nicht logisch, als die Voraussetzung der Hilfl osig-keit bei beiden Versicherungen gleich ist. Weil es aber pro Person immer nur eine Hilfl osenent schä-digung gibt und jene der Unfall-versicherung vorgeht, gibt es für Bezüger einer solchen keinen Assistenzbeitrag.

Keine DiskriminierungEine ehemalige Abteilungsleiterin, die seit einem Gleitschirm un fall Tetraplegikerin ist, hat diese Regelung vor Bundesgericht beanstandet. Das sei eine Diskri-minierung der Unfallversicherten, verstosse gegen Verfassung und Menschenrechte. Das Bundesgericht ist anderer Meinung. Der Gesetzgeber habe bewusst auf die Einführung des Assistenzbeitrags in der Unfall-versicherung verzichtet, da deren Leistungen insgesamt beträcht-lich umfang reicher seien als jene der IV. So ist auch der Betrag der Hilfl osenentschädigung höher. Es könne also keine Rede davon sein, dass die Beschwerdeführerin weniger erhalte als andere Hilfl ose. Regina Jäggi

Bundesgericht, Urteil vom 15. April 2014 (9C_757/2013)

«Prepaid-Geldkarten sind für Jugendliche eine gute Sache, weil kein Kontoüberzug

möglich ist.»Urs Abt, Erziehungsfachmann

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