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Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika. (Für das Jahr vom Juni 1896 bis Juni 1897) Author(s): A. Engler Source: Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin, Bd. 2, No. 12 (Feb. 12, 1898), pp. 27-51 Published by: Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-Dahlem Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3993874 . Accessed: 14/06/2014 16:36 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-Dahlem is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.34.79.176 on Sat, 14 Jun 2014 16:36:32 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika. (Für das Jahr vom Juni 1896 bis Juni 1897)

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Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika. (Für das Jahr vom Juni 1896 bis Juni1897)Author(s): A. EnglerSource: Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin, Bd. 2, No. 12 (Feb.12, 1898), pp. 27-51Published by: Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-DahlemStable URL: http://www.jstor.org/stable/3993874 .

Accessed: 14/06/2014 16:36

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Notizblatt des

Konigl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin.

No. 12. (Bd. II.) Ausgegeben am 12. Februar 1898.

Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- laubnis des Direktors des botanischen Gartens gestattet. Ausziige sind bei voll- standiger Quellenangabe gestattet.

1. Bericht uber Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika. (FUr das Jahr vom Juni 1896 bis Juni 1897).

Durch die gUltige Vermittelung der Kolonialabteilung des Auswlirtigen Amtes sind der Botanischen Centralstelle die Berichte zug'anglich ge- macht worden, die eine Reihe von Kiisten- wie Inlandstationen Deutsch- Ostafrikas uber den Stand ihrer Kulturen um die Mitte des verflossenen Jabres geliefert haben. Von der erteilten Erlaubnis, diese Berichte flir das Notizblatt zu verwenden, mache ich dankend Gebrauch, indem ich im Folgenden zuerst nach dem Wortlaut die Zusammenstellung zum Abdruck bringe, welche Herr Regierungsrat Dr. F. Stuhlm ann tiber die seiner Leitung direkt unterstellten Gouvernements-Pflanzungen ver- fasst hat. Ein zweiter Abschnitt stUtzt sich auf die Berichte der Militarstationen, einzelner privater Gesellschaften und Missionare. Natur- gemiliss fallen solche sehr ungleich aus und da sie ausserdem sich fast samtlich in einer fir den Druck wenig geeigneten tabellarischen Form geben, war hier eine tYberarbeitung unumg'anglich. Herr Prof. Dr. Volkens hat sich dieser unterzogen, indem er in abgerundeter Dar- stellung unter Weglassung alles Nebensiechlichen aius den Einzel- ibersichten alles das zusammenfasste, was von allgemeinerem Interesse sein dlirfte. A. Engler.

A. Pflanzungen des Gouvernements. 1. Agavenpflanzung auf Kurazini.

Es sind nunmebr im ganzen 100 ha mit ca. 110000 Pflanzen von Fourcroya gigantea bepflanzt, die ein prlchtiges Wachatum zeigen.

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Die von den Blutensch'aften abg,efallenen Bulbillen kommen zunichst in 10-15 cm Abstand in Saatbeete, von denen jetzt etwa 300 neu an- gelegt sind. Sehr selten kommt eins dieser Pfluanzchen nicht an. Schaden thun ihnen nur KrIhen und Ratten. Die etwa 15-20 cm hohen Pflanzen werden nach etwa sechs Monaten in einer Entfernung von 3 X 3 m an ihren Standort versetzt, nachdem das Land vorher sorgfrltig gekliirt ist. Die besten Umpflanzzeiten sind die Regen- perioden. Es kommt nur iusserst selten vor, dass eine Pflanze nicht gedeiht. Von Zeit zu Zeit wird das Unkraut zwischen den Pflanzen- reihen entfernt. Die Anlage ist im Mai 1895 begonnen, und es dtirften im Oktober 1897 die ailtesten Pflanzen zur Ernte reif sein. Ihre Blatter haben dann eine Lange bis zu 1,85 m, bei einer griSssten Breite von 22 cm, einer Dicke am Fuss von 6 cm tind einem Gewicht von 2,2 kg. Wic viel Fasern die Blutter geben werden, liisst sich noch nicht fest- stellen. Ebenso bleibt noch zu entscheiden, wie lange eine Pflanze Ertrag bringt, und ob man durch Aussehlagen des Bllltenschaftes die Lebenszeit der Agaven verlgngern kann. Wurzelschiosslinge treibt Fourcroya fast nie. Es wird durchweg eine stachellose Varietiit ge- pflanzt. Die Maschinen, als Extractor und Blurstenmaschine, sind bei Barracloulgh in England bestellt, ebenso eine 10-pferdige Lokomobile, ein grosser Brunnen ist fertig, so dass zu hoffen ist, dass mit Jahres- schluss der Betrieb anfangen kann, allerdings zunachst nur mit einigen Tausend ausgewacbsenen Pflanzen.

Die Regenmenge in Dar-es-salam hat 1145-1354 mm betragen, die mittlere Durchschnittstemperatuir 25,40 C.

Einige Exemplare der Sisal-Agaven sind auch vorhanden und gedeihen gut. Leider ist die BeschafflDng von Saatgut dieser Pflanze iecht schwer. Die Regierung von Mexiko legt grossen Exportzoll dar- auf, und emn Versuch der Deutsch-9stafrikanischen Gesellsehaft zeigt, dass 80 % der bestellten Pfluanzchen verdorben ankamen.

Zwischen den Agaven werden Kokospalmen gepflanzt, damit, wenn wirklichl der Versuch mit den Agaven resultatlos sein sollte, das Land einen Ertrag geben kann.

Kleine Versuche wurden mit Canaigre gemacht.

2. Tabakplantage in Nohorro.

Die Versuche sind diesmal auf 35 Feldern A 6000 qm angestellt worden. Von den chinesischen Arbeitern trafen 23 im Mai und 10 im August 1896 eim, von ihnen sind 3 gestorben, 2 an Fieber und 1 durch Selbstmord. Diese Chinesen sind zur Priaparation des Tabaks nicht zu entbehren, alle andere Arbeit, wie roden, pflanzen u. s. w. wird von Einheimischen gethan, von denen etwa 50-70 im Monatslohn (durcli-

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schnittlich 10-12 Rp pro Monat) und zwischen 20 und 300 Mann im Tagelohn (von 8-16 Pesas) beschiftigt wurden. Das Einsetzen der Tabakspflinzchen begann im November 1896 und dauerte bis Februar 1897, und zwar wurden 350000 Pflanzen ausgesetzt. Die Ernte begann im Anfang Januar und schloss Ende April mit 158000 Pflanzen ab. Es ergab sich demnach der enorme Ausfall von 200000 Pflanzen, her- vorgerufen einerseits dadurch, dass der stellvertretende Leiter der Plantage wialhrend der Hauptpflanzzeit als Zeuge und Dolmetscher zum Gericht nach Dar-es-salam musste und deshalb die Pflanzarbeit nicht schnell genug gefordert wurde, andererseits durch einen abnormen Regenfall des Jahres, der gauize Strecken unter Wasser setzte und die Pflanzen dort t6tete. Bei der diesja.hrigen Neuanlage ist besonders auf sorgfaIltige Dranierung des etwas indurchliassigen Bodens Bedacht ge- nommen. Die Anlage der Felder ist nach Sumatra-Weise im ersten Jahre einseitig vom grossen Pflanzwege.

Zwischen der Ernte nahm das Bundeln und Stapeln seinen Fort- gang, wobei Ganzblatt und Stiuckblatt schon sortiert wurden. Die Fer- mentierung verlief regelma'ssig bei tiaglicher Beobachtung. Es hat sich herausgestellt, dass zuktinftig schon Ende Oktober mit der Pflanzarbeit begonnen uud Ende Dezember aufgehort werden muss. Was spliter in die Felder kommt, verkruppelt.

Die Regenmenge des Jahres betrug rund 1400 mm. Als erster Versuch 1895 gelangte Tabakssaat von Lewa zur Aus-

saat, die aber eine schlechte Qualitait erzeugte. Besonders war der Brand mangelhaft. Der zweite Versuch (1896) geschah mit Sumatra- Samen (Plantage St. Cyr) und gelang besser. Der Brand ist gut und weiss, die Struktur des Blattes zufriedenstellend, die Farben sind durch- weg hell, so dass hoffentlich ein konkurrenzfihiges Deckblatt erzielt wird. Die erste Probe ist im Juli nach Bremen gesandt worden, wo auch die ganze Ernte, die diesmal nur 90,8 Zentner betragt, auf den Markt kommen soll. Die Ernte ist im Novomber 1897 nach Bremen gesandt. Die noch unfermentiert abgesandte Probe ist nicht guinstig beurteilt. Der Boden ist durchweg sehr gut, so dass eine ktunstliche Dungung nicht notig erscheint, hochstens ist vielleicht etwas Kalizusatz nothwendig. Die Bodenanalyse hat sehr gute Resultate ergeben. So z. B. enthielt die Probe eines Tabaksfeldes bei kaltem 48stundigem Auszuig in Salzsaure von 1,15 spec. Gewicht: Kiesels'aure 0,135, Feuchtigkeit 2,944, Glllhverlust 8,72, Stickstoff 0,2074, Kalk 0,605, Magnesia 0,558, Phosphorsiiure 0,144, Kali 0,2770, Eisen und Thon- erde 3,28 %/a. Der Boden ist ausserst feinkornig, stellenweise aber auch leider recht wenig durchlassig. Trotzdem vielfach eine Sandschicht in der Tiefe liegt, steht das Wasser oft tagelang in Vertiefungen.

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Fur spIltere Tabaksplantagen im Rufiyi - Delta kommen nui' die Streckeii in betracht, die nicht den regelmaissigen Etberschwemmungen unterworfen sind. Die letzteren nur mit Gras bestandenen Flaichen sind far Reis und Zuckerrohr, vielleicht auch fur Opium geeignet. Wenn vorher fUr Kanalisation, Daimme u. s. w. gesorgt ist, so kann man dort mit Dampfpflug arbeiten. FUr Tabak kommen die hoheren, mit lielitem Akazienwald bestandenen Alluvien in Frage, unter denen die mit durch- Iissigem Boden die besseren sind.

An Gebauden sind in Mohorro ausser dem Europaerhaus mit Neben- gebaude eine Fermentierscheune, zwei grosse Trockenscheunen und Cbinesenwohnungen hergestellt. Das Holz kommt aus den nahen Mangrowewaldungen und die zum Decken notigen Palmenbliatter aus Mafia.

Die Vorarbeiten fur die nialcbste Pflanzperiode habon mit Anlage des Pflanzweges, der Graiben und mit Roden begonnen. Es sind 100 Felder iL 6000 qm in Aussicht genommen. Ein Urteil iuber den Preis des Tabaks steht noch aus. Der Gesundheitszustand der Europiaer war durchweg zuifriedenstellend, schwere Malariaerkrankungen sind trotz aller Erdarbeiten nicht vorgekommen.

3. Kulturstation Kwai in West-Usambara.

Die Station ist im Juni 1896 tostlich vom Fusse des Magamba- Massivs in rund 1600 m MeereshUhe angelegt.

FUr die Auswahl des Platzes sprachen folgende Grunde: Einmal wehen in den der Steppe naheliegenden Bergpartien infolge des Aus- gleichs zwischen der heissen Steppenluft und der erheblich kfihleren der Berge unausgesetzt scharfe Winde, und die Wolken der Steppe halugen sich an die Berge, schlUlpfen zwischen Sehluchten hindurch ins Innere derselben und lagern sich hier als dichter Nebel uber dem Boden; ein weiteres Vordringen derselben hindern die dann folgenden hbUeren Bergpartien. Diese tags und nachts aus versehiedenen Himmelsgegenden wehenden Winde in Verbindung mit dem fast per- manenten Nebel sind den Pfianzen nachteilig, wie die Versuche in der provisorischen Unterkunftsstation Muhafa bowiesen haben. - Zweitens musste ein fur Fuhrwerk passierbarer Abstieg aus den Bergen berUck- sichtigt werden, der bei den fast senkrecht abfallenden, felsenreichen Steppenbergen eine gewichtige Rolle spielt. Es ist nur einer - der jetzt gewiiblte - gefunden und wahrscheinlich ist ein zweiter nicht vorhanden. Dieser Weg fuhrt auf seiner ganzen Lange bis Kwai durch anbauffihiges, besonders fUr Besiedelung mit Bauern geeignetes Terrain und ermoglicht uberdies den bequemen Anschluss nach benachbarten fruchtbaren ThUlern. Der Entschluss, nicht das der Steppe zunlichst-

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liegende, anbaufihige Land fir die Station zu wiahlen, sondern weiter ins Innere zu gehen, folgerte aus der Erwgiigng, dass sich die Versuchs- station im Herzen des flur spiatere Ansiedelung bestimmten Gebietes befinden miisse, um den kommenden Besiedlern moglichst schuell er- reichbar und nutzbar sein zu k'onnen; auch reizt eine bereits fertige Kommunikationsverbindung mehr zur Ansiedelung als die ungangbare Wildnis. Ferner finden sich in den Hohenlagen von Kwai - 1500 bis 1700 m - sehr gunstige Bedingungen fdr europiaische Kulturen, da die Flora hier in ihrer Zusammensetzung viel mehr an die gema'ssigte wie an die heisse Zone erinnert, und der Boden nicht nur aus dem roten Laterit besteht, sondern wie in der Heimat aus den versehiedensten Bodenarten zusammengesetzt ist. Ausgedehnte Weideflahchen, wie nirgend sonst im Gebirge zu finden, laden ausserdem zur Viehzucht ein, und die Temperaturverhbaltnisse sind die denkbar gilnstigsten fiur Viehhaltung; dem entspricht auch der Reichtum der dortigen Bevolkerung an Gross- und Kleinvieh, im Gegensatz zu dem ziemlich geringen Viebbestand- besonders an Grossvieh - in den niedriger gelegenen Teilen des Gebirges. Endlich schliesst der Weg das grosse, unbewohnte Hoch- plateau Schumme auf, dessen Reichtum an Juniperuswaldungen die ein- gehendste Berllcksichtigung verdient. Die an dem Wege von Kwai zur Steppe liegenden Falle des Mkusu-Flusses ermoglichen den Bau von Schneidemiihlen zum marktfertigen Verarbeiten dieses fur die Bleistift- fabrikation so wertvollen Materials.

Die Station befindet sich in einer Hiolhenlage von 1602 m auf dem sauft ansteigenden Ostabhange des Nguindo - ya - ngombe - Berges; der terrassenfdrmige Aufbau desselben ist zur Aufnahme der einzelnen Versuchspflanzungen bestimmt, wiahrend der zu einer weiten, schonen Wiese abfallende Fuss des Berges fUr die europlischen Kulturen ver- wandt wird. Die Bodenbeschaffenheit wechselt vom schwersten Thon- boden bis zum leichten Sand, was fur die einzeliien, verschiedene Bodenarten beanspruchenden Pflanzen von grossem Vorteil ist. Die Flache von 60 Morgen, die bis jetzt in Kultur genomnaen ist, erscheint vielleicht gering ftir das Bestehen der Stationa, doch muss hierbei be- rucksichtigt werden, dass in dem fur europiaische Getreide etc. be- stimmten Boden jeder Baumstumpf, jeder Stein, uberhaupt jedes kleine Hindernis beseitigt werden muss, um die Bearbeitung des Bodens mit Zugtieren zu ermoglichen. Auch konnen die ersten drei Monate des Bestehens der Station nicht gerecbnet werden, da die Arbeiterverbiiltnisse im Anfange die denkbar ungunstigsten waren. Am 16. Juni 1896 siedelte der Stationsleiter, Herr Landwirt Eick, von Muhafa nach Kwai ihber, wiafhrend die Ulbrigen Beamten noch zwei Monate in Muhafa blieben, um die trberftibrung des Inventars nach Kwai zu uberwachen. Die Be-

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mlihungen, Arbeiter zu gewinnen, waren lange erfolglos. Die Berg- bev6lkerung war mit wenigen Ausnalmen nicht zum Arbeiten zu be- wegen; sie wollten nicht arbeiten, da sie den Zweck der Arbeit bei dem Reiclhtum der Berge, die ihnen ihre Erzeugnisse mtlhelos hergeben, nicht einsehen, und ausserdem ein Grundzug des Charakters der miinn- lichen Bevolkerung eine untiberwindliche Arbeitsscheu ist, die so weit geht, dass Greise und kleine Kinder die Acker bestellen mussen, withrend die rUstigen Mainner pfeiferauchend der Arbeit ibrer Eltern und Kinder zusehen und sie zur schnellen Thiitigkeit antreiben. Da es weder durch Geld noch durch gute Worte gelang, Arbeiter zu er- halten, wurden die einzelnen Ortsailtesten fdr das Erscheinen ihrer Leute verantwortlich gemacGt. Auf der Station war inzwischen alles geschehen, um den Leuten den Aufenthalt moglichst angenehm zu machen. Es waren gute Unterkunftsriiume gebaut, das notige Koch- geschirr an Thontopfen gekauft, und ein HUndler zur Niederlassung in Kwai veranlasst, um den Leuten unter kontraktlich festgesetzten Be- dingungen das leichte Umsetzeu des verdienten Geldes in Zeug etc. zu ermUglichen, auch trug die rahige Behandlung von seiten der Europaier dazu bei, die scheuen Eingeborenen mit den neuen Verhbiltnissen ver- traut zu machen. Ein Markt, der ebenfalls von Massinde aus befohlen war, hatte anfangs nicht den gewulnschten Erfolg, da die Marktleute das ftir ihre Waren eingetauschte Geld nicht kannten, und die Pesas in Ermangelung einer anderen Verwendung als Hals- und Obrenschmuck benutzten. Erst nach und nach entschlossen sich die Leute durch eifriges Zureden, den Erlos ihrer Produkte beim Hindler im Dorfe in Waren umzusetzen, und jetzt herrscht ein fast taglicher reger Markt- verkehr. Ausserdem hatte die Station einen festen Stamm von 24 Arbeiterfamilien von der Ktiste erhalten, zu denen noch einige Massaifamilien hinzukamen, die ihre frilhere Heimat infolge der dort ausgebrochenen Hungersnot verlassen hatten. Um diese Familien an die Station zu fesseln und sie unabbhngiger von dem anfangs sehr wechselnden Marktverkehr zu machen, erhielt jede derselben eim StUck Land zugewiesen, das zur Besehaffung ibrer NahrungsbedUrfn'isse geniigte. Es bedurfte allerdings anfangs eines sehr energischen Vorgehens, um die tragen Kiistenweiber an die Bearbeitung der ihnen zugewiesenen Land- parzellen zu gewiohnen, doch fdigten sich dieselben schliesslich in das Unvermeidliche und sind jetzt froh iiber die gute Ernte, die sie gemacht baben.

Die Regelung der Arbeiterverh'altnisse bleibt immer noch eine der schwierigsten und wichtigsten Probleme der Station. Die Berg- bevilkerung wird erst nach langem Bemuhen siclh zur regelmrissigen Thatigkeit verstehen, und den Louten der Ktiste ist das Klima zu kalt.

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Das Gouvernement hat deshalb Vorkehrungen getroffen, dass an rauheres Klima gew5hute Leute aus den Plateaus von lJhehe und Ussangu sich bei Kwai ansiedeln, und dass ausserdem den Leuten Wolldecken und warmere Kleidung ftir die Abend- und Morgenstunden verschafft werden. Der Gesundheitszustand der Arbeiter leidet zeitweise, besonders wah- rend und nach der Regenzeit, stark unter der geringen Temperatur und der grossen Feuchtigkeit, und die Leute bekommen Erkiltungskrankheiten, die hoffentlich durch umfangreichen Hiuttenbau und Liefernng warmer Kleidung abnebmen werden. H'aufig ist auch ein langsames, sebleichen- des Fieber, dort Kunguru genannt, das alle beffillt, die zum ersten- mal wieder aus dem kublen Gebirgsklima kommend, sich vorUbergehend in den Ebenen am Pangani-Flusse etc. aufhalten. Sie leiden hieran ebenso wie die Etiropaier oft wochenlang, doch sollen sich bei einer zweiten Reise zur Steppe die Symptome schon vermindern und meeistens das drittemal ganz ausbleiben. Es handelt sich offenbar um einen aus der Ebene mitgebrachten Krankheitskeim, der nach einigen Tagen im kailteren Kilima zum Ausbruch kommt. Gerade diese Krankheit bedarf noch des genauen Studiums, wenn einmal kleine Ansiedler, die ihre Krafte zur Arbeit notig haben, sich niederlassen so len. Es ist deshalb dringend wUnschenswert, dass ein Arzt vor dem Begini der Besiedelung das Land genau studiert. Allem Anscheine nach ist das Hochland von West-Usambara ganz oder fast ganz malariafrei, und die klimatischen Verhlaltnisse sind derart, dass ein Europlaer sehr gut den grossten Teil des Tages im Freien k'orperlich arbeiten kann. Durch verniinftigen Wechsel in der Kleidung muss man sich natlirlich gegen die Temperatureinflflsse schutzen, die ilberdies fur iieU aus Europa An- kommende weit weniger unangenehm sind, als ffir die an Iangjihrigen Tropenaufenthalt gewUhnten Leute.

Es werden regelmassig meteorologisehe Beobachtungen, auch mit selbst registrierenden Instrumenten, angestellt und in Dar-es-salam von dem Meteorologen Dr. Maurer berechnet. in den letzten Monaten sind die in beigeffigter Tabelle (S. 34u. 35) gestellten Resultate dabei gewonnen.

Die Bauten der Station sind durclweg aus Felsen, die an Ort und Stelle gesprengt sind, oder aus Luftziegeln hergestellt. Als MUrtel dient eine Mischung aus Lebm und Kuhdung. Neuerdings sind Ziegel mit gutem Erfolg gebrannt worden und werden jetzt ausschliesslich verwandt. Es ist bis jetzt ein Rinderstall mit Korn- und Heuboden, ein Wohnhaus fur die Europiaer und die Fundamente der Wirtsehaftsgebaiude hergestellt worden. Fur die Arbeiter ist emn Dorf aus 90 einzelnen Hiitten gebaut. Salmtliches Holz wird in den nahen Waldungen gesehlagen und in Bretter, Balken etc. gesiagt. Im Europiaerhause mussten der Kilte wegen alle Zimmer gedielt werden.

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Station Ostliche Lange von Greenwich

Seehbhe

November December 1896 1896

mm mm

Barometerstand in mm Qaek- 7Ja . . . . . . 630,5 630,8 Baroetestadinm Quek- .2p630,1 631,0

silber von 0' ohne H6hen- u. 1 9 .630,6 631,4 Schwere-Korrektion Mittel . . . . . 630,4 631,1

7a . . . . . . 14,9 0 15,8 ' 2 p . . . . . . 19,0? 22,40

9p . . . . . . 15,50 16,30 Mittel . . . . . 16,5 18,20 absolutes Maximum. 24,5' 25,7?

Lufttemperatur nach mittleres ,, 20,5 0 23,5 0

Celsius absolutes Minimum . 10,00 10,40

mittleres n 20,8? 13,5?

grosste Tagesschwan- kung . . . . 13,30 15,3

kleinste Tagesschwan- kung .1,8? 4,20

mm 010 mm 010

Dampfspannung J 7a . . . . . . 11,3 89 11,5 86 in Millimetern und Procenten 2p . . . . . . 12,6 78 12,7 64

der relativen Feuchtigkeit 9p . .12,0 92 11,9 86

Niedrigste um 2 p beobachtete Feuchtigkeit . . .54 49

Regenmenge in Millimetern . .320,7 47,4

Anzahl der Tage mit uiber 0,5 mm Regen . . . 21 8

Zu Beginn der Beobachtungen war eine Regenperiode im Gang, die bis zum (17. und 18.), regenarm. Die langste regenfreie Periode wiihrte vom 18. Januar regenarm gewesen sein; die Winde wehten bis in den Marz vorherrschend aus anderlich, um im Mai vorwiegend in den siidwestlichen Quadranten uberzugehen.

NB. Aus den Beobachtungen eines Jahres, bis incl. Oktober 1897, in dem temperatur 17,50 C. war, das iusserste Minimum etwa 6,50, das iusserste Maximum

') Diese Zahlen gelten fur 8 p.

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Kwai.

380 17'; sUldliche Breite 40 45'. 1602 m.

Januar Februar Miarz April Mai 1897 1897 1897 1897 1897

mm mm 630,2 629,4 630,1 628,9 630,4 629,2 630,2 629,1

16,1 0 15,20 15,20 14,90 14,40 22,70 22,7 0 22,5 0 19,00 17,3 0

17,3u 17,10 16,70 15,80 14,80 18,7 0 18,70 18,30 16,60 1 5,40 26,10 27,20 26,50 24,60 21,30 24,4 0 24,50 24,1 0 20.2 0 18,3 0

10,70 11,40 11,80 10,20 11,60 14,00 13,60 13,4 0 13,8 0 13,6 0

14,80 15,4? 14,00 12,70 9,10

6,00 7,00 7,10 3,00 1,80

mm /ol mm oio mm 010 mm 0J0 mm 010 11,7 88 11,2 87 11,8 93 11,4 91 10,8 88 12,7 63 12,4 61 13,0 63 12,9 80 11,8 80 12,4 85 12,3 85 12,4 88 12,3 90 11,4 g90)

41 41 46 54 6 1

88,9 86,3 88,0 106,5 128,1

8 10 I 13 19 17

1. Dezember 1896 anhielt; der Dezember war, abgesehen von zwei Regentagen bis 7. Februar 1897, Ende Mai liessen die Niederschlige nach; der Juni diirfte ostlichen bis sudostlichen Richtuiigen, waren im April in der Richtung sehr ver- Nebel oder Dunst in der Friihe war fast taglich zu beobachten.

aber ein Monat noch nicht berechnet ist, ergiebt sich, dass die Durchschnitts- 26,50 und die Regenmenge 1150 mm gegen 3390 mm in Handei (Kwamkoro).

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Fur die Viehhaltung sind die besten Aussihbten vorhanden. Die Rinder der Eingeborenen sehen vortrefflich aus; da sich die Leute nur sehr schwer von ihnen trenuen, so musste der Stamm aus anderen Gegenden bezogen werden. Die Weide besteht aus saftiger, harter Grasnarbe, in der Kriiuter vorkommen, die ganz an unsere Kleearten, an Storchschnabel, Vergissmeinnicht u. s. w. erinnern. Der lastige Adlerfarn des ubrigen Usambara, der sotort alles Brachland bedeckt, kommt bei Kwai nur ganz selten vor. Eine Reihe von Ochsen sind zum Pfluigen und Herbeischaffen von Holz eingefahren. Einige ein- geborene Esel halten sich recht gut und sind zum Tragen abgerichtet, dagegen sind die der Station tiberwiesenen Maultiere gestorben. Schweine gedeihen ganz vorzUiglich. Zu Versuchszwecken sind Angoraziegen aus SiUdafrika bestellt.

Die Pflanzungen sind eingeteilt in: 1. Einen Versuchsgarten im Westen der Station, der bestimmt ist,

auf seinen einzelnen am Berge emporsteigenden Terrassen die ge- sandten S'aimereien aufzunehmen, die Baumgattungen zu verschulen, tind die Kaffeepflainzchen zur Auspflanzung vorzubereiten.

2. Eine europiaische Feldwirtschaft im Osten und Suden der Station, in der mit s'amtlichen Kulturgewiachsen des gema'ssigten und heissen Klimas Anbauversuche gemacht werden.

3. Eine Kaffee- und Tabakpflanzung im Westen und dem Gemiise- garten hinter dem Wohnhause mit dem sich daran anschliessenden Weinberge. Die gesandten Obstbiiaume aus Hamburg und Neapel haben ein besonderes Quartier erhalten, in dem sic als Spalier- und Pyramidenb'aume gezogen werden. Dieses Quartier dient ausserdem noch zur Anilegung von Samen- und Schulbeeten fUir die zablreichen einheimischen und fremden Baumsiimereien.

Im speziellen verdienen die Gem i Use Erwaihnung, die in vorzUglicher Qualitiat gedeihen. Es sind mit fast allen europitischen Arten mit Erfolg Versuche gemacht. Alles gedeiht wie in Deutschland und fast das ganze Jalir Iiindurch. Von den zahlreichen Baumsamen zeigen verschiedene 1 u c alyp tu s - und A kaz i en - Arten ein sehr schUnes Wachstum, ebenso eine Reihe von Coniferen. Sehr interessant ist, dass die europiischen Obstbiauume sowie die Weinreben walhrend der kalten Monate Mai, Juni ihre Bliatter verloren und im Juli wieder neue Triebe ansetzten. Es sind im ganzen 283 versehiedene Versuche mit Slmereien gemacht.

FUir die europitisehen Getreidearten ist ein Land von 60 Morgen sorgfiltig gepfluigt und geeggt. Die Einsaat geschielht fast aussebliesslich mit einer Drillmasehine, da sich gezeigt hat, dass bei der Aussaat mit der Hand die Kiorner zu ungleich keimen und die Xhren spaiter zu un-

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gleich reifen, um ein regelma'ssiges Mlhen zu ermtoglichen. Weizen, Gerste und Hafer, Luzerne, Lupine, Kleearten, Linsenu.s.w. gedeihen ausgezeichnet. Mit Roggen sind die Versuche noch resultatlos wegen ungeeigneten Saatgutes. (Neuerdings ist Roggen ebenfalls ge- diehen.) Wicken sind aus unbekannter Ursache nicht gediehen. Ganz ungewohnliche Resultate wurden mit Runkelruben erzielt, von denen die schwersten 15 kg erreichten, und die das ganze Jahr hindurcb ge- deihen.

Einige besondere Ergebnisse mit europiaischen Kulturen seien bier erwlibnt:

Weizen wurde am 22. August 1896 ges'at und geerntet 600 kg pro Morgen.

Erbsen, ges'at am 22. August 1896 und geerntet 700 kg pro Morgen. Gerste, geslit am 22. August 1896 und geerntet 700 kg pro Morgen. Hafer, Probsteier, ges'at am 24. August 1896 und geerntet 750 kg

pro Morgen. Gerste, Oderbruch, gesat am 24. August 1896 und geerntet 620 kg

pro Morgen. Kartoffein, gepflanzt 25. August 1896 und geerntet 3600 kg pro

Morgen. We i z e n, englischer, ges'at 2. November 1896 und geerntet 750 kg

pro Morgen. Erbsen, geslit 25. November 1896, geerntet 750 kg pro Morgen. Buchweizen, gesait 10. Aug. 1896, geerntet 500 kg pro Morgen. Eine sebr wichtige Arbeit fur die Zukunft der Station, und damit

fur die aller Pflanzungen in diesen Gebieten, ist durch Bau eines etwa 35 km langen Weges gemacht worden, der von Kwai ausgehend, deni Mkusufluss Uberschreitet und uiber den Pass Kikulunge durch das Rusottothal zur Panganisteppe bei Mombo fuhrt. Landwirt Eick bat den grossten Teil des Weges selbst ausgesteckt uud den Bau geleitet, nur der letzte schwierigste Abstieg zur Steppe ist von Fachleuten aus- gemessen und noch in Bau begriffen. Die grosste Strecke des Weges ist von den Eingeborenen der Berge gemacht, obne dass das Gouverne- ment Unkosten davon gehabt bat. Der Weg ist, von einigen Sprengungen abgesehen, schon jetzt fur Reit- und Lasttiere gangbar und wird es nach einigen Verbesserungen bald auch fur Wagen sein. Die naichste Aufgabe wird sein, ilmn nach der Kiuste bis zum Endpunkt der Eisen- babn fortzufuihren.

Aus den bisherigen Resultaten geht hervor, dass der Beweis ge- liefert ist, dass der deutsche Bauer in den Hochlandern von West- Usambara in der ibm gewohnten Weise seine Nabrung bauen kann, und dass er zwei Ernten im Jabre haben wird. Es ist ferner ziemlich

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wabrscbeinlich, dass er, ohne an seiner Gesundheit Schaden zu nehmen, dort leben und arbeiten kann, wofern er verntinftig ist. Sobald der Weg zur Eisenbabn fertig gestellt ist, oder noch besser, falls die Eisenbabn - moglichst bis Massinde - fortgefllhrt wird, kann der Ansiedler auch seine Feldfrlichte, wabrsclieinlich auch Butter und Kase, fur den Bedarf der Ktuste, Sansibar u. s. w. auf den Markt bringen. Ebenso wird er sich durch Viehbaltung unid Anbau von einigeni Kaffee- baumen einen Erwerb sebaffen konnen. Mittellos darf der Ansiedler allerdings nicht sein, denn er hat eine Anzabl von Arbeitern anzustellen und muss sich mindestens zwei Jahre unterbalten kUnnen.

Bevor mit einer etwaigen Besiedelung vorgegangen werden kann, milssen die Versuche noch weiter geflibrt werden, besonders mit bezug auf Kaffee. Es verstebt sich von selbst, dass nur wirklich tuchtige Laudwirte etwas erreichen werden, und diese auch nur mit Arbeit und MUbe. Es wird sich herausstellen, dass ein deutscher Bauer bald zu einer kombinierten Tropenwirtschaft ubergeheii wird, weil fir die Be- arbeitung mit dem Pflug zu weinig ebene Flachen vorhanden sind. Er wird von europaischen Gewhebsen so viel bauen, wie er fUr seinen Hausbalt und den Verkauf an der Kulste gebraucbt, im uibrigen aber Kaffee, Thee, Wein, Coca u. s. w. pflanzen. Mit den selbstgebauteni FeldfrUlchteni wird er sich solaDge ernalren miissen, bis die Tropeii- pflanzen ihm Ertriige liefern, und diese wird er am besten auf dem Genossenschaftswege verwerten.

Wenn uberhaupt irgendwo in Ostafrika, so ist es in den Hoch- Ilandern von West-Usambara mUglich, den deutscheii Bauer anzusiedeln. Gebt es hier, so wird es auch in den Hochlindern anderer Gebirge mUglich sein, die nicht so nahe der Kflste gelegen sind. Es ist zu hoffen, dass schon im nilchsten Berichtsjahre einige Landwirte sich in West-Usambara ansiedeln werden.

4. Versuchsgarten in Dar-es-salam.

Im Versuchsgarten wurden wie bisber die Arbeiten weiter gefubrt. Es soll kein botaniseber Garten augelegt werden, zu dem die Be- dinigungen nicblt vorbanden siind, sondern es sollen Alleebaiume und Zierpflanzen fur die Anlagen in Dar-es-salam und in anderen Kusten- orten vermehrt bezw. akklimatisiert werden. GrUssere Gartenanlagen wurden um das neue Hospital hergestellt ulnd dabei der Versuch ge- macht, aus einheimischen Griasern, die sorgfiltig gepflanzt wurden, einen Rasen herzustellen. Es wurden eine grosse Zahl von Alleebaiumen an- geschult, besonders Poinciana regia und Albizzia Lebbeck. Es wurde zu weit fUibren, alle Versuche mit versehiedenen SUmereien bier anfzufulbren. Eine Kulturnachweisung konnte leider nicht aufgestellt

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werden, da ein zu hiaufiger Wechsel im G'artnerpersonal infolge von Er- krankungen und notwendigen Versetzungen eintreten musste. Es seien hier nur einzelne Pflanzen erwialhnt:

1. Gewiirze, Reizmittel etc.

C offea arabica ist in zwei Baumen im Garten, die reichlich Fruicht tragen. Die Blattentwickelung ist schwach, obgleich sich Hemileia nicht gezeigt hat.

Coffea liberica. Von den vor drei Jahren gepflanzten Biaumen haben sich eine Anzahl erholt und sind jetzt 11/2-2 m hoch. Die ersten Bluteni wurden entfernt. Jetzt haben einige Pflanzen guit Fruchte angesetzt.

Van ill e. Offenbar aus Mangel an Humus im Bodeii krankeln die Pflanzen und sehen gelblich aiis. Audb bewahbrte sich Jatropha Curcas als Schutz- und Schattenpflanze schlecht. Die Anlage wird demniacbst erneuert unter naturlichen Schatten-Akazien, ausserdem ist eine Windschutzhecke von Bixa orellana geplant. Trotz der un- gunstigen VerhUltitnisse sind einige Schoten von guter Lange und feinem Aroma gewonnen.

Pfeffer, junge von den Seychellen bezogene Pfluanzchen kommen bis jetzt gut, doch habe icb keine Hoffnung auf Gedeihen, da das Klima zu trocken ist.

Erythroxylon Coca. Eim Busch entwickelt sich gut und triagt sehr reichlich Frulchte. Es ist bis jetzt aber nicht gelungen, diese Frulchte auszupflanzen. Sie sind stets im Boden verdorben. Ebenso kamen aus Ceylon bezogene Friucite in Kwai verfault an.

Cacao. Die Pflanzen wurden immer etwa nur 1/2 m hoch und gingen dann ein. Neuerdings gezogene S'amlinge von den Seychellen stehen gut.

Thee (assam, sinensis, hybrida). Junge Samlinge stehen gut. Ficus elastica gedeiht sehr gut, doch glaube ich nicht, dass er

Kautschuk liefern wird, ebenso wiachst Maniho t Glaziovii sehr rasch, giebt aber fast keinen Kautschuk.

Kickxia africana kam als Samen von Kamerun, die samtlich angefressen waren; die Aussaat war deshalb vergeblich.

Eupborbia sp., die in SUd-Madagaskar eine der besten Kautschuk- sorten produziert, ist in einem sehr langsam wachsenden Exemplar vor- banden. Es sollen Vermehriingsversuche vorgenommen werden, wenn die Pflanze etwas grosser ist.

Vahea sp. von Madagaskar (Nossibe-Majunga) kommen gut. Recht schbn sind einige Pflanzen in Tanga gediehen. Sie sind von unseren einheimischen Landolphien sehr verschieden.

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2. Fruchtbaume.

Spondias dulcis wialchst sehr uippig, die Biaume sind 3- 4 m hoch, aber noch ohne Blhiten.

Per s ea grati s si m a. Sia'mlinge entwickeln sich gut und sind jetzt 1 m hoch.

Eriobotrya japonica. Einige Pflanzen entwickeln sich sehr kraiftig, nachdemn ein grosser Teil eingegangen war.

Durio zibethinus. Die Auzucht der Samen, die aus Sansibar frisch bezogen, gelang zweimal nicht; juDge Pflanzen aus Sansibar schienen zuerst guit zu gedeihen, zeigen jetzt aber auf Erscheinungen, die ein baldiges Absterben befurchten lassen.

Anona cherimolia. S.tmlinge stehen recht gut. A. muricata. Die Baiume sind jetzt 3-4 m hoch, tragen aber

noch keine Bliiten. A. muricata wachst ilberall halb wild. Tamarindus indica ist in einigen Baiumen vorhanden, die aber

viel unter einer Blattkrankheit leiden. S'amlinge vertragen das Ver- pflanzen sehr schlecht.

Ceratonia siliqua waichst sehr langsam und bildet keinen rechten Stamm. Die Pflanzungen sind in 3 Jahren nur 3/4 m hoch.

Eu g en i a j a mn bo s a. S'aimlinge stehen ausgezeichnet.

3. Faserpflanzen.

4 Arten Sanseviera gedeihen alle sehr langsam. An eine Kultur dieser Pflanzen ist nicht zu denken. Verschiedene Agaven kommen recht gut.

Corchorus capsularis. Der von Berlin gesandte Samen ging ausgezeichnet auf, die Pflanzen wurden aber nur ca. 50 cm lang, die Samienbildung war gut. Jetzt werden mit hier gezogenem Saamen die Versuche fortgesetzt.

Pandanus sp. von hier, und Pandanus utilis von Madagaskar kommen gut vorwiirts.

Phorm ium will nicht recht gedeihen.

4. Alleebaume und NutzhUlzer.

Tecto na grandis. Die erste Sendung Teck-Samen keimte gut, die letzte der Sendungen dagegen recht mangelhaft (kaum 1 %) Die Pflanzen entwickeln sich sehr rascb, schiessen ohne Seitenaste etwa 6 m in 11/2 Jahren in die Hohe. Jetzt haben sie auch vielfach ihre Blaitter eingebusst, wahrscheinlich infolge Heimsuchung durch eine Blatt- laus, der man bei der HEhe der Biume schlecht beikommen kann. Es bleibt abzuwarten, wie die Pflanzen sich erholen. Es wurden neuer-

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dings, leider mit der schlechten Saat, weit uiber 100 Saatbeete angelegt, auf denen nur einige IHundert Pflainzchen aufgekommen sind.

Terminalia Catappa kommt uiberall verwildert vor. Es sind eine Menge Baiume zur Bepflanzung einer Strasse angezllehtet. Die Entwickelung ist ungleichmRssig, ein Baum ist oft doppelt so hoch als der Nachbar. Die jungen Bliitter wurden zeitweise stark von einer Ameise mitgenommen.

T. tomeiitosa ist in zwei etwa 21/2 i hohen Baumen vorhanden. Poinciana regia ist der Alleebaum par excellence. Er wiachst

enorm rascb und bietet in 2-3 Jaliren einen stattlichen Baum. Der Febler ist, dass die 'A'ste sehr lang und ttberbiingend werden, so dass man viel Arbeit mit der Beschneidung hat.

Albizzia Lebbek gedeiht vorzllglich und wachst ebenfalls sebr rasch. Es sind schon einige Strassen damit bepflanzt. Juinge Blaume sind in vielen Tausenden geziichtet und auch an andere Kustenorte abgegeben. Die Baume werfen leider hier ihre Blatter im August, aber nur auf kurze Zeit.

Acacia arabica gedeiht gut, ist aber der dunnen Belaubung wegen als Alleebaum nicht verwendbar.

Pithecolo bi um dulce wiachst sehr gut und wird zu Hecken ver- wandt.

Sterculia alata und St. quadrifolia sind in einigen 3-4 m hohen Blumen vorhanden, die rasch wachlsen.

Cassia florida ist als Alleebaum fast unbrauchbar. Erythrina indica und E. tomentosa werden im Mai und Juni

von einem Kifer an der Vegetationsspitze angestochen und gehen dann ein oder verkrUppeln.

Schizolobium excelsum ist 1 m hoch und kriaftig. Co ecoloba uvifera ebenso.

Melaleuca Leucadendron kommt recht gut. Die Biaumehen sind fast 1 m hoch. Sehr gut kommen sie in Mohorro fort.

Eucaly ptus sind in vielen Arten gepflanzt, gut gedeihen hier aber bis jetzt nur Eucalyptus occidentalis und E. citriodora. Die Versuche mit anderen Arten werden fortgesetzt, da der Misserfolg moglicherweise in der Art des Versehulens liegt. Geradezu grossartig wachsen die meisten Eucalypten in Kwai, besonders Eucalyptus globulus ist nach 1 Jahr 5 m hoch und 2 Finger dick. Mit vielen anderen Arten ist dort ein ganzes Gebiet quartierweise aiigeschult.

Acacia dealbata kommt leidlich, ebenso Acacia heterophylla; die australischen Gerberakazien wollen hier nicht gedeihen, besser kommen sie aber in Kwai.

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Casuarina equisetifolia (bier wild), E. tenuissima von Bour- bon und E. quadrivalvis kommen gut. Albizzia molluccana ge- deiht sehr schfn und bildet jetzt nach 12 Monaten 3-4 m hohe Baiume allerdings meist mit wenig Laub.

5. Zierpflanzen, Palmen u. s. w.

An Palmen gedeihen Elais guineensis sehr gut, die Kerne brauchen aber oft 18 Monate zum Keimen, ebenso Phoenix sylvestris, Washingtonia filifera, Latania borbonica, Arenga sacchari- fera, Chamaerops excelsa, Caryota urens und viele andere sind noch zu klein (ca. 1/2 m hoch), um ein Urteil uber das definitive Ge- deihen zu geben.

Encephalartus Hildebrandtii, der hier wild wachst, findet in den Anlagen Verwendung. Ebenso eine Zamia art. Versehiedene Dracaenen, Araucaria excelsa und A. Cunninghami, Ravenala madagascariensis, eine Reihe von Bambusarten aus Java, Croton und andere buntblitterige Gewibchse sind als Zierpflanzen noch er- waihnenswert. Sehr schobn gedeibt Melia Azedarach. tfber zahllose Blumensorten, Palmen u. s. w., mit denen jetzt Versuche angestellt werden, wird der nqchste Jahresbericht Aufschluss geben.

5. Andere Kulturen.

Bei der Viehzucltstation Msikitini auf Mafia werden kleinere Ver- suchle mit Cocos, Coffea liberica und anderem gemacht, ebenso auf dem Viehdepot in Pugu bei Dar-es-salam, das erst in der Entstehung begriffen ist.

B. Pilanzungen der Bezirksiamter, Milit'arstationen und ejnzelner Privater.

Wiahrend Uber den Stand der Kulturen auf den Plantagen der grosseren Pflanzungsgesellschaften keine Berichte vorliegen, sind die der behiordlichen Organe fast vollzghlig eingetroffen, dazu haben einige Missionsstationen, der Versuchsgarten der Deutsch-Ostafrikanischen Ge- sellsehaft in Tanga, die Herren Perrot in Lindi und von Quast in Mikindani tYbersichten iUber ihre Erfolge oder Misserfolge gegeben. Das Bild, welches wir gewinnen, bleibt also Illekenhaft. Um es aus- zuftllen, wiare namentlich erwiinscht, dass die katholischen Missions- anstalten Bagamoyo, Mrogoro, Kilema u. a., die sich ja stets mit be- sonderem Eifer der Einfuihrung und Pflege von Nutzpflanzen hingegeben haben, uns in der Zukunft eine Zusammenstellung alles dessen brialchten,

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was sie zur Zeit in Kultur haben, mnd uns gleichzeitlg die Erfahruingen mitteilten, welche sie im Laufe der Jahre nach positiver oder negativer Seite hin gewonnen haben. Fliessen diese Berichte an einem Punkt zusammen, so ist es mioglich, durch jihrliche, zusammenfassende Ver- iffentlichungen jeden der luber das ganze Schutzgebiet verteilten

Kultivateure aus den Erfahrungen der anderen Nutzen schUpfen zu lassen. Auch die schwierige Frage der Beschaffung keimfiihigen Saat- gutes kann dadurch wesentlich gef6rdert werden. Erfihrt man, wo irgend ein eingefuhrter wertvoller Baum oder sonst ein Nutzgewiachs zum Fruchtansatz gelangt ist, so stebt seiner schnellen Verbreitung niehts mehr im Wege und man ist der Kosten, des Argers und der vielen vergeblichen Mfihen enthoben, die immer mit dem iUberseeischen Bezuge der Samen von Tropenpflanzen verkniipft sinld.

Zu den Einzelberiehten tibergehend, muss vorangesehickt werden, dass den breitesten Raum in ihnen die Mitteilungen tiber den Gem u s e- bati einnehmen. Eine Reihe von Stationen beschriankt sich ganz auf diesen und betreibt ihn nur zum Zweek der Eigenernabhrung. Gaiiz vereinzelt wird gemeldet, dass Saat auch an Eingeborene abgegeben worden sei. - Was wir uber das Gedeihen der europiiisehen Gemtise- arten in Ostafrika zur Zeit wissen, gestattet uns ein so abschliessendes Urteil zu ftfllen, dass eigentlich weitere Berichte daruber in der Zu- kunft kaum noch notig erscheinen. In den kiihleren und regenreicheren Lagen simtlicher Gebirge, die sich uber 1000 m erheben, wiachst fast alles, was wir in Deutsehland an Gemtisen und Hhilsenfrfbchten er- zeugen, genau so, zum Teil sogar noch besser. 1500 m Meereshobhe scheint im allgemeinen die giinstigste Zone zu sein. Misserfolge sind hier immer auf schlechtes Saatgut, auf Wahl einer ungeeigneten Pflanz- zeit oder auf tierisohe Feinde zuriickzuflihren. Unter letzteren spielen weisse Ameisen die Hauptrolle, daneben besonders Tausendfussler, Raupen und Schneeken, endlieb K'aferlarven, die die Wurzeln der Keim- linge zerstUren. Hervorragend gunstige Resultate im Gemlisebau be- richtet ausser Kwai, wo man sich auch der Samenzucht widmet, namentlich die neugegrtindete Militlirstation Iringa in Uhehe, die einen Garten im Thal bei 1500 m und einen zweiten auf der HUhe bei 1600 m unterhflt. Im ersten gelangte R otkohl zur Entwicklung, dessen grUsste, tiberaus feste Kopfe bei einem Gewicht von 15 Pfd. englisch einen vertikalen Durcbmesser von 90 und einen horizontalen von 110 cm erreichten. Ebenda gezogene Z w i eb e ln von 330 g und ro t e B eten von 1200 g kUnnen gleicbfalls als glirtuerische Musterleistungen gelten. Wie Iringa betont Manow und Rungwe im Kondeland auch ftir Gemuse die Notwendigkeit derDuingung. Alle Kohlarten, Gurken und Erbsen geben in Rungwe auf gedtingtem Boden einen vorzuglichen, auf unge-

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dUngtem einen sehr geringen Ertrag. Kartoffeln lieferten in einem Fall eine 50-90fache, im andern nur eine 10-15fache Ernte.

Ausnahmslos weniger gut als in den Gebirgen gedeihen natur- gemiiss die Gemllse und Huflsenfruchte an der Ktiste und auf den Stationen des flachen Innern. Nur bei der Anzucht unter Schatten- dachern ist es hier moglich, einigermassen befriedigende Ergebnisse zu erzielen. Uberall gut, da sie auch vom Ungeziefer verschont bleiben, sind die MUhren, uiberall schlecht und darum am besten von der Liste der Kulturpflanzen zu streichen, sind Sellerie, Schnittlauch, Spinat und Kohlrabi. Erbsen wachseni merkwtlrdigerweise vortrefflich in Tabora, Uberall sonst geben sie nieht die Aussaat. Sie gehen unter der Hitze zu Grunde, wiibrend in Kwai davon auf den Morgen 700 kg ge- erntet werden; in Iringa ist sogar ihr Anbau uberall auch bei den Ein- geborenen verbreitet. Sehr maissig sind die Erfolge auch mit europaischen Gturkenarten, der japanisehen Klettergurke und Kurbissen. Von zwei Seiten wird erwiaint, dass ein fliegenartiges Insekt mit langem Legestachel seine Eier in die jungen Frtucbte senke und die bereits nach 3 Tagen daraus entwickelten Maden die Ernte vollig vernichten. Als sehr wirksam hiergegen wird durch den Bezirksrichter Herrn von Reden empfoblen, die Friuchte von ihrem ersten Erscheinen an in kleine Sitckehen zu binden.

Verschiedentliche Versuche sind mit Spargel angestellt worden. Tanga und Iringa scheinen damit Erfolg gehabt zu haben, Bagamoyo hat nur bleistiftstarke, unverwendbare Schosse erzeugt. Manow be- richtet, dass der einbeimische Spargel, der von den Bakinga im Living- stonegebirge genau wie unserer gegessen wird, auch dem unsrigen durchaus gleiche. Da es wilde Spargelsorten ilberall im Schutzgebiete giebt, in den Waldern wie in den trockensten Steppen, dulrfte dieser Fingerzeig von Wert sein. - Was Kartoffeln angeht, so hat Kwai davon auf dem Morgen 3600 kg gewonnen. Iringa berichtet, dass es nach 3 /2 Monaten von 200 Stauden 400 Pfd. engl. geerntet habe; einzelne Pflanzen hatten bis zu 50 Knollen getragen, doch liessen diese noch an Mehligkeit zai winschen ubrig. Der Gruind hierfuir mag in mangelnder Dilugung zu suchen sein, denn Manow sagt, dass ohne Dung nur haselnussgrosse Knollen zur Ausbildung kaimen, und dies stimmt mit den scion oben erwahnten Erfahrungen Rungwes uberein. Vom Kili- mandscharo, wo sicher im Schutzgebiet der ausgedehnteste Kartoffelban betrieben wird, erfabren wir nur, dass nach Kisuani Saat abgegeben worden sei, hier aber nur ein ungeniessbares Produkt geliefort babe. Denselben Misserfolg hat Kisokwe, Kilossa und Kilimatinde zu ver- zeichnen, walirend Mpapua von einem guten Stande der Kulturen, Pangani von einer 81/2fachen Ernte zu erzahlen weiss.

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Eine allseitige Verbreitung hat ein von der Kulturabteilung Dar- es-salam verteiltes Gewiichs gefunden, das darum nicht ohbe Wichtig- keit ist, weil es den Stationskilhen ein als gutes Kompott zu ver- wendendes Beerenobst zuftihrt. Ich meine Physalis peruviana, viel- fach als Cape goseberry bezeichnet. Die Pflanze ist nur in Bagamoyo eingegangen, Herr Perrot behauptet, der Ertrag lohbue nicht den An- bau, iiberall sonst, in Tanga, Massinde, Sakane, Mpapua, Kilimatinde, Tabora, Iringa wird von iiberreichem Erntesegen gesprochen, auich betont, dass die Pflanze sich von selbst aussaie und verwildere. Der Chef von Kisuani empfiehlt, um ein besonders wohlschmeckendes Kom- pott zu erhalten, die Beeren mit Arrac einzukochen.

Die Anpflanzung tropiseher und subtropischer Obstb anume und Striaucher nimmt in erfreulicher Weise zu. Eine gr6ssere Anzahl von Stationsleitern, die an der KUiste sich an den Genuss erfrischender Dessertfriichte gewohnt hatten, nahmen bei ihrer Versetzung ins Innere Samen und Stecklinge mit sich oder liessen sich spalter solche kommen. Apfelsinen, Citronen, Orangen oder Limonen wurden in Kwai, Sakane, Kisuiani, Kisokwe, Kilossa, Kilimatinde tind Iringa frUher oder neuerdings ausgesat und haben sich zum Teil wenigstens bereits zu kleinen Baumchen entwickelt. Feigen besitzen dazu Kwai, Iringa und Manow, letzteres auch den Granatapfel. Den Mangobaum ins Innere ver- pflanzt hat besonders Mpapua, wo sich bereits beiderseits der Karawanen- strasse nach Tabora auf 400 m Lange eine Allee 2 m hoher Biiumchen findet. In einigen Exemplaren wenigstens hat ihn Sakane, Kisuani und Kilimatinde. Nur an den beiden letzteren Orten wird auch Ananas ge- zogen, wiihrend Papayen fast ilberall vorhanden zu sein scheinen. Von weniger bhaufigen Tropenfruchten erfreuen sich im Innern die A n 0 n e n, besonders A. squamosa (Mstapheli), offenbar der meisten Anerkennung, denn ich finde Notizen uber ihre Anpflanzting in Kwai, Kisuani, Kilossa nnd Kilimatinde. Sonstige, ursprtinglich nicht afrikanische tropische Fruichtbiiume und -Strifucher scheinen vorliiufig, von Kwai und Stationen abgesehen, uber die wir tiberhaupt aus den Berichten nichts erfabren, ganz auf die Kiiste beschriinkt zu sein. Die reichhaltigste Kollektion davon besitzt der Versuchsgarten in Dar-es-salam, ferner Mohorro und der Garten der Deutsch Ostafrikanisehen Gesellsehaft in Tanga. Er- waihnt werden Persea gratissima, Passiflora edulis, 4 Anona- Arten, Aegle Marmelos, 3 Psidium-Arten, Eugenia edulis und Jambosa, Spondias dulcis, Eriobotrya japonica und Durio zibethinus. Wenn von einigen Seiten geklagt wird, dass die weissen Ameisen dem Aufkommen der Fruchtbaume grossen Schaden bereiten, so ist es vielleicht von Wichtigkeit, hier eine Bemerkung wiederzugeben, die Rev. Cole in Kisokwe (Ugogo) macht. Er rath Mango und Jack-

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frucht in tiefgrundigen und vor allem sehwarzen Boden zu pflanzen, weil die weissen Ameisen diesen mieden.

Mit europaischen Obst- und Nuss-Arten sind Versuche in Kwai und Iringa angebahut worden. Ersteres hat Aprikosen, Pfirsiche, Mandeln, Apfel, Brombeeren, Wallnulsse, Haselntisse und ecbte K astanien ausgelegt, letzteres will demnachst ausserdem auci Pflaumen, Kirschen, Birnen, Blaubeeren und Hagebutten zur Aussaat bringen. Ob ein Erfolg zu verzeichnen sein wird, lisst sich noch nieht ulbersehen. Ausbleiben wird ein solcher ganz zweifel- los in Tanga, hbchstens Pfirsichec diirften dort ein Gedeihen finden, dazu vielleicht der Johannisbrotbaum, der im Garten der Deutsch- Ostafrikanischen Gesellschaft daselbst sich bereits in 11/2 m hohen Exem- plaren, ferner auch in Lindi und Kwai findet.

Um eventuell die Bedingungen ftir Seidenkultur zu schaffen, sind vor einigen Jahren vom Gouvernemenit Samen des Maulbeerbaumes verteilt worden. Obwohl Ostafirika in der Nahe vieler alter Araber- niederlassungen einen wahrschleinliclh verwilderten Maulbeerbaum besitzt, wtren Mitteilungen iiber das Schicksal jener Samen doch nicht ohne Nutzen geweseni. Indessen ich finde nur bei Mpapua den Vermerk: Maulbeeren wachseni vorzulglich undi ist Vermehrung durch Stecklinge sehr leicht, keiner geht ein.

Wie aus dem im Wortlaut abgedruckten Bericht der Kulturstation Kwai hervorgebt, sind dort umfassendere Anpflanzungen von Wein unternommen worden. Ausserdem hat man im Bezirksgarten von Tanga, auf der Plantage des Herrn Perrot in Lindi, in Kilossa, Tabora und Iringa Samen oder Stecklinge ausgesetzt. In Iringa sollen die Stocke gut im Blatt stehen, Tanga berichltet von zwei bereits sehr alten Pflanzen, die aber niemals Frucht ansetzen.

Von Palmen hat man versucht, der Kokosnuss auch nach dem Innern zu ein weiteres Areal zu geWinnen. Mandera in Useguha erhalt schon zwei Ernten jahrlich, eine im Miirz, die andere im September. Kisuani bat zwar ein langsames Wachstum zu melden, hoift aber, von einer sich scheinbar bewiahrenden Salzdungung bessernden Einfluss. Mpapua, das alte Balume besitzt, hat neue NUsse gelegt, indessen ein schlechtes Keimungsresultat erhalten. Kilimatinde und Iringa diirften kauim auf Erfolg recbnen k6unen. Die Palme wnchst zwar noch und wird auch da, wie ich es am Kilimandscharo beobachten konute, ihre natrirliche Grdsse erreichen, aber sic bringt keine Friichte meir hervor. - Olpalmen kultiviert Mohorro unid Mikindani, andere vorlaufig woli nur als Zierpflanzen geziichtete Palmen hat ausser Dar-es-salam die Deutsch - Ostafrikanische GeselIlschaft in Tanga aufzuweisen; es sind

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Oreodoxa regia, Phoenix spec., Strelitzia reginae, Washinig- tonia filifera, Arenga saceharifera, Hyophorbe amaricaulis iind Versehaffeltii, Latania amara, borbonica, Loddigesii und C ommersonii. Ein geringer Teil davon steht auch in Lindi uld Molhorro. Raphia Ruiffia, die durch die Thieniemann'sche Expedition nach Madagaskar einigefiihrt wurde, scheint sich nicht zLi bewihren; im Tangagarten der Deutsch - Ostafrikanischen Gesell- scbaft, der sich zweifellos bester Pflege erfrent, ist sie nach guter Keimuing doch wieder einge,angen. Besser stebt es mit der ebenfalls von Madagaskar stammenden, palmenaihblichein Ravenala, dem be- kannten Baum der Reiseinden. Er entwickelt sich wenigstens in Tanga vorzllglich, wihrend er in Mohorro, das fMr Palmen und Verwandte offenibar zu schweren Boden hat, ebeniso wie in Kwai nicht auf- gegangen ist. Ein auffallendes und wenn es sich bewabrheiten solite, sehlr erfreuliclies Resultat in der Palmenkultur hat das Bezirksamt in Liuidi zu verzeiclnen. 38 polyinesische Steinnlisse, die ihm (un- bekannt woher) zugegaingen sind, haben saimtlich gekeimt und sich bereits zll schonen Pflanzein helangebildet.

Fremde Nutzh6lzer tind Schattenbaume sind bereits in grosserer Zahil vorhanden, doch nocli fast ganz auf die Kuiste und das Plantagen- gebiet Usambaras beschrinkt. In blihbaren unnd fruchttragenden Pflanzen sind vorerst nur einibe wefnige der niedrig bleibenden Schattenbaiume, wie Len caen a glauca und Cassia-ArteD, heraugewachsen. Von Coniferen scbeint fur den Kiistenstreifen nur Araucaria excelsa einer weitereni Verbreitung wilrdig zu sciD, wenn auch Mohorro berichtet, dass daneben Pinus Kliasya gut fortkomime. Es darf bier eben nicht vergessen wer- deni, dass die Gartenkultur von Holzgewiicbsen ganz andere und im allgemeinen immer bessere Ergebuiisse zeitigt, als eine Auspflanzung in das freie Land, wo namentlich das fortwiahrende Begiessen wegfillt. Es ist darum auch absolut nichts gewonnen, wein es Tanga z. B. ge- lingt, einige PflUnzchen unserer gemeinen Kiefer hochzubringen, oder wenni Kilossa siclh bemilht, eine Anzabl von Cupressus-Arten zum Keimein zu bringein. Solche Versuche, die nie einen der aufgewendeten Miihe entsprecbeuden Erfolg haben kUilnnen, sollten in Zikuknft lieber uinter- bleibein. Etwas ainderes ist es selbstverstindlich, Wenn in Kwai unid Ilinga europaisehe oder sonstige fremde Coniferen in die Anizuncltsbeete gelangen. In Kwai sind bereits aufgegangen die Samen von C upress us Lawsoniaina, Piinus canariensis und einer Taxodium-Art, bis- her nicht gekeimt haben Pinus excelsa, Cedrus Libani und deo- dora, Abies firma und Veitchii, eine Reihe von Cupressus- und Thuja-Arten, Juiniperus Bermudiana. Sehr derNachahmung wert ist es auich, dass Kwai in Ostafrika einheimische Coniferen, so Podo-

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carpus, Juniperus procera und Callitris Wightii seiner Baum- schule einverleibt hat.

Um die Auspflanzung laubtragender Nutzholzer und Schattenbiaume hat sich ausser Dar-es-salam besonders die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft ein Verdienst erworben. In ihrem Garten in Tanga stehen zur Zeit in bereits kriftig herangewachsenen Exemplaren Pterocarpus indicus, Poinciana regia und pulcherrima, Pithecolobium Saman, Sapindus Saponaria, Albizzia moluccana, Termi- nalia tomentosa, Tectona grandis, Pongamia glabra, Aden- anthera pavonina, Calophyllum inophyllum, Grevillea ro- busta, Dalbergia latifolia und Lawsonia alba, wiihrend Swie- tenia mahagoni, Cynometra cauliflora, Canarium striatum, Catalpa syringifolia, Eugenia brasiliensis und Erythrina indica noch jung, aber durchaus gesund sind. Der Teckbaum dessen Samen an eine grossere Zahl von Stationen verteilt wurde scheint ausser in Mohorro fast ulberall nicht gekommen zu sein, wohl aber nuir deshalb, weil das Saatgut verdorben war. Von Laubbliumen, die sonst noch, freilich uberall meist erst in 1-2 m hohen Exemplaren vorhanden sind, ware noch zu nennen ein Bestand von Poinciana regia, Albizzia Lebbek und moluccana, Melaleuca Leuca- dendron und Adenanthera pavonina in Mohorro, von Aden- anthera, Eriodendron anfractuosum und Albizzia Lebbek in Lindi. Die beiden letzerwihnten Arten kultiviert auch Mikindani. Ver- suche in grosserem Umfange hat das Gouvernement mit Eucalypten und Gerberakazien angeregt. Besonders Kwai sind Samen einer grossen Anzahl von Eucalyptus-Arten zugewiesen worden; welehe davon sich besonders fir das Klima eignen werden, bleibt noch ungewiss. E u - calyptus globulus scheint fur die Kuste nicht zu passen, jedenfalls entwickelt sich E. drepanophylla, occidentalis ind robuista in Tanga iind Mohorro besser. - Jber Gerberakazien (Acacia pycnantha, decurrens, melanoxylon und dealbata) lasst sich noch wenig sagen. In Bagamoyo und Tabora sind sie eingegangen oder gar nicht gekommen, in Mohorro und Kilossa haben sie gekeimt, stehen aber schleclit, in Langen- burg sind gegen 100 2-4 m hohe Baume vorhanden. Casuarinen, deren Gedeihen an der KUste bekannt ist, wurden auch zu einigen Inland- stationen libergefiahrt, so nach Iringa und Kilossa. Dieses berichtet, dass die Baiume in 2 Jabren 3 m H8he erreicht hbtten.

Uber Pflanzen, die Gewiurze, Fasern, Farbstoffe, Kaut- s ch u k, 01 oder andere Rohprodukte liefern, erfahren wir ausserordent- lich wenig. Ich filhre der Reihe nach auf, was ich in den Berichten daruiber andeutungsweise habe entdecken konnen.

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A. Faserpflanzen. Secchium edule. Niir in Kwai haben 100/0 der ausgelegten

Knollen getrieben, in Bagamoyo, Tanga und Mohorro sind sie verfault. Baum wolle. In Mandera die Kultur eingestellt. Luffa. In Kwai Keirnpflanzen davon, auf der Plantage Perrot

in Lindi bereits fruchttragende Exemplare. Viele Fruchte werden durch Insektenstiche verdorben.

Jute. In Mikindani stehen die Pflanzen sehr gut.

B. Olpflanzen. A l eu r it e s t r ilo b a. Im Tangagarten der Deutsch-Ostafrikanischen

Gesellsehaft ein bliihender Baum. Erdnuss (Arachis hypogaea). In Kisuani gepflanzt und Samen

an die Eingeborenen verteilt. Wird bereits ilberall in der Umgebung angebaut.

C. Farbpflanzen. Bixa Orellana, Garcinia xanthochymuis undAcacia Catechlu.

Im Tangagarten der Deutsch- Ostafrikanischen Gesellsehaft. Erstere trii,t schon Friichte.

D. Gewiirzpflanzen. Vanille. In Mohorro, Lindi und Mikindani ausgepflanzt. Cardamom, Kiiimmel, Senf, Wermut in Kwai gesat. Zimmt (Cinnamomum ceylanicum). Junge Pflanzen im Tanga-

garten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft.

E. Kautschukpflanzen. Valiea madagascariensis. Blhiht im Tangagarten der Deutsch-

Ostafrikauischlen Gesellsehaft. Castilloa elastica. Ebenda, 1-2 m hohe, gut gedeihende Baume. Euphiorbia gummifera. Ebenda, junge gesunde Pflanzen. Kickxia africana. Kwai: Noch nicht gekeimt.

F. Reizpilanzen. Liberia-Kaffee. 1. Lindi: im Garten des Bezirksamtes von

117 Pflanzen nur 30 erhalten, die ubrigen an einer Blattkrankheit zu Grunde gegangen; auf der Plantage Perrot die Anpflanzungen in schwarzer Erde schlecht, die auf rotem Laterit gut. 2. Mikindani: gedeiht scheinbar gut.

Arabischer Kaffee. 1. Kisuani: 100 gut wachsende Baumchen. 2. Mpapua: Kriftige Pflainzlinge. 3. Kilossa: Samen zuerst vou einer Made, spaiter von weissen Ameisen gefressen. Von Mrogoro bezogene

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einjiahrige Pflanzen gedeihen gut. 4. Kilimatinde: Aussaat ergebnislos, da die Samen verdorben waren. 5. Tabora: Samen gut gekeimt, aber noch nicht verpflanzt.

Cacao. Lindi: Von vielen Keimlingen wegen Insekten- und Schneckenfrass nur ein Exemplar durchgebracht.

Thee. Ebenda: Nicht gekeimt. Kwai: Noch nicht gekeimt. Tabak. Manow: Aus Havana bezogener Same giebt riesige

Pflanzen von 21/2 m H'ohe und mit gewaltigen Bliattern. Die Eim- geborenen verscbmaihen ihn, da er ihneD nicht stark genug sei.

Es bleibt noch ubrig der Versuche zu gedenken, die mit Cerealien und Futterpflanzen angestellt wurden. Reis pflanzen Mhonda in Nguru nnd besonders Kisuani. FUr Kisuani, das sein Saatgut aus Gondja bezogen hat, ist Reisbau geradezu eine Spezialitiat. Bei der ersten reichlichen Ernte wurden die 'Ahren kurz vom Halm geschnitten und nach 6 Monaten konute vom selben Halm zum zweitenmal nicht minder ausgiebig geerntet werden. Die Enthuilsung wird nach Art der Eim- geborenen vollzogen, indem man die durch Schlagen mit Stocken aus- gedroschenen KUrner im HolzmUrser stampft. Ein Handel mit Reis hat sich besonders nach dem Kilimandscharo entwickelt. Kisuani hat sich ferner das nicht zu unterschatzende Verdienst erworben, den Ma i s- bau der Eingeborenen dadurch ungemein zu heben, dass es aus Europa bezogene Saat an die Jumben der Umgegend verteilte. Der Stations- chef von Stulmer meldet, dass er bei einer Inspektioiisreise in Sud- Pare dort bereits grosse Felder mit europilisehen, die afrikanischlen bei weitem iibertreffenden Maissorten bestanden gefunden habe. Eim Kolben wies 600 Korner auf.

Weizen baut Kwai, Kisuani, Mpapua, Iringa und Rungwe. Die Resultate Kwais sind bereits oben angefuthrt. Kisuaini spricht von daueriidem Anbau und reiehlichen Ernten, Mpapua von einem guten Stande der Kulturen. Ausfuihrlicher ist Iringa, indem es berichtet: "Der Weizen reifte durchlaus gleichmiassig. Die Ernte erfolgte etwas splat, infolgedessen ein gewisser Prozentsatz Korner ausfielen. Der Boden war ein dunkler, schwerer, etwas kiesiger. Gedungt und be- gossen wurde lUiberhaupt nilcht. Reife erfolgte Ende Miarz, 3-4 Monate nach der Aussaat. Die Ernte begann Mitte April. Das Resultat war 36 Pfd. engl. von 11/2-2 Pfd. Aussaat. Die Halme waren viel kurzer als in Deutschland, doch soll dies auch in Tabora der Fall sein, wo jede Milie von den Arabern aufgewendet wird." In Rungwe, das ein kaltes uind regnerisches Klima hat, silt man Weizen in der Zeit vom Fiebruar bis Mai und erntet 5 Monate spliter. Man erhlailt auf un- gedUngtem Boden die 10-20fache, auf gedUngtem die 60-lOOfaclhe Aussaat.

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Andere europiaisebe Getreidesorten als Roggen, Gerste und ilafer sind bisher nur in Kwai und Rungwe zum Anbau gelangt. Letzteres erzielte vom Roggen auf gediingtem Boden eine 60-100fache Ernte; Gerste kam gut, wurde aber nach der Reife durch Ratten verniebtet; der Haferanbau wurde aufgegeben. - Futterpflanzen ziaeht Kwai allein. Luzerne, Lupine, Inkarnatklee und Rotklee zeigen einen guten, gesehlossenen Stand. Runkelrtiben wachsen vortrefflieh, bei einer Probeernte konuten Exemplare von 11 kg Gewicht ausge- nommen werden.

Nachtrag. Emin vom 1. November 1897 datierter Bericht Kwais weiss von

weiteren, hbchst erfreulichen Fortschritten der Kulturstation zu erziihlen. Der 'ausserst riuhrige Stationsleiter, Landwirt Eick, schreibt darin: ,,Jm Versuchsgarten hat sich in letzter Zeit alles sehr entwickelt, auch der K affee wird von Tag zu Tag besser und zeigt eine dunkelgrine, saftige Farbe, besonders einige versuchsweise bereits ins Feld gebrachte PflThnzehen. Der Thee, der von Anfang an ohne SchutzdUcher ein be- friedigendes Aussehen zeigte, entwickelt sich sehr kritftig und scheint fir das hiesige Klima geeigneter zu sein wie der empfindlichere Kaffee. - Die europaischen Obstbaiume haben ihren Wintersehlaf beendet und holen jetzt in doppelter Eile den Stillstand wihrend der kalten Jabres- zeit naeh. Emn Weiz en- und ein Gersten-Feld ist abgeerntet und hat eim sehr befriedigendes Resultat ergeben. Hafe r ist noch nilcht reif, doch hoffe ich, denselben noch vor Eintritt der Regenzeit ernten zu kionnen, derselbe stebt wie immer ganz hervorragend. Ausserdem stehen noch im Felde Luzerne, Ruben, Mais und Roggen, die alle ein sehr befriedigendes Resultat versprechen. Auch fUir den Roggen babe ich jetzt nach einer Reihe missglUckter Versuche die richtigen Be- dingungen gefunden.

In der Molkerei habe ich mit den Milchproben vermittelst des Acid-Butyrometers begonnen und habe durch haufige Untersucbungen einen durcscbhuittlichen Fettgehalt von 5,80/0 fUir die Morgenimilch und 5,450/0 fUr die Abendmilch ermittelt (bei reiner Weideftitterung auf den wegen lingerer Trockenheit jetzt mageren Naturwiesen). Leider biilt mit diesem ganz abnorm hohen Fettgehalt der Milch die Quantitiit der- selben nicht gleichen Schritt, da man im Durchschnitt pro Kuh und Tag kaum mehr wie 1 1/2 Liter Miuch rechnen kann, doch hoffe ich, dass sich durch Kreuzung mit dem Vieb der Heimath auch in Bezug auf Quantitlt erheblich gtinstigere Resultate werden erzielen lassen. Pugu- vieh und 11 Angoraziegen sind angekommen."

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