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Berufswissenschaft und Fachdidaktik Steinegger Andreas 2008

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Berufswissenschaft und Fachdidaktik

Steinegger Andreas 2008

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Lehrerinnen und Lehrerbildung

Besonderheiten & Schwierigkeiten

des Unterrichtsfaches Schulsport

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Negative Erlebnisse im Unterrichtsfach Sport

Lernende berichten im Bezug auf den Schulsportunterricht deutlich häufiger über negative Erlebnisse als in anderen schulischen Fächern.

Das Unterrichtsfach Sport hat mit fachspezifischen Besonderheiten oder Schwierigkeiten zu kämpfen, die zu einem solchen Resultat führen.

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Hascher & Baillod (2004)

Wohlbefinden in der Schule

Alle Beteiligten sollen sich im schulischen Lebens- und Arbeitsraum wohl fühlen.

Wohlbefinden in der Schule: Ein Zustand, bei dem positive Emotionen und Kognitionen gegenüber der Schule, den Personen in der Schule und dem schulischen Kontext bestehen.

Entscheidend für das Wohlbefinden sind die MitschülerInnen und die Lehrperson. Oft beziehen sich die erlebten negativen Emotionen aber unmittelbar auf das Verhalten der Lehrperson.

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Nach Hascher & Baillod (2004)

Sechs Komponenten des Wohlbefindens in der Schule

1. Positive Kognitionen und Emotionen gegenüber der Schule 2. Freude in und an der Schule 3. Schulisches Selbstbewusstsein 4. Keine Sorgen und Probleme wegen der Schule 5. Keine körperlichen Beschwerden wegen der Schule 6. Keine sozialen Probleme wegen der Schule

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Krieger und Miethling (2000)

Erfahrungen von Jugendlichen im Sportunterricht

Sieben relevante Themenbereiche bei der Begründung, weshalb Sportunterricht von den Lernenden vielfach negativ erlebt wird:

1. Die Wahrnehmung des Lehrerengagements 2. Die Last mit den Gruppenkonflikten 3. Das Erleben von Ungerechtigkeiten 4. Das Anwenden von Überlebensstrategien- und taktiken 5. Der Wunsch nach Freiräumen und Mitbestimmung 6. Subjektive(s) Leisten und Leistung 7. Das Erfahren „doppelter Verletzbarkeit“

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Krieger und Miethling (2000)

Das negative Erleben des Sportunterrichts kann einen hemmenden Einfluss auf die Sportaktivität von Jugendlichen nach der Schule haben.

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Tina Hascher (2004) und Hascher & Lobsang (2004)

Fachspezifischen Schwierigkeiten des Schulsportunterrichts

58 Jugendliche haben in einem Emotionstagebuch emotionsrelevante Schulsituationen während längerer Zeit schriftlich festgehalten.

Aus dieser Studie entstand eine Auflistung von fachspezifischen Besonderheiten und Schwierigkeiten des Schulsportunterrichts, die erklären weshalb der Sportunterricht von den Jugendlichen negativ erlebt wird.

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Vgl. Hascher & Baillod (2004)

1. Körperliche Exponiertheitリ Im Turnen spielten wir Basketball. Als ich in der Ecke ausrutschte, lachten mich

alle aus.

2. Gerechtigkeitssensibilität der Jugendlichenリリ Ein Knabe in unserer Klasse ist dick und sieht schlecht. Heute haben wir einen 2

Km-Lauf gemacht. Er musste nicht rennen, angeblich weil er kaum etwas sieht. Mein Kollege ist fast so dick und muss auch immer mitmachen und wird gleich benotet, wie die Andern. Mich stört es, dass der Lehrer so parteiisch ist!

3. Soziale Folgen beim Versagen in Gruppenwettkämpfenリ リ Im Turnen gab es da so eine Szene, wo ich den Ball ins Tor liess und meine

Gruppe war echt böse auf mich! Ich war es auch ein bisschen.

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4. Körperliche Anstrengungリ リ Unser Lehrer hat angekündigt, dass wir auf den Sommer hin Konditionstraining

machen! Nein, ausgerechnet! Ich habe überhaupt keine Kondition!

5. Psychisches und physisches Erleben der eigenen Defiziteリリ Heute im Turnen verreckte mir einfach alles ab. Sie knallten mich immer mit dem

Ball ab! Ich habe mich wie ein schlechter Turner gefühlt!

6. Eskalation bestehender Konflikte

7. Unfähigkeit der Lehrperson ihre Vorbildfunktion auszuübenリリ Der Lehrer selbst steht nur da und misst die Zeiten und wenn wir ihm sagen, er

solle vormachen, sagt er, seine Knochen seien zu alt.

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8. Unterschiedliche Einstellungen zu Sport und Bewegungリリ Im Turnen „spielten“ wir wieder einmal ein von allen gehasstes Game. Alle

regten sich darüber auf, doch unser Lehrer wollte gar nichts davon wissen!

9. Verletzungsgefahr

10. Organisatorische Problemeリ Unsere Lehrerin hat uns zusammengeschissen, weil wir nach dem Turnen

nicht geduscht haben. Aber was soll ich, zu spät in die Stunde kommen oder duschen?

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Petra Wolters (2008)

Die ausserschulischen Erfahrungen der Jugendlichen stellen eine weitere fachspezifische Besonderheit für den Sportunterricht dar. Die Jugendlichen erwarten vom Sportunterricht das Selbe, wie sie beim informellen Sporttreiben erleben.

! Versucht die Lehrperson diesen Ansprüchen gerecht zu werden, kann dies zu einem Unterricht mit spassbetonten Inhalten führen, der das Engagement der Schüler jedoch nur kurzfristig aufrechterhält.

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Petra Wolters (2008):

Schwierigkeiten und Chancen für „schwierige“ Schüler

„Wer nicht sportlich ist und keine besonders gut ausgeprägte Frustrationstoleranz hat, wird im Schulfach Sport schnell zu einem „schwierigen“ Schüler“.

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Petra Wolters (2008)

Der Sportunterricht birgt als regelgeleitetes, körperbetontes Handeln gerade für „schwierige“ Schüler fachspezifische Schwierigkeiten, aber gleichzeitig auch Chancen“ (vgl. Petra Wolters (2008), p. 8).

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Schwierigkeiten

Körperliche ExponiertheitSituationen, in denen etwas vorgezeigt werden muss oder die Bewertung von sportlichen Leistungen sind verbunden mit Angst vor einer Blamage und einem Gefühl der Demütigung.

Last mit den GruppenkonfliktenEs kommt häufig zu Konflikten und Ausgrenzungen, wenn sportschwache Mitspieler das Spiel gefährden. Grund dafür ist, dass da Nicht-Können eines Spielers unmittelbare Auswirkungen für die andern Beteiligten hat.

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Chancen

UnmittelbarkeitBewegung ist unmittelbares Erfahren. Das Ergebnis der Handlung ist sofort sichtbar.

Gemeinsames HandelnManche sportlichen Aufgaben sind so angelegt, dass gemeinsames Handeln zwingend ist. Die Sache verlangt abgestimmtes, „soziales“ Verhalten, damit sie funktionieren kann.

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Nach Petra Wolters (2008)

Hilfreiche Strategien im Umgang mit den fachspezifischenBesonderheiten im Schulfach Sport

1. Keine übermässige Verschulung des Sportunterrichts durch: Thematisierung der Inhalte / Rechtfertigung der Bedeutung der

Inhalte Sinnvolle Übungsangebote Originale Begegnung fördern Problemorientiertes Lernen Sinnvolle Methodenwahl (im Dienste der Sache) Ein Verhindern eines Vorzeigens vor der Gruppe (ungünstiges

unterrichtliches Arrangement)

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Nach Petra Wolters (2008)

2. Adressatengerechte und differenzierte Unterrichtsplanung durch: Unterschiedliche motorische Voraussetzungen beachten Unterschiedliche Interessen beachten Unterschiedliche soziale Kompetenzen der Schülerinnen richtig

einschätzen Anpassung der Sozialformen und Verhaltensregeln an die Klasse

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Nach Petra Wolters (2008)

3. Positive Beziehungsgestaltung

Ziel: Die eigene Person professionell ins Spiel bringen, um tragfähige Beziehungen und Arbeitsbündnisse mit den Schülerinnen und Schülern herzustellen.

Vermehrt müssen Lehrpersonen Erziehungs- und Beziehungsarbeit leisten. Es findet eine Auflösung der klassischen Lehrerrolle statt, die mehr Freiraum ermöglicht, gleichzeitig der Lehrperson aber auch mehr Verantwortung überträgt.

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Nach Petra Wolters (2008)

Positive Beziehungsgestaltung durch: Aufmerksames Wahrnehmen der Jugendlichen Selbstwahrnehmung und Selbsterfahrung analysieren (eigenen

Grundstrukturen kennen) Verhalten der Jugendlichen deuten lernen Gerade „schwierigen“ Jugendlichen Zuwendung zukommen

lassen und ihnen Verantwortung übertragen.

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Nach Petra Wolters (2008)

4. Effektives Konfliktmanagement

! Störungsfreier Unterricht ist eine Illusion.

Wichtig ist, über ein Handlungsrepertoire zu verfügen, um angemessen auf „schwierige Schüler“ und entsprechende Störungen zu reagieren und sich nicht zu einem Handeln im Affekt hinreissen zu lassen.

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Nach Todt & Busch (2001)

Aggressive Verhaltensweisen und Verletzungen als Folge imSchulfach Sport

Negative Emotionen und Kognitionen gegenüber dem Sportunterricht, können vermehrt zu aggressiven Verhaltensweisen führen.

Aggressive Verhaltensweisen: „Unter aggressiven Verhaltensweisen werden solche verstanden, die Individuen oder Sachen aktiv und zielgerichtet Schaden zufügen, sie schwächen oder in Angst versetzen.“ (Todt & Busch, 2001)

23,3 % der Verletzungen im Schulalltag aus aggressivem Verhalten im Sportunterricht.

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Besonderheiten und Schwierigkeiten

des Unterrichtsfaches Schulsport

Zusammenfassung

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Hascher & Baillod (2004)

Sechs Komponenten des Wohlbefindens in der Schule

1. Positive Kognitionen und Emotionen gegenüber der Schule 2. Freude in und an der Schule 3. Schulisches Selbstbewusstsein 4. Keine Sorgen und Probleme wegen der Schule 5. Keine körperlichen Beschwerden wegen der Schule 6. Keine sozialen Probleme wegen der Schule

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Hascher & Baillod (2004)Fachspezifischen Besonderheiten des Schulsportunterrichts

1. Körperliche Exponiertheit 2. Gerechtigkeitssensibilität der Jugendlichen 3. Soziale Folgen beim Versagen in Gruppenwettkämpfen 4. Körperliche Anstrengung 5. Psychisches und physisches Erleben der eigenen Defizite 6. Eskalation bestehender Konflikte 7. Unfähigkeit der Lehrperson ihre Vorbildfunktion auszuüben 8. Unterschiedliche Einstellungen zu Sport und Bewegung 9. Verletzungsgefahr 10. Organisatorische Probleme

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Wolters (2008) Hilfreiche Strategien im Umgang mit den fachspezifischenBesonderheiten im Schulfach Sport

1. Keine übermässige Verschulung des SportunterrichtsBedeutung der Inhalte ÜbungsangebotOriginale Begegnung ProblemorientiertMethodenwahl Ein Verhindern von Vorzeigen2. Adressatengerechte und differenzierte UnterrichtsplanungUnterschiedliche Voraussetzungen Unterschiedliche InteressenUnterschiedliche soziale Kompetenzen Sozialformen und Verhaltensregeln3. Positive BeziehungsgestaltungAufmerksames Wahrnehmen SelbstwahrnehmungVerhalten deuten lernen Zuwendung / Verantwortung übertragen

4. Effektives KonfliktmanagementStörungsfreier Unterricht ist eine Illusion. ! Handlungsrepertoire