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Gastroenterologe 2010 · 5:495–495 DOI 10.1007/s11377-010-0478-9 Online publiziert: 15. Oktober 2010 © Springer-Verlag 2010 T.C. Lauenstein 1 · J.F. Riemann 2 1 Abt. für Radiologie und Neuroradiologie, Universitätsklinik Essen 2 Ehem. Direktor der Med. Klinik C am Klinikum Ludwigshafen Bildgebende radiologische und nuklearmedizinische Verfahren in der Gastroenterologie Einführung zum Thema Die Vielfalt diagnostischer Verfahren bringt neben dem großen klinischen Nut- zen heutzutage auch häufig nicht uner- hebliche Probleme mit sich. Welche Mo- dalität soll bei welcher Fragestellung am besten eingesetzt werden? Neben rein me- dizinischen Erwägungen spielen natürlich auch immer mehr ökonomische Aspekte bei der Beantwortung dieser Frage eine Rolle. Zudem gibt es in manchen Fällen keine allgemeingültigen Richtlinien, son- dern es muss vielmehr unter Berücksich- tigung der verfügbaren Ressourcen und der vorhandenen Kompetenz in einem medizinischen Umfeld entschieden wer- den. Dies soll im Folgenden an einem kli- nischen Beispiel erläutert werden. Nicht selten werden im Rahmen von Routinesonographieuntersuchungen in- zidentell Leberherde detektiert. Von klas- sisch benignen Läsionen abgesehen (wie beispielsweise Zysten oder Hämangio- men), gelingt jedoch die genaue Charak- terisierung der Leberherde selbst dem er- fahrenen Untersucher häufig nicht. Was ist nun als nächster Schritt zu unterneh- men? Mehrere Möglichkeiten kommen in Betracht. Soll zunächst ein kontrast- mittelgestützter Ultraschall durchge- führt werden? Sicherlich ist dies bei ent- sprechender Expertise des Untersuchers eine gute Alternative. Oder sollte – ins- besondere bei Patienten mit ungünsti- gen Schallbedingungen – nicht besser eine Computertomographie angewendet werden? Für letzteres Verfahren spre- chen die konstant gute Bildqualität selbst bei nichtkooperativen Patienten, die ho- he Verfügbarkeit und relativ geringe Un- tersuchungskosten. Oder sollte doch di- rekt die Magnetresonanztomographie erfolgen? Dieses Verfahren besitzt ei- ne unangefochten hohe diagnostische Spezifität für die Einordnung von Leber- herden und kommt zudem noch ohne ei- ne Strahlenexposition aus, was gerade bei jüngeren Patienten nicht vernachlässigt werden sollte. Wie sieht es mit der PET/ CT-Untersuchung aus? Sind nicht auch metabolische Kriterien von Nutzen, um einen Leberprozess suffizient einzuord- nen? Oder könnte nicht auch, z. B. bei klinischem Verdacht auf das Vorliegen eines hepatozellulären Karzinoms, eine invasive Methodik wie die digitale Sub- traktionsangiographie indiziert sein? Hierbei könnte neben der rein diagnos- tischen Aufarbeitung auch bereits eine Therapie initiiert werden, wie z. B. eine Chemoembolisation. > Es ist wichtig, mit den Vor- und Nachteilen eines diagnostischen Verfahrens vertraut zu sein Eine einheitliche Empfehlung zum Vor- gehen beim oben geschilderten Szenario ist sicher nicht möglich. Wir sind deshalb sehr froh, vier kompetente und anerkannte Autoren(gruppen) für die folgenden Bei- träge gewonnen zu haben. Hierbei werden die diagnostischen Bereiche der Nuklear- medizin, der Computertomographie, der Magnetresonanztomographie und der di- gitalen Subtraktionsangiographie genauer beleuchtet. Es besteht nicht der Anspruch, jedes Verfahren bis ins kleinste Detail zu erörtern. Vielmehr soll dem Leser ein Ge- samtüberblick über die Möglichkeiten, aber auch die Limitationen der einzelnen Modalitäten gegeben werden. Wir hoffen, dass durch diese Arbeiten im klinischen Alltag Entscheidungshilfen geboten werden, das richtige diagnosti- sche Verfahren bei verschiedenen Frage- stellungen und unter Berücksichtigung der entsprechenden klinischen Situation zu finden. Wir möchten dabei unterstrei- chen, dass die Bildgebung ein klassischer interdisziplinärer Ansatz ist, der dem Gas- troenterologen in der gemeinsamen Be- funddiskussion einen ganz besonderen Nutzen bietet. Gerade auch darum ist es wichtig, mit den Vor- und Nachteilen die- ser diagnostischen Verfahren vertraut zu sein. T. Lauenstein J.F. Riemann Korrespondenzadressen PD Dr. T.C. Lauenstein Abt. für Radiologie und Neuroradiologie, Universitätsklinik Essen Hufelandstrasse 55, 45147 Essen [email protected] Prof. Dr. J.F. Riemann Ehem. Direktor der Med. Klinik C am Klinikum Ludwigshafen Parkstr. 49, 67061 Ludwigshafen [email protected] 495 Der Gastroenterologe 6 · 2010 |

Bildgebende radiologische und nuklearmedizinische Verfahren in der Gastroenterologie

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Gastroenterologe 2010 · 5:495–495DOI 10.1007/s11377-010-0478-9Online publiziert: 15. Oktober 2010© Springer-Verlag 2010

T.C. Lauenstein1 · J.F. Riemann2

1 Abt. für Radiologie und Neuroradiologie, Universitätsklinik Essen2 Ehem. Direktor der Med. Klinik C am Klinikum Ludwigshafen

Bildgebende radiologische und nuklearmedizinische Verfahren in der Gastroenterologie

Einführung zum Thema

Die Vielfalt diagnostischer Verfahren bringt neben dem großen klinischen Nut-zen heutzutage auch häufig nicht uner-hebliche Probleme mit sich. Welche Mo-dalität soll bei welcher Fragestellung am besten eingesetzt werden? Neben rein me-dizinischen Erwägungen spielen natürlich auch immer mehr ökonomische Aspekte bei der Beantwortung dieser Frage eine Rolle. Zudem gibt es in manchen Fällen keine allgemeingültigen Richtlinien, son-dern es muss vielmehr unter Berücksich-tigung der verfügbaren Ressourcen und der vorhandenen Kompetenz in einem medizinischen Umfeld entschieden wer-den. Dies soll im Folgenden an einem kli-nischen Beispiel erläutert werden.

Nicht selten werden im Rahmen von Routinesonographieuntersuchungen in-zidentell Leberherde detektiert. Von klas-sisch benignen Läsionen abgesehen (wie beispielsweise Zysten oder Hämangio-men), gelingt jedoch die genaue Charak-terisierung der Leberherde selbst dem er-fahrenen Untersucher häufig nicht. Was ist nun als nächster Schritt zu unterneh-men? Mehrere Möglichkeiten kommen in Betracht. Soll zunächst ein kontrast-mittelgestützter Ultraschall durchge-führt werden? Sicherlich ist dies bei ent-sprechender Expertise des Untersuchers eine gute Alternative. Oder sollte – ins-besondere bei Patienten mit ungünsti-gen Schallbedingungen – nicht besser eine Computertomographie angewendet werden? Für letzteres Verfahren spre-chen die konstant gute Bildqualität selbst bei nichtkooperativen Patienten, die ho-he Verfügbarkeit und relativ geringe Un-tersuchungskosten. Oder sollte doch di-rekt die Magnetresonanztomographie

erfolgen? Dieses Verfahren besitzt ei-ne unangefochten hohe diagnostische Spezifität für die Einordnung von Leber-herden und kommt zudem noch ohne ei-ne Strahlenexposition aus, was gerade bei jüngeren Patienten nicht vernachlässigt werden sollte. Wie sieht es mit der PET/CT-Untersuchung aus? Sind nicht auch metabolische Kriterien von Nutzen, um einen Leberprozess suffizient einzuord-nen? Oder könnte nicht auch, z. B. bei klinischem Verdacht auf das Vorliegen eines hepatozellulären Karzinoms, eine invasive Methodik wie die digitale Sub-traktionsangiographie indiziert sein? Hierbei könnte neben der rein diagnos-tischen Aufarbeitung auch bereits eine Therapie initiiert werden, wie z. B. eine Chemoembolisation.

> Es ist wichtig, mit den Vor- und Nachteilen eines diagnostischen Verfahrens vertraut zu sein

Eine einheitliche Empfehlung zum Vor-gehen beim oben geschilderten Szenario ist sicher nicht möglich. Wir sind deshalb sehr froh, vier kompetente und anerkannte Autoren(gruppen) für die folgenden Bei-träge gewonnen zu haben. Hierbei werden die diagnostischen Bereiche der Nuklear-medizin, der Computertomographie, der Magnetresonanztomographie und der di-gitalen Subtraktionsangiographie genauer beleuchtet. Es besteht nicht der Anspruch, jedes Verfahren bis ins kleinste Detail zu erörtern. Vielmehr soll dem Leser ein Ge-samtüberblick über die Möglichkeiten, aber auch die Limitationen der einzelnen Modalitäten gegeben werden.

Wir hoffen, dass durch diese Arbeiten im klinischen Alltag Entscheidungshilfen geboten werden, das richtige diagnosti-sche Verfahren bei verschiedenen Frage-stellungen und unter Berücksichtigung der entsprechenden klinischen Situation zu finden. Wir möchten dabei unterstrei-chen, dass die Bildgebung ein klassischer interdisziplinärer Ansatz ist, der dem Gas-troenterologen in der gemeinsamen Be-funddiskussion einen ganz besonderen Nutzen bietet. Gerade auch darum ist es wichtig, mit den Vor- und Nachteilen die-ser diagnostischen Verfahren vertraut zu sein.

T. Lauenstein

J.F. Riemann

KorrespondenzadressenPD Dr. T.C. Lauenstein

Abt. für Radiologie und Neuroradiologie, Universitätsklinik EssenHufelandstrasse 55,45147 [email protected]

Prof. Dr. J.F. RiemannEhem. Direktor der Med. Klinik Cam Klinikum LudwigshafenParkstr. 49, 67061 [email protected]

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