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Bio-Fibel #07

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Zeitschrift für Bio-Wissen 02/2010

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Page 1: Bio-Fibel #07

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BIO-FIBELZEITSCHRIFT FÜR WISSEN AUS DER BIOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT 2/2010

Hans-Peter Dürr – Quantenphysiker für's Ganze

Bio-Bienen – In einem uns bekannten Land

Soziale Landwirtschaft – Lass' Blumen sprechen!

GV-Energiepflanzen – ein Sackgassenansatz

Page 2: Bio-Fibel #07

Bio-Fibel 2/2010 — 2 —

Hans-Peter Dürr beschreibt ein Hauptproblem der Gentechnik sehr gut: „Die Gentechnik betrachtet das Lebendige einfach als komplizierte Maschine. In dem Moment, wo wir das Lebendige als etwas Totes, also als eine Maschine betrachten, scheitern wir.“ In die Agrogentechnik, also ins vorprogrammierte Scheitern, werden Jahr für Jahr Milliarden Euro gepumpt.Es ist kaum vorstellbar, dass der Augustinerpater Gregor Mendel, als er vor knapp 150 Jahren weiß- und rotblühende Erbsensorten kreuzte, ahnte, dass er später als eigentlicher Vater der Gentechnik dastehen würde. Und dennoch ist es so. Auf Basis der Mendelschen Vererbungslehre gelang es 1980 erstmals, mithilfe des Agrobacterii tumefaciens einzelne, artfremde Gene gezielt zu transferieren. 1980 gilt daher als

Geburtsstunde der „Grünen Gentechnik“. 1994 hält sich die „Antimatschtomate“ monatelang, nicht am Teller, dafür aber in den Medien. 1996 wird das erste gentechnisch veränderte Soja angebaut. Es handelte sich um Bohnen, die als einzige die Spritzung mit einem Totalunkrautvernichtungsmittel überleben.Heute ist die grüne Gentechnik nicht viel weiter. Es geht nach wie vor v. a. um Spritzmittelresistenzen. Das Erschreckende ist, dass viele der Heilsversprechen in den wenigen Jahren des Anbaus zum Teil schon drastisch widerlegt wurden. Die „verbesserte Unkrautkontrolle“ der Gentechpflanzen schaut in Realität so aus, dass der Spritzmittelverbrauch der USA im Vergleich zu 1996 um unglaubliche 145.000 Tonnen jährlich gestiegen ist. Warum das? Unkräuter wurden gegen den Wirkstoff des Totalherbizids resistent. Sie überleben die Spritzungen wie das Gentech-Soja und breiten sich epidemisch aus. Konnten diese Beikräuter früher mit einer einzigen Spritzung in Schach gehalten werden, so müssen die Felder heute sechs- bis achtmal gespritzt werden.Der Schrecken der landwirtschaftlichen Gentechnik liegt in ihrer Unauffälligkeit. Man kann sich die Gentechnik einfach nicht vorstellen, denn sie ist weder zu sehen noch zu hören, riechen, schmecken oder fühlen. Sie verbreitet sich auch nicht durch eine schlagzeilentaugliche Explosion. Sie schleicht sich vielmehr lautlos rund um den Erdball auf möglichst viele Felder und damit auch in unser Essen.Noch sind wir in der glücklichen Lage, gentechnikfreie Lebensmittel gezielt kaufen zu können. Österreich bildet ein rühmliches, gentechnikfreies Bollwerk innerhalb der EU. Vielleicht nicht ganz zufällig spielt in Österreich die Biologische Landwirtschaft eine besonders starke Rolle. Die Bio-Landwirtschaft ist und bleibt die einzige zukunfts-sichere Landwirtschaft, da sie mit der und nicht gegen die Natur arbeitet. Wie sagte bereits Hans-Peter Rusch, einer der Bio-Gründerväter: „Fruchtbarkeit kann man nicht im Sack kaufen, man muss sie selber am Feld anbauen. Nur Leben bringt Leben!“ – eine seit Jahrtausenden tausendfach bewiesene Wahrheit!

EDITORIAL

Reinhard Geßl, HerausgeberINHALT

Warum es ums Ganze geht 3Das Waldviertel ist frei 7Wo Bier und Honig fließen 9Shortcuts 10-11Es grünt so grün 13Durch die Blume 15East Side Story 16Zahl die schönen Stunden nur... 18Kritischer Gentechnik-Leitfaden A-D

NEIN, DIESE GENTECHNIK BRAUCHEN WIR NICHT!

Page 3: Bio-Fibel #07

— 3 — Bio-Fibel 2/2010

IM GESPRÄCH

Hans-Peter Dürr ist nicht nur einer der bedeu-

tendsten Physiker unserer Zeit, sondern auch

ein hochdekorierter Vordenker der Umwelt- und

Friedensbewegung. Die Bio-Landwirtschaft hat

für ihn die gleiche Bedeutung wie der Humus für

unsere Böden: Sie ist Basis für unser Überleben.

Hans-Peter Dürr feierte kürzlich seinen 80. Geburtstag. 50 Jahre forschte er gemeinsam mit den renommiertesten Physikern der Welt als Quantenphysiker über das Verhalten und die Wechselwirkungen der allerkleinsten Teilchen. Zum Schluss seiner Forscherkarriere überkam Dürr die Erkenntnis, dass es die Materie und ihre kleinsten Teilchen im Grunde nicht gibt.

WARUM ES UMS GANZE GEHT

Anstatt frustriert zu sein, widmete er sich ab dann intensiv der Nichtmaterie bzw. der Beziehungsstruktur. In seinem Spätwerk geht es nicht mehr um das Kleinste, sondern um das Ganze, um Umwelt- und Friedensfragen. Seine Erkenntnisse und sein Engagement wurden mit dem Friedens- und Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Als Bio Austria Professor Hans-Peter Dürr anlässlich des Starts ihrer Kampagne „Wir schauen auf’s Ganze“ nach Wien lud, nutzten wir die Gelegenheit und trafen den philosophischen Physiker in der biologisch bekochten Hollmann Beletage im Zentrum Wiens. Wir plauderten über die ökonomische Sperrigkeit der Sonnenenergie, latente Lernschwächen der Menschheit, Missverständnisse der Grünen Gentechnik und schlussendlich über die hohe Dichtkunst der Biologischen Landwirtschaft.

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Bio-Fibel 2/2010

IM GESPRÄCH

Herr Prof. Dürr, mein Kollege will sich ein Auto kaufen …

(Schlägt die Hände zusammen)

Oh Gott! Wir sind immer noch im Autozeitalter.

Ist das so schlimm?

Das Auto wird sich in seiner jetzigen Form ändern. Wenn ein Zug wie in Japan über größere Distanzen schneller als 300 km/h fährt, kann damit das Auto nicht mehr konkurrie-ren. Und in den Städten ist das Auto auch nichts mehr wert, sobald die U-Bahn alle 40 Sekunden fährt. Also braucht man Autos nur noch zur Flächendeckung von kleineren Nicht-Ballungsräumen. Und dafür sind keine so komplizierten Autos – wie wir sie heute haben – notwendig, sondern einfache, praktische, leichte Fahrzeuge, die pro Tag nicht mehr als 50 Kilometer fahren müssen, sich vielleicht über Nacht mit einer Batterie aufladen lassen.

Bleibt dabei aber die menschliche Mobilitätssehnsucht auf

der Strecke?

Wenn man sagt, ein Auto gibt mir Mobilität, dann stimmt das überhaupt nicht. Mobilität heißt, dass ich mich bewege. Aber wenn ich mich ins Auto setze, mich anschnalle, dann bewege ich mich eigentlich gar nicht. Das Auto hat eine Mobilität, aber nicht ich.

Mit „Fortschritt“ und „Wachstum“ sind die Lösungsansätze

in unserer Gesellschaft klar definiert. Sind da Querdenker

wie Sie nicht eigentlich obsolet?

Unser Fortschritt ist einer, bei dem wir uns mit jedem Schritt selbst ruinieren. Weil wir bei diesem Fortschritt von etwas Gebrauch machen, das endlich ist. Die Wirtschaft sagt: „Es gibt keine Grenzen.“ Wir Naturwissenschaftler wissen aber, dass es sehr wohl Grenzen gibt. Die Erdoberfläche ist endlich, die Energie, die wir zur Verfügung haben, ist endlich und auch das Material ist endlich, außer es kommt ein Meteorit runter. Aber die Wirtschaftsleute sagen immer: „Es gibt keine Grenzen. Wir haben keine Grenzen, weil die Fantasie des Menschen unend-lich ist ...“

Ein gutes Argument?

Nein! Wir sind nun einmal an die Grenzen gebunden, die uns unsere Umgebung vorgibt.Und wer bitte ist denn der Kreative? Doch nicht die Wirtschaft!? Wenn die Wirtschaft meint, wir haben einen Brennstoff, der zu Ende geht, jetzt wenden wir uns schnell an die Wissenschaftler, denen ist bisher immer etwas eingefallen – gut, das ist in gewis-ser Weise richtig. Aber es ändert nichts daran, dass wir echte Grenzen haben. Wenn die fossilen Brennstoffe ausgehen, was will die Wirtschaft dann machen? Das Einzige, was dann bleibt, ist die Sonnenenergie. Aber die will die Wirtschaft nicht.

Was stört die Wirtschaft an der Sonnenenergie?

Sonnenenergie ist dezentralisiert. Im jetzigen System erhält der Energieversorger seine Macht durch den unmittelbaren Zugriff auf die Energiequellen – auf fossile Brennstoffe, die über Millionen von Jahrhunderten angesammelte Energie sind, und die wir jetzt verbrauchen. Das ist die Machtstruktur bei der Energieversorgung. Wie bei der Mafia – alle Tresore wer-den aufgebrochen, ausgeraubt und dann ist es zu Ende. Wir werden es zwar nicht merken, weil wir ja nicht solange leben. Aber wir geben diese Welt anderen Generationen weiter. Die werden dann sagen: Alles ausgeraubt!

Das heißt, die Menschheit kommt in beträchtliche

Schwierigkeiten?

Alle kommen nicht in Schwierigkeiten, das wäre eine falsche Aussage. Es wird vor allem die eine Milliarde Menschen im Westen betreffen. Da gebe ich praktisch auf, dass wir da noch rechtzeitig was lernen.Meine Hoffnung gilt denen, die noch nicht in die Situation des modernen Konsums gekommen sind. Diesen Menschen muss man nichts erst abgewöhnen, sondern ihnen einfach erklären, dass ihr Aufstieg anders aussieht.Der Westen stimmt mich allerdings sehr pessimistisch: Ich habe eigentlich angenommen, dass der Wirtschaftscrash, den wir gerade erleben, für mehr Klarheit sorgen würde. Seit 40 Jahren sage ich: „Das alles kann doch nicht gehen – das birgt doch so viele Widersprüche in sich.“ Aber der Crash ist da – und was macht man jetzt? Man versucht die ursprüngliche Situation wieder herzustellen, anstatt sich zu fragen, warum es eigentlich nicht funktioniert hat. Wie groß muss eigentlich eine Katastrophe sein, dass selbst der Westen daraus lernt?

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— 5 — Bio-Fibel 2/2010

IM GESPRÄCH

Wird der Westen seine Katastrophe so einfach hinnehmen?

Das ist meine Angst. Es handelt sich beim Westen ja um jene Mächte, die auch Atomwaffen haben. „Die werden dann sagen: Jetzt müssen wir auf den Rest der Welt zugreifen! Wir haben die Atomwaffen und wer uns nicht die Ressourcen gibt, den machen wir nieder! Die anderen fünf Milliarden sind uns egal!“

Ihnen wurde der Alternative Nobelpreis – etwas salopp gesagt

– für ihre Vordenkerarbeit „Hochentwickelte Technologien

für friedliche Zwecke nutzbar zu machen“ verliehen. Ist die

Gentechnik eine solche, potentiell „friedliche“ Technologie?

(Schüttelt den Kopf) Nein! Die Technik hat sich ursprüng-lich mit unbelebter Materie auseinander gesetzt. Wir kön-nen Maschinen bauen und all diese Dinge. Jetzt beginnt die Technik auch das Lebendige zu sehen. Sie fragt sich: Wie kann ich das Lebendige als Physik verstehen. Das macht die Gentechnologie – sie betrachtet das Lebendige einfach als eine komplizierte Maschine. In dem Augenblick aber, wo wir das Lebendige als etwas Totes, also als eine Maschine betrachten, scheitern wir. Da sind wir gerade mit der Gentechnik dabei.

Als Mitarbeiter von Edward Teller und Werner

Heisenberg haben Sie zwei konträre Denkschulen in der

Naturwissenschaft erlebt. Soll alles Machbare gemacht wer-

den, also auch die Gentechnik in der Landwirtschaft, oder

soll Verantwortung ein wissenschaftlicher Maßstab sein?

Teller hat immer gesagt: „Wir erleben mehr als wir begreifen, weil wir noch nicht genügend Wissenschaft betrieben haben. Wenn wir alles, was wir erleben auch erklären können, dann haben wir auch alles im Griff.“Werner Heisenberg war dagegen der „Künstlerwissenschaftler“. Heisenberg hat gemeint, man muss ein Lied erst einmal singen, bevor man die Noten schreibt. Im Gegensatz zu Teller, der die Auffassung vertreten hat – wenn man die Noten kennt, kann man jedes Lied schreiben… Aber das war der große Irrtum von Teller. Das Lied ist nicht die Noten, die ich nebeneinander aufschreibe, sondern was sich in mir abspielt, wenn ich Noten auf einem Klavier spiele.Das ist wie bei einem Gedicht: Wenn ich ein Gedicht lese, hat das nichts mit der Reihenfolge der Buchstaben zu tun. Ein Gedicht lebt beim Lesen von meinem Einverständnis – und das kann ich wissenschaftlich überhaupt nicht verstehen. Ein Gedicht ist mehr als die Summe der Buchstaben – und das Ganze ist mehr als die Summe der Teile. Deshalb sage ich auch, dass das Ganze so wichtig ist.

Aber was genau ist das Ganze?

Das Ganze ist das, dem kein Teil fehlt. Und gleichsam hat das größere Ganze keine Teile, sondern nur Teilhabende. In der Physik nennen wir das Holon. Wir zusammen sind ein Ganzes, wenn wir uns hier unterhalten. Wir können sagen, wir haben jetzt ein Gespräch und das ist etwas, was ich gänzlich geschlos-sen sehe und das ich beschreiben kann, aber es ist nur eine Näherung. In dem Augenblick wo wir miteinander reden, ver-

ändern wir drei uns, weil wir etwas hören, was wir vorher nicht gehört haben und wir gehen auseinander, jeder verändert. Ich habe A und B und C, und die sind in Wechselwirkung miteinan-der. A und B und C ändern sich die ganze Zeit. Alles ist im Fluss und nicht wie Teller meint: Ich mache ein Experiment und jetzt habe ich es verstanden und jetzt kann ich weitermachen.

Wenn der Mensch das Ganze ist, dann darf er doch auch das

Ganze zerstören? Sozusagen würde sich das Ganze eben

selbst kaputt machen…

Das Ganze macht der Mensch nicht kaputt, kann er gar nicht. Wir werden kaputt gemacht. Weil das Ganze, das hat kein Interesse an diesem blöden Menschen. Ich kann mir ohne wei-teres vorstellen, dass die Menschheit einfach aus der Evolution rausfliegt. Das Ganze sagt: „Du bist nur ein Teilnehmer, wenn du dich so verhältst, dann fliegst Du raus. Wir haben doch 3 ½ Milliarden Jahre Entwicklung hinter uns, ihr Menschen seid dabei erst seit mehreren 10 000 Jahren da – das sind für uns nur die letzten Sekunden, die sind uns misslungen, aber davon lassen wir uns nicht stören!“

Kaputt gemacht wird derzeit auch viel in der konventionel-

len Landwirtschaft. Gentechnik, Böden, Klima, Biodiversität

sind nur ein paar Stichwörter. Wird es da noch ein Einlenken

in Richtung Bio-Landwirtschaft geben?

Ich würde sagen, sie lernen es noch. Wenn all jene Landwirte, die noch nicht biologisch wirtschaften, sich nach und nach fra-gen müssen: „Was ist denn mit meinem Land passiert, das hat doch immer gute Früchte getragen und jetzt habe ich bald kein chemisch-synthetisches Mittel mehr mit dem ich die Mängel kompensieren kann?“Und der Humus auf ihren Böden ist kaputt – also das Lebendige. Die Lebendigkeit des Humus ist ja die Grundvoraussetzung für einen fruchtbaren Boden, denn das Lebendige baut auf dem Lebendigen auf. Wenn die Landwirtschaft meint, alles künst-lich regulieren zu können, dann macht sie alles Lebendige und damit auch den Humus kaputt. Das ist wieder so wie bei dem Gedicht und der Gentechnik – wenn ich anfange, gewis-se Buchstaben einfach wegzustreichen, dann habe ich zum Schluss überhaupt keine Chance mehr, ein Gedicht zu schrei-ben. Das werden sie in der Landwirtschaft noch spüren.

Abschließend dürfen wir Sie auf ein ungefährliches

Experiment einladen: Auf wie viele Bio-Lebensmittel fällt

gerade unser imaginärer Blick in Ihrem Kühlschrank?

Wenn Sie bei uns in den Kühlschrank reinsehen, dann finden Sie viele Bio-Lebensmittel. Meine Tochter arbeitet in der Schweisfurth-Stiftung – wir beziehen daher Naturalien von den Hermannsdorfer Landwerkstätten. Auch das Bio-Gemüse-Kistl beziehen wir direkt aus der Umgebung. So kriegen wir jede Woche genau das angeliefert, was im Augenblick wächst und sind ganz nah bei den Bio-Bauern.Danke für das Gespräch!

Wilfried Oschischnig und Reinhard Geßl

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Eduard Köck und Markus Schörpf – Gralshüter des Waldviertels

Page 7: Bio-Fibel #07

— 7 — Bio-Fibel 2/2010

BIO-WISSEN

Global denken und regional handeln ist ein

Leitsatz von Eduard Köck und Markus Schörpf.

Global ist die Bedrohung durch die Gentechnik,

lokal ist das Waldviertel. Mit ihrer Initiative

Waldviertel haben die Beiden es geschafft, einen

Großteil der Waldviertler Bäuerinnen und alle

Waldviertler Gemeinden für ihr Anliegen zu

mobilisieren: ein gentechnikfreies Waldviertel.

Fährt man heutzutage über die Horner Bundesstraße ins Waldviertel, dann prägen die grellgelben Rapsstreifen das Landschaftsbild. Es scheint zumindest rein optisch, dass Raps den Waldviertler Klassikern wie Roggen, Mohn und Erdäpfel den Rang abgelaufen hat. Blöderweise ist Raps neben Mais jene Pflanze, die im besonderen Interesse der Gentechnikerinnen steht.Das Waldviertler Urgestein gibt es bereits seit 590 Millionen Jahren. Seit lächerlich wenigen 15 Jahren wird auch das Waldviertel davon bedroht, dass von Menschhand umgebaute Lebewesen, die sich in dieser Form in der Natur niemals aus-bilden würden, in der freien Natur ausgebracht werden, z. B. ausgesät in Form von gentechnisch verändertem Mais oder Raps. Und die Bedrohung der grünen Gentechnik ist tatsäch-lich ernst, denn hinter der Idee des patentierten Lebens ste-hen Interessen der geldreichsten und damit einflussreichsten Chemiekonzerne der Welt.Eduard Köck und Markus Schörpf nehmen sich im Vergleich zu diesen Multis wie zwei biblische Davids aus. Eduard Köck ist Milchschafbauer und Bürgermeister von Thaya. Markus Schörpf ist Bio-Milchziegenbauer mit umwerfend gutem Ziegenkäse in Rastenfeld. Beide zusammen bilden das erfolg-reiche Obmannduo der Initiative Waldviertel, die sich seit 2002 für ein gentechnikfreies Waldviertel engagiert.„Wenn schon die EU von nationalen Regierungen ver-ordnete gentechnikfreie Zonen verbietet, dann will die Initiative Waldviertel auf Basis von Freiwilligkeit durch Unterstützungserklärungen von Bauern und Gemeinden, ein gentechnikfreies Waldviertel absichern“ sagt Obmann Eduard Köck. Markus Schörpf, Obmann-Stellvertreter und national wie international hochgeschätzter Experte für die Gefahren der grünen Gentechnik, erinnert sich als Vordenker der Initiative noch gut: „Die Idee einer freiwilligen Gentechfrei-Region passte einfach wunderbar zum Waldviertel. Daher

fanden sich 2002 für die Gründung der Initiative mit dem Land Niederösterreich und dem Agrarlandesrat sowie dem Initiator der Bio-Marke „Zurück zum Ursprung“ prominente Mitstreiter für das bestechend simple Ziel, die gentechnikfreie Gewinnung von Lebensmitteln im Waldviertel auf freiwilliger Basis dauer-haft abzusichern.“ In der Zwischenzeit haben sich 5500 Waldviertler Bäuerinnen per Unterschrift für einen gentechnikfreien Anbau auf ihren Feldern und Äckern entschieden. Zur Seite stehen den Bäuerinnen alle 109 Waldviertler Gemeinden, die sich mit-tels Gemeinderatsbeschlüssen für die Anliegen der Initiative Waldviertel ausgesprochen haben. „Der Weg der konzentrierten Freiwilligkeit als Mittel für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittelgewinnung ist in Österreich und Europa rich-tungsweisend“, ist Obmann Köck überzeugt.Der Erfolg gibt ihm recht. Bereits 74 Regionen Europas machen es dem Waldviertel nach und haben explizit erklärt, auf Gentechnik zu verzichten. Sie alle haben sich gemeinsam mit der Initiative Waldviertel zu den gentechnikfreien Regionen Europas zusammengeschlossen.Auf die Frage, wie die Initiative Waldviertel in zehn Jahren aussehen wird, antwortet Markus Schörpf lachend: „In zehn Jahren wird es die Initiative nicht mehr geben, denn dann werden wir Gentechnikgegner gewonnen haben, denn die Gentechnikriesen werden bankrott sein!“ Unrealistisch? Auch David hat bekanntlich gegen Goliath gewonnen …

Reinhard Geßl

FAKTEN UND ZAHLEN

Projekt: Projekt: Initiative Waldviertel

Obleute: Obleute: Eduard Köck und Markus Schörpf, Bio-Bauern

Projektbeginn:Projektbeginn: 2002

Info: Info: - Unter Grüner Gentechnik versteht man die Anwendung gen-

technischer Verfahren in der Züchtung von Pflanzen, es

entstehen transgene Pflanzen. Dabei werden gezielt einzelne,

artfremde Gene eingeschleust.

- Bereits auf 8,4 % der weltweiten Anbaufläche wurden 2008

gentechnisch veränderte (GV) Pflanzen angebaut. Dabei füh-

rend sind spritzmittelresistente Sojapflanzen.

- Auf 85 % der Rapsanbaufläche Kanadas wird GV-Raps ange-

baut. GV-Raps darf in der EU zwar eingeführt, aber noch nicht

angebaut werden.

DAS WALDVIERTEL IST FREI

Page 8: Bio-Fibel #07

Bio-Bienenvirtuose Stefan Mandl

Page 9: Bio-Fibel #07

— 9 — Bio-Fibel 2/2010

BIO-WISSEN

WO BIER UND HONIG FLIESSENDamit haben wir nicht gerechnet. Unser Besuch

beim Bienenexperten Stefan Mandl führt uns

nicht, wie erwartet, in eine kleine Imkerei am

Stadtrand von Wien, sondern direkt auf das ehe-

malige Firmengelände der Schwechater Brauerei.

10000 Bienenvölker beleben das verlassene Bier-

Areal und produzieren ab sofort eine andere

goldgelbe Köstlichkeit: Bio-Honig.

Nach mehr als zwanzigjährigem Dornröschenschlaf werden Teile der historischen Gemäuer nun wieder genutzt: Sie dienen als Verarbeitungs- und Lagerstätten für den Honig, den Stefan Mandl vor Ort produziert. Mandl ist aber nicht „nur“ Bio-Imker. Als Mitarbeiter des Departments für Nachhaltige Agrarsysteme an der Universität für Bodenkultur beschäftigt er sich auch wissenschaftlich mit den Hautflüglern. Im riesigen Festsaal der ehemaligen Brauerei, der schon demnächst die Schleuderstraße für den Bio-Honig beherbergen soll, finden wir noch ein Plätzchen, um über Leben und Arbeit der fleißigen Insekten zu plaudern. Bienen sind Sympathieträger und haben dennoch schlechte Karten. „Bienen übernehmen wesentliche Aufgaben in (Agrar-)Ökosystemen. Allein ihre Bestäubungsleistung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Doch trotz ihrer Wichtigkeit – Bienen haben keine starke Lobby und leiden massiv unter der ständig wachsenden Intensivierung der Landwirtschaft“, erklärt Mandl und liefert auch gleich ein konkretes Beispiel. In intensiven Maismonokulturen lassen Schädlinge logischer-weise nicht lange auf sich warten. Auch der Maiswurzelbohrer, den man durch ausgewogene Fruchtfolgen ganz einfach in Schach halten könnte, wird da zum Problem und mit Clothianidin, einem hoch toxischen Pestizid, bekämpft. In Deutschland waren Regionen, in denen mit Clothianidin gebeiztes Saatgut großflächig ausgebracht wurde, innerhalb kürzester Zeit insektenleer. „Das Pestizid unterscheidet nicht zwischen gut und böse. Egal, ob Nützling oder Schädling, das Gift wirkt sofort. Die meisten Bienen schaffen nicht einmal mehr den Weg zurück in den Stock, sie sterben an Ort und Stelle“, erläutert Mandl. Selbst die Wasseraufnahme bedeutet Lebensgefahr: Bienen nutzen Guttationstropfen, also Wasser, das von der Pflanze aktiv über die Spaltöffnungen der Blätter ausgeschieden wird, um ihren Flüssigkeitsbedarf zu decken.

Studien haben gezeigt, dass auch dieses Guttationswasser noch genügend Clothianidin enthält, um die Bienen zu töten. Da das Gift jahrelang im Boden bleibt, werden zudem auch noch nachfolgende Kulturen kontaminiert. Trotz dieser drama-tischen Auswirkungen wurde der Einsatz von Clothianidin in der konventionellen Landwirtschaft bisher nicht verboten. Doch damit nicht genug. Auch der Anbau gentechnisch verän-derter Pflanzen setzt den Bienen zu. Wie zum Beispiel genma-nipulierter Bt-Mais, der in unterschiedlichen Ländern bereits großflächig angebaut wird: Ein, aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis stammendes Gen wird in die Maispflanze eingebaut und bewirkt, dass jede einzelne Zelle dieser genma-nipulierten Pflanze Gift produziert, das Schädlinge abtöten soll, aber auch gegen Nützlinge wirkt. Ganze Bienenvölker können dadurch stark geschwächt werden, unter chronischen Vergiftungserscheinungen leiden – und dadurch leichte Beute für Parasiten werden, die ihnen unter normalen Umständen nur wenig anhaben könnten.Sind die Ursachen für die Misere der Bienen auch vielfältig, die intensive Landwirtschaft, der damit verbundene massi-ve Pestizideinsatz und großflächigen Monokulturen tragen jedenfalls wesentlich dazu bei. Ein Umdenken, hin zu einer verstärkten Ökologisierung der Landwirtschaft, wäre in unser aller Interesse notwendig. Bis dahin kann man nur hoffen, dass die Bienen durch das Engagement zahlreicher Bio-Bäuerinnen und Menschen wie Stefan Mandl wieder genügend Rückenwind bekommen, um in den kommenden Saisonen neu durchstarten zu können.

Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN:

Betriebsleiter: Dr. Stefan Mandl

Betriebsinfo: 10000 Bienenvölker, tägliche „Produktion“ von 400

Königinnen, Lieferung des Bio-Honigs an den Großhandel

Info: Info: - Für 1 kg Honig müssen Bienen 5 bis 15 Mio. Blüten besuchen.

- Die Bestäubungsleistung der Biene sichert unsere Ernährung

und beträgt etwa das 10fache ihrer Honigleistung. Bei einer

Honigproduktion von 8000 t lag die Bestäubungsleistung dem-

nach allein für Österreich im Vorjahr bei etwa € 560 Mio.

- Die Biene ist nach Rind und Schwein das drittwichtigste

Nutztier.

Page 10: Bio-Fibel #07

Bio-Fibel 2/2010 — 10 —

SHORTCUTS

SO SCHMECKEN WILDPFLANZEN

Meinrad Neunkirchner, begnadeter Koch, und Katharina Seiser, leidenschaftliche Kulinarik-Journalistin, haben sich gefunden um ein wunderschön und modern gestaltetes Kochbuch über Wildpflanzen zu komponieren und somit altes Wissen wieder lebendig zu machen. Mit dem hosentaschen-tauglichen Wildpflanzenbegleiter finden Sie sicher die gewünschten Kräuter auf ihrem Weg, mit ein-fachsten Mitteln können Sie die Aromenvielfalt für das ganze Jahr konservieren und die 144 Rezepte sind meist so einfach, dass das geschmacksexplosive Festessen von der Suppe bis zum Dessert sicher gelingt. Wie wäre es z. B. mit einem überbackenen Brennnesselrisotto oder Taubnesselsalat mit gebratenen Steinpilzen? Ab nun gibt es keine Ausrede mehr, denn die Wildnis ist essbar!

Weitere Informationen: im guten Buchhandel und unter www.loewenzahn.at

GENTECH-FUTTER FÜR BODENTIERE

Kanadische Wissenschafterinnen untersuchten in einer aktuellen Studie die Wirkung von gen-technisch verändertem Mais auf die Boden-Umwelt. Dabei konnte in unterschiedlichsten Bodenorganismen transgene, also gentechnisch veränderte DNA nachgewiesen werden – und zwar in deutlich höherer Konzentration als im Boden. Die Wissenschafterinnen schließen daraus, dass die Tiere gen-technisch verändertes Pflanzenmaterial direkt aufgenommen haben. Dies unterstreicht Befürchtungen von Gentechnik-Kritikerinnen und zeigt, dass ein isolierter Anbau genmani-pulierter Pflanzen nicht möglich ist. Neben der Gefahr von Auskreuzungen gentechnisch veränderter Pflanzen können auch Bodentiere, Bienen und andere Nützlinge mit der trans-genen DNA in Kontakt kommen, ohne dass deren Wirkung auch nur annähernd systematisch erforscht wäre.

Quelle: www.agronomy-journal.org

GENTECH-KARTOFFELN IN ÖSTERREICH UNERWÜNSCHT

Nun ist es also amtlich: Die EU hat den Anbau der Gentechnik-Kartoffel Amflora genehmigt. Es ist die erste Anbauzulassung in der Europäischen Union für gentechnisch veränderte Pflanzen seit 1998. Die stär-kehaltige Kartoffel darf nun nicht nur angebaut und in der Industrie technisch verwertet, sondern auch für die Tierfütterung verwendet werden. „Detail“ am Rande: Amflora enthält ein Antibiotikaresistenzgen, das hinsichtlich möglicher Gesundheitsauswirkungen heftig umstritten ist. Abgesehen davon wird befürchtet, dass mit genmanipulierten nachwach-senden Rohstoffen Gentechnik durch die Hintertür salonfähig gemacht werden soll. Die Zulassung der gentechnisch veränder-ten Kartoffel erscheint Kritikerinnen besonders unverständlich, da mittlerweile konventionell gezüchtete Sorten mit vergleich-baren technischen Eigenschaften wie Amflora verfügbar sind. Österreich geht in Sachen Gentechnik glücklicherweise – noch – andere Wege: Der Anbau der Gentechnik-Kartoffel ist nicht erlaubt.

Quelle: www.soel.de, www.boelw.de

PATENTIERTE SCHNITZEL?

Die Zahl der Patentanmeldungen auf Pflanzen und Saatgut hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Nun soll auch das Fleisch von Schweinen, die mit gentechnisch veränderten Futterpflanzen von Monsanto gefüttert wurden, patentiert wer-den – jedenfalls wenn es nach dem US-Agrarkonzern geht. Die Patentanmeldung auf Schinken und Schnitzel wurde von Monsanto bei der Weltpatentbehörde in Genf mit dem Argument eingereicht, dass die Verfütterung des hauseigenen Gentech-Sojas zu einer erhöhten Konzentration ungesättigter Fettsäuren im Schwein führt. Daher seien die entsprechenden Fleisch- und Wurst-Produkte eine exklusive Erfindung des Konzerns. Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, fordern zahlreiche Umwelt- und Landwirtschaftsorganisationen in einem internationalen Appell ein Verbot der Patentierung von Pflanzen, Tieren und Lebensmitteln.

Quelle: www.soel.de, www.greenpeace.de

Page 11: Bio-Fibel #07

GEWIDMET

VON DER

INITI

ATIVE

WALDVIER

TEL

BIO-FIBELKRITISCHER GENTECHNIK-LEITFADEN FÜR KONSUMENTINNEN 2010

Johann Wolfgang von Goethe

Grenzen der MenschheitWenn der uralte,

Heilige Vater

Mit gelassener Hand

Aus rollenden Wolken

Segnende Blitze

Über die Erde säht,

Küss ich den letzten

Saum seines Kleides

Kindliche Schauer

Treu in der Brust.

[...]

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Tivmavm wvi NvmhxsivrgDvmm wvi fizogv,

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oo

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ssssssssssssss

ttttttttt

uuuuuu

üü

v

ww

zz

Wissenschaftlich betrachtet gibt es zwischen der ersten und den beiden anderen Versionen keinen Unterschied.

In den Versionen 2 und 3 haben wir allerdings den Sinn im Ganzen durch unser Unverständnis verloren.Version 1 ist der Beginn eines Gedichts von Goethe im Original. In der Variante 2 sind die Buchstaben vertauscht (a=z, b=y etc.). In der Variante 3 ist die Häufigkeit der einzelnen Buchstaben des Gedichts fein sortiert angeführt.Quasi in der Variante 3 aber in einem um ein Hundertfaches längeren Gedicht arbeitet die Gentechnik indem sie einzelne Buchstaben herausnimmt und durch andere ersetzt. Verstehen Sie das?

Auszug aus: Hans-Peter Dürr: Warum es ums Ganze geht – Neues Denken für eine Welt im Umbruch, oekom-Verlag, 2009.

Danke an den oekom-Verlag für die freundliche Erlaubnis zum Abdruck.

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Page 12: Bio-Fibel #07

Bio-Fibel 2/2010

BIO-WISSEN SPEZIAL

Was sind gentechnisch veränderte Organismen?

Als gentechnisch veränderte Organismen (GVO bzw. GMO) werden Organismen bezeichnet, deren genetisches Material (DNA) auf eine Weise verändert wurde, wie dies in der Natur NICHT durch Kreuzung oder natürliche Rekombination vor-kommt.

Was will man mit der Gentechnik in der Landwirtschaft

bezwecken?

Rund 95 % der aktuellen Gentechnik-Konstrukte sind Organismen, die den Schädlingsbefall mindern bzw. den Einsatz von chemisch-synthetischen Spritzmitteln besser tole-rieren sollen. Dass jedoch Gentech-Pflanzen einen Chemie-Einsatz nur kurzfristig reduzieren können, zeigt eine Studie des renommierten US-Agrarwissenschafters Charles Benbrook: Der Pestizid-Einsatz ist demnach nur in den ersten drei Jahren geringer – in den Folgejahren steigt etwa bei Gen-Soja der Pestizideinsatz um über 50 % an!

Weshalb bringt Gentechnik den österreichischen Bäuerinnen

und Bauern keinen Nutzen?

Die kleinstrukturierte österreichische Landwirtschaft kann mit Fruchtfolgen und regional angepassten, robusten Sorten den Schädlings- und Beikrautdruck nachhaltig mindern.Das positive Image der österreichischen Landwirtschaft basiert zudem auf einer intakten Natur und gentechnik-freien, hochqualitativen Lebensmittelerzeugung – der Einsatz von Gentechnik gefährdet die nationalen wie internationalen Marktchancen der heimischen Lebensmittel und damit auch die gesamte österreichische Landwirtschaft.

Wo wird Gentechnik in der österreichischen Landwirtschaft

eingesetzt?

Gentechnisch veränderte Soja wird als Futtermittel nach Österreich importiert. Da es in Österreich gelungen ist, die Milchwirtschaft zur Gänze gentechnikfrei zu halten, können die Importe gentechnisch veränderter Soja für die heimische Landwirtschaft auf niedrigem Niveau gehalten werden. Derzeit werden große Anstrengungen unternommen, auch die öster-reichische Fleischerzeugung schrittweise auf Gentechnik-Freiheit umzustellen. Dies soll unter anderem durch einen verstärkten Import von gentechnikfrei zertifizierter Soja und der zusätzlichen gentechnikfreien Futtermittelgewinnung im Bereich der Bioethanolerzeugung gelingen.

Was macht Österreich für die Gentechnik-Freiheit?

Österreich hat sich klar und gegen den Willen der EU-Kommission für einen gentechnikfreien Weg in der Landwirtschaft entschie-

KRITISCHER GENTECHNIK-LEITFADENden. Dieser Weg wird politisch von allen Parlamentsparteien unterstützt und durch gesetzliche Maßnahmen abgesichert. Die Verbotsverordnung verhindert den Anbau von in der EU zugelassenen Gentech-Pflanzen in Österreich; das Saatgut-

Gentechnikgesetz garantiert Österreichs Bäuerinnen und Bauern den Erhalt von gentechnikfreiem Saatgut. Darüber hin-aus sichern die Gentechnikvorsorge-Gesetze der Bundesländer die Gentechnik-Freiheit auf den heimischen Feldern ab.

Gibt es in Österreich auch regionale Initiativen, um die

Gentechnik-Freiheit in der Landwirtschaft zu stärken?

Mit der INITIATIVE WALDVIERTEL gibt es in Niederösterreich eine europaweit vorbildliche Regionalinitiative zur Absicherung der Gentechnik-Freiheit. Über 5 500 Waldviertler Bäuerinnen und Bauern haben sich – ungeachtet aller gesetzlichen Regelungen – per freiwilliger Unterschrift für einen gentechnik-freien Anbau auf ihren Feldern entschieden. Zur Seite stehen ihnen hierbei das Land Niederösterreich und die Waldviertler Gemeinden, die ihre Unterstützung per Gemeinderatsbeschluss zum Ausdruck bringen. Die Hofer KG forciert als Hauptpartner der Initiative Waldviertel die Vermarktung gentechnikfreier Lebensmittel aus dem Waldviertel.

Welches Risiko besteht bei einer Ausbringung von gentech-

nisch veränderten Organismen für die Natur?

Die Auskreuzung gentechnisch veränderter Pflanzen (GV-Pflanzen) gefährdet die Umwelt. Insbesondere bei Raps besteht durch Pollenflug das Risiko einer großflächigen Auskreuzung in die Natur und damit eine Ausbildung von bisher unbekannten Beikräutern. Welche Folgen letztlich gentechnisch veränderte Organismen für die Biodiversität haben, kann heute noch nicht abgeschätzt werden. Zahlreiche Untersuchungen zeigen aber bereits: Gentech-Bt-Mais- tötet Schmetterlinge und Raupen - verursacht einen Rückgang saprophager Nematoden

(ernähren sich von toter, organischer Substanz) und räu-berischer Wanzen

- verzögert die Entwicklung und Überlebensrate von Florfliegen und Schlupfwespen

- schädigt Regenwürmer - beeinflusst das Immunsystem von Bienen

Welches Risiko besteht für die menschliche Gesundheit?

Es fehlen sichere Langzeit-studien zu den Auswirkungen von gentechnisch veränderter Nahrung auf die menschliche Gesundheit.

LINKSwww.initiative-waldviertel.at www.gentechnikfrei.atwww.blauen-institut.chwww.gesundheitsministerium.at

Page 13: Bio-Fibel #07

Bio-Fibel 2/2010

BIO-WISSEN SPEZIAL

Eine mögliche Beeinträchtigung der Gesundheit von Tieren wurde bereits in mehreren wissenschaftlichen Studien nach-gewiesen: Zugelassene GV-Maissorten bewirken: - Veränderungen im Stoffwechsel und Immunsystem von

Mäusen - Symptome für eine mögliche Schädigung von Leber und

Niere nach dem Verzehr von Gentech-Mais bei Ratten - geringere Produktivität nach dem Verzehr von Gentech-

Mais bei Mäusen

Wünschen sich die Österreicherinnen und Österreicher

Gentechnik-freie Lebensmittel?

Konsumentenbefragungen von renommierten Meinungsforschungsinstituten bestätigen immer wieder: Über 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher lehnen gentechnisch veränderte Produkte entschieden ab.

Unterstützt der Lebensmittelhandel den Konsumentenwunsch

nach gentechnikfreien Lebensmitteln?

Die gentechnikfreie Lebensmittelproduktion erweist sich für Lebensmittelverarbeiter wie Lebensmittelhändler als die der-zeit größte Marktchance: Über 900 biologische und konventionelle österreichische Lebensmittel sind derzeit bereits mit dem Kontrollzeichen der „Arbeitsgemeinschaft für Gentechnik-frei erzeugte Lebensmittel“ gekennzeichnet. In der Milchwirtschaft und Eierproduktion hat sich die Gentechnik-Freiheit bereits als Branchenstandard etabliert. Damit nimmt Österreich eine Vorreiterrolle in Europa ein.

Sind Bio-Lebensmittel generell gentechnikfrei?

Ja! Alle biologischen Lebensmittel sind gemäß den gesetzli-chen Richtlinien der EU-Bio-Verordnung gentechnikfrei.

Wie erkennt man gentechnikfreie Lebensmittel beim

Einkauf?

Sicherheit auf Gentechnik-Freiheit beim Einkauf gewährleis-ten nur Lebensmittel, deren Erzeugung und Verarbeitung mit strengen Produktionskriterien und Gentechnik-frei-Kontrollen einhergehen. Dies sind biologische Lebensmittel und Lebensmittel mit dem grünen Kontrollzeichen „Gentechnik-frei erzeugt“.

Ist der Einsatz von gentechnisch veränderten Futtermitteln

in der Milch-, Fleisch- und Eiererzeugung beim Endprodukt

kennzeichnungspflichtig?

Nein! Hier gibt es eine Lücke in der EU-Kennzeichnungs-verordnung: Lebensmittel von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln (z. B. Gen-Soja und Gen-Mais) gefüttert wurden, müssen laut EU-Kennzeichnungsverordnung nicht als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden. Es empfiehlt sich daher die Bio-Kennzeichnung und das grüne Kontrollzeichen „Gentechnik-frei erzeugt“ zu beachten.

Welche gentechnisch veränderten Organismen können bei

der Lebensmittelverarbeitung zum Einsatz kommen?

Hierbei können gentechnisch veränderte Zusatz- und Hilfsstoffe sowie Vitamine und Enzyme zum Einsatz kommen. Diese sind beim Endprodukt nicht kennzeichnungspflichtig.Die Bio-Kennzeichnung und das Kontrollzeichen „Gentechnik-frei erzeugt“ gewährleisten hingegen eine Gentechnik-freie Verarbeitung.

Wilfried Oschischnig

FILMTIPPS

„Monsanto, mit Gift und Genen“, Doku von M. Robin (arte.tv)

„Leben außer Kontrolle – Von Genfood und Designerbabies“, Doku-

mentation von B. Verhaag und G. Kröber (DENKmal-Film GmbH)

„Krieg ums Essen“ Dokumentation von M. Ladwig (hessen fernsehen)

„Percy Schmeiser, David gegen Goliath“ Dokumentation von Bertram

Verhaag (DENKmal-Film GmbH)

IMPRESSUMBio-Fibel – Zeitschrift für Wissen aus der Biologischen Landwirtschaft: Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Freiland Verband

für ökologisch-tiergerechte Nutztierhaltung und gesunde Ernährung; Seidengasse 33/13, 1070 Wien; Fon 01/4088809; Fax 01/9076313-20;

e-mail: [email protected]; net www.freiland.or.at; DVR-Nummer 0563943; Chefredakteur: Dipl.-Ing. Reinhard Geßl, Leiterin der Redaktion:

Dipl.-Ing. Elisabeth Klingbacher; Mitarbeit: Irene Pratsch, Wilfried Oschischnig; Redaktion: Forschungsinstitut für biologischen Landbau

(FiBL Österreich), Seidengasse 33/13, 1070 Wien; Fon: 01/9076313-0, net: www.fibl.org/de/oesterreich. Alle nicht anders gekennzeichneten Fotos: Geßl & Wlcek OG; Druck:

gugler GmbH Melk; Grafisches Grundkonzept: co2 – Werbe- und Designagentur; Layout: Geßl & Wlcek OG. Namentlich ge kennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt

der Meinung des Herausgebers entsprechen.

FREILAND-Spendenkonto: Erste Bank, BLZ 20111, Ktnr. 08210993; Auflage: 10000 Stück.

Hinweis: Eine geschlechtergerechte Formulierung ist uns in der Bio-Fibel ein großes Anliegen. Da wir gleichzeitig eine gut lesbare Zeitschrift herausgeben wollen, haben

wir uns entschieden, keine geschlechtsneutralen Begriffe zu verwenden, sondern alternierend entweder nur weibliche oder nur männliche Bezeichnungen. Wir sind

uns dessen bewusst, dass diese Generalklausel einer geschlechtergerechten Formulierung nicht ganz entspricht, wir denken aber, dass die gewählte Form ein Beitrag

zur publizistischen Weiterentwicklung für mehr sprachliche Präsenz weiblicher Begriffe sein kann.

Page 14: Bio-Fibel #07

SO WEIT MUSS BIO GEHEN.

EIN KLEINER SCHRITTFÜR MICH.

EIN GROSSER SCHRITTFÜRS KLIMA.

Exklusiv beiZurück zum Ursprung geht auch beim Umweltschutz den entscheiden-den Schritt weiter und verzichtet auf Soja-Futter und konventionellen Dünger. Das erspart jährlich eine CO

2-Menge von 16 Millionen LKW-

Kilometern. Garantierte Gentechnik-Freiheit in allen Produktions-schritten? Selbstverständlich. Und genauso selbstverständlich schmeckt man das auch. Prüfen Sie´s nach unter: www.zurueckzumursprung.at

Page 15: Bio-Fibel #07

— 11 — Bio-Fibel 2/2010

SHORTCUTS

d.signwerk.com

Wie sagt man so schön: Gegen Alles ist ein Kraut gewachsen! Das Wissen um die Kraft der Natur ist so alt wie die Menschheit. Daraus haben wir die neue Kräuterteelinie „Wieder gut!“ entwickelt. Sieben besondere Teemischungen in Aufguss-beuteln unterstützen in vielen Lebenslagen.Da wächst die Freude. www.sonnentor.com

Mutter Natur macht’swieder gut!

BIOLOGISCHER PFLANZENSCHUTZ AM WEINGUT COBENZL

Das Weingut Cobenzl setzt auf biologische Schädlingsbekämpfung: der Traubenwickler, ein gefürchteter Schädling im Weinbau, wird nicht mit herkömmlichen Insektiziden, sondern mit-tels Verwirrungstechnik bekämpft.Bei dieser Methode wird das Pheromon des Schadschmetterlings mit Hilfe von Dispensern gleichmä-ßig im Weingarten verteilt. Die vorhandenen oder ein-fliegenden Männchen sind nicht mehr in der Lage die Weibchen aufzuspüren, da sie sich in der großen Duftwolke (für den Menschen nicht wahrnehmbar und völlig unge-fährlich) nicht mehr orientieren können. So unterbleibt der Raupenschlupf und die Weintrauben können ohne Schädlingsbefall heranreifen.Mittlerweile wird die Verwirrungstechnik in Wien auf rund 300 Hektar Weingärten eingesetzt – das ist knapp die Hälfte des gesamten Weinbaugebiets. Für die Winzerinnen bedeu-tet das effizienten und umweltschonenden Pflanzenschutz; für den Wiener Wein heißt das gesunde und rückstandsfreie Trauben.

www.biohelp.at, www.weingutcobenzl.at

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PFLANZ‘ MICH!

Unter dem Motto „Pflanz’ mich! Bio-Vielfalt hinterlässt Spuren“ rief die Bio-Fibel im UN-Jahr der Biodiversität 2010 zur Aussaat von 10000 Bio-Samenpäckchen auf. Das Interesse war enorm, das Bio-Saatgut wurde bis zum letzten Samenkorn ausgebracht und sollte es heuer doch noch Sommer werden, erstrahlen demnächst zahl-reiche, bisher vernachlässigte Winkel und Balkone Wiens in einem bunten Bio-Blütenmeer. Für alle Pflanz’ mich! Aktivistinnen gilt weiterhin: Fotos der ausgesäten Bio-Vielfalt bis 30.10.2010 an [email protected] senden oder auf die Dank des besonderen Engagements eines „Bio-Gärtners“ seit neuestem existierende Pflanz’ mich!-Facebookseite stellen. Mit etwas Glück winkt ein Gutschein im Wert von € 100,- für einen Urlaub in einem der zahlreichen österreichischen Bio-Hotels.

Page 16: Bio-Fibel #07

Helmut Gaugitsch – in Sachen Gentechnik macht ihm keiner was vor

Page 17: Bio-Fibel #07

— 13 — Bio-Fibel 2/2010

BIO-WISSENSCHAFT

Klimawandel, Erdölknappheit und Energiekrise

könnten schon bald der Vergangenheit angehören.

Gibt es doch grüne Pflanzen, die statt stinkendem

Erdöl für energetisch und klimatisch bessere

Zeiten sorgen sollen …

Biomasse und Energie aus nachwachsenden Rohstoffen wer-den häufig als Wundermittel im Kampf gegen Klimaerwärmung und Erdölverknappung gepriesen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse im Golf von Mexiko eine auf den ers-ten Blick vielversprechende Alternative – aus ökologischer und entwicklungspolitischer Sicht dennoch eine durchaus problematische Strategie. Denn von Ausnahmen abgesehen bestimmen meist Monokulturen, intensive Bewässerung sowie massiver Einsatz schnelllöslicher Mineraldünger und Pestizide den Anbau. Von der Flächenkonkurrenz zur Lebens- und Futtermittelproduktion noch ganz zu schweigen.In der Diskussion rund um die Biomasseproduktion und Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen rücken auch gen-technisch veränderte Pflanzen immer mehr ins Rampenlicht. Während bei genmanipulierten Lebensmitteln die Fronten klar sind und „Gentech-Essen“ dem Großteil der Bevölkerung nicht auf den Teller kommt, hofft nun die Industrie im Rahmen der häufig emotional geführten Klimadebatte das Image der Gentechnik aufzupolieren und Stimmung für gentechnisch ver-änderte Energiepflanzen zu machen. Emotionen sind schön und gut, dachten sich Helmut Gaugitsch und Michael Eckerstorfer vom Umweltbundesamt, in einer wissenschaftlich fundierten Diskussion haben diese allerdings nichts verloren. Als Leiter der Abteilung „Landnutzung und Biologische Sicherheit“ bzw. Verantwortlicher des Projekts „Gentechnisch veränderte Pflanzen in der Energieerzeugung“ haben die Beiden daher mögliche Potentiale und drohende Risiken gentechnisch ver-änderter Energiepflanzen genauer unter die Lupe genommen.„Wenn man von Energiepflanzen spricht, handelt es sich meist um öl-, zucker- und stärkehältige Ackerkulturen, die auch als Lebens- und Futtermittel eingesetzt werden – allen voran Mais und Raps. Aber auch schnell wachsende Baumarten, wie die Pappel, werden genutzt“, erzählt Eckerstorfer, der mit dieser aktuellen Studie nicht nur eine Übersicht über die weltweite Verfügbarkeit gentechnisch veränderter (GV-) Pflanzen zur Biomasse- und Bioenergieerzeugung erstellt hat, sondern auch

geprüft hat, welche davon für einen Anbau in Österreich geeig-net wären – rein theoretisch, versteht sich. Während Österreichs Felder glücklicherweise noch gentech-nikfrei sind, werden in vielen Ländern gentechnisch ver-änderte Pflanzen bereits großflächig kultiviert. Mit all den ungelösten Problemen, offenen Fragen und unkalkulierba-ren Risiken für Natur und Umwelt, die ja unabhängig vom Verwendungszweck der GV-Pflanzen existieren. Abgesehen davon: Energiepflanzen haben kein Mascherl und können somit beabsichtigt oder unbeabsichtigt auch in der Lebens- oder Futtermittelproduktion auftauchen.Nicht weiter verwunderlich also, dass Eckerstorfer und seine Kolleginnen fordern, den Anbau von GV-Pflanzen auch in der Energieerzeugung verstärkt zu hinterfragen und die Risikoabschätzung deutlich zu verbessern. Auch das Argument, GV-Energiepflanzen könnten helfen, Treibhausgasemissionen zu vermindern, konnten die Forscherinnen entkräften: Eine Reduktion der Treibhausgase ist mit derzeit verfügbaren gentechnisch veränderten Mais- und Rapslinien nicht mög-lich und auch längerfristig nicht zu erwarten. Dafür ist der Einsatz an Betriebsmitteln in der Produktion zu hoch und die Erträge zu gering. Somit reiht sich auch die aktuelle Studie des Umweltbundesamtes in die lange Liste der Arbeiten, welche die Risiken der Agro-Gentechnik wissenschaftlich untermau-ern und wieder einmal klarstellen: Es ist nicht alles grün, was glänzt.

Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN:

Studie: Studie: Gentechnisch veränderte Pflanzen für die Energieerzeugung

Projektleiter: Projektleiter: Dr. Michael Eckerstorfer (Umweltbundesamt)

Veröffentlichung:Veröffentlichung: 2010; nähere Infos: www.umweltbundesamt.at

Info: Info: - 134 Mio. Hektar gentechnisch veränderter Pflanzen werden

weltweit angebaut

- Rund 90 % der Gentech-Pflanzen wachsen in vier Ländern:

USA (64 Mio. Hektar), Brasilien (21,4), Argentinien (21,3),

Indien (8,4)

- Speziell zur Biomasse- und Energieerzeugung entwickelte

GV-Pflanzen umfassen derzeit eine GV-Maislinie zur industri-

ellen Ethanolproduktion sowie GV-Pappeln mit reduziertem

Ligningehalt.

ES GRÜNT SO GRÜN …

Page 18: Bio-Fibel #07

Was blüht als Nächstes? Ursula Königer und ihre ersten Bio-Blumen.

Page 19: Bio-Fibel #07

— 15 — Bio-Fibel 2/2010

BIO-WISSEN

Zu Beginn war es kaum mehr als eine charman-

te Idee. Doch wenn sich Menschen wie Gerhard

Zoubek, Biobauer mit sozialer Ader und Ursula

Königer, Sozialarbeiterin und langjährige

Mitarbeiterin des Wiener WUKs (Werkstätten und

Kulturhaus), über den Weg laufen, bleibt es nicht

nur beim Ideenschmieden. Immer auf der Suche

nach neuen Herausforderungen werden dann

recht schnell auch Nägel mit Köpfen gemacht.

Glücklicherweise, muss man sagen, denn so entstand, mit Unterstützung des AMS Niederösterreich, ein kleines, feines Projekt, das Langzeitarbeitslosen wieder neue Perspektiven bietet. Wenn man den Erzählungen von Ursula Königer über die Anfänge des Projektes „WUK bio.pflanzen“ lauscht, scheint sie selbst ein wenig überrascht darüber, was in dieser kurzen Zeit alles auf die Beine gestellt werden konnte. Im Herbst letzten Jahres gab es noch nicht einmal ein passendes Grundstück, heuer im Frühjahr, nur wenige Monate später, ist das Projekt auf Schiene. Im Glashaus geben bereits zahlreiche botanische Frühlingsboten – ebenso wie die Menschen, die hier Arbeit gefunden haben - ihr Bestes. 12 Männer und Frauen unterschiedlichster Altersstufen, die aus ebenso unterschiedlichen Gründen schon lange keiner Erwerbsarbeit mehr nachgegangen sind, entdecken ihren grü-nen Daumen. Marktnah, aber doch relativ geschützt, pflanzen und pflegen sie in der Gänserndorfer Novofermstraße biolo-gische Zierpflanzen und Kräuter, die dann über das Adamah Biokistl oder den neu initiierten WUK Wochenmarkt an die Blumenfreundin gelangen.Ihre Arbeit im Projekt ist auf maximal 12 Monate befristet, in dieser Zeit sollen sie – fachlich und sozialpädagogisch betreut – auf den Arbeitsmarkt vorbereitet und wieder ins alltägli-che Arbeitsleben integriert werden. Sofort nach Freiwerden eines dieser sogenannten „Transitarbeitsplätze“ wird dieser vom AMS mit einer anderen Person nachbesetzt, so dass der Beschäftigtenstand kontinuierlich gleich bleibt.Während in den Folientunneln und im Glashaus schon Narzissen, (Wild-)Tulpen und Amarylis blühen und betörende Duftwolken verströmen, muss draußen noch ordentlich Hand angelegt, das bestehende Glashaus adaptiert und neue Infrastruktur geschaffen werden. Da trifft es sich gut, dass ein großer Teil der Neo-Gärtnerinnen in ihrem früheren Berufsleben am Bau gearbeitet haben. Die Stimmung ist gut, die Atmosphäre

entspannt, der Schmäh rennt. Und spätestens dann, wenn man beobachtet, wie klobige Männerhände vorsichtig zarte Schnittlauchpflänzchen vereinzeln, erahnt man, dass hier so Mancher bereits eine neue Bestimmung gefunden hat.Ökologische, wirtschaftliche und soziale Ansprüche zu kombi-nieren, den ländlichen Raum zu stärken, regionale Ressourcen zu nutzen und sozial benachteiligte Menschen zu fördern und zu integrieren – das gehört zum Konzept der „sozialen Landwirtschaft“ und scheint im WUK bio.pflanzen-Projekt voll aufzugehen.Es passiert nicht oft, dass die richtigen Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtige Idee haben. Die WUK bio.pflanzen sind aber allen Anschein nach auf sehr fruchtbaren Boden gefallen. Die Mitarbeiterinnen sind zufrieden und moti-viert, das Blumensortiment wird für den Sommer noch erwei-tert und auch aufs Freiland ausgedehnt, der Trend zu biologi-schen und regionalen Produkten und das steigende Bedürfnis vieler Menschen, auch beim Einkauf soziale Verantwortung zu übernehmen, sorgen für wachsende Nachfrage.In jeder Hinsicht also blumige Aussichten für die Zukunft …

Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN

Projekt: Projekt: WUK bio.pflanzen, Projektleitung: Projektleitung: Mag. Ursula Königer

Projektpartnerinnen: Projektpartnerinnen: Biohof Adamah, AMS Niederösterreich

Projektstart: Projektstart: Oktober 2009

Bezugsquellen: Bezugsquellen: WUK Wochenmarkt, Währingerstraße 59, 1090 Wien,

jeden Freitag 10-18 Uhr; Adamah-Biokistl oder direkt „Ab Hof“ in der

Novofermstraße 11 in Gänserndorf.

Nähere Infos: www.biopflanzen.wuk.at

Info: -Info: - Der Großteil, der in Österreich verkauften Blumen, stammt

aus südlichen Ländern wie Kolumbien, Ecuador, Kenia, …

Die dortige Blumenproduktion ist meist mit massiven sozialen

und ökologischen Problemen verbunden - daher auch beim

Blumenkauf auf Bio und fair gehandelte Ware achten!

- Eine weiß blühende Nelke wird durch den Einbau von Petunien-

Genen zur gentechnisch veränderten, blau blühenden Nelke

Moonlite. Ein Gen der Tabakpflanze macht diese Nelke auch

herbizidresistent.

- Gentechnisch veränderte (GV-) Pflanzen sind meist mit

Herbizidresistenz ausgestattet. Der Einsatz von Totalherbiziden,

die abgesehen von den GV-Pflanzen sämtliche Beikräuter, aber

auch Kulturpflan zen abtöten, wird so ermöglicht.

DURCH DIE BLUME

Page 20: Bio-Fibel #07

Bio-Fibel 2/2010

GUTER GESCHMACK

Salatverkostungen zählen nicht gerade zu den

gesellschaftlichen Klassikern. Noch nicht, denn die

Asiasalat-Verkostung des zweiten FiBL-Tasting_

forums lockte knapp 70 Interessierte in die histo-

risch schöne Kammermeierei im Schönbrunner

Schlosspark. Während in Bernsteins West Side

Story die tragische Komponente überwiegt,

brachte der Abend mit den in Österreich neuen

„Asiaten“ vom ersten bis zum letzten Akt freudige

Überraschungen.

Wolfgang Palme, Leiter der Gemüsebauabteilung der HBLFA Schönbrunn, hatte bereits 2007 so eine Ahnung, dass Asiasalate auch in Österreich eine große Zukunft haben. Also baute er im

EAST SIDE STORYASIA-SALATE – NEUE KÜCHENSTARS FRISCH AUS DEM KALTEN GLASHAUS

damaligen Herbst sowohl im Folientunnel als auch im Freiland eine breite Palette des raschwüchsigen Asia-Salatsortiments an. Seither kamen ihm mehrere Zufälle zu Hilfe. Heute machen die Pflänzchen mit den exotischen Namen – zwar noch im kleinen Rahmen, aber immerhin – in der Spitzengastronomie wie auch als Vorzeigeprojekt eines klimaneutralen Glashaus-Biogemüseanbaus Furore (siehe auch Bio-Fibel 5-2009 „Asiaten, die aus der Kälte kommen“).Bei der Verkostung ging es vordergründig um ein Erleben der unglaublichen Geschmacks-, Aromen- und Formenvielfalt der neuen Salate. Das Verkostungsdesign war denkbar ein-fach. Jede Testerin bekam in einem Becher acht frische Asiasalatblätter im Babyleaf-Stadium, also einer Größe von 6-8 cm. Verkostet wurden die rohen Blätter hintereinander und die Eindrücke wurden in einem Fragebogen für eine Diplomarbeit mit Schulnoten wie auch mit Stichworten beur-teilt und klassifiziert.

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Bio-Fibel 2/2010

GUTER GESCHMACK

MANDOVI

Ein Salatkohl (Mizuna) mit federähnlich geschlitzter, glänzend grüner Blattspreite und schlanken, weißen Stielen. Feinwürziger Senfgeschmack mit Anklängen an Kohl, Pilzen und Pinien. Geschmeidiger, angenehm weicher Biss. Note: 1,93

TAMAEine glänzend dunkelgrüne Tatsoi-Selektion mit löffelförmi-

gem, glattrandigem Blatt auf kurzem Blattstiel. Alleine verkostet zwar saftig senfig und auch nus-sig, im Vergleich zu Mandovi aber doch eher fad, eine Spur bitter oder sogar seifig. Note: 2,27

AMUREine kräftig rote Pak Choi-Züchtung mit sehr stabilem, gut haltbarem, leicht gewölbtem Blatt mit kurzen Stielen. Deutlich

kohl- oder kohlrabiartig, zuerst neutral und fad, später Richtung Essig gehende Schärfe, eher ledrig-fleischige Konsistenz. Note: 2,27

GOLDEN STREAKSEin Blattsenf mit gelben Blättern und sehr würziger Senf- bis Krenschärfe, dabei aber auch sehr zart mit einem süß-säuerlichen Unterton. Ein nachhaltiges Geschmackserlebnis! Note: 1,75 Testsieger

AGANOEin tiefgeschlitzter Blattsenf mit hellrot gefärbten Blättern bei weiß-grünen Blattstielen. Noch schär-fer und senfiger als Golden Streaks, gröber und fasriger im Mund, als Salatpartner wahrscheinlich sehr interessant. Note: 2,16

BLOODY MARYEin Blattsenf mit leuchtend rot gefärbter Blattspreite und hell-

grün abgesetztem Blattstiel. Fast knusprig dabei aber sehr saftig, krenartige, etwas uneinheitliche Schärfe mit einem bitteren Anflug. Note: 2,11

RED GIANTEbenso ein Blattsenf mit sehr schönen, roten Blättern mit explosiv, gut eingebettetem, wasabi-ähnlichem Aroma, auch sehr knusprig und saftig. Note: 1,79

KANDA

Hellgrün gefärbter Blattsenf mit ausgeprägter Blattbuchtung und anfangs angenehm mildem Senfaroma, das turboartig an Schärfe gewinnt. Sehr würzig und voll. Note: 1,82

Um nach dem doch sehr fordernden und atmosphärisch dich-ten Verkostungsteil das zweite FiBL-Tasting_forum würdig zu finalisieren, hatte Jürgen Schmücking (Biogenussmarketing) von seiner kurz zuvor beendeten Japanreise Bio-Natto und Bio-Sake zur Verkostung mitgebracht. Bei Natto handelt es sich um traditionell auf Reisstroh fermentierte, vergorene Sojabohnen, die der japani-schen Landbevölkerung nach wie vor als wichtiges Grundnahrungsmittel dienen. Das äußerst strenge Natto-Aroma und die schleimige Konsistenz der Sojabohnen überforderten viele der Verkosterinnen ebenso wie der ungewöhnliche Abgang des weißlich-trüben Reisweins. Die Meinung der Verkosterinnen war somit einhellig: „Wir müs-sen ja keine Japanerinnen werden, schlussendlich passen die Asiasalate ganz ausgezeichnet auch zu einem Schnitzel.“Das zweite FiBL-Tasting_ forum hat jedenfalls gezeigt, dass es sich wahrhaft auszahlt, die raschwüchsige Asiasalatvielfalt selber anzubauen, frisch zu ernten und ebenso frisch zu genie-ßen. Dazu streuen Sie einfach Salatsamen in ein Blumenkisterl am Fensterbrett oder vom Frühjahr bis in den Spätherbst in ein Gemüsebeet und bei guter Witterung können Sie bereits nach 14 Tagen die ersten Babyleaf-Salate ernten und Ihren gewohnten Salat mit exotischen Farben und Aromen veredeln. Bio-Saatgut erhalten Sie z. B. bei www.reinsaat.at oder www.hildsamen.de.

Reinhard Geßl

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Page 22: Bio-Fibel #07

Bio-Fibel 2/2010 — 18 —

BIO-HOTEL

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„Mach es wie die Sonnenuhr – zähl die schönen

Stunden nur“ ist ein uralter Volksspruch, der

auf seelisches Wohl und eine lebensbejahende

Grundeinstellung abzielt. Bei der Familie Vill

aus Südtirol bekommt der Spruch eine kaum

merkliche Änderung und damit eine völlig neue

Dimension.

Der Vinschgau ist nämlich mit einem Klima gesegnet, das den Gästen viel, sehr viel Sonne beschert. Im Landhotel Anna ist man sich dieser Tatsache so sicher, dass den Gästen eine Schönwettergarantie geboten wird. Das sieht so aus, dass bei der Ankunft ein „Regenmesser“ eingeschaltet wird, der die Regenstunden während des Aufenthalts am Hof misst.

Wenn abgerechnet wird, werden die Regenstunden von der Rechnung abgezogen. So einfach ist das. Die Familie Vill mit ihren Betrieben Landhotel Anna, dem Bio-Reiterhof Vill und der dazugehörigen Landwirtschaft sowie dem Angebot „Urlaub am Bauernhof“ sind tief mit der Bio-Bewegung Südtirols verwurzelt. Erich Vill zählt zu den Pionieren des biodynamischen Landbaus im Vinschgau, war maßgeblich an der Gründung Bioland Südtirol beteiligt und gilt als virtuoser Obstbauer. Und das soll Einiges heißen, immerhin ist allgemein bekannt, dass die besten Äpfel der Welt aus dem Vinschgau kommen.Die Küche ist Anna Vills Reich und authentisch. Exakter for-muliert ist es traditionelle Tiroler Küche (was sich in traum-haften Knödelgerichten widerspiegelt) mit mediterranem Einschlag (was sich oft in Vorspeisen, wie Bruschetta oder getrockneten Tomaten findet). In jedem Fall empfehlenswert ist die Vinschgauer Schneemilch, ein Dessert aus Hefebrot, Schlagobers und Rosinen, mit Zimt und Zucker garniert – ein-fach köstlich.Das Angebot an Attraktionen ist vielfältig. Den Kern der Aktivitäten bilden sicher die Pferde vom Bio-Reiterhof. Erich Vill ist ausgebildeter Reitlehrer und steht seinen Gästen für Reitstunden ebenso zur Verfügung wie für längere Ausritte. Eine ideale Zeit übrigens, um die Gegend auf dem Rücken der Pferde zu erkunden, ist die Apfelblüte im Frühling, wenn sich die Landschaft in strahlendes Weiß hüllt und ein zarter Blütenduft die Luft erfüllt. Für Kinder und neugierige Gäste werden Kutschenfahrten angeboten, bei denen Erich Vill den Fahrgästen nicht nur die Schönheit des Vinschgaus näher bringt, sondern auch Fragen zur biologischen Landwirtschaft und zum Obstbau fachkundig beantwortet.Der Beitritt zur Gruppe der Bio-Hotels war ein konsequenter Schritt, „denn die Philosophie dieser der Bio-Hotelvereinigung ist das einzige Gastronomiekonzept mit Zukunft“, ist Neo-Bio-Hotelier Erich Vill sicher.

Jürgen Schmücking

LANDHOTEL ANNA/BIO-REITERHOF VILL

Hauptstraße 27

I- 39028 Schlanders

+39/473/730314

www.vill.it

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Page 23: Bio-Fibel #07

— 19 — Bio-Fibel 2/2010

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