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(Aus der I. medizinisehen Universit~tsklinik [Vorstand: Prof. H. E~pinger] und dem chemischen Laboratorium der Pe~rson-Stiftung [Vorstand: Prof. E. Freund] in Wien.) Biochemische und biologische Ver~inderungen beim experimentellen Carcinom yon Kaninchen und Miiusen. Von Fritz Laseh und Bernard Lustig. (Eingegangen am 15. November 1935.) Bioehemische Untersuchungen im Blute yon Carcinomkranken liegen in grol3er Zahl vor. Ihre Bedeutung ftir Pathologie und Diagno- stik des Ca. ist jedoch gering; denn einerseits sind die Ver/s nicht einheitlieher H~tur, da sie in verschiedenen Erkrankungsstadien oft an kleinem Material und mit wechselnden Methoden erhoben wur- den. Hierzu kommen noch die unspezifischen Ver/inderungen, wie Nebenerkrankungen, Alter, Klima, Ern/s usw., ~uf die schon Manking 1 hingewiesen hat. Vergleiehende Befunde an Patienten vor und nach Auftreten des Ca., die einigermal~en sichere Ver/inderungen erkennen lassen, sind praktiseh wohl nicht mSglich; es kommen daher hierffir nut Untersuehungen an Tiertumoren in Betracht. Teer er- schicn uns jedoch deshalb als ungeeignet, weil die durch die Teerung allein bedingten Seh/~digungen nieht yon den durch Ca. hervorgeru- fenen zu unterscheiden w/s Morawek 2 hat am Rous-Sarkom der H~ihner ausfiihrliche Befunde am Mineralstoffwechsel vor und w~hrend des Tumorwachstums mitgeteilt, auf die wir bei Bespreehung unserer Ergebnisse eingehen werden. Da das Rous-Sarkom mit den mensch- lichen Tumoren aber nur geringe Zusammenh/~nge aufweist, erschien es notwendig, derartige Untersuchungen am S/~ugetier-Ca. durchzu- fiihren. M~use allein kamen wegen der Unm6glichkeit, fortlaufend Befunde zu erheben, nur wenig in Betraeht. Da uns jedoeh das Brown- Pearcesche Kaninchen-Ca. zur Verftigung stand, konnten wir gleichzeitig die chemische Analyse des ]3lutes und verschiedene biologische l~eak- tionen im Blur und Stuhl vor und nach Ca.-Impfung jeweils am gleichen Tier durchfiihren; dadurch war die M6glichkeit zur Erfassung spezi- fischer Ver/~nderungen gegeben. Wit untersuchten bei normalen Kaninehen Eiweil~fraktionen (Citrat- plasma), Mineralbestandteile, Cholesterin (nach IRappaport3), Eiweil~- 1 Z. Krebsforsch. 3~, Ref. 31 (1932). -- 2 Z. Krebsforseh. 35, 492, 501, 627 (1931); 36, 387, 529 (1932); 3~, 291, 299, 302 (1932). - - 3 Mikromethodik des Blutes. Wien: Haim 1935.

Biochemische und biologische Veränderungen beim experimentellen Carcinom von Kaninchen und Mäusen

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Page 1: Biochemische und biologische Veränderungen beim experimentellen Carcinom von Kaninchen und Mäusen

(Aus der I. medizinisehen Universit~tsklinik [Vorstand: Prof. H. E~pinger] und dem chemischen Laboratorium der Pe~rson-Stiftung [Vorstand: Prof. E. Freund]

in Wien.)

Biochemische und biologische Ver~inderungen beim experimentellen Carcinom yon Kaninchen und Miiusen.

Von Fritz Laseh und Bernard Lustig.

(Eingegangen am 15. November 1935.)

Bioehemische Untersuchungen im Blute yon Carcinomkranken liegen in grol3er Zahl vor. Ihre Bedeutung ftir Pathologie und Diagno- stik des Ca. ist jedoch gering; denn einerseits sind die Ver/s nicht einheitlieher H~tur, da sie in verschiedenen Erkrankungsstadien oft an kleinem Material und mit wechselnden Methoden erhoben wur- den. Hierzu kommen noch die unspezifischen Ver/inderungen, wie Nebenerkrankungen, Alter, Klima, Ern/s usw., ~uf die schon Manking 1 hingewiesen hat. Vergleiehende Befunde an Pat ienten vor und nach Auftreten des Ca., die einigermal~en sichere Ver/inderungen erkennen lassen, sind praktiseh wohl nicht mSglich; es kommen daher hierffir nut Untersuehungen an Tiertumoren in Betracht. Teer er- schicn uns jedoch deshalb als ungeeignet, weil die durch die Teerung allein bedingten Seh/~digungen nieht yon den durch Ca. hervorgeru- fenen zu unterscheiden w/s Morawek 2 hat am Rous-Sarkom der H~ihner ausfiihrliche Befunde am Mineralstoffwechsel vor und w~hrend des Tumorwachstums mitgeteilt, auf die wir bei Bespreehung unserer Ergebnisse eingehen werden. Da das Rous-Sarkom mit den mensch- lichen Tumoren aber nur geringe Zusammenh/~nge aufweist, erschien es notwendig, derartige Untersuchungen am S/~ugetier-Ca. durchzu- fiihren. M~use allein kamen wegen der Unm6glichkeit, fortlaufend Befunde zu erheben, nur wenig in Betraeht. Da uns jedoeh das Brown- Pearcesche Kaninchen-Ca. zur Verftigung stand, konnten wir gleichzeitig die chemische Analyse des ]3lutes und verschiedene biologische l~eak- tionen im Blur und Stuhl vor und nach Ca.-Impfung jeweils am gleichen Tier durchfiihren; dadurch war die M6glichkeit zur Erfassung spezi- fischer Ver/~nderungen gegeben.

Wit untersuchten bei normalen Kaninehen Eiweil~fraktionen (Citrat- plasma), Mineralbestandteile, Cholesterin (nach IRappaport3), Eiweil~-

1 Z. Krebsforsch. 3~, Ref. 31 (1932). - - 2 Z. Krebsforseh. 35, 492, 501, 627 (1931); 36, 387, 529 (1932); 3~, 291, 299, 302 (1932). - - 3 Mikromethodik des Blutes. Wien: Haim 1935.

Page 2: Biochemische und biologische Veränderungen beim experimentellen Carcinom von Kaninchen und Mäusen

Ver~nderungen beim experimentellen Carcinom yon Kaninchen und Mausen. 147

zucker (Lustig und Langer 1) im Serum; Wasserstoffionenkonzentration (e lektrometr isch) im Heparinvollblut, H~moglobin (Sahli), Erythro-

cy~en und Leukocy~en, Blu~senkung (Westergreen) und cytolytische und Schutzreaktion (Freund und Kaminer 2) in Serum und Stuhl. Die Blutentnahmen betrugen bei Tieren yon 2500--3000 g etwa 30 ccm aus der Ohrvene, wobei alle Best immungen in der gleichen. Blutprobe vorgenommen wurden. 14 Tage sp/~ter wurden die Kaninchen mi t der Tumorsuspension in physiologischer KochsalzlSsung steril in den Hoden geimpf~. W/~hrend der Versuehsdauer erhielten die Tiere eine gleichm/tl3ige, gemisehte Brot-Hafer-Grfinfutterkost . Das Brown-Pearce- sche Kaninehen-Ca. ist ein solides Ca., bei Impfung in den Hoden 100proz. angehend und ~uBerst ~usgedehnt metastasierend; der Tod an Ca.. erfolgt Jm Durchsehnitt in der 5. Woehe. Eine genaue Beschrei- bung des Tumors finder sich bei Domagk 3 4 Wochen nach der Impfung wurden die gleiehen Tiere aus der Carotis entblutet und die gleiehen ehemischen und biologisehen Best immungen wiederholt. Alle Kanin- chen zeigten zu dieser Zeit bereits Hodentumoren yon grol~em Ausmal~e und ausgebreitete Met~stasierung in Leber, Milz, Peritoneum, Niere und Nebenniere, bei einzelnen auch in der Lunge, bei einem Tier auch im Augenhintergrund. Das KSrpergewicht hat te wesentlieh abgenom- men, ein Kaninchen bot durch Uretermetastasen ur/~misehe Erschei- nungen.

In Erg/~nzung dieser Versuche haben wir auch beim Ehrlichschen M/~use-Ca. Eiwefl3zucker und Eiweil3kSrper im Serum und die tZreund- Kaminerschen l~eakbionen im Serum und Stuhl durchgeftihrt, wobei wit zur Gewinnung des notwendigen Materials Gruppen yon je 7 nor- malen und Carcinomtieren in der 5. ~roche nach der Tumorimpfung

untersuchten. Die Tiere wurden dazu durch Halsschnit~ entblute t und gemeinsam das Blur jeder Grupp e verarbeitet. ZDie in den Ta- bellen angegebenen Protokollnummern der Kaninehen bezeichnen je- weils das gleiche Tier, wobei die Zahl allein den Befund vor der Impfung, die Beigabe des Buchstabens a die Best immung n~ch der Impfung kennzeiehnet (z. ]3. 1 und l a).

I. H~imatologisehes Blutbild, Blutsenkung and pH.

H/~moglobin und Erythrocy~enz~hlen zeigten in allen Versuchen w/ihrend des C~.-Wachstums eine deutliche, nicht unbetr/s Abnahme; es kam zu einer sekund/s apl~stischen An/~mie, wie sie auch Backho/en a beim Eltrlichsehen Miiuse-Ca. land. Eine regelm~13ige

1 Bi0chem. Z. 242, 319 (1931). - - 2 Biologische Grundlagen der Disposition ftir das Careinom: Wien: Ju]ius Springer 1925. - - 3 Medizin und Chemie. II. I. G. Farben 1934. - - 4 Z. Krebsforsch. 39, 318 (1933).

Page 3: Biochemische und biologische Veränderungen beim experimentellen Carcinom von Kaninchen und Mäusen

148 ~'. Laseh und B. Lustig: Biochemisehe und biologische Ver~nderungen

Ver/~nderung des weiBen Blu tb i ldes fehl te ; einzelrm Tiere zeigten s ta rke , neu t rophi le Leukocytose , die Mehrzah l Leukopenie (Neutropenie) , die bei e inem K a n i n c h e n mi t uri~mischen S y m p t o m e n besonders hochgraclig war. K n o c h e n m a r k s m e t a s t a s e n waren hierbei n ich t nachweisbar .

Die Blu tk6rperchensenkung , die bei Kan inchen im a l lgemeinen sehr l angsam verl/s zeigte keine Beeinf lussung durch den ][mpf- tumor . Dieser Befund is t insofern bemerkenswer t , als das menschl iche Ca. in den meis ten F/s eine betris Beschleunigung der Sen- kung aufweis t . Al lerd ings f inder m a n auch A nga be n fiber no rma le Senkung be i manchen Ca. (Ausffihrl iehe L i t e r a t u r a n g a b e n bei Reichell.)

(~ber die Bedeu tung der Wasse r s to f f ionenkonzen t ra t ion im Blu te be im T u m o r w a c h s t u m sind die Meinungen derzei t n ich t e inhei t l ich. E in Teil der Au to ren (Dickinson 2, Bischo//, Long und Hill 3) konn te keine wesent l ichen Abweichungen der Zahlen yore N o r m a l e n be im Menschen-Ca. l inden ; andere (Reding und SlonO) sahen eine A b n a h m e des p~ als wesent l ich ffir das W a c h s t u m des Tumors an~ die ~ n d e r u n g soll sogar eine der Grund lagen der Ca. -Disposi t ion sein. Fischer-Wasels 5 legte auf die yon ihm nachgewiesene Alkalose des Blutes be im Ca. besonderes Gewicht und begr i inde te d a m i t auch seine C0~,Atmungs- t he rap ie des Ca. zur Wiederhers te l lung des no rma len pH. Be im Brown- Pearceschen Kaninchen-Ca . fanden Lacassagne, Loiseleur und Nyka 6 zu Beginn eine geringe Verschiebung ins Alkal ische, im wei teren Ver laufe

T a b e l l e 1.

Tier Sahli Erythrocyten Leukoeyten ~o H Anmerkung Hr.

1

l a

2 2a

3 3a

4 4a

5 5a

98 60

90 68

82 68

85 70

90 77

6 550 000 3 220 000

6220000 3 000 000

7 370 000 6180 000

5 930 000 3 530 000

6220000 3 870 000

11200 14000

10000 8000

13 600 7751

4625 2850

10100 18000

6

6a 88 80

5460000 4 220000

8500 5900

7,54 7,58

7,46 7,44

7,56 7,34

7,46 7,52

7,42 7.42

7,46 7,48

Biu~senkung in:mm/std.

3 3

3 4,5

3 3

2 3

3 , 3

I 2 -

u

Ur~mie I

1 BlutkSrperchensenkung. Wien: Julius Springer 1936. - - ~ Ber. Physiol. ~9, 565 (1934). - - 3 Z. Krebsforsch. 34, Ref. 58 (1931). - - t KongreBzbl. inn. Med. 56, 450 (1931). - - 5 Siehe Ha~ldbuch der normalen und patholo- gischen Physiologie. Berlin: Julius Springer. - - 6 Z. Krebsforsch. 40, Ref, 176 (1934).

Page 4: Biochemische und biologische Veränderungen beim experimentellen Carcinom von Kaninchen und Mäusen

helm experimentellen Carclnom yon Kaninchen und M~usen. 149

eine Riickkehr zum Ausgangswert. Unsere Untersuchungen ergaben hiermi~ iibereinstimmend keinerlei wesentliche Ver/~nderung der Wasser- stoffionenkonzentration im Blu~e beim ausgebildeten Impf tumor .

Tab. 1 zeigt die Befunde der hi~matologischen Blutuntersuchungen, Blutsenkung und p~.

II. Bluteiweiltkiirper, Eiweil~zueker und Cholesterin. Eine ~ypische Ver/~nderung der Bluteiweil3kSrper konnte in unse-

ren Versuchen nicht gefunden werden. Wenn wir yon dem Ur~mie zeigenden Tiere absehen (nur dieses hat te auch eine Rest-N-ErhShung), konnte sowohl Globulinanstieg, als auch deutliche Verminderung fest- gestellt werden, ebenso bei den Albuminen. Auch das Fibrinogen und der l~est-N wurden dutch das Ca. nicht beeinflu•t. Die Gesamteiweil~- werte waren bei einzelnen Tieren deutlich vermindert , bei anderen wieder unveriindert oder leieht erhSht, ghnliches zeigte das M~use- Ca. Wenn wir diese Befunde mit den am Menschen-Ca. erhobenen ver- gleichen, so stehen sie in Ubereinst immung mit den Angaben yon Achard, Bariety und Codomnis 1, die keine Ver~nderungen bei Hirn- tumoren fanden, sowie mit denen yon Bugnard, Colombies, Miletzlcy und Bousialc 2, die das Gesamteiweil~ im Serum beim Ca. unver~ndert fanden. I m Gegensatz hierzu geben Kozare//und Leuba a an, dal3 dutch die Untersuchung des Albumin-Globulinquotienten sogar bei vorsichti- ger Einstellung die Ca.-Diagnose ermSglieht werde, wi~hrend Guthmann und Plotz 4 auch prognostische Schlfisse aus solchen Ver~nderungen ziehen. Die Befunde vieler anderer Autoren liegen zwischen diesen beiden Extremen. Es muB allerdings bei der Best immung der Blut- eiweii]kSrper nachdrficklich darauf hingewiesen werden, dal3 nur mit einwandfreier (N-Bestimmungs- oder gewichtsanalytischer Methode erhobene Befunde verwertbar sind, w~hrend refraktometrische, nephelo- metrisehe oder andere physikalische Methoden uns nicht gentigend verli~131ich erscheinen.

Spezifische Ver~nderungen, d. h. deutliche, betrs Zunahme des EiweiBzuckers fanden wir bei allen mit Ca. geimpften Tieren (Ka- ninehen und Mi~usen). Die Untersuchung erfolgte naeh der Methode yon Lustig und Langer 5 im Serum, bei welcher der Kohlehydratgehal t der ]EiweiBkSrper nach deren Isolierung frei yon Glykogen, Lipoiden und wasserlSslichen Kohlehydraten best immt wird. Es handelt sich hierbei um die im Eiwei~ vorhandenen Kohlehydrate. Neuberq und Simon 6 fanden, dab bei Zusammenbringung yon Eiweil~kSrpern mit

1 Z. Krebsforsch. 34, l~ef. 173 (1931). - - 2 Z. Krebsforsch. 35, Ref. 186 (1932). ~ a Z. Krebsforsch. 34, Ref. 124 (1931). - - a Arch. Gyn~k. 141, 557 (1930). - - ~ Biochem. Z. 242, 320 (1931). - - ~ Ber. dtsch, chem. Ges. 19~7, 817.

Page 5: Biochemische und biologische Veränderungen beim experimentellen Carcinom von Kaninchen und Mäusen

150 F. Lasch Und B. Lustig: Biochemische und biologische Ver~nderungen

ve rseh iedenen Zueke ra r t en un te r weehselnden Bedingungen keine Eiweig- zucke rve rb indungen ents tehen. Die Ursaehe der Z una hme i s t nach U n t e r s u c h u n g e n yon B. Lustig 1 in einer Veri~nderung der Zusammen- se tzung der U n t e r f r a k t i o n e n der Globul ine gelegen, und zwar n i m m t die Menge der koh lehydra t r e i che ren , sodal6sl ichen Globu l in -Unte r . f r ak t i0n zu. Diese yon uns be im Kan inchen- und MiSuse-Ca. beobach t e t e Z u n a h m e i s t schon 1885 yon E. l~reund im Blur be im menschl ichen Ca. fes tges te l l t und besonders in neues~er Zei t v ie l fach bes t s worden. (L i t e r a tu r in der Monographie yon GrevenstuckK) Dureh unsere Unter - suchungen wurde e r s tma l ig e indeut ig bewiesen, dab der vorher normale EiweiBzucker spezif isch mi t dem W a c h s t u m des Ca. be im Tiere an- s teigt .

Das Gesamtcho les te r in des Serums zeigte mi t A u s n a h m e eines Tieres (2a), bei d e m es s t a r k anst ieg, keine wesent l iehen Ver~Lnderungen.

I n Tab. 2a (Kaninchen) und 2b (MiSuse) s ind die Befunde yon Blu t - eiwefl tkSrper, EiweiBzueker und Cholester in wiedergegeben.

T a b e l l e 2a.

Tier

1 6,01 1 a 6,50

2 6,70 2a 4,42

3 6,44 3a 7,34

4 6,02 4a 5,62

5 7,00 5a 6,84

6 5,90 6a 4,70

Gesamt-eiweiii Alb~?ine % o

3,38 3,66

3,40 2,75

3,31 2,69

3,20 3,13

4,00 3,17

3,00 2,75

Globuline %

2,25 1,97

2,90 1,63

2,68 4,20

2,50 2,39

2,56 3,86

2,54 1,63

Fibri- nogen

%

0,38 0,87

0,40

0,45 0,45

0,32 0,16

0,44 0,45

0,36 0,30

R N mg%

30 43

40 25

28 75

38 29

28 36

35 25

Eiweii]- zucker mg%

95 150

84 149

105 132

81 188

95 132

100 149

Chole- sterin mg%

80 60

60 166

60 80

60 70

60 60

74 66

Anmerkung

m

Ur~mie !

T a b e l l e 2b.

Albu- Olobu- I :Eiweil]- / Chol- G E mine line R 2r zucker esterin Tiere (Mischblut) % % % rag% rag% rag%

3.60 [ 84 I

7 Iqormalm~use . . . . . . . . ] 5,54 7 Ca.-M~use (6 Wochen nach der I

Impfung) . . . . . . . . . . . ~ 5,78

l

3,60 1,94 / 36

3,77 2,01 { 33

119

213 90

1 Biochem. Z. 238, 307 (1931). - - 2 (3ber freien und gebundenen Zucker in Blur und Organen. Berlin: Julius Springer 1929.

Page 6: Biochemische und biologische Veränderungen beim experimentellen Carcinom von Kaninchen und Mäusen

beim experimentellen Carcinom von Kaninchen und M~iusen. 151

III. Mineralverteilung im Serum. Von den Anionen bl ieben die Werte des auorganischen Phosphors

im al lgemeinen unver / inder t . Dies en tspr ich t auch den Angaben in der L i t e ra tu r (Joungburg 1, Jackson u n d Taylor 2) beim menschl ichen Ca., w~hrend Morawek 3 einen Anst ieg beim Rous-Sarkom land. Die Chl6ride zeigten bei 5 Tieren e inen deut l ichen Anstieg, w/ihrend sie bei e inem unver / inder t blieben. I m Widerspruch zu diesem Befunde s tehen die Angaben yon Morawek 4, der beim Rous-Sarkom einen Abfall fest- stellte. Mairano 5 beobachte te beim menschl ichen Ca. einen Chlor- abfall n u t bei for tgesehr i t tenster Kaehexie, Sannicandro 6 hingegen fand unver / tnder ten Chloridgehalt bei menschl iehen Tumoren .

Von den K a t i o n e n zeigte N a t r i u m bei 5 K a n i n e h e n einen deutl i- chert Abfal l (ein Tier stieg leicht an) im Gegensatz zum Chlor, doeh war, nach dem Atomgewicht berechnet , noch immer mehr N a t r i u m vorhandenl als dem Chlorgehalt entsprechen sollte, so dab eine teilweise B indung an andere Anionen a n g e n o m m e n werden muB. Morawek v fand beim Rous-Sarkom ein gegenteiliges Verha l ten im Serum. K a l i u m stieg bei 5 Tieren an, e inmal blieb es unver~nder t . Joungburg, Jackson u n d Taylor, Sannicandro (1. e.) f anden K a l i u m beim Ca. des Menschen unver/~ndert. Die Ver / inderungen des Calciums waren n icht einheit- lieh (3real Anstieg, 2real unveri~ndert, ] m a l Abfall) i~hnlich den An- gaben der L i t e ra tu r (Morawek s u .a . ) . VSl!ig eifihei~lieh war die Ver-

Tabe l le 3.

Tier Ha K Ca Mg Anorg. P C1 Anmerkung Nr. rag% m~%,a rag% rag% rag% rag%

1 354 ] ~ 327

2 374 23 329

3 321 33 335

4 362 43 333

5 358 53 330

6 351 63 329

17,8 19,2

20,4 18,9

16,6 25,8

19,9 22,7

15,3 16,6

17,4 18,9

12,0 15,4

11,2 14,3

13,5 11,9

13,4 12,8

15,3 15,2

10,6 14,3

3,80 1,75

3,80 3,10

3,25 1,04

4,00 2,60

3,20 2,76

4,00 3 ,10

4,20 4,50

4,60 4,50

4,10 3,50

4,50 4,30

4,20 4,50

5,00 5,00

330 334

309 326

295 383

323 354

305 351

305 326

Ur~mie !

1 Z. Krebsforsch. 34, Ref. 242 (1931). - - 2 Z. Krebsforsch. 40, Ref. 177 (1934). - - 3 Z. Krebsforsch. 37, 291 (1932). - - 4 Z. Krebsforsch. 37, 291 (1932). __ 5 Z. Krebsforsch. 36, Ref. 78 (1932). - - 6 Z. Krebsforsch. 39, Ref. 140 (1933). __ 7 Z. Krebsforsch. 35, 509 (1931). - - s Z. Krebsforsch. 37, 387 (1932).

Zeitschrif~ ffir Krebsforschung. 43. Bd. 11

Page 7: Biochemische und biologische Veränderungen beim experimentellen Carcinom von Kaninchen und Mäusen

152 F. Lasch und B. Lustig: Biochemische und bioIog~sche Veranderungen

~nderung des Magnesiums; alle Kaninchen zeigten nach l~eifung des Ca efi~en deutlichen Abfall. Beim Rous-Sarkom fand Morawek 1 keine Beeinflussung des Magnesiums. Tab. 3 zeigt die Werte der Ionenanaly- sen im Serum.

Bei Besprechung dieser Befunde mu8 vor allem darauf hingewiesen werden, dab die Ver/inderungen wohl im allgemeinen innerhalb der physiologischen Grenzwerte waren; ihre Bedeutung liegt jedoch darin, dab die Zahlen stets an den gleichen Tieren vorher und naeh Angehen des Ca. erhoben wurden. Gleichgefti~terte Kontrolltiere zeigten, in entsprechendem Abstand untersucht, keine Verschiebungen ihres Mineralgehaltes im ]~lute. Inwieweit die einzelnen Ver~nderungen im Mineralhaushalt Spezifiseh ffir das Impf-Ca. sind oder nur Ausdruck allgemeiner Stoffwechselst6rungen, kann derzeit noch nicht entschieden werden. Die weitgehenden I)ifferenzen zwischen unseren Untersuchun- gen und den Befunden von Morawek sind durch Verschiedenheit des Tumors und der Versuchstiere erktarbar.

IV. Freund-Kaminersehe Reaktion im Serum und Stuhl. Da bis jetzt Angaben fiber diese Reaktionen bei Impftumoren

auBer beim Ehrlichsehen Mi~usecarcinom (Freund und Lustig ~) fehlen, wurde die Durchprfifung des Kaninchen-Ca. mit. mehrereu Zellarten (menschliches Ca. und Kaninchen-Ca.-Zellen unseres Tumors) durch- gefiihrt und auBerdem zur Sieherung der Spezi~it~Lt der l~eaktion rail menschliehen Sarkomzellen.

1. ~eru / r t ,

Wir priiften es a) auf LSsungsverm6gen und b) auf Sehutzverm6gen in Gegenwart yon Normalserum bei den 3 Zellarten. Als Kontrolle des Sehutzverm6gens diente lXTormalserum allein gegenfiber don gleiehen Tumorzellen.

a) Das normale Kaninchenserum ergab bei der g&Ifte der Tiere nur eine mangelhaftes L6sungsvermSgen gegen alle 3 Ze]larten. 4 Wo- chen naeh Impfung des Ca. war bei allen Kaninehen keinerlei L6sungs- verm6gen gegen tierische und menschliehe Ca.-Zellen mehr zu finden, w~hrend das LSsungsverm6gen gegen Sarkomze]len unveri~nder* blieb.

b) Das normale Kaninehenserum zeigte ~hnlich dem normalen Menscl~enserum kein SchutzvermSgen ffir die einzelnen Tumorzellen. Naeh Angehen des Ca. war ein deutlieher, starker Sehutz gegen Carei- nom-, nicht aber gegen Sarkomzellen vorhanden.

Beim Ehr l i chsehen M~iuse-Ca. fanden wit, wie Freund und Lustig, ein gesteigertes Schutzverm6gen gegenfiber Ca.-Zellen.

Die Serumbefunde zeigt Tab. 4.

1 Z. Krebsforseh . 3~, 529 (1932). - - 2 Z . Krebsforsch . 37~ 347 (1932).

Page 8: Biochemische und biologische Veränderungen beim experimentellen Carcinom von Kaninchen und Mäusen

helm experimentellen Carcinom yon Kaninchen und Mi~usen.

Tabe l l e 4.

153

! Carcinomzellen [ Kaninchen-Ca.-Zellen Sarkomzellen

(in % der unzerst6rt I (in % der unzerst6rt (in % der unzerstSrt gebliebenen Zellen) gebliebenen Zellen) gebliebenen Zellen)

Tier Nr.

1 l a

2 2a

3 3a

4 4a

5 5a

6 6a

Normalm/~use Ca.-M~use (6 W'.

n. d. Impfung

Sehutz INormal. [ L6sung gegen Serum [L6sung

]2~ormal-] allein ] serum {

94

59 64

81

60 81

75 7O

74 65

75

60 60

80

53 61

51 72

51 67

61

8O

Schutz Normal- gegen ~ormal serum serum' allein

73 64 50

72 58 50 74 68 50

66 66 54

49 60 56 72 80 50

48 56 57 70 66 52

72 b 56 57 75 71 56

5O

52 51

51

52 49

5O 51

5O 52

52

52

schutz Normal- i LOsnng gegen j serum ! _N ormat-] allein

I serum }

50

49 62

51 49 50

74 52 50 66 74 49

60 53 53 65 55 52

58 60 55 53 42 48

2. Stuhl.

Dieser wurde nur gegen Ca.-Zellen gepriift , und zwar sowohl d i rekt nach Verreiben mi t physiologiseher Kochsalzl5sung u n d Fi l t r ieren, als auch indi rekt (naeh I m p f u n g auf sterile Milch u n d Bebrf i tung yon 24 S tunden , d a n n filtriert). Als Kont ro l le d iente menschlicher S tuhl yon Normalf~llen. Durch die direkte Reak t ion werden die im Stuhle vorhandenen , die Ca.-Zellen sehfi tzenden Subs tanzen erfaSt, durch die indirekte Ver~tnderungen der Darmflora beim Ca. Diese kSnnen auBerdem noch durch den Ku l tu rve r such auf saurem Agar nachgewie- sen werden, bei dem n u r d e r S tuh l yon Ca . -Kranken Bakter ienwachs- turn zeigt. Diese Un te r suchungen ergaben:

a) Direkte Reaktion. Kein SchutzvermSgen gegen Ca-Zellen vor der Tumor impfung , nachher deut l icher Schutz vorhanden .

b) Indirekte Reaktion. Vorher ebenfalls negat iv , nachher viel deut- lieherer Anst ieg des Schutzverm6gens gegen Ca.-Zellenlyse als bei der d i rekten Reakt ion .

c) Der Kulturversuch ergab vorher mi t elmer Ausnahme kein Wachsi tu rn ; die in e inem Falle spi~rlieh gewachsenen Bakte r ien (Coli und Mesentericus) zeigten, auf Milch fiberimpft, im F i l t r a t kein Schutz-

11"

Page 9: Biochemische und biologische Veränderungen beim experimentellen Carcinom von Kaninchen und Mäusen

154 F. Lasch und ]3. Lustig: Biochemische und biolo~isehe Ver~nderungen

verm6gen. Nach der Ca. - Impfung war stets mehr oder weniger starkes Bakte r ienwachs tum nachweisbar.

Die Untersuehung der Stiihle beim Ehrlichsehen Ms (direkte und indirekte Reakt ion) ergab ein gleiehlautendes l%esultat.

Die Stuhlbefunde zeigt Tab. 4a.

Tabel le 4a.

Tier ;Nr. ]Jirekte Indirekte ~ormal- Kultur I~eaktion s stuhl

I

2 2a

3 3a

4 4u

5 5a

6 6~

M~iuse vor der Impfung . .

6 Wochen nach der Impiung

58 67

50 61 - - 81

65 74

- - 55 72 74

56 56 - - 83 52 56 55 67

52 55 55 58

62 68 65 75

48 Positiv

50 Negativ 55 Positiv

50 Schwach posi~iv

50 Negativ 50 . Schwach posit, iv

52 Sohwach positiv 52 Positiv

49 Negativ 52 Schwach loositiv

49 53

52 52

3. Intracutanreaktion mit Ca.-Darmsi~uren.

Diese yon Freund und Kaminer 2 angegebene Reakt ion zeigte bei Verwendung gleicher Mengen wie beim Mensehen (0,1 ecru einer 1 proz. L6sung) bei Kuninchen ein gleiches Ergebnis vor und nach der Ca.- Impfung. Es t r a t eine mehrere Tage andauernde, derbe Quaddel- bildung auf.

Die biologischen Untersuehungen ergaben somit beim Kaninchen-Ca. mit Ausnahme der In t raeu tanreak t ion einen vol lkommen gleiehen, posi t iven Ausfall nach der Tumor impfung gegeniiber Ca.-Zellen, gleich- giiltig ob diese menschlicher oder tieriseher Herkunf t waren. Mit Sat- komzellen waren die l%eaktionen s~ets negativ, ~hntich wie beim mensch- lichen Ca. Es konnte somit beim Impf-Ca. erstmalig experimentell nachgewiesen werden, daf3 beim gleichen Tier die vorher negativen, biologisehen Ca.-Reakt ionen nach Inokula t ion des Tumors im carcinom- spezifischen Sinne einwandfrei posit iv werden.

1 Kultur ~uf Milch fiberimpf~, schtitzl~ nicht. - - 2 Wien. klin. Wschr. 1934, Nr 52.

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beim experimentellen Carcinom von Kaninchen und M~usen. 155

Zusammen/assung. Die am Brown-Pearceschen Kaninchen-Ca. vorgenommenen chemi-

schen und biologischen Untersuchungen, bei welchen alle Kaninchen vor der Impfung und nach l~eifen des Tumors (r Wochen sparer) unter- sucht wurden, ergaben vor allem carcinomspezifische Ver~nderungen des EiweiBzuekers (starker Anstieg), und Magnesiums (Abfall) im Serum und der Reaktionen yon Freund und Kaminer im Serum und Stuhl. AuBerdem zeigten Kalium und Chlor im Serum einen Anstieg, Natrium einen AbfM1 bei 5 yon 6 Tieren. Die Ver~nderungen des Mineralstoff- weehsels gewiuaen d~durch ihre Bedeutung, dal~ sie un~bh~ngig yon den absoluten Werten, n~tch Angehen des Ca. am gleichen Tiere gefun- den wurden. Mit dem Fortsehreiten des Ca. kam es bei allen Tieren zu einer sekund~ren An~mie. Eindeutige Veri~nderungen der Wasserstoff- ionenkonzentration, Blu~eiweil~k5rper, des Cholesterins, Calci.ums und anorg~nischen Phosphors im Serum sowie'der Biu~kSrperchensenkungs- geschwindigkeit konnten nich~ n~chgewiesen werden.