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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

BranchenprofilGummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Herausgeber:

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

Kaiser-Friedrich-Ring 7565185 Wiesbaden

www.wirtschaft.hessen.de

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Dr. Claus Bauer

Gergana Petkova

Report Nr. 982

Wiesbaden 2019

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IMPRESSUM HERAUSGEBER Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen BEARBEITUNG HA Hessen Agentur GmbH KONTAKT HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9 65185 Wiesbaden Tel +49 611 95017-80 /-85 Fax +49 611 95017-8466 [email protected] VERFASSER Dr. Claus Bauer, Gergana Petkova STAND März 2019 BILDNACHWEIS Titelbild: XXLPHOTO / Fotolia HINWEISE ZUR VERWENDUNG Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgege-ben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwah-len. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Partei-nahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genann-ten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl die Druck-schrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unter-richtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions- bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer / Innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.

DRUCK Hessisches Statistisches Landesamt DOWNLOAD www.hessen-agentur.de/mediathek

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Inhalt Seite

Vorwort I 

Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen im Überblick 1 

Beschäftigte 3 

Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen 4 

Umsatz 11 

Produktpalette und Produktionsschwerpunkte 13 

Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse 14 

Forschung und Entwicklung 17 

Investitionen 19 

Energieverbrauch 21 

Cluster und Netzwerke 22 

Fachkräftenachwuchs 23 

Ausblick 24 

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

I

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Hessens Wirtschaftskraft basiert nicht allein auf einem starken

Dienstleistungssektor, sondern unser Land ist auch ein wichtiger

und moderner Industriestandort.

Das Branchenprofil „Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen“

– im Auftrag meines Ministeriums von der Hessen Agentur er-

stellt – zeichnet ein anschauliches Bild der Bedeutung, Vielfalt

und Leistungsfähigkeit dieses Teils der hessischen Industrie mit

seinen knapp 36.000 Beschäftigten. Bekannte Großunternehmen

(z.B. Continental, Goodyear Dunlop, Pirelli, Veritas) stehen eben-

so für Qualität „Made in Hessen“ wie die zahlreichen Mittelständler der Branche.

Die Landesregierung ist bestrebt, die Rahmenbedingungen für die heimische Industrie zu

optimieren, damit diese ihre Chancen im nationalen wie internationalen Wettbewerb nut-

zen kann. Ökonomie und Ökologie gehören dabei zusammen. Investitionen in Energie-

und Ressourceneffizienz dienen nicht nur Umwelt und Klima, sondern sie verbessern

auch die Kostenstruktur des Unternehmens – und damit seine Wettbewerbsfähigkeit.

Weitere Branchenprofile bedeutender hessischer Industriezweige stehen Ihnen unter

www.hessen-agentur.de Service Mediathek zum Download zur Verfügung.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Tarek Al-Wazir,

Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

1

Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen im Überblick

Beschäftigte Die Zahl der Beschäftigten1 in der Gummi- und Kunststoffindustrie –

verstanden im Sinne der „Herstellung von Gummi- und Kunststoffwa-

ren“ der amtlichen Statistik – belief sich in Hessen in 2017 auf 35.984

Personen (+1,2 % gegenüber 2016). Dies entspricht einem Anteil an

allen Beschäftigten der Industrie in Hessen von 8,8 %.

Unternehmens-

landschaft

In Hessen sind zahlreiche bedeutende Unternehmen der Gummi- und

Kunststoffbranche vertreten. Beispiele sind Brita, Continental, Good-

year Dunlop Tires, Hübner, Kalle, Koziol und Pirelli. Regional betrach-

tet weist der Main-Kinzig-Kreis sowohl die meisten Betriebe als auch

die höchste Anzahl der Beschäftigten der Branche auf.

Umsatz Die Branche erzielte 2017 mit 7,9 Mrd. Euro einen um 3,3 % höheren

Umsatz als im Vorjahr. Gummierzeugnisse wie auch Waren aus Kunst-

stoff steuern jeweils die Hälfte zum Gesamtumsatz bei. Damit unter-

scheidet sich die Spartenstruktur in Hessen erheblich vom Bund, wo

dem Gummisegment lediglich ein Anteil von 21 % zukommt. Grund

hierfür ist die in Hessen prominent vertretene Reifenindustrie.

Internationales Die Exportquote der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie lag

2017 bei 34,2 %, d.h. 2,7 Mrd. Euro des Gesamtumsatzes war Umsatz

mit dem Ausland. Die ausländischen Direktinvestitionen in der hessi-

schen Gummi- und Kunststoffindustrie summierten sich zum Jahres-

ende 2016 auf einen Bestand von 660 Mio. Euro.

Investitionen Die Bruttoanlageinvestitionen der Branche werden für das Jahr 2017

mit 274 Mio. Euro angegeben. Die Umweltschutzinvestitionen beliefen

sich auf 8 Mio. Euro (2016) mit dem Schwerpunkt auf dem Klima-

schutz.

Energie Die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie hatte 2017 einen Ener-

gieverbrauch von insgesamt 2,4 Mio. MWh – 6,7 % des Gesamtver-

brauchs der hessischen Industrie.

Fachkräfte-

nachwuchs

Im WS 2017/2018 waren an den hessischen Hochschulen 20.415 Stu-

dierende in Chemie und Maschinenbau / Verfahrenstechnik einge-

schrieben. Die Betriebe der Gummi- und Kunststoffindustrie beschäf-

tigten 1.543 Auszubildende im Jahr 2017.

1 Mit Ausnahme der Angaben zu einzelnen Unternehmen und zur Ausbildung beziehen sich alle Angaben zu Beschäftigten, Betrie-

ben, Umsätzen, Investitionen und Energieverbrauch im vorliegenden Branchenprofil auf Betriebe von Unternehmen mit mindes-tens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhältnis-se) beruhen auf Recherchen der Hessen Agentur.

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

2

Gummi- und Kunststoffindustrie1 in Hessen 2017: Wichtige Indikatoren zur Branche im Vergleich mit anderen hessischen Industriebranchen

Indikator

Zum Vergleich:

Automobil Chemie

und Pharma

Elektro Ernährung Maschinenbau Metall

Beschäftigte 35.984 54.231 60.027 49.740 36.620 45.870 50.714

Betriebe 223 62 188 314 317 394 436

Umsatz (in Mio. Euro) 7.885 19.284 26.243 10.404 7.909 10.865 15.434

Auslandsumsatz (in Mio. Euro) 2.693 11.977 17.844 5.475 2.195 6.893 7.444

1 Unter der Gummi- und Kunststoffindustrie wird im Folgenden – in Anlehnung an die amtliche Statistik – die Abteilung „Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren“ der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008 verstanden. Die Herstellung von Kunststoffen und synthetischem Kautschuk in Primärformen ist in der Wirtschaftszweigsystematik hingegen Teil der Chemischen Industrie und somit Gegenstand des Branchenprofils „Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen“.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen 2017: Bedeutung der Branche für die hessische Industrie und für die Branche auf Bundesebene – jeweils gemessen am Anteil an Umsatz und Beschäftigung

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Gummi / Kunststoff

Ernährung

Maschinen-bau

Auto

Chemie / Pharma

Metall

Elektro

4,0

11,0

18,0

25,0

4,0 11,0 18,0 25,0

Anteil an der Beschäftigungder hessischen Industrie in %

Anteil am Umsatz derhessischen Industrie in %

Ernährung

Elektro

Maschinen-bau

Auto

Chemie /Pharma

Metall

Gummi /Kunststoff

3,0

7,0

11,0

15,0

3,0 7,0 11,0 15,0Anteil an der Beschäftigung derBranche auf Bundesebene in %

Anteil am Umsatz der Brancheauf Bundesebene in %

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

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Beschäftigte

35.984 Beschäftigte hatten im Jahr 2017 ihren Arbeitsplatz in der hessischen Gummi- und

Kunststoffindustrie, was 8,8 % der Beschäftigten der hessischen Industrie gleichkommt.

Damit sind 9,0 % der Mitarbeiter der Branche bundesweit in der hessischen Gummi- und

Kunststoffindustrie tätig.

Wie stellt sich die Entwicklung der Beschäftigung in der Branche in den letzten Jahren

dar? Trotz der recht verhaltenen Konjunktur und einer wenig befriedigenden Umsatzent-

wicklung in der Branche stockten die Unternehmen der Gummi- und Kunststoffbranche in

Hessen in den Jahren 2012 bis 2014 ihre Belegschaften auf – mehr als im Durchschnitt

der hessischen Industrie.

Entwicklung der Beschäftigung in der Gummi- und Kunststoffindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2012 – 2017/20181

1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigten). Zudem handelt es sich bei den Quartalswerten um vorläufige Angaben.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Im Jahr 2015 fand die positive Beschäftigungsentwicklung in der Branche sowohl in Hes-

sen als auch bundesweit keine Fortsetzung. Damit stellt das Jahr 2015 allerdings eine

Ausnahme darstellt, denn bereits 2016 expandierte die Beschäftigung wieder. Dies gilt

auch für das Jahr 2017. Mit einem Plus von 1,2 % fiel der Zuwachs aber nur halb so hoch

-2

-1

0

1

2

3

4

2012 2013 2014 2015 2016 2017 1/18 2/18 3/18

Gummi- und Kunststoffindustrie

Hessen 36,0

Deutschland 400,8

Beschäftigte 2017(in 1.000):

in % zum Vorjahrbzw. Vorjahresquartal

-2

-1

0

1

2

3

4

2012 2013 2014 2015 2016 2017 1/18 2/18 3/18

Verarbeitendes Gewerbe

Hessen 409,6Deutschland 6.226,7

Beschäftigte 2017(in 1.000):

in % zum Vorjahrbzw. Vorjahresquartal

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

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aus wie im Bundesdurchschnitt (+2,4 %). Die Beschäftigungszunahme der hessischen

Gummi- und Kunststoffindustrie im Jahr 2017 ist ausschließlich auf das Kunststoffseg-

ment zurückzuführen, im Gummibereich blieb die Beschäftigung hingegen unverändert.

Die ersten vorliegenden Ergebnisse für das Jahr 2018 lassen erwarten, dass die hessi-

sche Gummi- und Kunststoffindustrie auch über das gesamte Jahr 2018 betrachtet wieder

einen Beschäftigungszuwachs ausweisen wird – das dritte Jahr in Folge.

Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen

Die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie zählte 2017 insgesamt 223 Betriebe (2016:

219), wovon 194 Betriebe ihren Schwerpunkt in der Produktion von Kunststoffwaren ha-

ben und 29 Betriebe der Herstellung von Gummiwaren zuzuordnen sind. Bei insgesamt

28 Betrieben der Branche handelt es sich um Großbetriebe (250 und mehr Beschäftigte).

57,6 % der Beschäftigten der Branche hatten 2017 in diesen Großbetrieben ihren Arbeits-

platz und erwirtschafteten 67,1 % des Branchenumsatzes, womit die Konzentration der

Gummi- und Kunststoffindustrie – gemessen an der Bedeutung dieser Großbetriebe – in

etwa vergleichbar mit der hessischen Industrie ist.

Anteil der Großbetriebe1 der Gummi- und Kunststoffindustrie an Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz im Jahr 2017

1 Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Im Gummisegment ist die Konzentration von Umsatz und Beschäftigung auf Großbetriebe

deutlich ausgeprägter als bei der Herstellung von Kunststoffwaren. Da in Hessen der

72,1

60,7

10,7

50,3

44,2

9,8

67,1

57,6

12,6

0 20 40 60 80 100

Umsatz

Beschäftigte

Betriebe

Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Gummi- und Kunststoffindustrie in Deutschland

Verarbeitendes Gewerbe in Hessen

Anteil in %

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Gummiindustrie eine größere Bedeutung zukommt als auf Bundesebene,2 fällt entspre-

chend die Konzentration der Gummi- und Kunststoffindustrie insgesamt in Hessen deut-

lich höher aus als im Bundesdurchschnitt, wo in den Großbetrieben der Branche nur

44,2 % der Beschäftigten arbeiten und 50,3 % des Umsatzes erwirtschaftet wird.

Wie sieht die Unternehmenslandschaft der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

aus, d.h. wo haben z.B. große Unternehmen der Branche ihren Sitz? Was sind die Tätig-

keitsschwerpunkte der hessischen Anbieter? Gibt es möglicherweise regionale Schwer-

punkte? Hierzu zeigt eine Karte zunächst die regionale Verteilung der Zahl der Betriebe

und Beschäftigten auf Basis der amtlichen Statistik. Die Rechercheergebnisse der Hessen

Agentur zu bedeutenden Unternehmen und Betrieben sowie deren Produkte und Beschäf-

tigten werden gegliedert nach den drei hessischen Regierungsbezirken dargestellt. Die für

die Branche relevanten Standorte dieser Unternehmen und Betriebe sind in drei weiteren

Karten getrennt nach Süd-, Mittel- und Nordhessen visualisiert.3

Südhessen

Differenziert nach Regionen weist Südhessen die meisten Betriebe wie auch die meisten

Beschäftigten in der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie auf. So ist der Main-

Kinzig-Kreis der Hauptstandort der Branche in Hessen, wozu vor allem zwei Unternehmen

einen großen Beitrag leisten. Dies ist zum einen die Goodyear Dunlop Tires Germany

GmbH mit Sitz in Hanau. Fast zwei Drittel der 3.700 Mitarbeiter des Unternehmens in

Hessen sind dort beschäftigt. Hanau ist nicht nur der Hauptsitz des Unternehmens in

Deutschland, sondern dort ist neben dem Reifenwerk zudem die europäische Reifenfor-

schung und -entwicklung konzentriert. Zum anderen ist die Veritas AG in Gelnhausen zu

nennen, die rund 1.700 Mitarbeiter vor Ort beschäftigt und ihre Tätigkeitsschwerpunkte in

der Fluidtechnik (z. B. Kraftstoff-, Luft- sowie Hydraulik-Systeme), der Emissionsreduktion

sowie in Leichtbaukomponenten für die Automobilindustrie hat. Beispiele weiterer Anbie-

ter der Gummi- und Kunststoffindustrie im Main-Kinzig-Kreis sind die Norma Group SE,

die in Maintal mit rund 750 Mitarbeitern Verbindungs- und Befestigungstechnik u.a. aus

Kunststoff produziert und die WOCO Industrietechnik GmbH (Bad Soden-Salmünster

und Steinau an der Straße), die im Bereich Akustik, Aktuatorik und Polymertechnik Pro-

dukte vor allem für die Automobilindustrie herstellt. Historisch mit WOCO verbunden ist

die heutige SumiRiKo AVS Germany GmbH in Steinau an der Straße (gut 200 Beschäf-

tigte), die auf automobile Anti-Vibrationssysteme spezialisiert ist. Ebenfalls gut 200 Per-

sonen beschäftigt die Birkenstock Productions Hessen GmbH – ein Hersteller von

Laufsohlen und Fußbettungen – an ihrem Stammsitz in Steinau an der Straße.

2 Vgl. hierzu ausführlich den Abschnitt Produktpalette und Produktionsschwerpunkte auf S. 13f. 3 Ein unmittelbarer Vergleich dieser Karte, die auf Angaben der amtlichen Statistik beruht, mit den im nachfolgenden Text darge-

stellten Rechercheergebnisse ist nicht möglich. Dies u.a. deshalb, weil den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene zu-grunde liegt, während sich die Angaben im Text weitgehend auf (größere) Unternehmen beziehen.

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

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Regionale Verteilung der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen im Jahr 2017

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH.

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Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Gummi- und Kunststoffindustrie in Südhessen

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH.

Der Odenwaldkreis – genauer gesagt: Breuberg im Odenwald – ist ebenfalls traditionell

ein wichtiger Standort der Gummiindustrie. Dort befindet sich die Zentrale der Pirelli

Deutschland GmbH, das neben Mailand wichtigste Forschungs- und Entwicklungszent-

rum für PKW-Reifen des Pirelli-Konzerns sowie eine große Produktionsstätte für PKW-

und LKW-Reifen. Insgesamt beschäftigt Pirelli dort rund 2.500 Personen. Im Odenwald ist

auch die Freudenberg Gruppe tätig – und zwar in Reichelsheim die Freudenberg Sealing

Technologies GmbH & Co. KG. Über 500 Mitarbeiter produzieren dort Spezialdichtun-

gen und Membrane für die Industrie. Weitere Standorte der Gruppe in Südhessen sind

Darmstadt, Bensheim, Lorsch, Eschborn und Zwingenberg. Ein weit über die Grenzen

Hessens hinaus bekanntes Unternehmen der Kunststoffindustrie im Odenwald ist die Ko-

ziol >> ideas for friends GmbH (rund 150 Mitarbeiter am Unternehmenssitz in Erbach),

die Designprodukte herstellt.

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

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Im benachbarten Landkreis Bergstraße ist der global tätige Parker Hannifin Konzern ver-

treten: Mit der Parker Hannifin Manufacturing Germany GmbH & Co. KG ist Lampert-

heim Sitz der Polyflex Division Europe, die zugleich Fertigungseinrichtung ist. Die Division

stellt Hoch- und Höchstdruckschläuche aus Thermoplasten her und ist dort Arbeitgeber

für knapp 200 Beschäftigte. Ein Beispiel für ein größeres mittelständisches Unternehmen

im Landkreis Bergstraße ist die Sanner GmbH in Bensheim – rund 200 Beschäftigte pro-

duzieren dort vor allem Kunststoffverpackungen und Komponenten für pharmazeutische

Anwendungen. Zu nennen ist ebenfalls die ISL Schaumstoff-Technik GmbH in Viern-

heim, die mit knapp 200 Beschäftigten vor Ort technische Produktlösungen und Verpa-

ckungen aus Schaumstoff herstellt.

Die Landeshauptstadt Wiesbaden ist ebenfalls Standort der heimischen Gummi- und

Kunststoffindustrie: So sind im Industriepark Kalle-Albert u.a. der Wursthüllen- und

Schwammtuchproduzent Kalle GmbH mit rund 800 Mitarbeitern und die Mitsubishi Po-

lyester Film GmbH – ein Hersteller von Polyesterfolien und Verbundplatten – mit rund

500 Beschäftigten ansässig.

Weitere Unternehmen der Branche in Südhessen sind u.a. die Magna Exterior Systems

GmbH in Obertshausen (Hersteller von Stoßfängern für Fahrzeuge mit über 1.300 Be-

schäftigten vor Ort und ein weiterer Standort in Raunheim), der Wasserfilterhersteller Bri-

ta GmbH in Taunusstein und Wiesbaden, wo der überwiegende Teil der deutschlandweit

über 900 Beschäftigten des Unternehmen tätig ist, sowie in Frankfurt, wo sich ein Brita-

Logistikzentrum befindet, die Resopal GmbH in Groß-Umstadt (circa 600 Mitarbeiter) –

Hersteller der gleichnamigen Schichtstoffpressplatten, die SENATOR GmbH in Groß-

Biberau (rund 200 Beschäftigte vor Ort) – bekannter Hersteller von Kugelschreibern, die

Riegler GmbH & Co. KG in Mühltal und Ober-Ramstadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg,

welche mit über 300 Beschäftigten Medizinprodukte und Kosmetikpackmittel aus Kunst-

stoff fertigt, der Verpackungsspezialist Schlaadt Plastics GmbH in Lorch (knapp 200

Beschäftigte), die Polytec Plastics Idstein GmbH & Co KG aus Idstein, welche mit rund

170 Mitarbeitern Kunststoffkomponenten für den Automotivebereich fertigt, die Precision

Dispensing Solutions Europe GmbH, Hersteller von Aerosolventilen in Hattersheim

(über 200 Beschäftigte) und die Aero Pump GmbH in Hochheim, Hersteller von Applika-

tionssystemen für die Pharmaindustrie (über 300 Mitarbeiter).

Mittelhessen

Die meisten Beschäftigten der Gummi- und Kunststoffindustrie in Mittelhessen sind im

Landkreis Marburg-Biedenkopf tätig. Die Stadt Biedenkopf selbst ist der Unternehmens-

sitz der Elkamet Kunststofftechnik GmbH, die im benachbarten Dautphetal noch über

einen weiteren hessischen Standort verfügt. Elkamet produziert mit insgesamt über 800

Mitarbeitern an beiden Standorten Profile und Behälter (z.B. für Kraftstoff) für Fahrzeuge

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sowie Leuchtenkörper aus Kunststoff. Das Unternehmen hat im Jahr 2018 das ehemalige

Johnson Controls-Betriebsgelände in Dautphetal-Friedensdorf gekauft und baut dort eine

Produktionsstätte der Unternehmenssparte Profile für Lichttechnik auf. In Dautphetal ist

auch die Zentrale der Firmengruppe Roth Industries GmbH & Co. KG, die weltweit über

1.300 Mitarbeiter zählt. Am Standort bündelt und steuert die Roth Gruppe seine Aktivitä-

ten in Sachen Kunststoffverarbeitung in einem Kompetenzzentrum Kunststofftechnik. Das

größte Unternehmen der Gruppe, die Roth Werke GmbH (rund 500 Mitarbeiter), produ-

ziert hier verschiedenste Produkte von Heiz- und Kühlsystemen über Komplettduschen

bis hin zu Behältersystemen. Weitere Standorte der Roth-Gruppe befinden sich in Bie-

denkopf und Steffenberg.

Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Gummi- und Kunststoffindustrie in Mittelhessen

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH.

Der Lahn-Dill-Kreis weist die zweit höchste Beschäftigtenzahl der Branche in Mittelhessen

auf. Zu den größten Unternehmen der Branche zählt hier die Weber GmbH & Co. KG

Kunststofftechnik und Formenbau aus Dillenburg, die dort rund 600 Mitarbeiter be-

schäftigt. Technische Kunststoffkomponenten vornehmlich für die Bereiche Automotive,

Gebäude- und Hausgerätetechnik sowie Heiztechnik stellen das Portfolio des Unterneh-

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

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mens dar. Ebenfalls in Dillenburg ist auch der Spezialist für Produkte aus thermoplasti-

schen Werkstoffen u.a. für die Automobilindustrie, Luftfahrt und Medizintechnik, die Rein-

hard Bretthauer GmbH, mit circa 200 Mitarbeitern tätig. Die Automobilindustrie ist auch

einer der größten Kunden der Giebeler GmbH in Eschenburg. Das Unternehmen mit

ebenfalls über 200 Mitarbeitern ist auf komplexe Präzisionsformen und Kunststoffbauteile

spezialisiert. Auch der Standort der Veritas Gruppe in Gießen ist für die Automobilindust-

rie tätig und stellt Dichtungen und Profilen aus Elastomeren her.

Nordhessen

Ein Großteil der Beschäftigten der Gummi- und Kunststoffindustrie in Nordhessen arbeitet

in Betrieben im Landkreis Waldeck-Frankenberg – so zählt Korbach zu den größten

Standorten der Branche in ganz Hessen. Dort beschäftigt der Continental Konzern in den

Bereichen Reifen, ContiTech sowie Chassis & Safety rund 3.600 Beschäftigte. Industrie-

reifen über PKW- und Nutzfahrzeugreifen bis hin zum Fahrradreifen sowie Schläuche

(z.B. Kraftstoff- und Bremsschläuche) werden im nordhessischen Korbach hergestellt. Ein

weiterer Continental-Standort in Oberweser ist auf technische Schläuche spezialisiert.

Noch ein Unternehmen im Landkreis Waldeck-Frankenberg ist die HEWI Heinrich Wilke

GmbH, die im benachbarten Bad Arolsen ihren Hauptsitz und ihre Produktionsstätte mit

rund 450 Beschäftigten hat. Das Unternehmen produziert vor allem Beschläge, Sanitär-

produkte und Produkte für Barrierefreies Wohnen. Ebenfalls in Bad Arolsen ist die ALMO-

Erzeugnisse Erwin Busch GmbH (380 Beschäftigte) ansässig, Hersteller medizinischer

Einmalspritzen.

Der überwiegende Teil der Beschäftigten der Gummi- und Kunststoffindustrie im Land-

kreis Fulda arbeitet im Reifenwerk in Fulda (zur Goodyear Dunlop Tires Germany

GmbH gehörend), wo Reifen für PKW, SUV und Leicht-LKW der gleichnamigen Marke

produziert werden. Nicht weit entfernt von Fulda, in Eichenzell, stellt die KCL GmbH

Schutzhandschuhe aller Art her. Knapp 200 Personen sind dort in Firmenzentrale und

Produktion tätig.

In und um Kassel sind ebenfalls Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie ansäs-

sig. So ist die Hübner GmbH & Co. KG mit vier Standorten in Kassel zu nennen, die dort

mit rund 900 Beschäftigten eine umfangreiche Produktpalette von Faltenbälgen (für Züge,

Busse, Fluggastbrücken etc.) bis Stoßstangen herstellt. Kassel ist zudem Unternehmens-

sitz der Technoform Group, für die im Raum Kassel rund 500 Mitarbeiter tätig sind, so

z.B. in Fuldabrück die Technoform BAUTEC Kunststoffprodukte GmbH (Isolierprofile für

die Bauindustrie), in Lohfelden die Technoform Glass Insulation GmbH (thermisch isolie-

rende Komponenten für Fensterrahmen) und ebenfalls in Lohfelden die Technoform

Kunststoffprofile GmbH. 2017 erfolgte in Kassel der Baubeginn für ein neues Werk der

Technoform-Gruppe. Dorthin sollen im Laufe des Jahres 2019 die 200 Arbeitsplätze der

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Gruppe in Fuldabrück verlagert werden. Ebenfalls in Kassel ansässig ist die WEGU Hol-

ding GmbH, die dort Arbeitgeber für über 200 Beschäftigte in den Bereichen Leichtbau

und Schwingungsdämpfung ist.

Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Gummi- und Kunststoffindustrie in Nordhessen

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH.

Weitere Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie in Nordhessen mit jeweils rund

250 Mitarbeitern sind z.B. die friedola 1888 GmbH in Meinhard im Werra-Meißner-Kreis,

die u.a. Heimtextilien und Freizeitartikel herstellt, und die Horn & Bauer GmbH & Co. KG

in Schwalmstadt – Spezialist für die Herstellung und Veredelung von funktionellen Schutz-

und Verpackungsfolien. In Schwalmstadt befindet sich auch ein weiterer Standort der

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

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Freudenberg Gruppe, der neben einer Produktionsstätte auch ein Express-Service-Hub

darstellt. Von dort aus werden Kunden weltweit binnen 24 Stunden mit teilweise individuell

gefertigten Dichtungssätzen beliefert.

Umsatz

Die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie erzielte 2017 einen Umsatz von 7,9 Mrd.

Euro. Damit wurden 6,8 % des Umsatzes der hessischen Industrie sowie 9,7 % des Bran-

chenumsatzes deutschlandweit von der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen erwirt-

schaftet. Im Vergleich etwa zum Maschinenbau, in dem das umsatzstärkste Bundesland

Baden-Württemberg einen siebenmal so hohen Umsatz als der hessische Maschinenbau

aufweist, ist die Gummi- und Kunststoffbranche innerhalb Deutschlands weitaus homoge-

ner verteilt. So erzielt der Spitzenreiter Nordrhein-Westfalen nur einen rund doppelt so

hohen Umsatz wie die Branche in Hessen.

Umsatzentwicklung in der Gummi- und Kunststoffindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2012 – 2017/20181

1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigten). Zudem handelt es sich bei den Quartalswerten um vorläufige Angaben.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

-6

-4

-2

0

2

4

6

8

10

2012 2013 2014 2015 2016 2017 1/18 2/18 3/18

Gummi- und Kunststoffindustrie

Hessen 7,9

Deutschland 81,2

Umsatz 2017(in Mrd. Euro):

in % zum Vorjahrbzw. Vorjahresquartal

-6

-4

-2

0

2

4

6

8

10

2012 2013 2014 2015 2016 2017 1/18 2/18 3/18

Verarbeitendes Gewerbe

Hessen 115,6

Deutschland 1.893,4

Umsatz 2017(in Mrd. Euro):

in % zum Vorjahrbzw. Vorjahresquartal

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

13

Wie präsentiert sich der Umsatz in der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie in den

letzten Jahren? In dem insgesamt gesehen eher schwachen konjunkturellen Umfeld der

Jahre 2012 und 2013 fiel auch die Umsatzentwicklung in der Branche unbefriedigend aus.

Erst 2014 drehte die Umsatzentwicklung wieder ins Positive. 2015 verzeichnete die hessi-

sche Gummi- und Kunststoffindustrie erneut einen niedrigeren Umsatz, der in etwa dem

Rückgang im hessischen Verarbeitenden Gewerbe insgesamt entsprach. Nach dem stabi-

lem Umsatz 2016 stieg der Umsatz in der Branche im Jahr 2017 zum ersten Mal seit meh-

reren Jahren wieder deutlich an. Sowohl im Hessen (+3,3 %) als auch in der Gummi- und

Kunststoffbranche auf Bundesebene (+4,4 %) bleibt das Plus allerdings hinter dem

Durchschnitt der Industrie (+5,5 % bzw. +5,7 %) zurück. Die expansiven Impulse für die

Branche in Hessen kamen vor allem aus dem Ausland (+5,5 %). Aber auch der Inlands-

umsatz legte gegenüber dem Vorjahr zu – und zwar um 2,1 %. In der Gummisparte stieg

der Umsatz 2017 um 2,2 %, in der Kunststoffsparte stärker um 4,4 %. Erste Ergebnisse

für die ersten drei Quartale 2018 geben kein einheitliches Bild ab. Es sieht allerdings nicht

so aus, dass in 2018 ein ähnliches Wachstum wie in 2017 erreicht werden könnte.

Produktpalette und Produktionsschwerpunkte

Die Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen produziert ein sehr breites Spektrum an

Produkten, die als Vorleistungsgüter an andere Unternehmen verkauft, aber zum Teil auch

in Privaten Haushalten (z.B. Haushaltswaren) verwendet werden. Zu den Hauptanwen-

derbranchen der Gummi- und Kunststoffindustrie gehören die Automobilindustrie und das

Baugewerbe. In der Branche werden auch so genannte Halbzeuge (Rundstäbe, Platten,

Folien usw.) anderer Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie weiterverarbeitet.

Jeweils zur Hälfte wird der Umsatz der Branche in Hessen mit der Herstellung von Gum-

miwaren (49,9 %), d.h. mit Produkten aus Natur- oder Synthesekautschuk, und mit der

Kunststoffwarenproduktion (50,1 %) erwirtschaftet. Damit weicht die Branchenstruktur in

Hessen erheblich von der auf Bundesebene ab, wo der Umsatz ganz überwiegend mit

Kunststoffwaren (78,6 %) erzielt wird. Dieses Charakteristikum der hessischen Gummi-

und Kunststoffindustrie liegt in der Reifenindustrie begründet, die mit renommierten Groß-

unternehmen und mehreren großen Produktionsstätten in Hessen vertreten ist. Herge-

stellt werden nicht nur PKW-Reifen, sondern auch LKW-Reifen, Reifen für landwirtschaft-

liche Fahrzeuge, Motorradreifen, Fahrradreifen und Reifen für industrielle Einsatzzwecke.

Zu den so genannten sonstigen Gummiwaren (11,4 %) zählen u.a. Schläuche und Dich-

tungen.

Die Herstellung von Kunststoffwaren – 4,0 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2017 – umfasst die

Erzeugung von Halbfertig- oder Fertigwaren mittels Verfahren wie Extrudieren, Spritzgie-

ßen, Formpressen oder Blasformen. Platten, Folien, Schläuche und Profile aus Kunststoff

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

14

stellen hierbei die umsatzstärkste Untergruppe (22,0 %) dar. Unter den „sonstigen Kunst-

stoffwaren“ (16,9 %) wird eine breite Palette an Produkten subsumiert, die von Haushalts-

waren über Büro- und Schulbedarf bis hin zu Möbelbeschlägen reicht. Der Herstellung

von Verpackungsmitteln (z.B. Beutel und Kisten) bzw. Baubedarfsartikeln (Türen, Fenster,

Rollläden, Bodenbeläge etc.) kommt ein relativ geringer Stellenwert (6,0 % bzw. 5,1 %) zu.

Gummi- und Kunststoffindustrie: Umsatz nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2017

Herstellung von ... Hessen Deutschland

in Mio. Euro in % in Mio. Euro in %

Gummiwaren 3.931 49,9 17.419 21,4

Bereifungen und Runderneuerung von Bereifungen 3.034 38,5 6.958 8,6

sonstigen Gummiwaren 897 11,4 10.460 12,8

Kunststoffwaren 3.953 50,1 63.829 78,6

Platten, Folien, Schläuchen und Profilen aus Kunststoffen 1.737 22,0 21.596 26,5

Verpackungsmitteln aus Kunststoffen 488 6,0 10.037 12,4

Baubedarfsartikeln aus Kunststoffen 399 5,1 7.509 9,2

sonstigen Kunststoffwaren 1.331 16,9 24.687 30,4

Insgesamt 7.885 100,0 81.248 100,0

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentums-verhältnisse

Die Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen erzielte 2017 einen Umsatz in Höhe von

7,9 Mrd. Euro, wovon 2,7 Mrd. Euro auf den Auslandsumsatz entfielen. Dies entspricht

einer Exportquote von 34,2 % (Deutschland: 38,5 %). Im Vergleich zum Verarbeitenden

Gewerbe, bei dem die Exportquote in Hessen 52,7 % beträgt, ist die Exportorientierung

der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie erheblich geringer.

Der Wert der von der hessischen Wirtschaft exportierten Gummi- und Kunststoffwaren

belief sich im Jahr 2017 auf 3,4 Mrd. Euro, was 6,1 % der gesamten hessischen Ausfuhr

von Fertigwaren 2017 entspricht. Die USA nehmen vor Frankreich und dem Vereinigten

Königreich den ersten Platz in der Rangliste der Abnehmerländer ein. Es folgen auf den

Plätzen vier und fünf Österreich und die Niederlande. Die Struktur der von Hessen in die

USA exportierten Güter der Branche unterscheidet sich insofern von der in die anderen

genannten Exportländer, als in den USA überwiegend Gummiwaren abgesetzt werden.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

15

Im Gegenzug importierte die hessische Wirtschaft 2017 Gummi- und Kunststoffwaren für

insgesamt 3,6 Mrd. Euro. Das bedeutendste Lieferland war die VR China vor Rumänien

und Italien. Mit der Tschechischen Republik und Ungarn befinden sich zwei weitere EU-

Mitglieder aus Mittel- und Osteuropa unter den TOP5 des Jahres 2017. Während aus der

VR China und Italien jeweils etwa zur Hälfte Gummi- und Kunststofferzeugnisse einge-

führt wurden, sind die Importe aus Rumänien, der Tschechischen Republik und Ungarn

vom Gummisegment geprägt. Damit unterscheiden sich die TOP5 der Importländer er-

heblich von den TOP5 der Exportländer, denn kein Staat kommt auf beiden Ranglisten

vor. Insgesamt gesehen stellten 2017 Gummi- und Kunststofferzeugnisse 5,0 % der ge-

samten hessischen Einfuhr von Fertigwaren.

Hessischer Außenhandel1 mit Gummi- und Kunststoffwaren im Jahr 2017: Export- und Importvolumen2 sowie wichtigste Handelspartner

1 Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren.

2 Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht statthaft.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Nicht nur der Außenhandel, sondern auch die Direktinvestitionen4 stellen einen wichti-

gen Indikator für die internationale Ausrichtung der heimischen Gummi- und Kunststoffin-

dustrie dar. Die Motive für derartige Investitionen im Ausland – bzw. umgekehrt ausländi-

scher Investoren in Hessen – sind zahlreich und zugleich vielfältig. Gewissermaßen die

Klassiker sind zum einen die Erschließung eines neuen Absatzmarkts durch den Aufbau

4 Als Direktinvestitionen gelten grenzüberschreitende Beteiligungen am Kapital oder an Stimmrechten eines Unternehmens von

10 % oder mehr. Die Direktinvestitionsbestände werden – grob vereinfacht – aus dem Beteiligungskapital unter Berücksichtigung der wechselseitigen Kreditbeziehungen berechnet. Aufgrund einer Meldefreigrenze werden Direktinvestitionsobjekte erst ab einer Bilanzsumme von über drei Mio. Euro erfasst. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben ist die Deutsche Bundesbank.

6,5

6,6

7,1

7,2

8,8

0 5 10 15 20

Niederlande

Österreich

UK

Frankreich

USA

Export

Anteil an insgesamt in %

Export insgesamt: 3.383 Mio. Euro

6,0

6,4

8,4

8,8

10,9

0 5 10 15 20

Ungarn

Tschech. Rep.

Italien

Rumänien

VR China

Import

Anteil an insgesamt in %

Import insgesamt: 3.556 Mio. Euro

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

16

eines Vertriebsnetzes vor Ort und zum anderen die Gründung einer Auslandsniederlas-

sung (ggf. als Joint-Venture), um marktnah produzieren zu können. Aber auch z.B. die

Übernahme eines Konkurrenten im Ausland oder die Beteiligung eines ausländischen

Finanzinvestors an einem hessischen Unternehmen sind Direktinvestitionen. Auf 250 Mio.

Euro wird der Direktinvestitionsbestand der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie

im Ausland zum Jahresende 2016 beziffert. Im Gegenzug hat das Ausland (Schwerpunkt:

USA) annähernd das Dreifache dieser Summe (660 Mio. Euro) in der hessischen Gummi-

und Kunststoffindustrie investiert.

Die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Branche in Hessen geben

ebenfalls einen Einblick in die Internationalität der heimischen Gummi- und Kunststoffin-

dustrie am Standort Hessen. Die der Tabelle vorangestellte Grafik vermittelt anhand der

Flaggen einen ersten optischen Eindruck über das zahlenmäßige Verhältnis zwischen

deutschem und ausländischem Eigentum an den nachfolgend einzeln aufgeführten Un-

ternehmen. Unter den ausländischen Investoren sind am häufigsten die USA zu nennen.

Dabei ist zu beachten, dass die zum Teil komplexen Verflechtungen – so z.B. werden

Beteiligungen zum Teil über Drittländer gehalten oder ein Unternehmen befindet sich im

Eigentum mehrerer anderer Unternehmen – bisweilen eine eindeutige Aussage erschwe-

ren. Zu dieser Perspektive des investiven Engagements in der Tabelle tritt naturgemäß

noch die Gegenrichtung: Zahlreiche Unternehmen der heimischen Gummi- und Kunst-

stoffindustrie sind im Ausland aktiv und unterhalten dort z.B. Produktionsstätten oder Ver-

triebseinrichtungen.

Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Unternehmen Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter

Aero Pump GmbH Familienbesitz Deutschland

ALMO-Erzeugnisse Erwin Busch GmbH mehrheitl. B. Braun Melsungen AG (Familienbesitz) Deutschland

Birkenstock Productions Hessen GmbH Familienbesitz Deutschland

Brita GmbH Familienbesitz Deutschland

Continental Konzern börsennotiert, größter Aktionär Schaeffler Gruppe Deutschland

Elkamet Kunststofftechnik GmbH Familienbesitz Deutschland

friedola 1888 GmbH mehrheitlich Tasca Vernögensverwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH Deutschland

Freudenberg Sealing Technologies GmbH & Co. KG

Freudenberg SE (Familienbesitz) Deutschland

Giebeler GmbH Familienbesitz Deutschland

Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH Goodyear Tire & Rubber Corp. USA

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

17

Unternehmen Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter

HEWI Heinrich Wilke GmbH Familienbesitz Deutschland

Horn & Bauer GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland

Hübner GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland

ISL Schaumstoff-Technik GmbH Familienbesitz Deutschland

Kalle GmbH mehrheitlich Clayton, Dubilier & Rice LLC USA

KCL GmbH Honeywell International Inc. USA

Koziol >> ideas for friends GmbH Familienbesitz Deutschland

Magna Exterior Systems GmbH Magna International Inc. Kanada / Österreich

Mitsubishi Polyester Film GmbH Mitsubishi Chemical Holdings Corp. Japan

Norma Group SE börsennotiert, Streubesitz Deutschland

Parker Hannifin Manufacturing Germany GmbH & Co. KG

Parker Hannifin Corp. USA

Pirelli Deutschland GmbH Pirelli Tyre S.p.A. Italien

Polytec Plastics Idstein GmbH & Co. KG Polytec Holding AG Österreich

Precision Dispensing Solution Europe GmbH

Precision Valve Corp. USA

Reinhard Bretthauer GmbH Familienbesitz Deutschland

Resopal GmbH Wilsonart International LLC USA

Riegler GmbH & Co. KG Wirthwein AG (Familienbesitz) Deutschland

Roth Industries GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland

Sanner GmbH Familienbesitz Deutschland

Schlaadt-Plastics GmbH Familienbesitz Deutschland

SENATOR GmbH Familienbesitz Deutschland

SumiRiKo AVS Company GmbH Sumitomo Riko Company Ltd. Japan

Technoform Group Familienbesitz Deutschland

Veritas AG Poppe Veritas Holding (Familienbesitz) Deutschland

Weber GmbH & Co. KG Kunststofftechnik und Formenbau

Familienbesitz Deutschland

WEGU Holding GmbH Anhui Zhongding Group VR China

WOCO Industrietechnik GmbH Familienbesitz Deutschland

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur.

Forschung und Entwicklung

Produkt- und Prozessinnovationen sind für die Wettbewerbsposition der Unternehmen –

ob auf nationaler oder internationaler Ebene – von zentraler Bedeutung. Entsprechend

wichtig ist es, in Forschung und Entwicklung (FuE) zu investieren. Einen ersten Eindruck

der FuE-Aktivitäten der Gummi- und Kunststoffindustrie geben die folgenden Angaben:

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

18

Gemäß der jährlichen Erhebung des ZEW5 wurden im Jahr 2017 11 % des Branchenum-

satzes der Gummi- und Kunststoffindustrie in Deutschland mit Produktinnovationen er-

wirtschaftet. Dabei konnten 49 % der Unternehmen erfolgreich neue Produkte und bzw.

oder Prozessinnovationen einführen. Angaben aus der zweijährlichen Umfrage des Stif-

terverbands Wissenschaftsstatistik über die Ausgaben für FuE liegen speziell für die

Gummi- und Kunststoffindustrie leider nicht vor, sondern nur zusammengefasst mit den

Bereichen Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik sowie Verarbeitung von Steinen

und Erden. In Forschungsstätten der Gummi- und Kunststoffindustrie und der oben ge-

nannten Branchen in Hessen wurden im Jahr 2015 insgesamt 175 Mio. Euro für FuE auf-

gewendet.6 Bezogen auf die FuE-Aufwendungen der hessischen Industrie insgesamt be-

läuft sich der Anteil lediglich auf 4 %, bezogen auf die Branche bundesweit auf 12 %. Die

FuE-Aufwendungen der hessischen Industrie werden stark durch die Automobilindustrie

und die Pharmazeutische Industrie geprägt. Von Bedeutung dürfte ebenfalls sein, dass

wesentliche Innovationsimpulse von den Kunststoffherstellern (d.h. Chemische Industrie)

und vom Maschinenbau (d.h. Herstellern von Gummi- und Kunststoffmaschinen) ausge-

hen.

Prominente Beispiele für FuE-Einrichtungen von Unternehmen der Gummi- und Kunst-

stoffindustrie in Hessen sind das Goodyear-Dunlop-Entwicklungszentrum in Hanau und

die Entwicklungsabteilung des Pirelli-Konzerns in Breuberg, wobei selbstverständlich nicht

nur Großunternehmen in FuE investieren, sondern auch der hessische Mittelstand.

Beispiele für universitäre und weitere institutionelle Forschungseinrichtungen in Hessen,

die im Bereich Gummi und Kunststoff forschen, sind:7

Das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF in Darm-

stadt mit einem Forschungsbereich für Kunststoffe, in dem in den Gebieten Polymer-

synthese, Rezepturentwicklung und Dauerhaftigkeit sowie Kunststoffverarbeitung und

Bauteilauslegung geforscht wird – sei es etwa an der Entwicklung von Hochleistungs-

polymeren oder an der Additivierung von Kunststoffen (d.h. Kunststoffen mit Zusatz-

stoffen).

Das Institut für Kunststofftechnik Darmstadt der Hochschule Darmstadt – eine Ein-

richtung des Fachbereichs Maschinenbau und Kunststofftechnik. Forschungsprojekte

des Instituts befassen sich z.B. mit dem CNC-Kunststoff-Rohrbiegen und der Ent-

wicklung eines hochleistungsfähigen Wärmeaustauschers aus Kunststoff. 5 Vgl. ZEW (Hrsg.): ZEW Branchenreport Innovationen – Gummi- und Kunststoffverarbeitung, Mannheim 2019. 6 Hierbei handelt es sich um die so genannten internen FuE-Aufwendungen, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-

Aufwendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an andere Forschungsinstitutionen. 7 Dem Fokus des Profils auf die Gummi- und Kunststoffindustrie im Sinne der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren bzw.

der Gummi- und Kunststoffverarbeitung entsprechend, sind keine Forschungsaktivitäten aus dem Bereich der Chemie angeführt. In diesem Zusammenhang sind insbesondere die Technische Hochschule Darmstadt und die Universitäten in Frankfurt, Gießen und Marburg anzuführen, an denen auf dem Gebiet der Polymerchemie bzw. der makromolekularen Chemie geforscht wird.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

19

Das Institut für Werkstofftechnik am Fachbereich Maschinenbau der Universität Kas-

sel mit den Fachgebieten Kunststofftechnik und Heterogene Werkstoffe. Das Institut

ist Koordinator des LOEWE-Schwerpunkts „Safer Materials – Sicherere und zuver-

lässigere Werkstoffe“, bei dem neuartige Werkstoffe (u.a. Bio-Verbundwerkstoffe und

biogene Füllstoffe) entwickelt und auf ihre Eigenschaften untersucht werden. Darüber

hinaus betreibt das Institut zusammen mit der B. Braun Melsungen AG das gemein-

same Anwendungszentrum Kunststoffverarbeitung UNIpace, bei dem die Verarbei-

tung von Silikonkautschuken und die Charakterisierung der Materialeigenschaften im

Fokus stehen.

Das Zentrum für Konstruktionswerkstoffe – bestehend aus der Staatlichen Material-

prüfungsanstalt Darmstadt und dem Fachgebiet und Institut für Werkstoffkunde der

Technischen Universität Darmstadt: Im dortigen Kompetenzbereich Kunststoffe und

Verbunde wird beispielsweise zum Festigkeitsverhalten und der Lebensdaueranalyse

von Kunststoffbauteilen sowie zu thermischen Isolationseigenschaften geforscht.

Investitionen

Investitionen sind Voraussetzung zur Erhaltung, Verbesserung und Erweiterung der Pro-

duktionskapazitäten und somit wesentlich für Wachstum und Schaffung von Arbeitsplät-

zen. Nachfolgend wird zunächst auf die Bruttoanlageinvestitionen – einer wichtigen Kenn-

ziffer für das Investitionsgeschehen – sowie ergänzend auf die Mietinvestitionen der

hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie eingegangen. Anschließend wird mit den In-

vestitionsausgaben für Umweltschutzmaßnahmen eine spezielle Kategorie der Bruttoan-

lageinvestitionen näher thematisiert.8 Dies geschieht zum einen aus dem Blickwinkel ei-

nes verantwortungsvollen Umgangs mit der Umwelt. Zum anderen steht ein nachhaltiges

Wirtschaften auch mehr und mehr für die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit einer Branche,

denn Investitionen zur Energieeffizienzsteigerung schonen nicht nur die Umwelt, sondern

stellen über die Kostenseite auch einen wichtigen Wettbewerbsfaktor dar.

Auf eine Summe von 274 Mio. Euro beliefen sich die Bruttoanlageinvestitionen9 der

heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie des Jahres 2017. Insgesamt gesehen zeich-

net sich die Investitionstätigkeit der Branche durch eine ausgeprägte Regelmäßigkeit aus

– in den letzten fünf Jahren betrugen die Bruttoanlageinvestitionen jeweils rund 250 Mio.

8 Hierbei ist zu beachten, dass die Angaben zu den Umweltschutzinvestitionen (Berichtsjahr 2016) im Vergleich zu den Bruttoanla-

geinvestitionen (Berichtsjahr 2017) erst später verfügbar sind. Somit ist der Vergleich der jeweils aktuellen Daten nur einge-schränkt möglich.

9 Erfasst wird der Wert der im Geschäftsjahr aktivierten Bruttozugänge an Sachanlagen, d.h. Ersatz- und Neuinvestitionen. Aktivier-te Großreparaturen und geringwertige Wirtschaftsgüter sind ebenso einbezogen wie selbst erstellte oder in Bau befindliche Anla-gen sowie Leasing-Güter, die beim Leasing-Nehmer zu aktivieren sind. Nicht berücksichtigt werden insbesondere Investitionen in Zweigniederlassungen im Ausland, Zugänge durch den Kauf ganzer Betriebe oder Unternehmen, der Erwerb von Finanzanlagen sowie der Erwerb von immateriellen Vermögensgegenständen (z.B. Patente).

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

20

Euro. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Ausrüstungsinvestitionen (2017: 93 %),

d.h. auf Sachinvestitionen in Maschinen und maschinelle Anlagen sowie in die Betriebs-

und Geschäftsausstattung. Letztere umfasst die ganze Bandbreite von Werkzeug über

Telefonanlage bis zum Fuhrpark. Damit stellen Investitionen in Gebäude und Grundstücke

den deutlich kleineren Teil (2017: 7 %). Die Höhe der Bruttoanlageinvestitionen im Ver-

hältnis zum erzielten Umsatz ergeben die Investitionsquote der Branche, für die 2017 ein

Wert von 3,5 % resultiert – über dem Durchschnitt in der hessischen Industrie 2017

(2,9 %) und in etwa der Investitionsquote der Gummi- und Kunststoffindustrie auf Bun-

desebene (3,8 %) entsprechend.

Bruttoanlageinvestitionen der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen 2013 – 2017

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Ein wichtiger Indikator für das Engagement in puncto Umweltschutz stellen die Investiti-

onsausgaben für Umweltschutzmaßnahmen dar.10 2016 summierten sich diese in der

Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen auf 7,6 Mio. Euro. Damit wurden 2,9 % der

gesamten Bruttoanlageinvestitionen der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie des

Jahres 2016 in Investitionen für den Umweltschutz getätigt, während es im Durchschnitt

der hessischen Industrie 2,1 % waren.

Wie in den Jahren zuvor lag der Schwerpunkt der Umweltschutzinvestitionen der Branche

auch im Jahr 2016 eindeutig auf Maßnahmen des Klimaschutzes, wofür 5,0 Mio. Euro

10 Zu den Umweltschutzinvestitionen gehören alle getätigten Investitionen in Sachanlagen, die eine Verringerung oder Vermeidung

von schädlichen Emissionen in die Umwelt bewirken bzw. den Einsatz von Ressourcen reduzieren. Es kann sich hierbei zum ei-nen um additive („End-of-Pipe“) Maßnahmen handeln, d.h. in der Regel separate, vom übrigen Produktionsprozess getrennte An-lagen, die dem Produktionsprozess vor- oder nachgeschaltet sind (z.B. Kläranlage). Zum anderen werden integrierte Maßnahmen erfasst, die dadurch charakterisiert sind, dass die Umweltbelastung direkt im Produktionsprozess reduziert wird (z.B. durch ge-schlossene Prozess- und Kühlwasserkreisläufe oder durch Maschinen mit niedrigen Lärmemissionen).

236287 282 266 274

3,13,7 3,8

3,5 3,5

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

0

100

200

300

400

2013 2014 2015 2016 2017

Bruttoanlage-investitionen im

Verhältnis zum Umsatz in %

Bruttoanlage-investitionenin Mio. Euro

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

21

investiert wurden. Hierunter werden Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung der

Emission von Kyoto-Treibhausgasen (u.a. CO2), Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer

Energien sowie energieeffizenzsteigernde Maßnahmen und Energiesparmaßnahmen

subsumiert. Im Fokus der Investitionen stand dabei eindeutig Letzteres, d.h. die Steige-

rung der Energieeffizienz bzw. die Energieeinsparung – sei es etwa durch die Isolierung

von Anlagen und Produktionsgebäuden, die Wärmerückgewinnung mittels Wärmetau-

scher oder die Optimierung der Druckluftversorgung. Selbstverständlich erschöpft sich

das Engagement der Gummi- und Kunststoffindustrie in puncto Umweltschutz nicht in

diesen Investitionen in Sachanlagen. Der weitaus größere Beitrag der Branche ist in ver-

besserten oder neuen Produkten zu sehen, mit deren Einsatz etwa Energie eingespart

werden kann – so z.B. ein geringerer Treibstoffverbrauch durch gewichtsparende Faser-

verbundwerkstoffe in der Automobilindustrie.

Umweltschutzinvestitionen der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen 2012 – 2016

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Energieverbrauch

Wie stellt sich der Energieverbrauch11 der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie

dar? Knapp 8,7 Mio. Gigajoule (GJ) bzw. rund 2,4 Mio. Megawattstunden (MWh) Energie

verbrauchte die Branche 2017, was 6,7 % des gesamten Energieverbrauchs des heimi-

schen Verarbeitenden Gewerbes (einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen

und Erden) entspricht. Wichtigster Energieträger der Gummi- und Kunststoffindustrie ist

11 Soweit Energieträger als Brennstoffe zur Stromerzeugung in eigenen Anlagen eingesetzt werden, enthält der Gesamtenergiever-

brauch Doppelzählungen, die sowohl den Energiegehalt der eingesetzten Brennstoffe als auch des erzeugten Stroms umfassen. Der Gesamtenergieverbrauch enthält ebenfalls den nichtenergetischen Verbrauch von Energieträgern, wobei diesem in den meis-ten Branchen (Ausnahme: Chemische Industrie) keine Bedeutung zukommt.

7.218 7.488

10.299 10.724

7.633

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

0

2.000

4.000

6.000

8.000

10.000

12.000

2012 2013 2014 2015 2016

Anteil der Umwelt-schutzinvestitionen an

den Bruttoanlage-investitionen in %

Umweltschutz-investitionenin 1.000 Euro

Abfallwirtschaft Abwasserwirtschaft Luftreinhaltung Klimaschutz Sonstige

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

22

Strom – 45,1 % des Energieverbrauchs 2017 wurden durch Strom gedeckt. Die andere

Hälfte teilen sich Erdgas (35,3 %) und Fernwärme (16,4 %), wobei der überproportional

hohe Anteil der Fernwärme in Hessen (Anteil dieses Energieträgers bei der Gummi- und

Kunststoffindustrie bundesweit: 4,8 %) wesentlich auf den spezifisch hessischen Bran-

chenschwerpunkt der Reifenindustrie zurückzuführen sein dürfte. Die übrigen Energieträ-

ger (z.B. Heizöl) sind für die Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen von untergeordne-

ter Bedeutung (3,2 %).

Energieverbrauch der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen im Jahr 2017 differenziert nach Energieträgern

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Wie stellt sich der „Energieverbrauch je Beschäftigten“ als Indikator für die Energieintensi-

tät der Branche im Vergleich mit anderen Industriezweigen und der Branche auf Bundes-

ebene dar? In Hessen verbrauchte die Branche im Jahr 2017 je Beschäftigten 240 GJ

Energie. Damit liegt die Energieintensität unter dem Durchschnitt der hessischen Industrie

(knapp 320 GJ) und etwas höher als in der Branche deutschlandweit (rund 220 GJ je Be-

schäftigten). Ein Beispiel für eine ausgesprochen energieintensive Branche in Hessen ist

die Chemische und Pharmazeutische Industrie (770 GJ je Beschäftigten), ein Wirtschafts-

zweig der hessischen Industrie mit ausgesprochen geringer Energieintensität ist die Elekt-

roindustrie mit reichlich 60 GJ pro Beschäftigten (2017).

Cluster und Netzwerke

Die Cluster und Netzwerke in Hessen12 zeichnen sich durch die Zusammenarbeit von Un-

ternehmen, wirtschaftsnahen Einrichtungen, Forschungsinstituten und Hochschulen sowie

sonstigen Bildungsstätten aus. Zum Leistungsspektrum der Cluster und Netzwerke gehö- 12 Vgl. hierzu ausführlich das Clusterportal unter www.technologieland-hessen.de/cluster.

45,1%

35,3%

16,4%

3,2%

Strom

Erdgas

Fernwärme

Sonstige

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

23

ren u.a. die regionale und überregionale Vernetzung, der Informations- und Erfahrungs-

austausch untereinander, die gemeinsame Marktbearbeitung, die kollaborative Technolo-

gieentwicklung und der Technologietransfer, Maßnahmen zur Fachkräftesicherung sowie

(Standort-)Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Zahlreiche Unternehmen – darunter in ho-

hem Maße Mittelständler – profitieren von Synergieeffekten der Zusammenarbeit, u.a.

durch einen erleichterten Zugang zu neuem Wissen und neuen Technologien, Ressour-

centeilung und verbesserte Chancen der Fachkräftegewinnung sowie durch zusätzliche

Möglichkeiten der Akquisition und Umsetzung von Aufträgen.

Von den hessischen Cluster- und Netzwerkinitiativen im Kontext der Gummi- und Kunst-

stoffbranche sind insbesondere der Kunststoff Cluster Nordhessen und Materials Valley

anzuführen. Für die als Automobilzulieferer tätigen Unternehmen der Branche sind zudem

Clusternetzwerke wie MoWiN.net als Netzwerk der nordhessischen Mobilitätswirtschaft

und der Automotive Cluster RheinMainNeckar zu nennen.

Fachkräftenachwuchs

Der Ausbildungslandschaft kommt ein hoher Stellenwert für die Fachkräftesicherung der

heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie zu. Hierbei ist zum einen die Hochschulaus-

bildung vor allem in den Bereichen Chemie und Maschinenbau zu nennen, die sich mit

den unterschiedlichsten Facetten der Gummi- und Kunststoffherstellung sowie der -ver-

arbeitung widmet. An den Universitäten und Fachhochschulen in Hessen waren im Win-

tersemester 2017/18 insgesamt 20.415 Studierende in den Studienbereichen Chemie und

Maschinenbau /Verfahrenstechnik eingeschrieben – geringfügig weniger als ein Jahr zu-

vor. Im Prüfungsjahr 2017 absolvierten 2.943 (Vorjahr: 3.066) Studierende erfolgreich ihre

Abschlussprüfung.

An der Hochschule Darmstadt werden zudem zwei eigenständige Studiengänge im Be-

reich Gummi und Kunststoff angeboten. Es handelt sich um einen Bachelor- (sechs Se-

mester) und einen Masterstudiengang (vier Semester) Kunststofftechnik, die beide auch

dual studierbar sind.

Zum anderen kommt auch den hessischen Betrieben bzw. den Berufsschulen eine wichti-

ge Rolle bei der Ausbildung des Fachkräftenachwuchses zu: 1.543 Auszubildende zählten

die Betriebe der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie Ende 2017 – in etwa so viele

wie noch ein Jahr zuvor. Die nach Berufen gegliederte Ausbildungsstatistik weist für das

Jahr 2017 insgesamt 562 (2016: 555) junge Menschen aus, die einen Ausbildungsberuf

im Bereich Gummi und Kunststoff (bspw. Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kaut-

schuktechnik) erlernen.

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

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Gummi- und Kunststoffindustrie-affine Ausbildung in Hessen

Anzahl

Studierende im WS 2017/18 davon:

20.415

Maschinenbau / Verfahrenstechnik 15.979 Chemie 4.436

Absolventen (Diplom, Master und Bachelor) im Prüfungsjahr 2017 davon:

2.943

Maschinenbau / Verfahrenstechnik 2.285 Chemie 658

Auszubildende in der Gummi- und Kunststoffindustrie zum 31.12.2017 1.543

Auszubildende in Gummi- und Kunststoffberufen* 2017 562

* Gruppe 221 der Ausbildungsstatistik.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistik der Bundesagentur für Arbeit.

Ausblick

Die Gummi- und Kunststoffindustrie stellt vornehmlich Vorleistungsgüter für andere Wirt-

schaftszweige her, wobei die Bandbreite der Abnehmerbranchen von der Verpackungs-

mittelindustrie über das Baugewerbe bis hin zur Automobilindustrie reicht. Aufgrund dieser

Stellung der Branche in der Wertschöpfungskette zeichnen für die Perspektiven der Bran-

che maßgeblich die Entwicklungen in diesen Abnehmerbranchen verantwortlich. Aufgrund

der im deutschlandweiten Vergleich in Hessen überproportional stark vertretenen Gummi-

industrie (vor allem die Reifenproduktion) ist aus hessischer Perspektive die Automobilin-

dustrie hervorzuheben.

Und diese befindet sich zurzeit im Wandel, ja bisweilen wird die Branche sogar „vor dem

größten Umbruch aller Zeiten“ gesehen: Vernetzung von Fahrer, Fahrzeug und Infrastruk-

tur bis hin zum autonomen Fahren, Trend zum Verkauf von Mobilität, Fahrverbote für Die-

selfahrzeuge, zunehmende Marktdurchdringung alternativer Antriebstechnologien etc. Die

Automobilzulieferer der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie müssen sich entspre-

chend auf neue Rahmenbedingungen und neue Anforderungen einstellen, wobei zurzeit

noch schwer abzusehen ist, wohin genau letztlich die Reise geht. Ob zukünftig autonom

gefahren wird oder nur automatisiert, ob mit Hybrid-Antrieb oder mit Brennstoffzelle, ob

das Auto nur geliehen oder Eigentum ist – Kunststoffe aller Art und auch Gummireifen

werden aber offenkundig auch in Zukunft unverzichtbar sein.

Produkte der Gummi- und Kunststoffindustrie werden zunehmend in Osteuropa und in

Asien produziert, wie die regionale Struktur der hessischen Gummi- und Kunststoffimporte

im Jahr 2017 verdeutlicht (Rang 1: VR China, Rang 2: Rumänien, Rang 4: Tschechien,

Rang 5: Ungarn). Und es sind nicht nur „Low-Budget-Reifen“ aus China, die in Konkur-

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

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renz zu den heimischen Unternehmen um Chargen bei den Erstausrüstern und den End-

verbrauchern im Aftermarket-Geschäft treten. Die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte aus

diesen Ländern hat zugenommen und auch hessische Unternehmen der Gummi- und

Kunststoffbranche verfügen über Produktionskapazitäten z.B. in den mittel- und osteuro-

päischen EU-Mitgliedstaaten oder in Asien, um dort kostengünstiger, aber auch näher am

Markt fertigen zu können. Insbesondere für die Unternehmen der Branche, die der Auto-

mobilindustrie zuliefern, ist eine solche räumliche Nähe zum Kunden obligatorisch. Die

Teile werden lokal verlangt und dementsprechend zum Teil auch vor Ort im Ausland pro-

duziert und angeliefert. Die Gummi- und Kunststoffindustrie folgt damit ihren Abnehmer-

branchen, wobei dies nicht bedeutet, dass nicht mehr exportiert wird. Aber eine Auswei-

tung der Fahrzeugproduktion im Ausland geht nicht zwangsläufig Hand in Hand mit einer

Exportausweitung von Gummi- und Kunststofferzeugnissen.

Apropos Export: Das Vereinigte Königreich und die USA zählen zu den wichtigsten Ex-

portmärkten der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie. Hinzu treten die indirekten

Exporte (z.B. als Reifen oder sonstige Teile von exportierten Fahrzeugen) sowie Produk-

tionsstätten vor Ort im Ausland. Insofern dürfte der Brexit in der Branche ebenso auf-

merksam verfolgt werden wie die stärkere Betonung nationaler handelspolitischer Zielset-

zungen vonseiten der US-Regierung. Zwar stehen Gummi- und Kunststoffprodukte nicht

im Fokus der US-Handelspolitik, doch die verhängten Strafzölle und die entsprechenden

Reaktionen u.a. der VR China und der EU bergen die Gefahr, dass sich der Handelskon-

flikt ausweitet. Zudem konnten Strafzölle auf Autos aus der EU erst in letzter Sekunde –

zumindest vorerst – abgewendet werden.

In der hessischen Reifenindustrie spielen Großunternehmen die wesentliche Rolle, in der

Kunststoffverarbeitung hingegen sind eine Vielzahl von mittelständischen Unternehmen

tätig. So mancher hessische Mittelständler sieht sich auf der einen Seite wenigen großen

Kunststoffherstellern aus der Chemischen Industrie und auf der anderen Seite Großkun-

den z.B. aus der Automobilindustrie gegenüber. Diese Marktstruktur begünstigt es z.B.,

Preiserhöhungen bei Material und Energie gegenüber den mittelständischen Unterneh-

men der Gummi- und Kunststoffindustrie durchzusetzen bzw. Preissenkungen nicht wei-

terzugeben, während diesen die Kostenüberwälzung wiederum auf ihre Kunden nur zu

einem geringeren Teil gelingt. Und die Preise für Vormaterialien unterliegen ausgeprägten

Schwankungen – sei es bei Naturkautschuk und Basis-Synthesekautschuktypen wie Sty-

rol-Butadien-Kautschuk (beides zentral für die Reifenherstellung), bei Ethylen-Propylen-

Dien-Kautschuk (wichtig für technische Gummierzeugnisse) oder auch bei Spezialelasto-

meren und Zusatzstoffen.

Das Produktportfolio zu verbreitern, um durch Diversifizierung die Abhängigkeit von ein-

zelnen Branchen (z.B. der Automobilindustrie) oder gar einzelnen Kunden zu reduzieren,

stellt eine Strategie der Unternehmen dar, dieser „Sandwichposition“ zu entkommen.

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

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Durch hohe Innovationskraft technisch anspruchsvolle Spezialprodukte zu entwickeln und

zu fertigen sowie individuelle, auf den jeweiligen Kunden ausgerichtete Problemlösungen

anzubieten, eine andere. Forschung und Entwicklung und hoch qualifizierte Fachkräfte,

insbesondere aus den MINT-Bereichen, sind hierfür unabdingbar. Dies auch, um die

Chancen der Digitalisierung in der Gummi- und Kunststoffindustrie zu nutzen. Hierbei ist

nicht nur an die additive Fertigung, sondern allgemein an weitere Effizienzsteigerungen

bei der in Teilen energieintensiven Produktion zu denken.

Wachstumschancen für die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie resultieren auch

daraus, dass Gummi und Kunststoff ausgesprochen vielseitig einsetzbare Werkstoffe sind,

mit denen fortwährend neue Anwendungsgebiete erschlossen werden können:

Das niedrige Gewicht in Verbindung mit der hohen Festigkeit und der leichten Formbarkeit

prädestiniert Kunststoffe dazu, andere Werkstoffe (z.B. Metalle) zu substituieren. Eine

Triebkraft hierfür sind die steigenden Anforderungen an die Ressourceneffizienz. So wer-

den etwa im Zuge des Leichtbaus in der Automobilindustrie verstärkt Kunststoffe einge-

setzt (z.B. in aufgeschäumter Form). Ein moderner PKW besteht bereits zu bis zu 15 %

aus Kunststoffen. Zu einer besseren Nutzung der Ressourcen kann auch der zunehmen-

de Einsatz von Rezyklaten in Form werkstofflich aufbereiteter Kunststoffe beitragen – üb-

rigens ein Element der neuen EU-Kunststoffstrategie – sowie speziell in der Reifenindust-

rie das Reifenrecycling bzw. die Retread-Produktion, d.h. die Reifenrunderneuerung. Ein

weiteres Beispiel für zusätzliche Absatzpotenziale im Zuge von Maßnahmen der Energie-

effizienz sind Produkte der Branche wie Isolierungen und Dämmstoffe, die etwa im Bau-

gewerbe zum energieeffizienten Bauen benötigt werden. Weitere Potenziale für die hessi-

sche Gummi- und Kunststoffindustrie können so genannte Biokunststoffe oder Kom-

binationen von Kunststoffen mit anderen Materialien erschließen. Bei Ersteren handelt es

sich um biobasierte Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen als Alternative zum fos-

silen Rohstoff Öl oder um biologisch abbaubare Kunststoffe. Bei Letzteren ist an elektrisch

leitfähige Kunststoffe, Verbund- bzw. Hybridwerkstoffe (z.B. glas- und kohlenstofffaser-

verstärkte Kunststoffe, Holz-Polymer-Werkstoffe) zu denken.

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