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Chemie und Fabriksbedarf auf der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1958 Von Dr, JOSEF HAUSEN, Berlin Wie alljahrlich wird uber Neuentwicklungen auf dem Gebiet der chemischen Erzeugnisse und des Chemiebedarfs, soweit sie auf der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1958 zu sehen waren, berichtet. Im Hinblick auf die ACHEMA 1958 Ausstellungstagung fur Chemisches Apparatewesen sol1 varliegender Bericht iedoch mehr die Randgebiete behandeln. Ein Anspruch auf Vollstandigkeit besteht nicht; einzelne Neuentwicklungen werden gesondert behandelt. Vom 27. April bis zum 6. Mai 1958 fand auf dem Aus- stellungsgelande in Hannover-Laatzen die zwolfte Deut- sche Industrie-Messe stalt. Mit 4 319 Ausstellern '(davon 606 auslandischen) ubertraf sie ihre Vorgangerin') wieder recht betrachtlich (1957: 4063 Aussteller (Ausland: 4971). Bei der auslandischen Aussteller-Beteiligung fie1 am meisten auf, daR Frankreich diesmal mit 127 Ausstellern Osterreich, das imVorjahr an der Spitze der ausliindischen Beteiligung stand, den Rang abgelaufen hatte: 'Osterreich stand mit 95 Ausstellern (Vorjahr: 91) diesmal an zweiter 11, das funfgeschossige h4essehaus 12 und die fast 25000 m2 groRe Halle 13) mit festen Standen errichtet, so daR die E 1 e k t r o i n d u s t r i e nunmehr in Hannover iiber elne Hallenflache von 96 000 mz verfugt (Vorjahr: 70 000 m2). Alle Elektrofirmen, darunter auch die zahlreichen ouslandischen Firmen, die hier erstmals in groRerem Um- fange erschienen waren, haben sich durch Zehnjahres- Vertrage fest anHannover als ihrenMesseplatz gebunden. Besonders bemerkenswert unter den Neubauten war das 50 m hohe Messehaus 12, das in seinen funf Geschos- Abb 1. Blick in Halle 6 .,Chemie und Kunststoffe" (Photo Hannes Fehn, Hannover) Stelle. Es folgten England und die Schweiz mit je etwas uber 70 Ausstellern, USA mit 49, Holland mit 37, Italien mit 36 Ausstellern, der Rest der 606 auslandischen Aus- steller entfiel auf 13 Lander. Der Besucher der Hannover-Messe, der im Vorjahr durch die betrachtliche Erweiterung des den Konsumguter- Industrien gewidmeten nordlichen Teiles des Messegelan- des mit dem Schwerpunkt Messehaiis 18 ubei-rascht wor- den war, fand diesmal den sud1ichc.i~ Teil des weitgespann- ten Gelandes mit vollig neuem Gesicht vor. Hier hat der Zentralverband der Elelrtrotechnischen Industrie e. V., Frankfurt/Main, fur seine mehr als 1100 Aussteller neben der schon vorhanden gewesenen doppelgeschossigen Halle 10 drei weitere Hallen (die doppelgeschossige Halle 1) Vgl. diese Ztschr. 29, 425 119571. 458 sen so gut wie ausschlieRlich das Angebot an Elektro- leuchten, Beleuchtungsglas, Lampenschirmen u. dgl. zu- sammenfaRte. Unter diesem in hellblau gehaltenen hoch- aufragenden fensterlosen Bau befindet sich jetzt der reprasentative Sudeingang des Messegelandes. - Neu ist auch eine Halle 8-Nord, die die gleiche GroRe hat wie die bereits vorhanden gewesenen Hallen 8-Sud und 8 (je 8500 m*). VergroRert wurde die Halle 2 (jetzt: 5000 m'). Beide Verbesserungen kamen dem M a s c h i - 11 e n b a u zugute, der in Hannover immer starker her- vortritt und mit fast 1300 Ausstellern am starksten auf der Deutschen Industrie-h4esse vertreten war, obwohl er keine Werkzeugmaschinen umfaRte, die bekanntlich auf besonderen Werkzeugniaschinen - Ausstellungen gezeigt werden. Der Mehrbedarf an Ausstellungsplatz fur den Maschinenbau war nicht etwa durch StandvergroRerungen Chemie-Ing.-Techn. 30. Jahrg. 1958 / Nr. ?

Chemie und Fabriksbedarf auf der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1958

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Chemie und Fabriksbedarf auf der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1958

Von Dr, J O S E F HAUSEN, Berlin

Wie alljahrlich wird uber Neuentwicklungen auf dem Gebiet der chemischen Erzeugnisse und des Chemiebedarfs, soweit sie auf der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1958 zu sehen waren, berichtet. Im Hinblick auf die ACHEMA 1958 Ausstellungstagung f u r Chemisches Apparatewesen sol1 varliegender Bericht iedoch m e h r die Randgebiete behandeln. Ein Anspruch auf Vollstandigkeit besteht nicht; einzelne

Neuentwicklungen werden gesondert behandelt.

Vom 27. April bis zum 6. Mai 1958 fand auf dem Aus- stellungsgelande in Hannover-Laatzen die zwolfte Deut- sche Industrie-Messe stalt. Mit 4 319 Ausstellern '(davon 606 auslandischen) ubertraf sie ihre Vorgangerin') wieder recht betrachtlich (1957: 4063 Aussteller (Ausland: 4971). Bei der auslandischen Aussteller-Beteiligung fie1 am meisten auf, daR Frankreich diesmal mit 127 Ausstellern Osterreich, das imVorjahr a n der Spitze der ausliindischen Beteiligung stand, den Rang abgelaufen hatte: 'Osterreich stand mit 95 Ausstellern (Vorjahr: 91) diesmal an zweiter

11, das funfgeschossige h4essehaus 12 und die fast 25000 m2 groRe Halle 13) mit festen Standen errichtet, so daR die E 1 e k t r o i n d u s t r i e nunmehr in Hannover iiber e lne Hallenflache von 96 000 mz verfugt (Vorjahr: 70 000 m2). Alle Elektrofirmen, darunter auch die zahlreichen ouslandischen Firmen, die hier erstmals in groRerem Um- fange erschienen waren, haben sich durch Zehnjahres- Vertrage fest anHannover als ihrenMesseplatz gebunden.

Besonders bemerkenswert unter den Neubauten war das 50 m hohe Messehaus 12, das in seinen funf Geschos-

Abb 1. Blick in Halle 6 .,Chemie und Kunststoffe" (Photo Hannes Fehn, Hannover)

Stelle. Es folgten England und die Schweiz mit je etwas uber 70 Ausstellern, USA mit 49, Holland mit 37, Italien mit 36 Ausstellern, der Rest der 606 auslandischen Aus- steller entfiel auf 13 Lander.

Der Besucher der Hannover-Messe, der im Vorjahr durch die betrachtliche Erweiterung des den Konsumguter- Industrien gewidmeten nordlichen Teiles des Messegelan- des mit dem Schwerpunkt Messehaiis 18 ubei-rascht wor- den war, fand diesmal den sud1ichc.i~ Teil des weitgespann- ten Gelandes mit vollig neuem Gesicht vor. Hier hat der Zentralverband der Elelrtrotechnischen Industrie e. V., Frankfurt/Main, fur seine mehr als 1100 Aussteller neben der schon vorhanden gewesenen doppelgeschossigen Halle 10 drei weitere Hallen (die doppelgeschossige Halle

1) Vgl. diese Ztschr. 29, 425 119571.

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sen so gut wie ausschlieRlich das Angebot an Elektro- leuchten, Beleuchtungsglas, Lampenschirmen u. dgl. zu- sammenfaRte. Unter diesem in hellblau gehaltenen hoch- aufragenden fensterlosen Bau befindet sich jetzt der reprasentative Sudeingang des Messegelandes. - Neu ist auch eine Halle 8-Nord, die die gleiche GroRe hat wie die bereits vorhanden gewesenen Hallen 8-Sud und 8 ( je 8500 m*). VergroRert wurde die Halle 2 (jetzt: 5000 m'). Beide Verbesserungen kamen dem M a s c h i - 11 e n b a u zugute, der in Hannover immer starker her- vortritt und mit fast 1300 Ausstellern am starksten auf der Deutschen Industrie-h4esse vertreten war, obwohl er keine Werkzeugmaschinen umfaRte, die bekanntlich auf besonderen Werkzeugniaschinen - Ausstellungen gezeigt werden. Der Mehrbedarf an Ausstellungsplatz fur den Maschinenbau war nicht etwa durch StandvergroRerungen

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bedingt, sondern durch hnwaclisen (lor ;lusstellerzahl, d. h. Komplettierung tles Angebot.; i n tleii verschieden- sten Gruppen dieser Branche.

Spiegelt sich darin recht deutlich die Tdtsdche wider, daR das Angebot in Hannover immer umfangreicher wird und die Iiannover-Messe damit der Erfiillunq ihrer Haupt- aufgabe, ein moglichst vollstandiges Angellot zu zeigen, immer naher riickt, so tritt in der r2umlichen Anordnung dieses Angebots immer starker die Tendenz hervor, das Branchenprinzip durchzusetzen. So wurde c s in diesem Jahre moglich, in Halle 2 das Angebot tler Gruppen , , G e t r i e h e u n d A n t r i e b s e 1 e m e n t e ” fast voll- standig zusammenzufassen, ebenso konntttn die Unter- nehmen des K 2 1 t e m a s c h i n e n 1) 11 s in Halle 8- Nord zusammengefant werden. Die iin Voijahr von der Elektroindustrie belegte Halle 9 (12 000 m’) war durch die oben erwahnten Hallen-Neubauten frei qcworden und beherbergte in diesem Jahr geschlossen die Gruppen Werkzeuge, Prazisionswerkzeuge, Elektrowerkzeuge, MeRzeuge, Schleifmittel, Stahlverforniung, SchweiR- und Schneidtechnik.

Auch der in den letzten Jahren rasch entwickelte Teil der Messe, der der e i s e n s c h a f f e n d e n und - v e r - a r h e i t e n d e n I n d 1 1 s t r i e gewidmet ist, hatte wie- der eine Erweiterung erfahren. Erstmdls war die Hiitten- werke Ilsede-Peine A.G., Peine, vertreten, sie hatte ge- genuher der Exportborse einen eigeneri Pavillon errichtet. Der Gemeinschaftsstand cler Rheiizisdicn Stnhlwerke war durch einen Neubaii erweitert worden, die Phoenix-Rhein- rohr AG., Dusseldorf, hatte ihren provisorischen Bau an der StahlstraRe durch einen festen Pdvillon crsetzt.

Im ganzen-war die u h e r d a c h t e F 1 a I: h c der Deut- schen Industrie-Messe in tliesem Jahr gegenuber den1 Vorjahr um 30000 m3 auf 270000 m’ angewachsen, wbh- rend auf dem F r e i g e l a n d e fiber 150000 m? helegt waren. Das bedeutet insgesamt gegenuber dem Vorjahr eine VergroDerung um mehr als 40 000 m’. Hinzu kam eine vom Bundesverband der Deutschen Luftiahrtindustrie gemeinsam mit der Deutschen Industi-ie-Messe auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen zuni erhten Male ver- anstaltete Sonderschau - a ti s - r ii s t u n g e n u n d - z u b e h 6 r ” , die voii fiber 50 Fir- inen beschickt war. Sie war fur den cheniisch-techniscli iiiteressierten Besucher besonders in werkstofftechnischer Hinsicht bedeutsam.

,,L u f t f a h r t g 1’ i- Ci t,

Wieder ohne GroO-Chemie

Auch die diesjahrige Hannover-Mossc scih kein come- back der GroR-Chemie, im Gegenteil: Unlernehmen, die in1 Vorjahr noch mit einer ausgedehnten I eprasentativen Schau ihrer Erzeugnisse vertreten waren, wie etwa die Dynamit-Actien-Gesellschaft vorrn. Alfred Nobel & Co., Troisdorf, waren diesnial nur noch mit einem Infor- mations - Stand vertreten. Trotzdem war die Halle 6 , , C h e m i e u n d K u n s t s t o f f e ” , vgl. Abb. 1, nicht nur aufs neue ‘ein Attraktions-Mittelpiinkt, sondern die Nachfrage nach Platz in dieser Hdlle iibei-stieg auch bei w-eitem die Placierungsmoglichkeiten. Die Ausstellerzahl war gegenuber dem Vorjahr praktiscli gleich geblieben, 8-3 Aussteller hatten die Halle besetzt, daruntcr hefanden sich sieben Verlage chemischer Literatur, unter denen die Verlag Chemie GmbH, Weinheim:Bergsti-., mit einem reichhaltigen Eckstand im Obergeschon der- Halle gunstig placiert war. Neben der Schweiz und der lwi-eits im Vor- jahr in der Chemiehalle zu findenden kanatlischen Gruppc waren diesmal auch Belgien und Schwetlen als Auslander vertreten.

Da sich der Maschinenbau, die Eisen- iind Stahl-Indu- strie und die Elektrotechnik in Hannovtr irnmer mehr ausdehnen, wird das Fernbleiben der Groll-Chemie von Hannover von manchem als eine Lucke cmpfunden, die i n dieser Leistungsschau um so starker klaflt, je mehr die Chemie rnit ihrer vielseitigen Giitercizeucjiing das indu-

strielle und gewerbliche Schaffen der Wirtschaft , zu be- einflussen beginnt. Das Beispiel der Eisen- und Stahl- ipdustrie, die ebenso wie die Chemie zu einem nennens- werten Teil nur Lieferant der weiterverarbeitenden In- dustrien ist, beweist, da8 auch der Rohstoff-Lieferant in Hannover auf ausreichendes Interesse stoRt, um zumir- clest durch suhstantiierte Fachgesprache auf seine Kosten zi: kommen.

Halbe Produktion aus Mittel- und Kleinbetrieben

Es ist im uhrigen irrig, annehmen zu wollen, die cleutsche Chemieproduktion werde vorwiegend von we- nigen GroRbetrieben getragen. Darauf machte Bundes- minister Prof. Dr. S. B a k e auf der traditionellen P r e s s e- k o n f e r e n z des Vcrbandes der Chemischen Industrie e. V., anlaRlich der Hannover-Messe nachdrucklich auf- merksam. Mehr als die Halfte der Produktion stammt aus Mittel- und Kleinhetrieben, meist ausgesprochenen Ver- edelungsbetrieben, die zugleich Kunden der chemischen Grundstoff-Industrie sind, andererseits aber in bezug auf den Endverbraucher vie1 marktnaher stehen und im wei- teren wesentlich Iohnintensiver arbeiten als die GroR- betriehe. Allein fiir das 1 Mrd. DM ubersteigende Aus- fuhrgeschaft in Chemikalien sei eine unendlich muhsame kaufmannische und technische Kleinarbeit erforderlich; denn der Fakturenwert im Chemieexportgeschaft belaufe sich im Durchschnitt auf nur rd. 200 DM bei einem Ge- samtchemieexport von 4,s Mrd. DM (1957). Wenn auch der Forschungsaufwand bei den GroRbetrieben rnit 4 bis 5 O / o des Jahresumsatzes besonders hoch sei, so konne doch heute selbst der Kleinbetrieb nicht mehr auf wissen- schaftlich geschulte Mitarbeiter verzichten.

Im internationalen Meinungsstreit iiber die Moglidi- lteiten zur Realisierung einer E u r o p a i s c h e n W i r t- s c h a f t s g e m e i n s c h a f t (EWG) und einer F r e i - h a n d e 1 s z o n e (FHZ) sei der Standpunkt der Chemie als eines der exportintensivsten Wirtschaftszweige von Iiesonderem Interesse. Bundesminister Balke wies dabei auf die Gefahren hin, die sich aus wirtschaftlichen Macht- blockbildungen entwickeln konnen. Die Industrieorganisa- tionen der sechs EWG-Lander haben sich in der ,,Union tles Industries de l a Commctnite Europeenne” (UNICE) zusammengefunden, ebenso die fiinf Chemieverhande (in Luxemburg gibt es keinen) mit dem vorlaufigen Sitz in Briissel. Rereits jetzt sei das gefahrliche Gleichgewicht F gegen 6 entstanden, namlich EWG gegen Rest-Freihan- delszone. Die Chemie bekenne sich grundsatzlich zu einer freihandlerischen Einstellung. Zweifellos seien noch er- hebliche Schwierigkeiten hinsichtlich der D e f i n i e r ti n g v o n U r s p r u n g s b e g r i f f e n zu uberwinden, mogen sie nun .Ursprungszeugnis” oder ,,Freiverkehrsschein” genannt werden. Als Beispiele fiihrte der Bundesminister die Erzeugung von Essigsaiure aus Carbid an, das inner- halb der Freihandelszone hergestellt ist, was naturlich einen Ursprungsschutz bedeutet gegeniiber Essigsaure aus Athylen, das auRerhalb der Freihandelszone herge- stellt wurde. Andererseits tragt bei der Herstellung von Kunststoffen die letzte Polymerisation, die in der Frei- handelszone ausgefuhrt wird, einen so geringen Anteil zit dem Endprodukt hei, daR dieses damit nicht das ,,Bur- gerrecht” in der Freihandelszone erwerben konne. Bei- spiel: USA-Caprolactani, das europaischem Caprolactam gegenuber stets kostenmaRig im Vorteil sei, konne nicht durch die innerhalb der Freihandelszone vorgenommene Polymerisation zu einem Freihandelsprodukt werden. Es ltomme daher entscheidend auf die Festlegung des Be- griffes ,,F r e i h a n d e 1 s p r o d u k t‘‘ an oder auch auf die Festlegung, daR die Wertschopfung, die die Freihan- delszone beitragt, mindestens 50°/o des Endprodukts aus- niacht. DaR alle diese Fragen nicht dirigistisch zu losen sind, stehe heute schon fest. Die westdeutsche Chemie lieferte 1957 rd. 22”o ihres Gesamtexports in den EWG- Raum und etwa 51”/o in die Freihandelszone, wobei im Vergleich zum Vorjahr eine leicht rucklaufige Tendenz

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zu verzeichnen ist. Der Bundesminister ging dann weiter u. a. auf die Rolle Frankreichs ein, ails dem die Haupt- widerstande gegen eine europaische Wirtschaftsgemein- schaft kommen, und er sagte, es handele sich hier in erster Linie immer um ein Problem der passiven franzo- sischen Handelsbilanz gegenuber dem britischen Sterling- Raum. AbschlieRend behandelte er die Aufgaben und Probleme, die sich aus stark differierenden Produktions- voraussetzungen ergeben, etwa auf petrochemischem Ge- biet, das in den USA am gunstigsten liegt, oder hinsicht- lich der Wasserkrafte, die in Canada und Norwegen be- sonders hillig sind. Ahnlich muRten auch die Probleme auf dem Gebiete der Kernchemie betrachtet werden, wo- bei die Aufgaben des in rascher Entwicklung stehenden Gebietes der Strahlenchemie (Radiochemie) besondere Aufmerksamkeit verdienen. Die sich hier erschlieRenden Moglichkeiten seien so vielseitig, daB man stets die Ge- samtprobleme betrachten musse.

Die wirtschaftliche Situation

Der Verband der Chemischen Iridustrie e. V., Frank- furt (Main), gab, wie in den Vorjahren, duch diesmal wieder anlaRlich des obenerwahnten Empfangs eine Ubersicht uber die wirtschaftliche Gesamtsituation auf dem chemischen Sektor. Danach hatte die chemische Indu- strie 1957 eine beachtliche Aufwartsentwicklung zu ver- zeichnen. Ihr Umsatz stieg gegeniiber dem Vorjahr (in Klammern) um uber l lo/o auf rd. 1?,2 Mrd. DM (15,43 Mrd. DM), wahrend der Zuwachs des gesamtindu- striellen Umsatzes nur 7,s0/o betrug. Damit hielt die Che- mie innerhalb der westdeutschen Gesarntindustrie im Um- shtz die dritte Stelle hinter den Nahrungs- und GenuR- mittelindustrien und dem Maschinenbau. Die Zahl der Beschaftigten erhohte sich 1957 um rd. 18000 und belief sich Ende 1957 auf insgesamt 415 000. Erfreulicherweise gelang 1957 eine weitere Steigerung der Ausluhr um 15O;o auf insgesamt 4,5 Mrd. DM (3,91 Mrd. DM), womit sich die Exportquote am Gesamtumsatz auf 26n/o erhohte. Die Chemie hat damit im vergangenen Jahr ihre Position als zweitgroRte westdeutsche Exportindustrie (wiederum hinter dem Maschinenbau) behaupten konnen. Das Uber- see-Geschaft hat 1957 starker zugenommen als die Liefe- rungen in die europaischen Nachbarlander: die Ubersee- Bezuge erreichten rd. 39 /0 der gesamten westdeutschen Chemieausfuhr (1956: 37,4O/o). Andererseits ist auch die Chemie-Einfuhr nach der Bundesrepublik 1957 uberra- schend stark angewachsen, sie nahm um 2l"i'o zu und er- reichte 1,62 Mrd. DM (1,3 Mrd. DM).

Im bisherigen Verlauf des Jahres 1958 weist die C h e m i e - E r z e u g u n g weiter nach oben, wenngleich sich auch die Zuwachsrate gegenuber fruheren Jahren ZLI

verlangsamen beginnt. Immerhin uberschritt in den bei- den ersten Monaten der Chemie-Umsatz jenen der ent- sprechenden Vorjahrs-Zeit um rd. 8O/o. Der Produktions- index, der im Jahresdurchschnitt 1957 bei 223 Punkten lag (1938=100), erreichte im Februar 1958 rtl. 236 Punkte. Der Erzeugerpreisindex lag im Jahresdurthschnitt 1957 mit 188 Punkten (1938 = 100 Punkte) knapp uber dem des Vorjahres (187). Die Entwicklung der Inlandnachfrage 1aRt gewisse Dampfungserscheinungen sowohl im Inve- stitions- wie im Konsumgiiterbereich der Chemie erken- nen, die sich im weiteren Verlauf des Jahres wahrschein- lich noch verstarken durften, zumal auch der Auftragsein- gang aus dem Ausland eine gewisse Stagnation erkennen 1BRt.

Fur die k u n s t s t o f f e r z e u g e n d e 1 n d u s t r i e wurden fur 1957 im Vergleich zum Vorjahr (in Klam- mern) folgende Zahlen genannt: Produktion 589 000 t (484000 t), Umsatz 1,77 Mrd. DM (1,53 Mrd. DM), Export einschl. Folien 482 Mill. DM (363 Mill. DM), Import 128 Mill, DM (89 Mill. DM). Die kunststoffverarbei- tende Industrie hatte 1957 einen Gesamtumsatz von 1,58 Mrd. DM (1,2 Mrd. DM) und ein Exportergebnis von 234 Mill. DM (178 Mill. DM) zu verzeichnen. Ihr Produk-

tionsindex (1938 = 100) lag 1957 bei 714 (561), ihr Erzeu- gerpreisindex (1938 = 100) war mit 161 Punkten nur wenig gegenuber dem Vorjahr (160) verandert.

Die Halle Chemie und Kunststoffe (Halle 6) Die Halle 6 ,,Chemie und Kunststoffe" bot im wesentlichen

dasselbe Bild wie im Vorjahr, vgl. Abb. 1, doch fand man die Hallenfront verandert, und zwar so, daR einiges vom attraktiven Inhalt dieser Halle, die man einmal das Schrnuckkastchen der Hannover-Messe genannt hat, auch nach auRen sichtbar wurde. Wie im Vorjahr enthielt die Eialle wieder vorwiegend die Erzeugnisse der Kunststoff- Verarbeiter, der Erzeuger von Lacken, Anstrichmitteln, Klebstoffen sowie der chemischen Betriebe, die indu- strielle und gewerbliche Hilfsstoffe herstellen. Es ist je- doch kennzeichnend fur die Hannover-Messe, daR sich das Angebot an chemischen und chemisch-technischen Erzeug- nissen als auch an Kunststoffen keineswegs auf die Che- miehalle beschrankt, sondern mit weiten Auslaufern auf die gesamte Messe verteilt. Das hat zur Folge, da8 z. B. die fur die Elektrotechnik wichtigen Kunststoff-Erzeug- nisse groRenteils in den elektrotechnischen Hallen zu fin- den waren, daB Fertigerzeugnisse aus Kunststoffen, die zum allgemeinen technischen Bedarf gehoren, teilweise in Halle 14 (Kautschuk, Asbest, technischer Bedarf) ange- boten wurden, daR Kunststoffe fur den Baubedarf zum Teil auf den1 Freigelande z u sehen waren, wahrend Er- zeugnisse aus Asbest, Vulkollan, Teflon u. dgl., soweit sie fur Dichtungen und Packungen verwendet werden, in den Hallen des Maschinenbaus verstreut zu iinden waren. Der nachfolgende Bericht uber Kunststoff-Halbzeug und Kunststoff-Fertigerzeugnisse erstreckt sich deshalb auf den gesamten Bereich der Hannover-Messe. Zuvor jedoch sol1 uber industrielle Hilfsstoffe aus der Chemie-Halle berichtet werden.

lndustrielle und gewerbliche Hilfsstoffe Farbstoffe und Textilhilfsmittel

Zu den neueren Produkten ihrer I n d a n t h r e n - P a 1 e t t e hat die Cassclla Farbwerke Mainkur AG., Frankfurt a. M.-Fechenheim, ein Indanthrenrot FRC Plv. f . f . Fbg. hinzugefugt, das infolge seines guten Egalisie- rungsvermogens besonders fur Kombinationsfairbungen geeignet erscheint, aber auch als Selbstfarbstoff Interesse bietet. Diejenigen Indanthren-Farbstoffe des Cassella- Sortiments, die sich durch ihre hohe Feinverteilung aus- zeichnen, wurden unter der Bezeichnung .Indanthren- Farbstoffe Stabilosol" zusammengefaflt. Im Vordergrund stand bei Cassella auch das neue Sortiment der vor zwei Jahren erstmals gezeigten I m m e d i a 1 - F a r b s t o f f e ,,Hydrosol", die wasserloslich sind, jedoch aus der waR- rigen Losung keine Affinitat zur Faser haben, sondern erst in Gegenwart eines Reduktionsmittels substantiv sind2). Sie eignen sich auf Grund dieser Eigenschaft be- sonders zum Klotzen und anschlieRenden Fixieren mit Natriumsulfid auf dem Jigger bzw. zum kontinuierlichen Entwickeln im Dampfer. Auch in der Apparatefarberei bieten sie Vorteile im Egalisieren, da man mit dem Far- ben zunachst ohne Reduktionsmittel beginnt und Natrium- sulfid in mehreren Stufen nachsetzt, wodurch die Aufzieh- geschwindigkeit der Farhstoffe herabgesetzt wird. - Im Bereich der T e x t i 1 h i 1 f s m i t t e 1 hat Cassella unter der Bezeichnung ,,Solidegal GL" ein neuartiges Egalisie- rungs- und Losungsmittel fur die Stuck- und Apparate- farberei mit Indanthren-Farbstoffen in den Handel ge- bracht, das im Gegensatz zu den alteren Hilfsmitteln nicht durch Verzogerung der Aufziehgeschwindigkeit, sondern durch Erhohung des Ausgleichsvermogens egalisierend wirkt. Vorteile in der Kontinue-Stuckfarberei und beim Colloresin-Verfahren: Erhohung der Loslichkeit, schnel- lere Verkupbarkeit, groRere Kiipenstabilitat. Es ergibt sich die wirtschaftlich wichtige Moglichkeit, Fehlpartien ohne vorheriges Ahziehen der urspriinglichen Farbung

2, Diese Ztschr. 28, 448 119561.

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ausegalisieren zu konnen. Erhohung dei- Rcibechtheit, bessere Durchfarbung, husgleich von Kettstreifigkeiten sind weitere Vorztige.

Bei der Lohmann KG., FahriRhld., die ihr Sortiment an P a r a t e x - F a s e r v 1 i e s e n - ein ohne Verwen- dung von Klebstoffen hergestelltes Material vom Charak- ter der non-woven-fabrics - erweitert hat, scih man als Neuheit ein mit Aluminium bedampftes Faservlies. Die Fabrikate werden aus hochwertigen Viscosefasern gefer- tigt, sie sind infolge ihrer Porositat und hohen Saug- fihigkeit von Interesse fur Impragnierungen und Be- schichtungen.

Metallveredelung

Auf dem Gebiete der E d e l m e t a 1 I t ' zeigte die Degussa, Frankfurt/Main, Feingold, Hartlotc, Temperatur- Meaeinrichtungen, Kontakte, Niete, Schaltstucke, Ein- schmelzdrahte, Potentiometerdrahte, Spinndiisen 'und Ka- talysatoren. Hier ist hei den eine unter der Bezeichnung ,,TDO" heraiisgebrachte Tantal- Duse zu erwahnen, die eine Harte von uber 300 Brine11 aufweist, was eine bedeutende Erhohung der Spinnfahig- keit und Gebrauchsdauer gegeniiber frdhei- bedeutet.

Das Gebiet der technischen Spezialerzeugnisse der Degussa war mit dein D u r f e r r i t - S a l z b a d - V e r - f a h r e n , rnit Industrieofen, kerclmischen Fdrben, oxyd- k.eramischen Erzeugnissen und Produkten ails der Tatig- keit der Degussa auf dem Atomgebiet vertreten. Die Dur- ferrit-Abteilung zeigte ein in den letzten \Jahren zur Be- triebsreife entwickeltes Verfahren, das ,, Weichnitrieren im Salzbad". D,abei wird auf Teilen ~ U S lr,gierten oder unlegierten Stahlen, aber auch aus GuReiser;, die auf Ver- schleiR und Dauerfestigkeit beansprucht werden, durch einen Diffusionsvorgang in einem Nitrierbad besonderer Zusammensetzung eine nur wenige Zehntel Millimeter dicke Nitrier-Schicht erzeugt, die keine wesentliche Er- hohung der Oberflachenharte zur Folge hat, deren auRerste nur 10 bis 1 5 p dicke sog. Verbindungszone jedoch hervorragend verschleiRfest und weitgehend kor- rosionsfest ist. Die darunterliegende Diffusionszone er- hoht die Dauerfestigkeit des Bauteiles wesentlich.

Mit einigen neuen Erzeugnissen fur die 0 b e r - f l a c h e n v e r e d e l u n g v o n M e t a l l e n war die Abteilung Galvanotechnik der Schering AG., Berlin, ver- treten. Neben den im Vorjahr herausgebrdchten Prapa- raten der sog. Tridur-Reihe zeigte sie eine Reihe weiterer Erzeugnisse, z. B. zur Passivierung von Cddmium-Schich- ten, so Praparate zur Erzielung gruner, lack~irtig glanzen- der Schutziiberzuge auf galvanischen Zink- untl Cadmium- Schichten, die von allen Passivierungen d e n besten Kor- rosionsschutz bieten sollen.

T a n t a 1 - D ;i s e n

Hilfsmiftel im Baugewerbe

Durch eine Reihe von V e r f 1 ii s s i g e r 11 f u r B e - t o n hat die Chemische Fabrik Griinau AG., Illertissen/ Bay., ihr Fabrikationsprogramm erweitert. ,,Actival Griinau" wird fur hochbeanspruchten Beton, ,,Tricosal LPV" fur StraRen- und Rollbahnbeton, ,,Tricosal H 181" als Zusatzmittel zu EinpreRmortel fur Spannbetonkanale angeboten. Alle Verfliissiger sind frei von Chloriden oder anderen betonschadlichen Stoffen und konnen daher un- bedenklich fur Spannbeton verwendet werden. Das Fabri- kationsprogramm der Chemischen Fabrik Grunau AG. umfaRt in der Hauptsache Dichtungs- und Schnellbinde- mittel.

Die Chambre Syndicale de I'lndustric BeIge des Peintures, Vernis, Mastics, Encres d'lmprirnerie et Cou- feurs d'Art, Brussel, die sechs belgische Firmen vertrat ( S . A. Stella, Haren-Nord; S. A. des Usines G. Levis, Vilvorde; S. A. De Coninck & Fils, Merxem - Anvers; S. A. Vernis Claessens, Deurne-Anvers; Usines de Clerck, Heule-les-Courtrai und Usines Dresse, Briissel), bot ne- ben Bautenschutzmitteln, Korrosions- und Rostschutzmit-

teln, Lacken, Spachtelmdssen auch Bodenbelsge, Kitte, Emails, Druckfarben und Entfarbungsmittel an.

Die Firma Wilke-Siiurebau, Hannover-Dohren, zeigte u. a. eine I s o l i e r f o l i e ,,Wilkoplast", die sich durch hohe Dehnung und ReiRfestigkeit auszeichnet. Sie kanii beispielsweise als Korrosionsschutz fur die verschieden- sten Arten von Rohrisolierungen verwendet werden.

Hilfsstoffe fur den Baufachmann zeigte die Wunner- sche Bitumen-Werke GmbH., Unna, in Gestalt ihrer viel- fhltigen ,,Ceresit"-Erzeugnisse. Man sah LI. a. Dichtungs- n-ittel, Betonverflussiger, Abbindeverzogerer, AuRenim- pragniermittel auf Silicon-Basis, Enischalungs- und Frost- schutzmittel.

Auf dem Gebiete des S c h a 11 s c h u t z e s war die Dr. A. Stankiewicz GmbH. Chemische Erzeugnisse, Cellel Hannover, mit ,,Schallschluck-Dammatten" als Neuent- wicklung vertreten. Die Isolierung akustischer Storstrah- ler erfordert Trennwande oder Verkleidungen, an die besonders hohe Anspruche in bezug auf z. B. Dichtigkeit, groRes Gewicht je Flacheneinheit, geringe Biegesteifigkeit, gestellt werden. Fur diese Zwecke wurden die neuen Dammatten entwickelt, die prinzipiell auf Kunststoff- Basis aufgebaut sind, jedoch den vielfaltigen praktischen Anforderungen durch Wahl verschiedener Tragermateria- lien mit verschiedenen Gewichten und Dicken angepaRt werden. Das Sortiment umfaRt z. Zt. sieben verschiedene Typen mit Dicken von 5 bis 17 mm und Flachengewichten von 2,5 bis 10 kgim?. Zur Abdichtung an den StoRfugen wird eine ebenfalls auf Kunststoff-Basis entwickelte Ab- dichtungsmasse G verwendet, zum Aufkleben der Damm- niatten benutzt man sog. Schallschluck-Kleber 102 und B 101.

Chemische Produkfe mit verschiedenen Anwendungsgebiefen

Die Anorgana GmbH., Miinchen, deren Folien-Vertrieb die Kalle & Co., AG., Wiesbaden-Biebrich, ubernommen hat, zeigte als Neuentwicitlungen drei E m u 1 s i o n s - s p a l t e r f u r d i e E r d o l i n d u s t r i e : 4400, 4411 und 4422, durch die das Sortiment der HeiRspalter und Kaltspalter jetzt durch Produkte erweitert wurde, die HeiR- und Kaltspalterwirkung in sich vereinigen und fur die geltend gemacht wird, daR sie in geringeren Mengen wirken und auch schwer spaltbare NaRole schon mit ge- ringen Einsatzen glatt zu entwassern vermogen. Die neuen Spalter sind P o 1 y a 1 k y 1 e n g 1 y c o 1 e mit Mol- Gewichten von 2500 bis 3000, sie sind typische ''nen- ionics", daher wird ihre Spalterwirkung durch Harte- bildner oder Metallsalze nicht beeintrachtigt. Die neuen Spalter werden in 2- bis 5proz. Losung angewendet. 4422 hat die hochste, 441 1 die niedrigste Oberflachenaktivitat, 4.100 steht in der Mitte. Das bedeutet, daR wasserige Losungen von 4422 bei der Vermischung mit NaRolen cine relativ geringe mechanische Vermischungsenergie benotigen, wahrend Losungen von 441 1 kraftiger durch- gemischt werden mussen. Auf die groRe Wichtigkeit, die der Auswahl des jeweils geeigneten Spalters zukommt, macht die Anorgana ausdrucklich aufmerksam.

Als Neuentwicklung wurde ferner ein E m u 1 g a t o r 3839 fur K o n t a k t i n s e k t i z i d e un'd H e r b i z i d e gezeigt, der eine Kombination einer nichtionogenen mit einer anionenaktiven Verbindung ist. Das hydrophile- lipophile Gleichgewicht dieses Emulgators ist auf opti- male Emulgierwirkung gegenuber bestimmten Wirkstoff- Lcisungsmittel-Kombinationen abgestimmt. Der Emulgator hat sich als besonders wirksam erwiesen fur die Emulgie- lung von Lindan, DDT, Aldrin, Dieldrin, Chlordan sowie der 2,4-D-Herbizide.

Weiter war bei der Anorgana ein aus zwolf Produkten bestehendes Sortiment von F e t t a m i n e n zu sehen, das zwei Cocosfettamine, zwei Talgfettamine, zwei Oleylfett- ?mine und sechs Stearylamine urnfafit. Die Stearylfett- amine umfassen drei Qualitaten, die aus drei verschiede- nen Stearin-Sorten gewonnen werden und sich in ihren

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Anteilen an Palmityl- und Stearylamin unterscheiden. A n w e n d u n g s g e b i e t e : Korrosionsschutzmittel in Mineralden und wdsserigen Systemen, als Korrosions- sthutzijle in Form olloslicher Fettaminsalze (Benzoate); Uladditive fur Schmier- und Turbinenole; Dispergier- und Mahlhilfsmittel fur Pigmentfarben (als Acetate); Ab- beizmittel und Lackentferner; Haftmittel fur Bitumen als Zusatz zu Bitumen-Emulsionen (Fettaminsalze); Antiback- mittel fur die Losebetriebe der Kaliindustrie (als Acetate); Zusatze zur Kaliflotation (Chlorhydrate der Stearylamine) ; Mitverwendung von Fettaminacetaten bei der Emulgie- rung von Wen; zur Erzeugung kationaktiver Licker-Emul- sianen in der Lederindustrie; als Hilfschemikalien fur die Gummiverarbeitung; als Bakterizide und Fungizide mit einem Optimum der Wirksamkeit bei 12 bis 16 C-Atomen; besonders wirksam ist Cocosfettamin 0, bevorzugt bak- terizid sind normale Fettaminsalze der Essigsaure und Milchsaure, fungizide Wirksamkeit ist verstarkt zu be- obachten, wenn bereits pilzwirksame Sauren oder Phenole benutzt werden.

An drei verschiedenen Stellen der Hannover-Messe war die Deyussa, Deufsche Gold- und Silberscheideanstalt, Frankfurt (Main), vertreten: in der Chemiehalle zeigte sie ihre Erzeugnisse aus den Gebieten C h e m i e u n d K t i n s t s t o f f e , in Halle 10 ihre Erzeugnisse fur die E l e k t r o t e c h n i k , im Messehaus 18 ihre k e r a m i - s c h e n F a r b e n. Das Chemie-Gebiet -der Degussa um- f aRt Bleich- und Oxydationschemikalien, Natrium-Disper- sion, Natriumcyanid, Cyanurchlorid, Natriumcyanat, Cy. anmetallsalze, Aminosauren, RuBe, Aerosil und die hbwasser-Entgiftung9. Als Neuentwicklung ist hier die Entwidtlung von D i s p e r g a t o r e n zu erwahnen, die zur Selbstherstellung von Natrium-Dispersionen verwen- ciet werden konnen. Der kleinste Typ dieser Gerate, der i n Hannover gezeigt wurde, ist zum Dispergieren von 300 g Natrium geeignet und liefert eine Feinverteilung von 2 bis 24,u. Bei Cyanurchlorid wurde fur Mitte des J'ihres eine Verdoppelung der Kapazitat angekundigt. Die intensive Bearbeitung des Gebietes Aminosauren und dcren Derivate fuhrte im verflossenen Jahr zur Entwick- lung technischer Synthesen vor allem fur dl-Homocystein- tliiolacton - chlorhydrat, Acetyl - homocystein - thiolacton und Methyl-methionin-sulfoniumchlorid. H o m o c y s t e in- t h i o 1 a c t o n hat sich inzwischen vor allem in der The- rapie gewisser Leberaffektionen bewahrt, es durfte neben anderen schwefelhaltigen Aminosauren auch in der Strah- lenschutztherapie Bedeutung erlangen. d 1 - S e r i n und 1 - G 1 u t a m i n finden zunehmend als Komponenten fur Nlhrbdden in der Mikrobiologie Anwendung. Da vor allem die 1-Form gewisser Aminosauren interessant ist, gcwinnt die R a c e m a t - T r e n n u n g besondere Be-

Auf den1 Stand der E . Merck AG., Darmstadt, standen Hilfs- und Rohstoffe fur die weiterverarbeitenden Indu- slrien im Vordergrund. Als Neuentwicklungen unter den yezeigten R e a g e n t i e n und Laborchemikalien waren zit verzeichnen: ,,Thorin", ein Indikator fur die Mikro- Sulfat-Titration, und 4-Methoxy-2-nitranilin zur photo- inctrischen Bestimniung von Vitamin C.

Als Neuentwicklungen stellte die Firma Schill & Seil- trcher, Hamburg, einen E m u 1 s i o n s w e i c h m a c h e r in Granulatform ,,Struktol WB 212" vor, der fur Natur- und Kunstkautschuk verwendbar ist. Gezeigt wurde fer- iier ein Weichmacher fur Nitrilkautschuk, ein Slproz. gccoateter Schwefel und eine Paraffinemulsion fur Latex auf der Grundlage besonders aufbereiteter Mikroparaf- fine. Das Sortiment ihrer E n t s c h a u m u n g s - P r o - d u k t e haben Schill & Seilacher durch einige Neuent- wicklungcn erghnzt: einen Entschaumer fur Wasserreini- g~~ngsanlilyen sowie einen EntwSsserungsbescHeunjger fur die Ruck- und Abwasser der Zellstoff- und Faser- pia ttcn-hdusirie.

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Bei den k e r a m i s c h e ii F a r b e n , die in einer Ptilette von mehr als 5000 Erzeugnissen von der Degussa, Frankfurt (Main), angeboten werden, sind zu erwahnen Farbkorper (Chamois und Rosa) fur die Einfarbung von Clasuren und Engoben, verbesserte Purpurfarben fur Purzellan und Steingut, die sich selbst bei zwei oder drei Branden nicht verandern, neue Lusterfarben von besonde- rer Leuchtkraft, neuartige Druckgolde fur den kerami- schen Siebdruck, Siebdruckfarben fur Glas, Porzellan, Keramik und Email.

Das Jenaer Glaswerk Schoft & Gen., Mainz, war mit Demonstrationen aus dem Gebiete der Spezialglasferti- gung vertreten, die vom feuerfesten Hauswirtschaftsglas bis zu Sonderglasern fur Spezialverwendungen in der Atomenergieforschung reicht. Bemerkenswert war die Neukonstruktion W a s s e r - B i d e s t i 11 a t o r s nach Zellner, eines kleinen Apparates mit 1,3 1 Stunden- leistung, der vorwiegend fiir Laboratorien und Apotheken bestimmt ist. Technische GroRapparate aus Duranglas 50 fur die chemische und pharmazeutische Industrie wurden auf dem Freigelande vor dem Messehaus 18 vorgefuhrt.

des

Kunststoff e Kunstrtoff-Rohstoffe und Kunststoff-Halbzeug

Die auf Basis M e 1 a m i n hergestellten Kunstharze haben neuerdings besonders durch die neuzeitlichen Hoch- veredelungsverfahren der T e x t i 1 i n d u s t r i e (wasch- feste Fixierung modischer Kalandereffekte, Seidenfinish auf Baumwoll- und Zellwollwaren, Spezialpragungen und Chintz) wachsende Bedeutung erlangt. Fur diese Zwecke hat die Cassella Farbwerke Mainkur AG, Frankfurt(Main)- Fechenheim, ihre ,,Cassurit"-Marken MKF .konz. Plv. und MLP flussig herausgebracht. In der Hochveredelung von Baumwollgeweben fur Hemden- und Blusenstoffe hat sich durch die No-Iron-Ausrustung ein weiteres Anwendungs- gebiet fur Melaminharze erschlossen. Fur diese Spezial- hochveredelung, die das Bugeln der Konfektionsware nach dem Waschen und Trocknen uberflussig macht, haben sich Mischungen von Cassurit MLP flussig mit Methylol- harnstoff-Produkten gut bewahrt. Fur die No-Iron-Aus- rustung hat Cassella neuerdings ein speziell fur diesen Zweck bestimmtes Produkt unter der Bezeichnung Cassu- rit RI herausgebracht, das dem a n sich hohen No-Iron- Effekt eine sehr hohe Waschbestandigkeit verleiht. In der Papierindustrie haben Melaminharze ebenfalls Bedeu- tung erlangt, die hochwertigsten aller kunstharzveredel- ten Papiere werden auf der Basis von Melaminharz her- gestellt.

Die ClBA Aktiengesellschaft, Wehr/Baden, hatte sich in diesem Jahr auf die Herausstellung einer einzelnen Gruppe von Produkten fur ein weitschichtiges Anwen- dungsgebiet beschrankt: sie zeigte die Verwendung ihrer E p o x y h a r z e, die sie unter dem Markennamen ,,Aral- dit" herausbringt, fur die H e r s t e 1 1 u n g v o n W e r k-

Abb. 2. Fertige Modellplatten aus Araldit zur Herstellung yon Metallteilen

CIBA Aktienqescllschafl. Wehr/Baden

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z e u g e n , insbesondere fiir die metallvei-arbeitenden Industrien, vgl. Abb. 2. Die Enlwickluiig tlieses Gebictes hat in der anwendungstechnischen Forschun(~ bei der C I B A tlazu gefiihrt, daR dem Werkzeugbauer heute fiir jeden An- wendungszweck besonders geeignetc, Hal ze und auRer- dem bestimmte, den Aufbaumethodm anqepaRte Harz- kombinationen zur Verfugung stehen. Fur den Werkzeug- bau werden heute sechs verschiedene Grundierharze, vier Laminierharze, funf GieRharze und zwei Spliningharze geliefert. Mit ihrer Hilfe konnen z. B. Priiflehren, Bezugs- lehren, Montagelehren, SchweiB- und Fraslehren, Modell- Duplikate, Negativ-Modelle, Master-Modelle, Tuschier- rahmen hergestellt werden, man fertiyt feriier Bohrlehren, Deckel-Modelle, Pantograph-Modelle, Spritzschablonen, Tiefziehwerkzeuge, Fallhammermatrizen und -stempel, Streckziehwerkzeuge, Klopfmodelle, Abkmtwerkzeuge, GieRereimodelle, GummipreRwerkzeuge usw. daraus. Speziell fur GieRereimodelle steht eine komplette Reihe von Modellharzen, Hartern, Fullern untl Hilfsstoffen (Formversiegler, Trennmittel usw.) zur Verfugung. Die grundsatzlichen Aufbaumethoden flir Modelle und Form- teile sind fertig ausgearbeitet, so da13 der GieRerei-Fach- mann die Harze, wenn er ihre Verarbeitung und Eigen- schaften kennt, mit Erfolg fur alle einschlagigen Arbeiten verwenden kann. Die bisherigen Erfahrunqen haben ge- zeigt, daR die Epoxyharze auf diesem Anwrndungsgebiet Aufgaben losen ktjnnen, die bisher nicht oder nur unter trchnischen oder wirtschaftlichen Schwicrigkeiten zu losen waren, wie z. B. die Fabrikation kleiner Werk- sliick-Serien oder die EinhRltung kurzer Licferfristen fur Neuanfertigungen.

Wie die der Lack- und der Kunststofftechnik vielfach gemeinsame Basis des Rohstoffes eine dusgesprochene Lcckfabrik zu einem Lieferanten fur Kunststoff-Rohstoffe werden lafit, wurde besonders deutlich am Beispiel der Firma Dr. K u r t Herherts & Co., Wuppertal, die in ihrem Lieferprogramm neben Lacken und Anstrichmitteln heute auch Kunststoff-Iiohstoffe fuhrt. Die gemeinsdme Grund- lage sind die P o 1 y e s t e r h a r z e, die sowohl in der Ladctechnik als auch fur glasfaserverstarkte Kunststoffe verwendet werden. Durch systematische Entwicklungs- arbeiten entstand ein Sortimerit von Polyester-GieRharz- Typen, die in fast allen Einfbrbungen geliefert werden, daneben sind eine Reihe von Sondereinstellungen von Formbauharzen sowohl fur die Polyester-Verarbeitung ills auch zur Herstellung von Tiefziehformen fur Thermo- plaste entstanden, und man hat auch die zur Polyester- Verarbeitung notwendigen Hilfsmittel wie Kleber, Spach- telmassen, Preformbinder, Deckschichtharze und Trenn- rnittel in das Lieferpi-ogramm einbezogen.

Auf dem Stand der Intcniationale Galalithgesellschaft AG., Hamburg-Harburg, erregten Monofilamente aus N i e d e r d r u c k - P o 1 y a t h y l e n Inter- esse, die von Seilereien und Webereien 111 verschieden- sten Fertigerzeugnissen verarbeitet wertlen. Taue aus diesem Material werden im Rettungswesen angewendet, da ihre Schwimmfahigkeit, Frostfestigkeit und minimale Wasseraufnahme, die das Gewicht im Wasser nicht ver- acdert, entscheidende Vorteile sind. Derarlige Monofila- mente konnen in korrespondierenden oder entgegenge- setzten Farben dusengefarbt geliefert wei-den. Auf dem Gewebe-Sektor ist besonders die geringe Wasserauf- nahme wichtig, die das Eindringen von Schniutz verhin- dert und die Reinigung erleichtert, was z. €3. fur Kranken- tragen-Bezuge wichtig ist. Auch auf dem Filter-Sektor bestehen zahlreiche Verwendungsmoglichkeiten (z. B. Moskito-Netze). Niederdruck-Polyathylen ist, so wird be- tont, der erste Kunststoff, der sich genau so verarbeiten 1aBt wie Draht.

Eine tiefziehfahige, flexible Folie mit hoher Zahig- keit stellte die Rheiriische Gummi- uiid Celluloid- Fahrik, Mannheim - Neckarau, unter dein Namen ,, N i - c a r o n ” in gepragter uiid glatter Ausfuhrung vor. Bei der Vakuumverfoi-mung verandert sich die gepragte

besonderes

Oberflache nicht. Anwendungsgebiete: Automobil-Innen- teile, Randpolster, Armstutzen, Biiromaschinen-Industrie, Bergbau, Sattel, Sitze, Koffer, Gehause. Weiterentwick- lungen sind eine weichmacherfreie P V C - F o 1 i e ,,Nico- lon” fur technische Zwecke, die gute mechanische Festig- keit mit Tiefziehfahigkeit und hoher Transparenz ver- einigt, sowie Platten aus N i e d e r d r u c k - P o 1 y - a t h y 1 e n ,,Tortulen H” in Dicken von 1,5 bis 6 mm zur Herstellung von saurefesten und korrosionsbestandigen Teilen fur die chemische Industrie u. dgl., schlie5lich Weichfolien mit neuartigen Effekten.

Mit neuen Halbzeug-Qualitaten wartete auch die A. Hagedorn & Co. AG., Osnabruck, auf. Unter der Bezeich- nung Osstyrol-Supra bringt sie ein S t y r o 1 - B u t a - d i e n - A c r y l n i t r i l - M i s c h p o l y m e r i s a t als Piatten und Folien, insbesondere zur Streck- bzw. Va- kuum-Tiefziehverformung, auf den Markt, das zur Ver- aibeitung auf hochbeanspruchte und auch fur sehr tjef gezogene Teile geeignet ist. Als Osnalen-I1 bringt Hogedorn ein N i e d e r d r u c k - P o 1 y a t b y 1 e n her- aus, ebenfalls in Form von Folien und Platten, das bis zu -30°C zah und schlagfest bleibt, bei 115 bis 120°C er- weicht und bei etwa 125 ”C schmilzt.

Bei der Chcmischen Fahrik Rohm & Haas Gmblf., Darmstadt, fand man das Sortiment der fur den B a u - s e k t o r in Frage kommenden P 1 e x i g 1 a s - Ausfuh- rnngen durch klardurchsichtige farbige Materialien er- ganzt. Weitere erhebliche Moglichkeiten fur die Ver- wendung von Plexiglas bestehen nach den in Hannover gezeigten, von Verarbeitern stammenden Beispielen im E e l e u c h t u n g s s e k t o r , in der Verwendung des Materials fur nahtlos verformte Oberlichter und im Re- klame-Sektor, vgl. Abb. 3. Auch StrangpreRteile finden vermehrten Eingang. Plexidur wird zur explosionsge- schutzten Leuchten-Abdeckung zunehmend verwendet.

Abb. 3. Beleuchtungskorper aus Plexiglas (Rohm & Haas GmbH. , Darmstadt), herge- stellt von der Gebr. Kaiser

& Co., Leuchfen-GmbH., Neheim-Hus ten

Folien fur Verpackungs-Zwecke und ahnliches Bei der Kalle & Co. AG., Wiesbaden-Biebrich, waren

neben Folien fur die Verpackung auch Folien fur den technischen Sektor ausgestellt. Als Beispiel ist die An- wendung der P o l y t e r e p h t h a 1 s a u r e e s t e r -Fo- lie Hostaphan in der Elektroindustrie zu nennen, die in- folge ihrer hohen ReiRfestigkeit und guten Isoliereigen- schaften wesentliche Verbesserungen ermoglicht hat. In der Verpackung von Konsumgutern zeichnen sich in letz- ter Zeit zwei Tendenzen ab, von denen die eine durch die T i e f z i e h - P a c k u n g, die andere durch die S c h 1 a u c h p a c k u n g gekennzeichnet ist. Den Tief- zieh-Padcungen aus Polyathylen-Folie durfte eine erfolg- reiche Entwicklung bevorstehen. Hierfur bietet Kalle

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eine neue Niederdruck-Polyathylen-Folle V 56 an, die Sterilisationstemperaturen bis 120 C zuldRt. I)a die Folie im Warmeimpuls- oder Trenn-Naht-SchweiRverfahren verarbeitet werden kann, sind nur geringe maschinelle Aufwendungen zu ihrer Verarbeitung notwendig. Bei der Schlauchpackung konnte mit der Entwicklung der sog. GU-Schlauche (Weich-PVC) ein rationeller Wcg zur Her- stellung ansprechender und werbewirksdmer ,,Prall-Pak- kungen" (z. B. in Kissenform) beschritten w erden. Viele Verbrauchsguter, z. B. Reinigungsmittel, kommen heutc schon in dieser Form auf den Markt, und vermutlich sind die vielfaltigen Entwicklungsmoglichkeiten clieser Ver- packungsart noch bei weitern nicht ausgenutzt.

Mit einer Neuentwicklung auf dem Foliengebiet war die Wolff & Co. KGaA, WalsrodeiHann., vertreten. Unter der Bezeichnung Transparit-Folie 350 MST 0100 bringt sie eine sog. polymerbeschichtete Z e 1 1 g 1 a s f o 1 i e als neuen Wetterfest-Folien-Typ heraus. Zum Unterscbied zu dem herkommlichen wetterfesten Zellglas-Typ wird hier keine Lackschicht auf Nitrocellulose-Basis ziir Beschich- tung verwendet, sondern das Zellglas wii-d ein- oder beidseitig mit Polyvinylidenchlorid beschichtet. Das Ver- bundmaterial vereinigt daher die Eigenschaften von wet- terfestem Zellglas und Polyvinylidenchlorid-(Saran-)-Folie in sich. Es ist undurchlassig fur Wasserdampf, Gase und Aromastoffe, und diese Eigenschaft bleibt auch beim Knicken, Falzen, HeiRkleben usw. erhalten. Es ist bestan- dig gegen Ole und Fette, daher zur V e r p a c k u n g f e t t h a l t i g e r B a c k w a r e n u. dgl. geeignet. Wolff & Co. zeigten ferner den Zellglas-Einschlag von Brot, der nicht erst nach dem Backen angebracht wird, sondern dem Teig bereits wahrend des Backvorgangs als Hulle dient. Vorteile: geringere Ausback-Verluste, langere Frischhaltung der fertigen Backware, bessere Ausnutzung der Herdflache.

Neue Kunststoff-Fertigerzeugnisse und Anwendungsgebiete fur Kunststoffe

Aus dem Bereich der Chemie- und Kunststoff-Halle sei hier zunachst auf Fortschritte in der V e r a r b e i - t u n g v o n V u 1 k o 11 a n hingewiesen, die bei der Acla-Werke AG., Koln-Mulheim, u. a. in interessanten Kombinationen, z. B. einer Laufrolle aus SchnitzelpreR- masse, auf deren Umfang durch eine entsprechende Ver- zahnung eine abriebbestandige und gerauscharme Vul- kollan-Laufschicht aufgetragen ist, zum Ausdruck kamen. h u h ein schwerer Vulkollan-Ring fur eine Reifenaufzieh- Vorrichtung fand Interesse.

Die P. Beiersdorf & Co. AG., Hamburg, zeigte zwei neue selbstklebende Bander: Tesaflex 160, ein stark dehn- bares W e i c h f o 1 i e n - I s o 1 i e r b a n d, iind Tesafilm 107 mit einer leitenden Oberflache, zur Verarbeitung in der Rundfunk- und Fernsehindustrie. - Die J . H . Benecke Hannoversche Wachstuch- und Kunstlederwerke KGaA., Hannover-Vinnhorst, die mit einem Inforinationsstand vertreten war, hat die Anbringung von A c e 11 a - P 1 a - s t i c - V o r h a n g e n durch Entwicklung eines speziel- len Bandes (,,Pali-Band") vereinfacht.

Aus ihren Beschichtungs-Betrieben in Wolfgang bei Hanau zeigte die Degussa, Deutsche Gold- und Silber- scheideunstalt, Frankfurt a. M., Neuentwicklungen von W o l f i n , z. B. eine durch Anwendung von Glasfaser- gewebe als Schichttrager geschaffene Ausfuhrung, die als Bodenbelag fur Flugzeuge dient. Planenstoffe mit Kunst- stoffbeschichtung gewinnen weiter an Interesse. Diese leichte, chemikalien- und saurefeste Ware eignet sich auch fur Arbeiterschutzanziige. Das iiberraschend geringe Gewicht spielt hier eine besondere Rolle. Die vollstan- dige Wasserundurchlassigkeit, die sich rnit Kunststoff- beschichtungen erzielen laRt, ermoglicht auch eine Kon- fcktionierung zu Schlaudibooten, bei denen Gummi uberflussig geworden ist. Fur die Reifen-Industrie lieferri die Blasfolien-Betriebe der Degussa eine sog. Beilauf- Folie.

Die Firma Haacke Algos ta t GmbH., Celle, ein auf dem Gebiet der Warme-, Kalte- und Schallisolierung tatiges Unternehmen, hat sich vollstandig auf S t y r o p o r - S c h a u m s t o f f umgestellt. Als Neuentwicklungen wa- ren zu sehen: eine Well-Isolierplatte ,,Algostat 25" zur direkten Verlegung unter Well-Asbestzement rnit einem Spezialprofil, das einerseits eine Durchluftung zwischen Asbestzement und Styropor zulaRt, wodurch die Schwitz- wasserbildung vermieden wird, andererseits eine glatte Unterseite darbietet; eine Schallstop-Platte in Form einer Algostat-Platte, beiderseits kombiniert mit einer elasti- schen, spezifisch schweren Schallschluckschicht; eine zur Dachisolierung bestimmte Platte ,,Disopla", die sich mit HeiBbitumen-Klebemassen verlegen lafit.

Durch P o l y a t h y l e n - F a s s e r von 30 und 40 1 Inhalt hat das Kautex-Werk Reinold Hagen, Hangelar iiber Siegburg, die Serie seiner Polyathylen-Fasser er- weitert. Die Serie der Kanister aus dem gleichen Kunst- stoff wurde bis 25 1 erweitert, hinzugekommen ist ein 30-1-Kanister mit Pappumhullung als Einweg-Bebalter.

Die Rudolph Koepp R Co., Chernische Fabrik AG., Oestrich/Rhg., hat unter dern Namen Poly-pantarin ein V e r b u n d i n a t e r i a 1 a u s W e i c h m o 1 t o p r e n u n d P o 1 y a t h y 1 e n f o 1 i e herausgebracht, das eine wasserundurchlassige, weitgehend saure- und alkalibe- standige AuRenseite hat, wahrend ihm die Schaumstoff- schicht Weichheit und Elastizitat verleiht und es fur Temperatur- und Schallisolierung geeignet macht. Das Material wird in bedruckter und gepragter Form heraus- gebracht, es laRt sich verschweifien. Die Beschichtungs- und Schaumstoff-Starken sjnd verschieden. Anwendun- gen: z. B. im Fahrzeugbau, fur Dichtungen, schall- und warmeisolierende Innenausstattung von Wohnungen u. dgl.

Bei der Kusfo GmbH., Hannover, einem Verarbeitungs- betrieb fur thermoplastische Kunststoffe, sah man u. a. vollstandige T u r v e r k 1 e i d u n g e n fur Autos, bei denen die gesamte Verkleidung, bestehend aus einer Moltopren-Auflage und einer Folie, an den sog.Zier-Rillen auf Hartfaserplatten aufgeschweiRt ist. Die Firma be- schaftigt sich ferner mit der Herstellung von Containern fur den D'lgroRtransport, wobei sie als Konfektionar auf- tritt (Vertrieb: Internationale Containerbau Gesellschaft, Hamburg).

Die Firma Meno, Mehnert & Co., Berlin-Mariendorf, brachte als interessante Neuentwicklung eine G a n z - K u n s t s t o f f - T h e r m o sf l a s c h e heraus. Innen- behalter und AuRenhulle bestehen aus Polyathylen, zwi- schen beiden ist eine Schicht Moltopren als Warme- bzw. Kalteisoliermittel angeordnet. Die Flasche, die in drei GroDen geliefert wird, sol1 kochendheiR gefullt werden konnen und Getranke bis zu 7 h warm bzw. kalt halten.

Bei der Odenwuld-Chemie GmbH., Schonau bei Heidel- berg, sah man neben einer neuen modischen FuBbeklei- dung einen Arbeitshandschuh mit hochflexibler, nicht feuergefahrlicher Kunststoff-Schutzschicht. Erstmals ge- zeigt wurde auch eine glasklare H o c h d r u c k - P o l y - a t h y 1 e n - Folie ,,Cuticulan", die nach dem sog. Tero- den-Verfahren hergestellt ist. Sie kennzeichnet sich wei- ter durch verminderte statische Aufladung, Bedruckbar- keit und Druckhaftung ohne besondere Vorbehandlung bei Dicken zwijschen 20 und 100 p.

Mit ungewohnlich leichten E i n w e g b e h a 1 t e r n aus P o l y a t h y l e n fur den Export war die Plasticwerk Heinz Pechthold KG., MudadOdenw., vertreten. Der 60-1- Kanister in Pappe-Umhullung mit Traggriffen und mon- tierfahigem AusguRtrichter wiegt nur noch etwa 5 kg, der 30-1-Kanister nur noch 2,8 kg. Interessant waren bei Pechthold vor allem sehr leichte P o 1 y a t h y 1 e n - F 1 a - s c h e n , die jetzt zum gleichen Preis wie Glasflaschen gleichen Inhalts auf den Markt gebracht werden konnen. Wahrend z. B. die bisherige 200-cm3-Polyathylen-Flasche 25 g wiegt, hat die neue 1-1-Flasche nur noch 28 g Ge-

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wicht. Damit durfte im Wettlauf zwischen Glasflasche und Polyathylen-Flasche ein entscheidender Punkt erreicht sein, zumal die Kunststoff-Flasche den Vorteil des gerin- gen Gewichtes und der Unzerbrechlichkeit hat. - Auch die Rastatter Kunststoffwerk GmbH, Rastatt'Baden, war mit leichten und preiswerten Polyathylen-Flaschen ver- treten.

Die Rheinisches Spritzguawerk GmbH., WeiRenburgi Bay., hatte hochwertige S p r i t z g u R a r t i k e 1 fur technische Zwecke in den Vordergrund gestellt und zeigte an instruktiven Beispielen, welche technischen Leistungen aurch Kunststoff-SpritzguR erreicht werden k h n e n , wenn man die zu verarbeitenden SpritzguRmassen sorgfaltig iiach dem Verwendungszweck auswahlt. Man sah u. a. technische Teile, die aus mehreren Einzelteilen durch Verschrauben oder Verkleben hergestellt sind, wobei jedes Einzelteil in Anpassung an die jeweilige Funktion aus einer anderen SpritzguRmasse besteht. Die Beispiele demonstrierten sinnfallig, daR im Austausch von Metall- teilen hoher Prazision, z. B. fur optische und photogra- phische Zwecke, noch erhebliche Moglichkeiten fur einen liochwertigen SpritzguR aus Kunststoffen bestehen.

Bei der Firma H . Rost & Co. Balatroswerke, Hamburg- Harburg, sah man interessante V e r b u n d m a t e r i a - 1 i e n, entstanden durch ein- oder beidseitige Beschichtung von Holz, Blech oder Drahtgeweben mit Roccit-Plastic- Folie, einer Folie auf FVC-Basis. Auf Holz autgezogene Folien finden bereits zur Ausstattung von Autobus-Innen- rhumen Anwendung; Bleche mit Folienauflage lassen sich tieiziehen. Die Firma hat ferner in besonderem MaRe ihre Balatros-Plastic-Flieflbander entwickelt, bestehend aus Spezialgewebe-Einlagen, die durchgehend rnit Kunst- stoff impragniert und zu einem lederartigen, zahelasti- schen Bandkern vereinigt sind. Die Bander werden in verschiedenen Ausfuhrungen geliefert, die sich durch Art ur,d Starke der Gewebeeinlagen und Ausfiihrung der Plasticdecke unterscheiden. Als Neuentwicklung zeigten Rost & Co. ein B u g e 1 k 1 e b e g e w e b e .,Guttaco11 77" als Einlage- und Verstarkungsstoff fur Damen- und Her- renoberbekleidung, der durch den Bugelpi-ozeR fest mit den Ober- und Futterstoffen verbunden wird.

Abb. 4 . GroObehalter aus Polyathylen, hergestellt nach dem Engel-Verfahren

Varfa Plastic GrnbH., WachtersbachiHessrn

Auf dem Stand der Unionplastik GmbH., Grunwald bei Munchen, sah man u. a. mit PVC ummantelte und da- durch weitgehend gegen Bruch geschutzte Glasflaschen. Die Varta-Plastic GmbH., WachtersbachiHessen, fertigt u. a. G r o R b e h a l t e r a u s P o l y a t h y l e n nach einem speziellen Sinterverfahren, dem sog. Engel-Verfah- ren, Abb. 4. Die Behalter stehen heute mit Inhalten bis zu 340 1 zur Verfugung. Interessant sind auch Behalter aus aromadichter Weichfolie, die sackartig zusammengelegt werden konnen, jedoch als VerschluR eine regelrechte Verschraubung haben.

Glargewebe und mit Glasfaser verstarkte Kunststoffe

In der Chemie-Halle stand auch in diesem Jahr wieder die Verwendung von G l a s - und neuerdings auch Q u a r z-F a s e r n als industrielles Hilfsmittel vielfaltiger Anwendbarkeit im Vordergrund des Interesses. Die Aachen - Gerresheimer Textilglas - Gesellschaft GmbH., Gevetex, Dusseldorf, zeigte als interessante neue Erzeug- nisse m i t G l a s f a s e r v e r s t a r k t e G i p s p l a t - t e n u. a. in einer Ausfiihrung als S c h a 1 1 s c h 1 u c k - p 1 a t t e n. Man sah ferner als Neuheit ein S c h u t z - m a t e r i a 1 g e g e n y - S t r a h 1 e n , bestehend aus einer AuRenschicht aus Glasseide zur Abschirmung ge- gen hohe Temperaturen (,,Hitzeblitz") und einer Unter- lage aus Weichmoltopren, in die ein spezieller Schutz- stoff (,,Bor-10") eingelagert ist, so daB sie nicht nur einen hohen Warmeschutz, sondern auch einen speziellen Schutz gegen y-Strahlen bietet. Erstmals sah man bei Gevetex auch G l a s f a s e r p a p i e r e mit 50, 80 und 100 O/o Glasfaser - Anteil; Verwendung: als Unterlage- material fur gedruckte (geatzte) Schaltungen. Ferner wurden K 1 e b e b a n d e r mit Glasseide-Verstarkung yezeigt. Erstmals brachte Gevetex auch Quarzfasern als Q u a r z g 1 a s s e i d e, -gewebe, -filze, -bander usw. auf den Markt (,,R e f r a s i 1"). Die Verwendung von Glas- fasergeweben und -matten als Verstarkungsstoffe fur Kunststoffe wurden an zahlreichen Beispielen demon- striert, so sah man ein Armaturenbrett aus Glasfaser- PreRmasse, Werbeplastiken aus glasfaserverstarktem Polyester-Kunststoff, eine Verbundplatte fur Bauzwecke, bestehend aus einer auRenseitigen Glasfaser-Kunststoff- platte, einer Styropor-Platte fur den Warme-, Kalte- und Schallschutz und einer den innenseitigen AbschluR bilden- den nagelbaren Gipsplatte. Man sah ferner Teile fur den Flugzeugbau, Trenn- und Schruppscheiben fur den Beton- straRenbau, nach dem Aust-Schiittler-Verfahren (gleich- zeitiges Verspritzen von Glasfaser und Harzmischungen) gespritzte und durch Zwischenlagen aus Papierwaben zu Verbundplatten vereinigte Platten, Glasfaser-Epoxyharz- Produkte, eine durch Glasfaser verstarkte Plexigum- Platte, die wegen der hohen Witterungsbestandigkeit dieses Kunststoffes aussichtsreich erscheint, Walzen fur Textilmaschinen aus Glasfaser-Kunststoff, die an Stelle von Stahlwalzen erfolgreich verwendet werden. Auch glasfaserverstarkte Modelle aus Magnesit fur GieRerei- betriebe, Glasseiden-Nahzwirn zum Nahen von Schutz- anzugen sowie Lampenschirm-Folien aus Glasfaservlies mit eingelegten farbigen Effektfadenfasern erregten In- teresse.

Auch H . E. Schniewind, HaanlRhld., war mit einer umfangreichen Kollektion von G 1 a s s e i d e- und G 1 a s- g e w e b e - E r z e u g n i s s e n vertreten und zeigte die Verwendung dieser Produkte an Verarbeitungserzeug- nissen verschiedenster Herkunft. U. a. sah man Glashart- gewebe auf Phenolharz-Basis (Isola Werke AG., Duren), Glasseide-Glimmer-Erzeugnisse ,,Miglusil" (AEG Allge- meine Elektricitats-GeseIlschaft, Berlin-Grunewald), Lack- glasseide (Isola), ,,Dipotherm"-Glasseide (Dielektra AG., Porz/Rh.), Glas-Asbest mit Silicone-Bini.!ung (W. Carstens, Abt. der Minnesota Mining & Manuincturing Co. mbH., Hamburg), Epoxyharz-Glasgewebe-Tafeln (AEG), silicon- lackisolierte Glasseide. Gezeigt wurden ferner Glas-

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roving- und Glasseidengewebe sowie Glas-Stapelfaser- gewebe.

Neben den modifizierten Polyesterharzen, die norma- lerweise fliissig geliefert werden, hat Dr. Kurt Herberts 2! Co., Wuppertal, das Gebiet der vorimpragnierten G 1 a s f a s e r m a t t e n und -gewebe sowie der glas- faserverstarkten Polyester-PreRmassen bearbeitet. Hier galt es in erster Linie, die Lucken zu schlieRen, die die klassischen PreRstoffe aufweisen, und die auch durch die iiblichen Arbeitsverfahren fur Polyesterharze mit Glas- faserverstarkung nicht zu schlienen waren. Es war ein Material zu entwickeln, das bei besten mechanischen Werten ausgezeichnete elektrische Werte hat und mit den ublichen Fertigungseinrichtungen verarbeitet werden kann. So entstanden Kombinationen verschiedener Poly- esterharze, spezieller Fiillstoffe und Zusatze, die als Im- pragnierlosung zur Trankung von Glasfasermatten und qeweben geeignet sind. Mit der sog. Standofix-Pressglas- matte lassen sich in der Elektroindustrie Probleme losen, die bisher von der Materialseite her verschlossen waren.

Die Deutsche Tofelglas AG., Detag, FurthiBay., die im Vorjahr erstmals mit Kunststoff-Erzeugnissen fur den Rau-Sektor in Hannover erschienen war, stellte in diesem Jahr auf einem wesent!ich vergrooerten Stand ihre Er- zpugnisse aus. Neu sind ,,P o 1 y d e t” - 0 b e r 1 i c h t e r

Abb. 5. Polydet-Doppelscheibe fur Oberlichter von Oberlichter

Deutsche Tafelglas Aktiengeselfschaft - Defag, Furth/Bay

Als Grunde fur diesen Schritt erklarte man, man sei bestrebt, dem Kunden die jeweils wirtschaftlichste Losung fur die von ihm gestellten Aufgaben zu bieten, auch wenn im Einzelfall die Verwendung von Eisen und Stahl aus- scheidet. Als Beispiele zeigte Phonix-Rheinrohr Behalter, Platten, Formkorper aus Glasfaserkunststoff, z. B. sah man einen liegenden ?OOO-l-Behalter, etwa 4 m lang, 1,80 m Dmr., mit angeformtem Stutzen aus glasfaserverstarktem Polyester fur die Lagerung von Salzsaure. Ein Behalter gleichen Fassungsvermogens aus HC1-resistent plattier- tem Walzstahl sei, so wurde betont, etwa doppelt so teuer wie der K u n s t s t o f f b e h a 1 t e r. Auch ein etwa 1700 1 fassender Ruhrwerksbehalter aus Glasfaserkunst- stoff fand als Beispiel fur die Fertigung von GroRbehal- tern aus diesem Kunststoff Interesse. Oft spielt die mog- liche Gewichtsersparnis eine wichtige Rolle. So sah man ein F 6 r d e r b a n d fur die Kohleforderung unter Tage, dessen einzelne Glieder ails Glasfaserkunststoff gefertigt sind. Da sie wesentlich leichter sind als die Ausfuhrung aus Stahlblech, kann die gesamte Unterkonstruktion leichter gemacht werden, auch die Antriebsmotoren wer- den leichter. Das ergibt fiir das gezeigte Forderband auf 100 m Forderlange eine Gewichtsersparnis von rd. 2,5 t , die bei gleichen Kosten und gleichen technischen Ge- brauchseigenschaften durchaus zugunsten der Kunststoff- Ausfuhrung spricht. Weiter sah man ein etwa 10 m lan- yes Rohr mit 500 mm Dmr. zum Be- und Entluften, das resistent gegen aggressive Gase in Schalenbauweise aus Glasfaserkunststoff hergestellt ist. In Serienfertigung stellt Phonix stapelbare T r a n s p o r t k a s t e n aus Glas- faserkunststoff her (37 X 44 X 35 cm), die an Stelle von gleichartigen oder ahnlichen Transportkasten aus Blech fur viele Industriezweige von Interesse sind.

Ein weiteres Beispiel fur das Eindringen der Kunst- stoff-, insbesondere der Glasfaserkunststoff-Verarbeitung in bisher ,,kunststoff-fremde” Unternehmen bot die Tex- f3.1rnuschinenfabrik Johannes Menschner, DiilkedRhld., die auf ihrem Stand in der Textilmaschinenhalle (Halle 7 A) einen etwa 1,20 m hohen E l e k t r o s c h a l t s c h r a n k fur eine Textilmaschine vollstandig in Glasfaserkunst- stoff gefertigt zeigte, Abb. 6. Menschner fertigt u. a. Ge- triebedeckel und ahnliche Apparate- und Maschinenteile aus Glasfaserkunststoff, wobei die einfache Formgebung ohne teuere PreRwerkzeuge und Vorrichtungen, d. h. auch fur

in doppelschaliger Rusfuhrung, Abb. 5; die Doppelschei- hen schlienen einen Luftzwischenraum ein, der der Warme- dammung dient und Kondensation verhindert. Neu sind ferner ,,Polydet”-Lichtkxppeln, die sich besonders einfach einbauen lassen. In beiden Fallen handelt es sich um g 1 a s f a s e r v e r s t a r k t e P o 1 y e s t e r - Kunststoffe.

Kunsfstoffverarbeitung gewinnt an Boden

Die diesjahrige Hannover-Messe bot Gelegenheit, das starke Eindringen der Kunststoffverarbeitung bei bisher .,kunststoff-fremden” Unternehmen zu verfolgen. Am deutlichsten wurde diese Entwidtlung bei der Eisen- und Stahlindustrie, die bekanntermaaen vor einigen Jahren dpzu ubergegangen ist, ihr Rohr-Sortiment durch Einbe- ziehung von Kunststoff-Rohren, vor allem auf Basis PVC und Polyathylen, zu erweitern, und die dann in sinnge- maaer Weiterfuhrung der damit begonnenen Verarbei- lung von Kunststoffen auf dem Extruder d a m uberging, auch Profile, etwa Handlaufprofile, TreppenstoRkanten- Profile und andere Profile fur den Bau-Sektor herzustel- len. In diesem Jahr war nun bei der Phonix-Rheinrohr AG., Vereinigte Hiitten- und Rohrenwerke, Dusseldorf, ein weiterer entscheidender Schritt zu ausgedehnter Kunststoffverarbeitung festzustellen: das genannte Un- ternehmen hat eine Abteilung Kunststoffverarbeitung ins Leben gerufen, die sich im wesentlichen in der Verarbei- tung von G 1 a sf a s e r - K u n s t s t o f f e n betatigt.

Abb, 6, Elektroschaltschrank K~~~~~~~~~ fur cine Textil- maschine

Johannes Menschner Texti!rnaschinenfabrik, DulkenIRhld.

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kleine Stuckzahlen, das geringe Gewicht, die gute StoR- und Bruchfestigkeit, Korrosionsbestandigkeit, elektrische Isolierfahigkeit, Einfarbbarkeit, leichte Bearbeitbarkeit usw. vorteilhaft sind. Aber auch Rohre und insbesondere Walzen aus Glasfaserkunststoff haben sich an Stelle von Metallwalzen bestens bewahrt, und man darf annehmen, daR sich auf diesem Gebiet noch bedeutende neue Anwen- dungsgebiete fur Glasfaserkunststoffe erschlieRen werden.

Im B a u - S e k t o r fie1 auf, daR die Industrie der Bedachungsmaterialien auf Zinkblech-Basis dazu uber- geht, auch Kunststoffe, insbesondere Glasfaserkunststoffe, ii. ihr Sortiment einzubeziehen. So war die Aktiengesell- schaft fiir Zinkindustrie vorm. Wilhelm Grillo, Duisburg- Hamborn, auf dem Freigelande mit einer glasfaser- und fddenverstarkten Lichtplatte ,,Filon" vertreten, aus der llberdachungen aller Art, Ladenfronten, Balkonbrustun- gen usw. hergestellt werden konnen. Daneben waren Spezialfirmen der Glasfaserkunststoff-Verarbeitung zu Enden, wie die Firma Scobalitwerk Ferdinand. Wilh. Wagner, AndernachiRh., die neben ihrem umfangreichen Sortiment P o 1 y - e s t e r - P 1 a t t e n als Neuentwicklung ,,S c o b a l i t SL", ein Material mit erhohter Feuersicherheit zur Verwen- dung bei besonders feuergefahrdeten Objekten, zeigte. - Das Lamilux-Werk, RehaulBay., zeigte als Neuentwick- lung einen V e r b u n d w e r k s t o f f , , L a m i p o r " als wandbildendes Element fur bautechnische Zwecke, beste- hend aus einer Glasfaserkunststoffplatte als AuRenseite, einem Styropor-Kern, einer Folie als Diffusionssperre und einer raumseitigen Verkleidung aus Gips, Sperrholz oder ahnlichen Bauplatten.

Fur s a n i t a r e Z w e c k e wurden u. a. Abwasser- rohre mit allen Zubehorteilen von Rehau Plastiks GmbH., RehadBay., aber auch vom Kunststoffwerk Gebr. Anger 8. Co. GmbH., Munchen, angeboten. Gebr. Anger zeigten u. a. Gabodur-KH-Druckrohre aus Hart-PVC nebst einer K-Rohr-Steckkupplung, in der das Rohr gleiten kann, so daR Bewegungen infolge von Warmewirkungen oder Erd- bewegungen aufgenommen werden konnen. Unter der Bezeichnung Gabodur ESP/D werden Spiilrohre aus Hart- PVC fur sanitare Zwecke geliefert, unter der Bezeichnung Cabodur-KA Kupplungs- AbfluRrohre aus Hart-PVC (Nenn- weiten 25-150 mm). Die Mulheimer Kunststoff GmbH., MulheimiRuhr, bot unter der Bezeichnung Acodur einen K u n s t s t o f f - B r a u s e s c h 1 a u c h fur Bade- und Friseurbatterien an. Auch Spiralschutzschlauche einschl. Endtiillen aus Hart-PVC ohne Metalleinlage der Firma Hermann Wendt, Berlin, erregten Beachtung. Als be- merkenswerte Neuerscheinung fur den Innenausbau darf der K u n s t s t o f f - R o 11 a d e n Roplasto gelten, der von der H. Friedr. Jennes KG., Koln - Junkersdorf, erstmals vorgefuhrt wurde. Die Stabe sind als Profil- leisten doppelwandig ausgefuhrt und konnen sich inein- anderschieben, so daR die ublichen Metallverbindungen entfallen; beim Auseinanderschieben der Profile offnen sich Luftlocher, und es tritt gedampftes Licht durch. Der Rolladen, der sehr leicht ist, wird in allen Einfarbungen und in den ublichen Abmessungen herausgebracht. - Eine B a d e w a n n e aus Glasfaserkunststoff hat die Burger Eisenwerke AG., BurgiHessen, entwickelt; sie sol1 urn etwa 25"/0 billiger sein als eine emaillierte GuReisen- Wanne, vor der sie sich durch ihr wesentlich geringeres Gewicht auszeichnet.

Fluorkunststoffe

Auch in diesem Jahr war wieder eine lebhafte Weiter- entwicklung in der Verarbeitung von Fluorkunststoffen festzustellen. So sah man bei Pfeiffer & Co. ,,Detakta", holier- und MeRtechnik, Hamburg, ein- und zweiseitig klebfahige T e f 1 o n - F o 1 i e n, die sich mit handelsub- lichen Klebern verbinden lassen, ferner gegossene Teflon- Folien, frei von Blasen und feinsten Poren, sowohl als voll durchgesinterte Filme als auch als vollgesinterte einseitig benetzbare Filme und als vollgesinterte Filme

an g 1 a s f a s e r v e r s t a r k t e n

mit einseitig aufgebrachter halbgesinterter Schicht, vor- wiegend fur elektrotechnische Zwecke (Abschirmung von Miniatur-Konstruktionen, hochhitzebestandige Drahtisola- tionen usw.). Weiter wurde ein selbstklebender Teflon- Film mit einer durch Papierrucken geschutzten Klebmasse gezeigt. Fur gedruckte (geatzte) Schaltungen liefert Pfeiffer u. a. T e f l o n m i t K u p f e r - K a s c h i e r u n g .

Bei der Kempchen & Co. GmbH., OberhausedRhld., sah man als interessante Neuentwicklung T e f 1 o n - A s b e s t - F o r m s t u c k e , u. a. mit eingedrehtem Schraubengewinde, als bemerkenswertes Beispiel fur die vielseitige Verarbeitbarkeit dieser Werkstoffkombina- tion. - Die Rich. Klinger GmbH., IdsteiniTaunus und Berlin-Tempelhof, bringt Teflon unter der Bezeichnung ,, Klingerflon" in verschiedensten Formen heraus. Im teflonisierten Klingerit zeigte sie eine beachtenswerte neue Werkstoff-Kombination. - Bei der Carl Freuden- berg KGaA., WeinheidBergstr., sah man sog. plastisches oder ungesintertes Teflon als Folien fur die Isolation elektrischer Leiter in verschiedenen Ausfarbungen. - Bei der Kabelwerke Wagner KG., Wuppertal-Nachste- bredc, waren u. a. H o s t a f 1 o n - R o h r e fur die Elek- trotechnik und die Hostaflon-Isolierung auf vernickelten massiven Kupferleitern wie auch auf versilberten flexi- blen Kupferleitern zu sehen.

Von der Anwendung von T e f l o n - B e s c h i c b - t u n g e n zur Erzielung antiadhasiver Wirkung macht die Textilindustrie zunehmend bei Leitwalzen, Trockentrom- nieln, Appretierwalzen, Schlichtetrommeln u. dgl. Ge- brauch. Die Industriebiirsten-Gesellschaft Monforts & Reiners, Monchen-Gladbach, gab in der Halle der Textil- maschinen (Halle ? A ) Einblicke in diese technische Ent- wicklung und zeigte Anwendungsbeispiele. Als Neuent- wicklung wurde u. a. eine B u r s t w a 1 z e mit segment- losem Borstentrager gezeigt.

Bei der Goetzewerke Friedrich Goetze AG., Burscheid bei Koln, sah man u. a. T e f l o n - D i c h t r i n g e rnit Zentrierkragen, wie sie zur Abdichtung von Kugelflansch- Glasrohren in der chemischen Industrie verwendet wer- den, ferner als Sonderentwicklung einen Teflon-Dichtring mit eingebettetem Stutzring fur die Armaturen-Industrie, weiter Teflon fur Gleitsdleiben und TurschlieRkeile in der Auto-Industrie, Teflon-Scheiben als Drucklager u. dgl.

Polyurethan-Schaumstoffe In auffallend starker Weise hat sich auch die Ver-

arbeitung von Polyurethan-Schaum (Moltopren) entwik- kelt. Bei der Alkett Maschinenbau GmbH., Berlin-Borsig- walde, sah man eine Reihe bemerkenswerter neuer Bei- spiele fur die Anwendung von Moltopren im Verpackungs- wesen. - Ein umfangreiches Sortiment von Moltopren- Kombinationen mit anderen Werkstoffen zeigte die lrmen & Cie. KG., Remagen!Rh. Sie stellt Kaschierungen und Beschichtungen von Weichmoltopren mit Filzen, Textilien, Kunstleder, Papieren, Pappen, Mullgewebe, Frott6, Plusch, Perlonvelours u. dgl. her und zeigte u. a. Schaum- stoffe mit zweiseitigen Abdeckungen als Rollen, Platten, Zuschnitte, Ausstanzungen. Einen umfangreichen Raum nehmen in ihrem Sortiment selbstklebende Materialien ein, z. B. Filz-Schaumstoff-Kombinationen, doppelseitig klebfahige Schaumstoffe u. dgl.

Bei der Correcta-Werke GmbH., Bad Wildungen, sah man den Polyurethan-Schaumstoff einseitig mit Polyathylen-Folie beschichtet in verschiedensten Aus- fuhrungen. Die Berliner Schaumstoff-Fabrik Ch. Schuberth KG., Berlin, hat die Allein-Lizenz fur das B e d r u c k e n von Schaumstoff-Folien zu Werbezwecken, zur Erzeugung von Bier-Untersatzen u. dgl., ubernommen. Sie bedruckt die Folien vollautomatisch in mehreren Farben und glaubt, daR sich daraus neue beachtliche Moglichkeiten auf dem Werbe-Sektor ergeben. - Einen sog. S c h e u e r - S c h w a m m bringt die Firma Wilhelm K o e p p , Aachen, heraus. Er besteht aus einer Weichmoltoprenplatte, auf die einseitig ein Schmirgelmaterial aufgeklebt ist.

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Kunsfstoffe in der Elektrotechnik

Unter den technischen Verwendungen der Kunststoffe steht nach wie vor die Elektrotechnik an erster Stelle. Kunststoffe spielen in ihr vorwiegend wegen ihrer dielek- trischen Eigenschaften eine Rolle, an zweiter Stelle steht ihre Lichtdurchlassigkeit, und an dritter Stelle sind die niechanischen Eigenschaften zu nennen, so daR sie neuer- dings auch als Baumaterial an Stelle von Metallen ver- wendet werden. Als Beispiel fur die letzgenaante Verwen- dung wurde bereits die Fertigung eines Elektroschalt- schrankes aus Glasfaserkunststoff an Stelle der bisher t-erwendeten Blechkonstruktion erwahnt. Ein weiteres in- teressantes Beispiel zeigte die AEG, Berlin, mit einem neu entwidcelten H e i I3 w a s s e r s p e i c h e r, der so- wohl in der bisher ublichen Ausfuhrungsform mit ladcier- tem Blechmantel als auch mit Kunststoffmantel geliefert wird.

Auf dem B e l e u c h t u n g s g e b i e t war eine neue geschlossene Kunststoffleuchte der Siemens-schuckert- werke AG., Berlin-Erlangen, zu verzeichnen, die als Er- ganzung der Reihe der geschlossenen Kunststoffleuchten FLQ 92 herausgebracht wurde, vgl. Abb. 7. Sie verbindet die Vorzuge der Leuchten mit glasfaserverstarktem Kunst- st off-Oberteil und eingesprengter Kunstglaswanne mit denen einer tiefstrahlenden Spiegelleuchte. Hohe Schutz- art (P 44), geringes Gewicht und gute lichttechnische Eigenschaften machen die Leuchte fur alle Betriebsraume interessant, in denen mit starkem Staubanfall, hoher Feuchtigkeit und extremen mechanischen oder atmospha- rischen Anforderungen zu rechnen ist. Die AEG hat als bemerkenswerte Nenerung auf dem Leuchtengebiet eine L a m e 11 e n 1 e u c h t e als weitere Erganzung zum Bau- kastensystem fur AEG-Leuchten herausgebracht. In die mit Kurzfassungen ausgerustete Lichtleiste kann mit zwei Haltebugeln eine kombinierte Kunststoffblende einge- hangt werden, die aus einem System von Querlamellen besteht; die Lamellen sind durch Langsstege gehalten und konnen durch Abblendstreifen an deren AuRenkan- ten ,,eingeknopft" werden.

Abb. 7. Geschlossene Kunslstoffleuchte FLQ 92 mit tief- strahlender Lichtverteilung

Siemens-Schuckertwerke AG., Berlin-Erlangen

Als I s o 1 i e r s t o f f e spielen Kunststoffe in der Ka- bel- und Leitungsisolation eine hervorragende und noch standig zunehmende Rolle. In der Schwachstromtechnik, beispielsweise fur die Ader-Isolation der neuen Teilneh- merleitungen und -kabel sowie fur Schalt- oder Signal- kabel, werden in der Hauptsache verschlumtes oder ho- mogenes Polyathylen und Polyvinylchlorid verwendet. Siemens & Halske AG, Berlin-Munchen, gab einen fesseln- den Querschnitt durch die gesamte Kabel- und Leitungs- fertigung. PVC dient auch zur Ummantelung von Leicht- ba.u-Luftkabeln, fur Innen- und Schaltkabel, Leitungen und Schnure. Polyathylen als Mantelwerkstoff gebraucht man ausschlieRlich fur hochwertige Erdrohrenkabel wie fur HF-Antennenkabel mit Scheibenisolierung. Statt des le- gierten Blei-Mantels wird haufig ein Mantel aus Siman- dur, einer von Siemens entwidcelten, feuchtigkeitssicheren, leitenden Kunststoffmischung, benutzt. Fur isolierte Lei- tungen im Freien hat sich die Anwendung einer Gummi- hiille mit daruber aufgebrachter Neopren-Hulle bewahrt.

Kunststoff-Mantel setzen das Gewicht der Kabel stark herab; gegenuber Kabeln mit Blei-Mantel betragt z. B. bei reinen Kunststoff-Kabeln die Gewichtsersparnis 1 : 10. Fur das PVC-Kabel hat man besondere Garnituren ent- widcelt, die den verschiedenen Betriebsbedingungen ge- rrcht werden: Man stellt Kunststoff-Muffen her, indem man eine kalthartende GieRharz-Mischung in vorbereitete Formen gieRt. Solche Muffen werden praktisch zu einem Stuck des Kunststoff-Kabels und konnen ohne Zerstorung nicht mehr geoffnet werden. Neuartige sog. Hauben- nluffen machen ein niehrmaliges Uffnen moglich.

Auch bei der Felten & Guilleaume Carlswerk AG., Koln-Mulheim, fand man eine Reihe von Neuentwicklun- gen auf dem Kabel- und Leitungsgebiet, die mit der Kunststoffverwendung zusammenhangen. Beispielsweise sah man bei den Starkstromkabeln ein Dreimantel- Kabel fur Innenraumverlegung, dessen drei Adern je eine durchsichtige PVC-Hulle uber dem Blei-Mantel besitzen. Bei den metallmantellosen Kunststoffkabeln setzt sich die Flachdrahtbewehrung unter dem PVC-AuRenmantel im- mer mehr durch. Felten & Guilleaume zeigten auch das Muster des neuen Atlantik-Telefonkabels nach Nord- amerika, das die Firma zusammen mit auslandischen Ka- belfirmen geliefert hat. Erstmals war auch ein Unterwas- serverstarker fur dieses Kabel zu sehen.

Als bemerkenswerte Neuentwidclung zeigte die Sie- mens-Schuckertwerke AG. ihr ,, J-System" : isolierstoff- gekapselte Verteilungen bis 200 A. Die K a p s e 1 u n g besteht aus einem neuentwickelten, sehr hochwertigen IsolierpreRstoff. Der wesentliche Fortschritt des J-Systems liegt in der absoluten Beruhrungssicherheit: nur Bauteile aus Isolierstoff konnen von auRen beruhrt werden. Der hierfur gepragte Begriff der .Rundum-Isolierung" weist darauf hin, daR die Kapselung erstmalig so konsequent durchgefuhrt ist, daR alle Metallteile vollstandig umschlos- sen sind. Dabei dient der PreRstoff der Kapselung nir- gends als Trager spannungfuhrender Teile. - Interessant war bei Siemens die Weiterentwicklung der GieRharz- Verwendung, die sich aus der im Vorjahr erstmals ge- zeigten Anwendung von Bauelementen aus GieRharz in Verbindung mit Kabelgarnituren ergab. In diesem Jahr wurden Schaltgerate, Wandler und Stiitzer fur Innenraum- anlagen bis Reihe 10 mit den neuen G i e R h a r z - I s o - 1 a t o r e n gezeigt. Bei den neuen Isolatoren ist der ent- scheidende Vorteil, daR der Kunststoff eine Formgebung allein nach den Belangen des elektrischen Feldes ermog- licht. Bei keramischen Isolatoren muRte auf das Material und den Brand Rucksicht genommen werden; derartige Einschrankungen fallen jetzt fort, und man kann daher auf die hochstmogliche sog. Fremdschicht-Grenzstehspan- nung hinarbeiten, d. h. Isolatoren fertigen, die bei gege- bener Bauhohe unter Einhaltung der einschlagigen Vor- schriften durch ihre gunstige Formgebung die optimale Fremdschicht-Crenzstehspannung aufweisen.

Auch in der S i 1 i c o n e - I s o 1 i e r u n g elektrischer Maschinen waren wieder einige Neuentwidclungen fest- zustellen. Die AEG., Berlin, zeigte einige Motoren fur Walzwerkshilfsantriebe und Hebezeuge rnit Silicone-lso- lation; sie gehoren zu der ersten in Deutschland gebauten Motorenreihe dieser Art. Da die Grenztemperaturen fur Silicone-Materialien sehr hoch liegen, lassen sich die Maschinen ohne Anderung in tropischen Gebieten und unter dem EinfluB von Strahlungswarme einsetzen. Sie eignen sich besonders fur alle Schwerantriebe, die hoch- sten Belastungen ausgesetzt sind. - Bei der Elektro- inotorenwerke Loher & Sohne GmbH., RuhstorflRott, die schon fruhzeitig Drehstrommotoren mit Silicone-Isolation entwickelt hat, hat sich diese Isolierung besonders bei Motoren fur hohe Schalthaufigkeit bewahrt. Es konnten Schaltzahlen erreicht werden, die schlieRlich dazu zwan- gen, auch hinsichtlich der mechanischen Festigkeit des Laufers und des Lauferkafigs Weiterentwidclungen vorzu- nehmen. Es wurden deshalb fur solche Laufer von Motoren

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rnit Durchlaufschaltbetrieb mechanisch sehr robuste und thermisch gunstige Ringverbindungen statt der bisher ub- lichen KurzschluRringe entwickelt. Spezial-Motoren, de- ien Standerwicklungen in Silicone-Isolation ausgefuhrt sind, haben besonders als schlagwettergeschutzte, druck- fcst gekapselte Motoren fur den Bergbau Anwendung gefunden; sie konnen trotz hoher Schalthaufigkeit ohne Eigenbeluftung ausgefuhrt werden. Die Entwicklung der- artiger silicone-isolierter Bergbau-Motoren ist noch in vollem FluR. Die durch konstruktive MaRnahmen und Ausfuhrung in geringen Gewichten bedingte Raumbe- schrankung und schlechte Kuhlmoglichkeit fur die Moto- ren kann meist nur durch die Anwendung thermisch hochbestandiger Isolierstoffe auf Silicone-Basis fur die Wicklungen wett gemacht werden.

Lacke und Kleber Die Entwicklung von P o 1 y e s t e r - L a c k e n, die

in ihrem Glassit-Lieferprogramm ihren Ausdruck 'findet, hatte die Glasurit-Werke M. Winkelmann AG., Hamburg, zum Schwerpunkt ihres diesjahrigen Ausstellungsstandes gemacht. Es ist neuerdings gelungen, die hohe Fullkraft dieses ,,flussigen Kunststofis" auch fur die B e s c h i c h - t u n g v o n M e t a 1 1 o b e r f 1 a c h e n auszunutzen. Die Glassit-Fuller harten bei Raumtemperatur rasch und zu- verlassig auch in starken Schichten durch und machen eine rationelle, erstklassige Lackierarbeit auch auf rauhen Gunstucken moglich. Neben dieser Entwicklung stand die Entwicklung von Speziallacken zur elektrostatischen Lak- kierung im Vordergrund. Mit Ausschnitten aus dem viel- seitigen Lieferprogramm demonstrierte Glasurit zugleich das weitgespannte Gebiet, das ein modernes Unterneh- men fur Speziallacke zu beherrschen hat, mag es sich nun urn tropen- oder schimmelpilzfeste, um hochhitzebestan- dige, um stanz- und tiefziehfahige Lackierung oder um Schutzlacke mit hoher Bestandigkeit gegen Sauren, Lau- gen, Waschmittel, Chemikalien, Fette oder auch um Elo- xal- und badfeste Schutzlacke fur die Galvanotechnik handeln.

Aus einem vielseitigen Fabrikationsprogramm auf dem Lackgebiet stellte die Firma Dr. Kurt Herberts & Co., Wuppertal, in diesem Jahr besonders die Gruppe der T e r e p h t h a l s a u r e - p o l y e s t e r - D r a h t l a c k e heraus. Diese seit etwa drei Jahren bekannte Drahtisola- tion kennzeichnet sich durch ihre besonders gunstige Dauerwarmebestandigkeit, die bis 155' (Warmeklasse F) reicht, womit zugleich hervorragende Trankrnittel- und Spritbestandigkeit, hohe Abriebfestigkeit, geringe Er- weichung bei hoheren Temperaturen, d. h. ein breites Anwendungsgebiet, verbunden ist. Weiter fanden Draht- lacke auf Epoxyharz-Basis Beachtung, die als sog. schmor- feste Typen wegen ihres gunstigen Betriebsverhaltens bei kurzzeitig extremer Uberbelastung dem Konstrukteur elektrischer Maschinen und Gerate neue Anwendungs- rnoglichkeiten erschlie8en. In Zusammenarbeit mit Elek- tromaschinen-Fabrikanten konnte ein ehenso hochwarme- bestandiger S p u l e n t r a n k 1 a c k entwickelt werden. Im Vordergrund des Interesses standen weiterhin Stan- dofix-Spulentrankladce, die einen wesentlichen Fort- schritt in der Rationalisierung des technologischen Trank- vorgangs, insbesondere im Sinne seines Einbaues in die FlieRfertigung, ermoglichen. Einen weiteren Entwicklungs- Schwerpunkt bilden t r o p e n f e s t e 0 b e r f 1 a c h e n - 1 a c k e , insbesondere fur die Elektro-Industrie (Nachrich- Lengerate-Fertigung). In der feucht-warmen Tropenatmo- sphare stehen Lackoberflachen nicht allein unter dem Ein- fluR der klimatischen Bedingungen, sondern sie sind auch dem Angriff von Mikroorganismen stark ausgesetzt. Standofix-Lacke fur Elektrogerate entsprechen diesen ver- scharften Anwendungsbedingungen. Mit einem wesent- lichen Teil ihrer Entwicklungsarbeiten, namlich der Ent- wicklung von P o 1 y e s t e r h a r z e n, greift die Firma Dr. Kurt Herberts in die Kunststoffverarbeitungs-Industrie ein, der sie GieRharze, vorimpragnierte Glasmatten

u. dgl. zur Verfugung stellt. Spezielle Probleme stellt zur Zeit der Oberflachenschutz bei Dusenflugzeugen, die Schaffung tropenfester Verpackungen, die AuBenlackie- rung von Elektro- und Olheizofen und die Lackierung nahtlos gezogener .4luminium-Konservendosen.

Auch die Herbig-Haarhaus AG., Koln-Wurzburg, bot auf ihrem Stand wieder Gelegenheit, die Probleme der modernen Lackier- und Oberflachenschutztechnik sowie insbesondere die Anwendung ,,flussiger Kunststoffe" fur die Oberflachenbeschichtung in der holzverarbeitenden Industrie kennen zu lernen.

Mit einer Entwicklung der amerikanischen Rust-Oleurn- Corp., Evanston, dem sog. R u s t -0 1 e u m - A n s t r i c h, dem ein veredeltes Fischol zugrunde liegt, war die Argi- Rostschutz-GmbH., Wiesbaden, vertreten. Sie zeigte als weiteres R 11 s t - A n o d e - Z i n k a n - s t r i c h, ein in Lizenz der C. & P. Development Co., Ltd., RedhWEngland, hergestelltes, aus einer Suspension von Feinstzinkpartikeln in einem Ladrrohstoff auf Kunst- harzbasis bestehendes Erzeugnis, dessen Rostschutz-Eigen- schaften denen einer Verzinkung ahneln sollen.

Bei der Dr. Beck & Co. GmbH., Hamburg, fand man als Neuentwicklungen einen 1 8 t b a r e n D r a h t 1 a c k auf P o 1 y u r e t h a n - B a s i s ,,Supradurit LK 19" als Wei- terentwicklung der bisher angebotenen lotfahigen Draht- lack-Typen, der sich durch groRere Fahrspanne (Tempe- raturbereich & 20, fur feinere Drahte ? 30°), geringere Anfalligkeit gegen kalten Bruch, stark verbesserte Lot- barkeit und groRere Substanzstabilitat bei Temperatur- belastung auszeichnet, ferner einen T r 2 ii k 1 a c k mit einer Dauerwarmebestandigkeit von 155"(Warmeklasse F), der speziell fur den Drahtladc Terebec F oder glasseiden- umsponnene Drahte entwickelt wurde. Das neue Produkt, ,,Elmotherm" .F 40", zeichnet sich durch gutes mechani- sches Verhalten, gute dielektrische Werte in Feuhtigkeit und Warme und hohe Verbackfahigkeit aus. Das System Terebec!Elmotherm ist so sorgfaltig aufeinander abge- stimmt, daR die fur Warmeklasse F geforderten Werte weit ubertroffen werden.

Die Lackfabriken Hermann Wiederhold, HildedRhld., hatten ihre ,,Wiedopol - S p r i t z 1 a c k e auf Polyester- Basis in den Vordergrund gestellt. Durch einen Einschicht- Polyester-Spritzlack, der in einem Arbeitsgang eine Schichtdicke erreichen laOt, die den bisher notwendigen zwei Spritzgangen entspricht, hat das Sortiment eine in- teressante Erganzung erfahren. Die Wiedopol - G i e R - 1 a c k e zur Verarbeitung auf der GieRlackiermaschine wurden weiterentwickelt und verbessert. Ein Kunststoff- Produkt ,,Wiedotherm" macht es moglich, eine hochwer- tige Flachenveredelung im Niederdruckverfahren auf normalen Furnierpressen durchzufuhren. Es handelt sicb urn eine hochviscose Emulsion, die unter den normalen krbeitsbedingungen der Furnierpressen einen sehr wi- derstandsfahigen, mit dem Untergrund fest verbundenen Film liefert. Eine weitere Neuentwicklung von Wieder- hold ist eine Niedertemperatur-Emaille.

Bei dem Hagener Farben- und Kittwerk Ewald Schenk, Hagen i. W., war als Neuentwicklung eine synthetische Kautschukmasse Plastigum fur V e r k 1 e b u n g e n und fur V e r s i e g e 1 u n g e n von Fugen und Thermopane- Isolier-Doppelscheiben zu sehen. Die neue Masse sol1 auf allen festen Materialien klebfahig sein und ungewohn- liche Haltbarkeit besitzen. Zum Fertigungsprogramm der Firma gehoren ferner ,,Plastic-Bander Dr. Schenk", alte- rungs- und witterungsbestandig, sowie Spezialverlegungs- massen fur Glasfenster.

Eine Reihe von S p e z i a 1 k 1 e b s t o f f e n einerseits fur den Innenausbau, andererseits fur die Scbuh- und Polstermobel-Industrie, die Automobil-Industrie und den Karosseriebau, stellte die Paul Heinicke, Chem. Fabrik 1 1 . Helmitinwerk KG., Pirmasens, vor. Zum Verkleben von PVC - FuRbodenbelagen, Wandplatten, Gummibelagen, Bauprofilen aus Gummi und PVC, PVC-Fliesen usw. wer-

Erzeugnis den

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den Kleber auf Neopren-Basis in verschiedenen Ausfuh- rungsformen angeboten. Spachtelmassen werden sowohl auf Zement- als auch auf Neopren-Basis hergestellt. Zum Verkleben von Linoleum wird ein Kleber auf der Basis von Sulfit-Ablauge geliefert, wahrend fur das Verkleben von Holzfaserplatten auf Wande und FuDboden schnell ahbindende Kunstharz-Kleber oder auch Kontaktkleber auf Neopren-Basis in Frage kommen. Spezielle Neopren- Kleber werden in der Schuh-Industrie benutzt; weitere Produkte dienen zur Verklebung von Latex-Schaum, Mol- topren, Gummihaar, Bezugsstoffen usw., in der Polster- mobel-Industrie.

Die KIebchemie GntbH., Reichertshofen.’Obb., stellte 21s Neuheiten ihres Fabrikationsprogramms einen F u R - L, o d e n k 1 e b s t o f f ,,Kleiberit FK 180“, einen Klebstoff ,,Kleiberit PSK 190“ zum Verkleben von Polystyrolschaum und eine ,,Kleiberit-Folienemulsion 1??4/5” zum Aufkle- ben von Polystyrolfolien auf Holz vor. Auch die Kommer- ling GmbH., Chemische Fabriken, PfungstadVHessen, zeigte neben ihren K 1 e b e r n fur FuRboden und Wand- belage, fur Damm- und Schallschluckplatten insbesondere neue Kleber fur die verschiedensten Kunststoffe.

Bei der Teroson-Werke GmbH., Heidelberg, fand man ein umfangreiches Sortiment a n K 1 e b s t o f f e n, die uriter dem Sammelbegriff ,,Terokal” auf dem Markt sind. Besondere Entwicklungsarbeiten wurden der Verklebung von Kunststoffen gewidmet, insbesondere auch der Schaf- lung von Spezialmassen, rnit deren Hilfe es moglich wird, Kunststoff-Folien auf Pappe, Hartfaserplatten, Holz, Le- der usw. aufzuschweillen, ein Verfahren, von dem der Karosseriebau weitgehend Gebrauch macht. Fur diese Zwecke wurden Spezialmassen entwickelt, wie die von Teroson herausgebrachte ,.HF - Plastic - Masse”. Ferner wurde ein HeiRsiegelkleber entwickelt, der es gestattet, Metal1 und Blech im HeiDsiegelverfahren mit Plastic-Folie zu beschichten. Auch ein Zweikomponentenkleber zur wetterfesten und hitzebestandigen Verklebung von Me- tall mit Glas verdient Erwahnung. Ein weiterer Spezial- Kleb- und Dichtzement 1050/20, ebenfalls ein Zweikom- ponentenkleber, kann zum Aufkleben von Maschinen wie Waschmaschinen, Wascheschleudern, Bugelmaschinen auf FuDboden, d. h. als Fundamentkleber, verwendet werden.

Die Odenwald-Chemie GmbH., Schonau b. Heidelberg, eine Schwesterfirma der Teroson-Werke GmbH., Heidei- berg, zeigte u. a. ein D i c h t u n g s m a t e r i a 1 Terostat fur die ,,dauerplastische” Abdichtung.

Atornenergie Mit Rucksicht darauf, daO die diesjahrige ACHEMA-

Tagung eine umfangreiche Ausstellungsgruppe ,,Kern-Wis- senschaft und Kern-Technik” brachte, soll im folgenden lediglich uber die von der B r i t i s c h e n A t o m - e n e r g i e - B e h 6 r d e in Hannover gezeigte ,,Atom- Schau” berichtet werden, die einen detaillierten Einblick in die englischen Entwicklungen auf diesem Gebiet ver- mittelte. Diese ‘in Halle 3 untergebrachte, ausstellungs- technisch hervorragende Schau stand unter dem Motto ,,England an der Spitze der Atomtechnik”. Auf einer im Zusammenhang mit ihr veranstalteten Pressekonferenz gab Sir William Cook, Mitglied der britischen Kernener- giebehorde und Leiter der Abteilung Maschinenbau und Produktion, der Nachfolger von Sir Christopher Hinton, der heute die britische Zentral-Elektrizitatsbehorde leitet, einen umfassenden Wberblick uber die derzeitigen briti- schen Plane. Bis 1965/66 ist der Bau einer Atomkraftwerks- Kapazitat von 5000 bis 6000 MW vorgesehen, was bedeu- tet, daD GroRbritannien 1966 ein Viertel seiner erzeugten elektrischen Arbeit aus Atomkraftwerken beziehen und dieser Atomstrom die Leistung von rd. 18 Mill. t Kohle/ Jahr ersetzen wird. Man rechnet damit, daD 1963 Kosten- gleichheit zwischen Warmekraftstrom und Atomenergie-

strom erreicht sein und daR danach der Atomstrom sich gegenuber dem aus herkommlichen Brennstoffen gewon- nenen Strom in zunehmendem MaRe verbilligen wird. Man diirfe, sagte Sir William, die Rolle der Kernenergie auch nicht uberschatzen. Sie konne in absehbarer Zeit keine vollige Losung aller Energieprobleme bieten, aber sie konne wesentlid zur Deckung des rasch steigenden Ener- giebedarfs - man rechnet in England mit einer Verdop- pelung des Energiebedarfs alle 10 Jahre - beitragen und das Land gegen mogliche Schwankungen in der Olversor- gung unempfindlicher machen. Calder Hall, das erste Atomkraftwerk der Welt, das elektrische Energie kom- merziell in verwertbaren Mengen erzeugt, sei seit andert- halb Jahren storungsfrei in Betrieb4). Man sei heute in der Lage, einen Reaktortyp fur den Export anzubieten, der im eigenen Lande erprobt sei und sich bewahrt habe.

Sir William unterstrich in diesem Zusammenhang nach- drucklich das umfangreiche Forschungs- und Entwicklungs- programm, das hinter der Schaffung eines fur die Praxis betriebsreifen Reaktor-Systems steht. Die Zahl der Be- schaftigten sei zwar je nach dem System verschieden, aber man konne pauschal damit rechnen, daR fur ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm rund gerechnet 300 000 Ar- bcitstage akademisch ausgebildeter oder berufserfahrener Wissenschaftler und Ingenieure mit der entsprechenden Zahl von Hilfskraften notwendig seien. Die E n t w i c k - 1 u n g verlaufe dann etwa so: Ein Jahr Studium uber die Durchfuhrbarkeit mit Hilfe eines oder mehrerer Versuchs- reaktoren, die praktisch keine Energie erzeugen und an Hand derer man die einzelnen physikalischen Faktoren und EinfluRgroRen ermittelt; diese N u 11 e n e r g i e - E x p e r i m e n t e bleiben wahren,d der ganzen Entwick- lung des Projektes bedeutsam. In diesem ersten Stadium werden etwa 50 bis 100 Wissenschaftler und Ingenieure benotigt. Dann folgt ein Jahr K o n s t r u k t i o n s - S t u d i u m , an dem 100 bis 150 Wissenschaftler und Ingenieure beteiligt sind. Hierauf folgt ein V e r s u c h s - r e a k t o r , dessen Bau rd. zwei Jahre in Anspruch nimmt, wobei 150 Wissenschaftler und Ingenieure beschaftigt wer- den. Zusatzlich zu diesem Versuchsreaktor - moglicher- weise auch an seiner Stelle - wird ein P r o t o t y p - R e a k t o r gebaut, dessen Bau drei Jahre in Anspruch nimmt und an dem wahrend der ganzen Zeit rd. 200 Wis- senschaftler und Ingenieure arbeiten. Der Prototyp-Reak- tor mu8 einige Jahre in Betrieb sein, was Personal und Brennstoff kostet. Die Entwicklung eines Reaktor-Systems, selbst eines Systems, das den in Entwicklung befindlichen Systemen ahnlich ist und bei dem eine Reihe von be- wahrten Einrichtungen iibernommen wird, erfordere min- dtstens einen Aufwand von 20 Mill. Pfund.

Man arbeitet in GroRbritannien an einer Reihe von neuen Reaktor-Typen, so einem verbesserten gasgekuhl- ten Reaktor, einem gasgekuhlten Hochtemperatur-Reaktor, einem Schnellneutronen-Reaktor und der Zeta-Apparatur, jedoch benotigen derartige Projekte Jahre, bis sie aus- gereift sind, und es ist noch vollig ungewil3, wann sie auf dem Markt angeboten werden konnen. - Diese Ausfuh- rungen zielten auf die Export-Bestrebungen der britischen Atomenergie-Industrie ab : man plant, bis 1966 Atomkraft- anlagen im Werte von 500 Mill. Pfd. zu exportieren, und man fuhrte in Hannover einen ersten Erfolg dieser Be- muhungen vor in Gestalt des Modells eines 200-MW- Reaktors, der fur Italien gebaut werden soll.

Das britirche Atomkraftwerks-Programm

Das britische Atomkraftwerks-Programm sieht den Bau von vier A t o m g r o D k r af t w e r k e n , Berkeley, Brad- well, Hinckley Point und Hunterstone, vor, mit einer Ge- samt-Nettoansgangsleistung von 1375 MW. Die Leistung dieser Werke liegt zwischen 275 und 500 MW, sie arbeiten shmtlich mit gasgekuhlten, graphitmoderierten Reaktoren auf der Basis von naturlichem Uran. - B e r k e 1 e y , am

4, Vgl. F. L . Roschke, diese Ztschr. 29, 1 [1957]. Ufer des Severn-Flusses, etwa 2,5 km von der Ortschaft

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Page 14: Chemie und Fabriksbedarf auf der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1958

Berkeley (Gloucestershire) entfernt, wird eine elektrische Netto-Ausgangsleistung von 275 MW haben, es wird rnit zwei Reaktoren von je 530 MW thermischer Leistung ar- beiten und je Reaktor acht Warmeaustauscher bekommen (Durchmesser des DruckgefaRes 15,2 m; Betriebsdruck 8,8 kgicm'; AuslaR-Gastemperatur 345 O C ; 3275 Brennstoff- kanale, gesamtes Urangewicht 250 t). - B r a d w e 11 (Essex) an der Kiiste nordostlich von London, wird eine elektrische Netto-Ausgangsleistung von 300 MW haben und mit zwei gasgekuhlten, graphitmoderierten Reaktoren uriter Verwendung von naturlichem Uran arbeiten (Gas- auslaRtemperatur 390 OC, thermische Leistung je Reaktor 531 MW). - Das in Schottland, etwa 56 km siidwestlich von Glasgow entstehende Werk H u n t e r s t o n e wird ebenfalls 300 MW Netto-Ausgangsleistung haben. Es wird mit zwei Reaktoren vom gleichen Typ wie bei den anderen Werken arbeiten, von denen jeder eine thermische Lei- stung von 535 MW haben wird. Je Reaktor sind acht Warmeaustauscher vorgesehen (Durchmesser des Druck- gefaRes 21 m; Betriebsdruck 10,5 kg/cm2; Gas-AuslaOtem- peratur 391 OC, gesamtes Urangewicht 251 t). - Das jiingste der vier Kraftwerke, H i n c k l e y P o i n t , in SGdwest-England an der Kuste des Bristol-Kanals, wird mit einer geplanten Ausgangsleistung von 500 MW das groRte .der vier im Bau befindlichen Werke sein, und seine Stromkosten sollen nach der vollen Inbetriebnahme unter den Durchschnitts-Stromerzeugungskosten Englands liegen. Vorgesehen sind zwei Reaktoren von je 980 MW ther- mischer Leistung (Durchmesser des DruckgefaRes 20,4 m; Betriebsdruck 12,7 kg/cm2; AuslaR-Gastemperatur 375 OC; 4500 Brennstoffkanale; gesamtes Urangewicht 376 t). Jeder Reaktor arbeitet mit sechs Warmeaustauschern; die zwolf Einheiten haben die 3,5fache Leistung einer Calder-Hall- Einheit, obwohl sie nur um 20°/0 hoher und im Durch- messer um 25Oio groRer sind.

Neben diesen in Bau stehenden Kraftwerken sind fol- gende Werke geplant: ein 500-MW-Kraftwerk in Edern auf der Halbinsel Lleyn an der Carnarvon-Bay. ein 500- MW-Kraftwerk in Trawsfynydd unweit von Edern an der Tremadoc-Bay und ein 140-MW-Kraftwerk in Nordirland an einem noch nicht bestimmten Standort. Hinzu kommt ein im Bau befindliches 184-MW-Kraftwerk in Chapelcross am Solway-Firth an der Grenze Schottlands,

Fur F o r s c h u n g s z w e c k e sind folgende Institute und Anlagen in Betrieb: Harwell als zentrales Forschungs- institut mit einer Vielzahl von Forschungsreaktoren, Amersham mit einem Radiochemischen Laboratorium, Cul- cheth mit einer Forschungs- und Entwicklungsgruppe, Capenhurst mit einer Diffusionsanlage fur die Erzeugung von 235U, Springfields mit einer Aufbereitungsanlage fur Uran und Brennstoffelemente, Windscale mit einer Plu- tonium-Fabrik. Im Bau befindlich ist in Nordschottland Dounreay 5, mit einem Schnellbrutreaktor fur Versuchs- zwecke, ein Reaktorforschungsinstitut in Winfrith Heath am Bristol-Kanal, ein Versuchsreaktor eines Industrie- unternehmens in Aldermaston west]. von London, wo mit Finer Anlage ,,Sceptre 111" ebenso wie in Harwell mit der Zeta-Apparatur Versuche uber Kernfusion angestellt wer- den.

Die Ausstellung der britischen Atomenergiebehorde in Halle 3 zeigte u. a. ein Schema des Reaktors fur Bradwell, Darstellungen aus der Entwicklung des Brutreaktors, fer- ner eines 4-MeV-Elektronen-Linear-Beschleunigers (Indu- strie-Ausfuhrung) zur Bestrahlung von Produkten, weiter Darstellungen uber Gewinnung und Anwendung der ,,neuen" Metalle fur die Kerntechnik: Beryllium, Niob, Titan, Spezial-Aluminium-Legierungen und Zirkonium.

Ferner wurde ein Uberblidc uber die neuesten S c h w e i R v e r f a h r e n f u r d e n R e a k t o r b a u gegeben, zu dem u. a. ein Modell des ,,kompliziertesten

5, Vgl. F. L. Boschke, diese Ztschr. 30, 296 119571 O) Vgl. 5 ) Abb. 5.

Werkstiicks der Welt aus rostfreiem Stahl", des Behalters fur den Schnellneutronen-Brutreaktor Dounreay, gehorte 6 ) .

Ein 25-MeV-Linearbeschleuniger der Metropolitan Vickers Electrical Co. Ltd. in Trafford Park, ManchesterEngland, wurde ebenfalls im Modell gezeigt. R e a k t o r z u b e - h o r , und zwar einen AbschaltverstZrker und einen Reak- tor-Pericidenmesser zur Messung des sehr geringen Neu- tronenflusses speziell in der sehr kritischen Anlaufzeit eines Reaktors, zeigten Elliott Brothers Ltd., Century Works, Levisham, London. Auch ein Reaktor-Simulator war hier zu finden. Interesse erregte ferner ein von der General Electric Co. Ltd. of England, Magnet House, Kngsway, London WC 2, gezeigter f e r n g e s t e u e r - t e r M a n i p u l a t o r fur 340 kg, die erste in Europa gebaute Vorrichtung ihrer Art. Er besteht gewisser- maRen aus einem Schulter-, Oberarm-, Unterarm- und Hand - Mechanismus, die durch Gelenke miteinander verbunden sind. Er kann Lasten bis 340 kg heben, bewe- gen und in jeder gewunschten Lage halten, aber auch rnit empfindlichem Glasgerat umgehen, Fliissigkeiten eingie- Den und umruhren und ein vielfaltiges Sortiment von Hand- und Elektrowerkzeugen handhaben. Samtliche Be- wegungen und Funktionen werden von einem kleinen Schaltpult aus gesteuert.

In der elektronischen Abteilung des Standes sah man e l e k t r o n i s c h e M e B g e r a t e u. a. ein Allzweck- Breitband-MeRoszilloskop, Auswuchtmasd~inen im Modell, das neueste Modell eines Stroboskops wurde im Betrieb vorgefuhrt, neu war auch ein Analogrechner EMIAC 11 fur Industrieunternehmen, den die E.M.I. Electronics Ltd., Hayes, Middlesex, vorfuhrte.

Mit einer stopfbuchsenlosen P u m p e fur Atomkraft- werke, angetrieben von einem ,,nassen" Motor, dessen Statorwicklung wasserdicht isoliert und zusatzlich mit einer Polyathylen-Schicht bedeckt ist, war die Hayward Tyler & Co. Ltd., Luton Bedfordshire, vertreten. Aus Aluminium gefertigte Apparateteile wurden am Beispiel des Merlin-Reaktors, eines Leichtwasser-versuchsreak- tors mittlerer Leistung, der von der A.E.I. John Thompson Nuclear Energy Co. entwidrelt wurde und u. a. auch fiir die Bundesrepublik gebaut wird, gezeigt. Auch a n der Reaktoranlage von Dounreay und dem Atomkraftwerk Berkely ist Thompson beteiligt, was in einer Reihe von Darstellungen zum Ausdruck kam.

Fur die S t r a h 1 u n g s m e s 5 u n g zeigte die Isotope Developments Ltd., Beenham Grange, Aldermaston Wharf, Reading, Berkshire, Szintillationszahler rnit Photoverstar- kerrohre. Auch ein durch y-Strahlen betatigter Schalter war hier zu sehen; e r kann z. B. zur Niveauregelung ver- wendet werden, aber auch in Arbeitsraumen, in denen rnit Strahlung gearbeitet wird, Signale oder Alarm auslosen, sobald die zulassige Strahlungsintensitat uberschritten wird. Auch zur Betatigung strahlensicherer Turen in den fur die Strahlungstherapie bestimmten Raumen kann er verwendet werden. Einzelteile von Atomkraftwerken, etwa Brennstoffelemente und Warmeaustauschrohre, ver- vollsthdigten die Schau.

Eine Sonderschau der britischen Atomenergiebehorde erlauterte den von dieser Behorde geschaffenen Atom- brennstoff-Dienst, der der Belieferung von Atomkraft- werken und Forschungsreaktoren in aller Welt mit Brenn- stoffelementen dient. Um diesen Dienst herum gruppiert sich eine neugeschaffene unabhangige Industrie, die alle technischen Vorgange von der Gewinnung von Uran- metal1 aus Urankonzentrat bis zur Gewinnung von Plu- tonium aus Brennstoffelementen ausfuhrt.

d e r K e r n e n e r g i e - G e w i n n u n g wurden in Hannover in Beantwortung einer Reihe von Anfragen folgende An- gaben gemacht. J e nach der GroOe des Werks und den Bedingungen am Bauort durfte der Installationspreis pro Kilowatt sich auf 1200 DM fur Kraftwerke mit einer

Hinsichtlich der W i r t s c h a f t 1 i c h k e i t

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Page 15: Chemie und Fabriksbedarf auf der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1958

Nettoleistung von 250 MW, auf 1560 DM fur kleinere Leistungen stellen. Bei einer Verzinsung von s0/o, einer Amortisation in 20 Jahren, einem Belastungsfaktor von ?SQ/o, der bedeutet, daR das Werk von den 8760 h des Jahres wahrend 6570 h mit voller Leistung lauft (Grund- lastwerk) und bei einem thermischen Wirkungsgrad von 27"/0 stellt sich fur cin Werk mit 1200 DWkW Installa- tionskosten die kWh auf 3,2 Pfg., sie ermaaigt sich durch Gutschrift aus bestrahlten Brennstoffelementen urn 0,3 Pfg. Fiir ein Werk mit 1560 DM/kW Installationskosten erge- ben sich 3,65 PfgJkWh, die sich ebenfalls um 0,3 Pfg./kWh eimaaigen. Im erstgenannten Beispiel entfallen von der Gesamtsumme von :1,2 Pfg./kWh auf die Investitions- kosten 1,45 Pfg., auf die erste Beschidcung 0'3 Pfg., auf die Nachfullung 1,2 Pfg. und auf die Betriebskosten 0,25 Pfg. Im zweiten Beispiel betragen die entsprechenden Anteile 1,9; 0,3; 1,2 und 0,25 Pfg. Bei der aufgestellten Hechnung sind die Betriebskosten, d. h. die Gehalter und Xrbeitslohne des Personals und die sonstigen Unterhal- tungskosten,, mit dem gleichen Anteil veranschlagt, den sie heute in einem leistungsfahigen Warmekraftwerk haben.

Energieeneugung und -Verteilung Aus dem Gebiet der konventionellen Energie-Erzeu-

gung und -Verteilung konnen hier nur einige wenige Entwicklungen hervorgehoben werden, die sich auf die Verwendung eleklrischer Energie beziehen. Bei den Elektromotoren-Werken Kaiser, Berlin-Tempelhof, sah man als Neuentwicklung u. a. eine N o t s t r o m a u t o - m a t i k fur 100 A, die sich durch rationellen Aufbau im Baukastensystem auszeidhnet und dadurch nur einen Raum von 300x600x800 mm benotigt. Sie ist mit einem Zeitlauf- w-erk ausgestattet, die Funktion des Zeitrelais iibernimmt eine Schaltwalze. Alle Funktionen und Storungen werden durch Meldelampen signalisiert. Bemerkenswert war bier auch ein Benzin-Elektro-Aggregat rnit VW-Imtustrie-Motor und transistor-geregeltem Drehstrom-Synchron-Generator. Das Aggregat wird durch diese Kombination klein und zeichnet sich durch hohe Spannungsgenauigkeit wie Un- empfindlichkeit gegen stohweise Belastungen aus.

Abb. 8. Typenreihe der Stl~cium-Leistungsgleichricbter rni t Kuhlliorpern

Siemenu-Schuckertwerke AG., Berlin-Erlangen

Einen neuen B r e m s m o t o r zeigte die Siemens- Schuckertwerke AG., Berlin-Erlangen; seine Schutzart (P 33) und die Mijglichkeit, die Bremse in jeder Lage ein- setzen zu konnen, eroffnen ihm als universelles Antriebs- element einen weiten Verwendungsbereich. - Bemer- kenswert war bei Siemens auch die Entwidclung von S i 1 i- c i 11 m - L e i s t u n g s g 1 e i c h r i c h t e r n hoher Sperr- fahigkeit, die mit Rudtsicht auf den groRen Bedarf der elektrochemischen Industrie an Gleichstrom auch fur che-

Abb. 9. Silicium-Gleicbrichtersatz fur Galvanik-Gleichricfiter- gerat G 90 X - D 8/1500 We

Siemens-Schuckertwerke AG., Berlin-Erlangen

mische Betriebe Interesse erlangt haben, vgl. Abb. 8 und 9. Halbleiter-Gleichrichter losen die Aufgabe der Gleichstromversorgung derartiger Betriebe besonders elegant, weil sie keine bewegten oder der Ab- nutzung unterworfenen Teile haben. Ihre Entwicic- 171ng begann bei Siemens schon vor 20 Jahren mit der Schaffung von Selen-Gleichrichtern, die sich wegen ihres einfachen Aufbaus und ihres hohen Wirkungsgrades - man rechnet mit etwa 92O/o - ein ausgedehntes Anwen- dungsgebiet erobern konnten. Schon vor mehreren Jahren wurde aber auch Silicium als Material fur Gleichrichter in die Versuchsarbeiten einbezogen. Es eignet sich dafiir aber erst bei einem sehr hohen Reinheitsgrad von nur einem Fremdatom auf lo@ Si-Atome. Derart reines Silicium wird nach einem bei Siemens entwickelten Verfahren als Einkristall hergestellt, der maximal 25 mm Dmr. hat. Aus den Einkristallen werden mit automatisch arbeitenden Diamant-Sagen diinne Scheiben von gleichmaaiger Dicke geschnitten, aus denen dann durch das dosierte Einbringen von Fremdatomen Gleichrichterplatten hergestellt werden. Fur die Stabilitat des Gleichrichters kommt es wesentlich auf die Sauberkeit der Oberflache an; damit diese erhalt.en bleibt, wird der Gleichrichter in eine Kapsel eingebaut, die rnit Schutzgas gefullt wird. Zur Ableitung der ent- stehenden Verlustwarme wird der Fassungskorper topf- artig mit starkem Bodenquerschnitt ausgebildet. Die Ober- seite der Tablette wird mit einem biegsamen Kupferleiter kontaktiert, dessen Querschnitt praktisch dem der Tablette entspricht. Dadurch erhalt die ,, Silicium-Zelle" ihr charak- teristisches Aussehen. Durch passende Abstufung der gleichrichtenden Flachen zwischen 3 und 150 mm2 konnte eine Gleichrichterreihe fur Nennstromstarken von 0,5 bis 200 A je Zelle bei SOo C Umgebungstemperatur aufgebaut werden, mit welcher in den Grundschaltungen mit einer Zelle je Zweig Strome bis 1200 A beherrscht werden kon- nen. Die Sperrspannung eines Silicium- Gleichrichters ist mit 600 V ungewohnlich hoch; unter Beriicksichtigung der im Betrieb auftretenden Spannungsspitzen kann ein An- schlua an 380 VPff ohne weiteres zugelassen werden. Die Durchlaaverluste sind auaerordentlich klein und betragen je Plattchen von 1,5 cm2 Flache nur 230 W. Gemessen an der auf die einzelne Zelle entfallenden Gleichstromleistung von 50 k W ist das verschwindend wenig. Der Wirkungs- grad erreicht 99,6O/o.

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Die praktische Erprobung zunachst kleiner Einheiten begann 1955. Ein Jahr spater wurden groRere Anlagen versuchsweise in Betrieb genommen, darunter Werksnetze fur 600 und 1200 A. Fur die Erprobung im chemischen Dauerbetrieb ist eine Anlage von 2000 A, 220 V als Teil einer groReren Anlage mit anderen Gleichrichtern in Be- trieb. Eine 6000-A-Anlage fur 450 V ist seit einiger Zeit in Betrieb, drei GroRanlagen fur 100 000 A und Spannun- gen von 150, 300 und 750 V sind im Bau.

Die Klockner-Moeller GmbH., Bonn, zeigte als Neuent- wicklungen ein neues S t e u e r s c h u t z , einen S o n - d e r s c h u t z , der den Besonderheiten des Umkehr- betriebs in Walzwerken und auf dem Kran Rechnung tragt, einen neuen L e i s t u n g s s e l b s t s c h a 1 t e r fur 100 A Nennstrom, neue Betatigungsgerate fur Schutze, einen neuen Typ eines robust gekapselten Endlagenschal-

Abb. 11. Fanal-Schalttafel in explosionsgesdliitzter Ausfiihrung Metzenauer & Jung GmbH., Wuppertal-Elberfeld

Abb. 10. Sdlienenverteiler rnit veranderbaren Abgangen Klockner-Moeller GmbH., Bonn

ters, insbesondere fur rauhe Betriebsbedingungen, fur die zentrale Steuerung und Uberwachung von Verarbeitungs- anlagen der chemischen Industrie, keramischer Fabriken u. dgl. sowie L e u c h t w a r t e n , die sich durch gering- sten Platzbedarf und groRte Ubersichtlichkeit auszeich- nen. Auch durchsichtige, isolierstoffgekapselte ID-Vertei- ler mit Sammelschienen 600 A, KurzschluRfestigkeit bis 50 000 A‘,,,, die sich im verflossenen Jahr weiter rasch eingefuhrt haben, sind fortentwickelt worden, insbeson- dere nach der Richtung, daR der Verteiler durch Edcfelder auch in Ecken hinein oder um Ecken herum aufgestellt werden kann. Interesse erregte auch wieder das BD- System, ein ,, S c h i e n e n v e r t e i 1 e r mit verander- baren Abgangen”, das in zunehmendem MaRe die bisher ubliche Kraftinstallation ersetzt, weil es hohe Anpas- sungsfahigkeit, erstaunliche Beweglichkeit hat und wirt- schaftlich ist, vgl. Abb. 10. Der Zusammenbau von BD- System und Lichtbandern gewinnt an Bedeutung, weil Lage und Richtung beider Systeme in der Regel gleich sind.

Bei Metzenauel: & Jung GrnbH., Wuppertal-Elberfeld, s a h m a n u. a. e x p l o s i o n s g e s c h u t z t e S c h a l t - g e r a t e , deren Fertigung die Firma neu aufgenommen hat. Unter Verwendung eines bewahrten Typs wurden Luftschutze in druckfester Kapselung geschaffen, die sich durch gunstige Abmessungen auszeichnen; sie werden bis zur Explosionsklasse 2 geliefert. Interessant ist der Einbau neuer explosionsgeschutzter Druckknopfe und Signallampen in offene Schalttafeln (Abb. 11). Der Ver- braucher hat die Moglichkeit, aus vorhandenen Lagerbe- standen jede gewunschte Ex-Schalttafel in kurzer Zeit an Ort und Stelle ZLI montieren. Im Zuge der Weiterentwick- lung erhielt der explosionsgeschutzte Druckwachter ein neues, kleineres Gehause; beherrscht werden alle Drudc- bereiche zwischen 0,l und 100 atu.

Die AEG, Berlin, zeigte ein maostabgetreues Model1 einer zur Zeit fur ein deutsches Huttenwerk im Bau be- findlichen G a s t u r b i n e n a n 1 a g e. Die Maschine, die

mit Gichtgas gespeist wird, ist zum Antrieb eines Hoch- ofengeblases bestimmt (Leistungsabgabe an das Hoch- ofengeblase: ca. 5400 kW; Abmessungen der Anlage: 35 X 15 m, 8 m hoch, worin alle fur den Betrieb erforder- lichen Einrichtungen einschlieRlich der Brennkammer und Gmtlicher Warmeaustauscher einbegriffen sind; Kuhl- wasserbedarf rd. 35 m3/h).

SchweiBgerate und Schweifiverfahren Die Anwendungsmoglichkeit der UP-(Unter Pu1ver)-

SchweiRung war bisher auf Bleche bis zu 18 mm Dicke be- schrankt. Auf dem Freigelande der Hannover-Messe zeigte die AEG, Berlin, nunmehr ein neues SchweiRverfahren, die sog. U P - S p a 1 t s c h w e i R u n g , die eine wirt- schaftliche Ausnutzung des UP-Verfahrens auch bei Blech- didcen bis etwa 50 mm moglich macht. - Vorgefuhrt wurde ferner das sehr wirtschaftliche M I ( M e t a 11 - I n e r t g a s ) - S c h w e i I3 v e r f a h r e n , dessen Vorteil in der hohen Abschmelzleistung - sie betragt ein Mehr- faches der bei normaler HandschweiRung erzielbaren Schmelzgewichte - besteht. Als SchweiRwerkzeug wird eine handliche wassergekuhlte Pistole benutzt, in der der SchweiRstrom uber einen Schleifkontakt an den durch- laufenden SchweiRdraht ubertragen wird. Das Schutzgas tritt aus einer Duse, streicht am SchweiRdraht entlang und schirmt die SchweiRstelle gegen die umgebende Luft ab.

Die Barth & Pohl KG., Elehtrowerke, Priorei bei Hagerl (Westf.), haben als Neukonstruktionen zwei GroRgerate, einen M e h r s t e 11 e n s c h w e i 0 g 1 e i c h r i c h t e r und einen SchweiRgleichrichter in olgeschutzter Ausfuh- rung, herausgebracht. Das letztgenannte Gerat wird in Betrieben mit atmospharischen Niederschlagen, z. B. im Kalibergbau und im Salzbergbau sowie in der chemischen Industrie, angewendet. AuRerdem hat die genannte Firma S c h w e i 6 t r a n s f o r m a t o r e n entwickelt, die sich besonders fur die Montage eignen. Die Gerate, die unter dem Namen KLT-Gerate gefuhrt werden, zeichnen sich durch geringes Gewicht, AnschluRmoglichkeit an Licht- und Kraftstrom sowie hohe SchweiRleistung aus. Die Typen KLR 110 und 150 konnen an Lichtleitung angeschlos- sen werden, sie eignen sich zum VerschweiRen von Elek- troden bis zu 3,25 bzw. 4 mm Dmr. maximal. Der Typ KLT 150 U 1aRt sich durch einen eingebauten Spannungs- umschalter an 220 und 380 V anschliefien. Der Typ KLT 180 ist fur eine SchweiRleistung von 180 A bestimmt und

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Abb. 12. SchweiDautomat Typ U 1200 beini AuliragschweiDen einer Walze

Brown, Boveri & Cie AG , Mannhrini

wird in zwei Ausfuhrungen gebaut: fur AnschluR an Kraftstrom bzw. fur AnschIuR an Licht- und Kraftstrom.

Bei der Brown, Boveri & Cie AG., Mannheim, interes- sierte besonders die automatische L i c h t b o g e n - s c h w e i R u n g zur Reparatur hartbarer Maschinenteile, die durch starke mechanische und thermische Beanspru- chungen einem starken OberflachenverschleiR unterworfen sind. Auf ihrem Freigelandestand zeigte die Firma eine SchweiReinrichtung fur AuftragsschweiRung, bestehend aus einem stationaren SchweiRumformer und einem SchweiRautomaten, Abb. 12, fur 1200 A SchweiRstrom bei einer AnschluBleistung von 70 k W bei 380 V. Der SchweiR- automat ist auf einer Schiene verfahrbar, sein SchweiR- kopf 1aRt sich um 90' drehen, und der gesamte Automat kann um 180° geschwenkt werden. Die Anlage wurde in Betrieb vorgefuhrt, und zwar zur Auftragung neuer Schich- ten auf durch VerschleiR unbrauchbar gewordene Waken, wobei die alte Walzenform wieder hergestellt wird.

Neue S c h w e i I3 z a n g e n fur Produktionsschwei- Rungen zeigte das Dalex- Werk, WissenlSieg. Die Deutschs Castolin Schweiflrnaterial GmbH, Frankfurt (Main), fuhrte wieder ihr im Vorjahr erstmals gezeigtes Castolin-Ver- fahren vor, das die Vorteile des geringen Warmebedarfs beim Harzloten mit denjenigen der hohen Festigkeit beim SchmelzschweiRen verbindet, Abb. 13. Der geringe Warme- bedarf wird durch kurze Lichtbogen, groRe SchweiRge- schwindigkeit und geringe Stromstarke erreicht; Struk- turveranderungen und Verformungen werden dadurch weitgehend vermie,den. Dabei wird fur dds Verfahrcn in Anspruch genommen, daR die Festigkeit der erzielten Verbindung im allgemeinen der des Grundmetalls gleich sei. In diesem Jahr interessierten als Neuentwicklungen besonders eine sehr tief bindende Speziallegierung Castolin Nr. 157 fur alle Kupfer- und Eisenmetalle ein- schlieRlich nichtrostender Stahle sowie GrauguR-Elektro- den Castolin Nr. 2-24 und 25, die duf neuer Grundlage entwidcelt worden sind.

Abb. 13. Die abgenutzten Zihne an einem StahlguD-Zahnrad (Dmr. 700 mm, Gewicht 170 kg) wurden mit nur 2 k g der Speziallegierung Castolin Nr. 185 mittels dreier Brenner auf-

geschweint Deutsche Castofin Schwe;Llmaterial GrnbH., Frankfurt/M.

ein H o c h f r e q u e n z - S c h w e i R v e r f a h r e n fur RohrschweiRungen, mit dem sich bei Rohren von 8 bis 32 mm Dmr. SchweiRgeschwindigkeiten bis maximal 120 d m i n erzielen lassen. Das Verfahren wird als T h e r - m a t o o 1 - V e r f a h r e n bezeichnet, es arbeitet mit einer Frequenz von 450 kHz und nur mit Widerstandserwar- mung. Der bei der hohen angewendeten Frequenz wirk- Sam werdende Skin-Effekt des elektrischen Stromes liefert eine so schmale SchweiRzone, daB mit sehr geringem Energieaufwand auch bei groBen Geschwindigkeiten eine einwandfreie SchweiRnaht entsteht. Die Schnelligkeit des Verfahrens gestattet es, sogar bisher als schwer schweiR- bar geltende Materialien nach diesem Verfahren zu ver- schweiDen. Die auf dieser Grundlage gebauten Rohr- schweiRmaschinen sind fur die Herstellung von Rohren aus Kupfer, Messing, Aluminium und Leichtmetallen ebenso geeignet wie fur die Fertigung von Prazisions- Stahlrohren und Edelstahlrohren. Sogar Rohre aus Spe- zialmetallen fur den Reaktorbau konnen nach dem Ther- matool-Verfahren hergestellt werden.

Mit einer Reihe von Neuentwicklungen trat auch die Maschinenfabrik Walter Niepenberg, Wissen (Sieg), her- vor. H o c h 1 e i s t u n g s - S c h w e i R t r a n s - f o r m a t o r e n der El-Serie haben gegenuber der bis- herigen Ausfuhrung keine beweglichen Teile mehr und sind fur eine Einschaltdauer von 80°/o ausgelegt (SchweiR- stromregelung durch Potentiometer, Moglichkeit zur Fern- regulierung). Neue SchweiRgleichrichter-Typen sind raum- lich wesentlich kleiner als die bisherigen, sie arbeiten mit Selen-Gleichrichterplatten, die unempfindlich gegen Uber- lastuns sind. Durch neuartigen Aufbau ist weitgehende Unempfindlichkeit gegen Staubeinflusse erreicht (SchweiR- stromregelung stufenlos uber den gesamten Regelbereich; Moglichkeit zli Fernregler-AnschluR).

Neue

Bei der Schorch-Werke AG. (Conti-Elektro), Rheydt (Rhld.), sah man auf dem Conti-Elektrostand (Halle 13) eine neue S c h w e i R g l e i c h r i c h t e r - R e i h e mit 5 luftgekuhlten und 3 olgekuhlten Typen fur Nennstrome von 180 bis 1000 A. Die Staffelung tragt den heute im HandschweiRbetrieb ublichen Arbeiten und Verfahren Rechnung. Die groReren Typen bewahren sich daruber hinaus bei Ellira-, C0,-, Sigma- und anderen Sonder- schweifiungen. Neu war auch ein K 1 e i n s c h w e i R - T r a n s f o r m a t o r fur Lichtnetz- und KraftnetzanschluB, dessen zehnstufige Stromeinstellung bei 220 V einen Be- reich von 35 bis 130 A und bei 380 V von 65 bis 190 A im betriebswarmen Zustand umfaDt. Man hat bei der Kon-

Als bemerkenswertes neues Produktionsverfahren struktion einer wirksamen Kuhlung besondere Aufmerk- zeigte die Mannesrnann-Meer A.G., Monchen-Gladhach, samkeit geschenkt.

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Beleuchtungstechnik Auf diesem Gebiet sah man u. a. bei der AEG, Berlin,

einige interessante Neuentwicklungen, z. B. bei Feucht- raumleuchten ein Feuchtrauni-Lichtband, Abb. 14. Es hesteht aus einem Tragprofil als Leuchtenoberteil, das ein-, zwei- oder dreilangig fur Leuchtstofflampen 40 und 60 W und wie alle anderen Bandleuchten rnit der anschluRfertigen Verdrahtung geliefert wird. Das Feuchtraum-Lichtband gestattet einfache und rasche Montage; die abgerundete Form des Tragprofils ver-

Abb. 15. Langfeldleuchte E - S T R A Lichtfechnilc GmbH., GeislingedSteige

mindert Staubablagerung und 1aRt Kondenswasser leicht abtropfen. Eine alkali- und saurefeste Lackie- rung erlaubt auch seine Verwendung in aggressiver Atmosphare. Zur Beleuchtung von Raumen mit stark ag- gressiven Dampfen wurde die Isolux-Feuchti-aumlampe entwickelt, deren Gehause aus Phenoplast-PreRmasse ge- fertigt und die mit saure- und alkalifestem Einbrennlack gespritzt ist. Abdeckwanne aus kleingemustertem Kunst- glas, Kabeleinfuhrung und Befestigungselemente aus Kunststoff; einrohrig fur Leuchtstofflampen 30 W, 40 W und 65 W in Ausfuhrung Schutzklasse I, wahlweise auch 11, zweirohrig fur 2 X 40 W in Ausfuhrung Schutzklasse I. Um Leuchtstofflampen in einer groRen Anlage von zen- traler Stelle aus zunden zu konnen, wurde ein besonderes Zundsystem entwickelt. Mit einem Zundgerat konnen bis zu 20 Leuchtstofflampen von 40 W gleichzeitig gezundet werden. Fur photochemische Untersuchungen wurden Tauchlampen mit Quecksilberhochdruck- und Quedcsilber- niederdruckbrennern entwickelt. Das Programm der Ge- rate fur die Fluoreszenzanalyse wurde durch Spezialmo- delle zur Ausnutzung der Strahlen der Wellenlange 254 p erweitert. Spezialgerate zur Ausleuchtung groRer Flachen werden z. B. zur Untersuchung groRer Stucke auf Fehl- stellen und Lunker gebaut.

Bei der Bumix-Mischlicht GmbH., Geislingen (Steige), sah man I n d u s t r i e 1 e u c h t e n zur Ausleuchtung von Werkhallen und AuRenanlagen, zu deren Bestuckung punktformige Lichtquellen, wie Bumix-Mischlichtlampen, Quedcsilberdampflampen mit und ohne Leuchtstoff, Na- triumdampflampen usw. dienen. Die Leuchten werden so- wohl als ausgesprochene Tiefstrahler als auch als extreme Breitstrahler hergestellt. - Bei der E-Stra Lichttechnik GmbH., Geislingen (Steige), sah man u. a. Langfeldleuch- ten in wasserdichter Ausfuhrung (Typenreihe MA und BA), bei denen die Wartung besonders einfach ist, weil nach Offnen der Stirnklappe sowohl die Lampen als auch die Vorschaltgerate frei zuganglich sind, Abb. 15. Die Slromzufuhrung wird dabei durch einen Trennkontakt unterbrochen. Die Leuchten konnen ebenso wie die Lang- feldleucbten einfacher Ausfuhrung mit Reflektoren aus Reinstaluminium, anodisch geglanzt und eloxiert, in ver- schiedenen Variationen als Tief- und Breitstrahler und zusatzlich verstellbar ausgefuhrt werden.

Die Osram GmbH, Berlin-Charlottenburg, zeigte neue L e u c h t s t o f f 1 a m p e n fur starterlosen Betrieb fur Umgebungstemperaturen zwischen f 5 'C und + 50 "C: zwei neue Typen der Leuchtstofflampen in U-Form, und zwar fur 20 und 65 W; neu in das Fertigungsprogramm aufgenommene Leuchtstofflampen HNPa fur Pauszwecke, die gegenuber den bisher gebrauchlichen HNP-Typen eine

Abb. 14. Feuchtraumlichtband AEG Allgemeine Elektricitats-GeselIschafl, Berlin-Grunewald

hohere Pausleistung ergehen. Samtliche Osram-Leucht- stofflampen fur Starterbetrieb werden jetzt in kaltefester Ausfuhrung hergestellt und konnen unabhangig von der Umgebungstemperatur verwendet werden. In Erweiterung des bisherigen Programms sind einige neue Concentra- Lampen in standardisierten Abmessungen, und zwar Eng- strahler (100 W , 22' Ausstrahlungswinkel und 150 W, 30' Ausstrahlungswinkel), Breitstrahler (60W, 100 W und 150 W , samtlich mit 50' Ausstrahlungswinkel) hinzuge- kommen. Neu sind auch Reflektorlampen in PreOglasaus- fuhrung ,,Osram-Concentra-Spot" und ,,Osram-Concentra- Flood", die besonders stoRfest und unempfindlich gegen Witterungseinflusse sind. Sie konnen im Freien in wasser- dichten Fassungen ohne zusatzliche Scbutzarmatur ver- wendet werden.

Bei der Deutsche Philips GmbH., Hamburg, fand man H L P - H o c h d r u c k - Q u e c k s i l b e r d a m p f l a m - p e n mit Leuchtstoff jetzt auch als 400-W-Lampen, die im Vorjahr nur als 250-W-Lampen mit innerem Reflektor ge- zeigt wurden. Starterlose TLiM-Lampen wurden jetzt auch fur 65 W gezeigt, sie durften besonders fur Industrie- beleuchtung interessant sein, bei der man die mit dem Auswechseln des Starters verbundenen Kosten einsparen will. Erstmals wurde auch ,die E 1 e k t r o 1 u m i n e s - z e n z , d. h. die Lichterzeugung durch Anlegen elektri- scher Wecbselfelder an gewisse Leuchtstoffe, gezeigt. Die nach diesem Prinzip arbeitenden ,, Ellu-Platten" sind zu- nachst fur Gerate-Skalen und Schilder vorgesehen, bei denen man eine gleichmaoig leuchtende Flache erzielen will. Auch die Osram GmbH., Berlin-Charlottenburg, fuhrte die neuen Lichtquellen, die wegen ihres kondensatorahn- lichen Aufbaus auch als Leuchtkondensatoren bezeichnet werden, vor. Man sah sie in blau, grun und gelb und konnte z. B. an Platten mit Shrif t auf leuchtendem Unter- grund und an Skaleneinteilungen die derzeitigen uncl in naher Zukunft bevorstehenden Anwendungen dieser neuen Art der Lichterzeugung studieren.

Eingeg. am 3. Juni 1958 [B 9451

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