5
Fur n = 1,2,3,4 und 5 sind die entsprechenden Kombina- tionenzahlen zk = 1,3,15,105 und 945 entsprechend 1; 1 -3; 1 . 3 - 5 usw. Ik liefert, auf Grund des genannten ,,Moldit- Theorems", in thermodynamische GroDen umgerechnet , die reversible Sortierungsarbeit, mit der man aus 1 Mol Teilchen mit je n gleichwahrscheinlichen S-S-Bindungen l/zk Mol einer jeden Teilchensorte gleicher Kombination abtrennen wurde. Davon, ob die Faltung bzw. die Gestalt eines Poly- peptids durch die Festlegung der S-S-Briickenkombination bereits vollstiindig festgelegt ist, oder ob die Polypeptidkette oder das aus solchen bestehende Protein noch durch weitere formbildende Aufpriigungen gestaltet wird, hiingt es ab, ob I, mit der postulierten, noch hypothetischen Faltungsinfor- mation oder Konfigurationsinformation identisch ist. Dar- 4 2 .Tagungsberichte Chemiedozententagungin Potsdam Tom 6. bis 8. Juli 1965 PLENARVORTRBGE W. Ruske (Westberlin) : lCekul6 und dle Entwioklung der Anschauungen iiber die Benzolstruktur Kekull wurde als hervorragender Wissenschaftler und Chemi- ker seiner Zeit gewiird!.gt. An Hand biographischer Einzelhei- ten und personlicher AuBerungen zeichnete der Vortragende das Bild eines Forschers, dessen Bemiihen stets auf die Wei- terentwicklung und Vervollkommnung der theoretischen Sn- sichten in der Chemie um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gerichtet war. Als das glanzvollste Verdienst in diesem Bemii- hen um die theoretische Fundierung der Chemie ist seine Ar- beit iiber die Struktur des Benzols hervorgehoben worden. H.-H. Bestmann (Erlangen): Die Chemie der Phosphinalkylene und lhre praparatlven Eigenschaften Ausgehend vom Stand der Chemie der Phosphine um 1922 und der nachfolgenden Arbeiten Wittigs (1954), legte der Vor- tragende die Basis fur die Arbeiten seines Mitarbeiterkreises dar. Es wurde in klarer und uberzeugender Form ein Einblick in hervorragende priiparative Arbeiten gegeben, die zeigen, welches breite Anwendungsgebiet Synthesen mit Phosphin- alkylenen haben. So lassen sich durch Umsetzungen von a-Halogenketonen rnit Phosphinalkylenen die sonst auBerordentlich schwer zugiing- lichen /?-Acylacrylester, die groBe Bedeutung fur Steroidsyn- thesen besitzen, darstellen. Aus Siiurechloriden erhLlt man Allencarbonsiiureester, Ver- bindungen mit C = N-Doppelbindung liefern Azyridine, C=C- Dreifachbindungen enthaltende Verbindungen sind uberfiihr- bar in Aldehyde und symmetrische Alkene entstehen bei der Umsetzung von Phosphinalkylenen mit Sauerstoff. Auch zahlreiche kondensierte iso- und heterocyclische Systeme sind durch Synthesen mit Phosphinalkylenen zugiinglich. G. Hilgetag (Berlin): Bildung und Spaltung von Mullurniden Der Vortragende berichtete iiber das Verhalten tautomerie- fiihiger heterocyclischer Amine bei der Umsetzung rnit Sul- fonsiiurechloriden und die sich anschlieDenden Spaltungs- reaktionen der Umsetzungsprodukte. Die erwiihnten Amine reagieren mit Sulfonsiiurechlorid unter bestimmten Bedingungen in ihren einzelnen tautomeren For- men. Dabei treten Bisulfonierungsprodukte, welche sich von der Iminoform des heterocyclischen Amins ableiten, in dem MaBe auf, in dem sich die Energiedifferenz bei der Tautomeri- sierung zugunsten der Iminoform verringert. Auch derartige Monosulfonierungsprodukte, die die Sulfonylgruppe am Ring- stickstoff tragen, sind darstellbar und reagieren erwartungs- gemiiR infolge ihrer labileren S-H-Bindung als Sulfonie- rungsmittel, iibertragen die Sulfonylgruppe auf Alkohole und L' iiber aber gibt das experimentelle Material noch keinen ein- deutigen AufschluD. Literatur [l] Rackm, B.: Z. Cheni. 5, 278 (1965). [21 Rackow. B.: Z. Chem. 4, 275 (1964). I31 Hackow, B.: Z. Chem. 4. 311 (1964). [4] Raekow, B.: Kybernetik 2 , 2 3 6 (1965). [5] Rackow. B.: Kybernetik 2, 244 (1965). I61 Zahn, H.: Naturwissenschaften 52, 97 (1965). B. Rackow, Institut fur Physikalische Chemie der Friedrich - Schiller-Universitat, Jena (Direktor: Prof. Dr. H. Dunken). Eingegangen arn 28. Juli 1965 ZCM 1371 geben exocyclisch disulfonierte Produkte der Amine in ihrer Aminostruktur. An den Sulfonylverbindungen wurden Spaltungsreaktioiien vorgenommen und festgestellt : Alkoholat-Spaltung und Ami- nolyse nehmen bei vorgelockerte S-N-Bindungen tragenden sulfonylierten Aminen unterschiedlichen Verlauf , wogegen der Verlauf der Siiurespaltung, nicht an die Voraussetzung vorgelockerter S-N-Bindungen gekniipft , je nach Natur des spaitenden Agens unterschiedlich ist. Die Mechanismen dieser sowie auch der alkalischen Spaltung wurden elektronentheoretisch diskutiert. H.-A. Lehmnn (Dresden): Zur Problematik der Chemie borsaurer Helzc Die Bildung von Boraten aus Ammoniak und Borsiiure wurde in verschiedenen Losungsmitteln und losungsmittelfrei unter- sucht. Als Losungsmittel sind Acetonitril, Dioxan und Dime- thylformamid eingesetzt worden. Ferner wurden die Umset- zungen bei verschiedenen Temperaturen studiert. Die untersuchten Umsetzungen zeigten, daB die Anionenkon- stitution in den Boraten nicht nur von der Natur der Katio- nen, sondern auch vom Charakter der verwendeten Losungs- mittel abhiingt. D. Rreyaig, Potsdam DISKUSSIONSVORTR~GE Sektion Anorganische Chemie R. Paetzold*) und H . Arnoulong (Jena) berichteten uber die , ,Konstitution der wasserfreien SelensBure und von H,SeOd Se0,-Losungen". Ramanspektroskopische und konduktometrische Untersu- chungen ergaben: In mehr als 95%igen Losungen erfolgen Autoprotolyse und Kondensationsreaktionen. Bei Zugabe von Selentrioxid zu Selensiiure bildet sich Diselensiiure. Bei 30 M01-y~ Selentrioxid liegen Selen- und Diselensiiure im glei- chen Molverhiiltnis vor. Ab 40 bis 50 M01-y~ beginnt die Bil- dung von Triselensiiure, der hochsten gefundenen Polyselen- siiure. Oberhalb 80 M01-y~ ist neben TriselensBure tetrameres Selentrioxid nachweisbar. L. Kolditz und M. Scfinherr*) (Berlin) haben einige ,,Niob- iithoxychloride" dargestellt. NbCl,OC,H, (gelbgriin) , NbCl,(OC,H,), (farblos), NbCl(OC,H,), (farblos) sind kristalline Substanzen, deren Besthndigkeit in der angegebenen Reihenfolge zunimmt. NbCl,(OC,H,), konnte nur an Essigsiiureiithylester stabili- siert als hellgelbes 61 isoliert werden. P. Brand *) und J . Schmidt (HallejSaale) sprachen zum Thema , ,Kristallchemie der Tetrahalogenide der IV. Gruppe". *) Vortragender 55. 2. Chew., 5. Jg. (1965) Heft 11 436

Chemiedozententagung in Potsdam vom 5. bis 8 July 1965

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Fur n = 1 , 2 , 3 , 4 und 5 sind die entsprechenden Kombina- tionenzahlen zk = 1,3,15,105 und 945 entsprechend 1; 1 - 3 ; 1 . 3 - 5 usw. Ik liefert, auf Grund des genannten ,,Moldit- Theorems", in thermodynamische GroDen umgerechnet , die reversible Sortierungsarbeit, mit der man aus 1 Mol Teilchen mit je n gleichwahrscheinlichen S-S-Bindungen l /zk Mol einer jeden Teilchensorte gleicher Kombination abtrennen wurde. Davon, ob die Faltung bzw. die Gestalt eines Poly- peptids durch die Festlegung der S-S-Briickenkombination bereits vollstiindig festgelegt ist, oder ob die Polypeptidkette oder das aus solchen bestehende Protein noch durch weitere formbildende Aufpriigungen gestaltet wird, hiingt es ab, ob I , mit der postulierten, noch hypothetischen Faltungsinfor- mation oder Konfigurationsinformation identisch ist. Dar-

4 2 .Tagungsberichte Chemiedozententagung in Potsdam Tom 6. bis 8. Juli 1965

PLENARVORTRBGE W . Ruske (Westberlin) : lCekul6 und dle Entwioklung der Anschauungen iiber die Benzolstruktur Kekull wurde als hervorragender Wissenschaftler und Chemi- ker seiner Zeit gewiird!.gt. An Hand biographischer Einzelhei- ten und personlicher AuBerungen zeichnete der Vortragende das Bild eines Forschers, dessen Bemiihen stets auf die Wei- terentwicklung und Vervollkommnung der theoretischen S n - sichten in der Chemie um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gerichtet war. Als das glanzvollste Verdienst in diesem Bemii- hen um die theoretische Fundierung der Chemie ist seine Ar- beit iiber die Struktur des Benzols hervorgehoben worden.

H . - H . Bestmann (Erlangen): Die Chemie der Phosphinalkylene und lhre praparatlven Eigenschaften Ausgehend vom Stand der Chemie der Phosphine um 1922 und der nachfolgenden Arbeiten Wittigs (1954), legte der Vor- tragende die Basis fur die Arbeiten seines Mitarbeiterkreises dar. Es wurde in klarer und uberzeugender Form ein Einblick in hervorragende priiparative Arbeiten gegeben, die zeigen, welches breite Anwendungsgebiet Synthesen mit Phosphin- alkylenen haben. So lassen sich durch Umsetzungen von a-Halogenketonen rnit Phosphinalkylenen die sonst auBerordentlich schwer zugiing- lichen /?-Acylacrylester, die groBe Bedeutung fur Steroidsyn- thesen besitzen, darstellen. Aus Siiurechloriden erhLlt man Allencarbonsiiureester, Ver- bindungen mit C = N-Doppelbindung liefern Azyridine, C=C- Dreifachbindungen enthaltende Verbindungen sind uberfiihr- bar in Aldehyde und symmetrische Alkene entstehen bei der Umsetzung von Phosphinalkylenen mit Sauerstoff. Auch zahlreiche kondensierte iso- und heterocyclische Systeme sind durch Synthesen mit Phosphinalkylenen zugiinglich.

G . Hilgetag (Berlin): Bildung und Spaltung von Mullurniden Der Vortragende berichtete iiber das Verhalten tautomerie- fiihiger heterocyclischer Amine bei der Umsetzung rnit Sul- fonsiiurechloriden und die sich anschlieDenden Spaltungs- reaktionen der Umsetzungsprodukte. Die erwiihnten Amine reagieren mit Sulfonsiiurechlorid unter bestimmten Bedingungen in ihren einzelnen tautomeren For- men. Dabei treten Bisulfonierungsprodukte, welche sich von der Iminoform des heterocyclischen Amins ableiten, in dem MaBe auf, in dem sich die Energiedifferenz bei der Tautomeri- sierung zugunsten der Iminoform verringert. Auch derartige Monosulfonierungsprodukte, die die Sulfonylgruppe am Ring- stickstoff tragen, sind darstellbar und reagieren erwartungs- gemiiR infolge ihrer labileren S-H-Bindung als Sulfonie- rungsmittel, iibertragen die Sulfonylgruppe auf Alkohole und

L'

iiber aber gibt das experimentelle Material noch keinen ein- deutigen AufschluD.

Literatur

[ l] Rackm, B.: Z. Cheni. 5, 278 (1965). [21 Rackow. B.: Z. Chem. 4 , 275 (1964). I31 Hackow, B.: Z. Chem. 4. 311 (1964). [4] Raekow, B.: Kybernetik 2 , 2 3 6 (1965). [ 5 ] Rackow. B. : Kybernetik 2, 244 (1965). I61 Zahn, H.: Naturwissenschaften 52, 97 (1965).

B. Rackow, Institut fur Physikalische Chemie der Friedrich - Schiller-Universitat, Jena (Direktor: Prof. Dr. H. Dunken).

Eingegangen arn 28. Juli 1965 ZCM 1371

geben exocyclisch disulfonierte Produkte der Amine in ihrer Aminostruktur. An den Sulfonylverbindungen wurden Spaltungsreaktioiien vorgenommen und festgestellt : Alkoholat-Spaltung und Ami- nolyse nehmen bei vorgelockerte S-N-Bindungen tragenden sulfonylierten Aminen unterschiedlichen Verlauf , wogegen der Verlauf der Siiurespaltung, nicht an die Voraussetzung vorgelockerter S-N-Bindungen gekniipft , je nach Natur des spaitenden Agens unterschiedlich ist. Die Mechanismen dieser sowie auch der alkalischen Spaltung wurden elektronentheoretisch diskutiert.

H.-A. Lehmnn (Dresden): Zur Problematik der Chemie borsaurer Helzc Die Bildung von Boraten aus Ammoniak und Borsiiure wurde in verschiedenen Losungsmitteln und losungsmittelfrei unter- sucht. Als Losungsmittel sind Acetonitril, Dioxan und Dime- thylformamid eingesetzt worden. Ferner wurden die Umset- zungen bei verschiedenen Temperaturen studiert. Die untersuchten Umsetzungen zeigten, daB die Anionenkon- stitution in den Boraten nicht nur von der Natur der Katio- nen, sondern auch vom Charakter der verwendeten Losungs- mittel abhiingt. D . Rreyaig, Potsdam

DISKUSSIONSVORTR~GE

S e k t i o n A n o r g a n i s c h e Chemie

R . Paetzold*) und H . Arnoulong (Jena) berichteten uber die , ,Konstitution der wasserfreien SelensBure und von H,SeOd Se0,-Losungen". Ramanspektroskopische und konduktometrische Untersu- chungen ergaben: I n mehr als 95%igen Losungen erfolgen Autoprotolyse und Kondensationsreaktionen. Bei Zugabe von Selentrioxid zu Selensiiure bildet sich Diselensiiure. Bei 30 M01-y~ Selentrioxid liegen Selen- und Diselensiiure im glei- chen Molverhiiltnis vor. Ab 40 bis 50 M01-y~ beginnt die Bil- dung von Triselensiiure, der hochsten gefundenen Polyselen- siiure. Oberhalb 80 M01-y~ ist neben TriselensBure tetrameres Selentrioxid nachweisbar.

L. Kolditz und M . Scfinherr*) (Berlin) haben einige ,,Niob- iithoxychloride" dargestellt. NbCl,OC,H, (gelbgriin) , NbCl,(OC,H,), (farblos), NbCl(OC,H,), (farblos) sind kristalline Substanzen, deren Besthndigkeit in der angegebenen Reihenfolge zunimmt. NbCl,(OC,H,), konnte nur an Essigsiiureiithylester stabili- siert als hellgelbes 61 isoliert werden.

P. Brand *) und J . Schmidt (HallejSaale) sprachen zum Thema , ,Kristallchemie der Tetrahalogenide der IV. Gruppe".

*) Vortragender

55. 2. Chew., 5 . Jg. (1965) Hef t 11 436

Page 2: Chemiedozententagung in Potsdam vom 5. bis 8 July 1965

Ohne Beriicksichtigung der Fluoride war bisher der SnJ,-Typ bekannt. Die Kohlenstofftetrahalogenide bilden eine kristall- chemisch selbstiindige Gruppe. Rantgenographische Unter- suchungen fiihrten nun zum SnBr,-Typ, in dem SnBr,, TiCl, und SnC1, kristallisieren. TiBr, kann aus der Schmelze im SnJ,-Typ und im SnBr,-Typ kristallisieren.

64, Meisel *) und H . Grunze (Berlin) legten die Ergebnisse ihrer Untersuchungen uber die , ,neue Phosphorsulfidphase P,S," dar. Bei der Umsetzung von PSC1, mit H,O im Molverhiiltnis 1 : 1 im Bombenrohr entsteht neben einem Phosphorsauregemisch ein Phosphorsulfid P,S, (P,SSJ,~ bis P4S8,3), Smp. 260 bis 270 "C. P-S-Schmelzen im Verhaltnis 4: 9 bestehen haupt- siichlich aus der gleichen Phase, die in geringen Mengen auch aus technischem P,S, isolierbar ist. Das Debyeogramm unter- scheidet die neue Phase von allen bekannten Phosphorsulfi- den. Die oxydative Hydrolyse zeigt, daS keine P-P-Briicken vorliegen.

h'. Thilo und U. Schiilke*) (Berlin) haben ,,Darstellung und Reaktionen von Metaphosphaten mit funf und sechs (PO;). Gruppen pro Ring-Anion" untersucht. Durch fraktionierte Fiillung von Losungen des Grahamschen Salzes mit Aceton und Hexamminkobalt(II1)-chlorid-Losung wurden Na,[P,O,,] - 4H20 und Na,[P,O1,] - 6H,O kristallin hergestellt. Es wurde die Verteilung des Phosphors auf Li- near- und Ringpolymere in Natriumphosphatglikern in Ab- hiingigkeit vom Na: P-Verhiiltnis diskutiert.

C. Ladwig (Berlin) berichtete , ,uber vauadium(1V)-haltige Phosphor(V)-Verbindungen' '. Die eindimensional quellbare gelbe Verbindung VPO, .2H,O 1iiSt sich durch verschiedene Reduktionsmittel topochemisch in glimmerartige, metallisch gliinzende, griine Bronzen der allgemeinen Formel (Me; mH,O), (V; V::= PO,), iiber- fiihren. Me = H, Li, Na, K, NH,, 1/2 Ca, 1/3 Fe(III), 1/4 Sn(IV), n-C4&, n-C12H2,; x = 0,21 bis 0,69.

D. Heinz (Berlin) sprach zum Thema, ,Darstellung und Eigen- schaften von Phosphoroxiden mit Oxydationszahlen kleiner als + 6". Durch Oxydation von farblosem Phosphor mit NzO liiBt sich bei 600 "C kontinuierlich P,O, in Ausbeuten um 40% herstel- len. Bei der thermischen Zersetzung von P,O, und bei der Reaktion zwischen P,O,, und elementarem Phosphor entste- hen zwei verschieden zusammengesetzte und verschieden kri- stallisierende Phosphor(II1, V)-oxide.

H.-H. Emons (Merseburg) berichtete iiber , ,Darstellung und Eigenschaften von (SiO), und (SiS),". (SiO), und (SiS), werden aus Silicium und Siliciumdioxid bzw. aus Silicium und Siliciumdisulfid oder Kohlenstoffdisulfid hergestellt. Die physikalischen Eigenschaften sowie chemische, rontgenographische und elektronenmikroskopische Untersu- chungen der Produkte zeigen, daS es sich um hochmolekulare Stoffe der angegebenen Formeln handelt.

G. Kriiger (Berlin) trug uber , ,Bildungsbedingungen und Kon- stitution der aus Losungen erhiiltlichen Bariumsilicate" vor. Mit Rariumchloridlosungen werden &us Natriumsilicatlosun- gen amorphe Bariumsilicathydrate gefiillt, aus denen bei ver- schiedenen Bedingungen verschiedene kristallisierte Barium- silicate entstehen. Bei Zimmertemperatur ist das Monosilicat BaO . SiO,. 6H,O bestiindig, bei 100 "C kristallisiert aus stark alkalischen Mutterlosungen das Monosilicat Be0 . SiO, . H,O , aus relativ , ,sauren" konzentrierten Losungen das Disilicat BaO . SiO,. 1,5H,O. Mit einem tfberschuD an BaC1,-Losung bildet sich hochpolymeres Ba,Si,O,.

H. Bcheler (Dresden) sprach uber die, ,Produkte der Methano- lyse des Lithiumorthosilicates". Bei Raumtemperatur entsteht Lithiummethylat und ein sau- res Silicat, das sich um 100 "C in eine Hochtemperaturmodifi- kation verwandelt.

0. Henning und G . Piisett*) (Weimar) berichteten iiber ,,UI- trarot-spektralphotometrische Untersuchungen an Erdalkali- silicaten". Es' wurden Abhangigkeiten der Spektren vom Konzentra- tionsverhiiltnis der Partner in den Mischkristallreihen Ba,SiO, . Sr,SiO, , Sr,SiO, . Ca,SiO, , Ba,SiO,. Ca,SiO, disku- tiert. A. Feltz (Jena) untersuchte das , ,Assoziations- und Koordi- nationsverhalten der Solvolyseprodukte von Titantetrachlo- rid". Die stufenweise Substitution der Chloratome im Titantetra- chlorid durch sauerstoff-funktionelle Gruppen bewirkt , daS das Titan in zunehmendem MaSe durch zwischenmolekulare Wechselwirkung die Koordinationszahl6 anstrebt.

K. Issleib upd R. Kiimmel*) (Halle/Saale) berichteten iiber ,,Synthese und Reaktionsverhalten der Phosphino-carbon- siiuren' ' . Nach Umsetzung von Alkaliphosphiden mit den Alkalisalzen der Halogencarbonsiiuren in f liissigem Ammoniak sind farb- lose, luftempfindliche, im Vakuum unzersetzt destillierbare, f lussige Phosphinocarbonsiiuren erhgltlich.

K. Issleib und G. Harzfeld*) (Hslle/Saale) haben , ,Thiocarb- amoyl-phosphine" synthetisiert. Primitre, secundiire und disecundiire Phosphine reagieren mit Isothiocyanaten unter Bildung der Thiocarbamoyl-phosphine, fur die u. a. ein vom Losungsmittel abhitngiges Tautomerie- gleichgewicht bewiesen wird.

H. Matschiner (Halle/Saale) sprach zur , ,Polarographie der Carboxyalkylphosphine ". Es wurden die Katalyse der Wasserstoffabscheidung an der Quecksilbertropfelektrode in Gegenwart von Ogano-Phos- phorverbindungen und der EinfluS von Co2+- und Co3+-Ionen auf diese katalytischen Effekte diskutiert.

, ,Metallchelate mit formaler Koordinationszahl 3 und ihr reaktives Verhalten" untersuchte E. G. Jiiger (Jena). Zweiwertige Metalle bilden mit Schiffschen Basen aus @-Di- carbonylverbindungen und @-Hydroxyaminen innerkomplexe Metallchelate. Bei den Nickelchelaten lassen sich teilweise monomere Formen isolieren, in denen das Zentralatom die Koordinationszahl 3 besitzt. Die Struktur der solvatfreien Chelate und ihrer Addukte wird diskutiert.

F. Hein und W . Jehn*) (Jena) berichteten iiber ,,Komplex- verbindungen des 2,2'-Diaminodiphenyls mit einigen tfber- gangsmetallen der 3d-Reihe". Es entstehen die Komplexe [(Cl2HlZN.J2MeX2] (Me = Mn, Co, Ni, Cu), rnit Perchlorat a h Anion entsteht [(C,,H,,N,),Me(ClO,)J (Me = Co, Ni). Die Komplexe ent- halten komplexocyclische Siebenringe.

K. Mockel (Potsdam) sprach uber die Ergebnisse seiner Un- tersuohungen zur , ,Umsetzung von Kobalt(I1)-halogeniden mit Hydrazinderivaten". Kobalt(I1)-halogenide bilden rnit Hydrazin Dihydrazinkom- plexe (bei hoher N,H,-Konzentration Trihydrazinkomplexe). Die Hydrazinate wurden mit entsprechenden Komplexen verschieden substituierten Hydrazins und anderer Verbin- dungen mit N-N-Gruppierung verglichen. , ,Stabilitiitsuntersuchungen an Chelaten sterisch behinderter @-Diketone" haben E. Uhlemann*) und E. Frank (Leipzig) durchgef uhrt . Es wurden Enoldissoziationskonstanten von Mesitoylaceton, Mesitoylbenzoylmethan und Dimesitoylmethan sowie die Komplexstabilitiitskonstanten ihrer Kupfer-, Niokel-, Zink- und Berylliumverbindungen mit entsprechenden Werten fur Benzoylaceton und Dibenzoylmethan verglichen.

E. Uhlemann und Ph. Thomas*) (Leipzig) sprachen zur , ,Komplexchemie iiberbriickter 2,2'-Dichinolyle". Neu synthetisierte 2,2'-Dichinolinderivate wurden auf ihre Eignung ah spezifische Reagenzien fur die photometrische quantitative Kupferbestimmung gepriift. Eine Anzahl ent-

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sprechender Komplexverbindungen mit verschiedenen fiber- gangsmetallen wurde beschrieben. E. Hoyer, L. Beyer*) und G. Kuhn (Leipzig) haben Unter- suchungen uber , ,Estergruppen als Liganden in Schwerme- tallchelaten" durchgefuhrt. Es wurde uber die Strukturen und die relative Bindungs- stiirke der Metall-Sauerstoff-Bindung in kristallinen 1 : 1- und 2 : 1-Komplexen der Aminopolycarbonsiiureathylester mit Cu2+-, Coz+-, W+- und Zn2+-Ionen berichtet.

H. Funk und K. Andra*) (Halle/Saale) berichteten iiber , ,Uran(IV)- und Uranylphenoxide". Urantetrachlorid und Phenol reagieren in organischen Lo- sungsmitteln bei gleichzeitiger Einwirkung von NH, zu Ver- bindungen vom Typ U(OR), - NH, bzw. U(OR), a 2 ROH .NH,. UOCI, bildet in benzolischer Losung UO(OR), .4ROH .NH, und in der wasserfreien Schmelze U0,(OR),.n'C,H5N (n = 1 oder 3). Wasserfreies Uranylacetat ergibt mit Phenolen in Gegenwart eines stark basischen Amins (AmH),[UOZ(OR),].

K. PohZ*) und W. Steinert (Dresden) haben ,,Versuche zur Darstellung definierter Aluminium-hydroxid-Gemische" durchgefiihrt. Bei Fiillungen aus Natrium-aluminat-Losung mit Salpeter- sliure in erster Fiillstufe bis pH 11,5 und in zweiter Fiillstufc bis pH 5,5 gelang es, durch Variierung der Fiilltemperatur und Kontrolle der Alterung befriedigend reproduzierbar ver- schiedene Gemische von Bohmit, Bayerit, Hydrargillit und amorpher Phase herzustellen. E. L i d h e r * ) , A. Weiss und G. SzaEek (Dresden) berichteten , ,ober die dehydrierenden Eigenschaften verschiedenartiger Eisenoxide ' ' . y-Fe,O, und a-Fez(), werden wiihrend der Katalyse zur Stufe des Magnetits reduziert. Die so entstehenden Magnetite be- sitzen gro13ere spezifische Aktivitiit als von vornherein als Magnetite eingesetzte Priiparate. a-Fe,O, als Ausgangsstoff ist vorteilhafter als y-Fe,O,. H. Bremer (Merseburg) und G. Henrion *) (Berlin) konnten , ,Zusammenhiinge zwischen Herstellungsbedingungen und Eigenschaften gemeinsam gefiillter Al,O,-Cr,O,-Katalysato- ren" aufzeigen. Eine Kombination von Rontgenanalyse, Thermogravimetrie und Differentialthermoanalyse ermoglichte die quantitative Bestimmung der Bayeritanteile in Al-Cr-Mischhydroxidfiil- lungen. Die katalytischen Wirksamkeiten der daraus durch Gluhen gewonnenen Mischoxidkatalysatoren sind stark von der Phasenzusammensetzung der Ausgangshydroxide abhiin-

H. Bremer (Merseburg) und H. Stach*) (Berlin) haben Unter- suohungen zum , ,Mechanismus der Isopropanol- und Amei- sensiiuredehydratisierung an Al,O,-Cr,O,-Katalysatoren" durchgefuhrt. Aus Versuchsergebnisscn wurde abgeleitet , da13 die Isopro- panoldehydratisierung uber Bronsted-Zentren abliiuft und die Ameisensiiuredehydratisierung uber saure und basische Lewis-Zentren. E. Thilo und W. Gepner*) (Berlin) berichteten uber ,,Ba- riumaluminate und ihre Hydrate". Es existieren BaO -A1,0,, 3 BaO A1,0, und BaO . GA1,0, und folgende Hydrate : BaO . A1,0,. 7 H,O ; fi; 1 , l BaO . A1,0,. . GH,O; jeweils a- undB-Form von BaO .A1,0, -4H,O und von BaO.A1,0,.2HZO; - l,lBaO.Al,O,~lH,O; PBaO. . A1,0, - 5H,O ; 3 BaO . A1,0,. 7H,O.

H. U. Kibbel (Rostock) sprach uber seine Untersuchungen an , ,Boracetaten". Bortriacetat konnte nicht hergestellt werden, wohl aber der Komplextyp M~[B(OAC)~]. Halogenessigsiiuren reagieren mit BCl, zu B,O(OCOR),. Nur mit Trichloressigsiiure konnte in lither B(OCOCCl,), . 2 (C,H5)0 gewonnen werden. F, Matthes und R. Mobius*) (Merseburg) berichteten uber das , ,Verhalten der Oxalathydrate der seltenen Erdmetalle gegeniiber Chlorwasserstoff".

gig.

Mit konzentrierter Salzsiiure entstehen bei 26 "C den Hy- draten der leichteren seltenen Erdmetalle [SE(C,O,)Cl. 3 H,O] und bei den schwereren SECl,.nH,O. Bei 80 OC bilden die er- steren die genannten Oxalochloride, die letzteren aber HSE(C,04),.3H,0. I m Chlonvasserstoffstrom lagern die Oxa- lathydrate exotherm Chlonvasserstoff in Zwischcnriiumen ctn Wasser an.

J. Dost, Potsdam

S e k t i o n O r g a n i s c h e Chemie

Die Vortriige dieser Sektion lassen sich im wesentlichen der priiparativen und phyaikalischen bzw. theoretischen organi- schen Chemie zuordnen. I m priiparativen Teil sol1 zunlchst auf die sehr interessante Srbeit von M. Weipenfels*) und M. Pulst (Leipzig) uber die besondere Vielfiiltigkeit der , ,Umsetzungen von B-Chlorvinyl- aldehyden mit nucleophilen Reagenzien" hingewiesen werden. -Eine ahnliche Reaktionsbreite lie13 der Vortrag von R. Ohme (Berlin) (R. Ohme und P. DoZge) uber die , ,Cyclisie- rung von 1,l-Diaminoverbindungen" erkennen. In alkali- scher Losung reagiert z. B. Formaldehyd mit primaren Ami- nen zu Aminalen, die mit Hypochloriten in die reaktions- fiihigen N-Chloraminale ubergehen. - 0. Barnikow (Berlin) berichtete uber , ,Synthese und Reaktionen N-substituierter Thioamide der Malonsiiure". Die Umsetzung von Na-Salzen CH-acider Verbindungen mit lsothiocyansiiureestern fiihrt in Abhiingigkeit vom Losungsmittel und pH-Milieu zu ver- schiedenen Malonthioamiden. - H. Grop*) und J. Freiburg (Berlin) trugen die Ergebnisse uber , ,Neue Synthesen von Aminosiiuren durch Aminoalkylierung" vor. Ausgehend z. B. von Dichloressigsiiure konnen iiber die 0 ,N- und N,N-Ace- tale verschiedene a-Aminosiiuren gewonnen werden. - J. Gloede (Berlin) (J. Gloede, J. Rudinger, K. Poduska und H. Crop) berichtete uber die , ,Untersuchungen uber Pyrryl- fettsiiuren und Pyrryl-aminosiluren". Die genannten Ppt'ol- derivate konnen aus dem 2,5-disubstituierten Halogen- bzw. Alkoxy-tetrahydrofuran und den entsprechenden AminosiLu - ren synthetisiert werden. - Von pritparativem und theore- tischem Interesse sind die von H. Niedrich (Berlin) vorgetra- genen Arbeiten uber , ,Hydrazinoessigsiiurederivate und ihre Anwendung zur Synthese von Hydrazinopeptiden, N-Amino- peptiden und a-Azaasparaginsiiurepeptiden". - I m weiteren sprach J. Berger (Merseburg) ( J . Berger und W. Pritzkow) . ,uber Bis-o-nitrosostyrole", die aus Bis-chlornitrosoverbin- dungen mittels tertiiiren Aminen zugiingig sind. - ,,Die Re- aktion von Aldon- und Aldarsiiure-y-lactonen mit Hydrazin- derivaten" in siedendem Methanol, gegebenenfalls unter ZU- satz von Eisessig unter Bildung der Hydrazide war Gegen- stand der Untersuchungen von H.-H.Stroh und D. Henning*) (Potsdam). - H. Dorn (Berlin) sprach ,,Zur Konfiguration der Polyhydroxyamine aus Hexosen und Pentosen". Die Syn- these derartiger Amine gelingt durch katalytische Hydrie- rung von Monosacchariden in Gegenwart von Alkylaminen. - B. Lipke (Berlin) berichtete , ,Zur Kenntnis von N(Jod-phe- ny1)-pyridiniumsalzen", die nach W. KiLnig synthetisiert wurden, und uber die sich von den genannten Salzen ablei- tenden Oxydationsprodukte bzw. Chlor-additionsverbindun- gen. - H. Seeboth (Berlin) kennzeichnete die ,,Reaktionen mit Tetralonsulfonsiiuren". Unter anderem spaltet die Mannich- Base der Tetralon-( l)-sulfonsiiure-(3) im alkalischen Milieu unter Ausscheidung der Aminomethylnaphthole Sulfit ab. - , ,Zur Reaktion von Caprolactam mit Sulfurylchlorid" unter Bildung des 1-3',3'-Dichlor-azacyclohepten-( l)-yl-(2)-2-0xo- 3,3-dichlor-azacycloheptans trug G. Reinisch (Teltow-Seehof) (G. Reinisch und K. Dietrich) vor. - , ,Zur Reaktion von Chal- konepoxiden mit Hydroxylamin", die in Abhiingigkeit von den Reaktionsbedingungen zu Oximen , Hydroxydihydrois- oxazolen und Isoxazolen fuhrt, sprach A. Neubauer (Berlin) (L. Reichel und A. Neubauer).

K. Gewald (Dresden) berichtete . ,Ober die Reaktionen von Schwefelkohlenstoff und Senfolen mit methylenaktiven Ni-

8 ) Vortragender

2. Chem., 5. Jg. (1965) Heft 11 437

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rilen und Schwefel". In Gegenwart von Triiithylamin ent- stehen bei Raumtemperatur 4-substituierte 5-Amino-tri- thione bzw. 3,5-substituierte 4-Amino-thiazolin-thone. - H . Schiefer (Freiberg) ( H . Schiefer und G. Henseke) konnte, ausgehend von a,B-8cetylenketonen, , ,Eke neue y-Pyron- synthese" aufzeigen. - S. H a u p t m n n * ) , H . Blume, G. Hart- m n n und D . Haendel (Leipzig) fanden ,,Eine neue Synthese 3-substituierter 4-Hydroxyindole", i d e m sie in Analogie zur Knorrschen Pyrrolsynthese Dihydroresorcin mit Isonitroso- P-ketosiiureestern umsetzten. - In einem weiteren Beitrag zur Indolchemie kennzeichneten H . Ehrhardt *) und G. Dre- fahl (Jena) die , ,Synthese und Zuordnung von Aryliithylen- indolen". Die , ,Synthesen und Reaktionen neuer En-bis-thiole" erar- beitete W. Schroth (Leipzig). Im Zusammenhang wurden Tautomeriemoglichkeit und Reaktionsverhalten der genann- ten Verbindungen betrachtet.') - a e r bekannte Schwierig- keiten und ihre ffberwindung bei , ,Untersuchungen zur Syn- these von Methylen-bis-phosphorverbindungen" sprach H.-G. Henning (Berlin). - In Fortsetzung ihrer bekannten Arbeiten untersuchten K . - D . K a u f m n n * ) und K . Riihlwmnn (Berlin) , ,Darstellung und Reaktionen optisch aktiver Ami- nosilane". - Mit ihren Berichten ,,Ober die Reaktion einiger niederer Dicarbonsiiuredichloride mit &hylaluminiumchlo- riden" und , ,Ober die Reaktion von Aluminiumalkylen mit Schwefelkohlenstoff und Dimethylformamid" gaben H. Rein- heckel und D. Jahnke (Berlin) neue Beitriige zur Chemie alu- miniumorganischer Verbindungen. Oberleitend zum physikalischen Bereich der organischen Che- mie diskutierten H . Schmidt*) und C . Hamann (Dresden) ,,Synthesen, chemische und elektrische Eigenschaften von Tetracyanpolyenen". Diese all-trans-Verbindungen erweisen sich als Halbleiter vom n-Typ. - G. F. Kroger (Greifswald) (G. P. Kroger und W. Freiberg) berichtete iiber , ,Ionisations- konstanten und Tautomerie von 1,2,4-Triazolen". Die pH- Werte geben z. B. AufschluS iiber Induktions- und Mesome- rieeffekte der Substituenten am Kern.2) - , ,Photochemische Reaktionen an Polycaprolactam-Modellsubstanzen" in der Schmelze und in wiiRriger Losung studierten G. Reinisch und W. Jaeger*) (Teltow-Seehof). - L. Kittler (Jena) sprach iiber , ,Polarographische Moglichkeiten bei der Verfolgung photo- lytischer Veriinderungen an Pyrimidin- und Purinderivaten". Die Ergebnisse wurden mit den spektrophotometrischen Be- funden verglichen. Im Rahmen der Vortrage von mehr theoretischem Charakter nahmen D. LeupoEd*) und S. Dahne (Berlin) Stellung ,,Zur Frage der Mesomerie bei der Kopplung von organischen Teil- chromophoren". Aus experimentellen Befunden und quan- tenmechanischen Berechnungen leitet sich eine schwache Kopplung zwischen den chromophoren Teilsystemen ab. - J. Dahne*), D. Leupold, H . -E . Nikohjewski und R . Radeglia (Berlin) untersuchten unter ahnlichen Aspekten , ,Protonen- resonanzspektren und Solvatochromie von einfachen Mero- cyaninfarbstoffen". - Die von R . Borsdorf (Leipzig) durch- gefuhrten , ,MO-Berechnungen an Pseudoazulenen" liefern Aussctgen uber Elektronenverteilung, Reaktivitiit, Basizitat und Lichtabsorption der genannten Verbindungen.s) G. HeubJein (Jena) gab in seinem Vortrag eine Erkliirung fur die , ,Losungsmitteleinfliisse auf die Stereospezifitiit der Ha- logenaddition an cis- und trans-Stilben". - In diesem Zu- sammenhang sei auf die besonders in priiparativer Hinsicht interessante Arbeit zur , ,cis-Hydrierung ungesiittigter Ste- roide mit Diboran" von Ls. Tegyey*) und B. Matkovics (Szeged) hingewiesen. - H . Ripperger (Gatersleben) (B. Rip- perger und 0. Snatzke) berichtete iiber , ,Stereochemische Un- tersuchungen an Aminen durch Messung des Circulardichrois- m m ihrer N-Chlorderivate" und stellte fest, daB die aus einem vorgeschlagenen Model1 abgeleiteten theoretischen Vorstellungen, z. B. die Zuordnung der absoluten Konfigura- tion eines Amins bei bekannter Konformation ermoglichen. -

vgl. Z. Chcni. 5, 352 (1965). ') vgl. Z. Chem. 5, 381 (1966). a) vgl. nuch Z. Chem. 4, 68, 422 (1964); 5, 187 (1965).

AbschlieDend seien die , ,Beitriige zur Stereoohemie von Bi- cyclo-(2,2,1)-heptanderivaten" von F. Kasper (Merseburg) genannt. Es wurden die Moglichkeiten zur Bestimmung endo- oxoisomerer Formen sowie die Trennverfahren derartiger Iso- merer besprochen.

G. Westphal, Potsdam

Sekt ion Na tu r s to f f e

,,Neue Untersuchungen uber Amaryllidaceen-Alkaloide" trug W. Dopke (Berlin) vor. - D . Grdger (Halle) berichtete iiber , ,Vorkommen und Biosynthese von Chinazolinalkaloi- den". Durch Tracer-Experimente sowie einen definierten Alkaloidabbau konnte gezeigt werden, daR am Aufbau des Peganins Anthranilsiiure beteiligt ist. , ,Zur Synthese terpenoider Guanidine in hoheren Pflanzen" sprach G. Reuter (Halle). Durch Verwendung radioaktiv mar- kierter Verbindungen konnte bewiesen werden, daD die iso- prenoide Kohlenstoffkette von 3-Methyl-buten(B)-guanidin nicht auf einem Biosyntheseweg gebildet wird. G. Adam *) und K . Schreiber (Gatersleben) bericht?ten in ihrem Vortrag , ,Neue photochemische Reaktionen an stick- stoffhaltigen Steroiden" uber einen neuartigen Typ photo- chemischer Fragmentierung. H . R . Schiitte (Halle) trug , ,Untersuchungen uber einige seltene Aminosiiuren im Pflanzenreich" vor. Es wurden 4-Amino- pipecolinsiiure, m-Tyrosin und Tingitanin (2-Amino-pyri- midyl-4-alanin) behandelt. , ,Untersuchungen zur Biosynthese des Albizziins" fuhrte H . Reinbothe (Halle) durch. Fur die Bildung des Albizziins wurde ein Transcarbamylierungsmechanismus wahrschein- lich gemacht , wonach Serin uber Diaminopropionat durch Carbamylierung in Albizziin ubergeht. Ober ,,Die Synthese des Peptidantibiotikums Circulin B" sprach H . Arold (Jena). - U . Freimuth und W. Kriiger*) (Dresden) berichteten uber die , ,Chemische Modifizierung von Proteinen durch Einfuhrung neuer Sulfhydrylgruppen".

D . Henning, Potsdam

Sekt ion Phys ika l i sche Chemie

Uber Warmetonung und Volumenanderung beim Mischen von Cyclohexan rnit Tetrachloriden der 4. Gruppe berichte- ten H. KehZen*) und H . Sacknmnn (Halle). Die experimen- tellen Ergebnisse lassen sich nur grob durch theoretische Vorstellungen erklaren. M . Riitsch *) und H . Bittrich (Merseburg) untersuchten ExzeB- funktionen 2. Virialkoeffizienten in binaren Gemischen mit Hilfe einer Differentialapparatur. Binare Gemische aus pola- ren und unpolaren Komponenten erwiesen sich als ideal, Gemische aus polaren Komponenten zeigten hohe ExzeR- anteile. Die Druckabhhngigkeit des heteroazetropen Systems n-Bu- tanol/Wasser zwischen 760 und 8100 Torr wurde von D. Hes- sel*) und G. Geiseler (Leipzig) mitgeteilt. Fur den azeotropen Punkt gilt

Aus der Temperaturabhangigkeit der Peakhohen konnen auf gaschromatographischem Wege Verdampfungsenthalpien auf 1 bis 3y0 genau ermittelt werden (G. Geiseler und R. Jan- nasch) . Die intramolekulare Saurekatalyse bei der Jodierung von Ketosiiuren wurde von G. Hiibner (Halle) untersucht. Es wird angenommen, daB a-Ketosauren auch in wiiRriger Losung als Protonenchelate vorliegen, wodurch die Enolisierungsge- schwindigkeit nicht vom pH-Wert abhiingt. H . Fritsche (Jena) berichtete iiber infrarotspektroskopische Untersuchungen der Dublettstruktur der N-D-Valenzschwin- gungsbande des D-Indols. An der N-H-Gruppe deuteriertes Indol zeigt ein Dublett im Bereich der N-D-Valenzschwin- gungsbande.

*) Vortragender.

438 2. Chew., 5. Jg. (1966) Heft 11

Page 5: Chemiedozententagung in Potsdam vom 5. bis 8 July 1965

Der Losungsmitteleinflufi auf Frequenz und Intensitiit der OH-Valenzschwingungsbande von Propionaldoxim und Bu- tanon-2-oxim ist fur unpolare und schwach polare Losungs- mittel nach J . Fruwert, H . Grundke, E. Mehnert *) und G. Gei- seler (Leipzig) durck einen linearen Zusammenhang gegeben, nicht aber fur stark polare. J . KrauPe (Jena) berichtete uber die nebenvalenten Wechsel- wirkungen in kristallinen Benzoesiiurederivaten. Es wurden rontgenographische und IR-spektroskopische Untersuchun- gen an 0-substituierten Benzoesaurederivaten diskutiert. An Hand der bekannten Kristallstrukturen der ABX,-Kom- plexe (X = F-, OH-) wurde von W. Haase (Jena) versucht, einen Beitrag zu den Strukturbeziehungen innerhalb dieser Gruppe zu geben. W . Kleinwachter (Jena) berichtete uber Isonitrilkomplexe der Nebengruppenelemente. Es wurden die entsprechenden Kom- plexe des 2-, 3- und Qwertigen Chroms und des Titans und Vanadiums beschrieben. Bei der spektroskopischen Untersuchung an metallorgani- schen Verbindungen des Chroms konnte die Cr-C- Wellenzahl eindeutig im Bereich von 400 bis 500 cm-' von H . Dunken und G. Marx *) (Jena) lokalisiert werden. Die Schwingungsfre- quenzen werden zugeordnet. H . Hobert (Jena) berichtete uber die infrarotspektroskopische Untersuchung der Wechselwirkung zwischen chemisorbier- tem Stickstoffmonoxid und Kohlenoxid. Die Wechselwirkung besteht in einer Verdrhngungsreaktion zwischen den beiden Chemisorptionsverbindungen und einer Reaktion zu einer weiteren Chemiesorptionsverbindung. Die Bindungsverhaltnisse und die Elektronenverteilung im J, -Ion wurde von H . Miiller (Jena) nach einem dreidimen- sionalen FE-Model1 berechnet. Das Ergebnis wurde rnit einer einfachen MO-Behandlung verglichen. G. Kessler*) und H . A . Lehmann (Drgsden) untersuchten an stabilisotop markierten Boraten die BO-Valenz- und die B-OH-Deformationsschwingung. Das Strukturprinzip eini- ger Borathydrate wurde abgeleitet. Uber die Kinetik und Thermodynamik der Bildung und des Zerfalls von CrO, berichteten R. Mitzner und R . Sommer (Potsdam). Durch einen einfachen Reaktionsmechanismus werden die experimentellen Daten (I€+-, H,O,-, Cr-Abhiin- gigkeit) richtig wiedergegeben. Die Wirkung von Metall- Ionen auf die Mutarotationsgeschwindigkeit der a-Glucose wurde von R. Mitznrr*), G. Kuntosch, M . Drobka undG. Knake (Potsdam) untersucht. Die Wirksamkeit folgt der Irving- Williams-Reihe. Ein Reaktionsmechanismus wurde vorge- schlagen. K . Meyer (Berlin) untersuchte die chemische Dekorierung von Kristallbaufehlern durch Sulfidbildung, besonders an Ni- einkristallen. Die DurchstoBpunkte von Versetzungen an der Kristalloberflache sind Zentren eines erhohten Energiegehal- tea. Die Anwendung von Radionukliden zum Studium der Reak- tionen des Viskosespinnprozesses wurde von H . Jost *), D . Paul und A . Grobe (Teltow-Seehof) zum Nachweis von Reaktionszonen bei der Bildung von Celluloseregeneratfaden eingefuhrt. Die Ergebnisse wurden im Zusammenhang mit der Fadenbildung beim ViskosespinnprozeB diskutiert. H . Linde (Berlin) berichtete iiber die physikalisch-chemische Hydromechanik bei der Stoff- und Wiirmeubertragung. Es wurde uber die experimentelle und theoretische Aufklarung der Gesetze des Stoff- und Wiirmeaustausches vom hydrody- namischen Gesichtspunkt berichtet. H . Sonntag (Berlin) untersuchte die Stabilitiit von Emulsio- nen. Die Charakterisierung erfolgte interferometrisch bzw.

*) Vortregender

kapazitiv durch verschiedene Kennzahlen. Ziel der Untersu- chungen ist ein besseres Verstiindnis der chemischen und elek- trischen Deemulgierung. Ober peri- und bruckenkondensierte o-Chinone niit katalyti- schen Wirkungen berichtete B. Lukowczyk (Halle). 1,2-Di- 0x0-acenaphthene und 4,6-Dioxo-acenaphtene zeigen als Fermentmodelle ein unterschiedliches Verhalten. Wegen ihrer Autoxystabilitiit und ihrer Neigung zur Polymerisation sollte 4,5-Dioxo-acenaphthen besser als 1,8-Athylen-naphto- chinon-3,4 bezeichnet werden. E . Fischer (Rostock) untersuchte die Darstellung von aroma- tischen Nitrilen durch eine Dampfphasenreaktion zwischen Alkylaromaten und NO in Gegenwart von Silberkatalysato- ren bei 400 bis 550 "C. Aus Toluol, p-Tertiir-Butylalkohol, Methyl-pyrimidin und 2-Methyl-thiophen entstanden in etwa 30% Ausbeute die Nitrile. Ober Beitriige zur katalytischen L4cetonsynthese aus Essig- siiure berichteten W. Linke*) und H . Stecher (Schkopau). Es wurde der Aufbau einer Labortestanlage, die Analytik der Reaktionsprodukte, die Herstellung der Katalysatoren und deren Charakterisierung mitgeteilt . G. Drehfahl, H . - H . H o r h l d * ) und A. Wildner (Jena) unter- suchten die Synthese von Polymeren mit konjugierten Bin- dungssystemen. Die Synthese bezieht sich auf die PO-akti- vierte Carbonylolefinierung entsprechender bifunktioneller Aldehyde mit bifunktionellen Phosphorsaureestern unter dem EinfluS basischer Agenzien. Die Thermodynamik der Quellung schwach saurer Ionenaus- tauscher wurde von K . Gadner *), H . Fuchs, J . Giesemann und IY. Sobetzko (Merseburg) untersucht. Aus den thermodyna- mischen Funktionen kann man schlielen, daB in der H+- Form im wesentlichen nur die COO--Gruppen hydrolysiert werden, wiihrend bei der Na+-Form der gr6Bte Teil des Was- sers von den Kationen gebunden wird.

K . Winter (Halle) berichtete uber die Funktion des Metall- ions in der s-Carboxylase der Hefe. Der EinfluB von Metallionen auf die Eigenschaften und die Struktur von a-Ketosiiuren wurde von A. Schellenberger (Halle/S.) mitgeteilt. Durch Metallionen steigt die CH-Acidi- tat der a-Ketosiiuren, was auf eine Beeinflussung der Keto- Enol-Umwandlungsgeschwindigkeit zuriickgefuhrt wird.

1Y. BrJser*), H . - K . Jliiller und K . H . Thiele (Magdeburg) be- richteten uber 1 : 1-Komplexe des Aluminiumtrimethyls mit zweiwertigen Athern, N-alkylierten Aminoiithern und diter- tiiiren Aminen. Mit Hilfe der Ergebnisse praparativer Dar- stellungsverfahren sowie der thermischen Analyse wird die Existenz von 1 : 1-Komplexen neben den schon liinger bekann- ten 1: %Verbindungen untersucht. Die Trennung der Seltenen Erden durch Papierchromatogra- phie mit umgekehrten Phasen wurde von G. Wernw (Leipzig) mitgeteilt. Dabei wurde mit Dinonylnaphthalinsulfonsiiure impriigniertes Chromatographierpapier benutzt. F . Scheibe*) und R. Sauer (Berlin) berichteten uber die chro- matographische Trennung der Alkali-Ionen, insbesondere von K + , Rb' und Cs+, an Kationenaustauschern Wofatit KPS mit unterschiedlichem Vernetzungsgrad. uber die Reaktion von Aminopolycarbonsiiuren mit Cer(1V)- salzen und deren analytische Anwendung berichteten H . Holz- apfel und K . Dittrich *) (Leipzig). Die Oxydationsreaktion konnte zur direkten Bestimmung der Methyliminodiessig- siiure und Nitrilotriessigsiiure ausgenutzt werden.

G . Henze *) und R. Geyer (Merseburg) untersuchten die Redox- eigenschaften der hoheren Oxydationsstufen des Rheniums durch Reduktion von sauren Re(VI1)-Losungen.

ZCT 1360 R. Hitzner, Potsdam

Z. CJbem., 5. Jg. (1965) Heft 11 438