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Das Einführungsheft will Studienanfängern Informationen zum Verfassen einer Hausarbeit geben, wichtige Literatur nennen und Hilfsmittel für mittel- und neulateinische Philologie anführen. Es erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Wünsche, Anregungen und Kritik können daher gerne an folgende E-Mail-Adresse gesendet werden: [email protected]. Juli 2008

Das Einführungsheft will Studienanfängern … · 17. Besonderheiten der mittellateinischen Aussprache und Schreibweise .....29 . 2 1. Fachprofil Die Lateinische ... Lektürekanon

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Das Einführungsheft will Studienanfängern Informationen zum Verfassen einer Hausarbeit

geben, wichtige Literatur nennen und Hilfsmittel für mittel- und neulateinische Philologie

anführen. Es erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Wünsche, Anregungen und

Kritik können daher gerne an folgende E-Mail-Adresse gesendet werden:

[email protected].

Juli 2008

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Inhaltsverzeichnis 1. Fachprofil ............................................................................................................................... 2 2. Grundlegende Literatur zur mittellateinischen Philologie ..................................................... 3

2.1 Literaturgeschichte ........................................................................................................ 3 2.2 Paläographie ................................................................................................................... 4 2.3 Sprachgeschichte ............................................................................................................ 4 2.4 Überlieferungsgeschichte............................................................................................... 5

3. Lektürekanon Mittellatein ...................................................................................................... 5 4. Grundlegende Literatur zur neulateinischen Philologie......................................................... 8 5. Lektürekanon Neulatein ......................................................................................................... 8 6. Das Erstellen einer Hausarbeit ............................................................................................... 9

6.1 Allgemeines ..................................................................................................................... 9 6.3 Regeln für bibliographischen Angaben...................................................................... 10 6.4 Der Wissenschaftliche Apparat................................................................................... 13 6.5 Das Zitieren................................................................................................................... 14

Anhang ..................................................................................................................................... 15 7. Bibliotheksplan..................................................................................................................... 15 8. Systematik der Bibliothekssaufstellung ............................................................................... 16 9. Durchschnittliche Stilhöhe des literarischen Lateins ........................................................... 17 10. Wörterbücher der spätantiken und mittelalterlichen Latinität (Vorlesung Prof. Berschin).................................................................................................................................................. 18 11. Antike lateinische Autoren................................................................................................. 20 12. Lateinische christliche Autoren bis 500 ............................................................................. 21 13. Autoren und Werke des Mittelalters 500-1300 .................................................................. 22 14. Latein in Europa 1300-1700............................................................................................... 24 15. Bibelübersetzungen ............................................................................................................ 25 16. Datierung in mittellateinischen Texten .............................................................................. 27 17. Besonderheiten der mittellateinischen Aussprache und Schreibweise .............................. 29

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1. Fachprofil Die Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit lehrt und erforscht die lateinische

Schrift, Sprache und Literatur von der Spätantike bis in die Neuzeit (IV.-XIX. Jahrhundert).

Kern der Disziplin ist das Lesen, Verstehen und Bewerten der lateinischen

Überlieferungsträger; sie ist damit Philologie und Medienwissenschaft. Seit der

Fachgründung hat sich eine Vierteilung des Faches herauskristallisiert, welche in der Lehre

abzubilden und zu vermitteln ist: Paläographie, Literaturgeschichte, Sprachgeschichte und

Überlieferungsgeschichte. In der Paläographie werden Geschichte der lateinischen Schrift

und Handschriftenkunde seit der römischen Antike gelehrt. Ziele sind das Bestimmen,

Datieren, Lokalisieren und Lesen von Manuskripten (daneben Inschriften und Drucken).

Weitergegeben werden Kenntnisse der Fachterminologie, der Arbeitstechniken des

Schriftvergleichs, der differenzierten Kürzungssysteme, bibliographischen Werkzeuge und

zentralen Schriftmonumente. Forschung und Lehre der Literaturgeschichte erfolgt teilweise

nach traditionellen Konzepten (Literaturepochen, Gattungsgeschichte, Autor und Werk),

darüber hinaus mit Berücksichtigung der ausgeprägten Intertextualität mittel- und

neulateinischer Literatur, des Charakters von Überlieferungszentren und

Literaturlandschaften, der Eigenheiten des Bildungssystems und der Relevanz

handschriftlicher Zeugnisse bei der Rekonstruktion der Produktionsbedingungen.

Kontinuitäten und Brüche der lateinischen Sprachentwicklung seit der Spätantike sind

Gegenstand der Sprachgeschichte. Ziel ist neben der Kenntnis dieser Entwicklungslinien die

Sicherheit im Einordnen von Texten nach sprachlich-formalen Kriterien. Themen sind

Ausbildung der christlichen Sondersprache, Verschriftlichung des Vulgärlateins, Bewusstsein

der Zweisprachigkeit, Sprachabweichungen nach Bildungsstand und volkssprachlichen

Hintergrund, Freigabe der Wortbildungsmöglichkeiten und Sprachkorrektur in den

„Renaissancen“. Einen Schwerpunkt der Sprachgeschichte bildet traditionell die Entwicklung

der Dichtungsformen. In das Teilgebiet der Überlieferungsgeschichte fallen Handschriften-

und Schultradition antiker Autoren und Textsammlungen. Es wird bestimmt, wie

Überlieferungsweg, Kommentierung und Vermittlung in Schulen einen Text gesichert und

verändert haben und auf welchem Fundament die modernen Editionen stehen.

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2. Grundlegende Literatur zur mittellateinischen Philologie Einführungswerke LANGOSCH, Karl: Lateinisches Mittelalter. Einleitung in Sprache und Literatur, 3.erg. Auflage, Darmstadt 1975.

STRECKER, Karl: Introduction to Medieval Latin, transl. and rev. by Robert B. PALMER, 2. verb. Auflage, Berlin 1963.

TRAUBE, Ludwig: Zur Paläographie und Handschriftenkunde, hg. von Paul LEHMANN, München 1909 (= Vorlesungen und Abhandlungen von Ludwig Traube 1).

TRAUBE, Ludwig: Einleitung in die lateinische Philologie des Mittelalters, hg. von Paul LEHMANN, München 1911 (= Vorlesungen und Abhandlungen von Ludwig Traube 2).

Bibliographien

LEONARDI, Claudio u.a. (Hgg): Medioevo Latino. Bollettino bibliografico della cultura europea da Boezio a Erasmo (secoli VI-XV), Spoleto-Florenz 1980ff.

MANTELLO, Frank Anthony Carl/ RIGG, Arthur George (Hgg.): Medieval Latin. An

Introduction and Bibliographical Guide, Washington D.C. 1996. Anthologie BOURGAIN, Pascale / HUBERT Marie-Clotilde (Hgg.): Le Latin Médiéval, Turnhout 2005 (= L´Atelier Du Médiéviste 10). 2.1 Literaturgeschichte Nachschlagewerke CURTIUS, Ernst Robert: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 2. durchgesehene Auflage, Bern 1954. GRÖBER, Gustav (Hg.): Übersicht über die lateinische Literatur von der Mitte des VI. Jahrhunderts bis zur Mitte des XIV. Jahrhunderts, Neue Ausgabe, München 1963.

MANITIUS, Max: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters, 3 Bde., München 1911-1931 (= Handbuch der Altertumswissenschaft IX, 2).

RUH, Kurt u.a. (Hgg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 11 Bde., 2. völlig neu bearb. Aufl., Berlin-New York 1978-2004. Zeitschriften Mittellateinisches Jahrbuch. Begr. von K. Langosch, z. Zt. hg. von D. Gall u.a., Köln 1964ff.

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The Journal of Medieval Latin. Hg. im Auftrag der North American Association of Medieval Latin, Turnhout 1991ff. 2.2 Paläographie Einführungswerk BISCHOFF, Bernhard: Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen

Mittelalters, 2. überarbeitete Auflage, Berlin 1986 (= Grundlagen der Germanistik 24). Tafelwerke LOWE, Elias A. [/BISCHOFF, Bernhard] (Hgg.): Codices Latini Antiquiores. A

Palaeographical Guide To Latin Manuscripts Prior To The Ninth Century, 11 Bde., Oxford 1934-1966.

STEFFENS, Franz: Lateinische Paläographie, Berlin-Leipzig 21929. http://www.archivi.beniculturali.it/Biblioteca/indexSteffens.html [digitalisierte 1.Auflage] Bibliographie BOYLE, Leonard E. (Hg.): Medieval Latin Palaeography. A Bibliographical Introduction, Toronto-Buffalo-London 21986. 2.3 Sprachgeschichte Einführung STOTZ, Peter: Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters. Bd.1. Einleitung-

Lexikologische Praxis- Wörter und Sachen- Lehnwortgut, München 2002 (Handbuch der Altertumswissenschaft II, 5) S.3-167.

Wörterbücher GEORGES, Karl Ernst/ GEORGES, Heinrich: Ausführliches lateinisch-deutsches

Handwörterbuch, 2 Bde., Hannover 141976. auch digital: UB→ Datenbanken→ Altertumswissenschaften oder Klassische Philologie→ Lateinisch-Deutsch/ Deutsch-Lateinisch

HABEL, Edwin/ GRÖBEL, Friedrich (Hgg.): Mittellateinisches Glossar, Paderborn 21959.

HEINICHEN, Friedrich A.: Lateinisch-Deutsch zu den klassischen und ausgewählten

mittelalterlichen Autoren, Stuttgart 1978 (mehrere Nachdrucke) (= Pons-Globalwörterbuch). Mittellateinisches Wörterbuch bis zum ausgehenden 13. Jahrhundert, 1967ff. (bisher

erschienen Bd.I-II, fasc.10 [bis „eximius“]). Thesaurus Linguae Latinae, Leipzig 1900ff. (bisher erschienen Bd.I-X 2, fasc.1-14 [bis

„protego“]).

5

Grammatik

LEUMANN, Manu/ HOFMANN, Johann Baptist/ SZANTYR, Anton: Lateinische Grammatik, 2 Bde., München 1965-1977 (= Handbuch der Altertumswissenschaft II, 2).

STOTZ, Peter: Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters, 4 Bde., München 2000-

2004 (Handbuch der Altertumswissenschaft II, 5). Metrik BOLDRINI, Sandro: Prosodie und Metrik der Römer, Stuttgart-Leipzig 1999.

CRUSIUS, Friedrich: Römische Metrik. Eine Einführung, München 61961.

NORBERG, Dag: Introcution a L´étude de la Versification Latine Médiévale, Stockholm 1958 (= Acta Universitatis Stockholmiensis: Studia Latina Stockholmiensia 5).

2.4 Überlieferungsgeschichte

HUNGER, Herbert u.a. (Hgg.): Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur, Zürich 1961-1964.

KRISTELLER, Paul Oskar u.a. (Hgg.): Catalogus Translationem et Commentariorum: Mediaeval and Renaissance Latin Translations and Commentaries. Annotated Lists and Guides, 8 Bde., Washington D.C. 1960-2003. Lexikon des Mittelalters, 9 Bde., München-Zürich 1980-1998.

REYNOLDS, Leighton D. (Hg.): Texts And Transmission. A Survey Of The Latin Classics,

Oxford 21986. 3. Lektürekanon Mittellatein Diese Leseliste will lediglich Vorschläge und Anregungen zum Weiterlesen geben, sie ist keinesfalls als verbindlich anzusehen. Prosa 1. Hagiographie

· Sulpicius Severus, Vita S. Martini · Gregor der Große, Vita S. Benedicti (= 2. Buch der Dialogi)

2. Historiographie

· Gregor von Tours, Historia Francorum · Ruotger, Vita domni Brunonis, ganz · Otto Frisingensis, Chronica

6

· Vita Caroli IV 3. Brief

· Lupus von Ferrieres, 1 Brief · Heloise an Abaëlard · Bernhard von Clairvaux · Petrus Venerabilis · Johannes von Salisbury (über Thomas Beckets Ermordung) · Petrarca, 1 Brief

4. Rede

· Caesarius von Arles, 1 Predigt · Bernhard von Clairvaux, Aufruf zum Zweiten Kreuzzug

5. Exemplum

· Caesarius von Heisterbach · Gesta Romanorum · Physiologus, 1 Beispiel · Odo von Cherito, 1 Fabel

6. Fachschriften

· Walahfrid, de exordiis et incrementis, Abschnitt über Hymnen · Andreas Capellanus, De amore, 1 Konstellation, z.B. Ein Adliger spricht mit einer Bürgerin · Matthäus von Vendôme, Ars versificatoria · Thomas von Aquin · Regula Benedicti · Institutiones · Beda, de arte metrica

Poesie 7. Satire

· Amarcius, Sermones, Buch 1 · Walter von Châtillon, eine Satire

8. Weltliche Epik

· Waltharius, in Auswahl · Ruodlieb, in Auswahl · Walter von Châtillon, Alexandreis, Buch 10 · Ecbasis, in Auswahl · Nivard von Gent, Ysengrimus, in Auswahl

9. Geistliche Epik

7

· Iuvencus, Evangeliorum libri quattuor, in Auswahl · Hrotsvit von Gandersheim, Gongolf · Petrus Riga, Aurora, in Auswahl · Alan von Lille, Der Anticlaudian, Buch 5

10. Weltliche Lyrik

· Sedulius Scotus, zwei Gedichte · Walahfrid Strabo, Carmen 75 · Gottschalk von Orbais, Carmen 6 · Theodulf von Orléans, Carmen 25 · Carmina Cantabrigiensia, Carmina 11, 14 und 15 · Hildebert von Lavardin, Carmina 36 und 38 · Hugo Primas, Gedicht 16 · Archipoeta, Die beiden Beichten · Carmina Burana, Stück 143, Liebeslied Ecce gratum

11. Geistliche Lyrik

· Ambrosius, Die fünf sicheren Hymnen · Die anonyme Schwanensequenz · Notker der Dichter, Pfingstsequenz · Oster-Tropus Quem queritis · Adam von St-Victor, Sequenz auf Mariä Geburt · Abaelard, Planctus Israel super Samson · Thomas von Celano (?), Dies irae · Stabat mater · Arnulf von Leuven, Salve, salve, summe, bonus

12. Drama

· Hrotsvit von Gandersheim, Abraham · Hildegard von Bingen, Ordo virtutum · Ludus de Antichristo · Vitalis von Blois, Geta

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4. Grundlegende Literatur zur neulateinischen Philologie Überblickswerke

BURKE, Peter: Küchenlatein. Sprache und Umgangssprache in der frühen Neuzeit, Berlin 1989 (=Kleine kulturwissenschaftliche Bibliothek 14).

ELLINGER, Georg: Geschichte der neulateinischen Literatur Deutschlands, 3 Bde., Berlin-Leipzig 1929-1933.

IJSEWIJN, Jozef/ SACRÉ, Dirk: Companion to Neo-Latin Studies, 2 Bde., Leuven 21998-1990 (=Supplementa Humanistica Lovaniensia 5, 14).

Zeitschrift

Humanistica Lovaniensis im Mittellateinischen Seminar ab Bd. 17, Leuven 1968 ff. vorhanden ( ab Bd. 23 enthält jede Ausgabe ein

Instrumentum bibliographicum) Wörterbuch

HOVEN, René: Lexique de la Prose Latine de la Renaissance, Leiden-New York-Köln 1994. 5. Lektürekanon Neulatein Diese Leseliste will lediglich Vorschläge und Anregungen zum Weiterlesen geben, sie ist keinesfalls als verbindlich anzusehen. · Erasmus, Colloquia, De libero arbitrio · Luther · Bidermann, Cenodoxus, Philemon Martyr · Reuchlin, Henno · Celtis, Germania · Schnur, Anthologie · Balde · John Owen · Isaac Newton

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6. Das Erstellen einer Hausarbeit 6.1 Allgemeines • Die Hausarbeit sollte lose in einer Klarsichtfolie oder in einen Schnellhefter gelegt werden,

damit sich die Blätter zur Korrektur leicht herausnehmen lassen. Also nicht heften oder gar binden lassen.

• Der Umfang einer Hausarbeit richtet sich nach den Vorgaben des Dozenten. In einem Proseminar sind dies normalerweise 12–15 Seiten, in Hauptseminaren 20–25. Deckblatt, Inhaltsverzeichnis und evtl. Anhänge zählen nicht dazu.

• Blätter bitte nur auf einer Seite bedrucken.

• Die Arbeit hat links einen Rand von 2 cm und rechts von 4cm (Korrekturrand). Standard-schriftgröße des Haupttextes ist 12 Punkte mit einem 1 ½-fachen Zeilenabstand. Die Schriftgröße der Fußnoten ist 10 Punkte mit 1-fachem Abstand. Die Ausrichtung des Textes erfolgt im Blocksatz. Längere Zitate, die man vom Haupttext absetzt, sind ebenfalls in 10 Punkten mit 1-fachem Abstand zu formatieren.

• Zur Schriftart: Es sollten die gängigen Schriften wie Arial oder Times New Roman verwendet werden.

• Rechtschreibung und Grammatik: Entweder nach neuer oder alter Rechtschreibung – dann aber auch in der ganzen Arbeit durchhalten. Bitte vor Abgabe mehrmals auf Fehler überprüfen (jedes Schreibprogramm hat ein mehr oder weniger gutes Prüfprogramm, ersetzt aber dann doch nicht den menschlichen Korrektor); evtl. einer anderen Person zum Lesen geben (nicht nur wegen der Rechtschreibung, auch der Klarheit wegen). Rechtschreibe- und Grammatikfehler sind vermeidbar und unnötig, sie zerstören den Eindruck einer inhaltlich auch noch so guten Arbeit.

• Die meisten Schreibprogramme unterstützen den Verfasser bei der Worttrennung. Man sollte davon Gebrauch machen, da der Text dadurch professioneller wirkt. Außerdem lassen sich so Lücken im Text schließen. Der Text sollte zudem im Blocksatz geschrieben werden.

• Anführungszeichen: Im Mittellateinischen Seminar wird normalerweise die französisch-schweizerische Form des Anführungszeichens benutzt: «Anführungszeichen». Die nach links außen zeigende Klammer wird mit Alt+0171 erzeugt, die nach rechts mit Alt+0187. Die Benutzung der Zeichen ist unverbindlich, es steht jedem frei, auch die normalen deutschen zu benutzen.

• Im Übrigen gelten die Hinweise für das Maschinenschreiben/Textverarbeitung und die Richtlinien für den Schriftsatz im Duden (Bd. 1: Rechtschreibung).

6.2 Aufbau Das Titelblatt nennt den Namen des Mittellateinischen Seminars der Universität Heidelberg, die Veranstaltung, den Leiter/in der Veranstaltung, Titel der Arbeit, Name, Adresse, Fächer und Semesteranzahl des Autors und den Abgabetermin.

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Das Inhaltsverzeichnis gibt alle Gliederungspunkte der Arbeit an sowie die korrekten Seiten-zahlen, auf denen die einzelnen Abschnitte beginnen. Moderne Textverarbeitungsprogramme erledigen dies – bei korrekter Formatierung der Arbeit – automatisch.

Die Einleitung dient der Einführung in die Problematik, die in der Hausarbeit behandelt wer-den soll, d.h., die Fragestellung sollte an dieser Stelle verdeutlicht werden mit evtl. Bemer-kungen zum Forschungsstand oder verbunden mit einer knappen Skizze des historischen Kontextes. Die Einleitung sollte nicht zu lang sein, 2 Seiten als Maximum sind dabei ein guter Maßstab.

Der Hauptteil dient der Darstellung des Themas, das in der Einleitung skizziert wurde. Bitte auf eine klare Gliederung achten, die Kapitel klar strukturieren und einteilen. Der Hauptteil sollte in sich schlüssig die Gedanken und die Argumentation des Autors wiedergeben. Mini-kapitel, die nur aus einigen wenigen Sätzen bestehen, sind zu vermeiden. Absätze nur dann verwenden, wenn ein neuer Sinnabschnitt beginnt. Ein Absatz besteht aus einem Return, d. h. Leerzeilen im Text sind nicht gerne gesehen. Der neue Sinnabschnitt kann mit einigen Leerzeichen (3–5 Leerschritte) eingerückt werden. Das Haupttempus für die Darstellung von Ereignissen der Vergangenheit ist das Präteritum. Die Benutzung des Perfekt ist schrift-sprachlich nur dann zulässig, wenn es grammatikalisch verlangt wird.

Der Schluss fasst die wichtigsten Ergebnisse der Hausarbeit zusammen, ergänzt und gibt einen Ausblick. Fragestellungen der Einleitung sind spätestens jetzt zu beantworten.

6.3 Regeln für bibliographischen Angaben

• im Literaturverzeichnis werden alle Werke aufgelistet, die zur tatsächlichen Erstellung der Hausarbeit herangezogen wurden

• Untergliederung in: 1. Quellen und 2. Literatur • es gibt kein allgemein verbindliches System für die Form der bibliographischen Angaben,

somit sind die hier angegebenen Regeln als Vorschlag zu betrachten; in jedem Fall muss jedoch auf Eindeutigkeit, Einheitlichkeit und Nachvollziehbarkeit geachtet werden

• die Werke werden alphabetisch nach Verfassernachname bzw. Herausgebernachname aufgelistet

• Namenszusätze wie "von" u.a. werden zum Vornamen gezogen • maßgeblich sind die Angaben auf dem Titelblatt des Buches und nicht auf Buchdeckel,

Umschlag, o. Ä.

• bis zu drei Herausgeber werden angegeben; bei mehr als drei wird nur der erste verzeichnet und die übrigen durch "u.a." gekennzeichnet (analog für mehr als drei Erscheinungsorte)

• jede der Angaben endet mit einem Punkt

11

• die Auflage (außer die erste) eines Werkes wird als Hochzahl vor dem Erscheinungsjahr angegeben; wurde die neue Auflage verbessert, erweitert o. Ä., wird das folgendermaßen gekennzeichnet: ...Titel, x.verb. Auflage, Ort Jahr.

• Nachdrucke werden so gekennzeichnet: ...Ort Jahr, ND Ort Jahr. Quellenverzeichnis Einzeleditionen NACHNAME, Vorname (Hg.): Titel. Untertitel, Ort Jahr (= Reihentitel Bandnummer). Beispiel: PARAVICINI, Anke (Hg.): Quid suum virtutis. Eine Lehrdichtung des XI. Jahrhunderts,

Heidelberg 1980 (= Editiones Heidelbergenses 21). Einzelwerke in einer Sammeledition

NACHNAME, Vorname (Hg.): Titel, in: Sammeledition Bandnummer, Ort Jahr, Seiten.

Beispiel: CARDAUNS, Hermann (Hg.): Annales Sancti Pantaleonis Coloniensis, in: MGH Scriptores 22, Hannover 1872, ND Stuttgart 1976, S. 529-547.

Literaturverzeichnis Monographien

NACHNAME, Vorname: Titel. Untertitel, Ort Jahr.

Beispiel: BERSCHIN, Walter: Griechisch-Lateinsches Mittelalter. Von Hieronymus zu Nikolaus von Kues, Bern-München 1980.

Mehrere Bände (Nennung des Gesamtwerkes)

NACHNAME, Vorname: Titel, x Bde., Ort Jahr.

Beispiel: BRUNHÖLZL, Franz: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters, 2 Bde., München 1975-1992.

Angabe eines Bandes bei mehreren Einzelbänden

NACHNAME, Vorname: Titel aller Bände. Bd. x. Titel, Ort Jahr.

Beispiel: BRUNHÖLZL, Franz: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Bd. 1. Von Cassiodor bis zum Ausklang der karolingischen Erneuerung, München 1975.

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Titel, die in einer Reihe erscheinen

NACHNAME, Vorname: Titel, Ort Jahr (=Reihe Bandnummer).

Beispiel: BERSCHIN, Walter: Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittelalter. Bd. 3. Karolingische Biographie 750-920 n. Chr., Stuttgart 1991 (= Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters 10).

Festschrift

NACHNAME, Vorname: Titel Aufsatz, in: NACHNAME, Vorname (Hg.): Titel. Festschrift für XY zum 70. Geburtstag, Ort Jahr, Seiten.

Beispiel: SONDEREGGER, Stefan: Notker der Deutsche und das Evangelium, in: OCHSENBEIN, Peter/ ZIEGLER, Ernst (Hgg.): Codices Sangallenses. Festschrift für Johannes Duft zum 80. Geburtstag, Sigmaringen 1995, S. 9-24.

Beiträge in Sammelwerken

NACHNAME, Vorname: Titel, in: NACHNAME, Vorname (Hg.): Titel. Untertitel, Ort Jahr, Seiten.

Beispiel: HOUDT, Toon van: Just Pricing and Profit Making in late scholastic economic Thought, in: SACRÉ, Dirk/ TOURNOY, Gilbert (Hgg.): Myricae. Essays on Neo-Latin Literature in Memory of Jozef Ijsewijn, Leuven 2000 (= Supplementa Humanistica Lovaniensia 14), S. 397-414.

Aufsätze in Zeitschrift

NACHNAME, Vorname: Titel, in: Titel der Zeitschrift Bandnummer, Jahr, Seiten.

Beispiel: SCHINDEL, Ulrich: ‘Metren des Horaz’, in: Mittellateinisches Jahrbuch 41/3, 2006, S. 347-356.

Artikel in Lexika, Wörterbüchern, u.a.

NACHNAME, Vorname: Artikel « XY», in: Titel des Lexikon, Bd. x, Ort Jahr, Seiten/ Spalten.

Beispiel: JACOB, Christoph: Artikel «Ambrosius v. Mailand», in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd.1, 3. völlig neu bearb. Auflage, Freiburg u.a. 1993, Sp. 495-497.

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Rezensionen

NACHNAME, Vorname: Rezension ‹Autor, Titel›, in: Titel der Zeitschrift Bandnummer, Jahr, Seiten.

Beispiel: LOHMER, Christian: Rezension ‹Oliver Münsch, Der ‘Liber Legum’ des Lupus von Ferrières› in: Mittellateinisches Jahrbuch 40/1, 2005, 133f.

Texte aus dem Internet

NACHNAME, Vorname: Titel des Textes, in: Titel der Homepage. Untertitel: Hypertext-Adresse (Erstelldatum bzw. Datum des letzten Besuchs).

Beispiel:

FABRICIUS, Johannes Albertus: Bibliotheca Latina mediae et infimae aetatis, in: Informationssystem der MGH-Bibliothek. Digitale Bibliothek: http://www.mgh-bibliothek.de/lexikothek/fabricius/index.html (21.09.2007).

6.4 Der Wissenschaftliche Apparat

• Jegliche Übernahme von Literatur – sei es als direktes Zitat oder Paraphrasierung – muss als solche kenntlich gemacht werden →Fußnoten oder Endnoten (Fußnoten sind allerdings praktikabler und daher vorzuziehen). Sie dienen dem Nachweis und der Nachprüfbarkeit.

• Bei der ersten Benutzung eines Werkes wird dieses vollständig zitiert, erst bei erneuter Benutzung kann man eine Kurzfassung (Verfassernachname, Kurztitel, Jahr, Seitenangaben) benutzen (die verkürzte Angabe in der Fußnote muss auf jeden Fall eindeutig und nachvollziehbar sein).

Beispiel:

1 HELLMANN, Tironische Noten (2000), S. 24f.

• Wird das Werk mehrmals hintereinander benutzt, erfolgt die Angabe per «ebenda» (Ibid. oder Ebd.).

Beispiel:

3 HELLMANN, Tironische Noten (2000), S. 25f. 4 Ebd., S. 19.

• Handelt es sich um denselben Autor, aber um unterschiedliche Werke, wird der Auto-renname durch Ders. (= Derselbe) oder Dies. (= Dieselbe) ersetzt.

Beispiel:

5 WIEGAND, Der zweigipflige Musenberg (2000), S. 168. 6 Ders., Hodoeporica (1984), S. 230f.

14

• Handelt es sich um ein mehrbändiges Werk, wird die Fußnote um die Bandnummer ergänzt. Beispiel: 18 BRUNHÖLZL, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters, Bd. 2 (1992), S. 107.

• Bezieht sich die Angabe auf eine Seite plus die nächste, wird sq. bzw. f. benutzt. Bezieht sich eine Angabe auf mehrere Seiten eines Werkes, werden diese genau angegeben (z. B. pp. 108–109), ein unbestimmtes sqq. bzw. ff. sollte man vermeiden.

• Kann man sich nicht auf ein Originalwerk stützen (mit anderen Worten: man zitiert aus einem Buch, das ebenfalls zitiert), muss man dies deutlich machen, in dem man z. B. «zitiert nach» vor die Angabe setzt.

• Vgl. wird dann verwendet, wenn entweder eine sinngemäße Übernahme aus der Literatur gekennzeichnet werden soll oder wenn auf einen speziellen Aspekt in der weiterführenden Literatur verwiesen wird.

• Anmerkungen beginnen mit einem Großbuchstaben und enden mit einem Punkt!

6.5 Das Zitieren

• Direkte Zitate im Haupttext werden in Anführungszeichen gesetzt. Auslassungen sind durch […] zu kennzeichnen. Fügt man dem Zitat etwas hinzu, ist dies ebenfalls in [ ] zu setzen. Das Zitat sollte, wenn es sich nur um ein Satzfragment handelt, grammatikalisch korrekt in den Satz eingebaut werden, ohne jedoch den Sinn zu verfälschen!

• Längere, mehrzeilige Zitate sollte man vom Haupttext trennen, einrücken und eventuell durch eine andere Schrift auszeichnen.

• Zusätzliche Hinweise und Informationen, auch längere Belegstellen, die evtl. den Fluss des Haupttextes beeinträchtigen, gehören in die Fußnoten.

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Anhang 7. Bibliotheksplan

16

8. Systematik der Bibliothekssaufstellung

17

9. Durchschnittliche Stilhöhe des literarischen Lateins

18

10. Wörterbücher der spätantiken und mittelalterlichen Latinität (Vorlesung Prof. Berschin)

19

20

11. Antike lateinische Autoren

21

12. Lateinische christliche Autoren bis 500

Biographie Philosophie Theologische

Schriften Geistliche Dichtung

100 Tertullian

ca. 150- ca. 230

200 Laktanz

ca. 250- ca. 325

300 Ambrosius

ca. 340- 397

Hieronymus ca. 350- 420

Prudentius 348- ca. 405

Augustinus 354- 430

400 Boethius

ca. 480- 524

22

13. Autoren und Werke des Mittelalters 500-1300 Geschichts-

schreibung, Biographie

Legende, Epos, Drama,

Spiel

Theologische Schriften

Weltliche Dichtung

Geistliche Dichtung

500

Gregor von Tours

ca. 540- 594

Gregor der

Große ca. 538- 594

Venantius Fortunatus

ca. 530- ca. 600

600

700

Paulus Diaconus ca. 725- ca. 799

Theodulf

ca. 760- 821

Einhard ca. 770- 840

Hrabanus Maurus

ca. 780- 856 800

Walahfrid Strabo

ca. 808- 849

Notker Balbulus

ca. 840- 912 900

Ruotger gest. ca. 968

Hrotsvit von Gandersheim geb. ca. 935

Thietmar von Merseburg

ca. 975- 1019/18

1000 Sigebert von Gembloux

ca. 1030-1112

Carmina Cantabrigensia

Marbod von Rennes

ca.1035-1123

Balderich von

Bourgeuil 1046- 1130

Hildebert von Lavardin

1056- 1134

Bernhard von Clairvaux

1090- 1153

Hugo von Orléans

ca. 1093- ca. 1160

23

Geschichts- schreibung, Biographie

Legende, Epos, Drama,

Spiel

Theologische Schriften

Weltliche Dichtung

Geistliche Dichtung

1100 Otto von Freising

ca. 1114-1158

Alanus ab Insulis

ca. 1125-1203

Ludus de

Antichristo

Archipoeta

geb. ca. 1135

Adam von St. Victor

gest. ca. 1192

Walter von Châtillon

ca. 1130-1200

Matthäus von

Vendôme gest. ca. Ende

des 12. Jh.

1200 Jacobus de

Voragine ca. 1230-1298

Gertrud die Große

1256-ca. 1301

Carmina Burana

Thomas von Aquin

1224/25-1274

24

14. Latein in Europa 1300-1700 Italien Deutschland Niederlande England Polen 1200 Dante

1265- 1321

1300 Petrarca

1304- 1374

1400 Nikolaus von

Kues 1401-1464

Reuchlin 1455-1522

Pico della Mirandola 1463- 1494

Konrad Celtis

1459- 1508

Erasmus ca. 1466-

1536

Ulrich von Hutten

1488- 1523

Thomas Morus

ca. 1478- 1535

Melanchthon 1497- 1560

1500 Tommaso

Companella 1568- 1639

Jakob Bidermann 1578- 1639

Justus Lipsius

1547- 1606

Sarbiewski 1595- 1640

1600 Jacob Balde

1604- 1668

25

15. Bibelübersetzungen

Die LXX (Septuaginta), eine Übersetzung ins Griechische, entstand in Alexandria. Die Bü-

cher der Tora (Pentateuch) wurden im 3. Jh. v. Chr. übersetzt. Bis zur Mitte des 2. Jh. v. Chr.

wurden die restlichen Bücher des Tenach ("hebräische Bibel") ins Griechische übertragen,

und zusätzlich einige Schriften, die nicht zum hebräischen Kanon gehören (1 Ezra, Weisheit,

Sirach, Judith, Tobias, Baruch, 1 und 2 Makkabäer). Die LXX wurde von den christlichen

Gemeinden benutzt und bildete dadurch das christliche Alte Testament und den Ausgangstext

der alten Übersetzungen ins Lateinische.

Die ersten Übersetzungen ins Lateinische entstanden um die Mitte des 3. Jh. n. Chr. in

Nordafrika. Bald fanden sie ebenfalls in den europäischen Provinzen des Westreichs

Verbreitung. Früher nahm man an, es habe zwei Hauptfassungen gegeben: die Afra und die

Itala. Heute nimmt man eine Vielzahl von Fassungen und Redaktionen an. Sie werden als

Vetus Latina bezeichnet. Diese Übersetzungen zeichnen sich sprachlich durch folgende

Eigenschaften aus:

- Merkmale der Umgangssprache ("Vulgärlatein")

- griechische Lehnwörter und Lehnübersetzungen (baptisma, scriba für γραμματεύς)

- Nachbildung bestimmter hebräischer Konstruktionen (instrumentales in, genitivus

hebraicus, Perfekt für Präsens)

Die Vielzahl der nebeneinander zirkulierenden Fassungen wurde im 4. Jh. als störend

empfunden. Um 382 beauftragte Papst Damasus den Gelehrten Hieronymus (347-420) mit

einer neuen Übersetzung, insbesondere der Evangelien. Hieronymus übersetzte einige Bücher

neu (aus der Originalsprache - Hebräisch im Alten, Griechisch im Neuen Testament), bei

anderen redigierte er nur ältere Übersetzungen. Nach und nach setzte sich seine Übersetzung

durch, bis sie in karolingischer Zeit die Vetus Latina verdrängte. Diese zirkulierte jedoch noch

neben der Hieronymus-Übersetzung, und es kam häufig zu einer Mischung beider Fassungen.

Deswegen wurde im Mittelalter mehrmals versucht, einen allgemein verbindlichen Bibeltext

(Vulgata), auf Hieronymus' Arbeit basierend, zu erstellen. Die wichtigste Edition ist die von

Alcuin von York, veranlasst von Karl dem Großen.

Die von uns benutzte Vulgata wurde 1592 als offizieller Bibeltext der katholischen Kirche

publiziert. Sie beinhaltet die von Hieronymus übersetzten oder redigierten Texte sowie einige

ältere Redaktionen. Obwohl der Name Vulgata strenggenommen erst im 16. Jh. verwendet

wurde, nennt man so normalerweise Hieronymus' Übersetzungen und Redaktionen.

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Ein besonderer Fall ist das Psalterium. Die Psalmen waren zentraler Teil der Liturgie, die am

meisten gebeteten Texte. Deswegen war die Bereitschaft, Änderungen zu akzeptieren, sehr

gering. Hieronymus fertigte eine Revision des Vetus-Latina-Textes nach dem hebräischen

Original an, das Psalterium iuxta Hebraeos. Sie hat sich jedoch nicht durchgesetzt. Zwei

Vetus-Latina-Fassungen wurden im MA verwendet: das Psalterium Romanum nur in Italien

und das außerhalb Italiens übliche Psalterium Gallicanum oder Psalterium iuxta LXX, der

Text der karolingischen Bibeledition von Alcuin, den unsere Vulgata-Ausgaben anbieten. Erst

im 20. Jh. auf Veranlassung Papst Pius' XII. wurde das Psalterium aus dem Hebräischen ins

Lateinische übersetzt, es ist das sogenannte Psalterium Pianum. Es fand aber keinen Eingang

in die Liturgie.

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16. Datierung in mittellateinischen Texten

Die Namen der Wochentage:

1- KLASSISCH:

dies Solis, dies Lunae, dies Martis, dies Mercurii, dies Iovii, dies Veneris, dies Saturni

2- CHRISTLICH:

dominica dies (dominicus dies), secunda feria, tertia feria, quarta feria, quinta feria, sexta

feria, dies sabbati (sabbatum)

Die Namen der Monate:

Januarius, Februarius, Martius, Aprilis, Maius, Junius, Julius, Augustus, September, October,

November, Dezember.

Bezeichnung der Tage innerhalb eines Monates:

1 - Ab dem 12. Jh. mit NUMMERIERUNG (wie heutzutage), z. B.: die decima aprilis mensis (am

10. April). Diese Art der Tagesbezeichnung wurde erst im 15. Jh. allgemein gebräuchlich.

2 - KLASSISCH:

Drei Tage im Monat haben einen Namen: Kalendae (der 1.), Nonae (der 5. oder in März, Mai,

Juli, Oktober der 7.) und Idus (der 13. oder in März, Mai, Juli, Oktober der 15.), die mit dem

Adjektiv des Monatsnamen genannt werden: Kalendae Januariae, Nonae Maiae, Idus Martiae

usw. Es werden die Tage vor diesen festen Daten gezählt, wobei der benannte Tag mitgezählt

wird: die tertio nonarum martiarum, am dritten Tag vor den Nonen des März (der 5. März)

3- NACH KIRCHLICHEN FESTEN: die Nativitatis (25. Dez.), vigilia diei Nativitatis (24. Dez.),

crastinus diei Nativitatis, proxima die post diem Nativitatis (26. Dez.), in octava Nativitatis (2.

Januar). Bei Heiligentagen muss man die Unterschiede zwischen Diozösen beachten, neben

dem Hauptfest wird auch die translatio gefeiert.

Datierung der Jahre

- annus Domini, annus ab incarnatione Dominica: nach der Berechnung von Dionysius

Exiguus (6. Jh.), allmählich verbreitet ab dem 8. Jh.

- Herrscherjahre (anno tertio regni Ottonis - im dritten Jahr der Herrschaft von Kaiser Otto)

- Indiktion: fünfzehnjähriger Zyklus, berechnet ab dem Jahr 312: in tertia indictione (in der

dritten Indiktion, im dritten Jahr eines Indiktionszyklus)

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- örtlich begrenzte Systeme: spanische aera: ab 38 v. Chr.

- In der Chronistik: ab Abraham, ab creatione mundi, ab Adam usw.

Jahresbeginn

An Weihnachten (nativitas Dominica)

Am 1. Januar (wie die Konsulnjahre)

Am 25. März (incarnatio Dominica): ab dem 13. Jh., calculo Pisano ab dem 1. v. Chr., calculo

Florentino ab dem 1. n. Chr.

Ab Ostern: in Frankreich

Ansonsten: concurrente – Wochentag, auf den der 23. März fällt,

Zu Bestimmung der Daten:

Grotefend, H., Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Bd. 1-2, Hannover

1891/98.

Grotefend, H., Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, 13.

Aufl. Hannover 1991.

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17. Besonderheiten der mittellateinischen Aussprache und Schreibweise Schriftliche Variationen müssen nicht notwendigerweise in einem mittellateinischen Text auftauchen. • Verwechslung von i und y

Beispiel: martyr→ martir • ae und oe werden seit dem 10.Jahrhundert allmählich durch ę (e-caudata), seit dem 12.

Jahrhundert durch e ersetzt Beispiel: aeternitas→ ęternitas • Wegfall des h beim Anlaut Beispiel: vehit→ veit • t vor i mit Vokal wird wie ein c gesprochen (Assimilation) und schließlich auch

geschrieben Beispiel: tertius→ tercius • Verwechslung von ph und f Beispiel: nefas→ nephas • Verwechslung von d und t Beispiel: caput→ capud • Einfügen eines p zwischen m und t, m und s, m und n Beispiel: damnare→ dampnare • Einfügen eines überflüssigen Buchstaben um ein Wort zu verbessern (Hypercorrectio) Beispiel: ecclesia→ aecclesia

Quelle: LANGOSCH, Karl: Lateinisches Mittelalter. Einleitung in Sprache und Literatur, 3. erg. Auflage, Darmstadt 1975.