16
Das Früher-Heute-Heft Schüler auf den Spuren der via regia DAS MAGAZIN FÜR SCHULE IN SACHSEN 1 / 2011 D D D D D D D D A Sonderausgabe mit Arbeitsbögen

Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an [email protected]. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

Das Früher-Heute-HeftSchüler auf den Spuren der via regia

DAS M AGA ZI N FÜR SCH U LE I N SACHSEN

1 / 2011

DDDDDDDDA

Sonderausgabemit Arbeitsbögen

Page 2: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 20112 1 / 20112

VO R S T E L L U N G

IMPRESSUM Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Kultus und Sport (SMK), Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carrolaolalaaplatz 1, 01097 Dresden | Redaktion: Anja Niemke (V. i. S.d.P. ), Telefon: (0351) 564 25 11, E-Mail: [email protected], SMK; Peter Stawowy, Anikó Töpppelpel, , , s, tawowy media | Mitarbeit:Team der 3. Sächsischen Landesausstellung, Schülerredakteure: Jennifer Börner, Anna-Maria Christov, Max Magnus Fritzsche, Elisasa Ge GeGeGeorgi, Eike Hirschberg, Maxi Hofmann, Rick Noack, Florian Schmidt, Theresia Schneider, Sabrina Winter | Fotos: André Forner, Privat (S. 2), Jochen Littkemann (S. 8), H, HHHans-Peter Klut (S. 8), SKD (S. 8) | Gestaltung: stawowy media | Auflage: 50000 Exemplare | Druck: Druckerei Wagner GmbH | Verteilerhinweis: Die Informationsschrchriftifttt wird von der Sächsischen Staats-regierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der WWWaahahla werbung verwendet werden.

Sie können kostenlos abonnieren. Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an [email protected] für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge für die kommenden Ausgaben der ist Anja Niemke, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden, Telefon: (0351) 564 25 11, E-Mail: [email protected] (kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte Dokumente).

Die Redaktion stellt sich vor Die 3. Sächsische Landesausstellung via regia lädt besonders Schüler ein, sich mit der Geschichte auseinan-

derzusetzen. Deshalb haben wir diese KLASSE-Ausgabe von zehn Schülern und jungen Studenten erstellen

lassen, die sich auf die Spuren der Geschichte begeben haben. Was haben sie bei der Recherche zu diesem

Heft gelernt?

Elisa Georgi Florian Schmidt Jennifer Börner

Zwischen Gegenwart und Mittelalter gibt es Parallelen – das habe ich dazugelernt. Han-del ohne Währung war damals möglich und ist es heute auch noch teilweise. Man muss einfach nur den Mut haben. (S. 10/11)

Ich habe Einblicke in für mich völlig neue Themen bekommen. Die Arbeit hat mir ne-ben meiner Tätigkeit bei der Schülerzeitung Schillerlocke gezeigt, wie viel Spaß Schrei-ben und Recherchieren bereiten kann. (S. 14)

Das Projekt via regia hat mich in meinem Wunsch, dass ich spä-ter einmal in diese Richtung gehen will, bestärkt. Es war inte-ressant, über ein The-ma zu schreiben, das eigentlich jeden einmal beschäftigt. (S. 14)

Sabrina Winter

Durch meine Recher-chen habe ich selbst erst herausgefunden, wie Geocaching geht. Bei der »Schatzsuche« hat besonders Spaß gemacht, die wirklich knifflig versteckten Ca- ches zu finden. (S. 5)

Max Magnus Fritzsche Maxi Hofmann Theresia Schneider Rick Noack

Es war sehr lohnens-wert, die Gedanken und Gefühle aus un-terschiedlichen Zeiten gegenüber der Kunst nachzuempfinden. Die Recherche hat mein Interesse für katho-lisch-christliche Moti-vik geweckt. (S. 8)

Was ich bei KLASSE gelernt habe, ist vor allem Erfahrung in Bezug auf Textlän-gen. Dass heißt, dass man aufpassen muss, nicht zu viel zu schrei-ben, aber dennoch das wirklich Wichtige im Text zu haben. (S. 14)

Um zu handeln, musste man kommunizieren. Deswegen hat sich die Handelskommunikati-on eher entwickelt als die private. Mir war auch neu, dass die via regia für Leipzig eine große Rolle gespielt hat. (S. 6 / 7)

Ich selbst habe vor der Recherche nicht gewusst, dass bereits im 18. Jahrhundert ein richtiges Nashorn durch Europa getourt ist. Die Menschen ha-ben damals über solch fremdländische Tiere noch gestaunt! (S. 15)

Anna-Maria Christov

Durch meine Recher-chen wurde ich in die Zeit zurückversetzt, als das Reisen sehr beschwerlich war. Ich habe die modernen Fortbewegungsmittel wieder viel mehr schätzen gelernt. (S. 12/13)

Texte kürzen dauert manchmal länger als das Schreiben. Aber der Ausschnitt vom jour-nalistischen Alltag, besonders die Kommu-nikation mit den In-terviewpartnern, hat mir sehr viel Spaß ge-macht. (S. 9)

Eike Hirschberg

Page 3: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 2011 3

G R U S S W O R T

Liebe Leserinnen und Leser,

ab Mai dieses Jahres wird Görlitz, die faszinierende Stadt im Dreiländereck, um eine Attraktion reicher sein: Vom 21. Mai bis 31. Oktober 2011 ist der Kaisertrutz in Görlitz Schauplatz der 3. Sächsischen Landesausstellung. Viele Sachsen und hoffentlich auch viele Besucher von außerhalb werden in die Stadt an der Neiße reisen und ihre Wege dorthin führen sie direkt zum Herz der Ausstellung. Im Zentrum steht die bedeutende Handelsstra-ße »via regia«, die als eine der wichtigsten Ost-West-Verbindun-gen in Mitteleuropa bis ins 19. Jahrhundert hinein maßgeblich zum wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung Sachsens und der an ihr liegenden Ländern beitrug.

Lebendig wird die »via regia« durch die Menschen die auf ihr unterwegs waren. »800 Jahre Bewegung und Begegnung«, so der weitere Titel der Landesausstellung, haben in der Oberlausitz deutliche Spuren hinterlassen. Die Ausstellung zeigt das Leben an und auf der Straße und erzählt die Geschichte von Menschen, die auf ihr gereist, gepilgert und geflohen sind. Wanderarbeiter, Kaufleute, Künstler und Pilger machten sich auf den Weg - mit Waren, Kunst, Wissen und Ideen im Gepäck. Die Straße steht für Veränderung und Wohlstand, leider aber auch für Krieg, Flucht und Neuanfang.

Wie auch die beiden vorangegangenen Landesausstellungen richtet sich diese nicht zuletzt an Schülerinnen und Schüler aus Sachsen und der Grenzregion zu Polen und Tschechien. Doch der Besuch der Ausstellung ist mehr als nur eine Klassenfahrt nach Görlitz. Als außerschulischer Lernort ist sie Teil der kulturellen Bildung – deutlich wird dies im Rahmen des Projektes »Die junge Landesausstellung«. Schüler erleben Dinge, die sie im Unterricht so nicht hätten erfahren können. Das umfassende pädagogische Begleitprogramm schafft die Verbindung von Bewegung und

Begegnung - früher und heute. Die Schüler können sich mit Fra-gen auseinandersetzen wie zum Beispiel: Wohin werde ich ge-hen? Was macht meine Heimatregion aus? Was schafft Identität?

Auch die vorliegende Sonderausgabe der »KLASSE« geht diesen Fragen nach. Zum ersten Mal haben wir Schülerzeitungsredak-teure gebeten, für das Heft zu schreiben, und so ihren Blick auf die Inhalte der Ausstellung erhalten. Ist es möglich, einen Tag ohne Geld auszukommen, und stattdessen Ware gegen Ware einzutauschen? Lässt sich eine Nachricht auch ohne Handy und Internet verschicken? Sie können es im vorliegenden Heft lesen, Handel und Konsum sowie Kommunikation und Mobilität sind bewegende Themen für Schülerinnen und Schüler.

Besonderer Dank gilt der Ostdeutschen Sparkassenstiftung für ihre Unterstützung der Ausstellung. Gemeinsam mit allen säch-sischen Sparkassen ermöglicht die Stiftung Schulklassen einen Besuch der Landesausstellung und übernimmt die Kosten für den jeweiligen Bustransfer.

Wir wünschen allen Schülerinnen und Schülern sowie Besu-cherinnen und Besuchern der 3. Sächsischen Landesausstellung interessante Stunden in Görlitz und natürlich auch auf ihrem Weg dorthin.

Die Karte zeigt den Ausschnitt der via regia, auf den sich die 3. Sächsische Landesausstellung konzentriert. Für Lehrer und Schulklassen, die sich schon im ��������������� ���������������������������������������������������-���������������������������!�"������!������!�������������!�#����$�

Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst

Prof. Dr. Roland WöllerSächsischer Staatsminister für Kultus und Sport

Page 4: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 201144

D I E J U N G E L A N D E S A U S S T E L L U N G

Liebe Schülerinnen und Schüler,

nur noch wenige Wochen trennen uns von der Eröffnung der 3. Sächsischen Landesausstellung »via regia – 800 Jahre Bewegung und Begegnung« in Görlitz. Mit dem Besuch der Aus-stellung zu einer der bedeutendsten Handelsstraßen zwischen Ost- und Westeuropa, soll die politische, wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der europäischen Handelsbeziehungen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart jungen Menschen na-hegebracht werden. Anknüpfend an die erfolgreichen Klassen-fahrten zu den beiden vorangegangenen Landesausstellungen im Kloster St. Marienstern (1998) und im Torgauer Schloss Harten-fels (2004) lädt die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit allen sächsischen Sparkassen wiederum Schülerinnen und Schüler aus allen Landesteilen Sachsens ein, die 3. Sächsische Landesausstellung hautnah zu erleben. Mit unserem Projekt »Die junge Landesausstellung« sollt Ihr Gelegenheit erhalten, Euch selbst ein Bild von der faszinierenden Geschichte Sachsens und Europas zu machen. Wir würden uns freuen, wenn mög-lichst viele Schulklassen aus ganz Sachsen von diesem Angebot Gebrauch machen und sich auf die interessante Reise nach Gör-litz begeben. Wir wünschen Euch einen erlebnisreichen Tag im Kaisertrutz und beim Bummel durch die historische Altstadt von Görlitz.

Claus Friedrich HoltmannVorstandsvorsitzender Ostdeutsche Sparkassenstiftung

Let s Görlitz! Wenn am 21. Mai 2011 in Görlitz die 3. Sächsische Landesaus-stellung »via regia – 800 Jahre Bewegung und Begegnung« im Kaisertrutz ihre Pforten öffnet, ist der Weg frei für eine span-nende Entdeckungsreise entlang der alten bedeutenden Handels-straße via regia. Wir laden Euch herzlich dazu ein, denn es wird für Kinder und Jugendliche viele tolle Angebote geben! Die Ausstellung thema-tisiert das Leben an und auf der Straße. Sie erzählt vom Handel mit Waren, vom Güterverkehr und dem Austausch von Kunst und Kultur. Und sie geht den Beweggründen der Menschen nach, die sich auf den Weg gemacht haben: die ihr Glück andernorts suchten (und manchmal fanden), die vertrieben wurden oder fliehen muss-ten, die gepilgert sind oder durch Handelsbeziehungen bereits damals schon quer durch Europa reisten. Wie aktuell viele dieser Themen und die damit verbundenen Hoffnungen, Ideen und Probleme bis heute sind, lest Ihr in die-sem Heft. Mit den Aktivbögen im Mittelteil könnt Ihr Euch auf die via regia und Eure Reise nach Görlitz einstimmen.

Bettina ProbstProjektleiterin3. Sächsische Landesausstellung

800 Jahre Bewegung und Begeg-nung, 3. Sächsische Landesaus-stellung, 21.05. bis 31.10.2011, Kaisertrutz Görlitz

Die Ausstellung dreht sich rund um das Leben an der via regia. Die fünf Themenwelten – Straße, Fundament, ������ �������� %���� & ������ ��� herausragenden Kunstwerken und mo-������ �������������������� �'������und lebendig inszeniert. Besonders für Kinder und Jugendliche hat die »via regia«-�!������!�� �'������� (�����'�� Führungen und Erlebnisse zu bieten. Die )����!���� #'�������������!�� �������den Transfer von Schulklassen zur Aus-�����!��� (������ %������������ �����Antragsformulare unter:

www.landesausstellung-viaregia.museum

ÖFFNUNGSZEITENTgl. von 10 bis 18 Uhr, Fr. bis 21 UhrFührungen für Schulklassen sind in der #�!����� �����������������*��möglich.

EINTRITTKostenfrei für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sowie alle Schüler im Klassenverband (1. Bildungsweg).

SCHÜLERFÜHRUNGEN1 Stunde: 30 Euro / KlasseAb einer Klassenstärke von 25 Schülern ��'����� ��� �������� ��� 7!�!��von zwei Führungen, um eine dialogo-rientierte Führung zu gewährleisten. %����������������!�����!�'���� ��9;<!��berechnet. Sichert Euch <!���(!���������=

������!���� !���� >?;9@$C9$G>>>oder unter [email protected]

WORKSHOPS Nur in Verbindung mit einer Führung buchbar.2 Stunden: 15 Euro / Klasse

LEHRERFORTBILDUNGEN ����� ��GI����!��*�M!��G>99��O������������

111111 ///// 20200101201201200011101201010101101111111111111111111111111111111111111111114444

������ �������������������� �'������und lebendig inszeniert. Besonders für Kinder und Jugendliche hat die »via regia«-�!������!�� �'������� (�����'��Führungen und Erlebnisse zu bieten. Die )����!���� #'�������������!�� �������den Transfer von Schulklassen zur Aus-�����!��� (������ %������������ �����Antragsformulare unter:

www.landesausstellung-viaregia.museum

SCHÜLERFÜHRUNGEN1 Stunde: 30 Euro/KlasseAb einer Klassenstärke von 25 Schülern ��'����� ��� �������� ��� 7!�!��von zwei Führungen, um eine dialogo-rientierte Führung zu gewährleisten. %����������������!�����!�'���� ��9;<!��berechnet. Sichert Euch <!���(!���������=

VIA����������� �

Page 5: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 2011 5

O R I E N T I E R U N G

»Noch neun Meter…Ach, ich sehe es schon.« Tobias Rolof rückt einige Steine weg, die an einen Baum gelehnt sind, und holt eine Plastikbox hervor. In ihr finden wir ein kleines Büchlein mit der Aufschrift »Logbuch«, einige Figuren aus Überraschungs-eiern, einen Spitzer. Am Deckel klebt eine kurze Beschreibung zum Ort, an dem sich die Kiste befindet. Auf der äußeren Seite prangt ein buntes Logo mit der Unterschrift »geocaching.com«. Geocaching ist eine Art moderne Schatzsuche. Es geht darum, sogenannte »Caches« zu finden, was so viel wie »geheimes La-ger« bedeutet. In das Logbuch kann sich jeder einschreiben, der den Cache gefunden hat. Die Schätze sind in der Regel wertlose Kleinigkeiten wie Schlüsselanhänger, Figuren aus Überraschungs-eiern oder Ähnliches. Der Finder kann sie mitnehmen, wenn er dafür etwas Gleichwertiges in die Box legt. Um Geocaching zu betreiben, braucht man einen Internetanschluss und ein GPS- Gerät, auf das die Koordinaten des Caches geladen werden. Im Internet gibt es eine Reihe von Websites, die Geocaching anbieten.

Auch wir sind an diesem verregneten Nachmittag unterwegs, um ein paar Schätze zu finden. Mit dem Auto fahren wir zuerst in die Nähe der im Internet gefundenen Koordinaten. Das GPS-Gerät, das zuvor mit den Daten aus dem Internet gefüttert worden ist, weist uns den Weg. An der Stelle angekommen, stellen wir das Auto ab und suchen genauer. Caches können sich fast überall be-finden: hinter einem losen Ziegel in der Mauer, auf einem Baum oder unter einer Brücke. Es gibt sogar Unterwassercaches oder Klettercaches, die man nur mit der entsprechenden Ausrüstung

finden kann. Wir finden einen Cache hinter einem losen Stück in einer Betonmauer; zwei andere wiederum sind zwischen Steinen versteckt, die nur zufällig in der Landschaft zu liegen scheinen. Aber nicht nur das Versteck, auch die Größe der Caches kann variieren. Sie reicht von Nanocaches mit nur einem Zentimeter Durchmesser bis hin zu Boxen mit mehreren Litern Füllvolumen. »Der größte Cache, den ich bisher gefunden habe, war eine Re-gentonne«, erzählt Tobias Rolof. Hat man den Cache gefunden und sich ins Logbuch eingetragen, muss man die Kiste wieder genau dort verstecken, wo man sie gefunden hat. Das tun wir na-türlich auch. Fast den ganzen Nachmittag lang suchen wir nach den kleinen Schätzen. Viele finden wir, einige bleiben uns auch verborgen, da sie zu gut versteckt sind. Später kann man seinen Cache auch im Internet als »gefunden« registrieren.

Als Geocacher kann man Caches nicht nur suchen und finden, sondern auch selbst verstecken. Die Koordinaten und Hinweise gibt man im Internet an. Tobias Rolof, der zurzeit eine Umschu-lung zum Erzieher macht, hat inzwischen 340 Caches gefunden und 12 selber versteckt. Er betreibt Geocaching seit 2 Jahren. »Es ist eine Attraktion, etwas zu finden, was andere Leute nicht sehen und dabei noch an schöne Orte zu gelangen«, sagt er.

Da kann er noch einige finden: Weltweit gibt es über eine Million Geocaches. Ungefähr 7.300 von ihnen sind in Sachsen versteckt.

Schatzsuche modern Geocaching ist eine Form der modernen Schatz-

suche: Was früher nur mit Kompass, ungenauen

Landkarten und Schaufel ging, funktioniert heute

mit einem GPS-Empfänger (Global Positioning

System) und dem heimischen Internet.

P)Q#�7R%Q�(%QW<R

"�!�O�������������������������9�G**�X$G���� �O����������������

Menschen, Märkte, Medien (Medienworkshop)%� ����� »Schnitzeljagd« YZ�� 9 ��� $[ ���� �!���������� ��������O\#]O��^� YZ�� ; ��� 9G[ ������ %� <!� �!� ��� �� ������O�����!��O��^!���!��!����)���]!������������ ���������!����!��'��P������!������������ ��������-����_��<����������������!����(���������!���������

Stadt, Land, Straße (Technikworkshop)(����������������!�����������!�!����������O����������������!�������������������"���������� %������� ��] schiedene Techniken des Vermessens, Kartierens und der )��������!����R�!��!�'��������!��<!��������!������-�!�������������������P��������!��!���

In den Workshops könnt ihr nach dem Besuch der 3. Sächsischen Landesausstellung via regia in Görlitz selbst aktiv werden.

Page 6: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 20116 1 / 20116

KO M M U N I K AT I O N

»Brieftauben«, beginnt Herr Hentschel schmunzelnd, »die können doch immer nur dorthin zurückfliegen, wo sie geboren wurden. Einfach irgendwohin, zu einer Freundin zum Beispiel, können Sie die nicht schicken«. Jörg Hentschel ist von Beruf Taubenzüchter. Gibt man bei Google »Brieftauben« ein, er-scheint seine Adresse: hochzeitstauben-dresden.de. Warum also nicht mal anrufen und ihm von dem Plan erzählen, diesen alten Weg der Kommunikation auszuprobieren? Herr Hentschel muss lachen: »Aber wie oft bekomme ich solche Anfragen. Auch öfter von jungen Männern, die ihrer Freundin per Taube eine Liebes-erklärung schicken wollen. Komisch, dass so viele Menschen denken, dass das geht.«

Dabei sei das Losschicken einer Taube mit einer Nachricht ein-fach so noch nie wirklich möglich gewesen, sagt Herr Hentschel. Solche Taubenlegenden gingen bis in die Antike zurück, aller-dings wurden die Flatterfreunde da angeblich zum Kirschen-transport eingesetzt. »Zwei Kirschen kann eine Taube durch die Gegend fliegen, so hatte der Pharao am Abend auch seinen Eimer voller Kirschen«, hätte es da geheißen. Erzählt Herr Hentschel. Das Verschicken von Nachrichten ist allerdings schon möglich –

aber immer nur in eine Richtung. Das hat man auch tatsächlich schon in der Antike getan.

Vor allem für das Militär entfalteten Brieftauben im Laufe der Zeit immer öfter ihre Flügel: Zu Zeiten Napoleons wurden sie etwa mit einer umgebundenen Nachricht an die Befehlshaber ge-schickt. Im Ersten Weltkrieg dann flogen sie mit einer Kamera am Bauch über Militärgebiete. Bis 1997 waren Tauben sogar fester Bestandteil der Schweizer Armee, da es lange Zeit »der schnellste und sicherste Weg war, Nachrichten zu überbringen«. Das Problem, dass Tauben nur in eine Richtung fliegen, löste man mit der Umgewöhnung: Gerade Brief- und Militärtauben wohnten oft in mobilen Taubenschlägen – nach gut zehn Tagen am neuen Ort hatten sie sich eingewöhnt.

Der Erdmagnet als Kompass Aber wie können diese Vögel überhaupt bis zu 1.000 Kilome-ter zurücklegen, ohne sich zu verfliegen? Herr Hentschel: »Es gibt viele Theorien, hundertprozentig weiß man es noch nicht. Höchstwahrscheinlich hat die Taube im Nasenstein ein Mine-ral, dass in Kombination mit dem Erdmagnet wie ein Kompass

Wie im Taubenschlag Post, Internet, Handy – erschwingliche

Kommunikationswege gibt es heute genug.

Aber wie war das früher? Wir wagen das

Brieftaubenexperiment. P)QW�<R<#%�#`�Q<%_<R

7������!�������� �����<����!�����W������'�����������������������������!�%���������������������!p��������������!�������7�����

Page 7: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 2011 7

KO M M U N I K AT I O N

funktioniert und sie immer wieder nach Hause bringt. Wenn allerdings Schnee liegt, funktioniert das nicht.« Der Blick aus dem Fenster verrät: Es sieht nicht gut aus für unser Experiment. Na ja, sch-reiben wir erst mal den Brief...

Ulkige Sache, diese Brieftaubenflie-gerei. Zuerst war es für Hentschel ein Sport. Mit seinen Tieren nahm er an Wettkämpfen teil, irgendwann war keine Zeit mehr für seinen eigent-lichen Beruf. Hentschel rief seinen Hochzeitstaubenservice ins Leben. Mittlerweile hat er in seinem Tauben- schlag 300 Exemplare, um die er sich kümmern muss. Denn die Tauben versorgen sich nicht selbst. Und gera-de im Winter, wenn das Wetter nicht so gut ist, muss er die Tiere putzen, denn Hochzeitstauben müssen na-türlich richtig weiß sein. Wenn erst mal Dreck im Gefieder hängt, geht das nicht so schnell raus. Hentschel muss aber vor allem die Füße sau-bermachen. »Und wenn ich 300 Paar Taubenfüße geputzt habe, kann ich meine eigenen abends manchmal nicht mehr sehen«, witzelt der 38-Jährige vergnügt. Er liebt seine Tauben und seinen Beruf.

Briefe, Boten und die PostAber wie war das mit der Kommunikation eigentlich, bevor es Briefe, Telefon und E-Mails gab? Die Entwicklung der privaten Kommunikation und des Postwesens schildert man uns am Ins-titut für Geschichte der Technik und Technikwissenschaften der TU Dresden so: Auch im Mittelalter gab es ein Kommunikati-onsbedürfnis, na klar. Das ging aber nur selten über die eigene Stadt- oder Ortsgrenze hinaus. Denn wenn man nicht selbst hinreisen konnte, hatte man kaum eine Möglichkeit, mit weiter entfernt lebenden Leuten Freund-schaften zu schließen und zu kommunizieren. Man konnte zwar Boten mit einer Nachricht schicken, aber lesen und schreiben konnte lange Zeit sowieso nur ein geringer Teil der Bevölkerung. Außerdem war das Verschicken einer Nachricht meist sehr teuer.Bevor sich dann allerdings Telefon, Internet und alle anderen Kommunikationswege entwickelten, die wir heute nutzen, spiel-te der Brief eine zentrale Rolle. Zunächst bildeten sich Botenan-stalten, vor allem Leipzig war hier sehr aktiv. Aus der Leipziger Botenanstalt entwickelte sich dann die Säch-sische Landespost. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Briefe immer noch von Postboten zu Fuß oder auf dem Pferd

zum Empfänger gebracht. Kein Vergleich mehr zu heute also, wo man lieber eine Mail oder SMS schreibt. Die Privatkommu-

nikation wurde erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wich-tig, sodass die Post davon leben konnte. Das ändert sich gerade wieder: Heute werden persönliche Briefe nicht mehr so oft verschickt. Der Grund dafür ist, dass es viel schnellere Wege gibt. Das Internet ist in der Kommunikation erst seit 1990 wichtig geworden – es hat die klassische Post quasi abgelöst.

Brieftaube vs. E-Mail Über dem Durchschnitt liegt auch die Zutraulichkeit von Chi-co, der auf dem Küchentisch sitzt und nur manchmal das Bedürf-nis hat, das Weite zu suchen. Oder sich erleichtern muss. Chico ist eine indische Pfautaube.Geduldig wartet er, bis der Brief geschrieben ist, lässt sich diesen sogar um den Hals binden und kommt mit raus – allerdings nur,

um sich fotografieren zu lassen. Denn erstens ist die Nachricht für eine Freundin bestimmt und nicht für Herrn Hentschels Tau-benschlag. Und zweitens liegt heute Schnee, da fliegen Tauben sowieso nicht. Das wird also nichts mit: »Sie haben Taubenpost«.

7������!��������!���!�����������������������������������������

Schicke Taube – Kommunikation im Mittelalter

Brieftauben waren im Mittelalter und Altertum die beste Möglichkeit, Informationen schneller zu übermitteln als durch einen Boten. Allerdings fliegen Tauben immer nur zurück zu ihrem Heimat-ort – für den Transport einer Nachricht müssen sie also erst zum Absender transportiert werden. Im Mittelalter wurden Brieftauben in Europa fast nur im Krieg eingesetzt. Mithilfe von mobilen Tauben-käfigen ist die Umgewöhnung einer (jungen) Taube auf einen neuen Heimatort in zehn Tagen möglich. Vereinzelt gab es auch regelrechte Taubenpostlinien, dies war aber im Orient wesentlich verbreiteter. Die Kommunikation mithilfe von Tauben hat allerdings auch Schwachpunkte: So kann es vorkommen, dass Tauben nicht ankommen – weil es ihnen an Kraft fehlt, es ein Unwetter oder eine Attacke durch einen Raubvogel gibt. Es sind sogar schon Schlachten be-einflusst worden, weil sich eine Taube ausgeruht hat oder abgefangen wurde.

Herrscher, Händler, Hoffnungsträger (Theaterwork-shop) %� ����� ��������� R������'��� �������� %� ������-����\�������&�^�������O�����������\�������#�!������!��O����������%�����������`��������!��!���������������������p�������p�����������(������^�������begegnet sind und wie sie diese überwunden haben. _��(�����'������ ��� �p�����7�����!�����'��������oder tschechischen Schulklassen an, die hier initiiert oder be-gleitet werden könnte.

Lasst euch doch mal (ver-)führen! <��������� �� ����� ������#�p�����!''���!� ���� �'��-nende Erkundungstour gehen und nicht nur die faszinierende Architektur der historischen Altstadt entdecken.

%������������ �! ��� #�����p�!���� ������� ��� O������]%����-������!����W���q>?;*9]$X;X>����<]����q�������������������x�!��'������]�����������

Workshops und Führungen im Rahmen der 3. Sächsischen Landesausstellung via regia:

Page 8: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 20118 1 / 20118

Das hätten die Menschen wohl im Spätmittelalter (um 1500) zu dem Bild gesagt:Schon die Andersartigkeit, die Malweise, der Stil des sozialistischen Realismus, würde den Kunstinteres-sierten des Spätmittelalters verwirren und zur einzig logischen Reaktion führen – Ablehnung. Wegen der roten Farbe auf der Flagge und im Gesicht hätte man vermut-lich schnell auf den Teufel oder ähnliche höllische We-sen geschlossen, denn im Mittelalter waren nahezu sämtliche Bilder christlich orientiert.

So wird das Bild heute gesehen:Georg Baselitz ist an der via regia in Deutschbaselitz, heute ein Ortsteil von Kamenz, geboren. »Lenin on the Tribune« zählt zu Baselitz »Russenbildern«. Das Bild spiegelt die Kunst in der DDR-Jugendzeit des Künstlers wider. Der bestimmte Zeichenstil war politisch verordnet, also der einzige, der durch die politi-sche Zensur kam. Mit dem »Auf-den-Kopf-Stellen« abstrahiert er den Inhalt der Bilder.

Das haben die Menschen im späten Mittelalter (um 1500) zu dem Bild gesagt:Die Heilige Hedwig entspricht den damaligen Vorstellungen einer weiblichen Heiligen. Die Marienstatue und das Modell einer Kapelle sind klassische Merkmale der christlichen Kirche. Sie passen für den spätmittelalterlichen Betrachter perfekt ins Bild. In dieser Zeit waren Farben und Stoff teuer. Die Kirche war sehr wohlhabend und gab entsprechend viele Gemälde in Auftrag. Die Motive die-ser Zeit sind christliche Heilige, Reliquien, Ornamen- te und Ähnliches. Es werden Demut, Maß und Aufopfe-rungsbereitschaft demons-triert, prägende Elemente der katholischen Kirche zu dieser Zeit.

Würde das Bild heute gemalt werden:Der christliche Glaube ist nicht mehr das einzige The-ma, mit dem sich Künstler beschäftigen. Farben, For-men und Motive sind vielfäl-tiger, als es im Mittelalter je vorstellbar gewesen wäre.

Georg Baselitz: »Lenin on the Tribune«

(A. M. Gerasimov), 1999

Meister von Frankfurt: »Die heilige Hedwig«

(entstanden um 1500)

)�����������������y����^���q_������������������������Z!���!�������

Wie siehst Du Kunst? Die bildenden Künste spiegeln den Zeit-

geist wider. Was aber hätten die Men-

schen im Mittelalter zu der modernen

Kunst gesagt? Wie sieht man alte Bilder

heute? Eine subjektive Betrachtung P)Q��{��OQ�#�R%W|#`�<

"��������W���!��Y����O������� [�9CCC�y��!�"��������G;>}G>>��~\�� ��-�����!�����O����7��������\���qM����Littkemann, Berlin

_���������������Y�!�������[�!�9;>>�������� ��������!���y��!������!�"���-����p����������X;}G$���O��^�����-�����������������O��]Q��*>*�#��������Z!��������!����_�����������q����]\����Klut

1.����!R�����������������!�!��(Vorschule und Klasse 1 bis 5)2.\����������R�������Z�!��!��!��\�����unterwegs (Klasse 6 bis 12)

3.���!�����Z�'�����%������O�'^���Zp�������_�����!���������!��������YZ�����X���9G[4.��������������������������YZ�����X���9G[

Bei den Führungen durch die 3. Sächsische Landesausstellung via regia ist auch Eure Meinung gefragt! Folgende Themen halten wir für Euch bereit:

Page 9: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 2011 9

M U S I K

Hier spielt die Musik »Musik ist eine organisierte Form von Schallereignissen«, heißt es bei Wikipedia. Dabei entscheidet der eigene

Geschmack, was für gut und weniger gut befunden wird. Doch wie war das eigentlich früher? Gab es auch

schon Hits, die fast alle mitgerissen haben? Eine subjektive Charts-Auswahl.

P)Q<%Z<�%R#`�7<RO

1. Christoph Demantius – »Viel Freuden mit sich bringet« (1595)

»Viel Freuden mit sich bringet / Die fröhlich Sommer-zeit; / Im grünen Wald jetzt singet / Wiedrum vor Fröh-lichkeit / Ohn´ Unterlaß mit hellem Schall / Aus ihrem Hälslein zart / Sehr schön und fein Frau Nachtigall«

2. Unbekannter Musiker (wahrscheinlich schwe-discher Student) – »Im Frühtau zu Berge ziehen

wir« (Entstehungszeit unbekannt, zur Zeit der Weima-rer Republik nach Deutschland gekommen) »Im Frühtau zu Berge wir ziehn, vallera / grün schim-mern wie Smaragde alle Höhen, vallera / Wir wandern ohne Sorgen singend in den Morgen«

3. Martin Luther – »Ein feste Burg ist unser Gott« (1529)

»Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. / Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen.«

1. Katy Perry – »Firework« (2010)»You just gotta ignite the light / And let it shine /

Just own the night / Like the Fourth of July / Cause baby you're a firework / Come on show 'em what your worth«

2. Bloc Party – »One more Chance« (2008)»Don't say another word about the other

boy / Can't you see that I'm dying / This time things will be different«

3. Beirut – »Nantes« (2007)»Well it's been a long time, long

time now since I've seen you smile. / And I'll gamble away my fright. / And I'll

gamble away my time. / […] Nobody raise your voices / Just ano-

ther night in Nantes«

`������p��

`�����!��

Drei Fragen an den Musikwissen-schaftler Thomas Napp

Was hat denn die Musik des 15. und 16. Jahrhunderts im Besonderen charakterisiert?Die Musik war zumeist – wie auch heute noch – funktionsgebunden. An dem Lied »Viel Freuden mit sich bringet« kann man sehr gut sehen,

dass man Musik mit einer expliziten Repräsentationsfunktion (Fürstenbesuche, Huldigungen – z. B. Heinrich Schütz’ »Syn-charma Musicum« zur Huldigung der schlesischen Stände vor Johann Georg I. von Sachsen 1621 in Breslau) verbunden hat, oder die Musik entstand – wie hier – zuvorderst als Gelegen-heitskomposition.

Wie hat sich die Musik in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten weiterentwickelt?Es ist zu bestreiten, dass es überhaupt die eine lineare Weiter-entwicklung innerhalb der Musikgeschichte geben kann. Es gibt stets Parallelentwicklungen – wie die Musik – die auch immer in einem Zeitbezug stehen.

Was zeichnet die Musik der Oberlausitz im 15. und 16. Jahr-hundert ganz besonders aus?Die Musik der Region Oberlausitz ist natürlich mit der europä-ischen Musik allgemein verbunden. Die schriftliche Fixierung ist eine große Besonderheit der europäischen Musikgeschichte und damit auch der Musik in der Oberlausitz. Aber natürlich hat die Oberlausitz auch eine eigene musikkulturelle Geschichte: Vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges hatten sich die Ober-lausitzer zuvorderst an protestantisch geprägten Universitäten gebildet (Leipzig, Wittenberg), wodurch eine bürgerlich und hu-manistisch geprägte Musikkultur um 1600 entstanden ist. Die Region Oberlausitz befand sich in regem Austausch mit anderen sächsischen Städten, u. a. mit Freiberg im Erzgebirge, welcher nach dem Prager Frieden 1635 weiter ausgebaut wurde.

(^������� "������!������!������� ���������!��� ����-�����!�������������!�����������=www.mdr.de/musiksommer oder unter www.viaregia.goerlitz.��@ �������@�������'������������

So klingt s auf der via regia!

Page 10: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 201110 1 / 201110

��p��������!��!����������q<����Y��[�������W�����O��� �������!���!�����!����

Die ersten morgendlichen Schneeflocken fallen vom trüb-grauen Himmel, die Temperatur liegt jenseits von Gut und Böse. Im Schülercafé meiner Schule laufen die Heizungen auf Hochtouren, trotzdem mag es nicht wirklich warm wer-den. Ich fische mir eine fast gefrorene Mandarine aus der Tasche und blicke nei-disch auf den heißen Schokocappuccino einer Freundin. Sie bemerkt meinen beinahe gierigen Blick und erklärt sich bereit, mir ihren Cappuccino zu überlassen, wenn sie dafür meine Gefrier-Mandarine bekommt. So unspektakulär dieser Tag beginnt, so erlebnisreich wird er später: Ich möchte testen, wie und ob man einen Tag lang ohne Geld auskommen kann. Alles, was ich benötige, möchte ich also tauschen und handeln.

Eine Schachtel Pralinen gegen Schokolade Es ist Mittagszeit und ich habe Schulschluss. Der Kühlschrank stellt wie so oft ein Trauerspiel mit Tomatenmark und einer Dose Mais in den Hauptrollen dar, im Süßigkeitenregal finden sich je-doch noch eine Tafel Schokolade und eine Tüte Gummibärchen.Zu einfach wäre es, den Süßkram in mich hineinzustopfen und auf ein Sättigungsgefühl zu warten. Mein Tag steht im Zeichen des Handels. Ich begebe mich also in das Stadtzentrum.

Dort angekommen, traue ich mich erst mal nicht so recht, einfach jemanden zu fragen, ob er Schokolade oder Gummibärchen von mir gegen etwas eintauschen will. Nach meinen anfänglichen Selbstzweifeln habe ich endlich meinen ersten Handelspartner erspäht: ein etwas älterer Herr, der an einem Stehtisch vor ei-ner Bäckerei lehnt und genüsslich seinen Kaffee schlürft. Selbst- bewusst trage ich ihm mein Angebot zu einem Tauschhandel vor. Und siehe da: Fast wie aus dem Nichts zaubert der Herr eine Pralinenschachtel her und tauscht sie gegen meine Schokolade ein.

100 Kaffeebohnen für einen SklavenIch bin nicht die Erste, die mit Schokolade handelt: Der Kakao-handel reicht bis tief in das 17. Jahrhundert zurück. Damals

hatte der Kakao den Ruf, ein Heilmittel zu sein. So fand sich im Werk eines Apothe-kers beispielsweise ein Rezept für ein Kakao-getränk mit Chilige-

schmack, das als Medizin gegen alle erdenklichen Krankheiten helfen sollte. Die Kakaobohne an sich, die gewöhnlich einen sehr weiten Weg hinter sich hatte, galt aber auch als Zahlungs-mittel. So kostete damals ein guter Sklave um die 100 Kakao-bohnen. Erst ab Anfang des 19. Jahrhunderts ist Schokolade in der Form, in der wir sie nun im Supermarkt kaufen können, hergestellt worden. Die erste Milchschokolade wurde übrigens 1823 in Dresden produziert.

Döner gegen Dominostein: Elisa testet ihre Ersatzwährung.

»Ich bin nicht die Erste, die mit Schokolade handelt.«

Ein Tag ohne Geld Sicher ist es für den Großteil der Bevölke-

rung unvorstellbar ohne Geld zu leben.

Wir versuchen das Experiment, einen Tag

ohne Geld auszukommen. Mit einigen

Überraschungen.

VON <"%#�O<)RO%

Page 11: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 2011 111

H A N D E L / A R B E I T

Was bekommt man für ein Stück Butter?Aus der Gummibärchentüte ist per Tauschhandel mittlerweile ein Stück Butter geworden. Etwas ratlos überlege ich, wer ein Stück Butter gebrauchen könnte. Da sehe ich gegenüber eine Bäckerei. Doch die Verkäuferin sagt, sie dürfe nicht einfach so Butter gegen ein Brötchen tauschen. Die Butter sei ja kein offizi-elles Zahlungsmittel.

Sie hat Recht. Aber das war nicht immer so. Früher waren häu-fige Zahl- bzw. Tauschmittel Salz, Gewürze, Edelmetalle, Mu-scheln und in einigen Südseeregionen sogar Frauen. Erst nach und nach etablierte sich eine einheitliche Währung mit Edelme-tallen wie Silber und Bronze. Dabei wurden die ersten Münzen schon im 7. Jahrhundert v. Chr. geschlagen. Auch Papiergeld besteht schon länger, als viele glauben: Das erste Papiergeld ent-stand im 11. Jahrhundert in China. Erst Ende des 15. Jahrhun-derts wurde es auch in Europa eingeführt.

Die Verkäuferin lässt sich nicht überreden, doch der Kunde vor mir bietet mir einen Riesendominostein im Tausch für die Butter an. Hocherfreut nehme ich an. Aber ich bin immer noch nicht so recht zufrieden mit meinem Tagesergebnis. Zielgerichtet mar-schiere ich zum nächsten Dönermann und biete meine Pralinen oder den Riesendominostein für ei-nen Döner feil. Wider meiner Erfah-rungen in der Bäckerei freut sich der Mann riesig über den Handel. Er sucht sich den Dominostein für sei-ne Kinder aus. Schnell kämmt er sich noch sein Haar für das Foto, bevor ich meinen Hunger stillen kann.

Umsonstladen als AlternativeIch denke schon daran, die Pralinen als Nachspeise zu verputzen, als mir der Wunsch nach einem Heißgetränk kommt. Ich sage mir: Ich habe mich von einer Gummibärchentüte zu ei-nem Döner gehandelt, da bekomme ich sicher auch Glühwein für die Pra-linen. Und nicht nur einen! Ich kann sogar zwei Glühweinbecher bei der netten Verkäuferin aushandeln.

Gleich nebenan findet sich ein La-den, den meine auf Handel gerich-teten Sinne besonders wahrnehmen: ein Umsonstladen. Hier gibt es Bekleidung, Bücher, Haushalts-geräte und vieles mehr umsonst, auch ohne Tauschware. Die 32-jährige Gitta passt heute auf, dass alles rund läuft im Um-sonstladen. Sie sagt: »Uns geht es um eine Alternative zur Weg-werfgesellschaft. Es kommen gar nicht immer nur finanziell Be-nachteiligte in unseren Laden, sondern Menschen aus fast allen Einkommensklassen.«

Der Tag war anstrengend bis hier her, doch möchte ich noch ein Highlight erleben und versuche mein Glück in einem Plattenla-den. Der Verkäufer versucht mich erst abzuwimmeln. Aber ich

bleibe hartnäckig. Schließlich lässt er sich auf einen Handel ein: Ich bekomme eine superschicke neue Platte von einem Dresdner Elektro-label, wenn ich dafür Klopapier und Putzmittel heranbringe. Das wird nämlich gerade dringend benötigt. So leicht das gesagt ist, so leicht ist es auch zu beschaffen: In einem Imbiss sitzt ein netter Verkäufer, der mir im Gegenzug für ein brei-tes Lächeln das Gesuchte überlässt. Völlig verblüfft, aber sehr amü-siert, muss mir der Plattenverkäu-fer nun seine Platte überreichen. Das reicht. Ich fahre glücklich nach Hause, überrascht, dass alles so gut geklappt hat. Ich hätte nie gedacht, dass ich meine Schokolade oder meine Gummibärchen irgendwie gegen anderes eintauschen kann. Ebenso überrascht bin ich von den Reaktionen der Menschen: Zwar haben einige skeptisch reagiert,

aber habe ich mich doch mit fast allen auf einen Handel eini-gen können. Der Großteil war sogar sehr interessiert an meinem Tagesprojekt.Und während ich nun auf der Couch sitze, meinen inzwischen lauwarmen Glühwein trinke und meine neue Platte anhöre, überlege ich, wann ich das nächste Mal Geld und Kreditkarte zu Hause lasse.

%����������������'������(���������p������(��������������

Tuch gegen Taler – Handel im Mittelalter

Die via regia wurde erstmals 1252 als »strata re-gia« in einer Urkunde des Meißner Markgrafen erwähnt. Die Bezeichnung stand für den Schutz des Reisenden durch den Herrscher und die Zah-lung von Abgaben für sicheres Geleit und transpor-tierte Waren. Händler waren damit an bestimmte Wege gebunden – man sprach vom Straßenzwang. Maße und Währungen spielten eine wichtige Rolle: Musste man allerdings bei Maßen und Gewichten nur die Äquivalente kennen, um beispielsweise die Frankfurter in die Krakauer Elle umzurechnen, so gab es bei der Währung eine Besonderheit: Im Mit-telalter entsprach der Wert einer Münze dem Wert des Metalls, aus dem sie gefertigt war. Dies erleich-terte die Umrechnung, etwa für einen Ballen Tuch oder ein Fass Heringe. Gleichzeitig musste man den Metallgehalt der Münze bestimmen können – auch dies gehörte zu den Aufgaben eines Kaufmanns.

%������(�����'�����%���#�����������!��!��p�Q�-�!��!���O����������!��������\�����!�����^����������-���%������!��^��������������������!����������'�����=Die Sonderausstellung »via regia – Straße der Arten« geht zudem ��� (�����!�� �� W������ \������ !�� ����������������

��� ��� ������� ������� ���� !�������� ���� ����� �!� ������R������������������!����#'!��

%������������!��������!����!����q�������������������������'����� �������x��������������

Mal »blaumachen«! Das Senckenberg Museum für Naturkunde hat im Rahmen der 3. Säch-sischen Landesausstellung via regia ein spannendes Angebot im Programm:

Page 12: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 201112 1 / 201112

T I P P : Z E I T P L A N E R S T E L L E N

Zauberwort: Bewegung

P)Q�QQ�]��R%�`�R%#W)P

Warum wandern wir aus? Menschen tun das seit Hunderten von Jahren. Wandern von Ort zu Ort, auf der ganzen Welt. Die Gründe sind so vielseitig und unterschiedlich wie die Menschen selbst. Die Bewegung ist Teil des menschlichen Verhaltens. Im-mer seltener verbringen Menschen ihr ganzes Leben an einem Ort – vor allem nicht in unserer heutigen Gesellschaft. Mobil und flexibel muss man sein. Bewegung ist der Schlüssel.

Migration ist eine menschheitsgeschichtliche Konstante, deren Ursachen sich im Laufe der Zeit kaum geändert haben. Schon im Mittelalter zogen Händler, Diplomaten und Flüchtlinge in die weite Welt, um ihr Glück zu finden. Auf dem europäischen Kon-tinent führte sie der Weg sehr oft entlang der wichtigsten Han-delsverbindung zwischen Ost- und Westeuropa: der via regia.

��������������� ����������������(���»migratio« ab. Das steht für: »Y�!�][(�����!������!�«.

Aktuell leben mehr als 150 Millionen Menschen weltweit als Migranten in einem Staat, der nicht ihre

ursprüngliche Heimat ist. Dabei ist Migration kein Phänomen der Neuzeit. Die Geschichte zeigt, dass der

Mensch aus verschiedenen Gründen schon immer gewandert ist, manchmal freiwillig, manchmal unter Zwang.

|��� ������ R���� ���� #�!��� �� #������ 7�������!��� \���� !�� W�������� P�� )�� ������ ��� (�����'� �!� Vor- und Nachbereitung des Ausstellungsbesuches an. (�������!���������������������!������������!����(�������������������� ��������&�!��!�� ��*>>M�����%����������������!��P�����!�����^��-���� !����������������������������O�!����� !�������-������������&!�������<!���������<����!�����<����-�����!������!���������������%���������P����������������_���������<!�!����[email protected]. (������%����!����q�����������!������!��] ���������!��!�

Ab März dieses Jahres geht das Via Mobil wieder auf Tour.

Page 13: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 2011 13

M I G R AT I O N

Wanderung bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass es auf Dau-er sein muss. Früher gab es Wanderhändler, die ständig unter-wegs waren – von einem Ort zum nächsten. Sie befriedigten die Bedürfnisse der Menschen nach Waren. Die verschiedensten Erzeugnisse gelangten quer durch Europa, von Ost nach West und umgekehrt. Über die via regia erreichten uns vor allem die beliebten orientali-schen Gewürze. Durch den Handel entstanden neue Städte. Die Städte wuchsen mit der zu-nehmenden Wichtig-keit der via regia – ein Beispiel ist Görlitz.

Vom Zwang zu gehenUmstände wie Krieg, Vertreibung, Armut oder Verfolgung lassen oft keine andere Wahl. Das ist heute so und war zur Blütezeit der via regia nicht anders. Die erzwungene Auswanderung ganzer Bevölkerungsgruppen war im Mittelal-ter und in der frühen Neuzeit an der Tagesordnung. Die Ver-treibung der Juden Ende des 16. Jahrhunderts aus Spanien oder die Flüchtlingswellen der Protestanten seit dem 15. Jahrhundert sind nur einige Beispiele. Heute ist die massenhafte Vertreibung zwar nicht mehr in dem Maße üblich, doch bei den meisten Menschen, die ihre Heimat verlassen, ist von Freiwilligkeit sel-ten die Rede. Über 42 Millionen Menschen sind laut der UN weltweit auf der Flucht. Nach Deutschland kommen vergleichs-weise wenige, 22.000 suchten 2008 in Deutschland Schutz. Das Jahr 1992 markierte mit 438.191 Asylsuchenden den bisherigen Höchststand. Die Ursache waren damals die kriegerischen Aus-einandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien.

Doch nicht alle werden durch physische Bedrohungen gezwun-gen zu gehen. Viele sehen einfach nur keine Perspektive in der Heimat. »Die Menschen wollen dort leben, wo sie Arbeit und eine Zukunftsaussicht haben«, sagt der Auswanderungsberater des Raphaels-Werks, Johannes Martin. Das Raphaels-Werk be-treut seit 1871 Menschen, die auf der Suche nach neuen Mög-lichkeiten im Ausland sind. Die Berater informieren zum Thema Auswanderung und versuchen die Auswanderwilligen auf alle möglichen Aspekte vorzubereiten. Menschen, die aus Arbeits-gründen auswandern, werden auch Wirtschaftsmigranten ge-nannt. Entgegen dem Vorurteil, dass ausländische Arbeitswil-lige die Arbeitsplätze der Inländer wegnehmen, werden viele Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben. Schon im Kaiser-reich betrieb Preußen eine Anwerbepolitik. Man brauchte Ar-beiter, um die weiten Flächen des Landes zu bestellen. Ähnlich war es auch Mitte der 1950er bis Anfang der 70er Jahre, als die Bundesrepublik Gastarbeiter anwarb, um den Arbeitskräf-temangel in verschiedenen Industriezweigen auszugleichen. Oft-mals sind die Gastarbeiter nur für eine Saison im fremden Land, finden sie jedoch dauerhaft Arbeit, holen viele ihre Familie nach und bleiben.

Scharfe EinreisebestimmungenDoch was braucht man eigentlich zum Auswandern? Rucksack packen und los geht’s? So einfach die Vorstellung auch sein mag,

so kompliziert ist es in der Realität: In vielen Ländern ist es not-wendig, vorzuweisen, dass man in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen. Sei es durch ein gut gefülltes Bankkonto oder einer Arbeitsstelle im Einwanderungsland. Oft muss man ein Gesund-heitszeugnis vorlegen, etwa in Neuseeland oder Australien.

Um nach Deutschland oder in die Europäische Union einzuwandern, braucht man ebenfalls Arbeit vor Ort – vor allem, wenn man aus einem Land kommt, das nicht Mitglied der EU ist. Innerhalb der Europäischen Union kann man sich sehr frei bewegen. Sobald man Bürger eines Mitglieds-staates ist, hat man den Status des Unionsbür-

gers. Damit besitzt man das Recht der Freizügigkeit und kann in einem anderen Land der EU wohnen und arbeiten.

Es wird deutlich: Nichts geht ohne Migration – heute und frü-her. Stillstand ist nicht möglich und Migration lässt sich nicht aufhalten, höchstens etwas beschränken und lenken. Vor allem Europa wird in Zukunft auf Arbeitskräfte aus dem Ausland an-gewiesen sein. Sogar Johann Wolfgang von Goethe wusste es schon: »Ein Volk, das seine Fremden nicht ehrt, ist dem Unter-gang geweiht.«

Weitere Informationen unter: www.raphaels-werk.de

»Schon im Mittelalter zogen Händler,

Diplomaten und Flüchtlinge in die weite Welt, um ihr

���������� ���

�O�!''� ��|���!����«, Theatrum-mundi-Figur zur Szene »Ein Tag in Sorrent«, !�9*C;&<���R�!Y�����[���������'������Y#'�����[�Z������������������<������������q?C���7�����*>����!��!��p�#^������P�����!������\!''�������������!���#��������Z!��������!����_������

G9� ��� G>99 ��� G;� �^�� G>9G� <�� 7������ ��� #�����-���� �!��!�� �! O������ !�� ��� �!��!� �!������ �� |���������!�?�#^�������"������!������!���%������������q��������������]�!��!�����������[email protected]

Lebenswege ins Ungewisse. Eine Ausstellung über Migration in Gör-litz / Zgorzelec von 1933 bis heute

Page 14: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 201114 1 / 201114

B E W E G U N G / R E I S E N

�������!Q�!���Y9X[

war ein Jahr in New York.

��}�������#'��� �� Sternburg Y9XXI&9*;I[

bereiste Russland.Anne Laue Y9X[ verbrachte

���M����\�����

�����\���Y9G;$&9?;$[

entdeckte einen Reiseweg.#�'��O������Y9X[ lebt ein Schuljahr in Florida.E. Bis zum Ende des vergangenen Schuljahres habe ich ein Auslandsjahr in Tarrytown – 40 Minuten von der City entfernt – verbracht. Der Unterricht in der »Boarding School« war sehr individuell und spannend gestaltet. Durch meinen Auslandsauf-enthalt und die wöchentlichen Aufenthalte in der Stadt, die man auch Big Apple nennt, wollte ich meinen englischen Horizont erweitern. Letztend-lich hat sich die Sache ausgezahlt, denn meine schulische Einstellung hat sich positiv verändert, da die Schüler dort in meinem Alter bereits über den College-Besuch nachdenken und auch erste College-Tests schreiben.

B. Auf die Einladung von Alexander I. reiste ich in seine Hauptstadt. Ich war beauftragt, die Schafzucht in seinem Reich weiterzuentwickeln und an der landwirtschaftli-chen Erschließung des Landes mitzuarbeiten. Ich bereis-te also große Teile des Reiches und schickte nach und nach rund 10.000 sächsische Schafe dorthin, wodurch der Grundstein zum Aufblühen der dortigen Schäfereien gelegt wurde. Als Dank dafür erhielt ich den »Orden des heiligen apostelgleichen Wladimir« zusammen mit einer Pension von 6.000 Rubeln pro Jahr. Damit wurde ich in den Rang eines Ritters erhoben.

C. Mein Flug war angenehm. Als ich meine Gastmutter kennenlernte, war ich sehr glücklich. Die Leute in der Schule waren von Anfang an sehr nett und ich habe prompt neue Freunde gefunden. Schon in den ersten Wochen besuchte ich einige Footballspiele, Disney World in Orlando und sah mir Sonnenaufgänge am Atlantik an. Ich fand die Jagd von kleinen Haien und Pelikanen auf einen Fischschwarm sehr beeindruckend. Die Fische kamen bis zum Strand. Ich hoffe, es wird ein erlebnisreiches restliches Jahr für mich.

Wenn einer eine Reise tut Fünf Personen erzählen uns von ihren Reiseerlebnissen. Welcher Text passt zu welchem Foto?

P)Q�")R%�Q#`��%_W���{%�)���QQ�Q_M<QQ%�<R7yRQ<R

A. Nach meinem Abitur wollte ich etwas ganz anderes machen, deshalb entschied ich mich, weit weg von Büchern ein Au-pair-Jahr anzufangen. Ich wollte sehen, wie sehr sich das Leben von unserem in Deutschland unterscheidet, und meine Sprachkenntnisse verbessern. Ich hatte einfach Lust auf ein Abenteuer, mich auszuprobieren und zu sehen, wie ich alles hinbekomme ohne meine Freunde und meine Familie. Es ist faszinierend: Obwohl es ein Nachbarland ist, gibt es viele Dinge, die anders sind. Ich war schon im Urlaub immer begeistert von der Offenherzigkeit und der Lässigkeit der Men-schen hier. Genau aus diesem Grund hatte ich mich gerade für dieses wunderbare Land entschieden. Es war für mich ein unglaublich schönes Jahr und ich werde die Eindrücke und Erlebnisse nie vergessen.

D. Meine Reise begann in meiner Heimatstadt Venedig. Wir reisten auf dem Landweg Richtung Osten über den Iran zur Straße von Hormus am Golf von Oman fort. Auf diesem Weg durchquerten wir das heutige Nordafghanistan, welches ca. 50 Jahre zuvor geplündert und eingenommen worden war. Unsere Karawane zog weiter nordöstlich bis Kashgar. Unsere Weiterreise gestaltete sich sehr mühevoll, da wir das Pamirgebirge überqueren und die Wüste Gobi durchqueren mussten. Vier Jahre später erreichten wir unser Ziel: den Hof des Khans in Shangdu.

"��!��q�q����"�!��7q#'��� ��#�����!���`q#�'��O�������_q�����\����<q�������!Q�!���

<��]!������^����Z������������!��7�����!�������'��-������\��������!�������������������!�O��������<!��'�]M!������������_����������'������'�������p�#�!��������

���� ����^���� !�� ���������� %����q ������������]������!����-herberge.de(�����������p�����!�!��������������!��������

Auf geht s! Klassenfahrten und Begegnungen an der via regia

Page 15: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge

1 / 2011 15

H E L D E N / VO R B I L D E R

1: Auf dem Schulhof bemerkst Du, wie eine Gruppe von Jugendlichen einen Schüler mobbt. Wie reagierst Du?

a) Ich alarmiere zuerst die Presse, dann die Polizei und lasse mich als Retter des Schülers bewundern. b) Obwohl ich gegen die Jugendlichen nicht viel ausrichten kann, versuche ich den Streit zu schlichten. c) Ich wäge zuerst alle Möglichkeiten ab, alarmiere einen Lehrer und greife dann selbst ein.

2: Du schaust einen Film über hungernde Menschen in Ent-wicklungsländern. Was unternimmst Du danach?

a) Ich plane eine Europa-Tour, um auf das Problem aufmerk-sam zu machen und sammle Spenden. Die Hälfte davon geht an mich. b) Ich spende einen Teil meines Taschengeldes. c) Kurzerhand ändere ich meinen Berufswunsch und beschließe, als Wissenschaftler an der Entwicklung von neuen Nahrungs-mitteln für Entwicklungsländer zu forschen.

3: Ein Mitschüler bittet Dich, seine Hausaufgaben zu ma-chen. Bist Du einverstanden?

a) Wenn ich gerade Zeit habe, dann schon. Lieber bin ich nett, als dass ich mir Feinde mache.

b) Natürlich helfe ich Menschen in der Not. c) Nein, ich gehe mit dem Mitschüler den kompletten Stoff durch und erkläre ihm das Thema. Die Aufgaben muss er selbst lösen. Aber helfen? Selbstverständlich.

4: Lässt Du trotz der Belehrung Deines Lehrers im Herbst in der Nähe von Hochspannungsleitungen Drachen in

den Himmel steigen? a) Ich bin kerngesund – und das soll auch so bleiben. Also nein, ich lasse sie definitiv nicht steigen. b) Im Gegenteil, ich stelle mich an gefährliche Orte und halte Kinder davon ab, ihren Drachen dort steigen zu lassen. c) Natürlich lasse ich meinen Drachen auch neben Hochspan-nungsleitungen in die Luft steigen. Schließlich habe ich mit Hil-fe eines Physik-Baukasten einen Spezial-Drachen entwickelt, der keinen Strom leiten kann und deshalb Leben rettet.

5: Deine Eltern haben vergessen, ein Geburtstagsgeschenk für Deine Schwester zu kaufen. Wie hilfst Du Ihnen?

a) Ich trage ihr ein Gedicht vor. b) Ich nehme mein Taschengeld, renne in den nächsten Super-markt und kaufe ihr ein Barbie-Puppenhaus. c) Ich bastle ein eigenes Puppenhaus, das ich ihr schenke.

Bist Du eher der Nashorn-Typ?

Auf der Via Regia waren auch echte Helden unterwegs. Wir haben die Geschichten von drei besonderen

Reisenden genommen und einen – nicht ganz ernst gemeinten – Heldentest daraus gemacht. P)QR%`ZQ)�`Z

�!���!��q_��"��!�������������������_!��^!�������������!����������'��������������������������'�������! �����'�����

a) Du bist Clara, das Nashorn. Clara wuchs in ständigem Kontakt mit

Menschen auf, wurde später von einem niederländischen Kapitän gekauft, der das Nashorn aus Ostindien nach Europa brachte. Tatsächlich war sie später eine Attraktion und trat Tourneen auf dem ganzen Kontinent an. Die erste Präsen-tation fand 1744 statt. Drei Jahre später, nämlich 1747, gelangte sie nach Sachsen – Clara war damit das erste Nashorn, das sächsischen Boden betreten hatte. Auf ih-ren Reisen traf sie Herrscher und wissbe-gierige Zeitge-nossen. Trotz der Widrigkei-ten der Zeit blieb Clara knapp zwei Jahrzehnte un-

ter Menschen, so lange, wie kein Nashorn in Europa zuvor. Genau deshalb ist Clara eine Heldin: Sie ist spektakulär, fremd und liebenswürdig. Sie klärt die Menschen auf und vermittelt ihnen Wissen.

b) Du bist Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf. Er lebte im 18.

Jahrhundert in der Oberlausitz, wo er auf seinem Rittergut namens Mittelber-thelsdorf ab 1722 Glaubensflüchtlinge aus Mähren aufnahm. Die Flüchtlinge gründeten in Zinzendorfs Umgebung später die Siedlung »Herrenhut«. Doch Zinzendorf wurde dafür verbannt und reiste später als Predi-ger des Evangeliums durch Europa. Dies

zeugt von seinem starken Willen, seinem Mut und seinem sozialen Denken.

c) Du bist Jean-Pierre Blanchard, der französische Ballonfahrer. Blan-

chard absolvierte 1789 die erste bemannte Ballonfahrt in Schlesien. Nach ihm ist ein großer Mondkrater benannt. Bei einer sei-ner Landungen sollen ihm die Menschen am Boden entgegengerufen haben: »Seid ihr Menschen oder Götter? Gebt euch zu erkennen!« Blanchard ist ein Held der Wissenschaft und des technischen Fort-schrittes. Er gibt sich nicht mit vorhande-nen Erklärungen zu-frieden. Er möchte neue Erkenntnisse.

Page 16: Das Früher-Heute-Heft - smk.sachsen.de · Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an klasse@smk.sachsen.de. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge