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120 ZAMP Varia - Miscellaneous - Divers Das Kolloquium fiber Ferromagnetismus und Antiferromagnetismus in Grenoble Vom 2. bJs 7. Juli 1950 fand in Grenoble ein internationales Treffen yon etwa 50 auf dem Gebiet des Magnetismus arbeitenden, aus verschiedensten Lindern komlnenden Physikern statt. Das Kolloquium war vom Centre national de la Recherche scientifique mit materieller Unterstfitzung der Rockefeller-Stiftung organisiert und brachte einen Uberblick tiber den Stand der Arbeiten auf dem Gebiet des Ferro- und Antiferromagnetismus. Man kann feststellen, dab die schon alten Anschauungen yon NI~EL fiber den Antiferromagnetismus, der durch eine negative, im Gegensatz zu der im Ferro- magnetismus positiven Ausrichtung der Elementarmagnete gekennzeichnet ist, ihre rechnerische (VAN VLECK) und experimentelle Best/itigung gefunden haben. Indirekte BestS~tigung fanden sie durch Untersuchungen fiber Metalle und Oxyde (FoEx, TROMBE, MICHEL, BIZETTE, CHEVALIER) und tiber einige Paramagnetika in der NXhe des absoluten Nullpunktes (GORTER, K/JRTI, GARETT); Neutronen- diagramme gestatteten, die antiparallele Verteilung der Elementarmagnete zu ~< sehen ~. Experimente mit den far die Technik so wichtigen Ferriten (SNOEK, VA~ SANTEN, GUILEAVD, PAUTHE~'F~T) lassen ihre Magnetisierung als eine Kombina- tion yon Ferro- und Antiferromagnetismus erscheinen, bei der zwei Ierromagneti- sche Teilgitter negativ gekuppelt sind und ihre Momente teilweise kompensieren (Ferrimagnetismus). W'enn das yon WEISS zur Erkl~trung des Ferromagnetismus eingefiihrte Mole- kularfeld somit eine neue Anwendung gefunden hat, bleibt doch die Erkl/irung des Ferromagnetismus durch die Eigenschaften des Elektronenkollektivs eine verlockende Anschauung (STONER). Aber das Interesse erstreckte sich mehr auf den Mechanismus der Magnetisierungskurve als auf die Berechnung des SS~tti- gungsmomentes (SsIoLUKOWSI<I, FORREa). Die Bitterschen Streifen fiber Einkristalle und neuerdings fiber polykristalline Stoffe (BOZORTtL BATES, STEWART) erlauben, die von Ns vorausgesehenen Figuren der WeiBschen Bezirke sichtbar zu machen und die Wandverschiebungen im wechselnden Feld zu verfolgen; die Vorfiihrung yon Filmen war dabei beson- ders eindrucksvoll (SHocI<LEV, BATES). Das Gebiet der schwachen Felder ist eingehend (S~oEK, ]~PELBOIN, LANGE- VlN, GOLDSCH51IDT) bis zu den UItrakurzwellen untersucht worden (I<ITTEL) ; bei letzteren hat es den Anreiz einer relativ leichten 2vlessung des gyromagnetischen Effekts durch die ferromagnetische iResonanz. Die beobachteten Abweichungen vom Raleighschen Gesetz sowie die \Verte der Verlustwinkel erscheinen unter neuem Licht dank der Theorie der magnetischen Nachwirkung (Ns die den Einflul3 der Atomdiffus~on streng von dem der inneren Feldschwankungen trennt. Die experimentelle Untersuchung der Nachwirkung (LLIBOUTRY, BARBIER) er- streckt sich auch auf die Felsen und hat dabei (THEnLIEa) eine interessante An- wendung gefunden, nS~mlich die Kenntnis des Magnetfeldes der Erde im Laufe der Zeiten dutch Messung der Remanenz yon Gesteinen. Die Permanentm.agnete waren Gegenstand verschiedener Referate (Hos~LITz, WEIL). Magnete, hergestellt aus Pulvern von aasreichender Feinheit zur Bildung

Das Kolloquium über Ferromagnetismus und Antiferromagnetismus in Grenoble

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Page 1: Das Kolloquium über Ferromagnetismus und Antiferromagnetismus in Grenoble

120 Z A M P

Varia - Miscellaneous - Divers

Das K o l l o q u i u m fiber F e r r o m a g n e t i s m u s und A n t i f e r r o m a g n e t i s m u s in Grenoble

Vom 2. bJs 7. Juli 1950 fand in Grenoble ein internationales Treffen yon etwa 50 auf dem Gebiet des Magnetismus arbeitenden, aus verschiedensten L indern komlnenden Physikern statt . Das Kolloquium war vom Centre national de la Recherche scientifique mit materieller Unterstf i tzung der Rockefeller-Stif tung organisiert und brachte einen Uberblick tiber den Stand der Arbeiten auf dem Gebiet des Ferro- und Antiferromagnetismus.

Man kann feststellen, dab die schon alten Anschauungen yon NI~EL fiber den Antiferromagnetismus, der durch eine negative, im Gegensatz zu der im Ferro- magnetismus positiven Ausrichtung der Elementarmagnete gekennzeichnet ist, ihre rechnerische (VAN VLECK) und experimentelle Best/itigung gefunden haben. Indirekte BestS~tigung fanden sie durch Untersuchungen fiber Metalle und Oxyde (FoEx, TROMBE, MICHEL, BIZETTE, CHEVALIER) und tiber einige Paramagnet ika in der NXhe des absoluten Nullpunktes (GORTER, K/JRTI, GARETT); Neutronen- diagramme gestatteten, die antiparallele Verteilung der Elementarmagnete zu ~< sehen ~.

Exper imente mit den far die Technik so wichtigen Ferr i ten (SNOEK, VA~ SANTEN, GUILEAVD, PAUTHE~'F~T) lassen ihre Magnetisierung als eine Kombina- tion yon Ferro- und Antiferromagnetismus erscheinen, bei der zwei Ierromagneti- sche Teilgitter negat iv gekuppelt sind und ihre Momente teilweise kompensieren (Ferrimagnetismus).

W'enn das yon WEISS zur Erkl~trung des Ferromagnetismus eingefiihrte Mole- kularfeld somit eine neue Anwendung gefunden hat, bleibt doch die Erkl/irung des Ferromagnetismus durch die Eigenschaften des Elektronenkollektivs eine verlockende Anschauung (STONER). Aber das Interesse erstreckte sich mehr auf den Mechanismus der Magnetisierungskurve als auf die Berechnung des SS~tti- gungsmomentes (SsIoLUKOWSI<I, FORREa).

Die Bitterschen Streifen fiber Einkristalle und neuerdings fiber polykristalline Stoffe (BOZORTtL BATES, STEWART) erlauben, die von Ns vorausgesehenen Figuren der WeiBschen Bezirke sichtbar zu machen und die Wandverschiebungen im wechselnden Feld zu verfolgen; die Vorfiihrung yon Filmen war dabei beson- ders eindrucksvoll (SHocI<LEV, BATES).

Das Gebiet der schwachen Felder ist eingehend (S~oEK, ]~PELBOIN, LANGE- VlN, GOLDSCH51IDT) bis zu den UItrakurzwellen untersucht worden (I<ITTEL) ; bei letzteren hat es den Anreiz einer relativ leichten 2vlessung des gyromagnetischen Effekts durch die ferromagnetische iResonanz. Die beobachteten Abweichungen vom Raleighschen Gesetz sowie die \Verte der Verlustwinkel erscheinen unter neuem Licht dank der Theorie der magnetischen Nachwirkung (Ns die den Einflul3 der Atomdiffus~on streng von dem der inneren Feldschwankungen trennt. Die experimentelle Untersuchung der Nachwirkung (LLIBOUTRY, BARBIER) er- streckt sich auch auf die Felsen und hat dabei (THEnLIEa) eine interessante An- wendung gefunden, nS~mlich die Kenntnis des Magnetfeldes der Erde im Laufe der Zeiten dutch Messung der Remanenz yon Gesteinen.

Die Permanentm.agnete waren Gegenstand verschiedener Referate (Hos~LITz, WEIL). Magnete, hergestellt aus Pulvern von aasreichender Feinheit zur Bildung

Page 2: Das Kolloquium über Ferromagnetismus und Antiferromagnetismus in Grenoble

Vol. II, 1951 Buchbesprechungen- Book Reviews Notices bibliographiques 121

von Elementarbezirken, die neuerdings auch in der Technik Anwendung gefunden haben, erl/iutern die Rolle der inneren entmagnetisierenden Felder in der Theorie der I4oerzitivkraft. Die Orientierung der Magnete dutch das Magnetfeld basiert jetzt auf soliderer theoretischer Grundlage.

Eine Zusammenstel lung der Berichte und der anschliel3enden Diskussionen wird ill einer Sondernummer des Journal de Physique verSffentlicht werden und wird ftir den Physiker und den Techniker einen Clberblick fiber die Fragen des Magnetismus bringen, deren schnelle Entwicklung w/ihrend der letzten Jahre das Interesse best/itigt. L. WElL

Buchbesprechungen - Book Reviews - Notices bibliographiques

I n t r o d u c t i o n to Theore t i ca l and E x p e r i m e n t a l Opt ics . By J. VALASEK (John Wiley & Sons, New York 1949). 454 pp.; $6.50.

Das in der 1. Auflage erscheinende Buch gibt eine kurzgefal3te Zusammenstel- lung sowohl der geometrischen als auch der physikalischen Optik. In knapp 500 Seiten werden diese Gebiete behandelt. Es entsprach dem Willen des Autors, auf die Darstellung yon Detailfragen zu verzichten und sich ganz auf die Behand- lung der grundsXtzlichen Fragen zu beschr/inken. Die Dars te lhng ist tiberaus Mar, systematisch gegliedert und recht verst/indlich geschrieben.

In der geometrischen Optik werden in acht I(apiteln die fundamenta len Prinzipien, die idealen optischen Systeme (kollineare Transformation) und die trigonometrische Berechnung des Strahlenganges durch Linsensysteme behandelt. Ebenso sind die physikalischen Begrenzungen (Abbe-Bedingungen), dann die Bedeutung der 0f fnungen und Blenden dargestellt. Welter sind in diesem Teil des Buches die Grundprinzipien der Photometrie und der optischen Ins t rumente behandelt.

Im 2. Teil, der der physikalischen Optik gewidmet ist, sind die mit der Wellen- na tu r des Lichtes zusalnmenh/ingenden Erscheinungen beschrieben, wie Inter- ferenz, Beugung und Polarisation.

In einem 3. Tell sind die ebenfalls zur physikalischen Optik geh6renden Ge- biete der Strahlung und der Spektren, sowie die magneto- und elektrooptischen /Erscheinungen zur Darstellung gebracht. Am Schlusse des Buches ist eine Zusam- menstel lung von klassischen optischen Exper imenten gegeben.

Die Literatur kennt schon eine ganze Reihe yon Biichern, die eine /ihnliche Zielsetzung haben, wie das yon VALASEK verfaBte Werk. Der Referent ist aber durchaus der Meinung, dab das vorgelegte 13uch einen geniigend stark ausgepritg- ten eigenen Charakter der Darstellung aufweist, um seine Existenz zu rechtfer- tigen. Fiir das erste erweiterte Studium der Optik als Spezialgebiet ist das Buch sehr zu empfehlen. Aber auch der Fachmann wird es wegen der sehr iibersicht- lichen Gliederung des Stoffes als Hilfsmittel gerne beniitzen. E. B a u m a n n