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DAS LEBEN IM KASTEN

Das Leben im Kasten

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Recherche, Besuch im Knast!

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DASLEBEN

IMKASTEN

Eine Recherche von Jessica Kruft 2010

DASLEBEN

IMKASTEN

Inhaltsverzeichnis

07 Vorwort

09 Einleitung

11 Gefängnis

25 Alltag

51 Enge

67 Innen oder Aussen

73 Persönliches

79 Lexikon

Vorwort Im Rahmen des Buch - Projektes im Fach Art Direc-

tion habe ich mich mit dem Thema „Fremd“ beschäftigt. Dazu habe ich

alles gesammelt, was für mich persönlich fremd ist, was mich neugie-

rig macht oder aber auch gewisse Ängste mit sich bringt.

Nach langer Überlegung und Recherche entschied ich mich für das

Thema „Das Leben im Kasten“ und damit für das Fremde im Gefäng-

nis. Es dauerte eine Zeit, bis ich mich wirklich mit dem Thema ausein-

andergesetzt habe, denn es ist klar, dass man nicht auf legalem Weg so

einfach in ein Gefängnis spazieren kann.

Das Erste was ich gemacht habe, war auf google nach sämtlichen Jus-

tizvollzugsanstalten in der Umgebung zu suchen. Während ich eine

JVA nach der anderen anrief und mehr Absagen als Zusagen für Auf-

nahmen oder Gespräche bekommen habe, wollte ich mir schon aus

Verzweiflung ein anderes Thema suchen. Doch dann ein Lichtblick, an

einem Donnerstagmorgen habe ich in der JVA in Bochum angerufen

und sofort eine Woche später einen Besichtigungstermin bekommen.

Ich war „Happy“ und als dann die Zusage aus der Wuppertaler JVA

gekommen ist, war ich doch ganz schön erleichtert.

Das Buch beinhaltet einige Themen, mit denen ich mich in den letzten

Wochen beschäftigt habe und mit denen ich den Leuten „Da draussen“

das Fremde im Gefängnis ein Stück näher bringen möchte und die

Welt des Gefängnisses ins Bewußtsein rufen. Ich habe den Zugang zu

dem gesucht, was dort an Angst und Verachtung, Gewalt, an Hoff-

nungslosigkeit und Resignation unbewusst unter der Oberfläche

bleibt. Dieses Buch soll Einblicke geben in das Verborgene und Un-

heimliche des Gefängnisalltags. Das geht uns alle an - denn einsperren

und eingesperrt sein, geschieht immer im Namen des Volkes.

||||| ||

||||| ||||

Einleitung Im Gefängnis können die Häftlinge keine zehn

Schritte alleine gehen, ohne dass das System sie bremst und leitet. Es

ist ein Raum, der der Aussenwelt gegenüber verschlossen bleibt.

Genau diesen Raum habe ich im Rahmen des Buch - Projektes mehr-

fach besucht. Nachdem ich die Besichtigungstermine vereinbart habe,

bekam ich ein komisches Bauchgefühl, will ich da wirklich hin? Mein

Unterbewusstsein sprach immer wieder zu mir, in dem Moment habe

ich in der Fremde eine Art Angst gefühlt, was mich ein wenig beunru-

higt hat. Aber trotz aller Gedanken habe ich die JVA in Wuppertal und

in Bochum besucht.

Ich parke das Auto auf dem dafür gekennzeichneten Bereich „Parken

nur für Besucher“, vor mir eine große Mauer und ein Wachturm, schon

jetzt fühle ich mich kontrolliert. Am Eingang der JVA geht die Türe auf

und gegenüber hinter dickem Glas sitzt ein Beamter, der mich über

eine Gegensprechanlage fragt, was er für mich tun kann und zu wem

ich wollte. Ich gebe an, dass ich bei der Sozialarbeiterin der JVA einen

Termin habe. Mein Handy und meinen Personalauzsweis muss ich ab-

geben, um weiter durch eine Türschleuse zu kommen, im Austausch

bekomme ich einen Schlüssel mit einer Nummer für ein Schließfach.

Zwei weitere Beamte nehmen mich in Empfang, um meine Tasche zur

Durchsuchung abzugeben. Es ist wie am Flughafen, danach sperre ich

meine Tasche in das Schließfach. Ich komme in einen kleinen Vorraum

und warte bis ich abgeholt werde. In der Zwischenzeit begegnen mir

eine Menge Menschen, wer sind die wohl und wen besuchen die hier?

Wahrscheinlich stellen sie sich die gleichen Fragen über mich, sie ken-

nen mich ja auch nicht. Das laute Schloss der Tür geht und ich werde

abgeholt, ich fühle mich leer, denn ich darf nur einen Stift und meinen

Block mitnehmen. Wir gehen durch lange Gänge, ein Treppenhaus und

immer wieder müssen wir Türen vor uns öffnen und hinter uns schlie-

ßen. Schließlich kommen wir in ein Büro, auch hier sind die Fenster

vergittert. Ich bekomme einige Eindrücke und eine Menge erzählt über

den Alltag und den Ablauf in einer JVA. In diesem Buch möchte ich

über meine Eindrücke und Erfahrungen berichten.

||||| ||||| |

Gefängnis Gefängnis steht umgangssprachlich für eine

Vollzugs- bzw. Strafanstalt. Als JVA (Justizvollzugsanstalt) wird in

Deutschland ein Gebäude zur Unterbringung von Gefangenen bezeich-

net, die zu einer Freiheitsstrafe oder Jugendstrafe verurteilt worden

sind, beziehungsweise zur Unterbringung von Untersuchungsgefange-

nen. In einer JVA sitzen Verbrecher ihre Haftstrafe in geschlossenen

Einzelzellen oder in Mehrinsassenzellen ab. Es gibt verschiedene Ge-

fängnisse, für Männer, für Frauen und für Frauen die ein Kind erwarten

und für Jugendliche. In einem Gefängnis findet man die unterschied-

lichsten Straftäter. Vom Betrüger, Steuerhinterzieher, Vergewaltiger,

Kinderschänder oder auch Mörder.

Gefängnis

||||| ||||| |||

Auf Antrag können Insassen des offenen Vollzuges sogar ihrer Arbeit

nachgehen oder Freigang erhalten. Während der Haft ist ein Wechsel

zwischen beiden Einrichtungen möglich. Ein Gefangener wird dann im

offenen Vollzug untergebracht, wenn keine Befürchtung besteht, dass

der Gefangene entweichen oder die besonderen Möglichkeiten miss-

brauchen würde.

Anders sieht es im Ausland aus, vergleicht man einen Teil der auslän-

dischen Gefängnisse mit den deutschen Gefängnissen, geht es unse-

ren Inhaftierten sicherlich in mancher Beziehung deutlich besser. Oft-

mals sind ausländische Gefängnisse total überfüllt, es gibt kaum

Einzel- oder Doppelzellen. Meist wird improvisiert mit einer Matratze

auf dem Boden, Meuterei und stetig wachsende Aggressionen, über-

fordertes Personal sind an der Tagesordnung. Wobei es in vielen Län-

dern Verbote gibt, die kein Ausländer kennt. So wurde schon mach ein

Urlaub zum Abenteuer. Man kommt schneller ins Gefängnis als man

denkt.

Als Beispiel habe ich mir unteranderem das Gefängnissystem der Ver-

einigten Staaten angeschaut. Das Gefängnissystem setzt sich aus den

Gefängnissen der Bundesregierung und den einzelnen Bundesstaaten

zusammen. Neben diesen zivilen Gefängnissen verschiedener Sicher-

heitsstandards und Zuständigkeit existieren auch US-amerikanische

Militärgefängnisse. Die USA haben mit 751 pro 100.000 Einwohner

(laut einer Statistik von 2006) abgesehen von China, dessen Zahl nicht

eindeutig ist die höchste Inhaftierungsrate der Welt. Darunter stehen

die Gewaltverbrechen an oberster Stelle.

In den USA unterscheidet man ausserdem noch nach „Rassen“. Die

Rassen werden primär aufgrund physischer Merkmale wie die Hautfar-

be und der Behaarung unterschieden, zumeist werden jedoch auch Un-

terschiede im Charakter und bei Fähigkeiten angenommen. Diese An-

sichten gelten seit den 1990er Jahren als überholt, da genetische

Untersuchungen gezeigt haben, dass die Unterschiede zwischen den

vermeintlichen Rassen wesentlich geringer sind als die Variabilität in-

nerhalb dieser Population und dass es sich somit nicht um Rassen im

Insgesamt gibt es 36 Justizvollzugsanstalten in Nordrhein - Westfalen.

In meinem Buch habe ich die JVA´s in Bochum und in Wuppertal be-

sucht. Vor 1970 existierten in der Bundesrepublik Deutschland ver-

schiedene Arten von Freiheitsstrafen: Zuchthaus, Gefängnis, Einschlie-

ßung, Haft. Mit dem 1. Strafrechtsreform-Gesetz vom 25. Juni 1969

wurde diese Unterscheidung zum 31. März 1970 aufgehoben.

In Deutschland werden heute Gefängnisse als Justizvollzugsanstalten

bezeichnet. Geregelt ist der Strafvollzug im Strafvollzugsgesetz vom

16. März 1976, welches im Wesentlichen seit dem 1. Januar 1977 in

Kraft ist. Eine Justizvollzugsanstalt beschäftigt sich ausserdem mit der

„Resozialisierung“, der Begriff geht von der Vorstellung aus, ein Straf-

täter habe sich durch seine Tat ausserhalb der Gesellschaft gestellt

oder jedenfalls offenbart, dass er nicht im erforderlichen Maße in diese

Gesellschaft eingebunden sei.

Ziel des staatlichen Strafens habe es daher zu sein, den Täter wieder in

die Gesellschaft einzugliedern. Dabei ist zwischen dem Zweck der

Strafverhängung und dem Ziel des Strafvollzuges zu unterscheiden.

Im ersten Fall gilt die Resozialisierung als ein möglicher Strafzweck

neben anderen, im zweiten Fall wird die Resozialisierung als „Voll-

zugsziel“ von der herrschenden Meinung als alleiniges Ziel des Voll-

zugs angesehen. „Im Vollzug der Freiheitsstrafe soll der Gefangene

lernen, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu

führen.“ Unter Strafvollzug im weitern Sinne des Wortes versteht man

den Vollzug gerichtlich ausgesprochener Strafen, beispielsweise auch

der Todesstrafe. Die in Deutschland allerdings nicht angewendet wird.

Der Strafvollzug wird durch das Strafvollzugsrecht geregelt. Er erfolgt

in Gefängnissen, die in Deutschland Justizvollzugsanstalten heißen.

Nach dem die Verurteilung rechtskräftig geworden ist, kommt der In-

haftierte in eine Anstalt des offenen oder des geschlossenen Vollzu-

ges. Das Leben im offenen Vollzug ist den allgemeinen Lebensverhält-

nissen weit stärker angeglichen als im geschlossenen Vollzug. Des

weiteren haben Anstalten des offenen Vollzuges keine oder nur ver-

minderte Vorkehrungen gegen Entweichung.

Gefängnis

biologischen Sinne handelt.

Ein weiterer Unterschied besteht in den Strafen, in den USA gibt es die

Todesstrafe. Wegen Kapitalverbrechen befinden sich zur Todesstrafe

verurteilte Personen in US-Gefängnissen und warten auf ihre Hinrich-

tung. Kapitalverbrechen bezeichnet eine schwere Straftat wie Mord.

Die Todesstrafe ist die Tötung eines Menschen als gesetzlich vorgese-

hene Strafe für ein Verbrechen, dessen er für schuldig befunden wur-

de. Ihr geht in der Regel ein Todesurteil nach einem Gerichtsverfahren

voraus, das mit der Hinrichtung des Verurteilten vollstreckt wird. Zur

Hinrichtung wurden und werden immer noch folgende Methoden ver-

wendet: Elektrischer Stuhl, Enthauptung, Erhängen, Erschießung,

Steinigung und Vergiftung. Seit dem Jahr 2000 sind nach Kenntnis von

Amnesty international in den USA der Elektrische Stuhl, das Erhängen,

die Gaskammer und die Giftspritze für die Vollstreckung der Todesstra-

fe zur Anwendung gekommen.

Nicht nur in den USA wird die Todesstrafe immer wieder angewendet,

weitere Staaten sind der Irak, Iran, Israel, Japan, Libyen, Saudi-Arabi-

en, Singapur und die Volksrepublik China. In der Volksrepublik China

werden weltweit die meisten Menschen pro Jahr hingerichtet, es sind

meist über 3500 Menschen, nach inoffiziellen Angaben liegt die Anzahl

bei ca. 10.000. Todesurteile werden in China für 68 verschiedene Delik-

te verhängt, darunter Bestechung, Menschenhandel, Geld- und Scheck-

fälschung oder aber Steuerhinterziehung. Zum Tode Verurteile werden

in der Regel innerhalb einer Woche nach der endgültigen Urteilsbestä-

tigung hingerichtet. Ein Teil der Hinnrichtungen findet vor wichtigen

Feiertagen statt, von zehntausenden Zuschauern beobachtet und im

Lokalfernsehen übertragen. Seit 2006 dürfen Todesstrafen nur noch

nach Zustimmung des höchsten chinesischen Gerichts vollstreckt wer-

den, seit 2008 überwiegend nur noch mit der Giftspritze oder durch

Erschiessen. Die Todesstrafe ist und bleibt immer wieder umstritten,

wenn man sich überlegt, das man bei einem Bankraub oder bei Ehe-

bruch in Saudi-Arbien mit der Todesstrafe bestraft wird, hört es sich im

ersten Moment völlig banal an.

Man darf hinsichtlich dieses Themas auch die religiösen Hintergründe

in den Einzelstaaten nicht ausser Acht lassen, denn hier gibt es einfach

andere Sitten.

Eine weitere Variante ist die Gefängnisinsel, es ist die Bezeichnung für

eine Insel, die vollständig als Gefängnis genutzt wird. Hierbei ergänzt

oder ersetzt die Insellage selbst die sonst üblichen Sicherheitsbarrie-

ren. Das Wasser um die Insel stellt eine natürliche Barriere für Ausbre-

cher dar. Ebenso können Gerüchte z.B über die Existenz von Haien,

eine psychologische Schwelle für Ausbrecher darstellen. Die wohl be-

kannteste Gefängnisinsel ist Alcatraz in den USA vor San Francisco.

Zuerst war es ein Militärgefängnis und 1993 wurde es zu einem Bun-

desgefängnis umfunktioniert und so das bekannteste Hochsicherheits-

gefängnis der Welt. Man hat von dort einen wunderschönen Blick auf

das „normale“ Leben, auf die pulsierende Stadt San Francisco und auf

die Golden Gate Bridge. Was ihr Übriges zur bedrückenden Stimmung

beigetragen hat. Briefverkehr wurde zensiert, Besuche waren selten

und Zeitungen, Radio und Fernsehen verboten. Auch die Behandlung

der Häftlinge galt als brutal.

Mittlerweile ist das Gefängnis geschlossen, heute haben Besucher die

Möglichkeit das Gefängnis zu besichtigen und Gefühle der Gefangenen

nachzuempfinden.

||||| ||||| ||||| Gefängnis

||||| ||||| ||||| ||||

§§Die Freiheitsstrafe

ist eine staatliche

Sanktion, um auf eine

Straftat zu reagieren.

Die Strafe wird in

demokratischen

Rechtssystemen von

einem unabhängigen

Gericht durch ein

Urteil ausgesprochen.

Höchstmaß ist die

lebenslange Freiheits-

strafe, sie wird für

schwerste Verbre-

chen angedroht, wie

für Mord. Die Frei-

heitsstrafe greift

ganz erheblich in das

Grundrecht der

Freiheit der Person

ein. Sie dient dem

Gemeinwohl und ist

Ausdruck des Straf-

anspruches des

Staates.

Die Jugendstrafe

ist in dem deutschen

Jugendstrafrecht eine

speziell für Jugendli-

che (14 bis 17 Jahre)

und Heranwachsende

(18 bis 21 Jahre)

konzipierte Freiheits-

strafe. Sie darf nur

wegen sogenannter

schädlicher Neigung

oder wegen der

besonderen Schwere

der Schuld verhängt

werden. Maßgebend

für die Anwendung

von Jugendstrafe ist

das Alter des Täters

bei Begehung der Tat,

nicht bei ihrer Abur-

teilung. Sie dauert

mindestens 6 Monate

und maximal 5 Jahre.

Das Höchstmaß sind

10 Jahre, wenn der

Jugendliche schuldig

ist.

Untersuchungsgefan-

gene oder aber

häufig einfach nur

U-Haft genannt, ist

eine verfahrenssi-

chernde Ermittlungs-

maßnahme im

Rahmen der Ermitt-

lung einer Straftat.

Die U-Haft darf nur

durch den Richter

durch Haftbefehl und

einem Ersuchen um

Aufnahme zum

Vollzug der U-Haft

angeordnet werden.

Ihr geht in der Regel

eine Festnahme

durch die Polizei oder

der Staatsanwalt-

schaft voraus.

Freiheitsstrafe Jugendstrafe U-Haft

Ein Gefangener ist

eine Person, die ihre

Freiheitsrechte legal

beschränkt oder

illegal beraubt ist,

sich also unfreiwillig

in hoheitlichem

Gewahrsam befindet.

Gefangener

Gefängnis

Eine andere Welt? Das Gefängnis, ist nicht nur Teil

der äußeren Welt, als Institution beziehungsweise als Anstalt heute

meist irgendwo an den Stadtrand ausgelagert und so weitgehend un-

seren Blicken wie unserer Wahrnehmung entzogen.

Als „gesellschaftlicher Überbau“ ist es zugleich auch Teil unserer inne-

ren Welt. Die Drohung und Vorstellung für unsere Missestaten eines

Tages im Gefängnis zu landen begleitet uns seit unserer Kindheit. Und

wenngleich wir auch dazu neigen mögen, die Insassen von Gefängnis-

sen als Straftäter und Verbrecher zu betrachten und abzuspalten, so

ist letzlich wohl keiner davor gefeit, auf die eine oder andere Weise

derart mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, dass eine begangene

Straftat oder gar ein Verbrechen dazu führen können, eine kürzere

oder längere Haftstrafe antreten zu müssen. Gefangenschaft und Ge-

fängnis haben nicht nur eine lange Geschichte, sie haben auch eine

Vielzahl von Geschichten und Bildern entstehen lassen, die das Den-

ken, die Fantasien und häufig auch das Erleben der Menschheit bis in

die Gegenwart hinein prägen. Das Gefängnis ist beispielsweise ein Teil

der alt- und neutestamentarischen sowie der griechischen Mythologie,

es findet sich in einer Vielzahl literarischer Werke, in der Musik, der

bildenden Kunst sowie in Filmen wieder - ganz abgesehen einmal von

der kaum noch zu überschauenden wissenschaftlichen Literatur.

||||| ||||| ||||| ||||| | Gefängnis

JVA Bochum1, Etage

Einzel-zelle8 m2

Gänge

Treppenhaus

2 3 4 5 6 7

8 9 10 11 12 13 14

||||| ||||| ||||| ||||| |||

Türe

n

Gefängnis

Tagesablauf

6:00 Uhr Wecken, anschließend Frühstück in der Zelle

6:40 Uhr Ausrücken in die Arbeitsbetriebe

11:45 Uhr Mittagessen in der Zelle

12:30 Uhr Ausrücken in die Arbeitsbetriebe

15:05 Uhr Einrücken, Freistunde, Sport

17:00 Uhr Abendessen auf der Zelle

22:00 Uhr „Nachtruhe“

Alltag||||| ||||| ||||| ||||| |||||

Alltag Das Gefängnisleben verläuft nach einem System, wäh-

rend meiner Recherche und der Besuche in der JVA war ich ein Teil

dieses Systems. Angefangen damit, dass es bestimmte Besuchszeiten

gibt an denen man nur in die JVA kommt und sich ankündigen muss.

Gefangene haben ein Recht auf Besuch. Die Mindestbesuchszeit be-

trägt allerdings nur eine Stunde pro Monat. In vielen JVA´s sind den-

noch mehrere Besuche möglich, ein Anspruch darauf besteht aber

nicht. In der Bochumer JVA gibt es fast nur Einzelzellen, in denen darf

geraucht werden. in unterschiedlichen zeitlichen Abständen finden

über die Beamten Zellendurchsuchungen statt, um einen möglichen

Drogenkonsum aufzudecken. Jeder Häftling ist für die Sauberkeit sei-

ner Zelle selbst verantwortlich. Aus datenschutzrechtlichen Gründen

dürfen an den Zellentüren keine Namensschilder hängen, es wird auch

nicht öffentlich gemacht, warum der eine oder der andere im Gefäng-

nis sitzt, um den Stress unter den Gefangenen etwas zu entschärfen.

Die JVA Bochum gehört mit ihren 721 Haftplätzen für erwachsene

Männer zu den großen geschlossenen Anstalten des Landes Nordrhein

- Westfalen. Rund 19 % der Haftplätze werden von Untersuchungsge-

fangenen belegt. Von den Strafgefangenen sind die meisten Rückfall-

täter mit einer längeren kriminellen Karriere. Der Strafvollzug bietet

sichere Arbeitsplätze, im Alltag arbeitet ein Abteilungsbeamter in drei

Schichten. Zum Ausgleich gibt es zusätzliche Freizeit. Der Tag beginnt

um 6 Uhr mit der Ausgabe des Frühstücks an die Gefangenen in ihren

Hafträumen. Beim Essenverteilen helfen die Hausarbeiter. Hausarbei-

ter sind Gefangene, die durch „Gute Führung“ eine bessere Position in

der JVA erlangt haben und nicht negativ in Erscheinung getreten sind.

In deutschen Justizvollzugsanstalten essen die Gefangenen nicht ge-

meinsam in großen Sälen, sondern einzeln in ihren Zellen. Es folgt um

6:40 Uhr das Ausrücken der arbeitenden Gefangenen. Um 11:45 Uhr

kommen sie wieder zum Mittagessen zurück in ihre Zellen. Das Essen

wird in einer eigenen Anstaltsküche zubereitet, in der auch ein Teil der

Gefangene arbeitet. Um 12:30, erneutes Ausrücken zur Arbeit, um

15:05 Uhr wieder Einrücken.

Dann Verteilung des Abendessens, Freistunde, Duschen, Arbeitersport

und Freizeitaktivitäten. Das Besteck in der JVA ist vom Metall etwas

weicher als herkömmliches Besteck, um jegliche Ausbruchversuche zu

erschweren. Jeder Häftling hat das Recht auf eine Freistunde im Hof,

entweder mit anderen Häftlingen auf dem Hof oder aber im Freistun-

denkäfig. Im Käfig sind die Gefangenen isoliert und haben keinen Kon-

takt untereinander, werden jedoch bewacht. Für Gefangene, die nicht

arbeiten, gilt ein anderer Tagesablauf mit anderen Zeiten für Freistun-

den und Sport. In Bochum gibt es auch eine Krankenabteilung, auf der

jedoch keine Operationen durchgeführt werden können, däfür müssen

die Gefangenen in ein Krankenhaus gebracht werden. Ein eigenes Jus-

tizkrankenhaus gibt es in Fröndenberg im Sauerland.

Alle 14 Tage gibt es einen „Supermarkt“ im Gefängnis, wo die Gefan-

genen sich Kleinigkeiten kaufen können, z.B. Zigaretten, Kaugummis

etc. Im Gefängnis wird sehr darauf geachtet, dass die Häftlinge einer

Arbeit nachgehen, oftmals gibt es eine Schreinerei, Buchbinderei oder

Druckerei. Die Gefangenen sollen einen regelmäßigen Alltag haben, in

manchen JVA´s hat man die Möglichkeit, als Häftling eine Berufsaus-

bildung zu erlernen.

||||| ||||| ||||| ||||| ||||| |||| Alltag

Wer sitzt hinter dieser Mauer? Ist

das auch wirklich alles sicher? Die JVA in Bochum sowie auch die in

Wuppertal liegen beide am Stadtrand, mitten zwischen den Wohn-

gebieten. Nicht jeder ist darüber begeistert als „Nachbarn“ eine JVA

zu haben, daher löst jeder Neubau einer JVA heftige Diskussionen

und teilweise auch Bürgerinitiativen aus. Doch meist ist man macht-

los, und hat keine Chance dagegen anzugehen. In der Bochumer

JVA hat die Gefängnismauer eine Höhe von 5m und in Wuppertal ca.

8m. Die Wuppertaler JVA gilt allerdings auch als Hochsicherheits-

trakt, wo auch Häftlinge mit Terroristischem Hintergrund so ver-

schlossen sind, dass es schwer werden würde sie von aussen zu

befreien. Entlang der Mauer gibt es immer wieder diese Wachtürme,

sie sind Tag und Nacht besetzt und die Beamten haben dadurch ei-

nen Rundumblick. In Bochum gibt es 400 Angestellte, die im Schicht-

dienst 8 Stunden am Tag arbeiten. Derzeit sind 830 Gefangene in

Bochum untergebracht die bewacht und versorgt werden müssen.

Es gibt in jeder JVA verschiedene Religionsgruppen und Nationen.

Die größte Gruppe der Straftaten sind Diebstähle und Raub, die

schwereren Straftaten darf man dennoch nicht ausser Acht lassen.

In Deutschland bedeutet lebenslänglich bis zu 32 Jahren Haft. Die

Beamten, die innerhalb der JVA arbeiten, sind aus Sicherheitsgrün-

den nicht bewaffnet, damit diese Waffen nicht gegen sie verwendet

werden können. Der tägliche Umgang mit inhaftierten Menschen

fordert die ganze Person. Neben Überwachungs- und Kontrollaufga-

ben sind es die Probleme der Gefangenen, die den Dienst eines JVA

Beamten bestimmen.

Alltag

44791.

Hinter jedem Gitter oder vielmehr hinter jeder Tür sitzt eine Persön-

lichkeit. Was auch immer derjenige getan haben soll, er ist und bleibt

ein Mensch. Im Gefängnis ist es so, das alles anonym ist, jeder der dort

einsitzt bekommt eine Nummer. Es sind Menschen, wie Du und ich,

auch sie haben menschliche Bedürfnisse, im Gefängnis wird einem

eine Menge zur Strafe für die Taten genommen.

In dieser abgebildeten Zelle sitzt die Nummer

Alltag||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| |||||

Der Gong. Du hörst ihn nicht, aber erwachst. Wie jeden Morgen,

zur gleichen Stunde. Die Handgriffe des Morgens. Gewohnheitsmä-

ßig. Ohne zu denken. Das Denken übernehmen andere. Für Dich.

Kein Blick zum Fenster. Kein Blick hinaus. Du siehst die Sonne

nicht. Den Himmel nicht. Spürst nicht den leichten Morgenwind

auf Deiner Haut. Es hat keine Bedeutung. Für Dich. Die Schrit-

te. Das metallische Klappern. Das knirschende Schieben des

Riegels. Wie jeden Morgen. Zur gleichen Stunde. Die schwere Tür

schwingt langsam und quietschend auf. Mürrische Gesichter und

ein paar Scheiben Brot. Kein Gruss. Gleichgültige Augen. Die

Tür schliesst sich hinter Dir, langsam und quietschend. Der

Riegel rastet knirschend ein. Du isst dein Brot, ohne einen

Gedanken. Es gibt nichts zu denken. Nicht an den vergangenen

Tag. Nicht an den kommenden Tag. Das Denken ist unnötig für

Dich. Du rauchst und verfolgst die weissen Wölkchen mit Deinem

Blick. Siehst sie zum Fenster schweben, durch die Gitter flie-

gen. Die blassen Wolken am Himmel siehst Du nicht. Die letzten

Handgriffe. Der Morgenbedarf an Tabak. Eine Scheibe Brot, für

das zweite Frühstück. Später. Der Gong, es ist Arbeitsbeginn.

Der Riegel knirscht, die Tür öffnet sich, Du trittst hinaus.

Ohne Eile und ohne Gruss. Überall blaue Arbeitsanzüge, die aus

quietschenden Türen treten. Nacheinander die Treppe herabstei-

gen, langsam und müde. Es geht zum Sammelplatz, um gezählt zu

werden. Der Bestand muss geprüft werden. Bestand am Menschen,

an billigen Arbeitskräften.Danach Abmarsch in die Betriebe,

unter Bewachung. Der Bestand muss stimmen. Darum Bewachung. Du

stehst am Arbeitsplatz, lustlos und gedankenlos, einfache

Handgriffe, ohne Anforderung. In einem dunklen Raum, mit

schlechter Luft und vergitterten Fenstern, durch die keine Luft

hereinströmen kann. Die den dunklen Raum nicht erhellen können.

Neonlicht, Gestank und der Lärm der Maschinen.

Neben Dir andere blaue Arbeitsanzüge. Hinter Dir andere Ar-

beitsanzüge. Du kennst sie, vom Sehen, ihre Gesichter. Die

aussehen wie Dein eigenes, müde und lustlos. Arbeitspflicht für

alle, es gibt Taschengeldlohn, für alle. Unternehmerbetriebe

kaufen billige Arbeitskräfte. Der Gong, das zweite Frühstück,

Du isst Dein Brot und schweigst wie alle anderen. Wie jeden

Morgen, zur gleichen Stunde. Du rauchst, die weissen Wölkchen

schweben zur Decke. Von dort zum Fenster und fliegen durch die

Gitter. Den Himmel siehst Du nicht. Ein blauer Arbeitsanzug

bricht das Schweigen, einsilbig antwortet ein anderer. Niemand

schaut hoch und beteiligt sich, die Blicke zum Boden gerichtet.

Der Gong, in die Gedanken hinein, wieder Neonlicht, Gestank und

der Lärm der Maschinen. Rattern, stampfen und die Blicke der

Bewacher. Der Bestand muss stimmen. Noch eine Stunde bis zum

Mittag, die Gedanken trennen sich von der Arbeit. Das Rattern

der Maschinen wird zu Musik. Ein paar Worte, Berührungen und

der Himmel über Dir. Dein Arm bewegt sich, bedient den Hebel,

Du merkst es nicht. Die Blicke der Bewacher, sie prüfen den

Bestand. Du siehst die blassen Wolken, ihre bizarren Formen,

sie wandern. Wie Deine Gedanken und die Blicke der Bewacher.

Die Du finanzierst mit Deiner Arbeit, zu einem Taschengeldlohn.

Der Gong reisst Dich aus Deinen Gedanken, nicht aus den Blicken

der Bewacher. Der Gong und Du gehorchst, wie ein Hund auf seine

Pfeiffe. Sammeln und anzählen, der Bestand muss stimmen. Ab-

marsch in den Zellentrakt, unter Bewachung, es sind überall

blaue Arbeitsanzüge. Wie jeden Morgen, zur gleichen Stunde, der

Riegel wird zurückgeschoben und der Schlüssel knirschend ge-

dreht. Hinter Dir verschlossen. Alles nach Vorschrift. Du bist

allein mit Deinem Fleisch und Deinem Apfel. Du isst, weil Du

essen musst. Du denkst dabei an den Himmel, an bizarre Wolken.

Es gibt keinen Grund zu denken, das besorgen andere für Dich.

Nr. 44791

Wolfram Marggraf

Alltag

44791

Alltag

Alltag

Berufe in der JVA. Jeden Morgen, zur gleichen

Stunde wird der Gefangene 44791 von einem Beamten an seiner Zel-

le zum Ausrücken in den Arbeitsbetrieb abgeholt. Es gibt eine vor-

gegeben Anstaltskleidung, die zu dem Zeitpunkt getragen werden

muss. Eine geregelte Arbeit sowie schulische und berufliche Bildung

haben bei den Bemühungen um die Wiedereingliederung eines Ver-

urteilten einen hohen Stellenwert. Nach dem Strafvollzugsgesetz

sind Strafgefangene zur Arbeit verpflichtet. Es gibt verschiedene

Möglichkeiten eine Arbeit aufzunehmen in der JVA, zum Beispiel in

der Buchbinderei, in der Anstaltsküche, Wäscherei, Druckerei,

Schlosserei, Schuhmacherei, Bücherei, Elektrowerkstatt, Sanitär,

Garten- und Landschaftsbau oder aber in der Schreinerei. Jeder Ge-

fangene sollte täglich zur Arbeit gehen, sie sollen so einen regelmä-

ßigen Alltag haben. In der Schreinerei werden unter anderem Kin-

derwiegen, Lichterbögen oder Weihnachtspyramiden gefertigt, die

am Ende des Jahres auf einem Basar verkauft werden. Alle die in der

Schreinerei gearbeitet haben müssen ihre Werkzeuge wieder zu-

rücklegen. Der beaufsichtigende Beamte kontrolliert die Werkzeuge

und verschließt die Feilen. Ausserdem gibt es auch noch die soge-

nannten Unternehmerbetriebe, dass sind Arbeitsplätze von Firmen,

die in der JVA ihre Produkte produzieren lassen. Das Arbeitsentgeld

ist in fünf Vergütungsstufen eingeteilt. Je nach Art der Arbeiten, ein-

fache Art, keine Vorkenntnisse, mit Einarbeitungszeit, mit Anlern-

zeit oder Kenntnisse und Fähigkeiten eines Facharbeiters erhalten

Strafgefangene zwischen 7,71 € und 12,85 € pro Tag, erwachsene

Untersuchungsgefangene zwischen 4,28 € und 7,14 € pro Tag. Der

durchschnittliche Verdienst beträgt 210 € monatlich. Das monatlich

erarbeitete Arbeitsentgeld wird zu drei Siebteln als Hausgeld zum

Verbrauch während der Inhaftierung und zu vier Siebteln als Über-

brückungsgeld für die Zeit nach der Entlassung auf das Konto des

Gefangenen gebucht. Bargeldbesitz ist in der JVA verboten.

Frust und Freizeit Arbeitsende ist für die Gefange-

nen um 15:13 Uhr. Sie haben dann die Freistunde auf dem Hof oder

gehen zum Sport. Daneben gibt es auch ungeleitete Aktivitäten wie

gemeinsames Fernsehen oder Spielrunden. Zu den schwierigen Auf-

gaben in einer JVA gehört es, arbeitslose Gefangene zu beschäfti-

gen. Ein wichtiger Faktor ist dabei das Sportangebot auch tagsüber.

Ausserdem besteht auch die Möglichkeit zum Umschluss, dass

heisst der Gefangene kann einen Kollegen in einer anderen Zelle be-

suchen. Neben dem Sport stellt auch der Fernseher eine wichtige

Freizeitbeschäftigung dar. Alle paar Wochen gibt es die sogennan-

ten „Highlights“, dann treten Bands in der JVA auf oder es wird

Theater gespielt, Stücke, die die Gefangenen mit der eigenen Thea-

terwerkstatt ausarbeiten und anschließend inszenieren. Freizeitge-

staltung, die für den Gefangenen selbst möglichst ein Gewinn und

für andere kein Schaden bedeutet, muss geübt werden.

Alltag

Alltag

Gitterstäbe gehören überall zum Erscheinungsbild. Es gibt keinen

Raum wo es keine Gitterstäbe gibt. Zwar gibt es den Freizeitraum, wo

man probieren kann vom „Alltag“ abzuschalten, allerdings der Blick

zum Fenster lässt das nicht lange zu.

Enge

||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| |

Ein Leben auf 8m2! Mit einem Gefängnis verbindet

man vorallem die Gitter, das Verschlossen sein und die Enge. Für viele

ist es kaum vorstellbar auf 8m2 zu leben! So leben die Häftlinge in einer

JVA. Ihre Zellen sind so groß, dass ein Schrank, ein Bett, ein Tisch, ein

Stuhl, ein Regal, eine Toilette und ein Waschbecken gerade einmal

Platz finden. Ein Fenster gehört zu jeder Zelle. Geduscht wird in Ge-

meinschaftsbädern. Die Häftlinge die arbeiten, haben jeden Tag die

Möglichkeit zu duschen, die anderen dreimal in der Woche. In jeder

Zelle ist ein Fernseher zu finden, den sich die Gefangenen mit ihrer

Arbeit im Gefängnis verdienen können. In den Zellen darf geraucht

werden, es finden jeweils unregelmäßige Durchsuchungen der Zellen

statt. Jeder Häftling ist für die Sauberkeit selbst zuständig.

Die Einrichtung ist immer gleich, der Häftling kann seine wenigen Sa-

chen nach seinem Belieben unterbringen. Es gibt keine erste und zwei-

ter Klasse Zellen. Die einen haben den Ausblick auf den Hof und die

anderen auf die Mauer. Aussuchen kann man sich seinen Trakt nicht,

denn auch hier gibt es ein System. Es wird unterteilt nach der Schwere

des Verbrechens. In Einzelfällen gibt es Doppelzellen, die man oft auch

im Jugendgefängnis findet. Suizidgefährdete Häftlinge, kommen ge-

nerell in eine Doppelzelle.

Aus datenschutzrechtlichen Gründen dürfen an den Zellentüren keine

Namensschilder hängen, es sind nur die Arbeitsbereiche wie zum Bei-

spiel: Buchbinderei, Vordrucker oder ähnliches aufgeführt. Durch gute

Führung kann man sich zum „Hausarbeiter“ hocharbeiten und hat ge-

wisse Privilegien.

Enge||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| |||

Enge oder sagt man besser eingeschränkt? Für viele Leute ist der Ge-

danke allein schon eine Strafe, bei der Überlegung auf kleinstem Raum

mit den nötigsten Sachen zu leben. Luxus ist ein Fremdwort im Knast,

jeder bekommt die Anstaltskleidung und nur in der Freistunde ist es

erlaubt, sein persönliches Outfit zu wählen. Von daher ist das Leben im

Gefängnis ganz schön eingeschränkt und von Gesetzen und Beamten

vorgeschrieben. Zelle an Zelle, es sieht aus wie Tiere hinter Gittern im

Zoo, auch sie Leben in einer Enge. Der Tagesablauf ist im Detail ge-

plant, um 22 Uhr ist Schluss, wo andere da „draussen“ am Wochenen-

de sich von ihrem engen Alltag erstmal erholen.

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Die Häftlinge haben ein Waschbecken und eine Toilette auf ihren Zel-

len. Bei einer Doppelzelle befindet sich das Waschbecken und die Toi-

lette in einem separaten Raum innerhalb der Zelle. Jeder Häftling ist

für die Sauberkeit in seiner Zelle selbst verantwortlich. In einem „Su-

permarkt“ der innerhalb des Gefängnisses alle zwei Wochen stattfin-

det, kann der Gefangene kontrolliert einkaufen und persönliche Dinge

dort erwerben. Die Besucher dürfen dem Gefangenen keinerlei Gegen-

stände mitbringen. An Festtagen, wie zum Beispiel Geburtstag, Weih-

nachten oder Ostern müssen die Angehörigen die Geschenke vorzeitig

anmelden. Ein Gefangener darf nach gesetzlicher Vorschrift dreimal im

Jahr ein Paket mit Nahrungs- und Genussmitteln empfangen.

||||| ||||| ||||| ||||| ||| Enge

Die Härtefälle Innerhalb des Strafvollzugs gibt es auch

Strafen, die bei Ungehorsam verhängt werden. Dazu gehört auch

die Arrestzelle. In die Arrestzelle kommen die Gafangenen, wenn sie

sich an gewisse Regeln innerhalb des Gefängnisses nicht halten.

Meist gibt es nur eine dünne Matratze, eine Decke, vorgeschriebene

Wäsche, ein Waschbecken und eine in den Boden eingelassene Toi-

lette, damit die Gefangenen sich nicht selbst verletzen können. In

der Zelle werden die Häftlinge zusätzlich videoüberwacht und sitzen

nur ein paar Tage hier, um einen klaren Kopf zu bekommen! Oftmals

werden Gefangene auch hier eingesperrt, um sie vor sich selbst zu

schützen, gegebenenfalls müssen die Gefangenen an Händen und

Füssen fixiert werden.

Enge

Inn

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Immer wieder erscheinen Momente, Situationen und Bilder in unse-

ren Köpfen, die wir meinen erlebt zu haben oder irgendwo schon

einmal gesehen zu haben. In dem Kapitel „Innen oder Aussen“ habe

ich Bilder aus meinen Besuchen in der JVA ausgewählt, die den Be-

trachter täuschen können. Es sind Bilder, die man in vielen Berei-

chen auf der ganzen Welt vermuten kann. Es sind nicht typische Ge-

fängnisbilder. Welche Aufnahmen wo und ob überhaupt in einem

Gefängnis entstanden sind, überlasse ich der Fantasie des Betrach-

ters.

||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||Innen oder aussen

6:30 Uhr Wecken, anschließend mit dem Hund raus

7:30 Uhr Frühstücken, dann zum Bahnhof

9:00 Uhr am IND Düsseldorf

12:00 Uhr Mittagspause

15:00 Uhr Rückweg nach Wuppertal

16:30 Uhr Stall

18:00 Uhr Hausaufgaben

... Uhr Nachtruhe

||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| |||Persönliches

Persönliches

||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| |||||Persönliches

Persönliches Wie kommt man auf das Thema Gefäng-

nis? Nach dem wir die Themen Fremd und Spielraum für das Fach Art

Direction genannt bekommen haben, notierte ich Gefängnis auf mei-

nem „Merkzettel“! Ich habe mir genau 2 Wochen Zeit gegeben, ob eine

Umsetzung überhaupt machbar ist.

Zuvor habe ich für mich überlegt, was Fremde bedeutet. Ich stolperte

während meiner Überlegungen auch über Religionen, Kulturen und an-

dere Länder! Aber neugierig war ich auf den Knast. Es war ein ge-

mischtes Gefühl zwischen Neugierde und Angst, also war klar, dass

das für mich „FREMD“ ist. Da weder ich oder meine Familie bis jetzt in

Kontakt mit diesem Thema gekommen ist, war ich auf Informanten

angewiesen.

Durch die freundliche Unterstützung der Mitarbeiter der JVA in Wup-

pertal und Bochum, standen mir alle Türen offen.

Texte und Berichte fi ndet man genügend, ich aber wollte mein eigenes

Buch. Es sollte ein Buch werden, das überwiegend aus eigenen Recher-

chen betseht, dass heißt aus Texten, Berichten und vorallem Bildern.

Ziel der Umsetzung ist es, dass Gefängnis so darzustellen, wie ich es

gesehen und erlebt habe.

Um ehrlich zuzugeben, ich hatte schon ein wenig Angst vor dem Betre-

ten in die für mich fremde Welt. Sicher macht es nicht nur mir ein ko-

misches Gefühl, sondern auch anderen. Vielleicht hilft dieses Buch,

sich das Fremde vertraut zu machen.

Durch meine Besuche in der JVA wurde mir nach langer Zeit mal wie-

der bewusst, wie gut es mir in der Freiheit geht. Für mich ist Freiheit

wenn ich ich selbst sein kann. Das bin ich, wenn ich mit meinem Pferd

oder mit meinem Hund in der Natur bin, mit Freunden und Familie egal

wann einen schönen Tag verbringe oder aber ich stundenlang telefo-

nieren kann.

All das ist für mich eine gewisse Freiheit, die in meinem Leben eine

große Rolle spielt. Es gibt Dinge die ich tun und lassen kann, es gibt

zwar ab und zu einen Rat von Eltern und Freunden, aber ich habe mei-

ne Freiheiten und meinen eigenen Tagesablauf.

Im Gefängnis hingegen ist alles für die Häftlinge durchstrukturiert, ge-

plant und entschieden. Es ist eine andere Welt, die in gewissen Maßen

von uns abgeschieden ist, mit der keiner etwas zu tun haben will.

Die Mauern und der Stacheldraht nehmen uns ein wenig die Unsicher-

heit und die Angst vor dem Fremden dahinter.

Während meines Besuches war ich immer in Begleitung eines JVA Be-

amten. Ich bin durch ein System von Gängen, Türen, und Schlössern

geleitet worden. Um mich herum nur Mauern, Gitter, Türen und Häft-

linge. Ich habe das Gefühl, dass ich angestarrt werde, ich traue mich

nicht nach oben zu schauen und probiere mich im Unterbewußtsein

hinter dem JVA Beamten zu verstecken. Es dauerte eine Weile, bis ich

mich an die Situation gewöhnt habe.

Immer wieder begegnen wir den Gefangenen, sie grüßen und sind an

meinem Projekt interessiert. Es ist merkwürdig, aber ich habe meine

Unsicherheit langsam abgelegt.

Einmal im Monat fi ndet in der Wuppertaler JVA ein Familiennachmit-

tag statt, wo Frauen und Kinder ihre Männer und Väter in einer gemüt-

lichen Runde beisammen sind. Solch einen Nachmittag durfte ich wäh-

rend meiner Recherchen mit erleben. Hätte man nicht gewusst, dass

man sich in einem Gefängnis befi ndet, könnte man meinen, in einem

Kindergarten zum Kaffee eingeladen worden zu sein. Die Kinder ließen

sich nicht beirren, sie spielten und tobten ausgelassen.

Die Besuche in der JVA waren wichtig für mich, um einen realistischen

Eindruck zu bekommen und einige Vorurteile aus dem Weg zu räumen.

Man muss sich darüber im klaren sein, dass die Welt beziehungsweise

die Menschen nicht alle gut sind. Natürlich kann man das nicht allge-

mein bestimmen, viele Menschen ändern sich, andere bleiben auf Dau-

er kriminell. Meine persönliche Erfahrung mit dem Thema hat mir ge-

zeigt, das in einem Gefängnis die Leute nicht nur weggesperrt werden,

sondern auch der Resozialisierungseffekt eine große Rolle spielt.

Für mich war es eine Reise in eine verschlossene Welt, in der ich wäh-

rend meiner Recherche sehr positiv aufgenommen wurde. Ich kann nur

sagen, dass ich mir das Fremde vertraut gemacht habe.

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Bild von mir und Weitblick

Persönliches

Angesetzter selbst angesetztes alkoholisches Getränk

aus vergorenem Orangen- oder Apfelsaft

Abreißen die Haftstrafe verbüßen

Bau Justizvollzugsanstalt

Bello die Toilette in der Zelle ( = Wohnklo)

Betonspritze starkes Beruhigungsmittel

Bombe Glas mit löslichem Kaffee

Bunker Arresthaft

Dachdecker Psychologe

Flug Flucht aus der JVA

Giftler Drogen-Straftäter

Koffer Päckchen Tabak

Nachschlag zu einer erneuten Freiheitsstrafe

verurteilt werden

Plombe Freizeitsperre

Strippen Ganzkörperkontrolle

weghängen sich erhängen

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Knastwörterlexikon, für Notfälle! Für den Fall der Fälle sollte man sich gut vorbereiten. Im Knast herr-

schen eigene Umgangsformen und Hierarchien unter den Häftlin-

gen. Der Ton ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, reicht aber zur

Verständigung aus.

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Impressum Das Buch „Das Leben im Kasten“ ist im Jahre

2010 in einer Auflagenzahl von „1“ in Wuppertal erschienen.

Der Herausgeber des Buches ist Jessica Kruft, Wuppertal. Gestaltung

und Urheberrechte liegen beim Herausgeber.

Qellenangabe: Gestohlener Himmel, Thom Verlag Leipzig 1995.

Psychosozial, Psychosozialverlag 1996.

Hier drinnen sind irgenwie alle Türen zu, agenda Verlag 2009.

Diverse Internetseiten, freizugänglich.