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(Aus dem pathologischen lnstitut der Universitiit Rostock i. M. [Direktor: Prof. Dr. W. Fischer].) Das ,,0ophoroma folliculare" beim Huhn. Ein Beitrag zur Histiogenese der epithelialen 0varialtumoren. Von Dr. reed. vet. 0skar Seffried~ Assistent des pathologischen Instituts. Mit 2 Textabbildungen. (Eingegangen am 16. Mgirz 1923.) Aus dem Studium der Literatur geht hervor, da$ die Anschauungen fiber die Histiogenese der epithelialen Ovarialtumoren des Menschen und der Tiere noch sehr geteilt sind. Das ist verst~ndlich, wenn man bedenkt, dab allc Zellen epithelialer ~qatur im Ovarium entwicklungs- geschichtlich aus dem Keimepithel hervorgehen, also eng miteinander verwandt sind und in ihren Endstadien nur verschiedcne Differen- zierungsprodukte darstellen. Diese Endstadien werden wohl differente Geschwiilste liefern; um so mannigfaltiger mtissen aber die Bilder in denjenigen Tumoren sein, welche aus den zahlreichen Zwischenstufen der Differenzierung hervorgehen. ])aher ist es in einer groBen Zahl der Fi~lle nicht mSghch, die I-Iistiogenese auch nur mit einiger Wahr- scheinlichkeit zu begriinden, zumal diejenigen Tumoren des Ovariums, welche dessen Aufbau weitgehend nachahmen, d.h. seine epithelialen Bestandteile in mehr oder weniger differenzierter Form enthalten, verhi~ltnismi~Big selten sind. Von der Auffassung ausgehend, daf~ gerade diese organoiden Geschwfilste oder Organome im Sinne Eugen Albrechts am meisten dazu geeignet sind, der Ftage der Histiogenese ni~herzukommen, mSchte ich im folgenden die Beschreibung zweier soleher Tumorcn mitteilen, und versuehen, daraus Schliisse in bezug auf ihren Ursprung zu ziehen. Zudem linden sich in der mir zugang- lichen tiemedizinischen Literatur nur ganz vereinzelte und sp~rliehe Hinweise auf diese Art von Tumoren, ohne die zu ihrer genaueren Kenntnis notwendigen Einzelheiten, so da$ ich darin die Berechtigung zu einer ausffihrlichen VerSffentlichung erblicke. Die beidcn Tumoren stammen yon Hfihnern und wurden vom Landes-Tierseuchenamt in Rostock (Prof. Dr. Reinhardt) dem Patho-

Das „Oophoroma folliculare“ beim Huhn

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(Aus dem pathologischen lnstitut der Universitiit Rostock i. M. [Direktor: Prof. Dr. W. Fischer].)

Das ,,0ophoroma folliculare" beim Huhn. Ein Beitrag zur Histiogenese der epithelialen 0varialtumoren.

Von

Dr. reed. vet. 0skar Seffried~ Assistent des pathologischen Instituts.

Mit 2 Textabbildungen.

(Eingegangen am 16. Mgirz 1923.)

Aus dem Studium der Li teratur geht hervor, da$ die Anschauungen fiber die Histiogenese der epithelialen Ovarialtumoren des Menschen und der Tiere noch sehr geteilt sind. Das ist verst~ndlich, wenn man bedenkt, dab allc Zellen epithelialer ~qatur im Ovarium entwicklungs- geschichtlich aus dem Keimepithel hervorgehen, also eng miteinander verwandt sind und in ihren Endstadien nur verschiedcne Differen- zierungsprodukte darstellen. Diese Endstadien werden wohl differente Geschwiilste liefern; um so mannigfaltiger mtissen aber die Bilder in denjenigen Tumoren sein, welche aus den zahlreichen Zwischenstufen der Differenzierung hervorgehen. ])aher ist es in einer groBen Zahl der Fi~lle nicht mSghch, die I-Iistiogenese auch nur mit einiger Wahr- scheinlichkeit zu begriinden, zumal diejenigen Tumoren des Ovariums, welche dessen Aufbau weitgehend nachahmen, d .h . seine epithelialen Bestandteile in mehr oder weniger differenzierter Form enthalten, verhi~ltnismi~Big selten sind. Von der Auffassung ausgehend, daf~ gerade diese organoiden Geschwfilste oder Organome im Sinne Eugen Albrechts am meisten dazu geeignet sind, der Ftage der Histiogenese ni~herzukommen, mSchte ich im folgenden die Beschreibung zweier soleher Tumorcn mitteilen, und versuehen, daraus Schliisse in bezug auf ihren Ursprung zu ziehen. Zudem linden sich in der mir zugang- lichen t iemedizinischen Literatur nur ganz vereinzelte und sp~rliehe Hinweise auf diese Art von Tumoren, ohne die zu ihrer genaueren Kenntnis notwendigen Einzelheiten, so da$ ich darin die Berechtigung zu einer ausffihrlichen VerSffentlichung erblicke.

Die beidcn Tumoren stammen yon Hfihnern und wurden vom Landes-Tierseuchenamt in Rostock (Prof. Dr. Reinhardt) dem Patho-

O. Seifried: Das ,,Oophoroma follieulare" beim Herbal. 189

l og i schen I n s t i t u t z u r h i s t o log i s chen U n t e r s u c h u n g e i n g e s a n d t . B e i d e

w u r d e n als zuf~l l ige B e f u n d e bei de r S e k t i o n e rhoben . Fall 1. Malcroskopiaches: Die etwa haselnuBgroBe, an der Oberfl~che ziem-

lieh glatte Geschwulst sitzt an Stelle des rechten rudiment~ren Ovariums. Sie ist m~13ig derb und l~13t sich leicht schneiden. Oberfl~che wie Schnittfl~che zeigen gleichmal3ig gelblich-weil3e Farbe. Bei Lupenbetrachtung sieht man jedoch auf letzterer mehrere submiliare Stellen, yon markigem, ol)akem Aussehen, yon denen besonders die grSl3eren, abet auch viele kleinere, dutch kreisrunde oder ovale I)urchschnitte auff~llig sind.

Mikroskopischee: Zur mikroskopischen Untersuchung wird zun~chst ein mit dem bindegewebigen l~berzug versehenes Sttick des Tumors gewahlt. Der l~ber- zug besteht aus einer dicken Schich~ yon fase- rigem, kernarmem, fast hyalin aussehendem Bin- degewebe, in welchem reichlich GefM3e verlau- fen. Epitheliale Ele- mente werden in der Kapsel nicht angetrof- fen; auch epitheliale Einsenkungen oder Ein- stiilpungen sind nirgends zu sehen.

Das unter der Kap- sel gelegene Tumorge- webe besteht aus ziem- lich dicht aneinander gelagerten, meist fund- lichen und ovalen, bis- weilen auch strang- oder schlauchf6rmigen, in sich geschlossenen epi- thelialen Gebflden. Das Abb. 1. dies~lben umgebende Stroma ist mgi3ig kernreich und gleicht im allgemeinen dem normalen Ovarial- stroma; stellenweise ist es aber auffallend kernarm und zeigt eine starke Neigung zu hyaliner Umwandlung (Abb. 1).

Die eplthelialen Bfldungen haben nun das verschiedenartigste Aussehen. Die einfachsten derselben besitzen ctwa die Gr613e yon Primordialfollikeln (siehe Abb. 1 a). Sie haben insofern auch eine gewisse .~hnlichkeit mit solchen, als sie aus einer Ums/~umung yon kurzen, kublschen Epithelzellen bestehen, welehe eine strukturlose, homogene Masse einschlieBt. Letztere n immt mit Eosin einen intensiv rosaroten, mit der van Gieson-Methode einen gelben bis gelborangenen Farbenton an. Das Epithel ist bald ein- bald zweir~ihig, die Kerne stehen stets basal, d .h . in der/~uBeren Zellreihe dieht am Stroma. Mitunter ist das Bild auch so, dab die eine Seite einen st/~rkeren 2 - -3~4re ih igen Zellenmantel tr/~gt, welcher allmiihlich flacher wird, so daft die gegeniiberliegende Seite nut eine 1- oder 2 reihige Zellage aufweist (Abb. lb) . Selbst an den Stellen, wo das umgebende Stroma noch zell- reich ist, sind die eben beschriehenen Gebflde yon einer eigenen, schmalen Zone eines kernarmen, oft hyalinen Bindegewebes konzentriseh umgeben, welches dem Epithel unmittelbar aufliegt (siehe Abb.. 1 a und b) und lebhaft an die Theca folli-

Zeitschrilt fiir Krebsforschung. 20. Bd. 13

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euli erinnert. Da keine dieser Bildungen eine Eizelle enthMt, scheinen mir weitere Vergleiche mit den echten Follikeln des Ovariums nicht angebracht. Es liegt aber zweifellos eine gewisse Analogie insofern vor, als die Tumorzellen eine ausgesprochene Neigung zeigen, sich regelm/~2ig um homogene Massen anzuordnen ~ dabei follikelartlg abzuschniiren. Auch die -~hnlichkeit m i t d e r Memhrana granulosa und die fast regelmSBige bindegewebige, konzentrische Umhiillung vom Aussehen der Theca folliculi stiitzt den Vcrgleich mi~ der normalen Follikelbildung.

Nun stehen aber im vorliegenden Falle diese follikel/~hnlichen kleinsten Ge- bilde nicht im Vordergrund des histologischen Bildes. H/~ufiger sind Formen, wie sie in Abb. 1 b abgebildet sind. Sie sind meist gr6[]er und besitzen ebenfalls eine Umshumung won einreihigem, biswei/en auch zweireihigem, kurzem kubischem Epi- fl~el, welches neben einem homogenen, geronnenen Inhalt einige oder mehrere haufenf6rmig angeordnete epithel/~hnliehe Zellen einsehlieBt (siehe Abb. lb). Letztere gleiehen den umhfillenden Epithelzellen fast v6Uig, nur sind bisweilen Kerne und Protoplasma deutlich heller gefarbt, wie in diesen. Hier und da sind

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d Abb. 2.

aueh weniger gef~rbte und Ungefiirbte rundliehe Gebflde im Inhalt einge- schlossen (siehe Abb. 1 a unde), wel- ehe mit groBcr Wahrscheinlichkeit ebenfalls als gecluollene Epithelzellen mit mehr oder weniger deutliehen Kernen oder Kernrest~n aufzufassen sind. Dadureh, dab diese offenbar zerfallenden Zelhnassen stellenweise ohne scharfe Grenzen in den homo- genen Inhalt der Lumina iibergehen und sieh wie dieser mit Eosin seh6n rosa und mit Van Gieson gelbbraun- lieh farben, dr~ngt sich jedenfalls die Vermutung auf, dab der ganze Lu-

meninhalt durch Verfliissigung und Degeneration der in denselben enthaltenen Epitheizellen entsteht. Dabei muB nebenher auch eine Sekretion der Zellen mit im Spiele sein.

~Nicht immer liegen jedoch die Epithelzellen im Lumen regellos einzein oder h&ufchenf6rmig beisammen, sondern in wenigen F/~llen haben sie die Neigung, sieh wiederum im Innern follikelartig anzuordnen und zwar einzeln oder in mehreren Exemplaren. In diesen F/~llen sehen wh" also eine 3. Form der Ncubildung, wie sie in Abb. 2a (schematisch) wiedergegeben ist (Abb. 2). Auch bier ist die basale Kernstellung in der/iuBeren, einschichtigen epithelialen Ums/~umung beibehalten. INicht eindeutig dagegen ist die Stellung der Kerne in den follikelartigen Gebilden im Innern, weil das Bild (siehe Abb. 2a) dadurch verwickelter wh'd, dab zwischen der /~ufleren und inneren Zellreihe ebenfalls epitheliale, mehr rundliehe Zellen in diehter Lagerung eingesehlossen sind, und die kranzf6rmige Anordnung der inneren Zellreihe undeutlieh, stellenweise sogar unkenntlieh maehen.

Von diesen Gebilden gibt es dann flieBende Obergi~nge zu einer 4. Form, welehe weitaus in~ Vordergrunde des mikroskoplschen Bildes steht und sehon da- dureh gekennzeiehnet /st, dab die follikel/~hnliche Form nicht mehr gewahrt ist. Die Gebilde sind in der Hauptsaehe nieht mehr rundlich, vielmehr wahrschelnlich infolge ihrer dichten Lagerung stark gegeneinander abgeplattet und in der Gr6Be sehr variabel, oft gr61]er wie die bisher besehriebenen Bildungen. D e r bisherige Charakter geht ferner dadureh bis zur Unkenntlichkeit v, erloren, dab die Gebilde, obwohl sie yon den Epithelzellen kranzf6rmig umstellt sind, v611ig yon anderen

Das ,Oophoroma follicular& beim Huhn. 191

Epithelien ausgefiillt werden (siehe Abb. 1 d und Abb. 2 b). Auf diese Weise ent- stehen dann kompakte ZeUhaufen mit iiberaus dicht aneinanderliegenden Zdlen, deren Protoplasmaleiber fast gar nicht sichtbar sind, deren Kerne aber um so starker gefarbt hervortreten,

In der Mehrzahl dieser Bfldungen ist die gu0ere Epithelumhiillung yon dem Inhalt deutlieh zu unterscheiden, entweder dureh die gr6Beren Zelleiber~ deren Kernc basal einem mehr oder weniger zellreichen, oft hyal inen Bindegewebsring aufliegen, oder nut dureh vine deutlich senkrechte und regelmi~Bige Aufstel lung zu dem umgebenden Bindegewebe. Stellenweise hebt sich jedoch diese Zellage fast gar nicht yon dem Inhalt ab, und schlieBlieh geht aueh diese Form der An- ordnung vollends vSllig verloren, so dab man formlose Haufen, Zapfen und Strange yon ungeordueten Epithelien vor sich hat (Abb. 2e). Diese letzteren treten aber gegeniiber den vorher besehriebenen Gebilden sehr zuriick.

Alle die bisher besehriebenen Formen yon epithelialen Gebilden findet man im mikroskopisehen Bild nebeneinander; stellenweise sieht man sogar flieBende ~berg~nge yon dem einen zum andern.

Das Stroma des Tumors zeigt, wie sehon eingangs erwghnt, eine starke Ten- denz zu hyaliner UmwandIung. An einzelnen Stellen herrschen sogar die hyalinen Massen vor, an anderen Stellen ist der Zellreichtum normal und gleieht v611ig demjenigen in normalen Ovarien.

Gef~Be sind in wechselnder Zahl vorhanden. Meist sind sie jedoeh relat iv spgrlich und eng mit versehieden dieken W~nden und einer mehr oder weniger deutliehen Membrana elastica. Im Lumen findeb man bisweilen rote BlutkSrper- chert (Abb. 2 d). Hamorrhagien und Nekrosen im Tumorgewebe werden nicht ange- ~roilen; dagegen an einzdnen Stellen perivaseulgre Infiltrate yon Rundzellen.

Fiir Maligniti~t bestehen im vorliegenden Falle histologiseh keinerlei Anhalts- punkte. Der Tumor zeigt ja aueh nur eine sehr geringe Gr6Be; aueh ist er nirgends destruierend in die Umgebung vorgedrungen, noeh hat er irgendwo im KSrper Metastasen gesetzt. Mitosen sind keine gefunden worden.

Fall 2. Malcros]:opisches: Der Tumor sitzt dem sonst vSllig normalen linken Ovarium als nicht ganz haseinuBgroi~es, grauweii~es, derbes KnStchen auf. Die Ober- fl~ehe is~ im allgemeiuen glatt, mitunter leicht uneben, granuliert. Auf der grgu|ich- weiBen bis gelben 8chnittflgche sind sehon makroskopiseh zahlreiche, miliare, fund- fiche, bisweilen auch ovule und lgngliche Gebflde yon gallertigem, opakem Aus- sehen sichtbar, welehe sehr dicht beieinander liegen und einen groi]en Tell der ganzen Sehnittfl~ehe einnehmen. Der iibrige Tefl besteht aus festem, homogenem Gewebe -,vie in soliden Carcinomen. Zu erwahnen ist noeh, dab das linke Ovarium klein und atrophisch ist, und da~ sonst nirgends im K6rper Tumoren nachzuweisen sind.

Wie im ]~all 1 wird die Hartung in Formol und .~kohol und die Einbettung in Paraffin vorgenommen. Farbungen: Hiimatoxylin-Eosin, van Gieson, Elastiea und ]~isenreaktion. Der ganze Tumor wurde in Serienschnitte zerlegt.

Milcroslc~pisches; Bei LupenvergrSBerung bieten die Schnitte aus verschiedenen Partien des Tumors reeht wechselnde Bflder. Wahrend in einzelnen Schnitten zahlreiehe, schon makroskopiseh sichtbare Cysten im Vordergrund stehen und beinahe das Bfld beherrschen, zeigen andere Sctmitte oder andere Teile desselben 8chnittes mehr solides Aussehen. Die Cysten sind meist rundlieh, manchmal konfluieren sie auch zu unregelmhBigen Hohlraumen und schlieflen wie im Fall 1 eine homogene, stellenweise etwas vakuolisierte Masse ein, welche eine starke AIfinit~t zu Eosin hat und mit van Gieson intensiv gelbbraune Farbe annimmt. Die Durchmesser der Cysten sehwanken zwischen 0,5 bis 1,0 his 1,5 ram.

Bel st~rkerer Vergr61]erung ergeben sieh nun Bilder, welche sehr an diejenigen des Falles I erinnern: die ~oBen, schon makroskopisch sichtbaren Cystchen sind

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in der Regel mit einem einschiehtigen, kurzen kubischen Epithel ausgekleidet, dessen Kerne meist deutlieh basalstandig sind. Diese Basalsti~ndigkeit i s t a m besten an solchen Cysten zu erkennen, welehe yon einer bindegewebigen Membran konzentriseh umgeben sind; undeutlieh und unerkennbar wird dieselbe, wo diese Umhtillung fehlt. Ganz selten finder man in diesen grSBeren Cysten eine Mehr- sehichtigkeit des Epithels.

Der in denselben eingeschlossene Inhalt entspricht ganz demjenigen, wie er in den Cysten des Falles 1 y.u sehen ist, mit dem Unterschied, dab hier die homo- gene Masse zahlreiche kleine Vakuolen aufweist. Daneben kommen auch hier ebenfalls Zellen, Kerne und Reste yon solchen im Lumen vor.

Neben diesen eben beschriebenen grSBeren Cysten trifft man ebenso zahl- reiche kleine Gebilde in der GrSBe yon ~ollikeln, ebenfalls mit tefls ein-, tefls mehr- schichtigem Epithelbelag, weleher entweder eine homogene Masse oder dieht ge- lagerte Epithelien, oder beides nebeneinander einschliegt. Die ZeUkerne sind bier ebenfalls deutlich basalst~ndig und grenzen in der ~uBeren Zellreihe direkt an einen mehr oder weniger breiten Ring yon zum Tefl zellreichem Bindegewebe. Es kommen so Bilder zustande, welche bis ins einzelne mit denjenigen des Falles 1 iibereinstimmen und in Abb. 1 wiedergegeben sind. Die Ahnliehkeit derselben mit den l~ollikeln des normalen Ovariums und der Zellen mit denjenigen des Stratum gramflosum braueht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Es ist jedoeh auch hier nicht wahrscheinlich, dab es sich um wahre FoUikelbildung handelt, da in keinem dieser follikuloiden Gebflde Eier angetroffen werden und die theea~hnliche Bindegewebsumhiillung auch fehlen kann. Ferner glaube ieh be- stimmt, annehmen zu diirfen, dab es sich bier melst nicht um kugelige Gebilde, sondern um QuersehniSte dutch Meine Sehlaueh- oder Zylinderbildungen und Epilahelstr~nge handelt, denn ieh konnte in mehreren Schnitten direkte ~bergi~nge yon rundlichen Gebflden zu sehlauchfSrmigen, l~nglichen Bildungen yon demselben Aussehen (was Ums~umung und Inhalt anlangt) und das Vorkommen derselben unmittelbar nebeneinander beobachten.

Unter dieser Annahme ist auch die eigenartige Anordnung des Tumorgewebes in den makroskopisch und unter der Lupe solide aussehenden Partien versti~ndlich. Man sieht hier bei starker VergrSBerung kranzf6rmig angeordnete kubische, einschiehtige Epithelien, welche yon einem schmalen Ring yon Bindegewebe umgeben'sind. Das ergibt Gebilde, welche mit denjenigen des Falles I grolle ~hnliehkeit haben.

Sie sind nur iiberaus dicht gelagert, eines neben dem andern und zeigen neben vorwiegend rundlichen auch ovale, li~ngliche, sehlauehfSrmige und sehr viel- gestaltige Formen bis zu strangf6rmigen und ungeordneten Zellhaufen gr61leren oder kleineren Umfangs, welch letztere sehr an Bilder aus gew6hnlichen Carci- nomen erinnern. Dadurch, daB alle diese Formen nebeneinander vorkommen und ineinander iibergehen, entstehen sehr komplizierte Verh/~ltnisse. Trotzdem ist aber auch hier die Tendenz zur l~ollikel- oder Sehlauchbildung mit konzen- triseher Anordnung des Bindegewebes bei genauerer Betracht~mg nirgends zu verkennen. Anders verh/ilt es sich aber in den eben beschriebenen Par~ien mit dem Inhalt in den yon den Epithelien gebfldeten Lumina. W/~hrend der gr6gte Tefl iiberhaupt keinen Inhalt einschfiellt, der Epithelsaum also nut ein Lumen umgibt, ~rifft man einen kleineren abet nieht unbetr/~cht, lichen Tefl, wdeher eine homogene Masse, wie die oben besehriebenen Bildungen enth/ilt. Bisweilen ist auch das ganze Lumen oder ein Tefl desselben mit Epithelien angefiillt. In solehen F/fllen geht dis Anordnung des peripheren Zellenkranzes verloren, d .h . er ist als soleher yon den Epithelzellen im Lumen nieht mehr zu unterseheiden, besonders, wenn er sieh infolge der Pr/iparation yon dem umgebenden Bindegewebe abge* hoben hat. Selten sind Gebilde, wie sie in Abb. 2a wiedergegeben sind.

Das ,,Oophoroma folliculare" beim Huhn. i93

Es bleibt mir noeh iibrig zu erw~hnen, dal3 das bindegewebige Stroma, yon welchem oben des 6fteren die Rede fist, grofle J~hnlichkeit mit dem normalen Ova- rialstroma besitzt. Stellenweise ist es aber sicher zelIirmer und faserreicher wie dieses. - - Gef~ge sind sehr sp~rlieh vorhanden, bisweflen rote Blutk6rperchen enthaltend. An einigen Stellen sind kleine I-IRmorrhagien im Tumorgewebe sicht- bar, welche einen frisehen Eindruck machen; aul3erdem weist die Ablagerung yon /-lgmoside~u darauf hin, dal~ auch in frtiherer Zeit sehon Blutungen stattgefunden haben. Nach dem histologischen Bfld dieses Tumors, besonders dcr mehr soliden Stellen kann i~Ialignitit nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Der iibrige Aufbau sprieht aUerdings nieht daftir; aueh hat ja der Tumor nur eine sehr geringe GriiBe erreicht und weder infiltrierendes Wachstum, noch Metastasen sind nach- weisbar. Vereinzelte Kerntei]ungsfiguren.

WeIm man die beiden Fi l le miteinander vergleicht, so erkennt man ohne weiteres, dal3 dieselben sowohl makroskopisch, wie mikroskopisch neben einigen Verschiedenheiten weitgehende Xhnlichkeiten aufweisen.

Aus der Beschreibung geht hervor, dab es sich bei unseren beiden Tumoren n i c h t u m gewShnliche Carcinome h~ndelt, denn yon diesen unterscheiden sie sich in mehffacher Richtung. Auch in der Gruppe der glanduliren (Cyst-) Adenome und papilliferen Adenome k6nnen sie meines Erachtens nicht untergebracht werden; kurz, sie passen in keine der im Ovarium vorkommenden Gruppen yon epithelialen Bildungen ohne weiteres hinein. Dagegen t~aben sie bis ins einzelne die grSl~tc Xhnlichkeit mi t gewissen Eierstockstumoren beim Mensohen, yon welchen v. Kahlden 1895 den ersten unter dem Namen ,,Adenom tier Graa]' schen Fonikel" beschrieben hat. In der Folgezeit sind zahl- reiche derartige Geschwiilste unter den Bezeichnungen ,,Folliculoma malignum", ,,Carcinoma folficulare" u. a. verSffentlicht worden. Er- w~hnen mSchte ich besonders die yon Brenner 1907 beschriebenen Oophorome, well sie eine ausgesprochene Analogie mi t unserem Fall 1 zeigen. Ers t in den letzten Jahreh ist uns dann deren genauere Kennt- his beim Menschen durch die Arbeiten yon Werdt'8 und Robert Meyers ersohlossen worden. Diese beiden Autoren stehen in der Schilderung der S t ~ k t u r und ebcnso der histiogenetischen Beurteilung in weit- gehender Cbereinst immung. Auf einige Verschiedenheiten der Auf- Iassung nigher einzugehen wiirde hier zu weit fiihren.

Wie aus der Schilderung und aus der histiologisohen Beschreibung unserer beiden Tumoren ersiehtlieh ist, steht im mikroskopischen Bilde fiberall die Xhnlichkeit mi t OvarialfoUikeln, bzw. etwas davon ab- weiohenden Bildungen im Vordergrund. Auf~erdem gleioht das Epithel vSllig demjenigen der Membrana granulosa der Pr imir - und fertigen Follikel, und fast regelmil~ig ist um diese Gebilde das umgebende St roma konzentriseh angeordnet, so dal3 man zu e inem Vergleich mit der Theca folliculi hingedrgngt wird. Andererseits stellen die zum Teil sehr dichte Lagerung der foltikuloiden Gebilde, das regelmil3ige Fehlen tier Eizellen in denselben, ferner das Vorkommen yon strang- und

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sahlauehfSrmigen Bildungen und mehr soliden Partien und endlieh gewisse Abweichungen im Bau des Stromas wesentliche Unterschiede gcgeniiber dem normalen Ovarium dar.

Man sieht also, dab hier Tumoren vorliegen, in welehen der ]3au des normalen Ovariums in einem ziemlich weitgehenden Grade font- gehalten is~. Ich glaube, dab deren Wesen und Eigenart am besten mit der yon/Brenner vorgesehlagenen Bezeiehnung ,,Ooplmroma /olliculare'" oder, da die Follikel ein spezifischer Bestandteil des Ovariums sind, einfaeh ,,Oophoroma" ausgedrtiekt wird. Die niedriger differenzierten Formen waren dutch den Beinamen ,,primordiale" n~her zu kennzeichnen.

Wenn man bei der Durchsicht der Literatur fiber epitheliale Ovarial- ~umoren bei Hiihnern, welehe in den letzten Jahren betr~ehtlieh an- gewachsen ist, sowie bei den Haustieren iiberhaupt we~fig oder nut An- deutungen fiber diese Art yon Tumoren finder, so darf man daraus nicht ohne weiteres auf ein seltenes Vorkommen derselben sehlieBen. Allein die Tatsache, dab die beschriebenen F~lle unter mehreren anderen epithelialen Ovarialtumoren yon Hfihnern innerhalb verhaltnism~Big kurzer Zeit zur Un~ersuehung kamen, laBt vermuten, dab sie gar kein so seltenes Vor- kommnin darstellen, wenn man yon den reineren Formen (Fall 1) absieht. Im Gegenteil glaube ich, dal~ hierher gehSrige F~lle zers~reut in der Lite- ratur unter den Adenocystomen und Careinomen zu suehen sind. So be- sehreibt z. B. Th. Kitt ein Careinom des Eierstoekes mit l~Ietantasen, bei einer Katze, bei welchem mikroskopisch ,,ein aus granulosazell~hnlichen Epithelien aufgebautes, massives oder hohles, Fliissigkeit enthaltendes Parenchym" gefunden wurde. Das Stroma war aus spindeligen ZeUen zu- sammengesetzt. Vielleicht finden sieh auehindenvonJoestundErnesti ver- 6ffentlichten Adenocareinomen und Careinomen Bildungen wie in unseren Fallen, soweit man dies aus den kurT, en hin~ologinchen Besehreibungen entnehmen kann. Auf die His~iogenese ist nicht naher eingegangen.

Wertvolle ,,Bei~rage zur Pathologisehen Anatomie der EierstScke bei den Haustieren" ha~ neuerdings Fr. A. Seubert geliefert. Leider fehlen aueh hier aunfiihrliehe Beschreibungen und Abbildungen. Trotzdem glaube ich, aus der Sehilderung des Baues der yon ihm bei Hfihnern und Kfihen untersuehten Cystadenome bestimmte J~hnlich- keiten mit meinen Fallen herauslesen zu diiffen, obwob_l die letzteren mit Cyntadenomen sieher niehts zu tun haben, l~ber die Histiogencse diener Tumoren iiuBert er nich wie folgt: ,,Bei der Entwieklung des Tumors senkt sieh dan proliferierende Oberfl~ichenepi~hel in das Stroma des Ovariums ein und zwar als solide strangartige Epithelmassen, welche sieh in der Tiefe des Eierstoekes verzweigen und untereinander maschenartig zusammenhangen kSnnen. Die geschlossenen Strang? und Zellhaufen vermSgen sieh durch Degeneration der zentralen Zellen und dutch Sekretion des wandstandigen Epithels in Cysten umzuwandeln,

Das ,,Oophorolaa folliculare" beim Huhn. 195

welche grol~e ~hnlichkeit mit Graafschen FoUikeln annehmen, sie unter- scheiden sieh yon diesen jedoch dureh das Fehlen der Eizellen. Aber auch als spalt- oder schlauchfSrmige Einsenkungen kann das Oberfli~ehenepi thel in das Eierstoeksstroma einwuchern, so dab die sehlauchfSrmigen Einsenkungen des Oberfl~chenepithels proliferierende Cysten bilden, ob das Oberfli~ehenepithel den einzigen Ausgangspunkt der adenomatSsen Vorstadien der Cystome bildet oder auch das FoUikelepithel (als Derivat des Keimepithels) adenomat6s-cystisehe Sprossungen treibt, ist nieht elld- giiltig zu entscheiden. Jedenfalls ist die Epithelbekleidung der Eier. stoeksoberfli~che als Matrix der epithelialen Geschwiilste anzusehen usw/'

Ganz unverkennbare Analogien mit unseren F~llen zeigen abet die yon ihm wiederum bei Hfihnern und Ktihen beobaehteten O~'arial- careinome, yon welchen er sagt, dab sie alveoli~ren, tubularen und papillaren Bau aufweisen. ,,Zuweilen" f&hrt er dann selbst fort, ,,kom. m~n auch F/~lle vor, in welchen Krebszellnester auftreten, welehe mit Eifollikeln Ji~hnhehkeit haben (Follieuloma malignum ovarii), das als Adenom der Graa/schen Follikel aufzufassen ist, wobei die Epithel- zellen in ihrem Aufbau mehr oder weniger an das Verhaltela de~ Primi~rfollikel erinnern. GewShnlieh geht das ganze Ovarium in der Krebsgesehwulstbildung auf." ttinsiohtlieh der Histiogenese der Eier. stoekscareinome hi~lt er es ffir unentschieden, ob das Oberflaehen- epithel oder das Follikelepithel deren Ausgangspunkt darstell~.

Es liegt nicht im Rahmen tier vorliegenden Arbeit, n~her auf die sehr auseinandergehenden Ansehauungen fiber den Ursprung der epitbelialen Ovarialtumoren fiberhaupt einzugehen. Fiir unsere vorliegenden Geschwfilste ist das Oberfli~ehenepithel als Matrix auf jeden Fall auszuschliel~en, weil ein sotches in beiden gar nieht vor- handen ist, Aul~erdem sind in beiden Neubildungen keinerlei Be- standteile des normalen Ovariums oder Reste eines solchen naeh. zuweisen, daft aueh eine Ableitung yon diesen nicht ohne weiteres mSglieh ist. Der ausgesproehen organoide B a u d e r Tumoren ergibt zwar eine nieht zu verkennende, weitgehende Analogie mit den Pl~mt~r. und wachsenden Follikeln des Ovariums, dai] die Annahme ihrer Ent- stehung aus dem Follikelepithel nahe genug liegt. So versuchte sehon v. K a h l d e n d ie Entstehung seines Falles aus dem Follikelepithel her: zuleiten, indem er denselben als ,,Adenom der Graa/schen Follikel" bezeichnet. Der Beweis daffir iat aber bis heute noeb nieht erbraeht worden. Nach den neueren, ziemlich fibereinstimmenden 'Ansehau- nngen der Autoren .seheint besonders das reife Follikelepithel Wenig als Geschwulstbildner geeignet, denn trotz der h~ufigen entzfindliehen Veriinderungen am Ovarium konnten an ihm noeh niemals Prolife- rationsvorgi~nge-irgendwelcher Art oder gar atypiseheS Waehstum beobaehtet werden. AuBerdem scheint das Follikelepithel in steter

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Abh~ngigkeit von der dazu gehSrigen Eizelle zu stehen. Danach liel~e sich dieses als Gesehwulstmatrix mit ziemlicher Sieherheit ausschlieBen, Es ist also sehr viel naheliegender, wie dies besonders v. Werdt und R. Meyer getan haben, auf die unreifen Vorstadien des Fo]likelepithels: das Granulosaepithel der Eiballen oder Eif~cher zuriickzugehen. Bei den letzteren konnte ~amlieh R. Meyer, sowohl bei Mteren FSten als auch bei Neugeborenen h~ufig UnregelmaBigkeiten der Entwicklung feststeUen, nicht nur im Sinne einfacher Differenzierungshemmungen, sondern aueh yon l~bersehul3bildungen des Granulosaepithels. Selbst noeh im Stadium der FoUikelbildung sollen solche UnregelmaBigkeiten vorkommen. Bisweilen besteht aueh ein bedeutendes Mil~verh~ltnis zwischen der Zahl der vorhandenen Granulosazellen und Eizellen, zugunsten der ersteren. Unter diesen Voraussetzungen ist es leicht vors~ellbar, dab bei der Follikelbildung aus den Eiballen (Granu]osa- ballen), Granulosazellen nicht mitverwendet werden und unverbraucht liegen bleiben. :Die Regel wird sein, dab dieselben dann dem Untergang verfallen sind. Es ist aber ebensogut denkbar, da] Teile davon persi- stieren und die Veranlassung zur Gesehwulstbildung abgeben.

Immerhin glaube ieh, dalt bei unseren FMlen, welehe neben den folli- kularen Bildungen ausgedehnte strang- und schlauehfSrmige Gebilde zei- gen, die Entstehung aus den Pillager schen Schl~uchen nieht ohne weiteres yon der Hand gewiesen werden kann. Man nimmt ja an, dab die NeubiL dung yon Schlauehen und yon jungen Eiern aus dem Obeffl~ehenepithel, besonders bei niederen Wirbeltieren w~ihrend des ganzen Lebens welter: geht, w~hrend eine solche beim NIensehen im 2. Lebensjahr nieht mehr nachzuweisen ist. Bei der Entstehung yon Eifollikeln aus P/liigerschen Schl~uchen miissen die Zellen der letzteren dieselben Differenzierungs- stadien durchlaufen, wie die Zellen der Granulosaballen. Es wiirde also unter dieser Voraussetzung der Annahme nichts entgegensteben, dal~ dabei iihnliehe Unregelmal3igkeiten der Entwieklung vorkommen, wie wir sic dort kennengelernt haben. ]~ine Entstehung aus P]li~gerschen Sehl~uchen, welehe keine Ureier enthalten, ist ebelffalls denkbar (Brenner).

Aus derartigen embryonalen Gewebsst6rungen liel]en sich unsere Tumoren ziemlieh befriedigend erkl~ren, aueh die grebe Vielgestaltig- keit der histologischen Bilder. Diese sind wahrseheinlieherweise auf verschiedene Differenzierungsstadien yon den Granulosaballen, bzw. P/liigersehen Schl~uchen bis zu den Eifollikeln - - allerdings mit ge- wissen Abweiehungen - - zuriiekzuffihren und brauchen nieht von versehiedenartigem gewebliehem Ursprung zu sein. In dieser Ansicht bestarken reich besonders das Vorkommen yon follikuloiden Gebilden mit einem liquor~hnliehen, homogenen Inhalt im Fall 2, neben solehen, welehe ganzlich inhaltslos sind und nur ein Lumen ymsehliel]en. Die Zellen der ]etzteren stehen offenbar auf einer 'niedrigeren Stufe der

Das ,Oophoroma foIliculare" beim Huhn. 197

Differenzierung, in welcher sie noch nicht die Fahigkeit zur Sekretion besitzen, w/ihrend die ersteren ihre h6here Differenzierung in der Ab- scheidung einer nach Aussehen und Farbbarkeit dem Liquor folliculi gleichenden Fliissigkeit kundtun. Ein Analogon hierzu bietet das Ver- halten der Drfisenfollikel in der Thyreoidea yon Neugeborenen.

In unseren beiden Tumoren trifft man nun die verschiedensten Differenzierungsstufen unmittelbar nebeneinander. Trotzdem wird man wohl annehmen diirfen, da~ der Tumor 1 einen hSheren Grad yon Differenzierung erlangt hat, wie der Tumor 2, derm man finder in dem ersteren cine gro•e Zahl yon Cysten, welche mit ihrem mehrschichtigen Epithel mit homogenem Inhalt, sowie einem konzentrischen bindegewe- bigen Ringc v611ig Graa/schen Follikeln mit Membrana granulosa und Theca fol]iculi externa entsprechen. Im Falle 2 dagegen treten diese sehr zurtick zugunsten yon gr613eren Cysten mit einschichtigem Epithel und kleineren Gebilden, welche ihrem Aussehen nach mehr Primordial- follikeln gleichen. Aul3erdem fehlt in diesen, wie erwahnt, sehr h~ufig das Sekret und endlich ~reten }tier ausgesprochen strangfSrmige und solide Partien auf, welche man fiir earcinomatSs halten mul~.

Man wird deshalb in der Beurteilung dieser Tumoren in bezug auf Malignitat oder Benignitat sehr vorsichtig sein mfissen, solange nicht weitere Erfahrungen dartiber vorliegen. Delta es ist leicht vorstellbar und aus unserem Fall 2, sowie einigen in der Literatur (v. Werdt) niedergelegten Fallen ersichtlich, dab L~bergange yon gutartigen Oophoromen zu follikul~ren Carcinomen vorkommen und dai~ die niedrigsten Differenzierungsstufen von Carcinomen iiberhaupt nicht zu unterscheiden sind. Die yon v. Werdt eingefiihrte Bezeichnung ,,Granulosa- zelltumoren" griindet sich also in diesen Fallen lediglich auf die Xhn. lichkeit der ]~pithelien mit den Granulosazellen des Ovariums.

Was unsere Tumoren angeht, so ist der erste sicher als gutartig zu be- trachten, wahrend man im zweiten histologisch zum mindesten Ubergange yore gutartigen Oophorom zum follikuliiren Carcinom erblicken mull.

Wenn in unserem zweiten Tumor schon makroskopisch sichtbare Cysten vorkommen, so mug deren Auskleidung mit einem einschich- tigen, niedrigen, kubischen Epithel besonders hervorgehoben werdcn, Nirgends in den beiden F~llen habe ich zylindrisches Epithel mit basal- st~ndigen Kernen gesehen, wie es in den gewShnlichen Cystomen und Cystadenomen vorkommt, v. Werdt und R. Meyer beschreiben zwar je einen Fall yon mit Cystom vergesellschafteten Oophorom. Da aber in beiden Fallen niemals ~bergange bzw. Umwandlungen yon kubi- schem zu zylindrischem Epithel bcobachtet wurden, wird man bier wohl mit Recht annehmen dfirfen, dab genetiseh verschiedene Gebilde vorliegen.

Dieser Umstand und das ganzlich verschiedene Verhalten der Cystome yon den eben beschriebenen Oophoromen~ deren Histiogenese,

198 O. Seifried :

wie wir geseherr haben, mi t grofter Wahrseheinl ichkeit auf das Keim- epithel (Granulosaballen) zuriickzuffihren ist, erschein~ mir insoferne bedeutungsvoll , als dadureh die Hypo these yon tier En t s t ehung der Cys tome aus diesem (siehe Seubert) zum mindesten sehr ersehfit tert wird.

DaI3 ferner das Kelmepi thel als solches befi~higt ist, adenomatiis- eyst ische Gebilde hervorzubringen, was Seubert als nieht endgiiltig entsehieden betraehte t , glaube ich du tch diese Unte rsuehungen be- wiesen zu haben, denn bei dem ganzlich verschiedenen Bau des Ovar iums yon demjenigen anderer driisiger Organe, stehe ieh n icht an, meine beiden Tumoren Adenomen gleichzustellen. Allerdings sind die letz- te ren yon den Cys tomen vSllig versehieden und kSnnen a u o h keines- wegs als adenomatSse Vorstadien derselben be t raehte t werden, wie ich gegentiber der Ansieht Seuberts besonders hervorheben mSchte.

Endl ieh wird m a n aus den vo rkom m e nden flieSenden Uberg~ngen vom gutar t igen Oophorom his z um follikul~ren bzw. soliden Carcinom

die l~ichtigkeit tier Histiogenese tier Oophorome vorausgesetz t - - schlieBen mfissen, dab ein grol~er Teil der Ovarialcareinome vom Keim- epithel abs t ammt , was Seubert ebenfalls als nieht entschieden betrachte t .

W e n n du tch weitere Unte rsuchungen an Ovaxial tumoren be i allen I-Iaus~ieren diese Anschauungen best~t igt werden, wird sieh die Ab- t r ennung unserer Tumoren bzw. der yon ihnen ausgehenden Carcinome, speziell yon den Cys tomen als einer besonderen Gruppe yon , ,Granulosa- ze l l tumoren" (v. Werdt), follikularen Careinomen ( R. Meyer), Oophoromen oder wie m a n sie bezeiehnen will, yon selbst ergeben.

Fiir die Cystome bliebe dann immer noeh die En t s t ehung aus dem Oberfli~chenepithel, wie dies heute yon den meisten A u t o r e n ange- n o m m e n wird, ferner aus ins Ovar ium versprengten Fl immer- und Cyl inderepi thelcysten und Becherzellherden, sowie aus Res ten des Wol/sehen KSrpers iibrig.

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Das ,0ophoroma folliculare" beim Huhn. 199

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