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Jg. 34, ]~ef$45/46 W.V. STUDNITZ ~nd D. BEKEZIN : Das VerhMten der elektrophoretisehen Proteinfr~ktionen t239 1. Dezernber 1956 Tabelle 2. Verhalten der Serumaldolasea~tivitiit bei verschiedenen Myopathien Lfdl Nr.'[ 2 31 4 /'~ame L.P. K. CI. F.P. K.P. T, J. S.S. W.G. R.B. 2 60 15 16 12 38 13 Diagnose Syringomyelie mit I d~ Muskel~tr°phien I Poliomyelitis (gltere) l c~ Poliomyelitis (akute) c~ sekund~re Muskelatrophien 1 ! bei ehronisehem Gelenk- / rheuma My~sthenia gravis - I pseudoparalytica GroBhirntumor reehts mit Atdolase- Einheiten (mm~FDP gespalten Std in 1 ml Serum ? hemiparetiseher Inaktivit~tsatrophie links Myositis ossifieans HyFothyreotische Myopathie 10,8 4,7 3,9 4,9 39,2 4,4 8,3 8,3 halten der Serumaldolase registrieren liel3en. So liegen die Werte bei der Poliomyelitis, bei Inaktivit~ts- atrophien und bei einer kleinen Patientin mit Myositis ossificans innerha]b der yon uns angegebenen nor- malen Sehwankungsbreite, n/im]ieh zwischen 3 und 8 Einheiten. Nut bei einze]nen Muskeldystrophiekranken sehritt die Krankheit fort. Nach unseren jetzt 6j/~hrigen Er- fahrungen war dies vor allem dann zu beobachten, wenn Schwierigkeiten hinsichtlieh der notwendigen, fiber Monate und Jahre ohne Unterbreehung dureh- zufiihrenden Behandlung bestanden, die Mder vie]fach unbestreitba.re, durch die sozialen Einrichtungen an- scheinend nieht gewghrteistete Kosten verursacht. Naturgem£1~ h//ngen die Aussichten auf einen thera- peutisehen Ertolg aueh wesentlieh yon der mSgliehst frfihzeitigen Diagnosestellung ab. Wie schon frfiher (1955) yon uns mit MESNE in dieser Zeitschrift beriehtet wurde, dienten zur 0bjek- tivierung des Behandlungserfolges neben Serum-Toeo- pherol- aueh Harn-Kreatin-Kreatininbestimmungen. Die Ermittlung der Serumaldolaseaktivit£t erseheint aber um so wertvoller, da der laufende, quantitative Naehweis des tIarnkreatins und -kreatinins nicht nnr methodisch schwieriger ist, sondern auch das zuver- l/~ssige Sammeln des 24 Std-Misehharns bei diesen Kranken nicht immer gew£hrleistet ist. Die Serum- Toeopherolbestimmung kann hinsiehtlieh der Beur- teilnng einer mSglichen Besserung im Stich lassen, hatte sieh doch gezeigt, dag die ~lleinige Vitamin E- Gabe vie]leicht night ausreieht, sondern die gleich- zeitige Medikation yon Cholin und Inosit, oder mit vielleieht grSt~erem Nutzen eine Multivitaminkombi- nation mit Glutamins/iure notwendig ist. Zusammen/assend kommen wir demnaeh zu der Feststellung: 1. Bei der progressiven Muskeldystrophie hande]t es sieh um eine heredodegenerative, ,,endogene", prim£re Muskelerkrankung. 2. Pathogenetisch bestehen Hinweise ffir einen an- geborenen fermentativen Schaden bzw. das Vor]iegen einer Enzymopathie. 3. Dem Mangel an Vitamin E und weiteren Vit- aminen sowohI prostetisch- wie induktiv- wirksamer Natur daft ffir die angenommene Fermentst5rung eine Bedeutung beigemessen werden. 4. Entsprechende Heilversuehe mit Vitamin E, Inosit und Cholin sowie einer Multivitamin-Glutamin- s//urekombination kSnnen das Leiden gfinstig be- einflussen. 5. ~'fir die Beurteilung des Nutzens yon Heft- versuchen bei der progressiven Muskeldystrophie kSnnen nieht nur Xreatin-Kreatinin- und Vitamin E- Bestimmungen herangezogen werden, sondern mit vielleieht besserem Nutzen die Bestimmungen der Serumaldolaseaktivit£t. Literatur l~ber Vitamin E (Tocopherol) siehe bei R. BECKM~N=% Vitamin E (PhysioIogie, pathologische Physiologie, klinische Bedeutung). Z. Vitamin-, Hormon- u. Fermentforsch. 7 (1955). BEC~E~, P.E.: Dystrophia musculorum progressiv& Stuttgart: Georg Thieme 1955. - - BEC~:~ANN, 1%.: Miinch. reed. Wschr. 1952, 1176. - - Iqlin. Wschr. 1952, 465; 1955, 179. - - _~rzt]. Wschr. 1956, 361. - - BEe~:MANN, R., u. E. BVD- DECKE: Klin. Wschr. 1956, 818. -- Bnv~s, F.: Biochem. Z. 325, 156 (1954). - - JAcoB, W., u. J. NEV~AVS: Klim Wschr. 1954, 923. - - :KiiHNAU, J.: In Die Erni~hrung yon K. LANG u. i%. SCEOE~. Berlin: Springer 1952. -- ME~E, F., u. l~. ]~ECK~IANN: Klin. Wschr. 1955, 556. - - SCHAPIma, G., J. CL. DREYFVS et F. Scnien~A: Semaine H5p. 1953, 38. --- SCR.~PI~A, G., J. CL. DREYFUS, F. SCHAPIRA and J. KRUG: Amer. J. Physiol. Med. 34, 313 (1955). -- Sn3LEY, J. A., and A. L. LE~m~GE~: J. of Biol. Chem. 177, 859 (1949). STE£P, W., J. Kiin~v u. H. Se~RSDE~: Die Vitamine und ihre ktinisehe Anwendung, 6. Aufl. Stuttga.rt: Ferdinand Enke 1944. - - Wa~Bm~G, O., u. W. Cn~ST~a~: Bioehem. Z. 314, 399 (1943). DAS YERHALTEN DER ELEKTROPHORETISCHEN PROTEINFRAKTIONEN IM SERUM YON FRAUEN NACH GABEN V0N ANDROGE~EN UND OESTROGENEN HORMONEN Von W. v. STUDNITZ und DAvID BEr~EZlN Aus dem Zentrallaboratorium (Chefarzt: Laborator C. B. LAI~.Et~L) und der Frauenklinik (Chefarzt: Prof. SUNE GENE~L) des A]Igemeinen Krankenhauses, I~IalmCi(Schweden) Es ist seit langem bekannt, dal3 die androgenen Hormone anabole Wirkungen auf don Proteinmeta- bolismus ausfiben (KOC~:~KIA~ nnd Mum.IN 1 1935). Dagegen liegen nut ganz wenige Untersuehungen fiber den EinfluB der androgenen Hormone auf die Plasma- bzw. Serumproteine vor. 'ABELS, YOUNG und TAYLOl~ 2 (1944) registrierten naeh Zufuhr yon androgenen Hormonen eine Verminderung des Total- proteingehalts im Plasma, der dann sp//ter bei wei- terer tIormonzufuhr wieder einer Vermehrung Platz maeht. Zu gleiehen Resultaten kamen NAVA und ZmLI S (1950). Diese sind unseres Wissens naeh die einzigen, die in diesem Zusammenhang die Plasma- proteine mit Hilfe der Papierelektrophorese trennten.

Das Verhalten der elektrophoretischen Proteinfraktionen im Serum von Frauen nach Gaben von androgenen und oestrogenen Hormonen

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Page 1: Das Verhalten der elektrophoretischen Proteinfraktionen im Serum von Frauen nach Gaben von androgenen und oestrogenen Hormonen

Jg. 34, ]~ef$ 45/46 W.V. STUDNITZ ~nd D. BEKEZIN : Das VerhMten der elektrophoret isehen Proteinfr~ktionen t239 1. Dezernber 1956

Tabelle 2. Verhalten der Serumaldolasea~tivitiit bei verschiedenen Myopathien

Lfdl Nr.'[

2

31 4

/'~ame

L.P.

K. CI.

F.P.

K.P.

T, J .

S.S.

W . G .

R.B.

2 60

15

16 12

38

13

Diagnose

Syringomyel ie m i t I d~ Muskel~tr°phien I

Pol iomyeli t is (gltere) l

c~ Poliomyeli t is (akute)

c~ sekund~re Muskelatrophien 1 ! bei ehronisehem Gelenk- /

rheuma

My~sthenia gravis - I pseudoparalyt ica

GroBhirntumor reehts mi t

Atdolase- Einheiten (mm ~ FDP gespalten Std in 1 ml

Serum

?

hemiparetiseher Inaktivit~tsatrophie links

Myositis ossifieans HyFothyreotische

Myopathie

10,8

4,7

3,9

4,9

39,2

4,4

8,3

8,3

halten der Serumaldolase registrieren liel3en. So liegen die Werte bei der Poliomyelitis, bei Inaktivi t~ts- atrophien und bei einer kleinen Patientin mit Myositis ossificans innerha]b der yon uns angegebenen nor- malen Sehwankungsbreite, n/im]ieh zwischen 3 und 8 Einheiten.

Nut bei einze]nen Muskeldystrophiekranken sehritt die Krankhei t fort. Nach unseren jetzt 6j/~hrigen Er- fahrungen war dies vor allem dann zu beobachten, wenn Schwierigkeiten hinsichtlieh der notwendigen, fiber Monate und Jahre ohne Unterbreehung dureh- zufiihrenden Behandlung bestanden, die Mder vie]fach unbestreitba.re, durch die sozialen Einrichtungen an- scheinend nieht gewghrteistete Kosten verursacht. Naturgem£1~ h//ngen die Aussichten auf einen thera- peutisehen Ertolg aueh wesentlieh yon der mSgliehst frfihzeitigen Diagnosestellung ab.

Wie schon frfiher (1955) yon uns mi t MESNE in dieser Zeitschrift beriehtet wurde, dienten zur 0bjek- tivierung des Behandlungserfolges neben Serum-Toeo- pherol- aueh Harn-Kreat in-Kreat ininbest immungen. Die Ermit t lung der Serumaldolaseaktivit£t erseheint aber um so wertvoller, da der laufende, quant i ta t ive Naehweis des t Iarnkreat ins und -kreatinins nicht nnr methodisch schwieriger ist, sondern auch das zuver- l/~ssige Sammeln des 24 Std-Misehharns bei diesen Kranken nicht immer gew£hrleistet ist. Die Serum-

Toeopherolbestimmung kann hinsiehtlieh der Beur- teilnng einer mSglichen Besserung im Stich lassen, hat te sieh doch gezeigt, dag die ~lleinige Vitamin E- Gabe vie]leicht night ausreieht, sondern die gleich- zeitige Medikation yon Cholin und Inosit, oder mit vielleieht grSt~erem Nutzen eine Multivitaminkombi- nation mit Glutamins/iure notwendig ist.

Zusammen/assend kommen wir demnaeh zu der Feststellung:

1. Bei der progressiven Muskeldystrophie hande]t es sieh um eine heredodegenerative, ,,endogene", prim£re Muskelerkrankung.

2. Pathogenetisch bestehen Hinweise ffir einen an- geborenen fermentat iven Schaden bzw. das Vor]iegen einer Enzymopathie.

3. Dem Mangel an Vitamin E und weiteren Vit- aminen sowohI prostetisch- wie induktiv- wirksamer Natur daft ffir die angenommene Fermentst5rung eine Bedeutung beigemessen werden.

4. Entsprechende Heilversuehe mit Vitamin E, Inosit und Cholin sowie einer Multivitamin-Glutamin- s//urekombination kSnnen das Leiden gfinstig be- einflussen.

5. ~'fir die Beurteilung des Nutzens yon Heft- versuchen bei der progressiven Muskeldystrophie kSnnen nieht nur Xreat in-Kreat inin- und Vitamin E- Best immungen herangezogen werden, sondern mit vielleieht besserem Nutzen die Best immungen der Serumaldolaseaktivit£t.

Literatur

l~ber Vi tamin E (Tocopherol) siehe bei R. BECKM~N=% Vitamin E (PhysioIogie, pathologische Physiologie, klinische Bedeutung). Z. Vitamin-, Hormon- u. Fermentforsch. 7 (1955).

BEC~E~, P.E.: Dystrophia musculorum progressiv& Stuttgart: Georg Thieme 1955. - - BEC~:~ANN, 1%.: Miinch. reed. Wschr. 1952, 1176. - - Iqlin. Wschr. 1952, 465; 1955, 179. - - _~rzt]. Wschr. 1956, 361. - - BEe~:MANN, R., u. E. BVD- DECKE: Klin. Wschr. 1956, 818. - - Bnv~s, F.: Biochem. Z. 325, 156 (1954). - - JAcoB, W., u. J. NEV~AVS: Klim Wschr. 1954, 923. - - :KiiHNAU, J.: In Die Erni~hrung yon K. LANG u. i%. SCEOE~. Berlin: Springer 1952. - - ME~E, F., u. l~. ]~ECK~IANN: Klin. Wschr. 1955, 556. - - SCHAPIma, G., J. CL. DREYFVS et F. Scnien~A: Semaine H5p. 1953, 38. --- SCR.~PI~A, G., J. CL. DREYFUS, F. SCHAPIRA and J. KRUG: Amer. J. Physiol. Med. 34, 313 (1955). - - Sn3LEY, J. A., and A. L. LE~m~GE~: J. of Biol. Chem. 177, 859 (1949). STE£P, W., J. K i i n ~ v u. H. Se~RSDE~: Die Vitamine und ihre ktinisehe Anwendung, 6. Aufl. Stuttga.rt: Ferdinand Enke 1944. - - Wa~Bm~G, O., u. W. Cn~ST~a~: Bioehem. Z. 314, 399 (1943).

DAS YERHALTEN DER ELEKTROPHORETISCHEN PROTEINFRAKTIONEN IM SERUM YON FRAUEN NACH GABEN V0N ANDROGE~EN UND OESTROGENEN HORMONEN

Von

W . v . STUDNITZ u n d DAvID BEr~EZlN

Aus dem Zentrallaboratorium (Chefarzt: Laborator C. B. LAI~.Et~L) und der Frauenklinik (Chefarzt: Prof. SUNE GENE~L) des A]Igemeinen Krankenhauses, I~IalmCi (Schweden)

Es ist seit langem bekannt, dal3 die androgenen Hormone anabole Wirkungen auf don Proteinmeta- bolismus ausfiben (KOC~:~KIA~ nnd Mum.IN 1 1935). Dagegen liegen nu t ganz wenige Untersuehungen fiber den EinfluB der androgenen Hormone auf die Plasma- bzw. Serumproteine vor. 'ABELS, YOUNG und TAYLOl~ 2 (1944) registrierten naeh Zufuhr yon

androgenen Hormonen eine Verminderung des Total- proteingehalts im Plasma, der dann sp//ter bei wei- terer t Iormonzufuhr wieder einer Vermehrung Platz maeht . Zu gleiehen Resultaten kamen NAVA und ZmLI S (1950). Diese sind unseres Wissens naeh die einzigen, die in diesem Zusammenhang die Plasma- proteine mi t Hilfe der Papierelektrophorese trennten.

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1240 W.v. STUDNITZ und D. BEREZI~': Das Verhalten der elektrophoretischen Proteinfraktionen Klinische Wochenschrif t

Sie sahen nach Zufuhr yon Testosteron eine Vermin- derung der Albumine und si~mtlicher Globulinfrak- tionen.

Uber die Wirkungen der oestrogenen Hormone auf den Prote inmetabol ismus liegen in der Li te ra tur nur dfirftige und widersprechende Angaben vor. So wird einmal den Oestrogenen ein leichter anaboler (POLLACK und H A L I ' E ~ a 1951) und das andere Mal ein kataboler Effekt zugeschrieben (NAVA und ZIUX s 1950). Diese untersuchten auch hier die P lasmaprote ine mi t Hilfe der Elektrophorese. Sie fanden nach Oestrogenzufuhr 1 eine Steigerung der g-Globuline.

Die vorliegende Arbeit ha t die Absicht das Vet- 2 hal ten der versehiedenen Pr0te inffakt ionen im mensch- lichen Serum nach Zufuhr yon androgenen und oestro- genen H o r m o n e n zu untersuchen. 3

Material a) 20 Frauen wurden mit androgenen Hormonen behandelt. 4

Hiervon hatten 12 Frauen die Menopause passiert (Nr. 1--7) oder waren einer chirurgisehen Kastration unterwoffen worden (Nr. 8--12). Fiinf Frauen waren im fertflen Alter (Nr. 13--17) 5 und 3 Frauen batten Uteruseancer und standen gleiehzeitig unter R6ntgenbehandlung (Nr. 18--20).

Die zur Verwendung gekommenen Pr~parate waren: 6 Methylandrostenediol, sublingual in tggliehen Dosen yon 25 bis 100 mg (Nr. i--4. 8--11 und 13--20). Methyltestosteron, sublingual 10rag t~glieh (Nr. 5--7) und Testosteronpropionat intramuskuli~r, jeden 2. Tag 25 mg, Gesamtdosis 125 mg in jeder Behandlungsserie (Nr. 12). In 3 FMlen (Nr. 6, 10, 12) 7 wurde die Behandhmg naeh einer Pause yon 16 bzw. 30 Tagen wiederholt.

In 2 F/~llen (Nr. 4 und 5) ist friiher sehon Methylandro- 8 stenediol bis zu 2 bzw. 4 Monaten vor unserer Behandlungs- serie gegeben worden. Nr. 15 hatte ffiiher unter langdauernder ~thinyloestradiol-Medikamentation gestanden. 9

b) 14 Frauen wurden mit oestrogenen Hormonen behandelt. Die Indikation hierfiir war: bei 3 FMlen prim/~re Amenorrhoe (Nr. 1--3), bei 4 F~llen (Nr. 4 - 7 ) lang anhMtende sekund~re 10 Amenorrhoe, bei 1 Fall Oligomenorrhoe (Nr. 8) und bei 6 Frauen klimakterisehe Ausfatlssymptome (Nr. 9--14), wobei alle amenorrhoiseh waren.

Z u r Verwendung k~men folgende Prgparate: ]t)hinyl. oestradiot in tagliehen Dosen yon 0,05 mg (Nr. 1--8 und 14) und Digthylstilboestrol in t~gliehen Dosen, sukzessiv steigend 11 yon 0,1 auf 0,5 mg (Nr, 9--13).

Die Behandlungsdauer geht aus den Tabelten hervor [ein- zelne, hSchstens 2 Woehen lange Pausen wurden nicht extra 12 markiert (Nr. 2 und 6)]. Zwei F~lle (Nr. 3 und 7) sta~nden bis unmittelbar vor Anfang unserer Versuehsreihe unter eyclischer ~thinytoestradiol-Behandhmg, die ungefS, hr 1 Jahr dauerte. Nr. 12 hatte 70 Tage vorher eine 1 Jahr lange Behandlung mit t3 Methylandrostenediol erhalten.

Die Blutproben wurden in der Zeit yon 7--9 Uhr morgens aus einer V. eubitalis entnommen und bei Zimmertemperatur 14 der Koagulation iiberlassen. ])as nach Zentrifugierung ge- wormene Serum wurde bei + 4 ° aufbewahrt und kam sp~te~ 15 stens am 2. Tag zur elektrophoretischen Analyse. Die Pa- tienten waren bei der Blutentnahme niiehtern und erhielten w~hrend der Behandlungszeit keinerM andere Hormone. Die 3 Caneerpatienten erhielten auBer androgenen Hormonen noeh 16 R6ntgenbestrahlung.

Methoden 17 1. Papierelektrophorese naeh LAURELI,, LAUR~LL und

SKOOG 5 (1956). 2. Totatproteinbestimmung nach vA~ SLrKE (korrigiert 18

nach KJELDAKL). Resultat

I . Androgene Hormone. Aus Tabelle 1 geht h error , 19 dal~ naeh Zu~uhr yon androgenen Hormonen in 18 yon 20 F/~llen eine Vermehrung der :q-Globulinffak- t ion effolgte. Die fll-Globnline zeigten in 17 yon 20 20 F~llen und die fi2-Globuline in 15 -con 20 F£llen eine Vermehrung. Die Albuminffakt ion verminder t sich nach Hormonzufuhr in 14 yon 20 F/~llen. Alle

Tabelle 1. Verhalten der a~-, ill" und fl2-Globulin/raktion und Albumine nach Androgengaben.

Es sind jeweils die Ausgangswerte (vor Behandlung) und die nach der Hormonbehandlung (Hb.) erhaltenen ~Verte an- gegeben. Wo mehrere Untersuehungeu durchgefiihrt wurden, sind auch die Werte angegeben, wo die Patienten ohne Hor- monbehandlung (o. Hb.) waren. Alle Werte sind als g/100 m] Serum zu verstehen. S.D. = Standart Deviation der Normal- werte.

Nr, ~2 fit fl~ Albumin

Vor Behandlung 21 Tage Hb. 21 Tage Hb. Vor Behandlung 27 Tage Hb. 32 Tage o. Hb. Vor Behandlung 35 Tage Hb. 31 Tage o. Hb. Vor Behandlung 21 Tage Hb. 30 Tage o. Hb. Vor Behandlung 21 Tage Hb. 11 Tage o. lib. Vor Behandlung 20 Tage Hb. 30 Tage o. Hb. 19 Tage Hb. Vor Behandlung 20 Tage Hb. 34 Tage o. Hb. Vor Behandhmg 30 Tage Hb. 112 Tage Hb. Vor Behaudlung 23 Tage Hb. 34 Tage o. Hb. Vor Behandlung 21 Tage Hb. 30 Tage o. Hb. 22 Tage Hb. 30 Tage o. Hb. Vor Behandiung 21 Tage Hb. 40 Tage o. Hb. Vor Behandlung 5 [rage Hb. 16 Tage o. Hb. 5 Tage Hb. Vor Behandlung 19 Tage Hb. Vor Behandtung 28 Tage Hb. Vor Behandlung 28 Tage Hb. 21 Tage Hb. 10 Tage Hb. Vor Beh~ndlung 28 Tage Hb. Vor Behandlung 10 Tage Hb. 30 Tage o. l~b. Vor Behandlung 20 Tage Hb. 30 Tage o. Hb. Vor Behandlung 11 Tage Hb. 21 Tage o. Hb. Vor Behandlung 14 Tage Hb. 45 Tage Hb. Normalwerte S.D.

0,48 0,52 0,57 0,51 0,67 0,57 0,38 0,52 0,42 0,46 0,53 0,48 0,50 0,68 0,64 0,48 0,62 0,45 0,55 0,44 0,55 0,44 0,57 0,54 0,64 0,51 0,66 0,53 0,48 0,45 0,38 0,46 0,40 0,49 0,54 0,48 0,47 0,50 0,47 0,51 0,54 0,62 0,45 0,64 0,52 0,54 0,46 0,51 0,47 0,53 0,42 0,50 0,48 0,82 1,19 0,90 0,8t 0,97 0,82 0,60 0,72 0,90 0,50

={=0,051

0,41 0,37 0,46 0,41 0,43 0,50 0,34 0,41 0,38 0,43 0,44 0,42 0,39 0,51 0,53 0,44 0,49 0,45 0,50 9,43 0,54 0,49 0,46 0,39 0,43 0,47 0,54 0,54 0,49 0,53 0,45 0,44 0,44 0,49 0,51 0,48 0,44 0,41 0,44 0,43 0,44 0,47 0,38 0,41 0,41 0,47 0,46 0,43 0,48 0,50 0,45 0,55 0,47 0,49 0,52 0,50 0,44 0,53 0,54 0,46 0,49 0,48 0,50

±0,06

0,28 0,25 0,29 0,28 0,31 0,36 0,25 0,28 0,28 0,29 0,26 0,25 0,39 0,44 0,44 0,34 0,35 0,33 0,37 0,28 0,29 0,29 0,23 0,29 0,33 0,21 0,31 0,30 0,44 0,35 0,34 0,37 0,33 0,28 0,32 0,36 0,23 0,24 0,23 0,25 0,30 0,31 0,29 0,28 0,28 0,26 0,28 0,25 0,28 0,29 0,24 0,30 0,29 0,29 0,32 0,31 0,44 0,47 0,42 0,39 0,40 0,44

0 , 3 5 ~0,05

4,46 4,62 4,59 4,31 4,15 4,49 4,52 4,46 4,50 4,48 4,64 4,30 4,36 4,35 4,52 4,08 4,23 4,56 4,43 4,83 4,41 4,69 4,56 4,63 4,36 4,81 3,92 4,19 4,79 4,54 4,81 4,34 4,65 4,70 4,44 4,47 4,72 4,77 4,47 4,40 4,47 4,55 4,52 4,17 4,26 4,89 4,46 4,59 4,52 4,44 4,56 4,41 4,48 3,73 3,39 3,58 3,56 3,53 3,72 4,09 4,08 3,38 4,53

~±0,18

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Jg. 34, ]~eft 45/46 W. v. SWUD~rlTZ und D. BE~nzI~ : Das Verhalten der elektrolohoretischen Proteinfraktionen :[24:[ 1. Dezember 1956

Tabelle 2. F erhalten der o:~-Globulin]raktion nach Oestrogengaben.

Es sind jeweils die Ausg~ngswerte (vor Behandlung) und die nach der Hormonbehandlung (Hb.) erhaltenen Werte an- gegeben. In einigen FMlen, wo 2 Behandlungsperioden ge- geben wurden, sind auch die Werte angegeben, wo die Pa- tienten ohne ttormonbehandlung (o. l-Ib.) waren. Atle Werbe sind als g/100ml Serum zu verstehen. S.D. = Standard Deviation der Norm~lwerte.

Nr. I cq

I Vor Behandlung 0,39 1 2] Tage Hb. 0,50 I 90 Tage o. I-Ib. 0,40

2 I Vor Behandlung 0,32 ' 34 Tage Hb. 0,47

3 Vor Behandlung 0,40 21 Tage ttb. 0,43

4 Vor Behandlung 0,32 i 14 Tage I~b. 0,34

5 i Vor Behandlung 0,34 21 Tage Hb. 0,30

6 Vor Behandlung 0,42 30 Tage Hb. 0,47 14 Tage o. I-Ib. 0,49 21 Tage Hb. 0,54

7 Vor Behandlung 0,33 21 Tage Itb. 0,36

8 Vor Behandlung 0,46 21 Tage Hb. 0,37

9 Vor Behandlung 0,49 21 Tage Hb. 0,51 44 Tage Hb. 0,52

10 Vor Behandlung 0,32 21 Tage Hb. 0,45

11 Vor Behandlung 0,29 21 Tage Kb. 0,39

12 Vor Behandlung 0,31 21 Tage lib. 0,44

13 Vor Beh~ndlung 0,38 21 Tage Hb. 0,38 30 Tage o. Hb. 0,35 21 Tage Hb. 0,41

14 Vor Behandlung 0,32 21 Tage Hb. 0,48 Normalwerte 0,34 S.D. ~0,036

anderen Frakt ionen zeigten manehmaI eine Verminde- rung, manehmat eine Vermehrung und sind daher nieht mit in die Tabetle aufgenommen worden. Das gleiehe gilt aueh ffir den Totalproteingehalt im Serum.

Der Mittelwert ffir die ~-Globul ine steigt yon 0,52 auf 0,63 g/100 ml Serum an. Die ~-Globuline steigen im Durehsehnitt yon 0,44 auf 0,48 g/100 ml Serum und die fie-Globuline yon 0,30 auf 0,32/100 ml Serum. Aus dem Vergleich mit den Normalwerten unseres Laborator iums ergibt sieh, dab die auftreten- den Vergnderungen in fast allen Fgllen innerhalb der 2a-Grenzen der Normalwerte liegen (s. Tabel le l ) . Eine Ausnahme betreffend der ~e-Globuline machen verst/indlieherweise die 3 Caneerf~lle.

In den F/illen, wo naeh Aussetzen und erneutem Wiedereinsetzen der Behandlung Serumanalysen dur eh- geffihrt worden sind, sind die gefundenen Werte eben~a, lls in Tabelle 1 eingetragen. Hier sieht man, dag im altgemeinen bei Aussetzen der Hormone ein Absinken und bei ernentem Wiedereinsetzen ein Wiederanstieg der Werte erfolgte.

Statistiseh sicherstellen 1/~gt sieh jedoeh - - beim Aussehalten der Caneerfglle - - nut die Vermehrung der g~-Globuline (P (0 ,03 ) .

Klin. Wschr., 34. Jahrg.

I I . Oestrogene Hormone. Aus Tabelle 2 geht hervor, dab naeh Zufuhr y o n oestrogenen t tormonen die ~l- Globuline in 12 yon 14 Fgllen ansteigen, n/~mlieh im Durchsehnitt yon 0,36 auf 0,42 g/100 ml Serum (Ta- belle2). Die anderen Frakt ionen zeigen keinerlei regelm//Bige Tendenz, wenn man yon den g2" und y- Globulinen absieht. Hier zeigen die ersteren bei 9 yon 14 eine Vermehrung und die letzteren bei 8 yon 14 F/illen eine Verminderung. Auf eine tabellarisehe Darstellung dieser Werte wurde jedoch verziehtet. Eine statisehe Bereehnung maeht den Anstieg der el- Globuline ,,wahrseheinlieh signifikant" (P=0,05--0,03).

Kommentar

Wie aus den vorstehenden I~esultaten hervorgeht, konnten wir in unserem Material naeh Zufuhr yon androgenen Hormonen eine signifikante Vermehrung der c~2-Globuline im Serum yon weibliehen Personen erhalten. Die yon ABELS, Yov~G und TAYLOR ~ sowie Yon NAVA und ZILLI 3 besehriebene Verminderung des Serum- bzw. Pl~smaproteines naeh Zufuhr yon andro- genen Hormonen konnten wir nieht registrieren. NAVA und ZILLI differenzierten ebenfalls die Plasma- proteine mit Hilfe der Papierelektrophorese und be- sehrieben eine Verminderung der Albumine und s~mt- lieher Globulin~raktionen. Wir konnten eine an- gedeutete Verminderung der Albumine sehen, n/~m- lieh bei 15 yon 20 F£11en. AuBer der oben erw/ihnten ~2-Globulinvermehrung sahen wir im allgemeinen eine Vermehrung der fi-Globuline, sowohl/~1 als aueh fie. Doeh waren diese Steigerungen in solehen GrSgen- ordnungen, dag sie nur mit aller Vorsieht zu werten sind.

Naeh Zufuhr yon oestrogenen Hormonen konnten wir eine Steigerungder ~l-Globulineregistrieren. Diese Steigerung war jedoeh nieht signifikant, was darauf beruhen kann, dal~ die Anzahl der untersuchten F/ille gering ist. NAVA und ZII~LI erhielgen naeh Zufuhr yon Oestrogenen eine Steigerung des ~-Globulinkomplexes, was init unserem Ergebnis gut fibereinstimmt. Es ist aber die ~l-Globulinfraktion und nieht die ~2-Glo- bulinfraktion, die eine Vermehrung erf/~hrt. ELS~ER und HO~'YKIE~CZ 6 (1954) spraehen die Vermutung aus, dag naeh Oestrogenzufuhr die c%-Globuline an- steigen, da sie nach Zufuhr yon Oestrogenen eine Ver- mehrung der Polyphenoloxydaseaktivit/~t im Serum naehweisen konnten. Diese Oxydaseaktivit/~t ist pro- portional zu dem Gehalt an Caeruloplasmin (ItOLM- I~ER(~ und LAURELL7 1951), das das kupferhaltige ~ - Globulin im Serum ist. l~eehneriseh 1/~ftt sieh leieht zeigen, dab aueh bei einer hundertprozentigen Steige- rung des Caeruloplasmingehaltes im Serum die Stei- gerung der c~2-Giobuline hSehstens 0,03 g/100 ml Serum ausmaeht.

Durch unsere Untersuehungen fiber den Einflug der oestrogenen t tormone auf die Lipoproteine im menschlichen Serum konnten wit (BnIcEZI~r und v. STUDNITZ s) leststellen, daft die ~-Lipoproteine naeh Zuluhr yon Oestrogenen ansteigen. Diese Ergebnisse stehen in ~ 'bereinst imnmng mi t denen anderer Unter- sucher ( B ~ , l~vss and EDE~ ~ 1955, OLIV~ and BOYD ~° 1956 u.a.) . Da die elektrophoretische Mo- bilit/tt der ~-Lipoproteine zum Tell der der g~-Globu- line entspricht, sind unsere Ergebnisse, ni~mlich die Steigernng der ~-Globul ine und der ~-Lipoproteine nach Zufuhr yon Oestrogenen gut in Einklang zu

86e

Page 4: Das Verhalten der elektrophoretischen Proteinfraktionen im Serum von Frauen nach Gaben von androgenen und oestrogenen Hormonen

1242 W E a ~ s SCHRADE, ROLF BIEGLER und CAI~r, OTT-" GehMt des Blutes an unges~ttigten Fettsguren Klinische Wochenschrift

bringen. ZumM der Proteinanteil der Lipoprot~ine ungefghr 65% betr//gt, ist eine Steigerung der Lipo- proteine in einer der ~-Globul ine abzulesen.

Betrachtet man dagegen nnsere Resultate betref- fend des Einflusses der Androgene auf die Globulin- h 'aktionen und Lipoproteinfl°aktionen (BE~EZ~N und v. STUDN~TZS), SO kann man hier keine derartige Uber- einstimmung erkennen. Nach Androgenzufuhr sahen wir eine Verminderung der ~-Lipoproteine, abet - - wie aus vorliegenden gesu l ta ten hervorgeht - - keine Ver- minderung der ~-Globuline. Die elektrophoretisehe Mobilit~t der ~-Lipoproteine entspricht aber nicht nur der der ~-Globuline, sondern aueh zu einem betr/icht- lichen Tell der der Albumine. Ob nun aber die in ~/a der Fglle aufgetretene Verminderung der Albumine (nach Oestrogenzufuhr zeigten die Albumine keine regelm/~Bige Tendenz) nach Zufuhr yon androgenen Hormonen hiermit in Zusammenhang gebracht werden darf, ist vSllig often.

Die interessante Frage ob die zugefiihrten Hor- mone prim/ir die Protein~raktionen beeinflussen, die dann ihrerseits sekundga" zu einer Ver/inderung der Lipoproteine fiihren, wird dnreh Untersuchungen yon KUNK]sn und BEAR~ 1~ (1954) beriihrt. Sie konnten n/imlieh zeigen, daft ein Anstauseh yon radioaktiven Phosphorlipoiden im mensehlichen Serum yon den

e-Lipoproteinen zu den fl-Lipoproteinen und um- gekehrt ~ stattfindet. Diese Untersuchungen maehen geneigt eine prim/~re Beeinflussung der Globuline bzw. Albumine durch die Gesehlechtshormone anzunehmen.

Zusammen/assung. Nach Zufuhr yon androgenen Hormonen konnte in 18 yon 20 Seren weiblieher Pa- t ienten mit Hilfe der Papierelektrophorese eine signi- fikante Steigerung der ~2-Globulinfraktion registriert werden. I m allgemeinen erfolgte aueh eine Steigerung de r /~ - und fls-Globulinfraktionen. In ungef/ihr s/a der Fi/tle erfolgte eine Verminderung der ~ Albumine. - - Naeh Zufuhr yon oestrogenen I tormonen erfolgte in 12 yon 14 F/~llen eine Vermehrung der ~l-Globulin- ~raktion.

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~BER DEN GEHALT DES BLUTES AN MEHRFACH UNGESXTTIGTEN FETTSAUREN

Untersuchungen an Gesunden

Von

WERNER SCHRADE, I=~OLF BIEGLEa und CARL 0TT

Aus der I. Medizinischen Universit/itsklinik Frankfur~ a. 3[. (Direktor: lProL Dr. F. tt0FF)

W/ihrend beim Mensehen und beim WarmbIfi ter normMerweise am Aufbau des Depotfet ts Fetts/iuren mit mehr als einer Doppelbindung nur in geringem MaBe beteiligt sind, finden sich in den Lipiden der Organe grSBere Mengen mehrfach unges/ittigter Fet t - sguren. Sie sind hier ganz besonders in den sog. Struk- turlipoiden, vor Mlem in den Phosphatiden enthalten. Diese Zellbestandteile sind dnrch eine hohe Stoff- weehselaktivit/~t ausgezeiehnet. Aueh in den Lip iden dos Blutes sind die Polyens/iuren naehweisbar. Uber die Funktionen der hoehunges~ttigten Fetts/iuren im intermedi/iren Stoffwechsel ist allerdings nur wenig bekannt.

Die vielerSrterte Frage, ob die Fettsguren mit mehreren Doppelbindungen vom Organismus in aus- reiehender Menge aus anderen Verbindungen aufge- baut werden kSnnen oder mit der Nahrung zugefiihrt werden mfissen, lgBt sich noch nieht generell beant- worten. Die bekannten Arbeiten yon B u ~ und Mit- arbeitern sowie EvA~-s und ~ t a r b e i t e r n hubert ge- zeigt, daft die Krankhei tssymptome, die sieh bei jungen Ra t t en nach fettfreier Ern/ihrnng entwiekeln und u. a. in Wachstumssti l lstand und Hautvergnderungen be- stehen, auf dem Mangel der Kost an best immten mehr- faeh unges/igtigten Fetts/~uren beruhen. B u ~ nannte diese Polyens/iuren, zu deren Synthese das junge Tier offenbar nicht befi~higt ist, essentielle Fetts/~uren. Aueh andere wachsende Tiere (Mguse, I-Iunde, I-Iiihner) re- agieren anf sine entspreehende Mangeldigt mit Krank- heitserscheinungen, unter best immten Versuehsbedin- gungen auch erwachsene Tiere.

Was den ~ienschen betrifft, so fehlen entsprechende Untersuchungen. Man hat zwar in einigen Fgllen S~uglinge wochen- und monatelang extrem fet tarm ernahrt und bei diesen Kindern eine auff~llige Neigung zu kat~rrhMisehen Infekten und Impet igo beobachtet (V. GI~OEt¢ ; V. CHWALIGO~VSKI ; NANSEN und WIESE ; tIANs]~sr und BuR~), es ist jedoeh vollkommen unbe- wiesen, dab es sich hierbei um die Folgen eines Man- gels an hoehungesatt igten Fetts£nren handelt. Bei einem Versueh mit einem Erwaehsenen, der sieh w/~h- rend 6 Monaten fast fettfrei ern/~hrte, t ra ten keinerlei krankhafte Symptome auf. Die Versuchsperson fiihlte sich bei der einseitigen Erni~hrungsweise sogar aus- gesprochen wohl (B~.owN, ttA~SEN, B U ~ und Mc QvA~I~) .

Zu den S//uren, die bei den Mangeltieren die Krank- heitserScheinungen zu beseitigen vermSgen, gehSren die Linol- (mit 2), die Linolen- (mit 3) und die Arachi- dons/iure (mit 4 Doppelbindungen). Auch Hexaen- s~uren scheinen bio]ogisch wirksam zu sein. Eine vSIlige IIeilung s/~mtlieher 1V[~ngelsymptome wird allerdings nur dureh Linol- oder Araehidons/iure er- reicht, w/~hrend Linolen- und Hexaensguren sich ]edig- lieh auf die WachstumsverzSgerung, dagegen nicht auf die Hautver/ inderungen giinstig auswirken. Es be- stehen also in der Wh.ksamkeit der verschiedenen Polyensguren wesentliche Unterschiede. Hierbei ist yon Bedeutung, dab Linols/~ure im Organismus in Araehidons/iure, und Linolensgnre in eine Hexaen- s~.ure iibergeht.~! Linol- bzw. Linolens/~nre sind da.her vielleicht gar nicht die hmktionell entseheidenden