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-4 CS DEM PATHOLOGIgCH-BNATOMISCHEX INSTITCT DER UKI- VERSITA T HELSINGFOKS. DIREKTOR: PROF. AXEL IVALLGREX DAS VERHALTEN DER LEBENDEN WEISSEN BLUTKURPERCHEN BE1 DER ISOAGGLU- TINATION VON IVAR WALLCREN Vor einigen Jahren veroffentlichten Wichels und Lampe eine Untersuchung, mit der sie zu ermitteln versuchten, ob bei der Isoagglutination auch die weissen Blutkorperchen agglutiniert werden. Ihre Untersuchung umfasste zwei Fiille von myeloischer Leukamie, bei der die Erythrocyten der Gruppe A angehorten. Aus BOxalatblut, wurden die weissen Blutkorperchen von den roten getrennt. Nach Zusatz von Testsera 0 oder B erfolgte Agg- lutination der weissen Blutkorperchen, bei Anwendung von Test- serum A hingegen nicht. Wichels und Lampe schliessen hier- aus, dass zum mindesten die Leukocyten der myeloischen Reihe eine gruppenspezifische Differenzierung aufweisen. Die Leuko- cyten aus der A Gruppe verhalten sich bei der Isoagglutination ebenso wie die der gleichen Gruppe angeharigen Erythrocyten. Auch quantitativ liess sich kein oder nur ein unwesentlicher Un- terschied feststellen. Wenn die Verf. Leukocytenaufschwem- mungen verwendeten, die liinger als 10-12 St. gestanden waren, so trat 'eine unspezifische Konglomeration ein, die weder makro- noch mikroskopisch von der spezifischen Agglutination zu unter- scheiden war. Die Verfasser konnten auch konstatieren, dass die Leukocyten bei der Agglutination das wirksame Agglutinin aus der Fliissigkeit, in der die weissen Blutkorperchen suspendiert waren, banden und mit sich zogen. 0. Thomsen (1930) unterzog diese letztgenannte Untersuchung einer griindlichen Revision und kam hierbei zu wesentlich anderen

DAS VERHALTEN DER LEBENDEN WEISSEN BLUTKÖRPERCHEN BEI DER ISOAGGLUTINATION

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-4 CS DEM PATHOLOGIgCH-BNATOMISCHEX INSTITCT DER UKI- VERSITA T HELSINGFOKS. DIREKTOR: PROF. AXEL IVALLGREX

DAS VERHALTEN DER LEBENDEN WEISSEN BLUTKURPERCHEN BE1 DER ISOAGGLU-

TINATION VON

IVAR WALLCREN

Vor einigen Jahren veroffentlichten Wichels und Lampe eine Untersuchung, mit der sie zu ermitteln versuchten, ob bei der Isoagglutination auch die weissen Blutkorperchen agglutiniert werden. Ihre Untersuchung umfasste zwei Fiille von myeloischer Leukamie, bei der die Erythrocyten der Gruppe A angehorten. Aus BOxalatblut, wurden die weissen Blutkorperchen von den roten getrennt. Nach Zusatz von Testsera 0 oder B erfolgte Agg- lutination der weissen Blutkorperchen, bei Anwendung von Test- serum A hingegen nicht. Wichels und Lampe schliessen hier- aus, dass zum mindesten die Leukocyten der myeloischen Reihe eine gruppenspezifische Differenzierung aufweisen. Die Leuko- cyten aus der A Gruppe verhalten sich bei der Isoagglutination ebenso wie die der gleichen Gruppe angeharigen Erythrocyten. Auch quantitativ liess sich kein oder nur ein unwesentlicher Un- terschied feststellen. Wenn die Verf. Leukocytenaufschwem- mungen verwendeten, die liinger als 10-12 St. gestanden waren, so trat 'eine unspezifische Konglomeration ein, die weder makro- noch mikroskopisch von der spezifischen Agglutination zu unter- scheiden war. Die Verfasser konnten auch konstatieren, dass die Leukocyten bei der Agglutination das wirksame Agglutinin aus der Fliissigkeit, in der die weissen Blutkorperchen suspendiert waren, banden und mit sich zogen.

0. Thomsen (1930) unterzog diese letztgenannte Untersuchung einer griindlichen Revision und kam hierbei zu wesentlich anderen

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Ergebnissen. Er untersuchte die weissen Blutkorperchen von 13 Fallen ausgesprochener Leukamie. Es waren Vertreter aller 4 Blutgruppen unter ihnen. Die weissen Blutkorperchen wurden nach Zusatz von Citratlosung von den Erythrocyten durch Sedimen- tierung isoliert und dann Agglutinationsversuchen unterworfen. Nur in einem Fall ergab sich eine spezifische Agglutination. In den tibrigen Fallen waren die weissen Blutkorperchen trotz An- wendung von Sera mit hohem Titer vollkommen ipagglutinabel. Mittels Titrierungsversuche vermochte Thomsen auch nach- zuweisen, dass die weissen Blutkorperchen regelmassig Aggluti- nine spezifisch absorbieren, wenn auch bei weitem nicht. so stark, wie es die Erythrocyten tun.

B Wenn die Leukocyten nur ganz ausnahmsweise in spezifischem Serum agglutiniert wurden, so liegt das wahrscheinlich,, so nimmt Thomsen an, Ban ihrer verhaltnismassig schwachen Ausstattung mit Receptoren, die sich ja auch in der im Vergleich mit den Erythrocyten geringeren Absorptionsfahigkeit verrat. Zur Agglu- tination ist offenbar erforderlich, dass eine gewisse, hier also nicht erreichte, Menge Agglutinin an die einzelne Zelle gebunden wird,.

Die obenerwahnten Untersuchungen haben die Frage humoral- pathologisch behandelt. Es durfte jedoch interessant sein, das Problem auch vom cytologischen Gesichtspunkt aus zu betrachten. Bei Dunkelfeldbeleuchtung bietet sich uns ja Gelegenheit, die lebenden weissen Blutkorperchen naher zu studieren. Wir konnen &re Bewegungen, die Veranderungen in ihrer Form und ihrem inneren Bau, sowie alle jene feinen Strukturwandlungen verfolgen, die der morphologische Ausdruck fur das Leben der ZeIle sind. Unser Wissen auf diesem Gebiet haben vor allem A. Wal lgrens grundliche IJntersuchungen erweitert.

Da aus den beiden obengenannten Untersuchungen hervor- geht, dass die Agglutinine von den Leukocyten absorbiert werden, durfte auch der Versuch nicht uninteressant sein, zu ermitteln, ob eine Veranderung in der Lebensfuhrung der lebenden Zelle zu beobachten ist, nachdem letztere der Einwirkung der Agglutinine ausgesetzt worden ist. Auch das Verhalten der weissen Blut- korperchen zu den roten hat man bei friiheren Agglutinations- versuchen keiner naheren Beobachtung unterzogen.

Daher werde ich im Folgenden iiber eine Untersuchung be- richten, deren Ziel es ist, zu ermitteln, wie sich wahrend des

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Agglutinationsprozesxes die weissen Blutkorperchen zueinander und zu den roten Blutkorperchen verhalten.

Technik.

Um meine Versuche durchfuhren zu konnen, war ich gezwungen. folgende Methodik auszuarbeiten. Es gslt ein Verfahren ausfindig zii machen, das so wenig wie moglich den lebenden weissen Blut- korperchen schadet. Bei der Wahl einer geeigneten Suspensions- flussigkeit habe ich mich fiir die von T y r o d e angegebene phy- siologische Salzlijsung entachieden. Die Tyrode-Liisung enthalt etwas Traubenzucker. Tnfolgedessen verdirbt die Flussigkeit sehr leicht bei Infektion und ist umstandlich zii sterilisieren, da sie keine Erhitzung vertragt. Ich liess deshalb bei meinen Versuchen den Traubenzucker aus der T y r od e-1,osung weg, sie verlor dadurch nicht an Wert. Die Zusammensetzung der angewandten Fliissigkeit war folgende:

Na CI 8,O K ci 0,z Ca C1, (kristallinisrh) 0,2

Na H, PO, O,@ Na HCO, 1 ,O Wasser 1000.0

M g c1, n 0,z

Die weissen Blutkorperchen gewann ich aue einem kleinen, einem Finger entnommenen Bluttropfen. Sofort nach dem Eic- stich in den Finger wurde das Blut mit der Verdunnungsflussigkeit vermischt und untersucht. Eine solche Mischung von Blut und Salzlosung kann man jedoch nicht wie ein gewohnliches Nativ- praparat unter Deckglas auf einem Objekttrager untersuchen. Sobald sich der Flussigkeitstropfen unter dem Deckglas ausbreitet, verandern sich namlich sofort die roten Blutkorperchen. Ihre Grosses vermindert eich, sie nehmen eine abgerundete Form mit feinen Stscheln an der Oberflache an. Man ist der Ansicht (Bro- dersen), dass diese Veranderung der Erythrocyten, die ja aus- serst empfindlich auf Alkali reagieren, ihren Grund darin hat, dass. kleine Mengen Alkali rom Objekttrsger und Deckglas in die Suspensionsfliissigkeit abgehen. Dies ist indessen nicht stich- haltig. Denn einerseits verandern die Erythrocyten ihr Aussehen unmittelbar, wenn sie zwischen zwei Glimmerscheihen untersucht

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werden. Und andrerseits zeigt sich das Phanomen nicht, wenn entweder das Deckglas oder der Objekttrager paraffiniert sind oder beide sich in gewissem Abstand von einander befinden. Der Zusatz einer geeigneten Menge Serum zur Suspension verhindert das Auftreten des Phanomens. Um zu vermeiden, dass die roten Blutkorperchen beim Untersuchen ihre Form verandern, was bei Agglutinationsversuchen storend wirken wurde, kann man also einen paraffinierten Objekttrager benutzen, eine hinreichende Menge Serum zusetzen oder das Deckglas in einen gewissen Ab- stand vom Objekttrager fixieren.

Das letztere Verfahren eignet sich meiner Erfahrung nach am besten fur Agglutinationsversuche. In allzu dunnen Flussigkeits- schichten leben die weissen Blutkorperchen nicht genugend lange, und ausserdem werden die Leukocyten leicht bei den Versuchen beschadigt, wenn Objekt- und Deckglas zu nahe aneinander liegen.

Als passender Abstand zwischen den Glasern hat sich 0,i mm erwiesen. Ich verfuhr deshalb in folgender Weise:

Unter zwei parallel zueinander verlaufenden Randern eines dunnen Deckglases von 20 '< 20 mm werden schmale Streifen von sechsfachem Stanniol gelegt. Die mit den Stanniolstreifen unterlegten Deckglasrander werden dann mit geschmolzenem Pa- raffin uberzogen, das man erstarren lasst. Dadurch entsteht eine kleine Glaskammer, die noch nach 2 Seiten hin offen ist. Solche kleine Untersuchungskammern sind leicht herzustellen und auf- zubewahren und sol1 ten bei Ausfuhrung von Agglutinationsver- suchen stets in genugender Menge vorratig sein.

Von grosster Bedeutung bei Agglutinationsversuchen ist es, dass die Untersuchungskammern so rasch wie moglich mit der zu untersuchenden Suspension gefullt werden, sodass alles bereits vor Beendigung des Agglutinationsprozesses fertig ist. Zugleich muss die Fiillung so erfolgen, dass die Leukocyten nicht beschadigt werden. Hierbei verfuhr ich in folgender Weise: in einer gra- duierten Kapillarpipette von der Form einer Pasteur-Pipette von 0,z ccm wurde die beim Versuch zu verwendende Mischung von Serum und T y r o d e - Losung aufgesogen. In einer mit Spiritus gereinigten Fingerkuppe wurde nach volliger Verdunstung des Alkohols rnit einer feinen Spritzenspitze ein kleiner Einstich ge- macht. Der aus der Fingerkuppe hervorquellende Bluttropfen

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wurde in die Kapillarrohre der Pipette aufgesogen und dann der gesamte Pipetteninhalt auf ein paraffiniertes Ijhrglas ausgeblasen. Beim Ausfliessen des Pipetteninhalts auf die paraffinierte Flacht. mischt sich das Blut mit der Verdiinnungsfliissigkeit. Nachdem der Tropfen auf dem Uhrglas mittels der Pipettenspitze noch vor- sichtig umgeriihrt worden ist, wurde die Blutkorperchensuspension abermals in die Kapillarpipette gesogen und rasch die Glaskam- mern damit gefullt. Letztere wurden dann ganzlich rnit geschmol- zenem Paraffin abgedichtet. Das das Deckglas umgebende Pa- raffin wurde sodann mit Vaselin bestrichen. Dieses bildet rnit dem Paraffin eine plastische Masse, die ein Xustrocknen des Pr2- parats mit Sicherheit verhindert. Wegen der Lichtempfindlich- keit der Leukocyten mussen alle diese Manipulationen in einem Raum rnit gedampfter Beleuchtung erfolgen.

Wenn die Hohe der Glaskammern 0,i mm betrug, erwies sich die Verdunnung 1: 20 des untersuchten Blutes als angemessen, wenn das Blut einem Gesunden entnommen wird. Die roten Blut- korperchen liegen dann in einer einfachen Schicht und nicht allzu dicht auf dem Boden der Glaskammer.

Die Untersuchung der Fraparate erfolgte in einem Binokular- Mikroskop, das rnit elektrischem Warmetisch und Kondensor fur Dunkelfeldbeleuchtung versehen war, bei 900-facher Vergros- serung. Als Lichtquelle diente eine kleine Bogenlichtlampe. Das Licht wurde durch ein Filter filtriert, der, wie zahlreiche Ver- suche bewiesen haben, die fur die weissen Blutkorperchen schad- lichen Strahlen aiisscheidet.

In den kleinen, niedrigen Glaskammern sinken die Blutkorper- chen in kurzer Zeit zu Boden. Dadureh kommen die weissen Blutkorperchen in mehr oder weniger intime Beruhrung rnit dem Objekttrager, der ja den Boden der Kammer bildet. Da die Beriihrung rnit Glas ungunstig auf die Leukocyten einwirken kiinntb, wurden die Objekttrager vor dem Verfertigen der kleinen Glaskammern mit Paraffin uberzogen.

Wie gesagt, hat es sich als angebracht erwiesen, lebende Leukocyten in Tyrode-Losung eu untersuchen. In Ubereinstim- mung rnit F r i e d m a n n und Schonfeld habe ich jedoch die Beobachtung gemacht. dass Leukocytrn sich nicht von der Stelle ruhren, wenn sic in physiologischer Kochsalzlosungen untersucht werden. Erst ein Zusatz von Serum bewirkt, dass die Zellen

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wieder ebenso wie im Plasma vorwlrtswandern. Fur das Studium des Verhaltens der weissen Blutkorperchen beim Agglutinations- prozess ist. es von Bedeutung, dass die Leukocyten im Praparat vorwartskriechen. Nimmt man indessen eine reichliche Menge Serum bei den Versuchen, so legen sich die Erythrocyten geld- rollenartig aneinander, was bei den Agglutinationsversuche~i storend wirkt. Auch stosst man auf praktische Schwierigkeiten, wenn man als Verdunnungsflussigkeit bloss Serum henutzt, z. B. bei den w. u. erwahn ten Titrierungsversuchen, wo solchenfalls nur das Serum des BIutspenders als Verdunnungsfliissigkeit in Betracht kommen konnte. Es galt also eine Mischung von Serum und Tyrode-Losung zu finden, in der die Erythrocyten sich normal bewegen, sich jedoch nicht zu Geldrollen zusammenlegen.

Aus folgenden Versuchsprotokollen ersieht man die geeignetste Mischung. Zugleich beleuchten die Protokollauszuge auch die Verhaltungsweise der weissen Blutkorperchen unter verschiedenen Verhaltnissen. Pamtliche Versuche wurden in der oben be- schriebenen kleinen Glaskammer gemacht, die bis zu 37" im Thermostat oder auf dem Warmetisch des Mikroskops erwarmt wurde.

Versuch 1.

1 Teil Blut, 19 Teile Tyrode-Losung. Unmittelbar nach dem Ein- schliessen der Suspension in die Glaskammer schweben die Leukocyten in der Fliissigkeit und befinden sich in einer leicht zitternden Brown- Bewegung. Sie sind meist kugelformig und gewohnlich an einer Stelle mit einer kurzen, brciten Pseudopodie veraehen. Nach 10 Min. sieht man ein paar Zellen ausgebreitet auf dem Kammerboden liegen. Viele sind in Formabwandlung begriffen. Nach 20 Min. sind noch eine Menge Leuko- cyten rund und haben eine mehr oder weniger lange Pseudopodie. Viele liegen plattgedriickt, ausgebreitet auf dem Glas. Andere haben eine langgestreckte Form; sie bewegen sich aber nicht von der Stelle. Nach 30 Min. sieht man einen Leukocyt deutlich auf dem Kammerboden vor- wlrtskriechen. Zahlreiche Leukocyten liegen indessen weiterhin still, in Kugelform, mit oder ohne Pseudopodie. Nach 1 Stunde liegen s%mt- liche Leukocyten im Prlparat still, als diinne Schleier auf dem Glas aus- gebreitet. Die Form dieser ausgebreiteten Zellen ist meist abgerundet, manchmal langgestreckt. Die Granualarmasse liegt in gewissen Teilen der Zelle unbeweglich. An anderen Stellen sieht man sie rasch von einer Stelle zur anderen fliessen. Die Tropfenverschiebung nach dem Mikrozentrum der Zelle zu - nach A. W a l l g r e n das sicherste Zeichen, dass die Zelle lebend ist - lavst sich deutlich an den platten, diinnen Zellen rerfolgen.

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Oft streckt die Zelle eine klare, optisch leere Pseudopodie nach einer Seite aus. Der Pseudopodie folgt eine lebhafte Brow n-Bewegung in der zunlchst befindlichen Granularmasse. Nach einer U'eile wird die Pseudopodie wie- der eingezogen, und die plattgedriickte Zelle bleibt auf derselben Stelle liegen, bis sie allmlhlich kolliquiert.

Versuch 2.

Blut l lzo, Serum des Blutspenders der Rest T y r o d s-Losung. Nach 10 Min. haben die meisten Leukocyten eine runde oder langgestreckte Form angenommen und sind etwas auf dem Glas ausgebreitet. Nach 20 Min. sieht man einen Leukocyten in derselben Weise wie in einem Blut- prlparat vorw8rtskriechen. Die iibrigen bewegen Eich nicht von der Stelle. Nach I/r Stunde liegen mehrere Leukocyten platt, ausgestreckt am Glas. Nach 1 oder 1 I/* Stunden liegen zahlreiche Zellen achleierformig am Glas ausgebreitet. Viele haben eine langgestreckte Form mit einer optisch leeren Pseudopodie an einem Ende, und mit dem anderen Ende sitzen sie am Glas festgeklebt. Keine Zelle kriecht vomiirts.

Versuch 3 .

Blut Serum des Blutspenders 'I,, der Rest Tyrode-Losung. Die Erythrocyten nehmen keine Geldrollenform an. Nach 45 Min. sieht man mehrere Leukocyten auf dem Glas vorwlrtskriechen. Nach 1 Stunden haben sich eine Menge Leukocyten am Glas ausgebreitet und liegen still; viele kriechen aber weiterhin vorwlrts. Nach 2 Stunden liegen slmtliche Leukocyten am Glas ausgebreitet und bewegen sich nicht von der Stelle.

Versuch 4 .

Blut 'Ilq Serum des Blutspenders ' I2, der Rest Tyrode-Losung. Die Erythrocyten zeigen stellenweise kleine Geldrollenform. Nach 25 Min. sieht man mehrere Leukocyten auf dem Glas kriechend sich fortbewegen; die iibrigen liegen ruhig; keiner hat sich schleierfBrmig ausgebreitet. Nach 40 Min. ist die Mehrzahl der Leukocyten in Wanderung begriffen. Nach 1% Stunden liegen die meisten als diinne Schleier am Glas ausge- breitet,. nur vereinzelte Leukocyten kriechen noch vorw8rts. Am ngchsten Tag liegen die Leukocyten immer noch am Glas ausgebreitet, aber ihr. Protoplasma ist teilweise kolliquiert.

Versuch 5.

Blut Serum des Blutspenders le/m. Die Erythrocyten nehmen lange Geldrollenform an. Nach 20 Min. liegen die meisten Leukocyten am Objekt- triiger. Der Zellenleib ist glockenformig. Die Basis wird von der optisch leeren, breiten Pseudopodie gebildet, die ausgestreckt nach aussen strebt,.

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ohne dass jedoch die Zelle ihren Platx wechselt. Einige wenige Leukocyten kriechen bereits vorwlrts. Nach 1 Stunde bewegen sich viele unter leb- haften Bewegungen im Zellenleib vorwiirts, ebenso nach 11/* bis 2 l h Stunden.

Aus diesem Versuchen erhellt, dass die Leukocyten in T y r o d e - Losung leben; sie zeigen aber eine starke Neigung, sich binnen kurzem auf dem paraffinierten Glas auszubreiten und so, als diinne Schleier auu- gebreitet, unverriickt zu verharren. Ein Zusats von Serum verursacht keine nennenswerte Verlnderung im Verhalten der Leukocyten. Erst nach Hinzufugung von 11, Serum kriechen die meisten Leukocyten im Prlparat vorwiirts, haben aber immer noch die Neigung, sich schliesslich schleier- fonnig auszubreiten und sich danach nicht mehr von der Stelle zu riihren. Auch bei Anwendung von gleichen Teilen Serum und Tyrode-Losung behalten die Leukocyten weiterhin diese Neigung. Erst bei der Unter- suchung in unverdiinntem Serum breiten sie sich nicht mehr am Glas aus.

Unbestreitbar ist die im Versuch 3 benutzte Serummischung die geeignetste. Bei Zusatz von 25 % Serum wandern die Leukocyten lange genug im Prlparat umher, um wlhrend des Agglutinationsprozesses be- obachtet werden zu konnen, und die storende Geldrollenbildung bleibt aus. Bei meinen Agglutinationsversuchen bediente ich mich daher stets einer Flussigkeit, die etwa 25 % Serum enthielt.

Die roten Blutkorperchen bei der Agglutination.

Um mich in der Folge verstandlich zu machen, muss ich etwas bei der Agglutination der roten Blutkorperchen verweilen. Noch herrschen iiber den Nechanismus der Hamagglutination geteilte Ansichten; aber alle scheinen sich dariiber einig zu sein, dass die roten Blutkorperchen unter der Einwirkung von Agglutininen sich friiher oder spater miteinander vereinigen. Richtet man seine Versuche so ein, dass nach Zufuhr von Agglutininen in einer Suspension von roten Blutkorperchen alle Stromungen in letzterer verhindert werden, so wird man finden, dass keine Vereinigung der roten Blutkorperchen untereinander stattfindet, wenn man auch noch so lange wartet. Ein derartiger Versuch lasst sich leicht in der obenerwahnten kleinen Deckglaskammer ausfiihren. Eine Suspension von Erythrocyten, der Agglutinine zugesetzt sind, wird in die Deckglaskammer gefiillt. 1st die Agglutininwirkung nicht allzu hochgradig, so kann man die Manipulationen ausfiihren, noch ehe die Blutkorperchen agglutiniert werden. Nach volliger Abdichtung der Kammer mit Paraffin hat man einen abgeschlosse- nen Raum geschaffen, in dem keinerlei Stromungen in der Fliissig- keit die Agglutination beeinflussen konnen.

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Bei solcherweise angestellten Versuchen sieht man, wie dic roten Blutkorperchen schnell zu Boden sinken. Die Erythrocyten bleiben dann mit den Randern aneinander liegen, ohne sich gegen- seitig anzuziehen. Die Blutkorper befinden eich in einer leise zitternden Brown-Bewegung. Auch an den Randern der Blut- kiirperchen ist eine schwach zitternde Wellenbewegung wahrzu- nehmen. Man bekommt den Eindruck einer gallertartig zitternden Masse. Die Blutkorperchen verschieben sich etwas im Verhaltnis zueinander. Zwei Blutkdrperchen konnen so nahe beieinander liegen, dass kein Zwiechenraum zu sehen ist. Nach einer Weile entdeckt man einen kleinen Spalt zwischen ihnen, der dann wieder verschwinden kann. So verharren die Erythrocyten, obgleich sie mit Agglutininen geladen sind, frei nebeneinander.

Driickt man nun mit einem geeigneten Gegenstand, z. B. einem Bleistift, auf das Deckglas, so verandert sich das Bild augen- blicklich. Man sieht, wie nahe gelegene Blutkorperchen sich an- einander heften. Wenn die Erythrocyten sehr dicht gelagert waren, so ordnen sie sich erst zu langen Reihen an und gestalten sich zu kettenformigen Gebilden. Die Glieder der Kette - die einzelnen Blutkorperchen - nehmen hierbei eine mehr oder we- niger in die Lange gezogene Form an, oft mit spitz ausgezogenen Enden. Die Erythrocytenketten brechen leicht ab und ziehen sich zusammen. Und wenn der Bleistift wieder auf den Objekttrager driickt, verfilzen sich die Ketten zu Klumpen von roten Blut- korperchen.

Liegen die Erythrocyten noch kettenformig geordnet, so be- merkt man, dass die meisten sich Rand an Rand aneinander ge- hangt haben. Man entdeckt aber auch Stellen, wo der Rand eines roten Blutkorperchens sich an die obere oder untere Flache eines anderen geheftet hat. Erythrocyten, die einmal aneinander haften, sieht man ihre Lage im Verhaltnis zueinander nicht mehr ver- andern,'sodass also z. B. ein rotes Blutkorperchen, das mit dem Rande an der konkaven Oberflache eines anderen haftet, nach dem Rand des anderen zu gezogen wiirde, wenn die Kette, in der sie beide Glieder bilden, von den Stromungen unter dem Deckglas gespannt wird.

Lasst man die kleine Deckglaskammer unberiihrt, so erfolgt, wie soeben gesagt, selbst wenn man noch so lange wartet, keine Agglutination. Hingegen kann mail noch nach mehreren Tagen

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durch einen gelinden Druck auf das Deckglas eine vollstandige Agglutination herbeifuhren, wenn man hinlanglich kraftige Agglu- tinine angewandt hat. Schliesslich, nach einer hinreichenden Zeitspanne, verachwindet jedoch die Neigung der Erythrocyten sich aneinander zu heften.

Die Brown- Bewegung, die bei den verhaltnismassig grossen Blutkorperchen ziemlich unbedeutend ist, ist nicht kraftig genug, um die Vereinigung zweier naheaneinander gelegenen Erythrocy- ten zu bewirken. Es bedarf noch eines mechanischen Momenta, um nahegelegene Blutkorper zusammen zu fuhren und dadurch die Agglutination zu vollziehen. Bekanntlich nimmt man an, dass das Agglutinationsphanomen aus zwei Phasen besteht. In der ersten Phase werden die Agglutinine an die Agglutinogene der Blutkorperchen gebunden. In der zweiten Phase finden Klumpung und rlusfillung der Blutkorperchen statt. Diirch das Einschliessen der Blutkorperchen in die Deckglaskammer wird die Agglutination unterbrochen und die zweite Phase beliebig lange aufgeschoben.

Ferner verdient noch Erwahnung, dass nicht nur in der kleinen Deckglaskammer die Hamagglutination in oben erwahnter Weise erfolgt. Beobachtet man im Mikroskop bei Agglutinationsver- suchen die Erythrocyten in einem sehr kleinen Tropfchen auf den1 Objekttrager oder tinter einem Deckglas in einem hangenden Tropfen, so sieht man die Agglutination sich auf gleiche Weise vollziehen. Die Blutkorperchen setzen sich mi Boden ohne zuein- ander gezogen zu werden. Ilier bleiben sie, ohne Klumpen zu bilden, neben- oder aufeinander liegen. Erst wenn inan das Glas schwenkt, sieht es aus, als wurde ein aus roten Blutkbrperchen zusammengesetzter Schleier zerknittert, und bewegt man den Ob- jekttrager noch mehr, so zerreisst der diinne Schleier, und die Stuckchen bilden kleine rote Klumpen in einer nunmehr klaren Flussigkeit.

Durch Beobachtung der Brown-Bewegung der Zellen in der Deckglaskammer konnte ich mich davon uberzeugen, dass die Erythrocyten in mindestens dreifacher Schicht liegen konnen, ohne sich aneinander zu heften. XIir scheint daher die Annahme berechtigt, dass bei der Ausfuhrung von Hamagglutinationsver- suchen, wie sie ja z. B. bei Blutgruppenbestimmungen auf dem Objekttrager gebranchlich sind, der Agglutinationsprozess sich erst dann vollzieht, wenn der Untersucher durch Schwenken des Glases

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den einzelnen Blutkorperchen die mechanische Energie zufiihrt, die sie brauchen, um zusammenzubacken.

Die weissen Blutkorperchen bei der Hamayglutination.

Ich gehe nunmehr zu den Beobachtungen iiber, die ich iiber das Verhalten der weissen Blutkorperchen beim Hamagglutina- tionsprozess in besagter kleiner Deckglaskammer gemacht babe. Ausgangspunkt meiner Untersiichung war folgende Beobachtung : In der Glaskammer wurde eine Mischung aus Blut, Serum vom Blutspender, Tyro de -Losung und Isoagglutinin in wirksamer Menge gebracht. Als ein solches Priparat unter dem Mikroskop bei Zimmertemperatur beobachtet wurde, vollzog sich in der Ver- teilung der roten Blutkorperchen im Praparat keine Verlnderung. Die roten Zellen lagen Rand an Rand. Gegenseitige Anziehung fand nicht statt, und sie bildeten keine agglutinierten Klumpen.

Als das Praparat eine Weile im Thermostat bei 37’ gelegen hatte, war im mikroskopischen Bild eine bemerkenswerte Ver- anderung vor sich gegaagen. Die Erythrocpten hatten sich jetzt an mehreren Stellen zu kleinen Klumpen geballt, und bei naherem Besehen dieser Agglutinate in Dunkelfeldbeleuchtung konnte man einen lebenden Granulocyten mit lebhaften Bewegungen in der Granularmasse inmitten der kleinen Klumpen wahrnehmen. Ge- lingt solch ein Versuch gut, so kann es vorkommen, dass keine freien Spezialgranulocyten oder eosinophilen Granulocyten sicht- bar sind. Sie sitzen alle in den roten Blutkorperchenklumpen fest. Man sieht, dass die weissen Blutkorperchen lebend sind, wie sie mit breiter Basis fest an dem Blutkorperchenklumpen festsitzen und wie sie stellenweise versuchen, den ganzen Klumpen hinter sich her zu ziehen; da dieser aber in der Regel am Glas fest- haftet, gelingt das nicht, aher die langgezogene Form der roten Blutkbrperchen zeigt oft an, in welcher Richtung das Ziehen er- folgt. Nicht selten deutet gerade die ausgezogene Form bei den roten Blutkorperchen an, dass etwas da ist, was innerhalb des Blutkorperchenklumpens spannt, und dadurch wird man ver- anlasst, nach dem weissen Blutkbrperchen zu suchen, das oft zwischen einer Anzahl roter BlutkBrperchen verborgen liegen kann.

Warum entstehen diese zusammengebackenen Haufen von ro-

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ten Blutkorperchen, wenn das Praparat bei 37", aber nicht wenn es bei Zimmertemperatur aufbewahrt wird? Und warum findet sich in dem roten Haufen ein weisses Rlutkorperchen? Antwort auf diese Fragen erhalt man, wenn man in einem Mikroskop mit Warmetisch ein Praparat beobachtet, gleich nachdem es fertigge- stellt worden ist. Zu Beginn der Beobachtung liegen die roten Blutkorperchen Seite an Seite, ohne aneinander zu haften. Nacli einer Weile beginnen die Leukocyten im Praparat sich zu be- wegen. Nan sieht, wie sie sich zuerst etwas auf dem Boden der Glaskammer ausbreiten, dann sich strecken und schliesslich vor- warts kriechen. Man kann beobachten, wie ein Leukocyt wahrend seiner Wanderung auf einen Erythrocyten stosst und wie er diesen vor sich her schiebt. Infolgedessen stosst das rote Blutkorperchen a n andere Erythrocyten. Alle diese backen sich zusammen und bilden einen kleinen Klumpen, in dem das weisse Blutkorperchen haften bleibt. Oder man sieht, wie ein Leukocyt von langge- streckter Form an jedem Ende an einigen Erythrocyten hangt. Das weisse Blutkorperchen zieht sich wieder zusammen. Die beiden Klumpen roter Blutkorperchen an den Enden des Leuko- cyten nahern sich hierbei einander und verschmelzen zu einem grossen Klumpen, an dem der Leukocyt haften bleibt.

Setzt man zu dem Versuch reichlicher agglutinierendes Serum zu, so kann die Agglutination schon teilweise vollzogen sein, ehe das Praparat fertiggestellt ist. Die roten Blutkorperchen bilden bereits kleine Klumpen, ehe sie in der Deckglaskammer zur Ruhe gekommen sind. Hierbei kann man sehen, wie ein Leukocyt auf seiner Wanderung auf einen Blutklumpen stosst, an dem er haften bleibt. Die Versuche zeigen also, dass die Erythrocytenklumpen in bei 37" aufbewahrten Praparaten dadurch entstehen, dass die Granulocyten durch ihre Bewegungen die Erythrocyten verrucken und ihnen die zum Vollzug der Agglutination notwendige mecha- nische Energie erteilen.

Ein Leukocyt, der an agglutinierten roten Blutkorperchen hangen geblieben ist, sitzt meist unabwendbar mit breiter Basis fest. Dort sieht man ihn verharren, so lange er im Praparat lebt. Mitunter kann er seine Wanderung mit dem ganzen Erythrocyten- klumpen hinter sich fortsetzen, vermag sich aber im allgemeinen nicht frei zu machen. Nur selten sieht man einen Leukocyten,

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der loser, z. B. mittels eines feinen Fadchens, anhaftet, sich los- losen und weiter wnndern.

Auch sind einzelne rote Elutkbrperchen wahrnehmbar, die an Leukocyten festhangen, manchmal eines, manchmal mehrere an derselben Zelle. Ein langgestreckter Spezialgranulocyt in einem meiner Praparate hatte 11 Erythrocyten an seinem Leib hangen. Wenn einzelne rote Blutkorperchen sich an Leukocyten anhaften, machen sie rasch eine charakteristische Veranderung durch. Sie nehmen an Grosse ab, werden klein und mehr oder weniger kugel- formig. glatt oder mit kleinen Stacheln besetzt.

Die Leukocyten heften sich jedoch nicht immer an die Erythro- cyten an, wenn Agglutinine in wirksamer Menge vorhanden sind. Man kann Leukocyten beobachten, die voriiberwandern und ein- zelne rote Blutkorperchen beriihren, ohne an ihnen hangen zu bleiben. Oder a’uch einen Leukocyten, der tiber einen aggluti- nierten Klumpen roter Blutkorperchen kriecht, ohne dass das weisse Blutkorperchen an eine der roten Zellen, die es auf seinem Weg passiert, sich anheftet. Es herrscht demnach eine gewisse Launenhaftigkeit in der Neigung der Leukocyten, sich an die Erythrocyten zu heften.

Dns Verhalten der verschiedenen Pormen von weissen Blut- korperchen ist beim Agglutinationsprozess verschieden. Die Spe- zialgranulocyten und die eosinophilen Qranulocyten hangen sich an die Erythrocyten. Die Lymphocyten und Monocyten sieht man nur selten an einem roten Rlutkorperchen haften. Die Erklarung hierfur liegt offenbar in dem wechselnden Verhalten der ver- schiedenen weissen Blutkorperchen im Praparat. Bei Anwendung der oben geschilderten Technik breiten sich die Monocyten und Lymphocyten nach einer Weile auf dem Objekttrager aus und verharren dann wahrend der Dauer ihres Lebeiis im Praparat auf derselben Stelle. Die Granulocyten wiederum bewegen sich kriecherid auf dem Objekttrager fort. Pie Aussicht, dass gerade die Granulocyten mit den Erythrocyten in Beriihrung kommen, ist daher bedeutend grosser.

Um sich an die roten Blutkorperchen heften zu konnen, miissen aich die Leukocyten im allgemeineri im Praparat bewegen. Bei Anwesenheit von kraftigen Agglutininen kann man jedoch sehen, wie Leukocyten schon ehe sie anfangen sich zu strecken, sich an einzelne rote Blutkorperchen hgngen, die, von Flussigkeits -

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stromungen getrieben, gegen sie anprallen oder dass sie von den Erythrocyten, wenn diese agglutiniert werden, mitgerissen wer- den. Bei mehreren, mit einem kraftig wirkenden Immunserum vorgenommenen Versuchen rissen die roten Blutkorperchen bei der Agglutination die weissen mit sich; doch geschah dies nur bei hoherer Zimmertemperatur und bei 37". Wurde die Temperatur unter 14' gehalten, so blieben die weissen Blutkorperchen frei und schlossen sich nicht den roten an, wenn diese. Klumpen bil- deten. Rei niedriger Temperatur liegen die Leukocyten vor Kalte erstarrt mit nur unbedeutenden, morphologisch wahrnehmbaren Veranderungen in der Granularmause des Plasmas. Auch wenn die weissen Blutkbrperchen unbeweglich liegen, scheint also eine gewisse Mitwirkung ihrerseits erforderlich zu sein, damit die weissen und die roten Blutkorperchen sich aneinander heften.

Bei Zusatz von Isoagglutininen zu einer Mischung von frischem Blut, Serum des Blutspenders und Tyrode-Losung zeigt sich an den Granulocyten, sowohl an den Spezialgranulocyten wie an den eosinophilen Zellen, noch ein anderes Phlnomen: man sieht wie sie rote Blutkorperchen phagocytieren.

In Praparaten, die '/* bis 1 Stunde im Thermostat bei 37" gehalten worden sind, sieht man schon, wie kleine, dunkle Erythrocyten, die sich an Leukocyten adhariert haben, teilweiss von dem Plasma des weissen Blutkorperchen umschlossen wer- den. Allmahlich kiinnen sie vollsundig von den weissen Blut- korperchen eingeschlossen werden und sind somit phagocytiert. Auch kann man beobachten, wie das Plasma des Leukocyten schnell um ein rotes Blutkorperchen fliesst und es ganz und gar umschliesst. Das rote Blutkbrperchen schwillt an, farbt sich hell und kann einen Durchmesser annehmen, der den normalen um 50 % ubersteigt. Rei ausgesprochener Phagocytose kann man in den Granulocyten mehrere phagocytierte Erythrocyten in der- selben Zelle antreffen.

Leukocyten, die sich an rote Blutkbrperchen angeheftet haben, machen einen unbeschadigten Eindruck. Sie leben ebenso lange wie freie Leukocyten im gleichen Praparat und sind zu erheblichen Kraftleistungen imstande, da sie Erythrocytenklumpen von einigen Dutzend Zellen hinter sich her zu ziehen vermogen.

Oben ist uher die Untersuchungen von Wichels und Lampe, sowie von 0. Thomsen berichtet worden. Aus ihnen geht her-

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vor, dass die weissen Blutkorperchen aus der Siispensionsflussig- keit Agglutinine aufnehmen. Es ist daher besonders interessant, dass man bei nunkelfeldbeleuchtung, selbs t bei Anwesenheit von sehr kraftg wirkenden Agglutininen, mit der von mir angewandten Technik keinerlei Veriinderung im Verhalten der Granulocyten im Praparat beobachten kann. Man sieht, wie die klare Pseudo- podie, die die Zelle ausstosst, in gewohnlicher Weise gebildet wirzl. wie dieser Pseudopodienbilduiig ein lebhaftes Schwarmen in der zunlchst liegenden Granularmasse folgt, wie letztere verschoben wird, und wie die ganze Zelle auf ihrer Wanderung und in ‘all ihren Bewegungen dieselbe Geschmeidigkeit und Eleganz aufweist, die den unbeschldigten Granulocyten auszeichnet. Eine Neigung der Zelle, sich an die Unterlage anzuheften ist auch nicht zu be- merken.

Bei den oben dargelegten Agglutinationsversuchen kann man verfolgen, wie die weissen Blutkorperchen, vor allem die Granu- locyten, sich an die Erythrocyten heften und wie die roten Blut- korperchen oft von den Leukocyten phagocytiert werden. Beide Erscheinungen sieht man gleichzeitig im Prlparat. Allein liegende Erythrocyten werden phagocytiert. Liegen sie zu mehreren dicht beieinander, aber zu Beginn des Versuchs frei, so werden sie im Verlauf des Versuchs infolge der Bewegungen der Leukocyten in der oben geschilderten Weise agglutiniert, und die Leukocyten heften sich an den roten Blutkorperchenklumpen an, der zu gross ist, um phagocytiert zu werden. Ragt etwa ein rotes Blut- korperchen aus diesem Klumpen heraus, so kann es teilweise von dem weissen Blutkorperchen, das mit den ubrigen Teilen des Klumpens eng zusammenhangt, uinschlossen werden. Die Leuko- cyten heften sich leicht an vereinzelte Erythrocyten an. D a m kann der Erythrocyt immer mehr von dem Plasma des Leuko- cyten .umringt werden, bis er ganzlich eingeschlossen und somit phagocytiert ist. Wenn hei den Versuchen der Blutzusatz reich- lich ist, sodass die Erythrocyten in der Deckglaskammer Rand an Rand stehen, sich teilweise sogar decken, SO kann es vorkom- men, dass, wenn das Praparst eine Zeitlang im Thermostat ge- wesen ist, iiberhaupt keine Erythrophagocytose, sondern nur agglutinierie rote Blutkorperchen zu sehen sind, an denen die weissen festhangen. 1st hingegen der Blutzusatz sparsamer, so-

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dass die Erythrocyten sparlich im Praparat stehen, dann tritt Phagocytose ein.

Angesichts der vorstehend geschilderten Beobachtungen konnte man zu der Annahme neigen, dass die Neigung der Leukocyten, sich an die roten Blutkorperchen zu heften und die Erythropha- gocytose verschiedene Varianten desselben Phanomens sind. Und dass ferner beide Phanomene bei Anwesenheit wirksamer Iso- agglutinine vorkommen, obgleich bisweilen die eine, .bisweilen die andere Variante iiberwiegt, je nach Organisation des Versuchs.

Aus anderen Beobachtiingen geht jedcich hervor, dass dies nicht der Fall ist. Fuhrt man eine Reihe Versuche unter Be- folgung der oben angegebenen. Technik aus - dass nimlich hei jedem Versuch die gleiche Menge Blut, Serum vom Blutspender und Tyrode-Losung zugefuhrt, das Isoagglutinin aber bei den Versuchen sukzessiv vermindert wird - so bemerkt man, dass das mikroskopische Bild sich vergndert, wenn die niedrigste Grenze fiir Agglutination iiberschritten wird. Haften die roteii Zellen nicht mehr aneinander, so haften auch die Leukocyten nicht mehr an ihnen. Man sieht also keine Oranulocyten, die an roten Klumpen festhangen, aiich nicht an einzelnen dunklen, zu- sammengeschrumpften roten Zellen. Die .Veigung der weissen Rlutkorperchen sich an die roten ztc heften, ist also eine Begleiter- scheinung des Hamagglutinationsphanornens iind berttht offensicht- lich azif der Einwirkzrng von Ayyktininen.

In den meisten Fallen setzt nach Aufhoren der Agglutination die Phagocytose in den Versuchen fort. Es hat sogar den An- schein, als ob die Phagocytose zunahme, wenn Agglutinine in wirksamer Menge nicht mehr gegenwartig sind, und zwar offen- bar auf Grund dessen, dass nun die meisten Leukocyten frei sind und Gelegenheit zur Phagocptose haben. Sind Agglutinine in wirksamer Menge da, so sind im allgemeinen die phagocytierten Erythrocyten klein und dunkel. Sind die Agglutinine in wirk- samer Menge nicht langer gegenwartig, so sind die roten Blut- korperchen im Gegenteil gew6hnlich gross, sufgequollen und hell, oft bei Dunkelfeldbeleuchtung stark lichtbrechend.

Wenn man gewaschene rote Blutkorperchen vom Typus A dem Blut Typus B zusetzt, mit Salzlosung und Serum des Blut- spenders verdunnt, so heften sich weisse B-Blutkorperchen, die also nicht unter der Einwirkung von Agglutininen stehen, an die

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X-Blutkorperchen, die von Anti-A-Aggliit ininen beeinflusst wor- den sind. ])as Phanomen mit den Leukocyten, die an den Ery- throcyten haften, tritt also anch auf, wenn nur die roten Blut- korperchen unter der Einwirkung von Agglutininen stehen.

Wie sich weisse Blutkorperchen verhalten, wenn nur sie mit Sera behandelt werden, die Agglutinine enthalten, konnte ich nicht ermitteln, da die Leukocyten nicht vollstandig von den roten Blutkorperchen isoliert werden konnen.

In der Einleitung wurde erwahnt, dass Wichels und Lampe, die zwei Falle myeloischer Leukamie untersucht hatten, zu dem Schluss gelangt waren, dass bei der Isoagglutination auch die weissen Blutkorperchen agglutiniert werden. Dagegen erhiel t 0. Thomsen, der 13 Falle von Leukamie untersucht hatte, nur in einem Fall eine spezifische Agglutination. In allen meinen Ver- suchen, wo lebende weisse Blutkorperchen unmittelbar dem Blut- tropfen eines Gesunden entnommen und so unbeschadigt wie moglich untersucht wurden, war keine Neigung der Leukocyten zum Aneinanderhaften unter Einwirkung von Agglutininen zu beobachten. Nie habe ich wahrend der 17ersuche lebende Leuko- cyten gesehen, die aneinander festhingen. In einigen Fallen war eine Suspension von weissen Blutkorperchen in Serum verwendet worden, aber auch hierbei war keine spezifische Agglutination feststellbar. Die agglutininenthaltenden Sera sind jedoch bei dem letzterwahnten Versuch schwach gewesen.

In der uberwiegenden Zahl meiner Bgglutinationsversuche liess sich, wie gesagt, eine Phagocytose von roten Blutkorperchen konstatieren. Ich werde hier auf dieses Phanomen noch naher ein- gehen. Verdiinnt man 1 Tropfen Blut mit Serum von derselben Per- son und Tyrode-Losung und untersucht das Praparat nach ein- stundigem Halten der Mischung im Thermostat bei 37", so sieht man, dass ein Teil der Granulocyten rote Blutkorperchen phago- cytiert hat. Dasselbe Phanomen konnte ich beobachten, wenn der Bluttropfen nur mit Serum von derselhen Person vermischt wurde, also ohne Zusatz von Salzlosung. Man Jcann folglich in normalem Hut eine .4~ifoer:~thropl~ayocytose nachuieisen, wenn das Blut in der Deckglaskammer auf die oben angegebene Weise untersuckt wird. Ich fuhrte mehrere Versuche mit Blut und Serum vom selben Individuum aus und untersuchte auf diese Weise 2 gesunde Per- ronen, eine zur Blutgruppe A, die andere zur Blutgruppe B ge-

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horig. In beiden Fallen sah man phagocytierte Erythrocyten in 10 % der beobachteten Granulocyten.

Macht man dieselben Versuche, aber unter Zusatz von Serum eines anderen Individuums, so bemerkt man, dass eine Reihe Sera eine Erythrophagocytose hervorrufen, welche die Auto- erythrophagocytose wesentlich ubertrifft, wahrend andere Sera dies nicht tun. Es liegt also auf der Hand, dass ein Teil Sera Substanzen enthalt, welche die Phagocytose roter Blutkorperchen befordern. Diese Substanzen sind thermostsbil. Vermutlich han- delt es sich demnach hier um Tropine, also um Isohlmotropine.

Ich habe eine Reihe Sera untersucht, um zu ermitteln, wie haufig vorkommend diejenigen Sera sind, welche die Erythro- phagocytose befordern. Fur die untersuchten Sera bin ich Herrn cand. med. K. T. P a c k a l k n zu Dank verpflichtet, der sie mir mit grosser Bereitwilligkeit zur Verfugung stellte. Die Versuche wurden, wie fruher geschildert, so ausgefuhrt, dass bei jedem Versuch frisches Blut von derselben Person (Blutgruppe B) ge- nommen wurde. Wenn ein untersuchtes Serum sich als die Erythrophagocytose befordernd erwies, dann wurde der Versuch wiederholt und der Zusatz von phagocytoseforderndem Serum sukzessiv vermindert. Dadurch wurde der Titer fur die Phago- cytose bestimmt. Wie bereits erwahnt, ist der Serumgehalt in der Verdunnungsflussigkeit fur die Beweglichkeit der Leukocyten im Praparat von Bedeutung, und infolgedessen auch fur die Pha- gocytose. Die Versuche wurden daher so eingerichtet, dass die Flussigkeit, in der die Blutkorperchen untersucht wurden, etwa 25% Serum enthielt. Wenn Serum von einem anderen Individuum nur in kleinen Mengen zugefiihrt wurde, so wurde anstattdessen Serum vom Blutspender in den erforderlichen Quantitaten beige- mischt.

Bei Ausfuhrung des Versuchs wirkte die Autoerythrophago- cytose etwas storend. Fur das bei den Versuchen benutzte Blut war die Autoerythrophagocytoae auf 10 5% festgesetzt worden. Um Irrtumer bei der Ausfuhrung der Versuche absolut zu vermeiden, betrachtete ist ein Serum als erythrophagocytosefordernd, wenn die phagocytierenden Granulocyten in dem untersuchten Praparat etwa 50 % von samtlichen beobachteten Granulocyten ausmachten. In Tabelle I, aus der das Untersuchungsergebnis ersichtlich ist, ist daher die Anzahl Pluszeichen wahrscheinlich etwas zu klein.

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TABELLE I. Phagocytoseversuch mit B-Blut nach Zusatz von Serum von einer anderen,

zu folgenden Blutgruppen geharigen Person :

Serum Nr.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

Blutgruppe

A h A A A A B B B B R B B B AB -4 B AB -4 B AB A B 0 0

Phagocytose Titer filr Phagocy tose

11300 1/120 11300

< 11120 < 1/240 < 1/30

114 1/15 1 I4 - - - - - 114 1 /4 - - .-

-

< 1/120 < 1 /I20

Titer filr Agglutination

In einem Teil Sera (4, 5, 6, 21, 22) wirkten die anwesenden Agglu- tinine storend, sodass die Granulocyten wahrend des Versuchs an Erythrocytenklumpen hangen blieben und dadurch verhindert waren zu phagocytieren. Es liess sich daher nicht entscheiden, ob diese Sera Fhagocytose verursachten oder nicht. Acht von den untersuchten 22 Sera riefen eine hochgradige Phagocytose hervor. Aus der Tabelle sehen wir, dass die Wirkung der Tropine in einem Teil der Sera sich bei Verdiinnung bis zu 1/300 geltend macht. Die am kraftigsten wirkenden Sera kommen in dieser kleinen Untersuchungsserie, wo B-Blut verwendet wurde, unter den A-Sera vor. Aber auch B-Sera und AB-Sera konnen verur- sachen, dass in B-Blut die Granulocyten die Erythrocyten phago- cytieren.

Auch rote O-Blutkorperchen konnen phagocytiert werden. Gewaschene rote O-Blutkorperchen, die einer Mischung von B- Blut, B-Serum und Tyrode-Losung zugesetzt wurden, wurden von den Granulocyten im B-Blut phagocytiert. Der Versuch wurde

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mit Erythrocyten von verschiedenen O-Personen wiederholt und fie1 stets positiv aus. Bei einem Versuch, wo O-Blut mit B-Serum und T y r o d e - 1,Bsung gemischt wurde, ergab sich eine hochgradige Phagocytose: die O-Granulocyten phagocytierten die O-Erythro- cy ten.

Ich hebe diesen Sachverhalt besonders hervor, da Schiff bei seinen Untersuchungen zu anderen Ergebnissen gekommen ist. Nach seiner Ansicht sind die BIsoopsonine (Isohimokropine) B des Menschen gruppenspezifisch. Er sagt hieruber: .Die Isohlmo- tropine des Menschen fiihren also zu derselben Gruppeneinteilung der Blutkorperchen wie die Isoagglutinine. Wie man zwei ver- schiedene Agglutinine a und p annimmt, die entweder einzeln oder nebeneinander vorkommen, so kann man auch zwei ver- schiedene Hamotropine a’ und p’ nachweisen, auf die alle jene Blutkorperchen ansprechen, die auch mit den Agglutininen a bzw. /? reagieren. Mit anderen Worten: Blutkorperchen, die den agglu- tinablen Receptor A und B enthalten, sind stets auch fur das Opsonin a’ und B’ empf2inglich.B

Aus meinen Versuchen erhellt, dass B-Serum und AB-Serum Phagocytose von B-Blutkorperchen hervorrufen konnen und dass O-Blutkorperchen phagocytiert werden konnen, was nicht der Fall sein diirfte, wenn die Isohamotropine gruppenspezifisch wlren. Meinen Untersuchungen zufolge sind also die Isohamotropine nicht gruppenspezif isch.

Man hat diskutiert, ob Agglutinine und Tropine vielleicht iden- tische Substanzen sind. Die Tabelle zeigt, dass das Verhaltnis zwischen dem Titer fur Phagocytose und dem Titer fur Agglutina- tion in den verschiedenen Flllen variiert. Serum Nr. 3 z. B. ngglutiniert bei Verdiinnung ‘I4, bewirkt hingegen Phagocytose bei Verdiinnung 11300, wahrend wiederum das krlftig aggluti- nierende Serum Nr. 5 (Titer 1,480) eine Phagocytosewirkung hat, die infolge der storenden Anwesenheit der Agglutinine sich nicht besthmen lasst, jedenfalls aber unter 1/240 liegt. Also spricht die Tabelle dafiir, dnss .4gglutinine und Tropine nicht identisch sind.

LITERATUR.

Brodersen, Dat Blut, in v. Mollendorff, Handbuch der mikroskopischen Anatomie des Menschen. Berlin 1927, Bd. 2, Teil 1, 8. 599.

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Friedman und Schonfeld, Zit. nach 2'. Philipsborn. Fol. haemat. 1930. Bd.

Schiff. Med. klin. 1025, Nr. 33, S. 1?38. Thomsen, O., Acta pathol. scandinav. 1930, Bd. 7, S. 250. Wallgren, Axel, Arb. a. d. pathol. Inst. d. Unirersittit Helsingfors 1923. 1925.

43, Heft 1 u. 2.

1926, Acta pathol. scandinav. 1927.