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lO42 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 17. JAI-tRGANG. Nr. 3~ 23. JULI ~938 wurde erst in neuerer Zeit wieder erwogen. Sicherlich spielt diese Quelle der Ketone far den gesunden Stoffwechsel keine wesentliche Rolle, mug abet bet pathologischen Stoffwechsel- lagen wie bet der diabetischen Acidose mehr als bisher berflck- sichtigt werden, gleichgtiltig welchen ~Veg die Ketonbildung dabei nimmL set es nach Art der Aldolkondensation ans AcetaldehydS oder dutch Kondensation yon Brenztrauben- s~ure% Eine derartige Ketogenese ist bet unserer Versuchs- anordnung sicherlich abzulehnen. Dagegen ist die Herkunft der Ketonk6rper ans dem atimentgr zugeffihrten Fett (gett- sguren) anzunehmen. Viel schwieriger als die Beantwortung der Frage nach der Herknnft der Ketone ist die Klgrung der Rolle, die sie im intermediaren Stoffwechsel spielen. Die Armahme, dab die Ketonk6rper eine normale Abbaustufe im FettstoffwechseI darstellen und nicht das Ergebnis ether Stoffwechselentglei- sung stud, dfirfte heute allgemein seth. Umstri~ten dagegen sind die Bedingungen, unter denen eine Anhgufung yon Ketonk6rpern -- Ketosis -- auftritt. Ebensowenig herrseht tiber ihr weiteres Sehicksal Klarheit. E~vI:SD~N nnd ISAAC 1~, V. i-X$OORDiEN TM und THANNttAUSER I4 sehen in der Giygogen- arrant der Leber die einzige Voraussetzung ftir die Entstehung einer Ketosis und beschr~nken den err der Ketogenese auf die Leber. Die Frage, dutch welcbe StoffwechselvorgXnge abet die Ketosis verhindert wird, so lange die Leberzelle Gly- kogen umsetzt, wird von diesen Autoren nicht eindeutig beantwortet. LICI~ITW~TZ I~ hNt nicht die Glykogenarmut als solche ffir den maSgebenden ketogenen Faktor, sondern den Mangel desjenigen ,,Zustandes der Leberzelte, bet welchem eine Glykogenladung m6glich ist und bet entsprechenden Kohlehydratvorr~ten des Organismus auch eintritt". An die Integrit~t dieser sog. ,,Insulinzellstruktur" sell aber die Fghig- keit der Leberzelle zu weiterer synthet~scher Umsetzung der aus dem normalen Fettsgureabbau anfallenden Ketonk6rper -- wahrscheinlich zu Zucker -- gebunden sein (s. auch G~n- IvlUYOEN u. a. 1< 1~, ~s). Die ?vionopolsteHung der Leber ftir die Fettverbrennung wurde erschfittert dutch den Naehweis yon G~ZAFE~ U. a., dab auch entleberte Tiere Fett vollst~ndig ver- brennen k6nnen. SI~AI~I~ER -~ und in jiingster Zeit Poczi~As haben diese Beobachtung ergXnzt dutch die Feststellung, dab besonders'die Muskulatur und die Nieren zur trettspaltung bzw. Ketolyse bef~higt sind, Eine andere Gruppe yon Autoren (Ros/F.NFELD, SHAFFER und FRIEDB~AN~% RINGEa% FALTA ~a) sagen fiber den err der Ketonk6rperentstehung nichts Bindendes aus, entwickeln jedoch trotz unterschiedlicher Einzelheiten die gemeinsame Vorstellnng, dab die vollst~ndige Oxydation der Fettsguren fiberall im Organismus eng mit der Zuekerverbrennmlg ge- koppelt ist. So nimmt z. B. SHAI~FER ~ eine zeitweilige Kon- densation der Acetessigs~ure mit antiketogenen Stoffen (z. ]3. Glykose, Glycerin, Glykolaldehyd) zum Zweeke der ,,Ketolyse" an. In ~thnlicher Weise vermutet anch RINGER% dab eine gtykosidartige I3indung zwischen Kohlehydrat und fl-Oxy- butters~ure die Vorbedingung fiir den weiteren Abbau dieser Ketos~ure ist. VSllig unentschmden ist, ob der normate Fetts&ureabbau yon einer mehr oder minder ausgepr&gten ttyperketon&mie ~hnlich der alimentgren I-typerglykgmie begleitet ist oder ob jede Ketonspiegelerh6hung bereits Ausdruck eines Stoff- wechselversagens ist. In jfingster Zeit haben sich ]3~ENTA~O und MA~t~EES~ ffir die Annahme ether ,physiologischen Ketose" eingesetzt. 13el der Er6rterung solcher hyper- ketongmischer Zustgnde wurde bisher niemals berficksichtigt, unter welehen Stoffwechselbedingungen die kompensatorische Tgtigkeit der Ausscheidungsorgane, Niere und Lunge, einsetzt. Unsere eigenen Versuche lassen sich aus den eben dar- gelegten Theorien noch nieht zwanglos deuten. Es sollen deshalb an dieser Stelle lediglich die Grundlagen ffir eine sp~tere Deutung aufgezeigt werden. Der ketonXmische Be- wegungstyp unserer Kurven, der sich grundsgtzlich bet allen Versuchsanordnungen wiederholte, ist charakterisiert durch das vorfibergehende fast v6Ilige Schwinden der Ketosis nach einem initialen Anstieg. Dieses Phgnomen kOnnte Mlein durch die Ausscheidung der Ketonk6rper in Ham und Lunge bedingt sein. Der sofortige \~5ederanstieg des Blutketons und der anti- podische Yerlauf des Blutzuckers (Reduktionswert) weisen abet daranI hin, dab intermediate Stoffwechselvorg~nge an der typischen Ausprggung der Ketonkurven urs~chlich be- teiligt sein mtissen. Der "Blutzuckeransfieg zur Zeit des Ab- fails des Blutketons kSnnte der Ansdruck sowohl ffir eine Gtykogenmobilisation als auch ffir eine Glueoneogene~e aus Fett sein, t3eide F~tlle wfirden durch Ketolyse bzw. Ketonumset- zung zum Schwinden der Ketose Ifihren. ~Vir werden nns bemiihen, durch Variationen nnserer Versuchsanordnung, das Stoffwechselgeschehen wXhrend der Ketosis wetter zu klgren. Literatur: 1KRAINIC~, Klin. Wsehr. x9381, 45 o. -- 2TRIMBACI-I, Arch. internat. Physiol. 39, 462 (1934). -- a VAN SLYK~, J. of bioL Chem. 32, 495 (I917); 39, 23 (I919). -- ~ ENGI~ELD% Beitr~ge zur Kenmtnis der Biochemie der Acetonk6rper. Lund 192o. -- 5 HEIN- SEN U. Os~rERWALD, Z. exper. Med. Ioi, 211 (I937). -- ~ LO~WX~STEIN U. BOTSTIBI~R, Klin. "Wschr. i933, 14o2. -- ~ PANNHORST, Z. klin. ~ed. I27, 688 (1935) -- s POCZKA, Dtsch. med.Wschr. 1937, 15Ol. -- ANNAU, Hoppe-Seylers Z. 224, 141 (1934).--~~ KO~ANu u. V. SC~N:r- GYORGu Dtseh. med. Wsehr. i937, lO29. -- n KREBS, Bioehemic. J. 3I, 645 (1937). - ~ EMBI)EN U. ISAAC,Hoppe-Seylers Z. 99, 297 (1917) . _ aa C. v. NOOIU)EN n. ISAAC,Die Zuckerkrankheit und ihre Behandlung. S. I83-- I87. Berlin: Julius Springer I927. - ~TRANN- ~IAUSER, Stoffwechse! und Stoffwechselkrankheiten. S. 312. Mfin- chen: J. F. Bergmann I929. -- ~ LIC~ITwIrz, Klinische Chemie. S. 327. Berlin: Julius Springer 193o. -- ~ GI~]~LMUYDEN, Erg. Physiol. 3o, I (193o). -- 17 REMESOW U. MAT~OSSOWlTSCH, Z. exper. Ned. 77, 67. -- ~* H~:Nz~, Hoppe-Seylers Z. I89, 12i (193o). -- ~ G~AF~, Die Krankheiten des Stoffwechsels und ihre Behandlung. S. 248. Berlin: Julius Springer 1931. -- ~0 S~At'I'ER, Verh. Ges. Verdgskrkh. 92. Vqien 1925. -- ~a SHAF~XR u. FRtl~DEMANN, J. Of biol. Chem. 6x, 585 (1924). -- SHAFFER, J. of biol. Chem. 47, 433 u. 449; 49, I43 (1921). -- ea RIN~Et~, J. of biol. Chem. x7, lO7 (1914). _ 21 FALTA, Die Zuekerkrankheit. S. 48, Berlin u Wien: Urban & Schwarzenberg 1936. -- ~4 BR~SNTANO U, MARI~EES,Z. exper. Med. 99, 498 (I936). -- e~ LAUt~RSENIKlin. Wschr. I936 I, 339. DAS VERHALTEN VON ROTEN BLUTKORPERCHEN AN DER PLATINANODE. Von A. VocL. Aus der IIL MedIzlnlschen-Abteflung der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien (Vorstand: Priv.-Ooz. Dr. H. KAHL]~R). Rote t31utkorperchen werden sowohl dutch saure wie dutch alkalisehe L6sungen zerst6rt, sobald diese eine besfimmte St~rke erreicht haben. Bringt man rote Blutk6rperchen, welche in physiologischer Kochsalzl6sung schwimmen, in ein EIektrode@eld und schaltet den Strom ein, so dab an der Anode Salzs~ure, an der Kathode Natronlauge in steigender St~rke erzeugt wird, dann werden wohl wie erwartet die roten ]31utkSrperchen an der Iiathode aufge16st, w~hrend die de~" Anode zun~chstgelagerten trotz stiirkster Sgurewirknng, welche die entfernteren l~ngst zerst6rt hat, erhalten bleiben. Zur lBeobaehtung der Erschemung mmmt man eine ge- w6huliche ZXMkammer, in deren Capillarraum yon o,I mm HShe yon jeder Seite eine flache Platinelektrode his etwa zur Mitte der Stricheinteilung eingefuhrt wird. Man sieht daher im Gesichtsfelde des Mikroskopes framer nur eine Elektrode. Dann l~Bt man die physiologische IiochsMzt6snng mit den darin sch~dmmenden roten Blutk6rperchen einfliegen, bis die Elektreden durch die Flfissigkeit mitemander in Verbindnng stehen und man sie nn Mikroskope gleichm~lBJg yon roten ruhenden Blutk6rperchen umgeben sieht. Nun wu-d der galvanJsche Strom vorsichtig steigend ein- geschaltet. Schon etwa bet 1/20--1/10 mA beginnen die ersten GasMasen yon den Elektreden abzuspringen, zuerst Meinere yon der Katbode, dann gr6Bere yon der Anode. Die Gas- blasen st61en die Beobachtung etwas. "Wird der Strom aber nicht t~ber ~/x0mA gesteigert, so kann man die roten Blut- k6rperchen zwischen und dutch Gasblasen gut wahrnehmen. Entsprechend der Elektrolyse yon NaC1 entsteht an der Kathode NaOH und H v Die Wasserstoffbl~schen schieben

Das Verhalten von Roten Blutkörperchen an der Platinanode

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Page 1: Das Verhalten von Roten Blutkörperchen an der Platinanode

lO42 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 17 . J A I - t R G A N G . Nr . 3 ~ 23. JULI ~938

wurde erst in neuerer Zeit wieder erwogen. Sicherlich spielt diese Quelle der Ketone far den gesunden Stoffwechsel keine wesentliche Rolle, mug abet bet pathologischen Stoffwechsel- lagen wie bet der diabetischen Acidose mehr als bisher berflck- sichtigt werden, gleichgtiltig welchen ~Veg die Ketonbildung dabei nimmL set es nach Art der Aldolkondensation ans AcetaldehydS oder dutch Kondensation yon Brenztrauben- s~ure% Eine derartige Ketogenese ist bet unserer Versuchs- anordnung sicherlich abzulehnen. Dagegen ist die Herkunf t der Ketonk6rper ans dem atimentgr zugeffihrten Fe t t (gett- sguren) anzunehmen.

Viel schwieriger als die Beantwortung der Frage nach der Herknnf t der Ketone ist die Klgrung der Rolle, die sie im intermediaren Stoffwechsel spielen. Die Armahme, dab die Ketonk6rper eine normale Abbaustufe im FettstoffwechseI darstellen und nicht das Ergebnis ether Stoffwechselentglei- sung stud, dfirfte heute allgemein seth. Umstri~ten dagegen sind die Bedingungen, unter denen eine Anhgufung yon Ketonk6rpern - - Ketosis - - auftri t t . Ebensowenig herrseht tiber ihr weiteres Sehicksal Klarheit. E~vI:SD~N nnd ISAAC 1~, V. i-X$OORDiEN TM und THANNttAUSER I4 sehen in der Giygogen- arrant der Leber die einzige Voraussetzung ftir die Entstehung einer Ketosis und beschr~nken den e r r der Ketogenese auf die Leber. Die Frage, dutch welcbe StoffwechselvorgXnge abet die Ketosis verhindert wird, so lange die Leberzelle Gly- kogen umsetzt, wird von diesen Autoren nicht eindeutig beantwortet . LICI~ITW~TZ I~ hNt nicht die Glykogenarmut als solche ffir den maSgebenden ketogenen Faktor, sondern den Mangel desjenigen ,,Zustandes der Leberzelte, bet welchem eine Glykogenladung m6glich ist und bet entsprechenden Kohlehydratvorr~ten des Organismus auch eintr i t t" . An die Integrit~t dieser sog. , ,Insulinzellstruktur" sell aber die Fghig- keit der Leberzelle zu weiterer synthet~scher Umsetzung der aus dem normalen Fet tsgureabbau anfallenden Ketonk6rper - - wahrscheinlich zu Zucker - - gebunden sein (s. auch G ~ n - IvlUYOEN u. a. 1< 1~, ~s). Die ?vionopolsteHung der Leber ftir die Fet tverbrennung wurde erschfittert dutch den Naehweis yon G~ZAFE~ U. a., dab auch entleberte Tiere Fe t t vollst~ndig ver- brennen k6nnen. SI~AI~I~ER -~ und in jiingster Zeit Poczi~A s haben diese Beobachtung ergXnzt dutch die Feststellung, dab besonders'die Muskulatur und die Nieren zur trettspaltung bzw. Ketolyse bef~higt sind,

Eine andere Gruppe yon Autoren (Ros/F.NFELD, SHAFFER und FRIEDB~AN~% RINGEa% FALTA ~a) sagen fiber den e r r der Ketonk6rperentstehung nichts Bindendes aus, entwickeln jedoch trotz unterschiedlicher Einzelheiten die gemeinsame Vorstellnng, dab die vollst~ndige Oxydation der Fet tsguren fiberall im Organismus eng mit der Zuekerverbrennmlg ge- koppelt ist. So n immt z. B. SHAI~FER ~ eine zeitweilige Kon- densation der Acetessigs~ure mit antiketogenen Stoffen (z. ]3. Glykose, Glycerin, Glykolaldehyd) zum Zweeke der , ,Ketolyse" an. In ~thnlicher Weise vermute t anch RINGER% dab eine gtykosidartige I3indung zwischen Kohlehydrat und fl-Oxy- butters~ure die Vorbedingung fiir den weiteren Abbau dieser Ketos~ure ist.

VSllig unentschmden ist, ob der normate Fetts&ureabbau yon einer mehr oder minder ausgepr&gten ttyperketon&mie ~hnlich der alimentgren I-typerglykgmie begleitet ist oder ob jede Ketonspiegelerh6hung bereits Ausdruck eines Stoff- wechselversagens ist. In jfingster Zeit haben sich ]3~ENTA~O und MA~t~EES~ ffir die Annahme ether ,physiologischen Ketose" eingesetzt. 13el der Er6r terung solcher hyper- ketongmischer Zustgnde wurde bisher niemals berficksichtigt, unter welehen Stoffwechselbedingungen die kompensatorische Tgtigkeit der Ausscheidungsorgane, Niere und Lunge, einsetzt.

Unsere eigenen Versuche lassen sich aus den eben dar- gelegten Theorien noch nieht zwanglos deuten. Es sollen deshalb an dieser Stelle lediglich die Grundlagen ffir eine sp~tere Deutung aufgezeigt werden. Der ketonXmische Be- wegungstyp unserer Kurven, der sich grundsgtzlich bet allen Versuchsanordnungen wiederholte, ist charakterisiert durch das vorfibergehende fast v6Ilige Schwinden der Ketosis nach einem initialen Anstieg. Dieses Phgnomen kOnnte Mlein durch die Ausscheidung der Ketonk6rper in H a m und Lunge bedingt

sein. Der sofortige \~5ederanstieg des Blutketons und der anti- podische Yerlauf des Blutzuckers (Reduktionswert) weisen abet daranI hin, dab intermediate Stoffwechselvorg~nge an der typischen Ausprggung der Ketonkurven urs~chlich be- teiligt sein mtissen. Der "Blutzuckeransfieg zur Zeit des Ab- fails des Blutketons kSnnte der Ansdruck sowohl ffir eine Gtykogenmobilisation als auch ffir eine Glueoneogene~e aus F e t t sein, t3eide F~tlle wfirden durch Ketolyse bzw. Ketonumset- zung zum Schwinden der Ketose Ifihren.

~Vir werden nns bemiihen, durch Variationen nnserer Versuchsanordnung, das Stoffwechselgeschehen wXhrend der Ketosis wetter zu klgren.

L i t e r a t u r : 1KRAINIC~, Klin. Wsehr. x9381, 45 o. - - 2TRIMBACI-I, Arch. internat. Physiol. 39, 462 (1934). -- a VAN SLYK~, J. of bioL Chem. 32, 495 (I917); 39, 23 (I919). -- ~ ENGI~ELD% Beitr~ge zur Kenmtnis der Biochemie der Acetonk6rper. Lund 192o. -- 5 HEIN- SEN U. Os~rERWALD, Z. exper. Med. Ioi, 211 (I937). -- ~ LO~WX~STEIN U. BOTSTIBI~R, Klin. "Wschr. i933, 14o2. -- ~ PANNHORST, Z. klin. ~ed. I27, 688 (1935) -- s POCZKA, Dtsch. med.Wschr. 1937, 15Ol. --

ANNAU, Hoppe-Seylers Z. 224, 141 (1934).--~~ KO~ANu u. V. SC~N:r- GYORGu Dtseh. med. Wsehr. i937, lO29. -- n KREBS, Bioehemic. J. 3I, 645 (1937). - ~ EMBI)EN U. ISAAC, Hoppe-Seylers Z. 99, 297 (1917) . _ aa C. v. NOOIU)EN n. ISAAC, Die Zuckerkrankheit und ihre Behandlung. S. I83-- I87. Berlin: Julius Springer I927. - ~TRANN- ~IAUSER, Stoffwechse! und Stoffwechselkrankheiten. S. 312. Mfin- chen: J. F. Bergmann I929. -- ~ LIC~ITwIrz, Klinische Chemie. S. 327. Berlin: Julius Springer 193 o. -- ~ GI~]~LMUYDEN, Erg. Physiol. 3 o, I (193o). -- 17 REMESOW U. MAT~OSSOWlTSCH, Z. exper. Ned. 77, 67. -- ~* H~:Nz~, Hoppe-Seylers Z. I89, 12i (193o). -- ~ G~AF~, Die Krankheiten des Stoffwechsels und ihre Behandlung. S. 248. Berlin: Julius Springer 1931. - - ~0 S~At'I'ER, Verh. Ges. Verdgskrkh. 92. Vqien 1925. - - ~ a SHAF~XR u. FRtl~DEMANN, J. Of biol. Chem. 6x, 585 (1924). -- SHAFFER, J. of biol. Chem. 47, 433 u. 449; 49, I43 (1921). -- ea RIN~Et~, J. of biol. Chem. x7, lO 7 (1914). _ 21 FALTA, Die Zuekerkrankheit. S. 48, Berlin u Wien: Urban & Schwarzenberg 1936. -- ~4 BR~SNTANO U, MARI~EES, Z. exper. Med. 99, 498 (I936). -- e~ LAUt~RSEN IKlin. Wschr. I936 I, 339.

DAS VERHALTEN VON ROTEN BLUTKORPERCHEN AN DER PLATINANODE.

Von

A. VocL. Aus der IIL MedIzlnlschen-Abteflung der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien

(Vorstand: Priv.-Ooz. Dr. H. KAHL]~R).

Rote t31utkorperchen werden sowohl dutch saure wie dutch alkalisehe L6sungen zerst6rt, sobald diese eine besfimmte St~rke erreicht haben.

Bringt man rote Blutk6rperchen, welche in physiologischer Kochsalzl6sung schwimmen, in ein EIektrode@eld und schaltet den Strom ein, so dab an der Anode Salzs~ure, an der Kathode Natronlauge in steigender St~rke erzeugt wird, dann werden wohl wie erwartet die roten ]31utkSrperchen an der I ia thode aufge16st, w~hrend die de~" Anode zun~chstgelagerten t rotz stiirkster Sgurewirknng, welche die entfernteren l~ngst zerst6rt hat, erhalten bleiben.

Zur lBeobaehtung der Erschemung m m m t man eine ge- w6huliche ZXMkammer, in deren Capillarraum yon o,I mm HShe yon jeder Seite eine flache Platinelektrode his etwa zur Mitte der Stricheinteilung eingefuhrt wird. Man sieht daher im Gesichtsfelde des Mikroskopes framer nur eine Elektrode.

Dann l~Bt man die physiologische IiochsMzt6snng mit den darin sch~dmmenden roten Blutk6rperchen einfliegen, bis die Elektreden durch die Flfissigkeit mitemander in Verbindnng stehen und man sie nn Mikroskope gleichm~lBJg yon roten ruhenden Blutk6rperchen umgeben sieht.

Nun wu-d der galvanJsche Strom vorsichtig steigend ein- geschaltet. Schon etwa bet 1/20--1/10 mA beginnen die ersten GasMasen yon den Elektreden abzuspringen, zuerst Meinere yon der Katbode, dann gr6Bere yon der Anode. Die Gas- blasen st61en die Beobachtung etwas. "Wird der Strom aber nicht t~ber ~/x0 mA gesteigert, so kann man die roten Blut- k6rperchen zwischen und dutch Gasblasen gut wahrnehmen.

Entsprechend der Elektrolyse yon NaC1 entsteht an der Kathode NaOH und H v Die Wasserstoffbl~schen schieben

Page 2: Das Verhalten von Roten Blutkörperchen an der Platinanode

a3. JULI 1938 K L I N f I S C H E W O C H E N S C H

sich zur Seite, die Natronlauge I6st unmit te lbar yon der Ka- rhode aus beginnend die Blutk6rperchen in immer breiterem Kreise auf. L~uff der Vorgang langsam ab, dann sieht man die ]31utk6rperchen allm~hlich erblassen und sich aufl6sen, arbeitet man mit st~trkerem Strome, dann zerspringen sie gleichsam. Durch die H~molyse n immt die jetzt klare, yon keinen Blutk6rperchenresten oder -sehatten ge~rfibte Flfissig- keit eine schwach rotbranne F~,rbung an.

An der Anode entstehen HC1 nnd O 2. Nachdem der Strom langsam eingeschaltet wurde, bemerkt man gleichzeitig mit den ersten Sauerstoffbl~schen oder sehon vor ihnen, wie rund- um yon der Anode lO--2o Erythrocytendurchmesser enffernt pl6tzlieh oder langsamer die roten Blutk6rperchen nach augen bin schattenhaft werden und verschwinden, w~hrend die eng um die Anode gelagerten wie yon einem magischen Kreise gesehfitzt erhalten bleiben, ja, man hat den Eindruck, Ms ob die Stechapfelformen unter ihnen wieder eine voltere Form erlangten. Der ForttauI der Elektrolyse macht die Salzs~ure immer starker. Die roten Btutk6rperchen um die Anode ver- dndern sich nieht, auch wenn die Blutk6rperehen des i~br~igen .Feldes schon alle au/gelSst wurden.

In m~d an dem Schutzmantel sammeln sich auch Blut- k6rperchenschatten und -trfimmer, fast scheint es, als wfirden sie yon der Anode angezogen, w~thrend sie die Salzs~ure augen v611ig zerst6rt und man nichts als die h~molytische F~krbung bemerkt.

Was schfitzt die roten Blutk6rperchen an der Anode gegen die starke Sfi.ure ? \Vahrscheinlich der dort in stain naseendi auflrete~vie Sa, uersto]] zusammen mit der katalysatorisehen Wirkung des Platins. Platin verdichtet den Saue~stoff an seiner Oberfl~che auch bei Zimmertemperaturen. Der auf diese ~,Veise hochaktive Sanerstoff scheint mit den roten t31utk6rperchen eine sehr sta.rke t3indung einzugehen und sie dadurch sehr widerstandsf~hig zn machem

DaB die Blutkbrperchen selbst widerstandsfghig werden und es nicht nu t der Schirmkraft der nahen, sauerstoff- sprfibenden Platinanode verdanken, l~tBt sich leicht zeigen. Entfernt mart die Anode, nachdem so vie1 S~ure erzeugt wurde, daI3 sich bis auf die gesehfitzten alle roten Blutk6rperchen auflSsten, ~md zerstreut die erhaltenen mit einer ~einen Nadel in der S~ure, so bleiben sie aus eigener Kraft bestehen. Sie bleiben auch dann noch beste5en, wenn die Anode wieder emgeffigt und die S~ure noch mehr verst~rkt wird. Es geling"c fiberhaupt nicht, sie mit der m den Grenzen dieser Versuchs- anordnung erreichbaren S~,urewirkung zu zerstSren.

\Vird der Strom gewendet und werden die zuerst an der Anode widerstandsf~hig gemachten roten Blutk6rperchen der jetzt entstehenden Natronlauge ausgesetzt, so erweisen sie s~ch auch gegen diese lange Zeit geschfitzt und sind nnver- ~ndert zu sehen, w~hrend die entfernt gelegenen bereits auf- gel6st stud. Ganz starke Laugem~drkung zerst6rt allerdings auch sie.

Sichtbare Unterschiede bemerkt man zwischen normalen und widerstandsf~hig gemachten roten Blutk6rperchen nicht.

Die roten Blutk6rperchen verschieden kranker Menschen verhalten sich bei gleichem Versuche so wie die gesunder. Eine Ausnahme scheinen nu t die der pernizi6sen An~mie zu machen. Bei ihnen erscheint die Schutzzone um die Anode dfinner, und die widerstandsI~hig gemachten losen sich vie1 eher in Lauge als gesunde.

Die Leukoeyten und Lymphocyten zeigen im Elektroden- feld ~hnliches Verhalten wie die roten Blutk6rperchen, nu t ist ihre Vr gegen SXure und Lauge um vieles h6her. Als einzeln auftretende Gebilde und der nur m6glichen mi- kroskopischen Vergr6Berung eignen sie sich weniger zur iBeobachtung.

Verwendet man als Sch~tmm~ttel ffir die roten J31ut- k6rperchen stat t physiologischer Kochsalzl6sung Kup]er- chlorid, so finder man gem~13 den ver~nderten elektrolytisehen Erscheinungen ver~inderte VerhXltnisse. An der Kathode schiegen schnell und baumartig, ein wundersch6ner Anblick, die Kupferhydroxydverbindungen auf. Es entsteht keine Lauge, daher bleiben die roten ]31ntk6rperchen unver~ndert. An der Anode entsteht abet wie bei physiologischer Kochsalz-

R I F T . 17. J A H R G A N G . Nr. 30 io43

16sung Sauerstoff und SalzsSure, und infolgedessen bildet sich dort ebenso wieder eine Schutzzone.

l-3eweisen kann man die Schutzwirkung des Sauerstoffes und Platins auf die roten Blutk6rperehen, wenn man an Stelle der Platin- Kup/erelektroden verwendet. Man muB dabei mit st~rkeren StrSmen, 5o--6o mA arbeiten. An der ~[athode entstehen Natrontauge und ~Zasserstoff. %'Jr finden dieselben Verh~ltnisse wie bei der Platinkathode. An der Anode jedoch wird der entstehende Sauersto]] sofort an das Kup]er gebunden, es bilden sich Kupferoxyd und Kupferoxydul. Ohne schfit- zenden Sauerstoff und des nieht vorhandenen Platins sind die roten BlutkSrperchen der N[ach* der entstehenden Salzs~ure roll ausgesetzt und 16sen sich auch unmit te lbar yon der Anode weg genau so wie an der Kathode auf.

Um zu erfahren, ob die Schutzwirkung nur durch Saner- stofI allein bedingt wird oder dazu die Katalysatorwirkung des P/atins notwendig ist, imiBten Elektroden verwendet werden, die einerseifs Sauerstoff b~nden nnd dabei noch Katalysatorwirkung entfalteten, andrerseits solche, welche yon Sauerstoff nicht ver~ndert wfirden, abet auch keine Katalysatoreneigenschaften bes~13en. Da jedoch in der eigenen Unversehrtheit die V0raussetzung und Bedingung der Ka- talysatorkrMt besteht nnd diese vielteicht sogar als zwangs- m~t3ige Folge nach sich zieht, so werden sich Metalle ffir soache gewfinschte Elektroden kaum finden lassen. Anders abet naseierenden Sauerstoff an rote Blutk6rperchen heran- zubringen als durch eine Elektrode dfirfte schwierig sein.

Die Beobachtungen, dab einerseits ein PlatinstiCt rote Blutkbrperchen in einer S~urelSsung, weIche der an der Anode entstehenden entspricht, nicht vor der Zerst6rung bewahren kann and dab andererseits die an der Anode entstehenden und sich weir ausbreitenden Sauer~'to/fblasen die yon der Plafinanede enffernt liegenden roten Blutk6rperchen nicht zu schfitzen vermSgen, sprechen ~ur eine gemeinsame Nu -con Platin und Sanerstoff. Platm allein schirmt nicht, eben- so nicht Sauerstoff al]ein. Ob Mlerdings naseierender Sauer- sto]f dessen ohne Ptatin I~hig ist, konnte nieht geprfift werden.

Urn vielleicht etwas fiber die Art der Veri~nderung zu er- ~ahren, welche in den roten :Btutk6rperchen vorgeht, wurden nnter denselben Bedingungen mit Kohlenoxyd ges~tfigte rote Blutk6rperehen and Meth~moglobinblntk6rperchen ausgesetzt.

Mit Kohlenoxyd gesattigte rote Blutk6rperchen gleiehen in ihren Rea;ktionen im Elektrodenfeld normalen BtutkSrperchen, nu t 16sen sm sich an der Kathode erst bei st~rkerer Langen- wirkung auf und an der Anode erscheint der Schutzring breiter.

2~leth~imoglobinblutkSrperchen losen sich an der Kathode erst in sehr starker Lauge, an der Anode aber bleiben sie im ganzen Felde bestehen, auch bei st~rkster S~ure~4rkung. Sic verhalten sich daher ~thnlich wie die an der Anode wider- standsfkhig gemachten normalen roten Blutk6rperchen, die vielleicht dutch den Prozefl zu Meth~moglobinblutk6rperchen werden. Infolge ihrer geringen Menge war eine Spektral- untersuchung nicht m6gtich.

Es ist anzunehmen, daft die starke f4esistenzerh6hung de,r roten BlutkSrperehen gegen#,ber Sdiuren und Basen in gleicher Weise dutch die Wirkung naseierenden Sauersto[fes und des als Katalysator u~irkenden Ptatins ~hre Erkliirung finder. Die an der Anode widerstands]ghig gemachten roten BlutkSrperchen dhneln in ih~em Verhalt~n weitgehend 2]f ethi~moglobin-Erythro- cyten.

UBER DIE BEDEUTUNG DES GORDON-TESTES FOR DIE DIAGNOSE DER LYMPHO-

GRANULOMATOSE*. V o n

H , W , S A C H S u n d W . S T E F F E L .

Aus dem Pathoto6sch-Anatomischen Institut der Deutschen Unlvers~ta~ ill Prag (Ste]Iv, Lelter: Prof. Dr. FRANZ LUCKSCH).

GORDO~ land lm Zuge seiner Forschung fiber die ~t~ologie der Lymphogranutomatose, daB Suspensionen yon Brei aus

* Ergebmsse vorgew~esen yon It. W. SACHS in der Sitzung des Vereins deutscher Arzte in Prag am i i . Marz x938,