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Gemeinwohlorientiertes Zukunftsinstitut Gesundheitswirtschaft Dr. Christoph Brüßel, Geschäftsführer Alois G. Steidel, Geschäftsführer Platz der Vereinten Nationen 7 53113 Bonn DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT eine empirische Studie zur Anwendbarkeit der Share Economy im deutschen Gesundheitswesen STUDIE Prof. Dr. David Matusiewicz unter Mitarbeit von: Marina Majnaric, B.A. Christina Kusch, B.A. Linda Kaiser, M.Sc. Essen, den 11. Juni 2019

DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT...sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens. 1 Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des

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Gemeinwohlorientiertes Zukunftsinstitut Gesundheitswirtschaft

Dr. Christoph Brüßel, Geschäftsführer

Alois G. Steidel, Geschäftsführer

Platz der Vereinten Nationen 7

53113 Bonn

DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT

eine empirische Studie zur Anwendbarkeit der Share Economy im

deutschen Gesundheitswesen

STUDIE

Prof. Dr. David Matusiewicz

unter Mitarbeit von:

Marina Majnaric, B.A.

Christina Kusch, B.A.

Linda Kaiser, M.Sc.

Essen, den 11. Juni 2019

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Studienleitung und Autor

Prof. Dr. David Matusiewicz

David Matusiewicz ist Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule - der

größten Privathochschule in Deutschland. Seit 2015 verantwortet er als Dekan den

Hochschulbereich Gesundheit & Soziales und leitet als Direktor das Forschungsinstitut für

Gesundheit & Soziales (ifgs). Darüber hinaus ist er Gründungsgesellschafter des Essener

Forschungsinstituts für Medizinmanagement (EsFoMed GmbH) und unterstützt als

Gründer bzw. Business Angel technologie-getriebene Start-ups im Gesundheitswesen.

Matusiewicz ist zudem in verschiedenen Aufsichtsräten (Advisory Boards) sowie Investor

von Unternehmen, die sich mit der digitalen Transformation des Gesundheitswesens

beschäftigen. Vor seiner Professur arbeitete er mehrere Jahre als wissenschaftlicher

Mitarbeiter bei Prof. Dr. Jürgen Wasem am Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-

Stiftungslehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen in den

Arbeitsgruppen „Gesundheitsökonomische Evaluation und Versorgungsforschung“ sowie

„Gesundheitssystem, Gesundheitspolitik und Arzneimittelsteuerung“. Berufserfahrung

sammelte Matusiewicz bis 2017 zudem in der Stabsstelle Leistungscontrolling in der

Gesetzlichen Krankenversicherung (Betriebskrankenkasse u.a. von Thyssen Krupp). Er

ist zudem Gründer der Digital Health Academy mit Sitz in Berlin und des Medienformats

Digi Health Talk.

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Unrestricted grant

Die Studie wird durch einen unrestricted grant durch das gemeinwohlorientierte

Zukunftsinstitut Gesundheitswirtschaft gefördert. Der Auftraggeber hatte keinen Einfluss

auf die Methodik und Ergebnisse bei der Erstellung der Studie.

Sperrvermerk: Das Veröffentlichungsrecht liegt insgesamt bei dem

gemeinwohlorientierten Zukunftsinstitut Gesundheitswirtschaft insbesondere das Recht

der Gesamtveröffentlichung, Textauszüge zu veröffentlichen und den Bericht bei

Beratungstätigkeiten und Präsentationen speziell auch gegenüber Presse, Politik und

Verbänden zu verwenden.

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II

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis II

Abbildungsverzeichnis III

Tabellenverzeichnis III

Abkürzungsverzeichnis IV

Management Summary 4

1. Einleitung 8

1.1 Hintergrund 8

1.2 Aufbau der Arbeit 11

1.3 Zielsetzung 11

2. Methodik 12

3. Begriffsdefinitionen und Terminologien 4

3.1 Einordnung und Einführung 4

3.2 Gesundheitsmärkte 5

3.2.1 Erster Gesundheitsmarkt 5

3.2.2 Zweiter Gesundheitsmarkt 6

3.2.3 Dritter Gesundheitsmarkt 8

4. Ergebnisse 10

4.1 Ergebnisse der Literaturrecherche 10

4.1.2 Share Economy im Gesundheitswesen 19

4.1.3 Dritter Gesundheitsmarkt 25

4.1.3 Studienübersicht zum Dritten Gesundheitsmarkt 41

4.2 Ergebnisse der Primärdatenerhebung 46

4.3 Ergebnisse der Expertenbefragungen 55

5. Diskussion 68

5.1 Chancen und Potentiale für den dritten Gesundheitsmarkt 68

5.2 Grenzen und Risiken des dritten Gesundheitsmarktes 74

5.3 Handlungsempfehlungen 78

5.4 Limitationen und Restriktionen 82

6. Fazit und Ausblick 84

Literaturverzeichnis 86

Anhang 97

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III

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Gesundheitsausgaben 2017 (in Mrd. Euro) (GKV Spitzenverband, 2018) ............................... 5

Abbildung 2 Statistisches Bundesamt, Berechnung und Darstellung, 2016, WifOR/BASYS

(Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 2017) ....................................................................... 8

Abbildung 3: Übersicht über den ersten, zweiten und dritten Gesundheitsmarkt (eigene Darstellung) ........ 9

Abbildung 4. Anwendungen des Peer-to-Peer Sharing in Prozent (Eigene Abbildung nach Scholl,

Behrendt, Flick, et al. 2015) ............................................................................................................... 15

Abbildung 5: Abbildung 5: Die deutsche Shareconomy Landschaft (Nauck, 2014) .................................... 17

Abbildung 6: Anwendung von Blockchain im Gesundheitssystem (Deloitte, 2017) .................................... 37

Abbildung 7: Geschlechtsverteilung der Befragten (n = 202)...................................................................... 46

Abbildung 8: Altersverteilung der Befragten in drei Altersklassen (n = 202) ............................................... 47

Abbildung 9: Branchenverteilung der Befragten (n = 202) .......................................................................... 48

Abbildung 10: Chancen der Share Economy im Gesundheitswesen (n = 202) .......................................... 50

Abbildung 11: Grenzen der Share Economy im Gesundheitswesen (n = 202) ........................................... 52

Abbildung 12: Grenzen der Share Economy im Gesundheitswesen (n = 202) ........................................... 53

Abbildung 13: Potenzial des Teilens von Gesundheitsdaten (n = 202) ....................................................... 54

Abbildung 14: Würden Sie ihre Gesundheitsdaten teilen? (n = 202) .......................................................... 55

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Beispielhafte Organisationen des "Dritten Gesundheitsmarktes“ (eigene Darstellung) .............. 40

Tabelle 2: Studienvergleich zum Dritten Gesundheitsmarkt (eigene Darstellung) ...................................... 42

Tabelle 3: Die fünf wesentlichen Vor- und Nachteile des Dritten Gesundheitsmarktes .............................. 67

Tabelle 4: Vergleich des 1. Gesundheitsmarktes mit dem zweiten und dritten Gesundheitsmarkt (eigene

Darstellung) ....................................................................................................................................... 81

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IV

Abkürzungsverzeichnis

ADA Entscheidungsunterstützungssystem in der Medizin

ALS Amyotrophe Lateralsklerose

App Applikation

bzgl. - bezüglich

bzw. - beziehungsweise

DCCV Deutschen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung

Dedoc Deutsche Diabetes Community

DMSG Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft

et al. - et alia (und andere)

FAANG Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google

GKV - Gesetzliche Krankenversicherung

IaaS - Infrastructure as a Service

IAO Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation

IGEL Individuelle Gesundheitsleistungen

IKT - Informations- und Kommunikationstechnologien

Morbi-RSA Morbiditätsorientierter Risikostrukturausgleich

NHS National Health Service

PaaS - Platform as a Service

PKV - Private Krankenversicherung

SaaS - Service as a Service

SGB - Sozialgesetzbuch

u.a. - unter anderem

UK United Kingdom

USA United States of America

Vgl. - Vergleich

VUCA Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity

WHO - Weltgesundheitsorganisation

z.B. - zum Beispiel

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Management Summary 4

Management Summary1

Hintergrund

Durch die zunehmende Vernetzung und den Einzug neuer Player in der FAANG-Ära

(Akronym für Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google) in den Gesundheitsmarkt

werden Gesetzliche Krankenversicherung und staatliche Administration (erster

Gesundheitsmarkt) auf der einen Seite sowie privat finanzierte Gesundheitsleistungen

(zweiter Gesundheitsmarkt) auf der anderen um eine Form der Zusammenarbeit

erweitert. Der erste Gesundheitsmarkt wird primär von Seiten des Staates finanziert und

umfasst gesetzliche und private Versicherungsleistungen. Privat finanzierte

Gesundheitsleistungen (out-of-pocket payments) prägen den zweiten

Gesundheitsmarkt, wohingegen sich der dritte Gesundheitsmarkt aus dem Gedanken

der Share-Economy formt. Hierbei ist nicht mehr eindeutig nachvollziehbar, was

privatwirtschaftlich oder gemeinnützig ist, ob es sich um Verbraucherinitiativen oder

auch um Businessmodelle handelt. Gesundheit wird in der Share Economy zunehmend

zwischen Gleichgesinnten nach dem Peer-to-Peer-Prinzip gemanagt und von den

Konsumenten selbst in die Hand genommen. Diese Entwicklung hat wiederum in vielen

Branchen eine Veränderung des Verständnisses von Wirtschaften, Wertmaßstäben und

Wertschöpfung zur Folge und wird künftig auch für einen Wandel im Gesundheitssystem

sorgen. Es gibt zunehmend sog. open-source Lösungen, die aus einer privaten Initiative

zu einer größeren Lösung führen und auch teilweise vom dritten zum ersten

Gesundheitsmarkt wandern. Einige Beispiele – darunter auch in Deutschland – zeigen,

wie das Individuum und über die Nutzung der Gesundheitsdaten einbezogen und zum

Souverän im Gesundheitswesen werden kann. Ziel der vorliegenden empirischen Studie

ist, den aktuellen Stand zum Dritten Gesundheitsmarkt zu beschreiben und

Implikationen für das Gesundheitswesen in Deutschland abzuleiten.

Methodik

Die Methodik der vorliegenden Studienberuht auf einem Mixed-Methods Ansatz in Form

einer Literaturrecherche, qualitativen Experteninterviews unterschiedlicher Akteure

sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens.

1 Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des Diskurses

punktuell bereits in Arbeitspapieren und bei wissenschaftlichen Diskussionen auszugsweise vorgestellt.

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Management Summary 5

Ergebnisse

Die Ergebnisse der halb-systematischen Literaturrecherche (Jahre 2010-2019) zeigen,

dass es kaum Literatur zum Dritten Gesundheitsmarkt gibt und noch keine

abschließende Definition des Begriffes. Auch scheint derzeit unklar, ob Share-Economy-

Ansätze einen Nutzen für das deutsche Gesundheitssystem bringen. Nichtsdestotrotz

wurden in der Praxis einige Anwendungen identifiziert und vorgestellt, die sich dem

Dritten Gesundheitsmarkt zuschreiben lassen. Hier ist ein weiterer Forschungsbedarf

nötig.

Die Ergebnisse der Expertenbefragung (n = 19) veranschaulichen, dass es sowohl

Chancen als auch Herausforderungen gibt. Als Chancen des Dritten

Gesundheitsmarktes wurden identifiziert: Zugang zu innovativen Gesundheitsservices

und Leistungen, Steigerung der Souveränität des Individuums, Erhöhung der

Gesundheits- und Datenkompetenz, Erhöhung des Wettbewerbs und Handlungsdrucks

im ersten und zweiten Gesundheitsmarkt, partielle Unabhängigkeit von der Infrastruktur

des jeweiligen Gesundheitssystems. Als Herausforderungen wurden identifiziert:

Unbekanntheit und Desinteresse hinsichtlich der Share Economy im Gesundheitswesen

(hohes Abstraktionslevel), Datenschutz, Datensicherheit (Hackerangriffe und

Datenmissbrauch), fehlende Bereitschaft der Kooperation der bisherigen Akteure

(insbesondere Selbstverwaltung) sowie Überlastung der Menschen im Sinne einer

Konfrontation mit zu vielen Informationen sowie Datensilos und Privateigentum der

Daten für eigene Geschäftsmodelle. Der Dritte Gesundheitsmarkt weist ein hohes

Potential auf, indem Technologien - analog zum zweiten Gesundheitsmarkt – über

diesen Markt sukzessive in den ersten Gesundheitsmarkt integrieren könnten, so wie es

in Deutschland beispielsweise in Form von Selbstzahlerleistungen geschehen ist, die

zunächst out-of-pocket und schließlich in den Katalog der Gesetzlichen

Krankenversicherung (GKV) übernommen wurden.

Die Ergebnisse der Primärdatenerhebung (n = 202) zeigen eine insgesamt positive

Einschätzung der Teilnehmer hinsichtlich des Nutzens der Share Economy im

Gesundheitswesen. Die Befragten waren zu 59,9% männlich und im Durchschnitt 39,9

Jahre alt und überwiegend aus der Gesundheitsbranche. Die wesentlichen Chancen der

Share Economy im Gesundheitswesen waren die Förderung der Forschung, der Zugang

zu kostenfreien Medizinanwendungen und die Förderung anderer Patientengruppen

bspw. durch Selbsthilfegruppen. Der Aspekt des Geldverdienens mit den eigenen Daten

wurde von 38% der Befragten als interessant angegeben. Die am häufigsten genannten

Herausforderungen der Share Economy im Gesundheitswesen bezogen sich auf

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Management Summary 6

Datenmissbrauch bzw. Hackerangriffe, die Echtheit bzw. Qualität der bereitgestellten

Informationen und die Kooperationsbereitschaft der verschiedenen Akteure gleichauf mit

der Überforderung der Akteure aufgrund der Informationsflut gepaart mit dem fehlenden

Wissen. Rund 54,5% der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Gesundheitsdaten

in Zukunft eine neue Währung sein könnten. Insgesamt 69,8% sahen ein sehr hohes

bzw. hohes Potenzial des Teilens von Gesundheitsdaten und fast Dreiviertel der

Befragten teilen bzw. würden ihre Gesundheitsdaten teilen, wenn es sich um einen

vertrauenswürdigen Anbieter handelt.

Diskussion

Die derzeitigen Entwicklungen führen dazu, dass Patienten die Rolle des

gesundheitsorientierten Konsumenten einnehmen und ebenso dazu befähigt werden

können, Gesundheit und Krankheit zunehmend punktuell selbständig stärker zu

managen. Der dritte Gesundheitsmarkt kann die Autonomie der Patienten unterstützen

und zudem für eine verbesserte und bedarfsgerechte Versorgung stehen. Vernetzung

ist in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens integriert worden, sodass auch in der

Gesundheitsbranche eine zunehmende Datenaggregation und -nutzung seitens der

Menschen zu erwarten ist. Die Studie hat gezeigt, dass es bezüglich des Themas noch

einige Herausforderungen gibt, wie z.B. genauere Datenschutzthemen (allen voran die

Frage: wem gehören die Gesundheitsdaten?) oder die Notwendigkeit einer Befähigung

der Menschen zur Gesundheits- und -datenkompetenz (Health bzw. Data Literacy).

Hierzu bedarf es einer gesellschaftlichen Aufklärung durch die Gesundheitspolitik, den

Leistungserbringern und den Kostenträgern im Gesundheitswesen. Zusammenfassend

steigt die Studie, dass die Chancen in Relation zu den Herausforderungen als stärker

gewichtet werden. Gerade aus der Public-Health-Perspektive können hier teilweise

enorme Chancen zum Zugang zur Gesundheitsversorgung und zum Heben von

Effizienzreserven genutzt werden. Auch könnten gerade in ressourcenarmen Ländern

Technologiesprünge (engl. Leapfrogging) bei heute fehlender Infrastruktur realisiert

werden, indem die Menschen eine Leistung/Services, die sie mit ihren

Gesundheitsdaten bezahlen. Ein mit dem Internet verbundenes Smartphone, könnte

gerade in Bezug auf den Dritten Gesundheitsmarkt zu einem sog. Gamechanger

werden.

Der Wunsch nach Autonomie in Bezug auf die eigene Gesundheit hat bereits jetzt schon

zu einem kulturellen Umbruch geführt. In dem Diskussionsteil der vorliegenden Arbeit

wurden die Grenzen und Risiken klar definiert, aber auch die dadurch entstehenden

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Management Summary 7

Chancen für die Entwicklung des deutschen Gesundheitssystems. Somit lässt sich

abschließend sagen, dass sowohl weitere Aufklärung, als auch nächste politische

Schritte unbedingt erforderlich sind. Eine Anpassung der Rahmenbedingungen sollte

ebenso erfolgen. Resümierend lässt sich festhalten, dass ein Wandel der

gesundheitlichen Versorgung nicht zu vermeiden ist und der Dritte Gesundheitsmarkt

die bisherigen klassischen Gesundheitsmärkte in Zukunft ergänzen könnte. Bei der

Interpretation der Daten sind die Limitationen und Restriktionen der Erhebung zu

beachten.

Fazit

Die vorliegende Studie hat gezeigt, dass der Dritte Gesundheitsmarkt interessante

Implikationen für das Gesundheitswesen in Deutschland mit sich bringt. Hier ist das

Abwägen von Chancen und Grenzen auch vor dem Hintergrund einer ethischen Debatte

wichtig, da hier das technisch mögliche noch lange nicht gesellschaftlich erwünschte Bild

darstellt. Die Ergebnisse der Literaturrecherche, der Experten- als auch der

Primärdatenerhebung zeigen allerdings, dass die Share Economy im Allgemeinen und

der Dritte Gesundheitsmarkt im Besonderen unter Beachtung der Restriktionen und

Limitationen einen positiven Effekt auf die zukünftige Ausgestaltung des deutschen

Gesundheitswesens haben könnte und damit berücksichtigt werden sollte. Weitere

Forschung ist notwendig, um die Ergebnisse der vorliegenden Studie auf eine breitere

empirische Grundlage zu stellen.

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Einleitung 8

1. Einleitung

1.1 Hintergrund

Die ständigen Veränderungen in immer kürzer werdenden Reformintervallen,

gepaart mit dem demografischen Wandel und den medizinisch-technischen

Entwicklungen führen dazu, dass das heutige Gesundheitssystem auch kritisch

hinterfragt wird – insbesondere hinsichtlich der Adaption an die Geschwindigkeit

der Veränderungen. Es müssen in der Volatility, Uncertainty, Complexity und

Ambiguity (VUCA)-Welt zunehmend neue Strategien entwickelt werden, in einer

Branche, die schätzungsweise 10-15 Jahre hinter anderen Branchen wie dem

Handel oder der Autormobilindustrie zurückliegt (Matusiewicz und Muhrer-

Schwaiger 2017). Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit wird es in den

nächsten Jahren zu einem Wandel der Gesundheitssysteme kommen (Ochs und

Matusiewicz 2019). Unter Berücksichtigung des demographischen Wandels hat

die Gesundheitswirtschaft einen hohen Stellenwert erlangt und sich zu einem Teil

der deutschen Volkswirtschaft entwickelt. Ziel ist es, Güter und Dienstleistungen

zu entwickeln, die dem Erhalt und der Wiederherstellung von Gesundheit dienen

(Mühlbauer, Kellerhoff, Matusiewicz, 2014). Zum heutigen Zeitpunkt haben die

innovativen und technologischen Entwicklungen eine hohe Bedeutung für das

Gesundheitswesen und die Gesellschaft erlangt. So können Krankheiten

zukünftig besser behandeln zu können oder sogar verhindert werden

(Matusiewicz, 2019). Die Digitalisierung im Gesundheitswesen kann allerdings

nur gelingen, wenn es eine flächendeckende Vernetzung und einen

funktionierenden Datenaustausch gibt. Dies ist allerdings nach wie vor als eine

große Herausforderung zu sehen, da das Gesundheitswesen von Datensilos,

Schnittstellenproblemen, Brüchen in der Versorgung, Informationsasymmetrien

und blockierendem Lobbyismus hinsichtlich der heute funktionierenden

(analogen) Geschäftsmodelle geprägt ist (Matusiewicz und Behm 2017). Die

damit verbundenen Veränderungen der medizinischen Versorgung, lassen den

Menschen bis heute NICHT „im Mittelpunkt“ des Geschehens stehen.

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Einleitung 9

In dieser zunehmend vernetzten Gesundheitswelt und dem derzeitigen

kulturellen Umbruch werden sich zukünftig auch die bestehenden

Gesundheitsmärkte verändern. Weiterhin führen die Innovationen und digitalen

Möglichkeiten zu einem neuen Gesundheitsverständnis (Mörstedt, 2011). Derzeit

basiert das deutsche Gesundheitssystem noch auf dem sog. Ersten und dem

sog. Zweiten Gesundheitsmarkt. Die Merkmale der einzelnen

Gesundheitsmärkte weichen stark voneinander ab und bieten unterschiedliche

Leistungen, die der Gesundheitsversorgung dienen. Sie umfassen im Bereich

des Ersten Gesundheitsmarktes die vom Staat gesetzlichen- und privaten

Versicherungsleistungen sowie im Bereich des Zweiten Gesundheitsmarktes

privatfinanzierte Gesundheitsdienstleistungen (Riedel et al., 2009). Dies wird

ausführlich in den Kapiteln 3.2.1-3.2.2 ausgeführt.

Nach dem Motto „teilen statt besitzen“ findet die neue Ökonomie des Teilens

(Share Economy) bereits in vielen anderen Branchen statt, beispielsweise in

Bereichen der Mobilität, Ernährung, Mode oder Reisen. Durch Share Economy

im Gesundheitssektor entsteht der Dritte Gesundheitsmarkt, so dass Gesundheit

nach dem Peer-to-Peer-Prinzip zwischen Gleichgesinnten gemanagt und durch

ein Konsumverhalten beeinflusst wird (Heise, Axt- Gadermann, 2018). Zahlreiche

Möglichkeiten, die der Verbesserung der Gesundheitsversorgung, sowie neuen

Formen der Zusammenarbeit sind im Dritten Gesundheitsmarkt vorzufinden.

Dieser zeichnet sich durch das Teilen von Gesundheitsdaten aus, basierend auf

dem Prinzip des gemeinsamen Austausches. Dies beinhaltet ein neues

Verständnis von Gesundheitswirtschaft, Wertmaßstäben und Wertschöpfung

und kann zu einem Wandel im deutschen Gesundheitssystem führen. Der Begriff

wird ausführlich in den Kapiteln 3.2.3 ausgeführt.

Das Auswerten gesammelter Gesundheitsdaten kann sowohl für Gesunde als

auch für Kranke interessant sein. Eine Vielzahl von Informationen und Daten im

Gesundheitssystem können zu einer Verbesserung der Prävention und des

Outcomes von Diagnostik und Therapie führen und schließlich zu neuen

Lösungsansätzen im Bereich der Forschung. Somit könnte die Zufriedenheit der

Bevölkerung mit dem Gesundheitssystem - durch die Möglichkeit der verstärkten

Partizipation des Patienten im Gesundheitssystem mitzuwirken - gesteigert

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Einleitung 10

werden. Die zunehmende Vernetzung und das Umdenken der Gesellschaft trägt

zu der Entstehung des „engagierten Patienten“ bei. Dieser könnte in der Lage

versetzt werden, sein Wissen über Gesundheit, Krankheiten und

Behandlungsmöglichkeiten mit Hilfe digitaler Verfahren zu erweitern. Durch die

digitale Entwicklung können Patienten an deutlich mehr Informationen gelangen

als noch vor einigen Jahren. So nutzen, laut der Techniker Krankenkasse, rund

77 Prozent der Patienten das Internet als hauptsächliches

Informationsinstrument (TK Presse & Politik, 2018). Der Patient wird sich durch

die Nutzung seiner Gesundheitsdaten stärker zum Konsumenten entwickeln,

indem er als „Selbstzahler“ Leistungen mit seinen Gesundheitsdaten in Form von

neuen Währungen (bspw. Gesundheitswährung) bezahlt. Hierbei spielen vor

allem neue technologische Möglichkeiten eine Rolle, die ihm dazu verhelfen, den

Wert seiner Daten einzuschätzen (Eckhardt, et al., 2014). Die Gesellschaft

befindet sich in einer Phase der Umstrukturierung und ist in Lage sich mit ihrem

Wissen und dem Netzwerk so weiterzuentwickeln, dass das Bedürfnis entsteht,

die Gesundheit selbständig zu verwalten. Der Dritte Gesundheitsmarkt

ermöglicht ein neues Verständnis des Wertes von Gesundheitsdaten und wirft

die Frage auf, wie sich dieses Verständnis in die heutigen Strukturen des

Gesundheitswesens ordnungspolitisch verankern lässt. Aber auch ist ein Blick

ins Ausland zwingend: Ein nächster Schritt könnte außerdem dazu führen, dass

Menschen in anderen Ländern, ohne finanzielle Mittel Gesundheitsdaten nutzen

werden, um Gesundheitsdienstleistungen zu erhalten (Auer, 2018).

Die vorliegende Studie widmet sich dem neuen Begriff und stellt diesen in den

Kontext der aktuellen Entwicklungen der Gesundheitsbranche. Es wird der

Fragestellung nachgegangen werden, was der Begriff bedeutet, welche

Gestaltungsmöglichkeiten der dritte Gesundheitsmarkt beinhaltet und inwiefern

dieser derzeit in der Praxis Anwendung findet. Im Rahmen dieser Arbeit werden

Entwicklungen der nächsten Jahre skizziert, die auf den deutschen

Gesundheitsmarkt zukommen werden. Es wird aber auch ein kritischer Blick auf

diese neue Technologie gewagt, um die die Ergebnisse auch vor dem

Hintergrund der Risiken für die Gesundheitsversorgung und das Individuum

ausreichend zu würdigen und ins Verhältnis zu setzen.

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Einleitung 11

1.2 Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Studie gliedert sich in fünf Kapitel.

Das erste Kapitel der vorliegenden Studie besteht aus dem vorausgegangenem

Hintergrund, dem hier zu lesenden Aufbau der Arbeit und der Zielsetzung der

Studie. Hier wird eine Grundlage für ein Verständnis der Thematik und der

Struktur der Arbeit gegeben. Im zweiten Kapitel wird das methodische Vorgehen

erläutert, welches aus drei Teilen besteht, die im Einzelnen kurz skizziert werden

und dem folgenden Ergebnisteil vorstehen. Das dritte Kapitel dient der

Einordnung der Begriffe des Gesundheitsmarktes und der Share Economy im

Allgemeinen und im Gesundheitswesen. Ziel des Kapitels ist es, ein Verständnis

zur Terminologie der vorliegenden Arbeit zu schaffen. Anschließend folgen im

vierten Kapitel die Ergebnisse der Literaturrecherche, der Expertenbefragung

sowie der Primärdatenerhebung zum Dritten Gesundheitsmarkt. Dieses Kapitel

beinhaltet auch gleichzeitig den Hauptteil der vorliegenden Arbeit, in dem die die

wesentlichen Ergebnisse der in kurzer Form zusammengefasst sowie die

Chancen und Risiken dargestellt werden. Im Rahmen des fünften Kapitels erfolgt

eine kritische Diskussion der Ergebnisse zum Dritten Gesundheitsmarkt. Hierbei

werden die Chancen und Grenzen dargestellt, und darauf aufbauend

Handlungsempfehlungen abgeleitet. Es folgen ebenso die Limitationen und

Restriktionen der vorliegenden Studie. Das sechste und letzte Kapitel fasst die

Ergebnisse der vorliegenden Studie noch einmal in einem Fazit und Ausblick

zusammen.

1.3 Zielsetzung

Ziel der vorliegenden empirischen Studie ist, den aktuellen Stand zum Dritten

Gesundheitsmarkt zu beschreiben und Implikationen für das Gesundheitswesen

in Deutschland abzuleiten. Hierbei wird ein Überblick über die Anwendung der

Share Economy gegeben uns diskutiert, inwiefern der Dritte Gesundheitsmarkt

eine sich als neue Säule unter den bereits bestehenden beiden

Gesundheitsmärkten etablieren kann.

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Methodik 12

2. Methodik

Die Methodik der vorliegenden Studie basiert auf insgesamt drei methodischen

Module (Mixed-Method-Ansatz), die im vorliegenden Kapitel erläutert werden.

Sie sind im Studienzeitraum (August 2018 bis Juni 2019) sukzessive erarbeitet

worden und stellen gemeinsam die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit dar:

- Modul i. Halb-Systematische Literaturrecherche

- Modul ii. Qualitative Expertenbefragung

- Modul iii. Primärdatenerhebung (Online-Fragebogen)

Die einzelnen methodischen Module werden im Folgenden kompakt skizziert und

vorgestellt:

i. Modul: Literaturrecherche

Zunächst erfolgte eine halb-systematische Literaturrecherche in den

Datenbanken Scopus, Embase und Medline im (im August/September 2018)

durchgeführt. Die Suchbegriffe sind in der nachfolgenden Liste aufgeführt und

wurden mit dem Boolschen Operator „AND“ und „OR“ miteinander verknüpft. Es

wurden alle Studien ab 2010 eingeschlossen.

Suchbegriffe

Gesundheitsdaten OR health data AND

Ökonomisches Teilen OR Sharing Economy OR Share Economy OR

Dritter Gesundheitsmarkt OR third healthcare market

Da über die systematische Suche nach Literatur zu wenig Treffern führte, was

mit der neuen Begrifflichkeiten und der neuen Thematik zusammenhängen

könnte, wurde die Suche manuell mit der Datenbank google.scholar und „grauer

Literatur“ (im Zeitraum Oktober 2018 bis Mai 2019) erweitert. Hierzu gehörten

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Methodik 13

beispielsweise Veröffentlichungen von insbesondere Unternehmen, Verbänden,

Forschungsinstituten, die als Präsentationen oder Arbeitspapiere veröffentlicht

waren. Hierbei wurden die nachfolgenden inhaltlichen Suchen genutzt.

Inhaltlicher Suchkontext

Dritter Gesundheitsmarkt

Veröffentlichung von Gesundheitsdaten

Geld für Gesundheit

Geld verdienen mit Gesundheitsdaten

Gesundheitsdaten teilen

Gesundheitsdaten und Krankenkasse

Gesundheitsdienstleistungen teilen

Gesundheitsmärkte in Deutschland

Leistung für Gesundheitsdaten

Offenlegung von Gesundheitsdaten

Quellen zur Gewinnung von Gesundheitsinformationen

Share Economy - Organisationen im Bereich Gesundheit

Share Economy im Gesundheitswesen

Sharing Economy Gesundheit

Sharing Economy Gesundheitswesen

Tausch von Gesundheitsdaten

Diese Erweiterung der Ergebnisse der Literaturrecherche führte zu weiteren

Informationen, die die Grundlage für die nachfolgenden beiden Methodik-Teile

lieferte.

ii. Modul: Qualitative Expertenbefragung

Um individuelle Perspektiven und Erwartungen zum Dritten Gesundheitsmarkt zu

erhalten, wurden Experteninterviews in der Gesundheitsbranche durchgeführt.

Diese qualitative Forschungsmethode diente dazu, die Einschätzung der

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Methodik 14

Experten in die vorherigen Ergebnisse einfließen zu lassen. Die Befragungen

erfolgten überwiegend telefonisch und wurden mit dem Einverständnis der

Befragten schriftlich protokolliert.

Für die Erhebung der Daten wurde ein Anschreiben, sowie ein eigener

Fragebogen erstellt. Im Anschluss an die Befragungen wurden die Ergebnisse

zusammengefügt und analysiert. Um die Aussagen der Befragten untereinander

vergleichbar zu machen, wurden die Fragen im Rahmen der telefonischen

Interviews exakt gleich formuliert (identische Einführung, gleicher Wortlaut,

gleiche Fragen, gleiche Reihenfolge). Es sind vier Fragen zum Thema „Dritter

Gesundheitsmarkt“ an die Experten gestellt worden, welche nach der Bedeutung,

den Vor- und Nachteilen sowie der Aussicht des „Drittens Gesundheitsmarktes“

fragen:

1. Was ist Ihre erste Einschätzung zum „Dritten Gesundheitsmarkt“? Kann

sich die Share Economy auch im Gesundheitswesen durchsetzen?

2. Welche Chancen nehmen Sie an?

3. Welche Risiken und Herausforderungen könnten Sie sich vorstellen?

4. Was sind aus Ihrer Sicht die nächsten Schritte?

Die Einladung für die Expertenbefragung finden Sie in Anlage 1. Aus

datenschutzrechtlichen Gründen sind die Namen der Studienteilnehmer in der

Anlage nicht aufgeführt.

i. Primärdatenerhebung (Online-Fragebogen)

Zusätzlich ist im März 2019 eine Online-Umfrage zum Thema „Share Economy

im Gesundheitswesen“ durchgeführt worden, um weitere Studienergebnisse zu

erzielen. Insgesamt bestand der Online-Fragebigen aus acht aggregierten

Fragen. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte in SPSS in der Version 20 und

Microsoft Excel 2017. Die Bekanntmachung der Umfrage erfolgte auf Einladung

an bestimmte Teilnehmer der Digitalen-Gesundheits-Szene in Deutschland,

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Methodik 15

Österreich und der Schweiz. Darüber hinaus wurde der Umfragelink in

einschlägigen Gruppen in den Sozialen Netzwerken - insbesondere bei XING

und LinkedIn - geteilt. Das Ziel der Befragung war es, den aktuellen Stand über

Share Economy im Gesundheitswesen einzuschätzen und dabei potenzielle

Chancen sowie Risiken einzuordnen. Der Aufbau des Fragebogens befindet sich

in Anlage 2 der vorliegenden Arbeit.

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Begriffsdefinitionen und Terminologien 4

3. Begriffsdefinitionen und Terminologien

3.1 Einordnung und Einführung

Ein Markt beschreibt grundsätzlich einen Ort des Aufeinandertreffens von

Angebot und Nachfrage (Hoffmann, Schwarz, Mai, 2012). Der Gesundheitsmarkt

hat als Merkmal sich mit Gütern zu befassen, deren Konsum der Verbesserung

des Gesundheitszustandes dienen, oder diesen zu erhalten (Sienel, 2013).

Gesundheitsmärkte sind nicht statisch, sondern sie entwickeln sich stetig weiter.

Hierfür sind Faktoren ausschlaggebend, wie der demographische Wandel, der

technologische Fortschritt, das Gesundheitsverständnis der Gesellschaft als

auch die Reifung von gesundheitspolitischen Feldern, deren Zuschnitt sich im

Laufe der Zeit verändert. Hierbei stellt sich die zentrale Frage, wie viel Staat im

Gesundheitswesen notwendig und wieviel Markt genug ist (ausführlich

Matusiewicz und Wasem 2014). In diesem Zusammenhang sind unterschiedliche

Akteure im Gesundheitswesen bemüht ihre Macht zu sichern bzw. weiter

auszubauen. Hierzu gehören klassischerweise sowohl die Politik, der

Gesetzgeber, die Kostenträger als auch die Leistungserbringer (Damm et al.,

2010). Insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten kam es zu immer schneller

werdenden Reformbemühungen und damit zu mehr Wettbewerb im

Gesundheitswesen. In den letzten fünf Jahren kamen verstärkt digitale

Innovationen hinzu und auch die Erwartungshaltungen an die

Gesundheitsversorgung haben sich verändert. Auch das Interesse an

Gesundheitsdienstleistungen, wie Gesundheit und Fitness, ästhetische Medizin,

aber auch die bestmögliche Gestaltung der eigenen Gesundheit mit

Unterstützung digitaler Hilfsmittel, wie beispielsweise Smartwatches und Health-

Apps ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen (Matusiewicz, Pittelkau und

Elmer 2017).

Der Gesundheitsmarkt wird heute klassischerweise in den sog. Ersten

Gesundheitsmarkt und den Zweiten Gesundheitsmarkt aufgeteilt. Wie sich die

beiden Märkte unterscheiden und wie der neue Begriff Dritter Gesundheitsmarkt

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Begriffsdefinitionen und Terminologien 5

die bestehenden Märkte ergänzt, erfahren Sie in den nachfolgenden drei

Abschnitten.

3.2 Gesundheitsmärkte

3.2.1 Erster Gesundheitsmarkt

Der Erste Gesundheitsmarkt beschreibt den Kernbereich der

Gesundheitswirtschaft in Deutschland. Er zeichnet sich durch die „klassische“

Gesundheitsversorgung aus, welche hauptsächlich durch die gesetzliche

Krankenversicherung, die private Krankenversicherung, aber auch durch

Arbeitgeber und den Staat geprägt wird. In der nachfolgenden Abbildung sind die

einzelnen Leistungsbereiche der Gesetzlichen Krankenversicherung aufgeführt.

Die in der Abbildung aufgeführten Gesundheitsdienstleistungen, die durch das

solidarische Finanzierungssystem erstattet werden, stellen die Gesamtausgaben

dar, die im ersten Gesundheitsmarkt nach dem Solidaritätsprinzip für das

Individuum erstattet werden (Matusiewicz 2018). Hiermit stellen die Ausgaben für

Abbildung 1 Gesundheitsausgaben 2017 in Mrd. Euro (GKV Spitzenverband, 2018)

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Begriffsdefinitionen und Terminologien 6

Krankenhäuser, die ambulante ärztliche Versorgung und die Arzneimittel die

Hauptleistungsbereiche dar. Diese Leistungen unterliegen nach dem § 12 Abs. 1

Sozialgesetzbuch V dem sog. Wirtschaftlichkeitsgebot. So ist festgelegt, dass

„Leistungen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein müssen und das

Maß des Notwendigen nicht überschritten werden darf. Leistungen, welche nicht

notwendig oder unwirtschaftlich sind, können von den Versicherten nicht in

Anspruch genommen werden.“

Laut statistischem Bundesamt haben sich die Gesundheitsausgaben, bezogen

auf den Ersten Gesundheitsmarkt, drastisch erhöht. Im Jahr 2016 beliefen sich

die Ausgaben aller Gesundheitsleistungen auf mehr als eine Milliarde Euro pro

Tag. Für das Jahr 2017 wurde ein Anstieg von 4,9% gegenüber dem Vorjahr

vorausgesehen und auf eine Summe von 374,2 Milliarden Euro geschätzt. Im

Jahr 2016 entsprachen die Gesundheitsausgaben einem Anteil von 11,3% des

Bruttoinlandsprodukts (Statistisches Bundesamt, 2018).

3.2.2 Zweiter Gesundheitsmarkt

Der Zweite Gesundheitsmarkt beinhaltet alle privatfinanzierten

Gesundheitsdienstleistungen und Produkte, die aus der Tasche des einzelnen

(engl. out-of-pocket) bezahlt werden. Beispiele für privatfinanzierte

Gesundheitsdienstleistungen sind Ausgaben für freiverkäufliche

Medizinprodukte und Arzneimittel. Außerdem gehören zu dem Zweiten

Gesundheitsmarkt eine Vielzahl an Selbstzahlerleistungen, wie sog. Individuelle

Gesundheitsleistungen (IGEL), Fitness und Wellnessangebote,

Ernährungsangebote, professionelle Zahnreinigungen, privatfinanzierte

ästhetische Eingriffe sowie Investitionen im Bereich der Prävention. Diese

Leistungen sind keine Bestandteile der GKV, da der Nutzen dieser Leistungen

nicht nachgewiesen ist (Karsch, 2015). Eine detaillierte Definition von Produkten

oder Dienstleitungen, welche sich auf die Gesundheit beziehen, gibt es derzeit

nicht. Einige der Leistungen sind zum Teil umstritten (Bundesministerium für

Gesundheit, 2018).

Nichtsdestotrotz nimmt die Nachfrage nach Angeboten des Zweiten

Gesundheitsmarktes stetig zu. Gründe für die Bereitschaft

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Begriffsdefinitionen und Terminologien 7

Gesundheitsdienstleistungen selbst zu finanzieren sind u.a. eine stetig älter

werdende Bevölkerung, sowie die Präventionsmaßnahmen, die dieser zur

Verfügung stehen. Insgesamt lässt sich aber ein viel höheres

Gesundheitsbewusstsein, ein deutlicher Wertewandel in unserer Bevölkerung

und der Trend zu einem gesünderen Lebensstil feststellen (IHK Essen, o.J.).

Die sogenannte Privat- und Komfortmedizin ist mit ihren selbstfinanzierten

Leistungen aber auch zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden und

beschreibt einen Wachstumsmarkt, der sich auf Grund der hohen Bereitschaft

der Patienten bzgl. Ausgaben für Gesundheitsdienstleistungen stark

weiterentwickelt hat. Trotz der hohen wirtschaftlichen Bedeutung entwickelt sich

der Zweite Gesundheitsmarkt vor allem aus dem Interesse der Bevölkerung an

der eigenen Gesundheit mitzuwirken. Immer mehr Menschen beschäftigen sich

mit ihrer Gesundheit und investieren laut einer etwas älteren Studie zum Teil bis

zu 900 Euro im Jahr für alternative Medizin, Wellness, Sport und Ernährung

(Riedel, 2009). Laut aktuellen Zahlen wird ein bedeutender Anteil der

industriellen Gesundheitswirtschaft privat finanziert. Anhand einer Datenbasis

von 2016 ergaben sich bei einem Gesamtkonsum, bezogen auf die gesamte

Gesundheitswirtschaft, ein Betrag von 432,0 Mrd. Euro. Von diesem Betrag fallen

74,2 Prozent der Kosten in den ersten und 25,8 Prozent in den zweiten

Gesundheitsmarkt (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 2017). In der

nachfolgenden Abbildung ist eine Gegenüberstellung der Ausgaben für den

ersten und zweiten Gesundheitsmarkt veranschaulicht, wobei deutlich wird, dass

rund Dreiviertel der Ausgaben dem ersten Gesundheitsmarkt und ein Viertel

(25,8 Mrd.) auf den zweiten Gesundheitsmarkt entfallen.

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Abbildung 2 Statistisches Bundesamt, Berechnung und Darstellung, 2016, WifOR/BASYS (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 2017)

3.2.3 Dritter Gesundheitsmarkt

Durch die zunehmende Vernetzung und den Einzug neuer Player in den

Gesundheitsmarkt wird der Erste Gesundheitsmarkt (Gesetzliche

Krankenversicherung und staatliche Administration) und Zweite

Gesundheitsmarkt (privat finanzierte Gesundheitsleistungen) um eine weitere

Form der Zusammenarbeit – den Dritten Gesundheitsmarkt (Zusammenwachsen

der beiden genannten Gesundheitsmärkte) erweitert.

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Begriffsdefinitionen und Terminologien 9

Abbildung 3: Übersicht über den ersten, zweiten und dritten Gesundheitsmarkt (eigene

Darstellung)

Aktuell gibt es bereits einige Versuche den dritten Gesundheitsmarkt genauer zu

definieren. So wird er als ein Gesundheitsmarkt beschrieben, welcher auf der

Basis einer Share Economy entstehen wird, die sich nach dem Peer-to-Peer-

Prinzip organisiert und somit das Gesundheitssystem grundlegend verändern soll

(Heise, Axt- Gadermann, 2018). Andere Definitionen sehen den Übergang

zwischen dem Zweiten und Dritten Gesundheitsmarkt hingegen fließend.

Bedeutend ist jedoch, dass er nicht mehr ausschließlich dazu dient Krankheiten

zu verhindern und körperliche Defizite zu beseitigen, sondern optimierende

Verfahren ermöglicht. Hierzu zählt auch die Fortpflanzungsmedizin, sowie

genetische Behandlungen (Wienke, et al., 2009). Weiterhin wird betont, dass

Patienten zukünftig eine andere Rolle einnehmen werden und im Rahmen des

dritten Gesundheitsmarktes zu Konsumenten werden, welche sich damit

beschäftigen ihre Gesundheit nach dem Prinzip der Gemeinnützigkeit zu

managen. Dies beinhaltet den gemeinsamen Austausch, beispielsweise über

Organisationen, Stiftungen oder Initiativen, um Erfahrungen mit weiteren

Betroffenen oder Erkrankten zu teilen (hsbn-ag, 2017). Nach herrschender

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Ergebnisse 10

Meinung besteht der Dritte Gesundheitsmarkt also auf dem Prinzip des Teilens

und wird das Gesundheitssystem ebenso prägen, wie bereits andere Märkte

unterschiedlicher Branchen. Er fördert, dass Menschen danach streben ihre

Gesundheit selbst zu organisieren und an dem deutschen Gesundheitssystem

mitzuwirken. Der Konsument von Gesundheitsdienstleistungen wird zunehmend

mitgestalten und an Bedeutung gewinnen. Die moderne Technik macht es

möglich Methoden und Medien zu nutzen, die dazu dienen, den Körper oder

Krankheiten besser zu verstehen und dementsprechend damit umzugehen. Ein

individuelles Gesundheitsmanagement soll schlussendlich dazu führen länger

gesund zu bleiben, zufriedener zu leben und eine persönliche Balance zu

entwickeln, die sich durch psychische und physische Gesundheit auszeichnet

(Zukunftsinstitut, 2015). Der Begriff des Dritten Gesundheitsmarktes wird

ausführlich in dem nachfolgenden Kapitel 4.1 und den darauffolgenden

Abschnitten weiter erläutert.

4. Ergebnisse

4.1 Ergebnisse der Literaturrecherche

4.1.1 Begriffsbestimmung Share Economy

Unter dem englischen Begriff „Sharing“ versteht man das Teilen und zwar im

Sinne der Überlassung von Dingen an Dritte zu deren Nutzung beziehungsweise

des Erhalts von Dingen von Dritten zur eigenen Nutzung (Belk, 2007). Belk weist

der Sharing Economy zwei Eigenschaften zu, zum einen die temporäre Nutzung

von Produkten und Services ohne Eigentumsübergang und zum anderen die

Integration und Nutzung des Internets, wobei dabei besonders das Web 2.0 als

Grundlage für den Austausch der Produkte und Services angesehen wird (Belk,

2014). Der Verzicht auf Eigentum zugunsten des Erwerbs von Nutzungsrechten

kennzeichnet die Ökonomie des Teilens. „Teilen statt Haben“ oder „Nutzen statt

Besitzen“ sind die Schlagwörter der Sharing Economy (Theurl, 2015). Die

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Ergebnisse 11

ursprüngliche Definition der Sharing Economy geht auf den Harvard-Ökonomen

Weitzman und auf sein Buch „The Share Economy“ aus dem Jahr 1984 zurück.

Er untersuchte, inwieweit Beteiligungsmodelle in Form von flexiblen Löhnen zu

Vollbeschäftigung führen können. Die Kernaussage seiner Untersuchung ist,

dass durch das Teilen unter den Marktteilnehmern die Kräfte des Wettbewerbs

entfesselt werden können, was in einer Verbesserung des wirtschaftlichen

Wohlstandes für alle resultiert (Weitzman, 1984). Der Begriff Share Economy

beschreibt außerdem verschiedene Wirtschaftsmodelle, welche die

Gemeinsamkeit der gemeinschaftlichen Nutzung von Gütern und

Dienstleistungen haben. Der Begriff beinhaltet verschiedenste Formen: vom

kommerziellen, profitorientierten Car-Sharing über Second Hand-Marktplätze bis

hin zum Bücherverleih in Bibliotheken und nachbarlichen nicht-kommerziellen

Verleihinitiativen. Innovative Mietkonzepte, Tausch- und Verleihplattformen,

Vermittlungsbörsen für geteilte Güternutzung und vieles andere mehr sind

Ausdruck einer neuen Ökonomie des Teilens, die für einige den Übergang von

einer Kultur des Ego-Konsums zu einer Kultur der Zusammenarbeit (Dönnebrink,

2014), für andere hingegen die zunehmende Kommerzialisierung privater

Lebensbereiche repräsentiert (Staun, 2013).

Je nach Sichtweise und Kompetenzstatus eines Autors bzw. Wissenschaftlers

wird der Begriff Sharing Economy oder Share Economy allerdings

unterschiedlich definiert. Ersichtlich sind aber drei wesentliche Ähnlichkeiten bei

den Definitionsausarbeitungen. Zum einen wird eine Ausprägung der Sharing

Economy identifiziert, die erzielt, dass eine Verlängerung der Nutzungsdauer von

materiellen Gütern durch Tausch, Verschenken und vor allem Weiterverkauf

gefördert wird. Dabei wird die Nutzung des (gebrauchten) Gutes an den

Eigentumswechsel geknüpft. Außerdem unterscheidet man die

Nutzungsintensität von materiellen Gütern, indem Dritten ohne Eigentumserwerb

ein temporäres Nutzungsrecht, mit oder ohne Entgelt, an dem Gut eingeräumt

wird. Ebenfalls wird der Handel mit oder Tausch von immateriellen Gütern wie

beispielsweise Dienstleistungen im Gesundheitswesen meistens jenseits

konventioneller Dienstleistungsmärkte betrachtet (Botsman und Rogers, 2011;

Andersson et al., 2013; Schor und Fitzmaurice, 2015). Begonnen hat dieser

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Ergebnisse 12

internetgestützte „sharing turn“ (Grassmuck, 2012) mit dem Teilen digitaler

Medien, etwa auf einer Plattform wie Napster. Später sind Plattformen

dazugekommen, die die geteilte Nutzung materieller Güter wie Werkzeuge,

Spielzeug, Unterkünfte, Fahrzeuge und so weiter zu geringen

Transaktionskosten ermöglichten (Botsman und Rogers, 2011).

Da der Umgang und das Nutzen von Produkten hat sich in den letzten Jahren

deutlich verändert hat, hat sich auch die Kultur des Teilens durch die

Entwicklungen unterschiedlicher Branchen verbessert. Der Trend Produkte zu

teilen, anstatt sie zu besitzen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Des Weiteren ist „Sharing Economy“ auch ein Begriff für viele

Wirtschaftsmodelle, welche sich mit dem gemeinschaftlichen Nutzen von Gütern

und Dienstleistungen beschäftigen. Es handelt sich hierbei um digitale

Plattformen, die von Unternehmen entwickelt wurden, um einen gemeinsamen

Austausch zu organisieren (Kurtin, 2018). Vorreiter für die offizielle Anwendung

des Begriffs war ebenso die CEBIT, welche „Shareconomy“ 2013 als eigenes

Motto einsetzte. Hierbei ging es darum die Veränderung des gesellschaftlichen

Verständnisses darzustellen. Beispiele für das Teilen von Produkten sind u.a.

Musikportale, in denen es darum geht, ein bestimmtes Produkt für einen

begrenzten Zeitraum zu nutzen, aber nicht dauerhaft zu besitzen. Insbesondere

in der IT-Welt werden bestimmte Serviceangebote wie Service as a Service

(SaaS), Platform as a Service (PaaS) oder Infrastructure as a Service (IaaS)

immer mehr verwertet (Parbel, 2012). Die Folge ist eine Intensivierung des

Informationsaustausches und ermöglicht den Menschen einen viel einfacheren

Zugang zu Erkenntnissen und Wissen. Auch aus politischer Sicht ist dieser Trend

noch aufzuarbeiten. Hierzu dient ein Leitfaden des Projektes, welches im Jahr

2016 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert

wurde und sich mit dem Thema „Peer-Sharing“, also dem Teilen von Dingen

zwischen Privatpersonen auseinandersetzte (Behrendt, Henseling und Scholl,

2018). Es sollte einerseits die konzeptionelle Erfassung und andererseits die

praktische Bestandsaufnahme ermöglichen, da zum jetzigen Zeitpunkt wenig

abgeschlossene Studien existieren (Deutscher Bundestag, 2016).

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Ergebnisse 13

Teilen ist das neue Besitzen und ebenso eine soziale Handlung, welche

üblicherweise zwischen vertrauten Personen stattfindet. Durch die

Entwicklungen des Internets und der Verbreitung digitaler Netzwerke kam es

jedoch zu einem Wandel des ursprünglichen Teilens. Ziel von Share Economy

ist es, eine neue Form der sozialen Interaktion und einem neuen Umgang mit

Dienstleistungs- und Angebotsstrukturen digitaler Medien zu ermöglichen

(Jaeger-Erben, Rückert-John und Schäfer, 2017). Aktuell werden zudem Begriffe

genutzt, wie das „ökonomische Teilen“ und „Collaborative Economy“. Diese

beschreiben den Vorteil aus ökonomischer und ökologischer Sicht ein Produkt

nicht dauerhaft zu besitzen. Dadurch, dass der Begriff „Sharing Economy“ zum

aktuellen Zeitpunkt noch nicht einheitlich definiert ist, sehen sich viele Branchen

als ein Teilnehmer der Share Economy (von Stokar et al. 2018).

Entwicklungsstufen der Share Economy

In einer Share Economy geht es darum Dinge deutlich effizienter zu nutzen und

weniger um den Profit der Marktpartner untereinander. Im Bereich der Nutzung

eines Produktes gibt es die Möglichkeit zu verschenken, zu tauschen oder weiter

zu verkaufen. Ebenfalls ist eine weitere Ausprägung, dass man das Gut nicht nur

länger, sondern auch intensiv bzw. anders nutzen kann. Sharing kann zudem in

unterschiedlicher Art und Weise durchgeführt werden. Einerseits zwischen

Unternehmen und Privatpersonen, nach dem Konzept Business-to-Consumer,

oder zwischen zwei Unternehmen selbst, also nach dem Konzept Business-to-

Business. Weiterhin kommt es darauf an, wer mit wem teilt, so gibt es größere

Initiativen welche sich auf das globale Teilen beziehen und kleinere Plattformen,

welche sich auf das Teilen unter Privatpersonen beschränken (von Stokar et al.

2018). Dabei gibt es die Unterformen Co-Using, Verleihen und Vermieten. Es

wird jedoch typischerweise zwischen Peer-to-Peer (P2P), Business-to-

Consumer (B2C) und Business-to-Business (B2B) Modellen unterschieden. Die

Struktur des Peer-to-Peer-Modells der Sharing Economy umfasst Anbieter und

Nachfrager, welche über eine Plattform zusammengeführt werden. Diese

Modelle weisen niedrige Transaktionskosten und hohe Skalenerträge auf. Die

variablen Kosten der Organisation der Vermittlung per Smartphone-App liegen

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Ergebnisse 14

nahezu bei null, nachdem die Anfangsinvestitionen – die Erstellung der App und

der dazugehörigen Infrastruktur – getätigt wurden. Das weltweite Ausrollen

solcher Geschäftsmodelle ist mit hohen Skalenerträgen verbunden, die rasches

und exponentielles Wachstum ermöglichen. Nach der Wirtschafts- und

Finanzkrise lässt sich eine Veränderung in den Präferenzen der Menschen

beobachten, die zu höherer Akzeptanz der neuen Geschäftsmodelle führt. Die

Gesellschaft empfindet das Nutzen tendenziell wichtiger als das reine Besitzen.

Die Sharing Economy ist eine Entwicklung, die weiterhin neue Geschäftsmodelle

aufzeigen wird und deshalb nicht als Modeerscheinung definiert werden kann

(Dervojeda 2013; Deutsches Ärzteblatt 2013; Demary 2015).

Es ergeben sich überblickshaft die folgenden Möglichkeiten bei der Share

Economy:

Verschenken: Dauerhaftes Überlassen eines Produktes, welches selbst

nicht mehr genutzt wird (Beispiele: Foodsharing, Ebay, Freecycle etc.).

Tauschen: Hierbei werden Produkte gegen andere Produkte, oder

Dienstleistungen gegen Dienstleistungen getauscht („recirculation of goods“).

Als Basis hierfür können bereits schriftliche oder mündliche Verträge erstellt

werden, welche den Tausch des Produktes absichern (Beispiel: Freecycle,

die Tauschbörse, dein.nebenan.de).

Weiterverkaufen: Verkauf eines Produktes zu einem bestimmten Wert.

Dieses wird durch den Eigentümer nicht mehr benötigt, aber auch nicht

entsorgt, sondern kann von jemand anderem zu einem günstigeren Preis, als

dem Originalpreis, käuflich erworben werden (Beispiele: Ebay, Kleiderkreisel,

Shpock- Flohmarkt, mobile.de ect.).

Um ein Gut nicht nur länger, sondern auch intensiver zu nutzen, gibt es noch

weitere Formen des Peer-to-Peer Sharing:

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Ergebnisse 15

Co - Using: Co-Using bedeutet, dass ein Produkt nicht dauerhaft an jemand

anderes weitergegeben wird, sondern es trotz eigener Nutzung gleichzeitig

noch mit anderen geteilt wird (Beispiele: Couchsurfing, Wundercar etc.).

Verleihen: Zeitlich begrenzte Nutzung eines Gegenstandes ohne Bezahlung

(Beispiele: Fairleihen).

Vermieten: Zeitlich begrenzte Nutzung eines Gegenstandes gegen

Bezahlung (Beispiele: Airbnb, Fewo etc.)

Abbildung 4. Anwendungen des Peer-to-Peer Sharing in Prozent (Eigene Abbildung nach Scholl,

Behrendt, Flick, et al. 2015)

Anhand der unterschiedlichen Formen und den damit verbunden Angeboten wird

die Vielfältigkeit der Sharing-Modelle deutlich. Eine große Anzahl an

Organisationen sehen sich im Bereich dieser Branche und beeinflussen damit

auch die deutsche Marktwirtschaft. In einer Datenbank der Peer-Sharing

Bestandsaufnahme in Berlin 2015 wurden 79 Plattformen, allein im

deutschsprachigen Raum, erfasst (Scholl et al., 2015). Die Ergebnisse dieser

Arbeit ergeben, dass die Hauptgründungszeit in den Jahren 2010 bis 2012 lag,

danach flachte die Gründungsphase neuer Portale wieder ab. Von den 79

6%

11%

13%

17%

31%

22%

Verteilung der Sharing Praktiken in Prozent

Verschenken Verleihen Weiterverkaufen Tauschen Co- Using Vermieten

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Ergebnisse 16

Plattformen entstanden 44 in Deutschland, was einem prozentualen Anteil von

56 Prozent entspricht. Ein Großteil der Firmen besitzen Tochtergesellschaften in

Deutschland (Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2016). Eine

genaue Darstellung der beteiligten Organisationen wurde anlässlich der CEBIT

2013 erstellt. In dieser wird ersichtlich welche Sharing-Angebote es gibt und nach

Branchen die Share Economy unterteilt wird. Hierbei wurden sie in

unterschiedliche Bereiche eingruppiert, wie beispielsweise Wohnen, Reisen,

Mobilität sowie Tauschbörsen und schlussendlich mit den jeweiligen Anbietern

dargestellt.

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Ergebnisse 17

Abbildung 5: Die deutsche Shareconomy Landschaft (Nauck, 2014)

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Ergebnisse 18

Sharing Economy ist ein dynamisch wachsender Markt ist, der sich in den letzten

Jahren deutlich weiterentwickelt hat. Die Konsumbereiche lassen sich

mittlerweile aufteilen in Mobilität (29%), Gebrauchsgegenstände (24%),

Reisen/Übernachten (9%), Kleidung (8%), Medien (6%) und Ernährung (3%)

(Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2016). Erfolgreiche und

bedeutsame Plattformen wie Ebay, Uber oder Airbnb haben ihren Hauptsitz in

den USA oder wie Baidu oder Alibaba in China. Bei allen scheinbar kostenfreien

Plattformen gilt der Sharing-Grundsatz: „If you do’t pay für the product, you are

thr product.“

Insgesamt sind die Angebote einerseits sehr unterschiedlich und andererseits

auch sehr vielfältig, obwohl nicht alle Organisationen soziale Ziele verfolgen. Es

kann zwischen Kapitalgesellschaften mit hoher kommerzieller Orientierung unter

den Anbietern, als auch Non-Profit-Organisationen, welche zum Teil

spendenfinanziert sind, unterschieden werden. Auf Grund einer Vielzahl an

Anbietern und Firmen ist für den Verbraucher teilweise nur noch schwer zu

erkennen, welche Organisation den sozialen Gedanken verfolgt, intensivere

Gemeinschaftserlebnisse ermöglicht und sich ökologische Zielsetzungen setzt.

Dies löst Kritiken an solchen Modellen aus und stellt bestimmte Share Economy

Modelle infrage. Ebenfalls wird angenommen, dass es Personen gibt, die eigene

bewährten Geschäftsmodelle massiv bedroht sind – die Neue Zürcher Zeitung

NZZ schreibt über die „Angst vor der Uberisierung“ (Seittele 2016). Das

Grundprinzip der „digital matching“-Unternehmen (Uber, Airbnb usw.) ist, dass

Sie selbst keine Dienstleistungen anbieten, sondern eine digitale

Vermittlungsplattform für die leichte und schnelle Abwicklung von peer-to-peer-

Transaktionen zwischen Anbieter und Nutzer ermöglicht. „Wie eine dünne

Schicht legt sich Uber als Plattform zwischen zwei Personen, von der einer eine

Leistung anbietet und der andere sie nutzt. In großen Teilen der Welt hat Uber

sich innerhalb weniger Monate stark verbreitet. Dahinter steckt mehr als nur ein

neuer digitaler Trend. Die Zukunft der Arbeit wird gerade programmiert“

(Stegmann, 2016). Inzwischen stoßen die „collaborative consumption“-Anbieter,

wichtige Antreiber der Sphäre der „shareconomy“ und des geteilten Konsums,

vielerorts auf Widerstand (Hamari, Sjöklint, Ukkonen 2015). Kritiker nennen das

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Ergebnisse 19

Geschäftsmodell ein Angriff auf rechtliche Rahmenbedingungen und untergrabe

Arbeitnehmerrechte ebenso wie Qualitätsstandards. Im Fall Airbnb wird

hinterfragt, ob es sein darf, dass über die Deklarierung als Ferienwohnungen

massenhaft normale dem Wohnungsmarkt und Mieterschutz entzogen werden.

Im Fall Uber wird ermittelt, ob das Personenbeförderungsrecht ausgehebelt wird

und die Fahrer nicht doch als Angestellte bezeichnet werden können. Otto,

Hegedüs, Kasper, Kofler und Kunze kritisieren offen, dass folgende

Fragestellungen im Bereich der Uberisierung noch Bedarf haben (Otto et al.,

2017). Offen ist, wie die Gesetzgeber mit der Thematik umgehen werden –

Reaktionen reichen von Deregulierung über Nichtstun bis hin zu massiver

Regulierung des Marktes. Was die neuen Angebote bei den traditionellen

Produkten, Diensten und Anbietern verändern. Und, ob die neuen Anbieter die

Kritik entkräften können – und zwar real, nicht nur medial.

4.1.2 Share Economy im Gesundheitswesen

Das Gesundheitssystem steht beispielsweise durch die Demografie, die

Arbeitskräfteknappheit sowie außerordentliche fachliche Herausforderungen

unter Druck. Außerdem ist das Gesundheitssystem durch vielfältige

Gesundheitsreformen gekennzeichnet (Beckmann, 2016). Das Share Economy

Modell ist bereits in vielen Branchen ein Thema und lässt vermuten, dass dieses

Konzept auch im Gesundheitswesens eine Rolle spielen könnte. Organisationen

wie „PatientsLikeMe“ setzen auf eine Zusammenarbeit zwischen Betroffenen und

gegenseitigem Datenaustausch. Durch die Bereitstellung von gesundheitlichen

Daten sollen Patienten ein besseres Gesundheitsbewusstsein bekommen. Es ist

also durchaus möglich, mit Hilfe einer Breite von Daten, die Forschung

voranzutreiben. Share Economy im Gesundheitssektor definiert eine andere

Form des Teilens als in vielen anderen Branchen. Es geht hierbei nicht um das

Teilen bestimmter Güter, sondern um den Austausch von Daten und um das

Einbeziehen der Patienten. Diese werden ein Teil der Wissenschaft und der

medizinischen Forschung. Durch eine Vielzahl von Daten sowie den Erfahrungen

der Patienten bezüglich einer Krankheit soll die Forschung neue Ergebnisse

erhalten, um das Leben von Patienten zu verbessern. Das Teilen und die

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Ergebnisse 20

anschließende Analyse von Gesundheitsdaten soll eine Verbesserung der

Gesamtgesundheit erreicht werden. Neue Technologien könnten es außerdem

ermöglichen die wissenschaftlichen Ergebnisse miteinander zu verknüpfen.

Weiterhin bewirken sie, dass Patienten ihren Körper besser verstehen.

Veränderungen des Körpers können gemessen werden und es entsteht eine

Vernetzung, die es denkbar macht, sogar biologische Ergebnisse im Netzwerk

zu teilen. Ziel ist es, auf diesem Weg neue Forschungsergebnisse zu gewinnen

und ein besseres Leben mit Erkrankungen führen zu können (PatientsLikeMe,

2015).

Diese Umsetzung wird von Non-Profit Organisationen realisiert, welche

maßgeblich an der Forschung und der Auswertung gesundheitlicher Daten

interessiert sind. Es handelt sich um Organisationen wie „PatientsLikeMe“,

„Vitabook“, „Lifetime“, dem Start-up „Ada“, die unter anderem von

Krankenkassen finanziert werden können und für den Endverbraucher teilweise

ohne Nutzungsgebühr zur Verfügung stehen. Die Intention von Share Economy,

in Bezug auf Gesundheit, verfolgt nicht den wirtschaftlichen Profit, sondern

bewirkt es die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern. Die Forschung soll

unterstützt werden und die Medizin wird durch eine Vernetzung für den

Konsumenten immer transparenter (Heise und Axt-Gadermann, 2018). Dies

könnte bewirken, dass resultierende Ergebnisse, des Dritten

Gesundheitsmarktes zum Ersten Gesundheitsmarkt zurückführen und bestimmte

Therapiekonzepte zukünftig durch die GKV oder PKV übernommen werden

können.

Ähnlich wie das Peer-to-Peer Sharing bei Airbnb oder Uber funktioniert

(Bundesministerium für Bildung und Forschung 2017), könnte es ebenso zu einer

„Uberisierung im Gesundheitswesen“ im Gesundheitswesen kommen.2 Das

sogenannte Uber-Prinzip, die Plattformökonomie, die viel darstellt als nur eine

App, verändert den Arbeitsbegriff, vermischt private Hilfe und Schwarzarbeit,

ändert das Verständnis und die Regelung von Monopolen (Stegemann, 2016).

2 Der Begriff wurde vom Autor bereits vor ein paar Jahren bei einem Vortrag verwendet und diskutiert: Matusiewicz D (2017): Uber in der Gesundheitswirtschaft - übernehmen neue Player das Kommando?, 13. Gesundheitswirtschaftskongress, 21.09.2017, Hamburg.

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Ergebnisse 21

Beispiel: Uberisierung der Pflege

Als Beispiel für das Uber-Prinzip rund um das Gesundheitswesen (Begleitung,

Betreuung und Pflege) gibt es unter den deutschsprachigen Plattformen die

Plattformnamen „betreut.ch, careship.de, Veyo-pflege.com, pflegetiger.de oder

das pflegix.de“ zu nennen. Die Grundidee liegt dabei auf der Vermittlung von

Begleitung und Betreuung, aber auch um hauswirtschaftliche Dienste und

„informelle Pflege“. Ebenfalls, wie schnell der Einfluss auf die

Versorgungslandschaft in Begleitung, Betreuung und Pflege wirklich wächst?

Das Uber-Prinzip im Bereich der Pflege bedeutet, dass über eine Plattform

unterschiedliche Menschen Dienstleistungen im Bereich Begleitung, Betreuung

und Pflege für kürzere oder längere Dauer anbieten. In manchen Modellen

arbeiten diese auf selbständiger Basis, in anderen als Angestellte des

Plattformunternehmens oder auch der Klienten. Bei der Entwicklung wird die

gesellschaftliche Perspektive eine entscheidende Rolle spielen, ob das

Gesamtsystem diese neue Form der Begleitung, Betreuung und Pflege

annehmen wird. Denn bei dem höchsten Gut des Menschen wird eine besondere

Bedeutung in punkto Stabilität, Fachlichkeit und Qualität gelegt (Scholl et al.,

2015). Bei der Urbanisierung in der Pflege sind folgende Fragestellungen zu

klären: Konkurrenzierung fachlicher Arbeit im berufsorientierten

Arbeitnehmermodell? Wird die neue Konkurrenz auch in der Pflege den

etablierten Anbietern signifikant Marktanteile abnehmen? Und einer Ausweitung

von Formen prekärer Arbeit auf Kosten besser bezahlter und abgesicherter

Arbeitsverhältnisse Vorschub leisten? Auch, ob es zu einer

Konkurrenzierung/Substitution freiwilligennaher Tätigkeiten kommen wird. Und

wie stark überschneiden sich die Plattformdienste mit Engagementformen mit

Aufwandsentschädigung, wie sie in manchen Bereichen im Sozialwesen üblich

sind? Welche Folgen werden die neuen Dienstleistenden auf Ehrenamt und

Freiwilligenarbeit haben? Kommt es hier zu Ökonomisierung oder zur Aktivierung

oder weiteren Ausschöpfung von sonst brachliegendem Arbeitspotenzial? Und

auch wie die gesellschaftlichen Ressourcen und Verteilung hinterfragt wird. Denn

in den meisten der neuen Angebote werden erhebliche Gebühren durch die

Plattformbetreiber vereinnahmt. Entzieht dies dem finanziell sowieso klammen

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Ergebnisse 22

Sozial- und Pflegesektor weitere wichtige Ressourcen? Oder kann Pflege durch

die neuen Technologien effizienter organisiert werden? Zudem stellt sich die

Frage, wie die Regelung, Kontrolle, gesetzliche Rahmung der neuen Plattform-

Ökonomie aussehen könnten. Denn bei dieser Diskussion gibt es Parallelen zu

regulatorischen Problemen neuer Versorgungsformen (z.B. ambulant betreuten

Wohngemeinschaften in Deutschland). Verdeutlichen hier die neuen Angebote

möglicherweise v.a. den Konflikt zu etablierten Rahmenbedingungen.

Stegemann erläutert, dass die neuen Arbeitsmöglichkeiten ohne 9-to-5-Job,

ohne Anwesenheitspflicht funktionieren, aber eben auch ohne

Kündigungsschutz, ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, ohne jegliche

Sicherheit, isoliert und meist ohne gewerkschaftliche Vertretung (Stegemann,

2016). Kann bei dieser Form auch die Qualität gesichert werden, ist ein weiterer

zu beleuchtender Aspekt, der noch unbeantwortet ist. Denn Pflege und

Betreuung weisen heute hohe Standards und qualitätssichernde

Begleitmaßnahmen auf. Dies betrifft auch die vielfältigen Fortschritte bei der

Kompetenz- und Qualifikationsentwicklung. Wie können Rahmenbedingungen

geschaffen werden, die trotz der dynamischen Entwicklung der Plattformdienste

und zugleich den raschen Veränderungen im gesamten Dienstleistungsgefüge

Qualität garantieren? Letzten Endes wird im Gesundheits- und Sozialwesen in

den Bereichen Pflege und Betreuung noch nicht erkannt, dass durch die

Plattformökonomie neue Herausforderungen auftreten.

Ein beachtungsstarker Punkt wird auch sein, dass das Gesundheitswesen von

den neuen Möglichkeiten lernen kann. Denn die digitalen

Vermittlungsplattformen zeigen auch Potenziale besserer Organisation

etablierter Versorgungsformen im Sozial- und Gesundheitswesen. Sind

personenbezogene Dienstleistung als Ausschlusskriterium zu betrachten, muss

ebenfalls thematisiert werden. On-demand Angebote bieten meist homogene,

leicht zu vermittelnde und auf klar definierte Kundensegmente ausgerichtete

Güter an. Bei personenbezogenen Diensten ist dies schwieriger. Es gibt kein

homogenes Gesundheitsgut, ebenso wenig wie die Kundengruppe. Wie kann

dabei ein entsprechender Beratungsbedarf bei den Onlineanbietern umgesetzt

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Ergebnisse 23

werden? Gibt es bei dieser Form eine Oligopolisierung? Es zeigen sich in der

Plattform-Ökonomie schnelle Konzentrationsprozesse. Einzelne verbliebene

Plattformanbieter bestimmen allein über Angebotsspektrum, Vergütung usw. Die

Uberisierung kann dabei den Plattformen Macht über den Menschen geben und

mehr Einzelpersonen zu Unternehmern mit unserem Eigentum werden, wobei

eine lückenlose Überwachung und Bewertung durch eine Plattform ablaufen

wird. Stegmann betont beispielweise, dass die neue Form der Arbeit viele

Vorteile bringt und die Plattformökonomie große Komfortgewinne bereitet, die wir

alle gerne nutzen. Er fügt aber an, dass diese Vorteile mit Dumpinglöhnen und

schlechten Arbeitsbedingungen einhergehen (Stegmann, 2016). Vor diesem

Hintergrund muss gefragt werden: Wollen die Akteure im Gesundheitswesen den

Internetunternehmen hierbei das Feld überlassen? Oder werden

selbstorganisierte Alternativen – wie sie etwa als Plattform Cooperativism

entwickelt. Denn diese könnten beispielsweise Plattformen durch

Genossenschaften oder Non-Profit-Verbände betrieben werden. Unklar bleibt

dabei, welche Folgen haben solche Entwicklungen für Angebote der

Gesundheits- und Sozialunternehmen (Otto et al., 2017).

In Hinblick auf die gesellschaftlichen Auswirkungen der verschiedenen Ebenen,

wie beispielsweise der sozialen Absicherung oder der Fachlichkeit oder des

Beitrags zur Bekämpfung der Dienstleistungslücke, ist eine frühzeitige und breite

Diskussion notwendig. Es wäre sinnvoll, wenn vor den Beurteilungen der

Plattformökonomie oder der Einschätzung positiver und negativer Effekte, eine

wissenschaftliche Fundierung erfolgen würde. Chancen und Risiken der

Plattformökonomie für das Sozial- und Gesundheitswesen müssen frühzeitig

erkannt und mögliche Auswirkungen untersucht werden. Vertrauen, Qualität und

Kontinuität haben im Bereich Humandienstleistungen eine größere

gesellschaftliche Bedeutung als bei vielen anderen Plattformdiensten, sodass die

Form der Uberisierung gut durchdacht werden muss (Otto et al. 2017, S. 14).

Ein Beispiel aus den Medien zum Sharing-Ansatz medizintechnischer

Ressourcen im Sinne eines B2B-Modells ist, dass Krankenhäuser mit Hilfe des

in Boston ansässigen Unternehmens Cohealo eine Analyse und Logistik unter

Einsatz von neuester Software ermöglichen. Krankenhäuser können dadurch

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Ergebnisse 24

kostenintensive medizintechnische Geräte in Echtzeit tracken und managen. In

Zusammenarbeit von Cohealo und Logistikpartnern können Krankenhäuser

investitionsintensive Ausstattungen untereinander bedarfsgesteuert teilen, also

gemeinschaftlich nutzen und somit Investitionskosten reduzieren (Spindler et al.

2015). Neben diesem B2B-Sharing-Ansatz hat Thera-Log-Netzwerk der SAZ

Rücken College AG, ein Unternehmen aus dem bayrischen Stubenberg, die

Dienstleistung für individualisierte Trainingsprogramme geboten. Dieses

Netzwerk bietet therapeutische Fachzentren an mehreren Orten an, in denen

sich Ärzte und Therapeuten Ausstattung, Geräte und Räumlichkeiten

kostendämpfend teilen. Patienten wird dadurch ermöglicht, zusätzliche

Gesundheitsdienstleistungen, ohne hohe individuelle Investitionen in Anspruch

zu nehmen. Bei diesem Sharing-Ansatz wird über dem Equipment-Sharing

hinaus angeboten, das die Partner beim Aufbau oder durch zentralisierte

Abrechnungsdienstleistungen unterstützt. Das damit verbundene Teilen ist aber

nicht nur bei Dienstleistungen oder Hardware bedeutsam. Für die

Weiterentwicklung im Gesundheitswesen ist es zudem von Relevanz, dass das

Teilen von Daten die Möglichkeiten mit sich bringt, individuelle Nutzungsdaten

von Konsumenten über IT-Plattformen bereitzustellen und auszutauschen. Folge

dessen können etablierte Unternehmen die Datensammlung für die

Produktentwicklung und -vermarktung nutzen. Diese Form des „Sharings“ und

der damit verbundenen Datennutzung umfasst den Trendbereich Health

Tracking, Selftracking oder Digital Health Data. Neben Sportartikelhersteller sind

auch Start-ups darauf aufmerksam geworden. Derartige Trends werden aktuell

kontrovers diskutiert. Eine Studie des Fraunhofer IAO hat herausgefunden, dass

die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen (n=165) die zukünftige

Marktmacht in einer digitalisierten Wirtschaft und Sharing Economy bei den

Unternehmen erwartet, die Kundendaten und -informationen besitzen. Es wird

von 60 % der Studienteilnehmer angenommen, dass die Medizintechnik auch

einen hohen Nutzen durch Sharing Economy haben werden (Spindler, Martinetz

2016).

Es werden durch Sharing Economy im B2B-Bereich die Vorteile Aufbau von

Wachstumspotenzialen in neuen Geschäftsfeldern als „Kompensation“ für

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gesättigte Märkte und die Wettbewerbsdifferenzierung gegenüber bestehenden

Wettbewerbern erwartet. 72 % der Befragten sehen für sich als Unternehmer

einen Vorteil darin, die Sharing Economy zu nutzen, aus Gründen der

Kostenoptimierungen der Wertschöpfungskette, höhere Flexibilität der

Geschäftsprozesse durch Sharing- Angebote (On-demand) und Reduzierung der

Investitionskosten durch den Zugriff auf externe Sharing-Ressourcen (Spindler

et al., 2015; Van Husen, 2017).

Eine im Auftrag des Online-Vergleichsdienstes Comparis durchgeführte Umfrage

belegt, dass die Menschen bereit sind, sensible Daten über ihren

Gesundheitszustand öffentlich zu machen. Und zwar spätestens dann, wenn

eine finanzielle Belohnung entgegengebracht wird. In der Studie des

Marktforschungsinstituts Marketagent ist ermittelt worden, dass der Anreiz zur

Belohnung eine entscheidende Rolle spielt, ob die Menschen Gesundheitsdaten

teilen bzw. an andere kommunizieren. Fast 70 % (n = 1000) der befragten

Schweizer Versicherten würden für 50 oder mehr Franken ihre eigenen

Gesundheitsdaten preisgeben. Diese Bereitschaft Daten gegen Geld weiter zu

geben, steht dabei in Abhängigkeit des Alters der Befragten. Die älteren

Befragten sind nicht so bereitwillig den Tausch von Daten gegen Geld

durchzuführen wie die jüngeren Befragten (Berger 2019).

4.1.3 Dritter Gesundheitsmarkt

Das Gesundheitswesen ist heute geprägt von verschiedenen Innovationen, die

die erst die Digitalisierung ermöglicht hat. Beim Dritten Gesundheitsmarkt

organisieren sich die Betroffenen selbst nach dem Prinzip der Gemeinnützigkeit.

Über Verbraucherinitiativen kann dieses beispielsweise organisiert werden.

Dabei treten Betroffene oder Interessierte in einen Dialog und tauschen ihre

Erfahrungen miteinander aus (Niemann und Burghardt, 2017; Institut für

Qualitätsmessung und Evaluation, 2014). Im Zuge des dritten

Gesundheitsmarktes treiben die Konsumenten selbst die Individualisierung und

den digitalen Möglichkeiten die Open-Health-Strategien an, sodass

Gesundheitsmärkte zu Vertrauensmärkten werden. Ein weiterer Faktor, der

diesen Wandel mitgestaltet, ist, dass das eigene Wohlbefinden und die

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Ergebnisse 26

individuelle Gesundheitssituation zunehmend unter Prämissen individueller

Wertmaßstäbe beurteilt werden. Das Peer-to-Peer Prinzip zwischen

Gleichgesinnten steuert zunehmend das Umdenken im Gesundheitssystem und

den dazugehörigen Akteuren. Denn dadurch verändert sich das Verständnis von

Wirtschaften, Wertmaßstäben und Wertschöpfung im Gesundheitssystem

(Philips, 2015). Der Autor Preiß hat die Vorteile von P2P-Gesundheit untersucht

und in dem Forschungsprojekt zur Online-Selbsthilfe in Erfahrung gebracht, dass

durch den Austausch das „Wir-Gefühl“ angeregt wird (Preiß, 2012). Open Health

wird nach innen und außen zum Gesundheitsgrundsatz und ermöglicht eine

günstigere und schnellere Forschung als die klassische Vorgehensweise. Die

Gesellschaft empfindet das Gefühl von mehr Gesundheit durch mehr Daten, weil

der digitale Austausch sie weiterbildet, wie beispielsweise auf Online-Portalen

wie Coloquio.de, Esanum.de oder SpringerMedizin. Vertrauen zu den

Gesundheitsakteuren wird geschaffen, wenn die Zugänge niedrigschwellig

gestaltet sind und alle Prozesse transparent und verständlich gemacht werden

(Philips, 2015).

Neben dem Ziel der Gesundheitsoptimierung basiert der Dritte Gesundheitsmarkt

vor allem auch auf dem gemeinsamen Austausch sowie dem Transfer von

Gesundheitsdaten. Damit verfolgt er die Absicht, berechtigten Teilnehmern eine

effizientere Behandlung von Krankheiten und Betreuung zu ermöglichen. Des

Weiteren soll dadurch die Verwaltung besser gestaltet und die medizinische

Forschung vorangetrieben werden (Zach, 2009). Die Akteure des

Gesundheitswesens lernen nun vor allem aus den Rückmeldungen der

Betroffenen und lassen diese aktiv an dem Gesundheitssystem mitwirken. Es

werden neue Kommunikationskanäle über Portale oder Communitys ermöglicht,

in denen die Erfahrungen der Betroffenen zusammenkommen. Auch

Organisationen und Forschungseinrichtungen lassen sich davon beeinflussen

und fördern das Entstehen einer Open Health Society (Zukunftsinstitut, 2015).

Die aktuellen Entwicklungen beziehen sich aber nicht allein auf das Mitwirken der

Gesellschaft durch die Veröffentlichung gesundheitlicher Daten. Mittlerweile gibt

es für die Unterstützung der medizinischen Forschung Unternehmen, wie

23andMe, welche für eine geringe Summe das Genom analysieren und die

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Ergebnisse 27

erhobenen Daten der Forschung überlassen. Die Teilnehmer müssen bei diesem

Vorgehen einwilligen, bevor die Daten anonymisiert in der Forschung verwendet

werden dürfen. Mit dieser Methode soll das Heilen von Krankheiten, wie

Parkinson ermöglicht werden (Brunner, 2015).

Um diese sog. Niedrigschwelligkeit zu gestalten und um den Patienten das Wir-

Gefühl zu vermitteln, werden zunehmend open-source Lösungen entwickelt, die

aus einer privaten Initiative zu einer größeren Lösung führen. Dieses ermöglicht

wiederum, dass der Dritte Gesundheitsmarkt wieder zum Ersten

Gesundheitsmarkt werden kann. Über die Kommerzialisierung der

Gesundheitsdaten wird das Individuum zu einem Mitglied in der finanziellen

Kette. Mit den eigenen Gesundheitsdaten kann der Mensch also in Zukunft auch

Geld verdienen, sodass Gesundheitsdaten als neue Währung gewertet werden

können. Diese Rolle vermittelt dem Patienten Macht und bedingt, dass sich

unterschiedliche Typen von Gesundheitskonsumenten entwickeln,

beispielsweise Gesundheitsminimalisten, Gesundheitsmaximierer, Hobby-

Mediziner oder Alternativpatienten (Philips, 2015).

Das Prinzip der Gemeinnützigkeit kann auch mit Hilfe der Share Economy zur

Verwendung von ungenutzten Medikamenten verfolgt werden. Unter Anwendung

einer griechischen App werden ungenutzte Medikamente umverteilt und somit

nicht unbenutzt weggeschmissen, was Kosten spart. Laut der Panhellenic

Pharmaceutical Association verfallen 57 Millionen Medikamentenpackungen in

Griechenland jedes Jahr, was in anderen Ländern ebenfalls angenommen wird.

GIVMED stellt bedürftigen Patienten überschüssige Medikamente zur

Verfügung. Wesentliche Akteure, die auf diese Möglichkeit zurück greifen sind

soziale Organisationen wie Sozialapotheken, Altersheimen oder NGOs, die es

an bedürftige Kranke weitergeben. Missbrauch oder die falsche Dosierung der

Wirkstoffe wird dadurch vermieden. Das Unternehmen verfolgt mit dieser

gemeinnützigen Arbeit die sozialen Leilinien allen Menschen Zugang zu

Medikamenten zu ermöglichen, die diese benötigen. Ungenutzte Medikamente

werden nicht einfach in den Müll geschmissen, sodass Geld gespart wird und

sozial gefährdete Gruppen profitieren können. Ebenfalls wird die Nachhaltigkeit

und das Bewusstsein der Menschen auf Ablaufdatum etc. geschult. Weiterhin

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Ergebnisse 28

wird sichergestellt, dass die Gesellschaft einen Überblick über die Verwaltung

von Haushaltsarzneimitteln informiert wird. Unter anderem wegen der starken

Pharmalobby kann dieser Ansatz nur geringfügig in Deutschland wie bei dem

Verein „Medikamente für Menschen in Not“ verfolgt werden (Wagener, 2018). In

Dänemark erhält jeder Däne bei der Geburt eine Identifikationsnummer für die

Webseite „sundhed.dk“, welche dem Patienten neben seinem

Gesundheitszustand und einem Überblick über den eigenen Gesundheitsverlauf

auch einen Austausch mit anderen Patienten bietet. Dieser

Informationsaustausch führt seit 2003 zu einem besseren Behandlungsverlauf

und belegt, dass 41 % ein besseres Verständnis ihrer Krankheit gewonnen haben

(Kostera, 2018). Auch in den Niederladen nimmt das Tauschen von

Gesundheitsdaten mit der ePatienten-Bewegung immer weiter zu. Die

sogenannten ePatienten, die mehr Mitbestimmung und Partizipation fordern,

kommunizieren und informieren sich auf digitaler Weise. Blogs werden gelesen

und geschrieben, eine Vernetzung der Patienten entsteht und sorgt für die

Zunahme der Selbstdiagnose, der Wahl des Arztes, der Medikamente und der

Therapiemaßnahmen. Die ePatienten werden durch den Informationsaustausch

befähigt, aktiver und kompetenter in Bezug auf die Gesundheit und das

Gesundheitsverständnis. Neben der NetGeneration (15-35-Jährigen) werden

auch die sog. Silver Surfers (Internetnutzer ab 60 Jahren) zunehmend affiner für

den Tausch von Gesundheitsdaten zur eigenen Gesundheitsverbesserung

(deBonkart, 2013; Belliger und Krieger, 2014). Beim Datenhandel als

Datenspende für gesellschaftlichen Mehrwert entsteht für die freiwillige

unentgeltliche Bereitstellung von persönlichen Daten kein klassischer Markt, aber

ein sozialer Markt. Einen ökonomischen Wert kann man dabei nicht ermitteln,

aber die Kooperative TheGoodData erzielt durch ihren Ansatz monatlich (durch

die Daten von etwa 300 Nutzern) einen Erlös von 1.100 Euro, der für einen

gemeinnützigen Zweck gespendet wird (thegooddata). Die MIDATA.coop, eine

schweizerische Organisation, erstrebt eine gesellschaftliche Unterstützung, um

persönliche Daten sicher zu speichern und zu verwalten sowie den Zugriff auf

besonders sensible und wertvolle Gesundheitsdaten zu ermöglichen. Es geht

dabei darum, dass die Patienten von Multipler Sklerose und Adipositas sich mit

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ihren Erfahrungswerten und Daten austauschen und als Gegenwert bessere

Forschungsergebnisse erzielen werden können. Dieses Opt-In-Modell steht

damit im Gegensatz zum Projekt care.data des National Health Service (NHS) in

Großbritannien, das die Gesundheitsdaten britischer Patienten zentral und für

Firmen zugreifbar sammelt. MyData aus Finnland, VRM-Vendor Relationship

Management aus USA und Hub of All Things aus UK sind Modelle, welche die

Verbraucher im Zentrum des Handelsgeschehens stellen. Diese Modelle sind

aktuell entweder noch in der Planungsphase, Umsetzungsphase oder erst am

Anfang des Markteintrittes und sind eine Art der Sharing Economy. Das Modell

MyData, welches in Finnland entwickelt worden ist, verspricht Verbrauchern, ihre

persönlichen Daten selbst zu kontrollieren und ermöglicht das Weitergeben und

Verkaufen von persönlichen Daten an Dritte (Poikola et al., 2018). Der Patient

wird als System‐ oder Verfahrensnutzer und im datenschutzrechtlichen Sinn zu

einem digitalen Subjekt. Von einem digitalen Subjekt wird ausgegangen, sobald

der Patient sich und seine Daten selbst organisiert und sich mit anderen

Patienten in Gruppen zusammenschließt, dabei Daten tauscht und eine

Kommunikation stattfindet. Eine kollektive Selbstorganisation wird meistens in

virtuellen Selbsthilfegruppen zum Erfahrungsaustausch und zur Wahrnehmung

gemeinsamer Interessen betrieben (Stiftung Datenschutz, 2017).

Die Digitalisierung und vor allem das Internet ermöglicht es über Plattformen, sich

ein spezifisches Wissen über die eigene Krankheit anzueignen und weltweit mit

anderen Erkrankten zu kommunizieren. Betroffene können

Selbsthilfeorganisationen online mit wenig Aufwand und geringen Kosten in

Anspruch nehmen und sich informieren sowie beraten. Informationen sammeln,

zusammenführen und weitergeben wird auf dem digitalen Weg bequem und

schnell, sodass das Verschicken von Broschüren durch das Downloaden ersetzt

wird. Vor allem Menschen mit eingeschränkter Mobilität erfahren durch die

digitale Technik wieder mehr Selbstständigkeit und Teilhabe am

gesellschaftlichen Leben. Meistens müssen vor allem Chroniker sich dem

normalen Leben entziehen und finden dank Computer, Smartphone und Co. eine

neue Zugangsmöglichkeit sich auszutauschen und neue Möglichkeiten die

Lebensqualität zu erhalten oder wieder zu gewinnen. Ermöglicht wird

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Ergebnisse 30

beispielsweise die Teilhabe an digitalen Treffen per Kamera und Headset,

sodass in Chaträumen kommuniziert werden kann. Somit entsteht eine

Gemeinschaft, eine Gruppe der Selbsthilfe (Schick, 2019). Inwieweit die sozialen

Medien wie Facebook & Co. den Kontakt Betroffener zur Selbsthilfe verbessern,

ist fraglich, denn die Vereine leben von Mitgliedern (Richstein, 2019). Aktive und

nachweisbar erfolgreiche Selbsthilfe fördern beispielsweise eine Rheuma-App,

eine Kognitions-App der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG)

sowie Sekiz oder die Selbsthilfe Lausitz App. Menschen mit chronischen

Krankheiten können dadurch im Ökosystem Selbsthilfe die App als

Kommunikationsmittel nutzen und sich gegenseitig durch Erfahrungen

unterstützen und Informationsaustausch motivieren. Kompetenterer Umgang mit

verschiedenen Situationen und eine effiziente Behandlung werden dadurch

erstrebt (Bendzuck, 2019). Ebenfalls hat sich Twitter als Plattform bewährt

gemacht, indem die Deutsche Diabetes Community (dedoc) Betroffene zum

Informationsaustausch bewegt. Eine Möglichkeit der geschlossenen Gruppe wird

von der Deutschen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) mit dem

eigenen Intranet für Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

aufgezeigt. Die Mitglieder haben dann einen abgesicherten virtuellen

Gruppenraum, wo sie ihren Krankheitsverlauf dokumentieren können oder

anzeigen können, zu welchen Themen sie als Ansprechpartner zur Verfügung

stehen, somit wird ein Austausch zwischen den Patienten ermöglicht. Patienten

haben dann mehr Vertrauen in die Informationen als wenn diese von

Fachspezialisten mit Wirtschaftshintergrund mitgeteilt werden. Die Digitalisierung

bringt viele Möglichkeiten für die Selbsthilfe mit sich, wo durch digitale

Kommunikationstechniken und Datenflüsse eine noch bessere gegenseitige

Unterstützung zu nutzen gemacht werden kann. Organisationen und Nutzer

müssen, die für sie geeigneten Formate in einer informierten Entscheidung

entwickeln beziehungsweise aussuchen können, daher ist es zwingend

notwendig, dass mehr digitale Kompetenzen in der Selbsthilfe aufgebaut werden

als es heute der Fall ist (Bendzuck, 2019).

Die so genannte Sharing Economy erlebt seit einigen Jahren einen regelrechten

Boom. Schon im Jahr 2015 sind von 109 befragten Unternehmen 8,0 % offen für

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eine Sharing Economy im Gesundheitswesen. Zur gleichen Zeit haben sich

schon Wissenschaftler und Forscher wie Maier von der dualen Hochschule

Baden-Württemberg oder Gaugisch vom Frauenhofer IAO mit dem Thema

beschäftigt und eine zunehmende Entwicklung in dem Bereich angekündigt. In

den USA wird Sharing Economy im Gesundheitswesen weitaus öfters

angewendet als in Deutschland. Ein Grund dafür ist die hohe Regulierungsdichte

(Spindler et al., 2015).

Innovationen bewirken, das Bestehende zu optimieren und neue Erkenntnisse

zu implementieren. Sie beschreiben einen Prozess der zur Entstehung eines als

neu empfundenen Gutes beiträgt, sowohl von der Generierung der Idee, bis hin

zur Implementierung (Mirow, 2010). Hierfür gibt es besonders in der Medizin

zahlreiche Ansätze. Dabei stoßen sie im Bereich Gesundheit nur selten auf

Wiederstand. Denn Gesundheit wird auch zukünftig nicht mehr nur als ein

Zustand betrachtet, welcher das nicht Vorhandensein von Krankheiten

beschreibt, sondern vielmehr als ein unabdingliches Ermöglichungsgut, das

stetig zu verbessern gilt (Biendarra, Weeren, 2009). Hier entsteht ein Bezug zum

Dritten Gesundheitsmarkt. Für viele innovative Entwicklungen steht das Thema

„teilen“ nach dem Prinzip der Share Economy und der Austausch von Daten

sowie die Selbstständigkeit der Patienten im Vordergrund. Ein Beispiel für

Innovationen im Gesundheitsbereich ist die Kontrolle über den eigenen Körper

durch das sogenannte Gesundheitstracking. Solche Anwendungen werden

zukünftig den Alltag und die Gesundheitsbranche beeinflussen (Mariano, 2018).

Eine weitere Innovation ermöglicht das Unternehmen Proteus Digital Health, im

Rahmen der Digital Medicine. Sie sind in der Lage mit Hilfe eines Sensors die

Wirksamkeit von Medikamenten zu messen und klinische Ergebnisse zu fördern.

Der Sensor wird oral eingeführt und verbindet sich mit dem so genannten Sensor

Patch und einem mobilen Endgerät. Sobald der Sensor aufgenommen wurde,

kann er im Verdauungstrakt mit Hilfe elektrischer Spannungen ein Signal senden.

Ärzte können somit die Wirksamkeit der Medikamente überprüfen und erkennen,

ob der Patient seine Medikamente nach Plan eingenommen hat. Ziel ist es,

Behandlungen besser und schneller optimieren zu können (Proteus Digital

Health, 2018).

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Ein völlig anderes Produkt zur Verbesserung des Gesundheitszustandes ist der

„Ello“ Rollator. Diese Entwicklung eines deutschen Start-ups soll vor allem ältere

Menschen im Alltag unterstützen. Er ermöglicht es, durch einen eingebauten

Antrieb der Hinterräder, den Rollator leichter schieben zu können sowie Hürden

oder Steigungen besser zu meistern. Durch Sensoren an den Hangriffen wird

dieser aktiviert und auch sofort gebremst, sobald die Hand den Sensor verlässt.

Ein SOS-Knopf sorgt weiterhin dafür, dass im Rahmen eines Notfalles,

hinterlegte Kontakte informiert werden und den Ort der Person mitgeteilt

bekommen. Er verfügt außerdem über Licht und eine Hupe, womit er mehr

Sicherheit im Straßenverkehr bietet. Der Rollator soll Stürze vermeiden und

ältere Menschen dabei unterstützen, solange wie möglich mobil und beweglich

zu bleiben (Ello, 2018).

Die eigene Gesundheit planen und optimieren zu können, ist mit Hilfe von

Gesundheitsangeboten und neuen Technologien deutlich einfacher geworden.

Technische Innovationen und digitaler Fortschritt ermöglichen die Optimierung

des Körpers, sowohl bei gesunden Menschen, als auch bei Menschen mit

Einschränkungen. Innovationen ermöglichen, beispielsweise Menschen mit

Prothesen, erstaunliche Leistungen zu erbringen. Wie aus dem Spitzensport

bekannt, erzielten Menschen mit Einschränkungen teilweise bessere Leistungen,

als ein gesunder Mensch ohne Prothesen. Die chinesische Firma Veari hat

wiederum ein Halsband entwickelt, um eine gesunde Körperhaltung

einzunehmen. Mit Hilfe einer App werden Körperhaltungen aufgezeichnet und

Warnungen an die Person geschickt, wenn diese den Nacken schief hält. Die

Nutzer haben weiterhin die Möglichkeit sich Hilfestellungen einzuholen,

spielerische Übungen durchzuführen oder sich mit anderen zu vergleichen. So

können Fehlstellungen, Migräneanfälle und Verspannungen gemieden werden

(Innovationstag, 2015).

Eine weitere Technologie bietet das sogenannte Body-Hacking mit Hilfe von

Implantaten. Beispiele hierfür sind Mikrochips im Innenohr, die Gehörlosen das

Hören wieder möglich machen. Hirnschrittmacher können durch elektronische

Impulse an das Gehirn Depressionen heilen, das Zittern bei Parkinsonpatienten

verringern und das Risiko für epileptische Anfälle minimieren (Kutter, 2015).

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Eine Gesundheitsstudie ergab, dass das Vertrauen in die Qualität von

Gesundheitsangeboten mit Hilfe technischer Mittel stetig zunimmt. Insgesamt

würden sich 39 Prozent der Deutschen wünschen, Gesundheitsdaten

selbständig übertragen und verwalten zu können (Zukunftsinstitut, 2015). Die

Optimierung der Gesundheit entsteht also durch den technisch-innovativen

Fortschritt, den Wunsch die eigene Gesundheit kontrollieren und vor allem die

gesammelten Daten als Teil der Sharing Economy zu nutzen. Das Teilen der

Daten und der Austausch untereinander, steht hierbei im Vordergrund. Dies soll

dazu beitragen, den medizinischen Fortschritt anzutreiben. All diese

Komponenten tragen zu der Entwicklung des deutschen Gesundheitssystems

bei und fördern die Entstehung des Dritten Gesundheitsmarktes. Ebenso werden

in der Gesundheitspolitik aktuelle Innovationen verfolgt. So konnten im Juni 2018

fünf Start-ups über Visionen im Bundesministerium für Gesundheit vorsprechen

und erläutern, wie die Digitalisierung die deutsche Gesundheitsversorgung

verbessern kann. Beispiele sind Apps wie die Mimi Hörtest App, Preventicus oder

die Ada Health App. Eine App, die durch eine Kombination aus medizinischen

Wissen und künstlicher Intelligenz, dem Menschen ermöglichen soll, ihren

Gesundheitszustand besser einschätzen zu können (Bundesministerium für

Gesundheit, 2018a, Bundesministerium für Gesundheit, 2018b).

Ein weiterer Fortschritt, wäre die Einführung einer digitalen Patientenakte, die

bereits in anderen Ländern erfolgreich genutzt wird. Laut dem

Bundesministerium für Gesundheit müssen Krankenkassen spätestens ab 2021

über die elektronische Patientenakte verfügen und ihre Mitglieder darüber

informieren. Die Akte soll ebenfalls beinhalten, dass Versicherte mit ihrem

Smartphone einen mobilen Zugang zu ihren Gesundheitsdaten bekommen

(Bundesministerium für Gesundheit, 2018c). Organisationen, wie Vivi, werden

von den Krankenkassen finanziert und haben das Ziel, zukünftig die

gesammelten Gesundheitsdaten zu koppeln. Andere Organisationen, wie

Vitabook oder Lifetime, finanzieren sich hauptsächlich über die Pharmabranche

und ermöglichen die Erstellung eines eigenen Gesundheitskontos. Dies dient als

zentrale Sammelstelle für medizinische Daten von Patienten, mit dem Ziel dies

zukünftig als Standard Information Procedere zu verankern. Eine amerikanische

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Website verfolgt deutlich mehr den Hintergrund des gemeinsamen Austausches

von Patienten untereinander.

Organisationen, welche zum Dritten Gesundheitsmarkt gehören und den

Austausch gesundheitsbezogener Daten nutzen, sind für den Konsumenten

meist kostenfrei. Gesundheit basiert zunehmend nach dem Prinzip des

gemeinsamen Teilens und auch Menschen, denen nur wenige finanzielle Mittel

zur Verfügung stehen, bieten sich neue Möglichkeiten, denn sie besitzen Daten

über ihre Gesundheit. Die Organisationen, die dem Dritten Gesundheitsmarkt

zugehörig sind, finanzieren sich selbst, in der Regel durch eine Innen- oder

Außenfinanzierung. Die Finanzquelle der Innenfinanzierung beruht auf dem

Verkauf von Produkten, Dienstleistungen, Einnahmen aus Veranstaltungen,

Mitgliederbeiträgen und Eigenkapital, mit anderen Worten, Stiftungsvermögen.

Die Außenfinanzierung basiert auf privaten Spenden und Zuflüssen, sowie

öffentlichen Zuwendungen, heißt Geldleistungen aus Bund, Ländern und

Kommunen (Bachstädt, 2016). Vor allem die Politik ist an Projekten interessiert,

die dazu führen, durch eine Optimierung der Gesundheit und verbesserter

Prävention, Kosteneinsparungen für das bereits bestehende Gesundheitssystem

zu erreichen.

Die Organisation „PatientensLikeMe“ finanziert sich dadurch, dass sie die

gesammelten Daten anonymisiert und an Forschungsunternehmen, sowie

Pharmaunternehmen verkauft. Diese Unternehmen zeigen ein besonders

starkes Interesse auf Grund der Entwicklung neuer Medikamente oder den

Fortschritt der Wissenschaft. Laut Angaben der Initiative würde somit eine

erfolgsversprechende Situation für alle Parteien entstehen. Durch den Erhalt der

Daten wird der medizinische Fortschritt beschleunigt und die Gesamtsituation der

Patienten schnell und effizient verbessert (Köhler und Gründer, 2017).

Ein klassisches Beispiel für den Dritten Gesundheitsmarkt ist das Schweizer

Unternehmen healthbank. Die unabhängige Plattform ermöglicht es Menschen

auf der ganzen Welt, ihre Gesundheitsdaten auszutauschen. Somit handelt es

sich um eine patienteneigene und neutrale Gesundheitsdaten-

Transaktionsplattformen. Über das Tool sollen Gesundheitsdaten sicher

gespeichert und geteilt werden können. Bei der Bereitstellung der Daten an Dritte

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wird der Patient bewusst und aktiv miteinbezogen. Dabei ist healthbank, als

Genossenschaft organisiert, verbindet Daten aller Facetten des

Gesundheitssystems und belohnt seine Mitglieder bei der Teilnahme an

Forschungs-projekten. Wer bei healthbank ein Userkonto hat, kann seine

Gesundheitsdaten auf die Plattform laden und dort verwalten. Interessiert sich

ein forschendes Unternehmen oder eine Institution für Patientendaten aus den

genannten Bereichen, kann es über die healthbank direkt beim Nutzer anfragen

und die Daten erwerben. So werden die Patienten aktiv und bewusst bei der

Kommerzialisierung der Gesundheitsdaten einbezogen und können

selbstständig darüber entscheiden, ohne dass Dritte darauf Einfluss haben

(Schegg und Matusiewicz 2018). Die Gesundheitsplattform der healthbank ist

eine patienteneigene und neutrale Plattform aus der Schweiz, die für den

Konsumenten ebenfalls nicht mit Kosten verbunden ist. Sie organisiert und

verbindet die vorhandenen Daten des Gesundheitssystems und ermöglicht den

Mitgliedern eine Teilnahme an Forschungsprojekten. Falls ein Interesse von

Institutionen an den Patientendaten besteht, können diese über healthbank,

direkt bei dem Nutzer angefragt und von dem forschenden Unternehmen

erworben werden. Dies ermöglicht den Patienten zukünftig aktiv bei der

Kommerzialisierung der Gesundheitsdaten miteinbezogen zu werden. Sie

können bewusster und selbstständiger darüber entscheiden, was mit ihren Daten

passiert. Um das Wachstum des Unternehmens voranzutreiben, wurde

beschlossen, ab 2019 ein sogenanntes „STO“ durchzuführen. STO, also Security

Token, soll durch die Abbildung des Eigenkapitals des Unternehmens Sicherheit

geben. Zudem besteht die Möglichkeit, dass jedes Individuum in einen Security

Token investieren kann, was zu einem Wachstum von healthbank führt. Ein

Investor kann dadurch an dem Erfolg des Unternehmens profitieren. Derzeit

befindet sich healthbank in der Pre-Sale-Phase und es lässt sich bereits jetzt ein

großes Interesse an Investoren aus dem In- und Ausland erkennen (healthbank,

2018).

Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich feststellen, dass ca. zehn Prozent der

weltweiten Gesundheitsausgaben, welche sich allein in den USA auf rund 100

Milliarden Dollar belaufen, auf Hindernisse und Probleme im Datenaustausch,

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Ergebnisse 36

sowie der Unzugänglichkeit der Daten zurückzuführen sind. Durch diese

Problematik entstehen nicht nur Kosten, sondern auch ein großer Mehraufwand

für die Akteure des Gesundheitssystems. Auch in Deutschland würden sich durch

die Digitalisierung massive Einsparungen erzielen lassen. Allein durch

Effizienzsteigerungen und die Reduzierungen unnötiger Nachfragen entsteht ein

Potenzial von rund 34 Millionen Euro. Leidtragende sind in diesem Fall die

Patienten und die Forschung, die dadurch erschwert und verlangsamt wird.

Unternehmen, wie beispielsweise healthbank, könnten mit ihren Plattformen

zukünftig als Vermittler für Transaktionen von Gesundheitsdaten stehen und

somit auch Transaktionskosten reduzieren. Folglich könnte die Qualität der

Behandlungen steigen sowie globale Gesundheitskosten eingespart werden

(Schegg und Matusiewicz, 2018).

Derzeit ist die größte Sammelstelle für medizinische Daten immer noch die

Krankenkasse. Jedoch geht es hierbei nicht um die Analyse und den Vergleich

von Daten. Ebenso wenig ermöglichen diese den Austausch zwischen Patienten.

Aus diesem Grund existiert noch eine weitere Form der Finanzierung, die im

Sozialgesetzbuch V geregelt ist. In § 68 SGB V wird die Finanzierung einer

persönlichen elektronischen Patientenakte festgehalten. So können

Krankenkassen ihren Mitgliedern eine finanzielle Unterstützung gewähren, um

Dienstleistungen von Dritten zur Speicherung oder Übermittlung

gesundheitsbezogener Daten nutzen zu können. Dies soll sowohl der Qualität

der Versorgung dienen, als auch der Wirtschaftlichkeit.

Ein weiteres Thema, bezogen auf die Perspektiven des deutschen

Gesundheitssystems, die Finanzierung und den sicheren Austausch über

gesundheitsbezogene Daten, ist „Blockchain“. Eine beispielhafte Organisation

für die Anwendung ist die Univeral Healthcoin and Exchange, welche eine

dezentrale Plattform ist, die sich sowohl durch den Austausch von

Gesundheitsdaten, als auch der Vergütung durch Blockchain und Cryptocurrency

definiert (Universal Healthcoin, o.J.). Blockchain stellt nicht die Lösung für eine

Datenstandardisierung dar, wird aber als vielversprechendes, dezentrales

Framework bezeichnet und soll die Integration der Patienten in Bezug auf

Gesundheitsinformationen unterstützen. Blockchain bietet die Möglichkeit, durch

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Ergebnisse 37

eine dezentrale Datenbank und kryptographische Funktionen, einen sicheren

Datenaustausch zu gewährleisten. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um

eine geteilte Datenbank, zur Erfassung und Speicherung von

Transaktionsdatensätzen. Weiterhin führt die geringe Anzahl an IT-Systemen zu

reduzierten Transaktionskosten. Ebenso erfolgt die Verarbeitung der Daten,

durch geringe Komplexität, nahezu in Echtzeit. Dies sorgt für ein hohes Maß an

Effizienz. Ein dezentraler und sicherer Zugriff auf Gesundheitsdaten, wird für die

Akteure des Gesundheitssystems immer bedeutsamer und bietet zudem die

Möglichkeit, vorhandene Netzwerke stetig zu vergrößern. Die Intention ist ein

verbesserter Datenaustausch, als auch eine Einsparung der Kosten durch ein

solches System (Deloitte, 2017).

Abbildung 6: Anwendung von Blockchain im Gesundheitssystem (Deloitte, 2017)

Page 53: DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT...sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens. 1 Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des

Ergebnisse 38

Wie bereits beschrieben, zeichnet sich der Dritte Gesundheitsmarkt neben dem

Angebot an Gesundheitsdienstleistungen, zur Optimierung des

Gesundheitszustandes, vor allem durch den Austausch von

gesundheitsbezogenen Daten aus. Hierbei sind Kooperationen zwischen

Behandelnden und die interdisziplinäre Zusammenarbeit von hoher Bedeutung.

Vorrangig ist jedoch noch immer die Kommunikation zwischen Arzt und Patient,

aber auch der Einbezug weiterer Akteure, wie Kliniken, Versorger,

Krankenkassen und Pflegenden.

Um Gesundheitsdaten zu speichern, auszuwerten und zu vernetzen gibt es

derzeit unterschiedliche Organisationen. Einige beschäftigen sich hauptsächlich

mit dem Sammeln und Analysieren von Gesundheitsdaten, andere unterstützen

mehr den gemeinsamen Austausch zwischen den Patienten. Ein beispielhaftes

Unternehmen ist Vitabook. Es hat seinen Standort in Deutschland und laut einem

Artikel im Februar 2018 sind bereits insgesamt 213.503 Patienten erfasst

worden. Weiterhin sind an das Portal 18 Kliniken angebunden, u.a. das

Universitätsklinikum in Kiel (Göpel, 2018). Vitabook ermöglicht den Patienten die

Erstellung eines Gesundheitskontos, um gesundheitsbezogene Daten zu

speichern, sowie eine gemeinsame Aktenanlage von Patient, Arzt und

Apotheker. Ziel sei es, Fehlbehandlungen zu reduzieren und den

selbstbestimmten Patienten zu fördern (Vitabook, 2018).

Eine weitere Organisation ist PatientsLikeMe.com, übersetzt „Patienten wie ich“.

Gegründet wurde die englischsprachige Website, mit Hauptsitz in den USA, im

Jahr 2011. Sie entstand durch den damals 29-jährigen und an ALS erkrankten

Stephen Heywood. Seine Intention war es, eine Möglichkeit zu finden, ALS

Patienten miteinander zu verbinden und sich mit anderen Betroffenen

austauschen zu können. Dieses Netzwerk wurde jedoch schnell erweitert. Zum

heutigen Zeitpunkt vernetzen sich laut Angaben der Organisation über 600.000

Menschen über „PatientsLikeMe“ und tauschen sich über 2.800 unterschiedliche

Erkrankungen aus. Die Organisation hat bereits 43 Millionen Gesundheitsdaten

und Krankheitsverläufe generiert. Mit Hilfe dieser Daten sowie der Förderung von

Pharmaunternehmen und Forschungseinrichtungen sollen Informationen und

Erfahrungen analysiert werden. Diese Analyse soll es ermöglichen Lücken in der

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Ergebnisse 39

Behandlung von Krankheiten zu schließen. Durch neue Forschungsergebnisse

sollen schließlich neue Therapieformen entstehen und das Gesundheitssystem

verändert werden (PatientsLikeMe, 2018).

Eine weitere Option um Gesundheit zu managen bietet die Ada Health App. Sie

ist ein maschineller Assistent der Symptome abfragt und diese mit gespeicherten

Patientendaten, wie beispielsweise Größe, Gewicht oder Allergien verkoppelt.

Die App hat somit mehr eine beratende Funktion, um einen Gesundheitszustand

besser einschätzen zu können. Sollten Grenzen überschritten werden oder doch

eine ärztliche Beratung von Nöten sein, gibt es die Möglichkeit sich direkt

weiterleiten zulassen, bzw. wird der Nutzer gewarnt doch einen Arzt

aufzusuchen. Seit 2017 wurde die App von mehr als 1,5 Millionen Menschen

genutzt. Um eine Weiterentwicklung zu erzielen hat das Berliner Start-Up

nochmal 40 Millionen Euro Investmentkapital bekommen. Die Nutzung der App

stellt derzeit eines der führenden Funktionen dar, um künstliche Intelligenz,

bezogen auf die Gesundheit, zu verknüpfen (Jansen, 2017). Nicht allein auf den

Transfer von Daten bezogen, sondern vielmehr auf das Gesundheitsverständnis

der Bevölkerung, entwickelte sich die Organisation „Was hab’ ich?“. Diese

Initiative besteht aus ehrenamtlichen Medizinstudenten, die Patienten kostenfrei

Diagnosen, Arztbriefe und Befunde übersetzen. Ziel dieser Organisationen ist es,

die Kommunikation zwischen den Behandelnden und dem Patienten zu

verbessern. Dies soll ermöglichen, dass Entscheidungen in Bezug auf

Gesundheitsfragen, dem sogenannten „Shared Decision Making“ erleichtert

werden. Der Patient kann den Arzt somit besser verstehen und

Therapiekonzepte nachvollziehen, was dazu führt, dass Patienten compliant und

zufriedener sind (Bertelsmann Stiftung, 2018).

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine große Entwicklung

stattgefunden hat. Viele unterschiedliche Organisationen sind daran beteiligt,

medizinische Daten zu verwerten, um die Wissenschaft weiterzuentwickeln.

Gleichzeitig findet eine neue Form der Aufklärung statt, um das

Gesundheitsbewusstsein der Menschen zu fördern und das medizinische Wissen

zu verbessern.

Page 55: DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT...sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens. 1 Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des

Ergebnisse 40

Beispielhafte Organisationen des Dritten Gesundheitsmarktes

Tabelle 1: Beispielhafte Organisationen des "Dritten Gesundheitsmarktes“ (eigene Darstellung)

Name der

Organisation

Gründung Ort Inhaber/

Gründer

Art der Finanzierung Kosten für den

Konsumenten

Ziel der Organisation

Vitabook

2012 Deutschland Markus

Boening

(CEO)

Pharmaindustrie Keine Erstellung eines

Gesundheitskontos

Lifetime

2014 Deutschland Dr. med.

Johannes

Jacubeit

Investoren, Fonds

etc.

Keine Verwaltung medizinscher Daten,

mehr Interaktion zwischen Arzt

und Patient

PatientsLikeMe 2011 USA Stephen

Heywood

Weiterverkauf der

Daten an

unterschiedliche

Unternehmen

Keine Gemeinsamer Austausch

Was hab’ ich?

2011 Deutschland Ansgar

Jonietz

Spenden,

Ehrenamtliche

Mitarbeiter

Keine Befunde übersetzen,

Kommunikationsschulungen für

Ärzte etc.

Ada Health

2016 Deutschland Daniel

Natrath (Ada-

Co- Gründer)

Innovationszuschüsse

und Investitionen

Keine Heath-App, medizinische

Beratung, Ursachen für

Symptome finden

Page 56: DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT...sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens. 1 Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des

Ergebnisse 41

4.1.3 Studienübersicht zum Dritten Gesundheitsmarkt

Insgesamt wurden fünf ausgewählte Studien aus dem Zeitraum 2010 bis 2015

genauer betrachtet. Die daraus resultierenden Erkenntnisse ergaben, dass eine

praktische Relevanz besteht, welche sich aus den Entwicklungen im Bereich

Gesundheit ergibt und sich auf die bereits bestehenden klassischen

Gesundheitsmärkte auswirkt.

Page 57: DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT...sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens. 1 Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des

Ergebnisse 42

Titel Autor Jahr Land 3. Gesundheits-

markt

Ähnliche

Studien

Phillips Gesundheitsstudie

Zukunftsinstitut 2015 Deutschland X -

Entwicklungschancen des

Zweiten Gesundheitsmarktes

Gesundheitswirtschaft rhein-

main e.v.

2014 Deutschland - X

Der Gesundheitsmarkt 2015

ivbl Universität Hannover 2010 Deutschland - X

Weltweite

Gesundheitswirtschaft- Chancen

für Deutschland

Im Auftrag des

Bundesministeriums für

Wirtschaft und Technologie

2011 Deutschland - X

Quantified Health Studie

YouGov Deutschland AG

2015 Deutschland - X

Tabelle 2: Studienvergleich zum Dritten Gesundheitsmarkt (eigene Darstellung)

Page 58: DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT...sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens. 1 Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des

Ergebnisse 43

Der Gesundheitsmarkt 2015, 2010

Die Studie Gesundheitsmarkt 2015, aus dem Jahr 2010 befasst sich mit den

klassischen Gesundheitsmärkten, bevor sie intensiver auf die Zukunft des

deutschen Gesundheitssystems eingeht. Weiterhin beschreibt sie die Zukunft

der Krankenversicherungen und den Patienten der Zukunft. Neben diesen

Trends werden anschließend auch Fortschrittdimensionen der Technologie

und Medizintechnik sowie die Entwicklungen der Pharmaindustrie aufgezeigt.

Zu Beginn der Studie wurden vorerst vorhandene Studien und

Untersuchungen unterschiedlicher Forschungsinstitute analysiert, aus denen

sich Fragestellungen für den weiteren Verlauf ergaben. Diese

Fragestellungen beantworteten 35 Interviewpartner aus zehn Bereichen der

Gesundheitsbranche. Obwohl der Dritte Gesundheitsmarkt nicht explizit

erwähnt wird, lässt die Rolle des „Patienten der Zukunft“ erkennen, dass sich

Strukturen des Gesundheitssystems ändern. Vor allem im Informations- und

Kommunikationsbereich werden Patientenbeteiligungen unterstützt.

Gleichzeitig bilden sich Bewertungsforen und Plattformen, die den

gemeinsamen Austausch im Internet unterstützen. Auch der demographische

Wandel wird genannt und weiter erläutert. Es geht darum welchen Einfluss

sowohl dieser, als auch die Zunahme an chronischen Erkrankungen auf den

Partizipationswunsch der Patienten hat. Besonders wird hervorgehoben,

dass die Bevölkerung sich zunehmend bewusster mit dem Thema

„Gesundheit“ auseinandersetzen wird (Damm, Kuhlmann und von der

Schulenburg, 2010).

Weltweite Gesundheitswirtschaft - Chancen für Deutschland, 2011

Die Studie aus dem Jahr 2011 erfolgte im Rahmen eines Projektes mit dem

Namen „Konzeption und Aufbau der Exportinitiative für die deutsche

Gesundheitswirtschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und

Technologie“. Neben den Veränderungen und einer Bestandsaufnahme der

Gesundheitsmärkte, sollen weiterhin Wachstumsschwerpunkte eines

internationalen Gesundheitsmarktes aufgezeigt werden. So wurde ermittelt,

dass der globale Gesundheitsmarkt jährlich um 6 Prozent wächst und die

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Ergebnisse 44

Menschen immer mehr bereit sind in ihre Gesundheit zu investieren. Auch die

Erfolge durch den technischen Fortschritt konnten beschrieben werden

(Kartte, Neumann, 2011).

Entwicklungschancen des „Zweiten“ Gesundheitsmarktes, 2014

Die Gesundheitsstudie der Organisation „Gesundheitswirtschaft Rhein-Main

e.v.“ befasst sich vor allem mit den Entwicklungschancen und der Bedeutung

des Zweiten Gesundheitsmarktes. Hierzu wurde, im Vergleich zu den

anderen Studien, vorerst eine Eingrenzung der Region vorgenommen. Es

erfolgte eine Abgrenzung der Gesundheitswirtschaft, in der einzelne

Teilbereiche genauer dargestellt werden. Hierzu gehören die stationäre

Versorgung, Apotheken, Medizin, Gerontotechnik, sowie Sport und Freizeit,

sowie der Gesundheitstourismus. Weiter befasste sich diese Studie mit der

wirtschaftlichen Bedeutung und der Beschäftigungsrelevanz des Zweiten

Gesundheitsmarktes. Auch hier wird der Fortschritt des Gesundheitssystems

dargestellt, auf den dritten Gesundheitsmarkt wird jedoch nicht genauer

eingegangen (Gesundheitswirtschaft-Rhein-Main e.V., 2014).

Phillips Gesundheitsstudie, 2015

Die Studie des Zukunftsinstituts im Jahr 2015 befasst sich inhaltlich mit den

Themen: Nächste Stufen des Megatrends Gesundheit, Sicherheit,

Transparenz, Zugang, Komplementarität, Selbstverantwortung, Empathie,

sowie der Gesundheits- Consumer- Typologie. Grundlage der Studie war

sowohl eine Trendanalyse für weitere themenrelevante Studien, als auch

Trend- Reports des Zukunftsinstituts durchzuführen. Weiterhin wurden

zahlreiche Untersuchungen wissenschaftlicher Organisationen, Agenturen

und Verbände analysiert und ausgewertet. Ein thematisches Screening

ermöglichte zudem weitere Quellen, welche bezogen auf die Fragestellung

genauer betrachtet wurden. Die Studie bezieht sich außerdem auf die

Datenbank und Megatrend- Dokumentation, sowie auf Statistiken und

Marktforschungsdatenbanken. Die Ergebnisse werden verdeutlicht durch

eine parallel durchgeführte repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2014 mit

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Ergebnisse 45

insgesamt n = 536 befragten Personen. Dies erfolgte in Zusammenarbeit mit

dem Meinungsforschungsinstitut YouGov. Die Ergebnisse wurden zuletzt von

Experten analysiert, bewertet und in der Gesamtanalyse widergespiegelt. Die

Phillips Gesundheitsstudie hat sich intensiv mit den Gesundheitsmärkten

befasst und definierte den Dritten Gesundheitsmarkt als

Gesundheitsversorgung als Teil der Sharing Economy, organisiert nach dem

Peer-to-Peer Prinzip. Weiterhin nannte sie genaue Zahlen, bezogen auf das

Vertrauen der Patienten, basierend auf den Austausch medizinscher Daten.

So gaben 39 Prozent der Befragten an, dass sie technische Möglichkeiten,

mit denen sie ihre Gesundheitsdaten übertragen und verwalten können

nutzen würden (Zukunftsinstitut, 2015).

Quantified Health Studie, 2015

Die Quantified Health Studie, der YouGov Deutschland AG, aus dem Jahr

2015 ist eine quantitative Befragung. Sie erfolgte online mit n = 995 befragten

Personen. Die Studie wurde im Dezember 2014 durchgeführt und im Februar

2015 veröffentlicht. Die Hauptschwerpunkte der Studie bezogen sich auf das

Potenzial von Health-Tracking mit Smart Devices, Motive und Barrieren für

Self-Tracking, sowie die Bereitschaft der Übermittlung von Gesundheitsdaten

an Versicherer. Diese Inhalte beziehen sich auf Merkmale des Dritten

Gesundheitsmarktes. Bereits im Jahr 2015 hat diese Studie belegt, dass

Patienten immer häufiger digitale Medien nutzten und auch Krankenkassen

und Versicherer immer mehr die Chance erkennen, dieses Verhalten für sich

zu nutzen. Es stellt sich heraus, dass etwa jeder Dritte, also rund 32 Prozent,

dazu bereit war Daten zu messen und diese anschließend der jeweiligen

Versicherung mitzuteilen. Die Kunden erhofften sich durch die Weitergabe

von gesundheits- und fitnessbezogenen Daten vor allem Vorteile bei ihrer

Versicherung zu erhalten. Allerdings ergab diese Studie, dass dies für 39

Prozent der Befragten überhaupt nicht in Frage kommen würde. 41 Prozent

gaben zudem an, dass sie mindestens eine App auf dem Smartphone haben

und 75 Prozent nutzen diese auch regelmäßig. Bezüglich der Risiken durch

einen gemeinsamen Austausch von Gesundheitsdaten ergab die Studie,

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Ergebnisse 46

dass die Probanden vor allem Befürchtungen vor Datenmissbrauch hatten.

Die Mehrheit, 73 Prozent, haben zudem Sorge, dass Beiträge im Rahmen

einer Gesundheitsverschlechterung steigen könnten. Weitere 81 Prozent

ahnen, dass die geteilten Daten auch für andere Zwecke genutzt werden

könnten (Braun, 2015).

4.2 Ergebnisse der Primärdatenerhebung

Bei der Primärdatenerhebung mittels Online-Fragebogen wurden n = 202

Teilnehmer rekrutiert. Davon waren 59,9% (n= 121) männlich und 40,1% (n = 81)

weiblich. In der nachfolgenden Abbildung ist die Geschlechtsverteilung der

Befragten grafisch aufgeführt.

Abbildung 7: Geschlechtsverteilung der Befragten (n = 202)

Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 39,9 Jahre. Die meisten der

Befragten befanden sich in der Altersklasse der 35-59 Jahre (54,5%), gefolgt von

der Altersklasse der 18-35 Jahre (39,6%). In der Altersklasse der über 60-

m = 59,9%

w = 40,1%

Geschlechtsverteilung der Befragten

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Ergebnisse 47

Jährigen gab es nur wenig Teilnehmer (5,9%). in Die Altersverteilung in Klassen

ist in der nachfolgenden Abbildung aufgeführt.

Abbildung 8: Altersverteilung der Befragten in drei Altersklassen (n = 202)

Unter den Befragten sind n = 151 (74,1 %) Personen in dem Gesundheits- oder

Sozialwesen tätig, n = 15 arbeiten (7,4%) arbeiten in dem Bereich der IT-Branche

und n = 36 (17,8%) der Befragten arbeiten in sonstigen Branchen, die hier

aufgrund der Heterogenität der Ergebnisse (Berater, Bankangestellte, Marketing

oder Journalismus) aggregiert wurden.

80

110

120

20

40

60

80

100

120

18-35 Jahre 36-59 Jahre > 60 Jahre

Altersverteilung der Befragten

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Ergebnisse 48

Abbildung 9: Branchenverteilung der Befragten (n = 202)

Im Anschluss wurden die Teilnehmer nach den Chancen der Share Economy im

Gesundheitswesen gefragt, wobei Mehrfachantworten möglich waren. Als am

häufigsten genannte Chance der Share Economy im Gesundheitswesen wurde von

81,2 % der Befragten eine Förderung der Forschung durch die neue Methode des

Tauschens von Gesundheitsdaten genannt. Daneben wurde der Zugang zu

kostenlosen Medizinanwendungen wie beispielsweise Apps von 35,1 % der

Befragten genannt, da Share Economy einen Tausch von Daten gegen Leistungen

bzw. Services ermöglicht. Darüber hinaus waren 28,7 % Teilnehmer der Meinung,

dass der Informationsaustausch und die Erfahrungswerte über Gesundheitsdaten zu

einer Förderung anderer Patienten im Sinne einer Selbsthilfegruppe führen wird.

Weiterhin nehmen 13,9 % der Teilnehmer an, dass die Share Economy im

Gesundheitswesen dazu führen wird, dass die Menschen Geld mit ihren eigenen

Daten verdienen werden indem sie ihre eigenen Gesundheitsdaten für

beispielsweise Forschungszwecke an Dritte verkaufen. Des Weiteren ist den

Teilnehmern die Möglichkeit gegeben worden, eigene Beispiele für Chancen zu

nennen. Dabei sind die folgenden Antworten genannt worden: bessere Auswertung

von Krankheiten und deren Verläufe, Verbesserung der Versorgung,

Transparenzsteigerung hinsichtlich der eigenen Gesundheitsdaten und des Wertes

der Daten bzw. der Kosten, Förderung des Mehrwerts für den Patienten durch die

Datennutzung und Weiterentwicklung des Gesundheitssystems. Die Ergebnisse zu

36

15

151

Sonstiges

IT-Branche

Gesundheits- und Sozialwesen

Branchenverteilung der Befragten

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Ergebnisse 49

den Chancen der Share Economy sind in der nach folgenden Abbildung

zusammengefasst.

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Ergebnisse 50

Abbildung 10: Chancen der Share Economy im Gesundheitswesen (n = 202)

Page 66: DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT...sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens. 1 Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des

Ergebnisse 51

Daneben sind auch Herausforderungen der Share Economy bei den Teilnehmern

der Online-Befragung erfragt worden (auch hier waren Mehrfachantworten erlaubt).

Als mit Abstand größte Herausforderungen bewerten 65,8 % der Befragten den

Punkt Datenmissbrauch und Hackerangriffe. Gefolgt von 40,1 % der Befragten, die

der Meinung sind, dass die Echtheit und Qualität der Daten in Frage gestellt werden

wird. Fraglich dabei ist, wer diese Kriterien kontrolliert und vor allem auch wie dieses

durchzuführen ist. Hierbei stellt sich die generelle Frage, wie valide bzw.

manipulationssicher die Daten sind. Darüber hinaus haben 32,2 % der Stimmen

angegeben, dass die neue Informationsflut bzw. die Masse an Daten die Menschen

überfordern könnte. Ebenso häufig gaben 32,2 % der Befragten an, dass sie

Herausforderungen hinsichtlich der Kooperationsbereitschaft der einzelnen Akteure

und Anbieter ansehen. Zudem nahmen weitere 17,3 % der Teilnehmer an, dass die

Ungerechtigkeit eine bedeutsame Rolle spielen wird.3 Neben den genannten

Faktoren wurden von den Teilnehmern folgende Punkte in Freitextfeldern als

problematisch eingestuft und aufgelistet. Durch die neuen Informationswege und

den Datenaustausch kann es dazu kommen, dass Ärzte noch mehr in Anspruch

genommen werden und somit ein Mehraufwand für Ärzte entstehen wird. Zudem

könnten Gesundheitsdaten als Selektionskriterium genutzt werden und

Zugangsbarrieren im privaten und beruflichen Leben entstehen. Außerdem können

Gesundheitsdaten ohne Mehrwert für den Patienten erhoben werden, ethische

Aspekte unberücksichtigt behandelt werden und der deutsche Datenschutz zu hohe

Rahmenbedingungen stellt, um die Möglichkeiten von Share Economy richtig nutzen

zu können. Eine zusammenfassende Darstellung der Herausforderungen ist in der

nachfolgenden Abbildung grafisch aufgeführt.

3 Ungerechtigkeit kann darauf bezogen werden, dass die Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten kommen und nicht jeder Bürger die gleichen Zugangsmöglichkeiten zu dem Datenaustausch aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln oder aus Gründen der unterschiedlichen Bildungsschicht haben werden.

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Ergebnisse 52

Abbildung 11: Grenzen der Share Economy im Gesundheitswesen (n = 202)

35

65

65

81

133

0 20 40 60 80 100 120 140

UNGERECHTIGKEIT (NICHT JEDER BÜRGER HAT DIE GLEICHEN MÖGLICHKEITEN)

ÜBERFORDERUNG (INFORMATIONSFLUT KOMBINIERT MIT FEHLENDEM FACHWISSEN)

KOOPERATIONSBEREITSCHAFT DER VERSCHIEDENEN AKTEURE

ECHTHEIT/QUALITÄT DER BEREITGESTELLTEN INFORMATIONEN

DATENMISSBRAUCH/HACKERANGRIFFE

Grenzen der Share Economy im Gesundheitswesen

Teilnehmerzahl

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Ergebnisse 53

Den Befragten wurde daraufhin die Frage gestellt worden, ob sie glauben, dass

Gesundheitsdaten zu einer neuen Währung werden könnten. So könnten

Gesunde oder Patienten über den Austausch ihrer Gesundheitsdaten bestimmte

zusätzliche Gesundheitsleistungen in virtuellen „Gesundheits-Coins“ bezahlen

könnten. Über die Hälfte (54,5 %) der Befragten hat diese Frage mit ja

beantwortet, 32,2 % der Befragten kann sich diese Möglichkeit nicht vorstellen

und 13,3 % hat keine Meinung zu der Frage gehabt bzw. mit „weiß nicht“

beantwortet.

Abbildung 12: Grenzen der Share Economy im Gesundheitswesen (n = 202)

Um abschätzen zu können, welche Bedeutung Share Economy im

Gesundheitswesen in der Zukunft haben wird, sind die Teilnehmer nach dem

zukünftigen Potenzial des Teilens von Gesundheitsdaten gefragt worden. Auf einer

Skala von „sehr hoch“ bis „sehr gering“ wurde durch die Teilnehmenden der

Sachverhalt wie folgt eingeschätzt: mehr als Hälfte (69,8 %) der Befragten hatte der

Frage zum Teilen der Gesundheitsdaten ein sehr hohes (40,6%) bis hohes Potenzial

(29,2 %) zugerechnet. Weitere 19,8 % der Teilnehmer gaben ein mittleres, 6,4 % ein

geringes und lediglich 4,0 % ein sehr geringes Potenzial an. Die Ergebnisse der

54,5 %

32,2 %

13,3 %

Gesundheitsdaten als neue Währung?

ja

nein

weiß nicht

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Ergebnisse 54

Frage zum Potenzial des Teilens von Gesundheitsdaten ist in der nachfolgenden

Abbildung aufgeführt.

Abbildung 13: Potenzial des Teilens von Gesundheitsdaten (n = 202)

Nach dieser Frage folgte die letzte inhaltliche Frage über das aktuelle Verständnis

von Share Economy. Die Teilnehmer haben zudem die Frage beantwortet, ob sie

sich vorstellen können, ihre Gesundheitsdaten zu teilen, wenn sie dies bei einem

vertrauenswürdigen Akteur machen könnten. Diese Frage haben 71,3 % der

Befragten mit ja beantwortet, 19,3 % würden ihre Gesundheitsdaten nicht teilen und

9,4 % konnten sich noch nicht entscheiden, ob sie ihre Daten weitergeben würden.

40,6 %

29,2 %

19,8 %

6,4 %

4,0 %

Potenzial des "Teilens" von Gesundheitsdaten

sehr hoch hoch mittel gering sehr gering

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Ergebnisse 55

Abbildung 14: Würden Sie ihre Gesundheitsdaten teilen? (n = 202)

4.3 Ergebnisse der Expertenbefragungen

In diesem Abschnitt werden die unterschiedlichen Perspektiven und Erwartungen

zum Dritten Gesundheitsmarkt auf Basis der durchgeführten Experteninterviews

dargestellt. Um ein möglichst genaues und vielfältiges Ergebnis zu erzielen und

eventuell auch divergierende Meinungen darzustellen, wurden Experten aus

unterschiedlichen Perspektiven der Gesundheitsbranche befragt. Aus den

gesammelten Erkenntnissen konnten relevante Beurteilungskriterien für den

fraglichen Sachverhalt abgeleitet werden. Ziel der Expertenbefragung war es,

seitens der Experten einzuschätzen, ob die Bereitschaft bestehe,

gesundheitliche Daten zu teilen. Ebenso wurde auf die Chancen und Grenzen

von Gesundheitsdaten eingegangen und welche Rolle diese im Bereich des

Gesundheitswesens in Zukunft spielen werden.

Es wurden rund 60 Experten angefragt, wobei am Ende insgesamt 19

Expertenbefragungen vollständig durchgeführt werden und mit Zustimmung der

71,3 %

19,3 %

9,4 %

Würden Sie ihre Gesundheitsdaten teilen?

ja nein weiß nicht

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Ergebnisse 56

Beteiligten in die Studie integriert werden. Unter den befragten Personen sind

Gesundheitsmanager (4) und -forscher (4), Allgemeine Gesundheitsexperten (4),

Gesundheitsökonomen (4) und Journalisten (3). Die befragten Experten sind bis

auf zwei Personen alle männlich.

Im den nachfolgenden Abschnitten sind die Antworten der Beteiligten zunächst

nach den einzelnen vier Fragen subsummiert worden und nach dem jeweiligen

Frageblock kommt die Interpretation der Ergebnisse mit Zuhilfenahme

einschlägiger Literatur.

i. Erste Einschätzung zum Dritten Gesundheitsmarkt

Bezüglich der ersten Fragen, was die erste Einschätzung zum „Dritten

Gesundheitsmarkt“ sei, antworteten die Experten wie folgt: Es gebe keine bisher

keine allgemeingültige Definition für den Dritten Gesundheitsmarkt. Einige

kritische Stimmen der Experten fanden die Wortverbindung unglücklich, da

Gesundheit nicht in den Kontext der Betriebswirtschaftslehre zu stellen sei ohne

dass dies näher untersucht werde. Andere Meinungen der Experten sahen es als

logische Konsequenz einer unaufhaltsamen Entwicklung durch die

Digitalisierung im Gesundheitswesen an. Experten die eine hohe digitale Affinität

besaßen waren dem Thema offener gegenüber als digital weniger affine

Experten. Kann sich die Share Economy auch im Gesundheitswesen

durchsetzen? Insgesamt wurde der Share Economy im Gesundheitswesen ein

Potenzial zugesprochen, dass innovative Leistungen vom Dritten

Gesundheitsmarkt perspektivisch vom Ersten Gesundheitsmarkt übernommen

werden können.

Interpretation

In der Literatur wird anlog zur Einschätzung der Experten bestätigt, dass es noch

keine eindeutige Definition zu dem neuen Begriff Dritter Gesundheitsmarkt gibt.

Es gibt Meinungen, die den Begriff als unglückliche Wortverbindung ansehen,

weil man den Ausdruck mit einer Parallelwelt vergleichen könnte (Hanefeld,

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Ergebnisse 57

2018). Andere Autoren bezeichnen den Dritten Gesundheitsmarkt als eine

logische Konsequenz aus der Entwicklung der letzten Jahre, da Big Data, Self-

Tracking und Wearables zu den „Spielereien aus dem 21. Jahrhundert“ gezählt

werden und das „virtuelle Leben“ immer weiter zunimmt (Kelle-Herfurth, et al.,

2018). Der dritte Gesundheitsmarkt beschreibt somit einen Markt, der neben dem

vom Staat finanzierten Markt als auch den Selbstzahlermarkt etabliert werden

kann (Frank, 2018). Der Begriff umfasst zudem Unternehmen, die Geräte und

andere Lösungen für das Gesundheitssystem entwickeln, welche dem Nutzer

ermöglichen, zahlreiche gesundheitsbezogene Daten für sich selbst zu sammeln

und zu analysieren. Dabei geht es vor allem darum, dass Patienten, Interessierte

und Kunden, ihre eigenen Gesundheitsdaten austauschen und darüber

kommunizieren können. Es soll ermöglicht werden, dass der Mensch sich selbst

therapieren bzw. sich selbst eine Therapieform ermöglichen kann, um den

Heilungsprozess zu unterstützen. Ebenfalls kann das Ansammeln von

Gesundheitsdaten zur Kommunikation mit Fachspezialisten benutzt werden, um

einen individuelleren Gesundheitsplan zu erstellen. Der Begriff soll daher nicht

als ein neues Paralleluniversum auf virtueller Basis verstanden werden, sondern

als eine virtuelle Welt, die zur Unterstützung der real ablaufenden Prozesse

beitragen kann, wenn diese vom Patienten gewünscht oder medizinisch dringend

erforderlich ist. Um die Wortverbindung aus Expertensicht zu definieren, wird die

Begrifflichkeit „Shared Economy“ hinzugezogen. In der Literatur erklären die

Autoren den Begriff Dritter Gesundheitsmarkt als eine verstärkte Nutzung von

sozialen Netzwerke, Wearables und digitalen Dienstleistungsangeboten mit

Gesundheitsfokus zum Sammeln und zum Austausch von Gesundheitsdaten

und Gesundheitswissen (Bajic et al., 2018). Aktuelle Zahlen belegen, dass ca. 80

% der Deutschen im Internet nachschaut, wenn sie eine gesundheitliche

Fragestellung haben. Von besonderer Bedeutung ist, dass die Akteure des

Gesundheitswesens gewillt sein müssen, Kooperationen in virtuell ablaufenden

Therapieprozessen auf neuen Kommunikationswegen aufzubauen und an der

Weiterentwicklung mitzuwirken. Dieser Trend wird sich weiterhin dynamisch

verstärken und zu einer Demokratisierung des Gesundheitswesens führen; denn

in der Vergangenheit war das Arzt- Patientenverhältnis überwiegend

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Ergebnisse 58

asymmetrisch. Gesundheitsdienstleitungen werden deutlich individueller und

digitaler werden, was mehr Partizipation des Einzelnen bedeutet. Es ist ebenfalls

davon auszugehen, dass zunächst einmal mit dem genannten Markt die jüngeren

Generationen angesprochen werden, weil diesen eine entsprechende

Technikaffinität nachgesagt wird und diese daher den neuen Möglichkeiten nicht

abgeneigt entgegenstehen werden (Edelmann, 2018). Angenommen wird daher,

dass eine direkte Ansprache und verschiedene unterstützende Maßnahmen zur

Nutzung für die älteren Generationen notwendig sein wird, um die verschiedenen

Zielgruppen und vor allem die Personen zu erreichen, die davon am meisten

profitieren können (Illert, 2018). Außer Acht darf zudem nicht gelassen werden,

dass die Besonderheiten digitaler Produkte und Dienstleistungen Veränderungen

bei den bestehenden Strukturen erfordern. Agiert die Selbstverwaltung bei der

Aufnahme von telemedizinischen Leistungen in die Erstattung weiterhin so

restriktiv wie in der Vergangenheit, muss der Gesetzgeber tätig werden. In der

Vergangenheit wurden zudem Individuelle Gesundheitsleistungen (IGEL) vom

Zweiten in den Ersten Gesundheitsmarkt übernommen und hier könnte eine

Analogie zum Dritten Gesundheitsmarkt aufgebaut werden.

ii. Chancen des Dritten Gesundheitsmarktes

Als generelle Chance wurde die Zunahme der Autonomie der Patienten seitens

der Experten gesehen. Menschen lernen wieder mehr miteinander zu

kommunizieren und den Dialog mit der Gesellschaft zu pflegen und wert zu

schätzen. Entscheidungen beruhen auf ein miteinander und nicht gegeneinander

sowie auf ein Zusammenspiel und nicht einen Alleingang. So könnte der Dritte

Gesundheitsmarkt zu einem bewussteren Umgang mit Ressourcen führen.

Ferner werden die Akteure im Gesundheitswesen zu einem Umdenken bewegt

und orientieren sich mehr am Patienten als am Wirtschaftsaspekt. Ebenso

könnten so neue Arbeitsplätze bzw. berufliche Perspektiven geschaffen werden.

Durch die Forschung kann eine reale und aktuelle Datenbasis vorangetrieben

werden. So entsteht eine verbesserte Versorgungsbasis für chronisch Kranke

durch Aktivierung der Patienten, eine größere Souveränität und ein besseres

Verständnis durch neue Erkenntnisse. Auf diese Art und Weise könnte zudem

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Ergebnisse 59

mehr Nachhaltigkeit bei den Betroffenen durch individuellere Betreuung der

Patienten erfolgen. Krankenkassen werden in diesem Kontext ggfs.

Einsparungen bei den Leistungsausgaben erzielen können („gesunde Menschen

kosten weniger als Kranke“), wobei hier die Effekte bezüglich des

Morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleiches (Morbi-RSA) zu

berücksichtigen sind. Für die Pharmabranche bedeute der Dritte

Gesundheitsmarkt ebenso eine Chance, da die Pharmahersteller aus der

vorhandenen Datenbasis Rückschlüsse für neue Forschungsvorhaben und

Geschäftsmodelle entwickeln können. Insgesamt könnte der Dritte

Gesundheitsmarkt zu einem Accelerator (Beschleuniger) für die Forschung und

Versorgungsrealität fungieren. Darüber hinaus können Maßnahmen der

Gesundheitsförderung und Prävention analysiert und zielorientierter aufgebaut

werden. Darüber hinaus können Risikofaktoren können schneller und

individueller identifiziert werden (Stichwort: Präzisionsprävention). Ferner

könnten auf Basis einer besseren Datenbasis Krankheiten schneller erkannt oder

sogar vermieden werden (Stichwort: Disease Interception). Zudem wurde

erwähnt, dass Krankheitsverläufe besser analysiert und Ursachen zu neuen

Krankheiten schneller ermittelt werden können. Somit würde es zu einem Wandel

vom Reparatursystem zu einem Gesunderhaltungssystem kommen. Einige der

Experten betonten, dass das Teilen und Selbstmanagement von Daten neben

der besseren Gesundheitskompetenz zu einer Reduzierung von

Datenmissbrauch führen könnte, da die Individuen ihre Daten besser im Blick

haben würden. So würde auch das Therapiesicherheitsempfinden beim

Patienten durch Nachweis- und Kontrollmöglichkeiten verbessert werden.

Interpretation

Auch in der einschlägigen Literatur sind vielseitige positive Entwicklungen

genannt, zum einen zur gesellschaftlichen Gesundheitsverbesserung verhelfen

und auch für das Individuum Chancen bedeuten. So wird beispielsweise auch in

der Literatur eine bessere und gesteigerte Autonomie der Patienten genannt

(Bodanowitz, 2018). Hierzu trägt eine gezielte Informationsbeschaffung im Alltag

dazu bei. Die Patienten werden sich aktiv in den Behandlungsverlauf mit

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Ergebnisse 60

einschalten und sich selbst soweit wie möglich informieren, um sich selbst zu

heilen bzw. den Heilungsprozess zu verbessern oder aber, um Krankheitsrisiken

zu vermindern. Es wird also eine Weiterentwicklung des gesellschaftlichen

Denkens geben, sodass Menschen durch die Möglichkeiten der

Gesundheitsdaten aufnehmen und auch wahrnehmen werden. Aktivierung der

Patienten in den Behandlungsverlauf bedeutet damit auch, dass die Patienten

ein besseres Gefühl dafür erlangen, was ärztliche und therapeutische Leistungen

und Produkte kosten, sodass der Einsatz und die Nutzung dieser effizienter und

effektiver ablaufen wird. Die Sensibilisierung der einzelnen Gesundheitsthemen

und das Verständnis über die Bedeutung von Gesundheit wird zunehmen

können, sodass die Kosten im Gesundheitssystem deutlich gesenkt werden

können. Eine Reduzierung der Gesundheitsausgaben kann sich

dementsprechend in den Krankenkassen und auch in der Pharmaindustrie

bemerkbar machen (Edelmann, 2018). Es kann die Beziehung zwischen

Behandler und Patient bzw. Kunde verbessert werden, da die Abläufe durch eine

lückenlose Datensammlung zu einer zielgerichteten Behandlung und einem

individuellen Behandlungsplan führen wird. Der Patient kann in alle Abläufe

soweit integriert werden, dass einzelne Handlungsschritte selbstständig

durchgeführt werden können, aber vor allem durch die Transparenz auch

kontrollierbar und nachvollziehbar erscheinen. Ein funktionierender Dritter

Gesundheitsmarkt bringt die Menschen wieder mehr in den Dialog und bewirkt

somit einen nachhaltigeren und bewussteren Umgang mit den Ressourcen. Auch

die Unternehmen der Gesundheitswirtschaft werden umdenken und versuchen

diesen neuen Markt erfolgreich zu bedienen und zwar im Sinne ihrer Kunden,

damit die Existenz sichergestellt werden kann. Außerdem werden die neuen

Ansätze verbunden sein mit der Entwicklung von neuen Arbeitsplätzen und

neuen beruflichen Perspektiven. Neben der Kosteneinsparung durch eine sich

selbst therapiefähige Gesellschaft, wird es Fortschritte in der Identifikation von

Risikofaktoren und Ursachen geben, sodass vor allem die Bereiche Forschung

und Wissenschaft von der Datenmenge profitieren können und wiederum die

Gesellschaft besser und schneller geschützt werden kann (Illert, 2018).

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Ergebnisse 61

iii. Risiken und Herausforderungen des Dritten

Gesundheitsmarktes

Als die Experten auf die Risiken und Herausforderungen des Dritten

Gesundheitsmarktes angesprochen wurden, so wurden die Themen

Datenschutz, Datensicherheit und die Angst vor Datenmissbrauch am häufigsten

genannt. Zudem kam die Angst vor Überforderung. Als weitere Problemfelder

wurden identifiziert: die Datenerhebung kann falsch durchgeführt worden sein,

die Messung kann durch technische Fehler verzerrt sein, Messdaten können zu

Kontrollzwang führen, Messungen können dazu führen, dass Patienten

voreilig/unnötig Ärzte aufsuchen und Messungen können den

Gesundheitszustand/Wohlbefinden negativ beeinflussen. Zudem wurde ein

kollektives Risiko angesprochen, indem die Digitalisierung der

Gesundheitsversorgung negative Trends wie bspw. die Ökonomisierung der

Medizin verstärkt und die Datenhochheit nicht in die Hände von

privatwirtschaftlichen Unternehmen fallen darf, da Gesundheit ein öffentliches

Gut bleiben sollte. Es stellt sich die Frage, ob hier der Beginn einer Aushöhlung

des Solidaritätsprinzips der GKV durch individualisierte

Gesundheitsdienstleistungen stattfindet. Außerdem bedeuten große

Datenmonopole nicht direkt Qualitätsverbesserung und

Versorgungsverbesserung (Strichwort: Smart Data not Big Data). Darüber hinaus

sind Kooperationen notwendig, da die Akteure sich hinsichtlich Datenstandards

und Interoperabilität einig werden müssen, um eine funktionierende

„Datenautobahn“ zu ermöglichen. Darüber hinaus wurde die aktuelle

Gesundheitskompetenz der Menschen als kritisch angesehen, da hier sowohl

eine Daten- als auch Gesundheitskompetenz von Nöten ist, und eine Kalibrierung

der Kompetenzentwicklung vorgeschaltet sein müsste. Die unkontrollierte

Weitergabe von Gesundheitsdaten könnte zu einem Chaos führen, da hier

unnötiger Handlungsbedarf fälschlicherweise herausinterpretiert werden könnte.

Darüber hinaus könnte seitens der Anbieter eine angebotsinduzierte Nachfrage

getriggert werden, die die Inanspruchnahme von falschen/überflüssigen

Therapiemethoden weiter forciert. Die Rolle des Staates, der klassischerweise

die Rahmenbedingungen in einem staatsnahen Gesundheitssystem vorgibt, ist

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Ergebnisse 62

beim Konzept des Dritten Gesundheitsmarktes noch völlig unklar. So müssten

zunächst politische Rahmenbedingungen gesetzt und Leitplanken zur effektiven

Auswertung von Gesundheitsdaten erarbeitet werden. Darüber hinaus darf die

ethische Perspektive nicht vernachlässigt werden und die

Zwischenmenschlichkeit nicht zu kurz kommen, da der Dialog im

Gesundheitswesen deutlich digitaler stattfinden würde. Es müsste zudem eine

Freiwilligkeit gesetzlich vorgeschrieben sein/bleiben, denn es darf keine

Bevormundung eintreten (Freiheit und Freiwilligkeit erforderlich). Zudem sollte

eindeutig festgelegt sein, welche gesetzliche Rahmenbedingungen notwendig

sind, damit Daten einen Nutzen für die Allgemeinheit aufweisen. Da dieses

Konzept derzeit noch in den Kinderschuhen steckt, ist auch eine Abschätzung

der Risiken und Herausforderungen schwierig, da zunächst die richtgien Fragen

gestellt werden müsste, wozu dieses Konzept überhaupt genutzt werden soll.

Interpretation

In der Literatur wird ebenfalls ein kollektives Risiko genannt, welches durch die

Digitalisierung der Gesundheitsversorgung negative Trends verstärken könnte

und die bestehende Ökonomisierung verstärkt (Neubauer, 2018). Es werden in

Zukunft neue Datenmonopole geschaffen und es ist fraglich, ob die gesammelten

Daten primär im Sinne des Patienten und der allgemeinen Gesundheitsforschung

eingesetzt werden und nicht für wirtschaftliche Zwecke und die Gründung neuer

Geschäftsmodelle (Frank, 2018). Die Qualität der Versorgung wird nur dann

zunehmen können, wenn die digitale Vernetzung mit besserer Kooperation

zwischen Leistungserbringern einerseits und Leistungserbringern und Patienten

andererseits einhergeht. Somit ist ein hohes Risiko, dass Gesundheitsdaten

ohne Qualitätssicherung genutzt werden und damit zu weiteren Implikation

führen, so dass eine Informationskette entsteht, ohne dass die Endanwender die

Herkunft, Bedeutung und Richtigkeit der Daten einschätzen können. Das

Nichtwissen der Anwender kann außerdem auch dazu führen, dass Patienten

voreilig zum Arzt gehen und über gemessene Daten so verunsichert werden,

dass sie annehmen krank zu sein (Hanefeld, 2018). Es kann ebenso konstatiert

werden, dass Menschen dadurch krank werden und einen Kontrollzwang

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Ergebnisse 63

entwickeln, ihre Daten dauerhaft zu überprüfen. Hierzu sind weitere Studien

nötig, um diesen Effekt zu unterlegen. Außerdem wird es zudem eine große

Herausforderung sein, die Gesellschaft aus der „introvertierten Zone“ zu

bewegen und deren Ängste über Kontrollverlust zu reduzieren. Ebenfalls ist auch

zu bedenken, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um zu

vermeiden, dass Anwendungen im Bereich der Diagnostik und Therapie nicht

ohne medizinische Qualitätssicherung von den Menschen beansprucht werden.

Als weiteres gesellschaftliches Risiko ist zu bewerten, dass die Gesellschaft die

gleichen Voraussetzungen zum „Mitspielen“ erhalten, sprich finanzielle,

technische und bildungsspezifische Anforderungen auf gleichem Stand sind

erforderlich. Neben dem Zugang und der horizontalen und vertikalen

Gerechtigkeit (vgl. Ochs und Matusiewicz 2019) ist es ebenfalls wichtig, dass der

Datenaustausch auf Freiwilligkeit beruht und jeder Bürger weiterhin die

Möglichkeit erhält einen realen Menschen als seinen Gesundheitsförderer zu

ernennen und nach seinen Anforderungen spezifisch auszusuchen. Insgesamt

wird eine Vielzahl an Daten benötigt und eine hohe Beteiligung der Gesellschaft,

da eine kleine Gruppe nicht ausreicht, um einen Querschnitt der Daten zu

entnehmen (Neubauer, 2018). Neue Unternehmen müssen auf Qualität geprüft

werden, damit nicht nur die Wirtschaft von dem Dritten Gesundheitsmarkt

profitiert, sondern an erster Stelle der Patient/Kunde. Es ist hier allerdings ein

kritischer Dialog zu führen, inwiefern die Gesundheitsdaten von

privatwirtschaftlichen Unternehmen genutzt werden können oder es hier zu open-

source Anwendungen kommen sollte, da Gesundheit ein öffentliches Gut bleiben

soll. Die bisherigen Genossenschaftsmodelle wie bspw. healthbank sind

interessante Ansätze, wobei zu prüfen ist, ob diese Modelle diesem Anspruch an

das Gemeinwohl standhalten. Es wird zudem auch kritisch das Thema

Geschäftsmodelle im Gesundheitswesen beleuchtet werden müssen

(Matusiewicz, Niestroj, De Witte, 2019).

iv. Nächsten Schritte

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Ergebnisse 64

Aus der Expertenbefragung ist zu entnehmen, dass folgende Aspekte in der

Zukunft des Dritten Gesundheitsmarktes beachtet werden müssen.

Die Patientendaten sind „besondere Daten“ und müssen auch in Zukunft mit

bedacht und freiwillig geteilt werden. Hier muss die Generation auch nachhaltig

an die folgenden Generationen denken, damit mögliche Fehler dieser Generation

nicht zu Folgen für die kommenden Generationen führen. Die Politik und

rechtliche Rahmenbedingungen sowie Aufklärung über Bundesverbände zur

Gleichberechtigung und Chancengleichheit müssen aufgestellt werden, um das

menschliche Vertrauen aufzubauen. Ferner sind Kooperation aller Akteure

wichtig, da ansonsten Akteure wie die FAANG den Dritten Gesundheitsmarkt

noch vor der Entwicklung von politischen Leitplanken entwickeln werden. Zudem

kann der Dritte Gesundheitsmarkt zur Reduzierung der Ausgaben im

Gesundheitssystem führen und ein Umdenken der Gesundheitsdienstleister

(Ärzte, Therapeuten etc.) zum Wohl des Patienten erfolgen, da diese im Zuge

eines stärkeren Wettbewerbs unter Druck gesetzt werden. Die Experten gehen

davon aus, dass der Dritte Gesundheitsmarkt weiter zunehmen und von der

Gesellschaft gut angenommen wird. Von hoher Bedeutung ist, dass der

gesundheitsfördernde Faktor immer als Ziel betrachtet wird und somit immer nur

auf Datenaustausch, aber keinen monetären Kosten basiert. Dies kann ebenso

zur Erhöhung der Daten- und Gesundheitskompetenz und Erhöhung der der

Solidarität (bspw. Datenspende) gehen. Außerdem liegen die Chancen vor allem

im Ausland, indem durch das sog. Leapfrogging Technologiesprünge

übersprungen werden können und dies gerade in ressourcenarmen Ländern aus

der Public Health Perspektive von einem besonderen Nutzen sein kann.

Interpretation

Die Weiterentwicklung und Etablierung des Dritten Gesundheitsmarktes und den

damit verbundenen Chancen für das Gesundheitssystem werden nur

patientenorientiert erfolgen, wenn alle Akteure zusammenarbeiten und

kooperieren sowie den Gesundheitszustand des Patienten in den Fokus stellen

(Kelle-Herfurth, 2018). Weiterhin ist anzunehmen, dass der Dritte

Gesundheitsmarkt sich bedingungslos entwickeln wird, weil die großen Akteure

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Ergebnisse 65

wie die FAANG wirtschaftliche Zwecke verfolgen und die Gesellschaft unter dem

Trend der Digitalisierung diese Unternehmen - auch aufgrund von Convenience

- nutzen wird (Illert, 2018). Zur Zielerreichung ist es daher wichtig, dass die

Herausforderungen wie Chancengleichheit oder rechtliche Rahmenbedingungen

bedacht und erstrebt werden, um die Digitalisierung effektiv und effizient

einsetzen zu können. Die zentralen, sicheren Infrastrukturen müssen durch die

Vernetzung Vorteile erzielen und die gesellschaftlichen Unsicherheiten und

Ängste vermeiden. Die Gesellschaft könnte sich dabei, an den schon digital

besser aufgestellten Ländern wie Estland („we are the coolest digital nation in the

world“) oder Dänemark, orientieren und die dortigen Strukturen und

Prozesssteuerungen auf Deutschland zu transferieren. Das Zukunftsbild einer

digital unterstützten Gesundheitsversorgung muss dabei als klares Zielsetzung

von allen Beteiligten erkannt, akzeptiert und unterstützt werden. Eine wichtige

Rolle zur Weiterentwicklung spielt dabei die Politik, die sich damit

auseinandersetzen muss, was möglich ist und gemacht werden sollte sowie mit

welchen Maßnahmen alle Akteure zusammengehalten werden, um einen

Standard aufzustellen. Der wichtigste Faktor ist es, die Menschen bei der

Entwicklung mitzunehmen und den dritten Gesundheitsmarkt als

patientenorientiertes Geschäftsmodell zu verstehen (Matusiewicz, Niestroj und

De Witte 2019). Ein Umdenken passiert erst, wenn Gesunde und Kranke in den

Dialog kommen und ihre Informationen austauschen. Es ist durchaus denkbar,

dass sich in Zukunft weitere Gesundheitsplattform entwickeln werden, die von

Patienten für Patienten analog zu Selbsthilfegruppen gebildet werden (Bajic,

2018). Es gibt aber auch kritische Stimmen, die behaupten, dass Share Economy

in der Zukunft in Bezug auf privatwirtschaftliche Unternehmen nicht funktionieren

wird, jedoch das Teilen von Daten im Gesundheitssektor, da in Deutschland nach

dem Solidaritätsprinzip gehandelt wird. Befürworter behaupten allerdings, dass

es sehr wahrscheinlich sehr große Unternehmen sein werden, die noch vor der

Regulierung der Politik derartige Plattformen verstärkt zur Verfügung stellen und

die Menschen mit den Füßen abstimmen werden (Hanefeld, et al., 2018).

Absehbar ist jedenfalls, dass der Dritte Gesundheitsmarkt einen interessanten

Ansatz darstellt, den es weiter zu beobachten gilt (Matusiewicz, Niestroj und De

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Ergebnisse 66

Witte 2019). Das Vertrauen muss bei allen Prozessen und Abläufen rund um den

Patienten und seine Daten aufgebaut und sichergestellt werden, denn nur dann

kann das System von einer großen Datensammlung zur gesundheitsfördernden

Gesellschaft erreicht werden. Deutschland muss viel schneller agieren und dem

Wandel standhalten (Frank, 2018).

In der nachfolgenden Tabelle sind die wesentlichen Chancen und Risiken des

Dritten Gesundheitsmarktes auf Basis der Expertenbefragung und der

Interpretation mithilfe der Literatur noch einmal zusammengefasst.

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Ergebnisse 67

Tabelle 3: Die fünf wesentlichen Vor- und Nachteile des Dritten Gesundheitsmarktes

Vorteile Nachteile

- Schnellere, bessere und individueller Versorgung der

Bevölkerung

- Mehr Involvement und Partizipation

- Standardisierung von Zweitmeinung (Zweit- und Drittmeinungen

werden Standard)

- Reduzierung von medizinischen Fehlbehandlungen und

unnötigen Behandlungen

- Allgemeine gesellschaftliche Gesundheitsverbesserung

- Erhöhung der Kostentransparenz

- Finanzielle Ausgaben seitens der Krankenkassen könnten

eingespart werden

- Individuellere, schnellere Gesundheitsleistungen

- Präzisionsmedizin und Präzisionsprävention

- Neue Zugangsmöglichkeiten außerhalb des klassischen

Gesundheitswesens

- Erhöhung der Daten- und Gesundheitskompetenz

- Erhöhung der Solidarität (bspw. Datenspende)

- Leapfrogging (Überspringen von Technologiesprüngen gerade in

ressourcenarmen Ländern aus der Public Health Perspektive)

- Datenschutz

- Datensicherheit

- Hackerangriffe und Manipulation (Datenechtheit)

- Messfehler und Datenvalidität, fehlendes Wissen zum

Umgang

- gesellschaftliche Ängste werden nicht bedient

- Informationsasymmetrien bleiben bestehen

- Angst und Unsicherheit in der Gesellschaft

- Messfehler werden nicht bemerkt

- Zielverfehlung (wirtschaftlicher Nutzen statt Patientennutzen)

- Fehlende Rahmenbedingungen und Anforderungen;

zunächst Schaffung rechtlicher und technischer

Rahmenbedingungen

- Zu wenige Kooperation zum Wohle des Patienten

- Fehlende Data- und Health Literacy

- Unklarer Zugang zur Gesundheitsversorgung

- Unzureichende Folgenabschätzung

- Es kommt zu einer Spirale, die vom Endnutzer nicht

überblickt werden kann

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Diskussion 68

5. Diskussion

Der folgende Abschnitt soll im Anschluss an die Betrachtung aktueller Studien

die Grenzen und Risiken, als auch die Chancen und Entwicklungspotentiale des

Dritten Gesundheitsmarktes, zusammenfassen.

5.1 Chancen und Potentiale für den dritten Gesundheitsmarkt

Der Dritte Gesundheitsmarkt beschreibt eine mögliche neue Säule des

deutschen Gesundheitssystems. Eine wesentliche Chance des Dritten

Gesundheitsmarktes ist es, dass durch den Datenfluss im Gesundheitswesen

mehr Informationen zur Verfügung stehen, die sowohl im Bereich der Prävention

(Stichwort Präzisionsprävention) als auch im Bereich der Medizin (Stichwort:

Präzisionsmedizin) zur Verfügung stehen. Zudem gewinnt der Austausch von

gesundheitsbezogenen Daten an Bedeutung, indem Erfahrungen anderer

Patienten genutzt und eigene Erfahrungen geteilt werden. So belegen

unterschiedliche Studien, dass die Menschen immer mehr Vertrauen in die

Digitalisierung haben und bereit sind gesundheitliche Daten zu teilen (YouGov,

2015). Dies kann unter anderem mit Hilfe von Gesundheitsportalen erfolgen, in

denen Gleichgesinnte miteinander kommunizieren sowie Gesundheitsdaten

digital gekoppelt und den Behandelnden zur Verfügung gestellt werden. Primär

handelt es sich nicht mehr nur um die Diagnostik und Therapie von Krankheiten

und die Bekämpfung von Symptomen, auch der soziale Austausch unter

Gleichgesinnten. Der gemeinsame Austausch, beispielsweise in

Gesundheitscommunitys, zeichnet den Dritten Gesundheitsmarkt ebenso aus,

wie das Nutzen neuer Technologien. Die Rolle des Patienten ändert sich, so dass

er mehr und mehr zum Kunden, bzw. zum gesundheitsorientierten Konsumenten

wird (Zukunftsinstitut, 2015).

Es werden zunehmend open-source Lösungen entstehen, die aus einer privaten

Initiative zu einer größeren Lösung führen (Beispiel: PatientesLikeMe) und

schließlich durch ein großes Funding vom Dritten zum Ersten Gesundheitsmarkt

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Diskussion 69

zurückwandern. Eine weiterere Austauschplattform entsteht derzeit durch

Plattformen wie healthbank. Die Gesundheitsdatenbanken enthalten

Stammdaten, Krankengeschichten, Haupt- und Nebendiagnosen, alle

Informationen über Behandlungs- und Therapiekonzepte, die medikamentöse

Therapie, Laborwerte und viele weitere Daten. Auch Notfalldaten oder

Informationen über das Vorhandensein einer Patientenverfügung sowie eines

Organspende-Ausweises können in diesen Datenbanken festgehalten werden.

Zusammenfassend stellt dies eine neutrale, unabhängige Plattform dar, die es

Menschen der ganzen Welt ermöglicht Gesundheitsdaten auszutauschen

(Healthbank, 2018). Für die Behandler, Ärzte und Pflegedienste entsteht eine

deutliche Erleichterung in Bezug auf die weitere Versorgung. Zudem können

Fehl- oder Doppelbehandlung verhindert werden. Es wird deutlich einfacher

gespeicherte Daten gemeinsam zu nutzen und sie immer wieder neu

anzupassen, wie es derzeit schon der digitale Medikamentenplan ermöglicht.

Therapien können somit stetig optimiert oder angeglichen werden und der Patient

ist durch den Zugriff auf seine digitale Patientenakte, besser informiert (Vitabook,

2018). Mittlerweile bieten auch Krankenkassen mit Hilfe von

Gesundheitsdatenbanken, einen sicheren Austausch von Gesundheitsdaten an

(Deutscher Ärzteverlag, 2017).

Darüber hinaus kann die Entwicklung zu einer neuen „Gesundheitskultur“ führen,

so dass die klassischen Gesundheitsmärkte um neue Formen der Kollaboration

erweitert werden, wodurch die Gesundheit zu einem Austauschgut wird. Es geht

hierbei um das Prinzip der Selbständigkeit durch unterschiedliche Sphären des

Tauschens, Teilens und Verteilens (Wienke, et al., 2009).

Die These, dass die Medizin nicht mehr nur präventive Maßnahmen, wie das

Lindern von Symptomen und die Heilung von Krankheiten beinhaltet, sondern

auch noch ermöglicht die menschliche Gesundheit zu optimieren, stellt ein

großen Marktpotenzial dar. Der innovative Fortschritt und das veränderte

Gesundheitsverständnis der Bevölkerung führen dazu, dass der engagierte

Patient seine Gesundheit nicht mehr nur als einen Zustand betrachtet.

Gesundheit wird zu einem immer größeren Thema, welches gemeinsam

gemanagt wird. Auch Apps, Gesundheitscommunitys sowie Fitness- und

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Diskussion 70

Ernährungstrends führen zu dem Bedürfnis, die eigene Gesundheit nicht nur zu

erhalten, sondern stetig zu verbessern (Repschläger, Schulte, Osterkamp, 2017).

Die Bedeutung gesund zu altern und im Alter möglichst lange fit zu bleiben hat in

einer Zeit, in der die Menschen immer älter werden, deutlich zugenommen. Diese

Faktoren fördern das Bedürfnis der Verbesserung des eigenen

Gesundheitszustandes. Inhalte dieser sind es körperlich fit, sportlicher,

intelligenter sowie psychisch und physisch immer leistungsfähiger zu werden.

Demzufolge geht es nicht mehr nur um das Ausbleiben von Krankheiten, sondern

vielmehr um eine Art der Selbstoptimierung und dem Ziel einer

Gesamtgesundheit. Es gilt, stets das Beste für sich und für die eigene

Gesundheit zu erreichen. Ein Begriff, welcher hierbei immer wieder auftaucht ist:

Healthness. Die Suche nach Kraft und Lebensenergie sowie das Nutzen von

Ressourcen, um trotz stressiger Lebenssituationen den Alltag gesund zu

meistern nehmen einen hohen Stellenwert ein (Freericks und Brinkmann, 2015).

Der wachsende Druck durch die Gesellschaft kann zunehmend relevant für die

Gesundheit der Bevölkerung werden. Zudem fördern sowohl spezifische, als

auch ökonomische, kulturelle und historische Ursachen den Umgang der

Gesellschaft was Gesundheitsförderung angeht (Duppel, 2005). Ein weiteres

Thema in Bezug auf die Kontrolle des eigenen Körpers und den Transfer

ermittelter Daten, ist das sogenannte Self-Tracking. Diese Art der

Selbstvermessung soll dazu dienen, gesundheitsbezogene Daten mit Hilfe neuer

Technologien selbständig festhalten zu können. Grundsätzlich ist die

Überwachung des Körpers sowie die Aufzeichnung und Analyse von

Gesundheitsdaten eine wissenschaftliche Herangehensweise, um die

Verbesserung eines Zustandes zu erzielen. Die Motivation wird weiter durch den

Vergleich anderer Nutzer gefördert (Oehrl, 2016). Den größten Einfluss auf die

menschliche Gesundheit haben jedoch vor allem Faktoren wie Bildung,

Umwelteinflüsse, Werte und Erwartungen an die eigene Gesundheit, sowie dem

Angebot an Gesundheitsdienstleistungen, also dem Zugang zu Gesundheit. Sind

diese Faktoren gegeben, dient eine gesunde Ernährung, körperliche Fitness,

Gesundheitsprävention und eine individuelle Versorgung von Krankheiten oder

Symptomen dazu, die bestmögliche Gesundheit zu erzielen. Studien ergaben,

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Diskussion 71

dass in Deutschland die Zahlen der Menschen, welche ihre Lebensweise als

gesundheitsfördernd ansehen, deutlich gestiegen sind. Vor zwanzig Jahren

behaupteten dies 24 Prozent der Bevölkerung von sich, aktuell sind es bereits 32

Prozent. Weiter äußerten 85 Prozent der deutschen Bevölkerung an gesunder

Lebensweise und Ernährung interessiert zu sein. Weitere 33 Prozent wären auch

bereit dafür deutlich höhere Ausgaben zu tätigen. Gesundheit wird zunehmend

als wichtige Ressource betrachtet, die es aufrecht zu erhalten gilt

(Zukunftsinstitut, 2015).

Als wesentlicher Vorteil wurde im Rahmen der Primärdatenerhebung die Chance auf

Forschungsförderung beurteilt. Dieses ist aus verschiedenen Gründen anzunehmen,

weil die Forschung im Gesundheitsbereich oftmals über Daten verfügt, diese aber

nicht zu Forschungszwecken verwenden darf oder aber die einzelnen Akteure nicht

zusammenarbeiten, sodass ein Pool an unverbrauchten Daten besteht. Dieses

könnte sich durch Share Economy ändern. Vor allem Kranke mit besonderen und

unerforschten Erkrankungen können dadurch für sich selbst einen Mehrwert

generieren, weil sie entweder von Erfahrungsberichten profitieren können oder aber

selbst in die Forschung mit einsteigen können. Neben diesem Aspekt wird es für

Kranke und Gesunde gleichermaßen ein lukratives Angebot sein, Geld für Daten zu

erhalten, da finanzielle Mittel oder Leistungen immer vorteilbehaftet sind. Außerdem

wird der Vorteil angesprochen, dass Menschen andere Menschen durch Share

Economy zur Selbsthilfe verhelfen bzw. diese Eigenmotivation gefördert wird. Vor

allem der positive Effekt, dass Menschen ihre Hilfsbereitschaft darstellen, kann

ebenfalls zu mehr Tauschaktionen führen. Es hilft also den Kranken sich selbst durch

Erfahrungen zu heilen bzw. gesundheitlich zu unterstützen und andererseits

Gesunden ein emotionales positives Gefühl anderen zu helfen zu geben.

(Spermann, Eichhorst, 2015; Deutsche Leasing Gruppe, 2018).

Der Dritte Gesundheitsmarkt basiert auf den aktuellen Entwicklungen der

Gesundheitsbranche und ermöglicht eine Wissensdatenbank, die sowohl einen

Fortschritt für die medizinische Forschung, als auch die Pharmaindustrie darstellt

und stellt damit einen Zukunftstrend dar (GfK Verein, 2015). Grundsätzlich sind

beide auf Daten angewiesen, welche Erkrankungen betreffen, als auch über den

allgemeinen Gesundheitszustand. Eine Datenbank mit medizinischem Wissen,

an dem auch der Patient maßgeblich beteiligt ist, kann somit einen großen

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Diskussion 72

Fortschritt für die medizinische Forschung darstellen (Detterbeck und Pöttgen,

2009). Neben dem Erfolg für die Forschung kann der Dritte Gesundheitsmarkt

auch einen hohen Nutzen für die Prävention haben. Sowohl durch Self-Tracking,

als auch durch die Unterstützung der Politik könnten Nugding-Ansätze verfolgt

werden, die das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung beeinflussen. Auf

Grund des Austausches von Gesundheitsdaten können Versicherer den

Konsumenten deutlich einfacher erreichen und individueller auf

Präventionsmaßnahmen hinweisen (Meier und Ziegler, o.J.).

Weiterhin lässt sich feststellen, dass eine gute Vernetzung zwischen Arzt und

Patient dazu führt, dass eine bessere Versorgung stattfinden kann. Der Patient

hat die Chance sich zukünftig sowohl über Krankheiten, als auch deren Verläufe

zu informieren und diese somit besser verstehen zu können. Dies erfolgt durch

den Austausch mit Gleichgesinnten, als auch über das Speichern und Messen

der eigenen Gesundheitsdaten. Durch das Koppeln dieser Daten besteht die

Möglichkeit, dass sowohl Kostenträger, als auch Leistungserbringer und die

Patienten gleichermaßen darauf zugreifen können und somit eine deutliche

Verbesserung einer individuellen Behandlung gewährleistet werden kann.

Insbesondere für Chroniker stellt ein gemeinsamer Datenaustausch eine

massive Verbesserung dar. Hier können verschiedene Evaluationsergebnisse

einen Anreiz schaffen, die eigene Krankheit aktiv zu managen und mehr

Souveränität zu erlangen. Die Grundlagen sind also Systeme, die es

ermöglichen, Transparenz für einen strukturierten Informationsaustausch und die

Sicherheit der Daten zu gewährleisten (Kranzer, 2007).

In der Vergangenheit waren die Informationskanäle eindimensional. Im

Gegensatz dazu werden die künftigen Informationsflüsse mehrdimensional und

netzwerkartig durch verschiedene Akteure im Gesundheitswesen organisiert.

Folglich spielt insbesondere die Kommunikationstechnologie-Branche eine

elementare Rolle im dritten Gesundheitsmarkt. Die klassischen Player, wie bspw.

medizinische Berufsgruppen, Versicherungen und Pharmatherapeuten werden

durch Gesundheitsportale, Communitys und Plattformen ergänzt. Wie bereits in

der Einleitung verdeutlicht existieren vermehrt open-source Lösungen, die

private Initiativen skalieren. Auf verschiedenen Gesundheitsportalen und

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Diskussion 73

Plattformen tauschen sich die gesundheitsorientierten Verbraucher

untereinander aus – und das ohne die Einbindung klassischer

Gesundheitsplayer. Die steigende Anzahl an Gesundheitsportalen und

Communitys führt zu einem Gesundheitssystem, welches einem Peer-to-Peer-

Austausch gemeinschaftlich gestaltet wird und damit auch einen Wettbwerb und

einen Handlungsdruck auf das etablierte Gesundheitssystem aufbaut.

Sogenannte Open Health-Plattformen sind neuartige und leistungsfähige

Opportunitäten für eine gemeinsame effektive Sammlung von Wissen zwischen

Patienten, Gesundheitsexperten, Wissenschaftlern und weiteren Stakeholdern

der Gesundheitswirtschaft (Kuenne et. al. 2013). Mit der Unterstützung von

sogenannten Open-Health-Platt-formen können darüber hinaus sowohl kranke

als auch gesunde Menschen Informationen über medizinische Themen sammeln

und ihre Erfahrungen mit anderen Nutzern der Plattform teilen. Des Weiteren

agieren diese Plattformen als Intermediäre und können den Austausch von

Wissen und Ideen zwischen den verschiedenen Akteuren der Gesund-

heitsbranche unterstützen. (Kuene und Agarwal 2015). Beispiele sind die

vorgestellten Gesundheitsportale, die einen qualitativen Erfahrungstausch

ermöglichen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Open Health-

Plattformen verschiedene Intentionen haben, angefangen beim Austausch von

Informationen und Wissen in Communities bis hin zur gemeinsamen Entwicklung

von Innovationskonzepten zur Lösung spezifischer Probleme im

Gesundheitswesen. (Kuenne et al., 2013) Das Prinzip der partizipativen

Gesundheit bietet mehr Vertrauen seitens der Patienten und Konsumenten, mehr

Wirtschaftlichkeit durch geteilte Anschaffungskosten und mehr Transparenz

durch eine offene Kommunikationsstruktur. Auch klassische Player, wie

Unternehmen und Forschungseinrichtungen agieren verstärkt mit neuen Zielen

und Strategien auf eine offene Gesellschaft und lassen die Idee einer

demokratisierten Gesellschaft – „open health“ – realisieren.

Die Top 5 Chancen und Potenziale des Dritten Gesundheitsmarktes sind in der

zusammenfassend über alle Ergebnisteile zusammengefasst:

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Diskussion 74

- Zugang zu innovativen Gesundheitsservices und Leistungen

- Steigerung der Souveränität des Individuums

- Erhöhung der Gesundheits- und Datenkompetenz

- Erhöhung des Wettbewerbs und Drucks im ersten und zweiten

Gesundheitsmarkt

- Partielle Unabhängig von der Infrastruktur des jeweiligen

Gesundheitssystems

5.2 Grenzen und Risiken des dritten Gesundheitsmarktes

Die Grenzen und Risiken des Dritten Gesundheitsmarktes sind vielfältig. Zum

einen ist das Thema weitestgehend unbekannt und das Thema beinhaltet ein

hohes Abstraktionslevel, was das Verständnis des Dritten Gesundheitsmarktes

erschwert. Darüber hinaus ist von einer Blockade der bisherigen Akteure

(Selbstverwaltung) auszugehen, da hier ein Machtverlust damit assoziiert werden

könnte. Insgesamt finden Veränderungen in der Versorgungsrealität - trotz

Reformbemühungen - eher langsam statt und drohen schnell wieder überholt zu

werden (Harms, Gänshirt, Rumler, 2008). Das zentrale Merkmal für die

gegenwärtige und künftige Gesundheitsbranche stellt das „Vertrauen“ dar. Die

derzeitige Struktur in den ersten und zweiten Gesundheitsmärkten befindet sich

aufgrund mangelnder Einhaltung von Qualitätsstandards, des steigenden

technischen Fortschritts und der Motive der klassischen Gesundheitsvertreter in

einer Vertrauenskrise. Der Mensch fordert mehr Transparenz, Informationen und

Datensicherheit. Insbesondere gilt dies für die Akteure im öffentlichen und

privaten Sektor des Gesundheitswesens. Das mangelnde Vertrauen in die

Transparenz der Gesundheitsversorgung hat zur Folge, dass die

Gesundheitskonsumenten nach alternativen Informations- und Bezugsquellen

suchen und sich folglich die Share Economy entwickelt. Der Patient vertraut

seinem Arzt nicht mehr bedingungslos, wie in der Vergangenheit, sondern sieht

ihn verstärkt als Dienstleister. Im Gegensatz zu dem Vertrauen, was früher

Autoritäten wie Ärzten entgegengebracht wurde, wird dieses heute in Daten und

Informationen gelegt. Grund dafür ist der Wunsch der Patienten nach mehr

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Diskussion 75

Transparenz, Selbstverwaltung und Ehrlichkeit hinsichtlich ihrer Gesundheit und

der damit zusammenhängenden Daten. Dieser Wunsch wird sich umso stärker

äußern, je massiver die Digitalisierung voranschreitet. Die Frage, die sich die

verantwortlichen Akteure stellen müssen, besteht darin, ob der Patient in der

Lage sein wird, bei der Menge an verfügbaren Informationen das für ihn relevante

Wissen zu erfassen. Das Vertrauen in die vielfältigen Akteure, Plattformen und

Informationsquellen ist das elementare Merkmal. Der Zweifel an medizinischer

Expertise und der persönlichen Lebenswelt stellt die Gesundheitsversorgung vor

die Herausforderung, den Gesundheitsmarkt zugleich als Vertrauensmarkt zu

sehen und in diesen zu investieren. Realisiert werden diese Anforderungen durch

mehr Kollaboration, Offenheit, Transparenz und Empathie als Lösungsweg für

die existierende Problemstellung (Philips Gesundheitsstudie 2015).

Weitere Herausforderungen sind beispielsweise der hohe Aufwand damit

datenschutzrechtliche Rahmenbedingungen eingehalten werden können und

Missbrauchsfälle sowie Hackangriffe vermieden werden können. Dieses Risiko

wird auch aus anderen Publikationen entnommen und löst in der Gesellschaft

einen negativen Gedanken aus. Um diese Hürden zu überwinden, benötigt der

Mensch genaue Aufklärung und Transparenz, was die Aufbringung von

personellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen für das Land bedeutet

(Loske, 2019; WiWo, 2015; Haucap, 2015). Das genannte Risiko, dass die Daten

nicht der Echtheit oder der notwendigen Qualität entsprechen ist ein wichtiger zu

bearbeitender Aspekt. Die Menschen müssen demnach geschult werden, die

Messungen der zu erhebenden Daten richtig durchzuführen. Dieses wird für die

Bevölkerung erstmal eine Hürde darstellen, weil es Zeit in Anspruch nehmen

wird, die Daten sorgfältig zu bearbeiten und verfügbar zu machen. Ebenfalls

könnte es auch in einzelnen Datensätzen dazu kommen, dass nur die Gesunden

ihre Daten veröffentlichen und somit kein Mehrwert für Forschungszwecke

entnommen werden kann. Die ebenfalls genannte Herausforderung, dass die

Menschen, die nicht die ausreichende Bildung besitzen, eine Informationsflut gar

ein Chaosgefühl empfinden und mit den Daten überfordert sind, muss beachtet

werden. Menschen können durch zu viele Informationen Ängste und

Selbstzweifel entwickeln, was dem gesundheitlichen Zustand Schaden zufügen

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Diskussion 76

kann. Ebenfalls spricht dieser Punkt für die Befürchtung, dass Ärzte

Mehraufwand durch Share Economy bekommen werden, weil zu viel Patienten

verunsichert sein könnten. Vor allem Personen, die nicht aus dem

Gesundheitswesen können, können schnell verunsichert werden und zum

Dauergast für den Hausarzt werden. Dafür wäre es wichtig, dass die Menschen

eine gewisse Anleitung erhalten und eine Filter- sowie Kategorie- und

Bewertungsfunktion. Außerdem wäre es vorteilhaft, die bereitgestellten Daten

immer mit mehreren Personen mit unterschiedlichem Bildungsstand und

Berufsstand einzusehen und zu besprechen. Die Hinterfragung von Daten kann

sonst folglich gesunde Menschen krankmachen. Das Ausmaß ist heute noch

nicht abschätzbar. Weiterhin muss bei der neuen Möglichkeit bedacht werden,

dass nicht jeder Bürger die gleichen finanziellen Mittel aufbringen kann, um sich

an der neuen Möglichkeit des Datenaustausches und der Informationseinsicht

beteiligen zu können. Es entsteht also, wie in allen anderen Bereichen auch, eine

gewisse Ungerechtigkeit und Benachteiligung von sozial schwächer gestellten

Personen. Ebenfalls hat eine Studie gezeigt, dass die Gesellschaft die

Zusammenarbeit und Kooperationsbereitschaft der Akteure anzweifelt und als

Nachteil beurteilt, dieses wird gleichsam als Risiko genannt, unabhängig von der

Branche, wo Share Economy Anwendung findet (Feil 2016).

Es lässt sich festhalten, dass viele Veränderungen der letzten Jahre kaum

aufzuhalten sind. Verschiedene Technologien und die Digitalisierung

beeinflussen schleichend das Verhalten der Patienten. Sie informieren sich

immer intensiver und befassen sich mit Hilfe des Internets über Krankheiten, als

auch Behandlungsmöglichkeiten. Dies führt dazu, dass Patienten dem Arzt

immer mehr auf gleicher Ebene begegnen und selbständig Entscheidungen zu

ihrer Behandlung treffen (Böcken, Braun und Meierjürgen, 2016). Bekannt ist

jedoch, dass Veränderungen zu Widerständen seitens der Akteure führen

können. Dies resultiert unter anderem aus Ängsten, anderen Wertevorstellungen

und Unwissenheit. Daher entsteht natürlich auch Kritik bezogen auf die

Veränderung des Gesundheitsverhaltens (Eckhardt, et al. 2014, Gröger, 2014).

Auch die Verbraucherzentrale äußerte sich ebenfalls kritisch dazu, dass Kunden

sensible Daten preisgeben müssen, um Rabatte bei den Versicherern zu

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Diskussion 77

erhalten. Laut dem Chef der Verbraucherzentrale, stellen solche Modelle mit

Aussichten auf bessere Tarife eine Abkehr der solidarischen Versicherung dar

(Süddeutsche Zeitung, 2015). Ein weiterer Punkt ist das Erheben der Daten

selbst und ob alle Generationen auch in gleichem Maße fähig sind diese zu

erheben. Damit evidenzbasierte Werte für Forschungszwecke genutzt werden

können, ist weiterhin sicherzustellen, dass die zusammengetragenen Daten auch

valide sind. Doch das Wichtigste ist die Sicherheit. Um einen sicheren Austausch

von Gesundheitsdaten für den dritten Gesundheitsmarkt zu gewährleisten, bietet

das Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im

Gesundheitswesen genaue Vorschriften für die Einführung einer digitalen

Infrastruktur. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit ist es von hoher

Bedeutung, dass zukünftig online Strukturen geschaffen werden und IT-Systeme

dazu in der Lage sind die Kommunikation zwischen den Akteuren zu ermöglichen

(Bundesministerium für Gesundheit, 2018d). Daher ergibt sich aus den aktuellen

Entwicklungen, dass die Rahmenbedingungen für die Einführung eines Dritten

Gesundheitsmarktes, dessen Kernaufgabe den Austausch medizinischer Daten

beinhaltet, auch weiterhin durch politische Maßnahmen gefördert werden muss

und wesentliche Rahmenbedingungen wie beispielsweise der Besitz der Daten

geklärt werden müssen. Hierbei besteht zudem ein Risiko, dass die Daten

privatwirtschaftlichen Unternehmen gehören, was den Widerspruch zur

Gesundheit als Public Good steht.

Die Top 5 Grenzen und Risiken des Dritten Gesundheitsmarktes sind in der

zusammenfassend über alle Ergebnisteile zusammengefasst:

- Unbekanntheit und Desinteresse hinsichtlich der Share Economy im

Gesundheitswesen (hohes Abstraktionslevel)

- Blockaden der bisherigen Akteure (Selbstverwaltung, rechtlicher Rahmen)

- Überlastung der Menschen im Sinne einer Konfrontation mit zu vielen

Informationen

- Datenschutz und Datensicherheit (Hackerangriffe und Datenmissbrauch)

- Datensilos und Privateigentum der Daten statt open-source Lösung

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Diskussion 78

5.3 Handlungsempfehlungen

Die vorliegende Studie gibt einen Überblick über die Anwendung des Dritten

Gesundheitsmarktes, um darauf aufbauend Handlungsempfehlungen für das

deutsche Gesundheitswesen zu geben.

Das deutsche Gesundheitssystem befindet sich durch den demographischen

Wandel, die Digitalisierung und die Nachfragestruktur in einem

Veränderungsprozess. Es existieren zwei Varianten zum

Gesundheitsverständnis: das klassische Modell, nachdem der Patient von den

Maßnahmen und standardisierten Prozessen der Medizin abhängig ist und das

zukünftige Modell, demzufolge der Patient die Hoheit über seine Gesundheit

besitzt und mehr Kollaboration, Transparenz und Wissensfreiheit fördert. Bei der

Demokratisierung der Gesundheit liegt der Fokus auf individuellen

Gesundheitslösungen und dem Menschen als Qualitätsmerkmal. Die Gesundheit

wird aufgrund des Zusammenwirkens von verschiedensten Playern und der

Integration von vielfältigen Kompetenzen zu einem offenen und partizipativen

Gemeinschaftsmarkt. Sie nutzt alle Beziehungen, wie bspw. die unter den

Patienten oder Gesundheitskonsumenten, das klassische Arzt-Patient-Verhältnis

und die Zusammenarbeit von Profis und Laien aus dem ersten und zweiten

Gesundheitsmarkt, um Gesundheitspotenziale optimal einzusetzen (Philips

Gesundheitsstudie, 2015). Wie sich der erste Gesundheitsmarkt zum zweiten

und dritten Gesundheitsmarkt verhält, bleibt abzuwarten. In der Realität können

diese nicht derart „schwarz-weiß“ gegenübergestellt werden, da deren Grenzen

verschwimmen. Die Übersicht hilft jedoch, das Kontinuum zwischen den

einzelnen Märkten zu betrachten. Innerhalb der Transformation der

Gesundheitsmärkte nehmen zudem weitere Begriffe, wie bspw. Medizin 4.0 oder

Gesundheit 4.0, eine große Relevanz ein. Sie umfassen u. a. eine neue Form

der Kommunikation und Kollaboration zwischen Patienten,

Gesundheitskonsumenten und Medizinern über das Internet. Als Beispiel können

Health-Social-Networks genannt werden, die einen qualitativ hochwertigen

Informationsaustausch erzielen. Auch das digitale Self-Tracking fördert die Idee

eines Empowerments und somit die Selbstbestimmung und Verantwortung über

die eigene Gesundheit – ohne die Unterstützung von den klassischen Playern im

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Diskussion 79

Gesundheitswesen. Die Demokratisierung des medizinischen Wissens und die

verstärkte Digitalisierung im Gesundheitswesen ermöglicht dem Patienten

aktives Mitbestimmen über ihre Gesundheit. Durch die Share Economy im

Gesundheitswesen wird der Patienten zum Gesundheitskonsumenten, der dem

Mediziner als „Gleichgesinnten“ begegnet. Im Gegensatz dazu ist der Arzt umso

mehr gefordert und gefragt, da im Internet jedem Interessierten Wissen und

Leistungen angeboten werden, die früher nur Experten zugänglich waren. Die

Aufgabe der Mediziner wird es sein, die relevanten und richtigen Informationen

herauszufiltern und diese in das Alltagsverständnis zu übersetzen (Liebrich

2017).

Die Literaturrecherche hat deutlich gemacht, dass der Begriff noch

weitestgehend unbekannt ist, es aber gleichwohl bereits erste Geschäftsmodelle

im Gesundheitswesen gibt (die sich vielleicht auch selbst nicht dem Dritten

Gesundheitsmarkt mangels Bekanntheit des Begriffes zuordnen). Hier ist weitere

Forschung notwendig, um auch kritisch zu ergründen, ob der Begriff des Dritten

Gesundheitsmarktes überhaupt zielführend ist und auch Potenzial hat, um sich

neben den beiden bisherigen Begriffen (vgl. Abschnitt 3.2) zu etablieren. Bei der

Primärdatenerhebung wurde deutlich, dass die meisten der befragten Experten

ein hohes Maß an Potenzial dem Gedanken der Share-Economy vor dem

Hintergrund der zunehmenden digitalen Transformation der Gesundheitsbranche

zuordnen. Ebenso stellte sich in der Expertenbefragung heraus, dass eine

Änderung von bestehenden Rahmenbedingungen notwendig sei, um einen Weg

in den Dritten Gesundheitsmarkt zu finden. Weiterhin waren sich die Experten im

Rahmen der Befragungen einig, dass die Datenhoheit bei dem Patienten liegen

muss, sodass dieser jederzeit die Option hat Einblick in alle seine

Gesundheitsdaten zu nehmen und er diese schlussendlich auch selbständig

verwalten kann. Eine zentrale Rolle spielt das Thema Netzwerke und die

Kommunikation zwischen den Akteuren, um eine verbesserte Datennutzung zu

ermöglichen. Entwicklungsprozesse sollten demnach gemeinsam mit allen

Beteiligten festgelegt werden, sowie Standards entwickelt werden, die es

erleichtern eine digitale Gesundheitsversorgung praktisch umzusetzen.

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Diskussion 80

Die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient wird zum

entscheidenden Qualitätskriterium der Gesundheitsversorgung und der

demokratisierten Medizin. Als Unterstützung dienen Medical-Decision-Support-

Systeme, um Informationen zu gewichten und basierend auf deren Grundlage

Entscheidungen zu treffen (Heyen, 2018). Die Zukunftsaufgabe wird es sein, den

Patienten und seine Nachfragen mehr in den Fokus zu nehmen und seine

Gesundheit in Kollaboration zu optimieren. Die Demokratisierung der Medizin

bedeutet für die klassischen Gesundheitsakteure, sich intensiver mit dem

Menschen – als Patienten und/oder Konsument – zu beschäftigen und seine

Anforderungen in den Mittelpunkt zu stellen. Mit einer engen Vernetzung des

Gesundheitswesens wird die ganzheitliche Versorgung mit einer

patientenzentrierten Qualität realisiert. In diesem Zusammenhang stellt die

Demokratisierung der Medizin eine Vision des künftigen Gesundheitswesens dar

(Langkafe, 2018).

Zusammenfassend ist in der nachfolgenden Abbildung der Vergleich zwischen

dem Ersten Gesundheitsmarkt und dem Zweiten bzw. Dritten Gesundheitsmarkt

aufgeführt, der von links nach rechts die Implikation für das deutsche

Gesundheitswesen auf dem Weg zum Dritten Gesundheitsmarkt darstellt.

1. Gesundheitsmarkt 2. und 3. Gesundheitsmarkt

analog digital

data protection data sharing

sektoral integral

reguliert marktorientiert

produktorientiert lösungsorientiert

Insellösungen Plattformökonomien

Einzelanbieter Partnerstrukturen

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Diskussion 81

kollektiv individuell

kurativ präventiv (und optimiert)

pay-for-diseaese pay-for-health

national international

Tabelle 4: Vergleich des 1. Gesundheitsmarktes mit dem zweiten und dritten Gesundheitsmarkt

(eigene Darstellung)

In der obigen Tabelle ist das Gesundheitswesen heute und morgen aufgeführt.

Heute ist das Gesundheitswesen überwiegend analog und sektoral gegliedert,

wobei in Zukunft zunehmend digitale Gesundheitsangebote Einzug in ein

Gesundheitswesen finden werden, dass eher integral gestaltet wird. Das

Sozialgesetzbuch ist maßgeblich für die Regulation des Gesundheitswesens

verantwortlich braucht jedoch ein Update hinsichtlich der neuen digitalen

Versorgungsmöglichkeiten (Matusiewicz et al. 2019). Das Ganze erfolgt wie auch

im E-Commerce eher lösungsorientiert und weniger produktorientiert. Im

Gesundheitswesen sind viele Lösungen im Gesundheitswesen in der

Vergangenheit gescheitert, da es schwierig war, dass Industrie, Krankenkassen

und Start-ups aus politischen Gründen zusammengearbeitet habe. Dies hat

ändert sich in den letzten Jahren geändert. Durch die zunehmende Vernetzung

und den Einzug neuer Player in der FAANG-Ära in den Gesundheitsmarkt

werden Gesetzliche Krankenversicherung und staatliche Administration (auf der

einen Seite sowie privat finanzierte Gesundheitsleistungen auf der anderen um

eine Form der Zusammenarbeit erweitert. Einige der dargestellten Beispiele –

darunter auch in Deutschland – zeigen, wie das Individuum und über die

Kommerzialisierung der Gesundheitsdaten einbezogen und zum Souverän wird.

Kurzum: Der Einzelne kann mit seinen Gesundheitsdaten in Zukunft auch Geld

verdienen. Diese könnten zu einer neuen Währung werden (Schegg und

Matusiewicz, 2018). Darüber hinaus entwickelt sich der Marlt vom heutigen

Fokus auf den Datenschutz (data security) zum Teilen von Gesundheitsdaten

(Data Sharing). Die Akteure werden sich darauf einstellen müssen, dass das

Gesundheitswesen in Deutschland zunehmend internationaler wird (gerade im

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Diskussion 82

Bereich der Diagnostik) und damit auch die englische Sprache in einem Deutsch-

geprägten Gesundheits- und Sozialsystem an Bedeutung gewinnen wird.

5.4 Limitationen und Restriktionen

Begriffsbedeutung

Der Begriff „Dritter Gesundheitsmarkt“ noch kein fester feststehender und eher

unbekannter Begriff im deutschen Gesundheitssystems. Aufgrund dessen stellte

sich die Methodik als eine Herausforderung dar. Durch das Anwenden

unterschiedlicher Suchbegriffe, der Erklärung des Begriffes bei den

Experteninterviews und die Online-Umfrage mit dem Fokus auf den bekannteren

Begriff der „Share Economy“ (siehe ausführlich Kapitel 2), war es jedoch möglich

eine erste umfassende Verortung des Begriffes ohne einen Anspruch auf

Verallgemeinerung durchzuführen. Zudem wurde ein Bezug zu bestehenden

Organisationen aufgezeigt, die dem Dritten Gesundheitsmarkt aus Sicht des

Autors zuzuordnen sind.

Literaturrecherche

Da nur wenige Studien zum Dritten Gesundheitsmarkt gefunden wurden, wurde

die Suche auf „graue Literatur“ ausgeweitet. Die Suchstrategie wurde somit

weiter gefasst, um eine relevante Literaturbasis zu finden und enthält damit auch

Quellen, die keinen Studien entsprechen.

Erhebungs-Bias bei Primärdatenerhebung (Online-Befragung)

Eine weitere Limitation in der Darstellung der Ergebnisse der

Primärdatenerhebung ist anzumerken, dass davon auszugehen ist, dass

insbesondere dem Thema aufgeschlossene und interessierte Teilnehmer den

Fragebogen beantwortet haben, so dass hier eine Verzerrung (Bias) zu finden

ist, der sich in der Interpretation der Ergebnisse widerspiegelt. So ist an der Stelle

anzumerken, dass es sich hierbei nicht um eine repräsentative Befragung

handelt. Es konnten lediglich n = 202 Teilnehmer bei der Online-Befragung in die

deskriptive Analyse mit aufgenommen werden.

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Diskussion 83

Expertenbefragung

Insgesamt konnten n = 19 Befragte als Experten interviewt werden, wobei

insgesamt 60 Experten angefragt wurde. Die verhaltene Responserate lässt sich

ebenso damit erklären, dass das Thema der Studie vielen der Interviewpartner

unklar war, was sich auch in der Anzahl der Rückfragen zum Inhalt und zur

Zielsetzung der Studie zeigte. Auch hier ist die ausgewählte Stichprobe als nicht

repräsentativ anzusehen, so dass ein Rückschluss auf eine herrschende

Meinung zu diesem Thema als nicht zulässig betrachtet wird.

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Fazit und Ausblick 84

6. Fazit und Ausblick

Das klassische Gesundheitswesen befindet sich durch die zunehmende

Digitalisierung in einem fundamentalen Umbruch. Der Patient wird vom passiven

Kunden zum aktiven Mitgestalter der eigenen Gesundheit. Als proaktiver und

partizipationswilliger Gesundheitskonsument gewinnt er seine Informationen aus

heterogenen Quellen. Zudem fordert er von den klassischen

Gesundheitsakteuren, wie bspw. Krankenversicherungen, Leistungserbringern

(Ärzten und Krankenversicherungen, Pharmaunternehmen) und

Gesundheitspolitikern, mehr Transparenz, Kommunikation und Partizipation. Vor

diesem Hintergrund entstehen der Dritte Gesundheitsmarkt und damit eine

demokratisierte Medizin. Der Dritte Gesundheitsmarkt verwirklicht sich im

Zusammenhang mit der Share Economy („Teilen ist das neue Besitzen“) und wird

nach dem Peer-to-Peer-Prinzip organisiert. Die Share Economy bezeichnet somit

das System des gegenseitigen Ausleihens und Bereitstellens von monetären und

nicht-monetären Leistungen, insbesondere durch Privatpersonen und

Interessengruppen. Zusätzlich dient diese als Synonym in Bezug auf das Teilen

von Wissen und Informationen. Bspw. bieten Plattformen und soziale Netzwerke

die Möglichkeit, einen großen Interessenskreis mit Wissen zu erreichen und

können in diesem Zusammenhang eine optimale Nutzung und Auslastung

erzielen. Im Rahmen der Share Economy nehmen die einzelnen Patienten und

Gesundheitskonsumenten Einfluss auf die Gestaltung des deutschen

Gesundheitssystems. Als treibender Faktor steht der Mensch, unabhängig ob als

Patient oder Kunde. Dem Individuum kommt damit eine neue, intensivere

Bedeutung zu, in dem ihm immer mehr Möglichkeiten und Instrumente zur

Verfügung stehen, um seine Gesundheit selbst zu lenken. Die vorliegende Studie

hat gezeigt, dass sowohl in der Primärdatenerhebung als auch im

Expertengespräch die Potenziale des Dritten Gesundheitsmarktes

hervorgehoben wurden, auch wenn es auf der Seite der Herausforderungen noch

einige unklare Fragen hinsichtlich der Rahmenbedingungen und der

Ausgestaltungsmöglichkeiten gibt. Auch ist eine generelle Bereitschaft zur

Teilung von Gesundheitsdaten als hoch eingestuft worden. Weitere Forschung

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Fazit und Ausblick 85

ist notwendig, um die Anwendung des Begriffs des Dritten Gesundheitsmarktes

auf das Gesundheitswesen auf eine breitere empirische Basis zu stellen.

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Literaturverzeichnis 96

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Krankenversicherer weitergeben, Köln, erschienen am 20.01.2015, aufgerufen am

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Zach B (2009) eHealth und Telemedizin in Österreich- Chancen und Risiken für

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https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/share-caring-die-demokratisierung-der-medizin/,

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Gesundheitskultur wird, 2015, S. 12/13, aufgerufen am 02.11.2018, URL:

https://www.zukunftsinstitut.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/Auftragsstudien/Zuku

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Page 112: DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT...sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens. 1 Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des

Anhang 97

Anhang

Anhang 1: Anschreiben und Fragen der Expertenbefragung

Anhang 2: Fragebogen zur Online-Befragung

Page 113: DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT...sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens. 1 Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des

Anhang 98

Anhang 1: Anschreiben der Expertenbefragung

Page 114: DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT...sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens. 1 Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des

Anhang 99

Anhang 2: Fragebogen zur Online-Befragung

1) Was sehen Sie als größte Chancen?

Förderung der Forschung

Zugang zu kostenlosen Medizinanwendungen (bspw. Apps)

Förderung anderer Patienten (Selbsthilfegruppen)

Geld mit eigenen Gesundheitsdaten verdienen

Weitere

2) Was sehen Sie als größte Risiken / Herausforderungen?

Datenmissbrauch/Hackerangriffe

Überforderung (Informationsflut kombiniert mit fehlendem Fachwissen)

Ungerechtigkeit (nicht jeder Bürger hat die gleichen Möglichkeiten)

Kooperationsbereitschaft der verschiedenen Akteure

Echtheit/Qualität der bereitgestellten Informationen

Weiteres

3) Glauben Sie, dass Gesundheitsdaten zu einer neuen Währung (bspw. mit

Gesundheitsdaten bestimmte zusätzliche Gesundheitsleistungen bezahlen)

werden könnten?

Ja

Nein

Weiß nicht

4) Wie schätzen Sie das Potenzial des "Teilens" von Gesundheitsdaten in

Zukunft ein?

Sehr hoch

Hoch

Mittel

Page 115: DER DRITTE GESUNDHEITSMARKT...sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens. 1 Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des

Anhang 100

Gering

Sehr gering

5) Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Gesundheitsdaten zu teilen, wenn Sie

dies bei einem vertrauenswürdigen Akteur machen könnten?

Ja

Nein

Weiß nicht

6) Geben Sie Ihr Alter an.

____________________

7) Geben Sie Ihr Geschlecht an

Männlich

Weiblich

8) In welcher Branche arbeiten Sie?

Gesundheits- und Sozialwesen

Weitere

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