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Universitat Hohenheim, Inst. f. Phytomedizin, Abt. Entomo!ogie, 7 Stuttgart 70 Der Einfluf3 der von den Beutetieren hinterlassenen Spuren auf Suchverhalten und Sucherfolg von Phytoseiulus persirnilis A. & H. (Acarina: Phytoseiidae)l> * Von GABRIELE SCHMIDT Abstract Influence of traces lef2 behind by its prey on searching behaviour and searching success of Phytoseiulus persimilis A. C H. (Acarina: Phytoseiidae) Investigations were made to find out how far Phytoseiulus persimilis when searching for food follows special traces lei? behind by its prey, Tetranychus urticae. Tested were the effects of a. spider-threads, b. residues probably affecting the olfactory sense of Ph. per- similis, c. spidermite-eggs and d. spidermite-exuviae. According to the results obtained, spider-threads show a distinctly stronger arrestant affect than spidermite-eggs, whereas exuviae show nearly none. There is no evidence for an orientation of Ph. persimilis by olfactory sense. Spider-threads due to their arrestant effect increase the consumption of food. 1 Einleitung Es wurde untersucht, ob sich die Raubmilbe Phytoseiulus persirnilis bei der Suche nach Nahrung an von ihrer Beute Tetvanychus uvticae K. (Acarina: Tetranychidae) hinterlassenen Spuren orientiert. Als moglicherweise attrak- tiv oder arretierend wirkend wurden Spinnmilben-Eier, -Exuvien, Spinn- faden und Geruchsstoffe betrachtet. 2 Methode Die hier verwendete Methode beruht auf dem Prinzip des ,,dual choice". Vier Bohnenblattchen, davon je zwei mit derselben Behandlung, wurden in Form eines Vierklees so ausgelegt, dai3 die gleich behandelten Blattchen einander gegenuberstanden. Die Spitzen uberlappten sich ein wenig, so dai3 die Versuchstiere ohne Schwierigkeiten alle Blatter uberlaufen konnten. Als Testtiere wurden 11-12 Tage alte Raubmilbenweibchen verwendet, die einige Stun- den gehungert hatten. Sie wurden zu Beginn des Versuches gleichmai3ig auf alle Blatter ver- teilt, danach wurde die Verteilung uber eine Stunde hinweg alle 5 min kontrolliert. Sie diente als Indikator fur die Wirksamkeit bzw. Unwirksamkeit der einzelnen Faktoren. Vortrag, Entomologentagung GieBen, 8.-12. 3. 1976. Mit Unterstutzung der Deutschen Forschungsgemeinschafi. 2. ang. Ent. 82 (1976), 216-218 @ 1976 Vcrlag Paul Parey, Hamburg und Berlin ISSN 0044-2240 / ASTM-Coden: ZANEAE

Der Einfluß der von den Beutetieren hinterlassenen Spuren auf Suchverhalten und Sucherfolg von Phytoseiulus persimilis A. & H. (Acarina: Phytoseiidae)

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Universitat Hohenheim, Inst. f . Phytomedizin, A b t . Entomo!ogie, 7 Stuttgart 70

Der Einfluf3 der von den Beutetieren hinterlassenen Spuren auf Suchverhalten und Sucherfolg von Phytoseiulus persirnilis

A. & H. (Acarina: Phytoseiidae)l> * Von GABRIELE SCHMIDT

Abstract

Influence of traces lef2 behind b y its prey on searching behaviour and searching success of Phytoseiulus persimilis A . C H . (Acarina: Phytoseiidae)

Investigations were made to find out how far Phytoseiulus persimilis when searching for food follows special traces lei? behind by its prey, Tetranychus urticae. Tested were the effects of a. spider-threads, b. residues probably affecting the olfactory sense of Ph. per- similis, c. spidermite-eggs and d. spidermite-exuviae.

According to the results obtained, spider-threads show a distinctly stronger arrestant affect than spidermite-eggs, whereas exuviae show nearly none. There is no evidence for an orientation of Ph. persimilis by olfactory sense.

Spider-threads due to their arrestant effect increase the consumption of food.

1 Einleitung

Es wurde untersucht, ob sich die Raubmilbe Phytoseiulus persirnilis bei der Suche nach Nahrung an von ihrer Beute Tetvanychus uvticae K. (Acarina: Tetranychidae) hinterlassenen Spuren orientiert. Als moglicherweise attrak- tiv oder arretierend wirkend wurden Spinnmilben-Eier, -Exuvien, Spinn- faden und Geruchsstoffe betrachtet.

2 Methode

Die hier verwendete Methode beruht auf dem Prinzip des ,,dual choice". Vier Bohnenblattchen, davon je zwei mit derselben Behandlung, wurden in Form eines

Vierklees so ausgelegt, dai3 die gleich behandelten Blattchen einander gegenuberstanden. Die Spitzen uberlappten sich ein wenig, so dai3 die Versuchstiere ohne Schwierigkeiten alle Blatter uberlaufen konnten.

Als Testtiere wurden 11-12 Tage alte Raubmilbenweibchen verwendet, die einige Stun- den gehungert hatten. Sie wurden zu Beginn des Versuches gleichmai3ig auf alle Blatter ver- teilt, danach wurde die Verteilung uber eine Stunde hinweg alle 5 min kontrolliert. Sie diente als Indikator fur die Wirksamkeit bzw. Unwirksamkeit der einzelnen Faktoren.

Vortrag, Entomologentagung GieBen, 8.-12. 3. 1976. Mit Unterstutzung der Deutschen Forschungsgemeinschafi.

2. ang. Ent. 82 (1976), 216-218 @ 1976 Vcrlag Paul Parey, Hamburg und Berlin ISSN 0044-2240 / ASTM-Coden: ZANEAE

Der EinfZuP d e r van d e n Bexte t ieren hinterlussenen Spuren 21 7

Fiir die spatere Verrechnung wurden nur die nach 10, 20, 40 und 6Cmin gewonnenen Werte verwendet, um sicherzustellen, dafl die einzelncn Werte voneiriander unabhangig waren.

Behandlung en Spinnjaden - Spinnmilben wurden fur 24 Stunden auf frische Bohnenblattchen gesetzt,

abgeburstet - wie oben, die Blatter wurden jedoch zusatzlich mit einem breiten Pinsel grund-

Eier und Exuvien - wurden jeweils mit einem feinen Pinsel auf frische Bohnenblatter

anschlieflend mitsamt Eiern vorsichtig wieder abgesammelt.

lich abgeburstet.

ubertragen.

3 Ergebnisse

Spinnfaden: ,,unbehandelt''. Die in diesem Versuch erhaltene Verteilung zeigt eine statistisch hoch zu sichernde Bevorzugung der Blatter mit Spinn- faden gegeniiber den unbehandelten Blattern.

Abgebiirstet: ,,unbehandelt". Die Abweichungen der tatsachlichen von den erwarteten Werten sind zufallig, eine ,,groGraumige" Orientierung nach DuRstoffen liegt offenbar nicht vor.

Eier: ,,unbehandelt". Eier iiben eine deutliche arretierende Wirkung auf Raubmilben aus. Es bleibt offen, ob von den Eiern ausgehende Reize einen Arrestant-Eff ekt bedingen, ob die Aufnahme von Nahrung eine Verhaltens- anderung bedingt oder ob sich die starkere Ansammlung von Raubmilben auf den mit Eiern besetzten Blattern allein aus dem mit der Nahrungsauf- nahme verbundenen langeren Verweilen erklaren laflt.

Tabelle 1. Unterschiedliche Verteilung der Raubmilben abhangig von den Blattbehandlungen

Spinnfaden: unbehandelt

abgeburstet : unbehandelt Eier: unbehandelt

Spinnfaden: abgebiirstet

Spinnfaden: Eier

Spinnfaden : Spinnfaden u. Eier

Exuvien: unbehandelt

Zellstoff unbehandelt Spinnfaden alt: Spinnfaden neu

624 176

206 194

552 248

2 74 46

582 21 8

349 451 266 214

432 308 804 796

250,88

0,36

57,76

162,OC

166,OC

13,OO

2,81

10,38

0,02

1

50-90

1

1

1

1

5-10

1

90

Spinnfaden: ,,abgebiirstet". Die Verteilung bestatigt die Ergebnisse der ersten beiden Behandlungen, denen zufolge Spinnfaden eine starke, Duft- stoffe dagegen keine Reaktion hervorrufen.

Gabrieie Schmidt 218

Spinnfuden: ,,Eier". Die Werte zeigen von seiten der Raubmilben eine eindeutige Bevorzugung der ,,Spinnfaden"-Blatter, obwohl die Anwesenheit von Nahrung auf den anderen eine ausgewogenere Verteilung hatte erwar- ten lassen. Moglicherweise ist der Arrestant-Effekt der Spinnfaden so groi3, dai3 ein erheblicher Teil der Raubmilben in dieser Versuchsanordnung gar nicht die Chance hatte, auf ein Spinnmilbenei zu stoi3en.

Spinnfaden: ,,Spinnfaden und Eier". Im wesentlichen eine Bestatigung des obigen Versuchs. Das zusatzliche Vorhandensein von Eiern erhoht den Arrestant-Wert, der Unterschied in der Verteilung ist jedoch nicht so gravie- rend wie bei ,,Spinnfaden, Eier".

Exuvien. Dieser Versuch zeigte deutlich, dai3 eine eventuelle arretierende Wirkung von Larven- bzw. Nymphenhauten auf taktile Reize zuruckzufuh- ren ist. Das ergibt sich aus der Tatsache, dai3 dieser Effekt bei den die Exu- vien imitierenden Zellstoffpartikeln - die in groi3erer Menge aufgebracht werden konnten - weit starker hervortrat.

Spinnfaden alt: ,,Spinnfaden neu". Ein Altersunterschied von 2-3 Tageii brachte keine Veranderung in der Wirkung der Spinnfaden.

Zahl der gefressenen Eier auf Blattern

14 40 35 43 12 42 15 23

8 40

ohne Spinnfaden mit Spinnfaden

F = 12,21, FtJI,, 11 Di = 7,75

Spinnfaden brachte ein Vergleich der Nahrungs- aufnahme auf Blattern mit und solchen ohne Spinnfa- den. Versuchsanordnung s. 0. Kontrolliert wurde nach 1 O Stunden, wie viele Eier auf den einzelnen

Zusammenfassung

Die Versuche zeigen, da13 Spinnfaden eine wichtige Rolle bei der Nahrungssuche der Raub- rnilben spielen. Ihre arretierende Wirkung ist starker als die der zur Nahrung angebotenen Spinnrnilbeneier. Dies zeigt sich sowohl in den Versuchen, in denen Spinnfaden bzw. Eier gegenuber unbehandelt getestet wurden (= 250.88 bzw. bloi3 57.76) als auch beirn unrnit- telbaren Vergleich ,,Spinnfaden : Eier".

Als schwach arretierend erwiesen sich Exuvien und diese irnitierende Zellstoffpartikel, es scheint hier eine rein taktile Wirkung vorzuliegen.

Keine Reaktion ist zu verzeichnen auf Blatter, von denen Spinnfaden und Milbenstadien abgeburstet wurden, eventuell von den Beutetieren zuruckgelassene Dufistoffe sind ohne Bedeutung fur die Nahrungssuche.

Das Alter der Spinnfaden scheint wenigstens in den ersten Tagen keinen EinfluB auf die arretierende Wirkung zu haben. Wie weiterfiihrende Versuche zeigten, liegt die Nah- rungsaufnahme auf Blattern rnit Spinnfaden - in Korrelation zur langeren Verweildauer - deutlich hoher als auf unbehandelten Blattern.