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Zeitschrift f. d. gesamte experimen~elle Medizin, Bd. 116, S. 500--512 (1950). Aus der Medizinischen Klinik der Universitat Bern (Direktor: Prof. Dr. W. FmzY). Der EinfluIl kiirperlicher Belastung vor und naeh AuRreten der Masuginephritis. I. Mitteilung. Hliniseher u und pathologisehe Anatomie. Von B. STEINMANN und P. KAU~A~. (Eingegangen am 15. Juli 1950.) Die Bedeutung einer guten Hcrzfunktion auf den Verlauf der akuten Nephritis ist allgemein bekannt. Es sind vor Mlem drei Faktoren, die sich bei der Nephritis auf das Herz und damit auch auf diese selbst in ungiinstiger Weise auswirken k6nnen: Erstens besteht sehr h~ufig eine Myokarditis, die pathogenetisch einen ParMlelvorgang der Nephritis darstellt (W. FREY, B. STEI~N~), zweitens fiihrt die nephritische Hypertension zu einer gewissen Mehrbelastung des Herzens, die freilich unerheblich sein kann, wenn das Herz nicht anderweitig gesch~digt ist, die aber bei einer bestehenden Myokarditis das Auftreten einer Herz- insuffizienz beschleunigt und drittens ist es die kSrperliche Belastung, die das Krankheitsbild stark verschlimmern kann. Das Gesamtbild der Krankheitserscheinungen bei der akuten Nephritis ist somit einerseits yon den Ver~nderungen an den Nieren0 andererseits aber in wesentliehem Grade auch yore Zustand des Herzens abh~ngig. B. ST~MA~N und H. S~I~A~ haben vor kurzem unter- sucht, auf welche Weise die kSrperliche Arbeit die experimentelle Nephritis (nach MAS~G~) in klinischer und pathologischer Hinsicht zu beeinfiussen vermag : Wi~hrend die Ruhetiere, d. h. diej enigen Kaninchen mit einer Masuginephritis, die nicht kSrperlich belastet wurden, alle die Nephritis fiberlebten, starben yon den Arbeitstieren mit einer Ausnahme a]le an einer Herzinsuffizienz. Diese ~ul3erte sich in einem geringeren Blutdruekanstieg Ms bei den Ruhetieren, wobei der Druck kurz vor dem Tode auf abnorm tiefe Werte abfiel, ferner in 0demen, Gewichtsabnahme, Fref~unlust und in einem erh6hten Reststickstoffwert, der vor dem Tode sehr stark anstieg, w~hrend er bei den 1%uhetieren wieder auf normMe Werte zuriickging. Interessanterweise wiesen die Ruhetiere bei der TStung viel st~rkere Nierenver~nderungen auf als die Arbeitstiere, und zwar stark vergrSl3erte, meist blutleere Glomeruli mit starken Kapsel- wucherungen. Die Nieren der Arbeitstiere dagegen enthielten meist normal groi~e Glomeruli mit gutem Blutgehalt der Capillarschlingen und die Kapselmembran war nur ausnahmsweise etwas verdickt. Trotz

Der Einfluß körperlicher Belastung vor und nach Auftreten der Masuginephritis

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Page 1: Der Einfluß körperlicher Belastung vor und nach Auftreten der Masuginephritis

Zeitschrift f. d. gesamte experimen~elle Medizin, Bd. 116, S. 500--512 (1950).

Aus der Medizinischen Klinik der Universitat Bern (Direktor: Prof. Dr. W. FmzY).

Der EinfluIl kiirperlicher Belastung vor und naeh AuRreten der Masuginephritis.

I. Mitteilung.

Hliniseher u und pathologisehe Anatomie.

Von B. STEINMANN und P. KAU~A~.

(Eingegangen am 15. Juli 1950.)

Die Bedeutung einer guten Hcrzfunktion auf den Verlauf der akuten Nephritis ist allgemein bekannt. Es sind vor Mlem drei Faktoren, die sich bei der Nephritis auf das Herz und damit auch auf diese selbst in ungiinstiger Weise auswirken k6nnen: Erstens besteht sehr h~ufig eine Myokarditis, die pathogenetisch einen ParMlelvorgang der Nephritis darstellt (W. FREY, B. S T E I ~ N ~ ) , zweitens fiihrt die nephritische Hypertension zu einer gewissen Mehrbelastung des Herzens, die freilich unerheblich sein kann, wenn das Herz nicht anderweitig gesch~digt ist, die aber bei einer bestehenden Myokarditis das Auftreten einer Herz- insuffizienz beschleunigt und drittens ist es die kSrperliche Belastung, die das Krankheitsbild stark verschlimmern kann.

Das Gesamtbild der Krankheitserscheinungen bei der akuten Nephritis ist somit einerseits yon den Ver~nderungen an den Nieren0 andererseits aber in wesentliehem Grade auch yore Zustand des Herzens abh~ngig. B. ST~MA~N und H. S ~ I ~ A ~ haben vor kurzem unter- sucht, auf welche Weise die kSrperliche Arbeit die experimentelle Nephritis (nach MAS~G~) in klinischer und pathologischer Hinsicht zu beeinfiussen vermag : Wi~hrend die Ruhetiere, d. h. diej enigen Kaninchen mit einer Masuginephritis, die nicht kSrperlich belastet wurden, alle die Nephritis fiberlebten, starben yon den Arbeitstieren mit einer Ausnahme a]le an einer Herzinsuffizienz. Diese ~ul3erte sich in einem geringeren Blutdruekanstieg Ms bei den Ruhetieren, wobei der Druck kurz vor dem Tode auf abnorm tiefe Werte abfiel, ferner in 0demen, Gewichtsabnahme, Fref~unlust und in einem erh6hten Reststickstoffwert, der vor dem Tode sehr stark anstieg, w~hrend er bei den 1%uhetieren wieder auf normMe Werte zuriickging. Interessanterweise wiesen die Ruhetiere bei der TStung viel st~rkere Nierenver~nderungen auf als die Arbeitstiere, und zwar stark vergrSl3erte, meist blutleere Glomeruli mit starken Kapsel- wucherungen. Die Nieren der Arbeitstiere dagegen enthielten meist normal groi~e Glomeruli mit gutem Blutgehalt der Capillarschlingen und die Kapselmembran war nur ausnahmsweise etwas verdickt. Trotz

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EinfluB kSrperlicher Belastung vor und nach Auftreten der Masuginephritis. I. 501

starker Nierenl~sion kSnnen somit die klinischen Xugerungen der Nephrit is bei guter t Ierzfunkt ion nu t gering sehl, wfihrend eine Herz- insuffizienz aueh bei nu t geringen Nierenver~nderungen zu sehweren Niereninsuffizienzerseheinungen ftihren kann. Auf die Diskrepanz zwisehen den klinisehen Erseheinungen und dem pathologiseh-anatomi- sehem Befund bei der Masuginephritis ha t in einem anderen Zusammen- hang sehon N~uJ~A~rs hingewiesen.

Dieser auffallende Untersehied zwisehen klinisehem Verhalten der Tiere und dem histologisehen Befund l~tl3t vermuten, dab durch die Arbeitsbelastung die Durchblutung der Nieren gef6rdert wird, woftir der meist gute Blutgehal t der Glomeruli bei den Arbeitstieren sprieht. Eine Best~tigung finder diese Auffassung in den Arbeiten yon K o c h und MASUGI, die die Kapselwucherungen und Halbmondbi ldungen der Glomeruli, wie sie in auffallender Weise bei den nieht belasteten Tieren auftraten, als eine Folge der Iseh~mie ansehen.

I n den Versuchen yon B. ST~I~-MA~ und H. ST~I~MAN~ wurden die Masugitiere vom Tage der Seruminjektion an bis zu derem Tode belastet, also sehon vor Auft re ten der Nephritis. Es stellte sieh nun die Frage, ob die vor oder naeh Auft re ten der Nephritis durehgefiihrte Arbeitsbelastung mal3gebend fiir die bessere Durehblutung der Glomeruli und daher aueh ftir die geringere Ausbildung der nephrit isehen Ver- ~nderungen ist. Zur LSsung dieses Problems wurde die vorliegende Arbeit unternommen.

Versuehsanordnung.

Als Versuehstiere dienten 17 Kaninehen. In einer 7t~gigen Angewghnungszeit wurden folgende Untersuehungen regelm/~gig durehgefiihrt: K6rpergewieh~, Urin: 24-Std-Urinmenge, spezifisehes Gewieht, Eiweig naeh Esbaeh und Sediment, wo- bei der Erythroeytengehalt in der 24-Std-Menge naeh ADDIS bestimmt wurde; der Blutdruek am Ohr naeh G~a~T und ROTRSegILD. Ferner wurde der Rest-N 1--4real gemessem

Naeh der 7t~gigen Vorperiode wurde bei den Tieren naeh dem iibliehen Vor- gehen eine Masuginephritis erzeugt, die in teilweise sehwaeher, teilweise mittel- schwerer Form auftrag. Die Tiere wurden dann in 3 Gruppen geteilt:

1. Serie. 5 Ruhetiere, die w~hrend der ganzen Versuehszeit ruhig im K~fig gelassen wurden.

2. Serie. 6 Arbeigstiere I, die 3 Tage vor der Injektion des Entenserums his zum Ausbrueh der Nephritis in einer Lauf~rommel yon 1 m Durehmesser k6rper- lieher Belastung un~erworfen wurden. Die Belastung wurde 1--2real t~glieh w/~hrend 10--15 min vorgenommen.

3. Serie. 6 Arbeitstiere II, die erst vom Auftreten der Nephritis an in gMchor Weise belastet wurden. Diese Tiere wurden nur einmal t/iglich 5--8 rain belastet, da sie nach dieser Zeit gew6hnlich schon deutliche ErschSpfungszeichen zeigten.

W/~hrend der ganzen Versuchsdauer wurden dieselben Bestimmungen durch- geftihrt wie in der Vorperiode. Die Tiere wurden 30--32 Tage nach der Enten- serumir~jektion getStet, die ilmeren Organe (Nieren, Herz, Leber, Lungen, Milz und GeNre) gewogen und histologisch untersucht.

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502 33. STEI~MA~ und P. KAVrMA~:

Versuchsergebnisse. I. Klinische Untersuchungen.

Tabellen 1--3.

A. Vorperiode.

Die Ur inmengen zeigten starke Schwankungen zwischen i0 u n d 200 em 3 in 24 Std. Die Blutdruckwerte lagen zwischen 60 u n d 80ram Hg. Die bei einzelnen Tieren gemessenen Rest -N-Werte be t rugen 25--35,6 nag-%. Die Ery throcytenz~hlung nach ADDIS ergab Werte yon 0- -5000 in 24 Std. ])as Ur insediment der meis ten Tiere war frei yon Ery throcyten .

B. Nach In]elction des Entenserums.

1. Ruhetiere. Bei allen Tieren t r a t 10--12 Tage nach der In j ek t ion eine voriibergehende leiehte Gewichtsabnahme yon durchschni t t l ich

100 g a u f . Die Ur inmenge war im frischen Nephr i t i ss tadium zum Teil etwas erhSht, zum Tell erniedrigt. Das Konzentr ierungsvermSgen war stets gut. Der Blu tdruck stieg wie iiblich bei der Masuginephrit is vom

Serie

K. 1 K. 2 K. 11 K. 12 K. 18

Tabelle 1.

I Nephritis (Durchschnitt) T~g

62 66 62 67 75

Durchschnitt 66,4

K. 3 60 K. 4 66 K. 5 62 K. 10 65 K. 13 67 K. 17 78

Duxchschnitt 66,3

K. 7 60 K. 8 62 K. 9 63 K. 14 65 K. 15 59 K. 16 67

Durchschnitt 62,7

Blutdrudcwerte (ram Hg).

Beginn der Maximaler BD B D- Steigerung

~Vert Tag Weft

8 .

L l o

8" 5.! 5.! 7.

l

8 .

7. 5. 7.

Ruhetiere. 67 10. 72 10. 77 10. 74 13. 75 12. 73

Arbeitstiere I. 70 11.

, o 78 71 12. 83 11.

I 73,5

Arbeitstiere II. 78 10. 66 14. 68 10. 71 11. 62 10. 74 10. 7O

77 ! 96 88 85 91 87,4

75 i 86 i 86

91 i ! 1 0 0 i 123

[ 93,5

90 8 4 85

115 80

100

92,3 I

I Druck- I steigerung ] BD inmmHgl vor Tod

15 62 30 62 26 60 18 62 16 621 21 61,2

15 57 20 58 24 61 26 63 33 66 45 74

63,1

30 65!~ 22 59 22 421! 50 72! 21 ,50! 33 5 8 ! 29,7 57,7

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Einfiu6 k6rperlicher Belastung ver und nacb Auftreten der _Masuginephritis. I. 503

7. oder 8. Tage nach der In jekt ion an und erreichte zwisehen dem 10. und 13. Tag das Maximum. Am 17.--18. Tage wurde er wieder normal. Die maximale Druckzunahme betrug 15--30 m m Hg, im Durchsehni t t 21 m m Hg (Tabelle 1). Gleichzeitig mit der Druckerh6hung t ra t eine Albuminurie auf mi t maximalen Wer ten yon 3--16~ zwischen dem 9. und 15. Tage p. i. Nur bei einem Kaninchen t ra t das Maximum stouter auf (Nr. 18). Urn den 20. Tag herum nahm die Albuminurie wieder ab und verschwand teilweise vollst~ndig. Der l~est-N stieg im akuten Stadium an und sank dann wieder, wobei freilich die Ausgangswerte vor der Nephrit is nicht erreicht wurden.

1 - -2 Tage nach Auft re ten d e r Albuminurie zeigte sich eine leichte H~maturie. Die maximalen Addis-Werte im 24-Std-Urin schwankten zwischen 200 000 und 630000 Ery throcyten . Die I-Is verschwand wieder mi t der Albuminurie.

2. Arbeitstiere I . (Arbeit 3 Tage vor In jekt ion des Entenserums bis zum Ausbruch der Ne10hritis. ) Die Tiere ver t rugen die Arbeit mit einer Ausnahme (Nr. 10) sehr gut. Ermiidungszeichen zeigten sich erst am 6. Tage 10.i., also kurz vor der klinisehen Manifestation der Nephri- tis. Bei Kaninchen Nr. 10 sank yore 9. Tage 1 o.i. das Gewicht s tark ab,

Serie

K. 1 K. 2 K. 11 K. 12 K. 18

K. 3 K. 4 K. 5 K. 10 K. 13 K. 17

K. 7 K. 8 K. 9

K. 14 K. 15 K. 16

Tabelle 2. Reststicksto]]werte (rag-%).

vor Serum- I~o r Naeh Seruminjektion inj ektion I Nephritis- im akuten

beginu Stadium ten Stadium

28,45

27,3 35,3

34,2

25,0

30,34

30,8

Ruhetiere.

- I 94,08

- - i 50,7 - - : 31,01

Arbeitstiere I.

- - 54,4 27,6 47,1 31,7 42,6 - - 42,0 - - 42,6

Arbeitstiere II.

- - 46,0 - - 41,7

- - 53,1 32,0 46,8 - - 43,5

n a c h d e m a k u -

42

42,9

37,5

28,8 21,6

30,8 31,1

u n m i t t e l b a r v o r T o d

42,6 40,6 39,2 37,8 39,2

38,1 43,1 20,6 42,6 21,0 35,4

41,4 40,8 42,8

(3 Tage vor Exitus)

34,2

32,5

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504: B. ST~I~rA~ und P. KAVrMA~:

gleiehzeit ig zeigten sieh Ersch6pfungszeiehen bei der Arbei t , FreBun- lust , eine Oligurie und eine s t a rke Diarrhoe. Das Tier s ta rb am 11. Tage p . i . Bei den t ibrigen Tieren blieb das K6rpergewich t w/ihrend der Be- las tungsper iode kons tan t . Es zeigte sieh lediglich, wie bei den g u h e t i e - ren, im aku ten S tad ium der Nephr i t i s - - also schon nach Wiederauf - hSren der Arbe i t sbe las tung - - eine leichte vor i ibergehende Gewiehts- abnahme. Die Ur inmenge wies ~thnliche Sehwankungen auf wie bei den Ruhet ieren.

Der B lu td ruek wurde in al len FMlen w/ihrend der Arbe i t ges te iger t : naeh der Belas tung in der Trommel war er durchsehni t t l ieh um 8 - -10 m m H g hSher als in Ruhe. Der nephr i t i sehe Blu td ruekans t i eg zeigte sieh bei Nr. 10 und 13 schon a m 5. Tag p. i . , be i den i ibrigen Tieren am 7. und 8. Tage, also zu gleieher Zei t wie bei den Ruhet ieren. Die Zunahme be- t rug im Durehsehn i t t 30,5 m m Hg, sie war also hSher Ms bei den Ruhe- t ieren (Tabelle 1). Bei Nr. 10 sank er kurz vor dem Tod naeh einer ziemlieh s t a rken Ste igerung plStzlieh ab. Die Albuminur ie t r a t zu der- selben Zeit auf wie bei den Ruhe t i e ren und verhie l t sich auch quant i - t a t i v gleieh, sank aber raseher wieder auf niedrige W e r t e ab. Bei vier Tieren versehwand sie vollst/~ndig.

Tabelle 3. Hiimaturie: Erythrocyten in der 24-Std-Urinmenge (gez~hlt nach ADDIS).

Serie ] Auftreten

Vor der der Serum- injektion I H~maturie

Tag

J-I6ehste ~,Verte in der akuten Krankheitsphase

einzelnes Dutch- Tier sehnitt

Vor Exitus

2--5 Tage am vorher Todestag

K. 1 K. 2 K. 11 K. 12 K. 18

K. 3 K. 4 K. 5 K. 10 K. 13 K. 17

K. 7 K. 8 K. 9 K. 14 K. 15 K. 16

2200

20400

4800

5000

10. 9.

10. 11. 27.

9 .

12. 9. 5. 9.

11.

12. 15. 11. 10. 11.

9.

t~uhetiere. 630000 200000 510000 330000

7oooo i

Arbe~stiere I. 2220000

285000 840000

1160O00 1320OOO

720000

Arbe~s~ere 900000 130000 220000 66000O 375000 810000

348000

1090000

[

II.

515000

m

60000 50000

150000 70000

195000 210000 210000

1160000

210000

360000 330000 210000

§

§ §

I

m _

§

§ _ L

(+)

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EinfluB k61perlicher Belastung vor und nach Auftreten der Masuginephritis. I. 505

Die H~maturie war im akuten Nephritisstadium st/~rker als bei den Ruhetieren und Arbeitstieren I I , d. h. 240000--2220000 Erythrocyten im 24-Std-Urin. Bei Nr. 10 t ra t die H~maturie mit der Albuminurie schon am 5. Tage p. i. auf. Nut bei der H/~Ifte der Tiere verschwand die H/~maturie bis zur TStung. Der Rest-N erreichte im akuten Nephritis- stadium Werte yon 42--54,4 rag-% und sank dann bis zum 30. Tage p.i. auf 20,6--43,1 rag-%.

3. Arbeitstiere I I . (Arbeit vom Nephritisbeginn an bis zum Tode der Tiere.) Die Tiere wurden vom 8. Tage p.i. an t~glich einmal be- lastet. Sie liefen yon Anfang an schlechter als die Arbeitstiere I und mufiten kiirzer be]astet werden. Zeitweise zeigten sich starke Er- schSpfungszeichen. Nr. 9 starb am 27. Tage p. i. und Nr. 15 am 26. Tage p. i. unter krampfart igen Zuckungen. Nr. 8 und 15 hatten (3deme an den Extremit~ten. Bei allen Tieren war yore Arbeitsbeginn an eine deut- lithe zunehmende Gewichtsabnahme bis zum Tode festzustellen. Vom 19.--21. Tage an fraBen die Tiere sehlechter als die anderen und tranken mehr Wasser. Die Urinmenge zeigte ~hnliehe Schwankungen wie bei den andere~ Tieren, bei 3 aber (Nr. 8, 9 und 15) kam es vor dem Tode zu einer auffallenden Oligurie nnd Zunahme der (}deme.

Der Blutdruck nahm 20--50 mm Hg, im Durchsehnitt 29,7 mm Hg zu (Tabelle 1). Die Hypertension b]ieb bei 2 Tieren bis fast zum Tode bestehen (Nr. 7 und 14), auch bei Nr. 16 sank sie ziemlich sp~t ab. Durch- sehnittlich sank der Blutdruck nach der Nephritis auf niedrigere Werte ab als bei den beiden anderen Gruppen. Auch in dieser Serie t ra t w/~h- rend der Arbeit ein Druckanstieg auf. I m akuten Nephritisstadinm war dieser arbeitsbedingte Druckanstieg geringer als bei den Arbeitstieren I, nach Riickgang der nephritischen Hypertension war er wieder grSfier. Um den 20. Tag p . i . war oft keine Drucksteigerung nach der Arbeit festzustellen, manchmal lag der nach der Arbeit gemessene Druckwert sogar tiefer als der Ruhewert. Nur bei Nr. 7 und 14, die die Arbeit am besten vertrugen, t ra t kein Druekabfall unter den Ruhewert auf.

Die Albuminurie erreichte ebenfalls am 9--10. Tage p. i. den HShe- punkt (3,5--11,5~ I m Gegensatz zu den Arbeitstieren I sank aber die Albuminurie nur vortibergehend ab, um in den letzten Tagen wieder anzusteigen. Die tt~Lmaturie t ra t parallel zur Albuminurie auf, erreichte aber nicht so hohe Werte wie bei den Arbeitstieren I (130000--900000 Erythrocyten im 24-Std-Urin). Auffallend war das Fehlen einer H~mat- urie bei Nr. 9 ante exitum, obschon ein starker Eiweil3anstieg mit Cylindern auftrat.

Der Rest-N verhielt sich auf dem HShepunkt der Nephritis ~hnlich wio bei den Arbeitstieren I, d.h. es fanden sieh Werte yon 41,7--53 rag- %, Nachher fiel er ab auf normale Werte, um ante exitum meist wieder anzusteigen.

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506 B. STnI~MA~ und P. K_~vr.,~A~:

lI. Pathologisch-anatomische BeIunde. A. Organgewichte (Tabelle 4).

Die Einzelwerte der absoluten und relativen Organgewichte sind in Tabelle 4 zusammengestellt. Das relative Organgewicht bezieht sich dabei auf das KSrpergewicht der Tiere vor Beginn der Versuche, da die Arbeitstiere einen starken Gewichtsverlust erlitten.

Das absolute und relative Gewicht des Herzens, der Nieren, der Lebcr und der Lungen ist bei den Arbeitstieren ][I gr5Ber als bei den Arbeitstieren I und meist auch bei den guhetieren. Es handelt sich bei di'eser Gewichtszunahme vermutlich bei den Lungen, der Leber und wahrscheinlich zum Teil auch der Hieren um Stauungserscheinungen. Bei den Lungen yon 2 Kaninchen (Nr. 9 und 15) spielen auBerdem pneumonische Prozesse und eine AbsceBbildung mit eine Rolle. Die Gewichtszunahme des Herzens ist allem Anschein nach die Folge einer Hypertrophie auf der Basis der Hypertension und Arbeitsbel~stung. Es

Tabelle 4. Organgewichte [absolut (g) und relativ zum Anfangsk5rpergewicht].

Herz I Nieren

......... abs. I re1. I abs. [ .

]~. ] 2,920 [[ 8,7 K. 21 2,830 8,0 K. 11 2,310 5,8 K. 12 3,370 [ 8,8 K. 18 3,960 8,4

Durch- I schnitt 3,078 7,94

K. 3 3,320 9,5 K. 4 3,280 7,8 K. 5 3,120 7,6 K. 10 2,770 5,95 K. 13 3,630 8,3 K. 17 3,280 7,7 Durch- schnitt 3,233 7,8

~. 7 2,940 I lO,O K. 8 3,410 ] 11,8 K. 9 3,220 I 8,6 K. 14 3,080 I 9,6 K. 15 3,570 ] 11,9 K. 16 3,340 I 8,3

i Durch- sehnitt 3,260 ] 10,0

Leber

abs. ! tel.

l~uhetiere. 0,0029 I 7,8 0,0026 151 i 0'0028 7,8 0,0027 91 I 0,0025 ] 8,4 I 0,0036 112 0,0026 I 12,0 10,0035 102 0,0022 10,9 ~ 0,0029 115

I

Arbeitstiere I. 125 95

105 70

100 75

95,3!

115 160 145 85

151 92

127

0,0028 10,7 10,0032 0,0023 8,4 0,0025 0,0024 8,3 0,0026

9,0 0,0032 0,0021 0,0023 10,7 0,0029 0,0023 10,1 0,0028

!

0,00237 9,53 0,00287 I

Arbe itstiere II. 0,0034 ] 12,1 0,0041 0,0035 J 11,0 0,0032 0,0026 9,6 0,0029 0,0031 10,5 0,0034 0,0033 11,2 0,0031 0,0025 9,8 0,0029

Lungen

abs. rel.

0,052 24,7 0,0085 0,032 11,8 0,0041 0,048 9,7 0,0042 0,030 13,0 0,0038 0,028 11,0 0,0029

0,038 14,04! 0,0047

0,037 14,3 0,0043 0,028 12,5 0,0038 0,033 20,0 0,0064 0,025 8,9 0,0032 0,027 11,4 0,0032 0,022 13,2 ] 0,00r

0,002871 13,4 0,00415

0,039 18,0 0,0061 0,046 14,9 0,0043 0,045 23,0 0,0065 0,027 10,6 0,0034 0,042 21,9 0,0061 0,027 10,6 0,0031

0,0377 16,5 10,00491

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Einflul3 kSrperlieher Belastung vor und naeh Auftreten der lV[asuginephritls. I. 507

ist bemerkenswert, dab die Arbeitstiere I, die im gesamten ungef~hr dieselbe muskul~tre Leistung vollbrachten, kein erhShtes Herzgewicht aufwiesen, ja das absolute und relative Herzgewieht war im Dureh- sehnitt sogar etwas niedriger als das der Ruhetiere.

B. Histologische Be/unde.

1. Ruhetiere. Bei 2 Tieren (Nr. 2 und 12) bestand eine ausgesprochen schwere chronische Glomerulonephritis mit vergrSl3erten oder binde- gewebig umgewandelten Glomeruli. Diese waren meist blutarm und zum Tell zellreieh. Es bestanden starke Kapselwucherungen mit typi- schen Halbmondbildungen. Die Kapselverdickungen waren oft infil- triert mit Leukocyten, Lymphocyten und P]asmaze]len, ebenso das deutlich vermehrte Interstitium. Die Tubuli waren teilweise atrophiseh, besonders in der Umgebung der vergrSBerten Glomeruli, und teilweise erweiterL Verfettungen waren selten. An einigen Stellen hatte es Blutungen. Die iibrigen drei l~uhetiere zeigten leichtere Nephritis- verKnderungen.

tIerz, Leber, Lungen und Gehirn waren normal, nur Nr. 1 und 2 zeigten eine Hyperi~mie der Leber.

2. Arbeitstiere I. Bei dieser Gruppe waren die Nierenver/~nderungen durchwegs gering. Es bestand das Bild einer leichten, meist subakuten Glomerulonephritis. Die Glomeruli waren meist wenig vergr5gert, ordentlich bluthaltig und der Zellgehalt wenig vermehrt und aueh die Kapselverdickungen nahmen nur hie und da eine deutliehe Form an. ])as Interstitium war teilweise zart, teilweise etwas vermehrt mit ge- ringer Infiltration. Die Tubuli zeigten manchmal eine leiehte Schwel- lung, manehmal auch eine Atrophie. Herz, Leber, Lungen und Gehirn waren normal.

3. Arbeitstiere I I . Zwei Tiere (Nr. 7 und 16) zeigten eine mittel- schwere Glomerulonephritis. Die Glomeruli sind zellreieh, mit miiBigem Blutgehalt, einzelne Capillarschlingen sind hyalin entartet. Stellen- weise sind die Glomeruli bindegewebig verKndert. Die Kapselwuche- rungen mit Infiltration sind h/~ufig, wenn auch nicht so stark wie bei den Ruhetieren. Das Interstitium ist teilweise vermehrt und enth/~lt einige Blutungen. Die Tubuli zeigen Khnliche Ver/~nderungen wie bei den l~uhetieren. Die iibrigen Tiere zeigen eine leichtere Glomerulonephritis.

H~ufiger sind in dieser Gruppe Veri~nderungen der iibrigen Organe. Bei mehreren Tieren finder sich eine Stauungsleber, stellenweise mit Fettinfiltration. Nr. 9 und 15 zeigen pneumonische Ver/~nderungen, Nr. 15 mit einem Lungenabsceg. Nr. 7 hat eine Stauungslunge. Das Herz zeigt histologiseh keine wesentlichen VerKnderungen, ws das Gehirn oft etwas hyperiimisch ist.

Page 9: Der Einfluß körperlicher Belastung vor und nach Auftreten der Masuginephritis

508 B. STELNlVIAN~ und P. K ~ V ~ A ~ :

Besprechung der Ergebnisse. Wenn wir zuerst vergleichsweise die Ruhetiere und die Arbeitstiere ][

betrachten, so ergibt sich, dab der Verlauf der Nephritis klinisch im groBen und ganzen einen ~hnliehen Charakter hat, d. h. beide Gruppen iiberstanden die Nephritis gut und die Nephritiserscheinungen traten ungef~hr in gleicher Weise auf, wenn auch in quantitativer Beziehung leichte Unterschiecie auftr~ten. (Eine Ausn~hme maeht nut d~s Ka.nin- chen Nr. 10, das yon Anfang an die Belastung schlecht vertrug und am 11. Tag p. i . , also kurz nach Auftreten der :Nephritis an einer tIerz- insuffizienz starb.) Das K6rpergewicht zeigte bei beiden Gruppen eine voriibergehende leichte Abnahme im akuten Stadium der Nephritis und der P~es~-N-Anstieg ging naeh Ablauf der akuten Nephritis wiedel ~ zuriick, wobei bei den Arbeitstieren [ die Werte vor dem Tode durch- schnittlich tiefer lagen als bei den Ruhetieren. Die Albuminurie hielt sich in derselben GrSl~enordnung und verschwand meis~ g~nzlich his zum Tode. Bei den Arbeitstieren I war der giickgang etwas schneller als bei den Ruhetieren. Die H~maturie war bei den Arbeitstieren I deutlich starker als bei den guhetieren. Bei diesen verschwand sie mi t einer Ausnahme vollst~indig, w~hrend bei den Arbeitstieren I vor dem Tode oft noeh eine leichte Vermehrung der Erythrocyten naehzuweisen war. Der Blutdruck stieg bei den Arbeitstieren I durchsehnittlieh h6her an als bei den Ruhetieren, bei beiden Gruppen kehrte er wieder zur Norm ~zuriick.

W~hrend, wie wit gesehen h~ben, der klinisehe Verlauf der Nephritis sich bei den Ruhe~ieren und Arbeitstieren nicht wesen~lich unterschied, war d~gegen die Diskrep~nz der an~tomisch-pathologischen Nieren~ befunde ~uffallend. :Bei den ~uhetieren sind 2 Kaninchen mit ziem- ]ich schweren chronischen nephritisehen Ver~nderungen und bei den iibrigen leichte bis mittelsehwere, wi~hrend bei den Arbeitstieren I die histologischen Ver~nderungen durehwegs leichter Natur sind. Wenn auch die Unterschiede nicht so krai~ und regelm~l~ig sind wie in den Versuchen yon B. STEI~MA~ und H. S T ~ I ~ _ ~ , so sind sie doch bemerkenswert. Der Grund ffir die quantit~tiv geringeren Unterschiede liegt unseres Erachtens darin, d~l~ in dieser Versuchsserie die Masugi- nephritis ganz allgemein einen weniger schweren Char~kter zeigte ~]s bei der friiheren yon B. und H. STEI~MA~. Die Unterschiede in der Verlaufsform kSnnen dementsprechend auch nur geringfiigiger sein.

Man kann also sagen, dal3 dutch die Arbeitsbelastung vor Ausbruch der Nephritis der klinische Verlauf ebensogiinstig war wie bei den Ruhetieren, dab aber die gfickbildung der Nierenver~nderungen oder vielleieht deren Schweregrad iiberhaupt durch die Arbeit giinstig beein- flui]t worden ist. MSglicherweise beruht das dar~uf, da{~ durch die Arbeit und die dadurch erh6hte Organdurchblutung eine wesentliche Isch~mie

Page 10: Der Einfluß körperlicher Belastung vor und nach Auftreten der Masuginephritis

EinfluB kSrperlicher Belastung vor und nachAuftreten derMasuginephritis. I. 509

verhindert wird, die ja nach Koch und MASUGr maggebend ffir die Kapselwueherung und Halbmondbildung ist. Fiir eine bessere Dureh- blutung der Glomeruli w~hrend der Nephritis sprieht die Tatsache, dab die Arbeitstiere I eine st~rkere H~tmaturie aufwiesen Ms die Ruhetiere, die auch l~nger anhielt. Die bessere Durchblutung kommt auch in der st~trkeren Drucksteigerung bei den Arbeitstieren I zum Ausdruek und im besseren g~ickgang der erhShten Rest-N-Werte. Dabei ist zu be- tonen, dab die Arbeitsbelastung hier nur vor dem Ausbruch der Ne- phritis stattfand, dab also das Herz w~hrend der Nephritis selbst ge- sehont und das Auftreten einer Herzinsuffizienz vermieden wurde. Trotzdem seheint sich der EinfluB der Arbeitsbelastung aueh im Ne- phritisstadium naeh Aufh6ren der Arbeit noeh in gfinstiger Weise aus- zuwirken.

Anders verhielten sieh die Arbeitstiere I I mit Belastung erst naeh Ausbrueh der Nephritis. Das KSrpergewieht sinkt bei allen Tieren stark ab, es kommt zu einer Herzinsuffizienz, die sich in 0demen und in einem Wiederanstieg der nach l~iickgang der nephritischen Sym- ptome abgesunkenen Albuminurie 5ugert. Der Rest-N zeigt im Gegen- s~tz zu den l~uhe- und A~-beitstieren I einen doppelten Anstieg, einma] wghrend der akuten Nephritis und dann wieder nach vortibergehendem Abfall im Stadium der Herzinsuffizienz. Die HS~maturie ist weniger stark als bei den Arbeitstieren I. Der Blutdruek stieg durehsehnitttieh gleich hoeh an wie bei den Arbeitstieren I, also h~iher als bei den/~uhe- tieren, der Abfall war starker und lag fast immer unter dem Ausgangs- wert vor der Nephritis. Es ist das aueh eine Folge der Herzinsuffizienz. Die Mehrbelastung des I-Ierzens bei den Arbeitstieren I I kommt aueh in den hohen Herzgewiehten zum Ausdruek.

Der pathologiseh-anatomische Befund der Nieren zeigte zum Tell sehwerere Veri~nderungen als bei den Arbeitstieren I, allerdings er- reiehten sie nirgends das Ausmag wie bei den am st~rksten alterierten Nieren der t~uhetiere.

Die Arbeitsbelastung naeh Ausbrueh der Nephritis wirkt sieh somit, wie es erwartet wurde, sehr ungtinstig aus. Der klinisehe Verlauf der Nephritis wird kompliziert durch die arbeitsbedingte Herziiberlastung und Herzinsuffizienz.

Wir mSchten an Hand dieser Versuche nochmats - - wie schon friiher B. STEINMANN und It . STEINMANN - - auf d e n maBgebenden Einflug des Herzzustandes auf den Verlauf der experimentellen Nephritis hin- weisen, der das Krankheitsbild ver~ndert und wesentlieh mitbestimmt. Die klinisehe Erfahrung beim Mensehen zeigt ja genau dasselbe.

Es mug auffallen, wie versehieden sieh das t terz bei den Arbeits- tieren I und I I verhg, lt. Das eine Mal ist die Herzfunktion sehr gut,

Page 11: Der Einfluß körperlicher Belastung vor und nach Auftreten der Masuginephritis

510 B. STEI~SIA~S und P. KAUFMA~S:

Serie

Tabelle 5. Schweregrad der 7dstologischen Nierenbe]unde.

GroBe Glomeruli, gequollene

IKapsel Blutgehalt Zellgehalt

vermehr?~

Binde- gewebig umge -

wandelte Glomeruli

Kapsel- wucherung

Schwere- grad

K. 1 K. 2 K. 11 K. 12 K. 18

K. 3 K. 4 K. 5 K. 10 K. 13 K. 17

K. 7 K. 8 K. 9 K. 14 K. 15 K. 16

(+) + + +

+ + + (+)

+ (+) (+) +

(+) +

+ (+) + + +

+ +

lCuhetiere. (+) + +

--bis (+) + + + + +

--bis (+) n - T + + +

Arbeitstiere I. + + + + + + + ++ +

--bis (+) + (+) + + + +

Arbeitstiere II. + + + +

+ - - bis (+) + + + +

(+) - - + + + +

(+) + + + +

+ + +

(+) + + +

+ + + +

(+)

- - bis (+) + + +

+ + + +

(+)

(+) + +

+ +

+ - - bis (+)

+ +

+ +

! + + + +

+ ] + + + i" (+)

i +

i + + (+) + +

+ + (+) + +

(+) + +

das andere Mal kommt e s z u einer Insuffizienz, obschon bei beiden Ver- suchsserien die Arbeit fiber die meiste Zeit hin bei normalem l~uhebIut- druck erfolgt und nur wenige Tage eine Hypertension besteht, bei den Arbeitstieren II kaum li~nger als bei den Arbeitstieren I. Man kann daraus folgern - - wie das W. F ~ Y schon immer postuliert hat - - , dal~ die akut nephritische Hypertension, mit oder ohne Arbeitsbelastung, einen nur unbedeutenden Einflul~ auf das Auftreten einer Herzinsuffi- zienz hat. Man sicht ja auch zahlreiche Patienten mit einem chronischen Hochdruck, die jahrelang kSrperliche Arbeit verrichten, ohne an einer Herzinsuffizienz zu leiden. Die Drucksteigerung bei der akuten Ne- phritis ist demnach nur zu einem sehr geringen Tell mal~gebend fiir das Auftreten einer Herzinsuffizienz nach Arbeit. Das IIerz wird eben bei der akuten Nephritis meist auch geschiidigt (LA~G~DOR~r und PICK, WILLIAMS, W. FREY, B. STErSMA~N, AR~OL])), ob direkt durch einen parallelen Vorgang wie in der Niere, wie man das bei der Scharlach- nephritis sehen kann (B. ST~I~AN~), oder indirekt durch eine Vaso- constriction der C0ronargefi~13e (W. FRs,u soll hier nicht ausgefiihrt werden. M5glicherweise kommt es auch zu StoffwechselstSrungen, die dutch die beeintr~ehtigte Nierenfunktion ausgel6st werden, z . B . auf dem Boden einer Acidose.

Page 12: Der Einfluß körperlicher Belastung vor und nach Auftreten der Masuginephritis

EinfluI] k6rper]icher Belastung ver und nach AuRreten der Masuginephritis. I, 511

Tabelle 6.

Arbeitstiere I i Arbeitstiere II Ruhetiere (Arbeit vor Aushruch (Arbeit nach Aushruch 4er der Nephritis) Nephritis)

I~Jinischer Ver]auf

Pathologisch- anatomischer

Befund

Gfinstig (Heilung des ~kuten

Stadiums) Ungfinstig

(Oft Ausgang in schwere chronische Glomerulonephritis)

Giinstig Ungfinstig (I-Ieilung des akuten (Kompliziert durch

Stadiums) Herzinsuffizienz) Giinstig Ziemlich ungiinstig

(Meist nur sehr (Oft mittelschwere leiehte Nieren- chronische Glome-

ver~nderungen) rulonephritis, Herzhypertrophie)

Auf das interessante Verhalten des Blutdruckes und seine durch die Nephritis u n d Arbeitsbelastung bedingten Ver~nderungen m6ehten wir anschliegend an diese Arbeit noch ausf~hrlieh hinweisen.

Aus den relativ niedrigeren Addis-Werten der Arbeitstiere I I ist zu schliegen, daB durch die Arbeitsbelastung keine wesentliche Durch- blutungssteigerung der nephritisch ver/inderten Glomeruli mehr ein- tritt, so dal3 anseheinend die Isehamie nieht mehr beeinfluBt werden kann. Fiir diese Annahme sprieht der Umstand, dab die Glomeruli meist st~irkere Ver~nderungen zeigen als bei den Arbeitstieren I.

Zum Sehlug mSehten wir die Ergebnisse dieser Arbeit kurz tabel- lariseh zusammenstellen (Tabelle 6).

Z u s a m m e n ] a s s u n g .

1. Bei 12 Kaninchen mit Masuginephritis wurden Arbeitsversuehe durehgeffihrt. Die eine H~ilfte (Arbeitstiere I) wurde yore Tage der Seruminjektion bis zum Manifestwerden d e r Nephritis kSrperlich be- lastet, die andere H~lfte (Arbeitstiere I I ) vom Nephritisbeginn an bis zum Tode. Weitere 5 Kaninehen mit Masuginephritis wurden nicht belastet und dienten als Kontrolle.

2. Der klinisehe Verl~uf war bei den Ruhetieren und Arbeitstieren I sehr ~hnlich. Ein Unterschied bestand darin, dab bei den Arbeitstieren die H~maturie ausgesproehener war als bei den Ruhetieren, der Rgst-N starker zurfickging und der Blutdruek im ~kuten Nephritisstadium durch- schnittlieh starker anstieg. Bei den Arbeitstieren I I verschlimmerte sich nach Rfickgang der akuten Nephritiserscheinungen der Zustand durch das Hinzutreten einer Herzinsuffizienz. Es kam zu ErschSpfungs- zust~nden, ()demen, Absinken des Blutdruekes, Persistieren der Albu- minurie und Wiederanstieg des l~est-N ante exitum.

3. Die pathologisch-anatomischen Un~ersuchungen zeigten die schwersten Nierenver~nderungen im Sinne einer subakuten bis chroni- schen Nephritis bei den Ruhetieren, die ]eiehtesten bei den Arbeits-

z. exper. Med., Bd. 116. 35

Page 13: Der Einfluß körperlicher Belastung vor und nach Auftreten der Masuginephritis

532 B: ST~i~AN~ und P. KAUF~T~: Einflul~ kSrperlicher Belastung usw. I.

t i e r e n I , w i h r e n d die A r b e i t s t i e r e I I e twas wen ige r ausgep r~g te L i s i o .

n e n ze ig t en ~ls die R u h e t i e r e . Auf~erdem ze ig t en die A r b e i t s t i e r e I I

e in e rhShtes t t e r z g e w i e h t als Ze i chen e iner H e r z h y p e r t r o p h i e .

D i e V e r s u c h e e rgeben , dab d~s F e h l e n wesen t l i che r h i s to log i schen

N i e r e n v e r ~ n d e r u n g e n bei den Arbe i t s t i e r en , wie es z u m e r s t e n m a l y o n

B. u n d H . S ~ n I ~ f e s tges t e l l t w o r d e n ist, d e m Einfluf~ de r v o r Auf-

t r e t e n der Masug inephr i t i s a u s g e i i b t e n A r b e i t zuzusch re iben ist , wi~h-

r e n d d i e A r b e i t s b e l a s t u n g n a c h A u s b r u c h der N e p h r i t i s sich ungf ins t ig

auswi rk t .

4. E s wi rd fe rner ku rz a u f die B e d e u t u n g der s t~ rken Hi~matur ie

bei den A r b e i t s t i e r e n I u n d a u f das V e r h a l t e n des H e r z e n s be i der

N e p h r i t i s e inge t r e t en .

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Priv.-Doz. Dr. B. STEIN~A~N, Bern (Schweiz), Sulgeneckstr. 38.